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Matter of Time

Every single chance I took was worth it.
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen zusammen!

Ich hoffe, dass ich euch nicht zu sehr enttäusche, wenn ich diese Geschichte völlig grundsaniere. Irgendwie habe ich im Laufe der Zeit den Faden an der alten Version verloren, demnach musste leider eine neue her.
Aber dafür ist es nun sehr ausführlich und ich hab mir auch sehr viel Mühe gegeben.
Ich will euch ja nicht enttäuschen!!!

Demnach wünsche ich euch viel Spaß mit der neuen Version von "Matter of time!"

^__^/ ~Krys Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen zusammen!

Ich melde mich erneut zum Kapitel-Update!
Hoffentlich hat euch das modifizierte 1. Kapitel gefallen und seid bereits auf das 2. gespannt.
Nun denn, ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen. Los geht's und viel Spaß!

^__^/ ~Krys Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!

Endlich kann ich mich mal wieder hier melden. Nachdem ich meine Prüfungen erfolgreich bestanden und mich nun in meinem Job gut eingearbeitet habe, kann ich nach etlichen Überstunden und dem KreaTIEF endlich mal wieder eine gute Nachricht verbuchen.

ES GEHT WEITER! Juhu!

An diesem Kapitel habe ich sehr lange gesessen und es hat mir den letzten Nerv geraubt. Ich hoffe, dass es zu eurer Zufriedenheit ist... :/

Demnach, viel Spaß und hinterlasst mir doch noch eure Meinung und falls irgendwas nicht stimmig sein sollte, einfach melden ;)

LG
Krys Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Internet-Pause endlich ein kurzer Moment MIT Internet :D
Dafür habe ich da aber das Kapitel fertig bekommen!! Wuhu!
Jetzt ist alles soweit überarbeitet und nun geht es einfach weiter.
Demnach halte ich niemanden auf: Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Pause, endlich wieder ein Kapitel meinerseits.
Ich hoffe es gefällt euch!
Danke für's Lesen!!!

Eure Krys Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach langem Warten: ENDLICH EIN NEUES KAPITEL! Wuhu!
Hab momentan ganz viel Lust und Ideen :)

Viel Spaß!

(14.05.16 - Kapitel wurde teils bearbeitet, um Storymäßig weiter zu passen... ) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein langes Kapitel wartet auf euch gelesen zu werden... Ich hoffe es gefällt euch!

Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Pause melde ich mich endlich wieder zurück.
Ich hoffe ihr könnt mir vergeben. Jedenfalls werde ich mir Mühe geben wieder regelmäßiger zu schreiben.
Glaubt fest an mich!
Vielen Dank!!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen zusammen,

ich hoffe ihr seid nicht allzu sehr überrascht, aber dieses Kapitel ist mir einfach aus dem Ärmel geflattert...
Es ist etwas dramatisch, aber so soll es auch sein :-)
Ich bin mal gespannt, wie sich das kommende Kapitel schreibt^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöle,

das Kapitel enspringt frisch meiner Feder und könnte möglicherweise noch unliebsame Rechtschreib und Satzbaufehler enthalten. Aber ich wollte euch endlich ein neues Kapitel präsentieren. Naja. Wenig Story, viel Blabla...
Nichtsdestotrotz: Viel Spaß!

LG! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Uff... Hallo...
Habe mal den digitalen Staub weggepustet und die Geschichte endlich mal wieder angefasst.
Ich möchte sie endlich beenden, erst dann kann ich guten Gewissens in eine neue Welt eintauchen <3
Keine Sorge, es sind noch einige Kapitel geplant hier. Es wird kein überstürztes Ende geben.
(Falls es überhaupt noch Leute gibt, die das alte Relikt hier lesen. Ist schon fast antik, diese FF hier :D)

Also denne, viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

viel Spaß mit dem leider recht verspäteten Kapitel! :3

Eure Kayu Komplett anzeigen

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Re:cognize

Was konnte schöner als ein Freitagabend sein, wenn man den Uni-Stress endlich hinter sich lassen kann. Wenn auch nur für das Wochenende. Es standen keinerlei Klausuren an und generell war es im Moment eher ruhig. Die intensiven Phasen würden erst in einigen Wochen beginnen. Die zwanzigjährige Medizin-Studentin setzte sich seufzend auf ihre Schlaf-Couch. Es gab gerade nichts, was sie tun konnte, um die Zeit bis zu ihrem Nebenjob totzuschlagen. Zum Lernen war diese Zeitspanne dann doch wieder zu kurz. Gerade versuchte sie sich genüsslich zu strecken, was ihr aufgrund ihrer engen Bluse nicht wirklich gelang. Kurzerhand stand sie auf und holte aus einer Kommode gemütliche weite Klamotten und zog sich um. Sie musterte sich kurz, ob sie zugenommen hätte, doch scheinbar hatte es auch endlich ihre Oberweite verstanden, dass sie nun eine Frau und kein Mädchen mehr war. Pah. Und das mit zwanzig Jahren. Aber besser spät als nie. Ein erneuter Streck-Versuch war erfolgreich vollzogen und wieder landete ihr Körper auf der Couch. Diesmal liegend.
 

Ihre Gedanken flogen durch die Erinnerungen das letzte halbe Jahr. Sie hatte in der Schule hart gearbeitet und sehr viel gelernt um an dieser Uni angenommen zu werden und befand sich nun im zweiten Semester. Sie hatte das dunkle erste Semester gemeistert. Das Semester, in dem die meisten Studenten das Studium doch schmissen oder nicht die erforderlichen Noten erhielten.

Ihre Universität war eine der besten in der Gegend, aber dafür auch sehr seltsam, stellte die Rosahaarige mit zuckenden Mundwinkeln fest.

Grundsätzlich schaffte es erstmals nicht jeder an diese Uni. Dann musste das erste Semester geschafft werden. Aber die, die das erst einmal geschafft hatten, die schlossen ihr Studium normalerweise in der Regelstudienzeit oder sogar kürzer ab. Und das mit Bravur. Sie hatte nicht gedacht, dass es so schwer würde sich an diese Schule zu gewöhnen. Die Studenten hier waren irgendwie auf einer Wellenlänge, dennoch konnten die Interessen nicht weiter gefächert sein. Es gab die Fakultäten Human-Medizin, medizinische Biologie und dessen praktischer Gegenpart Sport beziehungsweise als Fakultät Sportwissenschaften. Das, was die einen theoretisch über den Menschen zu lernen hatten, lebten die anderen aus und hatten nur oberflächlich mit der Theorie zu tun. Die Ziele der Studenten konnten unterschiedlicher nicht sein.

Die Studiengänge ergänzten sich eigentlich sehr gut. In der Medizin beispielsweise soll man, anders als in anderen Unis, bereits im Studium auch diagnostizieren und mit Patienten arbeiten, die nicht in der Leichenhalle auf einem der unbequemen Stahltische lagen. Die Anforderungen waren aber sehr gut machbar. Im Laufe eines Semesters der sportlichen Fakultät verletzten sich nicht nur ziemlich viele, sondern mussten sie auch regelmäßige Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die Erstsemestler fangen dann quasi mit einfachen Sachen an, wie Blutdruckmessen und assistieren den höheren Semestlern.
 

Einen Haken hatte ein Studium an dieser Universität, egal welcher Fakultät man angehörte. Sie war für normal Sterbliche kaum bezahlbar. Entweder hatte man eine gut betuchte Familie oder ein Stipendium. Allerdings waren Stipendien in der Medizinischen Fakultät eher selten.
 

Ein Stipendium hatte sie trotz ihrer exzellenten Noten nicht erhalten und auf ihre Familie hatte sie sich schon lange nicht mehr verlassen können. Nicht umsonst hatten ihre Mutter und deren neuer Lebensgefährte ihr damals zum 18. Geburtstag einen Koffer geschenkt.

Also hieß es für Sakura neben dem Studium zu arbeiten, Geld verdienen. Die meisten versuchten sich als Tellerwäscher, Lieferant, Verkäufer oder Kellner. Doch das alles war für die junge Frau nichts. Sie wollte sich nicht abschuften, um ein paar Kröten zu bekommen. Sie suchte sich einen Job, bei dem man schon etwas mehr verdiente. Der Stundenlohn war so angenehm, dass sie sich sogar ein kleines Ein-Zimmer-Appartement leisten konnte. Denn auf Unterhalt ihrer Mutter brauchte sie nicht mehr hoffen, seit sie aus deren Leben gelöscht wurde.
 

Mit einem matten Lächeln blickte sie an ihre Zimmerdecke. Was würde sie ihrer Mutter so gerne an den Kopf schmeißen. Nur weil sie ein ungewolltes Kind war, nur weil ihre Mutter mit 15 zu dumm zum Verhüten war, nur weil sie Schiss vor einer Abtreibung hatte, musste sie dafür zahlen? Sie hatte den Wink mit dem Koffer verstanden und war sofort ausgezogen. Bis sie eine Wohnung hatte durfte sie bei einer Bekannten bleiben. Das war gerade mal zwei Jahre her. Und genau diese Zeit hatte sie ihre Mutter weder gesehen, noch gesprochen. Sie hatte keine Familie. Sie war alleine. Aber stolz, trotzdem ihren Weg gehen zu können. Sie hatte nicht aufgegeben. All diese Rückschläge hatten ihr die Kraft gegeben immer wieder aufzustehen und aus Trotz weiter zu gehen. Sie brauchte nichts und niemanden. Irgendwann würde sie der Frau, die sie einst gebar, zeigen, dass sie mehr Wert ist, als sie es ihr jemals hätte zustehen können. Sie würde dieser erbarmungslosen Frau zeigen, dass sie nicht gebraucht wurde. Dass sie unwichtig war. Dass sie als Verlierer aus dem Kampf hervorgehen würde. Doch eigentlich hatte Sakura Angst, dass diese Genugtuung nicht ausreichend würde. Dass ihre Mutter es trotzdem nicht bereute, sie abgestoßen zu haben.

Wie kann man sein Kind hassen? Auch wenn die Decke einheitlich weiß gestrichen war, begannen sich Schlieren in ihrem Blickfeld zu bilden. Alles verschwamm um sie herum, ehe sich die aufkommenden Tränen ihren Weg in die Polster der Couch bahnten.

„Ich würde sie bedingungslos lieben…“

Sie wischte gedankenverloren ihre Tränen weg. Es war schon länger her gewesen, dass sich ihre Gedanken an die Vergangenheit hefteten. Und es war noch länger her, dass sie wegen ihrer Mutter weinte.

Nur aufgrund dieser lieblosen Mutter war sie zu dem geworden was sie nun ist. Nach außen hin stark und schier unaufhaltsam, aber im Inneren ein verletzliches und in sich gekehrtes Wesen, was nach Gesellschaft schrie. Ein Mensch, der sich zwar erfolgreich durchboxte, aber die Einsamkeit suchte, an der sie irgendwann zerbrechen würde. Doch sie hatte es nie anders gelernt. Misstrauen. Streben nach Perfektion. So einfach könnte sie es wohl doch nicht ablegen.

Ihr Blick glitt in die Richtung ihrer Wanduhr. 20:50 Uhr. So spät schon. Jetzt musste sie sich schon fast beeilen, um nicht zu spät zu ihrem Job zu kommen. Doch glücklicherweise war ihre Arbeit nicht sehr weit weg.

Mit einem Schwung stand die Haruno von ihrem Sofa auf und griff nach ihrer Jacke, die über ihrem Schreibtischstuhl hing. Kurzerhand schlüpfte sie in ihre Sneakers und verfrachtete ihren Wohnungsschlüssel in der Jackentasche. Nachdem sie ihr Wohnhaus verlassen hatte lief sie die relativ schlecht beleuchteten Straßen entlang. Sie zog fröstelnd ihre Jacke enger an ihren Körper. „Pfuu… was für eine kalte Nacht für Mai.“ Murmelte sie, bevor sie in eine zwielichtige unbeleuchtete Gasse einbog. Kurz schaute sie sich um, ehe sie an eine Hintertüre klopfte. Nur mit einem schwachen Licht wurde das Schild „Nur für Personal“ angeleuchtet. Keine Minute später öffnete man ihr die Türe und bat sie herein.
 

Sie wurde herzlich von ihrem Boss begrüßt. Auch die Security lächelte ihr zu. Sie war beliebt. Das lag letztlich daran, dass sie blutjung und gut war. Sie brachte dem Laden viel Geld ein.

„Sakura-chan. Da bist du ja Mäuschen. Zieh dich schnell um, wir sagen dich an sobald du fertig bist.“

Sie lächelte ihm stumm entgegen. Ja Sie war echt der neue Liebling. Sie schob sich den engen Gang entlang und einige Arbeitskolleginnen machten sich ebenfalls für ihre Show in einem anderen Raum fertig.

Dies war kein Freudenhaus. Es war ein Tanzclub. Mit mehreren Tanzräumen hatten die Mädchen ihre Bühnen in denen sie sich tänzerisch den Gästen zeigten. Einige nackter als andere. Sakura zog sich nicht aus. Auch wenn ihr Kostüm nicht gerade au viel Stoff bestand, so zeigte sie nicht mehr, als sie bei ihren früheren Auftritten ihrer Tanzgruppe oder zu ihren Cheerleader Zeiten.

An ihrem Platz angekommen zog sie sich fix um und begann sich vor dem großen Spiegel zu schminken.

„Sakura! Du hast heute auch Schicht? Kommst du nachher auch hinter die Theke?“ Eine Blondine mit 4 Zöpfen und knappen Outfit lugte in den Umkleidebereich. „Klar Temari! Ich mach mich nach dem Auftritt nur frisch und mache mich dann sofort auf den Weg zu dir.“ Lächelte die Rosahaarige über den Spiegel zu ihrer Kollegin.

Ursprünglich war auch für Sakura hier nur Tresen-Job frei gewesen, doch die Gäste hatten sich wohl beim Boss erkundigt, wer denn die Neue war, die neuerdings die Getränke ausschwank. Als ihr Boss sie beobachtete, so hatte er sie an der Bar immer leicht tanzen gesehen und auch der Umgang mit den Kunden war anders. Irgendwie verdrehte sie vielen den Kopf. Was seinem Laden wieder neues Feuer brachte. Kurzerhand war sie auf der Bühne. Sie hatte ihn angestrahlt, als er ihr den Tanz-Job vorschlug, aber sofort die Fronten geklärt, dass sie bekleidet bleiben würde. Er gab schließlich nach. Und es hatte sich gelohnt. Viele junge Männer kamen in den Laden und wollten Sakura sehen. Es sprach sich rum. Selbst wenn sie sich nicht auszog, lagen die Gäste ihr zu Füßen.
 

Kurz in den Spiegel lächelnd stand die Haruno auf und machte sich bereit für ihre Show. Als sie den Gang zur Bühne entlang schritt, klopfte sie kurz an ein etwas erhabeneres Pult. Das war die Technik. „Kannst mich ansagen. Das Lied 4 auf meiner CD bitte.“ Sagte sie dem Mann, der durch die Gitter lugte. „Geht klar.“
 

„… Wir wollen nicht länger warten… Komm raus! Hier ist Cherry!“

Sie hörte die Ansage zu ihrem Auftritt, ehe sie sich ihre kunstvolle Maske aufsetzte und sie verwegen durch den Vorhang schritt.

Sie wusste genau, was sie tat. Sie wusste, wie man ihren Job macht. Die Rosahaarige tanzte aus Leidenschaft. Dass sie nicht wirklich viel Stoff anhatte, störte sie nicht.

Man durfte sie ansehen, nicht anfassen. Zusätzlich trug sie eine Ball-Maske, wie alle in diesem Etablissement, inklusive der Gäste. Nicht umsonst hieß dieser Laden „Masquerade“. Mit dieser Strategie hielt der Boss des Ladens alle Identitäten unter Verschluss. Es war eine Schutzmaßnahme für Personal und Gast. So hatte man keine Scham und keine Folgen in Beruf der Zukunft. Diese geheimnisvolle Atmosphäre und letztlich die Anonymität machte den Schuppen erst attraktiv. Das Personal kannte sich natürlich auch persönlich. Das Bühnenlicht verfälschte ihre typisch rosa Haarfarbe und ließ diese in vielen verschiedenen Farben anleuchten. Das war ein Wunsch der Haruno an die Technik, da ihre Haarfarbe schon etwas selten und auffällig war. Zusätzlich hielt sie ihre langen Haare in der Uni stets als Dutt. Hatte ein Streber-Image und verhielt sich unauffällig. Sie hatte keine Lust aus irgendeinem Grund erkannt zu werden.
 

Ihr Lied setzte ein und sie betrat die Bühne.
 

Der schlanke Körper bewegte sich lasziv zu der Musik. Ihren Körper stellte sie den Gästen sehr freizügig dar. Es war quasi ein Bikini. Ein knapper, sehr knapper Bikini.

Sie turnte an der Eisenstange. Benutze die ganze Bühne für ihre Tanzeinlage.

Bis sie einen genauen Blick auf ihre heutigen Zuschauer erhaschte.

Da saßen mehrere ältere Männer. Kurz lief sie den Bühnenrand entlang und verteilte einige süße Blicke. Sie kannte diese Personen schon. Stammgäste. Einigen von Ihnen ließ sie Scheine in ihren BH-Träger stecken. Das machte die Meute rasend. Doch konnte sie nicht jedem diesen Gefallen tun. Schließlich war sie zum Tanzen hier. Ihre Schweißperlen glitzerten im bunten Licht, während sich ihr Körper der Musik zu widmete.

Nachdem sie einige Kunststücke an der Stange vorgeführt hatte begab sie sich wieder nach vorne. Die Rosahaarige blieb bei zwei jüngeren Männern mit schwarzen Haaren stehen. Der Musik nach bewegte sie weiter ihren Körper. Sie trugen ähnliche Masken. Zusätzlich fiel ihr auf, dass sie vom Gesicht, was sie erkennen konnte, ähnlich aussahen. Beide schauten sie aus nachtschwarzen Augen an. Vermutlich Geschwister. Der eine hatte längere Haare zu einem Zopf gebunden. Grinste. Sie erinnerte sich. Er war nicht zum ersten Mal hier. Zusätzlich wirkte er etwas älter, als der andere. Ihr Blick wanderte zum scheinbar jüngeren der beiden. Er hatte kurze dunkle Haare. Na ja. Er war wohl zum ersten Mal hier. Sein Ausdruck war eher abweisend. Scheinbar empfand er diesen Laden nicht als angenehm. Bei dem Gedanken grinste sie noch mehr. Warum war er dann hier? Er schien sich nicht wirklich wohl zu fühlen. Sie hatte ihren Blick nur sehr kurz über ihn schweifen lassen und immer weiter getanzt. Vielleicht… Kurz blickte sie ihn direkt an. Er sah ihren Blick. Sie lächelte zuckersüß, und hauchte ihm zwinkernd ein Küsschen entgegen.

Augenblicklich wurde der sichtbare Teil seines Gesichtes rot, aber scheinbar konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Er hatte Schweiß auf der Stirn stehen. Ihm war wohl heiß. Bei diesem Gedanken grinste sie lasziv und tanzte die letzten Schritte, ehe sie in ihrer Schluss-Pose verharrte und das Licht erlosch.

Es wurde geklatscht, gepfiffen und gegrölt. Sie sah noch von der dunklen Bühne aus durch die Reihen. Der ältere junge Mann grölte, ihm schien es eher zu gefallen als seinem vermeintlichen Bruder. Eigentlich war die Maske für die Geheimhaltung der Identität da und auch sonst machte Sakura sich nicht die Mühe ihre Zuschauer ins Gesicht zu sehen oder sie gar zu identifizieren. Doch seltsamerweise kamen ihr diese zwei Männer bekannt vor. Ihr Blick war immer wieder in ihre Richtung gefallen.

Schnell lief sie von der Bühne in Richtung Umkleidekabine. Sie zog sich hastig um. Ihr war warm. Etwas frische Luft würde ihr sicher gut tun. Somit schnappte sie sich ihr Glas mit Ginger Ale und ihre Jacke und ging über die Hintertüre raus, durch den sie auch rein gekommen war.

„Ahh~ Das tut echt gut.“ Nuschelte sie und trank einen Schluck aus dem Glas. In dem Laden war es immer so rauchig.
 

Sie streckte sich zufrieden über ihren Auftritt, als sie zwei Personen reden hörte.

„War das nicht gigantisch?! Und diese Cherry ist nicht mal so alt wie du! Und so…“ schmachtete er. Sie kicherte lautlos. Da hatte sie doch tatsächlich einen Fan. Aber davon hatte sie viele. Niemals käme sie auf den Gedanken einen davon näher zu kommen. Dafür hätte kein Freund der Welt Verständnis. Wer würde seiner Freundin auch gerne dabei zusehen, wie sie fast nackt eine Meute von Männern betanzt.

Sie lehnte sich an die Gebäudewand und lauschte dem Gespräch. Sie war neugierig. Waren es vielleicht die beiden,… beziehungsweise der junge Mann, den sie so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte? Sie war neugierig. Auch wenn sie die Identität eigentlich geheim war.

„Toll… Ganz toll… Als hätte ich nichts Besseres zu tun…“ Die Ironie war nicht zu überhören.

Aber was für eine Stimme. Ganz anders als die seines Gefährten. Irgendwie passte sie zu dem Bild von seinem Gesicht, welches in ihrem Kopf bereits gespeichert war. Doch störte sie diese Maske. Sie konnte nicht alles sehen. Sie hatte das Bedürfnis sein Gesicht zu sehen. Wieso nur? Das war ihr sonst so egal. Nein. Die Rosahaarige rang mit sich. Doch ihre Neugier war zu groß. Sie schaute unbemerkt um die Ecke. Wollte einen Blick erhaschen. Sein ganzes Gesicht sehen.

Da stand er.

Sie standen am Eingang, der hell beleuchtet war.

„Sasuke Uchiha-“ ihre Hände schnellten zu ihrem Mund. Ihre Stimme war zwar leise gewesen, doch befürchtete sie nun, dass er es gehört haben konnte.

Sie hätte niemals gedacht, dass er es hätte sein können. Jetzt erst fiel ihr diese Ähnlichkeit auf und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum sie das Gesicht sehen wollte. Sie hatte ihn unbewusst erkannt und wollte Gewissheit. Er war es. Ihr Herz schlug bis zu ihrem Hals. Sie sollte besser wieder rein gehen.

Kurz verstummte das Gespräch zwischen den Männern. Haben sie sie gehört?!

Ihr Körper entspannte sich erst, als der jüngere der beiden seine Stimme erhob.

„Können wir jetzt bitte nach Hause. Ich habe schon genug Zeit verschwendet. Ich hätte wunderbar trainieren können…“

Man hörte sein Gegenüber seufzten. „Immer nur Sport.. Oder sind die Gerüchte etwa wahr?“ fragte der Ältere neckisch. Gerüchte? Die Rosahaarige glaubte zu wissen, welche Gerüchte er ansprach. Aber das war doch nur, weil er sich nie einem seiner Fans näherte. Ihre Gedanken wurden unterbrochen durch die Stimme des jüngsten Uchiha-Sprößlings.

„Nein.“ Er klang sehr gereizt. Das würde sie in seiner Situation auch sein. Sie konnte seine Einstellung gut nachvollziehen. Wenn man seinen Lebenstraum erfüllen will und seine Karriere nicht verbauen will, dann sollte man diesen Beziehungswahnsinn lassen. Das hat doch noch Zeit. Auch Sakura konnte diesen Hype um Beziehungen nicht nachvollziehen. Die meisten hielten doch eh nicht. Besonders wenn die Partner noch jung sind. Die Haruno lugte wieder unauffällig um die Ecke.

„Was ist es denn dann?“ fragte der größere Schwarzhaarige mit dem Zopf. „Itachi. Ich kann diesen Beziehungswahnsinn einfach nicht gebrauchen. Eine Frau stünde meiner Karriere nur im Weg. Ich brauche das einfach nicht.“ Bam. Das waren exakt ihre Gedanken.

„Och… So ein Unsinn, eine Beziehung kann auch beflügeln…“ „Es reicht. Ich… Gott….“ Sie hörte seine wütenden Schritte.

„Und bitte, flehe ich dich als jüngeren Bruder an mir nie wieder etwas zu schenken. NIE WIEDER...“ Er entfernte sich von seinem scheinbar älteren Bruder namens Itachi.

„Mensch Sasuke! Das war doch nur Spaß! Ich meine, nur weil du keine Freundin hast…“

„Halt’s Maul!“ Entgegnete Sasuke sauer.

Er schaute ihn nicht an.

Dann legte Itachi einen Arm um die Schulter seines Bruders.

„War halt noch nicht die Richtige dabei, hm?“

„…“

Die Stimmen wurden leise, ehe sie verstummten. Sakura hörte sie nicht mehr. Wenig später vernahm sie das Brummen eines Autos, welches wenig später auch an ihr, an der dunklen Gasse vorbei fuhr.

Kurz schaute sie dem Auto nach, sah es, wie es an einer grünen Ampel um die Ecke bog. Sie hatte mehr gehört, als sie eigentlich wollte und generell zu viel herausgefunden. Sasuke Uchiha. Frauenschwarm und angehender Spitzen-Basketballer. Jedenfalls studierte er Sportwissenschaften an ihrer Uni und war im College-Team DER Star unter den Basketballern. Generell war Basketball an der Uni der beliebteste Sport. Kurz danach kommt Fußball, aber da war die Uni bei weitem nicht so bekannt für. Besonders seitdem sie diese Riesen im Team hatten. Ganz untypisch für Japaner. Sie zuckte unbewusst mit den Schultern. Er war beliebt, aber ließ nur seine besten Kumpel und Team-Kollegen an sich ran. Er hing immer mit so einem Blonden Kerl ab. Trainierte meistens nur mit ihm, wenn nicht gerade Team-Training dran war. Eigentlich hatte dieser Blondschopf ein ganz anderes Karma als Sasuke. Viel offener und freundlicher.

Woher sie das weiß? Tja. Auch wenn ihr Medizin-Studium viel Zeit in Anspruch nahm, so hatte sie sich auch schon für einen Club aus dem sportlichen Bereich interessiert. Sich aber nie getraut sich schließlich einzuschreiben. Sie schlich immer nur an den Hallen umher. Und egal zu welcher Uhrzeit sie da war, Sasuke war immer da. Meist auch sein blonder Kumpel. Sie beobachtete die beiden.

Wieso wusste sie auch nicht. Diese Freundschaft hatte sie irgendwie fasziniert. Sie hatte nie eine gute Freundin gehabt, mit der sie irgendwas hätte machen können. Beneidenswert. Aber vermutlich nur bei Kerlen möglich. Sie seufzte.

Was sollte sie denn nun machen, würde sie ihm zufällig begegnen?!

Die Türe vom Hinterhof quietschte, als jemand sie öffnete. „Sakura-chan! Temari braucht dich an der Bar!“ Völlig aus den Gedanken gerissen, drehte sich die Rosahaarige verwirrt zu dem Braunhaarigen um. „Eh… Klar, bin unterwegs!“ Somit lief sie durch die Türe ins Innere der Lokalität. Ihre Schichte flog über sie hinweg. Sie war gedankenverloren, dennoch professionell bei der Arbeit. Das war nicht das erste Mal, dass sie bei der Arbeit nicht an die Arbeit dachte. Bei dem Anatomie-Kurs im ersten Semester hatte sie viele Fach-Vokabeln zu pauken. Von Knochen bis Muskel-namen. Natürlich auch die lateinischen bzw. griechischen Begriffe. Sie ging ihre Liste gedanklich immer wieder durch. Beobachtete Leute und benannte beim Ansehen des jeweiligen Körperteils die Begriffe. Irgendwie musste man sich ja zu helfen wissen. Wenn man kaum Zeit zum Lernen hatte, aber es ohne Arbeit auch nicht geht.

„Sakura-chan. Hier dein Lohn für heute Abend. Kannst du morgen wieder?“ fragte ihr Chef.

„Gerne“ lächelte sie. Warum nicht. Sie hatte keine Uni, keinen Lernstress und es machte ihr schon Spaß. Und das Geld konnte sie immer gut gebrauchen.

„Super! Dann morgen um 21 Uhr hier!“

„Ist gut. Bis morgen!“ Sakura hob noch ihre Hand ehe sie das Lokal verließ.

Das rosahaarige Mädchen beschloss dann schließlich loszulaufen, als sie sich kurz umschaute. Keiner war da. Es war bereits weit nach Mitternacht, als sie die Türe zu ihrem Ein-Zimmer-Appartement aufschloss. Sie gönnte sich trotz der Uhrzeit eine kurze Dusche. Direkt kuschelte sie sich auf ihre Schlafcouch in die Kissen. Der lang ersehnte Schlaf ließ lange auf sich warten und weigerte sich geradezu Sakura’s Gedanken in die Welt der Träume gleiten zu lassen.

Immer wieder hatte sie sein Gesicht vorm inneren Auge. Sasuke Uchiha. Er hatte also einen älteren Bruder. Welcher sie toll fand. Kurz stahl sich ein freches Grinsen auf das Gesicht der jungen Frau. Ach ja. Aber Moment. Geschenk? Hatte der Schwarzhaarige nicht auch heute in der Uni von seinen ganzen Fans Geburtstags-Geschenke bekommen? Die er natürlich nicht annahm, trotzdem. Sie waren laut genug, dass selbst sie es mitbekommen hatte, wenn auch gedanklich eher beiseite geschoben hatte.

Sie klickte kurz auf ihren Wecker, dessen blaues Licht schwach leuchtete.

03:58. Saturday, 24th July. Am 23. Juli war anscheinend sein Geburtstag. w

Ihre letzten Gedanken waren, dass er sie bloß nicht erkennen solle, ehe sie dann endlich einschlief.

Das Wochenende ließ ohne besondere Ereignisse ab. Die Arbeit war wieder normal, wie sonst auch. Diesmal verlief sich keine Person ihn das „Masquerade“, bei dem sie das Bedürfnis hatte dessen Identität zu erfahren. Sie hatte auch mit niemanden darüber geredet. Das wäre auch nicht schlau. Sie hielt es für das Beste es völlig für sich zu behalten. Auch ihrem Job zu liebe.

Es war schon Sonntagabend. Sie hatte dieses Wochenende reichlich Geld verdient und auch viel für die Uni vorbereitet und im Voraus gelernt. Sakura konnte schon immer sehr gut auswendig lernen. Doch freute sie sich besonders, wenn sie endlich praktische Arbeiten übernehmen konnte. Es klang echt blöd, aber sie hoffte, dass sich jemand verletzte, dem sie dann helfen konnte.

Sie packte ihre Tasche für die kommenden Kurse, die sie in Freistunden vorbereiten wollte. „Ach der Umschlag mit dem Geld“ murmelte sie, als sie diesen aus ihrem Rucksack fischte. Auf einem Regal stand eine Blechdose von Dack Janiels, einem bekannten Whiskey-Label. Hier war ihr gesamtes Geld gebunkert. Auch übriges Kleingeld befand sich darin, weswegen die Dose schon ziemlich schwer war.

Sie hatte bereits eine höhere Summe angespart. „Ich denke, ich muss das Geld langsam zur Bank bringen…“
 

Montagmorgen, 6:04 Uhr

Sie lief gemütlich Richtung Schule. Sie genoss diese Ruhe, die einfach nur in dieser Frühe auf den Straßen war. Selten fuhr ein Auto an ihr vorbei. Die Bahnen fuhren noch mit größeren Zeitabständen die Stationen ab. Dieser Großstadt-Trubel war einfach nicht ihr Ding. Auf dem Land groß geworden hatte sie für Menschenmassen selbst keine Nerven. Sie brauchte Platz. Eigentlich hasste sie zu viele Menschen auf einem Haufen, was in Tokio leider üblich war. Somit stand sie lieber früher auf und entging somit dem Tohuwabohu der Großstadt. Sie lief gerade über die Straße. Ihre Gedanken waren allerdings nicht aufmerksam genug beim Straßenverkehr. Man sollte meinen, bei der Herrgottsfrühe ist eh kein Auto unterwegs, doch… „Vorsicht!“ Unsanft wurde sie am Handgelenk gefasst und auf den Gehweg zurückgezogen. Diese Stimme! Ein hupendes Auto zischte an ihr vorbei. Sie atmete auf. Gerade nochmal gut gegangen. Das hätte ihr noch gefehlt. Ihren Atem wieder unter Kontrolle bringend, wollte sie sich umdrehen und ihrem Retter danken. Doch dieser war schon weiter gelaufen. Da lief er. Die einzige Person, die ihr in den leeren Straßen nahe genug war, um ihr hätte helfen zu können. Ausgerechnet er. Sonst war niemand auf dem Gehweg.

Sie lief ihm mit schnellen Schritten nach. Er war also auch schon auf dem Weg zur Uni. Kurze schwarze und abstehende Haare. Er war es. Sasuke Uchiha. Aber sie musste sich bedanken. Egal, wer sie vor den Folgen eines Unfalls gerettet hätte. Ihre Hand erreichte seine Schulter. Er war wirklich hoch gewachsen. Sie war ihm schon ziemlich nahe, als sie endlich seine Schulter erreichen konnte. Mit einem leichten Druck zog sie ihn leicht zurück und veranlasste ihn anzuhalten. Er drehte seinen Kopf um. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht begeistert von ihrer Aktion war. Ein genervtes „Hm?“ kam von ihm. Als er sie mit seinem kühlen Blick so ansah, hatte sie das Gefühl, dass sie schrumpfen würde. Was hatte ihm den Anlass gegeben sie so anzusehen?

„Du bist doch Sasuke, nicht wahr?“ fragte sie ungläubig. Kein –kun, kein –san. Ihre Höflichkeit hatte sie heute wohl zuhause gelassen. Dabei wollte sie doch eigentlich der Höflichkeitshalber Danke sagen. Obwohl er dies scheinbar gar nicht wollte Seine Stimme, als er eben rief, hörte sich so viel männlicher an, als sie seine Stimme vom Freitagabend in Erinnerung hatte. Sie hatte das Bedürfnis seine Stimme wieder zu hören. Doch er antwortete nicht. Der Schwarzhaarige schaute sie nur an. Aber sein Ausdruck hatte sich leicht verändert. Er schien… überrascht? Abfällig schnaubte Sakura in ihren Gedanken über ihre Unhöflichkeit. Dass er jetzt von ihr angepisst war, war auch kein Wunder. Jedes Mädchen, welches sich wagte ihn beim Namen zu nennen ließ niemals das –kun weg. Wieso musste sie ihn auch direkt mit dem Vornamen ansprechen und dann auch noch OHNE Höflichkeits-Suffix. Endlich von ihren Gedanken befreit erlangte sie ihre Stimme wieder. „Vielen Dank!“ sie verbeugte sich höflich. Doch noch ein Funken Höflichkeit in mir, dachte sie. Schier unbeeindruckt drehte er sich wieder um und lief weiter. Für ihn hatte sich die Sache damit wohl erledigt. Was hatte sie auch erwartet. Ein Redeschwall? Leise kicherte sie über ihren Gedanken. Er war scheinbar echt kein einfacher Mensch. Er redete kaum. Die Gerüchte brodelten, aber er interessierte sich nicht dafür. Naja. Egal. Was sollte sie schon machen. Mit den Schultern zuckend lief sie ihm weiter hinterher. Jedoch nicht um ihn aufzuholen, sondern weil sie schlicht den gleichen Weg hatte.
 

Als sie in ihren Gedanken hinter ihm her lief, drehte der Schwarzhaarige unbemerkt seinen Kopf leicht zur Seite, sodass er die Rosahaarige aus seinen Augenwinkeln sah. Sie lief in einem gewissen Abstand zu ihm. Er wunderte sich, wieso sie kicherte. Was für eine seltsame junge Frau, dachte er, als er seinen Blick wieder nach vorne richtete. Aber interessant in jedem Fall. Einfach so ganz anders.
 

In der Bibliothek sitzend hatte sie an der Fensterfront eine gute Aussicht auf den Sportplatz. Sie hatte zwar einen ihrer Wälzer vor sich liegen, doch war dieser nicht so interessant, wie die beiden jungen Männer, die draußen den Basketball prellten und einander versuchten auszuspielen. Sie stützte ihren Kopf gelangweilt mit ihrem Arm ab, während die andere Hand mit einer Seite des Buches beschäftigt war.

„rechts antäuschen, nochmal rechts, aber dann mit einer Drehung an ihm vorbei, dann direkt ein Dunk in den Korb.“ Murmelte sie leise. Wie sie es sagte, so geschah es auch. Der Schwarzhaarige legte den Ball direkt in den Korb. „Rechts ist seine Schwäche. Die Reaktion irgendwie langsamer.“ Beurteilte sie. Warum wüsste sie auch gerne. Sie hatte das Bedürfnis ihn durchzuchecken. Ob er mal eine Verletzung hatte?

Der Blonde boxte den Schwarzhaarigen in die Seite. Sie lachten. Auch sie musste leicht lachen. Was für Idioten. Aber trotzdem beneidete sie die Beiden um ihre Freundschaft. Ihre Gedanken wurden je vom Eintritt 4 junger Mädchen in die Bücherei unterbrochen. Sie hatten alle die Cheerleader-Uniform der Uni an.

„Heute frage ich ihn nochmal. Er wird heute bestimmt zusagen!“

„Ach Karin. Dein Durchhaltevermögen ist bemerkenswert. Ich wünschte ich wäre so wie du!“ meinte eine Brünette zu der Rothaarigen.

„Immerhin bist du Sasuke-kun bisher am nächsten gekommen. Als erste Cheerleaderin darfst du dem Team-Leader immer die Münze bei Heimspielen geben und ihm persönlich viel Glück wünschen!“ Schwärmte eine Blondine. „Ja, es ist hart, aber mir ist nichts zu schwierig um meinem Sasuke-kun nahe zu sein.“

Gespielt würgte Sakura stumm und verdrehte dann ihre Augen. Was für Püppchen. Ihr Blick fiel auf die große Uhr am Bibliothek-Eingang. Schon kurz vor 8. Ihr Blick wanderte wieder zum Spielfeld, wo sich bereits weitere Spieler des Teams aufwärmten. Auch die Bibliothek füllte sich langsam mit Studenten. „Sasuke ist der beliebteste und heißeste Kerl auf dem Campus. Lange kann er sich vor mir, der heißesten Frau nicht mehr fern halten. Er wird hundert pro nachgeben, er muss!“

Bei diesem Satz stöhnte die Rosahaarige laut auf. Oh Mann. Einbildung ist auch eine Bildung. Da hätte sie dann wenigstens eine Art Bildung. Gott, was für ein Weibsbild. Aber bei einer Sache gab sie ihr Recht, dabei musste sie allerdings grinsen, als sie ihn einen Ball von der Drei-Punkte-Linie werfen sah, der natürlich auch im Korb landete. Er war heiß. Und wie heiß.. Besonders als sein Gesicht die rote Farbe annahm. Da war ihm bestimmt sehr heiß. Schnell legte sie das Grinsen ab. Doch das alles, was sie wusste, würde ihr kleines Geheimnis bleiben. Sie würde seinem Ruf schaden und Ihren gleich mit. Sie wollte ihm nicht im Weg stehen. Immerhin hatte er die gleichen Ansichten, wie sie und er hatte sie heute Morgen vor dem Auto gerettet. Da käme diese Neuigkeit bestimmt ganz doof.

Sie schaute in seine Richtung.

„Hey, Hey, Hey!“ wurde sie aus ihren Gedanken geholt. Diese rothaarige Cheerleader-Tante stand direkt bei ihr am Tisch und schubste sie unsanft an der Schulter. Sie hob ihren Kopf in ihre Richtung. Das Desinteresse quasi ins Gesicht geschrieben. „Glotzt du etwa Sasuke-kun an?!“

„…“ Sie antwortete nicht. Sie wusste nicht genau, ob sie lachen oder ihr direkt einen verbalen Einlauf geben sollte. Da laufen doch noch jede Menge andere Jungs rum, wieso ausgerechnet Sasuke? Vielleicht finde ich seinen blonden Kumpel viel besser? Waren ihre Gedanken auf diesen selten dämlichen Spruch. Eigentlich wollte sie das garstige Biest ihrerseits nicht in der Uni zeigen.

„Wenn du damit nicht sofort aufhörst, wirst du noch ernste Probleme bekommen!“ So viel Aufmerksamkeit war sie gar nicht gewohnt. Jetzt schauten alle Studenten und auch die Verwaltung in ihre Richtung. Was glaubten die eigentlich jetzt zu sehen? Einen klassischen Bitch-Fight? Innerlich lachte die Rosahaarige, als sie diese typischen Szenen gedanklich abspielte. Nein. Das ist definitiv zu anstrengend. Sakura verdrehte stattdessen ihre Augen und stand auf. Die Drohung ignorierend schlug sie ihr Buch zu und nahm es in die Hand und packte es seelenruhig in ihre Tasche. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich voll und ganz ihren eigenen Sachen. Warum sollte sie von so einer Tussi bedroht fühlen. Lächerlich. Es bestand keinerlei Grund zur Sorge. Aber wenn sie jetzt nicht sofort die Klappe halten sollte und sie in Ruhe lässt, dann…

„Du kleines…!“

Mit einem arroganten und herablassenden Blick schaute die junge Studentin mit den rosa Haaren zu Karin auf. Es bestand direkter Augenkontakt. Schon allein diese Gestik ließ diese rothaarige Tussi leicht irritiert zurückweichen. Dann hob Sakura vorerst noch stumm und ganz langsam ihre Hand zum Mund und legte ihren Zeigefinger sachte auf ihre Lippen. „Pssst, schweig Püppchen! Barbie kann auch nicht reden!“ War ihr Spruch ehe sie ihre Tasche schulterte und aus der Bibliothek verschwand. Zurück blieben einige verwirrte Studenten, die bereits angefangen haben zu Tuscheln und eine vor der ganzen Meute erniedrigte Karin, deren Wut in Form von Röte ins Gesicht schoss. „MISTSTÜCK“ Keifte sie laut, doch die Verwaltung ermahnte sie zur Ruhe. Immerhin handele es sich hier um eine Bibliothek.

Als Sakura aus dem Gebäude lief musste sie laut auflachen. Dieses Gesicht. Die ganze Zeit hatte sie ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Das war‘s echt wert. Sie musste erst um 10 Uhr zur Vorlesung und da ihr die Bibliothek nun nicht mehr als ruhiger Platz zum Lesen gegönnte war, musste sie sich tatsächlich einen neuen Platz suchen. Intuitiv ließ sie sich von ihren Füßen in eine bestimmte Richtung leiten. Und da stand sie. Sie spürte die fragenden Blicke, doch lief sie einfach weiter den Weg, den sie für richtig hielt.

Re:alize

Da lief sie nun. Beobachtet von den Spielern, vom Coach, von anderen Studenten, aber auch aus dem Fenster der Bibliothek. Es waren verwunderte Blicke, aber auch ziemlich ernste oder beinahe tödliche Blicke. Doch irgendwie war es ihr egal. Wieso sollte sie sich nicht dort hinsetzen können oder gar dürfen. Nur weil sich sonst niemand traute, sich während des Trainings des Basketball-Teams auf die Tribüne zu setzen? Scheinbar war sie diejenige mit ausreichend Mut, um es sich zu trauen. Sie wollte immerhin nur ein Buch lesen, nicht stalken oder dergleichen. Wenn sie hier doch sein wollte und ihre Zeit gut nutzen konnte, sollte das doch keinen Stören. Oder störte sie? Ihr Blick war die ganze Zeit nach vorne gerichtet. Fixiert auf den Platz, wo sie sich plante niederzusetzen und ihren Wälzer zu studieren. Sie würde definitiv kein Mucks von sich geben. Es sei denn den Spielern ist das Umblättern von Buchseiten zu laut. Leicht kicherte sie vor sich her. Vielleicht nur hin und wieder dem Spiel zuschauen, gab sie innerlich zu. Mehr aber auch nicht. Diese Blicke. Sie nervten schon fast. Jeder hatte ihr leichtes Lächeln wahrgenommen, doch hatte keinen zu interessieren, warum sie was tat. Sie war nun da, sollte es jemanden stören, würde sich derjenige schon melden. Somit setzte sie sich in die Mitte der Tribüne und holte ihr Buch zum Thema Pharmakologie hervor, um direkt mit dem Lesen anzufangen. Sie ignorierte weiterhin diese ganzen Blicke auf sich. Jedenfalls versuchte sie es.
 

Niemand wusste wirklich was mit ihrem Zuschauer anzufangen. Zumal sie den Spielern nicht wirklich Aufmerksamkeit schenkte. Fragende Blicke wurden unter den Spielern ausgetauscht. „Sag, kennst du sie?“ meinte ein Braunhaariger zu seinem Team-Leader. Welcher ohne Regung einfach nur schwieg und ihr hinterher sah. Er kannte sie vom Sehen. Von heute Morgen. Aber ihren Namen? Keinen Dunst. Er wusste nur, dass sie seinen kannte. Immerhin hatte sie ihn heute bei vollen Namen genannt. Wenn heraus käme, dass sie ihn so unverblümt angesprochen hatte, würde sein Fanclub ausrasten. Das wird dann wohl ein kleines Geheimnis bleiben. Und das nicht nur zu ihrem Besten. Kurz und unentdeckt zuckte einer seiner Mundwinkel nach oben. „Na ja, Mich stört es nicht, solange sie ruhig ist.“ Meinte er nur knapp. Er schätzte sie als ruhige und unauffällige Person ein. Wieso auch nicht? Nicht umsonst hatte er sie eigentlich nie hier auf dem Campus bemerkt. Geschweige denn auf dem Sportplatz. Er begutachtete sie etwas genauer. Den dicken Büchern zu urteilen, wird sie eher der medizinischen Fakultät angehören. Intelligent war sie auch noch. Aber was machte sie hier? Warum hatte sie das Bedürfnis ausgerechnet hier zu lernen? Wäre die Bibliothek nicht besser? Ein kurzer Blick ließ ihn erahnen, wieso sie eben nicht in der Bibliothek saß. Am Fenster stand die rote Furie, wie alle sie nannten. Die selbsternannte Chefin des von ihr gegründeten Fanclubs seinerseits. Bisher hatte sie keine Probleme gemacht und er sie eigentlich auch immer ignoriert. Aber das, was gerade passierte war definitiv nicht positiv zu betrachten. Flucht also. Was hatte denn Karin mit ihr zu tun? War etwas vorgefallen? Wo waren sie eigentlich hier? So was macht man selbst in High-Schools nicht mehr und dann hier an einer renommierten Universität? Aber die Rosahaarige war schweigsam und ging allem aus dem Weg. Sie war so seltsam geheimnisvoll. Irgendwie machte sie das direkt sympathisch. Auch ihre verschrobene Art ihm heute Morgen gegenüber. Diese geheuchelte Höflichkeit ihm gegenüber kotzte ihn schon immer an, aber sie. Und diese Haare. Diese Farbe. Außerdem fragte er sich, wie lang die wohl sind, wenn sie diesen hässlichen Haarknoten nicht hätte. Dutts. Wer hat diesen Quatsch eigentlich erfunden?
 

„Oi, Sasuke-teme!?“ Kurz blinzelte der Angesprochene und drehte sich direkt zu dem Blondschopf um. „Naruto! Was!?“ Er war leicht genervt, dass er ihn aus seinen Gedanken riss, aber eigentlich war ja auch Training angesagt. Irgendwie musste er seinem blonden Kumpen Recht geben. Jetzt ist keine Zeit für Träumereien. Allerdings würde er es nie zugeben, dass er ihm auch nur ein einziges Mal Recht gegeben hat.
 

„Der Coach meint wir sollen ‘nen Trainingsspiel machen, wir sollen uns aufteilen.“ Meinte der Blondschopf knapp. „Geht klar. Neji, Kankuro, Choji und Shino ihr geht zum Dobe ins Team und Shikamaru, Lee, Kiba und Gaara kommt mit mir.“ Meinte er kurz angebunden. Ihm gehorchten die Teammitglieder und sie teilten sich auf. Sasuke’s Team bekam kurze grell-gelbe Laibchen zur besseren Visualisierung der Teamzugehörigkeit und zogen diese rasch über. Und da begann das Spiel bereits. Sie schenkten sich nichts, nutzten die Schwächen aus und versuchten aus allen Fehlern zu lernen, egal ob es eigene oder die des anderen waren. Auch Sakura schaute öfter auf, wenn eines der Teams jubelte oder einen Freiwurf bekam. Öfter, als sie es eigentlich vor gehabt hatte. Scheinbar war Basketball doch ziemlich brutal. Jedenfalls sah es so aus. Eigentlich hatte sie es nicht so in Erinnerung. Mit den Schultern zuckend wandte sich Sakura’s Blick wieder gen Buch.
 

„Die Pharmakokinetik beschreibt die Gesamtheit aller Prozesse, denen ein Pharmakon im Körper unterliegt. Dazu gehören die Aufnahme des Pharmakons (Resorption), die Verteilung im Körper (Distribution), der biochemische Um- und Abbau (Metabolisierung) sowie die Ausscheidung (Exkretion).“
 

So, wie oft hatte sie diese Sätze jetzt schon gelesen? Sie konnte sich nicht auf das Buch konzentrieren. Irgendwie war sie unkonzentriert. Das lag aber nicht an der Lautstärke. Sondern eher durch das Spiel. Es war spannend. Und die Jungs sahen echt super aus, wenn sie zum Korb sprangen und den Ball einfach in den Korb legten, als hätten sie ihr Leben nie etwas anderes getan. Einander ausspielten und gekonnt vorbei dribbelten. Der Schweiß, der ihnen von der Stirn lief, weil sie selbst so ein Trainings-Spiel ernst nahmen. Diese Leidenschaft begeisterte sie, aber auch sah sie die körperlichen Anstrengungen. Welche Muskeln wie arbeiteten, beobachtete sie genau. Sie analysierte genau, welche Verletzungen man sich wohl am ehesten zuzieht oder welche am fatalsten für einen Basketball-Spieler wären. Sie bemerkte nicht, wie sie dem Buch immer weniger Aufmerksamkeit schenkte und schließlich nur noch dem Ball folgte, wie dieser immer und immer wieder in einen der Körbe versenkt wurde. Dann. Was für Knalltüten. Der Uchiha und dieser Naruto, wie er eben genannt wurde, gerieten immer wieder aneinander. Mal gewann der Blonde und mal der Uchiha. Sie sah, wie angestrengt sie den Ball hin und her dribbelten. Langsam wurden ihre Shirts vom Schweiß klamm. Naruto war genau so groß, wie der Uchiha, wenn nicht sogar etwas größer. Sein sonstiger fröhlicher Ausdruck war einem Ernsten gewichen. Es war spaßig mit anzusehen, dass sie so erbitterte Rivalen zu sein schienen. Und die beiden sahen noch cooler aus, als die anderen, wenn sie sprangen und den Ball ganz einfach in den Korb legten. Irgendwie sexy. Sie stütze ihren Kopf wieder auf ihren Armen ab, welche auf dem offenen Buch halt fanden. Irgendwie kam ihr diese Spielweise bekannt vor. Aber warum nur? Aber es waren nur die beiden. Sie spielten in irgendeiner Weise anders. Aber definiere anders. Kurz schüttelte Sakura mit dem Kopf und holte beiläufig ihr Handy aus ihrer Tasche und drückte auf eine Taste, um das Display einzuschalten. Automatisch leuchtete die Uhrzeit auf. Wie lange hatte sie jetzt zugesehen und sich eben nicht auf das Buch konzentriert? Wie lange hatte sie wohl die beiden Jungs beim Spielen angestarrt. Mit einer leichten Röte der Selbsterkenntnis, erhaschte sie einen kurzen Blick auf die leuchtende Uhrzeit des Handy-Displays.
 

„9:57 Uhr!!!!“ Kreischte sie laut auf. Die Spieler hielten alle inne, schauten in ihre Richtung. Selbst der Coach schaute verwundert zu ihr hoch. Hastig stand sie auf, ließ dabei das dicke Buch von ihrem Schoß fallen, natürlich genau auf ihren Fuß. „Shit, Shit… Ich bin zu spät…“ nuschelte sie zu sich selbst. Den Schmerz versuchte sie weitestgehend zu ignorieren. „Was hat die denn gestochen?“ stupste der Blondschopf seinen schwarzhaarigen Kumpel an, welcher den Ball überrascht festhielt. „Was weiß ich?!“ antwortete dieser schulterzuckend. Auch die anderen Spieler nuschelten einander zu. Doch das Spielfeld stand weiter still, auch als sie ihre Sachen gepackt hatte und die Tribüne eilig herunterlief. Erst, als sie den leicht sandigen Gummi-Boden unter ihren Füßen hatte bemerkte sie, dass sie gerade von etlichen Augenpaaren beobachtet wurde. Schnell schulterte sie ihre Tasche und verschränkte einen Arm hinter ihrem Kopf. Ein verschämtes Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. „Sorry! Ich wollte echt nicht stören! Macht einfach weiter ja? Das verrückte Mädchen einfach ignorieren, okay?“ Somit verbeugte sie sich kurz entschuldigend, ehe sie sich umdrehte und davon lief. So wie Sasuke vermutete in das Gebäude der medizinischen Fakultät und mit einem leichten Humpeln. Alle Teammitglieder lachten und auch der Uchiha konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Was für eine komische Frau. Bezeichnet sich selbst als verrücktes Mädchen und dass man sie ignorieren soll. „Was ist mit dir kaputt. Lächelst du etwa?“ kicherte Naruto ihm entgegen. Ernst konterte der Uchiha seinem Kumpel. „Hast du nicht auch gegrinst, als du ihr hinterher gesehen hast?“ Die Augenbraue des Uchiha schnellte pprovokant hoch. „Wie fandest du ihren Hintern?“ fragte er dann noch schnippisch. Sein Kumpel bekam eine leichte Röte um die Nase. „Erwischt!“ grinste der Uchiha und spielte den Uzumaki leicht aus. Der Ball landete sauber von der 3-Punkte-Linie im Korb. „I-Ich hab nicht ihren Hintern gecheckt!“ Kurz lachte der Uchiha auf. „Ich auch nicht, aber du bist mit so was schön leicht aus der Fassung zu bringen.“ „Sasuke-Teme!“ Der Uchiha wurde in den Schwitzkasten genommen, aber beide lachten.
 

Leicht außer Atem saß sie in ihrer Vorlesung und fächelte sich mit einem der ausgeteilten Blätter Luft zu. Wieso waren die Nächte so frisch aber die Tage so warm. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie hierher gehetzt ist, wie eine Irre auf der Flucht. Zum Glück war sie pünktlich. Ihre Dozentin schloss die Türe ab. Wer nur eine Minute zu spät war, der durfte wiederholen. Und es ging nach ihrer Uhr. Nach keiner Anderen. Einen kleinen Riss im Keks hatte die Alte. Aber was soll‘s.

Als vorne der Monolog startete und über ein Krankheitsbild sinniert wurde, schweiften Sakura’s Gedanken ab. Das war so unsagbar peinlich gewesen. Jeder hatte sie angestarrt. Und sie hatte das Training gestört. Sie wird sich nie wieder dahin wagen. Leise seufzte sie. Naja. Vermutlich schon. Aber das waren Bilder gewesen. Einfach nur ein Haufen attraktiver und dazu noch verschwitzter Männer. Von denen hätte sie gerne einen Kalender. Kurz grinste sie. Sie würde vermutlich noch davon träumen. Seltsamerweise hatte sie auch das Bedürfnis zu testen, was sie noch in Sachen Basketball drauf hatte. Nicht umsonst war ihr Vater Trainer des Basketball-Teams ihrer gesamten Junior-High-School-Zeit gewesen. Natürlich hatte sie auch schon zuvor immer mit ihrem Vater gespielt. Leise lachend versank die Rosahaarige in längst vergangene Zeiten, ehe sie von anderen Studenten an gestupst wurde. „Hey, die Vorlesung ist zu Ende.“ Meinte eine ihr unbekannte Studentin. „Oh. Danke.“ Jetzt hatte sie tatsächlich eine komplette Vorlesung verträumt. Egal. Sie würde das schon irgendwie nachholen können.
 

Seufzend stand die Haruno auf. Ob sie wieder in die Bibliothek konnte? Mit schlurfenden Schritten lief sie in Richtung Ausgang des Fakultätsgebäudes. Es war jetzt etwa kurz nach 11. In etwa einer Stunde würde sie hier den Studenten höherer Semester assistieren dürfen. Mal sehen was heute so auf der Liege landet. Leise kichernd lief sie aus der Türe heraus. Heute lachte sie ziemlich oft. Ein echt seltsamer Tag. Nichts ahnend standen plötzlich mehrere junge Studentinnen vor ihr. Anhand ihrer Kleidung und ihrer überheblichen Ausdrucksweise identifizierte sie die Weiber als die Störenfriede der Bibliothek. Na toll. Sie hatte jetzt eine schön frühe Mittagspause ohne Schlange an der Cafeteria vor sich. Und Hunger hatte sie auch schon. Und wenn sie Hunger hatte, konnte die Rosahaarige giftig werden. Ein richtiges Biest. Mal sehen, ob sie sich überhaupt zurückhalten wollte. Ein Versuch war es wert. Die Gruppe Cheerleader ignorierend, versuchte die Rosahaarige unbeeindruckt an ihnen vorbei zu laufen. Doch als eine Hand an ihrer Schulter sie zurückzog, drohte sie ihre scheinbare innere Ruhe zu verlieren. „Was?!“ fragte sie genervt, als sie die roten Haare erblickte, dessen Besitzerin mit einem arroganten Blick konterte. „Wehe, du schmeißt dich an Sasuke-kun ran!“ Die Haruno verdrehte ihre Augen und fasste sich dann an ihren Kopf. This drama again?! „Oh je, wenn ich dich sehe, muss ich immer aufpassen, nicht das Erste zu sagen, was mir spontan durch den Kopf geht.“ Irritiert über diesen Spruch fuhr Karin einfach fort. „Wenn du dich nicht von meinem Sasuke-kun fern hälst, erlebst du dein blaues Wunder!“ Ihre Freundinnen kicherten. Ami hatte ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt und blickte abfällig auf Sakura. Sie wollte einfach nur zu Mittag essen und verlor so langsam die Geduld. Nicht weiter auf diese Drohung eingehend wollte Sakura einfach an der Gruppe Mädchen vorbei gehen, doch wurde sie erneut zurückgehalten. Da platzte es aus der rosahaarigen Medizin-Studentin raus. „Gott, du glaubst auch du pisst Glitzer. Mich zu hassen macht dich aber auch nicht schöner. Mich interessiert ein Dreck, was du und deine Püppchen-Party zu sagen hat. Und jetzt Abmarsch!“ Diesen zornigen Blick widmete sie jedem dieser Weiber, aber Karin besonders, die keine passende Antwort parat hatte. Eher eingeschüchtert ließen sie die Haruno endlich vorbei laufen. Einige Augenblicke später hörte Sakura noch ein „Wirste noch sehen!“ aus der Richtung der Gruppe. Wieder rollte sie mit den Augen. Wo war sie hier gelandet? Sie war für so einen Kindergarten zu alt. So verhalten sich nicht mal mehr High-Schüler. Das wäre selbst denen zu Niveaulos. Und die würden wissen, dass Sakura gerade nicht von einer Hautcreme sprach. Heute seufzte die Rosahaarige oft. Das lag vermutlich an diesem Stress, der ebenfalls heute aus dem nichts angefangen hatte. Heute war echt ein seltsamer Tag. Erst lachte sie viel, dann seufzte sie viel. Heute war auch genügend Peinliches dabei. Naja. Immer gleich soll ja bekanntlich auch langweilig sein. Die Blicke der anderen Studenten auf dem Gelände hatte sie, ihrer relativ guten Laune zuliebe, einfach mal ignoriert.
 

Die Brise des Windes in ihrem Stirnfransen spürend lief sie den Weg in Richtung Cafeteria. Heute gönnte sie sich nicht nur das übliche belegte Brötchen. Heute würde sie etwas mehr brauchen. Der Stress zerrte echt an ihren Nerven. „Dabei müsste ich doch weiter sparen. Ich sollte mir mal wieder was zur Uni mitnehmen“ nörgelte die Studentin leise. Leider hatte sie nach der Uni nicht genügend Zeit um sich etwas vorbereiten. Blöd. Naja, dann musste sie halt etwas mehr Geld investieren und in der Cafeteria essen. Vielleicht sollte sie öfter arbeiten gehen, kam ihr der Gedanke. Immerhin machte ihr Job wirklich viel Spaß. Und sie war auch gefragt. Ihr Boss würde Freudensprünge machen. Mhm. Nicht wirklich Freudensprünge, aber er wäre definitiv nicht abgeneigt. Die Rosahaarige öffnete die Glastür der Cafeteria. Sie war nicht die einzige, die sich ein frühes Mittagessen gönnte, aber es war nicht wirklich was los. Vereinzelnd saßen einige Studenten an Tischen, während sie bei der Nahrungsaufnahme ein Buch lasen oder ihre Aufmerksamkeit mehr ihrem Handy widmeten. Diese Dinger waren echt eine Plage. Aller rannten mit ihrem Smartphone rum und besaßen den neusten Schnick-Schnack. Dass sich die Leute das überhaupt leisten konnten. Sie seufzte. Sie konnte es jedenfalls nicht. Wollte es auch nicht. Nachdem sie sich ihren Salat mit gegrillten Putenstreifen und Melone zum Nachtisch gekauft hatte, setzte sie sich an einen der vielen freien Tische. Nicht dabei bedacht, an welchem. Wenn die ganzen Leute kommen, würde sie schon wieder weg sein. Da war sich die Haruno eigentlich sehr sicher.
 

Es verging eine Viertelstunde und gerade wollte sich Sakura ihren Nachtisch widmen, da schwangen die Türen der Cafeteria auf. Kurz glitt ihr Blick zum Ort des Geschehens, doch wandte sie sich schnell wieder ihrem Becher mit Melonenstückchen zu. „Sasuke-kun, wie wäre es mit einem Date heute? Vielleicht ins Kino oder ins EisCafé?“ diese aufdringliche Stimmlage war echt bemitleidenswert. Der arme Uchiha. Der hat die Olle ständig um sich herumschwirren. Genervt von diesem Getänzel um ihn und seinen Kollegen, fixierte er die Rothaarige mit einem ziemlich genervten Blick. „Nerv‘ nicht, ich hab schon genug andere und vor allem wichtigere Dinge zu erledigen, als mit jemand wie dir ein Date zu haben.“ Somit ließ er sie stehen. Seine Kumpane folgten ihm. Einfach am Eingang stehen gelassen. Da käme ich mir auch echt mies vor, dachte sich die Rosahaarige und schob sich ein Stückchen Melone in den Mund. „Hey, du bist doch die Verrückte von heute Morgen, oder?“ Sakura’s Augen weiteten sich, sie verschluckte sich an ihrer geliebten Melonen-Nachspeise. „Mensch Naruto, du kannst sie doch nicht so einfach anquatschen, während sie isst.“ hörte sie einen brünetten Kerl mit Zopf reden, währenddessen sie versuchte die das Stückchen Melone aus ihrer Luftröhre wieder in den Mund zu husten. Allerdings. Sie hatte sich erschrocken. Sie hatte jedenfalls nicht die Intention gehabt, dass die Jungs sich mit ihr abgeben. Nicht im Entferntesten. Sie wollte doch viel lieber ihre Ruhe haben. „Geht’s?“ fragte ein Rothaariger sie und klopfte ihr leicht auf den Rücken. Das hilft nicht, dachte sich die Haruno nur, wank mit der einen Hand ab, während sie sich mit der anderen Hand Tränen aus den Augen wischte. Heute war echt ein peinlicher und nerviger Tag für sie. Sobald sie zuhause sein sollte, würde sie sich sofort ins Bett legen und bis zum nächsten Morgen schlafen. „Sie sitzt an unserem Stammtisch…“ schmollte der Blondschopf namens Naruto. „Ja und? Es gibt genügend andere feie Tische.“ Meinte einer der Jungs. „Trotzdem, ich kann ja wohl reden mit wem ich will. Bin schließlich keine 5 mehr.“ Naruto stemmte seine Hände in die Hüften. Was ein Anblick. Sie machten sich also jetzt darüber lustig. Leise hustete sie noch, ehe sie die Stimme des Uchiha vernahm. „Naja, Dobe. Ich wäre mir an deiner Stelle nicht so sicher…“ lachend liefen die Jungs weiter. „Ich glaube nicht, dass sie weiß, dass wir immer hier sitzen. Lassen wir Sie in Ruhe, wir setzen uns dort hinten hin.“ Schlug der Braunhaarige von eben vor. „Sorry nochmal.“ Zwinkerte der Blonde der Haruno entgegen, welche nur perplex mit dem Kopf schüttelte. Der Uchiha lief ebenfalls vorbei und sie bemerkte seinen kurzen Blick in ihre Richtung, ehe er seine Aufmerksamkeit dann wieder vollständig seinen Kumpels widmete. Was zum Henker sollte das denn?! Und was war das für ein seltsames Stechen im Rücken. Die Rosahaarige drehte sich um. Ah. Diese rothaarige Schnepfe versuchte sie mit ihrem Blick zu töten. Klappt nicht, sorry. Als Beweis, dass dieser Todesblick nicht funktionierte, streckte Sakura nur ihre Zunge raus. Sie hatte jetzt genug. Sie würde ihre Melone draußen essen und dann sofort in die Behandlungsräume gehen. Ist ja nicht zum Aushalten hier. Von diesen ganzen gaffenden Blicken mal abgesehen. Das war eindeutig zu viel Aufmerksamkeit für ihren Geschmack.
 

