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Vergissmeinnicht

von

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Neue Zukunftsperspektiven


 

♥ Taichi ♥
 

Manchmal verging die Zeit wie im Flug, jedenfalls war genau das Taichis Eindruck, nachdem die Tochter von seinen besten Freunden geboren wurde.

Heute auf den Tag genau, war Haruko einen Monat alt und bereicherte das Leben ihrer jungen Eltern zusehends, was Taichi jedes Mal belustig feststellen musste.

„Also irgendwie fühlt es sich immer noch so unwirklich an. Ich meine, dass ihr jetzt ein Kind habt“, sagte er und lehnte sich zurück.

Gemeinsam mit Sora saß er auf einer Parkbank und genoss das gute Wetter und die warmen Sonnenstrahlen, die seine vorgebräunte Haut kitzelten.

„Ich denke sowas ist Gewöhnungssache, aber man findet sich langsam rein“, antwortete Sora sanft und blickte behutsam in den Kinderwagen, indem Haruko ihr Mittagsschläfchen hielt.

Sie hatten sich ganz spontan verabredet gehabt, da Taichi heute seinen freien Tag hatte und Sora bei dem schönen Wetter unbedingt spazieren gehen wollte.

Mimi verbrachte den ganzen Tag in der Schule, da sie wieder ihren heißgeliebten Kochkurs hatte, während sich Matt auf der Arbeit befand.

Sie waren also das erste Mal seit langem nur unter sich – eine Zeit die Taichi manchmal sehr vermisste.

Sora war schon seit dem Kindergarten eine seiner besten Freunde, weshalb es ihm ebenfalls sehr schwerfiel, dass sie kaum noch Zeit für ihn hatte.

Es gab so viel, dass er ihr gerne erzählen wollte, doch manchmal ging es einfach wegen des vielen Stresses unter.

Deswegen war er gerade für diese kleinen Momente unfassbar dankbar.

„Und hast du schon etwas von den Stipendien gehört?“, fragte Sora vorsichtig, da es ein sensibles Thema für ihn war.

Mittlerweile hatte er seinen Freunden von seinen Bewerbungen erzählt, auch wenn sie es sehr gemischt aufgenommen hatten.

Mimi störte die Tatsache, dass er sich auch an Universitäten beworben hatte, die mehrere Stunden von Tokio entfernt waren, weshalb es auch schon einen kleinen Streit diesbezüglich gab.

Allerdings konnte er sie wieder beruhigen, da er sich auch bei genügend Universitäten in der Nähe beworben hatte, auch wenn dort seine Chancen nicht so hoch waren, wie bei den kleinen Hochschulen.

Er wollte ja selbst nicht umziehen und lieber in der Nähe bleiben, doch leider wurde positive Stimmung ziemlich getrübt als die ersten Absagen eintrudelten.

Taichi schnaubte leise und verschränkte seine Finger ineinander. Missmutig blickte er zu Boden.

„Ich habe von der Universität in Tokio eine Absage bekommen und auch zwei weitere Universitäten in der Umgebung meinten, dass sie mich aus Kapazitätsgründen nicht aufnehmen könnten. Mimi meinte, dass ich es nicht so eng sehen soll und ja noch andere offene Bewerbungen habe, aber es ist einfach so frustrierend. Ich hätte gerne wenigstens eine Zusage, um überhaupt erstmalig die Wahl zu haben“, gestand er sich ein und spürte dieses unruhige Kribbeln in seiner Magengegend, dass ihn schon seit ein paar Tagen begleitete.

Er hatte all seine Hoffnungen in dieses Politikstipendium gesteckt, sodass er sich keine andere Alternative überlegt hatte. Er wollte studieren! Doch wahrscheinlich scheiterte es tatsächlich an den finanziellen Möglichkeiten.

