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Journey to Evolution

Mit jedem Schritt wirst du stärker
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Enthüllungen

Lily glaubte, sich verhört zu haben. Dann schalt sie sich innerlich selbst für ihren dummen ersten Gedanken - es gab ja wohl nicht bloß einen Aidan auf der Welt. Da hatte ihr Wunschdenken sie wohl von der Realität abschweifen lassen. Nur weil sie ihn gern wiedersehen wollte – auch wenn sie in letzter Zeit eher mit Gedanken an ihre Mutter beschäftigt gewesen war -, würde er ja wohl kaum plötzlich vor ihrer Tür stehen.

Sie stand auf und ging in den Flur, um nach Rose zu sehen und um sich zu vergewissern, dass sie wirklich nur für einen Moment Blödsinn gedacht hatte. Doch im Flur traf sie fast der Schlag. Es war tatsächlich der Aidan, der sie am ersten Tag ihrer Reise gerettet hatte und für den die seitdem eine kleine Schwärmerei entwickelt hatte.

Von ihm und Rose unbemerkt lugte sie um die Ecke und versuchte herauszufinden, wieso er plötzlich bei ihr zu Hause auftauchte und vor allem, wieso Rose ihn kannte.

„Was machst du denn hier?“ Zwar konnte Lily ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Schwester klang immer noch völlig fassungslos.

„Was glaubst du denn? Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte!“ Auch Aidan wirkte aufgebracht. Er fuhr sich durch die dunklen Haare und streckte dann die Arme aus, um nach Rose zu greifen, die sich ihm jedoch entzog. Stattdessen ging sie nach draußen und schloss die Tür hinter sich, sodass Lily nicht mehr verstehen konnte, was die beiden sagten. Nach kurzer Zeit kam sie wieder ins Haus, schloss die Tür und lehnte sich für einen Moment dagegen, als hätte sie der Akt unheimlich viel Kraft gekostet.

Lily huschte rasch zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie fühlte sich schlecht, weil sie gelauscht hatte, und unheimlich verwirrt zugleich, hatte aber das Gefühl, sie sollte Rose gegenüber besser nicht erwähnen, dass sie Aidan ebenfalls kannte. Also fragte sie nur beiläufig: „Wer war denn das?“

„Nur ein Schatten der Vergangenheit.“ Rose ließ sich ebenfalls wieder auf ihrem Stuhl nieder und nahm einen großen Schluck Wasser. „Ein Fan von früher, der kein Nein verstehen konnte“, fügte sie hinzu und lächelte Lily an, aber diese wusste, dass ihre Schwester ihr etwas vorspielte. Sicher war Aidan nicht bloß ein Fan von ihr gewesen, und so gelassen, wie sie sich gab, war sie bestimmt auch nicht. Aber sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und während sie noch darüber nachdachte, begann Rose schon mit der Erklärung, zu der sie vor ihrer Unterbrechung angesetzt hatte.

„Es war vor etwa zwei Jahren, du erinnerst dich sicher? Ich habe gesagt, es hätte einen Unfall gegeben und Mum würde nicht mehr nach Hause kommen. Damals warst du ja noch nicht mal zehn und ich wollte dir einfach nicht die ganze Wahrheit zumuten. Was ich damals gesagt habe, stimmt natürlich, aber die Dinge sind ein bisschen anders, als du angenommen hast.“

„Ich habe angenommen, du wolltest nicht direkt sagen, dass sie... tot ist.“ Lily schluckte.

Für einen Moment spiegelte sich in Rose' tiefblauen Augen die gleiche Traurigkeit wieder, die Lily in diesem Moment – nein, schon seit damals immer irgendwie im Hintergrund- auch spürte. „Das solltest du auch annehmen. In Wahrheit ist es aber so, dass wir gar nicht genau wissen, ob sie tatsächlich tot ist.“

„Der Mann in den Alph-Ruinen hat was von spurlos verschwunden gesagt.“ War Girafarig, das Pokémon ihrer Mutter, deshalb dagegen gewesen, dass sie weitergingen?

„Natürlich war ich damals nicht dabei, aber die anderen Forscher haben etwas von einer starken psychischen Kraft und einer Explosion erzählt. Deshalb kann es gut sein, dass Mum... nicht überlebt hat, aber da nie irgendwelche... Überreste von ihr gefunden wurden, hat Tante Darcy die Theorie, dass diese psychische Energie sie an einen anderen Ort transportiert hat.“ Wie immer war Rose um Fassung bemüht, doch Lily konnte sehen, dass es ihr schwer fiel, über all dies zu sprechen.

„Tante Darcy aus Teak City?“ Lily hatte Mühe, alles aufzunehmen, was Rose ihr gerade erzählt hatte. Nicht nur geriet ihre Welt ins Wanken – schon wieder -, sie musste sich auch auf einmal mit einer Flut neuer Informationen arrangieren.

Rose nickte. „Genau. Sie und Mum haben ja zusammen in den Alph-Ruinen geforscht und von ihr habe ich all das erfahren. Lily, es tut mir Leid, dass ich dir das vorenthalten habe, aber du warst noch so jung und ich wollte dir keinen unnötigen Kummer bereiten, indem ich dir falsche Hoffnungen mache. Auch wenn Mum vielleicht nicht tot ist, gefunden haben wir sie noch nicht.“ Ihre Schwester blickte sie bittend an, sprach jedoch nicht weiter, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben.

