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Tales of the real Ghostbusters

von

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Possessed by a car?

Drei Monate später…
 

Was auch immer sich in Ecto-1 versteckt hält, rührt sich nicht – wartet vielleicht auf den richtigen Augenblick zum Zuschlagen oder auch nur auf den Wintereinbruch. Weihnachten ist nur noch einen Katzensprung weit entfernt, in der Luft liegt besinnliche Stimmung und als die Jungs auf dem Rückweg von ihrem Einsatz sein, beginnt der erste Schnee zu fallen. Feine Flocken, noch recht klein und zaghaft, schweben sanft zu Boden. Bald jedoch werden sie größer, schwerer und fallen schneller herab. Ectos Scheibenwischer werden damit jedoch spielend fertig und die neuen Weißwand-Winterreifen klammern sich an den langsam glitschig werdenden Asphalt, als hätten sie nie etwas Anderes getan. Das leise Knirschen, das dabei entsteht, zaubert Raymond ein Lächeln auf die Lippen. Dennoch kann er sich nicht wirklich darüber freuen, da der Wagen bei ihrem Einsatz erheblich beschädigt wurde. Man könnte fast sagen, es ist erstaunlich, dass er überhaupt noch fährt. Schnaufend und pfeifend schleppt sich der Miller-Meteor schwerfällig durch die Straßen Manhattans.
 

Als das Hauptquartier in Sichtweite kommt, fängt das Auto zu bocken an. Zum Glück herrscht gerade so gut wie kein Verkehr und daher ist es nur ein kleines Ärgernis, dass Ecto schließlich vor der geöffneten Garagentür den Geist aufgibt. Ein Knall ertönt unter der Motorhaube und heißer Dampf steigt daraus hervor. Mit einem heftigen Rucken stoppt der Wagen schlagartig. „Was war das denn?“, kommt es entgeistert von Peter, der sich beim plötzlichen Stopp fast den Kopf am Armaturenbett angestoßen hätte. Mit großen Augen blickt Ray durch die langsam zuschneiende Windschutzscheibe auf den aufsteigenden Qualm. „Im schlimmsten Fall ist der Motor hinüber…“, erwidert er seinem Sitznachbarn betrübt.
 

Janine, die das Sterben des Autos von ihrem Schreibtisch aus beobachten konnte, steht auf und tritt unter den Torbogen. Vor lauter heißem Qual kann sich die Jungs im Innern kaum sehen. „Ist bei euch alles in Ordnung?“, fragt sie besorgt und schlingt die Arme um ihren Körper. Die abendliche Kälte erfasst sie und lässt sie erzittern, als sie zur Fahrerseite geht, um in den Wagen hineinsehen zu können. Ray kurbelt das Fenster hinunter und schenkt ihr ein trauriges Lächeln. „Uns geht´s gut, nur Ecto hat es erwischt…“ „Geh lieber rein, bevor du dich noch erkältest. Wir schieben den Wagen einfach in die Garage.“, erwidert Winston. „Ok, aber macht schnell, ehe die ganze Wärme nach draußen flüchtet.“, entgegnet die Rothaarige bibbernd und verzeiht sich wieder nach drinnen.
 

Mit einem Seufzen blicken sich die Jungs an, dann steigen Egon, Winston und Peter aus. Sie verteilen sich am hinteren Ende des Wagens. Zum Glück ist er so günstig zum Stehen gekommen, dass sie ihn einfach nur geradeaus in die Garage schieben müssen. Und ihre schweren Stiefel haben ein ebenso grobes Profil wie Ectos Winterreifen, daher haben die Jungs wenigstens einen guten Stand. Dennoch erfasst sie die vorherrschende Kälte, frisst sich durch ihre Overalls und noch ehe sie ihre Bemühungen starten, gibt Egon ein Niesen von sich. „Wie unerfreulich…“, murmelt er vor sich hin, während er sich seine Ecto-Handschuhe überstreift, um die eisige Karosserie nicht direkt anfassen zu müssen. „Bloß nicht schlappmachen, du Genie!“, neckt ihn Venkman und muss kurz darauf selbst niesen. „Sagt der Richtige!“, erwidert Winston und dann erwischt es auch ihn.
 

Irritiert blicken sich die drei Männer an und dann ertönt aus Ectos Innerem ebenfalls ein Niesen. Grinsend setzen die Geisterjäger zum Schieben an. Kaum haben sie die Schwelle erreicht, gibt auch Janine ein Niesen von sich. Dies löst für einen Moment ein ausgelassenes Gelächter bei den Jungs aus, dass die unschöne Tatsache des kaputten Wagens schon fast wieder wettmacht. „Nun beeilt euch doch!“, schimpft die Sekretärin nachdrücklich. Schlagartig verstummt das Lachen, doch grinsen müssen sie immer noch. Mit vereinten Kräften schieben sie Ecto-1 schließlich in die Garage und verschließen die großen Flügeltüren. Bald darauf gewinnt die Erschöpfung und es kehrt Ruhe in die ehemalige Feuerwache ein. Allerdings beginnt sich unbemerkt etwas in der Dunkelheit zu regen. Im Spalt der angeklappten Motorhaube leuchten giftgrüne Augen auf und ein leises, bösartiges Lachen hallt hervor. Kurz darauf ist alles wieder still…
 

Am nächsten Morgen liegt Manhattan unter einer dicken Schneedecke begraben. Da die Weihnachtsferien gerade begonnen haben, sind es die Stimmen ausgelassen herumtobenden Kinder, die die Geisterjäger aus dem Schlaf reißen. Grummelnd zieht sich Peter die Decke über den Kopf und versucht die frühe Stunde zu ignorieren. Behaglich eingekuschelt denkt er, jetzt noch etwas Ruhe zu finden, doch da hat er sich wohl getäuscht. Nur kurz darauf trifft ein Schneeball das Schlafzimmerfenster und lässt ihn aufschrecken. Irritiert betrachtet er den weißen Klumpen, der langsam an der Scheibe hinabrutscht. Das Lachen der Kinder dringt nach oben. Dann fliegt ein weiterer Schneeball gegen das Fenster. Sein Aufprall lässt auch die anderen langsam wach werden. Peter hingegen erzürnt er. Zähneknirschend erhebt er sich aus seinem Bett und geht zum Fenster hinüber. Er schiebt es hoch und streckt den Kopf in die Kälte hinaus, die ihm augenblicklich eine Gänsehaut beschert.
 

