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Tales of the real Ghostbusters

von

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Dead dogs life longer

Gemächlich schlendern der Mann und sein Hund die Stufen zur Brücke empor. Der englischen Bulldogge hängt die lange Zunge aus dem mit Sabber beschmierten Maul und sie gibt bei jedem Schritt ein schnaufendes Grunzen von sich, das aber nichts mit Altersschwäche oder dergleichen zu tun hat. Im Gegenteil, so drückt Bobby seine Freude über diesen schönen, sonnigen Aprilnachtag aus. Die angenehme Wärme weckt die Lebensgeister in seinem gedrungenen, kleinen Körper und er genießt den Spaziergang sichtlich. Mit seinem doch recht simplen Hundegehirn versteht er sowieso nicht, warum alle Menschen in letzter Zeit so ein Aufheben um diese Brücke machen. Bill Shelton, sein Herrchen, versteht das Ganze allerdings genauso wenig. Die teils wilden Geschichten, die man sich erzählt, wecken in ihm weder Furcht noch Vorsicht, hält er sie doch alle für Unsinn oder ein dummes Unglück, weil die Leute scheinbar nicht in der Lage sind auf ihre Hunde aufzupassen.
 

Von daher macht er sich keine Gedanken. Sollen die Leute doch behaupten was sie wollen, Bobby und er verstehen sich bestens und die Bulldogge hat auch noch nie einen seiner Befehle missachtet oder etwas Dummes getan. Daher setzen die zwei ihren Weg unbeirrt fort. Die Overtoun Bridge besteht aus weißgrauen Granitsteinen und stammt noch aus dem Jahr Achtzehnhundertfünfundneunzig. Sie ist fünfzehn Meter hoch, von dichtem Wald umgeben und heute nur noch für Fußgänger zugelassen. Vor etlichen Jahrzehnten fuhren hier noch Kutschen und Autos entlang, um zum Overtoun House am Ende der Brücke zu gelangen. Doch das einst so prunkvolle Hotel liegt schon lange brach und von daher hat man die Zufahrt gesperrt. Wanderer und insbesondere Hundebesitzer benutzen die Brücke und den Wald rundherum aber sehr gern, erst recht, weil sie hier keinen Verkehr fürchten müssen. Zudem bietet die Brücke eine herrliche Aussicht über Salem und andere kleine Orte New Hampshires, die noch nicht den erdrückenden Hall einer heranwachsenden Großstadt in Nacken tragen.
 

In der letzten Zeit sieht man aber immer weniger Leute mit ihren Hunden hier spazieren gehen, da sie um das Leben ihrer geliebten Begleiter fürchten. In den vergangenen Wochen kam es fast täglich zu einem Unglück, bei dem sich die Tiere ohne jegliche Vorwarnung von ihren Besitzern losrissen und dann einfach zum Rand der Brücke gerannt sind, nur aus dem einzigen Grund, sich die fünfzehn Meter in die Tiefe zu stürzen und eines qualvollen Todes zu sterben. Niemand konnte sich dieses seltsame Verhalten erklären, das vor keinem Hund haltzumachen scheint. Dabei spielt weder das Alter, noch die Rasse oder gar die Erziehung des Hundes eine Rolle. Sie gehorchten plötzlich ganz einfach nicht mehr und begangen diesen skurrilen Selbstmord. Verständlich das die Leute deswegen vollkommen fertig sind und sich nicht mehr mit ihren Tieren in die Nähe dieser verfluchten Brücke trauen.
 

Die schwer gezeichneten und unter Schock stehenden Besitzer haben alles Mögliche versucht, um herauszufinden, was ihre Lieblinge nur zu so einer sinnlos anmutenden Tat bewegt hat. Ganze Hundertschaften besorgter Bürger und Tierschützer haben tagelang die ganze Brücke von oben bis unten abgesucht und den Wald Zentimeter für Zentimeter durchkämmt, aber nichts gefunden, dass dieses Verhalten erklären könnte. Doch all diesen Geschichten zum Trotz macht sich Bill keine Gedanken, dass sein Bobby auf so eine absurde Idee kommen könnte. Und selbst wenn, würde es dem stämmigen Rüden selbst dann nicht gelingen, die brusthohe Brüstung der Brücke hinaufzuspringen, wenn er es wirklich aus tiefster Seele wollen würde. Dafür ist er einfach nicht gemacht und er hatte auch noch nie wirklich ein Interesse daran sich sportlich zu betätigen, weshalb er schon fast einer Kugel mit Beinen daran gleicht.
 

Etwa in der Mitte der Brücke machen die zwei dann eine Pause. Bill stellt sich an einen burgähnlichen Rundbogen, der die Brücke in gewissen Abständen ziert, steckt sich eine Zigarette an und betrachtet den üppig grünen Wald, während die englische Bulldogge alle Viere von sich streckt und sich auf dem kühlen Granitstein ausruht. Einige Minuten herrscht so friedliche Stille und die beiden hängen gewissermaßen ihren eigenen Gedanken nach. Dann jedoch hebt Bobby plötzlich und äußerst ruckartig den Kopf. Bill blickt weiterhin auf den Wald hinab und bemerkt davon nichts. Die Bulldogge legt nun den Kopf schief und spitzt die Ohren, lauscht in die Stille, die nur von einigen Singvögeln unterbrochen wird. Doch sie scheinen keineswegs sein Interesse geweckt zu haben. Lauschend legt der Rüde den Kopf auf die andere Seite und macht ein nachdenkliches Gesicht, das seinem faltigen, eher eingerückten Antlitz allerdings eher den Ausdruck ziemlicher Umnachtung verleiht.
 

