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Tales of the real Ghostbusters

von

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Underworld trip...

Drei Tage später…
 

Langsam und warm erhebt sich die Sonne an diesem Morgen über das verschlafene Manhattan. Der September neigt sich allmählich dem Ende zu und verspricht einen goldenen Herbst. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee setzt sich Janine leicht seufzend an ihren Schreibtisch. Sie liebt es, entspannt mit ihrer Arbeit zu beginnen, während die Jungs oben noch tief in ihren Träumen versunken sind. In solchen Momenten herrscht hier Ruhe, wo die ehemalige Feuerwache sonst immer etwas Hecktisches an sich hat. Erst recht, wenn das Telefon klingelt. Doch jetzt geht von dem knallroten Apparat noch keine Gefahr aus, da viele Leute ebenfalls noch in ihren Betten liegen. Janine betätigt den Knopf an ihrem Computer und während sie auf sein Hochfahren wartet, lehnt sie sich in ihrem Stuhl zurück und atmet tief die aromatische Wärme des Kaffees ein. Auf dem Bildschirm vor ihr beginnt sich eine kleine Sanduhr im Kreis zu drehen, begleitet von einem knackenden Rattern aus dem schwerarbeitenden Tower.
 

Verträumt schließt die Rothaarige die Augen, stellt sich vor, wie Egon dort oben in seinem Bett liegt. Die sonst so perfekt wirkende Locke seiner aufwendig erscheinenden Frisur leicht zerzaust, die nachdenklichen Gesichtszüge völlig entspannt, eingekuschelt in seine Decke, tief im Gedanken seiner Traumwelt versunken… Hach, wie gern würde sie neben diesem Mann aufwachen! Ein sehnsüchtiges Seufzen verlässt ihre Lippen und ihre Gedanken schweifen weiter ab, sodass sich bald darauf ein zarter, roter Schimmer auf ihren Wangen ausbreitet. So vertieft vergisst sie völlig, dass der Computer schon vor ein paar Augenblicken mit einem melodischen Ton verkündet hat, dass er nun arbeitsbereit ist. Stattdessen träumt sie einfach noch ein bisschen weiter. Erst ein lautstarkes Klopfen an der Tür reißt sie ungewollt aus ihren Fantasien. Irritiert öffnet sie die Augen und starrt auf die Vordertür. Wieder ertönt ein nachdrückliches Klopfen.
 

Janines Stirn legt sich nachdenklich in Falten und sie gibt ein leicht angesäuertes Schnaufen von sich. Das war es wohl erst mal mit der erhofften Ruhe, auch wenn es ungewöhnlich ist, dass so früh am Morgen jemand an die Tür klopft. Als das Geräusch ein drittes Mal ertönt, stellt die toughe Rothaarige energisch ihre Tasse auf den Schreibtisch und setzt sich in Bewegung. „Ja, bitte?“, fragt sie versucht freundlich, als sie die Tür öffnet. Zu ihrer Überraschung steht dort aber niemand. Fragend blickt sie sich um und tritt ein paar Schritte nach draußen. „Hallo? Ist da jemand?“ Doch außer ein paar gemächlich dahinziehenden Autos, kann sie nichts entdecken. „So was…“, lässt sie verlauten. Leicht verärgert stemmt sie die Hände in die Hüften und blickt sich nach einmal um. Dunkel erinnert sie sich, dass Peter ihr mal erzählt hat, dass sie öfter von Klingelstreichen und dergleichen heimgesucht wurden, als sie hier mit ihrer Arbeit begonnen haben. Janine selbst hat das hier zwar noch nicht erlebt, aber genau das scheint es hier gerade zu sein. „Wirklich sehr witzig…“, verkündet sie verstimmt, ehe sie sich zum Gehen umwendet.
 

Als sie gerade einen Fuß vor den anderen setzt, spürt sie plötzlich eine ganz leichte Erschütterung unter sich. Überrascht schreckt sie zusammen und wartet auf das, was vielleicht folgt. Doch es kommt nichts. Ein leichter Anflug von Erleichterung macht sich in ihr breit. Sie will ihren Weg fortsetzen, als plötzlich wieder eine Erschütterung zu spüren ist. Diesmal ist sie stärker. Etwas hilflos blickt sie sich um. Inzwischen sind auch einige Leute auf der Straße unterwegs, doch sie scheinen nichts mitbekommen zu haben. Unbeirrt setzen sie ihren Weg fort, was die Rothaarige überhaupt nicht verstehen kann. Diese zweite Erschütterung müssen sie doch auch gespürt haben! Ehe sie sich jedoch zu einer Reaktion besinnen kann, wird Janine von einer noch heftigeren Erschütterung erfasst. Diesmal ist sie so stark, dass es die junge Frau von den Füßen reißt. Unsanft landet sie auf ihren vier Buchstaben und gibt einen hilflosen Aufschrei von sich. „Was ist hier nur los?“, fragt sie halblaut und sieht dabei, dass die anderen Leute wieder nichts gemerkt zu haben scheinen. Nicht mal einer, der sich nach ihr umdreht. Fast so, als wäre sie Luft.
 

Ein Gefühl der Angst erfasst sie. Es ist, als würden sich eiskalte Finger um ihren Hals legen und ihr langsam den Atem rauben. Dann plötzlich beginnt der Gehweg unter ihr zu leuchten. Eine kreisrunde Fläche von gut drei Metern im Durchmesser erstrahlt so hell, dass sie die Augen zusammenpressen muss. Das grelle Licht hüllt sie vollkommen ein, ohne dass es ein anderer zu sehen scheint. Kurz darauf folgt ein Moment, indem sie sich völlig schwerelos fühlt, so als hätte man den Boden unter ihr entfernt. Schließlich verschwindet das Licht genauso schlagartig wie es aufgetaucht ist und mit ihr auch Janine…
 

Eine Stunde später kommt Ray die Treppe herunter, ausgeruht und bereit für einen neuen Tag. Er sieht, dass Janine nicht an ihrem Platz sitzt, kümmert sich aber nicht weiter drum. Dann fällt ihm aber auf, dass die Eingangstür sperrangelweit offensteht. Etwas verwundert geht Ray hinüber. Ist Janine etwa rausgegangen und hat vergessen die Tür zu schließen? So ganz glauben kann er das nicht. Suchend blickt er sich vor dem Hauptquartier um, doch er kann niemanden entdecken. „Janine? Bist du hier draußen?“, fragt er sogar, doch er erhält keine Antwort. Unschlüssig steht er vor dem alten Backsteingebäude und kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf. Als Ray beschließt, wieder hineinzugehen, spürt er auf einmal eine leichte Erschütterung unter sich. Überrascht bleibt er stehen und blickt zu Boden. War das ein Erdbeben? Etwas ungewöhnlich für Manhattan. Und eine U-Bahn fährt hier drunter auch nicht lang, die die Erschütterung hätte erklären können. Mit großen Augen starrt er den Bürgersteig an und wartet auf ein Nachbeben. Doch es kommt keines. Stattdessen erscheint auf einmal ein winziger, leuchtender Punkt auf den Betonboden. Zuerst hält Raymond es für eine Einbildung, weil er so lange und intensiv darauf gestarrt und gewartet hat, dass etwas passiert. Doch dann beginnt der Lichtpunkt zu wachsen.
 