„Hört sofort mit dem Unfug auf! Wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“, brüllt er die beiden Jungs an. Die zwei lachen nur ausgelassen. „Was ist so komisch?“, fragt Venkman wütend. „Das hier!“, ruft einer der Jungs und wirft einen neuen Schneeball. Er trifft den Brünetten mitten im Gesicht, was bei den Halbstarken heftiges Gelächter auslöst. Angewidert wischt sich der selbsternannte Anführer der Ghostbusters die eisige Masse aus dem Gesicht. „Das habt ihr nicht umsonst gemacht! Das bedeutet Krieg!“, kommt es aufgebracht von ihm. Es scheint kaum möglich, doch die beiden Jungs brechen in noch heftigeres Lachen aus. Sie lassen sich sogar rücklings in den Schnee fallen und verspotten Peter noch mehr. Dem reicht es endgültig. Wütend knallt er das Fenster wieder zu und hält auf die Tür zu. „Peter, deine Chance, diese Jungs zu schlagen liegt bei unter null Komma eins Prozent.“, lenkt Egon sachlich ein, während er mit flinken Fingern über seinen Taschenrechner streift.
 

Entgeistert dreht sich der Angesprochene zu ihm um. „Sag mal spinnst du? Ich hab solche Hosenscheißer schon übers Knie gelegt, da warst du noch gar nicht geboren!“, wirft er dem Blonden ungehalten entgegen. Der Tüftler hebt eine Augenbraue und mustert seinen Kollegen mit leichtem Kopfschütteln. „Das ist sowohl theoretisch, wie praktisch vollkommen unmöglich, zumal ich älter bin als du.“, erwidert Egon trocken. „Du weißt genau, was ich meine!“, schnauft der Jüngere. „Das denke ich nicht.“, hält der Blonde dagegen, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Ein weiterer Schneeball trifft das Fenster, gefolgt vom gehässigen Lachen der beiden Jungs. Ehe Peter sich jedoch erneut mit ihnen anlegen kann, tritt Winston ans Fenster und blickt runter. „Hey Jungs, warum spielt ihr nicht woanders?“, fragt er sie freundlich. „Ok!“, erwidern sie und verschwinden. Mit triumphierender Miene wendet sich der Bauarbeiter herum. Peter starrt ihn mit offenem Mund an. „Ach, macht doch, was ihr wollt!“, schnauft der Brünette und stapft dann aus dem Zimmer.
 

Als Ray schließlich die Treppe herunterkommt, um Ecto wieder zusammenzuflicken, hockt Peter noch immer schmollend in seinem Bürostuhl. Er hat die Füße auf den Schreibtisch gelegt und starrt bockig Löcher in die Luft. In einer Hand hält er einen dampfenden Becker heiße Schokolade, während er mit der anderen Hand in eine Tüte Mini-Marshmallows greift, um sie in dem Getränk zu versenken. „Übertreibst du es nicht ein bisschen?“, fragt ihn Janine, der er scheinbar seinen Kummer erzählt hat, sie hat jedoch wie immer wenig Verständnis für sein kindisches Verhalten. „Nein und ich bin im Recht!“, beharrt der Brünette stur und stopft noch mehr Marshmallows in die Tasse. Darin befinden sich allerdings schon so viele, dass vom Kakao schon nichts mehr zu sehen ist, als eine zähe, weißbraune Masse. „Wenn du meinst…“, resigniert die Rothaarige und kehrt an ihren Platz zurück.
 

Seufzend setzt sie sich und überblickt ihren Schreibtisch, um herauszufinden, wo sie durch Venkmans Laune unterbrochen wurde. „Wenn er jetzt schon so drauf ist, wie soll das erst zu Heiligabend werden?“, fragt sie den Mechaniker, der seinen Werkzeugwagen heranrollt. „Du meinst, weil er Weihnachten nicht leiden kann?“, erwidert Raymond. Der Jüngere findet diese Tatsache unglaublich schade. Dennoch kann er Peter ein bisschen verstehen. Wenn er von seinem Vater ständig allein gelassen worden wäre und sich allein um seine Mutter hätte kümmern müssen, so wie der Brünette, könnte er sich wohl auch nicht über so ein Familienfest freuen. „Ja genau.“ „Vielleicht sollten wir uns was überlegen, um ihn aufzumuntern? Ein bisschen dekorieren oder Kekse backen?“ „Wäre eine Möglichkeit, doch wenn seine Laune weiterhin so deprimierend ist, dann habe ich dazu auch keine Lust…“, seufzt sie. „Kann ich verstehen und ich muss mich erst mal um Ecto kümmern. Geister sind für gewöhnlich noch weniger in Weihnachtsstimmung, als Peter…“ Die beiden schenken sich ein mattes Lächeln und dann geht jeder seiner Arbeit nach.
 

Mit traurigem Blick streicht Ray sanft mit den Fingern über die verbeulte Motorhaube. „Armer Ecto…“, haucht er leise. „Aber mach dir keine Gedanken, ich bekomm dich schon wieder zusammengeflickt und dann ist alles wieder wie früher!“ Voller Tatendrang macht er sich an die Arbeit und so vergehen die Stunden.
 

Die Zeit verfliegt nahezu und Raymond bekommt kaum mit, dass es schon wieder Abend wird. Noch immer hochkonzentriert sitzt er hinter dem Lenkrad und kümmert sich um die schadhafte Elektronik. „Das machst du wirklich gut…!“, dringt plötzlich eine Stimme an sein Ohr. Irritiert hebt der Geisterjäger den Kopf und blickt zum Schreibtisch hinüber. „Was hast du gesagt, Janine?“, fragt er die junge Frau, die sich gerade ihren Mantel anzieht. „Ich habe noch gar nichts gesagt. Aber wenn du schon so fragst, sage ich dir jetzt, dass ich Feierabend mache.“, entgegnet sie ihm und schnappt sich ihre Tasche. Verwundert legt Ray die Stirn in Falten, dann verwirft er den Gedanken. „Dann habe ich mir das wohl nur eingebildet. Ich wünsch dir eine gute Nacht, Janine!“, lächelt er. Sie blickt durch das Fenster der Fahrerseite. „Die wünsch ich dir auch. Mach aber nicht mehr so lange. Du siehst schon ganz fertig aus…“, mahnt sie ihn ein wenig. „Keine Sorge. Ich will nur noch diesen Kontakt erneuern, dann geh ich ins Bett.“ So ganz glaubt die Rothaarige nicht dran, da sich Ray genauso leicht in seiner Arbeit verliert wie Egon, aber sie lächelt ihm zu und verschwindet dann.
 