Doch davon lässt sich das Tier nicht beirren und steht langsam auf. Mit gespitzten Ohren geht der Rüde zur Brüstung und stellt sich daran auf die Hinterbeine. Ein leises Winseln dringt an Bills Ohren und er blickt hinunter. Mit heraushängender Zunge blickt der Hund ihn an. „Na, mein Dickerchen. Willst du auch die Aussicht genießen?“, fragt er das Tier etwas belustigt, woraufhin der Hund fröhlich mit seinem Schweineschwänzchen zu wedeln beginnt, als hätte er genau verstanden, was sein Herrchen gesagt hat. Grinsend beugt sich Shelton hinab und nimmt den Hund auf die Arme, sodass er über die Brüstung blicken kann. „Hübsch, nicht?“, fragt er das Tier völlig beiläufig, als würde er sich mit einem anderen Menschen unterhalten. Da es diesen in seinem Leben aber nicht mehr gibt, hat er sich schon vor langer Zeit angewöhnt eben mit seiner Bulldogge zu reden. Sie kann ihm zwar nicht wirklich antworten, doch wenigstens hört sie ihm zu und meckert ihn nicht aus, so wie es seine Ex-Frau liebend gern gemacht hat.
 

Bobby´s Antwort besteht in einem erneuten Schwanzwedeln und einem grunzenden Laut. Dann hält er die Nase in die Luft und schnüffelt. Allmählich wird ihm der massige Hund doch etwas schwer und er will ihn wieder absetzen, doch der Rüde verfolgt einen anderen Plan. Mit gespitzten Ohren lauscht er ein letztes Mal, legt den Kopf noch einmal prüfend auf die Seite und dann windet er sich aus Bills Armen, ehe dieser ihn wieder auf den Boden setzen kann. Es gelingt dem Hund so auf die Brüstung zu kommen. Perplex starrt sein Herrchen ihn an. „Was tust du?“, will er von dem Rüden wissen. Dieser scheint jedoch völlig abwesend zu sein, dreht sich nicht einmal zu ihm herum, sondern starrt nur in den Abgrund. Bevor Bill realisieren kann, was passiert, macht der sonst so gleichgültig wirkende Hund einen Satz nach vorn und springt von der Brüstung!
 

Fassungslos blickt ihm der Mann hinterher, ehe ein Zucken durch seinen Körper jagt und er hastig das Ende der Leine ergreift. Im letzten Moment bekommt er es zu fassen. Schwer atmend blickt Bill über die Brüstung und sieht seinen Hund am Ende der Leine baumeln. Etwas hilflos strampelt das Tier mit den Beinen und gibt ein leichtes Röcheln von sich. Der Mann, dessen Haare in den letzten zwei Jahren langsam angefangen haben zu ergrauen, ist nicht zum ersten Mal froh darüber, dass Bobby nie der Typ Hund war, der ein Würgehalsband nötig hatte, sonst wäre er jetzt wohl trotz des beherzten Eingreifens seines Besitzers hinüber. Dennoch bemüht sich Bill schnellstens das Tier wieder nach oben zu ziehen, damit er sich nicht doch noch verletzt. Als er ihn wieder sicher auf dem Boden absetzt, schüttelt sich der Rüde etwas und blickt ihn dann schwanzwedelnd an, als wäre nichts gewesen.
 

Eine ziemliche Erleichterung macht sich in Shelton breit, scheint es seinem Gefährten doch gut zu gehen. Dennoch wird er ihn nachher wohl zum Tierarzt bringen, nur um ganz sicher zu sein. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, schimpft er den Rüden halbherzig aus, der nur fragend den Kopf auf die Seite legt. Von ihm wird er wohl keine Antwort bekommen, obwohl er sie jetzt wirklich bräuchte. Stattdessen antwortet ihm aber etwas anderes. Unter der Brücke wird auf einmal ein Geräusch laut. Es klingt irgendwie zornig und endtäuscht. Verwundert blickt Bill nach unten, doch im dichten Wald kann er nichts erkennen. Das Geräusch wiederholt sich, diesmal lauter. Es gleicht nun einem wütenden Knurren. Und nun kann der Mann auch ein merkwürdiges Licht zwischen den Bäumen erkennen. Es pulsiert und glüht in verschiedenen Farben. „Törichter Mensch, gib ihn mir!“, dringt eine abgrundtief böse Stimme plötzlich zu ihm hinauf. Unbekannte Angst erfasst Shelton und er weicht ruckartig von der Brüstung weg. „Nein!“, gibt er erschrocken von sich, dann schnappt er sich Bobby und rennt mit ihm davon, so schnell er kann…
 


 

Mit einem feucht-schlabbernden Geräusch gleitet die lange Zunge der Bulldogge über Raymonds Gesicht. Kichernd streichelt der Rothaarige dem Hund über den gedrungenen Kopf. Ein nachsichtiges Lächeln zeichnet sich auf Bills Gesicht ab, als der den Mechaniker kurz beobachtet, dann wirkt er wieder sorgenvoll und blickt die drei Kollegen des jungen Mannes hilfesuchend an. Nachdem, was er gestern auf der Overtoun Bridge erlebt hat, ist er sich sicher, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und hofft nun, dass die Geisterjäger eine Lösung dafür finden werden, wo es vorher doch Niemandem gelungen ist eine Ursache dafür festzustellen. „Mr. Shelton, führen Sie uns doch bitte zu der Stelle, an der sich das Ganze zugetragen hat.“, bittet ihn Egon und zieht sein PKE-Gerät hervor. „Sicher doch. Aber ich bin schrecklich nervös. Was, wenn es wieder passiert und ich Bobby diesmal nicht mehr rechtzeitig halten kann?“, bedrückt blickt er zu dem Hund hinunter, der sich inzwischen von Ray getrennt hat und nun schwanzwedelnd zu seinem Herrchen aufsieht.
 