„Das ist ja Wahnsinn!“, gibt er begeistert von sich und tritt einen Schritt zur Seite, damit er den Fleck nicht berührt. Er geht in die Hocke und beobachtet, wie der Punkt aus gleißend hellem Licht immer größer wird. Es ist so grell, dass er kaum hinsehen kann, doch er ist gleichzeitig so gefesselt, dass er nicht wegsehen kann, obwohl seine Augen zu schmerzen beginnen. Angestrengt kneift er sie zu Schlitzen zusammen. Dann scheint das Wachstum des Lichtpunkts beendet zu sein. Er ist nun etwa so groß wie ein Teller und ein Kegel aus Licht erhebt sich gut zwei Meter vom Boden in die Luft. Obwohl Ray mitten auf dem Bürgersteig hockt, wie ein kleiner Junge beim Murmelspielen, scheint keiner der vorbeigehenden Leute den Lichtfleck zu sehen. Einige wundern sich zwar, was der junge Mann dort so angestrengt beobachtet, doch sie tun das Ganze als Unfug ab. Immerhin passiert so allerhand Merkwürdiges in dem Gebäude, dass die sogenannten Geisterjäger bewohnen. Ungeachtet der Blicke der vorbeigehenden Leute, betrachtet Ray weiterhin das seltsame Phänomen. Er ist wie hypnotisiert von diesem Licht und streckt nun langsam die Hand danach aus.
 

Ehe seine Finger jedoch den Boden berühren, entdeckt er einen kleinen, dunklen Fleck im Licht. Erschrocken zieht er seine Hand zurück. Auch der dunkle Fleck scheint zu wachsen, doch er ist nicht rund. Es sieht eher aus, als wäre es ein Gegenstand, der durch das Licht auf ihn zu treibt, oder wohlmöglich eine Gestalt. Plötzlich erreicht es die Oberfläche des Lichts und schießt daraus hervor, wie eine Pistolenkugel. Ray ist nicht mehr in der Lage dem auszuweichen. Mit einem heiseren Aufschrei, setzt er sich unsanft auf den harten Steinboden, während der dunkle Gegenstand mitten in seinem Gesicht landet. Hilflos sitzt er da und greift mit zitternden Fingern danach. Ungläubig starren seine Augen auf ein gefaltetes Blatt Papier. Noch ehe er ganz begreift, was gerade passiert ist, schrumpft der Lichtkegel wieder zusammen und verschwindet schließlich mit einem kaum hörbaren Ploppen.
 

Unsicher kommt der Mechaniker auf die Füße, sieht noch einmal zu der Stelle, an der eben noch das Licht gewesen ist und verschwindet dann nach drinnen. Er schließt die Tür und lehnt sich mit dem Rücken gegen das dunkle Holz. Was um Himmels Willen war das bloß? Ray schluckt hart und betrachtet dann den Zettel in seiner Hand. Ganz vorsichtig faltet er ihn auseinander. Auf dem Papier steht eine Botschaft, geschrieben in blutroter Tinte, die aussieht, als würde sie pulsieren. So als wäre das Blatt lebendig und die Schrift darauf wären Adern. Der Text ist simpel, unmissverständlich und besteht gerade mal aus zwei Sätzen und dennoch jagt er Ray einen eisigen Schauer über den Rücken: Ich habe eure Sekretärin. Wenn ihr sie wiederhaben wollt, dann kommt sie euch holen!
 

Noch während Ray fassungslos die kurze Nachricht betrachtet, kommt Winston die Treppe hinunter. Er wirkt noch etwas müde, doch als er sieht, wie blass und erschrocken Ray an der Eingangstür lehnt, ist er schlagartig hellwach. Eilig läuft er die restlichen Stufen hinunter. „Ray? Was hast du denn?“, fragt er besorgt und legt seinem Kollegen eine Hand auf die Schulter. Mit großen Augen blickt der Jüngere zu ihm auf. „Ließ das…“, bringt er erstickt hervor und reicht ihm den Zettel. „Du meine Güte!“, gibt Winston überrascht von sich. Er würde ja denken, dass es nur ein billiger Scherz ist, doch Ray´s Gesicht zeugt von so viel Entsetzen, dass es einfach ernst gemeint sein muss. „Was ist denn los?“, fragt auf einmal eine Stimme direkt hinter Winston. Sie lässt die beiden Jungs heftig aufschrecken. Doch es ist nur Egon, der die zwei nun noch verwunderter mustert. „Warum seid ihr denn so schreckhaft?“, fragt er unschuldig. Seine Kollegen werfen ihm einen missmutigen Blick zu und dann reicht Winston ihm den Zettel. Ungläubig betrachtet der Blonde den kurzen Text und legt dann die Stirn in Falten. „Wenn das ein Scherz sein soll, finde ich das nicht besonders lustig.“ Streng mustert er die beiden, als wären sie dafür verantwortlich.
 

„Nein, das ist echt!“, wirft Ray aufgebracht ein und erzählt dann, was passiert ist. Mit wachsender Nachdenklichkeit lauscht Egon den Ausführungen seines jungen Kollegen. Winston dagegen wird ganz flau im Magen, will er sich doch nicht vorstellen, wohin Janine gebracht wurde, wenn schon der Zettel auf so groteske Weise hierhergekommen ist. Nach außen hin völlig ruhig, innerlich aber ziemlich in Sorge, schiebt Egon sich die Brille zurecht. „Meine Herren, ich fürchte, diese Nachricht kam aus der Unterwelt. Und wer immer Janine in seiner Gewalt hat, kann ihr Schreckliches antun…“, spricht er es schließlich aus. „Die Unterwelt? Bist du dir da auch sicher?“, fragt Winston nervös. Der hochgewachsene Mann nickt nur. „Das ist ja schrecklich…“ „Mehr als schrecklich sogar. Die Unterwelt ist ein Reich der Toten und Verdammten. Sollte Janine dort etwas zustoßen, ist ihre Seele für immer gefangen und wir können nichts mehr für sie tun…“, kommt es traurig von Ray. Hilflos blickt Winston von ihm zu Egon, doch dieser nickt nur wieder. „Er hat recht. Wir müssen schnell etwas unternehmen, bevor es zu spät ist!“
 

„Peter! Peter, nun steh endlich auf, wir haben hier ein gewaltiges Problem! Peter, hörst du nicht?“, ruft Winston energisch die Treppe hinauf. Oben im Schlafzimmer dreht sich Venkman verschlafen von einer Seite auf die andere und versucht die Rufe des Schwarzhaarigen vehement zu ignorieren. Er ist schlichtweg noch zu müde für Probleme und für gewaltige erst recht. So legt er sich einfach das Kissen über den Kopf und schläft weiter. Doch so schnell lässt sich Winston nicht unterkriegen, hat er doch inzwischen einige Erfahrungen damit, Peter aus dem Bett zu bekommen. Als keine Reaktion von oben kommt, betätigt er kurzerhand die Einsatzglocke. Das durchdringende Schreien der Sirene jagt durch die ehemalige Feuerwache wie ein Buschbrand. Und das scheint zu helfen. Ein lautes Poltern ist zu hören, das ihm sagt, dass Peter doch endlich aufgestanden ist. Aufgestanden ist definitiv das falsche Wort. Vor lauter Schreckt ist der Brünette regelrecht aus dem Bett gefallen. „Ich komm ja schon!“, ruft er gepeinigt hinunter und rappelt sich dann langsam auf. „Kann man denn hier nie seine Ruhe haben?“, fragt er sich selbst jammernd und schlurft ungelenk die Treppe herunter.
 