Naruto war echt ein Idiot, dachte sich der Team-Leader des Basketballteams. Von wegen Stammtisch. „Du wolltest sie nur anquatschen…“ murmelte der Uchiha, während er gelangweilt seinen Kopf auf seinem Arm abstützte. „Klar, wieso auch nicht. Sie wirkt interessant und hübsch ist sie auch…“ Alle nickten einstimmig und sahren in ihre Richtung, wie sich gerade erhob und mit einem leicht genervten Blick ihren Nachtisch griff. Nur Sasuke ließ sich nicht zu einer Zustimmung ermuntern. Das tat er nie, sobald es das Thema Frauen ging. „Sie sah allerdings eher so aus, als wollte sie ihre Ruhe haben.“ Murmelte der Rothaarige namens Gaara. Die Jungs achteten somit nicht weiter auf die Rosahaarige. Aber jetzt wo Dobe das so sagte, musterte er sie. Nicht, dass er es letztens nicht schon getan hatte. Er hatte sie heute Morgen auch schon als attraktiv empfunden, aber sich nichts weiter dabei gedacht. Es gab viele attraktive Frauen. Aber, wenn sie selbst dem Uzumaki auffiel... Karin strafte sie gerade mit einem ihrer möchte-gern-Todesblicke. Wieso eigentlich? Ein kurzes Grinsen zierte das Gesicht des, sonst so emotionslos dreinblickenden, Uchiha. Hatte sie Karin gerade die Zunge rausgestreckt? Frech war sie auch noch. Jedenfalls zeigte es Wirkung. Jetzt wo sie so zur Türe läuft erinnerte sich der Schwarzhaarige an die Neckerei vom Training, als sie zur Vorlesung hechten musste. Seine Augenbraue hob sich erstaunt. Sie hatte echt einen knackigen Hintern.
 

Da saß die Rosahaarige nun in einem der Patientenräume. Heute war ein selten ereignisloser Tag. Die Dozenten hatten die meisten Studenten bereits nach Hause geschickt. Sakura hatte aber immer wieder darauf bestanden bleiben zu dürfen, für den Fall der Fälle eben. Außerdem hatte sie keine Lust ihre Nase wieder in eines der Bücher zu stecken. Einige Studenten höherer Semester hatten sich ebenfalls freiwillig gemeldet und blieben. Allerdings sah es bei Ihnen gut auf der Bewertung aus, wenn sie lange Zeiten als „Notfall-Helfer“ anwesend waren. Aber solange es sich nicht um etwas Akutes oder Besonderes handelte, durfte die Rosahaarige die Arbeit durchführen. Meist handelte es sich um Schürfwunden, wenn es hoch kam mal eine Platzwunde. Die höheren Semester hatten von dieser Art von Verletzung bereits so viel Erfahrung gesammelt, dass sie sich mittlerweile zu fein dafür waren. Außerdem war die Dokumentation sehr lästig. Das vermied man als fortgeschrittener Student lieber. Die meisten lernten für Klausuren. Nur Sakura war da etwas anders. Sie liebte diese ausgeglichene und routinierte Tätigkeit. Einerseits half man anderen direkt ohne sich irgendwie groß Gedanken machen zu müssen, wenn es sich um eine leichte Verletzung handelte. Und andererseits konnte man seinen Kopf etwas anstrengen, bei der Dokumentation. Sakura war zwar erst im zweiten Semester, jedoch entsprach in Engagement und ihr Wissen bereits dem 4. oder gar 5. Semester. Demnach durfte die Haruno einige Patienten bereits alleine versorgen. Das war nicht selbstverständlich, aber das freute die Rosahaarige sehr. Sie hatte ihren Ruf als unauffällige, fleißige und intelligente Studentin und da war sie stolz drauf. Man gab ihr schon viel mehr Verantwortung, als anderen Studenten höherer Semester. Egal, wie die Rosahaarige helfen konnte oder wie oft sie auch eine leichte Verletzung behandeln musste, sie würde da nie von müde werden. In die Gesichter zu sehen, die ihr dankend entgegen blickten, war immer wieder erfrischend. Auch wenn diese Arten von Verletzungen hier so alltäglich waren, wie beim Bäcker das Brot backen.
 

Seufzend sah die Haruno auf die Uhr. Es war 16:42 Uhr. Noch etwa eine Viertelstunde, dann würde ihre Arbeit beendet sein. Sie streckte sich genüsslich, ihre Augen schloss sie, um den Moment richtig auszukosten. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Nachher müsste sie erst mal einkaufen gehen. In ihrem Kühlschrank herrschte gähnende Leere. „Hey Haruno-san. Da bringt gleich ein Sportstudent eine PW vorbei. Kümmerst du dich darum? Ich muss heute dringend früher gehen. Hab einen wichtigen Termin.“ Somit warf der Student ihr ohne weiteren Kommentar den Schlüssel hin, den die Rosahaarige mit etwas Gefuchtel auffing. „W-Was? Ich darf doch noch gar nicht…“ „Haruno-san. Keine Sorge, ich hab das abgesprochen. Kriegste locker hin!“ Nach einem kurzen Zwinkern war der Student verschwunden. Skeptisch blickte sie zur jetzt leeren Tür. Sie glaubte zwar nicht, dass die Dozenten zugestimmt hatten, dass sie den Schlüssel haben durfte, aber es war ohnehin zu spät. Sie fragte sich nun wer mehr Ärger bekommen würde, falls etwas passieren würde. Seufzend bereitete sie die im Raum befindliche Liege vor und legte auf den nebenstehenden kleinen Tisch alles hin, damit die Wundversorgung optimal ablaufen konnte. Sie setzte sich seufzend an den kleinen Schreibtisch zur Bestandsaufnahme, um dort auf die „PW“ zu warten. Es war das erste Mal, dass sie wirklich alleine war. Wenn jetzt etwas passieren würde, dann hätte sie die volle Schuld. Also. Naja. Vermutlich. Die Rosahaarige legte ihre Hand an ihren Kopf. Eine „PW“. Hoffentlich war es nicht so dramatisch. Diese Abkürzung bedeutete schlichtweg, dass es sich um eine Platzwunde handelte. Bisher hatte sie die meisten dieser Wunden mit einem Wundkleber flicken können. Genäht hatte sie bisher nur zwei PW, aber das unter Aufsicht eines Studenten letzten Semesters. Erneut musste Sakura seufzen. Das kann doch fast nur schief gehen. Heute war doch eh nicht wirklich ihr Tag. Sie zog schon mal Einweghandschuhe an und desinfizierte diese. Es geht hier immerhin um eine offene Wunde und man kann ja nie wissen.
 

Es klopfte am Türrahmen. Aus den Gedanken gerissen schnellten ihre Augen zur Türe. Da stand ein grinsender blonder Strubbelkopf, der einen Schwarzhaarigen beim Laufen half, indem er einen Arm über seine Schulter hielt. Somit versuchte er dem Schwarzhaarigen Halt zu geben. Beide sahen ziemlich verschwitzt aus, was Sakura’s Nase nur bestätigen konnte. Sie haben also bis gerade eben trainiert. Ihr Blick glitt von dem Grinsen des Blonden zum Gesicht des Schwarzhaarigen rüber. „Ihr?!“ kam perplex und ziemlich unhöflich aus dem Mund der Haruno. Es waren keine anderen außer Sasuke Uchiha und sein blonder Kumpane Naruto. Ihr Gedanke, dass der Uchiha etwas kleiner als der Blondschopf war, hatte sich unterbewusst gerade bestätigt, doch etwas störte ihren Anblick. Vermutlich war es das Blut, welches das Gesicht des Uchiha’s bedeckte. Die angekündigte Platzwunde zierte die Stirn Sasuke’s. Über seiner Augenbraue blutete ein Cut relativ stark und die rote Flüssigkeit lief geradewegs sein Gesicht runter und tropfte auf den Boden. Ein scheinbar vollgeschwitztes Handtuch hatte der Uchiha sich bis gerade eben auf die schmerzende Stelle gehalten. Jedenfalls hatte er dieses auf seiner Schulter liegen und es war ebenfalls voller Blut. „Überrascht?“ grinste der Blondschopf ihr entgegen. „Naja. Bei eurer Spielweise nicht.“ Sie konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Es scheint so, als würde das Schicksal es wirklich wollen, dass sie sich miteinander bekannt machen sollen. „Setz‘ ihn doch direkt dorthin.“ Die Rosahaarige stand auf und zeigte zur Liege, während sie auch auf die selbige zulief. „Klar…“ Der Schwarzhaarige war die ganze Zeit stumm gewesen. Anscheinend war er nicht so ganz da, immerhin hatte er nicht gerade wenig Blut gelassen. Und dann nach dem Training? Schlechtes Timing für den Körper, wenn‘s um Blutverlust geht. Naruto setzte ihn auf die Liege, während sich Sakura auf einen runden Stuhl ohne Lehne setzte, um auf Augenhöhe mit dem Uchiha zu sein. „Was ist passiert?“ fragte die Haruno nicht unbedingt nur aus Neugier. Schließlich musste sie alle Informationen später dokumentieren. Naja, nicht dass sie es sich nicht denken konnte. „Er hat meinen Ellbogen ins Gesicht bekommen…“ „Oh, okay…“ Meinte Sakura beiläufig, während sie mit einem Tuch versuchte den Wundrand etwas zu säubern. Sie war konzentriert. „Wie geht es dir? Ist dir schwindelig?“ meinte sie direkt zu dem Schwarzhaarigen, doch er antwortete nicht. Sasuke spürte das feuchte Tuch auf seiner Stirn. Sie berührte ihn nur leicht, dennoch zuckte er zusammen. „Sorry, aber es wird jetzt etwas ziehen. Es ist ein relativ großer Cut, aber sei froh, dass ich ihn kleben kann. Meine Nähkünste sind nicht wirklich gut ausgeprägt“ lächelte sie dem Uchiha entgegen.
 

Er entspannte sich leicht. Sie hatte ihren Humor nicht abgelegt und sie verhielt sich nicht anders als die sonstigen Male ihm gegenüber. Irgendwie freute ihn das schon fast. Trotz dem unfreiwilligen Karussell in seinem Kopf. Endlich mal eine junge Frau, die sich nicht von seinem Namen oder Aussehen einschüchtern oder sonst wie beeindrucken lässt. Eher das Gegenteil. Es schien für sie keinen Unterschied zu machen. Er hatte das Bedürfnis seine Augenbraue zu heben. „Nein, nein! Nicht bewegen!!“ hörte er sie direkt meckern. Der blonde Übeltäter, der ihm die Platzwunde verpasst hatte lachte. „Ich bin übrigens Naruto Uzumaki. Nenn mich einfach Naruto. Darauf höre ich am besten.“ Lachte er weiter. Sasuke lachte ebenfalls in sich hinein. So ein Idiot. Aber selbst Naruto bekam direkt mit, dass sie den beiden keine Sonderbehandlung gab. Sie behandelte die beiden einfach normal. Das gefiel beiden. „Sehr erfreut Naruto Uzumaki. Mein Name ist Sakura. Sakura Haruno.“ Sie sah dafür nicht auf, sondern konzentrierte sich einzig auf die Wundversorgung. Schließlich klebte sie noch ein Pflaster über die Augenbraue des Uchiha, wo sich nun keine blutende Wunde mehr befand. „Das war es schon. Jetzt darfst du auch deine Augenbrauen wieder heben, wie es dir beliebt.“ Grinste sie den Uchiha an, während sie noch gespielt-grob etwas Blut von seiner Wange wischte. Dann gab sie das Tuch dem Schwarzhaarigen, drehte sich mit dem Stuhl weg und rollte zum Schreibtisch. Noch immer etwas lächelnd schrieb sie einige Daten auf und streckte sich. Sie hatte den Kulli im Mund und dachte anscheinend nach. Der Uchiha hatte bisher noch kein Wort gesagt, beobachtete nur still ihr Verhalten, zusätzlich dazu war ihm auch etwas schwindelig. Immerhin hatte er einiges an Blut gelassen. Naruto-Baka. Dass er einfach nicht aufpassen kann. Er schloss kurz seine Augen, damit erhoffte er sich den Stillstand des Kopf-Karussells. „Hey, Teme. Stell dich doch mal vor!“ nuschelte der Uzumaki etwas zu laut zu seinem Team-Leader. „Mir ist bewusst, dass er Sasuke Uchiha heißt. Und Achja. Naruto, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du, bevor du zum Korbleger hochspringst mehr auf deine Umgebung achtest. Wenn ich so überlege rückt doch die Saison immer näher und Spielerausfall ist mies. Vor allem wenn’s Stammspieler sind.“ Sie legte den Kugelschreiber beiseite und räumte den Platz auf. „Eh? Woher…?“ Auch der Schwarzhaarige sah überrascht zu ihr rüber, ehe er seine Hand an seinen Kopf hob. Das war eindeutig zu schnell für seinen Kopf. Beiläufig griff Sakura zu ihrer Tasche und holte eine Flasche Wasser heraus und reichte es direkt dem Uchiha. Er nahm es mit einer gehobenen Augenbraue entgegen. Schließlich durfte er ja jetzt wieder, auch wenn es leicht schmerzte. „Ich weiß eben, wie es beim Basketball ab geht. Außerdem habe ich euch doch heute Morgen beim Training gesehen. Und Sasuke, viel trinken, kein Training die nächsten zwei-drei Tage.“ Sie hatte einen guten Blick. Scheinbar hatte die Rosahaarige gemerkt, dass ihm schwindelig war. Vielleicht hatte sie auch einfach Ahnung und es geschlussfolgert. Er trank aus der bereits angebrochenen Flasche. Seine Augen beobachteten sie.
 

Die Haruno wischte mit einem feuchten Tuch über die Flächen des Beistelltisches an der Liege. Auch der Boden, an dem der Uchiha sein Blut hinterlassen hatte, wischte sie erst mit einem wassergetränktem Tuch, dann mit dem Desinfektionstuch. „Blutflecken sind so lästig. Die muss man immer zwei Mal wischen…“ murmelte die Haruno. „Achja?“ Der Blondschopf legte den Kopf unwissend schief. „Logisch. Erst mit Wasser, dann wenn‘s weg ist nochmal desinfizieren. Das Desinfektionsmittel würde die Proteine des Blutes nur denaturieren und somit würden sie immobilisiert an der Oberfläche adhärieren. Die sind dann wie festgebrannt. Das Desinfizieren ist ja auch nur für potentielle Pathogene… Übrigens empfehle ich dein Handtuch und dein Trikot erst gründlich mit klarem Wasser zu waschen.“ Sich nicht bewusst, dass sie kurz in ihrer Fachsprache verfallen war stand sie auf und warf die Tücher in einen kleinen Mülleimer am Schreibtisch, den sie mit dem kleinen Tritt öffnete. Auch ihre Handschuhe zog sie über ihre Finger und landeten gekonnt im Treteimer, wessen Deckel kurz danach wieder zufiel. „Eh. Okay…“ Naruto grinste ihr nur entgegen, während sie von Sasuke nur ein beiläufiges Nicken sah. „Prinzipiell könntet ihr jetzt auch gehen. Ich habe soweit alles für die Doku aufgeschrieben. Und Naruto, bitte…“ Der Uchiha unterbrach sie. „Wir wohnen in einer WG, wir haben sowieso den gleichen Weg.“ „Ah, ja dann waren meine Sorgen unbegründet.“ Er wusste instinktiv, was sie sagen wollte. Ihre Blicke kreuzten sich kurz. Beide hatten ein flaues Gefühl in der Magengegend. Seltsames Gefühl. „Gut. Dann kann ich jetzt auch Feierabend machen.“ Lächelte die Rosahaarige über diese komische Situation hinweg und packte ihre Sachen. Der Uchiha hielt ihr noch die Flasche Wasser hin, die fast leer getrunken war. Scheinbar wollte er ihn nicht alles weg trinken. Immernoch lächelnd nahm sie die Flasche entgegen. „Komm Dobe, wir wollen Sakura nicht weiter stören.“ Er hatte einfach ihren Namen gesagt. Naja. Sie ja auch seinen, aber bei ihr war es irgendwie anders. Sie war nicht beliebt. Bei ihr war es nichts Besonderes, wenn sie jemanden mit Vornamen ansprach. Oder?
 

Die beiden schienen wirklich nett. Vielleicht war es ja wirklich Schicksal. Aber wer glaubte daran schon. Als die Beiden dann aus der Türe raus gingen, hoben beide nochmal die Arme zum Abschied, ehe sie dann auf den Flur verschwanden. Erleichtert ließ sich Sakura auf ihren Stuhl fallen. Das war einfach nur strange! Sie legte ihren Kopf auf den Schreibtisch. Und sie hatte sich so unhöflich benommen! Schrecklich! Es war wirklich nicht zu fassen. Wo hatte sie nur ihre Manieren gelassen. Und trotzdem. Sie fühlte sich wohl, als sie mit den beiden sprach. Als kenne sie die beiden und wusste, dass sie so sind, wie sie eben auch waren. Als wären sie Freunde. Einfach so. Aber gibt es sowas? Dass man sich einfach befreundet? Oder auch nur das Gefühl haben kann, dass man ohne sich zu kennen, schon glaubt, man hätte einen guten gar einen besonderen Draht zu jemanden? Und wenn, wieso ausgerechnet diese beiden?! Oder kannte sie die beiden von irgendwoher? Die Rosahaarige wuschelte sich völlig irritiert durch ihre Haare. Dabei lockerte sich ihr Dutt. Genervt erhob die Haruno ihren Kopf und löste den Haarknoten. Ihre langen rosafarbenen Haare legten sich auf den Schreibtisch nieder, während andere Strähnen ihren Weg bis hin zum Boden fanden. „Der war etwas zu eng heute…“ murmelte sie, während sie ihre Kopfhaut massierte. Als junge Frau, die immer ihre längeren Haare zusammenbinden musste, kannte sie das Gefühl von der sich entspannenden Kopfhaut nur zu gut, sobald sich der Zopf oder der Haarknoten löste. Es war immer wieder befreiend. Grinsend stand sie auf und legte die beschriebenen Zettel in ein Buch, ehe sie dieses zuklappte. Ihre Haare schwangen bei jeder ihrer Bewegungen mit.
 

Sie drehte sich nochmal kurz um, ob alles sauber und fertig zum Feierabend war. Eigentlich hatte sie ja… „Oh man. Wieso?!“ meinte sie schnaubend. Da lag es. Das vollgeblutete, vollgeschwitzte, müffelnde, doofe, dunkelblaue Handtuch. Jetzt hat der Uchiha tatsächlich sein Handtuch liegen lassen. Wann hatte er es überhaupt von seinen Schultern genommen?! Daran konnte sie sich nicht entsinnen. Seufzend öffnete Sakura den Schrank und holte eine Rolle Mülltüten hervor. Lieblos riss sie eine der Tüten ab und verstaute das mittlerweile mehr dunkelrot/braune als dunkelblaues Handtuch in die Tüte. Ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen. Ihr Dozent würde sie jetzt zusammenscheißen. Naja. Der war jetzt nicht hier. Und sie glaubte ohnehin nicht, dass Sasuke jetzt irgendwelche Krankheiten umherschleppte. Solange sie kein Gefrierbrand bekam. Bei dem unterkühlten Verhalten immer. Kichernd knotete sie die Tüte zu, schwang ihre Tasche um die Schultern und machte sich zum Feierabend bereit. Schnell die Türen zugeschlossen konnte sie ihren Weg nach Hause endlich antreten. „Eigentlich ist er ja kein Eisklotz, aber trotzdem. Jetzt spiele ich schon Waschweib. Hm.. Vielleicht verticke ich das Teil auch einfach bei aBey…“

Re:flect

Der Weg nach Hause stellte sich mühsamer heraus, als die Haruno es sich vorgestellt hatte. Mit ihrer Tasche und dem Beutel mit dem Handtuch wurde sie seltsam angesehen. Dummerweise hatte sie einen der klaren Müllbeutel genommen. „Dummes Mädchen…“ belehrte sie sich selbst, doch jetzt war es sowieso zu spät. Ihr Gedanke von vorhin kam ihr in den Sinn. Vielleicht sollte sie das Handtuch wirklich verticken. Sie müsste lediglich in der Uni einen Zettel aufhängen. Die ein oder andere Tussi würde da vielleicht ein Vermögen für zahlen, wenn sie gut handelte. Vielleicht würde ihr das aber mehr Probleme einbrocken, als sie ohnehin schon hat. Oder einfach 5-10 Jahre warten, damit es mehr wert ist. Damit könnte sie stein reich werden, aber. Leicht abfällig kicherte sie über ihre Idee. Urgs. Das waren seltsam abnormale Gedanken. Bah. Sie schüttelte demonstrativ den Kopf um genau diese Gedanken los zu werden. Ohnehin würde sie das Handtuch einfach waschen und es dem Uchiha zurückgeben, so wie es sich nun mal gehört. Für ein Waschweib, fügte sie seufzend hinzu. Eigentlich hätte sie es auch einfach wegschmeißen können. War ja nicht ihr Problem. Aber irgendwie glaubte sie so einen Grund zu haben wieder bei dem Basketball-Training zusehen zu können, nachdem sie sich auf unmenschlich peinliche Art und Weise ins Aus geschossen hatte. Sie schaute, im Gegensatz zu heute Morgen, sehr aufmerksam auf den Verkehr, der zugegebener Weise auch recht überfüllt war. Trotz grüner Fußgänger-Ampel hatten einige Spezies sich mit ihren Bonzenkarren genau auf den Überweg gestellt, in der Hoffnung die orange Ampel noch zu erwischen. Einfach die Ampel zustellen, weil man es „eilig“ hatte. Lächerlich. Durch solche Volltrottel im Straßenverkehr kam einfach alles zum Erliegen. Jeder Idiot pochte auf sein „Recht“ bei Grün fahren zu dürfen. Keine Rücksicht auf Fußgänger, Fahrradfahrer oder gar anderen Autofahrern, Hauptsache schnell sein und keine Zeit verlieren. Doch genau solche Menschen kennen den Wert der Zeit doch gar nicht. Sie hetzen von A nach B, ohne sich selbst Zeit zu nehmen, zu genießen. Zu leben. Mit einem langsamen Gang setzte sich die Rosahaarige in Bewegung und lief im Slalom um die Autos der beschränkten Fahrer. Das Hupen, dass sie schneller laufen solle überhörte sie gekommt. Natürlich würd ein schneller Gang ihrerseits die Verkehrslage nicht ansatzweise entspannen und weiter fahren konnten die Autos sowieso nicht. Schließlich waren es jetzt andere Vollidioten, die die Kreuzung blockierten. Kopfschüttelnd lief Sakura weiter. Überall gibt es Idioten. Das lässt sich leider nicht vermeiden.
 

Sie lief die Bahnhaltestellen ab, die sie eigentlich auch fahren könnte. Doch trotz der kurzen Abstände, die die einzelnen Bahnen fuhren und sie auch schneller zuhause wäre, war es ihr schlichtweg zu voll. Und die 30 Minuten hatte sie sicherlich Zeit, auch eben zu laufen. Das Bahnfahren um diese Uhrzeit würde sie sich nur im absoluten Notfall antun. Und sie war sehr darauf erpicht es nie zu einem Notfall kommen zu lassen. Was könnte denn auch für ein Notfall auftreten? Sie schüttelte unbemerkt mit dem Kopf. Ihre Schritte hielten inne und sie begann in ihrer Tasche zu kramen. Sie stand bereits vor dem Gebäude, indem sich ihre Wohnung befand. Etwas genervt von der Unordnung in ihrer Tasche zog sie den Schlüssel hervor und öffnete die Türe, sodass sie eintreten konnte. Schnell die Treppen hinauf gelaufen stand sie erneut vor einer verschlossenen Türe. Diesmal stand sie nicht so lange vor der Türe, da sie den Schlüsselbund bereits in ihrer Hand hielt um die Türe zu öffnen.

„Endlich Zuhause. Der Tag war mehr als anstrengend.“ Sie zog ihre Schuhe aus und stellte ihre Tasche an dem kleinen Schreibtisch ab, der in einer Ecke des Appartements stand. Auf diesem stapelten sich Bücher, die die Rosahaarige bereits bearbeitet hatte. Das sah man an den vielen bunten Klebezettel und Notiz-Zetteln mit etlichen Kommentaren und Zusammenfassungen. Sie hatte sich sehr viel Mühe gemacht und diese ekelhaft dicken Bücher voller Fach-Chinesisch zusammenzufassen. Sie wusste genau, was sie schrieb, dass bleibt in ihrem Kopf. Man abgesehen von der ständigen Wiederholerei, wenn sie in ihrer Lern-Stress-Phase ist und ihre ganze Wohnung mit Zetteln bekleistert, sodass sie selbst beim Zähneputzen noch lernt. Klingt leicht übertrieben, ist es auch. Aber was tut man nicht alles um sein Ziel zu erreichen. Solange man nicht nach den Prüfungen in ein tiefes Loch fällt und nicht mehr wirklich weiß, etwas mit sich anzufangen. Das Gefühl war ihr allzu bekannt. Als sie noch zuhause wohnte und keine wirklichen Freiheiten hatte. Ihre Mutter hatte aber einige Sachen für die Rosahaarige zu tun gehabt, als ihr lieb war, doch die Ausrede, dass sie lernen musste half nicht immer. Gerade wenn die Prüfungen vorbei waren und sie die Zeit eigentlich hätte genießen können nichts zu tun, hatte sie keine Ahnung gehabt, was sie tun sollte. Demnach fing sie automatisch an, wieder den Haushalt zu übernehmen. Zumal die Wohnung in Prüfungsphasen echt katastrophal aussah. Innerlich musste die Haruno lachen. Ja, sie schmiss den Haushalt, wie auch jetzt ihren eigenen. Nur jetzt war weniger zu tun. Wie es wohl gerade jetzt in der Wohnung ihrer Mutter aussah. Sicherlich sehr übel. Eine Putzfrau konnten die sich nämlich nicht leisen. Mit einem Kopfschütteln verwischte sie die Bilder in ihrem Kopf und machte Platz für neue Gedanken. Sie schmierte sich eine Scheibe Brot. Sie liebte Brot. Das war eine äußerst leckere Erfindung. Generell war westliches Essen sehr lecker. Zwar nicht gut für die Figur aber sehr lecker. Sie würde so gerne einmal nach Europa reisen, vielleicht sogar da wohnen. Und Arzt sein konnte man ja auch überall. Mit der Scheibe im Mund und einem Becher mit Saft in der Hand lief sie in Richtung Eingang, wo sie die Tüte mit dem dreckigen Handtuch hingelegt hatte. Sie beschloss es erst mal in Wasser einzuweichen, dann wäre das gröbste raus. Das Brot aufgegessen holte sie aus dem Schrank unter der Spüle eine Schüssel und füllte diese mit Wasser, ehe sie das Handtuch hineinlegte. Nachdem das Handtuch sich mit dem Nass vollgesogen hatte füllte sie noch Wasser nach, welches sich rot-bräunlich verfärbte. Das sollte erst mal reichen, dachte sich die Rosahaarige und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie stellte vorsichtshalber ihren Handywecker, dass er sie in einigen Stunden aus den Gedanken reißen sollte, ehe sie sich in ihren Aufgaben verlor. Sie hatte vor das Handtuch heute noch zu waschen.
 

Um 23:07 wusch sie per Hand noch das Handtuch und bekam es sogar relativ sauber, verglichen mit den Flecken, die zuvor darauf waren. Da das Handtuch eh eine dunkle Farbe besaß, konnte man eventuelle Reste, die weniger gut entfernt werden konnten, nicht wirklich erkennen. Sichtlich stolz wrang sie das Handtuch in ihrer Badewanne aus. Das schäumende Wasser verriet ihr, dass sie noch etwas spülen musste, ebenso wie der leichte rote Farbstich im Abwasser. Nach weiteren 10 Minuten des Waschens hing das Handtuch zum Trocknen an der Heizung und die Haruno schrubbte sich ihre Zähne. Sie gähnte in den Spiegel, nachdem sie sich das Gesicht in ihrem Handtuch abtupfte. Sie sah auch wirklich müde aus. Aber morgen war erst Dienstag. Das hieß, dass sie noch lange hatte, bis sie wieder ausschlafen konnte. Erst am Samstag. Aber das würde sie nach ihrer nächtlichen Arbeit auch brauchen.
 

Das T-Shirt über den Kopf ziehend lief die Rosahaarige zurück in den Wohnraum, ehe sie sich auch ihrer Hose entledigte. Schnell ihr Nachthemd mit den zwei kuschelnden Bärchen angezogen, legte sie ihr Hände auf einen kleinen Tisch neben ihrer Schlafcouch. Sie steckte das Ladekabel hinein, ebenso wie die Kopfhörer. Sie brauchte schon immer Musik zum Einschlafen. Schnell das Licht ausgeschaltet tapste sie barfuß zurück zur Couch und kuschelte sich wenig später in die Bettwäsche. Mit den Kopfhörern im Ohr und ruhiger klassischer Musik fand sie schnell den Weg ins Land der Träume.
 


 

„Warum glaubst du habe ich noch Vater’s Namen?! Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, wie ich mich gefühlt habe? Du hast mir nie eine Chance…“ eine Ohrfeige schallte laut. Die eigentlich rosige Haut auf ihrer linken Wange rötete sich langsam. Stille. Ihr Stiefvater schaute sie hochnäsig aus dem Hintergrund an.

„Sakura, es gibt nicht nur dich in diesem Haus! Du bist so egoistisch, wie es dein Vater war. Wir hätten uns auf kurz oder lang sowieso scheiden lassen. Ich kannte Hiramoto bereits vor dem Unfall deines Vaters.“ Sie lehnte sich an ihren neuen Mann. Der, weswegen die Familie zu Bruch gegangen war. Diese Aussage riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Eine ewige Leere umhüllte die Rosahaarige. Es fühlte sich an, als würde sich ihr Magen umdrehen. Ihre Übelkeit verstärkte sich durch die eindringlichen Blicke ihrer „Eltern“. Kopfschmerzen stachen wie feinste Nadeln in ihre Stirn. So viele, dass sie es nicht zählen könnte, selbst wenn sie es wollte. Von ihrer eigenen Mutter hatte sie das nicht erwartet. Eine Affäre. Eine dreckige und verachtenswerte Geschichte spielte sich im Kopf des jungen Mädchens ab. Sie hatte ihren Vater doch in so guter Erinnerung. Wie liebevoll er war, selbst wenn ihre Eltern stritten, waren sie schnell wieder ein Herz und eine Seele. Oder etwa nicht? „Und das nennt sich meine Mutter?“ Sie schüttelte den Kopf, ihre aufkommende Wut in ihrer geballten Faust kompensierend. Ihre Knöchel traten spitz hervor, während sich ihre Fingernägel sich trotz ihrer Kürze in die Handfläche schnitten. „Ach, Sakura, ich wollte nie Kinder, nur Karriere. Dein Vater wollte unbedingt und hatte mich dazu überredet. Wäre es nach ihm gegangen, wäre ich die dumme Hausfrau mit zig Kindern geworden… Aber ich bin nun mal eine Karriere-Frau. Darum hatte sich auch dein Vater um dich gekümmert, als du kleiner warst.“

Es grenzte an seelischer Grausamkeit seinem eigenen Kind zu sagen, dass es nicht gewollt, nicht mal wirklich geliebt worden war. All die Jahre ihrer Kindheit waren nur eine verlogene Fassade, sie hatte nie wirkliche Muttergefühle entwickelt. Mal eben schnell das Kind per Kaiserschnitt pünktlich geholt, damit sie keine weiteren Termine absagen musste. Zuhause hatte ihr Vater eine Auszeit von der Arbeit genommen. Sie hatte nie in Erwägung gezogen, dass ihre Mutter sie wirklich nie geliebt hatte. Gar keine Zeit mit ihrer Tochter, ihrem Fleisch und Blut verbringen wollte. Doch jetzt war es der Rosahaarigen mehr als nur klar. Sie hatte nie auch nur eine Sekunde in ihrem Leben die echte Liebe einer Mutter erfahren. Immer nur aufgesetztes Lächeln. Anscheinend nur geheucheltes Interesse an ihrem Leben. Immer schon sollte sie das perfekte Mädchen sein. Nur damit sie vor allen sagen konnte, dass sie Karriere und Familie perfekt untergebracht bekommen konnte. Es war für ihre Mutter nicht mehr als ein Ego-Booster. Ein großer Schub an Selbstwert. Offensichtliche Egozentrik. Das gab plötzlich alles einen Sinn, einen bis dato unbekannten Grund. Darum diese Strenge. Keine gute Note. Sprich ein „sehr gut“ gab es Ärger. Wie oft hatte ihr Vater sie getröstet, man könne nicht perfekt sein. Ja, ihr Vater war das Gegenteil gewesen. Er liebte seine kleine Tochter. Er hat alles für sie getan. Sie liebte ihn, dafür, dass sie bei ihm so sein konnte wie sie eben nun mal war. Er hatte sie immer voll und ganz akzeptiert. Alle ihre guten, sowie schlechten Eigenschaften. Er war ihr ein echter Vater. Tränen schossen in die Augen des rosahaarigen Mädchens, die sie vehement versuchte zu unterdrücken. Diese Frau und deren Lebensgefährte waren es definitiv nicht wert. Sie waren es nie wert gewesen zu kämpfen. Sakura hatte ihren Entschluss gefasst.

„Wenn das so ist…“ Sie schluckte ihre Tränen runter und versuchte so viel Abscheu und Ekel in ihre Sätze zu tragen, wie es nur möglich war.

„Herzlichen Dank, dass du die Umstände der Schwangerschaft und der Geburt in Kauf genommen hast, sowie meine Aufzucht, nachdem Vater gestorben war.“ Sie formulierte geschickt. Ein sarkastischer Unterton in diesen abweisenden und distanzierten Sätzen.

„Ich entschuldige mich für jegliche Unannehmlichkeit und werde nun mehr nicht länger in deinem Weg stehen. Somit kannst du dich auf dein eigenes Leben konzentrieren und mich völlig daraus löschen.“ Das war kein Angebot. Das war eine klare Anweisung. „Ebenso, wie ich dich aus meinem streiche.“ Es klang nicht wie eine Warnung, eher wie ein Fakt, der unausweichlich war. Und das war Sakura auch bewusst. Mit solchen Menschen wollte sie nichts zu tun haben.

„Demnach werde ich mich heute aus diesem Haus verabschieden.“

Somit kehrte die Rosahaarige ihrer Mutter, oder was sie auch immer für sie noch war den Rücken und ging auf ihr „noch“ Zimmer. Während sie mit ihrem Handy eine Nummer wählte und monoton ihre Freundin um kurzfristiges Asyl bat, stopfte sie ihr Hab und Gut in den Koffer. Einige Plastik-Tüten stopfte sie mit weiteren für sie Sachen voll. Hatte sie alles? Schulsachen, Klamotten und persönliche Gegenstände und Erinnerungen. In ihrer Handtasche verstaute sie schnell einige wichtige Dokumente, die sie seit dem Tod ihres Vaters selbst im Zimmer aufbewahrt hatte.

Sie erinnerte sich gut, wie sie einfach auf ihrem Schreibtisch lagen, nach dem Motto ihrer Mutter „Die sind für mich unwichtig“. Wieder ein Teil des Puzzels, was sich heute offenbart hatte und perfekt ins Bild passte.

Abfällig schaute sie auf den vollen Koffer, den sie gerade mit etwas Mühe verschloss.

Der Koffer, der ihr zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt worden war. Heute. Gerade eben. Vom Stiefvater und „Mutter“. Der Koffer, der all das ins Rollen gebracht hatte.

Emotionslos lief sie an ihrer Mutter und dessen Ehemann vorbei, legte ihre Wohnungs-Schlüssel auf den kleinen Tisch neben der Eingangstüre. „Für die restlichen Sachen werde ich dir die Adresse einer Freundin schicken, lass es einpacken und dort hin liefern. Ach und glaub mir…“ Sie drehte sich ein letztes Mal zu ihrer Mutter um, schaute ihr mit all ihrer Wut in die Augen. „Erwarte nicht auch nur ein einziges Mal, dass ich irgendetwas für dich tun werde.“ Dann hob sie ihre Augenbrauen zu einem mitleidigen Blick. „Vater hat dich übrigens auch betrogen. Und das lief ziemlich lang laut seiner damaligen Sekretärin. Lebe wohl.“
 

Somit war sie aus der Türe. Einfach so. Mal eben ausgezogen. Die späte Frühlingssonne strahlte ihr ins Gesicht. Einige Schritte lief sie, den Koffer hinter sich her rollend. Natürlich war das mit der Affäre ihres Vaters eine Lüge. Er hatte ihre Mutter über alles geliebt. Aber das war nicht mehr wichtig. Sie wollte nur das entsetzte Gesicht ihrer Mutter sehen, was ihr auch geglückt war. Doch, was nun? Doch all die Aufgaben und Pflichten, die ihr nun gegenüber standen waren nebensächlich. Sie hatte dafür nicht den Kopf frei. Die Tränen rollten ihr über ihre Wangen, während sie in den strahlend blauen Himmel starrte. Sie hatte noch einen weiten Weg zu gehen.
 

Ihre Augen flatterten kurz, ehe sie diese öffnete. Es war noch dunkel. Ihr Wecker zeigte gerade mal 2:54 Uhr. Doch die Tränen hatte sie aus dem Traum mit in die Realität gezogen und fanden ihren Weg in die Kissen. Einerseits war sie froh, dass dieser Traum geendet hatte. Andererseits fragte sie sich, was es sich mit diesem Traum auf sich hatte. Aber so etwas zu hinterfragen war eigentlich nicht wirklich Sakura’s Einstellung. Sie nahm es einfach hin. Was sollte man auch anderes machen. Es war eine Erinnerung, eine prägende Erinnerung, die man niemals vergessen wird und manchmal einfach ins Gedächtnis kommt, ob man es nun wollte oder eben nicht.
 

Seine Augen sprangen auf. Die Pupillen klein vor Schreck. Seine Atmung war schnell und flach. Er fasste sich erschrocken über seinen Traum an seine Stirn. Schweißtropfen perlten in seinen Haaransatz. Das klamme Gefühl, der am Körper klebenden Klamotten, durchdrang seinen Körper. Es fühlte sich fast so an als wäre er gerade einen Marathon gelaufen, doch seine Erinnerung an diesen Traum, den er eben hatte, verneinte diese Möglichkeit zu hundert Prozent. Erschöpft setzte er sich auf. Was sollte dieser Traum? Es war so lange her und hatte ihn bisher nicht verfolgt. Er griff orientierungslos nach seinem Handy, um dessen Display einzuschalten. Das grelle Licht des Gerätes blendete ihn. Mit einem leichten Stöhnen versuchte er die Uhrzeit auf dem beleuchteten Touchscreen zu erkennen. 2:55 Uhr.

Gut. So konnte er wenigstens noch etwas schlafen und es lohnte sich auch. Oft wachte er 5 Minuten vor seinem Wecker auf. Dann empfand er es als unnütz diese Zeit im Bett zu verschwenden. Nichtsdestotrotz schwang der Schwarzhaarige seine Beine über die Bettkante und begab sich auf leisen Sohlen in Richtung des Badezimmers. Das in der Dunkelheit schwach erscheinende Licht des Handy Displays leuchtete ihm den Weg. Nicht, dass Sasuke den Weg nicht auch so konnte, aber Naruto war eben ein Chaot. Er ließ oftmals einfach Dinge im Weg liegen. Das laute Schnarchen aus dem Zimmer des Uzumakis bestätigte dem Uchiha, dass dieser noch schlief. Er hatte nicht vor gehabt seinen nervenden, aber besten Freund zu wecken.

Das Licht des Badezimmers blendete den Studenten mehr als das Licht des Handy Screens. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit der Badezimmerlampen. Im Spiegel sah er sich kurz an, ehe er es mit kaltem Wasser abwusch und wieder abtrocknete. Er müsste definitiv duschen, bevor er zur Uni ginge. Auch wenn es eigentlich sinnlos sein wird. Immerhin wird er wieder beim Sport schwitzen. Aber lieber einmal zu viel, als zu wenig.

Seine Hand strich seine Haarsträhnen zur Seite, sodass er sich das Pflaster vor heute Nachmittag abziehen konnte. Es ratschte und die Haut brannte. Die noch frisch behandelte Wunde nahm davon zum Glück keinen Schaden. Im Nachhinein war das Abziehen des Pflasters nicht seine Beste Idee gewesen. Er begutachtete den geklebten Cut im Spiegel. Wie behutsam sie ihn behandelt hatte und sich von der Situation nicht beeinflussen ließ. Er war ihr sehr dankbar, dass sie dort war. Sie hing seine Verletzung nicht an die große Glocke. Sie hatte sogar noch passende und schnippische Sprüche auf Lager. Scheinbar hatte sie sogar Ahnung vom Basketball. Seine Augenbraue zog sich zu einem fragenden Blick hoch. Mit dem Cut sah das noch ungewohnt seltsam aus. Er hatte viel Blut gelassen, doch sein Handtuch hatte das meiste davon abbekommen. Apropos Handtuch. Wo war das eigentlich? Hatte er es etwa liegen lassen? Was war er denn für ein Typ? Eine Art Turnbeutel-Vergesser? Seufzend über sich selbst, begab sich der junge Mann wieder in Richtung Bett. Morgen hatte er nicht nur den sportlich aktiven Uni-Teil. Auch er musste gewisse Kurse belegen. Das nervte zwar, aber war eben nicht vermeidbar. Und natürlich machte er keine Pause aufgrund dieser kleinen Verletzung. Die war gut versorgt und würde sicherlich keine Probleme machen. Jedenfalls hatte er auf solchen Rat noch nie gehört. Sobald man ihm seinen Sport verbieten wollte, stieß man auf taube Ohren. Er war alt genug, um zu wissen, was gut für ihn war. Punkt. Diese anderen Kurse bereiteten ihm viel eher Kopfschmerzen. Denn schlimmer als „Sportverbot“ waren die ganzen Leute, die sich zusätzlich in den überfüllten Säle quetschten. Manchmal glaubte er wirklich, dass die Leute ihn verfolgen, aber so viel hielt er von sich und dem Ruf, den er zu haben schien, nicht wirklich. Das wäre ja auch ziemlich krank, oder nicht? Warum sollte er sich auf sein Können etwas einbilden? Klar, er war stolz darauf, aber es war gesunder Stolz. Er brauchte sich niemanden zu beweisen, außer sich selbst, dass er gewisse Grenzen überschreiten kann. Seine Popularität hat er aus ganz anderen Gründen. Er wusste genau, dass seine Distanziertheit und auch sein Name es waren, was ihn so beliebt machten. Gedanklich fügte er noch seine Attraktivität hinzu, die er allerdings eher dem Sport verdankte. Auch wenn sich viele andere Leute sicher wären, dass er selbst ohne durchtrainierten Körper sehr attraktiv wäre. Aber er wollte einfach nur Basketball spielen. Mehr nicht. Und diesen Sport in der Liga spielen war schon immer sein großer Traum gewesen. Und da bringt ein aufgeblasenes Ego einen nicht weit.
 

Letztlich stahl sich der junge Uchiha wieder in Richtung seines kuscheligen Bettes und war darauf bedacht schnell wieder einzuschlafen. Morgen würde ein langer Tag werden, dessen war sich der Schwarzhaarige sicher.
 

Was war das nur für ein seltsames Klingeln. Irgendwas dröhnte in ihren Ohren. Blinzelnd suchte sie nach dem Krachmacher in der Nacht. Nachdem sich die Rosahaarige den Sand aus ihren Augen gewischt hatte, korrigierte der Wecker ihre innere Uhr. Es war bereits 5:03 Uhr am Morgen. Der Wecker hatte es viel zu eilig mit der Klingelei. Wieso konnte er nicht mal gnädig sein und sich nicht einfach mal um gefühlte 100 Stunden verspäten. Es half alles nichts. Stöhnend schaltete sie den Wecker ab, während sie ihre Decke mühevoll von sich runter schob. Wieso war das Bett am Morgen immer nur so gemütlich? Wieso konnte das abends nicht so sein. Und morgens würde das Bett dann immer ungemütlicher und kälter, damit man nicht mehr liegen bleiben will. Immer diese Fantasien aufgrund der eigenen Faulheit. Mit dem Kopf schüttelnd, streckte sich die junge Frau und schlüpfte in ihre Pantoffeln. Schurfend lief sie in Richtung des kleinen Bades und wusch sich. Ihr Gähnen änderte nichts daran, dass sie ihre Zahnbürste immer weiter über ihre Zähne schrubbte, um den Schaum wenig später ins Becken zu spucken.
 

Ihr Weg zur Uni war wie immer früh und unspektakulär. Sie gähnte, als sie wie gewohnt aus der Bahn ausstieg. Sie wartete beim Fußgängerüberweg auf das grüne Leuchten der Ampel, ehe ihre Füße sie weiter in Richtung Universität trugen. Hoffentlich war heute ein nicht so seltsamer Tag, wie der Gestrige. Wobei… Ihr Blick fiel auf die weiße Tüte, welche an ihrer Hand Baumelte, mit der sie auch ihre Tasche trug. Sein Handtuch. Begegnen müsste sie ihm ja irgendwie schon. Vielleicht reichte es ja das Handtuch bei seinem blonden Kumpel anzugeben. Wie war noch gleich sein Name… Naruto. Das wäre vermutlich mit dem geringsten Trubel verbunden, doch. Lief der Besitzer des Handtuches nicht gerade vor ihr? Gerade war ein Schwarzhaariger hoch gewachsener junger Mann aus einer Seitengasse gelaufen und hatte ihren Weg nur mehrere Meter vor ihr eingeschlagen. Sollte sie ihn einfach anreden? Wieso stellte sie sich eigentlich die gleichen Fragen, wie gestern? Das ist total verwirrend. Sie schüttelte den Kopf. „Hey, Sasuke.“ Überrascht über ihre Worte, lief sie etwas schneller zu der angesprochenen Person, welche stehen blieb und sich umdrehte. Seine recht emotionslose Miene schien etwas freundlicher zu werden, als er realisierte, dass nur die Rosahaarige zu ihm lief. Auf nervendes Gegacker konnte er diesen Morgen getrost verzichten. Sein Blick fiel auf die baumelnde Tüte, welche die Rosahaarige bei sich trug. „Guten Morgen.“ Lächelte sie ihn an. Sein Mundwinkel zuckte kurz hoch. „Ebenfalls.“ Antwortete er nur knapp. Nach seiner Begrüßung schritt er wortlos weiter in Richtung des Hochschulgebäudes. Etwas verwirrt lief sie neben ihm her, nicht wissend, ob und wie sie ihm nun das Handtuch geben sollte. „Sag mir nicht, dass in der Tüte ist mein Handtuch.“ Meinte er monoton, blickte weiter geradeaus, nach dem Motto, dass es ihn eigentlich gar nicht interessierte. Dass sie sich die Mühe auch hätte sparen können und er ihr für sowas sicherlich nicht danken würde. Sie blieb erschrocken stehen und blinzelte ein paar Mal. „Du bist ganz schön frech, für jemanden, dem ich gestern eine nicht gerade kleine Wunde versorgt und dann auch noch sein Handtuch gewaschen habe.“ Sie sah sein kurzes Grinsen nicht. Er wusste, dass sie so reagieren würde, doch wollte er sie auf die Probe stellen. Sie war irgendwie schüchtern, andererseits auch einfach nur so einfach unkompliziert und sagte einfach, was sie dachte. Vielleicht würde diese Schüchternheit irgendwann verfliegen, wenn sie die Menschen besser kennt und einschätzen kann. Doch das mit dem Einschätzen hatte sie bei ihm, dafür dass sie sich doch gar nicht wirklich kannten, ziemlich gut drauf. Woran das nur liegen könnte. Dann drehte er sich einfach nur um und grinste ihr entgegen. Jetzt verstand die Haruno noch weniger, was sich vor ihr abspielte. Was ging in diesem komischen Vogel nur vor? Und wieso hatte sie das Gefühl gerade voll auf ihn reingefallen zu sein. Sie kniff ihre Augen zusammen, hastete zu ihm und boxte ihn in die Seite. „Unverschämtheit!“ Somit blies sie ihre Wangen auf. Er lachte kurz „Es tut mir… ach was, ich würde es wieder tun!“ Somit kassierte sich der Schwarzhaarige einen weiteren Seitenhieb der jungen Frau. Was um alles in der Welt brachte ihn dazu, sich so zu verhalten? Ähnliche Gedanken schossen der Rosahaarigen im Kopf umher. Hatte sie ihn eben tatsächlich richtig eingeschätzt, und extra so schnippisch reagiert?

Verwirrung. Willkommen im Kopf der scheinbar unerfahrenen Jugend.
 

Was hatte sie an sich, dass er das Gefühl hatte, sich einfach mal nicht ernst nehmen zu müssen, dass er einfach mal Blödsinn machen konnte. Sonst war er doch auch eher in sich gekehrt und ließ seine Tür in deiner Mauer nur für seine Freunde unverschlossen. Freunde? Naja. Eigentlich war da nur Naruto, der es mit seiner eigentlich nervtötenden aber loyalen Art zum Freund des Uchiha’s hochgearbeitet hatte. Wobei, vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie sich schon eine halbe Ewigkeit kannten.
 

Was hatte er an sich, dass sie so unbefangen mit ihm Lachen konnte? Dass sie sich ihm einfach, ohne nachzudenken mit ihm Unsinn machen konnte. Sie war doch sonst eher ernst, selbst mit ihren erst 20 Jahren, hatte sie sich sonst doch auch so gut unter Kontrolle. Sie hatte es doch geschafft, all dieses Zwischenmenschliche auf logischste Art und Weise aufzudröseln und so zu kalkulieren, dass sie in keinster Weise irgendwie mit rein gezogen wurde. Sie hatte allerdings auch nicht mit jemanden wie Sasuke Uchiha gerechnet. Wie konnte man auch.
 

„Hier“ somit hob sie die Tüte in seine Richtung. „Vielleicht solltest du es nochmal in die Waschmaschine stecken, aber eigentlich ist alles raus. Sei froh, dass es kein weißes Handtuch war.“ Ihr Blick war auf den Weg gerichtet, welcher schon die Eingangstore der Universität einfing. Sie hatte es irgendwie dann doch eilig, ihm sein Eigentum zurück zu geben. Sie wollte jetzt nicht unbedingt von den Cheerleadern erwischt werden, wie sie sich so unverschämt und gewissenlos mit ihm unterhielt. Kurz rannte das Lächeln förmlich über ihr Gesicht, so schnell wie es wieder futsch war. Er hatte sie bei dem Satz angesehen und somit auch ihren überaus überwältigend immensen Gefühlsausbruch gesehen. „ Ein Yen für deine Gedankengänge…“ Er nahm die Tüte an, ohne weiter darauf ein zu gehen. Auch er bemerkte, dass die beiden dem Eingang immer näher kamen. Vielleicht hatte sie sich schon einen lustigen Spruch für die rote Furie ausgedacht. Er hatte sich echt zusammenreißen müssen, als er das erzählt bekommen hatte.

Er und Naruto hatten gestern ja noch etwas länger trainiert und nebenbei hatten die Cheerleader auch ihr Training begonnen. Da hatte Karin mit ihren Leuten genau darüber geredet. Das Gelästere hatte er natürlich gekonnt herausgefiltert. Der Spruch war jedenfalls nicht von schlechten Eltern. Aber er hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet, von so einer scheinbar starken Persönlichkeit, wie die der Rosahaarigen. Von Sakura Haruno.

Vielleicht wäre es besser, wenn die beiden nicht gerade zusammen gesehen werden. Das würde nur wieder falsch verstanden werden, besonders von besagter Rothaarigen. Ganz sicher würde es falsch verstanden werden. Dies würde Ihr wiederrum Probleme bereiten. Sein Blick glitt wieder in Richtung der Rosahaarigen. Sie wirkte so zierlich, zerbrechlich und irgendwie auch nachdenklich.
 

Dann blieb er einfach stehen. Kurz drehte sich die Haruno zu ihm um, blickte in sein Gesicht. Sie hatte bemerkt, dass er sie angesehen hatte, aber was war seine Intention? Keine Sekunde später verstand sie, was seine Absicht war. Er hielt an, damit sie nicht gemeinsam das Schulgelände betreten. Damit sie nicht noch mehr Ärger mit den Cheerleadern bekam, damit sie in Ruhe ihrem Studium nachgehen konnte. Naja. Vermutlich war es nicht nur der steinzeitmäßige Beschützerinstinkt, sondern viel mehr der Selbstschutz mit Tarnung. Natürlich würde es ihm auch Probleme bereiten, würde er mit ihr gesehen. Oder wenn sie miteinander redeten. Sein Ruf würde Schaden nehmen und möglicherweise… War er überhaupt so jemand, der Wert auf seinen Ruf legte?

Sie lief schlussendlich als Erste und alleine auf den Campus und begab sich in Richtung Bibliothek, während er sich in Richtung der Sporthallen begab. Dort sind vermutlich die Umkleidekabinen.
 

Nachdem sie die Stufen zur Bibliothek erklommen hatte und die gläserne Türe öffnete, setzte sie sich schlichtweg an ihren Stammplatz mit Campus-Blick. Irgendetwas geisterte in ihrem Kopf umher. Sie hatte etwas Wichtiges vergessen. Gedankenverloren kramte sie ihr Buch über den menschlichen Körper raus und öffnete es an der Stelle, wo sich das Lesezeichen befand. Kopfschüttelnd holte sie Block und Stifte aus der Tasche hervor, um Notizen zum Lernen aufzuschreiben. Doch das Gefühl, dass da irgendwas war, das ließ sie nicht los. Sie konzentrierte sich für einige Zeit und schon lenkte es wieder ab. Um ihrem Kopf etwas Zeit zum Ordnen zu gönnen, schaute sie heraus. Naruto, so hieß er doch, kam gerade auf den Platz und schien sich erst mal aufgrund eines Kommentares einen bösen Blick einzuhandeln. Der Schwarzhaarige lief noch seine Runden um den Platz zum Aufwärmen. Der Blonde leistete ihm jetzt Gesellschaft. Ihre Gedanken waren nun konfuser. Genau in diesem Bild, was sich ihr dar bot. Da war irgendetwas falsch.
 

„Oi Teme, hattest du nicht eigentlich Sport-Verbot von Sakura verschrieben bekommen?“ Der Schwarzhaarige blickte seinen Kumpel finster an. „Hab ich jemals auf irgendwen gehört, sobald es um so etwas ging?“ „Stimmt auch wieder. Dennoch, sie war schon authentisch in dem Kittel und bei dem was sie tat. Ich wusste nicht, dass wir so hübsche Studentinnen hier auf der Uni haben…“ sprach der Blondschopf seine Gedanken laut aus. „Dobe, nur weil sie hübsch oder authentisch ist, heißt das nicht, dass sie mich von dem abhalten kann, was mich aus macht.“ Der Uzumaki legte den Kopf schief. „Wenn es selbst sie nicht schafft. Dann schafft es niemand.“ Ironie? Vielleicht. Das wusste man bei Naruto nie so genau. Er war zu einfach gestrickt, um zu wissen, ob er nun etwas ernst meinte, oder sich gar Gedanken darum machte, dass er etwas sarkastisch klang.

Gerade kam der Uchiha beim Laufen an ihm vorbei und somit lief Naruto einfach neben ihm her. „Wann hast du denn das Pflaster abgezogen? Ist es nicht etwas früh, das schon nach einen Tag…“ „Halt die Klappe, Baka, lauf einfach!“ Eigentlich hatte sich die Sache nun für den Uzumaki erledigt. Lediglich seine Schnute zeigte seine Reaktion auf die Beleidigung seines Kumpels. Aber Baka, nutzte der Uchiha nur, wenn er genervt war und nicht darüber reden wollte. Erwischt.

Nach einigen Runden des Aufwärmens ertönte die nicht ansatzweise angestrengt klingende Stimme des Uchihas. „Außerdem gibt es scheinbar keine Einwände ihrerseits, wenn ich trainiere. Sie weiß jedenfalls, dass wir gerade sporteln.“ Ein Nicken in die Richtung der Bibliotheksfenster und ein Blick des Blondlings in genau diese Richtung ließen ihn verstehen. Sie war also wieder in der Bibliothek. Mit perfekten Blick auf den Campus. Schaute sie eventuell sogar gerade hier her? Wobei, das konnten auch einfach die Fenster sein.

„Ach so…“ es folgte ein länger andauerndes Schweigen zwischen den beiden Basketballspielern.

„Schade, dass sie nicht wieder her kommt…“ Meinte er dann und blieb stehen. „Dobe, das war doch nur wegen Karin. Sie wollte einfach ihre Ruhe. Haste doch gestern gehört. Aus erster Quelle von der roten Furie. Jetzt lass uns endlich anfangen…“ somit holte er einen Basketball aus der großen Tasche, die er aus der Sporthalle mitgebracht hatte.

Mittlerweile war es schon kurz vor 8 Uhr, sodass die anderen Teammitglieder kamen und sich zum Umziehen in die Sporthallte zurückzogen.
 

„Okay, endlich das nächste Thema… Wenn ich nochmal einen Satz mit dem Wort Organ lese, weiß ich nicht ob ich kotzen oder schreien soll…“

Mit leisen Worten las sie sich die nächste Überschrift durch.

„Die Haut, das größte Organ des Menschen.“ Kurz lachte sie auf. Als hätte das Buch gewusst, dass sie eben geblufft hatte. Das Karma heute machte sich bereits über sie lustig. Hatte sie wirklich Lust das zu lesen? Irgendwie war es langweilig. Seufzend überflog sie die Seiten, die das Buch für sie mit dem Überbegriff „Haut“ zu bieten hatte. Das waren eindeutig zu viele Seiten. Wer zum Teufel hatte so viel über die Haut zusammen geschrieben. Gelangweilt und mit den Gedanken irgendwie nicht so richtig zum Lernen vorhanden blätterte sie die Seiten durch. Wieso war ihr das Lernen gerade so abwegig. Irgendwie war alles komisch heute. Ihre Hand blätterte weiter eine Seite nach der anderen um. Seite für Seite tippte ihr Zeigefinger auf die untere, äußere Seite des Seiten-Blattes, um es mit einem gekonnten Rutsch von den Anderen zu trennen und abzuheben, damit sie es zwischen Zeige- und Mittelfinger fixieren konnte. Mit einer lässigen Handbewegung legte sie die fixierte Seite nun auf die zuvor umgeschlagene Seite ab.

Da las sie das Wort. Ihre Augen wurden groß, ihre Pupillen fixierten dieses Eine gedruckte Wort. Eigentlich kein unübliches Wort. Aber für sie eindeutig ein Schlagwort, im wahrsten Sinne. Ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken, ehe sie fassungslos aufstand und der Stuhl zurück quietschte. Sie schaute heraus, mit ihren Händen samt Gesicht an der Fensterscheibe klebend. Ihre Nase platt drückend fluchte sie. „Dieser Mistkerl.“

Mit wenigen Bewegungen entfernte sie sich von ihrem Platz. Sie ließ ihre Sachen dort unbedacht liegen und war nun schnellen Schrittes in Richtung des Sportplatzes aufgebrochen. In ihr kochte es. Wie hatte sie das vergessen können? Und er sagte nichts! Natürlich sagte der Trottel nichts. Er hörte ja absichtlich nicht. So ein Dummkopf. Genauso wie sie! Wie konnte sie das VERGESSEN?
 

„Frau Haruno?“ Die Dame, die üblicherweise am Eingang der Bibliothek sitzt, wunderte sich über den übereilten und vor allem, für Sakura, frühen Abgang. Und dann noch ohne Tasche oder dergleichen. Die ältere Dame begab sich zu dem berühmten Platz der bekanntesten Medizinstudentin und schaute auf die Seiten, die das dicke Buch offenlegte.
 

„Verletzungen der Haut

Die häufigste Verletzung der Haut sind Folgen von stumpfen Anpralltaumatas sogenannte Platzwunden (vereinfachts Riss-Quetschwunde, lat.: Vulnus lacero-contusum).Platzwunden entstehen Anprall eines….“

Re:bel

Mit leicht geröteten Wangen näherte sich die rosahaarige junge Frau stampfend dem Sportplatz, genau dorthin, wo das Training der Basketballer gerade anfangen sollte. Sie ignorierte gekonnt sämtliche Personen, die begannen sie anzustarren und fixierte ihren Blick auf einen ganz bestimmten Schwarzhaarigen im Trikot. Als wäre er der einzige auf dem Sportplatz, hatte Sakura selbst die Cheerleader nicht bemerkt, die sich gerade aufwärmten, dehnten, aber nun ihre irritierten Blicke auf die Haruno zu richteten. Es war eine seltsame Situation. Eigentlich wollte sie doch keine Aufmerksamkeit, dennoch war sie gerade so in Rage über diesen eigenbrötlerischen Trottel, dass sie nicht anders konnte, als aus ihrer Haut zu fahren. Wieso eigentlich? Eine gute Frage, stellte die Rosahaarige fest. Hatte sie etwa in irgendeiner Weise Interesse an dem Uchiha? Wäre das für die Haruno wirklich eine Möglichkeit? Seltsam, dass dies für sie überhaupt als Variante in ihre Hirnwindungen Impulse sendete. Innerlich schüttelte sie mit dem Kopf. Das war kein Interesse an der Person des Schwarzhaarigen, das war die Wut auf ihn, dass er sie nicht für Voll nimmt. Dass er ihre Anweisung ignoriert und dass er den eigentlich so schön geklebten Cut auf seiner Stirn nicht richtig heilen lassen wollte. Nein, Herr Uchiha musste ja Sport machen. Das ist ja sein Leben. Sein Ein und Alles. Nichts Wichtigeres gab es für ihn. Ganz bestimmt war er so jemand, der so dachte.. Aber was bringt es einem gut bei etwas zu sein, Talent zu haben, es aber früher oder später nicht mehr ausüben zu können, weil man seine Gesundheit sinnlos aufs Spiel gesetzt und auch noch verloren hat? Was ein sinnloser Gedanke. Schließlich stand Sakura vor der Person, gegen den sämtlicher Hass gerichtet war. Das Bild, was sich den umstehenden Personen bot war für Götter. Sie, als klein Gewachsene stand mit strafendem Blick gegenüber dem so viel größeren Schwarzhaarigen. Er schien erstaunt, aber auch etwas amüsiert, vermutlich war ihm bewusst, wie sie reagierte und wie dieses Bild auf Außenstehende wirken musste. Sakura dagegen schien dies nicht aufzufallen. Er war zwei Köpfe größer als sie. Er, mit sinen 1,96m Körpergröße, kam sich vor wie ein Riese, als sie so vor ihm stand. Aber irgendwie erinnerte ihn das an seine Mutter. Sie war auch eher klein gewesen. Vielleicht sogar eine ähnliche Größe wie Sakura. Doch die Haarfarbe war definitiv nicht die Gleiche. Seine Mutter hatte auch immer einen roten Kopf, wenn sie ihm eine Standpauke gehalten hat. Das waren noch Zeiten. Doch Sakura‘s Gesicht war so rot, dass es sich sogar mit ihren Haaren stach. Seine Belustigung konnte er einfach nicht verstecken. Irgendwie war er sogar gespannt, was sie ihm jetzt gleich an den Kopf werfen würde. Vielleicht würde sie ihm sogar wirklich etwas gegen den Kopf werfen oder versuchen ihm eine zu scheuern. Dann bräuchte sie vielleicht eine kleine Trittleiter. Wer weiß. Sie holte tief Luft, während er erwartungsvoll seine Augenbraue, auch noch die mit dem kürzlich geklebten Cut, anhob. Das sollte eine lange und auch laute Hasstriade gen jene Person werden. Dessen waren sich beide Personen, die sich gegenüberstanden seltsamerweise gleichermaßen bewusst.
 