„Ich denke, da können Sie unbesorgt sein. Wie Sie schon richtig festgestellt haben, wäre der Hund von allein sicher nie auf die Brüstung gekommen, von daher dürfte er sicher sein und zur Not sind wir ja alle da, um einzugreifen.“, versucht ihn Raymond zu beruhigen. Ein Seufzen entkommt dem leicht ergrauten Mann und er blickt etwas skeptisch auf seinen vierbeinigen Freund hinab. Dieser lässt fröhlich sabbernd die Zunge heraushängen und wedelt wieder mit dem kurzen Schwanz. „Ok, gehen wir…“, kommt es noch nicht ganz sicher von Bill, dann setzt sich die kleine Truppe in Bewegung. Alles wirkt sehr friedlich. Auch heute scheint wieder einladend die Sonne und es ist herrlich mild. Die Vögle singen aus voller Kehle, der Himmel ist blau mit einigen wenigen Schönwetterwolken und der üppig grüne Wald duftet würzig. Eigentlich der ideale Tag zum Spazierengehen, doch außer den fünf Männern und der Bulldogge ist hier weit und breit niemand zu sehen.
 

Langsam und aufmerksam bewegen sie sich fort und erreichen gut fünfzehn Minuten später die Stelle, an der beinahe das Unglück passiert wäre. „Da sind wir. Genau dort habe ich an der Brüstung gestanden und geraucht, während Bobby keine zwei Meter von mir auf dem Boden gelegen hat.“, berichtet Shelton und deutet auf die burgähnliche Ausbuchtung an der Brüstung. Prüfend begibt sich der Tüftler an dieselbe Stelle und bewegt suchend sein PKE-Gerät durch die Luft. Allerdings macht die Nadel der Anzeige nicht wirklich Anstalten sich zu bewegen, zuckt nur ganz leicht auf und ab, doch das kann man nicht als ein Signal werten. „Hm…“, gibt der Blonde nachdenklich von sich und wendet sich zu den anderen um. „Noch kann ich keine geisterhaften Aktivitäten feststellen…“ Erleichterung macht sich auf Bills Gesicht breit. „Heißt das dann, dass dieses Ding weg ist?“, fragt er hoffnungsvoll.
 

„Es könnte möglich sein. Doch nachdem, was Sie uns erzählt haben und was hier alles passiert ist, müssen wir wohl eher davon ausgehen, dass dieses Wesen nur auf einen geeigneten Augenblick wartet, um zuschlagen zu können. Und da Sie und Bobby mittlerweile die Einzigen sind, die sich hier noch aufhalten, bin ich sicher, dass das Wesen alles daransetzen wird, den Hund in die Finger zu bekommen.“, entgegnet ihm der Rothaarige. „Das sehe ich auch so. Diese Anomalie wartet geduldig ab, weil ihr vielleicht nichts anderes übrigbliebt. Vermutlich dienen ihr die Hunde als Nahrung oder Energiequelle, aber das ist unmöglich zu sagen, solange wir nicht bestimmen können, um was es sich genau handelt.“, ergänzt Egon. Bill ist anzusehen, dass ihm diese Antwort keineswegs gefällt, aber ändern kann er sie ja auch nicht. Seufzend lässt er die Schultern hängen.
 

„Ok, dann warten wir einfach ab und rauchen eine.“, meint Peter schließlich, woraufhin ihn seine Kollegen irritiert ansehen. „Von uns raucht doch aber keiner, Venkman. Oder willst du damit jetzt allen Ernstes anfangen?“, fragt ihn Winston. „Natürlich nicht. Ich meinte viel mehr, dass Mr. Shelton eine rauchen soll. Wir machen alles so, wie zum Zeitpunkt des Vorfalls, um ausschließen zu können, dass wir das Vieh anlocken und nicht der Hund. Wir halten uns im Hintergrund und beobachten das Ganze, bis etwas passiert und dann sehen wir weiter.“, erläutert der selbsternannte Chef und sieht zu Bill hinüber. „Von mir aus. Wenn es euch hilft? – Ok Bobby, leg dich schön hin.“, weist er den Hund an. Dieser reckt sich gähnend und lässt sich dann mit ausgestreckten Beinen auf den Bauch sinken, während Bill eine Zigarette hervorholt und sich an die Brüstung stellt.
 