Unten angekommen, findet er die anderen drei vor der Tür. Es sieht so aus, als würden sie etwas auf dem Bürgersteig untersuchen. Gähnend geht er zu ihnen. „Was ist denn eigentlich los?“, fragt er mit belegter Stimme. Die drei wenden ihm den Blick zu. Peter ist noch im Schlafanzug. Sein Haar ist zerzaust, als hätte er in eine Steckdose gefasst, obwohl er sonst den ganzen Tag darauf bedacht ist, dass es so perfekt wie möglich sitzt und seine Augen sind erst ein Viertel geöffnet. Achtzig Prozent seines Verstandes schlafen noch, liegen noch in den aufreizenden Armen seines letzten, mitreißenden Traumes. Kindlich reibt er sich mit der geballten Faust die Augen, während sich alles in ihm gegen das Wachsein sträubt. Unter anderen Umständen wäre Venkmans Anblick eine echte Belustigung, doch in diesem Moment ist keinem von ihnen zum Lachen zu mute. Ernst blicken sie ihn an und schildern dann, was vorgefallen ist. Zuerst hält auch Peter das Ganze für einen Scherz, doch dann schlägt die Wirklichkeit auf ihn ein und vertreibt all seine Müdigkeit. „Die Unterwelt? Sag mal, habt ihr sie noch alle?“, fragt er aufgebracht. „Peter, die Sache ist vollkommen ernst.“, mahnt Egon ihn nachdrücklich.
 

Venkman gibt ein gequält, theatralisches Stöhnen von sich und hockt sich dann auf den Bürgersteig, wie ein kleiner Junge, der ausgeschimpft wurde. „Die Unterwelt…“, jammert er. „Das ist doch einfach nicht wahr…“ Finster starrt er den Kreis aus Kreide an, den Ray an die Stelle gemalt hat, von wo das Licht gekommen ist. Hätte er vorher gewusst, was für eine bescheidene Arbeit ihn als Geisterjäger erwartet, hätte er wohl nie diesen Weg gewählt. Doch allein dieser Gedanke ist eine Lüge. Er wünschte nur, dass es einfacher wäre und sie nicht ständig Leib und Leben in Gefahr bringen müssten, um anderen zu helfen. Doch auch das ist irgendwie eine Lüge. Immerhin geht es hier ja nicht um irgend so einen undankbaren Bürger, sondern um Janine, die liebe, gute Janine. Klar streitet er sich ständig mit ihr, was aber nicht heißen soll, dass er sie nicht mag. Im Gegenteil, schon jetzt fängt sie an ihm zu fehlen. Er wirft dem Kreidekreis einen noch finsteren Blick zu und schiebt schmollend die Unterlippe vor. „Und was sollen wir jetzt machen?“, fragt er schließlich bedrückt.
 

„Wir müssen hoffen, dass der Zugang, durch den die Nachricht gekommen ist, noch nicht völlig verschlossen ist und es uns so möglich sein wird, hinunter zu steigen und sie zu suchen.“, kommt es zur Abwechslung mal verständlich von Egon. „Glaubst du, dass unsere Strahler dafür reichen werden?“, fragt Ray. „Wenn wir die Frequenz der Protonenstrahlen mit der Frequenz des Portals überlagern und dabei die dimensionale Schwingung stören, sollte es klappen.“, entgegnet Egon. „Heißt das, wir schießen auf den Bürgersteig und hoffen, dass sich der Durchgang öffnet?“, fragt Winston etwas verwirrt. „So in der Art, ja.“ Plötzlich springt Peter auf, als wäre er von einer Hornisse gestochen worden. In seinem Gesicht spiegelt sich eine seltengesehene Entschlossenheit wieder. „Also gut, Männer! An die Waffen! Wollen wir den Biestern da unten mal ordentlich einheizen!“, verkündet er enthusiastisch. Ray´s Hand legt sich schwer auf seine Schulter. „Äh, Peter. Die Unterwelt besteht zu einem Großteil aus Feuer und Schwefel, so wie die Hölle. Einheizen könnte da also etwas schwierig werden…“ „Na und? Dann werden wir eben ihre hitzigen Gemüter ein bisschen abkühlen! Ist doch völlig egal!“, erwidert Venkman angesäuert und geht hinein, um sich anzuziehen.
 

Wenige Minuten später stehen die vier jungen Männer in voller Montur auf dem Bürgersteig. Irritiert werfen ihnen einige Leute auf der Straße fragende Blicke zu. Andere bringen mehr Abstand zwischen sich und diesen offensichtlich Verrückten. Der Anblick der hochmotivierten Geisterjäger bereitet ihnen nicht gerade Wohlwollen. „Oh Mann, ich kann noch immer nicht glauben, dass wir in die Unterwelt hinabsteigen wollen. Das klingt wie ein verrückter Alptraum. – Hat denn einer von euch eine Ahnung, welche Frequenz nötig ist, damit sich der Durchgang öffnet?“, kommt es nervös von Winston. Nachdenklich blicken sich Ray und Egon an. „Ich denke, drei Megahertz dürften genügen…“, erwidert der Mechaniker. Schnell drehen die Jungs am Regler ihrer Protonenstrahler, um in den richtigen Bereich zu gelangen. Ein hohes Summen jagt durch die Geräte, während die Transformatoren die gewünschte Ladung vorbereiten. „Ok Männer, zielt alle auf die Mitte des Kreises und passt bloß auf, dass sich die Strahlen nicht kreuzen, sonst hat die Straßenreinigung nächsten Dienstag eine Menge Schleim vom Gehweg zu schrubben und der stammt dann ausnahmsweise Mal nicht von einem Geist.“
 

Peters eigentlich sarkastisch gemeinten Worte, lösen bei Ray und Winston ein sichtliches Unbehagen aus. Ihnen ist zwar klar, dass die Überladung der Strahlen durch das plötzliche Kreuzen, eine heftige Reaktion in Form einer sehr energetischen Explosion hervorruft, die sie dann regelrecht zerfetzen würde, aber der makabre Gedanke, ihre sterblichen Überreste auf dem Bürgersteig vorzufinden, ist doch etwas zu viel für ihre überforderte Fantasie. Unsicher tauschen sie ein paar Blicke aus. Egon hingegen, dem durchaus klar ist, was passiert, wenn sich die Strahlen kreuzen, gibt nur ein verstimmtes Geräusch von sich, das seine Abneigung in Bezug auf Peters blumige Beschreibung deutlich machen soll. „Eins – zwei – drei – und Feuer!“, fordert der Brünette schließlich. Den Bruchteil einer Sekunde später schießen die hochaufgeladenen Protonenstrahlen aus den Kanonen und verwandeln den Betonboden in ein Lichtspektakel. Erschrocken suchen die meisten Fußgänger das Weite und fluchen hörbar über den eindeutigen Wahnsinn der vier Männer. Stein- und Betonbröckchen werden in die Luft gespritzt, wie Wassertropfen und regnen in der Nähe wieder herunter. Staub und Qualm erfüllt die Luft und zerstört somit den perfekt-friedlichen Septembermorgen.
 