„Sag mal, hast du da gestern nicht aufgepasst oder habe ich koreanisch gesprochen?! Vielleicht bist du ja auch auf einem oder vielleicht sogar beiden Ohren taub! Glaubst du, mir ist nicht bewusst, dass dein Sport dir in irgendeiner Weise etwas bedeutet?! Mit so einer Ratsche in der Fresse gibt es eigentlich sogar mehr als nur ein, zwei Tage Sportverbot! Da konntest du eigentlich froh sein, dass ich dir nur 1-2 Tage geraten hatte! Aber nein, der feine Herr Uchiha, dessen Leben ja Basketball ist und dessen Gesundheit für sich selbst eher zweitrangig, nein vielleicht sogar eher sogar drittrangig ist, dem ist die Anweisung nach einer zum Glück problemlosen Behandlung einer Platzwunde völlig egal. Mal im Ernst, du verarscht mich doch, oder?“ Ernst sah sie ihn an, doch sein Blick hatte, nachdem seine Überraschung aus seinen feinen Gesichtszügen entwichen war, eher etwas belustigendes an sich. „Ach der feine Herr findet das auch noch lustig? Hat dir deine Mami nicht beigebracht, wie man sich in gewissen Situationen zu verhalten hat?! Das ist doch echt nicht zu fassen. Glaubst du, deine Eltern würden dir… Warte… Moment mal…“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Aufgrund des Größenunterschiedes zog sie ihn einfach an seinem Trikot zu sich hinunter. Seltsamerweise ließ er sie einfach machen und bückte sich zu ihr runter. Mit ihrer freien Hand strich sie ihm vorsichtig, aber auch bestimmt die Strähnen aus seinem Gesicht. Auch wenn er sich zu ihr gebückt hatte, beziehungsweise, sie ihn dazu nötigte, war sein Gesicht immer noch ein gutes Stück höher als ihr Eigenes. Ihre Augen wurden wieder groß, sie war wirklich überrascht und irgendwie verwirrt. Verwirrt von seinen Handlungen. Das Pflaster war tatsächlich ab, somit sah sie direkt auf die Wunde. Wieso hatte er das Pflaster schon abgezogen? Das musste jedenfalls weh getan haben, da sich beim Abziehen die Wunde sicherlich mitgezogen hat. Schmerzvoller als sonst ein Pflaster auch schon weh täte. Aber irgendwie hatte das was. Sie war in irgendeiner Weise stolz, dass sie seinen Cut so professionell behandelt hatte. Er musste einfach Glück haben, dass er scheinbar so gutes Heilfleisch hatte. Was ist das nur für ein seltsamer Typ, dass ihm sogar Narben oder gar Wunden stehen? Oder war das lediglich ihre persönliche Wahrnehmung. Jedenfalls wäre das schon irgendwie etwas krank. Oder? Diese Gedanken schossen der Rosahaarigen binnen Sekunden durch den Kopf, ehe sie sich wieder dem Ärger über seine Leichtsinnigkeit bewusst wurde. So Schnell, wie sie reagierte und agierte, konnte man diese ganze Wucht an Gedanken gar nicht nachvollziehen, mit solch einer Geschwindigkeit schossen sie ihr durch die Windungen ihres Hirns. Jedenfalls zog sie ihn noch weiter runter, sodass er sich mit seinem Gesicht nun auf ihrer Höhe befand. „Demnächst kriegst du ein Pflaster mit Dinos, okay? Oder bist du zu cool für ein Pflaster?“ Ihr aufkommender Sarkasmus wandelte sich abrupt wieder in Ernsthaftigkeit um. „Pinkelst vermutlich Eiswürfel. Du hättest dir den Cut ernsthaft aufreißen können! Glaubst du, ich hab das umsonst da drauf getan?! Das ist doch echt nicht zu fassen…“ Zu ihrer eigenen Überraschung machte sie ihrem Ärger nicht so richtig Dampf, wie sie es gewohnt war. Sie hatte lediglich ein paar Worte der Sorge auf der Zunge und einen alten Spruch, denn bessere Sprüche hätten thematisch nichts auf diesem Gelände zu suchen. Klar, hatte sie es ihm etwas laut angemotzt, aber trotzdem war dies kein Vergleich zu der Ansage vorher. Wieso schwieg er eigentlich? Und was hatte sein seltsam entspannter Ausdruck zu bedeuten? Erst jetzt bemerkte sie, dass ganz viele andere Personen auf dem Feld versammelt waren und die Rosahaarige leicht entsetzt ansahen. Auch die unfreiwilligen Zuschauer warteten auf eine Antwort oder wenigstens eine Regung des Uchiha, welcher immer noch vor der, sich umsehenden Haruno, gebückt stand. Sakura seufzte. Sie war sich gar nicht so bewusst gewesen, dass so viele Leute hier waren. Klar, die Jungs vom Team, aber die kannten die ausgeflippte rosahaarige Tante ja schon, aber dass die Cheerleader hier scheinbar am Trainieren waren, hatte sie vollständig ausgeblendet. Das könnte jetzt echt Ärger geben. Eigentlich war sie ja in dem Glauben gewesen, es sei besser, dass zu verschweigen. Also, seine Verletzung und auch, dass sie ihn überhaupt kannte. Tja, das hatte sie sich jetzt selbst eingebrockt. Sie lockerte ihren Griff um sein Trikot, ehe sie sich wieder wagte in sein Gesicht zu sehen. Er lächelte leicht. Was? Er lächelte? Wieso? Sie hatte nicht gerade die nettesten Worte benutzt. Echt Seltsam, einfach nur seltsam. Was ging in diesem Kerl nur vor? Oder hatte er sie mit ihren Gedanken durchschaut?

Diese Mimik und Gedanken, die sie unbewusst sendet, während sie so schnell nachdachte. Er konnte lesen, dass sie verunsichert war. Von ihm, dass sie ernsthaft wütend war, aber dass sein Handeln sie scheinbar auch verwirrte. Was er besonders lustig fand war die Tatsache, dass die beiden mehr oder minder gemeinsam hier her gelaufen waren. Dass sie sogar mit ihm gesprochen hatte, sie trotzdem nichts bemerkt hatte. Wieso sie jetzt auf einmal, wo sie nicht mal hier war, daran erinnert wurde, war ihm ein Rätsel. Er war leicht neugierig, wie sie seinen Plan, dass sie es schon nicht merken würde, wenn er sich nicht an ihre Anweisung hielte, vereitelt hatte. Naja. Nicht richtig vereitelt. Immerhin hatte er bereits Sport gemacht, aber nun hinderte sie ihn daran. Wieso? War er nicht alt genug, für eigene Entscheidungen? Oder steckte etwas anderes dahinter? Vielleicht der allgemeine Zwang, den Ärzte so grundsätzlich mit ihren Patienten haben. Möglicherweise sollte er sich in Watte einrollen, wie ein Sushi in Reis und dann besser noch im Bett bleiben. Sein Gedanke ließ ihn kurz schmunzeln, ehe sein Gesichtsausdruck zeigte, wie amüsiert er gerade über Sakura’s Aktion war. War es vielleicht ernste Sorge? War da in dem, was sie gesagt hatte nicht auch ein Beigeschmack der Sorge bemerkbar? Hatte sie deswegen vielleicht nicht so gebrüllt, als die ihm die Haare aus dem Gesicht strich? Und dann der überaus schlechte Spruch. Da fiel ihm aber eine bessere Variante ein, die allerdings unpassend für einen Campus war. Ähnlich, aber mit Softeis statt Eiswürfel. Den Gedanken beiseite schiebend, schaute er in ihr Gesicht. Ihr Blick war gesenkt, ehe sie sich umsah. Er verblieb in seiner Haltung, ihrem Gesicht so nahe. Nicht, dass es ihr nachher noch peinlich würde, wenn sie bemerkt, wie nah sie ihn eigentlich an sich gezogen hatte, mal abgesehen von den Furien am Spielfeldrand, die alles mit angesehen hatten. Das mit der Geheimhaltung hatte nicht so funktioniert, wie er es sich erhofft hatte. Naja. Pech. Das war sie allerdings selbst schuld. Schließlich wollte er nicht, dass die Cheerleader sie weiter anmachen, nur weil sie den Uchiha tatsächlich zu kennen schien. Doch Irgendwie hatte diese ganze Situation etwas. Sein Interesse an diesem Mädchen war noch nicht lange wach, trotzdem hatte er das Gefühl, er könne sie lesen. Mit ihren ganzen Facetten. Somit hörte er auf sein Gefühl, das ihm eine besondere Vertrautheit mit dieser Person schwor. Sein Lächeln ihr gegenüber brach auch nicht ab, als sie ihn wieder ansah. Sie sah etwas beschämt aus. Er richtete sich wieder in seiner vollen Größe auf und schaute sie von oben herab an. Ob sie das gleiche Gefühl hat, wie er damals immer hatte, wenn sein Vater ihm gegenüber stand? Wie gerne würde er sie einfach am Arm packen und in eine ruhige Ecke quatschen gehen. Seltsam, aber es war wirklich so. Sah er eigentlich eine Frau in ihr? Hatte er in irgendeiner Hinsicht überhaupt das Gefühl, dass er sich ihr jemals näher kommen wollte? Frauen waren in vielerlei Hinsicht so kompliziert. Er verstand dieses Geschlecht einfach nicht, doch Sakura irgendwie schon. Aber sie war eher wie ein Kumpel. Er hatte nicht das Bedürfnis sich ihr zu nähern. Naja, in gewissen Zügen hatte sie sicherlich einen Reiz an sich, den er noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Vermutlich war es bei ihr Absicht, dass sie sich so schlicht und dezent anzog und verhielt, doch irgendwie war ihr Verhalten momentan das genaue Gegenteil.

Was hatte sie nur getan? Sie verhielt sich so untypisch. Naja jedenfalls für das Image, was sie sich hier aufgebaut hatte. Sie wollte ihre Persönlichkeit doch verstecken, damit sie in Ruhe ihr Studium hinter sich bringen konnte. Aber dieser Sasuke brachte sie hervor, die echte Sakura. Sie trat einen Schritt von ihm zurück. Was sollte sie nun sagen? Wie konnte sie sich aus der Situation nur wieder herauswinden? Es war echt zum verrückt werden. Sie spürte die nahezu tödlichen Blicke der Püppchen in ihren Röckchen und die fragenden Blicke der Außenstehenden. Nur der blonde Kumpel des Uchiha grinste blöd vor sich her, als wäre die Situation in irgendeiner Weise lustig. In ihrem Kopf schossen allerlei Möglichkeiten durch den Kopf, sich irgendwie aus dieser Situation zu flüchten, doch war keine wirklich sinnvoll. Die Beste Idee war bisher: Einfach umdrehen und gehen ohne ein weiteres Wort. Sein Blick galt weiterhin ihr. Die eingetretene Stille dauerte keine Minute, als sie tatsächlich auf ihrem Absatz kehrt machte und zu gehen ansetzte.

„Lass uns einen Deal machen. Wenn du gegen mich einen Korb triffst, werde ich brav sein und bis Donnerstag keinen Sport machen.“ Der Schwarzhaarige stemmte seine Hände in die Hüften. Er hatte diese schier unerträgliche Stille gebrochen und jetzt begannen seine Teamkollegen zu quatschen. Die Cheerleader begannen zu kichern und lästern. Wieso schlug er einen so unfairen Handel vor? Jeder an dieser Uni wusste, dass er der beste Spieler war und lediglich Naruto hin und wieder seine Barriere überwinden konnte. Sie konnte also nur verlieren. Die umstehenden Leute waren sich mittlerweile alle einig, dass Sakura einfach gehen sollte und es bleiben lassen würde, da selbst sie einsehen musste, dieses Spielchen konnte sie nur verlieren. Zu hundert Prozent. Die Haruno war direkt stehen geblieben, nachdem er seine Stimme erhoben hatte. Was fiel diesem Sack eigentlich ein? Aber es wäre vielleicht mal schön zu wissen, wie viel sie noch von dem im Blut hatte, was ihr mal beigebracht wurde. War ihm bewusst, dass sie kein Laie war? Glaubte er tatsächlich, dass er sie so einfach abspeisen lassen könnte? Doch sie war keineswegs so naiv und wusste nicht, dass er der beste Spieler hier war. Sie musste also aus der Distanz einen Korb legen. Sie bräuchte den Ball zuerst und müsste alles auf diesen einen direkten Wurf setzen und hoffen, dass sie noch einigermaßen zielen konnte. Sollte sie vielleicht ablehnen, um ihr Ego nicht anzukratzen? Aber war ihr Ego nicht bereits mächtig angekratzt worden? Von einem gewissen Schwarzhaarigen? Der sie so aus der Reserve lockte? Was war seine Motivation? Wieso reagierte er so unberechenbar? So unverständlich? Einfach nicht nachvollziehbar. Einfach seltsam. Sie grinste ihn an. „Deal.“ Meinte sie kurz aber laut genug, dass ein Raunen durch die Menge ging. „Unter einer Bedingung.“ Fügte sie hinzu. „Diese wäre?“ Beide schauten sich nun an, als wären sie bereits lebenslange Rivalen und würden vom Gegenüber eher angewidert sein. Die Haruno verschränkte die Arme. „Ich krieg den Ball.“ Kurz lachte der Uchiha auf. „Geht klar, Kleines.“ Ihre Augenbraue zuckte gefährlich in Richtung Schläfe. Hatte er sie „Kleines“ genannt? Frechheit! Sie war nicht kleiner als alle anderen, er war einfach nur viel größer. Aber vermutlich wollte er sie einfach nur verunsichern. Sie spürte ihre Wut hochkochen. Er hatte sie extra provoziert. Sein Grinsen wurde breiter. Treffer. Er hatte sie tatsächlich geködert. Natürlich war ihm gestern aufgefallen, dass sie sich eher dem Spiel gewidmet hatte, als ihren Büchern. Demnach verstand sie etwas von Basketball. Wieso wollte er gar nicht wissen, er wollte sie einfach mal spielen sehen. Jedenfalls wollte er es noch nicht wissen. Aber sein Ziel war es, sie aus ihrem Schneckenhaus heraus zu locken. Jetzt wo die Gelegenheit da war. In ihm breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Es war kein schlechtes Gefühl, eher große Vorfreude mit einem seltsamen Beigeschmack. Sie brachte es fertig mit ihren Gesichtszügen, die wieder so viele ihrer Gedanken zeigte, selbst ihn zu verwirren. „Sasuke, wollten wir nicht eigentlich ein Trainings-Match beginnen?“ „Klappe Dobe, das ist was Persönliches. Lauft einfach noch ne Runde, wenn ihr euch bewegen wollt.“ Kam die Antwort etwas harsch. „Persönliches? Das ist neu.“ Meinte der Blonde und verneinte den Vorschlag. „Ne, dann will ich lieber zusehen, so wie alle anderen auch hier.“ Sakura und auch Sasuke blickten sich um. Es hatten sich noch weitere Schüler eingefunden und die Situation begutachtet. Was war nur so besonders, wenn man unverschämt den heißen Teamleader der Basketball-Mannschaft anranzt? Und das in aller Öffentlichkeit? Hatten die alle keine eigenes Leben, eigene Probleme, nicht mal irgendeine Vorlesung? Apropos! Sakura wurschtelte plötzlich ihre Finger in ihre Tasche. Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf schief, allerdings nicht so schief, wie der Uzumaki-Spross. 8:16 Uhr. „Sorry Uchiha, hab ne Vorlesung. Mach wa…“ „Da will jemand kneifen!“ Brüllte jemand in die Runde, ehe sie auch nur den Mucks eines Schrittes vollziehen konnte. „Genau mach dich vom Acker!“ kam aus der Richtung der Cheerleader, die sich nun auch einmischten. „Ruhe! Wenn die Gebildeten reden, haben die Dummen zu schweigen! Wenn er seine Gesundheit aufs Spiel setzen will, soll er doch. Scheinbar will er kein ernst zu nehmender Sportler werden… Mir soll’s ja egal sein.“ Scheinbar unbeeindruckt drehte sie sich dann doch weg und begann einige Schritte zu laufen. „Du wirst doch wohl zwei Minuten haben, oder? Länger wird es eh nicht dauern.“ Treffer. Sie war so leicht zu provozieren. Er hatte es also tatsächlich drauf, sie auf die Palme zu bringen, dass er…

„Du lässt echt nicht locker.“ Erst war sie nur stehen geblieben, doch jetzt lief Sie wieder auf ihn zu. „Aber heul nicht, wenn ich schneller bin und gewinne.“ Sie zeigte ihm ein überhebliches Grinsen. Was zum? Sie hatte ihn durchschaut, ging dennoch darauf ein. Dumm war sie echt nicht.
 

Als wenn so ein dummer Spruch sie auch nur im Geringsten provozieren würde, dennoch hatte sie sich nach kurzem Überlegen doch dafür entschieden, nicht nur den Uchiha mit seiner großen Klappe auf die Probe zu stellen. Sie wollte wirklich wissen, auf welchem Level sie sich befand, nachdem sie so viele Jahre nicht mehr gespielt hatte. Vielleicht war sie auch gar nicht mehr in der Lage den vergleichsweise schweren Basketball so weit zu werfen. „Gut, wir stellen uns an der Freiwurflinie des eigenen Korbes auf, du hast den Ball, somit den ersten Angriff.“ Somit stand es fest. Die Rosahaarige versuchte mit letzten kurzen Rechnung zu überschlagen in welchem Bogen sie etwa werfen müsste, damit er mit seinem Sprung auch ja nicht an den Ball kommt. Oder eventuell sollte er an den Ball kommen…? Jedenfalls wird er auf sie zu laufen, so wie sie auch auf ihn zulaufen würde, dann war ein sauberer Wurf über ihn in den Korb geplant. Theoretisch klang das alles so einfach. Sie verzog kurz das Gesicht und seufzte dann. „Was ist eigentlich, wenn ich verliere?“ Dieser Gedanke kam ihr gerade, als Naruto ihr einen Basketball zuwarf, welchen sie kurz prellte und dann in ihrer Hand fest hielt. „Du gibst der Mannschaft ‘en Bier aus.“ Somit begannen alle, die dies eingeschlossen hatte, an zu klatschen und zu jubeln. Nase rümpfend nickte die Haruno. Irgendwie unfair. Sie musste Geld blechen, aber er nur ein bisschen Sport pausieren. Naja. Letztlich auch egal. Sie kannte da einen Laden, indem sie Mitarbeiter-Rabatt bekam. Und ihr Chef würde sich sicherlich freuen, wenn sie einige auch neue Gäste mitbrächte. Ob das so eine gute Idee war? Vielleicht sollte sie das nochmal überdenken. Aber jetzt war keine Zeit dafür, jetzt musste sie gewinnen. Nicht, damit er seine Sport-Auszeit bekam. Viel Wichtigeres schwebte in ihrem Kopf. Sie wollte erstens das Geld nicht rausschmeißen und zweitens ihr verbliebenes Können prüfen. „Können wir dann endlich anfangen, ich habe für dieses Waschweib-Getratsche echt keine Zeit.“ Der Uchiha stellte sich, wie auch die Haruno, an die Freiwurf-Linie und standen nun dort, ehe ein schriller Pfiff aus der Richtung des Uzumakis kam. Uh, er konnte mit den Fingern laut pfeifen, was war Sakura beeindruckt. Wirklich. Nicht. Sie begann den Ball zu prellen und lief zügig auf den gegnerischen Korb zu, so wie der Schwarzhaarige ihr entgegen lief. Soweit so gut. Er war etwas langsamer, sodass sie es bis zur Mittellinie schaffte, ohne dass er ihr nur ansatzweise in die Quere kam. Was hatte er vor? Wollte er sie zum Korb locken? Als kleine Spielerin macht das keinen Sinn, da jeder Versuch eines Wurfes sofort abgefangen werden würde. Sie achtete nicht wirklich auf den Ball. Das musste sie auch nicht. Sie hatte genau im Gefühl, wie sich der Ball verhielt, während sie ihn neben sich her prellte. Er grinste. Scheinbar war er sich siegessicher. Aber sie prellte weiterhin gemütlich den Ball und hob die andere um ihn diese klassische „Komm-doch her-wenn-du-dich-traust“ Geste zu zu winken. Sein Kopf neigte sich kurz zur Seite. Sakura hob geduldig eine Augenbraue. Eine abfällige Geste zurück, dennoch setzte er zum Laufen an. Nach nur zwei langen Schritten in ihre Richtung, prellte sie den Ball einmal härter, nahm ihn in beide Hände und warf den Ball, mit der Technik des Korblegers. Logischerweise in Richtung des Korbes. In einer nahezu perfekten Parabel flog der Ball über Sasuke‘s Kopf hinweg, der versuchte all seine Geschwindigkeit, die nicht bei der Vorwärtsbewegung verloren gegangen war, nach oben zu richten. Er sprang, und das erstaunlich hoch, aber das war zu erwarten. Seine Finger konnten den, im Flug befindlichen, Ball nicht erreichen. Es waren nur einige Millimeter, doch der Geschwindigkeitsverlust der Vorwärtsbewegung zeigte, dass er nicht so hoch gesprungen war, wie er eigentlich konnte. Somit konnte er sich nur noch umdrehen und dem Ball hinterher sehen.

Die Zuschauer hatten teilweise die Kinnlade zu Boden gehen lassen, während das Jubeln und Anfeuern in Sasuke’s Richtung verstummte. Jeder, der wusste, um was es gerade ging, schaute wie in Zeitlupe den Ball in seiner Flugbahn hinterher, seitdem Sasuke durch seinen Sprung nicht Blocken konnte. Sakura derweil schaute kurz auf ihr Handydisplay. 8:25 Uhr. Konnte der Ball nicht etwas schneller entscheiden, wer nun gewonnen hatte? Die Rosahaarige war der Überzeugung, dass sie etwas zu stark geworfen hatte, was bedeutet, dass der Ball, selbst wenn er in dem kleinen linken Eck der Platte aufprallte, würde er auf den Ring des Korbes in die Hände des Uchiha kommen. Somit hatte sie also verloren. Schade, sie hätte so gerne die Gesichter gesehen, wäre der Ball direkt in den Korb geflogen. Es stand für sie fest. Sie hatte verloren. Ohne auch nur ein Wort und vor allem ohne Aufmerksamkeit, drehte sie sich um und machte sich klammheimlich davon. Jeder sah gespannt auf den Basketball und keiner achtete auf die Haruno.

Und tatsächlich, der Ball prallte gegen das Brett. Genau auf die linke schwarze Ecke. Der Ball fiel auf den Ring des Korbes, tippte einige Male auf dem Ring herum, bis er in seiner rollenden Bewegung doch runter fiel. Allerdings nicht in den Korb. Das Auftitschen des Balles am Boden ließ die Meute wieder aus dem Staunen heraus kommen. Sasuke stand dennoch leicht verwirrt auf der gleichen Stelle, wo er von seinem Sprung her gelandet war. Der Ball rollte gegen seine Füße. Sein Blick glitt an die Stelle, welche einen leichten Druck durch den Ball signalisierte. Langsam bückte er sich, um den Ball aufzuheben. Sein Blick galt weiterhin dem Ball. Das war ein überraschend guter Wurf. Sie hatte den Basketball generell gut unter Kontrolle gehabt. Musste nicht runter schauen, während sie ihn geprellt hatte. Um ihn herum wurde es laut. Seine Mannschaft jubelte und trällerte ein Lied über Freibier, während die Cheerleader sich über Sasuke’s Sieg freuten und sich über die Haruno lustig machten. Doch gab es keinen Grund sich über das Mädchen lustig zu machen. Der Wurf war technisch einwandfrei. Sie hatte lediglich ein wenig zu kräftig geworfen. Zu stark. Und das aus dieser Distanz. Das war schon eine reife Leistung, dafür dass selbst trainierte Spieler aus dieser Distanz nicht unbedingt diese Zielgenauigkeit an den Tag legten. Vor allem als unscheinbare junge Frau, hatte sie diese Kraft an den Tag gelegt. Das ließ Respekt in ihm aufkeimen. Seine Kumpels kamen zu ihm und nahmen den Schwarzhaarigen kumpelhaft in den Schwitzkasten, während sie ihn neckten. Er hätte es aber ganz schön spannend gemacht. Er war eher abwesend. Es war eher Glück, dass er gewonnen hatte. Hätte er den Ball mit seinen Fingerspitzen berühren können, hätte er ihn vermutlich genau richtig entschleunigt und er wäre drin gewesen. Sie hatte doch nicht etwa damit gerechnet, dass er den Ball berühren würde und ihn somit…? Er drehte sich zu der Rosahaarigen oder eher zu jener Stelle, von wo sie geworfen hatte. Sie war verschwunden. Niemand hatte bemerkt, dass sie gegangen war. Überhaupt, war sie nach der „Niederlage“, die er eigentlich nicht so nennen würde, in Vergessenheit geraten. Plötzlich scherte sich niemand mehr um sie. Außer die Jungs, die Bier wollten.

Ohne auch nur zu zögern drückte der Uchiha den Basketball in Narutos Hände und begab sich zum Spielfeldrand, zog sich seine Sportjacke an und lief vom Platz. „Sieht so aus, als hätte er sie unterschätzt.“ Waren die Worte eines jungen Spielers, welcher sich an Naruto richtete. Dieser nickte dem Braunhaarigen nur verwundert zu. „Wird wohl kein Freibier für uns rausspringen.“ Meinte Naruto dann schlicht, während die anderen nun kurz schmollten. „Dann zahlen wir halt dafür.“ „Vielleicht laden wir dieses Mädchen lieber zu einer Runde ein. Die hat richtig was drauf.“ Grinste einer der Jungs. Somit war Sakura das Thema des Teams, aber nur so lange, bis sie ihr Training, nach etwas Verzögerung begannen. Diesmal richtig, aber seltsamerweise ohne Sasuke.

Sasuke war verletzt gewesen und ausgerechnet dieses Miststück hatte ihn behandelt? Das hatte sie doch alles irgendwie manipuliert. Jetzt hatte sie auch das Interesse des gesamten Teams geweckt. Dabei war sie doch so ein unscheinbarer Medizin-Geek. Wieso musste sie sich hier einmischen. Die Jungs waren reserviert. Und jeder wusste, dass Sasuke für Karin reserviert war. Und das Karin auch gerne etwas ausfallender wurde, was ihre Verteidigungsstrategien anging. Seltsam, auch auf der Uni schien es Mädchen mit Prinzessinen-Komplex zu geben, die glauben, dass sie alles kriegen, was sie verlangen. „Das wird sie bereuen“ die Cheerleader waren sich einig. Die Rosahaarige hatte Sasuke angefasst, an ihm herum gezerrt und sie redete so einfach mit ihm. Aber da ist viel mehr der Ton gewesen, was die Meute angepisst hatte. Dass er verletzt gewesen war, hatten sie überhaupt nicht mitbekommen. Doch das war gerade auch nebensächlich. Mittelpunkt ihrer Gespräche war die Rosahaarige. Wie sie mit ihm geredet hatte war so ungeniert und respektlos. Sie hatte ihn einfach grob am Trikot gezogen, dass er sich zu ihr runterbücken musste. Frech und ohne jeglichen Anstand. Das konnten und wollten die Uchiha-Fans nicht auf sich sitzen lassen. Die rothaarige Cheerleaderin sagte nichts und dachte nach. Irgendetwas war komisch. Warum verhielt sich der Uchiha ihr gegenüber so anders? Was machte sie so besonders? Wieso konnte er sich nicht ihr gegenüber so öffnen? Doch über was ihre Gedanken weiter kreisten teilte sie niemanden mit, doch eines war klar. Irgendwas heckte sie aus.

Mal abgesehen von der „Ambulanz“ hatte er das riesige Gebäude der medizinischen Fakultät noch nie von innen gesehen. Es sah so großzügig aus, mit den großen Fensterfronten und den vereinzelt aufgestellten Skulpturen, welche den menschlichen Körper in vielen Variationen darstellten. Als Skelett oder nur die Muskeln. Junge oder ältere Varianten. Mit den modernen und offen gehaltenen Treppen, die entlang der Wand hochwanderten. Irgendwie hatte das alles etwas an sich, es war interessant und wissen musste er das alles sowieso für seine Klausuren. Sportwissenschaft ist eben auch eine Wissenschaft über Menschen. Da geht es genauso um den generellen Aufbau des menschlichen Körpers, aber einfach spezieller auf die Sportarten gerichtet und wie die Physiologie im jeder Art von Sport beeinflusst wird. Während die medizinische Fakultät sich früher oder später spezialisieren würde, kannte er die Abläufe eher oberflächlich und nicht im Detail. Prinzipiell kann man Sportwissenschaften mit dem wissenschaftlichen Stand der ersten 2-3 Grundsemester des Medizinstudiums vergleichen. Danach kommt eher Physiotherapie vor und der Sport des Studenten. Quasi, welche Verletzungen es gibt, welche potentiell gefährlich für die Karriere werden könnten, aber auch wie man sich verhält und wie man sich selbst bei bestimmten Verletzungen therapieren kann. Der Dozent sagt dabei immer wieder, dass bei einer Verletzung die oberste Priorität ist, zum Arzt zu gehen und auf diesen zu hören. Eigentlich selbstverständlich, aber scheinbar nicht für jedermann. Vielleicht wäre ein Medizinstudium für ihn infrage gekommen, hätte er sich nicht für den Sport entschieden. Sein Ziel ist die Profiliga. Und dafür steht das „Sport“ in der Fakultät „Sportwissenschaften“. Natürlich musste er etwas lernen, aber hier ging es eher um das Ausüben der theoretisch gelernten Dinge. Besonders das Know-How, wenn man denn genau weiß, warum gerade was wehtut und was man dagegen machen konnte half oftmals weiter, als ein Arztbesuch. Falls er aus irgendeinem Grund seinen Sport an den Nagel hängen müsste, so könnte er mit einfachen und kurzen Weiterbildungen einfach auch als Physiotherapeut oder in jeglichen medizinischen Assistenz-Berufen arbeiten. Das galt es für ihn aber zu vermeiden. Auch wenn es ihn ärgerte, aber scheinbar hatte sie seinen Stolz mit ihrem „er-will-ja-kein-sportler-werden“-Spruch angekratzt. Irgendwie, er wusste noch nicht genau wie, würde er herausfinden, wieso sie so gut mit ihm umgehen konnte. Sonst war er doch eher einer der komplizierten, nicht so einfach zu durchschauenden Menschen. Es hatte sich jedenfalls immer die Mühe gemacht eine bestimmte Distanz zu wahren und die Mauer hatte so schnell niemand durchbrochen. War er nicht eher unnahbar gegenüber das andere Geschlecht? Jedenfalls hatte er immer den Eindruck, dass er so war. Sonst hätte er sicherlich schon Freundinnen oder mehr als nur einen WG-Mitbewohner. Aber es war seltsamerweise ein angenehmes Gefühl, dass es auch Leute gab, die ihn einfach so verstanden.

Da stand er nun. Bei den Skulpturen in der Eingangshalle. Scheinbar hatte er die Empore, auf der sie stand noch nicht genauer betrachtet. Ihre Vorlesung verschob sich um eine Stunde nach hinten, da die Dozentin einer Prüfung beisitzen musste. Sie legte ihre Arme auf das Geländer und passend ihren Kopf, etwas schief, auf die linke Hand, während die rechte leicht herunter baumelte. Ihr Blick auf den Schwarzhaarigen gerichtet. Irgendwie hatte sie geahnt, dass er ihr hinter kommen würde. Sie hatte bisher nur keinen erfindlichen Grund dafür finden können. Er machte so wenig Sinn mit seinen Aktionen, mit dem was er sagte, aber irgendwie auch wieder schon. Sie verstand ihn, auch wenn sie nicht wirklich wusste wieso. Die Chemie schien einfach zu passen. So was muss man eigentlich auch nicht verstehen. Sie grinste, als er anfing sich die Skulpturen anzusehen und die teilweise vorhandenen Namen zu merken. Elle und Speiche ist ja einfach, aber das reicht nicht. Ulna und Radius. Das waren die korrekten Namen. Aber wer konnte und wollte sich das schon merken, wenn man es nicht musste. Leicht gedankenverloren schaute sie ihn weiter an. Er war so niedlich ratlos, als er weitergehen wollte. Vermutlich würde er am Eingang auf sie warten, doch da sie nun Zeit hatte, würde sie seine Wartezeit netterweise verkürzen. Außer natürlich sie war es gar nicht, weswegen er hergekommen war. Langsam schritt sie die Treppe an der Seite des großzügigen Foyers herunter, doch auch das laute Hallen ihre Schritte schien er nicht zu bemerken. Erst als sie neben ihm stand schreckte er aus seinen Gedanken und sah sie perplex an. „Was machst du hier?“ fragte er erschrocken. „Ach, jetzt fragst du meine Frage? Nett.“ Grinste sie ihm entgegen. Seine Augenbraue schnellte erneut hoch. Zum wievielten Mal schon am heutigen Morgen? „Ich gehe mal davon aus, dass mein Wurf nicht erfolgreich war und du mir nun…“ „Vergiss das mit der Wette. Ich werde Wohl oder Übel erst mal pausieren.“ Die Haruno neigte ihren Kopf, um ihr Unverständnis zum Ausdruck zu bringen. Der Uchiha verstand. „Ist halt ne Anordnung meiner „Ärztin“ “ Er zuckte dabei betont mit den Schultern, während sie begann zu lachen. „Ach wirklich? Schön zu hören.“ Kicherte sie heraus. „Sag,…“ Sein Blick galt nun wieder der Skulptur. Scheinbar war ihm die Frage leicht unangenehm. „Deine Frage ist, woher ich so viel über Basketball weiß und wie zum Teufel ich dich so leicht umspielt habe?“ Kurz lachte der Schwarzhaarige. „Ertappt.“ Dann schaute er die Haruno durchdringend an. „Und, bekomme ich eine Antwort?“ Sein ernster Blick zeigte dennoch weiche Züge auf. „Alles was ich weiß und kann, hat mir mein Vater beigebracht.“ Ihr Blick galt nun ebenfalls der Skulptur. Es herrschte Stille, doch es war keine unangenehme Stille. Sie verfolgten innerlich beide ihren eigenen Gedanken und keiner empfand es für nötig nun etwas zu sagen. Sie war ihm gegenüber offen und ehrlich, das wunderte sie. Normalerweise war sie doch kritisch gegenüber unbekannten Leuten, dennoch strahlte er eine vertrauensvolle Persönlichkeit aus. Besonders vorsichtig war sie doch gegenüber Personen genau seiner Art. Er wirkte auf den ersten Blick eingebildet und unnahbar. Ein Prolet, der sich für den King hält. So klingt es von Hören-Sagen. Aber er war anders. Er war zwar ein ziemlich gutaussehender und attraktiver Bursche, dennoch gab es mehr, was ihn auszumachen schien. Er war ihr gegenüber, nicht wie vermutet, wenn sogar eher schüchtern. Seine Art, was er tat, spiegelte nicht das Klischee wieder, welches Sakura in ihrem Kopf hatte. Sollte er ihre Vorurteile zerstreuen? Naja. Vermutlich waren nicht alle wie er. Immer dieses Allgemein-Denken. Das stört.

Ihr Vater. Nun brannten ihm weitere Fragen auf den Lippen, doch spürte er, dass nicht der richtige Zeitpunkt für jene Fragen war. Was ging in ihr vor? Was war sie für ein Mensch? Sie war sicherlich nicht dieses Klischee-Mädchen, was sie vorgab zu sein, das stand fest. Wieso er sich so sicher war, dass wusste er einfach. Genauso, wie er nicht dem Stereotyp entsprach, so wenig tat sie es. Vermutlich kamen die beiden nur aus diesem Grund so gut miteinander klar. Er wollte mehr über sie wissen, sie kennen lernen. Erfahren was für ein Mensch sie wirklich war. Sein Blick glitt in die Richtung der jungen Frau. Sie wirkte abwesend. Worüber sie wohl gerade sinnierte? Sie hatte einige Sekunden später mit ihren Gedanken abgeschlossen und schaute in seine Richtung. Ihre Blicke trafen sich. Nur einen kurzen Moment hielten die beiden ihre Blickte aufeinander gerichtet. Ehe sie zeitglich voneinander abließen. Ihr Gesicht nahm eine rosige Röte an, während sie leicht lachte. Auch er lachte, doch seine Wangen färbten sich nicht rot. Aber es war ehrliches Lachen. Lachen darüber, dass sie wirklich ohne Worte zu kommunizierten und sich verstanden. „Ich geh mal wieder. Immerhin kann ich mir unter diesen Umständen die Jungs technisch unter die Fitiche nehmen.“ Seine Worte klangen wie immer. Fest und selbstbewusst. Während er sich umdrehte schwangen, seine Stirnfransen umher. Stumm schaute sie ihm hinterher. War irgendwas? Ohne auf eine Antwort oder einen Kommentar zu warten, ging er seines Weges. Ach, so war das also. Sakura legte ihre rechte Hand auf ihren Mund um ihr leichtes Lächeln zu verdecken. Eindeutiger ging es kaum. Es war ihm peinlich gewesen. Scheinbar war er tatsächlich ein schüchternes Kerlchen. Wieso wären auch sonst seine Ohren in dieser intensiven Röte angelaufen.

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Er war ein interessantes Kerlchen, das musste sie eingestehen. Sie hatte das Bedürfnis ihn besser kennen zu lernen. Sie sah ihm noch nach, doch sollte sie ihn erst Mal nicht mehr begegnen. Dieser Aufruhr um sie, gefiel der Rosahaarigen nicht. Lieber wollte sie ihre Ruhe haben. Die Bekanntschaft zu ihm hatte ihr schon gezeigt, dass man damit nicht in Ruhe lernen geschweige denn leben konnte. Ihr war nie aufgefallen, dass diese Art von Hetzerei noch in der Altersgruppe vertreten war. Wobei, diese Cheerleader strahlten jetzt nicht gerade Reife oder Intelligenz aus. Egal. Sie drehte sich um, ging in Richtung Bibliothek und verweilte dort jede freie Minute vor und zwischen den Vorlesungen. Der Vormittag verflog schnell, auch der „Ambulanz-Dienst“. Irgendwie war es schon fast langweilig, wenn man bedenkt, dass nichts passierte und der Tag einfach verging. Doch nach den heutigen Ereignissen wäre es vielleicht sogar das Beste, wenn sie ihm zunächst aus dem Weg ginge. Das würde einfach weiter in Stress ausarten und Sakura hatte einfach kein Interesse an derartiger Aufmerksamkeit. Sie wollte einfach nur ihr Studium mit möglichst Bestnote abschließen und einen guten Job bekommen. Da kam ihr so etwas völlig ungelegen. Morgen würde sie jedenfalls nicht mit dem Uchiha gemeinsam zur Uni gehen. Nicht nur, weil sie es nicht wollte, es war ein Mittwoch. An diesem Tag besuchte die Haruno lediglich einige Mittagskurse. So konnte sie am Abend zuvor Arbeiten und das daraus entstehende Schlafdefizit direkt wieder ausgleichen. Sie konnte so auch mitten in der Woche arbeiten. Theoretisch hatte sie mittwochs gar keine Kurse, aber sie ging zu bereits belegten Kursen, damit sie alles nochmal festigen konnte. Nicht dass sie das nötig hätte, aber besser man lernt zu viel, als zu wenig. Das war jedenfalls Sakura’s Devise. Schweigend und mit Musik in ihren Ohren lief sie nach Hause. Es war wunderbar. Niemand wollte etwas von ihr. Niemand sprach sie an. Kein Uchiha zu sehen und besonders nicht diese nervigen Cheerleader-Tanten. Die könnten wirklich noch ein Problem werden, wenn die Rosahaarige nicht aufpasste.

Es war verflucht spät geworden. Dass er sich so ins Lernen vertiefen würde, hatte er nicht von sich erwartet. Doch das Buch war wirklich interessant gewesen und dass er den Inhalt in Klausuren wiedergeben müsste, machte die Sache dazu noch wesentlich einfacher. Es war momentan alles seltsam um ihn herum. Vor einigen Tagen kam dieses Mädchen, was ihm noch nie aufgefallen war plötzlich in sein Leben und war genauso schnell, wie sie gekommen war, einfach wieder verschwunden. Er sah sie oft, wenn er zur gewohnten Zeit zur Uni ging immer schon am Fenster der Bibliothek sitzen. Doch nicht an diesem Mittwoch. War sie mittwochs nie früh hier? Wieso fragte er sich das überhaupt? Jedenfalls hatte er sich die Woche brav an sein Sport-Verbot gehalten und somit seinen Team-Kollegen genauer auf die Füße und Hände geschaut. Und es war sinnvoll. Bei einigen konnte man tatsächlich wesentliche Verbesserungen bezeugen. Nicht, dass sie schlecht gewesen wären, aber so würden sie vielleicht sogar die Mannschaften der Unis schlagen können, die, seit er hier spielte, als unbezwingbare Rivalen in der Uni-Zeitung betitelt wurden. Vielleicht sollte er sich wirklich nicht von der Rosahaarigen ablenken lassen und trotzdem kam sie ihm immer wieder in seinen Gedanken vor. Irgendwas an ihr machte ihn stutzig. Irgendetwas machte sie interessanter, als die anderen Frauen um ihn herum. Irgendwas strahlte sie aus. Und irgendwas war ihr Geheimnis, welches er so intensiv herauszufinden versuchte. Sie passte einfach in kein Schema dieser Gesellschaft und dennoch hatte sie ihre kleine Nische gefunden und besetzt. Super. Seine Gedanken kreisten erneut um sie.

Die Bahn ratterte unter seinen Füßen. Die Schlaufen der Haltestange schwangen hin und her. Sie vermied den Kontakt mittlerweile mehrere Wochen, wollte ihn scheinbar nicht sehen, nicht sprechen. Er hatte sich jedenfalls nichts vorzuwerfen, demnach war es ihre Entscheidung und vielleicht war es auch richtig so. Vielleicht hatten auch die Cheerleader ihre Finger im Spiel. Seine Gedanken waren das reinste Chaos. „Was so ein kleines Ding nur für einen Einfluss haben kann…“ murmelte er zu sich selbst. Ja, nicht nur ihm war aufgefallen, dass sie nicht mehr kam. Er wurde sogar schon von seinen Kumpanen angequatscht, ob er sich irgendwas geleistet hätte. Sein Blick glitt auf die dunklen und leeren Straßen. Die Beleuchtung in dieser Gegend war nicht gerade die Beste, jedoch galt dies nur für einige, bestimmte Stationen. Selbst hier war an einem Freitagabend nichts los. Jedermann begab sich auf die Spaßmeilen der Stadt und nur wenige Leute verirrten sich in diese vereinsamten Gassen. Oder täuschte er sich?

Mit ihrer Tasche auf der Schulter hatte die Rosahaarige ihre kleine Wohnung verlassen. Sie hatte es etwas eilig, weswegen sie in zügigen Schritten von Laterne zu Laterne lief. Es war hier immer so düster in den hinteren Gassen. Die Straßenbahn schnellte an ihr vorbei, doch hatte sie keine Zeit auf diese zu achten. Die meisten Feierwütigen, ob nun Studenten oder ältere Leute würden ins Zentrum verschwinden und selten verirrte sich jemand in dieses Viertel. Es war als Rotlicht-Viertel verschrien, jedoch wurden diese Läden seit Jahren vom Staat dicht gemacht. Nun tummelten sich hier Kneipen, Cocktail-Bars, Diskotheken, Karaoke und Spiel-Tempel und auch das ein oder andere Hotel. Natürlich auch etliche Fressbuden. Sakura schwörte auf den Ramen-Laden neben dem „Masquerade“. Das waren einfach die Besten der ganzen Stadt. Kurz grinste sie. Irgendwie konnte man diese Straßen schon noch als „Vergnügungsviertel“ bezeichnen. Die Uhr der nächsten Bahnhaltestelle, die auf der anderen Straßenseite gelegen war, zeigte ihr die Uhrzeit. Verflixt, wieso war sie nur auf der Couch eingepennt. Das war doch alles zum Kotzen. Sie legte noch etwas an Tempo zu und verschwand schließlich in einer der dunklen Gassen.

Seine Augen starrten in die Dunkelheit. So richtig glauben konnte er das, was er gerade gesehen hatte, nicht. Das war sie doch nicht gewesen. In dem Licht der Laterne hatte er tatsächlich geglaubt Sakura gesehen zu haben. Er blinzelte kurz, ehe sein Blick mit dem Boden der Stadtbahn Liebschaft machte. Was hatte sie hier zu suchen? Er kannte niemanden sonst mit rosafarbenen Haaren. Was nicht ausschließt, dass es nicht welche gab, aber dieses Mädchen würde er doch wohl erkennen. Was hatte sie in diesem verwegenen Viertel zu suchen? Nachdem die Bahnansage seine Station ansprach überlegte er sogar kurz in die entgegengesetzte Bahn einzusteigen, nur um sie zu suchen. Sie war nun noch eine Spur geheimnisvoller, noch weitaus interessanter für ihn geworden. Wo er sich so in seinen Gedanken wand und schließlich aus der Bahn trat, wurde er von einem abstrusen Gedanken verfolgt. War er nicht vor kurzem von seinem Bruder in genau dieses Viertel geschliffen worden? Wie hieß diese Bar noch gleich. Die mit der verdammt guten Tänzerin. Oft hatte er diese Frau im Kopf, sie hatte ihren Job gut gemacht. Doch es gab jemanden der öfter in seinem Kopf schwirrte. Aber diese Bar… Irgendwas mit M. Er käme gleich drauf. „Kommst du mit ins Masquerade?“ „Klar, die Cocktails dort sind echt super, nichts im Vergleich zu den Läden auf der Spaßmeile…“ „Und die Ramen-Bude dort ist echt die Beste der ganzen Stadt!“ Hörte er ein Gespräch mit, als seine Gedanken verstummt nach dem Namen gesucht hatten. Die Personen stiegen gerade in besagte entgegengesetzte Bahn und fuhren davon. War diese Gegend doch nicht so verwegen, wie gedacht? Wollte sie vielleicht einfach nur feiern gehen? Wozu dann die Tasche? Er raufte sich seine Haare. Was hat dieses Weib bloß mit ihm gemacht, dass er sich so für sie interessierte?! Die Blicke der vorbeigehenden Leute strafte er mit Ignoranz. Er würde jetzt nach Hause gehen und sich ins Bett legen, jawohl!

Jetzt wo sie darüber nachdachte. Sasuke war doch vor kurzem auch in der Bar. Mit seinem Bruder. Leider hatte er nicht so begeistert geklungen, sodass sie nicht erwarten konnte, dass er dort nochmal aufkreuzen würde. Moment Mal, was dachte sie da eigentlich? Außerdem sollte er nicht wieder kommen. Nicht dass er sie nachher noch wiedererkennt. Das hatte sie bei ihm auch trotz der Maske geschafft. Also wäre das wirklich nicht gut. Heute war in den dunklen Gassen weitaus weniger beängstigend, da die hell erleuchteten Nebenstraßen voll mit Menschen waren. Hin und wieder kamen ihr einige Gruppen von Feierwütigen entgegen. Zum Glück war sie eher unscheinbar gekleidet mit ihren Sport-Klamotten. Die waren aber auch überaus gemütlich und nicht so eng anliegend, wie die meisten Kleidungsstücke für Frauen. Immer diese Fleischschau, die im Alltag auf der selbst so vollen Straße Tokyos so tief verankert war, ging ihr schon immer irgendwie auf den Senkel. Dass sie sich natürlich in dieser Bar so spärlich bekleidet präsentierte machte ihren Standpunkt nicht gerade glaubwürdig. Kurz bevor Sakura die Türklinke des Personaleinganges berührte, hielt sie inne. Würde sie ihr ganzes Studium hier arbeiten müssen? Hätte sie nicht die Möglichkeit auf einen genauso gut bezahlten aber weniger grenzwertigen Job? Sie seufzte. Eigentlich machte es ihr doch Spaß. Eigentlich tanzte sie so gerne und mixte auch gerne hinter der Bar ihre Cocktails. Besonders ihren selbst kreierten „TC-Mix“. Sie atmete einmal tief ein und umschloss mit ihrer Hand die Klinke, ehe sie das Etablissement betrat. Eigentlich liebte sie ihren Job. Allen den Kopf verdrehen und dafür bezahlt werden. In ihrem normalen Leben ungewünscht, hier aber absolut gewollt.

Er schloss die Türe seiner Wohnung hinter sich. Das Chaos lag vor ihm. Er lief kopfschüttelnd und im Slalom um die, am Boden liegenden, Gegenstände. Schob mit seinen Füßen Klamotten, die weder seine, noch Narutos waren, leicht angewidert, zur Seite. Wie konnte Naruto sich nur in diesem Dreck wohl fühlen? Die Küchenspüle quoll über mit benutztem Geschirr. Klar, hatte auch Sasuke Pflichten, aber alles aufräumen, was der Uzumaki liegen ließ, hatte er vor langer Zeit schon satt gehabt. Vielleicht sollte sich der Uchiha eine eigene Bude suchen, in der er sein eigener Herr ist und wo er nicht hinter anderen her räumen müsste, außer hinter sich selbst. Sein eigenes Geschirr spülte er in der Regel sofort und meistens im Badezimmer, da die Küchenspüle voll war und bereits eigene Kulturen in sich verbarg. Ein Schauder lief dem Schwarzhaarigen den Rücken runter. Toll. Morgen hat er sicher eine fette Bratsche im Gesicht. Wieso hatte er sich das auch bildlich vorgestellt, er wusste doch wie schnell der Herpeserreger aufgrund von Narutos Verhalten und Lebensstils bei ihm ausbrach. Noch ein Grund für eine eigene Wohnung. Vor sich hin murmelnd schloss er die Zimmertüre hinter sich und legte seine Sachen beiseite. Heute war ein anstrengender aber auch lehrreicher Tag gewesen. Er hatte viele interessante Sachen in diesem Buch gelesen, dennoch freute er sich auf den kommenden Samstagmorgen, wenn er wie gewohnt seine Strecke lief. Endlich war wieder Wochenende. Vielleicht nahm er mal wieder seine alte Route. Es waren 3 Kilometer, die er dadurch zusätzlich laufen würde und es waren besonders am Morgen wirklich angenehme, ruhige und schöne 3 Kilometer. Auch wenn sie komplizierte Erinnerungen wach riefen, war es diese Strecke wert. Seltsam, dass seine Gedanken nun an jenen Ort, an jenes Ereignis zurückflogen. Kurz sein Shirt über den Kopf gezogen und über einen Stuhl gelegt, legte er sich auf sein Bett, schloss die Augen. Der Rückblick wirkte wie ein unrealistischer Traum. Damals war er gerade mal 15 Jahre alt. Seither war er dort auch nicht mehr gewesen, hatte den Ort stets vermieden.

„Cherry, da bist du ja! Ich werde ständig gefragt, wann du endlich kommst.“ Lachte die Blonde ihr entgegen. „Jetzt bin ich ja da!“ Kam ein Gegenlächeln. Die Rosahaarige stellte sich hinterm Tresen zu ihrer Freundin und knotete ihre Schürze am Rücken fest. „Musst du heute nicht auch hoch?“ „Erst später. Ist ja noch früh…“ Grinste die Haruno. „Ach so, es kommt mir vor, als hätte ich schon wieder ‘ne Nacht durch gearbeitet…“ Temari stöhnte, während sie einige Gläser abtrocknete. „Ist so viel los heute?“ Die Rosahaarige mixte gerade einen Cocktail. „Irgendwie schon, aber dafür vergeht die Zeit, wie im Flug.“ Die erste Stunde verging tatsächlich relativ schnell, da sehr viele Gäste und auch neue Gesichter in der Bar waren. Vielleicht hatte sich die Bar rumgesprochen. Naja. Gut für Sakura. Durch ihr natürliches und auch leicht verführerisches Verhalten gab es mächtig viel Trinkgeld an dem Abend. Sie hatte viel gelernt, seit sie hier arbeitete. Ungern erinnerte sie sich an die ersten Wochen hier, als sie noch das schüchterne Mauerblümchen war, dass aus Angst des persönlichen Ruins diesen Job angenommen hatte. Doch jetzt konnte sie sich keinen besseren Nebenjob vorstellen. Sie blühte geradezu auf und adaptierte sich schnell an diese unbekannten und neuen Umstände. Und das erste Mal auf der Bühne, Wow, dieses intensive aber wohlige Kribbeln im Magen würde sie niemals vergessen, zumal sie es kurz bevor ihre Show los geht immer wieder bekommt. Allerdings nur noch in mäßigen Dosen. Schade für die Rosahaarige. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal einen neuen Anlass, der ihr dieses Gefühl gab. Ihr Herz in die Hose rutschen lässt. Sie grinste, während sie eine weitere Bestellung aufnahm. Ihr Leben war gerade eigentlich ziemlich cool. Das konnte sie nicht abstreiten.

Das Rauschen der Blätter in dem abendlichen Wind, die Musik in seinen Ohren summte er vor sich her. Seine Gedanken flogen gerade umher, hatten kein bestimmtes Ziel, er lief, wohin sich seine Beine trugen. Es war schon ein kleines Weilchen her, dass er sich einfach mal Zeit zum Entspannen gönnte. Nicht Joggen, nicht lernen, das würde erst morgen kommen. Er hatte zwar vor sich her gedöst, doch verschlug es ihn nach draußen. An möglichst menschenleere Orte und das war an einem Freitagabend nicht schwer. Die Seitenstraßen und die Parks waren leer, wie auch die Route am Kanal entlang. Das Wasser spiegelte das Bild des Himmels wieder, welches wegen der Strömung leicht flimmerte. Die Wellen verzerrten das Bild, was es nicht minder schön machte. Er atmete die kühle Nachtluft tief in seine Lunge ein, versuchte die Gerüche, die dabei seine Nase auffing zu identifizieren. Feuchtes Gras, gemischt mit Erde. Den Stadtsmog hatte er gelernt auszufiltern. Seine Lungen hatten sich auch erst daran gewöhnen müssen. Selbst wenn das hier nur ein äußerer Bezirk Tokyos war, so war dieser auch sehr mit Abgasen und Smog verseucht. Die Stadt versuchte dagegen anzukämpfen, bisher leider vergebens. Weiter seines Weges gehend kam ihm wieder ein Bild der Rosahaarigen in den Sinn. Er war weiterhin darin bedacht zu erkennen, wieso er so ein Interesse an ihr hegte. Was sie so interessant machte. Vielleicht würde er das gar nicht herausfinden können. Vielleicht musste er das auch nicht. Vielleicht sollte er einfach geduldiger sein und abwarten, was passiert. Dann würden seine Gedanken sich nicht ständig im Kreis drehen und er könnte sich endlich wieder auf das wichtige in seinem Leben konzentrieren. Immerhin würde er sein Stipendium verlieren, würde er seinen schulischen Pflichten nicht nachkommen. Er lachte kurz in sich hinein. Alle glauben, dass er mit dem Namen Uchiha in einer reichen Familie lebte, doch dem war nicht so. Das Uchiha-Imperium war schon lange gefallen, noch bevor Sasuke auf die Mittelschule ging. Sein Vater hatte es damals an seinen Großonkel verkaufen müssen. Das war der Untergang, dennoch schaffte er es die roten Zahlen zu verstecken, sodass der Name nicht in den Dreck gezogen wurde. Ob das so gut war, war wieder etwas anderes. Vermutlich waren die Geschäfte illegal und der Name seiner Familie würde auf kurz oder lang einen mächtigen Wertverlust erleiden. Jedenfalls war er mittelständisch aufgewachsen und konnte einfach gut mit Geld umgehen, wobei dies scheinbar so aussah, als hätte er viel davon. Ihm selbst war es eigentlich egal, er war froh, als sein Vater sich wieder zu seiner Familie gesinnte. Der Schwarzhaarige brauchte kein Geld, keine Firma, die er übernehmen müsste und somit seinen hätte Traum aufgeben müssen. Das klang ziemlich egoistisch, aber andersherum auch wieder nicht. Uchiha. Wieso wird man in der Gesellschaft eigentlich so reduziert. Als hätte er sich ausgesucht in welche Familie er geboren wurde. Abstrus diese Welt. Völlig irrsinnig zu glauben, man sei was Besseres, nur weil man in einer bestimmten Familie oder einem bestimmten Land geboren wurde. Genauso mit Religion. Wieso entscheidet ein Mensch, was das Richtige für andere ist? Eigentlich ist doch nur das friedliche Miteinander wichtig. Wissen warum was wie ist. Verständnis füreinander haben. Dass man keine Angst haben muss, jedenfalls nicht vor jedem per se. Kurz schnaubte Sasuke auf und blickte in den Sternenhimmel. Vielleicht sollte er doch was trinken gehen. Diese Gedanken waren ja nicht aus zu halten.

Die Stunden vergingen schnell, denn an der Bar war immer etwas los. Sakura war bereits in ihrem kleinen Umkleide-Eckchen verschwunden. Ihr Outfit war heute wesentlich mehr Stoff als sonst. Leicht verwundert zog sie es an. Dabei verrutschte ihre Maske, die sie den ganzen Abend schon trug. Manchmal vergaß man wirklich, dass man eine Maske trug. Seltsam. Sie sah einige Federn zu Boden gehen. „Oh nein, nicht die schöne Maske…“ nuschelte sie sarkastisch. Sie nahm die beschädigte Maske von ihrem Gesicht und griff nach einer Weiteren aus ihrer offenen Schublade. Sie sah fast genau so aus, wie die Vorherige. „Zum Glück haben wir einen Vorrat“ kicherte sie sich im Spiegel zu. Sie redete schon mit sich selbst. Was war nur mit ihr kaputt momentan. Sie trauerte ihrer alten Maske nicht weiter hinterher und begab sich in Richtung Bühne. Ihre Finger striffen an den Gittern der erhöhten Musikanlage entlang, sodass der DJ ihre Anwesenheit bemerkte. „Lied 4, deine CD?“ kam direkt die Frage. „Mit Ansage, bitte!“ lachte die Rosahaarige auf. Es dauerte keine Minute, da tanzte die Rosahaarige mit ihrer langen Mähne bereits auf der Bühne. Sie hatte sich eine andere Choreographie ausgedacht und versuchte diese auch irgendwie durchzuziehen. Letztlich war sie teilweise in ihre alte Choreographie verfallen. Das war aber nicht der Rede wert. Immerhin wusste das niemand, außer ihr selbst. Jedenfalls wusste niemand, dass es keine Absicht war.

Er lief gerade in eine Seitengasse hinein, wovon er glaubte, dass es eine Abkürzung nach Hause sei. Zugeben, dass er sich in diesen kleinen Gassen nicht auskannte, würde er sowieso nicht. Jedenfalls nicht mal eben so. Es dauerte nicht lange, da bog er wieder um die Ecke und immer mehr Menschen tummelten sich auf den Gehwegen. Dabei dachte er sich erst mal nichts und lief weiter, bis ihm einige bekannt vorkommende Häuser ins Auge fielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herumirrens stand er plötzlich vor einem Restaurant auf Ramen spezialisiert. Natürlich kannte er den Laden. Er erinnerte sich an diesen eigentlichen kleinen Imbiss. Hier war dieser Laden. Er schaute sich um. Dieses Lokal. „Masquerade“ stand in schwungvollen Buchstaben auf dem Leuchtschild. Der Eingang war mit weiteren Lampen in der Dunkelheit erkennbar gemacht. Hier war er doch vor einigen Wochen gewesen. Klar, sein Bruder hatte ihn hier her geschleppt. Das war die Tanzbar mit dieser überaus attraktiven und begabten Tänzerin. Aber das ist ja eigentlich Voraussetzung für eine Tanzbar oder etwa nicht? Talent und gutes Aussehen? Aber an diese konnte er sich sehr gut erinnern. Schon allein, weil sie die einzige war, die er je gesehen hatte. Jedenfalls hatte sie ziemlich lange Haare. An dessen Farbe konnte er sich nicht entsinnen, da das Licht es irgendwie unmöglich gemacht hatte, diese zu identifizieren. Kennen konnte er diese junge Frau jedenfalls nicht. Er kannte niemanden mit solch langen Haaren, geschweige denn eine derart begabte Tänzerin. Schulterzuckend lief er an dem Laden vorbei und trat in den Ramen-Imbiss ein. Zwar war er nicht so versessen auf Ramen, wie Naruto, dennoch aß er sie gelegentlich gerne. Jedenfalls die frisch zubereiteten Nudeln und nicht die Instant-Dinger. Da lief ihm ein Schauder über den Rücken, wenn er daran dachte, dass sein blonder Kumpel sich davon 5 Stück hintereinander reinziehen konnte. Mindestens. Er bestellte sich seine Nudelsuppe und setzte sich an den Tresen. Ihm war sichtlich langweilig. Sollte er vielleicht doch nochmal in den Schuppen nebenan gehen? Ein paar Cocktails gönnen. Es war wenigstens nicht so weit weg, wie das Zentrum. Wieso war er eigentlich hier? Was hatte ihn genau hierher bewegt? Er konnte es nicht so genau sagen. Seine Füße hatten ihn einfach her getragen. Naja, eher seine Orientierungslosigkeit. Irgendwie war er froh gewesen, eine bekannte Gegend gefunden zu haben. Wer weiß, wie lange er diese Nacht noch unterwegs gewesen wäre. Aber dass er hier war änderte nur wenig. Eigentlich war diese Bar nichts für ihn. Generell waren Bar und Disco nichts für ihn. Er hatte Besseres zu tun, als sich mit Weibern zu vergnügen. Wobei würden sich eher Weiber mit ihm Vergnügen wollen. Immerhin kannte man die Uchiha-Familie und ihn somit auch. Sauerrei. Da war das Masquerade natürlich wieder von Vorteil. Mit den Masken erkannte man ihn nicht so leicht, als ohne. Zusätzlich waren die Lichter ziemlich gedimmt und auch eher auf die Bühnen und Tanzflächen gerichtet. Vielleicht kann er sich dort gemütlich an die Bar setzen. Aber was sollte er dort. Seinen Bruder treffen? Er schnaubte kurz über seine eigene Ironie. Sein Bruder war sicherlich dort. Immerhin war er Stammgast und Sasuke hatte ihm gegenüber sein Desinteresse klar und deutlich gezeigt. Dass er solche Läden nicht leiden kann, in denen sich die Frauen halb nackt vor den Kerlen räkeln. Sein Ramen schlürfend waren seine Gedanken wieder bei dieser geheimnisvollen Tänzerin. Sie sah eher so aus, als würde ihr der Job gefallen. Naja. Jedem das Seine. Vielleicht kommt er irgendwann mit Naruto her. Aber für heute ging er lieber nach Hause. Er bezahlte seine Mahlzeit und übermittelte dem Inhaber und Koch, dass es sehr lecker war und dass er sicherlich wiederkommen würde. Er trat aus dem kleinen Büdchen aus und sah sich um. Die dunkle Gasse wirkte ein wenig verlassen und düster, allerdings mussten sich seine Augen zunächst an das spärliche Licht der Laternen gewöhnen. Sein Weg nach Hause war schnell gefunden, den kannte er nämlich noch vom letzten Mal. Er merkte sich den kurzen Weg unbewusst, sodass sein nächster Besuch hoffentlich keine Umwege mehr fordern würde.

In einer der vielen Gassen, die als Hinterausgang der Geschäfte diente, sah man eine junge Frau an der Wand lehnen. Sie sah erschöpft aus. Irgendwie war ihr so unsagbar warm hier draußen. Es war fast Oktober und die Nächte wurden nun wieder kühler. Leider nicht so kühl, dass man es als angenehm empfinden konnte. Zusätzlich hatte sich ihr Blutdruck plötzlich so stark erhöht, dass sie schwitzte. Dieser Uchiha war hier gewesen? War er auch in der Bar gewesen? Das konnte nicht sein, oder? Sie war so verwirrt, als sie ihn aus dem Ramen-Imbiss gehen sehen. Sie stieß sich von der Wand ab und sah ihn hinterher. Er verschwand gerade hinter einer Ecke, hinter der er auch beim letzten Mal verschwand, als sie da waren. Diesmal zu Fuß und ohne großen Bruder. Sie schüttelte den Kopf. Selbst wenn er in der Bar gewesen sein sollte, hätte er sie sicherlich nicht erkannt. Das hatte er beim letzten Mal ja auch nicht. Oder doch? Verwirrt lehnte sie sich wieder gegen die Mauer des Hauses. Wieso musste er nur auf den Straßen umher laufen und sie war durch den Wind? Hatte sie wirklich nur Angst, dass er ihr kleines Geheimnis herausfände? Und was würde er wohl tun, wenn er es täte? Normalerweise würden die Leute das mittels Buschfunk so weit ausposaunen, dass jeder es wissen würde. Aber war er auch so? Sasuke Uchiha? Wie sollte sie ihn einschätzen? So, wie es sein Name vermuten ließ oder so, wie sie ihn bisher kennengelernt hatte? Das war nicht so einfach, aber sie verließ sich darauf, dass, selbst wenn er es wissen sollte, er es für sich behalten würde. Ansprechen würde sie ihn auf keinen Fall. Das wäre reiner Selbstmord. Jedenfalls für ihrem Ruf als unauffälliger Musterstreber. Diese Gedanken stellten ihre Welt auf den Kopf. Die Rosahaarige war so durcheinander, hätte jetzt so gerne jemanden, mit dem sie reden könnte. Kurz war ihr Kopf wie leer gefegt. Ihr Vater hätte ein offenes Ohr für sie, wobei sie sich nicht sicher wäre, ob er nicht mit einer Schrotflinte eine Jagd auf den Jungen ansetzen würde, der ihr Mädchen so einfach aus der Bahn warf. Leise kicherte sie in sich hinein. Er machte immer diese Witze, dass er nicht jeden dahingelaufenen Kerl akzeptieren würde. Für seine kleine Prinzessin war nur das Beste gerade gut genug. Sie vermisste seine bedingungslose Liebe, die er Tag für Tag bewies, wenn er Frühstück machte oder sie verhätschelte, wenn sie auch nur die Anzeichen eines Schnupfens zeigte. Sie studierte Medizin, aufgrund ihres Vaters. Er war Oberarzt gewesen und sie wollte es ihm gleich tun. Allerdings hatte er damals seinen Job gekündigt, als ihre Mutter schwanger geworden war und diese ihre Karriere nicht aufgeben wollte. Natürlich hätten sie mehr Geld gehabt, wenn ihre Mutter ihr eine wirkliche Mutter gewesen wäre, aber sie war eine egoistische und auf den Ruf ihres Mannes eifersüchtige Frau, die lieber ihrem Gatten die Zukunft verbaute und ihre leibliche Tochter hasste. Schnell mit Kaiserschnitt das Kind planbar rausgeholt und keine Woche später war sie wieder unterwegs. Lieber so, als ihre eigene Karriere aufs Spiel zu setzen. Aber irgendjemand musste sich um das kleine Kind kümmern und diese Aufgabe hatte ihr Vater liebevoll und bemerkenswert gemeistert. Sie sah sein Lächeln vor ihrem inneren Auge und die Tränen sammelten sich vor ihrer Linse, dass ihr Blick verschwamm. Sie rollten still und leise ihre Wange hinunter. Das Leben war einfach nicht fair, dennoch gab die Haruno nicht auf. Sie würde weiter Kämpfen und in die Fußstapfen ihres Vaters steigen. Auch sie würde Menschen, so weit wie es möglich war, helfen. Dafür lernte sie viel und arbeitete übergangsweise hier. Doch, wenn herauskäme, dass sie sich so ihr Geld verdiente, wäre das wieder schlecht für ihren Ruf. Ihre Chancen würden so weit schrumpfen. Vermutlich bekäme sie nie eine Stelle als Ärztin. Einen Ruf bekommt man so schnell nicht gerettet, wenn er einmal durch den Dreck gezogen wurde, besonders, wenn er mal hoch angesehen war. Wieso waren alle eigentlich auf die Allgemeinheit so beschränkt und hören auf einen allgemeinen Ruf? Könnte er nicht auch gefälscht sein? Worauf basiert ein schlechter Ruf und was ist ein guter Ruf? Wie genau kommt der zu stande? Was definiert hier Gut und Böse? Eine gesellschaftliche Norm? Ein paar Menschen, die auf ihre Gewohnheit beharren, dass etwas schlecht sei, weil es immer als schlecht galt? Das macht jegliche Art von Entwicklung doch unmöglich. Sturheit und Ignoranz, Selbstsucht und Gier machten die Gesellschaft zu dem, was es ist. Ein stagnierendes System, was durch freiheitsliebende Menschen auch wieder als schlecht bezeichnet wurde. Sie hätte irgendwas mit Philosophie studieren sollen. Sie kicherte wieder. Das mit dem Gut und Böse-Denken bekam man nur schlecht aus seinem Bewertungsprinzip raus. Aber das machte auch wieder die Vielfalt der Menschheit aus. Jeder sah alles etwas anders. Und das machte es wieder spannend. Sie seufzte und schaute aus der dunklen Gasse auf die vorbeigehenden Menschen. Ob die sich von einer Ärztin behandeln lassen würden, wenn sie wüssten, wie sie sich ihr Studium finanziert hatte? Klar gab es noch gesellschaftlich kritischere Nebenjobs, aber schon so hatte die Rosahaarige keine ernstzunehmenden Gelegenheiten um ihrem Traum auch nur einen Zentimeter näher zu kommen. Jedenfalls wenn es publik gemacht werden würde. Ihr Blick nun zu Boden gerichtet, sah sie die runden nassen Flecken. Wie war sie jetzt auf diese Gedanken gekommen? Wieso erinnerte sie sich gerade jetzt an ihren Vater und seine gesellschaftskritische Meinung? Sie rieb ihre Tränen vorsichtig trocken, damit die Schminke nicht allzu sehr verwischte. Tief sog sie die Nachtluft in ihre Lungen und entließ sie langsam. Das beruhigte ihr Herz und auch ihre Seele, sodass sie ihre Pause beenden und weiter arbeiten konnte. Pause konnte man diese Achterbahnfahrt ihrer Gefühle nicht nennen.

