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Mondschein

von

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Entscheidungen

Du hast den ganzen Tag überlegt. Wer ist für dich am Verdächtigsten?

Dir wird schnell klar: Du weißt es nicht.

Du warst die ganze Zeit bei dir im Haus und kannst es nicht gut beurteilen. Aus Trotz haust du einmal gegen dein Bett. Deine Verletzungen danken es dir, indem du sie sofort spürst. Komisch. In dem Erlebnis heute Nacht hast du dich hockend an einer Wand fortbewegt und jetzt kannst du nicht einmal stehen.

Du überlegst nochmal, was du alles gesehen hast. Ob die Wölfe, die nur kurz erschienen sind, vielleicht jemandem ähnlich sahen?

Nach einem kurzen Moment gibst du auf. Diese Gestalten haben keine Ähnlichkeiten mit jemandem aus dem Dorf. Am Abend soll es einen Toten geben. Wie kannst du von deinem Bett über Leben und Tod entscheiden? Wie kann das überhaupt jemand? Das Dorf will bestimmt nur einen Sündenbock, damit sie bei einem Versagen dennoch ihre Mühen beteuern können. Und vielleicht haben sie dabei Glück?

Du fragst dich ehrlich, was bei Tasui im Kopf ausgesetzt hat, um diese Methode vorzuschlagen. Und das Dorf begrüßt es noch. Es ist zum Heulen.

Als habe er deinen inneren Wunsch nach Ablenkung, weil dir das Kopfzerbrechen nichts bringt, gehört, kommt im nächsten Moment der Lehnsherr zu dir. Kurz nach seinem Auftreten in deinem Zimmer sprichst du jede eventuell unbewusst und nett gemeinte Tat von ihm sofort wieder ab. Du erinnerst dich an die Zeit, in der er dir unterstellte, das andere Elternteil deiner Tochter entweder verjagt oder umgebracht zu haben, um so eine Ermäßigung der Abgaben zu erbetteln, weil deine Ernte mal wieder nicht gut ausfiel, weil du zu faul wärst seiner Meinung nach.

Also erhoffst du innig, dass dem Lehnsherr in diesem Moment, sollte er wider deiner Erwartung deinen Wunsch nach Ablenkung gespürt und dir durch seine Anwesenheit helfen wollen, nun dein Wunsch nach Einsamkeit in sein Gesicht klatscht, in der Hoffnung, dass er wieder geht.

Dem ist nicht so, denn wie du bei seinem Eintreten keinen Funken von Nettigkeit erkennen konntest, tust du das jetzt auch nicht.

Die Bestätigung kommt, als der Lehnsherr keine Anstalten macht, den Raum wieder zu verlassen und sogar noch anfängt zu reden.

Angestrengt hörst du ihm zu. Auch ein bisschen beleidigt, weil seine Schuhe mal wieder den Dreck von draußen im ganzen Haus verteilen.

Als er endet, erwiderst du die Antwort, die ihn am meisten zufriedenstellt. Nämlich, dass du sein gutes Herz erkennst und dafür dankst, dass die Abgaben, sollte es nicht anders gehen, auch verspätet geleistet werden können.

Bei einem Todesfall kennt er keine Gnade, aber kaum liegt jemand wegen Wunden den ganzen Tag im Bett. Vielleicht ist er auch sentimental, weil sein Dorf gerade beschlossen hat, sich systematisch auszurotten. Oder er hat Angst, dass du eines von den höheren Wesen bist und sicherstellen will, dass du ihn nicht umbringst.

Der Lehnsherr geht wieder weg und mit ihm das Gefühl von Unbehagen, was dich zu dem nächsten Thema bringt, das es unbedingt zu regeln gilt: Deine Tochter muss verheiratet werden.

So schickst du sie zu dem Nachbarsjungen, dass dieser doch mal kommen möge.

Als dieser erschienen ist, wirkt es, als ob er weiß, was du willst. So kommt es, dass du, als du ihn fragst, ob er deine Tochter zur Braut nehmen will, unterdrückte Freude wahrnehmen kannst. Sowohl von ihm, als auch von der geschlossen Tür.

Das ist also endlich vom Tisch. Die Hochzeit soll in einigen Tagen stattfinden.

Es neigt sich dem Abend zu und ehe du dich versiehst, bist du wieder auf den Platz, wo der Anführer gewählt wurde. Gewählt wird heute auch, aber dem Gewinner wird eine noch größere Bürde aufgebunden.

Die Urne geht rum. Dieses Mal steht aber schon ein Name auf deinem Zettel.

Du betest, dass das keine falsche Entscheidung war...



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