„Das tut mir sehr leid für dich. Aber Mimi hat recht, bestimmt kommt noch eine Zusage. Du hast dich ja bei so vielen Universitäten beworben. Eine wird definitiv für dich dabei sein“, untermauerte Sora und beugte sich zu ihm. „Ich glaube an dich! Und das solltest du auch tun!“

Sie klopfte ihm auf den Oberschenkel und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, was bei ihm allerdings nicht allzu viel bewirkte.

Er fühlte sich einfach gefangen. Gefangen in einer Abwärtsspirale, aus der es einfach kein Entrinnen gab.
 

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Auch die nächsten Wochen vergingen, ohne dass sich etwas änderte. Frustriert ließ sich Taichi auf Mimis Bett nieder und starrte zur Decke, während sie noch an ihren Hausaufgaben saß.

Er hatte sich heute wieder mit Hideyoshi verabredet, der ihm mal wieder gut zusprach, obwohl sich seine Absagen seither verdoppelt hatten.

Es war einfach unglaublich frustrierend! Er ackerte sich ab und kam einfach nicht voran. Tai fühlte sich wie ein gestrandeter Fisch, der sich nach dem kühlen Nass sehnte.

Leise stöhnend schloss er die Augen und legte seinen Arm über seine geschwitzte Stirn. Diese unbändige Hitze machte ihn wahrsinnig und das obwohl Mimis Eltern eine Klimaanlange besaßen!

Er hielt es kaum noch aus! Im wahrsten Sinne des Wortes!

Er öffnete seine schweren Lider und blickte auf einmal in zwei braune Augenpaare, die auf ihn hinabblickten.

„Hast du nicht gerade noch am Schreibtisch gesessen?“, fragte er spitzfindig und bemerkte das zusätzliche Gewicht auf der Matratze.

„Ja, aber ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Mathe ist der Antichrist“, jammerte Mimi theatralisch und ließ sich bestimmend neben ihm nieder.

Auch wenn ihm bereits warm war, störte ihn ihre Nähe nicht im Geringsten. Im Gegenteil.

Er liebte es sie in seinen Armen zu halten. Ihr Trost und Geborgenheit zu spenden, wohlwissend, dass sie es wohl genauso nötig hatte wie er selbst.

Auch in ihrem Leben lief zurzeit einiges schief. Das war ihm bewusstgeworden, als sie nach dem Gespräch mit ihrer Großmutter völlig aufgelöst bei ihm aufgeschlagen war und ihn von den neuen Erkenntnissen unterrichtete.

Erschöpft legte sich Mimi neben ihn und kuschelte sich in seine Arme.

„Ich bin so froh, wenn Sommerferien sind. Ich kann nicht mehr“, murrte Mimi und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt.

„Warte erstmal die Abschlussprüfungen ab! Die Zeit war die stressigste meines Lebens“, untermauerte Taichi, obwohl er eigentlich gerne an seine Schulzeit zurückdachte.

Es war einfacher. Er musste sich nicht über so viele Dinge Gedanken machen. Und jetzt lag er hier und bangte um seine unsichere Zukunft.

„Willst du mir etwa Angst machen?“, knurrte Mimi und drückte ihr Kinn in seinen Brustkorb.

Taichi lächelte nur unschuldig.

„Natürlich nicht. Du schaffst das schon. Notgedrungen kannst du wiederholen!“

„Was?! Taichi! Du gemeiner Trottel!“, konterte Mimi sofort und wollte sich aus seinem Griff befreien, doch er hielt sie so fest, dass sie sich kaum von ihm lösen konnte.

„Du gemeiner Trottel? Dir sind früher echt kreativerer Beleidigungen eingefallen. Anscheinend bist du ja richtig handzahm geworden“, lachte er und küsste ihre Nasenspitze, während Mimi wütend die Wangen aufblies.

„Ich bin überhaupt nicht handzahm! Ich kann auch kratzen und beißen“, meinte überzeugend und setzte einen verführerischen Blick auf.

„Aha, erzähl‘ mir ruhig mehr davon“, flüsterte er ihr zu und biss sich auf die Unterlippe.

Sie schaffte es einfach immer wieder ihn in ihren Bann zu ziehen.