Es war bereits 3 Uhr nachts, als sie in ihr Bett fiel. Sie hatte nicht mal mehr die Energie sich die Zähne zu putzen. Sie zog sich mühevoll und murrend ihre Klamotten aus, nur um sich langsam wieder in ihre Schlafgewänder zu kleiden. Ihr Handy steckte sie an das Ladekabel, welches neben ihrem Bett lag und prompt zog sie die Decke über sich, da war sie auch schon eingeschlafen. Sie lief am Morgen, früh wie immer, einen anderen Weg als üblich. Es verschlug sie an die Kanalstraße, dort wo der Fluss entlang der Straße floss. Es gab zwischen 2 Brücken einen Steg, den sie verwundernd erblickte. Wofür war der eigentlich? Der Kanal war viel zu flach, dafür, dass man mit einem Boot darüber fahren konnte, aber auch wieder zu tief und schnell, als dass man darin schwimmen könnte. Ob es Fische gab, die es dort zu angeln gab? Ihr Weg führte nicht sehr lang an dem Kanal entlang, dennoch hatte der morgendliche Anblick etwas Beruhigendes an sich. Die Sonne ging unwahrscheinlich schnell unter. Dabei war doch eigentlich morgens oder? In der Dunkelheit leuchteten ihr nun die ersten Sterne den Weg. An dem Steg saß ein junger Mann, welcher sich umdrehte, als ein Mädchen zu ihm kam. Sie hatte scheinbar etwas zu Essen dabei. Sie schätze das Alter der beiden Jugendlichen auf 15 Jahre. Die Uniform hatte sie früher auch getragen, stellte sie fest. Der Junge stand auf und die beiden standen stumm gegenüber ehe sie verlegen lächelten. Gemeinsam gingen sie vom Steg, auf dem Weg, wo auch Sakura lief und verwundert zu den beiden hinüber blickte. Sie liefen in die gleiche Richtung wie sie selbst, einige Meter vor ihr. Sie versuchten immer wieder ein Gespräch aufzubauen, was kläglich scheiterte. Als würden sie nicht wissen, über was sie reden sollten. Die Rosahaarige konnte in der nun stock finsteren Dunkelheit nicht genau erkennen, wer die beiden waren. Kennen tat sie Leute in diesem Alter jedenfalls nicht. Die Straßenbeleuchtung schaffte es kaum, etwas Licht auf diesen vertieften Gehweg Nahe dem Wasser zu bringen. Zu viele Büsche und Sträucher hinderten die Helligkeit daran. Die Haruno musste leicht lächeln, als sie bemerkte, was gerade vor ihr ablief. Kurz redete das Paar miteinander, sie sich dann einander ansahen, wegsahen und ihre Hände anschließend zusammenfanden. Süß, waren ihre Gedanken, als sie den beiden folgte. Wie in einem kitschigen Shoujo-Manga, kicherte sie stumm. An ihr huschten einige seltsame Gestalten vorbei. Sie konnte die Personen nicht genau erkennen, die Gesichter waren durch Kaputzen verdeckt. Sakura ahnte Schlimmes, wollte die zwei Jugendlichen warnen, ihnen zurufen, doch ihre Stimme blieb stumm. Selbst nach mehrmaligen Versuchen entrann ihrer Kehle nicht einen Ton. Verwirrt darüber lief sie in die Richtung der beiden Jugendlichen, erreichte sie sogar eher, als diese dunklen Gestalten. Doch wieder blieb ihre Stimme stumm, nahmen sie die Rosahaarige denn gar nicht wahr?! Entsetzt entfernte sie sich einige Schritte von den ungleichen Gruppen. Das wollte sie nicht mit ansehen, aber irgendwas hinderte sie daran, von hier wegzulaufen. Wieso konnte sie nicht weg? So könnte sie wenigstens Hilfe holen. Aber dann nahm alles seinen Lauf. „Hey Junge, willst du das Mädchen nicht mit uns teilen? Wir helfen dir auch gerne dabei!“ In ihrem Kopf hallte es leiste. „Es tut mir leid, dass du das mitbekommen musst…“ Der Junge blickte ruhig zu dem leicht irritierten Mädchen. Er drehte sich um und stellte sich schützend vor ihr auf. Dadurch dass er so viel größer war als sie, war sie völlig von ihm verdeckt. „Lauf.“ Flüsterte er noch. Wieso konnte sie das Gesicht des Jungen nicht deuten? Er kam ihr so unsagbar bekannt vor, aber dann auch wieder nicht. Es war seltsam, diese ganze Sache hier war seltsam. Das Mädchen blickte auf den breiten Rücken ihres scheinbaren Beschützers. Verwirrt blickte Sakura in das Gesicht des Mädchens. Das vorher so verschwommene und nicht erkennbare Gesicht. Sie kannte dieses Gesicht sehr gut. Oft hatte sie es gesehen. Jeden Tag. Spiegel. Sie war es selbst. Lediglich jünger. Das Alter war scheinbar gut geschätzt. Mit großen Augen staunte sie über ihre eigene Fantasie. Wieso wurschtelte diese so einen Quatsch zusammen? Jedenfalls konnte das keine Erinnerung sein, dafür war ihr diese Situation viel zu fremd. Daran würde man sich ja wohl auch erinnern. Besonders, wenn es eine Person war, die man gerne hatte und diese einen noch beschützt. Das wäre prägend gewesen, jedoch hatte sie so etwas nie erlebt. Die Gruppe der Jungs fingen den Streit an und ein Schlag folgte dem Nächsten. Die Rosahaarige wehrte sich, als einer der Jungs sie zu Packen bekam. Die erwachsenere Version konnte nicht eingreifen. Sie schrie, als einer der Kerle sie an der Hand in eine Richtung zerrte, doch weit kam er nicht. „Lasst die Finger von ihr!“ Er schlug dem Kerl ins Gesicht. Aus dem fremden Gesicht tropfte das Blut. Er schubste die verängstigte Rosahaarige weg, dabei stolperte sie leicht zurück, ehe sie auf dem nassen Gras, das am Wegrand wuchs ausrutschte. Sakura bekam plötzlich immense Kopfschmerzen, als sie zusah, wie sie selbst von dem kleinen Weg über die Wiese ans Ufer rutschte. Sie war bewusstlos, stellte sie selbst ihre Diagnose. Sie kniete sich zu sich selbst hinunter. Sie hatte scheinbar nur Schürfwunden davongetragen. Ihr Blick richtete sich nun auf ihren Begleiter. „Sakura!“ rief er. Eigentlich wollte er sofort zu ihr, doch die Typen hinderten ihn daran. Diese Kerle waren älter als er, und ebenso auch stärker. Er konnte nicht viel tun, außer die Schlage so gut wie möglich blocken oder einstecken. Drei Typen schlugen scheinbar aus Spaß auf ihn ein. Seine Lippe war bereits aufgeplatzt und auch sein restlicher Körper war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Kommt so ist es total langweilig…“ Somit hauten diese Gestalten ab, wie sie auch gekommen waren. Kurz lächelte er. Auch wenn er Schmerzen hatte, so hatten sie es nicht geschafft sich dem Mädchen zu widmen. Dann drehte er sich instinktiv um, und versuchte das Gras hinunter zu ihr zu schlittern. Er stolperte und sah recht wackelig auf den Beinen aus. Mehr schlecht als recht kam er bei dem bewusstlosen Mädchen an. „Es tut mir so leid.“ Sie konnte ihn nicht hören, stellte die ungewollte Zuschauerin fest. In der Nähe betrachtet waren seine Haare dunkel, ebenso wie seine Augen. Das könnte vielleicht auch an der Dunkelheit liegen. Die Stimme zitterte, vermutlich vor Schmerzen. Sie erschauderte, als sie sich die zahlreichen Wunden ansah, die er für sie erlitten hatte. Überrascht über seine verbliebene Stärke, sah sie, dass er die leicht verletzte Sakura auf seine Arme hob und mit ihr in Richtung Straße lief. Das Licht blendete stark und nachdem ein hupendes Auto an ihnen vorbei gerast war. Der Handlungsort hatte gewechselt. Alles verschwamm, als würde man mit Wasser einfach das erste Bild abwaschen und das nächste kam zum Vorschein. Von der dunkeln Umgebung war sie nun in ein helles Krankenhauszimmer gewechselt. Das war alles so verwirrend. Wieso träumte sie das? Eine Vorahnung kann es kaum sein, sie war immerhin schon gute 5-6 Jahre älter. Bei dem Licht, sah sie, dass sie im Bett leg, weiterhin bewusstlos. ihr Begleiter und Beschützer von vorhin war versorgt worden, was nach ziemlich viel Arbeit aussah, da er scheinbar viele VerletzunKurz begutachtete sie das Klemmbrett, welches am Patientenbett befestigt war. Gehirnerschütterung, Schürfwunden, bisher bewusstlos. Auch sie hatte einen Verband um ihren Kopf, einige Pflaster zierten ihren Arm. Nein, sie war lange nicht so schwer verletzt gewesen, wie er. Seine Haare waren tatsächlich dunkel gewesen. Ihr Begleiter hielt ihre Hand, redete mit ihr, dass es ihm Leid tue. Aber er konnte doch nichts dafür? Einige Schritte lief sie auf ihn zu, indem sie selbst sich liegen sah. Ihr Blick galt aber eher dem verzweifelten Jungen. Sie sah in das Gesicht, welches ihr wieder so bekannt vorkam. Doch war es einfach Keines was sie kannte. Diese weichen Gesichtszüge, diese markanten Augen. Dieser unendlich traurige Gesichtsausdruck verfremdete dieses Gesicht noch mehr. Wer zum Henker war er?

„Sakura-Mäuschen!“ Ihr eigener und der Blick des Jungen glitten in Richtung der Stimme. „Du elender Schuft! Du hast Sakura in diese Lage gebracht! Verschwinde und lass dich nie wieder blicken!“ „Aber Haruno-san…“ Versuchte er sich zu rechtfertigen. „Verschwinde. Ich will dich nie wieder auch nur in der Nähe meiner Tochter sehen!“ Sakura selbst verstand nicht. Wieso gab ihre Mutter ihm die Schuld und seit wann hatte sie sich so viele Sorgen gemacht? Der schwarzhaarige Junge stand noch in der Türe, blickte auf das Bett und die Frau, die scheinbar sehr besorgt um die Rosahaarige war. Er machte kehrt. Was sollte er tun. Die Dame hatte Recht. Er war schuld daran gewesen und er konnte sie nicht richtig beschützen. Natürlich hatte er sie nicht verdient. Er murmelte etwas vor sich her, doch verstehen konnte Sakura das nicht. Sie folgte ihm noch bis zum Ausgang, dann blockierte etwas Unsichtbares ihre Verfolgung. „Warte…!“ Der Angesprochene drehte sich um, aber scheinbar nicht, weil er sie gehört hatte, sondern eher, zum Abschied. Dann verschwand er in der Dunkelheit, in die sie nun fiel. Von dem Schrecken des Fallens fuhr sie hoch. Sie saß in ihrem Bett. „Was war das?“ Sie hielt ihren Kopf. Es war eine seltsame Situation gewesen. War es wirklich passiert? Wer war dieser Schwarzhaarige Kerl, den sie einfach nicht erkannte? Und wieso zum Henker war ihre Mutter so besorgt? Wieso hatte ihre Mutter ihm die Schuld gegeben? Da scheint es etwas zu geben, was Sakura vergessen hatte. Tief in sich vergraben. Aber was sollte sie nun tun? Sie hatte niemanden, den sie fragen konnte. Ihre Mutter wäre da sicherlich auch keine Hilfe. War sie sich denn so sicher, dass die Ereignisse im Traum wirklich passiert waren? Nein. Es war nur ein Traum. Ganz sicher. Das wäre doch sonst seltsam oder? Sie kannte den Schwarzhaarigen aus ihrem Traum nicht. Der einzige Schwarzhaarige, der vielleicht dem aus ihrem Traum ähnlich sehen könnte, hatte sie bevor er sie vor dem Auto rettete, noch nie gesehen. Nachdem die Rosahaarige anhand ihres Weckers festgestellt hatte, dass es noch einige Stunden zu Schlafen gab, entschloss sie, dies auch zu tun. Die weitere Nacht verlief traumlos, ehe sie am nächsten Morgen noch immer gedanklich bei der scheinbaren Illusion war. Sie hatte ihn nicht vergessen. Wie könnte sie auch.

Re:ject

Wochenlang schwebten ihr diese Bilder im Kopf. Genauso, wie an diesen Morgen. Gedankenversunken lief sie ihren Weg in Richtung Uni. Sie war so verwirrt, von dem was ihr Unterbewusstsein ihr in jener Nacht gezeigt hatte. Leicht verloren lief sie am späten Vormittag los. Es war wieder ein Mittwoch. Somit würde sie auch Sasuke nicht begegnen. Sie hatte zwar ausreichend Schlaf gefunden, trotzdem konnte sie an nichts Anderes denken als an diesen Traum. Die Autos standen wie immer im Stau, wo die Rosahaarige ohne größere Gefahren die Kreuzung überqueren konnte. Ein Auto hupte direkt, als sie an diesem vorbeigegangen war. Sie schreckte aus ihren Gedanken, blickte dem Fahrer genervt zu, welcher wild herum gestikulierte. Dafür hatte sie jetzt echt keinen Bock. Den Kerl im Auto innerlich beleidigend, ging sie ihren Weg weiter. Sie hasste diese überfüllten Straßen. Generell diese überfüllte Stadt. Morgen wird sie davon allerdings nichts mehr mitbekommen, da sie wieder früh losgehen würde. Dann schüttelte sie mit dem Kopf. Versuchte ihr Hirn von all den Gedanken zu befreien. Es war nur ein Traum. Diesen Satz hatte sie bereits zu einem Mantra erklärt, so oft, wie sie ihn innerlich wiederholte. Zum Glück war heute nur mittags für sie eine Vorlesung. Unter diesen Umständen war es sicherlich nicht gut auf ihn zu treffen. Er würde vermutlich beim Training sein, während sie versuchte zu büffeln. Sicher war sie sich nicht, ob sie wirklich lernen könnte. Nachdem sie den kompletten Weg zur Uni verträumte, saß sie schließlich in der Bibliothek und las in einem Buch über Allgemeinmedizin. Nachdem sie einige Seiten hinter sich hatte, glitt ihr Blick nach draußen. Die Studenten genossen ihre Pause, standen in Grüppchen zusammen und tauschten sich aus. Viele von ihnen begaben sich in die Cafeteria. Sie seufzte, als sie in ihrem Augenwinkel die Jungs auf dem Sportplatz bemerkte. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung und schaute kurz zu. Was war nur passiert, dass sie nicht mehr so lernen konnte, wie sie es sonst immer getan hatte. Dass sie solche seltsamen Sachen träumte. Sie war so aus der Bahn geraten, dass sie sich ernsthaft Sorgen machte. Wieder seufzte sie. Gereizt schlug sie das Buch zu, packte ihre Sachen und verschwand aus der Bibliothek.

Die Jungs warfen nach dem Übungsspiel noch einige Körbe, ehe sie sich in Richtung Cafeteria aufmachten. „Ey Teme, wo glotzt du hin? Die Cafeteria ist in die Richtung…“ Damit zeigte der Blondschopf in dessen Richtung. „Ich weiß…“ Dann wandte er seinen Blick ab und wurde prompt in den Schwitzkasten gekommen, ehe er eine Kopfnuss bekam. Alle lachten. Dieses Bild war so falsch. Normalerweise war Naruto derjenige im Schwitzkasten, doch der Schwarzhaarige interessierte sich nicht dafür. Er hatte nur ein Mädchen gesehen, das in seine Richtung blickte, dann aber ihren Blick abwandte und aus der Fensterfront der Bibliothek verschwand. Sie zeigte keine Regung. Kein Lächeln, dass ein Hallo hätte signalisieren können. Seine innere Stimme hatte sich nun bestätigt. Sie ging ihm systematisch aus dem Weg. Seit Wochen. Hatte er irgendetwas getan? Hatte überhaupt irgendjemand etwas getan, das dieses Verhalten ihrerseits rechtfertigte? Aber er sah es auch nicht ein, ihr hinterher zu laufen. Das wäre absolut Nicht-Sasuke. Aber vielleicht war sie es ja wert? Er kannte sie doch auch gar nicht wirklich. Das wäre trotzdem einfach nur seltsam, würde er ihr nachlaufen. Nachdem sein Kumpel ihn aus dem Schwitzkasten befreite, drehte er sich nochmal in Richtung der Fensterfront. Dorthin, wo er sie immer sitzen gesehen hatte, wo sie auch eben noch saß. Nur Mittwochmorgens kam sie nicht so früh. Sonst war sie immer dort. Außer dieses eine Mal, wo sie sich zu ihnen auf die Tribüne gesetzt hatte. Er lachte auf und schüttelte den Kopf. Dann hörte er seine Teamkollegen tuscheln. „Ist der Krank?“ „Vielleicht ist das ansteckend!“ „Scheint eine ernsthafte Persönlichkeitsstörung zu entwickeln…“ Er drehte sich zu ihnen, seine Ohren wurden rot, was seine Kumpel durch seine Stirnfransen aber nicht sehen konnten. „Leckt mich…“ Somit drehte sich der Schwarzhaarige um und begab sich Richtung Tribüne.

Naruto schaute nur verwirrt hinterher. Er verhielt sich tatsächlich so gar nicht Sasuke-Like. Irgendwas ging in ihm vor, was ihn beschäftigte. Wenn er nicht mal mehr Nerven für Witze hatte. „Hat der seine Tage?“ „Vielleicht!“ Lachte einer. Naruto schwieg ungewöhnlicher Weise. „Lasst uns einfach essen. Ich hau den Trottel da nachher mal drauf an. Vielleicht hat er wieder Zoff zuhause…“ Dann schwiegen sie plötzlich, jeder wusste, was das zu bedeuten hatte, wenn dies der Fall wäre. Jedes Mal, wenn dieses Thema aufkam war Sasuke ungewohnt aufbrausend, leicht aus der Ruhe zu bringen und nahezu jedes Mal, wenn jemand nicht rechtzeitig die Reißleine zog, gab es eine Prügelei zwischen Naruto und dem Schwarzhaarigen. Eine einzige Misere. Doch nur der Blonde wusste, wie es um den Uchiha stand. Nicht umsonst war er sein bester Freund.

Mit knurrendem Magen saß er auf der Tribüne und blickte in die Wolken. Heute war ein sonniger Tag. Wieso kann es nicht regnen?! Dann wäre das wenigstens entsprechend seiner Stimmung. So ein Regenmatch mitten im Sommer klingt doch nett. Erneut brummte seine Körpermitte. Wieso war er so aufgebracht? Sonst war er doch auch für jeden Spaß zu haben. Wenn er so kratzbürstig drauf war, dann eigentlich nur, wenn sein Vater ihn wieder von der Schule nehmen wollte, weil er doch eh keine Zukunft als Sportler hätte. Er solle etwas Vernünftiges studieren und das Stipendium nicht verschwenden. So wie sein Bruder, genauso sollte er es machen. Das gab immer großes Gezanke. Auch jetzt, wo sein Vater versucht sich seine eigene Firma aufzubauen. Früher, als sein Vater noch in dem Uchiha-Imperium tätig war, hatte Sasuke es als Nesthäkchen nicht unbedingt leichter. Sein Bruder sollte die Firma übernehmen. Er war ein Überflieger. Er konnte einfach alles. Gute Noten, gutes Benehmen, einfach ein perfekter Sohn. Und was war Sasuke? Sasuke war der Unfall gewesen, der eigentlich nicht gebraucht wurde. Der wenigstens ein Mädchen hätte werden können. Dumm gelaufen. Um sich Anerkennung zu verdienen, tat Sasuke nahezu alles, jedoch reichte es nie. Der Neid hatte ihn jahrelang angefressen, doch gegenüber Itachi spielte er immer den lieben kleinen Bruder. Hinten rum wünschte er ihm die Pest. Doch wollte er es sich nicht auch noch mit ihm verscherzen, zumal er eigentlich nichts dafür konnte. Er hatte einfach ein Händchen für diese Dinge, Sasuke eben nicht. Itachi wusste vermutlich auch von dem Konflikt den sein kleiner Bruder in sich bestritt, aber wollte er vermutlich nie zurückstecken. Er war kein schlechter großer Bruder, nur weil er besser war. Itachi war einfach immer besser und es sah so leicht aus, wenn er nach Hause kam, das Zeugnis unter die Nase seiner Eltern hielt. Lachend und stolz. Während Sasuke sein Zeugnis nie freiwillig zeigte. Er war so durchschnittlich, meist hatte man ihn in der Schule schon gefragt: „Bist du besser oder schlechter als Sasuke?“ „Ich bin definitiv überm Durchschnitt!“ Seine Mundwinkel zogen sich hoch, als er bemerkte, wie weit er gedanklich abdriftete. Wie oft wurde er in der Schule verprügelt, weil er doch ein Uchiha war. Er solle sich nicht einbilden etwas Besseres zu sein. Das kam ihm nie in den Sinn. Als er sich wehrte, wurde es nur schlimmer. Fühlten sich vermutlich bestätigt. Dann irgendwann, letztes Jahr der Mittelschule, kam ein neuer Schüler. Ein durchgeknallter Blonder, jener, dem die Meinung der anderen nicht egal war, aber wenn sie schlecht war er einen Scheiß draufgab. Zumal ihn alle für einen Idioten hielten, doch er sie immer wieder mit einer Einfachheit und Natürlichkeit von Gegenteil überzeugte. Ehe er dann wieder etwas scheinbar Dummes machte. Sein Lächeln hielt an. Sasuke war so neidisch gewesen. Es war wie eine Gewohnheit neidisch zu sein. Neidisch auf die, die besser mit Dingen umgehen konnten, die erfolgreicher waren, als er selbst. Vermutlich gerieten er und Naruto darum so oft aneinander. Mittlerweile wusste er es besser. Und trotzdem fuhr er viel zu oft aus seiner Haut. Und dann nicht mal wegen seiner Familie, sondern wegen einer Frau, die er gar nicht wirklich kannte. Aber sie war so unglaublich interessant. Fast so interessant, wie das Mädchen von früher. Das blonde Mädchen, welches er durch das Business-Dinner kennen lernte. Sie war die Tochter einer Dame, die sich um eine Kooperation mit der Uchiha-Company bemühte. Zu dem Zeitpunkt wäre der Abschluss ein großer Fehler gewesen. Er brachte seine Gedanken wieder auf den eigentlichen Weg. Dieses Mädchen. Mit ihren stechend grünen Augen und den langen blonden Haaren sah sie eher traurig aus, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Wieso er mit zu diesem Essen musste, hatten ihm seine Eltern bis heute nicht wirklich erklärt, aber er war dankbar. Dankbar, dass Itachi nicht mit war, dass er ein Auslandssemester machte. Dass er, wie er im Nachhinein von ihm selbst erfuhr, nicht als Verlobter für sie infrage kam, sondern nur Sasuke selbst. So konnte er sie kennen lernen und nicht sein Bruder. Er hatte zum ersten Mal Glück gehabt. Selbst wenn seine Eltern dachten, dass sie nicht würdig sei, an Itachis Seite zu stehen, könnte es ihn nicht weniger kratzen. Er war am Zug gewesen. Egal aus welchem Grund. Und das Beste war, sie verstanden sich sofort. Sie tauschten, wenn auch heimlich, ihre Handynummern aus, da ihre Mutter ihn nicht mochte. Sie trafen sich oft. Sie erzählten sich viel. Sie war gerade erst hergezogen. Sie hatte bisher keine Freunde gefunden, hatte auch nicht viel Zeit. Ihre Mutter hatte sie zu dem Essen angeblich nur mitgenommen, damit sie später nicht noch für sie hätte kochen müssen. Dass es eine Verlobung geben sollte wusste sie bis dato auch noch nicht. Ihre Mutter sei damit allerdings unzufrieden gewesen, dass er da gewesen war und nicht der ältere Sohn. Doch auch die Blonde war glücklich. Sie sagte so oft, dass sie ihrer Mutter dafür danken müsse, weil sie ihn nur so hätte kennen lernen dürfen. Denn das blonde Mädchen war so davon überzeugt, dass ihre Mutter sie hasste, dass sie nahezu gar nicht mit ihr sprach, geschweige denn zuhause war. Ihr Vater war immer sehr viel arbeiten und nur wenn es ihm möglich war, kümmerte er sich um sie. Mittlerweile sei sie ja auch schon alt genug, um alles besser zu verstehen. Ansonsten saß sie immer an dem Steg. Nach der Schule, nach jeglicher Freizeitaktivität. Dort lernte sie, dort machte sie Hausaufgaben. An Regentagen verlagerte sie die Arbeiten nach Hause, doch die meiste Zeit saß sie trotzdem im Regen dort. Es war der Steg des Kanals, der seine frühere Joggingroute war. Ihr Treffpunkt. Dort wo er sie immer auflas und etwas mit ihr unternahm. Sie war seine erste Liebe. Dann war alles vorbei. Vor seinem inneren Auge kam ihr Gesicht zum Vorschein.

Skeptisch wurde er, als sein Gehirn sein Bewusstsein auf eine gewisse Ähnlichkeit mit einer rosahaarigen Bekannten hinwies. Vielleicht war er auch darum so zu ihr hingezogen. Zu einem Mädchen, was er damals gehen lassen musste. Er würde nie vergessen, was an dem Abend passierte. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Doch ein unglücklicher Zwischenfall hatte ihn daran gehindert. Als ihre Mutter dann auch noch gegen die Beziehung war, dass Itachi nur für sie infrage käme, spürte er den Hass. Dieser Mutter waren zusätzlich die Gefühle ihres Kindes egal. Der diensthabende Arzt war sein damaliger Basketball-Coach gewesen, der ihm plötzlich dankte, dass er seine Tochter beschützt hatte. Er habe Glück, dass Sasuke die Courage hätte einem fremden Mädchen zu helfen und dabei so einzustecken. So, wie er es sagte, wusste er nicht, dass seine Frau sie zuvor teuer verheiraten wollte. An seinem Bruder. Sonst hätte er doch was gewusst. Auch im Training, als er die kurze Zeit so viel besser drauf war. Doch dass niemand mal auf die Idee kam, dass er mit einem Mädchen eine Art Beziehung führte, sah er es schließlich ein. Er hatte nicht das Recht dazu zu lieben. Sie oder sonst wen. Oder geliebt zu werden. Niemand würde Sasuke eine Beziehung zutrauen. Zusätzlich hatte er sie nicht mal beschützen können. Er war 15 Jahre gewesen. Die Angreifer über 20 Jahre. Es war ein ungleiches Match. Dennoch plagten ihn Schuldgefühle. Immer wenn er scheinbar Glück hatte oder es in irgendeiner Weise verspürte, kam das Schicksal dazwischen. Es war ein herber Rückschlag für ihn.

Lange redete sich der junge Uchiha ein, dass es keine richtige Liebe war, doch nachdem Naruto seine Gefühle schilderte, als er ein Mädchen kennen gelernt hatte, wusste er es besser. Wieso durfte er einfach so lieben? Wieso wurde Naruto ständig von jedem so angenommen, wie er war? Und da zerfraß ihn wieder der Neid, trotzdem gönnte er es dem Blondschopf. Zu jedem Topf der Deckel, auch wenn sein Deckel mittlerweile wohl einen anderen Topf gefunden haben wird. Eigentlich konnte er nicht mal wissen, ob sie den Zwischenfall überlebt hatte. Er spürte den Frust aufkommen und erstickte ihn wieder, so gut er konnte. Doch da kam diese einzelne Träne. Nicht, dass er eine Heulsuse wäre, aber diesen Tropfen salziges Wasser konnte er nicht mehr aufhalten. Sie rollte in einem Rutsch einsam über seine Wange. Der Schwarzhaarige seufzte anschließend. Es folgte ein Knurren. Er hielt sich den Magen. Essen wäre vielleicht nicht schlecht… Er hielt seine Augen weiterhin geschlossen, genoss die Ruhe, den leichten Wind, der die schwache Wärme der Sonne etwas kälter wirken ließ. Er spürte, wie die Verdunstungskälte seiner Träne eine kalte Spur auf seiner Haut hinterließ, als der Wind blies. Diese innere Wehmut wird ihn den Tag wohl noch begleiten. Die nasse Bahn, die seine Träne hinterlassen hatte, war wieder getrocknet, zog etwas aufgrund der salzigen Überreste. Dennoch, niemand würde etwas ahnen. Der Magen des Uchiha zog sich schmerzlich zusammen. Es roch lecker nach Essen. Das war sicherlich die Cafeteria. Mühsam setzte er sich auf, und blickte plötzlich in ein bekanntes Gesicht, das ihn sanft anlächelte. Träumte er? Im ersten Moment glaubte er seine alte Liebe wieder ins Gesicht zu blicken. Aber sie war es nicht. Wie lange hatte er nun hier gesessen und sie nicht registriert?

Nachdem sie übereilt aus der Bibliothek geflüchtet war, und nicht mal wusste wieso, hatte sie sich zunächst in das große Atrium gesetzt und überlegt, was mit ihr los war. Aber ihre Gedanken kreisten immer um eine Person. Sasuke. Er hatte sie angesehen. Sie hatte zurückgeblickt. Doch hielt sie seinem Blick nicht stand. Wieso? Und wieso machte sie das so wütend? Wieso ging sie ihm so vehement aus dem Weg? Er hatte nichts gemacht, was dieses Verhalten rechtfertigen könnte. Nicht ansatzweise. Vielleicht, weil sie wusste, dass es falsch war? Weil sie wusste, dass es nie was geben kann? Dass sie jemanden wie ihn nicht verdiente? Dass sie eine Beziehung nicht haben konnte. Dass er es herausfinden könnte, wo oder eher als was sie arbeitete? Dass er es nicht verstehen würde? Dass er sie, wie alle verurteilen würde? Dass er sie hassen könnte? Wie alt war sie nochmal? Zwölf? Seufzend kramte sie in ihrer Tasche. Ihr Bento kam zum Vorschein. Hunger hatte sie nicht. Der Stein in ihrem Magen lag zu schwer. Aber sie konnte es auch nicht schlecht werden lassen oder gar wegwerfen. „So eine Verschwendung.“ Murmelte sie zu sich selbst. Sie schaute auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu checken. „Sehr gut, so bin ich dort alleine…“ Ihr Weg führte sie aus dem Gebäude, in eine Richtung, in die sie sich eher selten verirrte. Jedenfalls nicht bewusst. Einmal bisher, wo sie allerdings nicht wirklich lernen konnte, wie sie wollte. Wo sich alles verändert hatte. Die Rosahaarige seufzte. Sie konnte bereits die Tribüne erkennen, allerdings nur von hinten. Aber man konnte keinen Ball prellen hören, geschweige denn die Gespräche der Spieler oder das Gekreische der Cheerleader. Sie machten tatsächlich pünktlich Pause. Leicht lächelte die Haruno darüber. Recht haben ist ein sehr bestätigendes Gefühl. Sie ließ zwar weiter in die Richtung, dennoch waren ihre Gedanken zurück bei diesem Thema. Sasuke. Schlimm, dachte sie. Er beherrschte bereits ihren Kopf. Wie sollte sie da nur lernen? Aber… War es wirklich, dass sie Angst hatte, er fände ihr Geheimnis heraus? Oder war es auch dieser Traum, der sie so aus der Bahn geworfen hatte. Was hatte der zu bedeuten? War vielleicht doch irgendwie Wahrheit dabei? Und wenn ja, wieso? Wieso jetzt? Und warum war die Erinnerung an so ein Ereignis verblasst? Wegen der Kopfwunde? Gedächtnisverlust? War der Junge vielleicht doch Sasuke? Sie glichen sich schon irgendwie. Vielleicht sah er damals genauso aus. Dann hätte er sie bereits zwei Mal gerettet. Sie sollte dem mal auf den Grund gehen. Vielleicht sollte sie ihm reinen Wein einschenken. Dann würde sie auch mehr über ihn erfahren, ihn kennen lernen. War es nicht auch das, was sie sich insgeheim wünschte? Waren diese Gefühle nicht genau die, die sie sich für ihr Studium eben nicht gewünscht hatte, die sie aber nicht abwehren konnte? Hatte sie den Schwarzhaarigen jetzt wirklich schon in dieser Form in ihr Herz gelassen? Ohne ihn wirklich zu kennen?
 

Somit trat sie auf den leicht staubigen aber weichen Boden, blickte sich um, als sie die Tribüne endlich von der richtigen Seite erspähte. Etwas verwirrt aber nicht überrascht bemerkte sie den Schwarzhaarigen, der vor sich her zu träumen schien. Natürlich, wer sonst, seufzte sie. Sie würde nicht länger davonlaufen. Auf leisen Sohlen schlich sie sich zu ihm, setzte sich etwa einen Meter von ihm entfernt hin. Blickte erst in den Himmel, dann zu ihm. Irritiert sah sie, wie ihm eine Träne aus dem Auge über die Wange lief. Wie gerne würde sie nun seine Gedanken lesen können. Verunsichert, ob sie nicht vielleicht gehen sollte, entschied sich die Rosahaarige zu bleiben. Sein makelloses Gesicht wirkte blasser in der schwachen Mittagssonne. Die Spur seiner Träne glitzerte noch leicht, ehe sich auch die letzten Wassermoleküle verflüchtigten. Sie musste sich tatsächlich zusammenreißen, als sie seinen Magen knurren hörte. Beinahe hätte sie laut losgelacht. Vielleicht wäre ihr Essen in seinem Magen besser aufgehoben, kicherte sie lautlos zu sich selbst. Definitiv ein Grund zu bleiben. Noch ein paar Minuten schwieg sie neben ihm. Irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit dem Typen aus ihrem Traum, aber so richtig dann doch nicht. Vielleicht sah er jünger anders aus? Aber wahrscheinlicher war, dass dieser Traum einfach nichts zu sagen hatte. Die Reaktion ihrer Mutter war so seltsam unnatürlich gewesen, demnach kann dies nicht wahr sein. Sie war auf Mädchenschulen, sodass sie nie irgendwie einen Jungen als Freund hatte. Ihr Kopf schmerzte. Hatte sie irgendwas vergessen? Nein. Unmöglich. Sie hatte generell eigentlich eher kaum Freunde. Es gab ein einziges Mädchen, was sich für die Rosahaarige einsetzte, während alle anderen sie nicht mochten. Sakura‘s wohlhabende Herkunft und ihr Aussehen haben da direkt einige Möglichkeiten verwehrt, dabei soll man meinen, dass so etwas eher positiv aufgenommen würde. Pustekuchen. Von den meisten Mädchen wurde sie gehasst. Besser für die Haruno. Umso mehr konnte sie sich um ihre Schulnoten kümmern. Das war ihrer Mutter sowieso viel lieber. Ihre Freundin war dafür sehr beliebt. Sie hatte lange blonde Haare und strahlend blaue Augen gehabt, doch als sie dann irgendwann einen Freund hatte, war Sakura nicht mehr so frequentiert. Zwar war es sehr schade, doch ändern konnte und wollte sie das nicht. Ihre beste Freundin war glücklich und sie gönnte es ihr von ganzem Herzen. Sie lächelte dem Himmel entgegen. Vor einiger Zeit bekam sie den Brief, dass sie zu deren Hochzeit eingeladen war. Ja Hochzeit. Viel zu früh! Waren Sakura’s Gedanken, doch eigentlich war sie nur neidisch. Ihr Blick richtete sich gen Tasche auf ihrem Schoß. Irgendwann, ja irgendwann würde ihr das auch gegönnt sein, doch erstmal musste sie ihr Studium rumkriegen. Zumal hatte sie auch niemanden, mit dem sie sich ihre Zukunft vorstellen konnte. Sie hatte die Einladung jedenfalls noch nicht zurückgeschickt. Alleine zu einer Hochzeit… Naja. Das würde sie auch noch schaffen. Sie blickte zu dem Träumer mit seinen schwarzen Haaren. Eine leichte Ähnlichkeit mit Ino’s Verlobten konnte sie nicht leugnen, dennoch zeigte Sasuke ganz andere Züge. Wärmere, freundlichere Züge. Sein Gesicht strahlte eine einzigartige Geschichte aus, die Sakura nur zu gerne kennen würde. Wäre ihr Vater nicht so früh gestorben, wer weiß, ob sie dann nicht jemand anderen hätte, den sie nun so ansehen würde. Vielleicht hätte sie jemanden gefunden, der aus dem Basketballteam ihres Vaters war. Das waren die einzigen Jungs, zu denen sie früher mal Kontakt hatte. Selbst im Kindergarten durfte sie nur mit den Mädchen spielen. Gott war das lange her. Sie konnte sich keinen einzigen Namen merken, aber alle wussten, wer sie war. Wie alt waren sie? 8 Jahre? Mittlerweile merkte sie sich die langweiligsten Dinge ziemlich gut. Sie lachte lautlos und begutachtete Sasuke’s entspanntes Gesicht. Aber diese Kombination „Tollpatsch und cooler Typ“ scheint so ein Klischee-best-friends-Ding zu sein. Das erkannte sie, als sie Sasuke und Naruto spielen sah. Wie die beiden Jungs von früher. Nur dass sie sich nicht prügeln, wenn der Ball nicht reingeht. Wenn sie Naruto nicht gesehen hätte, wusste sie allerdings nicht, ob Sasuke nicht vielleicht auch eher der Tollpatsch wäre. Vermutlich lag es an seinem Stigma, an seinem Namen, dass er von allen als „cool“ und „unnahbar“ angesehen wurde. Wären die Namen vertauscht würde auch Naruto sehr wahrscheinlich in dieses Schema passen… Blöd war der Blonde nicht, da war sie sich sicher. Schließlich muss er ja auch irgendwie die Prüfungen an der Uni hier bestehen. Sakura war sehr froh, dass sie sich da nichts draus machte. Wenn sie so einen Respekt vor ihm hätte, würde sie dann hier sitzen? Hätte sie dann so mit ihm geredet? Hätte sie ihn so behandeln können? Sie musterte ihn grinsend, ehe er sich aufsetzte und sie direkt ansah, nachdem sein Magen erneut auf seine Leere aufmerksam gemacht hatte. Ihr Grinsen wich einem sanften Lächeln. „Hat dich der Hunger aus den schönen Träumen gerissen?“ Sie hielt ihm ihr Bento hin. Er sah überrascht aus. Kein Wunder, bis gerade hatte er geglaubt, er wäre alleine. Sonst hätte er sich sicher nicht diese Blöße gegeben. Er lachte kurz auf, versteckte sein Gesicht hinter einer Hand. Er bekam wieder leicht rötliche Ohren. Peinlich? Als sie bemerkte, dass er über sich lachen musste, konnte sie nicht anders, als mit zu lachen. Lachen erleichtert so vieles. Es bringt egal, wie die Situation zuvor war einfach positive Gefühle. Lachen macht so vieles einfacher. Gemeinsam kicherten sie nun, ohne dass irgendjemand sie störte. Eine ungewohnte aber angenehme Zweisamkeit baute sich auf. „Du hast das Bento nötiger als ich, nimm schon…“ Sakura hielt sich noch den Bauch vom Lachen. „Sicher? Ich bin sehr wählerisch…“ „Mir egal, dann bleibt vielleicht noch was für später übrig.“ Sie zwinkerte, dann lachten sie wieder, ehe der Schwarzhaarige das Bento zu sich nahm. Eine willkommene Abwechslung. Es war so plötzlich, als sie einander ansahen und beide sogar gerade gedanklich beim jeweils anderen waren. Es war ihnen so peinlich, dass sie gemeinsam lachten. Ohne zu wissen, wieso der andere mit lachte. Es war einfach ein Gefühl, dass es nun an der Zeit zum Lachen war, was sie dazu bewegt hatte. Und das Gefühl, auf der gleichen Wellenlänge zu sein. Stumm schaute sie ihm beim Essen zu. „Hmm, das ist echt lecker… Ich habe das noch nie so gewürzt gegessen, aber das merke ich mir.“ Als er vom Essen aufsah, bemerkte er ihr Strahlen und auch die rötlichen Wangen. Sie freute sich tatsächlich einen Wolf, dass sie gelobt wurde. Woher diese Offenheit? War sie seit einigen Wochen nicht noch scheinbar unnahbar? Bis gerade eben noch? Frauen… Sie schwieg, bis er mit der Nahrungsaufnahme fertig war. Sie packte die tatsächlich leere Bento-Box in ihre Tasche. Von wegen wählerisch. „Als ich das letzte Mal geheult habe, war als ich an dieser Uni angenommen wurde. Davor war es, als ich von meiner Mutter mehr oder weniger rausgeschmissen wurde. Naja. Vielleicht noch hin und wieder wenn ich mir den kleinen Zeh angehauen habe oder so…“ Sasuke lachte auf. Diese direkte Art war schon beinahe unverschämt. Aber sie war neugierig, kam endlich wieder auf ihn zu, mied ihn nicht mehr, öffnete sich. „Darf ich fragen, warum der coolste Typ dieser Uni Tränen vergießt. Oder eher eine einzelne, einsame Träne?“ Sie schaute ihn direkt an. Er beugte sich vor, seine Ellenbogen auf seinen Beinen abstützend, legte er seinen Kopf in seine Hände. Es kam Stille auf. Dann drehte er seinen Kopf, noch in einer Hand abgelegt, zu ihr, während die Zweite ihr eine lange rosafarbene Strähne ihres Ponys hinters Ohr strich. Sie störte seinen Blick in ihre strahlend grünen Augen. „Die grausame Erinnerung an eine lang vergangene Liebe, zerstört durch einen unerwarteten Schicksalsschlag.“ Sie hielt seinem Blick stand, suchte in seinen Augen nach weiteren Informationen. Sie war so interessiert. Die Haruno sah ihr wirklich ähnlich. Es war, als würde er sie vor sich sehen. „Ist das deine Naturhaarfarbe?“ Sie nickte nur. Er zog seine Hand langsam zurück. Sie hatte genau denselben Gesichtsausdruck, wie sie. Genau so, als er jenem Mädchen damals von seinen Problemen erzählte. Über seinen Bruder. Seinen inneren Konflikt. Warum konnte sie nicht jenes Mädchen sein? Ihr Vorname passte doch auch so wunderbar. Aber sie war es nicht. Es waren zwar nur die Haare die nicht passten, dennoch glaubte er nicht daran, dass er diese Chance verdient hätte. Sie könnte sich vielleicht auch nicht erinnern. Nein sie kann es nicht sein. Es war die Haarfarbe, die ihn diesen Gedanken verweigerte. Wie viele Mädchen trugen diesen Namen? Vielleicht gab es sogar Mädchen, die auch den gleichen Nachnamen trugen. Wie oft hat er das Telefonbuch durchgesucht und doch nie den Mut gehabt? Doch diese Sakura hier, hatte definitiv einen anderen Nachnamen. Und eine andere Haarfarbe. Aber die gleichen Augen. Augen in die er sich gerne verlieren würde. Augen, mit festem Blick, die er geliebt hatte. Doch konnte er ihr das nicht antun. Er würde sie immer vergleichen. Das hatte die Haruno nicht verdient. „Hast du sie sehr geliebt?“ fragte sie leise. „Vermutlich Schon. Aber es war zu schnell vorbei, ihre Mutter hat alles beendet, als dass ich ihr irgendetwas hätte sagen können.“ Sein Blick wanderte auf das leere Spielfeld. „Erzähl mir von ihr.“ Seine Augen wurden groß vor Verwunderung, doch blickte er weiterhin auf das Spielfeld. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Wieso sollte er ausgerechnet mir ihr darüber reden? Noch nie hatte er überhaupt das Thema angeschnitten. Selbst seine Familie wusste nicht, wie nah er diesem Mädchen stand. Sie wussten auch nichts von dem, was damals passiert war, als er mit all den Verletzungen im Krankenhaus war. Eisern hatte er geschwiegen, bis heute. Sogar gegenüber Naruto. Bis gerade eben, wo er ohne nachzudenken einfach sagte, was ihm in den Sinn kam. Er hatte seine Gefühle einfach dargelegt, als könnte er mit der Rosahaarigen über alles reden. Er vertraute ihr komischerweise und bedingungslos. So wie sie so neben ihm saß, hatte er das Gefühl, dass sie ihn verstand, dass alles gar nicht so schwer auf ihm lastete, wie sonst. Sie kam einfach aus dem Nichts in sein Leben, stellte es auf dem Kopf, verdrehte es, als wäre es ganz normal. Sie durchschaute ihn, als wäre seine Mauer, die er über Jahre aufgebaut hatte nur Glas, als hätte sie einen Schlüssel zu den Ketten, die ihn beengten. Die Rosahaarige hatte genau das Feingefühl, dass sie wusste, wie man mit ihm umzugehen hatte. Das kannte er nur von ihr. Sein Blick wanderte zu ihr. Sie sagten jetzt schon mehrere Minuten kein Wort. Sie wartete hingegen geduldig, dass er begann. Was auch immer er zu sagen hatte, sie würde ihm zuhören. Zuversichtlich lächelte Sakura dem Schwarzhaarigen entgegen. Gegen diese junge Frau war kein Kraut gewachsen. Sie war so besonders und doch verglich er sie mit ihr. Und sie ahnte nicht, dass sie jenem Mädchen so ähnlich war. Aber vielleicht machte es ihr auch nichts aus? Überlegte er gerade ernsthaft, der Rosahaarigen alles zu erzählen? Nicht, dass er ihr nicht vertrauen würde, nein das tat er komischerweise von Anfang an. Aber kann dieses Wissen nicht auch eine Freundschaft sabotieren? Glaubte er in Sakura nicht vielleicht eine Frau zu sehen, mit derer eine Beziehung eingehen könnte? Eine Beziehung. Nein. Das kam für ihn nicht infrage. Wieso sollte er eine Beziehung mit jemand anfangen wollen, wenn er doch wusste, dass er sie verletzten würde. Sein Magen verkrampfte sich. Es war ein Fehler seine Gefühle für sie zu leugnen. Doch diesen Schmerz wollte er ihr und auch sich ersparen. Das konnte nicht gut gehen. Außerdem war auch für die Haruno ihr Studium oberste Priorität. Eine Beziehung würde nur Probleme machen. Ebenso war es für ihn. Egal wer der jeweilige Partner wäre. Sie haben gewisse Ziele, die sie verfolgten. Da passen Beziehungen nicht hinein. Dann wäre es doch nicht schlimm, würde er davon erzählen, aber würden die Mädchen normalerweise eher nichts von solchen Geschichten hören wollen? Konnte sie denn auch in dieser Hinsicht so anders sein? Er seufzte. An was für unglaublich dumme Dinge dachte er gerade überhaupt? Mit leicht schlechtem Gewissen verneinte er. „Vielleicht wann anders, okay?“ Schmollend lehnte sie sich an die Holzbank. „Dann nicht.“ Sofort lachte sie wieder. „Reden hilft jedenfalls... Auch wenn der Gegenüber nicht immer antworten kann.“ Sie stand auf und hüpfte die erste Reihe der Tribüne runter. Verwirrt schaute der Schwarzhaarige ihr nach. Der Gegenüber nicht antworten kann? Was soll das bedeuten? „Wir sehen uns morgen früh.“ Lächelte Sakura ihm entgegen und lief einfach davon. Er hob nur stumm seine Hand zum Abschied. Hatte er ihren traurigen Blick wirklich gesehen oder war es Einbildung? Kurz schüttelte er den Kopf und zuckte dann mit den Schultern. Keinen Moment später ertönte die laute Glocke und signalisierte das Ende der Mittagspause. Er hatte das dumpfe Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, aber in dieser Situation konnte er seiner Meinung nach nur Schadensbegrenzung betreiben. Er hätte ihr nicht einfach vor dem Latz knallen dürfen, dass er einer vergangenen Liebe nachtrauerte. Das kam nie gut an. Egal, ob das Mädchen sich Hoffnungen machte oder nur Freundschaft wollte. Oder war Sakura da auch wieder mal ganz anders? Er wusste es jedenfalls nicht. Er stand auf, sah bereits die anderen wieder auf das Spielfeld kommen. Auch die Cheerleader waren auf den Weg hierher. Müde lächelte er. Sie hatte gutes Timing. Sie war davor so übereilt geflüchtet. Scheinbar war das alles seine Einbildung gewesen. Er hatte sich nicht wieder selbst manipuliert. Erleichtert lief er von der Tribüne runter lief den Jungs entgegen. Sakura wird es verstanden haben. Immerhin war sie nicht dumm. „Sorry für eben. Lasst uns einfach trainieren…“

Ihre Tasche stellte sie neben den kleinen Tisch, schob den Stuhl zurück und setzte sich. Das Buch, welches es zu studieren galt, legte sie auf den Tisch und schlug es auf. Eine beliebige Seite flatterte auf. Er vertraute ihr noch nicht? Möglich, aber sie glaubte schon, dass es da eine besondere Art von Vertrauen gab. Aber vielleicht war es auch eine richtige Entscheidung. Wäre sie wirklich bereit gewesen? Sie hatte genug eigene Probleme und wollte sich nun die von anderen anhören? Sie kannte Sasuke doch nicht wirklich und brachte ihn in eine so unangenehme Situation. Sie wusste doch genau, wie es sich anfühlte, wenn man bedrängt wird, man solle nun darüber reden, auch wenn man nicht wollte. Nicht bereit war. Sie sehnte sich so sehr nach jemanden, mit dem sie wiedermal einfach reden konnte. Reden, ohne sich Gedanken zu machen, mit jemandem den sie blind vertrauen konnte. Sie hatte gehofft, dass Sasuke vielleicht derjenige sein könnte. Aber sie wusste nicht, ob er dies überhaupt wollte? Klar, jeder hat seine Probleme. Er war ein Einzelgänger, wie sie auch war. Doch er hatte jemanden. Sogar Familie hatte er, wenn er sie brauchte. Sie hatte plötzlich Angst. Sie hatte nie einen Gedanken damit verschwendet, eine Beziehung zu wollen, besonders nicht mit ihm, doch eine Freundschaft würde man doch nicht abweisen können. Oder? Lange war ihr Kopf leer. Dann kam ihr ein seltsamer Gedanke. Was, wenn sie ihn an seine alte Liebe erinnerte? Konnte dann eine Freundschaft überhaupt gedeihen? Soweit hatte die Rosahaarige noch gar nicht gedacht? Vielleicht sah sie dem Mädchen auch irgendwie ähnlich und er verglich sie mit ihr? Vielleicht hatte sie auch den gleichen Namen? Ihr Name war sehr verbreitet. Wenn sie ihn mit ihrem Namen an eine alte Liebe erinnerte, wäre das sehr hinderlich. Sie mit Sakura verglich? In welcher Hinsicht auch immer? Hatte er etwa darum so seltsam nach ihrer Haarfarbe gefragt? Früher trug sie blonde Haare, weil ihre Mutter rosa zu abgedreht empfand. Sie hatte, nachdem die 18 geworden war ihre Haare zurück färben lassen. Ihr Vater nannte sie nur wegen ihrer Haarfarbe so, wie sie nun mal hieß. Sakura. Aber vielleicht war das alles ein Grund, wieso er keine Freundin hatte oder wollte. Vielleicht war das ein Grund gar nicht in seine Richtung zu gehen. Hat er vielleicht darum eine Mauer hochgezogen? Verglich er alle mit seiner Verflossenen? Er könnte sie abweisen, nur, weil sie zufällig den gleichen Namen tragen könnte. Oder sie die gleiche Augenfarbe hatte, wie seine damalige Liebe. Dass mit der Mutter, die gegen diese Beziehung war, verband die Rosahaarige mit ihrem Traum. Jetzt fiel ihr es erst auf. Für sie war es normal, für ihr Unterbewusstsein auch, dass sie im Traum blonde Haare trug. War dieser Junge etwa Sasuke gewesen? War das letztlich doch kein unwillkürlicher Traum, sondern verdrängte Erinnerung? Unkontrolliert glitt ihre Hand an ihr Herz. Sie presste sie fest gegen ihre Brust. Was war das für ein beklemmendes Gefühl. Über das Buch gekrümmt fielen die ersten Tränen auf die Seiten. Angst kam in ihr auf. Angst, dass dieser Traum wirklich passiert war. Angst vor seiner Reaktion. Angst vor Abweisung. Sie war ihm so lange aus dem Weg gegangen, doch eigentlich suchte sie doch Nähe. Nähe zu jemandem, den sie wieder vertrauen konnte. Über alles reden, jemand der auch antworten kann. Nicht zu einem Stein. Ein Grab mit Namen einer geliebten Person eingraviert. Ohne es zu wissen, hatte sie gehofft, dass er derjenige sein könnte. Die Rosahaarige war sich so sicher, weil er so natürlich wirkte. Sie fühlte sich wohl, wenn er um sie war. Es war einfach so anders. In ihren Gedanken flimmerten Bilder hervor. Bilder, wie die des Traumes, jedoch ohne irgendwie einen Sinn zu ergeben. War das wirklich unecht? Könnten das weitere Erinnerungen sein, die an die Oberfläche kommen? Warum machte das alles sie so verzweifelt traurig? Leise schluchzte sie, vergrub ihr Gesicht in den Armen und unter ihr das Buch. Da gab es etwas, was sie verdrängt hatte. Was sie nicht mehr wusste. Wissen wollte? Doch ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander. Wenn sie und Sasuke sich kannten, sie ihn vergessen hatte. Dann muss er unendlich gelitten haben. Besonders wenn er alle mit ihr verglich. Da käme sie selbst natürlich am nächsten. Vom Erscheinungsbild. Doch heute trug sie andere Haare, wieder den Namen des Vaters. Es war alles einfach traurig und zum Verzweifeln. Ihre Tränen sollten noch lange nicht trocknen. Es war ihre erste Vorlesung, seit sie das Studium begonnen hatte, die sie nicht wahrnahm.

Nach einer traumlosen Nacht lief sie am nächsten Morgen los, wie immer. Die Straßen waren leer, wie immer. Sie gähnte, wie immer, jedoch hatte sie eine Sache, die ihr im Kopf herumschwirrte. Sasuke. Sasuke mit diesen Erinnerungs-Fragmenten. Auch wenn sie sich dafür entschieden hatte, sich ihm gegenüber wie immer zu verhalten, so war sie sich nicht mehr sicher, was normal bedeutete. Warum war die junge Studentin nur so durcheinander. Was hatte dieses Wirrwarr an Gedanken nur für einen Sinn? Sie seufzte. Diese Begegnung musste sie wohl auf sich zukommen lassen, denn gemieden hatte sie den Schwarzhaarigen schon lange genug. Selbst da war sie sich nicht sicher, ob sie das Richtige getan hatte. Aber so hatten sich beide wieder auf ihr Studium konzentrieren können und auch die Cheerleader hatten sie in Ruhe gelassen. Nur sie hatte sich schlecht gefühlt. „Guten Morgen, Kleines.“ Ertönte die dunkle Stimme, die sie hinter sich vernahm. Ein Schreck durchfuhr ihre Glieder, während er kurz grinste. Sie fuhr um, doch statt Gezeter, lachte sie zurück, boxte ihn kurz auf den Arm. Sie hatte sich grundlos Sorgen gemacht, auch wenn die Angst, die am Vortag aus ihr herausplatzte war, sich in ihr Herz geschlichen hatte. Bevor der Weg ins Schweigen geriet, ertönte ihre Stimme. „Heute wieder Training bis Ende oder gibt es auch mal Vorlesungen?“ Sie neckte ihn gerne und ihr gefiel es irgendwie, wenn er sie leicht provoziert ansah. „Heute ist tatsächlich auch mal die eine oder andere Vorlesung. Kannst aber trotzdem zum Training kommen. Bist herzlich eingeladen.“ Sie lachte auf. „Du bist doch sonst so einsam unterwegs. Da wäre doch etwas Gesellschaft ganz gut.“ Er wuschelte durch ihre Haare, sodass ihr Haarknoten sich leicht löste. Erschrocken fuhr sie ihn an. „Bleib von meinen Haaren weg! Shit…“ Sie versuchte den Dutt so gut es ging wieder fester zu ziehen, leider ohne Erfolg. „Ich bin nicht einsam. Lediglich alleine, das ist etwas völlig anderes.“ „Ach Kleines… Statt Medizin hättest du Politik studieren sollen. Du kannst so super Schwachsinn erzählen und das auch noch unglaublich überzeugend…“ Er fing sich einen bitterbösen Blick ein. „Klappe und außerdem, ich bin nicht dein Kleines!“ Er lachte auf, eigentlich wollte sie ihn doch ärgern. „Und wegen dir ist mein Dutt hinüber!“ „Ja, das war auch keine Absicht. Trag deine Haare doch lieber offen. Ist viel hübscher als so ein Oma-Haarknoten.“ „Ein was?!“ Ihr Nervenkleid war zum Bersten gereizt. Wieso war er heute so fies? Nie hatte er etwas gesagt und heute nur am Zetern. Wieso interessierte es ihn plötzlich, dass sie einen Dutt trug, ob er nun hässlich war oder nicht. „Er ist praktisch, das ist alles.“ „Täte es ein Zopf dann nicht auch?“ „Jetzt halt die Klappe und lauf…“ Sie war so schön reizbar heute Morgen. Besonders, als er das Thema Haare aufgriff. Immerhin war es seine Meinung, die durfte er ja wohl sagen. Es interessierte ihn immerhin schon länger, wie sie mit offenen Haaren aussah. „Ach Shit. Den muss ich neu machen…“ „Dann mach doch.“ „Hättest du wohl gerne, was? Das mach ich aber später.“ Neckte sie ihn damit etwa? Ihre herausgestreckte Zunge war der Beweis. War es so offensichtlich, dass er sie mal mit offenen Haaren sehen wollte? Für sie vermutlich schon. Mal abgesehen davon, dass er sie schon mit offenen Haaren gesehen hatte. Lediglich er wusste das nicht. So liefen sie nun den restlichen Weg zur Uni. Gemeinsam liefen sie auf den Campus, ehe sie in Richtung Bibliothek verabschiedete. „Bis dann, Kleines.“ „Bis dann Großer.“ Kicherte sie zurück. Das klang so lächerlich, aber es zeigte Wirkung. Er lief leicht rot an, verdrückte sich dann zügig zur Sporthalle. Was sollte er nur mit so einem Mädchen anfangen. Er verdrehte die Augen, ehe er sich umzog und einige Runden lief. Seinen Kopf musste er jetzt erstmal wieder frei kriegen.

Heute würde sie sich endlich wieder ihren geliebten Büchern widmen. Sie fühlte sich befreit, seit sie den Schwarzhaarigen nicht mehr aus dem Weg ging und sich am Vortag die Seele aus dem Leid geheult hatte. Manchmal wirkt sowas wirklich entlastend. Pauken hatte sie sich fest vorgenommen und genau das tat sie auch. Es gab nichts, über, dass sie sich Sorgen machen musste. Er verhielt sich wie immer, auch sie hatte sich wie auch sonst verhalten. Geändert hatte sich also nichts. Oder? Dass mit den Spitznamen würde noch lustig werden. Lautlos kicherte sie, ehe sie sich tatsächlich in ein Buch hineinlas und so schnell nicht mehr davon aufsah.

Re:veal

Seit einiger Zeit saß Sakura oftmals am oberen Rande der Tribüne und begutachtete das leergefegte Spielfeld. Es war Mittagspause und endlich hatte sie einen Platz gefunden, wo sie in Ruhe essen konnte. Keine Störungen. Jeder war in der Cafeteria oder irgendwo anders nur nicht hier. Das war wirklich super. Die Sonne strahlte ihr entgegen. Es fühlte sich schon beinahe wie Frühling an, auch wenn es eigentlich der Herbst die Blätter der Bäume bräunte. Es war schon ziemlich windig, aber trotzdem schön. Auch bei milden Temperaturen aß sie hier draußen eingemummelt, aber gemütlich und genoss ihr Essen. Ganz oben am Rand der Tribüne konnte man alles sehr gut überschauen.

„Na Kleines. Mittag?“ Sie schaute verwirrt auf. „Hey Großer. Biste nicht mit deinen Kumpels unterwegs, die vermissen dich doch bestimmt sehnlichst.“ Er setzte sich lachend zu ihr, sodass er den Rand der Tribüne neben sich hatte und nicht länger die Rosahaarige. „Unsinn. Die sind froh, wenn ich nicht da bin. Dann können die mal gepflegt über mich reden. Nicht dass sie das nicht sowieso machen, egal ob ich dabei bin oder nicht…“ „Ach Herrje. Du und dein Waschweiber-Verein.“ „Sag ich auch immer, aber die glauben mir ja nicht.“ Er setzte sich zu ihr, sie hielt ihm ein Brötchen hin. „Danke.“ Kam von ihm, ehe er davon abbiss. Seit einiger Zeit trafen sie sich nicht nur für den Hinweg, sondern auch zum Mittagessen. Manchmal brachte sie ihm sogar etwas zu Essen mit. Nicht, dass sie zu viel Geld hatte, aber mittlerweile sorgte sie sich weniger darum und genoss es, jemanden um sich zu haben. Die Haruno war eigentlich so einzelgängerisch, aber der Schwarzhaarige hatte diese besondere Art. Durch den Alltag verdrängte sie die negativen Gedanken schnell und genoss einfach seine Nähe. Vielleicht redeten sie irgendwann mal über persönliche Sachen. Das Vertrauen bestand jedenfalls, auch wenn sie ihm nicht direkt alles von sich Preis gab, so war ihre Meinung von ihm nicht die Übliche. Vielleicht würde sie ihm irgendwann ihr Geheimnis erzählen. Sie genoss seine Gesellschaft. Ob er es genauso empfand, wie sie, konnte sie bisher nicht wirklich deuten. Er würde es sicherlich nicht machen, wenn er es nicht auch gut finden würde. Naja. Egal. Wieso sollte sie sein Handeln infrage stellen. Immerhin war sie weniger Waschweib, als seine Teamkollegen. Sie kicherte. „Was gibt’s zu kichern?“ Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nix. Nix.“ „Sei ehrlich, Kleines!“ Er beugte sich nahe zu ihr vor. Er wusste, dass sie das nicht mochte und es gefiel ihm, sie zu ärgern. Sie zog dann immer so eine lustige Schnute. Er beugte sich so weit nach vorne, dass ihr bei der Nähe ein Schalter umkippte. Er wollte eigentlich nicht so nah an sie heran. Das machte ihn nervös, sie scheinbar auch. Die Gesichter der beiden wurden rot. Sollte er es wagen und seine unbeabsichtigte Situation nutzen?