Ein paar Augenblicke später stellen die Jungs ihren Beschuss ein und betrachten das hässliche Loch, das sie in den Gehweg gerissen haben. „Sieht nicht so aus, als hätte es geklappt, oder?“, fragt der Schwarzhaarige und betrachtet zweifelt die Zerstörung. „Du hast doch gesagt, drei Megahertz würden reichen.“, wendet sich Peter ärgerlich an Ray. Dieser kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Nun ja, es war zumindest meine Vermutung…“, gesteht er kleinlaut. Neben ihm zieht Egon seinen Taschenrechner aus der Brusttasche seines Overalls und lässt geschwind seine Finger über die Tasten huschen. Nachdenklich schiebt er seine Brille hoch und kommt schließlich zu einem Ergebnis. „Hm, deine Vermutung war durchaus berechtigt, Raymond. Die exakte Frequenz des Portals beträgt meinen Berechnungen nach drei Komma zwei fünf Megahertz.“ Der Mechaniker schenkt ihm ein begeistertes Lächeln. „Na, dann lag ich ja nur ganz knapp daneben!“, flötet er vergnügt. „Wirklich klasse, Ray! Aber kannst du mir mal verraten, wie ich bitte drei Komma zwei irgendwas Megahertz an dem Ding einstellen soll?“, fordert Peter barsch zu wissen. „Ach, das ist nicht schwer, erfordert nur ein bisschen Feingefühl.“, bekommt er prompt die Antwort von Winston, der ihn schief von der Seite anlächelt.
 

Venkman mustert ihn streng. Irgendwie hat er das Gefühl, dass der andere versucht ihn auf den Arm zu nehmen. „Ach ja? Ich bin Mister Feingefühl höchstpersönlich und dennoch krieg ich das nicht hin!“, gibt der Brünette säuerlich zurück. Winston muss sich ein Lachen ernsthaft verkneifen. Peter und feinfühlig? Das möchte er doch gern mal erleben. Auch Ray kann der Aussage seines Kollegen nicht viel abgewinnen. Argwöhnisch hebt er eine Augenbraue. Nur zu gut hat er noch in Erinnerung, wie Peter ihm auf der Ladefläche des Leichenwagens zu nahegekommen ist und das war alles andere als feinfühlig, möchte er mal behaupten. „Nun stell dich doch nicht so an, Peter.“, erwidert Egon schließlich und versucht damit zu verhindern, dass Venkman seinen Frust an Winston auslässt, der es scheinbar gerade lustig findet, den ohnehin schon verstimmten Brünetten auf die Palme zu bringen. Das macht Winston vielleicht nicht einmal absichtlich, sondern als abwehrende Reaktion auf die Tatsache, dass sie in die Unterwelt hinabsteigen werden, dennoch müssen es die zwei ja nicht übertreiben. Immerhin wird jede helfende Hand gebraucht, um Janine heil wiederzubekommen.
 

„Ich stell mich überhaupt nicht an! Das ist einfach alles verdammter Mist und ich will doch nur, dass es vorbei ist und ich in mein Bett zurück kann…“, jammert er. Seine Worte klingen zwar, wie so oft ziemlich egoistisch, doch sein Unterton lässt deutlich erkennen, wie sehr ihn das Ganze mitnimmt und er sich um das Wohlergehen der Rothaarigen sorgt. Das merkt auch Winston und es tut ihm schon fast leid, dass er versucht hat, Peter zu necken. „Schon gut. Warte, ich helfe dir.“, verkündet er schließlich und bringt den Regler an Venkmans Strahler in die richtige Position. Schmollend betrachtet der Anführer der Ghostbusters die Leichtigkeit, mit der die Finger des ehemaligen Bauarbeiters ihrer Arbeit nachgehen. Doch unter all dem Ärger und der Eifersucht in seinem Blick, liegt auch ein Funken Dankbarkeit. Er senkt den Kopf und schielt dann zu Winston nach oben. „Danke…“, nuschelt er halblaut und schämt sich innerlich ein bisschen dafür, dass er so ein Theater anzuzetteln versucht hat. Verständnisvoll lächelt ihm Winston entgegen und stellt dann an seinem eigenen Strahler die richtige Frequenz ein.
 

„Da das ja jetzt geklärt sein dürfte, möchte ich die Herren daran erinnern, dass wir nicht viel Zeit haben. Wenn ich also bitten darf?“, mahnt Egon und zielt auf das Loch im Bürgersteig. Die drei anderen folgen seinem Beispiel und erneut taucht sich der Boden vor ihren Füßen ins helle Licht der Protonenstrahlen. Der geringe Unterschied in der Frequenz scheint eine positive Wirkung zu haben. Zuerst spritzt wieder Beton und Staub auf und nimmt den Jungs für einen Augenblick die Sicht. Doch dann bildet sich um den Punkt, an dem die Strahlen auftreffen ein heller Fleck, der stetig größer wird. „Es klappt!“, freut sich Ray. Leicht beginnt der Boden unter ihren Füßen zu vibrieren. Dann werden die Geisterjäger von einem Lichtkegel umschlossen. Es fühlt sich merkwürdig an, irgendwie heiß und kalt zugleich. Einem Reflex nahe, beenden sie den Beschuss, doch der Durchgang ist offen. Plötzlich verlieren sie den Boden unter den Füßen, scheinen einen Augenblick in der Luft zu schweben und dann ist es, als würden sie durch einen schmalen Tunnel gesaugt. Auf der Straße ist von ihnen nichts mehr übrig, außer dem Loch auf dem Gehweg und den verstörten Gesichtern der Passanten…
 