Mit der Kippe zwischen den Lippen dreht sich Shelton noch einmal zu den Geisterjägern herum und betrachtet sie etwas unsicher. Die Jungs haben sich derweilen an die gegenüberliegende Brüstung zurückgezogen, also sieht er noch mal zu seinem Hund. Bobby hat mittlerweile die Augen geschlossen und döst grunzend im Sonnenlicht. Tonlos seufzt Bill, holt sein Feuerzeug hervor und zündet seine Zigarette an. Gedankenverloren blickt er wie gestern über den Wald hinweg, während sich sein blaugrauer Rauch in alle Winde zerstreut. Mit jeder Minute die vergeht, bekommt er immer mehr das Gefühl, dass es nicht klappen wird. Das einfach nichts passiert und die vier Männer wieder abziehen werden. Als er beim Filter der Zigarette ankommt, versucht er sich langsam mit diesem Gedanken anzufreunden und auch mit dem, sich eine andere Route zum Gassigehen zu suchen. Langsam drückt sich Bill von der Brüstung weg, lässt den glühenden Stummel fallen und zerdrückt ihn mit dem Hacken. In diesem Moment öffnet Bobby ruckartig die Augen…
 


 

Der Bulldogge entkommt ein überrascht wirkendes Grunzen. Er legt den Kopf erst auf die linke Seite, dann auf die rechte und lauscht. „Ich glaube, es geht los…“, entkommt es Winston. Seine Stimme ist zu einem Flüstern gedämpft, als wolle er verhindern, dass der Hund sich von ihm ablenken lässt. Die Augen der Geisterjäger richten sich starr auf den Hund und Bill verharrt wie angewurzelt auf seinem Platz an der Brüstung und blickt stur weiterhin in den Wald. Noch einmal dreht Bobby den Kopf hin und her, dann steht er langsam auf. Mit einem Schwanzwedeln trottet er zur Brüstung hinüber, stellt sich auf die Hinterbeine und legt die Vorderbeine gegen den Granitstein. Er gibt ein Winseln von sich, um die Aufmerksamkeit seines Herrchens zu bekommen und dieser wendet ihm unsicher den Blick zu.
 

Bill betrachtet ihn, doch seine Worte richtet er an die Geisterjäger. „So war es auch beim letzten Mal und dann habe ich ihn hochgehoben, weil ich dachte, dass er auch ein bisschen die Aussicht genießen wolle…“ Nun sieht er die vier Männer an. In seinem Blick liegt etwas, als wolle er sagen: ‚Hört sich verrückt an, oder? Aber Hundebesitzer sind nun mal komisch…‘ Er zuckt mit den Schultern, was seinen Blick unbewusst noch unterstreicht. Allerdings halten ihn die Jungs nicht für verrückt. Allein schon durch ihre Arbeit wissen sie, dass Menschen zu den faszinierendsten Ideen in der Lage sind. Ganz besonders Haustierbesitzer oder Eltern, auch wenn das nichts mit etwas Übernatürlichem zu tun haben muss. „Heben Sie ihn diesmal nicht hoch. Vielleicht gelingt es uns so das Wesen aufzuspüren.“, rät ihm Peter. Shelton nickt langsam und blickt zu Bobby hinunter, der mit heraushängender Zunge schwanzwedelnd dasteht und ihn mit großen Augen ansieht, fast so, als wolle er um ein Leckerli betteln.
 

Vorsichtig nähert sich Egon der Brüstung und hält wieder prüfend sein PKE-Gerät in die Luft. Die Nadel steigt ruckartig in die Mitte der Anzeige. Dann gibt der Hund ein ungeduldiges Bellen von sich und versucht an der Brüstung hochzuspringen. Es fällt Bill sichtlich schwer nicht darauf einzugehen, dennoch schweigt er und betrachtet sich das merkwürdige Verhalten seines Hundes. Dieser wird immer ungeduldiger und sein Bellen nachdrücklicher. In diesem Moment schnellt die Nadel des PKE-Geräts so heftig ans Ende der Anzeige, dass es einen Kurzschluss gibt. Überrascht betrachtet der Tüftler das feine Rauchfähnchen, das aus dem Gehäuse aufsteigt. „Faszinierend…“ Doch weiter kommt er in seinen Gedanken nicht, da springt Bobby an seinem Bein hoch, wohl in der Hoffnung, von ihm mehr Beachtung zu bekommen, als von seinem Herrchen. Mit einer Mischung aus Abweisung und Überforderung blickt Egon auf die Bulldogge hinunter.
 

Das Tier scheint schnell zu merken, dass es bei dem Blonden wohl an der falschen Adresse ist, weshalb es seine Bemühungen einstellt. Stattdessen stellt sich Bobby wieder auf alle viere, lauscht kurz und rennt dann plötzlich den Weg zurück, den sie gekommen sind. Für einen Sekundenbruchteil erstarren alle in ihrer Position. Scheinbar versucht Bobby nun einen anderen Weg zu diesem Wesen zu finden und will zum Aufgang der Brücke. „Haltet ihn!“, brüllt Venkman schließlich und holt sie alle wieder in die Wirklichkeit zurück. Schnell sprinten sie hinter der Bulldogge her, doch es ist nicht allzu schwer, sie einzuholen, mit ihren kurzen Beinen und dem gedrungenen Körper. So kommt der Hund keine fünf Meter weit, ehe Ray das Ende der Leine zu fassen bekommt und ihn zurückhält. Überrascht blickt sich der Hund nach ihm um und zerrt dann nachdrücklich an seiner Leine, doch der Mechaniker bleibt stillstehen, auch wenn er verblüfft von der Kraft ist, die in diesem kleinen Hund steckt.
 