Sie hatte plötzlich das Gefühl aus jeder Pore ihres Körpers zu schwitzen, so heiß war ihr geworden, ihr Gesicht wurde rot, seines bekam auch einen leichten Rotschimmer. Doch er überspielte es leicht, denn sie sah, wie seine Augenbraue neckisch in die Höhe ging. Das Denken fiel ihr schwer, für einen Moment war ihr Kopf leer. „Lass das!“ Somit schubste sie ihn von sich weg. Er ließ es geschehen, leistete keinen Widerstand, doch hatte die Rosahaarige eher mit Widerstand gerechnet und legte zu viel Kraft in die Abwehrbewegung. Er war über die Stärke der jungen Frau überrascht und völlig irritiert verlor der Schwarzhaarige die Balance. Er spürte, dass ein Sturz aus eigener Kraft nicht mehr zu bremsen war, er würde fallen. Es war nichts mehr zu ändern. Er fluchte nur kurz auf, da er sich schon unten am Boden liegen sah. Vermutlich verletzt. Doch in einem Bruchteil einer Sekunde griff die Haruno nach seiner Jacke, erwischte mit beiden Händen gerade noch den Kragen und zog ihn in entgegengesetzte Richtung. Während dieses kurzen Augenblickes hörte er auch die Rosahaarige fluchen. Sasuke war weder auf den einen, noch auf den Sturz in die andere Richtung vorbereitet und noch weniger wusste er, was gerade mit ihm geschah. Es polterte kurz laut auf, ehe Sakura‘s Bento und einige Bücher aus ihrer Tasche eine Etage der Tribüne hinunterfielen. Seine Sporttasche erwischte er mit seinen Füßen und stieß diese von der Tribüne. Unweigerlich fiel diese den Sturz, vor dem die Rosahaarige ihn nun wieder bewahrt hatte. Nachdem sie ihn erst in die brenzlige Situation gebracht hatte. Ihr Puls raste, sie hatte instinktiv gehandelt. Sie lag völlig überfordert auf dem Rücken. Auf der Bank der Tribüne. Etwas Schweres lag auf ihr. Sie murmelte nur etwas vor sich her. Was war nur geschehen. Sie hatte ihn zurückgezogen und nun lag er auf ihr. Sie konnte sich auch einfach nicht entscheiden. Weg oder nah bleiben. Aber lieber hatte sie ihn auf sich liegen, als unten am Boden, nach einem Sturz von der Tribüne und verletzt. Wie lange hatte er noch vor auf ihr liegen zu bleiben? Er murrte kurz, sah dann unter sich rosafarbene Haare. Lange rosafarbene Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst. Er richtete erschrocken seine Arme neben ihrem Kopf auf und stützte sich auf diesen ab. Er sah der Rosahaarigen direkt in ihre Augen. Wie sie so unter ihm lag. Eine zierliche junge Frau. Sie erinnerte ihn an jenes Mädchen. Wieso waren sich diese Personen so ähnlich? Lediglich die rosa Strähnen waren anders. Natürlich auch ihre Persönlichkeit. Das Mädchen von früher war nicht so schnippisch, so selbstbewusst. Sie verwirrte ihn, er glich sie immer mit dem Mädchen ab. Der Schwarzhaarige konnte nicht geradeaus denken. Dann erkannte er, dass sie ebenfalls verwirrt war. Vermutlich über sich selbst. Ihr Gesicht war rot. Ob es nun von seiner Nähe kam oder weil er auf ihr gelegen hatte, konnte er nicht sagen. Sie konnte sich auch nicht wirklich entscheiden. Wollte sie jetzt, dass er ihr nah stand oder ihn eher auf Abstand halten? Aber das war auch egal. Es zählte nur das jetzt. In seinen Augen war dies nun der klischeehafteste Moment überhaupt. Ideal um sie zu küssen. Aber war es überhaupt das, was sie wollte? Ausprobieren würde er es sicherlich irgendwann. Dann würde sich entscheiden, wie es um ihre Gefühle stand, doch nun konnte er rational genug denken, um sich eher mit anderen Dingen zu befassen. „Ist alles okay?!“ „Das sollte ich dich fragen…“ Sakura lag noch auf der Bank, während er sich aufsetzte, sie sah den Schwarzhaarigen aus glasigen Augen an. „Es tut mir leid…“ Der Uchiha blickte sie erst verwirrt an, dann lächelte er leicht, hielt ihr die Hand hin. „Es ist nichts passiert. Ich werde demnächst aufpassen, wo ich dich ärgere…“ Den zweiten Satz flüsterte er eher zu sich selbst. Die Haruno wollte seine Hand eigentlich annehmen, doch als sie registrierte, was er im zweiten Satz gesagt hatte, da schlug sie seine Hand gespielt zickig weg. „Pah, hätte ich dich mal fallen lassen!“ „Jetzt sei doch nicht so gemein.“ Dann lachten sie gemeinsam. Beide waren erleichtert, dass es nochmal gutgegangen war. Während Sasuke eine Etage hinabkletterte und ihre Bücher mitsamt Bento-Box zusammensammelte, geisterten ihre Gedanken um diese Situation, in der er ihr so nahe war. Ein idealer Kussmoment. Aber war es das, was beide wollten? Würde das die Freundschaft nicht zerrütten? Was hatte er gedacht, als er sie so seltsam angesehen hatte. Fand sie es etwa wirklich schade, dass er sie nicht geküsst hatte? Oder es nicht wenigsten versucht hatte? Aber möglicherweise hatte er die Situation auch gar nicht so gesehen. Ihr Kopf war das reinste Chaos. Was war nur mit ihr los. Er brachte sie noch um den Verstand. Er packte ihre Bücher und auch das Bento, was glücklicherweise schon leer war, zusammen mit ihren Büchern zu ihr. Sie beobachtete ihn dabei stillschweigend. Und dann war da eben dieses ungewohnte Gefühl gewesen. Sie hatte plötzlich eine panische Angst gehabt, als sie ihn vor ihrem geistigen Auge hatte fallen sehen. Irgendwie kam ihr dieses Gefühl unglaublich bekannt vor. Er war mittlerweile jemand, den sie nicht mehr missen wollte. Er gab ihr eine Art Normalität, welche in ihrem vorherigen Leben irgendwie gefehlt hatte. Trotzdem konnte sie seine unmittelbare Nähe nicht vertragen. Er verwirrte sie. Mit seiner bloßen Anwesenheit. Aber könnte das wirklich mehr als Freundschaft sein und ihr heimliches und unerkanntes Verlangen nach mehr rechtfertigen? Er spürte ihren Blick auf sich. Sie sah ihm unverfroren beim Aufsammeln ihres Hab und Gutes zu, während seines unten am Boden lag, dort wo er hätte liegen können. Was waren jetzt ihre Gedanken? Dachte sie momentan an das, was hätte passieren können, wenn sie ihn nicht zurückgezogen hätte? Er spürte die Wärme aufsteigen, wenn er an diesen Schreckmoment dachte, aber auch, wenn er daran dachte, was passiert war. Jetzt gerade, wo sie ihn so ansah, wünschte er sich, dass er sie einfach geküsst hätte. Auch wenn er nicht wusste, ob es nun richtig oder falsch war. Es war wirklich zum Mäuse melken. Er seufzte, setzte sich wieder zu ihr. „Deinen komischen Haarknoten musste wohl leider wieder wegen mir neu machen.“ Er fing sich einen finsteren Blick ein, ehe sie erst bemerkte, dass er nun zu wissen schien, wie lang ihre Haare wirklich waren. „Machst du das extra? Meine Haare durcheinander? Man fasst nicht einfach die Haare einer Frau an!“ zeterte sie herum. Noch vor kurzem, hatte er ihr eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen, eine Geste, die er von sich nicht gewohnt war, aber ausgerechnet jetzt fing sie mit dem Thema an? „Als wenn das jetzt extra war. Du bist so verrückt…“ War seine einfache Antwort. Wie oft hatte sie ihn mittlerweile lächeln sehen, doch war es immer wieder schön. Er wirkte in ihrer Gegenwart so gelassen, einfach entspannt. So das komplette Gegenteil von dem, wie sie ihn damals in der Bar gesehen hatte. Die Bar, in der er nie wieder gehen wollte. Leicht lächelte sie ihn an. Er hob dagegen nur eine Augenbraue, während sie sich an ihren Haarknoten fasste. Sie wollte ihn öffnen. Ihm zeigen, wer sie wirklich war, mit offenen Karten spielen und ihre Geschichte erzählen. Das würde sicherlich Ordnung in ihren Kopf schaffen. Wenn er wüsste, wie und wer sie wirklich war, dann könnte er eindeutiger reagieren. Es war der perfekte Augenblick dafür sich zu öffnen. Doch ehe sie etwas sagen konnte, ertönte seine Stimme. Er war ihr zuvorgekommen. „Die Jungs wollten heute Abend ausgehen… Die haben teilweise auch ein paar Mädels dabei. Willst du nicht mit?“ Sie blinzelte ihn an. Hatte er sie gerade eingeladen mit ihm feiern zu gehen? Ernsthaft? Stimmt, heute war schon wieder ein Freitag, aber sie musste arbeiten. Sie knotete ihre Haarsträhnen einfach in den Dutt ein, ohne die Haare zu öffnen. Vielleicht ein anderes Mal, dachte sie sich müde. „Sorry, aber ich muss arbeiten. Das passt nicht…“ „Hm, schade?“ Er zuckte mit den Schultern. Mehr als Fragen konnte der Schwarzhaarige schließlich nicht. „Kellnerst du?“ Während Sakura nickte. Zwar nicht nur, aber sie log ihn ja nicht an. „Wo geht ihr denn immer feiern?“ Fragte die Haruno etwas kleinlaut. „Normalerweise ins „Edge“ aber vermutlich gehen wir erst Essen. Naruto hat ne Schwäche für Ramen und vor kurzem hab ich nen guten Laden in dem Stadtrandviertel gefunden.“ „Echt?“ Die Rosahaarige schluckte. Sie hoffte, dass sie sich nicht in ihm täuschte. Doch nun hatten ihre Lippen die Worte gesprochen, das Gespräch ins Rollen gebracht. Es gab kein zurück. „Ich kenne diese Ecke.“ „Ach?“ Sie nickte nur. „In der Nähe ist der Laden in dem ich kellnere.“ Es fühlte sich wie eine große Lüge an, aber das war es nicht. Sie war dort hinterm Tresen, auch wenn es nicht ihre Hauptaufgabe war. „Sag mir nicht es ist das „Masquerade“.“ Zu seiner Verwunderung nickte die Rosahaarige mit leichtem Rotschimmer auf den Wangen. „In so einem Laden arbeitest du?“ „Hey, der Laden ist super! Es gibt dort die besten Cocktails und niemand würde dich erkennen, oder hast du mich dort erkannt?“
 

Sie schlug ihre Hände vor ihren Mund. Seine Augen fixierten die der Rosahaarigen für einen kurzen Moment, ehe die Rosahaarige versuchte sich der Situation zu entziehen. Sie stand auf, nahm ihre Sachen und wollte gehen, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. „Du hast mich erkannt?“ Wie versteinert, blieb Sakura einige Tribünenplätze weiter unten stehen. Wie konnte sie sich nur so verplappern. Mal abgesehen davon, dass sie sich nicht mal kannten, als er mit seinem Bruder dort war. Aber jetzt hatte er es sogar zugegeben dort gewesen zu sein. Es hätte ja auch keinen Sinn gemacht es zu leugnen, aber das bewies, dass er mit offenen Karten spielte. „Ja, ich hatte gerade Pause und war frische Luft schnappen, da habe ich dich aus der Türe gehen sehen… Du hattest mit wem gesprochen.“ Es war nicht gelogen. Es war keine Lüge ihm zu verschweigen, dass sie auf der Bühne gewesen war und ihn von dort erkannt hatte. So richtig erkannt hatte sie ihn doch sowieso erst draußen. Und außerdem kannte er die Gegend, sogar den Namen des Ladens, was doch sehr unwahrscheinlich war, wenn er sonst woanders feierte. „ Ehm… Aber auch das du den Laden beim Namen kanntest, hätte bedeutet, dass du dort gewesen sein musstest. So wie du gerade gefragt hast. Nur selten verirrt sich jemand in die Straßen dort.“ „Achso. Ja, mein Bruder geht öfter dort hin. Er schätzt die Tänzerinnen dort sehr.“ Er übergeht das einfach? Sie hatte gedacht, dass er jetzt alles infrage stellen würde. Aber wieso auch nicht. Er wusste es doch alles nicht. Wieso sollte er misstrauisch sein. „Hätte nicht gedacht, dass du dort arbeitest.“ „Ist ja nur ein Nebenjob. Vielleicht treffen wir uns heute Abend, dann gebe ich dir nen Drink aus.“ „Aber wir tragen doch…“ „Vergiss die Maske, ich werde dich schon erkennen. Mittlerweile glaube ich, dass ich weiß wie du aussiehst. Und lasst die Mädels lieber zuhause… Du weißt was ich meine…“ Sie zwinkerte, wobei Sasuke nur schnaubte.

Die laute Schulklingel, die das Ende der Mittagspause ankündigte ließ die beiden hochschrecken. „So spät schon? Ich muss zur Vorlesung… Wir sehen uns, okay?“ Die Rosahaarige hüpfte eine Reihe nach der anderen von der Tribüne, drehte sich unten nochmal um, hob ihren Arm. Auch der Schwarzhaarige hob seinen Arm, doch seine Gedanken waren bereits woanders. Sie arbeitete in der Bar. War sie dort wirklich nur Kellnerin? Seine Gedanken schweiften ab. Hatte er dort eine Kellnerin mit Rosafarbenen Haaren gesehen, als er dort war? Immerhin hatte sie gesagt, dass sie Pause hatte. Demnach hatte sie zeitgleich Schicht gehabt. Es war aber auch schon lange her. Er würde sich sicherlich nicht mehr daran erinnern, wer sie bedient hatte oder wer alles da war. Sein Bruder vielleicht… Aber den würde er dafür sicherlich nicht brauchen. Eigentlich war es ja auch egal.
 

Was hatte sie gerade gesehen? Dieses ganze Schauspiel, diese freundschaftliche, nein fast verliebte Atmosphäre. Ekelhaft. Dieses rosahaarige Weibsstück wagte es sich tatsächlich dem Teamleader des Basketballteams zu nähern, obwohl sie sich ihr gegenüber so eindeutig geäußert hatte. Sie würde noch herausfinden, was ihre Achillesverse ist, dann wird die Haruno wissen, wo der Hase langläuft. Karin schwor sich, sie zu zerbrechen. Ihr Leben würde sich radikal ändern und sie wird sich wünschen nie geboren worden zu sein. Da konnte sie sich drauf verlassen. Die Tussi kam genau auf sie zu, wobei die Rothaarige so tat, als würde sie gerade kommen und sie gar nicht sehen. Mit dem Blick auf ihr Handy und ihr Tippen würde die gespielte Ablenkung noch unterstreichen. Unbemerkt schaute sie der Rosahaarigen hinterher. Miststück. Karin strafte sie mit einem wütenden Blick, ehe sie auf das Spielfeld und in Richtung des Schwarzhaarigen lief.

„Sasuke-kun, was machst du denn alleine auf der Tribüne?“ Der Angesprochene schaute gelangweilt auf. Sie spürte, dass er durch sie hindurchsah. Er war in seinen Gedanken unterwegs. Ihm war bewusst, dass Karin unten stand. „Meine Ruhe haben wollen…“ Dieses rosahaarige Biest würde sich noch wundern.

Dass Sasuke die Pause nicht mehr mit ihnen gemeinsam verbrachte wunderte den Blonden nicht. Seitdem dieses Mädchen aufgetaucht war, benahm sich der Schwarzhaarige nicht mehr so, wie er es von ihm gewohnt war. Er meckerte viel mehr über die Umstände, dass Naruto die Wohnung verwahrlosen ließ und auch beim Training wirkte sein bester Kumpel viel strenger. Erst letztens war er auf einer alten Ramen-Dose ausgerutscht. Zum Glück stand der Stuhl nicht dort, wo er hingehörte, sondern in Narutos Zimmer als Klamottenablage. Dann hätte er direkt ein Schädelhirntrauma gehabt. Aber jetzt, wo er so darüber nachdachte, da fiel ihm erneut dieses Mädchen ein. Mit ihren strengen Haaren in dieser wirklich sonderbaren Farbe, passend zu ihrem Namen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun guten oder schlechten Einfluss auf den Uchiha hatte. Viel über sie wissen tat er selbst jedenfalls nicht. Naja. Er wusste, was sie studierte, dass sie Ahnung von Basketball hatte und dass sie die Jungs um den Verstand brachte mit ihrer seltsamen Art. Sie war Thema Nummer 1. Karin war damit jedenfalls nicht zufrieden und auch generell schürte das mehr Hass, als er gedacht hatte. Dass es auch auf Unis so abgeht, wie auf Mittelschulen oder der High School hätte er ehrlicherweise nicht erwartet. Doch was war mit diesem Mädchen. Sie wirkte von Anfang an so bekannt, aber der Blondschopf konnte sich gerade mal an sein Frühstück erinnern. Dass er nicht schon lange von der Schule geflogen ist, war mitunter Sasuke’s Verdienst. Der Uzumaki seufzte. Aber heute war Freitag, bedeutete, dass man endlich wieder den Kopf freimachen konnte. Endlich mal wieder feiern und das Leben genießen. Gespannt war Naruto auf die Überraschung des Uchiha.

„Ich hatte dir ja zum Geburtstag eigentlich immer nur ne Dose Ramen geschenkt, aber da ja einige Klausuren anstehen, da hab ich mir gedacht, dass ich dich zur Entspannung mal ordentlich einlade.“ Der Schwarzhaarige hatte so seltsam gegrinst. Seltsamerweise war Narutos Geburtstag noch etwa 4 Wochen hin, doch verneinen würde er eine Einladung vom Uchiha nie. Kam schließlich selten genug vor, dass er mal mit seinem Kumpel unterwegs war. Der Schwarzhaarige hatte sich lange genug von den Party-Eskapaden seiner Kameraden ausgeklinkt. Endlich kam er wieder einige Schritte aus seiner Einsamkeit heraus. Das kann er besonders gut seit… Schon wieder dieses Bild des verrückten rosahaarigen Mädchens im Kopf? Auch. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass die Medien seinen Familiennamen momentan nicht allzu oft nannten. Er hasste es mit den Machtspielen seiner Familie in Verbindung gebracht zu werden. Das war ein no go. Niemand durfte, selbst bei lechzender Neugierde auch nur eine einzige Frage stellen. Niemand wollte, dass er wieder seine Beherrschung verlor. So wie an seinem Geburtstag vor 2 Jahren. Trübe Erinnerungen, wo selbst Naruto mit einer angeknacksten Nase noch glimpflich davonkam. Als der Uzumaki auf den Sportplatz trat, sah er im Augenwinkel die rote Hexe, die sich warm machte und seinen besten Kumpel auf der Tribüne. Hinter sich hörte er bereits einige andere Cheerleader. Eine seiner blonden Augenbrauen schoss in die Höhe, als er seinen Kumpel beobachtete und auf ihn zulief. Er war tief in Gedanken versunken, ahnte nicht, dass er seine Gedanken und Gefühle nach außen brachte.
 

Diese Situation war so abwegig, doch in just dem Moment, wo er sich hatte fallen sehen, könnte er schwören, dass sie das Mädchen von damals war. Der gleiche Aufschrei, der gleiche Ausdruck im Gesicht, als er damals angegriffen wurde, um sie zu beschützen. Was ihm nicht geglückt war. Er verzog sein Gesicht. Er sollte das nicht machen. Sakura hatte es nicht verdient, dass er sie mit seiner ersten Liebe verglich. Das war nicht fair. Aber die Ähnlichkeiten waren da. Es passte einfach. Sie könnte diejenige welche sein. Das würde er noch herausfinden, das stand fest. Aber ehrlicherweise kam ihm nicht mehr das Bild des Mädchens von früher in den Sinn, sondern erst diese seltsame Frau, die sich in Geheimnissen hüllte. Mit ihren scheinbar langen rosa Haaren. Mit ihrem ominösen Nebenjob in diesen überaus verdächtigen Laden. Mit ihrer Art, die ihn einfach fesselte. Sie hatte ihn schon am Haken, da hatten sie noch keine Worte gewechselt. Er legte seinen Kopf auf eine Hand ab, die er mit seinem Arm auf seinem Schoss stützte. Sein Gesicht war untypisch entspannt, ein hinter der anderen Hand verstecktes Lächeln und leicht gerötete Wangen zeigten sich seiner Umgebung. Sein Kopf drehte sich zur Seite. Eigentlich sollte niemand seine Scham sehen. Sein peinlich berührtes Gesicht der Einsicht, dass er sich gnadenlos in dieses seltsame Mädchen verknallt hatte.
 

„Yo, Sasuke, alles klar?“ Der Angesprochene sah perplex nach vorne, erblickte seinen besten Freund, ehe er selbst peinlich berührt zur Seite schielte. Seine Ohren glühten rötlich. Naruto lachte und spaßte rum. „Seit wann…?“ Stockte der Uchiha. „Och, eine Weile. Bin schon umgezogen…“ Sasuke’s Kopf färbte sich ungesund rot. Wäre das hier nun ein Comic, dann würde nun Dampf aus seinen Ohren schießen. Der Uzumaki lachte nur und überging die peinliche Situation. „Kannst mir heute Abend davon erzählen. Jetzt sollten wir anfangen…“
 

„Sakura? Was ist los?“ Doch sie schüttelte nur mit dem Kopf. „Ach es ist nichts Wichtiges, ich geh jetzt hoch…“ Ihre blonde Kollegin nickte nur. Sakura war heute seltsam drauf. Richtig deuten konnte sie es allerdings nicht. Sie schien etwas mit sich herumzuschleppen. Etwas, was ihr schwer im Magen zu liegen schien. Vielleicht machte sie sich ihre Gedanken auch wieder schwerer als sie eigentlich waren. Doch die Blondine wusste, dass Sakura nicht mal eben rumerzählte, was sie bedrückte. Sie hatte bisher nie viel von sich erzählt. Sie waren ja nur Arbeitskolleginnen, aber ein bisschen Vertrauen könnte Sakura guttun. Aber mehr als ein Ohr anbieten, um offen über alles reden, konnte die Blonde nicht. Sie konnte die Haruno nicht zwingen. Sie würde jedenfalls immer geduldig zuhören, das wusste die Rosahaarige auch.

Ihr Lied begann, so wie immer. Sie tanzte, so wie immer. Doch der Publikumsraum war ungewöhnlich voll. Ihr Blick glitt über die Gesichter der Gäste. Die Masken kannte sie, die Gesichter darunter weniger. Das Licht ließ alles verschwimmen, sie glänzte im Licht, schwang sich elegant um die Eisenstange. Eigentlich sollte sie auch nicht kümmern, wer da so im Zuschauerraum zugegen war. Nicht umsonst hatten hier alle Masken auf. Weiterhin verteilte sie Blicke an die Zuschauer, ehe sie an einem bekannten Gesicht hängen blieb. War das nicht? Wenn sie durch die Anstrengung nicht bereits gut Farbe im Gesicht hätte, würde ihr das Blut nun in die Wangen schießen und sie erst jetzt etwas anfangen zu schwitzen, doch das tat sie bereits. Er war tatsächlich hier, ihr Blick suchte analysierte die anderen Gäste. Plötzlich erkannte sie auch die anderen. Die Masken waren für ihr Gehirn nun nicht mehr vorhanden, rechnete sie quasi heraus. Sie sah die Gesichter in voller Schärfe und erkannte nicht nur den Schwarzhaarigen unter den Personen wieder. Auch seine Kumpels, die genüßlich Cocktails schlüften. Lediglich ein gewisser Blondschopf mit hochrotem Kopf schaute nicht in ihre Richtung und begnügte sich mit dem kleinen lila Schirmchen seines Getränks.

„Ich wusste nicht, dass du in solche Läden gehst!“ „Mein Bruder hat mich mal hergeschleppt. Die Cocktails sind genial.“ „Die Cocktails? Die Mädels sind der Hammer! Schau sie dir an, das ist Tanz, ganz gleich was sie anhat! Das sähe selbst als Maskottchen toll aus. Sie könnte unseren steifen Cheerleadern so einiges beibringen!“ Allgemeine Zustimmung raunte umher. „Also ich würde lieber noch ne Schüssel Ramen essen gehen…“ Die Meute lachte. Doch die Tänzerin selbst konnte das Gespräch nicht wirklich hören, lediglich die Blicke, oder eben Nicht-Blicke hatte sie mitbekommen. Aber sie ließ sich nicht verwirren und bannte die Aufmerksamkeit der jungen Männer wieder mit ihren Bewegungen. Nur einer, der sich der Konversation nur kurz angeschlossen hatte, hatte auch während des Gespräches unentwegt auf ihre Show geachtet. Sein Cocktail in seiner Hand war nicht mehr berührt worden, seit sie die Bühne betrat. Natürlich bemerkte die Rosahaarige diesen innigen, musternden Blick. Was versuchte er da? Moves für die Cheerleader zu klauen, die sich bei weitem nicht so bewegten? Die hatten mal ne ordentliche Trainerin oder wenigstens jemanden nötig, der ihnen zeigt, wie so etwas funktioniert. Wie lange hatte sie bereits Cheerleader-Erfahrung? Seit Anfang der Mittelschule, waren ihre Gedanken. Ihr Körper bewegte sich weiterhin, ganz automatisiert zu der Musik. Selbst ihr Gesichtsausdruck ließ keinem Gast zeigen, dass sie mit ihrem Geiste bei völlig anderen Themen zugegen war. Sie könnte sich auch gerade einen Einkaufszettel zusammendenken, niemandem würde das auffallen. Cheerleading. Da hätte sie eigentlich auch wieder Lust zu, doch ihr Studium und die guten Noten hatten Vorrang. Doch war es so wichtig den Abschluss mit Bestnote zu erhalten? Es waren Gewohnheiten, die eigentlich den Ursprung bei ihrer Mutter hatten. Ohne Bestnote erhielt sie von Kind auf keine Aufmerksamkeit. Aber selbst als schulisch Beste, war sie nie gut genug gewesen. Sakura war immer frustriert, wenn sie mal eben nicht die volle Punktzahl erhielt. Wenn ein kleiner Fehler sie davon trennte. Doch eigentlich war das okay. Möglicherweise könnte sie ja ein gesundes Gleichgewicht entwickeln. Ein Versuch war es wert. Aber es standen leider auch noch andere Hindernisse im Weg des Gedankens. Die Cheerleader selbst, die Sakura hassten, weil sie so natürlich mit dem Uchiha umging. Was ihr später im Beruf die Arbeit erleichtern wird. Aber auch, dass ihr Job gefährdet wäre. Sasuke wusste, dass sie hier arbeitete. Wenn er sie tanzen sehen würde, könnte er… Ach Unsinn. Vermutlich machte sie sich viel zu viele Sorgen, um nichts. Auf so etwas würde er sicherlich nicht achten. Auffallen schon gar nicht. Mit gestärktem Willen legte sie all ihre Energie in den Schlussteil ihres Auftrittes. Ihr Blick wanderte kurz umher, blieb am besagten Schwarzhaarigen kleben. Unbewusst lächelte sie ihm zu. Nicht mit der Intention, das auszulösen, was nun seinen Lauf nahm. Für sie war es nicht auszudenken, wenn sie nun wüsste, was sich in seinem Kopf abspielte.

Er glaubte zu hören, dass sich in seinem Kopf ein Schalter umlegte. Ein lautes Klicken ließ alles unbewusst geschehen, bevor sein Gehirn überhaupt richtig hätte darüber nachdenken können. Es war, als würde man ihm eine unscharfe Linse vor den Augen korrigieren. Die Bilder überlagerten sich, zeigten aber klare Linien. Die Maske der tanzenden Frau wurde in einem Mal transparent. Er konnte das liebliche Gesicht sehen, welches aber einen für ihn ungewohnten Ausdruck zeigte. Sie war konzentriert, aber verteilte lüsterne Blicke. Er spürte, dass sie ihn direkt ansah. Hatte sie ihn etwa erkannt, so wie sie es noch heute Mittag sagte? Hatte sie denn nicht Bedenken, ob er sie erkennen würde? Glaubte sie nicht daran, dass er sie für so etwas in Erwägung ziehen würde? Es war doch so eindeutig, oder? Aber die Haruno hat doch von Kellnerei erzählt, nicht von… Naja. Showtanz? Welch positiver Ausdruck ihm dafür plötzlich einfiel, wenn er bedachte, wie er es nach seinem ersten Besuch hier bezeichnet hatte. Moment. War diese Tänzerin nicht auch jene, die er hier gesehen hatte? Genau die, die ihn so intensiv… Die, die sein Bruder so mochte… Die, die ihn damals so aus der Fassung gebracht hatte. Tatsächlich. Sie war es. Es war das gleiche Outfit, die gleiche Show, die gleiche Frau mit den langen Haaren. Sakura war die unsagbar heiße Tänzerin. Nun hatte sie ein Gesicht. Und dann auch noch ein Bekanntes. Sie bewegte sich zu dieser Musik und steigerte nicht nur den Männern um ihn herum den Puls. Ihre knappe Kleidung verstärkte den Effekt noch. Er vernahm das Pochen in seinem Ohr. Sein Gesicht muss schlagartig rot geworden sein. Ihre Kurven ihre Bewegungen, alles setzte sie in solch einer Perfektion in Szene. Diese unglaublich langen Haare schwangen bei jeder Bewegung umher. Ihre Haare waren so lang, das hatte sie mit dem Haarknoten gekonnt versteckt. Auch wenn er schon Strähnen gesehen hatte, aber das waren bei weitem nicht so lange Strähnen, wie sie hier nun präsentierte. Sie wusste sehr genau was sie tat. Und scheinbar machte sie es mit Begeisterung. Es sah jedenfalls nicht so aus, als würde sie das nicht gerne machen. Jetzt hatte diese Frau ein Gesicht, dass es Sakura‘s würde, hatte er bei seinem Leben nicht erwartet. Und er hatte wesentlich mehr Fragen auf den Lippen, als er jemals zugeben würde. Ob seine Kumpels sie erkannten? Vermutlich nicht. Sie kannten Sakura nicht so gut, außerdem war das eher weniger deren Interesse. Und jetzt wusste er, wem dieser Körper gehörte, der Körper jener Person, die ihm immer mal wieder durch den Kopf schwirrte. Ja irgendwie war es interessant, dass die Medizinstudentin mit so einer Art an Nebenjob ihr Studium finanzierte. Oder jedenfalls Geld verdiente. Das hatte er jedenfalls nicht erwartet. Sie war so genau das Gegenteil von dem, was sie vorgab zu sein. So viel wusste er über sie eigentlich nicht, dennoch hatte er ihr vertraut. Und sie ihm. Sonst hätte sie ihm nicht von ihrem Job hier erzählt. Vielleicht wollte sie es ihm auch erzählen und er… Na klar. Als er davon erzählte, er würde mit den Jungs herkommen, da wollte sie doch gerade etwas sagen. Oder irrte er sich. Vielleicht wollte sie dann sagen, was genau sie hier tat. Nichtsdestotrotz, war auch ihr Schweigen keine Art von Vertrauensbruch für ihn. Lediglich eine ziemlich verwirrende Überraschung. Niemals hätte er vermutet, dass… dass sie so verdammt heiß war. Ja er gestand es sich tatsächlich ein. Und ihr war es auch noch bewusst. In ihm kam ein Verlangen auf, was er nicht wirklich kannte. Er wollte sie zu berühren, durch ihre langen offenen Haare zu fahren und bestätigen, dass es sich wirklich um die Rosahaarige handelte, die ihn mit ihren Fingern vor Wochen behutsam behandelt hatte, die ihn so bestimmt weggestoßen, aber dann wieder verzweifelt an sich gerissen hatten. Mit den gleichen Fingern, mit denen sie gerade fest die Stange umklammerte, um sich daran zu drehen.

„Mensch, die ist wirklich heiß. Die weiß genau, was sie tut.“ „Allerdings. Ich bin immer noch dafür, sie als Cheerleader-Trainerin zu engagieren.“ „So etwas macht sie doch sicher nicht, Trottel“ „Sag sowas nicht, wer hier tanzt…“ „Ja und? Sie kann tanzen, im Gegensatz zu unseren grottigen Cheerleadern. Es kann nur besser werden.“ Die beiden Basketballer diskutierten hin und her, bis ein Rothaariger seinen Kommentar einschob. „Jetzt mal ehrlich Jungs. Cheerleading, wirklich? Ich hätte einige andere und bessere Ideen, die man mit ihr anstellen könnte oder die ich mit ihr…“ Die kleine Runde lachte auf. Bei dem Satz zuckte nur eine Augenbraue von Sasuke, welcher wortlos aufstand und sich zur Cocktailbar begab. „Was geht mit dem?“ Perplex blickten sich die Teamkameraden an und dem Schwarzhaarigen mit Maske hinterher. „Er hat uns doch hierher eingeladen…“ „Ja, aber er ist in letzter Zeit immer so gereizt. Seitdem die komische Rosahaarige Tante da ist. Meint ihr, dass er vielleicht...“ „Der Uchiha? Niemals. Ich denke, dass seine familiären…“ Die Spekulationen starteten unentwegt, doch Naruto ging intuitiv dazwischen. „Labert nicht dumm rum, feiert ihr mal weiter, ich geh zu ihm und kläre es. Macht euch keinen Kopf.“ Das Zurückschieben des Stuhles, auf dem der Blonde saß wurde von der Musik übertönt. Naruto hörte nur noch etwas von wegen, dass die anderen froh waren, dass sie teils ihre Freundinnen doch nicht mitgebracht hatten und sich nun einfach gehen lassen konnten. Untreue Tomaten, schoss dem Uzumaki durch den Kopf. Deswegen waren sie sicherlich nicht hier, er sollte eigentlich ein entspannter Abend werden. Nicht, dass der Abend nicht gut war. Naja. Sasuke hatte sicherlich vercheckt, dass es sowas hier gibt. Immerhin war er doch auch weniger an so etwas interessiert. Oder? Von der Bar aus, wo der Uchiha nun saß, konnte man das Geschehen nicht sehen und die Leute widmeten sich eher ihren Getränken und schüttelten ihre Körper zur Musik. Tanzen konnte man hier auch selber. Ein Allrounder was abendliches Vergnügen anging. Sie hätten sich direkt hier hinsetzen sollen, dachte der Uzumaki kurzum. Eine Blondine hinter dem Tresen stellte seinem besten Freund gerade einen Cocktail hin, während Sasuke nur die Karte hinhielt, wo die georderten Getränke digital gespeichert wurden. Kluges System. Man konnte damit dann am Ausgang bezahlen und musste hier drinnen nicht ständig sein Geld hervorkramen. „Was los, Großer?“ Naruto setzte sich auf den Platz neben dem sogenannten Großen, der gerade in dem Moment frei geworden war. Was ein Glück. Seinem Satz bedarf es nicht mal mehr eines Verbs. „Unwichtig…“ „Du lügst. Worum geht’s? Deine Moralvorstellungen, dass die Jungs sich ihrer Fantasie Luft machen, auch wenn sie Freundinnen haben, interessiert dich doch sonst nicht.“ „Ach, das ist mir ja auch mehr als egal. Es geht darum, dass…“ Sollte er das wirklich sagen? Wenn die Tante an der Bar das mitbekäme, wäre Sakura vielleicht ihren Job los. Immerhin wusste er nicht, wie sie zu einander standen. „Ich habe eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist.“ „Das Gefühl kenne ich. Hab‘ ich oft.“ „Baka, so meinte ich das nicht.“ Der Schwarzhaarige schmunzelte über Naruto’s gespielte Dummheit. Er wusste, wie er ihn zum Lachen bringen konnte. Das Grinsen des Uzumaki war der Beweis. Eigentlich war er nicht dumm, aber er sagte immer, dass sich Dummstellen manchmal viel Zeit spart. Viele Menschen kommen auch nicht damit zurecht, wenn der Gegenüber cleverer ist, als man selbst. Diese gnadenlose Ehrlichkeit ist etwas, was Sasuke an seinem Freund schätzte. Dann sagte er es frei raus. „Ich hab‘ mich in die Kleine verliebt…“ „Ach, wirklich…“ War das wieder Dumm stellen oder Sarkasmus? Abfällig lachte der Schwarzhaarige auf, zog einen Schluck seines Cocktails durch den Strohhalm in seinen Mund. Der Alkohol verteilte sich in seinem Mund, ehe er ihn durch seinen Hals jagte. Ein warmer Schauer folgte. Er bemerkte den Einfluss des Alkohols bereits in seinem Kopf. Vielleicht war das der Grund, warum der Schwarzhaarige so offen war. Als Sasuke nichts weiter zu sagen drohte fragte Naruto. „Und? Was ist dabei? Ist das nicht gut?“ „Sie erinnert mich an früher.“

Naruto musste nicht lange in seinem Gedächtnis kramen, er erinnerte sich gerne an die Sache. Es war wirklich lustig gewesen. „Ach, davon hattest du mal erzählt, als ich dich im besoffenen Kopf nach Hause gebracht hatte. Hab gedacht, du laberst Quatsch. Klang gar nicht nach dir. War wohl noch frisch… Dann stimmt das mit dem Mädchen, die man in deine Familie einheiraten lassen wollte und der Schlägerei und dass du keinen Dunst hast, was aus ihr geworden ist, weil ihre Mutter so ein Biest war?“ Sasuke nickte bloss. Es war ihm schon peinlich, dass er das im Rausch einfach so alles erzählt hatte. Zum Glück nur ihm. Es erleichterte zwar gerade jetzt die Konversation, aber vielleicht sollte das hier sein letzter Cocktail für heute Abend sein. Er wollte nicht mehr erzählen als nötig. Und betrunken geht einem manch ein Wort viel leichter von den Lippen, als nüchtern eigentlich gewollt. Als Sportler ist Alkohol eh nicht so gut. Gute Ausreden, nicht wahr? In welche Richtung man sie nun drehen wollte.

„Es war halt so, dass ihre Mutter sie zu einem Geschäftsessen mitgebracht hatte. Allerdings wollte sie nicht mich zum Verlobten ihrer Tochter, sondern den unmittelbaren Erben.“

„Also wieder mal Itachi.“

„Korrekt.“

Kurz schwiegen sie, dann ertönte erneut Sasukes Stimme. „Nichtsdestotrotz haben wir gemeinsam gegessen. Die Chemie stimmte. Wir waren auf gleicher Wellenlänge. Irgendwie. Das gefiel ihrer Mutter überhaupt nicht, aber wir mochten uns. Mit der Ausrede, ich würde ihr zeigen, wo die Toilette sei, als sie danach fragte, haben wir unsere Handynummern ausgetauscht. Wir haben uns heimlich getroffen.“ Kurz lachte Sasuke nostalgisch auf. „Unten am Steg.“ „Der Steg? Da wo du so lange Joggen warst und dann plötzlich nicht mehr… Ahh… Klar…“ Den Groschen konnte Sasuke fallen hören. Sich das Lachen verkneifend sprach er weiter. „Wir trafen uns dort, um den Rest des Tages irgendwo hin zu verschwinden. Ob es nun Essen war oder Karaoke oder auch mal etwas weiter aus der Stadt raus. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich weiß nicht, ob es ihr genauso erging, aber ich liebte dieses Mädchen. Ich war 15 und habe zum ersten Mal im Leben wirklich dieses Gefühl erfahren, dass ich erwünscht war.“

„Jetzt mal halb lang. Wie lange sind wir schon in einem Team? Wie lange bist du schon Teamleader? Da bist du ja wohl mehr als erwünscht…“ „Ach komm schon. Du weißt ganz genau…“ „Mensch Sasuke, wir lieben dich…!“ Gespielt verletzt wandte sich der Blonde von dem Schwarzhaarigen ab, welcher nur laut lachte. „Hey, das Beste kommt noch! Ihr Vater war unser Trainer. Erinnerst du dich an Takezuchi-Sensei?“ So schnell konnte der Uchiha gar nicht registrieren, dass sich Naruto wieder umgedreht hatte, doch er tat es und blickte ihn direkt mit großen Augen an. „Was?“ „Du hast mich schon verstanden…“ Sasuke hob zur Beschwichtigung seines schnaubenden Freundes seine Hände. „Du hattest was mit der Tochter vom Coach?“ „Naja, so richtig was haben…“ Der Schwarzhaarige schaute zur Seite und auch Naruto bemerkte, dass sich Sasuke nicht gerne daran zu erinnern schien. „Wenn ihre Mutter wüsste, dass du im Team von Takezuchi-Sensei warst und sie hin und wieder doch noch gesehen hast… Aber es schien nie so, als standet ihr euch irgendwie nahe.“ „Du hattest da einfach keinen Blick für…“ lachte der Schwarzhaarige matt. Naruto blies seine Wangen auf zu einem Schmollgesicht auf, bis er sie langsam aus seinem Mund pustete. „Nach der Sache war sie nie wieder beim Training. Jedenfalls nicht mehr, seitdem ich wieder da war“ Der Uzumaki stellte den Kopf schief, während Sasuke nur mit den Schultern zuckte.

„An unserem letzten Abend hatten wir einfach nur einen Spaziergang gemacht. Ich war dabei, sie nach Hause zu begleiten, als dann diese komischen Typen auftauchten.“ Kurz pausierte er. „Naja. Die Prügelei war im vollen Gange, als einer sie von dem Gehweg hinunter ans Ufer schubste. Sie fiel hinab, noch bevor ich irgendwie reagieren konnte. Aufgrund der Ablenkung wurde ich dann mehr und mehr zusammengeschlagen.“ „Das erklärt die lange Pause vom Training.“ Kurz war es nur die Musik, die um sie ertönte, in der der Blondschopf nachdachte. „Das war die Zeit, wo sie aufhörte zu kommen.“ „Tut mir leid, Dobe. Ich hatte wie so oft einfach familiäre Probleme vorgetäuscht. Nicht, dass ich sie nicht hatte, aber ich wollte einfach nicht noch mehr Leute reinreiten…“ „Entschuldige dich bloß nicht bei mir. Du hattest Gründe nicht zu kommen, egal was es auch war. Außerdem ist es eh nicht zu ändern.“ Ohne dass Naruto fragte, erzählte sein schwarzhaariger Freund die Geschichte. Sie war jetzt angefangen, jetzt konnte er sie auch wahrheitsgemäß weitererzählen.

„Jedenfalls habe ich es irgendwie geschafft Hilfe zu holen, nachdem die Typen weg waren. Ich weiß selbst nicht mehr, wie ich das geschafft hatte. Der Weg war relativ weit von der Straße weg. Naja. Egal. Ihre Mutter gab mir die Schuld und verbat mir den Kontakt. Unser Coach hatte sogar gerade Notdienst und uns den Weg bis ins Krankenhaus und auch danach begleitet und versorgt. Er dankte mir die ganze Zeit, dass ich mich so um sie gekümmert hatte und sie verteidigt hatte. Dass ich glücklicherweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war. Ihm war es egal gewesen, wie erfolgreich mir das nun gelungen war. Er meinte nur, dass eine kleine Kopfwunde eines Sturzes weitaus weniger schlimm war, als das, was alternativ gewesen wäre…“

Er trank einen weiteren Schluck aus seinem Cocktail. Naruto hatte sich währenddessen auch etwas geordert und nippte sofort von seinem Getränk.

„Moment, er wusste nicht, dass du…?“ „Ich weiß es nicht. Gesagt hatte ich es ihm nicht. Sie ihm scheinbar auch nicht.“ „Du gibst dir bis heute die Schuld, hm?“ „Irgendwie schon… Ihre Mutter hatte es auch getan und verbat den Kontakt. Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt wieder…“ „Jetzt spinn nicht rum. Vielleicht hat sie die Zeit vergessen, aber tot wird sie wohl kaum sein. Dann hätte der Coach anders reagiert. Er hätte gesehen, wenn es kritisch gewesen wäre.“ „Trotzdem… Ich hätte Sakura besser beschützen können… nein müssen!“ „Sakura?“ „Ja, so hieß sie…“ Skeptisch formte der Blonde seine Augen zu Schlitzen. „Sakura also, so wie sie. Für die du ebenfalls Gefühle hegst und die du dir bereits eingestanden hast?“ Der Uchiha nickte verstummt. So blind war der Schwarzhaarige also? Und dabei war Naruto doch eigentlich immer der, mit der langen Leitung. Dann lehnte sich der Uzumaki zurück und sagte das, was ihm durch den Kopf ging, nachdem er leicht theatralisch von seinem Bier nippte.

„Was meinst du, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sakura auch die Sakura von früher sein könnte?“ Sasuke verschluckte sich am Cocktail, hustete kurz auf. Sichtlich verwirrt blickte der Uchiha ihn an. „Immerhin kann sie nicht auf dich zu gehen, sie weiß vermutlich nichts mehr. Und es sind Jahre vergangen. Auch du hast dich verändert. War da vor einigen Jahren nicht auch der Unfall vom Coach, den er nicht überstanden hatte? Wenn sie nun auch sein Vater wäre... Kann es nicht sein, dass sie deswegen einen anderen Namen hat? Zusätzlich hat sie Ahnung von Basketball. Sie könnte sich die Haare färben, oder gefärbt haben?“ Naruto setzte seinen Denkerblick auf, allerdings in einer leicht schnippischen Variante. Er blickte direkt zum Uchiha, welcher nur seine flache Hand hob und sie vor Naruto’s grinsendem Gesicht hielt. „Halt. Hör auf. Ich habe es verstanden. Du bist ziemlich überzeugend… Baka…“ Etwas peinlich berührt, dass Sasuke die Fakten völlig vernachlässigt hatte, rührte er mit seinem Schirmchen in seinem Cocktail, der fast leer war. Er wollte diese Chance vielleicht auch gar nicht sehen. Weil er glaubte, dass er sie nicht verdiente? „Reden hilft.“ „Seitdem du ne Freundin hast, kennst du dich mit Frauen plötzlich ziemlich gut aus hm?“ Der Blonde grinste. „Nicht mehr als vorher.“ Autsch.

„Ich kenne allerdings dich. Du gibst dir sicher immer noch die Schuld, dass es dir lieber wäre, sie wäre nicht dieselbe Person. Aber ist das nicht total egal?“

Recht hatte er. Was würde Sasuke nur ohne diesen Trottel machen. Er verdrehte gedanklich seine Augen und seufzte.

Aber das alles würde bedeuten, dass er sich in dieselbe Frau verliebt hatte. Das war doch gut? Aber. Dann war es auch dieselbe, die gerade eben oben auf der Bühne vor allen in knapper Kleidung tanzte. Doch das würde er Naruto nicht unter die Nase reiben.

Re:press

Eigentlich war es ein recht ruhiger Abend gewesen. Allerdings hatte der überraschende Besuch des gesamten Basketballteams ihrer Uni einen faden Beigeschmack. War sie möglicherweise erkannt worden? Redeten sie vielleicht gerade darüber? Ihr Herz pochte schneller als auf der Bühne. Ihre Aufregung hielt sie im Atem. Schnell huschte sie in ihre kleine Kabine, setzte sich auf den kleinen Hocker, der dort schon stand, als sie den Raum zugewiesen bekommen hatte. Ihr Blick richtete sich in den Spiegel, viel mehr direkt in ihr eigenes Gesicht. Sie hatte tatsächlich Angst, dass sie erkannt wurde. Ja, wieso überhaupt war sie auf die glorreiche Idee gekommen, ihn hierher einzuladen, den Laden überhaupt so angepriesen. Sie hätte sich denken können, dass er seine Kumpels mitbringt. Durch den unüblich vielen Schweiß fröstelte sie leicht, als durch die offene Hintertüre einen kurzer frischer Windzug durch die hinteren Räume fegte. Schnell zog sie sich etwas über. Eine Erkältung konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen. Ein weiterer Blick in den kleinen Spiegel ließ sie erkennen, wie sorgenvoll ihr Gesicht aussah. Und in der Tat geisterten momentan ziemlich viele Gedanken in ihrem Kopf herum. Was wäre wenn. Ihre Zukunft war gefährdet. Es musste einen Weg geben, sie musste sich ihr Studium selbst finanzieren. Und das war nun mal der beste Job. Sie brauchte das. Sie wollte das. Nur wie sollte sie es vor ihm irgendwann mal rechtfertigen. Schon wieder er. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um ihn. Sasuke.

Angefangen hatte es alles mit ihrer eigenen Unachtsamkeit, dass sie unbeschwert, ohne zu schauen auf die Straße lief. Wäre der Uchiha nicht da gewesen und hätte sie zurückgezogen. Hätte er nicht… Ja. Was wäre dann gewesen? Seither nahm er immer weiter Platz in ihrem Leben ein bis sie schließlich. Ihr Atem stockte. Die ganze Zeit hatte sie in den Spiegel gestarrt und nun hatte die Erkenntnis sie getroffen. Sie hatte sich doch nicht ernsthaft in den Sasuke Uchiha verliebt. Der Teamleader des Basketballteams. Der Kerl der Uni mit den meisten Verehrerinnen. Das klang so abwegig, doch auch wieder so sinnvoll. Das würde ihr Gefühlschaos erklären. Ihre Wangen liefen rot an, sodass es sogar unter dem Make up erkennbar wurde. Ihr Magen begann zu kribbeln, als sie den Gedanken weiterführte. Nein. Sie mochte ihn. Sie mochte seine Nähe. Seine unbeschwerte Art. Leicht lächelte sie sich entgegen, holte ihren Kajal heraus und korrigierte eine leicht verwischte Linie an ihrem Auge. Selbst seinen Geruch mochte sie. Das war auch der Grund, warum sie so verwirrt war, als er auf ihr lag. Ein Wärmeschwall durchfuhr ihren Körper und fühlte sich so wohlig an, dass sie gerne nicht mehr aufhören würde es zu fühlen. Ein unverkennbarer Geruch. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihn auch gerochen hatte, als er sie damals vor dem Auto rettete. Sie könnte ihn vermutlich aus tausenden Männern herausschnüffeln. Es war ein gut bekannter Geruch, der ihr Geborgenheit gab. Leicht lachte sie über sich selbst, dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. Sie war in den Uchiha verliebt. Das war an sich zwar eine tolle Sache, wäre da nicht…

Ihr wohliges Gefühl verflog, wie es gekommen war. Sie war nicht so blauäugig, um sich einfach in diesem Gefühl zu verlieren. Geradezu systematisch wägte sie die Situation ab. Er hatte eine Liebe erfahren, über die er nicht hinweg kam. Möglicherweise war sie ihr ähnlich. Dann war da dieser Traum, der so ihr unnormal real vorgekommen war, doch hatte sie keinerlei Erinnerung und auch niemanden, den sie fragen könnte. Mit Ausnahme ihrer Mutter, doch die war keine Option. Macht es irgendwie Sinn, dass sie sogar die verlorene Liebe von Sasuke sein könnte? Aber sowas vergisst man doch nicht einfach. Egal, wie sehr man verletzt ist, wie sehr man jemanden manipuliert, so etwas konnte nicht passieren. Mit diesem Traum wäre die Erkenntnis doch dann irgendwie gekommen, doch auch jetzt kam ihr nichts dergleichen in den Sinn. Sakura war sich sicher, dass es nicht möglich für sie war. Sie rationalisierte alle Zusammenhänge weg, bezeichnete sie als Zufall. Nein, nein. Solche Erinnerungen äußern sich nicht mal eben so in Träumen… Und sicherlich nicht genau dann, wenn man zufällig genau diese Person wiedertrifft. Wie wahrscheinlich ist das denn? Sehr unwahrscheinlich? Also. Schließlich lebte sie nicht in einem Shoujo-Manga. Dort wäre es nicht mal Zufall. Sie seufzte. Wo war dieses Gefühl von eben hin. Wie fühlte es sich noch gleich an? Gab es da eine Chance? Eine Chance für die Rosahaarige, dass der Schwarzhaarige sie ebenfalls mochte? Naja, ablehnen tat er sie jedenfalls nicht. War das alles realistisch? Wollte sie das überhaupt? Was würde aus ihren Zielen? Und aus seinen Zielen? Ihr positiver Ausdruck war wieder dem anderen gewichen und wirkte unnahbar und sorgenvoll. Eine Liebe war für die Haruno nie realistisch gewesen und würde auch nie in ihr Leben passen. So frei und unbeschwert sie sich auf immer fühlen würde, hatte bisher immer die Ernsthaftigkeit und ihr persönliches Ziel gesiegt. Auf eigenen Beinen stehen. Konnte sie es verantworten, dass sein Ruf da durch litt? Was wenn jemand ihr Geheimnis herausfand… Was war dieses Gefühl? Es brannte in ihrer Brust, wanderte ihren Hals hinauf. Die Wallung stand ihr im Gesicht, doch würde sie sich nicht die Blöße geben ihre Wut hier zu offenbaren. Selbstbeherrscht schluckte sie die Tränen mitsamt Kloss im Hals hinunter. Ihren Selbsthass konnte sie wann anders rauslassen. Denn hier konnte sie nur die falsche Entscheidung treffen. Egal was sie täte. Doch lieber würde sie sich selbst weiter hassen, als den Schwarzhaarigen in irgendeiner Weise von seinen Träumen abzuhalten. Ihr Verhalten bewies ihr erneut, dass sie ihn mochte. Sie hielt ihre Gefühle zurück, damit er keinen Schaden nehmen kann. Selbst wenn er wollte, wäre es keine gute Idee, sich mit ihr sehen zu lassen. Denn Irgendwann, irgendwann würde jeder wissen, als was sie hier wirklich arbeitete.

„Sakura-chan, warum bist du hier? Musst du nicht an die Bar?“ Perplex drehte sich die Rosahaarige um, blickte in ein Paar braune Augen einer Kollegin. „Alles okay?“ Stumm nickte die Angesprochene. „Du hast Recht. Sorry, ich hab etwas geträumt.“ Leicht lächelte die Haruno matt, band sich schnell einen festen Dutt und zog sich einige Sachen über. Nicht zu vergessen die Maske, eine ihrer vielen Masken, die ihr Gesicht versteckten. Eine die sie nicht nur hier aufsetzte, sondern bereits ihr ganzes Leben prägte. Niemand würde die echte Sakura kennen lernen. Nicht einmal Sasuke.

„Na endlich, Schätzchen, was hat das so lange gedauert? Die Leute rennen mir die Bude ein!“

„Ja Sorry, ich hab etwas getrödelt…“ „Meinst wohl, du hast dich wieder mit dir selbst gestritten, hm? Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst…“ Leise seufzte die Haruno. „Ja. Dir kann man auch nichts verheimlichen… Danke.“ „Gut, gut. Lassen wir das hinter uns und schmeißen uns in die Arbeit. Es gibt reichlich zu tun!“

Es verging eine halbe Stunde, ehe die beiden Barfrauen sich wieder etwas ausruhen konnten, selbst einen Schluck trinken konnten, etwas durchatmen war da sehr angenehm, besonders an Abenden, wenn man permanent unter Strom stand. So dachte man jedenfalls nicht immer wieder an andere Dinge. Man konnte sich super ablenken. Doch bei Sakura war das nicht so einfach, denn ihr „Problem“ war nicht irgendeins und war auch nicht gerade weit weg. Nein. Es saß gerade am Tresen und hatte bei ihr ein nicht alkoholisches Getränk bestellt. Scheinbar hatte er sie nicht erkannt. Oder etwa doch? Sie spürte seinen Blick auf ihr. Vielleicht sprach er sie nicht an, damit Naruto sie nicht erkannte.

„Hier, bitte sehr.“ Sie lächelte unter ihrer Maske. Dass sie ihn erkannt hatte, war für sie nicht schwer gewesen. Sein Geruch war selbst in diesem Dunst aus Kunst-Rauch, Schweiß und hoher CO2-Konzentration herauszufiltern. Gedanklich verfluchte sie ihren Geruchssinn. „Vielen Dank. Hier die Karte.“ „Lass stecken. Das geht auf mich.“ Meinte die Rosahaarige. „Dann hab ich mir ja die richtige Kellnerin ausgesucht. Ist viel zu tun?“ Sie spürte, dass er erleichtert war, dass er richtig gelegen hatte mit seiner Vermutung, dass sie es war. Er hatte sie also erkannt. Nur der Blondschopf blickte zwischen ihnen hin und her. „Sag mal, machst du die Kellnerin gerade an? Hast du nicht gerade gesagt du seist in die K…“ „Halt den Rand, Dobe. Bist du blind oder was stimmt mit dir nicht?“ Er deutete auf Sakura, nach dem Motto, er solle sie sich nochmal genau ansehen.

Ratter, ratter, ratter… „Ich raffs nicht…“ Die für ihn scheinbar fremde Kellnerin lachte auf, während der Schwarzhaarige nur die Augen verdrehte. „Wenn du so blöd bist, dann kann ich dir auch nicht helfen.“ Somit drehte er sich wieder zu ihr und stimmte in ihr Lachen ein. Gefühlte hundert Fragezeichen schwebten über Narutos Kopf, doch je länger er die beiden bei ihrer Konversation zusah, desto eher dämmerte es selbst ihm. Sie war es also. Die Haruno schaffte es wirklich jedes Mal, den Schwarzhaarigen zu entspannen und ihn in eine Art Comfort-Zone zu bringen. Auch wenn das hier definitiv weder seine noch die des Blonden war. Vielleicht sollte er die Zwei alleine lassen. Er hatte eh Besseres vor gehabt. Seine Freundin würde bald von ihrer Schicht nach Hause kommen und sie brauchten unbedingt noch ein Geschenk für eine Hochzeit, auf die sie eingeladen waren. Hinata hatte früher mal eine gute Freundin mit einem alten Teamkameraden verkuppelt. Und die heirateten bald. Naja im Frühling, aber je früher, desto besser. Und da er jetzt sowieso lieber auf der Couch läge, half er doch gerne beim Finden eines Geschenkes. Sprich beim Durchforsten des Internets.

„Ich mach mich mal vom Acker. Du kommst alleine klar…“ „Du gehst schon?“ Der Schwarzhaarige war leicht überrascht. „Ja Hina braucht noch Hilfe. Sie kommt gleich von ihrer Schicht nach Hause…“ „Oh, wieder Spätschicht, hm? Wir sehen uns dann morgen.“ „In alter Frische und mach nicht zu lang, Teme.“ „Halt die Klappe und hau ab, Dobe!“

Der Schwarzhaarige blieb nicht mehr lange in der Bar, da er die junge Frau nicht von ihrer Arbeit abhalten wollte. Sie hatte wirklich viel zu tun. Er konnte auch anders noch Zeit mit ihr verbringen, schließlich gingen sie auf dieselbe Uni, hatten einen ähnlichen Weg. Am kommenden Montag würden sie sich wieder sehen und dann würden keine Getränkewünsche ihr Gespräch unterbrechen.

Als er die Tür zum Appartement aufschloss hörte er die Freundin seines besten Freundes kichern. „Hey, seid ihr angezogen?“ fragte der Schwarzhaarige sarkastisch in die Wohnung hinein. „Teme, schon so früh zurück?“ „Die Antwort werte ich als ein Nein. Ich versch…“ „Naruto… Bring Sasuke-kun nicht in Verlegenheit! Komm ruhig in die Küche, Naruto hat mir da etwas Interessantes erzählt.“ „Aha…“ Murmelte der Uchiha eher zu sich, schloss dann die Türe hinter sich und legte den Schlüssel auf ein Sideboard im Flur. Dort gab es eine Schüssel, in der alle Schlüssel lagen. Unsicher lief er die Schritte in die Küche, aus der das Licht in den Flur strahlte. Er sah beide am Tisch sitzen. Naruto hatte einen Laptop vor sich, während Hinata sich eine von Narutos Nudelsuppen einverleibte. Ein Notizblock mit Kugelschreiber lag zwischen ihnen. Scheinbar hatten sie bereits einige Ideen aufgeschrieben. Schlürfend winkte sie den Uchiha an den Tisch. „Du warst doch auch zu der Hochzeit von Sai eingeladen oder?“ „Ja, schon…“ „Hast du schon ein Geschenk?“ Der Uchiha verneinte. „Ich denke es wird auf einen Geldgeschenk hinauslaufen. Passt immer.“ „Dann kommst du also doch?“ „Scheinbar…“ seufzte der Uchiha und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Eigentlich hatte er nicht die Intention hinzugehen. Er war alleine und das machte auf Hochzeiten einfach keinen Spaß. Jedenfalls nicht für ihn. „Dann solltest du auch endlich die Einladung zurückschicken und angeben, dass du kommst.“ Hinata wedelte mit der Einladung vor sich her, während sie in der anderen Hand die Stäbchen mit einigen Nudeln vor sich hielt. „Danke auch für die Erinnerung.“ Somit schnappte er sich die Einladung, nahm den Kugelschreiber und kreuzte an, dass er alleine käme. „Zufrieden? Hier. Kannste der Braut persönlich geben.“ Leicht genervt wollte Sasuke nur noch in sein Zimmer verschwinden. Es war spät, er war müde und es ging ihm gegen den Strich, dass er jetzt doch zu dieser Hochzeit gehen würde. Wenigstens würde es dort etwas Gutes zu Essen geben, versuchte er sich selbst etwas zu motivieren. „Werde ich. Sie wird sich sicher freuen.“ „Na klar wird sie, aber wird der Bräutigam es?“ Somit schloss Sasuke lautstark die Türe hinter sich und rutschte mit dem Rücken die Türe hinunter. Da war so viel, was Hinata nicht wusste. Auch Naruto hatten keine Ahnung. Dass er überhaupt eine Einladung bekommen hatte grenzte eher an Mitleid und der Versuch zu verdrängen, was damals vorgefallen war. Wusste die Braut eigentlich auch Bescheid? Oder hatte der Bräutigam es ihr verschwiegen und nahm die Einladung Sasuke’s hin? Wieso luden sie ihn eigentlich ein? Brachte es nicht Pech, einen Ex-Freund auf der eigenen Hochzeit zu haben? Oh man, wie lange war das alles her?

Dass es ein Fehler war, das wusste er schon vorher, doch er hatte sie eiskalt ausgenutzt und seinen Kumpel verraten. Dieses Mädchen. Blond, hübsch und Cheerleader. Ein Teamkollege stand auf sie. Doch sie nicht auf ihn. Die angehende Braut, auf dessen Hochzeit er eingeladen war, war damals noch in Sasuke verliebt gewesen. Und der jetzige Bräutigam war genannter Teamkollege. Doch das war Sasuke egal. Der Zeitpunkt, dass sie ihm offen gegenüber trat und ihm ihre Liebe gestand, war genau dann, als der Uchiha noch angeschlagen von dem Überfall zum ersten Mal zum Training erschien. Auch wenn er sie zunächst abgewiesen hatte, so ließ sie einfach nicht locker. Tat ihm jeden Gefallen, brachte ihm Essen, Schokolade zum Valentinstag doch er strafte sie mit Ignoranz. Dennoch lief sie ihm hinterher, fragte unerlässlich nach einer Chance. Dann irgendwann hatte er sich so an sie gewöhnt, dass er nachgab. Ging mit ihr Essen. Und er genoss überraschenderweise ihre Aufmerksamkeit, ihm gefiel das Mädchen, auch wenn sie nicht diejenige welche gewesen ist, die immer noch in seinem Kopf war. Sie war die Substitution. Es gab ihm wieder Selbstbewusstsein und das Gefühl gebraucht zu werden. Die Zeit war nie schlecht gewesen, doch für sie war es verschwendet. Er liebte dieses Mädchen nicht und würde es auch nie tun. Er kam ihr nie nah, weil er wusste, dass sein Teamkollege auf sie stand und die Blondine hatte auch erstmal nichts dagegen. Doch irgendwann wurde sie ungeduldig und nervös. Der Uchiha bekam Angst, dass sie sich von ihm entfernen würde. Dass sie merken würde, dass er sie nicht liebte, lieben konnte. Alleinsein wollte er nicht. Das könnte er nicht ertragen. Als er sie das erste Mal küsste, legte sich ihre Unruhe und somit war die eindeutig romantische Beziehung angefangen und er konnte nicht mehr zurück. Zuvor hatte er noch gesagt bekommen, dass er ihr keine falschen Hoffnungen machen sollte, doch indem er es tat, verlor er nicht nur einen Freund. Einige Wochen ging das auch gut, doch Zunehmens spürte der Schwarzhaarige, dass er einen riesigen Fehler begangen hatte. Sie schien glücklich, doch seine unnahbare Art machte es ihr schwer wirklich glücklich zu sein. Weiterhin profitierte er von ihr, doch gab ihr nichts zurück. Er konnte ihr nicht das bieten was sie verdiente, doch hatte er es in Kauf genommen. Er wusste es von Anfang an, dass er sie nicht lieben könnte. Und schlussendlich kam er zu dem Schluss, dass er sich trennen musste. Als es endlich zu der Trennung kam, schwor er, dass es sein Fehler war und er die gemeinsame Zeit genossen hatte, was keine Lüge war, doch dass es jemand gab, der sehnlichst auf sie wartete, der sie verdiente und wirklich liebte. Dass derjenige ihr auch das geben kann, was er nicht konnte. Nachdem er sich eine saftige Ohrfeige eingefangen hatte, weinte sie los. Sie hatte allen Recht sauer zu sein, wie eine Furie auf ihn los zu gehen, doch stand sie nur vor ihm und weinte. Er schickte sie grob fort und als sie nicht gehen wollte, ließ er sie eiskalt sie stehen. Wollte, dass sie jegliche Gefühle, die sie glaubte für ihn zu haben, verblassen. Als er hinter der Ecke verschwunden war, textete er seinem ehemaligen Teamkollegen.

„Sie braucht dich jetzt. Basketballfeld, Mittelschule.“

Hinata glaubte zwar, dass sie die beiden verkuppelt hatte, doch eigentlich war es indirekt Sasuke gewesen. Nie wieder hatte er weder die junge Frau, noch ihren jetzigen Verlobten wieder gesehen, bis sie ihm eine Einladung schickten. Zu der Hochzeit. Als er las, um wen es sich handelte glaubte er an einen schlechten Scherz, doch war dem nicht so. Wie konnten sie beide ausgerechnet ihn bei der Hochzeit dabei haben wollen? Einen Ex. War es der Form halber? Würden sich vermutlich alle wundern, wieso Sasuke nicht eingeladen worden wäre, wenn doch das ganze alte Team da war? Er seufzte. Lädt man zu seiner Hochzeit ein altes Team ein? Er schüttelte mit dem Kopf. Von so etwas hatte er nun mal einfach keine Ahnung. Und das würde auch noch lange so bleiben.

Eine Weile saß er noch so an seiner Zimmertüre, ehe ein Klopfen ihn aus dem Halbschlaf riss. „Ey Sasuke-Teme Ich bin nochmal unterwegs. Hina-chan nach Hause bringen. Sonst reißen mir ihre Eltern den Kopf ab… Bis später!“

„Hnn…“ Nuschelte Sasuke vor sich her ehe er sich stöhnend abstütze um wieder aufzustehen. Wie lange hatte er so gesessen? Seine Beine waren beide eingeschlafen und schmerzten von diesem ekelhaften Kribbeln, was sich viel mehr nach tausenden Nadeln anfühlte. Langsam krakselte er stöhnend zu seinem Bett, ehe er sich darauf fallen ließ. Die Zusage zu der Hochzeit ging ihm eindeutig an die Substanz. War er überhaupt bereit die beiden zu treffen? Sie schienen es zu sein. Er hatte angegeben, dass er alleine kommen würde. Hoffentlich fand er schnell eine Ausrede um die Feierlichkeit möglichst früh verlassen zu können. Hoffentlich würde lud das Brautpaar keine Single-Frauen ein. Das würde ihm definitiv die Nerven rauben. Es raschelte kurz, als er sich die Decke über seinen Körper zog und so wie er auch heim gekommen war einschlief.
 