Der Mechaniker blickt ihr nach, bis die Tür ins Schloss fällt, dann konzentriert er sich wieder auf den Wust an Kabeln, der vor ihm hängt. Als er den fehlerhaften Kontakt ersetzt hat, lächelt er zufrieden und lehnt sich erschöpft im Sitz zurück. „Danke, Ray!“, ertönt wieder eine Stimme. Erschrocken setzt sich der junge Mann kerzengerade auf und sieht sich um. „Wer ist da?“, fragt er mit pochendem Herzen, doch seine Augen funkeln vor Neugierde. „Ich bin es, Ray…“, kommt es zurück und die Scheinwerfer des Wagens leuchten kurz auf. „Ecto?“, es klingt unglaubwürdig. „Ja, Ray. Und ich danke dir, dass du dich so gut um mich kümmerst.“, erwidert der Miller-Meteor und lässt erneut seine Scheinwerfer aufleuchten. „Das ist ja unglaublich!“, presst der Mechaniker hervor. „Sag mal, wie machst du das? Sitzt da etwa ein Geist in der Elektronik?“, neugierig zupft der Rothaarige an einigen Kabeln herum.
 

Ein Zucken gleitet über die Anzeigen hinweg, als würde sich der Wagen erschrecken. „Nein! Hier ist kein Geist. Ich bin Ecto-1. Die Seele des Wagens, wenn du so willst.“, erwidert die Stimme leicht hastig. „Und warum sprichst du jetzt erst mit mir?“ „Nun ja, du kümmerst dich immer so liebevoll um mich, da wollte ich dir einfach mal dafür danken.“ Ein sanftes Lächeln gleitet über Ray´s Gesicht hinweg. „Das ist aber nett.“ „Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Doch du musst weitermachen!“, weist ihn der Wagen an. Raymond gibt ein erschöpftes Gähnen von sich. „Das tue ich, keine Sorge. Doch jetzt bin ich müde…“ Langsam legt er die Hand auf den Türgriff. Aber dann ertönt ein Klacken und alle Türen verriegeln. Erschrocken umklammert der Geisterjäger den Griff und rüttelt daran. „Mach die Tür wieder auf!“, fordert er. „Das kann ich nicht, du muss erst deine Arbeit beenden.“
 

„Das werde ich, aber nicht heute!“, behaart Ray. „Aber ich habe solche Schmerzen…“, erwidert die Stimme aus Ectos Innerem. Überrascht hält der junge Mann inne und blickt auf die blinkenden Lichter auf dem Armaturenbrett. „Du hast Schmerzen? Aber das ist doch gar nicht möglich – oder doch?“ Zweifel kommen in ihm auf. „Warum soll es nicht möglich sein? Ich rede doch auch mit dir.“, kontert das Auto. „Stimmt auch wieder…“ „Also, wirst du mir helfen? Es tut so weh…“ Nachdenklich betrachtet Ray die Lampen. Sie haben etwas seltsam Hypnotisches an sich. „Natürlich…“, entgegnet er schon fast abwesend. Dann klopft es plötzlich an die Scheibe. Erschrocken fährt der Mechaniker herum und erblickt Winston. „Hast du dich da drin etwa eingeschlossen?“, fragt er zweifelnd. „Oh, ich muss wohl an den Riegel gekommen sein…“, erwidert Ray, nicht ohne Bedauern seinen Freund anzulügen.
 

Nachsichtig betrachtet ihn der Bauarbeiter und wartet darauf, dass er die Tür öffnet. Mit spitzen Fingern versucht der Jüngere den Riegel hochzuziehen und es klappt tatsächlich. Dennoch ist ihm so, als würde er Widerwillen in Ecto spüren können. Als die Tür offen ist, beugt sich Winston zu ihm hinein und verführt ihn zu einem Kuss. Müde geht Raymond darauf ein und hat dabei das Gefühl, als würde der Widerwillen Ectos noch größer werden. „Komm ins Bett, es ist spät.“, bittet ihn der Schwarzhaarige. Er würde nur zu gern, doch irgendwie kann er sich nicht recht von dem Wagen trennen. „Ja gleich. Geh doch schon mal vor. Ich will nur noch schnell ein Kabel verbinden.“ Sanft lächelt er seinem Partner entgegen und hofft, dass es überzeugend wirkt. „Na schön, aber beeil dich.“ Winston entfernt sich und der Mechaniker atmet erleichtert aus.
 

„Ich habe ihn deinetwegen angelogen…“ Die Traurigkeit in Ray´s Stimme ist deutlich hörbar, hat er so etwas doch noch nie gemacht. „Ich bin sicher, er wird Verständnis dafür haben.“, erwidert der Wagen. Die Lampen auf dem Armaturenbrett beginnen wieder zu leuchten. Fasziniert starrt der Mechaniker sie an und merkt gar nicht, wie sich die Türen wieder verriegeln. Der ganze Wagen scheint ein Eigenleben zu entwickeln, sodass es sogar so aussieht, als würde sich ein durchtriebenes Lächeln auf dem Kühlergrill ausbreiten. Der junge Mann ist völlig gefangen in dieser Hypnose. Wie von allein beginnen seine Hände die anstehende Arbeit fortzuführen, unablässig, ohne Pause…
 

Am nächsten Morgen blickt Egon mit gerunzelter Stirn durch Ectos Seitenfenster. Was sich ihm da bietet, ist Raymond, der zusammengesunken über dem Lenkrad tief und fest schläft. So wie es scheint, war er wohl nicht im Bett gewesen, sondern hat die ganze Nacht im Auto verbracht. Verurteilen kann ihn der Blonde dafür nicht, ist er doch selbst schon unzählige Male in seinem Labor eingeschlafen und hat nicht selten dort auch die Nacht verbracht. Gerade als der Tüftler an die Scheibe klopfen will, öffnet sich die Eingangstür und Janine stapft hinein. Frischer Schnee beginnt auf ihrem Mantel zu tauen und in Anbetracht der wohligen Wärme, die sie hier drinnen umfängt, gibt sie ein erleichtertes Seufzen von sich. „Oh, guten Morgen, Egon!“, flötet sie erfreut und kommt hinüber. „Dir auch einen guten Morgen, Janine.“, erwidert der hochgewachsene Mann und lächelt matt.
 