Er betrachtete ihre vollen Lippen, die wegen ihres Lipglosses leicht schimmerten und praktisch zum Küssen einluden.

„Vielleicht sollte ich es dir einfach zeigen“, hauchte sie ihm sinnlich entgegen und kletterte auf seinen Schoss.

Ohne zu zögern, knöpfte sie sich die Bluse auf und streifte sie sich über ihre Schultern.

Taichi beobachtete sie dabei und konnte die Anspannung, die seinen Körper durchzog, kaum beschreiben.

Es war genau das, was er zurzeit brauchte.

Mimi beugte sich zu ihm hinunter und benetzte seine trockenen Lippen mit zärtlichen Küssen.

Taichi wanderte mit seinen rauen Händen ihren grazilen Rücken entlang. Er spürte wie sich ihre feinen Härchen langsam aufstellten und sich die Atmosphäre zwischen ihnen veränderte.

Die Luft war stickig und wirkte auf einmal elektrisierend auf ihn.

In diesem Moment gab es nur die beiden. Alles andere war nebensächlich geworden.

Es zählte nur dieser eine Moment.
 

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Zufrieden machte sich Taichi auf den Heimweg und grinste glücklich vor sich hin. Auch wenn in seinem Leben nicht alles glatt verlief, gab es eine Person, die er nicht mehr missen wollte.

Er wusste nicht, wie sie es schaffte, aber immer, wenn er bei ihr war, kreisten seine Gedanken nicht wild umher. Seine Sorgen schienen wie weggeblasen, was er nicht allein auf den Sex schob.

Es waren viel mehr die Augenblicke, die er gemeinsam mit ihr genoss. Das anschließende Kuscheln, dass ihn jedes Mal zur Ruhe kommen ließ. Ihre Körper, die sich einander gegenseitig Wärme spendeten, die bis in sein Herz vordrang und ihm zeigte, wie hoffnungslos verfallen er ihr doch war.

Eigentlich wollte er noch gar nicht nach Hause gehen, doch er war bereits den ganzen Tag unterwegs gewesen, weshalb er zum gemeinsamen Abendessen vorbeischauen wollte.

Seiner Mutter war es nach wie vor wichtig, gemeinsame Rituale zu schaffen, was bei zwei Teenager oftmals nicht gelang. Auch die Tatsache, dass das Verhältnis zwischen seinem Vater und ihm nach wie vor angespannt war, erleichterte diese Art der Zusammenführung keineswegs.

Tai merkte, dass ihn seine Füße eher widerwillig nach Hause führten und er lieber in Mimis Bett liegen geblieben wäre.

Doch er versuchte sich zu beherrschen. Es war ja nicht so, dass sich sein Vater nicht bemühte und sich nicht verändert hatte.

Er versuchte sein Bestes, doch die Angst, dass alles wieder seinen gewohnten Ablauf finden würde, war allgegenwärtig.

Langsam schritt Taichi die Treppenstufen zu seiner Wohnung nach oben und kramte bereits den Haustürschlüssel hervor.

Wenige Minuten später fand er sich auch schon in dem kleinen Flur wieder, an den er nach wie vor schlechte Erinnerungen hegte. Sein Blick wanderte zwangsläufig zur Kommode, die immer noch unerschüttert den Eingangsbereich zierte.

Er sah zu Boden und stellte fest, dass sowohl die Schuhe seiner Schwester als auch die seiner Mutter fehlten.

Langsam und ehrfürchtig schritt er in den Wohnbereich und fand seinen Vater vor dem Fernseher sitzend vor. Schlechte Erinnerungen an damals zeigten sich vor seinem inneren Auge und sein Puls beschleunigte sich augenblicklich als er versuchte das Getränk in seinen Händen zu identifizieren.

Erst als er sich sicher war, dass es kein Bier oder andere alkoholische Getränke waren, räusperte er sich leise.

„Ich bin wieder zuhause“, informierte er seinen Vater mit trockener Kehle und wollte sofort in sein Zimmer verschwinden, ehe sein Vater aufsprang und in ihm alles erstarrte.