Dass sie den Uchiha liebte, war ihr kleines Geheimnis, sowie auch der Fakt über ihre Arbeit. In den nächsten Wochen hatte sie sich nichts anmerken lassen, war so wie immer. Traf den Uchiha Morgens auf dem Weg zur Uni und zur Mittagspause auf der Tribüne. Mittlerweile war es frostig kalt geworden und irgendwann würden sie nicht mehr einfach dort sitzen können ohne sich Erfrierungen zu holen. Zusätzlich hatte sie eine intensive Lernphase. Klausuren würden bald ihren Kalender spicken. Sie musste dringend wieder mehr lernen. Leider ahnte sie nicht, dass auch noch die Cheerleader sie im Visier hatten. Zwar hatte sie deutlich gemacht, dass ihre Meinung die Haruno nicht interessierte und sie machen konnte, was sie für richtig hielt, doch konnte sie nicht ahnen, wie ernst es den eigentlich erwachsenen Frauen war und mit welchen Mitteln sie ihre Ziele durchzusetzen versuchten.

Sie wartete wie immer in der Bibliothek, schaute auf das Spielfeld, bevor sie sich auf den Weg zum Uchiha machte. Er verabschiedete gerade seine Mitspieler, während sein blonder Freund noch etwas bei ihm stehen blieb. Die Cheerleader liefen ebenfalls vom Spielfeld, doch irgendwie hatte Sakura das Gefühl, dass sie zu ihr hinauf geblickt hatten. Schulterzuckend schlug die Rosahaarige ihr Buch zu, packte es ein und begab sich auf den Weg in Richtung Sasuke.

Während sie sich den Schal um den Hals legte, schweiften ihre Gedanken ab. So lange, wie das alles jetzt schon lief, empfand sie es als überraschend, dass die Cheerleader das so hinnahmen. Hatte ihr Spruch so tiefe Spuren hinterlassen? Den Eindruck hatte die Haruno eigentlich nicht gehabt. „Bis später.“ Die Dame an dem Tresen der Bibliothek lächelte ihr kurz zu, widmete sich dann wieder ihrem scheinbar spannenden Buch. Diese Frau war hier genau richtig aufgehoben, lachte Sakura in sich hinein. Einige Gänge weiter kam auch schon die Treppe in ihr Sichtfeld. Mit dem kleinen Emporium, von wo sie Sasuke bereits einmal beobachtet hatte. Wieder schlich sich ein Lachen auf ihr Gesicht. Mit dem Kopf schütteln stieg sie die Treppen hinab. Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas finsterer, als sie die werten Damen erkannte, die im Atrium standen. Vermutlich warteten sie auf sie. Sie hätte nicht an diese Weiber denken dürfen, vielleicht hätten sie dann nicht hier gestanden. Verdammt. Ein Versuch sie zu ignorieren wird nicht schaden. Mit diesem Plan im Kopf versuchte sie teilnahmslos an den aufgehübschten jungen Frauen vorbei zu gehen.

„Na, wenn das mal nicht die kleine Hexe mit dem rosa Dutt ist…“ merkte eine Brünette an und wies alle anderen auf Sakura hin, welche weiterhin versuchte desinteressiert vorbei zu gehen. Innerlich allerdings rollte sie mit ihren Augen. Was Besseres fiel denen echt nicht ein.

„Hey Bitch! Wir reden mit dir!“ Damit zog eine Cheerleaderin die Rosahaarige an ihrem Rucksack zurück. Die anderen Kommilitonen schienen das Geschehen zu ignorieren und um keine große Aufregung entstehen zu lassen, ging sie auf die Weiber ein. „Okay, was?!“ „Wir haben dich gewarnt!“ „Bezüglich was?“ Die Haruno rollte mit den Augen, drehte sich dann auch zu ihren Gesprächspartnern um, legte eine Hand in die Hüfte. „Bleib von Sasuke Uchiha weg!“ „Von ihm weg bleiben? Was wenn nicht?“ „Wir werden dich fertig machen!“ „Bist du immer noch giftig, wegen dem Spruch? Mensch, Es war ja gar nicht so böse gesagt, wie es gemeint war!“ „Bitte was?“ „Entschuldigt mich, ich bin verabredet.“ Somit machte die Haruno auf ihren Absatz kehrt, doch hinter ihr hatte sich eine der Cheerleaderin gestellt und versperrte ihr den Weg. „Was soll das werden?“ Sie drehte sich halb zu der Rothaarigen Furie um und spürte die Ohrfeige schon auf ihrer Wange brennen. Sakura stolperte einen Schritt zurück, spürte, dass etwas Nasses ihre Wange hinunter lief. Mit einem Blick auf die Hand der Angreiferin sah sie, dass sie einen Stein am Ring hatte, der aber in der Handfläche war. Sie hatte ihren Ring nach innen gedreht? Sie strich sich ihre Wange, blickte auf ihre Finger. Blut. Ernsthaft? „Was soll das?“ Die Rothaarige kam bedrohlich auf die Haruno zu, drückte ihren Zeigefinger gegen ihre Brust. „Halte dich von ihm fern. Sonst wird es noch schlimmer ich schwöre es dir. Ich werde solange eine Schwachstelle suchen, bis ich sie gefunden habe! Wenn du ein Geheimnis hast, werde ich es herausfinden. Ich meine es verdammt ernst.“ Ihre Augen funkelten bedrohlich. Kurz war die Rosahaarige zu perplex um zu reagieren, doch sie fasste sich schnell. „Wirklich? Meinst du nicht, dass er nicht Fragen stellt, wenn ich plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben will?“ Somit schlug die die Hand weg. „Pass auf, Dreh es wie es passt kapiert?! Mach dich wieder unsichtbar. Mit deinem Dutt und schlechtem Stil einfach in der Bibliothek sitzen.“ „Perfekt aussehen muss nur, wer sonst nichts kann.“ Konterte die Haruno schnippisch. „Das ist deine letzte Chance.“ „Wach auf Mädchen, Sasuke hat kein Interesse an dir!“ „Bilde dir ja Nichts ein!“ somit schubste eine blonde Cheerleaderin die Haruno zu Boden. Kurz darauf stöckelten sie davon, ließen sie sitzen. Mittlerweile wurden sie schon angestarrt. Die Leute blickten den Cheerleadern verständnislos hinterher. Die rosahaarige wurde allerdings mit ihrem Schicksal alleine gelassen. Niemand würde sich einmischen. Niemand wollte etwas mit den Biestern zu tun haben.

„Herr Gott, was sollte das denn?“ Die Rosahaarige wollte aufstehen, doch erst jetzt spürte sie, wie die Nervosität sie einholte. Ihre Beine zitterten, als sie aufstehen wollte. Kurz atmete sie durch, ehe sie sich auf wackeligen Beinen hinstellte und sich den Staub von der Hose klopfte. „Wow… Das könnte echt noch Böse werden…“
 

Natürlich ließ sie sich nichts von spätpubertierenden Weibern sagen. Oder? Ihre Wange brannte, als sie sich darüber strich. Wieso taten so kleine Verletzungen immer am meisten weh? Kurz nachdem sie sich genervt das Gesicht in den sanitären Anlagen gewaschen hatte, begab sie sich zum Spielfeld. Sie hörte einen Ball prellen, dann wie er gegen das Brett geworfen wurde, an dem der Korb hing.

„Hey Großer, Pause schon um?“ „Hey Kleines. Ich warte auf dich, kann aber nicht rumsitzen. Wie geht’s?“ „Alles gut…“ Sie wich seinem Blick aus, was ihm sofort auffiel. „Lüg nicht so dreist.“ Somit warf er den Ball erneut in den Korb. „Dreist?“ Kam die Gegenfrage. Der Ball hüpfte einige Male auf, ehe er zu ihr rollte. „Was hast du an der Wange gemacht?“ Er zeigte mit seinem Finger auf seine eigene Wange. „Unwichtig.“ „Zeig her…“ „Unsinn, bist du die Medizin-Studentin oder ich?“ Kurz lachte der Schwarzhaarige auf. „Kann ich nicht sagen, muss man nackt sehen.“ Was war das für ein vielsagender Ausdruck in seinem Gesicht? Die angehobene Augenbraue zierte sich mit einer feinen Narbe. Die Haruno war leicht irritiert von diesem Spruch. War das etwa ein Anmachspruch? Was war das für ein Blick? War das etwa sein Ernst? „Bitte was?“ Blinzelte sie ihn an. „Du bist ja sprachlos.“ Wieder lachte der Uchiha. Also wollte er sie nur ärgern. So ein Trottel, echt. Dafür war sie echt nicht in Stimmung. Aber trotzdem stahl sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Wieso wusste er so gut mit ihr umzugehen. Die Gedanken an die Cheerleader waren in den Hintergrund geraten und sie stieg in den Zweikampf um den Basketball. „Ganz schön frech!“ „Das sagt die Richtige!“
 

Nachdem sie mehrere Minuten um den Ball kämpften, wobei der Schwarzhaarige haushoch überlegen war, setzten sie sich auf die Tribüne, nahmen verspätet ihr Mittagessen zu sich. Dann herrschte eine Zeit Stille, die sie mit leisen Worten unterbrach.

„Hör mal, bald gehen die Semester-Prüfungen los. Ich werde wieder etwas mehr lernen müssen…“ „Stimmt.“ „Also bitte wundere dich nicht, wenn ich jetzt erstmal nicht mehr kommen kann…“ „Kein Problem. Ich sollte vielleicht auch wieder etwas mehr trainieren und lernen. Deine Bentos zehren an meiner Fitness.“ Kurz kicherte sie ungläubig, er lenkte wieder ab. „Außerdem wird es langsam viel zu kalt.“ „Wir werden ab der nächsten Woche auch wieder drinnen trainieren.“ Murmelte er leise. „Mhm…“ Sie nickte nur. Eine Art Winterpause also. Es war sowieso schwierig, dass sie sich so „emi-geheim“ trafen. Dass sie morgens auch schon gemeinsam kamen wusste dann tatsächlich niemand, allerdings würde die Rosahaarige dies auch versuchen zu unterbinden. Wieder würde sie ihm, scheinbar ohne Grund aus dem Weg gehen. Aber sagen konnte sie es ihm wirklich nicht. Irgendwie tat es dann schon weh.

Sein Blick richtete sich nunmehr auf die rosahaarige junge Frau neben ihm, die ihre leere Bento-Box anstarrte. Er konnte ihr ansehen, dass sie nicht gerade zufrieden war und das war auch er nicht wirklich. Allerdings würden die Prüfungen auch wieder vorbei gehen und dann konnten sie wieder etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Aber sie hatten doch noch ihren gemeinsamen Weg, oder? Wollte sie ihn vollkommen aus dem Weg gehen? Wieso? Lenkte er sie so sehr ab? War er so oft Gegenstand ihrer Gedanken? Aber eigentlich kam es ihm über die Wintertage auch sehr gelegen. So würde es ihr auch nicht auffallen, wenn er über Weihnachten nicht anwesend war. Das ersparte die alte Leier seiner Familien-Probleme. Toll, jetzt hatte er sich wieder daran erinnert.

Dieses erdrückende Gefühl zu wissen, dass die ausgelassene Zeit aber jetzt erstmal vorbei war, beengte die Haruno Zusehens. Ihre Laune würde sich die nächsten Wochen vermutlich wesentlich verschlechtern. „Ich geh dann jetzt. Lernen. Wir sehen uns dann…“ Sie packte ihre Bentos zusammen und stand auf. Ihr gefiel diese Atmosphäre nicht. Zumal er nicht ahnen konnte, dass sie sich nicht nur wegen der Semesterprüfungen von ihm entfernte. Und dass sie auch nach dieser stressigen Zeit nicht mehr zu ihm gehen wird. Wieder wird sie ihn meiden und er wüsste einfach nicht wieso. Aber sie konnte ihm schlecht erzählen, dass sie sich tatsächlich von den Cheerleadern hat einschüchtern lassen. Die ganze Zeit schaute der Uchiha ihr zu, doch als sie den ersten Schritt von der Tribüne machen wollte, ergriff er sie am Arm, zog sie zu sich zurück in eine Umarmung. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, während er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub. Ihre Tasche dabei fiel von ihren Schultern, polterte kurz auf die Sitzfläche der Tribüne zurück. „S..Sasuke. Was…“ Sie wurde rot, als er sie so nah bei sich hielt. Ja, es würde eine gute Idee sein, mal etwas Abstand zu halten. Da kamen ihr die Cheerleader eigentlich sogar recht gelegen. Dieser Geruch würde sie sonst noch um den Verstand bringen, doch sie konnte sich nicht gegen ihren Drang wehren, seinen Duft noch einmal tief in ihre Nase zu einzuatmen. „Wir sehen uns, Kleines…“ Somit ließ er locker, sie drehte sich halb zu ihm um ihm direkt in seine Augen zu blicken. „Ja…“

Da war er wieder. So ein Moment, der perfekt war. Perfekt um ihre gegenseitige Zuneigung zu zeigen. Dieses Kribbeln in ihrem Bauch verteilte sich in ihrem gesamten Körper, warf ihre Selbstkontrolle beinahe über den Haufen. Wieso sollten sie es nicht tun, es fühlte sich einfach richtig an. Ihr Kopf war leer. Ihre Gesichter näherten sich tatsächlich unmerklich.

Was dachte sie nun? Er hatte dieses Verlangen sie für sich zu haben, er wollte nicht, dass sie ihm fernblieb. Aber waren es wirklich nur die Prüfungen? Hatte sie eventuell Angst? Brauchte sie den Abstand einfach um ihre Gedanken zu ordnen? So wie er sie einschätze, waren die Prüfungen nur eine willkommene Ausrede, doch das würde er nicht wieder mit sich machen lassen. So einfach ließ er sie nicht wieder los. Denn auch sie suchte unbewusst seine Nähe und ihr jetziges Verhalten zeigte das genaue Gegenteil, von dem was sie sagte. Mit ihren geröteten Wangen, ihrem festen Blick, der genau das forderte, was auch er von ihr wollte. Sie war ein Rätsel. Was wollte sie nur wirklich? Hatte sie Angst, dass er ihr Geheimnis rausbekäme? Er sie verurteilte? Aber er wusste es doch schon, nur war ihr das nicht bewusst. Ihm war das egal, nein er fand es sogar spannend. Jetzt, wo sie sich nicht mehr so oft sehen wollten, sich wieder etwas auf ihre Ziele konzentrieren wollten…

Sollten sie sich wirklich küssen? Es fühlte sich doch gerade jetzt so richtig an. Er spürte ihren Atem, was ihm ein wohliges Gefühl über den Rücken jagte. Wenn nicht jetzt, wann würde sich der nächste so perfekte Augenblick ergeben? Seine Hand wanderte über ihre Wange, strich sanft über die Schramme. Heute Morgen hatte sie die Schramme noch nicht. War etwas vorgefallen, was sie ihm nicht sagen konnte? Egal. Es zählte das Hier und Jetzt. Sie war bei ihm und dann noch so unglaublich nah. Nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sah er, wie sie ihre Augen schloss.
 

Das Klingeln der Schulglocke beendete die Mittagspause, sodass die Studenten sich wieder zurück in ihre Hörsäle oder andere Orte begaben, wo sie ihr Studium hinter sich bringen mussten. Insgesamt wirkte der Campus lebendiger, viel mehr Leute liefen hin und her. Auch die Haruno lief über den Campus in Richtung der Bibliothek. Ihr Gesicht war noch leicht gerötet, als ihr die Cheerleader über den Weg liefen. Warum, das konnten die Weibsbilder natürlich nicht wissen. Clever genug war die Rosahaarige, um diese körperliche Reaktion zu ihren Gunsten zu nutzen. „Seid ihr jetzt zufrieden. Er hat gesagt, dass ich mich nicht mehr mit ihm treffen soll!“ Die Rothaarige nickte zufrieden. „Das wäre also sowieso dein letztes Pläuschchen mit ihm gewesen? Sehr zufriedenstellend.“ Die Gruppe der Cheerleader lachte auf. Wenn die wüssten, was wirklich geschehen war, dann würden sie nicht mehr so lachen, aber das blieb eines ihrer vielen Geheimnisse. „Dann haben wir nichts mehr mit dir zu bereden.“ Lachte Karin, doch die gewünschte Verzweiflung oder gar Tränen von der Rosahaarigen blieben aus. „Bleibt noch kurz stehen…“ Eine kurze Pause ließ den Cheerleadern etwas Zeit einander abwechselnd fragend anzusehen. „Ich will euch genauso vergessen wie ihr jetzt seid. Danke, jetzt verpisst euch und lasst mich in Ruhe.“ Sakura wandte sich somit ab, lief in das Gebäude der Fakultät für Medizin.

„Was war das denn?“ „Sie ist einfach nur sauer, dass wir Recht hatten und Sasuke sie nicht wollte!“ „Sie hat eben nicht auf uns gehört.“ „Sasuke weiß eben wer gut für ihn ist.“ Tratschten sie und liefen zum Sportplatz.
 

„Hey Sasuke, was ist los? Stress mit der Kleinen?” Für diese Frage fing sich der Uzumaki einen bitterbösen Blick ein. Sasuke saß auf der untersten Reihe der Tribüne, musste sich aufrichten um zum Uzumaki hochzusehen. Er hatte sein Gesicht zuerst in seiner Hand versteckt gehalten. „Ou. So schlimm?“ „Wenn ich nur wüsste, was in ihrem Kopf vorgeht.“ „Höh?“ „Sie will sich nicht mehr mit mir treffen. Angeblich wegen der Semesterprüfungen. Aber ich glaube nicht, dass es der einzige Grund ist. Sie sagt das eine, benimmt sich aber genau gegenteilig.“ Sein Blick ging ins Leere, seine Gedanken drohten abzudriften. „Hey, hey, chill‘ erstmal! Sie wird ihre Gründe haben.“ „Was soll ich denn da noch chillen?! Ich dachte, dass sie… Mensch, Das wäre, als würde Hinata dich einfach stehen lassen, weil ihr alles andere wichtiger ist!“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „War ja auch lange Zeit so. Zu mindestens hatte sie das gesagt. Bei ihr war es allerdings ihre Familie, die sie von mir fernhielt.“ Kurz blickte der Uchiha seinen Kumpel an und lachte auf und versuchte den Gedanken mit einer winkenden Geste abzuwimmeln. „Wer soll Sakura denn von mir fernhalten wollen? Das macht keinen Sinn. So wie damals wird es ihre Mutter nicht wieder sein können.“

Just in diesem Moment liefen einige der Cheerleader auf das Spielfeld und lachten los. Naruto zeigte auf die junge Meute. „Die vielleicht?“ Der Schwarzhaarige seufzte. Ernsthaft? Konnte er glauben, dass selbst diese Weiber so billige Spielchen abzogen? Er würde das noch herausfinden, denn irgendwie traute er der roten Furie das sogar zu. Überraschender Weise sollte er allerdings nicht viel dafür tun müssen, dass sich der Verdacht, den Naruto geäußert hatte sich sogar verstärkte, denn die Mädchen kamen direkt zu den beiden Jungs. Der blonde hatte ein echt feines Näschen, das musste der Uchiha tatsächlich zugeben. Und dass es auch noch stimmte, was er vermutet hatte, war sicherlich nicht nur Zufall. Der Uzumaki war wirklich nicht so dumm, wie er immer tat.

„Hey Jungs.“ Lächelte die Rothaarige auffällig gekünstelt. „Was?“ murrte Sasuke nur. Er hatte wirklich keine Lust mit der Tussi zu reden, sonst traute sie sich auch nicht wirklich ihn anzusprechen. Das kam ihm immer sehr gelegen. „Wo ist denn eure neue Freundin?“ Sasukes Augenbraue zuckte kurz hoch, während Naruto die aufwallende Aura neben sich zu besänftigen versuchte. „Sie ist schon los, weißt du, wenn man schlau ist, dann möchte man immer mehr wissen, um auch etwas erreichen zu können, ohne dass man mit dem Arsch wackeln muss.“ Der Uchiha blickte perplex zu seinem blonden Kumpel hoch, da er selbst immer noch auf der Tribüne saß. Respekt. Dass er den jungen Frauen das an den Kopf knallen würde, damit hätte er nie gerechnet. „Also ist ihr Erfolg wichtiger, als Freunde? Was eine grauenvolle Persönlichkeit.“ Konterte eine Blondine. „Manchmal ist das eben so. Und echte Freunde halten trotzdem zusammen und gönnen es dem anderen. Wir unterstützen Sakura bei ihren Zielen, wie sie auch uns dabei unterstützt.“ „Tzz.“ Karin drehte sich weg. Dass sie mal mit Naruto diskutieren würde, damit hatte sie niemals gerechnet und dass sie die Diskussion auch noch verlieren würde, das nagte an ihrem Stolz. Das würde die rosahaarige Schlampe noch zu spüren bekommen. Erst dreist zu lügen und dann die Jungs auch noch gegen sie aufzuhetzen! Ein absolutes No Go!
 

Verwundert sahen die beiden Freunde den Cheerleadern hinterher, ehe sie in schallendes Gelächter einfielen. „Was laberst du denn so gescheit daher?“ „Was weiß ich, ich wollte nicht, dass sie schlecht über Sakura-chan reden.“ „Selbst ich musste mich zusammenreißen, nicht über ihre Gesichter zu lachen. Hätte nie gedacht, dass du so was drauf hast, Dobe!“ „Ich auch nicht!“ wieder lachten sie. Es dauerte keine Minute, ehe sie ihr Lachen begruben. „Die haben definitiv ihre Finger im Spiel.“ Murrte der Blondschopf. „Ich frage mich, wie sie Sakura eingeschüchtert haben… Sie war doch eigentlich eher robust… Oder…“ Der Uzumaki überlegte krampfhaft. „Die werden doch nicht etwa…“ …ihr Geheimnis kennen? Der Uchiha dachte den Satz weiter, ehe er sich noch verplapperte. Naruto musste es ja nicht von ihm erfahren. Das konnte die Haruno noch irgendwann selbst beichten, auch ihm, irgendwann, jedenfalls, wenn sie ehrlich sein wollte. Trotzdem könnte er verstehen, dass sie das nicht sagte. Aber dadurch, dass er das Geheimnis kannte, würde es ihn nicht so überrumpeln. Wobei so richtig verdaut hatte er das noch nicht.

All diese seltsamen Dinge waren sicher der Grund für ihre übereilte Flucht, noch bevor sie die gewisse Linie überschritten hatten. Sie war noch nicht bereit sich weiter auf ihn einzulassen und das war okay. Er würde sie nicht so einfach aufgeben. Schon gar nicht für eines dieser Cheerleader-Biester. Sie würde irgendwann ihm gehören. Es war nur eine Frage der Zeit.

Re:cover

In einem Rutsch hatte sie die Verbindungen, die sie so schnell hatte knüpfen können, wieder abgebrochen. Die Wochen zogen sich unnatürlich langsam an ihr vorbei. In ihrem Schneckenhaus fühlte sie sich nicht mehr so wohl, wie früher, als sie nicht in den Genuss gekommen war, die Jungs kennen zu lernen. Es hatte nicht mal Auswirkungen auf ihre Noten, da es nur ein kurzes Zeitfenster war, aber sie war glücklicher. Etwas weniger Stress, mehr Entspannung und Spaß. Irgendwie schaffte die Haruno es nicht mehr so richtig zurück. So eifriges Lernen hatte sie einfach verlernt. Seltsam, wie schnell man sich an so etwas gewöhnt. Um dem Uchiha bloß nicht zu begegnen machte sie sich morgens mittlerweile eine Viertelstunde früher auf den Weg zur Universitätsbibliothek. Manchmal lieh sie sich sogar Bücher aus und kam nur zu den Vorlesungen. Lerne zuhause. All diese Umstände, nur um ihm nicht zu begegnen. Sie achtete stets auf ihre Umgebung, vermied den Kontakt zu anderen. Ihre Arbeit nahm den Rest ihrer Zeit ein, in dem sie nicht lernte. Sie spürte, wie das Alleinsein ihre Kraftreserven anzapfte und lange würde sie das nicht durchhalten. Ihre Laune wurde von Tag zu Tag betrübter. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt, nur auf sich alleine gestellt zu sein, keine ordentlichen Konversationen mehr zu führen. Es waren nur ein-zwei Monate, die sie mit dem Schwarzhaarigen verbracht hatte und doch hatte er ihren Alltag, mit dem sie eigentlich immer gut klar gekommen war, gänzlich auf den Kopf gestellt. Sie konnte einfach nicht mehr zurück, aber zu ihm hin konnte sie auch nicht. Zumal sie ihn mittlerweile aus der Bibliothek auch nicht mehr zuschauen konnte. Die ganze Stadt war mit feinem Pulverschnee bedeckt, die ganzen bunten Lichter erhellten die Straßen und Läden, bereiteten die Menschen auf das bevorstehende Weihnachtsfest vor. Ein Fest, dass sie seit einigen Jahren nicht mehr feierte. Sie arbeitete oder lernte an diesen Tagen. Was sollte sie am Fest der Familie auch feiern, wenn sie keine mehr hatte? Sie würde morgens das Grab ihres Vaters aufsuchen, beten, etwas mit dem Grabstein reden. Na ja. Einen Monolog führen. Einige Tränen würde sie sicher wieder vergießen. Sie wird sicher auch von dem Uchiha berichten.

Nun saß sie hier, am Fenster der Bibliothek über eines ihrer dicken Wälzer gebeugt, mit den Gedanken wieder bei ihm. Wie es ihm wohl ging. Fühlte er sich genauso verloren, wie sie? War er wütend auf sie? Würde er auch versuchen sie einfach wieder zu vergessen? Das wäre doch das Beste oder etwa nicht? Wieder war dieses erdrückende Gefühl in ihrer Brust, welches sich langsam hocharbeitete. Diesmal wollte sie dem Druck nicht standhalten und ließ die Tränen einfach auf die Seiten des Buches tropfen. Es war so verwirrend, dass sie einfach nur wütend auf sich selbst war. Leise schluchzend streifte sie ihren Ärmel über ihr Gesicht, trocknete ihre Tränen, hinterließ dabei aber leicht gerötete Augen. Sie brauchte dringend jemanden zum Reden. Aber ihre Arbeitskollegin? Vielleicht stattete sie einfach ihrer alten besten Freundin einen Besuch ab. Die Haruno musste sowieso noch die Antwort zu der Hochzeitseinladung abgeben. Mal abgesehen davon, dass die Frist zum Antworten längst abgelaufen war. Sakura hatte sich immer noch nicht entschieden, ob sie wirklich hingehen sollte oder nicht. Es war immerhin ein besonderer Tag im Frühling. Die Kirschblüten werden in voller Pracht blühen. Es war ein Samstag, da würde man lange draußen bleiben können. Klingt schon fast romantisch. Aber eben auch genauso geplant. Sie war schon so lange nicht mehr ihre beste Freundin, aber sie war es mal, demnach war die Entscheidung eigentlich nicht so schwer. So sah es die Haruno jedenfalls. Der Blondine musste noch etwas an ihr liegen, sonst hätte die Einladung nicht den Weg in ihr einsames Appartement gefunden. Sakura setzte sich also heute einen Termin, die zukünftige Braut zu besuchen. Sie wusste auch schon, wo sie sie finden würde. Naja, eigentlich weiß jeder ja, dass man eine Braut eigentlich nicht stressen darf, aber da musste die Haruno jetzt wohl durch. Und wenn sich die Blondine nicht verändert hatte, dann würde sich ganz gewiss ein gewaltiges Donnerwetter über Sakura entladen.
 

Jeden Morgen schaute er sich um, als er die Straßen auf seinem Weg entlang lief. Seine Augen wandern erst nach links, rechts, dann wieder nach links, ohne dass sein Kopf sich groß dabei drehte. Sie machte sich nicht nur rar, es war als wäre sie gänzlich vom Erdboden verschluckt. Er sah sie nicht mal in der Bibliothek sitzen, wenn er ankam. Jeden weiteren Tag wurde dieses Gefühl in ihm schwerer, beengte ihn. Die Dunkelheit schlich sich langsam in sein Herz, weil er sich das einfach nicht wirklich erklären konnte, wieso. Es musste tatsächlich etwas Ernsteres passiert sein, dass sie sich gänzlich von ihm fern hielt. Schon wieder. Lernte sie denn wirklich oder war es nur eine Ausrede? Sein Magen verkrampfte sich. Es war als würde ihn die Übelkeit übermannen, doch kurz wenn er glaubte es nicht mehr halten zu können, ließ dieses Gefühl ihn wieder los. Der Würgereiz flachte immer wieder ab. Theoretisch könnte er sie in dem Club treffen, doch die Garantie gab es nicht. Und ehrlicherweise war es wirklich nicht sein Etablissement. Sie saß am längeren Hebel, könnte ihn einfach nicht bedienen oder kümmerte sich lieber um den Abwasch, damit sie ihm entfliehen könnte. Außerdem könnte er seinem Bruder begegnen, da hatte er überhaupt keine Lust drauf. Seine Familie würde ihn nur noch mehr reizen. Sein Geburtstag war bereits ein halbes Jahr vergangen und so lange hatte er Itachi auch nicht mehr gesehen. Das sollte auch so bleiben. Und das obwohl momentan alle auf das Fest der Familie hinarbeiteten. Bald war Weihnachten. Aber seine Familie interessierte ihn gerade kaum. Eher ob sie an ihn dachte? Sich vielleicht eigentlich auch so nach seiner Gegenwart sehnte, wie er sich nach Ihrer? Er würde noch herausfinden, was geschehen war, damit sie ihn wieder so unbeschwert treffen würde. Er vermisste die kleinen Pläuschchen in der Mittagspause, den gemeinsamen, meist wortlosen Weg zur Uni. Ihre Art, wie sie ihn herausforderte, wenn sie Lust auf ein Paar Körbe hatte. Ihr Lachen, ihre Unbeschwertheit. Es war wirklich kaum zu glauben, dass sie so einfach in sein Leben getreten war und er keinen Dunst mehr hatte, wie er es zuvor ohne sie ausgehalten hatte. Dass er ihr verfallen war, wusste er schon lange, doch das Ausmaß wurde ihm in den letzten Tagen erst bewusst. Er war gesundheitlich leicht angeschlafen und seine Laune war auf einem neuen Tiefpunkt gelangt, zumal auch die Feiertage immer näher traten, wo seine Familie wieder heile Welt heuchelt wollte. Dann wäre wieder Itachi im Mittelpunkt. Auch dieses Jahr würde er selbst den Kürzeren ziehen. Wie immer als Dummer dastehen. Als ungewollter, nutzloser und wertloser Sohn, kein Vergleich zum älteren Bruder. Ihm stieg jetzt schon wieder die Galle hoch. Wenn er dem nur irgendwie entgehen könnte, das wäre eine Wohltat. Nur wie?

Jetzt kam da wieder dieses unfreiwillige Karussell in seinem Kopf, das sich nicht aufhören wollte zu drehen. Sein Puls steig momentan einfach schneller an, als sonst Er hörte, sein Herz verzweifelt das Blut durch seine Adern zu jagen versuchte. Seiner Geduld hatte er schon lange Lebewohl gesagt und war Gereiztheit gewichen. Er konnte sich morgens nicht mal im Spiegel betrachten. Er war ein natürlich blasser Typ, aber momentan konnte man seine Erscheinung mit Kreide vergleichen. Von Tag zu Tag wurde das schlimmer. Er konnte selbst keine Bahn mehr fahren, weil die Heizungen darin immer so heiß waren. Die kühle Winterluft erfrischte ihn dafür umso mehr. Meistens zu sehr. Dass er nachts keine Ruhe mehr fand, intensivierte seine Lage zusätzlich. Das Bild eines Mädchens huschte durch seinen Kopf. Was würde er jetzt für ein Bento von ihr geben? Wie lange hatte er eigentlich nichts mehr gegessen?
 

„Hey Teme!“ Verwirrt öffnete der Schwarzhaarige seine Augen, blinzelte kurz, um in das Gesicht seines Gegenübers zu blicken. Irgendwie tat ihm alles weh. Seine Arme schmerzten, als er sie versuchte anzuspannen. Der Blondschopf wedelte mit seinen Händen vor seinem Gesicht, versuchte vermutlich ihm Luft zuzufächeln. Was war passiert? „Er ist wieder da…“ Es folgte allgemeine Erleichterung. Teilnahmslos blickte der Uchiha umher. Warum waren die anderen denn so groß? Moment. Sie waren nicht groß, er lag auf dem Hallenboden und sie standen um ihn herum. Mit etwas zu viel Schwung setzte sich Sasuke auf, hielt sich dann vor lauter Schwindel eine Hand vors Gesicht, ehe er murrend die Augen schloss. Dass ihm seine Glieder schmerzten, versuchte er weitestgehend zu ignorieren. Eher störte ihn dieses widerliche Drehen, was wieder kam. Er hörte dumpfes Gekreische auf sich zu kommen. Das konnte er jetzt alles nicht gebrauchen. Viel zu laut. Der Schwarzhaarige wollte einfach nur seine Ruhe haben. All was um ihn herum geschah, war momentan einfach nur zu viel. Er hatte seinen inneren Ruhepol aus den Augen verloren. Mit der Hilfe seines blonden besten Freundes stand der Uchiha auf. „Sasuke-kun! Ist alles in Ordnung?“ kamen ihm die Cheerleader entgegen. „Wonach sieht es denn aus?“ motzte der Angesprochene zurück. „Können wir…“ „Lasst mich in Ruhe!“ Er blickte die jungen Frauen wütend an. Seine dunklen Augenränder ließen ihn finsterer Aussehen, als er es von sich wusste, doch erfüllte es den Zweck. Er wollte dieses Weibsvolk nicht in seiner Nähe haben. Wie sie ihn anblickten, als würde ihre Welt untergehen, nur weil er sie nicht leiden konnte. Als würde ihr Leben von seinem Wohlbefinden oder von seinem Interesse abhängen. Ekelhaft, was die sich eigentlich einbildeten. Diesen Umstand hatte er sowieso noch nie verstanden und ehrlicherweise hatte er weder Lust noch Energie um sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. „Vielleicht sollten wir dich zur Krankenstation bringen. Du glühst richtig.“ Murmelte Naruto zu ihm. „Nh.“

Er stützte seinen Freund beim Laufen, indem er einen Arm über seine Schulter legte. Er hörte, wie die rote Furie zu ihren Freundinnen murmelte, dass hoffentlich die Haruno keinen Dienst hatte. Doch genau diese Hoffnung hatte der Blonde. Dem Uchiha ging es mies. Er aß kaum, wirkte fiebrig. In so einer schlechten Verfassung hatte er ihn wirklich lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal war schon einige Jahre her. „Ihr trainiert weiter.“ Wies der Blonde an. „Geht klar, hier seine Jacke.“ Dankend nickte der Uzumaki dem Teamkollegen zu. „Bis nachher.“ Dann wandte er sich wieder an den Schwarzhaarigen. „Komm Sasuke, mach dich doch nicht so schwer!“ Meckerte Naruto, in der Hoffnung der Angesprochene würde irgendwie wieder mehr zu sich kommen. Wäre es wirklich eine gute Idee, wenn ausgerechnet Sakura sich nun um ihn kümmerte? Wenn sie überhaupt dort wäre. Vielleicht wollte Sasuke dem Ganzen auch einfach aus dem Weg gehen, sie irgendwie wieder vergessen, so wie er es auch damals versucht hatte. Der Blondschopf seufzte. Den Zahn würde er dem Schwarzhaarigen noch ziehen müssen. Zum Vergessen war es definitiv zu spät.

„Naruto… Bring mich in die Kabine. Ich werde mich kurz ausruhen und dann nach Hause gehen…“ keuchte er atemlos. „Pustekuchen. Als wenn ich dich jetzt irgendwo alleine hingehen lasse. Nachher läufst du noch vor ein Auto oder so.“ Motzte der Uzumaki. Mit etwas Schwung zog er den Schwarzhaarigen wieder zu sich hoch, weil er von seiner Schulter abrutschte. „Gar keine schlechte Idee…“ nuschelte dieser dann. „Na, jetzt mach mal halb lang. Nur weil du die Kleine schon länger nicht mehr gesehen hast, wirst du doch nicht…“

„Mittlerweile 5 Wochen.“ Sein Mundwinkel zog sich zynisch in die Höhe, ein kurzes Lachen zierte sein Gesicht. „Außerdem liegt es nicht an ihr. Ich brauch‘ frische Luft…“ Ungewohnter Weise keuchte der Uchiha kurz auf. Seine Brust war erneut ein Stückchen enger. Jetzt wo seine Gedanken sich wieder um die Rosahaarige drehten. Doch war er nicht in Sorge ihretwegen. Gerade kämpfte er viel mehr mit den immer dunkler werdenden Bildern vor seinen Augen. Sein Herzschlag wurde immer rasanter, er spürte, wie jeder Schlag unnatürlich laut gegen seine Brust hämmerte. Sein Blickfeld wurde langsam wieder finsterer, schwarze Flecken umrandeten seinen Blick, nahmen immer mehr davon ein. Einige flimmerten durch seine Augen. Stumm brachte der Uzumaki seinen Kumpel an die frische Luft. Es war schon verflucht kalt, doch der Uchiha seufzte nur auf. Und es schneite wieder. Der Schwarzhaarige versuchte noch etwas zu sagen, doch wurde er von Naruto’s immer leiser werdenden Stimme gehindert, mal abgesehen davon dass ihm kein Wort mehr über die Lippen kam. „Sasuke! Hey, Sasuke! Verdammt.“
 

Die Rosahaarige saß gelangweilt im Hörsaal. Sie hatte ihre Klausur schon fertig, sogar abgegeben, doch wollte sie bei dem Wetter nicht das Gebäude verlassen, was sie tun müsste, wenn sie vorzeitig die Klausur beenden wollte. Es war viel zu kalt und die Cafeteria öffnete erst in einer halben Stunde. Sie sah, wie es langsam wieder anfing zu schneien. Die Eiskristalle tanzten zaghaft in der Luft, schwirrten im Wind umher, fielen schon fast gelangweilt immer tiefer, ehe sie am Boden des Campus schmolzen. Natürlich war das gesamte Areal gestreut und Schnee würde sich hier nur schwer halten können. Immer wieder suchte sie sich eine Schneeflocke aus, die sie verfolgte, ehe diese im Grau des Wetters wieder aus ihrem Blick verloren ging.

Was war das da drüben? Blond und im Trikot. Naruto? War das nicht etwas zu frisch? Wen trug er den da halb aus der Turnhalle heraus. Ihr Atem stockte. Es war niemand anderes als Sasuke. Darauf hatte sie jetzt wirklich keine Lust. Nein. Ihre Gedanken durften nicht wieder von ihm eingenommen werden. Ihr Blick richtete sich fast panisch nach vorne in Richtung Tafel. Sie las sie Zeitangaben, die für die Klausur beraumt wurden. Kurz kniff sie ihre Augen zu, um ihre Neugierde zu unterdrücken, doch sie konnte nicht anders, als aus dem Fenster zu blicken. Ihr Widerstand war gebrochen, ihre Augen fokussierten die beiden Teammitglieder.

Was zum?! Die Rosahaarige stand polternd auf, griff nach ihrer bereits zusammengepackten Tasche und war ohne ein Wort aus dem Hörsaal verschwunden. Einige ihrer Kommilitonen schauten ihr verwundert nach, ebenso der Professor. Hatte sie gerade richtig gesehen, dass der Uchiha vom Blondschopf gestützt wurde, dass er nun keinen eigenen Halt mehr hatte? War er etwa bewusstlos geworden? Was war mit ihm?! All diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Dabei hatte sie gar nicht so viel sehen können, doch ihrem Blick entging sowas eher nicht. Sie hatte einen Sinn dafür. Nur darum war sie überhaupt auf die Idee ihres jetzigen Studiums gekommen. Oftmals hatte sie ihrem Vater zugesehen und sie wusste, dass sie es auch von ihm hatte. Ihre eiligen Schritte trugen sie über den Campus in Richtung der Sporthalle. In ihrer Hektik zog sie sich nicht mal ihre Jacke an. Ihren Schal hatte sie auf der Treppe zum Atrium bereits unwissentlich verloren. Der Schnee tanzte um sie herum, verfing sich in ihren gebundenen Haaren. „Naruto…“ Rief sie ihm entgegen. „Zum Glück…“ murmelte der Uzumaki vor sich her, bis die Rosahaarige endlich bei ihm ankam. Er war für jede Hilfe dankbar. „Naruto… Was ist los?“ Sie keuchte, atmete einmal tief ein und aus, damit sie wieder ihre Ruhe fand. Zu mindestens für einen kurzen Augenblick. „Er hat wieder sein Bewusstsein verloren…“ „Wieder? Leg ihn hin… Atmet er noch? Es sieht so aus… Ruf den Notarzt! Schnell!“ Sakura strich erst über seine Wangen, dann seine Stirn. Er hatte hohes Fieber. In der Kälte wirkte das noch extremer. Auch ihre Hände kühlten schnell aus. Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers gegen Fremdorganismen. Er hatte vermutlich eine Infektion. Die Problematik dabei ist, dass zu hohes Fieber auch den eigenen Körper schaden konnte, bei zu langer Belastung jedenfalls. Und auch Fieber hilft nicht gegen jede Infektion. Seine Atmung war flach und unregelmäßig. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust, hörte neben Narutos leicht panischen Notruf, viel zu selten den Herzschlag des Schwarzhaarigen, welcher sich gerade vor Schmerzen zu krümmen schien. Ein Stöhnen entrann seiner Kehle, ehe er wieder still wurde. Eine seiner verschwitzten, aber dennoch eisigen Hände griff an seine Brust, krallte sich förmlich hinein. Er war nicht mehr bewusstlos, dennoch nahm er seine Umgebung nicht wirklich war. Seine Augen waren krampfhaft zusammengepresst, ein weiterer kalter Schweißtropfen lief über seine Wange in Richtung seines schwarzen Haaransatzes. Seine Kiefer pressten seine Zähne knirschend aufeinander, wobei ihr seine blau angelaufenen Lippen auffielen. „Das sieht mies aus. Richtig mies…“ murmelte die Haruno zu sich selbst. Auch in ihr stieg eine Hitze auf, ein glühender Stein legte sich in ihrer Brust ab, sie hatte Angst. Ihre Hände zitterten unkontrolliert, was allerdings nicht an der kalten Umgebung lag. Sie konnte nicht viel tun, außer warten, bis der Krankenwagen da war. Immer wieder seine Atmung überprüfen. Wie lange würden sie wohl auf den verfluchten Notarzt warten müssen? „Sakura-chan, tu doch was!“ Sie wusste doch selbst nicht was! Völlig überfordert war sie. So weit war sie mit ihrem Studium noch lange nicht, als dass sie mit solchen Notfällen richtig umzugehen wusste. „Wenn ich nur wüsste was… Hey Sasuke… Sasuke?“ Sie legte ihre Hand auf seine Wange, strich darüber. „Komm zu dir.“ Doch er reagierte nicht, seine Hand krallte sich weiterhin in seine Brust. Leicht tätschelte sie ihre Hand auf seine Wange. „Komm zu dir!“ Energisch wies sie den Schwarzhaarigen an sie anzusehen. Und tatsächlich öffnete der, unter scheinbar unsagbaren Schmerzen leidende, Uchiha seine Augen, sah sie kurz an. „S…Sa…kura…“ presste er leicht ungläubig hervor. Die Person, die mit ihm sprach, klang so weit entfernt. Seine Pupillen waren nicht in der Lage seinen Blick zu schärfen. Alles wirkte verschwommen und unscharf. Als läge ein Schleier auf seinen Augen. „Ja. Ich bin’s… Halte durch okay? Bleib bei mir... Lass die Augen auf…“ Doch er hörte nicht auf sie. Dafür waren seine Lider viel zu schwer, als dass er sie länger als auch nur diesen Augenblick ansehen konnte. Was machte sie überhaupt hier? Wieso… Doch einmal mehr übermannte ihn die Luftnot und sowieso dieser brennende Schmerz in seiner Brust. Dann war alles wieder schwarz und seine Schmerzen flachten ab. Er konnte sich endlich wieder entspannen. In einem Mal war der ganze Druck verflogen.
 

„Sasuke?! Sasuke! Nein, nein! Nicht doch!“ Ihre Verzweiflung wurde immer größer. „Sakura-chan, was ist…“ Doch dann bemerkte er auch, warum sie so verzweifelt über ihn gebeugt war, ihn schüttelte und immer wieder leicht gegen seine Wange schlug. Sei bester Freund war wieder bewusstlos, doch war es nicht so, wie eben, sondern jetzt gerade in diesem Moment bewegte er sich nicht mehr. Sein Brustkorb verstummte.

Keine Atmung. Das bedeutete doch… Nein, Das konnte nicht wahr sein. Nein. Niemals. So einfach?! Wieso hatte er ihn nicht vom Sport abgehalten! Ihm nicht etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wo er dem Trottel doch am nächsten stand. Verdammt!

Keine Sekunde später schaute er der Rosahaarigen wortlos zu, wie sie dem Schwarzhaarigen eine Herzmassage verpasste, ihm danach ihren Mund auf seinen drückte, während sie den Hals übersteckte und seine Nase zu hielt. Sie versuchte ihn zu reanimieren. Immer wieder drückte sie ihre Hände im gleichen Rhythmus tief in seinen Brustkorb. Zählte dabei die Stöße mit. „Komm schon! Das kann es nicht gewesen sein! So einfach lasse ich dich nicht gehen! Nicht nochmal!“ Fluchte die Haruno unter Tränen. Naruto saß nur daneben, konnte lediglich gebannt zusehen, ehe sich Sirenen immer weiter näherten. Mittlerweile hatten sich mehrere Studenten an den Fenstern der Hörsäle gestellt und schauten zu, machten sogar Videos anstatt zu helfen. Keiner hatte es gewagt, sich aus den beheizten Räumen zu treten und irgendwie Hilfe anzubieten. Das würde dauerhafte Folgen für Narutos Weltbild haben, dessen war er sich sicher. Sie legte ihren Kopf wieder auf seine Brust, hörte weiterhin nichts, machte immer weiter. Wenig später kam der Krankenwagen auf das Gelände gefahren, die Sanitäter lösten die Haruno eilig ab, wussten sofort was zu tun war. Sakura stellte sich zu dem Blondschopf. Der legte einen Arm um die Rosahaarige, die ihr Gesicht in sein Trikot vergrub und leise weinte. Nur nebensächlich bemerkte Naruto, was um ihn herum geschah, wie man sich um seinen besten Freund kümmerte, dass die Sanitäter hastige Bewegungen machten. Einer fuhr mit der Herzmassage fort, während der andere den kommenden Notarzt die Lage mitteilte. Ein anderer der Helfer kümmerte sich um die beiden, stellte sich mit ihnen etwas abseits, versuchte die beiden zu beruhigen und lobte die Haruno für ihren ausgezeichneten Einsatz. Er fragte, ob mit ihnen alles in Ordnung wäre, doch antworteten beide nicht. Ihnen wurden Decken gereicht, damit sie sich aufwärmen konnten. Für eine Reaktion allerdings, standen sie noch zu sehr unter Strom. Die Sanitäter hatten dafür scheinbar Verständnis und fragten auch erstmal nicht weiter. Die Rosahaarige hatte immer noch Tränen in den Augen und versuchte ihr Schluchzen zu unterdrücken, hielt den Atem an, bis…
 

„Wir haben ihn wieder!“ hörten die beiden nur und ihre Gesichter entspannten sich schlagartig. Sakura schlug ihre Hände auf ihr Gesicht, sank auf die Knie. Tränen bahnten sich erneut ihren Weg über ihre eisigen Wangen auf den Boden. Diesmal vor Erleichterung. Sakura bekam gar nicht mit, wie sie den Uchiha intubierten und in den Krankenwagen verfrachteten. Diese Situation war der endgültige Beweis. Sie brauchte ihn. Die Wochen, die sie ihm aus dem Weg gegangen war, hatten an ihrer Substanz genagt, sie konnte nicht einfach wieder zurück. Ihr altes Leben war ihr zu monoton und langweilig. Sie brauchte seine Nähe. Ihn bei sich. Außerdem wollte sie Freunde haben. Sie vermisste sogar die schlechten Witze des Blonden, wenn er mal beim Mittag dabei gewesen war. Sie wollte endlich wieder leben.

Aus den Augenwinkeln sah sie wie der Brustkorb des Schwarzhaarigen sich hob und wieder sank. Zusätzlich rannen ihm Schweißperlen die Stirn hinab. Ein Sanitäter drückte ihm immer wieder mit dem Ballon neue Luft durch den intubierten Rachen, damit er auch ja weiter atmete. Durch einen Venenkatheder erhielt er Schmerzmittel. Sein Gesichtsausdruck wirkte kurz danach wesentlich entspannter, aber nicht so entspannt, als zu dem Zeitpunkt, als er nicht mehr atmete. Ihr Blick glitt hoch zu dem Blondschopf, der die Situation ebenfalls nur schweren Herzens verfolgte. Auch für ihn war das eine Grenzerfahrung. Erst jetzt erlaubten sich die beiden tief durchzuatmen. Der Notarzt berichtete beiden über den Zustand, stellte noch einige Fragen bezüglich des Uchihas. Er war also erkältet gewesen und hatte trotzdem weiter Sport gemacht. Nicht mal richtig anmerken lassen. Naruto wusste es trotzdem, denn die Rosahaarige erinnerte sich noch genau, dass sie in einer WG wohnten. Das hörte sich schwer nach einer verschleppten Lungenentzündung an. Wenn nicht sogar schlimmer. Sowas schlägt gerne mal aufs Herz. Hat man eine Erkältung oder eine Infektion, die sich auf die Atmungsorgane setzt, sollte man selbst wenn die Symptome abklingen trotzdem erstmal keinen Sport machen. Man überschätzt sich einfach. So wie es auch Sasuke getan hatte. „Er wollte sich ablenken. Er hatte momentan viel Stress.“ Hörte sie Naruto zum Notarzt sagen. Sie blickte zu Boden, hörte, wie die Türen des Wagens geschlossen wurden. Mit Naruto’s Hilfe stand sie wieder auf ihren wackeligen Beinen. Auch sie wurde gefragt, ob alles in Ordnung sei, doch sie winkte ab. Das war nur der Schock und die Kälte, das würde sich alles wieder normalisieren.

„Momentan ist er stabil. Wir vermuten zunächst, dass er eine Lungenentzündung hat. Wir fahren jetzt erstmal in die Uniklinik. Sie können nachkommen, wenn sie wollen. Alles Weitere wird dort geklärt“ „Ich werde ihm später einige Sachen bringen. Danke.“ Man hörte das Zuschlagen der Fahrertüren und das Aufheulen des Motors.

Wenn es anatomisch nicht unmöglich wäre, dann wäre die Rosahaarige der festen Überzeugung, dass ihr Herz gerade zerquetscht worden war. Ihr hätte das auffallen können, wenn sie in seiner Nähe gewesen wäre. Sie hätte ihm helfen können. Sie hätte…

Als sich die Hand auf ihre Schulter legte, drehte sie sich zu Naruto. Sie blickte nicht zu ihm hinauf, stattdessen starrte sie stur auf die Nummer auf seinem Trikot, auf der Höhe seiner Brust. Dorthin, wo sie einige nasse Spuren hinterlassen hatte. Ihr standen tatsächlich schon wieder Tränen in Augen, so wie er es vermutet hatte. Sie hatte ihn also nicht ignoriert, weil sie es wollte. Das wäre auch seltsam gewesen. Immerhin hatte er von Anfang an das Gefühl gehabt, dass die beiden sich mochten. Ungeniert zog er sie zu einer Umarmung, drückte ihr Gesicht gegen seine breite Schulter, legte seinen Kopf auf ihren Haarschopf. „Fang bloß nicht an, dir jetzt Vorwürfe zu machen. Du hast ihm gerade eben das Leben gerettet.“ Leise schluchzte sie in den Armen des Blonden, krallte sich in sein Trikot. Langsam wurde ihm sogar kalt. Vor lauter Aufregung hatte er Vergessen sich eine Jacke über zuziehen. Nicht dass er der Nächste mit einer Erkältung sein würde… Kurz verharrten die beiden so. Gedanklich lachte er kurz auf. Unter anderen Umständen wäre er dieser jungen Frau wahrscheinlich auch zu Füßen gelegen. Erst jetzt bemerkte Naruto seine Teamkameraden und die Cheerleader am Eingang der Sporthalle. Sie hatten vermutlich die Sirenen gehört und waren skeptisch geworden, kamen dann raus um nachzusehen. Der Krankenwagen fuhr gerade ab. Ob sie gesehen hatten, wie die beiden von einem der Sanitäter und später vom Notarzt angesprochen wurden? Oder sogar schon, wie die Ersthelfer Sakura ablösten mit ihren lebensrettenden Maßnahmen? An sich war der Blonde mehr als nur dankbar gewesen, dass die Rosahaarige gekommen war. Im richtigen Augenblick. Vermutlich wäre sein bester Freund heute vor ihm gestorben, wenn sie nicht gewesen wäre. Diesen Fakt musste er erstmal richtig realisieren. Er blickte sich um. Die ganzen neugierigen Gesichter, die an den Scheiben klebten, sensationsgeil und aufgeregt miteinander redeten. Selbst aus der medizinischen Fakultät hat sich niemand erbarmt zu helfen. Niemand war gekommen. Hatten sie etwa Angst gehabt? Weil es der Sasuke Uchiha war? Das war eine richtige Pleite für die angehenden Ärzte und Ärztinnen, wenn sie nur dumm rumstehen. Nur Sakura. Jemand, die sie kannte. Jemand, die gerademal im dritten Semester war… Die, die vermutlich am meisten zu verlieren hatte. Sonst hätte sie ihn nicht so mühevoll gemieden. Immer noch weinte sie in sein Trikot, als wäre ein Damm in ihr gebrochen. Behutsam strich er über ihren Kopf. Auch ihm war sie schnell ans Herz gewachsen. Aber dafür war Naruto ja sowieso bekannt. „Was macht die denn hier?“ War der erste Kommentar, den die beiden zu hören bekamen. Die Cheerleader-Mädels hatten sich als Erstes zu ihnen vorgewagt, als der Krankenwagen weg fuhr. „Jetzt schmeißt sie sich an Naruto ran… Was ein billiges Flittchen…“ hörte der Blonde die Cheerleader murmeln. Die Haruno drückte sich vom Uzumaki weg, drehte sich zu den jungen Frauen um und bevor sie etwas sagen konnte, hatte Naruto bereits seine Stimme erhoben. „Sie war zufällig hier. Hat dem Uchiha zum Glück ordentliche erste Hilfe leisten können, als er aufhörte zu atmen. Sie hat ihm das Leben gerettet!“ „Ach, Ist das so?“ Die Rosahaarige erntete niederträchtige Blicke. „Ja. Ich habe immerhin vor Ärztin zu werden. Da kann ich nicht einfach jemanden ignorieren, der Hilfe braucht…“ murmelte sie leise. „Haruno-san! Was eine krasse Leistung!“ Die Teammitglieder kamen nun auch heraus und begannen sie zu feiern. „Lass uns rein gehen. Sonst holen wir uns alle noch eine Erkältung!“ stieß einer des Teams an. Erst wollte Sakura zusagen, doch als sie die stechenden Blicke der roten Furie spürte, hatte sie auch schon eine Ausrede parat. „Nein danke. Ich muss jetzt in die nächste Vorlesung.“ Somit gingen die ersten schon wieder fröstelnd rein. „Hey Sakura-chan. 17 Uhr, Eingang der Uniklinik.“ Flüsterte der Blonde ihr noch zu und lief ohne eine Antwort abzuwarten mit den anderen in die Turnhalle. Selbst die Cheerleader hatten das nicht mitbekommen.
 

Eigentlich wollte sie zur Yamanaka gehen, um zu fragen, ob sie noch zur Hochzeit kommen könnte, oder sie die Chance bereits versiebt hatte. Doch ihre Priorität war nun leicht verschoben. Doch der Blumenladen ihrer ehemals besten Freundin lag auf dem Weg. So konnte sie Blumen für seine Genesung kaufen. Das wäre doch immerhin etwas. Sie saß in der Bibliothek, träumte vor sich her. Diesmal hatte sie mit Absicht kein Buch genommen, weil sie sich kannte. Jetzt hätte sie definitiv keinen Nerv zum Lernen. Wer hätte das schon? Natürlich war das mit der Vorlesung gegenüber dem Team und Karin gelogen gewesen. Die Cheerleader setzten sie weiterhin unter Druck. Doch irgendwie musste sie die doch klein kriegen, ohne dass ihr Geheimnis die Runde macht. Sie seufzte.
 

Ein leises Klingeln beim Öffnen der Ladentür verkündete einen Kunden. Keinen Augenblick später ertönte schon eine bekannte liebliche Stimme. „Ich komme sofort!“ Kurz lächelte die Rosahaarige. Eifrig wie immer… Sie blickte sich um. Lange war sie hier nicht mehr gewesen, doch viel verändert hatte sich nicht. „Sakura?“ Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. „Jupp.“ „Wow, das ist ja eine gefühlte Ewigkeit her!“ Die Blondine streifte ihre Handschuhe von den Händen und lief vorm Tresen hervor. Eine Umarmung hatte die Haruno nicht erwartet. „Wie geht es dir? Wie läuft das Studium?“ „Läuft irgendwie… Ich wollte… Ich meine, ich weiß dass ich zu spät bin, aber…“ „Hör auf rum zudrucksen. So kenne ich dich ja gar nicht…“ „Ich wollte fragen, ob ich noch zu deiner Hochzeit kommen kann. Also nur ich…“ Kurz lachte die Blondine auf. „Natürlich. Es sind noch knapp 4 Monate. Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass du mich das persönlich fragst.“ „Ich bin auf dem Weg zu einem Freund, der im Krankenhaus liegt.“ „Uhuu, ein Freund?“ Verlegen lächelte die Haruno. „Ein Freund. Und den gehe ich mit einem anderen Freund besuchen. Dafür würde ich gerne ein paar Blumen haben.“ Den skeptischen Blick versuchte die Rosahaarige zu ignorieren. „Natürlich gerne!“ Lachte die Blondine dann. „Nachdem du von zuhause ausgezogen bist, brauchtest du erstmal Abstand. Ich freue mich, dass du wieder Gesellschaft suchst und auch welche gefunden hast.“ Die Yamanaka kannte sie noch ziemlich gut. „Laufen die Vorbereitungen gut?“ „Ja. Möchtest du mein Kleid sehen? Es ist atemberaubend!“ „Hmm, weißt du was? Ich glaube ich lasse mich überraschen. Ich muss nämlich leider schon weiter.“ „Lass ihn dir nicht durch die Lappen gehen. Diesen „Freund“ den du da besuchen gehst.“ „Mensch Ino, du weißt, dass ich dafür keine Zeit habe.“ „Da nimmt die Liebe leider keine Rücksicht drauf. Ich hätte auch nie damit gerechnet jetzt schon zu heiraten. Zumal ich lange Zeit in jemand anderen verliebt war.“ „Wirklich?“ Die Haruno hielt inne, sie hatte von all dem keine Ahnung. Sie dachte immer, dass ihr Verlobter schon immer ihr Freund gewesen war, weswegen auch die Freundschaft stagnierte. „Damals war ich mit meiner ersten Liebe zusammen. Wegen ihm habe ich mich auch irgendwann nicht mehr bei dir gemeldet. Er tut mir wirklich leid. Dabei hättest du mich sicher gut gebraucht. Immerhin hattest du da auch eine schwierige Zeit.“ „Unsinn. Ist doch alles gut. Ich weiß doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wenn etwas ist, dann würde ich dich einfach anrufen. Freundschaft besteht nicht aus der Häufigkeit, die man sich sieht. Wir sind mittlerweile doch erwachsen.“ „Du bist so süß!“ Beide lachten. Sie verstanden sich, als wäre die lange Pause, in der sie sich nicht gesehen hatten nie gewesen. „Vielen Dank für die wunderschönen Blumen. Wir sehen uns!“ „Ja. Bis dann.“ Die Yamanaka war überrascht, wie gut ihre alte Freundin drauf war. Dieser Freund schien ihr tatsächlich gut zu tun. Was das wohl für ein Typ Mann war?
 

Der blonde Strubbelkopf wartete bereits am Eingang der Uniklinik, starrte auf sein Handy. Hoffentlich ging es seinem Kumpel wieder besser, jetzt wo er optimal versorgt wurde. Er hatte aber auch ein Pech, das momentan immer wieder ihn traf. Wobei da auch wieder Glück bei war, dass es nicht schlimmer gekommen war. Er überlegte die ganze Zeit, ob er seine Familie anrufen sollte oder nicht. Er hatte dem Notarzt gesagt, dass er keinen Kontakt zu seiner Familie wünscht und dass er mit ihm in einer WG wohnte. Demnach hat das Krankenhaus sie nicht informiert. Vielleicht wartete er seine Meinung ab. Er steckte sein Handy seufzend wieder in seine Tasche. Das konnte warten. Vermutlich interessierten sie sich eh nicht für ihn und waren im Ausland unterwegs. Es wäre nicht das erste Mal, dass Sasuke von Ihnen keinen Besuch bekäme. Als er damals überfallen worden war, da war es nicht anders. Doch da hatte er von niemandem Besuch bekommen. Heute war wenigstens er hier. Und hoffentlich kommt auch die Rosahaarige. Er hatte inständig die Hoffnung, dass sie ihm beistand. Sie durften sich nicht aus den Augen verlieren. Nicht schon wieder. Dafür taten sie einander viel zu gut. Wenn er sich erinnerte, wie entspannt und ausgeglichen der Uchiha war, wäre es eine Schande, wenn sie nicht… Naja… Wenn sie nicht zusammen kämen.

Außer in einer Sache, da wurde der Uchiha unausstehlicher, als er sowieso schon gerne war. Naruto war nicht der Ordentlichste, das war jedem, der den blonden Chaot kannte, auch bewusst, und Sasuke brauchte nun mal seine Ordnung. Bisher hatte er seinem besten Kumpel nicht sagen können, dass er plante mit Hinata zusammen zu ziehen. Der Uzumaki wusste nicht, ob Sasuke die Wohnung alleine halten konnte. Doch das würde sich wohl eh wieder alles verzögern. So schnell würde er erstmal nicht ausziehen. Er seufzte. „Sorry Hina-chan.“
 

„Hey Blondie.“ Leicht lächelnd lief die junge Frau auf den Angesprochenen zu. „Ich hatte schon Angst, du kommst nicht…“ grinste er ihr entgegen, doch der positive Ausdruck in beiden Gesichtern wich einer ernsten Miene, als sie sich dem Eingang der Klinik zu wandten. Er, mit einer gepackten Sporttasche, und sie, mit ihren Blumen, begaben sich zum hiesigen Gebäude vor ihnen, welches sich mit mindestens 15 Etagen vor ihnen aufbaute. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren machten sie einen Schritt nach dem anderen in Richtung der automatischen Türe, welche sich surrend öffnete, als sie in den Bewegungssensor traten. Eigentlich hatte sie nichts gegen Krankenhäuser. Hier wurden Kämpfe ausgetragen, genau so viel Tod, wie auch Leben gab es in diesen Gemäuern. Freudentränen und Tränen der Trauer lagen da ganz nah beieinander. Auch sie würde vielleicht irgendwann hier arbeiten. Bisher konnte sie auch gut Abstand halten, doch nun handelte es sich um eine Person, die sie kannte, die sie gern hatte.
 

Natürlich war er noch auf der Intensiv-Station, damit hatten beide gerechnet. Sie durften sogar zu ihm, allerdings mussten sie einen Kittel, Handschuhe und sogar Überschuhe anziehen. Alles nur, damit der Uchiha keinen weiteren Keime ausgesetzt war.

Da lag er nun. Sie hatten ihn nicht mehr intubiert, dafür lag eine Sauerstoffmaske auf seinem Gesicht, welche in regelmäßigen Abständen mit dem Dunst seines Atems beschlug. Die allgemeinen Geräusche der Geräte blendete sie vollständig aus, ehe sie einige Schritte auf ihn zuging. Der Blonde folgte ihr stumm, blickte seinen besten Freund über ihre Schulter hinweg an. Sie würde ihn gerne berühren, doch mit den Handschuhen würde sie das nicht so zufrieden stellen. Sie legte ihre Hände auf die Bettkante, verlor sich in ihren Gedanken. „Das ist echt krass…“ murmelte der Blonde nur leise, wobei die Haruno nur zustimmend nickte. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Jetzt konnte sie bei ihm sein, jetzt, wo er es nicht mitbekam, jetzt, wo die Cheerleader nicht ahnen konnten, dass sie seine Nähe brauchte. Kurz zuckte sie zusammen, als die Schwester ihr Wort erhob. Dass sie überhaupt hier rein gekommen war, hatte Sakura gar nicht mitbekommen. Naruto schaute der Krankenhausangestellten nur nach, wie sie seinem besten Freund einen neuen Tropf anbrachte.