„Stimmt etwas nicht? Du siehst so nachdenklich aus.“, meint sie. „Ich habe nur gerade Raymond betrachtet.“, erwidert er und Janines Blick wandert in den Wagen. Leicht überrascht registriert sie, dass der Mechaniker dort sitzt und schläft. „Hat er etwa die ganze Nacht so dagesessen?“, fragt sie wehmütig. „Das halte ich für durchaus möglich.“ „Ich habe ihm doch gesagt, er soll ins Bett gehen…“, meint sie betrübt. „Ich denke, da bist du nicht die Einzige gewesen.“, setzt Egon hinzu und klopft dann doch an die Scheibe. Ray regt sich ein bisschen, scheint jedoch nicht wach zu werden. Erst beim zweiten, nachdrücklicheren Klopfen zucken seine Augenlider und er kommt langsam zu sich. Schwerfällig hebt er den Kopf und blickt sich zerknittert um. Es dauert ein bisschen, ehe er Egon und Janine wahrnimmt und dann gähnend die Tür öffnet.
 

„Hast du was vergessen, Janine?“, fragt er mit belegter Stimme. „Nein, aber du scheinbar. Es ist schon Morgen.“, erwidert sie mit der Tonlage einer versucht nachsichtigen Mutter. Kindlich reibt sich Ray die Augen und sieht sie dann zweifelnd an. „Echt?“ „Durchaus. Es ist sieben Uhr vierunddreißig.“, bestätigt Egon mit einem Blick auf seine Uhr. „Du meine Güte…“, erwidert der Jüngere und streckt sich. Dabei geben sein Rücken und Nacken unschöne Knackgeräusche von sich und Raymond verzieht schmerzlich das Gesicht. „Du solltest dich oben noch etwas hinlegen.“, schlägt die Rothaarige vor. „Nein, ich muss weiterarbeiten.“, hält der Geisterjäger dagegen. „Ich bin der Ansicht, dass das auch etwas warten kann. Im Moment halten sich die geisterhaften Aktivitäten gnädiger Weise ja zurück.“, legt Egon nach. „Stimmt schon, aber du weißt selbst, wie schnell sich das ändern kann.“, hält Ray erneut dagegen. In seiner Stimme schwingt eine unbekannte Hartnäckigkeit mit.
 

Verwundert darüber hebt der Tüftler eine Augenbraue. „Die Welt wird schon nicht untergehen, nur weil du ein Schläfchen machst.“ Janine verschränkt die Arme vor der Brust und blickt ihn ernst an. „Das hat damit überhaupt nichts zu tun und jetzt lass mich endlich in Ruhe arbeiten!“, fährt Ray sie plötzlich an. Durch seine schokoladenfarbenen Augen huscht ein seltsamer Lichtimpuls. Er ist nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, sodass die erschrockene Janine ihn gar nicht bemerkt. Zwar ist Egon nicht minder überrascht von der ungeahnt aufbrausenden Reaktion seines sonst lammfriedlichen Kollegen, dennoch bemerkt er diese Ungewöhnlichkeit. „Sag mal, spinnst du? Was…“, setzt die Sekretärin an, um den Mechaniker zurecht zu weisen, doch Egon unterbricht sie. Sanft umfasst er ihren Unterarm und deutet ihr an, mitzukommen. „Keine Sorge, Raymond. Wir werden dich nicht weiter stören.“, entgegnet er dem Jüngeren und entfernt sich mit Janine.
 

„Ist auch besser so…“, murmelt der Rothaarige erzürnt, setzt sich wieder in den Wagen und knallt die Tür zu. Derweilen erklimmen Janine und Egon die Treppe und setzen sich an den Esstisch. „Was ist denn mit ihm los? So habe ich ihn ja noch nie erlebt…“ Leicht schmollend blickt die junge Frau zur Treppe. „Ich bin mir nicht sicher, doch normal ist das keineswegs. – Da war etwas Seltsames in seinen Augen, als er sich so aufgeregt hat. Allerdings kann ich nicht sagen, was das bedeutet…“, grübelt der Tüftler. „Und was sollen wir machen, wenn sich Ray weiterhin so komisch verhält?“, fragt sie besorgt. In diesem Moment betritt Winston den Raum. „Was stimmt nicht mit Ray?“, fragt er irritiert. „Ich habe das Gefühl, er war gar nicht in seinem Bett…“, setzt er nach.
 

„Stimmt. Er hat im Auto geschlafen und dann hat er mich angeblafft, als ich ihm gesagt hab, er soll doch ins Bett gehen.“, berichtet Janine. Zweifelnd blickt Winston sie an. Das klingt doch so gar nicht nach dem fröhlichen und stets ausgelassenen Mechaniker. Allerdings bestätigt Egon ihre Worte und erzählt ihm von seiner Beobachtung. „Ich werde mal mit ihm reden…“, entgegnet der Bauarbeiter sorgenvoll und geht nach unten. Dort erblickt er seinen Freund in dem Miller-Meteor. Sein Gesicht wirkt gehetzt, übermüdet und ausgezehrt. Dennoch arbeiten seine Finger unermüdlich weiter, als würde ihm der Teufel persönlich im Nacken sitzen. Besorgt klopft Winston an die Scheibe. Auf Ray´s Gesicht zeichnet sich Widerwillen ab und der Schwarzhaarige fürchtet schon, er wird die Tür nicht öffnen. Doch dann stößt er sie auf und blickt seinen Freund mit einem mahnenden Blick an, den dieser noch nie bei ihm gesehen hat.
 

„Was ist?“, fragt Ray streng. „Ich wollte dich nur zum Frühstück holen.“, gibt Winston zurück. Daraufhin verdunkelt sich der Blick des Kleineren noch mehr. „Ich habe keinen Hunger!“, erwidert er genervt. Dies ist eindeutig eine Lüge, denn sein Magen knurrt förmlich im selben Atemzug. „Ich denke schon, dass du Hunger hast und jetzt lass den Unfug und komm mit.“, behaart der Bauarbeiter. „Nein! Das werde ich nicht und jetzt lass mich in Ruhe!“, faucht Ray zurück und schlägt zornig die Tür wieder zu. Fassungslos starrt Winston ihn an, kann er doch nicht begreifen, was gerade passiert ist. Der Rothaarige wirft ihm einen letzten, mahnenden Blick zu, ehe er sich wieder seiner Arbeit widmet. Dabei glaubt der Ältere den seltsamen Lichtimpuls zu sehen, den Egon erkannt haben will. Tiefe Sorge schlägt sich in ihm nieder und nur mit großer Mühe entfernt er sich wieder und geht zurück nach oben.
 