Stattdessen werden die jungen Männer durch eine Art Trichter in die Unterwelt befördert. Mit einem haltlosen Platschen landen sie irgendwo in einem Fluss. Panik droht Ray zu ergreifen. Er kann nicht schwimmen und die Tatsache in einem fremden Gewässer gelandet zu sein, schnürt ihm fast die Kehle zu. Hilflos versucht er irgendwo Halt zu finden, während die Panik immer weiter ihre gierigen Hände nach ihm ausstreckt. Ehe sie ihn aber völlig überwältigen kann, stellt er fest, dass das Wasser ihm nur bis zum Bauch reicht und dass er stehen kann. Erleichtert atmet er durch und blickt sich nach den anderen um. Den dreien ist ebenfalls aufgefallen, dass der Fluss gar nicht so tief ist und so blicken sie sich um. Das Wasser ist sehr warm, als würde man sich in einer heißen Quelle befinden. Auf der Oberfläche treiben dicke Dunstwolken. Der Himmel, wenn man das so bezeichnen kann, ist düster und ebenfalls mit schweren Wolken beladen, in deren Innerem stürmisch Blitze zucken. Die Luft fühlt sich an, als könnte man sie schneiden und sie riecht streng nach Schwefel, der scheinbar vom Grund des Gewässers aufsteigt. Aus dem Wasser wachsen groteske, verkrüppelte Bäume heraus. Die blattlosen, fingergleichen Äste ragen knorrig in den dunkeln Himmel empor, als wären sie die Hände von Verdammten, die um Hilfe flehen. Suchend blicken sich die Geisterjäger um, doch bei der vorherrschenden Dunkelheit und all dem Nebel können sie kein Ufer ausmachen.
 

„Man, hier sollten wir das nächste Mal Urlaub machen. Richtig einladend und gemütlich, geradezu überschwemmt mit abwechslungsreichen Freizeitattraktionen…“, kommt es sarkastisch von Venkman, während er sich weiterhin umsieht. „Sehen wir es doch mal positiv. Immerhin müssen wir nicht frieren, obwohl es für meinen Geschmack doch schon etwas zu heiß ist…“, wirft Winston ein. Die bedrückende Umgebung veranlasst die Jungs nur zu einem gezwungenen, kraftlosen Lächeln. „Ich dachte immer, hier unten wäre etwas mehr los…“, wirft Ray zweifelnd ein. „Diese Annahme ist durchaus berechtigt. Nur scheint es, sind wir an einem etwas abseitigen Ort gelandet.“, erwidert Egon. „Und wie sollen wir dann Janine finden?“, fragt der Schwarzhaarige. „Erst mal sollten wir etwas Land finden, bevor uns noch Irgendwas findet…“, schlägt Peter vor, während sich sein Gesicht angewidert verzieht, da er sich nicht vorstellen will, was hier für Kreaturen auf sie lauern könnten. Suchend gehen sie ein paar Schritte in verschieden Richtungen und sehen sich nach Irgendetwas in dieser tristen Einöde um.
 

Plötzlich durchschneidet Ray´s aufgeregte Stimme die erdrückende Stille. „Seht mal, da hinten ist ein Licht!“, ruft er den anderen ungehalten zu. Hoffungsvoll wenden sie alle den Blick in die Richtung. In der Ferne ist tatsächlich ein Licht zu sehen. Es flackert leicht, wie ein Kerze im Wind und es ist unmöglich zu sagen, wie weit es entfernt ist. Leicht unsicher tauschen sie ein paar Blicke aus. Was für eine andere Wahl haben sie schon? „Dann mal auf zur fröhlichen Wanderschaft…“, scherzt Peter ernsthaft und beginnt sich voran zu kämpfen. Die engstehenden Baumleichen, das bauchhohe Wasser, die übelriechende Luft, der Dunst und die dreißig Kilo schweren Protonenpacks, ganz zu schweigen von ihren mit Wasser vollgesogenen Sachen, machen das Vorwärtskommen alles andere als einfach. Nicht selten bleiben sie zwischen den Bäumen stecken oder verheddern sich in einem der förmlich nach ihnen greifenden Äste. ‚So ähnlich müssen sich wohl Superstars fühlen, die sich durch eine Menge aufdringlicher Fans schieben…‘, geht es dem Brünetten abwesend durch den Kopf.
 

Unter anderen Umständen wäre dies ein toller Gedanke. So umringt von bildschönen Frauen, die alle nur Augen für ihn haben und nichts lieber wollen, als die Nacht mit ihm zu verbringen. Einfach herrlich! Doch die Realität sieht leider anders aus. Die harten, trockenen Äste der Bäume sind alles andere, als die zärtlichen Finger anmutiger, jungen Mädchen. Es ist vielmehr ein Gefühl, als würde man von unzähligen wütenden Katzen gekratzt werden. Da können sie von Glück sagen, dass die ihre Overalls tragen, die die meisten Kratzer abfangen. An einigen Stellen sind die Äste jedoch so spitz ausgelaufen, dass sie deren strapazierfähigen Stoff mit einem widerlichen Laut zerreißen, als wäre er nur ein dünnes Taschentuch. Die darunterliegende Haut ist dem schutzlos ausgeliefert, von ihren Gesichtern ganz zu schweigen, wie Peter jetzt feststellen muss. Als er versucht seinen Protonenstrahler aus den Fängen eines weitverzweigten Baumes zu befreien, kommt er dabei einem anderen Baum zu nahe. Der Strahler löst sich plötzlich aus der Umklammerung und Venkmans Wange macht Bekanntschaft mit einem ziemlich fiesen Ast. Augenblicklich zieht sich ein stechender Schmerz von dem Schnitt durch sein Gesicht und warmes, klebriges Blut rinnt an seinem Kinn hinab.
 

„Das ist doch alles nicht fair…“, jammert er und versucht dabei das brennende Ziehen in der Wunde zu ignorieren. Das geht noch halbwegs. Es ist viel schlimmer, sich nicht mit dem Ärmel das Blut wegwischen zu können, da dieser durchnässt von dem widerlichen Wasser ist. Und wer weiß, was mit ihm passiert, wenn sich diese Brühe in seinem Körper ausbreiten sollte. Nicht lange später wird das Wasser flacher und die Bäume lichten sich zum Glück. Mit einer gewissen Genugtuung stellt Peter fest, dass er nicht der Einzige ist, der jetzt aussieht, als hätte er die Nacht in einem Raubkatzenkäfig verbracht. Den anderen geht es nicht viel besser. Ein großer Kratzer zieht sich sogar über Egons linkes Brillenglas. Das Gestell hängt ihm nach dieser Wanderung nur noch völlig schief auf der Nase und er kann wahrscheinlich froh sein, es nicht verloren zu haben.
 

Eine Weile später reicht ihnen das Wasser nur noch bis über die Schuhe und von den Bäumen ist rein gar nichts mehr zu sehen. Dafür hat die Temperatur der Luft merklich zugenommen. Es ist wie in einer Sauna und das Atmen fällt ihnen in der schwefelbelasteten Umgebung immer schwerer. Sie können nur hoffen, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben, denn lange werden sie das auf keinen Fall mehr aushalten. Während ihrer aufreibenden Wanderung ist das Licht immer nähergekommen und jetzt, wo sie endlich festen Boden unter den Füßen haben, sehen sie auch, zu was es gehört. Vor ihnen ragt ein riesiges Gebilde auf, dass einer alten Burg nicht unähnlich ist. Hohe Türme und Giebel ragen an allen Seiten auf. Eine Zugbrücke verbindet das Bauwerk mit dem Stück Land, das die Jungs erreicht haben und darunter fließt ein Graben aus flüssiger Lava dahin. Die Burg thront auf einem Felsen mitten in diesem glühend heißen See. Flammen schlagen an den dunklen Backsteinen der Festung empor, als würde jemand Festtagsraketen in den Himmel jagen. Schon von ihrem Standpunkt aus, ist die Hitze kaum zu ertragen, wie mag es dann erst auf der anderen Seite der Zugbrücke sein?
 