„Hast du nach ihr gesucht?“ Das war die erste Frage, die Lily einfiel, als sie alles halbwegs verdaut hatte. Dass Rose ihr wichtige Informationen verschwiegen hatte, störte sie zwar, aber sie kannte sie gut genug, um zu wissen, wieso sie es getan hatte.

Rose schüttelte den Kopf. „Ich nicht, ich war ja hier mit dir. Aber Tante Darcy sucht seit damals nach ihr, nur leider bisher ohne Erfolg. Eigentlich habe ich dir die Reise zum Teil auch deshalb erlaubt, damit ich mich ebenfalls auf die Suche machen kann, ohne dass du es merkst. Der Plan ist jetzt wohl leider fehlgeschlagen...“

„Ich will mit dir gehen!“ Jetzt, wo sie wusste, wie die Dinge standen, wollte Lily sich ebenfalls nützlich machen – schließlich wollte sie ihre Mutter wieder haben. Auch wenn ihre Suche vielleicht erfolglos ausfallen sollte, wollte sie es wenigstens versuchen.

Doch Rose widersprach ihr. „Nein. Du gehst weiter auf deine Reise.“ Sie hob die Hand, um Lily zum Schweigen zu bringen, als diese protestieren wollte. „Wir haben eh kaum Anhaltspunkte, nicht einmal Tante Darcy, die sich mit der Materie auskennt und zudem noch dabei war, weiß genau, wo sie suchen soll. Und selbst wenn könnte es unter Umständen gefährlich werden. Ich will dich unter keinen Umständen auch noch verlieren, also wirst du schön deine Reise fortsetzen und dein junges Leben leben, haben wir uns verstanden?“

„Aber ich kann doch nicht einfach so tun, als wäre alles gut.“ Lily wollte sich nicht so einfach überzeugen lassen.

„Doch, das kannst du. Ich verlange nicht von dir, dass du alles vergisst oder dass du nicht traurig bist. Aber Mum würde sicher nicht wollen, dass du dich ihretwegen in Gefahr bringst. Sie würde wollen, dass du deine Pokémonreise genießen kannst, so wie die anderen Kinder in deinem Alter. Was glaubst du, wieso ihr Girafarig dich nicht in die Ruine lassen wollte? Verlass dich auf Tante Darcy und mich; wenn es irgendeine Chance gibt, sie wiederzufinden, dann werden wir das auch schaffen.“ Rose legte ihre Hand auf Lilys und lächelte sie aufmunternd an.

Diese war immer noch nicht ganz überzeugt, seufzte dann jedoch ergeben. Dem Argument, ihre Mutter hätte es so gewollt, konnte sie sich nicht entziehen. „Du hältst mich aber auf dem Laufenden, ja? Und begibst dich auch nicht in Gefahr.“

„Natürlich.“ Rose drückte ihre Hand kurz, dann stand sie auf und begann, das Geschirr aufzuräumen. Lily half ihr dabei, und während sie ungewöhnlich still den Abwasch erledigten, hing jede ihren eigenen Gedanken nach.

Nachdem sie auch ihre Pokémon gefüttert hatten, setzten sie sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wo eine Lehrsendung mit Professor Eich lief, doch Lily achtete kaum darauf, was er erzählte. Während sie geistesabwesend ihr Evoli streichelte – Endivie hatte es sich unter einer großen Topfpflanze bequem gemacht -, warf sie ab und zu einen Blick zu Rose, die vorgab, fernzusehen. Ob es in ihrem Kopf auch so wirr aussah wie in Lilys? Sie hatte zwar die Details schon die ganze Zeit gekannt, aber es musste schwer für sie gewesen sein, sie vor Lily geheimzuhalten. Andererseits hatte sie wegen Aidan ebenfalls gelogen, auch wenn Lily sich nicht ausmalen konnte, welchen Grund sie dafür haben könnte. Wieso hatte er vorhin plötzlich vor ihrer Tür gestanden? Darauf konnte sie sich einfach keinen Reim machen.

Auch als sie später den Fernseher ausschalteten und schlafen gingen, fand Lily trotz des Komforts ihres eigenen Bettes einfach keine Ruhe und grübelte bis nach Mitternacht über die Zusammenhänge all dieser Ereignisse nach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  yazumi-chan
2015-03-25T14:18:13+00:00 25.03.2015 15:18
Hach ja, und so beginnt der Zyklus des: Ich halte es vor dir geheim, um dich zu beschützen, worauf du Geheimnisse vor mir geheim hältst und wir uns zum Schluss alle falsch verstehen xD
Rose zeigt hier auch mal Festigkeit und Schärfe, das gefällt mir, bisher hat sie schließlich immer die perfekte Schwester abgegeben. Endivie unter der Topfpflanze finde ich super :D
Antwort von:  Yurippe
25.03.2015 19:18
Ja, niemand ist perfekt, aber da bin ich Lilys Meinung und sauer auf Rose.
Von:  Kalliope
2011-09-25T02:35:43+00:00 25.09.2011 04:35
Rose wirkt in dem Kapitel viel vielschichtiger als sonst. Sie scheint Lily etwas zu verschweigen, aber gleichzeitig merkt man, dass sie sehr erwachsen ist, weil sie Lily vor allem beschützen möchte. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Von:  fahnm
2011-09-24T20:35:43+00:00 24.09.2011 22:35
Hammer Kapi^^


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