Dort warten Egon und Janine geduldig auf sein Wiederkommen. Inzwischen ist sogar Peter schon aufgestanden und sitzt gähnend am Tisch. Er wirkt nicht, als wäre er auch nur irgendwie in der Lage, sich etwas anzuhören oder zu verstehen, was man ihm sagen will. Doch um diese frühe Stunde ist das bei ihm ja nichts Ungewöhnliches, weshalb Winston es ignoriert. „Ich denke, du hast Recht, Egon. Er hat mich auch angeblafft und da war wirklich etwas Komisches in seinem Blick.“, berichtet er sorgenvoll. „Unser Ray kommt wohl in die Flegelphase.“, scherzt Peter und kämpft dagegen an, nicht wieder einzuschlafen. Zornig wirft ihm der Bauarbeiter einen Blick zu, doch Venkman hält dem stand. „Das ist absolut nicht komisch! – Kann es sein, dass er auch von etwas besessen ist, so wie die Frau in der Psychiatrie neulich?“, spricht Winston seine letzte Befürchtung aus. Nahezu ängstlich blickt er zu Egon.
 

Dieser grübelt einen Moment nach. „Der Dibbuk sitzt weiterhin sicher im Verbannungscontainer, er wird es also nicht sein. – In letzter Zeit hatten wir auch mit keinerlei anderen Wesen dieser Art zu kämpfen. Dennoch kann es möglich sein, dass sich unbemerkt etwas Derartiges eingeschlichen hat und nun langsam versucht die Kontrolle über Raymond zu ergreifen und daher sein ungewöhnliches Verhalten hervorgerufen wird. – Allerdings müssen wir uns erst Klarheit verschaffen, ehe wir irgendwelche Maßnahmen ergreifen, schließlich steht seine Gesundheit auf dem Spiel. – Wenn nicht gar Schlimmeres…“ Ein durchaus beunruhigter Ausdruck schlägt sich auf dem Gesicht des Tüftlers wieder. Wer hat schon gedacht, dass so etwas mal ihnen selbst passiert? Ein verräterischer Glanz huscht über Winstons dunkle Augen. Er hat zwar daran gedacht, dass Ray von etwas befallen sein könnte, doch diese Tatsache aus Egons Mund zu hören, so detailliert und endgültig, hört sich noch viel schlimmer an. Daher muss er ein paar Mal durchatmen, ehe er wieder etwas sagen kann.
 

Doch dazu kommt es nicht, da Peter ihm die Worte bewusst oder auch nicht, einfach aus dem Mund nimmt. In irgendeiner Weise ist der Bauarbeiter ihm dafür sogar dankbar. „Und wie stellst du dir vor, dass wir rausfinden, ob er wirklich von irgendwas besessen ist?“, fragt der Brünette und nippt an seinem Kaffee. „Hm. Da gibt es einige Möglichkeiten, doch ich habe den Verdacht, dass er sich ziemlich auf Ecto fixiert hat und das muss einen Grund haben.“ „Vielleicht wohnt das Vieh ja da drin und sieht Ray als eine Art Beschützer an oder so…“, erwidert Peter matt. Überrascht sieht der Blonde ihn an. „Genau das wird es sein! Ecto stellt für das Wesen vielleicht so etwas wie sein Winterquartier da und es will natürlich nicht, dass dies Schaden nimmt. Daher zwingt es Raymond alles und jeden davon fernzuhalten. Und weil er nicht unbedingt die Kraft dafür hat, übernimmt es kurzzeitig die Kontrolle über ihn.“ „Das ist ja schrecklich! Wir müssen die beiden so schnell wie möglich voneinander trennen!“, entkommt es Winston erschrocken.
 

„Das ist die Prämisse dabei. Nur wenn wir sie trennen, kann es uns gelingen dieses Wesen hervorzulocken und dann einzufangen. Und wir sollten uns beeilen. Je länger Raymond unter dem Einfluss dieser Gestalt steht, desto größer ist die Chance, dass er dauerhaften Schaden davon tragen könnte…“, ergänzt Egon. „Und wie sieht dieser Schaden deiner Meinung nach aus?“, hakt Venkman nach. Ernst schiebt sich der Tüftler die Brille zurecht. „Ganz einfach, er könnte den Verstand verlieren und somit jeden Bezug zur Realität. Durch unsere Arbeit sind wir in einem gewissen Grad eh schon vorgeschädigt und ähnlich wie ein sehr religiöser Mensch anfällig für solche Gegebenheiten. Hinzu kommt, dass Raymonds naives Gemüht dies noch zusätzlich begünstigt, da sein Geist offener für solche Ungewöhnlichkeiten ist.“
 

Stumm sitzen die drei noch ein paar Minuten zusammen, dann springt Peter plötzlich auf. „Was hat dich denn gestochen?“, fragt Winston. „Nichts, ich werde Ray jetzt von diesem Biest trennen, damit das Ganze ein Ende hat!“, erwidert er ernst und wendet sich der Treppe zu. „Vielleicht solltest du dir vorher etwas anziehen.“, meint Egon. Der Brünette hält inne und blickt an sich hinab. Er trägt nur die Jogginghose, die er zum Schlafen benutzt, sonst nichts. Grinsend wirft er seinen Kollegen einen Blick zu. „Oh nein, ich denke, das ist genau richtig so!“ Er hat es kaum ausgesprochen, da springt Winston auch schon auf. „Ich warne dich, Venkman! Das wirst du nicht tun, sonst wirst du mit einem blauen Auge unter dem Weihnachtsbaum sitzen!“, fährt er ihn zornig an. Dabei tritt er nahe genug an ihn heran, um seine Drohung in die Tat umsetzen zu können. „Krieg dich mal wieder ein.“, seufzt Peter nur.
 

„Ich hatte nicht vor, ihm irgendwie zu nahe zu treten, also komm runter. Nur weil ich halb nackt rumlaufe, heißt das noch lange nicht, dass ich mit Ray in die Kiste springen will. Ich bin doch nicht bescheuert.“, gibt er nachdrücklich zurück. Mahnend mustert Winston sein Gegenüber und versucht herauszufinden, ob Venkman nicht doch flunkert. Er traut ihm in diesem Fall einfach immer noch nicht so ganz über den Weg, weil er nicht einschätzen kann, ob Peter solche Aussprüche nun ernst meint oder nur rumalbert. „Ich bleibe bei meiner Warnung!“, beharrt der Schwarzhaarige daher. Der selbsternannte Chef zuckt nur mit den Schultern. „Von mir aus…“ Dann verschwindet er die Treppe hinunter. Winston wirft Egon einen Blick zu. Gemeinsam platzieren sie sich auf halber Höhe der Treppe und beobachten das Schauspiel, während Janine wieder an ihren Schreibtisch zurückkehrt.
 