„Ok Jungs, ich hoffe ihr ward immer brave, kleine Pfadfinder, denn ich fürchte, wir werden gleich dem Teufel persönlich aufs Dach steigen…“, die Ernsthaftigkeit in Peters Stimme wird nur noch von der Tatsache übertroffen, dass dem wirklich so sein könnte. Ray weiß, dass das mit den Pfadfindern eigentlich als Witz gemeint war, doch er klammert sich ganz fest daran. Als kleiner Junge war er begeistertes Mitglied so einer Jungendorganisation und hofft jetzt inständig, dass das auch reicht, um hier heil wieder rauszukommen. Winston ist zwar keineswegs so gottesfürchtig wie Ray´s Mutter, dennoch hat er die Bibel des Öfteren gelesen und murmelt nun ganz leise einen Vers daraus vor sich hin, der ihnen helfen soll, das Ganze heil zu überstehen. Egon hingegen hat weder eine Verbindung zu Gott, noch war er jemals bei den Pfadfindern, doch auch ihm steht die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben. Der Kratzer, der quer über sein Brillenglas verläuft, unterstreicht diesen Ausdruck nur noch. Mit einer nicht ganz ruhigen Hand schiebt er die Brille wieder auf ihren angestammten Platz und atmet so tief durch, wie es diese furchtbare Luft zulässt.
 

Nach einem kurzen Moment des Sammelns, nähern sie sich der Stelle, an der die Zugbrücke auf das Festland treffen müsste. Kaum das sie ein paar Schritte gemacht haben, senkt sich die Brücke auch schon herab, als hätte der Bewohner dieses schrecklichen Burg sie die ganze Zeit über beobachtet und nur darauf gewartet, dass sie sich in ihr Verderben begeben. Die Flammen, die zwischenzeitlich aus der flüssigen Lava emporschießen, passieren den Rand der Brücke so dicht, dass sie einen fast verbrennen. Und selbst wenn einen diese Feuersäulen nicht treffen, ist die Luft auf der Zugbrücke so aufgeheizt, dass sich jedes Luftholen anfühlt, als würde man heiße Glasscherben einatmen. Ihre Overalls scheinen unter der Hitze regelrecht zu schwelen, ihre Haarspitzen kräuseln sich, ihre Haut glüht wie bei einem Sonnenbrand und die Sohlen ihrer Stiefel fühlen sich an, als würden sie langsam schmelzen. So und nicht anders fühlt sich mit Sicherheit ein Truthahn im Backofen.
 

Als sie das Ende der Brücke erreichen, können sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Vor ihnen öffnet sich ein schmiedeeisernes Gitter. Mit einem letzten Stoßgebet betreten sie diesen Höllenschlot, während sich das Gitter hinter ihnen wieder schließt. In der Festung ist es bedeutend kühler, vergleichbar mit dem Fluss, an dem sie angekommen sind. Eine wahre Wohltat nach dieser Tortur. Das Atmen fällt ihnen bedeutend leichter und stellt somit ihren schwächelnden Ehrgeiz wieder her. Vor ihnen erstreckt sich ein langer, dunkler Gang, der nur etwas von ein paar Fackeln links und rechts des Weges erleuchtet wird. Aus einem Quergang weiter hinten kommen zwei Gestalten auf sie zu. Sie wirken wie Zombies aus einem billigen Film, schleifen ihre Füße träge über den Boden und blicken sich mit leeren Augen um. Sie tragen lange Speere und erinnern ein bisschen an Wachen aus einem Märchenschloss, nur das dies hier eher ein Alptraum ist.
 

Unschlüssig verweilen die vier jungen Männer auf ihrer Position und betrachten das Näherkommen der beiden Gestalten. Ihre Strahler haben sie jedoch am Anschlag, auch wenn ungewiss ist, ob sie in dieser fremden Welt überhaupt funktionieren. Schließlich bleiben die beiden Wachen vor ihnen stehen. „Folgt uns.“, gibt der eine mit nasaler Stimme von sich, als würde er durch ein langes Rohr zu ihnen sprechen. „Der Meister erwartet euch.“, fügt der andere nicht weniger dumpf hinzu. Dann drehen sie sich einfach wieder um und gehen davon, ohne darauf zu achten, ob die vier ihnen überhaupt folgen. Unschlüssig tauschen die Jungs Blicke aus. Dann setzen auch sie sich in Bewegung und sammeln auf den Weg allen Mut, den sie finden können.
 

Der Gang, durch den sie von den beiden Gestalten geführt werden, scheint kein Ende nehmen zu wollen. Das Unbehagen der Jungs wächst aber mit jedem Schritt ein Stück weiter an. Schließlich erreichen sie eine riesige Doppeltür, in deren Holz verschnörkelte Flammenmuster und Totenschädel gedrechselt sind. Mit einem bedrohlich anmutenden Knarzen öffnen die beiden Wachen die gewaltigen Türen, als wären sie aus leichtem Pappmaché. Sie bedeuten ihnen einzutreten. Leicht zögernd kommen die Geisterjäger dieser Aufforderung nach. Kaum, dass sie den dahinterliegenden Saal betreten haben, schließen sich die großen Türen mit einer Endgültigkeit, die die vier jungen Männer zusammenzucken lässt. „Willkommen im Schloss des ewigen Verderbens. Genießen sie ihren Aufenthalt, er ist für die Ewigkeit…“, scherzt Peter nervös und erntet dafür auch gleich mal einen Rippenstoß von Winston. „Lass das endlich, das ist nicht mehr komisch!“, zischt er den Brünetten an. Venkman funkelt ihn finster an. Die altbekannte Eifersucht steigt wieder in ihm auf. Dabei wollte Peter die anderen doch nur ein bisschen aufheitern, bevor sie zu ihrem letzten Gang antreten…
 

Vor ihnen erstreckt sich ein gewaltiger Saal, der fast vollständig in Dunkelheit gehüllt ist. Er scheint keine Fenster zu haben, oder aber sie sind zugehängt. An mehreren Stellen hängen Fackeln an den Wänden und große Kerzenhalter spenden etwas Licht, doch bei weitem nicht genug, um diesem Ort seinen schaurigen Beigeschmack zu nehmen. Unter ihren Füßen liegt ein dicker, roter Teppich mit Goldrand, der einmal durch den ganzen Saal zu führen scheint und schließlich an einer Art Thron endet. Dieses Möbelstück ist ebenfalls sehr groß, allein die Rückenlehne muss drei Meter hoch sein. Vier Stufen führen ein Podest hinauf, auf dem der Thron steht. Links und rechts wird er flankiert von zwei grimmig dreinblickenden Terrorhunden, die die vier Jungs mit glühendroten Augen und dumpfen Knurren streng mustern. Sie sind noch um einiges größer, als der Köter, den sie vor einer Weile in der Fleischerei bekämpft haben. Auf dem Thron selbst sitzt, auf einem dicken Kissen eine Gestalt. In die seidenen Gewänder eines Königs gehüllt, betrachtet sie die Jungs durch pupillenlose, giftgrüne Augen.
 