„Sofern er die Nacht stabil bleibt, wird er morgen wieder auf die normale Station gebracht. Das Antibiotikum sollte auch schon angeschlagen haben.“ Sie nickten nur. Viel tun konnten sie nicht. „Würden sie die Blumen dann auf sein Zimmer stellen, wenn er morgen umgelegt wird?“ „Natürlich.“ Die genannten Blumen hatte sie einer anderen Schwester gegeben, die sie nur matt angelächelt hatte. Natürlich durfte sie die Blumen nicht mit in dieses Zimmer nehmen. Naruto hatte noch Formelles mit dem Arzt besprochen, als dieser zur Visite kam. Dann verließen sie den Uchiha wieder.
 

„Morgen gleiche Uhrzeit?“ Mit den Armen hoch an seinem Hinterkopf verschränkt, musterte er die Rosahaarige, die schweigend vor stand, als er aus der automatischen Türe hinaus lief. Gerade hatten sie das Gebäude hinter sich gelassen. „Mhm.“ Kam es nur leise aus ihrer Richtung. „Ich bring Hina-chan mit.“ Sollte das eine Vorwarnung sein? „Ja. Wir sehen uns dann…“ Sie lächelte matt, hob ihren Arm zum Abschied und ging los. Der Blonde schaute ihr hinterher und seufzte. Er würde sie noch dazu kriegen, dass sie wieder mehr aus sich raus kam. Wenn dieser Vorfall das nicht schon zu einem Selbstläufer gemacht haben sollte.

Naruto schlenderte durch die Gassen. Sollte er einfach nach Hause gehen? Vielleicht könnte er tatsächlich mal lernen. Jetzt, wo er keinen Uchiha hinter sich stehen hatte, musste die Motivation dafür von alleine kommen. Er seufzte. Dann müsste er wohl erst nochmal zur Uni und sich seine Bücher holen. Natürlich hatte er sie immer dort, sonst käme sein schwarzhaariger Kumpel noch auf die Idee ihn zuhause lernen zu lassen. Ihm fiel selbst auf, wie widersprüchlich seine Gedanken gerade waren und machte einfach kehrt.
 

Auf dem Campus war noch einiges los. „Immer diese streberhaften Medizin-Studenten…“ Murmelte der Blonde eher in sich rein, als er sich auf dem Weg zur Sporthalle machte. In seinem Spint dort sollten seine Bücher liegen, wenn er sich richtig erinnerte. Lernen würde ihn wirklich wieder etwas von dem ablenken, was heute passiert war. Hinata hatte sich zwar angeboten vorbei zu kommen, doch wollte er momentan nicht darüber reden. Es gab auch eigentlich nicht viel zu bereden. Das Leben läuft einfach weiter. Selbst wenn die Sanitäter das Herz des Schwarzhaarigen nicht dazu gebracht hätten wieder zu schlagen. Er schüttelte den Kopf. Und öffnete die Türe zur Halle. Überrascht hörte er Musik und dann eine laute Frauenstimme, die anzählte. Scheinbar trainierten die Cheerleader noch. Sobald die Jungs spielten, hatten sie auch nicht viel Platz. Kurz schloss er die Augen, ehe er seinen Weg fortsetzte. Momentan standen alle Türen offen, bis auf die der Damen-Umkleidekabine. Die war vermutlich verschlossen. Logisch, wenn sich dort das Hab und Gut der Cheerleader finden sollte. In der Umkleidekabine der Männer angekommen, öffnete er seinen Spint und beäugelte seine Bücher. Sie sahen aus, wie gerade frisch gekauft. In der Tat hatte er erst selten damit gelernt. Im nächsten Augenblick griff er nach dem Lehrmaterial, als er bemerkte, wie die Musik verstummte, stattdessen die Stimmen der Cheerleader aufkamen.
 

„Was machen wir eigentlich mit dieser Medizin-Studentin, wie hieß die Tussi noch gleich…“ „Sakura Haruno?“ Eine Augenbraue des Blonden schoss in die Höhe. Was verleitete diese Weibsbilder über die Rosahaarige zu sprechen? Auf leisen Sohlen lief er in die Richtung des Halleneingangs, damit er wirklich jedes Wort genau verstehen würde, aber so, dass die jungen Frauen es nicht unbedingt bemerkten. Und scheinbar hatte er den Lauschangriff erfolgreich durchgeführt, denn nun war es Karin, die die Stimme erhob. „Sie hat sich eigentlich ziemlich gut von ihm fern gehalten, aber trotzdem hab ich natürlich recherchiert. Und ich habe auch etwas Interessantes herausgefunden.“ Lachte die Rothaarige. Die anderen Mädchen tuschelten zueinander und fragten, was es denn war, doch Karin winkte ab. Sie müsse das erst noch bestätigen, ob es auch wirklich so war. Leise schnaubte der Uzumaki, als wenn sie je Wert auf die Wahrheit gelegt hätte…

„Jedenfalls hat dieses Miststück die Vereinbarung gebrochen, Notfall hin oder her. Sasuke-kun wäre nicht einfach so gestorben. Mir kann die Haruno nichts vor machen. Wir haben sie gewarnt, sie sollte sich von ihm fernhalten und nun werden wir ihr Leben hier zur Hölle machen.“ Lachte Karin. Ein Raunen ging durch die Meute. „Vielleicht war das auch wirklich nur eine Ausnahme..“ murmelte eine der Cheerleaderinnen unsicher. „Meinst du?“ fragte eine andere. „Kann schon sein…“ „Vielleicht warten wir einfach ab, wie sich die Haruno weiter verhält. Wir sollten sie wieder etwas mehr beobachten… Sie soll sich nicht mehr sicher fühlen.“ grinste Karin hämisch. Die anderen kicherten los und bejahten diesen Plan.

Ernsthaft? Naruto’s Herz wäre bald stehen geblieben. Er hatte also Recht gehabt, mit allem. Diese Biester waren verantwortlich für das Chaos rund um die beiden. Nur wie hatten sie Sakura einschüchtern können? Was für Informationen hatte Karin angesprochen? Was für ein Geheimnis trug die Haruno mit sich rum? Aber eigentlich waren das unwichtige Gedanken, denn die Cheerleader wussten ja nichts. Sie blendeten die Realität vollkommen aus.

Er hörte noch, wie sie Witze auf Kosten der Rosahaarigen machten, den Uchiha anhimmelten und gemeinsam lachten, ehe die Musik wieder ertönte. Sasuke tat ihm leid. Alles nur wegen seinem Namen. Würde er einen anderen tragen, wäre er genauso unsichtbar, wie all die anderen im Team. Wenn die Weiber wüssten, dass sie bereits verloren hatten, weil Sasuke sich schon längst mehr als nur Freundschaft von der Rosahaarigen wünschte, ja dann würden die wohl vollkommen ausrasten.

Die spinnen doch diese Cheerleader.
 

Die Haruno saß an ihrem Fenster, hatte ihren Kopf auf ihren Armen auf der Fensterbank abgelegt. Sie blickte auf die wolkenverhangenen Himmel, wie er oft im Winter zu sehen war. Es schneite immer noch. Was für ein surrealer Tag. Sie war ihm so lange aus dem Weg gegangen und jeglichen Kontakt vermieden. Anfangs spürte sie noch die Blicke der Cheerleader, doch das hatte seit einiger Zeit schon fast ganz aufgehört. Das hatte sie wirklich beruhigt, doch war es nicht die Lösung. Sie hob ihre Hand, schaute stumm darauf. Sie hatte gespürt, wie sie einige seiner Rippen gebrochen hatte, als sie ihn reanimierte. Aber dennoch war es die richtige Reaktion. Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken. Das war ein echt fieses Gefühl gewesen. Könnte sie das wieder tun? Ihre Hand begann zu zittern. War sie wirklich in der Lage als Ärztin zu praktizieren? Bisher war das nie ein Problem gewesen. Nur jetzt fühlte sie sich verloren, mit der Angst zu versagen. Niemand war für sie da. Mit niemanden konnte sie reden. Und die Tatsache, dass sie Weihnachten wieder alleine verbringen musste, ließen die Tränen in ihr aufsteigen. Würde sie sich selbst diagnostizieren müssen, dann stünde sie am Anfang einer Depression, doch wer würde sich das schon so einfach eingestehen? Sie war prädestiniert dafür alleine zu sein, das glaubte sie mittlerweile tatsächlich. Denn irgendwie war jeder, der mit ihr zu tun hatte in irgendeiner Form zu Schaden gekommen. Sie brachte unerwünschte Aufmerksamkeit. Sie würde sich hüten, den Schwarzhaarigen weiter zu besuchen, ihm so offen gegenüber zu treten. Nein. Das würde besonders den Cheerleadern jetzt erst recht auffallen und Zündstoff geben. Da gab es keinen Ausweg mehr raus. Es würde nur allen Schaden. Kein Kontakt zu Sasuke Uchiha.

Re:awaken

Irgendwie war es komisch. Kein Sasuke, dem sie aus dem Weg gehen musste. Das fühlte sich einfach seltsam an. Wenn sie nicht wüsste, dass er im Krankenhaus läge, dann würde sie sagen, dass ihr Leben es gerade etwas besser mit ihr meinte, als sonst. Auch wenn sie ihn eigentlich lieber um sich hätte. Doch das war ihr nicht gegönnt, ob sie es jetzt wollte oder nicht. Es waren nun ein paar Wochen, die er weg war, langsam würde er sich wohl erholt haben, sofern keine Komplikationen dazwischen kamen. Sie seufzte lautlos. Den Teufel an die Wand malen half ihr auch nicht. Ihm wird es wohl schon wieder gut gehen. Oder?

Die Weihnachtslichter wurden langsam alle wieder aus der Stadt entfernt und gut verstaut, nur um im nächsten Jahr wieder genauso aufgehängt zu werden. Nun wurde sich auf das Neujahrsfest vorbereitet. Natürlich war sie in der vorlesungsfreien Zeit vermehrt arbeiten und lernte viel. Doch in ihrer Seele brannte sich die Frage nach Sasuke’s Zustand immer weiter durch. Das Feuer würde sie noch komplett einnehmen, sodass sie keine Konzentration mehr für anderes hätte. Er war stabil gewesen, als sie ihm am gleichen Tag noch besucht hatten. Unbewusst suchte sie die Gegend nach ihm ab. Egal wie es ihm ging, sie würde ihm weitestgehend aus dem Weg gehen, doch hätte sie immer mal wieder ein Auge auf ihn, so wie auch an jenem Tag. Sie wollte ihn sehen. Unbedingt. Aber nachfragen konnte sie auch nicht. Immerhin hatte sie Naruto versetzt. Und das schlechte Gewissen plagte sie meist, wenn sie alleine in ihrem Bett lag und grübelte, anstatt zu schlafen. Guter Schlaf wurde ja auch völlig überbewertet. Leise und eher zu sich selbst, lachte die Rosahaarige kurz ironisch auf. Seither hatte sie nicht mehr wirklich gut geschlafen, sich immer nur von rechts nach links und wieder zurück gewälzt. Es war zum Mäuse melken und auch ihr Nervenkleid war gereizt und hatte keinerlei schützenden Mantel mehr. Würde ihr in der nächsten Zeit irgendjemand dumm kommen, dann würde sich all ihr Stress auf diese Person entladen. Hoffentlich würde es jemanden treffen, den sie nicht wirklich leiden konnte. Karin oder so. Allerdings schwang bei dem Gedanken wieder die Angst mit, dass sie sowieso hinter ihr und ihrem Geheimnis her waren. Urgs. Es sollte doch eine entspannte Zeit sein, stattdessen war es alles andere als ruhig und friedlich. Jedenfalls nicht in ihr drin.
 

Jeden Tag sah er sie, wie sie durch die Gegend schlich, bedacht darauf möglichst unsichtbar zu bleiben. Sie würde sicherlich wieder in die Bibliothek gehen, wenn sie nicht gerade eine Vorlesung hatte. Nach dem Neujahrsfest waren wieder Vorlesungen angesetzt, um auf die kommenden Prüfungen vorzubereiten. Auch er hatte angefangen zu lernen, wo Sasuke nicht da war, musste er früher lernen, damit er den Stoff packen konnte. Wäre der Schwarzhaarige zugegen, dann würden sie wieder eine Woche vor den jeweiligen Prüfungen Power-Learning betreiben. Sprich Nichts anderes. 24-7. Das brachte beide bisher am meisten. Seltsamerweise behielten sie den Stoff sogar größtenteils. Er seufzte, als seine Gedanken wieder zu der Rosahaarigen drifteten. Da hatten die Horror-Zicken gute Arbeit geleistet, dass sie Sakura so unter Druck setzten. Sie hatte alle Kontakte abgebrochen und wirkte nur noch wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Der Blonde legte seinen Kopf schief. Eigentlich sollte sie den Uchiha besuchen gehen. Aus Protest. Doch scheinbar war es ein echt großes Geheimnis, was sie erpressbar machte. Ihre Augen wirkten matt und es zeichneten sich Tag zu Tag dunklere Ringe unter ihnen. Sie litt unter der momentanen Situation. Das war mehr als offensichtlich. Vermutlich weil sie nicht wusste, was los war. Aber wieso war sie so passiv? Egal was es für ein Geheimnis war, Naruto würde sie deswegen niemals ablehnen. Nie. Dafür war er zu loyal. Kurz blickte sich der Uzumaki um. Seine Kameraden schauten ihn verwirrt an, ehe er sich entschuldigte und meinte er käme nach. „Hab noch was zu erledigen.“

Nachdem er sie einige Wochen hat machen lassen, musste er jetzt einschreiten. Er konnte das nicht länger mit ansehen. Sie war doch eine Freundin. Sie war wichtig, besonders für Sasuke. Und sein bester Kumpel wollte sicherlich nicht, dass es ihr schlecht ging. Die Cheerleader waren bereits in der Turnhalle. Einen kleinen Abstecher in die medizinische Fakultät würde doch sicher nicht schaden…
 

Sie spürte seine Blicke. Jeden Tag. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Initiative ergriff. So einfach konnte man geknüpfte Kontakte nicht aufbrechen. Besonders, wenn es um besagten Blonden ging. Er lief geradewegs in das Gebäude hinein, in das sie vor einigen Minuten eingetreten war. Sie hatte noch an einer Tafel gestanden, wo tägliche Informationen ausgehangen wurden, als sie sich umdrehte und ihn sah. Es war bereits Ende Januar und sie hatte seit Sasuke’s Zusammenbruch kein Wort mehr mit dem Blonden gewechselt. Sie schämte sich schon dafür. Doch sie konnte nicht die Initiative ergreifen. Sie stand unter Beobachtung. Die Cheerleader hatten ihre Leute, die es ihnen weitervermittelten.
 

Sie hatte ihn also bemerkt, blickte ihm sogar entgegen. Ihr Ausdruck zeigte, dass sie nicht gerade begeistert war. Sie wirkte unsagbar müde und ihr Teint sah kränklich aus. Er ließ sie nicht mehr aus den Augen, sah, dass sie sich versuchte unbemerkt umzusehen. Scheinbar vermutete sie, dass sie beobachtet würde. Er musste sich dringend etwas austüfteln. Wir sind hier doch nicht im Kindergarten. Dieses Ausmaß war nicht tragbar. Er würde sich persönlich noch darum kümmern.

„Hey… Können wir reden?“ Die Rosahaarige nickte nur unauffällig. „Komm.“ Naruto kannte einen Ort, an dem sicherlich kein Spitzel sie finden würde. Es war Winter, draußen hielt man sich so kurz wie möglich auf. Es war teilweise recht glatt, und der feine Pulverschnee, der hin und wieder vom Himmel fiel, machte den Untergrund noch recht matschig. Schweigend folgte sie dem Blonden, scheinbar unbemerkt von anderen Studenten zur Tribüne vom Sportplatz. Doch er hielt nicht an, lief schnellen Schrittes weiter, bis sie hinter dem Gerüst stehen blieben. Der Uzumaki drehte sich um, schaute durch die Paneele des Gerüsts, sah wie eine junge Frau sich umschaute. „Das ist kaum zu glauben…“ „Wenn du wüsstest…“ „Nur weil du mit Teme quatschen kannst, wie mit jedem anderen auch? Das leuchtet mir überhaupt nicht ein!“ Die Haruno schwieg. „Hast natürlich auch Wiederworte gegeben…“ Will er jetzt ausgerechnet darüber reden? Ernsthaft? Doch sein Blick wandte sich zu ihr, blickte sie sorgenvoll an. „Sie haben dir gedroht, nach einem Geheimnis oder Schwäche von dir zu suchen. Und du springst darauf an. Bedeutet, dass du etwas dringend geheim halten willst.“ Sakura schluckte. Wusste er etwa davon? „Du weißt davon…?“ Ihre Stimme zitterte leicht. Ahnte er etwas? „Ich habe die Biester gehört. Machen keinen Hehl daraus.“ Scheinbar nicht. Erleichtert atmete sie aus. „Falls du es wissen willst. Sasuke’s Zustand hatte sich nochmal verschlechtert. Die Lungenentzündung war mit dem Antibiotikum abgedeckt, allerdings hatte er eine Enzephalitis, diese Erreger wurden von den Medikamenten natürlich nicht angegriffen. Er wurde für die Behandlung ins künstliche Koma versetzt. Sie wollten sie ihn nach einigen Tagen eigentlich wieder aufwachen lassen, doch er wacht nicht auf. Seit Wochen.“ Die Haruno schluckte. Das war eine ernste Sache. Natürlich wollte sie es alles wissen. Nichtsdestotrotz war es wie ein Schlag ins Gesicht, welches sie schmerzlich verzog. Ihr rasanter Puls und dieses flaue Gefühl in der Magengegend bewiesen ihr, dass sie ihn nicht so einfach vergessen könnte. Selbst wenn sie es ehrlich wollen würde. Ihr Herz hatte da scheinbar einen starken Einfluss. Wesentlich stärker als ihr Kopf. Jedenfalls was den Schwarzhaarigen betraf. Eigentlich wusste sie das auch schon lange. „Das ist natürlich schlecht, aber ich kann nichts tun.“ Versuchte sie möglichst teilnahmslos zu klingen. „Ich möchte, dass du ihn besuchen gehst. Ihm zeigst, dass er dir wichtig ist und das ist er. Ich sehe doch, wie die Distanz und das Unwissen dich innerlich zermartert.“ Wie recht er hatte, doch war da immer noch das Problem mit den Cheerleadern. Wenn die rausbekämen, dass sie in dieser Bar als Tänzerin angestellt war, dann könnte sie einpacken. Sie würde doch vollkommen unglaubwürdig als Ärztin werden. Sie könnte nicht…

„Dein Geheimnis wird dein Geheimnis bleiben. Jeder hat Geheimnisse und das ist auch okay.“

„Es ist aber nicht so einfach! Nicht nur eure Meinung hängt davon ab! Meine gesamte Zukunft würde ruiniert werden! Niemand würde mich mehr ernst nehmen können, einen Job könnte ich nicht mehr bekommen und überhaupt… Was weißt du denn schon?! Du hast doch keine Ahnung von mir oder meinem Leben! Wie schlimm es wirklich ist, könntest du in deinen…“ Doch weiter fluchen und schimpfen konnte sie nicht.
 

Er hatte nicht erwartet, dass sie sich so plötzlich ihm gegenüber öffnet, doch so wie sie vor ihm stand, war sie mehr als bedauerlich. Sie hatte ihre Hände vor Wut zu Fäusten geballt, während ihre Augen zugekniffen waren und ihr Mund die Worte herausschleuderte. Ihre Wangen waren rot, vermutlich wegen der Kälte, ihre Stimme zitterte bei jedem Wort. Ihre Beine ebenfalls. Und ehe sich der Uzumaki versehen hatte, hat er einen Schritt nach vorne gemacht und umarmte sie herzlich. Die Geste kannte er von seinem Vater, wenn seine Mutter sich in Rage geredet hatte und er keine passende Antwort mehr zur Schlichtung parat hatte. Anders wusste er nicht, sie zu beruhigen. Ihr Halt geben, das war das Einzige, was er gerade tun konnte, aber vermutlich war es auch genau das, was sie brauchte, nachdem sie jetzt so lange für sich alleine war und niemanden an sich rangelassen hatte.

Ihre Augen waren weit geöffnet, als sie die verwirrende Bewegung ihres Körpers wahrnahm. Er hatte sie in eine Umarmung gezogen und sie verstummte augenblicklich. Ihre Augen sammelten sich mit Tränen, welche sich in ihren Wimpern verfingen. Diese Geborgenheit hatte ihr gefehlt, doch wieso gab dieser Blödmann ihr denn jetzt genau dieses Gefühl? Wieso wusste er jetzt, was sie brauchte, ohne dass sie es selbst wusste. Er verwirrte sie damit, dass er eigentlich ein totaler Trottel war, aber menschlich einfach die liebste und wissendste Seele auf diesem Campus. Es brach ein Schwall ihrer Gefühlswelt aus ihr heraus, als sie spürte, dass sie die aufkommenden Tränen nicht weiter unterdrücken konnte. All die aufgestauten Emotionen quollen aus ihr, als wäre der Damm endgültig zerborsten oder nicht hoch genug gebaut.

Lange hielt er sie einfach nur in seinen Armen, bis sie sich wieder beruhigte. „Ich habe eine Idee. Wie wäre es, wenn wir die Geheimnisse der Cheerleader einfach auch als Druckmittel verwenden?“ Ein diabolisches Grinsen breitete sich im Gesicht des Blonden aus, als er seinen Vorschlag aussprach. „Du wirst erstmal weiter vorsichtig sein und dein Geheimnis noch irgendwie besser verstecken, während ich und die Jungs uns um die Weiber kümmern.“ Kurz blinzelte die Rosahaarige dem Uzumaki entgegen. „Bitte was?“ „Du hast mich schon verstanden. Aber sobald das Problem gelöst ist, wirst du ihn gefälligst besuchen gehen!“ Irritiert nickte sie, als hätte sie auch nur die Wahl gehabt abzulehnen. Was für Wege gab es für sie? Wie sollte sie die Tatsache besser verbergen, als sie es sonst getan hatte?
 

„Du willst an die Bar?“ Leicht nickte die junge Frau mit den langen rosa Haaren. „Es tut mir leid, aber ich muss an meine Zukunft denken. Ich möchte Ärztin werden. Da kann mir dieser Job irgendwann zum Verhängnis werden…“ Nickend bejahte ihr Boss ihr Argument. Das ist durchaus verständlich, immerhin waren diese Tänze mehr als nur ein bisschen aufreizend. Wer würde sie noch ernst nehmen. Ihm war bewusst gewesen, dass sie nicht ewig hier bleiben würde, dennoch hatte er sich erhofft, dass sie länger bliebe. „Verstehen sie mich nicht falsch. Ich möchte schon hin und wieder mal auf die Bühne, aber momentan geht’s leider nicht und auch nicht mehr so oft, wie sonst… Ich liebe es hier zu arbeiten…“ Leicht lächelt die Haruno im gedämmten Licht, während ihr Vorgesetzter nur mit einem Lächeln erwidern konnte. „Ist gut. Ich werde deine Schichtpläne umschreiben, aber geize nicht mit deinen Reizen an der Bar, immerhin macht das auch einen Teil meines Umsatzes aus.“ Innerlich hüpfte die Rosahaarige, wie ein kleines Mädchen. „Vielen Dank!“ Erwidert sie, als Erwachsene würde sie das natürlich nicht tun. Jedenfalls nicht hier.

Das eine Problem hat sich also gar nicht als so große Hürde dargestellt, jetzt bedarf es an Geduld, dass die Biester sich selbst einen Fehler erlaubten und vor allem die Überwindung ins Krankenhaus zu gehen. Ihn zu besuchen. Sie war sich nicht sicher, ob das wirklich sinnvoll war, weil man ja nicht wissen kann, dass die komatöse Person überhaupt etwas mitbekommt. Sie lag mitten in der Nacht wach, ihre Gedanken kreisten um den Schwarzhaarigen, der gerade eine echt schwere Zeit durchlebte. Aber eigentlich waren es seine Angehörigen und Freunde, die es schlimm getroffen hatte. Er bekam ja nichts mit. Oder? Nachdem sie noch eine halbe Stunde mit Nachgrübeln überbrückt hatte, fiel es ihr nicht auf, dass sie langsam in den Schlaf geglitten war.
 

Einige Tage vergingen, ehe sie sich wirklich in der Lage empfand wieder zum Krankenhaus gehen zu können. Sie stand vor der Türe, wartete ungeduldig auf den Blonden. Es war Nachmittag und die junge Frau war direkt von der Uni zur Klinik gegangen. Als in ihrer Hosentasche das Handy vibrierte, ahnte sie schon, dass es der Uzumaki sein muss. Mit einer Hand glitt sie in besagte Tasche und hielt ihr Smartphone in der Hand. Das Display leuchtete von der eingegangenen Nachricht noch auf. Ohne das Gerät zu entsperren konnte sie den Anfang der Nachricht bereits lesen.

„Sorry, schaff es nicht! Hina…“ Mehr brauchte sie nicht lesen, um zu verstehen. Jetzt wo sie hier war, wusste auch der Blonde Chaot, dass sie keinen Rückzieher machen würde. Damit Recht behaltend, trat sie auf die Eingangstüre zu, welche sich mit einem leisen Surren öffnete. Es gab keinen Grund, der sie aufhielt hineinzutreten. Lächelnd nickte sie dem Klinikpersonal zu, welches durch die Flure lief und sie musterten. Scheinbar war viel zu tun, als dass sie sie ansprechen würden, mal abgesehen davon, dass es auch nicht dessen Aufgabe war. Mit leisen Schritten begab sich die Rosahaarige an den Empfang und fragte nach dem Uchiha.

„Eine Freundin?“ Sakura nickte, doch ihr leichtes Lächeln verriet sie, als ihr die Etage und Zimmernummer gesagt wurde. Ihre Aufregung und Nervosität war offensichtlich. Sie machte sich mehr Sorgen, als es eine „einfache“ Freundin machen würde. Jedoch war sie nichts weiter. Was sich auf ihrer Seite abspielte war schlichtweg unwichtig. Sie begab sich durch die Flure, drückte den Knopf des Aufzuges, der sie in die richtige Etage bringen würde. Mit einem leisen Ton holte dieser Sakura aus ihrer Gedankenwelt. Jeden Moment, den sie näher an sein Zimmer trat, ließ ihr Herz höherschlagen, ihr Puls raste, sie fing langsam an zu schwitzen vor Aufregung, was sie an ihren feuchten Handflächen zuerst bemerkte. Sie wollte ihn so dringend sehen und hinzu kam die Angst dem Anblick nicht standhalten zu können. Es war so verwirrend, sie empfand Vorfreude, aber auch schier unendliche Angst.
 

Die Türe öffnete sich leicht rappelnd und die Haruno trat in den kleinen beweglichen Raum. Es stand bereits eine dunkelhaarige Krankenschwester in dem Aufzug, welche ihr nur stumm zulächelte. Sie hatte lange die langen Haare zu einem Zopf gebunden und ihre hellen Augen zeigten sofort, dass sie etwas Besonderes sein musste. Ebenso wie auch die Rosafarbenen Haare, die sie selbst zu ihrem gewöhnlichen Dutt trug. Die Wunder der Natur. Vielleicht hatte die junge Frau mit dem lila-Stich auch nachgeholfen. Und eigentlich war es ja auch egal. Mit einem sanften Lächeln erwiderte die Haruno, ehe sie beide gerade aus auf die Türe des Aufzuges starrten. Die Rosahaarige musste keinen Knopf drücken, da sie genau in die Etage musste, die bereits leuchtete. Scheinbar war die Krankenschwester auch in diesem Flur tätig. Kurz schweiften ihre Gedanken wieder zu den Schwarzhaarigen, den sie im Begriff war zu besuchen. All die Situationen, die sie bereits gemeinsam hatten, wie sie sich langsam immer nähergekommen waren und sie ihn aber immer wieder sitzen ließ. Aus Angst. Doch just in diesem Moment kam es ihr so kindisch vor. Warum hatte sie Angst davor, mit ihm eine Bindung ein zu gehen? Wegen ihres Geheimnisses? Sie seufzte. Alles lief darauf hinaus. Es war ein toller Job und sie tanzte so unwahrscheinlich gerne, dass sie sich lieber von anderen distanzierte, als… Als was eigentlich? Es ihnen zu sagen? Gab es nur ein entweder oder? Gab es keinen anderen Weg? War es wirklich unmöglich? Einen Job brauchte sie jedenfalls. Sie hatte eben das Pech kein Stipendium bekommen zu haben, trotz sehr guter Noten. Aber die hatten eben auch andere. Sie seufzte kurz. Sie bemerkte den sorgenvollen Blick der Krankenschwester neben sich nicht.

Erneut klang ein Signalgeräusch und die Türen des Aufzuges öffneten sich automatisch in der angekommenen Etage. Die beiden Frauen gingen aus dem kleinen Raum in den Flur hinein. „Entschuldigen Sie, dass ich sie so einfach anspreche, aber sie müssen Sakura sein, richtig?“ Etwas perplex darüber, dass sie von der eigentlich so stillen Krankenschwester angesprochen wurde, starrte sie die in weiß gekleidete Person an. „Ja, das bin ich… Woher…?“ „Ich bin Hinata Hyuuga. Naruto hat mir viel von Ihnen erzählt und auch, dass sie heute herkommen wollten…“ Kurz nickte die Haruno zum Verständnis. „Haruno Sakura…“ Stellte sich die Rosahaarige vor und in der Tat war sie überrascht, dass der Uzumaki eine solche Schönheit zur Freundin hatte, andererseits auch wieder nicht. Seine Art hatte schon einige Züge an sich, die anziehend waren. Leicht lächelte sie, er war nur nicht ihr Typ. So wirklich negativ konnte man sich nicht zu dem Blonden äußern, denn selbst seine Teilzeit-Idiotie konnte man ihm nicht übelnehmen. Nichtsdestotrotz ist er, ebenso wie Sasuke, ein Teil ihres kleinen Lebens geworden, den sie nicht mehr missen wollen würde und vermutlich würde die Violetthaarige dazugehören.

Scheinbar war die Dunkelhaarige vollkommen im Bilde, erzählte der Haruno jede Einzelheit bezüglich Sasuke. „Dann hatte er also Glück, dass er schon hier war…“ murmelte die Rosahaarige. Ihr Gegenüber nickte. „Er ist allerdings nicht mehr aufgewacht, rein physisch ist er theoretisch wieder gesund.“ „Ob er einen Trigger braucht?“ Doch Hinata zuckte nur mit den Schultern. „Das wissen wir nicht. Aber Naruto gibt nicht so schnell auf.“ Was war denn mit seiner Familie? War sie nicht hier? Die Haruno musste sich nach einigen weiteren Gedankengängen dann eingestehen, dass sie nicht wirklich viel über den Uchiha wusste und es gefiel ihr nicht. Und genau jetzt wollte sie alles über ihn wissen.

Sie standen vor dem Raum, der ihr auch an der Rezeption mitgeteilt worden war, ehe die Dunkelhaarige die Türe öffnete. „Es bedarf keine Schutzmaßnahmen. Geh einfach rein.“ Mit einem mulmigen Gefühl sah sie in den Raum, auf das Bett, wo man lediglich seine schwarze Mähne ausmachen konnte. Sein Gesicht war mit einer Atemmaske versehen. Einer seiner Arme lag auf der Decke, die ihn wärmen sollte. In der Hand war auch sein Zugang, über den er Flüssigkeit erhielt. Einige Geräte piepsten vor sich her, um seinen Herzschlag zu kontrollieren. Kurz zögerte sie, trat dann in den Raum. „Ich bin hier im Flur, falls was sein sollte…“ Sakura drehte ihren Kopf zur Hyuuga, die nur weiter in den Flur hinein deutete. Sie nickte lächelnd zum Verständnis, während Hinata nur leicht zurück lächelte und die Tür hinter der Rosahaarigen schloss.

Mit leisen Schritten war sie am Bett angekommen und setzte sich auf den Hocker, der an seinem Bett stand. Wie lange war sie ihm wieder aus dem Weg gegangen, ehe der Zwischenfall sie wieder zusammenbrachte und wie lange hatte sie ihn nicht besucht, hatte seinen schlechten Zustand darum nicht mitbekommen? Sie machte sich weiter Vorwürfe.

Es war bereits Mitte Februar, was bedeutete, dass der Uchiha vor ihr seit anderthalb Monaten nicht mehr aufwachte. „Es tut mir so leid. Ich verspreche dir, dass ich dir nicht mehr aus dem Weg gehe.“ Sie schob ihre Hand unter Seine, drückte sanft ihre Finger um seine große Hand, darauf bedacht seinen Zugang oberhalb seiner Hand nicht zu berühren. Kurz lächelte sie. Ihr war zwar schon aufgefallen, dass er wesentlich größer war als sie, aber jetzt, wo sie versuchte seine Hand zu halten, fiel der Unterschied wieder extrem auf. Seine Hand war einfach zu groß, als dass sie diese mit ihren schlanken Fingern vollständig umgreifen könnte. Sie seufzte.

Jetzt war sie hier und konnte nichts tun. „Vielleicht wird es Zeit, dass ich ehrlich zu dir bin. Nicht dass ich dich belogen hätte, jedoch würde ich gerne mein Geheimnis mit dir teilen. Ich möchte dich in meiner Nähe wissen, egal was die anderen sagen. Und wenn du das auch willst, dann musst du nur aufwachen und es mir sagen.“ Kurz lachte sie auf. Sie glaubte nicht, dass er ihre Worte hören konnte. Nicht umsonst lag er bereits mehrere Wochen hier, mit geschlossenen Augen, ohne Regung. Doch Hoffnung durfte man sich machen, oder? Und auf so einen billigen Spruch wachte man nicht einfach aus einem Koma auf, dass einen schon längere Zeit ans Bett fesselte.

Tränen hatten sich in ihre Augen gestohlen, tropften auf das Laken, direkt neben ihre Hände. In ihrer Brust war dieses flaue Gefühl, welches sich immer weiter verengte, zusätzlich stahl sich immer ein Kribbeln in ihre Magengegend, wenn sie hoch zu seinem Gesicht sah, wenn sie sich Situationen mit ihm ins Gedächtnis rief „Als wenn du nicht schon wüsstest, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Sie errötete, als sie bemerkte, was sie gesagt hatte. Sofort ließ sie seine Hand los, stand auf und flüchtete erschrocken über ihre Gefühle aus dem Raum, aus dem Gebäude, aus der Gegend, zurück in ihre kleine Nische. Auf einem verlassenen Spielplatz saß sie klischeehaft auf der Schaukel und weinte stumme Tränen. Wie konnte sie das nur leugnen und ausgerechnet jetzt, wo er in solch einem Zustand steckte, sah sie es ein? Nur so traute sie sich, es ihm zu sagen? Sie schämte sich so sehr, dass sie glaubte, die Worte änderten etwas, denn so naiv hatte sie nicht geglaubt zu sein. Sie schaukelte etwas vor und zurück, erinnerte sich zurück. Sie hatte schon mal geweint, damals als sie glaubte, dass er ihr nicht vertraute. Wegen dieser „ersten Liebe“. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sie benahm sich nicht gerade fair ihm gegenüber. Aber das war auch alles so verwirrend. Kurz schnaubte sie, schaute auf in den Abendhimmel. Die Sonne zog schon lange Schatten. Wie alt war sie eigentlich?
 

„Wer war das denn, Hyuuga-san?“ fragte eine Schwarzhaarige Frau die Krankenschwester. „Das war eine Freundin ihres Sohnes, Uchiha-san.“ Die ältere Frau schaute der Flüchtenden hinterher. „… Wenn das so ist… Ich habe Sasuke eindeutig zu lange nicht mehr gesprochen. Ich habe einiges wieder gut zu machen…“ Seufzte die Dame. „Ich bezweifle, dass er ihnen auch nur eine Sache nachträgt.“ Lächelt Hinata ihr aufmunternd zu. „Das wäre zu einfach, aber du kennst ihn besser als ich.“ Die Hyuuga schüttelte mit dem Kopf. „Unsinn. Sie sind seine Mutter, da kommen meine paar Jahre Freundschaft nicht dran.“ „Du bist echt lieb, nichtsdestotrotz war ich nicht immer für ihn da.“ Die beiden Frauen traten ein, begutachteten den jungen blassen Mann, der in dem Bett lag. Seine Hand lag etwas anders, was sie aber nicht als Bewegung deuteten, sondern waren sie sich einig, dass die Rosahaarige sie wahrscheinlich gehalten hatte. Eine Freundin also? Sie erkannte sofort, dass es sich um jenes Mädchen handelte. Dessen Mutter so versessen darauf war, sie mit Itachi bekannt zu machen, der aber nicht konnte. Seit wann hatte er wieder Kontakt mit ihr? Vielleicht hatte er nach ihr gesucht? Sie kannte ihren Sohn wirklich nicht. Seitdem er ausgezogen war und auf eigenen Beinen stand, hatte er sich komplett abgewandt. Anfangs versuchte er sie telefonisch zu erreichen, doch erreichte er nie jemanden. Sie verstand schnell, warum sich das alles so entwickelt hatte, doch ihr Mann, der sich lange Zeit wieder der Familie zugeschrieben hatte, stürzte sich schnell in ein neues Projekt, nahm Itachi mit, aber niemals Sasuke. So wie es auch früher war. Missmutig sah sie ihrem jüngsten Sohn beim Atmen zu. Wie dieser Anblick schmerzte. Sie liebte ihn genauso, wie Itachi. Und wenn er Groll hegen sollte, für all die Jahre, die sie ihm weniger Aufmerksamkeit schenkte, weniger zusprach oder lobte, dann würde sie es verstehen. „Ich werde mal einen neuen Beutel mit der Elektrolytlösung besorgen.“ Meinte die Blauhaarige, als sie bemerkte, dass der aktuelle Beutel langsam leer lief. Mit abwesendem Nicken stimmte die schwarzhaarige Uchiha zu und Hinata verließ den Raum.

Nachdem sie den Beutel erneuert hatte traf sie Naruto im Flur, auf dem Weg zu seinem besten Freund. „Hey…“ Kurz begrüßten sich die beiden mit einem schnellen Kuss, als sie schon ihre Stimme erhob. „Sie war hier.“ „Das ist gut.“ Er wirkte erleichtert. „Allerdings war sie auch schnell wieder weg. Seine Mutter hat sie aus seinem Zimmer laufen sehen, jedoch haben sie nicht miteinander gesprochen.“ „Hat sie gefragt, wer sie ist?“ Die Hyuuga nickte. „Es ist alles so, wie du es erwartet hast. Sie haben allerdings nicht miteinander gesprochen, wie du entgegen deiner Erwartung gehofft hattest.“ „Egal. Wichtig war, dass sie hier war und dass Mikoto-san wieder etwas Einblick in das Leben ihres Sohnes bekommt…“ „Das lastet schon lange auf Sasuke-kun, nicht wahr?“ Der Blonde nickte. „Er wird immer so gesprächig, wenn er blau ist.“ Lachte Naruto auf. Jetzt musste der Trottel von Uchiha-Sprößling nur wieder aufwachen. Die Weichen hatte der Uzumaki für ihn gestellt.
 

„…Ich möchte dich in meiner Nähe wissen, egal was die anderen sagen. Und wenn du das auch willst, dann musst du nur aufwachen und es mir sagen.“

Vernahm er, doch sein Körper reagierte nicht auf die Befehle seines Kopfes. Er hörte sie, verstand sie, konnte aber keinen Ton von sich geben. Es war Sakura. Das Mädchen, dass er verloren geglaubt hatte, in das er lange Zeit verliebt war, über dessen Verlust er nie hinweg gekommen war. Sie war einfach so wieder in sein Leben gekommen, ohne zu wissen wer er war. Verzerrte Bilder traten vor seine Augen von vielen Momenten, die sie teilten. Es war ihr Lächeln, was seinen Bauch mit diesem wohligen Kribbeln berauschte. Unstimmigkeiten gab es nicht, das Lächeln war ähnlich, nein identisch. Die Gesichtszüge, Gesten und Gewohnheiten stimmten überein. Das war das Mädchen, mittlerweile eine junge Frau. Hübsch war sie geworden. Unsagbar anziehend für ihn, aber das war sie seit ihrem ersten Treffen beim Training mit ihrem Vater. Wie lange war das alles her? Jedoch erinnerte sie sich scheinbar nicht. Ihr Studium hatte sie vereinnahmt und ihr verwegener Job gab keine Möglichkeit auf eine gemeinsame Zeit mit ihm. Was in ihrem Leben hatte sie noch erlebt? Wie war es bisher gelaufen? Ärger stieg in ihm hoch, dass er sie schon viel früher hätte halten müssen. So lange schwirrte sie in seinen Gedanken, doch brauchte er so lange um zu merken, dass es Liebe war. Das kannte er so einfach nicht. Doch es fühlte sich gut an, jedoch blieb die Angst. Die Angst nicht gut genug zu sein.

„Als wenn du nicht schon wüsstest, dass ich mich in dich verliebt habe.“

Natürlich war ihm dieses Knistern aufgefallen, ihre versteckten Blicke, die ihn öfter trafen, als es ihr überhaupt bewusst war. Warum war er eigentlich nicht bei ihr? Er konnte ihre Stimme hören, doch um ihn herum war alles nur schwarz. Angestrengt versuchte er sich zu erinnern und tatsächlich kamen Fragmente seiner Erinnerungen zurück.

Er war draußen, es lag eine dünne Schneedecke auf dem Campus, dann kam dieser sengende Schmerz in seiner Brust. Sein Blickfeld drehte sich und er fand sich auf dem Boden wieder. Was war mit ihm gewesen? Dann hörte er ihre Stimme in seinem Kopf. Diesmal nicht direkt neben sich, sondern aus weiterer Entfernung. Sie flehte ihn an wach zu bleiben, doch so gerne er ihren Wunsch erfüllt hätte, war der Drang nach Ruhe und Entspannung größer. Dem gab er nach. Doch jetzt will er endlich zu ihr. Er will nicht länger warten.

Schwarz. Leer. Nichts.
 

Das Nächste, an das sich der junge Uchiha-Sprössling erinnern konnte, ist ein leises und regelmäßiges Piepsen. Irgendetwas drückte sich leicht gegen sein Gesicht, was ihn die Nase hin und her rümpfen ließ. Es juckte. Der Schwarzhaarige entschloss sich, seine Augen zu öffnen, doch irgendwie ging das nicht so einfach, wie gedacht. Seine Augenlider zuckten, als er sie dann doch irgendwie schwermütig und sehr langsam öffnete. Warum war es eigentlich so verflucht hell? Zuvor war es doch stockfinster gewesen. Das Erste was er sah, war eine kahle weiße Zimmerdecke, mit einer grellen Lampe, die ihm direkt in sein Gesicht schien. Langsam und bedacht drehte er seinen Kopf zur Seite. Sein Nacken wirkte so steif, dass er glaubte sich keinen Zentimeter bewegt zu haben, doch seine Augen überzeugten ihn, dass er nun auf einen leicht flatternden Vorhang blickte, welches mit dem Wind tanzte. Vermutlich war das Fenster offen. Das würde auch die frische Luft an seinen Wangen erklären. Es war milde Nachtluft, die sich seicht in das Zimmer verteilte, doch kalt war ihm nicht. Vermutlich lag es an der Decke, die auf ihm lag. Aber im Winter war es doch eigentlich viel kälter. War etwa der Winter schon vorbei? Wie lange lag er hier? Was hatte er alles verpasst? Seine Gedanken brachen ab, als er kurz an sich hinunterblickte. Da war ein störendes Ding auf seinem Gesicht, was ihm die Sicht versperrte. Eine Atemmaske? Wofür? Dann wanderte sein Blick auf die Seite, gegenüber vom Fenster. Sein Arm war auf dieser Seite nicht unter der Decke gebettet, sondern lag darauf, wobei eine zweite Hand seine wärmte. An seiner Bettkante sah er auch noch etwas Schwarzes. Kurz brauchte der junge Mann, um das Gesehene richtig zu fokussieren. Irgendwie war er leicht langsam. Sein Kopf funktionierte nicht so schnell, wie er es von sich gewohnt war.

Haare. Es waren lange schwarze Haare. Schwerfällig bewegte er seine Hand, hob sich aus der schützenden Hand der anderen Person. Besagte, ziemlich bleiern fühlende, Hand ließ er möglichst behutsam auf den schwarzen Haarschopf nieder. Sasuke wollte das Gesicht sehen, wer da an seiner Seite lag. Die Person an seiner Seite zuckte kurz erschrocken, schaute verschlafen auf, ehe sie dann mit denselben schwarzen Augen in das Gesicht von Sasuke schaute, wie er es auch von seinem Spiegelbild kannte. Seine Hand indessen war achtlos schwer zurück ins Bett gefallen. Diese Gesichtszüge waren deutlich erwachsener, weiblicher als seine eigenen.

„Sasuke, du bist endlich wieder wach…“ lächelte die Person vor ihm. Als er die Stimme hörte, wurde es ihm endlich bewusst, sein Gehirn hat das Gesicht nun endlich zuordnen können. „Mu…tter…“ flüsterte er in die Maske hinein. Er glaubte, dass seine Stimme sie nicht hätte erreichen können, so leise hatte sie geklungen. Sie war leicht rau und sein Hals fühlte sich trocken an. Sein Blick musterte die Erwachsene vor sich. Hatte sie etwa Tränen in den Augen? War etwas Schlimmes passiert? Klar, er schien hier mit einer Atemmaske zu liegen und seine Glieder fühlen sich unsagbar schwer an, aber so ernst kann es ja nicht gewesen sein. „Ich bin ja so froh!“ Sie nahm die Hand ihres Sohnes und umschloss sie mit beiden ihrer Hände, zog sie zu ihrem Herzen. Die ersten Tränen hatten sich aus ihren Augenwinkeln gelöst und waren auf ihre Hände gefallen. Er sah noch die Bahnen auf ihren Wangen, über die noch einige weitere Tränen folgten. Irgendwie konnte er nicht wirklich glauben, was sich vor ihm abspielte. Es wirkte irgendwie nicht real. Was machte seine Mutter hier? „Wieso weinst du, Mutter?“ Kurz lachte die Dame auf, lächelte ihm dann entgegen. „Weil du gerade mit mir redest.“ Eine Hand ließ von seiner ab und wischte ihre scheinbaren Freudentränen ab. „Warum sollte ich nicht?“ Kam seine Gegenfrage. „Naja. Du hast bis gerade im Koma gelegen.“ Murmelte seine Mutter leise. Sie war scheinbar auf eine energischere Reaktion von seiner Seite gefasst, doch konnte er nicht anders als sein typischens „Hn“ von sich geben. Wieso war er nicht überrascht oder erschüttert? Er fühlte momentan nur diesen schweren Stein in seiner Brust. Eine Last. Aber er würde wohl sowieso noch etwas brauchen, bis er wirklich verstehen könnte, was seine Mutter ihm gerade gesagt hatte. Doch dafür bräuchte er noch weitere Informationen. „Was ist passiert?“

Er war mehr als nur irritiert. Mal abgesehen davon, dass sie seit Jahren nicht miteinander gesprochen hatten. Sich nicht gesehen hatten. Seit wann war er für sie von solch einer Bedeutung, dass sie bei ihm war und nicht bei Itachi und seinem Vater?
 

Hinata hatte noch viel zu tun und ließ den Blonden alleine im Flur zurück. Die Gedanken von Naruto schweiften direkt zur Zimmertüre. Wie lange gedachte sein bester Freund eigentlich noch zu schlafen. Er müsste doch all die Eskapaden und durchgezechten Nächte längst aufgeholt haben. All die Überstunden vom Training hat er sicherlich schon wieder eingeholt. Unweigerlich seufzte der blonde junge Mann auf. Als er vor einigen Wochen auch die Uchiha-Familie benachrichtigt hatte, kamen Sasuke‘s Mutter und Itachi etwa 4 Tage später zu Besuch. 4 Tage später. Was für eine bedingungslose Liebe, schnaubte der Blonde verächtlich. Doch sein Vater hatte sich bisher nicht einmal Blicken lassen und Itachi war auch nur dieses eine Mal gekommen. Dafür hatte Mikoto Uchiha es scheinbar endlich realisiert. Sie war jeden Tag zugegen. Sie kam immer zu der Zeit, darum konnte er das mit dem Treffen so gut planen. Aber es war nicht so abgelaufen, wie er es gerne gehabt hätte. Nun war Sakura wieder irgendwo alleine und würde sich gegebenenfalls wieder Vorwürfe machen, vielleicht aber auch realisieren, dass sie dem Schwarzhaarigen nicht mehr so einfach entgehen kann. Sie taten einander einfach gut und daran erinnert sich das Herz. Ob der Kopf sich nun sträubte oder nicht, war in der Gefühlswelt null und nichtig. Wieder seufzte er. Das tat er in letzter Zeit oft. Gute Nachrichten wären mal echt aufbauend. Im Moment war alles nicht so, wie es sein sollte. Sogar den Saisonstart hatte der Schwarzhaarige verpasst, auf den er sich so gefreut und auch hingearbeitet hatte. Mal abgesehen von den ganzen Prüfungen. Aber darum beneidete er seinen Kumpel eher. Die würde er in Nullkommanichts nachgeholt haben. Der Uchiha hatte ein Händchen für Klausuren und Tests. Er lernte immer auf die richtige Lücke. So vorausschauend kannte er sonst niemanden. Als könnte er die Gedanken seiner Profs lesen. Glückspilz. Naja. Jedenfalls was das anging.

„Mitte Februar und du pennst tief und fest. Selbst Prinzessinnen brauchen nicht so einen langen Schönheitsschlaf…“ Vor sich her nuschelnd, umschloss Naruto die Türklinke, ehe er daran klopfte. Ohne eine Antwort zu erwarten, öffnete er die Türe und spürte sofort das Augenpaar seines besten Freundes und den Blick seiner Mutter auf sich ruhen. Die blauen Augen weiteten sich überrascht.

„Sa…“ „Hey, Dobe…“ Versuchte er zu lächeln? Das übernahm der Uzumaki dann für ihn und grinste ihm entgegen. Eine kleine Träne, die der Blonde sich schnell aus dem Augenwinkel strich, erhob er seine leicht zitternde Stimme. „Na Dornröschen? Fertig mit dem Schönheitsschlaf?“ „Hn.“

Re:liable

Am gleichen Abend saß sie noch auf der Couch, starrte auf ihr Handy, dessen Display ihr ins Gesicht schien. Vor einigen Tagen hatte sie ihre Handynummer ja bereits dem Uzumaki gegeben, weswegen er ihr heute auch noch absagen konnte, doch die neue Nachricht, die sie eben erreicht hatte, ließ ein kleines Feuer in ihr entfachen. „Der Blödmann ist eben aufgewacht. Endlich!“ Sie ließ sich zurückfallen, hielt ihr Handy aber weiterhin vor ihr Gesicht, las diesen Satz öfter durch, als sie es hätte zählen können. Ihre Zeit war irgendwie stehen geblieben. Er war also endlich wieder bei Bewusstsein. Jetzt endlich konnte sie die Chance ergreifen, die ihr das Schicksal erneut geschenkt hatte. Nur, dass sie es nicht so eilig hatte. Von ihrer Angst die sich in ihren Schatten verdeckt hielt, mal abgesehen, war der junge Mann gerade erst aufgewacht. Er benötigte trotzdem Ruhe und Zeit um wieder auf die Beine zu kommen. Großen Trubel sollte man zunächst vermeiden. Alles mit der Zeit. Aber weglaufen würde sie nicht mehr, das nahm sich die Rosahaarige jedenfalls fest vor.

Kurz seufzte sie, als dann ihr Handy aus ihren Fingern glitt, und genau in ihr Gesicht fiel. „Au!“ Stöhnend richtete sie sich wieder auf, hielt sich ihre Nase. Sie würde heute noch Arbeiten gehen müssen. Vor Naruto’s Nachricht hatte sie die willkommene Ablenkung noch zu brauchen geglaubt und nun hätte sie es beinahe vergessen. Ihr gepackte Tasche neben der Couch schnell gegriffen und auf geht es. Ihre Erleichterung machte sich in Form von körperlicher Energie bemerkbar, was sie nutze und zur Arbeit lief. Die Straßenbahnen fuhren in regelmäßigen Abständen an ihr vorbei, während sie die Straße entlanglief. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht war es ihr egal, dass sie so länger brauchte. Pünktlich würde sie sowieso sein. Als sie zum Überqueren der Straße an einer Ampel stehen blieb schaute sie sich etwas um. Nur ein paar Personen haben sich hierher verirrt und liefen ihren eigenen Weg. Einige Männer in Anzügen standen auf der anderen Straßenseite. Eine Business-Dame, die genervt auf ihr Handy blickte. Auch bei ihr standen einige Leute, jedoch wollte sie diese nicht mustern. Das sähe ja seltsam aus, wenn sie sich jetzt so offensichtlich jede Person ansehen würde. Das akustische Signal der grünen Ampel ließ Sakura aus ihren Gedanken schrecken, ehe Sie realisierte, dass sie über die Straße laufen konnte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich unwohl, seitdem sie an der Ampel stand, jedoch versuchte sie das Unwohlsein abzuschütteln, als sie in die Gasse bog, in der die Bar war. Ganz natürlich sprach sie den Türsteher an, der sie freundlich begrüßte. Sein Blick glitt kurz an ihr vorbei, was ihr verborgen blieb. Als sie hinein ging schaute sich der stämmige Mann erneut um. Hatte er sich getäuscht? Normalerweise konnte er seinem Instinkt vertrauen, jedoch zuckte er nur mit den Schultern und verschränkte die Arme.

An ihre Arbeit hinter der Bar hatte sie sich längst gewohnt und es fühlte sich nicht mehr falsch an. Sie vermisste das Tanzen zwar ein bisschen, aber vielleicht könnte sie ihr altes Hobby auch anders und weniger verrucht ausüben. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, was man unter der Maske die sie trug gut erkennen konnte. Heute waren mehr Leute als üblich hier, was vermutlich an einer neuen Tänzerin lag. Schon seit einigen Wochen wurde groß Werbung für die Show gemacht, die Sakura ersetzen sollte. Kurz seufzte sie und nahm einige Bestellungen auf.
 

Der Schwarzhaarige spürte, dass von seinen hart antrainierten Muskeln in der langen Koma-Zeit nicht mehr viele übrig waren. Allerdings kam ihm zugute, dass er solch trainierte Muskeln überhaupt gehabt hatte, sonst würde er jetzt nicht im aufrecht im Bett sitzen. Er war erst vor ein paar Tagen aufgewacht und zwang sich bereits wieder zu sitzen. Er hatte keine Zeit es jetzt langsam anzugehen. Sein Körper war kuriert, seine Muskeln werden sich schnell an die Zeit zuvor erinnern und schneller regenerieren, als er brauchte um sie initial aufzubauen. Er lachte leise für sich auf, als er an das Muskelgedächtnis dachte. Es ist nicht das erste Mal, dass er seinen Körper wieder aufbauen musste. Sein Blick glitt aus dem Fenster. Sie war noch nicht hier gewesen seither. Was hinderte sie nur? Draußen war es dunkel und es stürmte, ebenso war sein Herz noch dunkel und grau. Verhagelter Stimmung nahm der Schwarzhaarige zwei kleine Hanteln zu je einem Kilo und beugte damit mehrmals seine Arme. Er hat lange genug nichts gemacht und da er noch nicht wieder laufen konnte, so trainierte er selbstständig seinen Oberkörper. Auch streckte er regelmäßig all seine Muskeln. Versuchte die bewusst anzusteuern. Man sollte meinen, dass er es übertrieb. Doch nur er kannte seinen Körper so gut, dass er wusste, wie weit er gehen konnte. Natürlich ging er noch lange nicht an seine äußersten Grenzen. Das musste noch warten, würde aber wieder kommen. Sein Ziel war die Hochzeit Ende März, auf die er eingeladen war. In einem Monat sollte er wohl wieder so fit sein, dass er dorthin gehen konnte. All seine alten Freunde werden dort sein. In Erinnerungen schwelgend hörte er nicht, dass es an der Türe klopfte. Nach kurzer Zeit klopfte es aber erneut, was ihn in die Gegenwart zurückholte.

„Ja bitte…?“ richtete er seine Stimme in Richtung Türe, während er noch einige Male seine Arme mit den Hanteln in den Händen beugte.

Die Klinke wurde von außen runter gedrückt und die Türe öffnete sich langsam. Für eine Visite war es zu früh und Naruto wäre nicht so zögerlich, wenn er zu Besuch käme. Geschweige denn hätte er geklopft. Könnte es sein, dass es Sakura war? Um das lang ersehnte Gespräch zu führen? Dass er ihr sagen konnte, wie er fühlte und wie viel sie ihm bedeutete und sie ihm auch ihre Gefühle richtig offenbarte?

„Sasuke-kun? Du bist wirklich wach… Welch ein Glück.“ Ertönte eine weibliche Stimme.

Sein Körper versteifte sich. Die junge Frau, welche ins Zimmer trat war nicht Sakura. Und diese Person war seit Naruto’s Schilderungen auch nicht willkommen.

„Karin…“
 

Heute hat sie frei und könnte ihn endlich besuchen. Es war noch früh am Morgen, als sie sich zum Krankenhaus auf machte. Wurde aber auch Zeit, jedoch fiel ihr das Lernen seitdem er wach war wieder viel leichter. Die Gewissheit, dass es ihm gut geht, erleichterte sie. Außerdem lenkte Lernen sie ab. Sie hatte Angst zu ihm zu gehen. Nicht wegen ihm. Sondern vor dem Herauskommen ihrer Vergangenheit. Außerdem fühlte sie seit einigen Tagen, dass sie einen zweiten Schatten hätte. Irgendwie kriegte sie immer wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Auch jetzt spürte sie einen verdeckten Blick auf sich, jedoch konnte sie nicht ausmachen, wo dieser herkam. Sie wurde paranoid. Wieso sollte man sie beobachten? Aber dann erinnerte sie sich an Karin, die ihr damals gedroht hat. Seufzend trat sie vor die Glastüre der Klinik, welche sich surrend öffnete. Kurz schüttelte sie die negativen Gedanken ab, dann trat sie in das Foyer des Krankenhauses. Der typische Geruch von Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel kam in ihre Nase. Irgendwie beruhigte dieser Geruch sie, während sie zielstrebig zum Empfang ging. Sie wollte nur sicher gehen, ob ihre Information bezüglich des Zimmers noch aktuell war.

„Ja, das ist die richtige Zimmernummer. Er freut sich sicherlich, dass ihn heute zwei hübsche Damen besuchen.“ Lächelte die ältere Frau am Empfang.

„Zwei hübsche Damen?“ fragte Sakura neugierig nach. Sie dachte sich nichts dabei, dass er mehr Besuch bekam, als sie es gedacht hätte, jedoch wunderte sie sich, dass es scheinbar weiblicher Besuch war. Wo er doch vorher immer auf Abstand zum anderen Geschlecht ging. Jedenfalls konnte sie sich nicht entsinnen, dass er eine weitere Freundin hatte, außer halt sie.

„Ja, sie war sehr nett. Ich würde ihre Größe und Alter schätzen. Nur die Haare waren rot.“ Lächelte die Empfangsdame. Bei der Haarfarbe schrillten Sakuras Alarmglocken.

„Rote Haare, sagen sie? Dann weiß ich wer das ist. Danke.“ Lächelte die Haruno höflich und ließ sich ihre Unsicherheit, aber auch die aufkommende Wut nicht anmerken. Was hat die hier zu suchen? Was glaubte sie zu erreichen?! Es kann doch nicht angehen, dass sie ihn hier besucht. Naja. Ihre Wut flachte ab. Wieso nicht. Selbst wenn er sie nicht zu Besuch wollte, war es ja nicht weiter dramatisch. Ihre innerliche Wut richtete sich dann eher gegen sie selbst. Wieso sie so lange gewartet hatte und nun dieses Miststück sogar die Initiative ergriff. Sie erschauderte bei dem Gedanken an ihre Stimme, dann seufzte sie. Ihr Gefühlschaos müsste sie mal sortieren. Ihre Füße trugen sie zum bekannten Zimmer, aus der gerade ein Pfleger rausging. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie zur Frühstückszeit hergekommen war. Mit den Schultern zuckend ging sie ihren Weg weiter. Der Pfleger deutete fragend auf die Türe, während die Rosahaarige nur lächelnd nickte, aber eine Hand hob, getreu dem Motto, dass sie noch warten wollte. Der Pfleger indessen lehnte die Türe lediglich an. Er kannte Sakura, aber die Rothaarige im Raum nicht. Vielleicht würde er so etwas helfen. Das könnte er nachher Hinata erzählen können, was hier so passierte. Als der Pfleger nun die anderen Zimmer mit Frühstück belieferte, konzentrierte sich die Haruno auf das Geschehen in Sasuke’s Zimmer. Das Gespräch konnte sie schon vom Flur hören, aber die genauen Wortlaute klangen erst an ihr Ohr, als sie der Türe etwas näherkam.

„… wurdet gehört.“ Hörte sie die Stimme des Schwarzhaarigen, welche ein angenehmes Kribbeln in ihrem Körper bewirkte. Sie lehnte sich an die Wand, mit der Absicht dem Gespräch zu folgen. Karin war der Grund, warum sie Sasuke nicht nah war. Wieso er überhaupt hier war. Ihr wäre seine Krankheit vielleicht aufgefallen. Und das Gespräch konnte quasi nur über sie gehen. Aber sie wird nicht mehr verhindern, dass Sasuke und sie… Sie wurde plötzlich rot und die Hitze stieg in ihr auf. Ihr Körper benahm sich wie ein pubertierendes Kind. Nagut, sie verhielt sich so im Allgemeinen. Ihre Röte konnte sie gerade nicht verbergen, als sie sich vorstellte, dass Sasuke und sie ein Paar werden könnten. Sie versteckte ihre Röte hinter ihren Händen. Aber das wohlige Gefühl in ihrer Körpermitte ließ sie den Gedanken weiterdenken. Sie liebte ihn mehr, als sie es gedacht hatte. Und dass sie sich so sicher war, dass es Liebe war, konnte sie sich selbst nicht erklären. Eigentlich war das auch egal, sie wusste es einfach.

Sasuke schaute kurz hinter Karin. Die Türe war ein Spalt geöffnet und er hatte sich nicht getäuscht und sah dort einen Schatten. Eine Person stand draußen und wartete. Hörte vielleicht zu. Aber wer würde an seiner Türe warten? Der Pfleger wird es wohl nicht sein. Dafür hat das Krankenhauspersonal viel zu viel zu tun, als sich um ein einzelnes Gespräch zu kümmern. Jeder der ihn kannte, würde eintreten, da es dieses furchtbare Gespräch beenden würde. Nur eine Person kam infrage, die sich nicht traute einfach einzutreten oder dieses Gespräch zu beenden.

„Du machst dir vergebens die Mühen. Egal, was du sagst, ich vertraue Sakura.“

Und als der Schatten sich kurz bewegte, war ihm klar, dass sie dort war. Was wohl jetzt in ihrem Kopf vor geht, fragte er sich, noch nicht ahnend, was Karin nun von sich geben würde.

„… Sasuke-kun. Ich bin doch hierhergekommen um dir zu sagen, dass es mir leidtut und ich weiß, dass ich nicht immer richtig gehandelt habe, aber diese Haruno ist wirklich nicht die, die sie vorgibt zu sein!“

„Hör auf damit. Ich kenne Sakura. Sie…“ versuchte er das Gespräch noch in eine angenehmere Richtung zu schieben, allerdings unterbrach Karin ihn, was ihn nur noch mehr nervte.

„Sie was? Würde niemals etwas vor dir verheimlichen? Wie ihre Arbeit in diesem Strip-Schuppen?“

Sasuke seufzte. Woher wusste sie das? Ist eigentlich auch egal. Das geht niemanden etwas an, außer Sakura selbst.

„Hat sie nicht. Ich weiß, dass sie dort arbeitet. Jeder hat doch irgendwo einen Nebenjob? Wieso ist das so wichtig? Wenn es dort gutes Geld gibt?“ weiterhin gab der Schwarzhaarige sich Mühe, das Gespräch rational zu halten und alles logisch zu begründen. Er will sie nicht weiter verunsichern. Die Gestalt war noch draußen. Jetzt wo sie Gegenstand des Gespräches war, würde er an ihrer Stelle auch bleiben. Er verstand es und war ihr nicht böse. Auch nicht, dass sie ihm nie gesagt hat, dass sie dort auch tanzte. Es war ja auch nicht wichtig.

„Irgendwo einen Nebenjob? Gutes Geld? Sie tanzt da fast nackt vor irgendwelchen Männern herum! Ja richtig gutes Geld ist das! Sie ist…“

Diese Frau kennt echt keine Grenzen. Was war an ihm denn so begehrenswert, dass man so sehr versucht jemand anderen zu diskreditieren, damit man besser dasteht. Das Einzige was er bieten kann ist sein bekannter Nachname. Vielleicht ist es auch sein Aussehen. Aber diese Oberflächlichkeit widerte ihn schon fast an. Sie ließ ihn nicht mal in Ruhe frühstücken. Auch wenn es nicht gerade das beste Essen war, so konnte er nach Wochen wieder richtiges Essen zu sich nehmen.

„Karin! Ich kenne diesen Laden, weil Sakura ihn empfohlen hat. Die Cocktails, die sie dort an der Bar mixt sind in unserem Team berühmt. Und ja, dort wird getanzt, aber so aufreizend nun auch nicht. Zu mindestens dort, wo Sakura an der Bar steht. Außerdem tragen alle dort Masken und die gedimmten bunten Lichter tragen ihr übriges dabei. Wie will man da jemanden erkennen? Warst du schon mal dort?“

„Sasuke-kun, ich kann es beweisen.“ Setzte Karin an.

Der Schwarzhaarige seufzte laut und genervt. Zuerst legte er das Messer zur Seite, mit welchem er eigentlich sein Frühstücksbrot bestreichen wollte und massierte dann seine Schläfe.