„Du meine Güte! Was auch immer das ist, es verändert meinen Bobby vollkommen…“, kommt es kopfschüttelnd von Bill, als er Ray die Leine abnimmt. „Das ist nichts Ungewöhnliches. Diese Fähigkeit besitzen sehr viele Gestalten. Doch es ist wirklich perfide, mit welcher Hartnäckigkeit es versucht, dem Hund die Lebensgeister auszuhauchen…“, erwidert der Mechaniker traurig. „Raymond! Sieh dir das bitte mal an!“, ruft ihm Egon plötzlich zu. Der Tüftler hat sich nicht am Wiedereinfangen des Hundes beteiligt, sondern weiterhin die Stelle an der Brüstung untersucht. Nun scheint er etwas Interessantes gefunden zu haben. Schnell kommen die anderen zu ihm zurück. Bill würde sich das Ganze auch gern ansehen, doch Bobby stellt sich so stur, dass er ihn nicht vom Fleck bekommt.
 

„Hast du etwas gefunden, Egon?“, ruft der Rothaarige ihm schon von weitem zu. Nachdrücklich legt sich der Tüftler jedoch einen Finger auf die Lippen, um ihm anzudeuten, leiser zu sein. Etwas überrascht macht Ray den Mund wieder zu und stellt sich neben ihn. Spengler deutet mit dem Finger in den dichten Wald unterhalb der Brücke. Angestrengt versucht der Jüngere etwas in dem undurchdringlichen Grün und Braun auszumachen. Bevor er jedoch etwas sehen kann, vernimmt er ein Geräusch, das sich stark wie das Knurren eines großen Raubtiers anhört. Winston und Peter blicken nun auch hinab und plötzlich wird ein Glimmen zwischen den Bäumen sichtbar. „Dumme Menschen…!“, haucht eine tiefe Stimme zu ihnen empor und zwei rote Augen leuchten zornig auf. „Habt ihr das gerade auch gesehen?“, fragt der Brünette irritiert. „Aber so was von…“, erwidert ihm Winston.
 

„Wisst ihr jetzt, was es ist?“, fragt Bill und zerrt seinen bockenden Hund mühevoll hinter sich her. „Noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit. Doch es könnte sich wohlmöglich um einen Dämon handeln, der versucht einen Weg aus der Unterwelt in diese Welt zu finden.“, entgegnet ihm der Blonde. „Das denke ich auch. Und um das zu schaffen, braucht er jede Menge Energie, die er selbst wohl nicht hat. Daher versucht er mit Hilfe der Lebensenergie der Hunde ein Portal zu öffnen. So wie es scheint, braucht er dafür mit Sicherheit auch nur noch ein Tier, weshalb er umso bemühter ist, Bobby in die Finger zu bekommen.“, ergänzt der Mechaniker. Erschrocken versucht Bill das alles zu verarbeiten, während sein Hund weiterhin darum bemüht ist, einen Weg nach unten zu finden. „Könnt ihr denn verhindern, dass das passiert? Ich meine, ich weiß ja jetzt, das dort etwas ist. Doch wenn sich wieder erwartend doch mal ein anderer hierher verirrt, dann kommt dieser Dämon doch durch das Portal, oder?“
 

„Das stimmt. Daher müssen wir versuchen, das zu verhindern. Ich denke mal, dass wir dieses Biest einfangen können und dann den möglichen Durchgang verschließen, damit es nicht wieder passiert.“ Peters Stimme klingt ganz so, als wäre er sich da ganz sicher und würde lediglich die weitere Vorgehensweise erläutern. Doch eigentlich ist es mehr eine getarnte Frage, weshalb er zu Egon hinübersieht und sich Bestätigung erhofft. Der hochgewachsene Mann nickt nur stumm, als wolle er Peters Autorität vor ihrem Kunden nicht infrage stellen. Eine gewisse Dankbarkeit schlägt sich in den grünen Augen des Anführers nieder, die aber schnell wieder von Ernsthaftigkeit verdrängt wird. „Mr. Shelton, bleiben Sie mit Bobby hier. Wenn es geht, so dicht wie möglich an der Brüstung. Doch sehen Sie nicht über den Rand! Der Dämon soll lediglich denken, dass er noch eine Chance hat. Wir gehen in den Wald hinunter und versuchen das Vieh zu beseitigen.“
 


 

Während die Bulldogge und ihr Herrchen sich halbherzig darum streiten, wo es nun hingeht, erreichen die Jungs den Treppenaufgang der Brücke. Doch sie benutzen ihn nicht, sondern nehmen den ausgetretenen Pfad auf der gegenüberliegenden Seite, um in das Waldstück zu kommen, in dem sie den Dämon ausgemacht haben. Die Sonne scheint hell und angenehm, doch als sie in den Schatten der Brücke und der Bäume treten, wird es schlagartig dunkel und mehrere Grad kühler; wie ein zarter Morgen, der noch halb mit der Nacht im Kampf liegt. Prüfend zählen sie die burgähnlichen Ausbuchtungen der Brüstung, damit sie die richtige Stelle wiederfinden. Um den Überraschungsmoment nicht zu zerstören, bleibt das Ersatz-PKE-Gerät ausgeschaltet. Allerdings stellt sich heraus, dass sie gar keine Hilfsmittel benötigen, um die richtige Stelle zu finden, denn schon in einiger Entfernung ist die Luft so statisch aufgeladen, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen und man von einem ganz beklemmenden Gefühl übermannt wird.
 