Die Haut dieses merkwürdigen Herrschers ist himmelblau, sein Kopf völlig kahl, seine Ohren lang und elfenhaft, die spitzen Zähne zu einem grotesken Grinsen entblößt. Unter den gegebenen Umständen müsste seine Erscheinung eigentlich abschreckend und furchterregend wirken, wäre da nicht die Tatsache, dass dieser König die Größe eines Fünfjährigen hat. Auf dem gewaltigen Thron und dem großen Kissen, wirkt er vollkommen verloren und fehl am Platz, wie ein kleines Kind, das bei einem Theaterstück einen bösartigen Herrscher spielen soll und dabei eigentlich nur unschuldig aussieht. Doch seine geringe Größe ist nicht das Einzige, was einen an seiner Macht zweifeln lässt, wie die Jungs nun feststellen. „Ihr seid also diese bösen, bösen Geisterjäger, die es gewagt haben, meinem kleinen Liebling wehzutun?! Ich bin Lagren*, Herrscher über diesen Teil der Unterwelt. Schämt ihr euch denn gar nicht?“, wirft er ihnen entgegen. Mit einem Ausdruck zwischen unterdrücktem Lachen und Verwunderung, blicken sich die vier an. Als wenn die geringe Größe dieses Möchtegerns nicht schon lustig genug wäre, so hört er sich auch noch an, als sei er einer ganz miserablen Travestie-Show entsprungen, was noch zusätzlich von seinen übertrieben, pikierten Gesten und seiner aufgesetzten Sprechweise unterstrichen wird.
 

Mit einem gehässigen Grinsen im Gesicht tritt Peter vor. „Ja, wir sind die Geisterjäger und wir haben keine Ahnung, was für einen Mist du da zusammenlaberst, aber wir wollen unsere Sekretärin zurück! Andernfalls werden wir dir gehörig den Marsch blasen, du hässliche, kleine Kröte!“ Der kleine König zuckt erschrocken unter den harten Worten des Brünetten zusammen und gibt einen überraschten Laut von sich. „Pfui! Na du bist mir ja ein freches Bürschchen. – Vielleicht sollte ich euch das vorlaute Weibsbild tatsächlich zurückgeben und stattdessen dich zu meiner Belustigung behalten. Ich bin sicher, wir würden eine Menge Spaß zusammen haben!“, entgegnet er Peter und zwinkert ihm keck zu. Venkman entgleiten alle Gesichtszüge. Er war schon mit genügend Jungs zusammen und manch einer davon war so stockschwul, dass es kaum zum Aushalten war, dass er die allzu offensichtliche Einladung dieses Zwergs nur zu gut versteht. Angewidert verzieht er das Gesicht und würde am liebsten auf den Kerl losstürmen und ihm mal zurechtstutzen, wenn seine drei Kollegen ihn nicht energisch zurückhalten würden. „Nehmt die Hände weg, ich werde ihm jetzt eins aufs Maul geben!“, gebärt sich der Brünette aufgebracht und versucht sich zu befreien.
 

„Nun sei doch vernünftig, Peter. So bekommen wir Janine ganz sicher nicht zurück!“, mahnt ihn Egon streng. Nur mit aller Mühe gelingt es ihnen, Venkman wieder auf den Teppich zurückzuholen. Hinter vorgehaltener Hand beginnt Lagren wie ein Mädchen zu kichern. „Du bist wirklich ein richtig feiner Schlingel, herzallerliebst!“, verkündet er amüsiert. Dem Brünetten wurden ja schon allerhand komische Sprüche und Andeutungen von Männern hinterhergeworfen, aber das geht nun wirklich mehr als zu weit. Erneut ballt Peter die Fäuste, doch wieder halten ihn seine Kollegen zurück. „Lasst mich ihn fertigmachen!“, knurrt er. „Jetzt reiß dich endlich mal zusammen, Peter! Das bringt überhaupt nichts und er wird dich nur weiterhin blöd anmachen.“, versucht Ray ihm klarzumachen. „Ja, ja, ist ja gut. Aber er kann was erleben, wenn er Janine auch nur ein Haar gekrümmt hat!“, schmollt Peter.
 

Entschlossen tritt Egon nun näher an den Thron heran und räuspert sich, unter den wachsamen Augen der beiden Terrorhunde. „Ich bin sicher, dass wir auch etwas zivilisierter miteinander reden können, Lagren. Daher würden wir es sehr begrüßen, wenn du uns zeigen könntest, wie es Janine geht.“ Aufgeregt rutscht der kleine König auf seinem Thron hin und her und gibt wieder sein helles Kichern von sich. „Na du bist mir ja ein ganz schlauer, was? Und sieh sich einer erst deine tollen Haare an! Die sind bestimmt unglaublich weich, sodass man dich am liebsten den ganzen Tag streicheln möchte…“, verträumt blickt er den Blonden an. Für einen kurzen Augenblick huscht ein roter Schimmer über Egons Wangen und sein entschlossener Gesichtsausdruck verliert an Kraft. Er schließt für einen Moment die Augen, räuspert sich erneut und schiebt sich die Brille zurecht. „Ich würde dich bitten, diese unangebrachten Äußerungen zu unterlassen. Ich kann so etwas leider nichts abgewinnen und würde daher sicher nicht zu deiner Erheiterung beitragen können…“, erwidert der Tüftler möglichst ruhig und versucht dabei sein Unwohlsein zu verbergen.
 

Es ist zwar bei weitem nicht das erste Mal, dass er ungewollt von einem Mann angemacht wird und seien es nur Peters Neckereien von der Uni, aber selten hat er sich dabei so auf dem Präsentierteller gefühlt wie jetzt. Allein schon durch Venkman hat er aber begriffen, dass es verschiedene Wege gibt, die man im Leben einschlagen kann und dass es daran nichts auszusetzen gibt, solange man damit nur glücklich ist. Doch Egon hat für sich selbst entschieden, diese Richtung nicht unbedingt einschlagen zu müssen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit und Lagren bestätigt seine Entscheidung durch sein unschönes Verhalten nur noch.
 