Peter klopft an die Scheibe der Fahrerseite, woraufhin ihm Ray widerwillig die Tür öffnet. In den schokoladenfarbenen Augen liegt eine fast schon beängstigende Strenge, die Venkman unweigerlich an einen Major vom Militär erinnert, anstatt an den kindlichen Bengel, den er vor drei Jahren eingestellt hat. „Was ist?“, fragt der Rothaarige düster. Für einen Moment ist der Ältere so davon überrascht, dass er nichts sagen kann, ihn einfach nur anstarrt. Dann fängt er sich wieder und setzt seinen allseits beliebten Sarkasmus-Blick auf. Lässig beugt er sich hin den Wagen hinein. „Ach nichts, ich wollte nur mal sehen, wie du vorankommst.“, entgegnet er dem anderen ruhig. Ray scheint sich daraufhin merklich zu entspannen, sodass sogar seine Augen wieder etwas natürlicher werden. „Oh, ganz prima! Ich muss nur noch die Elektronik wieder in Gang bekommen.“, flötet der Mechaniker mit gewohntem Eifer.
 

„Das ist klasse und wichtig noch dazu. Nur wenn alles gut funktioniert, können wir uns alle sicher und geborgen fühlen.“, legt Peter nach. „Da hast du recht.“ Ray lächelt ihm fröhlich entgegen und auch der letzte, fremde Funken in seinen Augen verschwindet. Darauf hat Venkman gewartet. „Aber ich denke, du hast da einen Fehler gemacht, Ray.“ Ungläubig blickt der Jüngere auf den Wust von Kabeln, die unter dem Lenkrad hervorschauen. „Was meinst du?“, fragt er verwundert und ein Lichtfunken huscht über seine Augen hinweg. „Na das hier!“, entgegnet ihm der Brünette. Im selben Augenblick greift er mit der Hand in das Kabelknäuel und reißt mindestens ein halbes Dutzend davon heraus. Lässig lässt er die Kabelfetzen auf Ray´s Schoß fallen und grinst ihn an. Fassungslos starrt der Mechaniker auf seine zerstörte Arbeit. Nur eine Sekunde später vollzieht sich in ihm ein Wandel.
 

Seine Augen beginnen plötzlich feuerrot zu leuchten, sein Gesicht verzieht sich zu einer Maske des Zornes und er ballt so kräftig die Fäuste, dass seine Nägel blutige Halbmonde auf die Innenseiten seiner Hände zeichnen. „Wie kannst du es wagen?“, knurrt er Peter entgegen. Dieser weicht in Anbetracht der heftigen Reaktion des sonst so friedlichen Mannes ein paar Schritte zurück. Dennoch versucht er seine Frechheit beizubehalten. „Was kann ich denn dafür, dass du dich so blöd anstellst?“, kontert er fies. Winston und Egon sehen inzwischen ihre Chance und schleichen sich zu ihren Schränken hinüber, wo die Protonenstrahler lagern. Derweilen springt der besessene Ray aus dem Wagen. „Dafür wirst du bitter bezahlen, Sterblicher!“, gibt er von sich. Deutlich ist zu spüren, dass er nicht mehr Herr seiner Selbst ist. Erschrocken verfolgt Janine das Ganze von ihrem Schreibtisch aus und schleicht sich dann zu Winston und Egon hinüber, die sie zu sich winken.
 

„Was ist denn mit Ray los?“, fragt sie vorsichtig. „Er ist tatsächlich von irgendwas besessen und Peter versucht dieses Wesen hervorzulocken.“, erklärt ihr der Bauarbeiter. „Ich denke nicht, dass ich für irgendwas büßen muss. Aber du wirst es, wenn du nicht deine widerlichen Pfoten von meinem Freund lässt!“, hält Peter dagegen und wendet sich blitzschnell um. Ehe der besessene Ray etwas tun kann, erreicht Venkman Janines Schreibtisch und schnappt sich von dort einen schweren Brieföffner. Mit diesem Miniaturschwert aus gehärtetem Stahl beugt er sich warnend über Ectos Motorhaube. Erschrocken blickt das Wesen durch Raymonds Augen. „Wage es ja nicht!“, mahnt es den Brünetten. Dieser grinst jedoch nur wieder. „Da kennst du mich aber schlecht!“, erwidert er und rammt den Brieföffner in die Motorhaube.
 

Ray gibt einen gequälten Schrei von sich und sinkt auf die Knie. Der Parasit verzeiht sich wieder in den Wagen und reißt Peter die Waffe aus der Hand. Orientierungslos blickt sich der Mechaniker um. Dann wird er von Winston unter den Armen gepackt und festgehalten. „Was ist denn los?“, fragt der Rothaarige seinen Freund verwirrt. „Du musst jetzt ganz stark sein.“, ist alles, was er als Antwort bekommt. Kurz darauf sieht Ray mit Entsetzen, wie Egon, Peter und Janine sich mit den Protonenstrahlern bewaffnen. Die Sekretärin wirkt nervös und unter dem ungewohnten Gewicht auf ihrem Rücken ziemlich unsicher. Ermutigend legt Egon ihr eine Hand auf die Schulter. „Du schaffst das!“ Aufmunternd lächelt er ihr entgegen und sie nickt etwas gefasster. „Ok, Feuer frei!“, weist Peter die beiden an.
 

Nun begreift auch Raymond, was hier passieren soll und versucht sich aus Winstons Griff zu befreien. „NEIN! Das könnt ihr doch nicht machen! Seid ihr wahnsinnig?“, gebärt er sich den Tränen nahe. Er versteht nicht, was plötzlich in seine Freunde gefahren ist, dass sie einfach das Auto angreifen. Den treuen Ecto, das Meisterstück seiner eigenen Hände. „Es ist nur zu deinem Besten!“, presst Winston angestrengt hervor und versucht dabei den Jungen weiterhin festzuhalten. Doch Ray´s Schock hat ihm ziemliche Kraft verliehen, sodass er so seine liebe Mühe damit hat. In diesem Moment treffen die hochenergetischen Strahlen den Miller-Meteor. Der Wagen erbebt unter dem Beschuss und beginnt zu zucken, als wäre er ein lebendes Wesen. Die Scheinwerfer krampfen sich zusammen, wie Augen, die unter Schmerzen zusammengekniffen werden. Der Kühlergrill gleicht einem Mund, der sich unter der Pein hilflos verzeiht.
 