Unweigerlich schüttelt sich Raymond. „Oh Mann, das ist ja richtig unheimlich…“, gibt er von sich. Seine Stimme wirkt in der bedrückenden Stille hier unten völlig fehl am Platz. Nicht einmal das Singen der Vögel ist hier zu hören, obwohl es am Waldrand eben noch vollkommen deutlich war. Die Anwesenheit des Dämons scheint diesen Teil der Brücke jedoch so einzunehmen, das er wie ein in sich abgeschlossener Bereich wirkt, der jegliche Verbindung zur Außenwelt verloren hat. Vorsichtig nähern sich die Ghostbusters noch ein Stück. Neben ihnen erstreckt sich nun die Stelle, von der sie nach unten gesehen haben. Direkt vor ihnen befindet sich ein Rundbogen in der Brücke. Diese Aussparung ist fast zehn Meter hoch und dennoch ist sie bis zur Hälfte mit Sträuchern und kleinen Bäumen aufgefüllt, sodass nur ein schmaler Streifen Licht hindurch fällt.
 

Die Präsenz des Dämons ist hier jedoch förmlich greifbar, sodass die Jungs vermuten, dass sich der Zugang zur Unterwelt in diesem Rundbogen befinden muss. Förmlich im selben Atemzug bestätigt sich diese Vermutung, als das rote Glühen der Augen wieder sichtbar und ein verstimmtes Fauchen laut wird. „Gebt mir diese niedere Lebensform und verschwindet, elende Menschen!“, tönt es zornig aus dem Rundbogen hervor. „Vergiss es, Freundchen! Aber wir haben dir etwas viel Schöneres mitgebracht!“, höhnt Peter und greift zum Protonenstrahler. Seine Kollegen tun es ihm gleich und gemeinsam schießen sie auf das Etwas im Rundbogen. Die Luft an dieser Stelle beginnt zu wabern, so als wäre die Aussparung in der Brücke nur ein Hologramm auf einer Leinwand, die durch den Beschuss nun in Bewegung geraten ist. Zudem fangen die ziemlich trockenen Sträucher und Bäume fast augenblicklich Feuer, das den weißlich-grauen Granit der Stützen schwarz versenkt.
 

Eigentlich müsste man jetzt denken, dass der Dämon sich zurückzieht, aus Angst vor dem Unbekannten, doch dem ist nicht so. Stattdessen scheint er schnell zu merken, dass die unbekannte Energie dieser merkwürdigen Waffen ihm nicht unbedingt schadet, sondern vielmehr den Durchgang für ihn öffnet. „Ja! Ja! Mehr!“, dringt es erfreut unter dem Rundbogen hervor. Dem kommen die Geisterjäger unaufgefordert nach und langsam wird der Durchgang zur Unterwelt sichtbar. Die Begeisterung des Dämons wächst mit jedem Augenblick und er drängt sich erwartungsvoll von der anderen Seite gegen die Membran. Je dünner diese wird, desto mehr wird von dem ungewollten Besucher sichtbar. Müsste man dieses Etwas in einem Wort beschreiben, würde es ‚Wiesel‘ wohl noch am ehesten tun. Doch entgegen dieses kleinen Beutegreifers ist der Dämon riesig, nimmt förmlich den gesamten Bereich unter der Brücke ein. Ein Fell scheint er nicht zu haben, stattdessen nackte, schuppige Haut. Seine Ohren sind halb zerfetzt und ähneln mehr denen einer Katze. Seine Pfoten sind riesig, gleich den Pranken eines Bären. Lange, spitze Zähne drängen sich im verhältnismäßig kleinen Maul. Im Gegensatz zum nackten Körper, ist der Schwanz jedoch mit buschigem, braunen Fell überzogen und an der Spitze befindet sich eine riesige, keulenartige Verdickung, die einen an einen Dinosaurier denken lässt.
 

Die Jungs haben kaum Gelegenheit, diesen Anblick zu verarbeiten, da zerreißt auch schon die Membran mit einem ploppenden Geräusch, als würde man ein unter Vakuum stehendes Gemüseglas öffnen. Heiße, stinkende Luft schlägt von der anderen Seite heraus und facht das Feuer unter der Brücke nur noch mehr an, sodass es jetzt schon fast den Rand der Brüstung erreicht. Den Dämon scheint das nicht zu stören, er tritt einfach über die Flammen hinweg und steht plötzlich direkt vor den vier Männern, die ihm die Freiheit geschenkt haben. Gierig und mit großen Augen blickt sich das Wesen in dieser neuen Welt um. „Ändert schnell die Frequenz, damit wir ihn einfangen können!“, brüllt Venkman über das Züngeln der Flammen und den Freudenlauten des Dämons hinweg. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Als sich das Wesen in Bewegung setzt, fangen nicht nur noch mehr Sträucher und Bäume Feuer, sondern erbebt der Boden auch so stark, dass die Ghostbusters umfallen wie Pins beim Kegeln.
 

Die Brücke erzittert ebenfalls und es ist fraglich, ob sie diesem Erdbeben lange standhalten kann. Erst nach mehreren Augenblicken gelingt es den Jungs wieder auf die Füße zu kommen und ihre Kanonen einsatzbereit zu machen. Inzwischen ist das Wiesel schon ein gutes Stück vorwärtsgekommen und wird bald die Stelle erreichen, an der die Jungs in den Wald hinuntergestiegen sind und dann ist die Stadt Salem auch nicht mehr weit! Doch das werden die vier auf keinen Fall zulassen und so jagen sie dem Vieh eine ordentliche Ladung Protonen mitten in den Rücken. Ruckartig bleibt der Dämon stehen, schüttelt sich kurz und blickt sich dann grinsend nach dem vier Männern um. „Das kitzelt!“, gibt er lachend von sich. Dann schlägt er einmal kraftvoll seinen Keulenschwanz auf den Boden, sodass erneut alles um ihn herum zu beben beginnt und die Jungs sich nicht mehr aufrecht halten können. Anschließend wendet er sich glucksend wieder um und setzt unbeirrt seinen Weg fort. „Verdammt Egon! Hast du nicht gesagt, dass wir dieses Vieh einfangen können!“, blafft der Brünette den Tüftler an und versucht wieder auf die Beine zu kommen.
 