„Oh, wie schade. Aber ich bewundere deine Ehrlichkeit und Ruhe. Etwas, das der hübsche Junge dahinter wohl noch lernen muss.“ Er wirft Peter einen schiefen Blick zu und lächelt koket, was den Brünetten wieder dazu bringt, an seine angekratzte Beherrschung zu appellieren. „Doch ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, eurer kleinen Freundin geht es sehr gut.“, verkündet Lagren und schnippt mit den Fingern. Sekunden später gleitet ein Stahlkäfig an einer dicken Kette von der Decke herab. In ihm hockt Janine. Als sie die vier Jungs erblickt, springt sie auf und umklammert hilflos die Gitter. Es sieht wirklich nicht aus, als würde ihr etwas fehlen, was eine tiefe Erleichterung in den Geisterjägern auslöst. „Jungs, da seid ihr ja endlich!“, kommt es aufgeregt von der Rothaarigen. „Seht ihr? Es geht ihr gut, was man von meinem kleinen Liebling nicht behaupten kann.“, unterbricht der Herrscher die Wiedersehensfreude. „Was meinst du denn mit deinem Liebling und was haben wir ihm getan?“, fragt Raymond nun. Lagren stößt einen kurzen Pfeifton aus und aus einer dunklen Ecke des Saales kommt ein weiterer Terrorhund angeschlichen. Er geht gebückt, wirkt verstört und ist um einiges kleiner, als die beiden, die den Thron flankieren.
 

„Das ist mein kleiner Liebling. Vor einer Weile hat sich der kleine Schlingel in eure Welt verirrt und herzlos wie ihr seid, habt ihr ihn mit diesen schrecklichen Waffen angegriffen, dass er immer noch ganz verstört ist!“, erklärt er aufgebracht. Der Hund ist inzwischen bis an den Thron herangekommen und sitzt nun gebückt davor und lässt sich von seinem Herrn tröstend den Kopf tätscheln. „Ich könnte ja behaupten, dass uns das Ganze leidtut, aber der Hund ist da nicht ganz unschuldig dran. Immerhin hat er den Menschen dort, wo er aufgetaucht ist, Angst gemacht und hat alles weggefressen, was ihm vor die Schnauze kam. Wir haben lediglich unsere Arbeit gemacht und ihn vertrieben.“, mischt sich nun Winston ein. Inzwischen scheint Lagren aber so verstimmt zu sein, dass ihm scheinbar nichts mehr einfällt, womit er Ray oder Winston ebenfalls beschämen kann. „Das mag ja alles so sein, aber hättet ihr nicht etwas liebevoller mit ihm umgehen können? Er ist doch noch so klein…“, kommt es traurig von dem Burgherrn.
 

„Wie hätten wir denn bitte liebevoll zu ihm sein können, wenn er versucht hat, uns zu fressen?“, wirft Peter ärgerlich ein. Schmollend wie ein kleines Kind blickt der Blauhäutige sie an. „Ihr seid wirklich gemein und ich mag euch nicht mehr! Also verschwindet wieder!“, kommt es trotzig von ihm. „Das werden wir nur zu gern tun, aber nicht ohne Janine!“ „Ihr bekommt sie aber nicht, weil ihr ganz gemeine Kerle seid, basta!“ Frech streckt er den Jungs die Zunge heraus und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wenn das so ist, ist Peter wohl leider gezwungen etwas Überzeugungsarbeit zu leisten…“, kommt es herausfordernd von dem Mechaniker. „Was soll das heißen?“, fordert Lagren zu wissen. Ein durchtriebenes Grinsen schleicht sich auf Venkmans Gesicht. Oh, wie sehr er darauf gewartet hat! „Das heißt, rück sie raus, oder friss Protonenstrahlen, der mieses Wiesel!“, brüllt er ihm entgegen und richtet seinen Strahler auf ihn. An der Spitze der Kanone sammeln sich wild zuckend die hochgeladenen Energien. Erschrocken reißt Lagren die leeren Augen auf, doch es ist zu spät. Ein glühender Strahl schießt aus der Waffe hervor. Erst im letzten Moment ändert Peter die Richtung, sodass die Protonen nur knapp vor dem kleineren Terrorhund in den Teppich jagen.
 

Hilflos jault die Kreatur auf und ergreift die Flucht, während ein schwelendes Loch im Teppich zurückbleibt. Eine gewisse Erleichterung geht durch die Jungs. Nach alldem, was sie hier schon durchgemacht haben, war sich keiner von ihnen sicher, ob die Strahler in dieser fremden Wirklichkeit überhaupt funktionieren oder ob sie Schaden nach ihrer Landung in dem Schwefelwasser davongetragen haben. Dass sie jetzt funktionieren, liegt vielleicht auch nur daran, weil sie noch auf die richtige Frequenz eingestellt sind. Herausfordernd grinst Peter zu dem verängstigten König hinüber. „Der nächste Schuss trifft dein widerliches Mundwerk, Freundchen. Also lass sie lieber gehen!“, droht er und korrigiert die Zielposition seiner Waffe. „Was bist du nur für ein gemeiner und respektloser Wurm? Ich weiß gar nicht, wie ich dich überhaupt ansprechend finden konnte…“, schmollt Lagren. „Weiß nicht. Die meisten Leute halten mich für äußerst charmant und liebenswürdig!“, erwidert Peter sarkastisch, mit dem Finger über dem Auslöser. „Ist ja gut, ist ja gut. – Ihr habt gewonnen. Ich gebe euch das Mädel zurück, nur verschont mich mit diesem Grobian!“
 

„Einverstanden.“, beschwichtigend legt Winston die Hand auf Peters Schulter. Er spürt einen gewissen Widerstand in dem anderen Mann. Doch dann lässt Venkman den Strahler mit einem leisen, aber verächtlichen Knurren sinken. „Hinfort mit euch und wagt es nie wieder mir unter die Augen zu treten!“, verkündet Lagren aufgebracht und schlägt die Handflächen gegeneinander. Ein gleißendes Licht hüllt die Jungs ein und nimmt ihnen die Sicht. Als es nachlässt, befinden sie sich wieder auf dem Bürgersteig vor ihrer Feuerwache. Das Loch im Boden ist verschwunden und keinen Meter von ihnen entfernt steht Janine. Noch etwas neben sich, realisieren die fünf, dass sie wieder zu Hause sind. „Janine!“, entkommt es den vieren freudig. Die junge Frau blickt sie mit großen Augen an. Dann fällt sie ihnen in die Arme und drückt sie an sich. „Oh Jungs, ich danke euch!“, lächelt sie aufgelöst und drückt jedem von ihnen zum Dank einen Kuss auf die Wange.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Anmerkung: der Name lagren ist rückwärts für nergal. dieser war ein summerisch-babylonischer Gott der Unterwelt. er verkörperte die Sonnenhitze und ist verantwortlich für brände, seuchen und krieg. außer dem rückwärtigen namen und der Hitze haben die beiden Figuren aber keine Beziehung zueinander. ich habe lediglich nach einem Gott der Unterwelt gesucht, der nicht jedem geläufig ist wie z.b. hades. da lagren doch einen etwas speziellen Charakter hat, wie die jungs so schön feststellen mussten, wollte ich keine bekannte Figur dahingehend verunstalten, auch wenn sich das Internet sichtlich über einen schwulen hades freut... -.- da ich aber auch nergal dem nicht aussetzen wollte, da er von Charakter das 100%tige Gegenteil ist, hab ich kurzerhand den namen umgedreht und somit auch seine Persönlichkeit geswitcht. danke für die Aufmerksamkeit ^^ Komplett anzeigen

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