Langsam beginnen sich die Reifen zu drehen, als wolle der Wagen die Flucht ergreifen. Doch er kommt nur einige Zentimeter weit, dann trifft ein Strahl das linke Vorderrad, das daraufhin wie eine Bombe explodiert. Ein unmenschlicher Schrei dringt aus der Karosserie heraus und vermischt sich mit Ray´s Stimme. „Nein, bitte hört doch auf!“, fleht er die anderen an und verliert dabei aber immer mehr seiner Gegenwehr. Schließlich sinkt er weinend in sich zusammen und betrachtet fassungslos das Sterben seines geliebten Ectos, während Winston ihn auch weiterhin festhält.
 

Die Schreie aus dem Inneren des Wangens hören nicht auf. Der Parasit versucht sich mit aller Macht an seinem neuen Zuhause festzuklammern. Die Protonenstrahlen verbrennen den weißen Lack des Fahrzeugs; sengen Löcher in das Metall hinein. Mit einem unschönen Knall zerspringt das Sicherheitsglas der Windschutzscheibe und verteilt überall funkelnde Bruchstücke. Dann zerplatzen die Scheinwerfer mit einem hellen Klirren, das unter den Schreien des Besetzers kaum zu hören ist. Die Warnleuchten auf dem Dach teilen das Schicksal der Lampen und lassen bunte Splitter zu Boden regnen. Funken sprühen auf und Qualm verteilt sich in der Luft. Schließlich sieht das Wesen ein, dass es keine Chance hat und seine neue Behausung völlig zerstört wurde.
 

Unter schmerzlichem Keuchen und Stöhnen kämpft es sich an die Oberfläche, eine graublaue Blase mit rotleuchtenden Augen. Völlig losgelöst von irgendwelchen Armen und Beinen wirkt der Parasit wie eine lebende Rauchwolke. „Halt ihn fest, Janine!“, befiehlt Peter und angelt nach einer Falle. Die junge Frau versucht den energiegeladenen Strahl ruhig zu halten, doch das ist leichter gesagt, als getan. Gerade, als es so aussieht, dass ihr das Vieh entwischt, greift Egon mit seinem Strahler ein. Gemeinsam gelingt es ihnen, das Biest gefangen zu halten, bis Venkman die Falle unter ihm platziert. Kurz darauf öffnet sich das kleine Gefängnis und saugt den Rauchhaufen in sich ein. Als die Falle verriegelt, geht eine tiefe Erleichterung durch die Truppe. Sie hält allerdings nur einen Augenblick, dann sehen sie, was von Ecto noch übriggeblieben ist: nur ein qualmender, schrottfreier Haufen, den man gerade noch als Auto identifizieren kann…
 

„Oh Backe…“, gibt Peter erschöpft von sich. In seinem Gesicht zeichnet sich tiefes Mitleid ab und er wendet sich wie ein geschlagener Hund zu Raymond um. Dieser kniet zusammengesunken in Winstons Armen. Mit zitternder Unterlippe, tränenfeuchten Wangen und ersticktem Schniefen starrt der Mechaniker auf die Geisterfalle. Nun versteht er auch, warum seine Freunde ihm das angetan haben. Dennoch kann er Ecto-1 nicht einmal ansehen. „Es tut mir so leid, Ray…“, kommt es von Janine, die ihn tröstend in die Arme schließt. „Schon gut – ich krieg Ecto schon wieder hin…“, schnieft der Mechaniker und versucht sich an einem Lächeln.
 

Drei Tage später ist nun endlich Weihnachten. Das Hauptquartier ist festlich geschmückt und ein prächtiger Weihnachtsbaum steht strahlend im Wohnzimmer. Es duftet herrlich nach Keksen und heißem Kakao. Das einzige, was dieses perfekte Bild zerstört, ist das Wrack Ectos, dass unter einer Plane versteckt noch immer dort steht, wo der Wagen das Zeitliche gesegnet hat. Noch konnte sich Raymond einfach nicht aufraffen, den Miller-Meteor zu reparieren, doch spätestens nach den Feiertagen wird er sich damit beschäftigen müssen. Aber bis dahin wirkt er eher betrübt, scheint nicht einmal Freude an der festlichen Stimmung zu finden.
 

Janine hingegen versucht sich daran, Egon etwas Stimmung zu entlocken. Beschwingt betritt sie sein Labor und setzt sich neben ihn. „Oh Egon, sieh mal, was ich hier habe!“, lockt sie ihn. Der Blonde wendet sich ihr zu und betrachtet mit gerunzelter Stirn den Mistelzweig, den sie hochhält. „Was versuchst du mir mit diesem unschönen Kraut zu sagen?“, hakt er nach. Etwas verdutzt blickt sie ihn an. „Du kennst doch sicher den Weihnachtsbrauch. Wenn sich zwei Leute unter einem Mistelzweig treffen, dann küssen sie sich.“, erläutert die Rothaarige. Argwöhnisch betrachtet der Tüftler den Zweig mit den kleinen, roten Beeren daran, geschmückt mit einer schmalen, goldenen Schleife. „Unter diesen Umständen ist der Brauch vollkommen sinnfrei, da die roten Beeren ein Symbol für die Sterblichkeit sind. Daher solltest du lieber einen Zweig mit weißen Beeren nehmen.“, erwidert der Blonde.
 

Leicht verwirrt blickt sie ihn an. „Ich habe noch nie einen Mistelzweig mit weißen Beeren gesehen…“ „Das liegt wahrscheinlich daran, dass hauptsächlich rote Beeren gezüchtet werden, weil sie farblich besser zu Weihnachten passen und es wohl kaum noch Leute gibt, die die wahre Bedeutung der roten Farbe kennen.“, gibt Egon zurück. „Ich habe das Gefühl, es wird die Stimmung kaputtmachen, aber welche Bedeutung haben denn die roten Beeren?“, fragt sie seufzend nach. „Nun, der Gott Loki hat mit Hilfe eines weißen Mistelzweigs den Gott Balder getötet. Dafür hat er den Zweig auf den Bogen des blinden Hödr gespannt, der unwissend den Pfeil auf Balder abgefeuert hat. Balders einzige Schwäche und damit das einzige, was seine Göttlichkeit somit durchbrechen und ihn töten kann, sind Misteln, da alle anderen Elemente und Wesen der Erde geschworen haben, dem Gott nichts zu Leide zu tun. Doch die Mistel hat sich dagegen verwehrt. Als Balder starb, tränkte sein Blut die Mistelbeeren und färbte sie für alle Zeit rot. So wurden sie ein Zeichen der Sterblichkeit und des Todes.“
 

Seufzend blickt die junge Frau ihn an. „Wirklich eine tolle Geschichte. Doch selbst wenn es so war, ist es doch Ewigkeiten her und die Menschen glauben nun mal nicht mehr daran.“ „Das mag sein, dennoch ist es so.“, hält Egon dagegen. „Nun stell dich mal nicht so an, Egon und küss sie! Es ist doch Weihnachten!“, flötet Peter auf einmal von der Tür her. Überrascht blicken sich die beiden nach ihm um. Grinsend steht Venkman an die Türzarge gelehnt und beobachtet sie. Ein roter Schimmer huscht über die Wangen der zwei. „Verschwinde Peter!“, fährt Janine ihn an. Schulterzuckend wendet sich der Brünette ab. „Ich wollte ja nur helfen…“, gibt er von sich und verschwindet. Als sich die Sekretärin wieder dem Tüftler zuwendet, ergreift dieser ihre Hand. Tief blicken sich die beiden in die Augen.
 