Etwas durcheinander richtet sich der Blonde seine Brille. „Um genau zu sein, hast du es gesagt. Ich habe dir lediglich zugestimmt. Doch ich fürchte die Frequenz war zu niedrig…“, rechtfertigt er sich. Venkman wirft ihm einen mahnenden Blick zu, dann sieht er sich wieder nach dem überdimensionalen Wiesel um. Dieses hat mittlerweile den Aufgang der Brücke erreicht…
 


 

Halb verrückt vor Sorge und Angst sitzt Bill zusammengekauert in der Ausbuchtung der Brüstung und drückt Bobby an sich, der immer noch versucht sich loszureißen. Als das Ploppen des sich öffnenden Durchgangs zu hören ist, stoppt der Hund jedoch seine Bemühungen und scheint wieder zu sich selbst zu finden. Mit einem überraschten Winseln blickt er sein Herrchen an und leckt ihm nervös über die Wange. „Keine Angst, mein Junge. Die Geisterjäger schaffen das schon – hoffe ich…“ Die Unsicherheit in der Stimme des Mannes ist für den Hund nicht zu überhören und macht ihn selbst nur noch unruhiger. Kurz darauf dringt die Stimme des Dämons zu ihnen nach oben, eingehüllt in den beißenden Gestank von Feuer. Shelton presst seinen Hund fester an sich und steht vorsichtig auf, um festzustellen, was eigentlich los ist.
 

Ehe er das jedoch schafft, erbebt die ganze Brücke dermaßen, dass er wieder auf seinen vier Buchstaben landet und Bobby ein erschrockenes Heulen von sich gibt. „Oh Gott, was passiert hier bloß?“ Doch er bekommt keine Antwort. Schwerlich kommt er wieder auf die Beine und versucht erneut einen Blick auf die Situation dort unten zu werfen. In diesem Moment schlagen die Flammen so hoch, dass sie fast über die Brüstung reichen und sich seine Haare schon unter der enormen Hitze zu kräuseln beginnen. Erschrocken weicht er von der Brüstung weg und als er den Blick umwendet, sieht er die Bestie, die die Geisterjäger freigelassen haben. Atemlos starrt er sie an und drückt seinen Hund so fest an sich, dass dieser auch schon Mühe hat Luft zu holen. Kurz darauf erzittert die Brücke ein weiteres Mal. Wieder landet er auf dem harten Granit, doch diesmal kann er Bobby nicht mehr festhalten! Mit einem halben Überschlag landet die Bulldogge auf dem Boden und blickt vorwurfsvoll zu ihm hinüber. Kaum eine Sekunde später kommt Bobby wieder auf die Füße und rennt auch schon los. „Nein!“, ruft Bill ihm hinterher, doch diesmal kann er ihn nicht mehr aufhalten…
 


 

Als das riesige Wiesel den Aufgang der Brücke erreicht, kommt auch die Bulldogge dort an. Lachend streckt der Dämon seine Pranke nach dem kleinen Hund aus, doch dieser weicht erstaunlich schnell aus. Fassungslos erstarrt Bill mitten im Schritt und bewundert den plötzlichen Mut seines geliebten Haustieres. Auch die Geisterjäger staunen nicht schlecht darüber, wie Bobby sich diesem Riesen in den Weg stellt. Noch findet es der Dämon ganz lustig, zu versuchen, den Vierbeiner zu erwischen, sieht er sich doch als überlegen. Doch dann findet der Hund eine Lücke und schießt wie ein Geschoss nach vorn. Er rammt seine Zähne in den linken Knöchel des Wesens und beißt sich daran fest. Schmerzlich jault das Wiesel auf und versucht ihn abzuschütteln. Doch so leicht lässt sich Bobby nicht vertreiben. Wenn ihm die Pranken oder die Schwanzkeule zu nahekommen, lässt er einfach los und verbeißt sich in dem anderen Bein. Das Heulen des Dämons erfüllt die Luft, während der halbe Wald inzwischen in Flammen steht.
 

„Seht euch nur mal den kleinen Kerl an! Kaum zu glauben!“, gibt Peter anerkennend von sich und dreht am Regler seines Strahlers. „Ja, einfach Wahnsinn! Aber so können wir nicht schießen. Wir würden ihn treffen!“, erwidert Raymond. Vereint versuchen die Jungs die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen und ihn von der Bestie wegzulocken, doch wirklich gelingen will es ihnen nicht. Stattdessen geht der Kampf des Dämons und der Bulldogge unermüdlich weiter. Die Beine des Wiesels sind schon völlig zerbissen und sein stinkendes, blaugrünes Blut zeichnet makabre Muster auf den hellen Granit. Plötzlich jedoch gibt Egon einen solch hohen und lauten Pfiff von sich, dass nicht nur Bobby und seine Kollegen erschrocken zusammenfahren, sondern auch der Dämon. Für einen Moment sehen die Geisterjäger den Tüftler voller Überraschung an, dann besinnt sich Winston. „Bobby, komm her, Junge, schnell!“, ruft er dem Hund lautstark zu. Dieser trennt sich schwanzwedelnd vom zerbissenen Bein der Bestie und wackelt zu dem Bauarbeiter hinüber.
 