„Warte einen Moment“, rief er ihm zu und Taichi vergewisserte sich immer wieder, dass er nicht betrunken war und es von Cola auch gar nicht sein konnte.

Dennoch irritierte ihn seine freudige Miene, die er sich einfach nicht erklären konnte.

Erst als er zum Küchentisch schritt und einen Umschlag anhob, konnte er das hoffnungsvolle Gesicht seines Vaters verstehen.

„Du hast Post bekommen! Von der Uni in Matsue! Keine Sorge, ich habe noch nicht reingesehen, aber der Umschlag ist wirklich ziemlich dick“, erwiderte er, nachdem Taichi ihn entgegengenommen hatte.

Unsicher betrachtete er das gelblich aussehende Papier und wusste nicht, ob er den Brief vor seinem Vater öffnen wollte.

Matsue…eigentlich war das eine seinen letzten Wahlmöglichkeiten gewesen. Er hatte sich eigentlich nur beworben, weil Hideyoshi es ihm empfohlen hatte.

Es war eine kleine Universität mit einem guten politik- und rechtwissenschaftlichen Fachbereich, für den sich Taichi sehr interessierte.

Doch Matsue war über neun Stunden von Tokio entfernt, weshalb die Uni auf seiner Wunschliste weit nach unten gerutscht war.

Daher wäre es ja auch nicht so schlimm, wenn er eine Absage bekommen würde. Bestimmt hatte er an einer näheren Uni genauso gute Chancen, obwohl Hideyoshi ihm bereits gesagt hatte, dass die kleineren etwas ländlicher gelegenen Universitäten eher Stipendien vergaben als zentral Erreichbaren.

Dennoch musste er erstmal diesen Umschlag öffnen, um überhaupt Näheres erfahren zu können!

Mit zitternden Fingern riss er die Seite des Briefes auf und holte den Inhalt hervor.

„Sehr geehrter Herr Yagami…“, las er leise für sich und huschte über die geschriebenen Worte. „Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen…“

Sein Herz setzte unvermittelt aus und seine Augen weiteten sich ungläubig.

„Was steht denn drin?“, fragte sein Vater, dessen Anwesenheit er für einen kurzen Moment einfach ausgeblendet hatte.

Doch Taichi schüttelte nur ungläubig den Kopf. Das konnte nicht wahr sein!

„Ich wurde angenommen“, brachte er schwerfällig über die Lippen, während er nur sehr langsam realisierte, dass sich seine Zukunft ab heute komplett verändern würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben, vielen Dank für eure lieben Worte zu dem letzten Kapitel.
Ich habe es leider nicht geschafft, sie persönlich zu beantworten, weil ich seit Mittwoch Corona habe. Mir gehts den Umständen entsprechend gut, allerdings ist mein Kopf ein bisschen matschig.
Dennoch wollte ich euch, dass Kapitel hier nicht vorenthalten :)
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Leben.

Bis demnächst :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2022-08-16T17:15:51+00:00 16.08.2022 19:15
Huhu ❤

Ich drücke dir weiterhin die Daumen, dass es dir bald wieder besser geht.

Ich glaube Tai hat diese kleine Ablenkung wirklich gebraucht. Ich kann ihn verstehen immer nur absagen zu bekommen ist auch echt Scheiße. Aber ich finde es gut, dass Tai mit allen über seine Pläne gesprochen hat.

Zum Glück hat Tai Mimi und sie ihn. Beide können sich gegenseitig helfen bei ihren Problemen. Und Ablenken 😂.

Ich kann ihn vestehe das er wenn er sein Vater sieht. Er hat viel mit erlebt und das geht nicht so schnell weg.
Er hat also die Aussage bekommen. Ich bin gespannt ob da noch welche kommen die in der Nähe sind. Den 9 Std sind Echt viel. Dennoch freue ich mich für ihn. Ich bin gespannt wie die anderen und vorallem Mimi reagieren wird.

Ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel 😍


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