„Peter hat wohl recht. – Beziehungsweise hast du ebenfalls recht. Der Glaube daran ist lange her und nun hat er eine neue Bedeutung und ich sollte dir die Freude daran nicht verderben, nur weil ich diese Sage im Kopf habe.“, entgegnet der Blonde. Erfreut blickt ihn die junge Frau an. „Oh Egon…“, wispert sie gerührt. Dann beugt sich der hochgewachsene Mann zu ihr hinüber und vereinigt seine Lippen mit den ihrigen.
 

Winston und Ray scheinen mit den roten Misteln wohl aber kein Problem zu haben. Als Peter ins Schlafzimmer schaut, sieht er, wie sich die beiden unter einem Zweig innig küssen. Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf die Züge des Brünetten. Gleichzeitig versetzt ihm der Anblick ein Stich ins Herz, da er noch immer allein ist. Traurig seufzend lehnt er sich gegen die Wand und blickt einen Moment an die Decke. In Gedanken wünscht er sich, das nächste Weihnachtsfest auch mit einem geliebten Menschen verbringen zu können, doch ob dem so sein wird, steht natürlich noch in den Sternen…
 

Ein paar Augenblicke später verlässt Winston das Schlafzimmer und Ray bleibt allein zurück. Peter huscht in den Raum und setzt sich zu dem Mechaniker aufs Bett. „Hey, alles klar?“, fragt er den Jüngeren. „Ja, ich denke schon. – Aber es fällt mir immer noch schwer an Ecto zu denken…“, gibt der Mechaniker betrübt zu. Sanft legt Venkman ihm eine Hand auf den Rücken. „Du kriegst das schon wieder hin und wenn nicht, dann helfe ich dir höchstpersönlich dabei!“, lächelt er. „Du hast doch gar keine Ahnung von so was…“, erinnert ihn Raymond. „Mag sein, aber zusammen macht es mehr Spaß!“ „Da hast du recht, danke.“ Ray erwidert sein Lächeln, wenn auch etwas schwach. „Ich hab was für dich, dass dich sicher etwas aufmuntert.“, erläutert der Brünette und drückt ihm eine kleine Schachtel in die Hand. Sie ist etwas ungeschickt in Geschenkpapier eingewickelt und mit einer Schleife verziert. „Frohe Weihnachten, Ray!“
 

Überrascht betrachtet der Rothaarige das Geschenk mit funkelnden Augen. Als er das Papier entfernt und die kleine Schachtel öffnet, kommt ein Modelauto zum Vorschein, das haargenau so aussieht wie Ecto-1. Fast schon sprachlos nimmt Ray das kleine Auto in die Hände und betrachtet es. „Oh mein Gott, Peter! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…“ „Es reicht mir, wenn du dich freust und mir ein Lächeln schenkst!“, entgegnet der Ältere. Raymond sieht ihn mit glänzenden Augen an, dann umarmt er den anderen Mann stürmisch. Doch etwas überrascht erwidert der selbsternannte Anführer das Ganze und drückt ihm einen kleinen Kuss auf die rechte Schläfe, dort wo noch zart die Narbe seines Unfalls zu erkennen ist. Langsam trennen sie sich wieder voneinander. „Danke, Peter! Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“ „Schön, wenn es dir gefällt und so gefällst du mir auch schon viel besser!“, erwidert er. Dann springt Ray auf und zieht etwas unter seinem Bett hervor.
 

„Ich habe auch etwas für dich.“, sagt er etwas schüchtern und überreicht ihm ebenfalls ein Geschenk. Die Schachtel ist deutlich größer und schwerer und Peter ist mehr als überrascht. „Du meine Güte, das wäre doch aber nicht nötig gewesen…“, entkommt es ihm etwas überfordert. „Doch, ich wollte mich dafür bedanken, dass du mich von diesem Geist befreit hast.“, hält Ray dagegen. „Aber das haben wir doch gemeinsam gemacht!“, kontert Venkman. „Ich weiß, doch du hast dich mir entgegengestellt…“ Nachsichtig betrachtet der Brünette den Jüngeren. „Frohe Weihnachten, Peter!“ Mit einem Lächeln wickelt Venkman das Päckchen aus. Zum Vorschein kommt eine neue Kaffeemaschine, mit der man immer nur eine Tasse gleichzeitig aufbrühen kann. Auf der roten Tasse, die in der kleinen Maschine steht, wurde in schwungvollen, weißen Buchstaben das Wort ‚Peter‘ graviert.
 

Sanft streicht der Brünette mit den Fingern über das glatte, kühle Porzellan. Ein Lächeln ziert sein Gesicht. „Danke, Ray! Das ist einfach wundervoll.“ Gerührt haucht er dem Mechaniker noch einen Kuss auf die Stirn. Glücklich lächelt Raymond, steht auf und streckt die Hand aus. Leicht fragend ergreift Peter sie und lässt sich von ihm aufhelfen. „Ich denken, jetzt kann ich Ecto reparieren. Aber nur, wenn du mir hilfst.“ „Mit dem größten Vergnügen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich kein bisschen hilfreich bin!“, gluckst Peter. „Egal, Hauptsache es macht Spaß!“, grinst Ray und führt ihn nach unten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
die Idee zu diesem kapi kam mir beim lesen von stephen king´s Christine, wo ein Auto zum leben erwacht und schlechten einfluss auf seinen Besitzer hat. allerdings ist es das Auto selbst und kein geist, wie bei mir.
die geschichte mit dem Mistelzweig stammt von Wikipedia und ich hatte schon lange mal vor, sie in einem kapi/einer ff unterzubringen, doch irgendwie hat es nie so recht gepasst ^^ Komplett anzeigen

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