Kaum, dass er aus der Schussbahn ist, eröffnen die Ghostbusters auch schon das Feuer auf das Wiesel. Diesmal ist es nicht nur ein Kitzeln, das er spürt, sondern entsetzlicher Schmerz. Gequält heult das Riesenvieh auf und versucht irgendwie wegzukommen, doch seine zerbissenen Beine schmerzen so sehr, dass er sich kaum aufrecht halten kann. Die hochenergetischen Strahlen zwingen ihn langsam in die Knie. Schließlich wirft Ray eine Falle und betätigt den Auslöser. Für einen Moment scheint die gesamte Brücke förmlich im grellen Licht des kleinen Gefängnisses verschwunden zu sein, dann wird der Dämon unter einem letzten, kraftlosen Protest eingesaugt.
 


 

„Wir – haben es geschafft…“, kommt es atemlos von Peter, der auf den kühlen Granit der Brücke hinabsinkt. Bobby gibt ein begeistertes Bellen von sich, als würde er sich ebenso über den Sieg freuen. Dann erblickt er sein Herrchen hinter der qualmenden Falle. Nun gibt es kein Halten mehr für die kleine Bulldogge und sie sprintet los. Durch den gedrungenen Körper sieht das Ganze eigentlich urkomisch aus, doch nach alledem ist es einfach nur schön anzusehen. Kraftlos breitet Bill die Arme aus und lässt sich auf die Knie sinken. Der Hund wirft sich praktisch hinein und ihn damit fast um, doch das ist dem Mann vollkommen egal. Weinend und lachend drückt er seinen vierbeinigen Freund überglücklich an sich.
 

Der Anblick wirkt so wundervoll, dennoch durchzuckt Winston eine schreckliche Erkenntnis. „Runter von der Brücke, schnell!“, harscht er sie alle an. Keiner von ihnen versteht, was er damit meint, doch das Entsetzen in seinen dunklen Augen ist so groß, dass sie seinem Befehl augenblicklich nachkommen. Auch Bill und Bobby gelingt es im letzten Moment noch die Brücke zu verlassen. Schon eine Sekunde später gibt es einen gewaltigen Knall an der Stelle, wo sich der Durchgang zu Unterwelt befindet und ein großer Teil der Brücke stürzt krachend zu Boden. Die gewaltige Staubwolke und der schiere Druck des Einsturzes ersticken sogar das immer noch wütende Feuer.
 

Fassungslos blicken die Anwesenden auf den herabgestützten Teil der Overtoun Bridge. „Woher wusstest du das denn?“, fragt Ray seinen Freund atemlos. „Wusste ich gar nicht. Ich hatte nur so ein komisches Gefühl…“, gesteht dieser. „Wie ist das denn passiert?“, fragt nun Bill. Egon geht an ihm vorbei und nähert sich so weit wie möglich dem entstandenen Abgrund. Prüfend schwenkt er sein Ersatz-PKE-Gerät, während die anderen ihn etwas ratlos beobachten. Schließlich nickt der Blonde zufrieden und kommt wieder zurück. „Wie ich es mir gedacht habe. Die Hitze des Feuers und die ganzen Erschütterungen haben den Durchgang in die Unterwelt kollabieren lassen, sodass er schließlich in sich zusammengebrochen ist.“ „Also brauchen wir uns jetzt keine Gedanken mehr darum machen?“, hakt der Schwarzhaarige nach. „Nein, es ist alles wieder in Ordnung. Abgesehen vom entstandenen Schaden natürlich.“, bestätigt der Tüftler.
 

Ein erleichtertes Jubeln geht durch die Truppe und auch Bobby gibt ein begeistertes Bellen von sich. „Was haltet ihr von einem schönen Spaziergang, Leute?“, kommt es schließlich von Venkman. Mit einem Lachen sammeln sie die Falle ein, verlassen die Brücke über den Treppenaufgang und schlendern gemütlich mit Herr und Hund Richtung Salem, das zumindest diesmal nicht brennen muss!


Nachwort zu diesem Kapitel:
die overtoun Bridge wie ich sie hier beschrieben habe, gibt es wirklich, allerdings steht sie eigentlich in Schottland. doch auch dort haben sich immer wieder Hunde von der Brüstung in den Tod gestürzt und bis heute weiß niemand genau warum. man vermutet allerdings, dass wiesel und nerze dafür verantwortlich sein könnten, die unter der brücke leben. ihr strenger Geruch weckt demnach den natürlichen jagdtrieb der Hunde, was sie kopflos über dem Abgrund befördert. ob dies wirklich der grund ist, weiß man jedoch nicht. daher kam ich auch auf die Idee, dem Dämon ein wieselartiges aussehen zu geben.

der letzte satz ist eine ansprielung auf stephen kings geschichte 'brennen muss salem'. allerdings war es purer zufall, dass ich diesen ort ausgewählt habe und erst beim letzten Absatz kam mir überhaupt die Idee mit der Anspielung. eigentlich hatte ich nur nach einem kleinen ort mit einer großen brücke gesucht, die von wald umgeben ist und Google spuckte mir salem aus, wo auch so eine granitbrücke vor der Stadt steht.

so liebe freunde der geisterkunst, wir nähern uns allmählich dem ende, noch zwei kapitel dann ist schluss! Komplett anzeigen

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