„Das Einzige was du beweisen kannst, ist dass sie vielleicht eine leidenschaftliche Tänzerin sein könnte, die es einfach nur liebt, ihren Körper in Szene zu setzen. Das ist tänzerisches und schauspielerisches Talent, das seines gleichen sucht. Nicht so ein liebloses Gewackel, wie ihr Cheerleader es tanzen nennt. Von ihr könntet ihr in dem Fall dann sogar noch einiges lernen.“

„Sasuke-kun!“

„Nichts da Sasuke-kun. Ich bin hier fertig. Ich habe Hunger und will essen. Und wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, lasse ich die ganze Uni wissen, was für ein verlogenes Miststück du eigentlich bist und andere Leute bedrohst, weil die einfach nur ihr Leben leben wollen.“

Der Schatten an der Türe war im Laufe seines letzten Satzes verschwunden. Sie hatte es verstanden, dass er ihr nun Zeit gab, sich eben verdeckt zu halten, wenn Karin jetzt ganz theatralisch den Raum verlassen wird. Naja. Sie wusste sicher nicht, dass er sie bemerkt hatte. Er war jetzt schon gespannt, was sie sagen wird. Gibt sie zu es gehört zu haben?

„Ich werde dich schon noch überzeugen.“ Ihr Ton klang selbstsicher. Ihre Quellen schienen wirklich wasserfest zu sein, wenn sie sich so weit aus dem Fenster beugte und ihn weiter überzeugen will. Woher hatte sie die Informationen bloß? War sie vielleicht doch selbst dort gewesen? Die Rothaarige drehte sich dann tatsächlich schwungvoll um und ging aus dem Zimmer. Das Klacken ihrer Schuhe konnte er noch hören, bis sie in den Aufzug stieg.

Was ein Morgen. Zwischendurch hatte er den Drang ihr die Hanteln an den Kopf zu werfen, jedoch wären die in seinem momentanen Zustand nicht angekommen. Kurz lachte er innerlich über sich selbst, ehe seine Miene dann ernst wurde. Tief durchatmend streckte er sich und begann seine Füße und Beine abwechselnd anzuspannen und wieder zu entspannen und widmete sich endlich seinem Brot. Gedanklich war er allerdings schon bei dem kommenden Gespräch. Hoffentlich kommt sie auch und hat nicht die Flucht ergriffen. Wie lange würde er jetzt auf Sakura warten, bis sie sich traute? Ob sie sich überhaupt noch traute? Vielleicht hatte sie doch die Flucht ergriffen. Am Brötchen mümmelnd fiel er demotiviert in die Kissen. Er will doch einfach nur seine Ruhe. Seine Ruhe und Sakura.

Das Klacken der Schuhe wurde erst leiser, bis es verstummte. Im Schatten einer großen Blume im Flur hatte Karin sie nicht bemerkt. Mal abgesehen, dass sie so in Rage war, dass ihre Scheuklappen sie haben weniger sehen lassen, als sonst. Naja. Zu Sakura’s Glück. Wie lange sollte sie nun hier stehen bleiben? Vielleicht kommt Karin auch zurück? Niemand wusste, was in dem Kopf dieser Verrückten vorgehen könnte. Sie seufzte. Was sollte sie nun tun. Fakt ist, sie muss mit Sasuke reden. Alleine seine Stimme zu hören, ließ sie wohlig erschaudern. Sie vermisste ihn. Was hat dieser Mann nur mit ihr angestellt?

Karin hatte sogar die Türe weit offenstehen lassen. Diese doofe Schnepfe. Als wenn Sasuke rüber fliegen könnte, um die Türe zu schließen. Die hatte wirklich keine Ahnung, was abging. Gerade streckte er sich zu der elektronischen Klingel, um das Krankenhauspersonal zu benachrichtigen, da klopfte es zaghaft am Türrahmen. Sie stand unsicher dort, lächelte kurz.

„Ich kann die Türe schließen.“ Sagte sie, als wüsste sie, warum er die Klingel betätigen wollte. „Wenn du möchtest.“ Doch recht überrascht schaute er zu ihr, setzte sich wieder gerade auf und nickte dann.

„Danke.“

Eine unangenehme Stille überkam die beiden, bis beide zeitgleich seufzten, sich kurz perplex ansahen und anschließend leise lachten.

„Nimm dir doch ‘nen Stuhl und setz dich zu mir.“ Schlug er vor, woraufhin sie nickte. Als sie dann bei ihm saß, sah sie zunächst nur auf ihre Hände. Also eigentlich hatte sie die ganze Zeit nur auf ihre Hände geschaut. Wie alt war sie eigentlich, dass sie sich so zurückzieht. Als würde Sasuke sie fressen. Selbst wenn er wollte, müsste sie nur einige Schritte zurück gehen und er erreichte sie nicht mehr. Sie schmunzelte.

„Ein Penny für deinen Gedanken.“ Mischte sich Sasuke in ihr Gedankenspiel ein.

„Ach, ich denke nur an Blödsinn, damit ich mich etwas entspanne.“ Und mit diesem Satz schaute sie auf und lächelte ihn an.

„Aha…“ kam nur aus seinem Mund, leicht überwältigt von dem Gefühl in seiner Körpermitte, welches durch dieses Lächeln ausgelöst wurde und er stimmte in ihr Lächeln ein. Doch mit dem folgenden Satz erstarb ihr Lächeln bereits beim ersten Wort.

„Karin hat Recht. Zu mindestens was das Tanzen angeht… Ich habe in der Bar getanzt.“

Sie fürchtete, dass er entrüstet sein würde und ihr vorwirft, dass er noch seinen Kopf für sie hingehalten habe. Jedoch wurde es ihr jetzt erst bewusst, dass er im Gespräch mit Karin gar nicht überrascht gewesen war und ihren Job sogar noch gut geredet hatte. Er sah darin nichts Schlechtes?

„Ich weiß.“ Sakura schaute den Schwarzhaarigen entgeistert an.

„Du weißt es?“ Sie erntete ein Nicken.

„Ich habe dich auf der Bühne erkannt.“ Ein kurzes Auflachen konnte er sich nicht verkneifen. „Dabei war es nur ein Mal und auch erst nachdem wir uns ohnehin nähergekommen waren. Gesagt habe ich nichts, weil ich dich nicht verunsichern wollte. Es tut mi…“ Sakura stand abrupt auf.

„Stop, nein!“ sagte sie bestimmt, was Sasuke nur verwirrt und stumm beobachtete. Ihr Gesicht zeigte so viele Emotionen. Zuerst war da Wut, Enttäuschung, Trauer, dann Erleichterung. Sie holte Luft.

„Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe nicht mit offenen Karten gespielt. Ich war weder sauer auf dich, wieso auch und trotzdem habe ich dich immer wieder hängen lassen, weil ich dachte, dass mein Nebenjob eine zu starke Belastung ist. Ich hatte erst Angst um mich und meinen Ruf. Eine Ärztin, die in solch einem Laden tanzte. Aber besonders, wenn es um dich ging, habe ich mich immer mehr beeinflussen lassen. Als wir uns immer näherkamen, wuchs die Panik in mir, dass du mich darum… halt… nicht mehr magst…“

Sie ratterte die Sätze schon fast wie ein Roboter runter, versucht so wenig an Emotion mit einzubringen, was ihr vom Ton gelang, aber ihre Mimik sprach Bände.

„Naja. Eigentlich hat dich das für mich nur noch interessanter gemacht. Auch wenn mir dieses Hin und Her echt nicht gefallen hat…“

Er lächelte, während ihr dann Tränen aus den Augenwinkeln rollten, sie aber ein entschuldigendes Lachen auf dem Gesicht hatte. Sie setzte sich wieder, wischte sich die Tränen der Erleichterung aus den Augen und ein Gespräch begann. Sie erzählte von der ganzen Zeit, die er verschlafen hatte. Über Nichtigkeiten, dies und das. Was er so alles verpasst hatte. Beide redeten um den heißen Brei, wenn es um ihre Gefühle füreinander ging. Immer wieder versuchte entweder Sasuke es anzusprechen, dann lenkte Sakura ab, manchmal auch umgekehrt. So richtig fanden beide nicht den richtigen Moment für das ganz besondere Gespräch. Schlussendlich waren sie über den frostigen Tag, an dem er zusammenbrach und sie ihm selbstlos zu Hilfe eilte. Er bedankte sich aufrichtig dafür, dass sie ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Sie habe dabei sein Leben über sich gestellt. Peinlich berührt winkte sie ab. Dafür würde sie doch Medizin studieren, wenn es nicht ihr langfristiges Ziel wäre. Zeitgleich gab es dann doch noch eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Sie stand dabei vom Stuhl auf, um möglichst groß und bedrohlich auf ihn einreden zu können. Wie man denn krank Sport machen könne. Mit Fieber. Im Winter. Dass er sich das nicht nochmal wagen solle, sonst…

„Sonst was?“

„Sonst überleg ich mir was… Oder ich frage Naruto.“

Der Schwarzhaarige seufzte.

„Besser nicht…“

Das Gespräch brach für einige Sekunden ab und sie setzte sich auf die Bettkante. Somit saß sie ihm etwas näher und blieb auf seiner Höhe. Naja. Was man so seine Höhe nennen kann. Dass sie die Initiative übernahm und ihm näherkam, war für sie ein beträchtlicher Schritt, den er ihr hoch anrechnete. Er wusste nämlich auch nicht, wie es so richtig um sie stand. Sie fühlten sich einander angezogen. Sie mochten sich. Dessen war sich der Schwarzhaarige bewusst. Doch die Brücke dahin zu schlagen, dass diese Gefühle richtig offenbart werden und sich eventuell eine Beziehung ergibt, ist nochmal eine andere Geschichte. Richtig drüber reden schafften sie ja scheinbar nicht so wirklich. Da kam ihre Geste des Näherkommens gelegen. Sasuke ergriff das Wort räuspernd.

„Jetzt wo ich etwas mehr drüber nachdenke, kann ich ein bisschen verstehen, warum ich so viele Verehrerinnen habe, die angeblich meine ‚unnahbare Art‘ so attraktiv finden. Genau das hat mich bei dir fasziniert. Du hast mich behandelt wie jeden anderen auch. Von Anfang an. Und das hat dich so sympathisch gemacht. Je mehr ich dich kennen lernte, desto mehr habe ich an dich gedacht. Und dann irgendwann ist mir klar geworden, dass du diese unwahrscheinlich gute Tänzerin warst, die ich an meinem Geburtstag gesehen hatte.“ Er wurde leicht rot um die Nase und auch seine Ohren liefen in gleicher Farbe an.

Verlegen kratzte sich die Rosahaarige an der Wange. „Also… Ich habe dich nicht direkt erkannt. Aber geärgert hatte ich dich. Du warst sehr… nervös. Dein Bruder hatte dich an deinem Geburtstag in die Bar gebracht. Ich habe es irgendwie geahnt, dass du es warst, aber bestätigt hat es ein Gespräch mit dir und deinem Bruder, als ihr rausgegangen wart.“ Sie kicherte zwischendurch, als sie die Situation Revue passieren ließ.

„He Kleines, du hörst gerne Gesprächen von anderen zu, habe ich das Gefühl.“

„Ach Großer, wenn dann nur deine, aber eigentlich rede ich lieber direkt mit dir.“ Lachte sie, während er peinlich berührt war, als er sich erinnerte, wie aufgewühlt und naja, angetan er damals war. Das zusätzliche Nutzen dieser Spitznamen lockerte die Situation irgendwie dann aber wieder auf.

„Wenn nicht gerade jemand anderes dich davon abhält.“ Neckte er die Rosahaarige

„Autsch.“ Kicherte sie und tat dabei so, als hätte man ihr in die Brust geschossen, die sie nun mit den Händen bedeckte.

„Aber das passiert jetzt nicht mehr oder? Gibt es noch irgendeinen Grund, warum du dich von mir fernhalten solltest?“ In dem Moment griff er intuitiv aber sachte nach ihrer Hand. Zuerst wusste sie das nicht einzuordnen, doch war das nun sein Entgegenkommen. Sie erwiderte den Griff und hielt seine Hand. Dabei schüttelte sie mit ihrem Kopf.

„Nein. Es gibt keinen Grund dir fern zu bleiben, ganz im Gegenteil.“ Mit leicht roten Wangen wusste sie nicht genau, wie sie nun ihre Gedanken ordnen und dann noch in Worten fassen könnte. Sie blickte auf ihre Hand, die von Sasuke’s Hand fast komplett umschlossen zu sein schien. Auch wenn es so aussah, als wäre ihre Hand verschluckt worden, so war es ein angenehmes und warmes Gefühl, welches sich ausbreitete. Ob es ihm genauso ging? Bedeutete es für ihn auch so viel?

Ganz sachte zog er die Rosahaarige zu sich rüber, sie ließ es zu. Er beugte sich ihr entgegen, während sie sich weiterziehen ließ. Dabei stützte sie sich mit ihrem anderen Arm an der Matratze ab. Sie schauten einander an, lächelten kurz, da sie ihre Aufregung nicht wirklich verstecken konnten. Ihre Gesichter kamen sich nahe, sodass sie seinen Atem bereits spüren konnte. Weiter traute er sich nicht. Den letzten Zentimeter sollte sie entscheiden. Ob sie sich wirklich auf ihn einlassen möchte. Dass sie vor dieser Situation nicht flüchtete und nicht zurückschreckte, zeigte ihm, dass sie jedenfalls nicht abgeneigt war. Er schaute ihr in die Augen, immer abwechselnd von links nach rechts, dann wieder nach links. Hin und wieder konnte er den verstohlenen Blick auf ihre Lippen nicht unterbinden. In dieser Nähe verharrten sie. Dieser magische Moment, kurz vor dem ersten Kuss barg so viel Gefühlspotential. Das Kribbeln was aus dem Bauch bis in die Fingerspitzen wanderte, die Hitze, die darauffolgte und das eventuelle Verlangen, sich einfach mit seinem Gegenüber zu verlieren. Das Knistern und die Vorfreude auf das unbekannte Neue, der erste gemeinsame Kuss. Die Magie des Momentes spürte nicht nur er. So wie es ihm ging, erging es auch ihr. Doch war sie zu unsicher. Ihre Augen schauten verstohlen zur Seite, doch suchten dann immer wieder den Blickkontakt, nur um wieder in seinem Gesicht wandern zu gehen. Er sah, wie sie auch verstohlen auf seine Lippen schaute. Sie suchte noch immer nach Bestätigung. Dabei war er es doch, der eine Erlaubnis von ihr einforderte. Dass sie den letzten Weg überwindet und es einfach tut. Oder wenigstens etwas sagte. Als ihm dann ihre Nervosität auffiel, die sie davon abhielt die letzte Instanz zu gehen, war es dann doch der Schwarzhaarige, dessen Stimme leise aber bestimmt ertönte.

„Sakura, ich habe mich schon vor längerem in dich verliebt.“ Er sprach in einem leisen Flüstern, was nur für sie bestimmt war. Seine freie Hand wanderte auf ihre Wange, während die andere ihre Hand fest umschlossen hielt. Dass es leicht zittrig ausgesprochen war, zeigte ihr nur, dass er genauso nervös war. Im ersten Moment spürte er den Stein auf seinem Herzen, welcher solange dort verharren sollte, bis sie antwortete. Doch ihre Stimme erklang nicht. Sie hielt inne. Ließ sie ihn etwa zappeln? Doch seinen Augen entging es nicht, denn ihre Wangen erröteten. War sie in Schockstarre verfallen? Doch gerade als er den Gedanken beendete, sah er, wie ihr Blick auf seine Lippen fixiert war, dann schloss sie ihre Augen und er spürte, wie sie die letzte Distanz überbrückte. Sie legte ihre Lippen ganz sanft auf seine. Er war erst überrascht, doch auch er schloss seine Augen um den Moment zu genießen. Ihre Finger griffen ineinander und mit diesem stillen Kuss stand es für die beiden nun fest. Sie waren jetzt wohl ein Paar. Es bedurfte dafür keine weiteren Worte.
 

„Ich kann es nicht fassen, dass er mir nicht glaubt. Dann muss ich wohl doch dort anrufen. Wenn er sie nicht so einfach gehen lässt, muss ich weiter daran arbeiten, dass Sie von der Bildfläche verschwindet.“ Murmelt die Rothaarige auf dem Weg aus dem Krankenhaus. Nachdem sie aus dem Gebäude getreten war, fischte sie ihr Handy aus der chaotischen Handtasche. Ihre Finger wischten über das Display und entsperrten das Gerät. Gleich darauf wählte sie eine Nummer, die sie unter Frau Kuruda gespeichert hatte.

“Ja, Hallo. Karin hier. Ich denke wir kommen da auf einen Nenner. Wie wäre es, wenn wir sofort damit anfangen?“

Mit einem siegessicheren Grinsen nickte die Rothaarige und ging telefonierend ihres Weges.
 

„Wolltest du jetzt mitkommen? Meine Schicht fängt gleich an.“ Erklang eine angenehm sanfte Frauenstimme aus dem vermutlich unordentlichsten Zimmer des Landes. Als keine Antwort kam, schlich sich die junge Frau ins Bad, wo ein großer Mann am Spiegel stand und sich völlig abwesend die Stoppeln aus dem Gesicht entfernte.

„Ich würde gerne noch beim Bäcker anhalten, da du hier nichts Essbares hast. Ernsthaft. War Sasuke deine Nanny?“ Es folgte ein Schnauben, dann ein langes Gähnen.

„Unsinn. Ich war nur selten hier. Ich war wohl eher seine Nanny.“ Dafür erntete der Blonde einen skeptischen Blick. Eine solch chaotische Nanny kannte sie bisher nicht. Zumal es wirklich wesentlich schlimmer geworden war, seitdem Sasuke nicht mehr hier war. Dem Blondschopf fiel das nicht mal auf. Ob er das Schlachtfeld, was Naruto Wohnung nennt überhaupt retten kann? Vermutlich war es eher genau das Gegenteil.

„Ich werde aufräumen sobald ich weiß, wann er nach Hause kommen kann.“ Gab Naruto das leere Versprechen.

„Das glaubst du doch selbst nicht.“ Kicherte die Dunkelhaarige.

„Naja. Das ist das mindeste was ich tun kann, wenn ich in ein paar Wochen hier ausziehe.“ Lächelte der Blonde seiner Freundin entgegen und legte den Rasierer weg.

„Rede doch erstmal mit Sasuke. Er weiß davon doch noch gar nichts.“ Verschränkte Hinata die Arme vor ihrer Brust. Naruto indessen grinste ihr entgegen und gab ihr einen verruchten Kuss auf die Lippen. Errötend blickte Hinata zur Seite, als der Blonde ihr noch eine Strähne aus dem Gesicht strich.

„Wir. Müssen. Los. Und jetzt zieh dich an. Aber dalli!“

Amüsiert schaute der Uzumaki seiner Freundin hinterher, die ihre Röte nicht besser verstecken konnte, als den Raum zu verlassen. Kurz kicherte er, als sein Blick sich selbst im Spiegel betrachtete.

„Er hat es sicher schon letztes Jahr geahnt, dass ich irgendwann zu Hinata ziehen werde. Ob er alleine hier klar kommt?“ Er seufzte leise. Wie sollte er das seinem besten Freund bloß erklären, dass er ihn hier zurück lässt. Sicher wird der Uchiha ihm das kaum übel nehmen. Jetzt, wo auch er bald eine Freundin haben wird. Oder schon hat? Also jetzt bald haben wird? Über Narutos Kopf erschienen Fragezeichen und er verengte seine Augen zu Schlitzen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er das zu sehr zerdachte. Und denken war in der Beziehung nicht so seine Stärke. Schulterzuckend verließ er das Badezimmer und schlenderte in Richtung Zimmer, sammelte ein Shirt vom Boden und zog es über den Kopf. Er war eh schon zu spät.

Gemeinsamen Weges erreichten sie das Krankenhaus, während Hinata in den Personalraum abbog, so ging Naruto in Richtung Krankenzimmer seines besten Freundes.

Als er klopfen wollte, hielt er intuitiv inne. Seine sensiblen Ohren konnten genau wahrnehmen, dass Sasuke momentan nicht alleine war. Und als ihre Stimme leise ertönte, wusste er, dass er besser nicht stören sollte.

„…Ich habe in der Bar getanzt.“ Naruto’s Augen weiteten sich. Was hat sie? Naja… Dass sie dort arbeitete, wusste er ja. Und dort Tanzen… Ist das nicht eigentlich auch egal, wie sie ihr Geld verdient? Also ihm war es egal, wenn es für Sie doch okay ist. Er zuckte mit den Schultern. Wenn der Blonde sich etwas genauer zurückerinnert, dann hat diese ganze Geschichte eigentlich mit Sasukes Geburtstag angefangen. Der Geburtstag, an dem Itachi seinen Bruder unbedingt etwas schenken wollte. Weil er ja sonst nie Zeit für seinen kleinen, aber mittlerweile erwachsenen Bruder hatte. Zu gut erinnerte sich Naruto daran zurück, wie genervt sein bester Freund ihm davon erzählt hatte. Und kurz darauf erzählte Sasuke auch von dem Mädchen, dass er von der Straße wegzog und quasi rettete. Die Platzwunde von Sasuke und irgendwie hatte das alles seinen Lauf genommen und immer wieder stellte sich etwas oder jemand dazwischen. Wie in einem schlechten Schnulzenroman. Aber er wusste ja, wen er dafür verantwortlich machen konnte… Karin, mit ihrer verqueren Definition von Liebe.

Da stand er an der Türe, war in Gedanken versunken und hörte dem Gespräch nicht wirklich zu. Was auch überhaupt nicht seine Absicht war. Der Blonde wollte eigentlich schon gegangen sein, dabei war er lediglich gedanklich abgeschweift. Aufmerksamkeit wie ein Goldfisch. Lautlos seufzte er, ebenso war das Gespräch verstummt. Das deutete Naruto als gutes Zeichen und ging lächelnd zurück ins Foyer. Die Nachricht, dass er auszieht, kann er auch später noch übermitteln.

Re:gain

„Dann ist es jetzt wohl offiziell.“ Murmelte der Schwarzhaarige, als der Kuss nach einer gefühlten Ewigkeit endete.

„Ich denke schon.“ Antwortete Sakura leise und lächelte leicht. Innerlich fuhren ihre Gefühle noch Achterbahn, ließ sich aber, wie ihr Gegenüber nichts anmerken. Nur sein leichtes Lächeln verriet, wie zufrieden er war. Ihr Rotschimmer auf den Wangen konnte sie allerdings auch nicht gut verstecken.

Mit den Händen ineinander verschlungen, redeten sie noch ein wenig. Die anfängliche Nervosität war verflogen und sie waren beide gelassen und natürlich. Es war, als wäre ihnen eine große Last von den Schultern genommen worden, doch haben sie beide an ihrem Verhalten gegenüber einander nichts wirklich geändert. Noch immer sprach Sasuke sie als „Kleines“ an und der großgewachsene Schwarzhaarige erntete dafür weiterhin einen scherzhaft bösen Blick und sie antwortete immer mit „Großer“. Geändert hatte sich nichts, denn eigentlich stand schon sehr lange fest, dass sie zueinander passten und sich sehr gut ergänzten. Jetzt könnte sich so schnell nichts zwischen die beiden drängen. Dass aber jemand versuchen wird, sie wieder auseinander zu bringen, das war ihnen mehr als nur klar.

„Karin heckt irgendwas aus.“ Meinte Sasuke kurz angebunden, wobei Sakura nach einer kurzen Pause laut seufzend nickte.

„Ich weiß auch nicht, was oder wie sie vorhat, dich davon zu überzeugen, dass sie doch eigentlich deine wahre Liebe ist und du zu ihr gehörst. Aber ich habe das Gefühl, dass es was Größeres ist, was sie plant. Mit ihr ist auch nicht zu reden. In letzter Zeit sind auch die anderen Cheerleader eher auf Abstand gegangen.“ Lachte dann die Rosahaarige leicht makaber auf.

„Ach?“ Sasuke legte den Kopf schief.

„Ich sitze noch immer gerne auf der Tribüne und beobachte alles so nebenbei. Die Jungs machen sich ganz gut.“ Wollte Sakura das Thema wechseln.

„Mh. Sie geht also nicht mehr zu ihrem Tanztraining. Naja. Soll mir recht sein. Dann werden die anderen Mädchen nicht mehr von ihr manipuliert.“ Der Schwarzhaarige strich sich einige Stirnfransen aus dem Gesicht und seufzte.

„Sie kommen zur Ruhe. Ja. Ich sollte dennoch aufpassen. Leider habe ich wirklich kein gutes Gefühl momentan. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, ich werde beobachtet.“ Murmelte die Haruno leise und bedacht.

„Mal nicht den Teufel an die Wand. Es reicht, wenn ich im Krankenhaus liege. Ich will hier raus und auch nicht als Besucher wieder herkommen.“ Dabei drückte er ihre Hand etwas. Sakura blickte dann recht überrascht in sein sorgenvolles Gesicht. Scheinbar traute er der Rothaarigen doch etwas mehr zu, als er zugeben möchte. Sie ihr allerdings auch.

„Es gibt einige Punkte, an denen sie mir schaden könnte. Jedoch ist es ja jetzt so, dass sie dir auch schaden würde, sollte sie meinen Ruf irgendwie diskreditieren. Vielleicht hält sie das auch ab. Wer weiß.“

„Ja. Wer weiß.“ Beide seufzten synchron, schauten einander an und lächelten leicht.

 

Es war ein kleines Wunder, dass Sasuke in solch einem fitten Zustand war. Dafür, dass er so lange im Koma gelegen hatte, ging es recht zügig vorwärts in Richtung Normalität. Seine vorher hart antrainierte gute Statur hat ihm da durchaus einiges an Arbeit erspart.

Die erste Woche nach seinem Aufwachen war bereits vergangen und er konnte schon fast wieder mit Krücken laufen, aber er sich doch noch zurückhalten solle. Alles zu seiner Zeit. Die Ärzte meinten, dass es üblich ist, dass Patienten mehrere Monate benötigen, um wieder im Alltag klar zu kommen. Die Mediziner waren sich aber klar, dass es sich bei dem Uchiha um ein allbekanntes Sportlerphänomen handelt.

„Massel Mämori?“ Fragte der blonde Besucher mit schiefgelegtem Kopf, als er mit seinem besten Freund in Richtung der Caféteria unterwegs war.

„Was lernst du eigentlich in der Uni? Das kam doch in Physiologie II vor…“, meckerte der Schwarzhaarige.

„Das ist doch schon ewig her! Als wenn ich das noch weiß.“ Konterte der Uzumaki. „Sei lieber nicht so gehässig, sonst schieb ich dich die Treppe runter.“

„Hn…“, ein abfälliges, aber für Sasuke typisches Geräusch ertönte. Ihm war es ganz und gar nicht recht, dass er noch immer im Rollstuhl unterwegs war. Zu lange Strecken sollte er noch nicht laufen und es nervte ihn. Noch mehr nervte ihn aber, dass er nicht mehr sagen kann, dass er doch besser weiß, was für ihn gut ist, da genau diese Einstellung ihn erst hergebracht hatte. Er seufzte lautlos.

„Was ist denn nun dieses ‚Massel Mämori‘?“ Hakte Naruto nach und betätigte den Schalter, um die Türe zur Cafeteria zu öffnen.

„Es heißt ‚Muscle Memory‘. Wenn du lange trainiert hast und du eine Pause machst und dadurch Muskeln abbaust, so wie ich eben, dann wissen die Muskeln quasi noch: ‚Hey, ich war mal stärker. Den Weg kenn ich schon.‘ Und können wesentlich schneller auf die alte Leistung gebracht werden, als jemand, der nicht so trainiert war. Der Körper erinnert sich quasi an seine alte Form.“ Erklärte der Uchiha, als würde er es einem Kind erklären.

„Mh. Clever ausgedacht von der Evolution. Willste was trinken oder was zu naschen?“

„Überrasch mich.“ Somit wurde Sasuke an einem leeren Tisch geparkt und alleine gelassen. Erneut seufzte er, diesmal allerdings nicht lautlos. Während er alleine war, trainierte er weiter seine Muskeln, indem er sie gezielt anspannte und entspannte. Das war eine von seiner Physiotherapeutin erlaubte Methode, um in sanfter Manier wieder zu Kräften zu kommen und sich nicht zu überarbeiten. Auch wenn es ihn ärgert, wusste er sich durch diese ganze Geschichte jetzt ganz gut zu bremsen. Und wenn nicht, hatte er Sakura, die ihm eine Standpauke geben würde. Er lächelte kurz. Kaum erwarten konnte er es, endlich wieder fit zu sein.

Nach kurzer Zeit setzte sich Naruto an den Tisch, schob seinem Kumpel einen heißen Kakao mit Sahne und ein Stück Kuchen vor die Nase. Ernsthaft?

„Sag, mit wem glaubst du hier zu sitzen?“ fragte der Schwarzhaarige skeptisch.

„Naja. Ich sollte dich Überraschen und du brauchst doch Energie.“

„Aber doch nicht puren Zucker!“ Als der Uzumaki dann anfing zu grinsen, schnallte auch Sasuke, dass dies wohl von vorn herein nicht für ihn gedacht war.

„Nimm das Zuckerzeug weg. Ich krieg schon Diabetes, wenn ich es weiter angucken muss.“

Lachend zog Naruto den Kuchen zu sich und tauschte die Getränke. Sasuke hatte nun einen Cappuccino vor sich stehen, den er definitiv bevorzugte. Ein sehr tiefer Seufzer entrann seiner Kehle, während der Blonde in weiterhin angrinste.

 

Während die Jungs sich in der Cafeteria einem Gespräch inklusive süßen Kalorien widmeten, war in der Wohnung der Haruno gerade erst die Jalousien hochgezogen worden. Die letzte Nacht war lang gewesen. Es gab auf ihrer Arbeit eine große Truppe an Gästen, die einfach nicht gehen wollten. Es sah sehr nach einem Jungesellenabschied aus. Sie kam einfach nicht von der Arbeit weg. Bis 6 Uhr saßen die Leute an der Theke, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie gähnte, als sie sich vor ihren Spiegel stellte und noch etwas schlaftrunken die Zahnbürste griff. Immerhin hat sie gutes Trinkgeld nach Hause nehmen können und dadurch, dass die Tage langsam wieder beginnen schneller hell zu werden, fühlte sie sich auf dem Heimweg auch sicherer. Jungesellenabschied. Das erinnerte sie an Ino’s bevorstehende Hochzeit. Sie hatte doch sicher auch irgendwann noch so einen ‚besonderen Abend‘. Allerdings war Sakura nicht böse, wenn man sie vergessen würde. Sie war lieber hinter der Theke. Sie griff zur Zahnpasta, schmierte etwas auf die Borsten, während sie ihre dunklen Augenränder betrachtete. Das wird länger dauern, bis die wieder weg sind. Naja.

Sie wässerte die Zahnbürste leicht, damit es besser im Mund schäumte, und begann ihre Zähne zu schrubben. Jedoch spuckte sie keine Sekunde später alles wieder in das Waschbecken.

„EUW!“ Hektisch ließ sie die Zahnbürste ins Becken fallen, spülte sich gefühlt hundertmal den Mund aus, bis der widerliche Geschmack einigermaßen weg war. Eilig lief sie aus dem kleinen Badezimmer in die Kochnische um aus dem Kühlschrank eine Flasche Limonade zu fischen. Sie trank mehrere Schlucke und spülte jeden ganz gründlich im Mund um. Die ersten Schlucke verschwanden allerdings im Spülbecken, da diese weiterhin seltsam schmeckten. Erleichtert begab stellte sie das Getränk wieder in den noch offenen Kühlschrank, schloss diesen und stöhnte genervt.

„Wie kann man so doof sein…“ motzte sie über sich selbst und stampfte ins Badezimmer zurück. Sie hatte doch tatsächlich statt Zahnpasta ihre Tagescreme auf die Zahnbürste gemacht. Pfui.

Ein Gutes hatte es schon. Sie war jetzt wach.

Heute war also einer dieser Tage, wo sie besser zuhause bleiben sollte um Schlimmeres zu vermeiden. Allerdings wollte sie später noch Sasuke im Krankenhaus besuchen. Sie schrieben sich zwar jeden Tag und wenn es ihr Terminkalender wegen Uni oder Arbeit nicht hergab, telefonierten sie auch für eine kurze Zeit. Immer mal wieder ein Lebenszeichen zu geben, ist ja schon ganz nett. Besonders weil man sich wirklich öfter treffen würde, wären die Umstände nicht so blöd gelaufen. Na immerhin hatte sie heute keine Uni. Die Haruno wollte eigentlich auch noch einkaufen gehen.

„Vielleicht gehe ich lieber danach einkaufen. Das kann ich auf dem Weg zurück besser erledigen.“ Murmelte sie zu sich selbst während sie ihre Zahnbürste ordentlich abspülte. Auf dem Einkaufszettel standen jetzt jedenfalls zusätzlich auch neue Zahnbürsten.

Trotz weiterhin bestehenden unangenehmen Nebengeschmacks putzte sich die Rosahaarige die Zähne, diesmal allerdings aufmerksam und mit richtiger Zahnpasta. Diesen Geschmack wird sie heute jedenfalls nicht mehr so schnell los.

Kaum hatte sie sich das Gesicht gewaschen und sich etwas Wimperntusche aufgetragen, bimmelte ihr Handy. Sie wurde eigentlich selten angerufen. In der letzten Woche hatte sie zwar oft mit Sasuke telefoniert, aber er schrieb normalerweise immer erst, ob es gerade passte. Er meinte, dass er sie nicht beim Lernen stören wolle und sie ihn auch wirklich nur zurückrufen soll, wenn sie nicht gerade beschäftigt ist. Eine liebe Geste, jedoch kann sie sich kaum zurückhalten, sobald es um ihn geht. Natürlich lässt sie für ihn ihre Bücher alleine am Schreibtisch liegen. Logischerweise legt sie sich selbst lieber auf die Couch und witzelt und lacht mit ihm am Telefon, als sich den Büchern zu widmen. Klar hätte sie ihn statt am Telefon lieber bei sich. Sie seufzte und blickte auf ihr Handy-Display.

„Hallo, Haruno hier.“ Während Sakura eigentlich noch gut gelaunt ihr Handy beantwortete, so waren die Nachrichten von der anderen Seite nicht so angenehm. Ihre Augen weiteten sich und sie zischte auf.

„Ernsthaft? Das kann doch nicht- … Also- … Ich habe doch- …. Nein, das stimmt nicht, lassen Sie mich das doch kurz erklären.“ Doch scheinbar war ihr Gesprächspartner nicht wirklich gewillt ihr eine Chance der Erklärung zu lassen, was die Rosahaarige dazu brachte sich entmutigt auf ihre Couch fallen zu lassen.

„Ja, ich habe verstanden.“ Versicherte Sie die Person am anderen Ende der Leitung und hob sich ihre Hand an die Stirn.

„Trotzdem Danke für alles… Ihnen auch. Tschüss.“ Kurz blickte sie noch auf ihr Handy, als sie es vom Ohr nahm. Es wirkte seltsam befremdlich und so viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Und es war egal, wer dafür verantwortlich war oder was der eigentliche Grund war. Fakt war, dass sie gerade ihre Wohnung gekündigt bekommen hatte. Der Brief sei unterwegs.

Kurz bevor sie wirklich realisierte, dass sie in kürzester Zeit auf der Straße stand, war es viel zu abstrus, was der Grund war. Ging das eigentlich so einfach? Sie rauswerfen? Naja. Vermutlich nicht, aber hatte sie auch keine Möglichkeit ihr Recht durchzusetzen. Es scheiterte an Ihren Finanzen. Modernisierungsmaßnahmen hat er gesagt. Dass dafür alle Mieter raus müssen hat er gesagt. Wohnungen sollen zusammengelegt werden und daraus resultiere eine Mietsvertragsanpassung hat er gesagt und einige müssten halt gekündigt werden. Falls man eine der größeren Wohnungen haben wollte, müsste man sich auf die Wohnungen bewerben, aber das könnte sich die Rosahaarige nicht leisten, hat er gesagt.

„So ein…!“ Fluchte Sakura, unterbrach sich aber selbst. Es war keine Zeit sich nun darüber aufzuregen. Sie brauchte dringend eine neue Bleibe. Möglichst so klein und bezahlbar, wie diese es hier war. Sonst lebte sie bald auf der Straße und eine Alternative gab es nicht wirklich.

Zum Glück gab es diese gesetzliche Kündigungsfrist, die der Vermieter einhalten musste. So hatte sie 3 Monate, die sie zum Finden einer neuen Bleibe nutzen musste. Ewig Zeit war das aber auch nicht und Umzüge sind teuer. Sie seufzte laut. Immerhin hatte sie nicht viel Besitz. Jetzt brauchte sie aber erstmal jemanden zum Reden. Vielleicht bot sich ein verfrühter Abstecher ins Krankenhaus jetzt erst recht an. Ihr war es gerade so ziemlich egal, dass ihr Kühlschrank leer war. Erstmal raus, den Frust weglaufen.

 

Sasuke verschluckte sich an seinem Heißgetränk und hustete. Nach einem mittelschweren und für ihn überaus peinlichen Hustanfall, räusperte er sich schlussendlich leise. Auch wenn er es nicht zugeben würde, seine Muskeln waren für sowas noch zu schwach. Morgen wird er einen Muskelkater haben, so anstrengend war dieses Husten noch für ihn. Kurz nippte er nochmal an der Tasse, bevor er seine Stimme erneut erhob.

„Sag das nochmal.“ Bat der Schwarzhaarige seinen besten Freund

„Ich habe Hinata einen Antrag gemacht.“ Murmelte Naruto noch kleinlauter als beim ersten Mal.

„Wow… Krass… Glückwunsch!“

Verlegen kratze sich der Blonde an seinem Hinterkopf und grinste, während Sasuke seinen Kopf auf seinem Arm abstützte, seinen Kumpel leicht anlächelte und den Blick dann in seine Tasse senkte.

Die Aufmerksamkeit des Blonden lag auf dem Stück Kuchen vor ihm, daher bekam er nicht wirklich mit, dass sein bester Freund in Gedanken versank. Nachdem Kuchen vernascht und die Tassen geleert waren, saßen die beiden noch etwas schweigend am Tisch. Der Uchiha hatte weiterhin seinen Kopf auf seinem Arm abgestützt und beobachtete mittlerweile mit desinteressiertem Blick seine Umgebung. Bis er dann seine Stimme erhob.

„Hinata machst du einen Antrag, aber du hast nicht den Mut mir zu sagen, dass du aus unserer WG ausziehen möchtest?“

„Du weißt davon?“ Perplex schaute der Uzumaki den Schwarzhaarigen an.

„Naruto. Das ist eine logische Konsequenz. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin absehbar war. Du warst eh überwiegend bei ihr. Was bringt dir dann eine eigene Wohnung, außer Kosten, die du einsparen kannst?“ murrte der Uchiha.

Natürlich gefiel es ihm nicht, dass er gerade jetzt jemanden suchen muss, der eine WG braucht und wo es auch passt. Er war nun mal nicht pflegeleicht und sich eine komplett neue Wohnung suchen war halt genauso wenig drin. Aus dem Krankenhaus eigentlich erst recht nicht. Vielleicht sollte er für alle Eventualitäten suchen.

Einen neuen Mitbewohner, seinetwegen auch eine Mitbewohnerin oder eben eine kleinere bezahlbare Wohnung. Er seufzte. Hauptsache nicht zu seiner Familie zurück.

„Sasuke, ich lasse dich jetzt nicht alleine. Du…“

„Du weißt, dass ich deine Unterstützung sehr schätze und ich brauche vielleicht momentan noch Hilfe, ja, aber sobald ich wieder fit bin, wirst du ohne Rücksicht auf mich, bitte deinen Weg gehen.“ Fiel der Uchiha seinem besten Freund ins Wort.

„Sakura kann mir sicher auch eine gute Hilfe sein. Auch wenn es alles noch frisch mit uns ist…“ Ergänzte er, während Naruto eine skeptische Augenbraue hob.

„Mh. Naja. Frisch im Sinne von ‚zusammen sein‘ aber nicht frisch ‚wir mögen uns‘. Das war von Anfang an ersichtlich.“

„Dein Ernst?“

Naruto lachte auf.

„Habt ihr nicht schon viel zu lange umeinander herumgetänzelt?“ kicherte der Blonde.

„Ausgerechnet du musst das sagen!“ stimmte der Uchiha mit einem kurzen Lacher in das leise Gelächter des Uzumaki ein.

„Wir sind schon echt Holzköpfe, was das angeht, oder?“

„Ausnahmsweise hast du recht.“

„He… Ausnahmsweise?“

Nach einer kurzen Stille schaute Naruto kurz auf sein Handy um die Uhrzeit abzulesen, worauf hin er aufstand und das Geschirr zusammenstellte und in die Hand nahm.

„Wir müssen zurück. Du hast gleich Reha und ich einen Termin mit Hinata zum Unterschreiben des Mietvertrags.“

„Mh. Wann genau geht’s denn los?“

„Ich denke, dass ich Ende des Monats schon ausziehen werde, aber keine Sorge, ich werde dir die Zeit, bis du eine Lösung gefunden hast helfen.“ Naruto ließ seinen Freund am Tisch zurück um das benutze Geschirr wegzubringen. Dieses bedrückende Gefühl zurückgelassen zu werden zog in seiner Brust, ließ sich allerdings nichts anmerken.

„Mh.“ Schaute er seinem Kumpel nach.

 

Sie lief gedankenverloren durch die Straßen. Irgendwie war ihr Leben momentan das reinste Chaos. Sie hatte Glück, dass gerade keine wichtigen Vorlesungen oder Prüfungen anstanden.

Und bald war ja auch noch die Hochzeit von Ino. Darüber musste sie sich auch noch Gedanken machen. Was könnte sie ihrer Freundin und dem Bald-Ehemann denn schenken?

Vielleicht sollte sie sich spontan mal durch die Füßgängerzone von den ganzen Läden inspirieren lassen, bevor sie zum Krankenhaus geht. Das bringt sie dann auch auf andere Gedanken. Ihr Tagespläne sind also erneut über den Haufen geworfen worden. Nun gut, in der Masse würde sie eventuell auch das Gefühl vielleicht loswerden, dass ihr jemand folgt.  Schon seit Längerem hatte sie schon den Instinkt und heute könnte sie dem auf den Grund gehen und gezielt in Läden gehen, sich verdeckt halten, versuchen ihrem möglichen Verfolger zu entkommen.

Ob Sie herausfinden kann, wer ihr das Gefühl gibt, verfolgt zu werden? So könnte Sie vielleicht weitere Schritte in Richtung Polizei gehen.

Ihr erster Stopp war eine Drogerie-Kette, die grundsätzlich immer sehr belebt ist. Dort schlenderte Sie etwas durch die Reihen, nahm sich dann beiläufig eine Sprüh-Tönung für die Haare mit, die man auch für Haarspray halten könnte.

Durch das Schlendern hatte Sie sich für ein mittelhelles Braun entschieden, welches in der Hausmarke verfügbar war. Es musste nicht lang halten und nicht viel kosten. Also brauchte Sie da nicht zwingend auf Qualität achten, außerdem wird sie nicht die Möglichkeit haben, eine richtige Tönung in ihre Haare zu machen.

Kontaktlinsen. Ob es hier auch farbige Kontaktlinsen gab? Eigentlich waren Ihre Augen einwandfrei, aber vielleicht wusste ihr möglicher Verfolger das ja nicht, sollte dieser bis in den Laden gefolgt sein. Sie durchsuchte das Regal und sah tatsächlich gefärbte Linsen ohne Sehstärke. Auf den Bildern der Verpackung sah es eher aus, als wären die für Cosplayer gedacht, aber naja. Was anderes tat sie ja auch nicht, als sich zu verkleiden. Kurz grinste sie. Irgendwie machte es auch ein bisschen Spaß. Sollte sie später so verändert zu Sasuke gehen? Seine Reaktion würde sie sicher amüsieren.

Zu ihrem Glück waren die Linsen nicht teuer. Vermutlich, weil sie keine Fehlsichtigkeit ausgleichen konnten. Mal gut, dachte sich die noch Rosahaarige. Sie hatte noch einiges vor, jeden Cent den sie jetzt sparte, umso mehr kann sie in die Klamotten stecken.

Ebenfalls blieb sie am Make-Up-Regal stehen. Dort stöberte Sie etwas herum. Wichtig sind Eyeliner, Liedschatten, ein kleines Contouring-Set und ein schöner Lippenstift. Schön knallig.

Auf dem Weg zur Kasse schnappte sie sich noch ein paar Haarklammern und eine kleine Dose Haarspray. Immerhin hatte sie nichts dabei.

In ihrer Tasche befand sich nun schon ein großer Teil ihrer Utensilien zur Typveränderung. Als nächstes schlenderte sie durch die Masse in ein sehr großes und überaus belebtes Bekleidungsgeschäft. Dort könnte sie in der Masse sehr gut unter gehen. Dass sie nicht die größte Person war, kam ihr dabei zugute, ihre auffällige Haarfarbe dafür nicht. Aber das könnte sich nachher ja ändern.

Im Geschäft hatte sie nicht mehr dieses Gefühl des intensiven Blickes auf sich, während sie sich einige Klamotten, die so nicht ihrem Stil entsprechen, aussuchte. Mit den passenden Schuhen begab sie sich in die separaten Umkleidekabinen. Zu ihrem Glück waren diese wirklich sehr überfüllt und unübersichtlich, sodass es kaum nachvollziehbar war, wer wann rein und wieder raus ging. Dass es eine eigene Nische war, in der man nicht so einfach Einblicken konnte, war Sakura da auch vor den kontrollieren Blicken in ihrem Nacken befreit.

Doch noch zog sie sich nicht um. Erst ging sie zur Kasse, bezahlte die eigentlich viel zu günstige Bekleidung dieser Fast-Fashion-Kette und ging erneut in Richtung der Kabinen.

Nun konnte die Rosahaarige die Klamotten anziehen und einfach herausspazieren.

Da es sehr voll war, würden die anderen Leute sicher nicht bemerken, wenn eine der 15 Kabinen etwas länger besetzt wäre. Kurz dachte sie darüber nach, dass es auch Menschen gab, ohne das Klischee zu bedienen zu wollen, meistens aber wohl doch weiblicher Natur, die ziemlich lange brauchten, auch weil sie eine Masse an Kleidung in die Umkleidekabine hineinschleppten. Nun gut.

Sie setzte sich in die Umkleidekabine, legte ihre Sachen erstmal beiseite und begann ihre Haare umzufrisieren. Der einfache Dutt sollte es nicht bleiben, sie zeigte mit einer schönen Flechtfrisur ihre Haarpracht, die sie mithilfe des Spiegels braun eintönte. Nur die Oberfläche reichte ja auch und mit einmal Haare waschen war es auch wieder raus. Gut.

Jetzt die Kontaktlinsen und das doch aufwändige Make-Up. Sie war wohl schon über 15 Minuten in der Kabine, doch kümmerte sich bisher keiner um sie. Hin und wieder bewegte sie den Vorhang, sodass man kein Verdacht schöpfte oder ein Notfall vermuten könnte.

Etwas paranoid, allerdings auch ein wenig der Situation geschuldet. Wann verändert man schon in der Öffentlichkeit möglichst versteckt schon seinen kompletten Stil? Selten. Sehr selten. Perfekt. Blaue Augen, check. Jetzt das Make-Up.

Durch die Bühnenerfahrung sind Sakura die Kniffe beim Contouring und des Auftragens von Make-Up sehr geläufig. Ein Glück war sie noch geübt und brauchte da nicht so lange für. Mehrmals prüfte sie ihre Verblendung der Farbtöne im Spiegel. Immerhin wollte sie jetzt nicht wie ein Clown aussehen. Lippenstift drauf, Lidstrich, okay, das geht besser, aber ist erträglich. Maskara noch auf die Wimpern und dann begutachtete Sie ihr Kunstwerk.

„Sieht doch wirklich ganz und gar nicht nach mir aus.“ Murmelte sie eher zu sich selbst. Nun die Kleidung. Ganz vorsichtig entfernte sie das Etikett und zog sie sich um. Eigentlich war das da im Spiegel ein sehr ansehnlicher Mensch. Zufrieden mit ihrem Ergebnis stopfte sie ihre alte Kleidung in die Tüte, zog ihre neue schwarze Jacke und einem ebenfalls neuen dunkelroten Schal an. Es passte sehr gut zu ihrer weißen Hose.

Doch. Sie gefiel sich wirklich, mal so anders auszusehen.

Stolz ging sie aus der Umkleidekabine heraus, ging noch um einige Kleiderständer und war drauf und dran hinaus zu gehen. Doch dann geschah es. Sie wurde nur einen Schritt vor dem Ausgang angesprochen.

„Entschuldigen Sie bitte, würden Sie uns bitte ins Büro begleiten. Wir haben den Verdacht, dass Sie gerade Ladendiebstahl begehen wollten.“

 

„Sag mal, wann wirst du eigentlich entlassen?“ fragte der Blondschopf, während er seinen besten Freund über die Flure der Klinik schob.

„Wird wohl nicht mehr so lange dauern. Eigentlich bin ich ja auch schon ganz fit. Zwei höchstens drei Wochen.“ Antwortete der Uchiha ungewöhnlich ausführlich, dass es ihm sogar selbst aufgefallen war.

„Ist das nicht etwas sehr früh? Selbst mit deinem komischen Muscle Memory?“ Überlegte Naruto ernsthaft.

„Keine Ahnung, vermutlich schon. Allerdings hatte ich mit all den Umständen auch einfach eine gute Portion Glück. Sakura war da und die Sache mit der komischen Hirnhautentzündung. Klar, dass mein Koma jetzt länger gedauert hat ist mies. Jedoch bin ich hier und recht fit dafür. Allerdings habe ich nicht vor mich zu übernehmen. Den Scheiß mache ich nicht nochmal.“

„Wie du bereits sagtest, du hast ja jetzt Sakura!“ Unterbrach Naruto seinen besten Freund, welcher nur grinste. Der Schwarzhaarige wusste, dass er nicht nur Sakura’s Sturheit meinte, die ihn aufhalten würde, wenn er sich wieder unnötig übernehmen wollte. Sie ließ ihn halt nicht einfach so machen, wie er wollte. Und das wusste er jetzt auch endlich zu schätzen. Natürlich war sie nicht nur dafür für ihn da. Kurz lächelte er, als er sich erinnerte, wie sie ihn vor allen so angemotzt hatte. Das war schon sehr witzig. Allerdings war Sie ihm schon zuvor aufgefallen, als er Sie von der Straße zog. Doch dabei hatte er sich nichts dabei gedacht. Sie war das wandelnde Streber-Klischee, aber mit einer unnatürlich großen Schnauze. Nun ja. Zu mindestens ihm gegenüber. Aber erst seit der Platzwunde. War es überhaupt wegen ihm selbst oder weil sie ihn als Patient sah? Möglich wars jedenfalls und letztlich sowieso egal. Sie war seine Freundin und das sollte auch so bleiben.

„Ich würde in der Wohnung dann Klarschiff machen und für meinen Umzug alles soweit klären. Soll ich mich nicht lieber um einen Nachmieter für das Zimmer kümmern?“

Komplett aus den Gedanken gerissen antwortete der Uchiha etwas überrascht.

„Du und Klarschiff machen? Fliegen draußen Schweine durch die Luft?“

„Ha. Ha. Sehr witzig. Humorvoll wie immer.“

Kurz lachten beide, hörten aber abrupt wieder auf und seufzten zeitgleich.

„Ich kümmere mich da schon drum. Ich denke, dass ich mir lieber selbst aussuchen mag, mit dem ich die Wohnung teile. Nicht, dass ich wieder so einen Chaoten an die Backen kriege, wie dich.“ Meinte Sasuke nüchtern.

„Wenn es mit euch schneller gelaufen wäre, hätte man Sakura auch fragen können. Hat sie nicht auch ein Stipendium und ist immer knapp bei Kasse?“ Kam Naruto auf die Idee.

„Sie hat ihre eigene kleine Bleibe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie ihre Freiheit für eine Beziehung aufgibt, die so frisch ist.“ Antwortete der Schwarzhaarige.

„Nun ja, das heißt ja nicht, dass Sie es nicht in Erwägung ziehen könnte.“

„Wenn wir die Möglichkeit zulassen und sie auf Nachfrage aus irgendeinem Grund zustimmte, hätte ich sicherlich nichts dagegen. Und wir hätten auch getrennte Zimmer…“

Der Blonde wunderte sich nicht wirklich über die objektive Betrachtungsweise seines besten Freundes. Klar, getrennte Zimmer. Und eines würde dann jede Nacht leer sein. Glaubt dieser frisch verknallte Uchiha wirklich, dass er sich jeglicher natürlichen Regung entziehen könnte? Aber das würde er schon früh genug merken. Dafür brauchen die zwei nicht in einer Wohnung leben. Witzig wäre es aber schon, wie er sich den abgemühten Sasuke in den Vorlesungen vorstellte, der sich nicht wirklich konzentrieren kann, weil es zu irgendeiner klischeehaften Situation in der gemeinsamen Wohnung kam.

„Was grinst du so blöd?“

Doch der Blonde wedelte nur kurz mit seiner Hand.

„Nichts Wildes.“ Meinte er knapp.

 

Etwas unschlüssig saß sie im Büro und ließ sich die Videoaufnahmen zeigen, von ihrem angeblichen Ladendiebstahl. Sollte die Rosahaarige jetzt direkt sagen, dass sie einen Kassenbeleg hat oder die Personen erst zu Ende machen lassen, auch wenn das mehr Zeit kostet? Sie beschloss sich für die kurze Variante und unterbrach den Laden-Detektiv.

„Entschuldigen Sie bitte… Ich habe einen Kassenbon für alles…“ murmelte die Haruno etwas kleinlaut.

„Wie bitte?“ Raunte der ältere Herr und schaute sie prüfend an.

„Ich zeige Ihnen gerne den Kassenbon. Sogar die Preisschilder habe ich alle behalten. Sie sind in der Tasche mit meinen alten Klamotten.“ Während Sie redete fing Sakura an die Zettel aus ihrem Portemonaie zu nehmen und in der Tasche zu kramen und reihte sie dem Ladendetektiv vor.

„Wieso. Wie?“ Der Detektiv prüfte alles akribisch und es wurden immer mehr Fragezeichen, die über seinen Kopf.

„Das ist kompliziert. Jedenfalls habe ich nichts geklaut. Ich werde es ihnen erklären, wenn Sie es möchten.“ Seufzte die Rosahaarige.

Nach einiger Zeit des Erklärens verschränkte der Ladendetektiv die Arme.

„Stalker? Es sah eher aus, wie ein Komplize.“ fragte der Ladendetektiv verwundert.

„Ich habe schon länger den Verdacht gehabt, dass mir jemand folgt. Durch Sie habe ich wenigstens jetzt einen Beweis und kann zur Polizei gehen.“ Tatsächlich war der Detektiv sehr überrascht von der positiven Einstellung ihm gegenüber, da er üblicherweise mit negativen Verhaltensweisen konfrontiert war. Irgendwie gab ihm das wohl eine gewisse Genugtuung, dass er einer jungen Frau helfen konnte.

„Der junge Mann steht mit seinem auffälligen Verhalten nun nicht mehr nur wegen Ladendiebstahl in Verdacht, sondern auch wegen Nachstellung. Wir werden uns den jungen Mann mal hier im Büro näher ansehen und mit dem Videomaterial gerne  die Polizei informieren.“ Sakura konnte den Stolz des Detektivs aus seiner Stimme hören, was sie nur sachte lächeln ließ. Hauptsache für sie selbst war es jetzt schnell hier raus zu kommen und sich dabei nicht weiter verfolgen zu lassen.

Es ist ein sehr unangenehmer Umstand, dass sie jemanden in ihrem Schatten gehabt hatte, aber dennoch sprach es für ihre Intuition. Sie fühlte sich gerade so frei. Eine wiedererlangte Freiheit. Und gegenüber Sasuke kann sie nun auch mit offenen Karten spielen und es nicht als „irgendso ein Gefühl“ abtun. Sie lief in ihren neu erstandenen Sachen durch die Straßen und erntete so einige ungewohnte Blicke. Junge Männer und Frauen tuschelten untereinander gleichermaßen. Andere wurden von ihren Partnerinnen böse darauf hingewiesen, dass sie auch noch anwesend waren. Sie zog die Aufmerksamkeit nun noch mehr an sich, dabei wollte sie doch eigentlich nicht auffallen. Nun ja, irgendwie ja doch schon. Sie fühlte sich ungewohnt wohl. Vielleicht war es etwas sehr viel Make Up, aber daran würde sie dann noch arbeiten. Wenn sich nun noch das Problem mit ihrer Wohnung in Luft auflöst, dann hat war dies ein fast schon perfekter Tag. Sie entdeckte sich irgendwie neu. Mit guter Laune lief sie durch die Straßen und genoss die aufmerksamen Blicke der Fremden.

Letzten endlich stand sie im Eingangsbereich des Krankenhauses, welches sie nun doch früher aufsuchte, als sie es geplant hatte. Wie wird Sasuke wohl reagieren?

Als hätten sie sich verabredet, sah sie, wie ein blonder großgewachsener Mann einen Schwarzhaarigen im Rollstuhl aus der Cafeteria schob. Zielsicher lief sie lächelnd auf die beiden zu, hob ihre Hand um ihnen zuzuwinken. Sie spürte die fragenden Blicke auf sich.

„Sag mal. Kennst du die Frau?“ murmelte Naruto zu seinem Kumpel.

„Sie kommt mir bekannt vor, aber… irgendwie…“ antwortete der Schwarzhaarige ebenfalls dezent überfordert. Meinte die Unbekannte eventuell jemanden hinter ihnen oder möglicherweise täuschte sie sich auch. Doch als die junge Frau sie noch auf die beiden zulaufend begrüßte, erkannten beide sie sofort.

„Hey Jungs. Fertig in der Cafeteria?“ grinste sie, sehr wohl wissend, dass sie die beiden absolut überraschte.

„Ehhh?!“ Entrann es Naruto ungläubig, während er mit dem Zeigefinger in Sakura’s Richtung deutete. Sie versuchte sich ihre offensichtliche Entrüstung über diese überzogene Reaktion zu verkneifen, indem sie weiter lächelnd auf die beiden zulief.

Was Sasuke sah, verwunderte ihn, mindestens genauso wie auch seinen besten Freund, so hatte er wirklich unter keinen Umständen dieser Welt mit Sakura gerechnet, welche, nun ja. So auffallend umwerfend eingekleidet zu Besuch kommt und so gar nicht nach sie selbst aussah. Vermutlich wird sie nachher erklären, was es damit auf sich hat, aber er konnte es trotzdem nicht fassen. Sie sah so anders aus, aber irgendwie doch wie sie selbst. Verblüffend.

Die braunen Haare, mehrmals ineinandergeflochten in Einklang mit den blauen Augen und dem Make-Up. Er hatte schon oft gesehen, wie sich die Cheerleader bemalt hatten, aber irgendwie sah es bei Sakura natürlicher aus. Mutmaßlich hat sie einfach mehr Übung, obwohl sie nie Make-Up trug. Oder? Unsicher darüber war der Kleidungsstil anders als gewohnt, aber nicht so außergewöhnlich war, dass es Teile sind, die für immer im Schrank ganz hinten liegen würden. Alles in allem gefiel ihm was er sah. Es war halt Sakura.

„Gut siehst du aus.“ Meinte Sasuke knapp.

„Danke dir!“ lachte die Haruno.

Keiner der beiden jungen Männer wagte sich zu fragen, was hier vor sich ging, sondern begaben sich gemeinsam mit Sakura auf den Weg in sein Krankenzimmer.

„Wieso so schweigsam?“ fragte die eigentlich Rosahaarige neckisch. Während Naruto verstummt war, räusperte sich der Schwarzhaarige nur.

„Keine Sorge, ich erkläre es euch gleich im Zimmer.“

Im Aufzug herrschte weiter peinliche Stille. Ausgenommen für Sakura, welche diese Situation als äußerst amüsant empfand, bis sich dann schlussendlich alle Beteiligten sich in Sasuke’s Zimmer eingefunden hatten und die Tür ins Schloss fiel.

Während der Erklärung saßen die beiden stumm auf dem Bett. Naruto wirkte eher abwesend und noch immer zu perplex über Sakuras’s veränderter Erscheinung, während Sasuke seine Augen geschlossen hielt und stumm zuhörte. Sobald jedoch das Wort „Verfolger“ oder „schlechtes Gefühl“ oder dergleichen fiel, sah man seine Augenbraue nervös zucken, als würde er damit seine Wut versuchen zu unterdrücken.

Angestrengt überlegte er nebenbei, wer das aus welchen Gründen machen sollte.

„Bedeutet das, dass sie wissen wo du wohnst?“ Fragte Naruto ungewohnt ernst, worauf Sakura nur nickte.

„Aber das wird nicht mehr lange so sein. Mein Vermieter hat mir die Wohnung gekündigt.“ Während Sakura verzweifelt seufzte, blickten sich die beiden jungen Männer kurz an, Naruto grinste plötzlich.

„Wir könnten dir da eventuell helfen.“ Sasuke schloss seine Augen, und lächelte leicht, als Naruto der jungen Haruno seine Idee unterbreitete. So könnte sie eventuell ihre Freiheit wiedererlangen.


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Uuuund? Hat es euch gefallen?
Ich bin auf eure Reaktionen gespannt^^

LG! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallu ihr Lieben!

Ich hoffe, dass ihr Spaß habt. Das Make-Over hat schon etwas Spaß gemacht und war eine recht spontane Idee :D

Das Kapitel hat sich dann ja leider auch doch etwas gezogen, Sorry >.<
Aber die Story ist komplett geskripted, in Kapitel unterteilt und das Ende steht fest. Jetzt heißt es nur noch ausformulieren :) Ich gebe mir Mühe, so zügig wie möglich daran zu arbeiten! <3

Liebe Grüße,
eure Kayu Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (65)
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Von:  Becky223
2022-09-29T05:15:37+00:00 29.09.2022 07:15
Hallo Kayurinya! 😀

Ich habe deine Geschichte in einen „Happen“ gelesen und ich finde sie wunderbar geschrieben. 😊

Besonders wie du die Charaktere und ihre Gefühlswelt beschreibst ist unglaublich gut.

Man fühlt sich direkt in ihnen hineinversetzt und hofft und bangt mit ihnen mit. Auch dein Schreibstiel finde ich sehr ansprechend.

Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf dein nächstes Kapitel.

Liebe Grüße ☺️🥰
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-09-23T18:08:39+00:00 23.09.2022 20:08
Hey 😆
Habe das Kapitel jetzt schon gelesen🥰
Gerade erst hochgeladen und schon gelesen🥰
Das war wieder einmal ein hervorragendes Kapitel 🥰 ☺️
Hoffe du schreibst ganz schnell weiter ☺️
Von:  Smileeveryday
2022-04-26T17:28:20+00:00 26.04.2022 19:28
Ich bin gestern zufällig über deine fanfic gestossen! Ein wundervoller Schreibstil! Bin begeistert! Hoffe es geht bald weiter ☺️

Vg Pia
Von:  Ginny1986
2022-03-25T13:32:37+00:00 25.03.2022 14:32
Ich bin echt froh, dass Du den alten Staub weg gepustet hast. Es ist so
Antwort von:  Ginny1986
25.03.2022 14:33
Eine tolle fanfic. Es wäre echt zu schade, wenn es nicht weiter geht. Ich freue mich sehr, dass Du weiter schreibst und freue mich jetzt schon auf das nächste Kapitel.
Antwort von:  Kayurinya
30.03.2022 22:00
Danke für deinen lieben Kommentar :) Der Staub ist weg und soll sich nicht wagen, wieder drauf zu legen >:O
Ich schreibe fleißig weiter! <3
Von:  FriePa
2022-03-21T18:02:18+00:00 21.03.2022 19:02
Oh man! Ich lieb's! 😍😍 Und gleichzeitig habe ich etwas Angst, dass jetzt wo ich diese mega Story entdeckt habe, womöglich fünf Jahre auf das nächste Kapitel warten muss? 😭😱

Die Story Idee ist wirklich schön und du hast einen unglaublich angenehmen Schreibstil und Wortwahl. Das einzige was mich beim Lesen gestört hat sind fehlende Absätze. Auf dem Handy nicht unbedingt angenehm für die Augen. Auch fiel es mir manchmal schwer den plötzlichen Umschwung von den einzelnen Charakteren direkt zu blicken.

Wieso werde ich auch das Gefühl nicht los, dass Karin noch nicht nicht fertig mit Sakura ist?
Aber mein kleines Mädchenherz freut sich dafür tierisch über den langersehnten Kuss von Sakura und Sasuke und das sie von nun an ein Paar sind. 😍😍

Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Kapitel. 🤗
Beste Grüße
Antwort von:  Kayurinya
21.03.2022 20:30
Hallihallo :)
Vielen Dank für deinen schönen Kommentar <3 und auch für die Kritik. Ich habe mir ehrlicherweise nie Gedanken dazu gemacht, dass man ja auch auf dem Handy hier rumstöbert. (Die Geschichte ist ja schon sehr alt. Da war das noch nicht ganz so krass vertreten. <.< Ohje)
Das mit dem plötzlichen Umschwung ist auch ein guter Tipp. Vielleicht schaue ich mal, dass ich die Übergänge etwas sanfter geschrieben bekomme :3 Danke Danke!
Und keine Sorge, für das nächste Kapitel musst du nicht so lange warten ;)

Was dein Gefühl bezüglich Karin angeht, muss ich dich leider noch etwas auf die Folter spannen, hihi.
Liebe Grüße,
Kayu
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-03-21T08:44:46+00:00 21.03.2022 09:44
Juhu es geht weiter🥰
Nach so langer Zeit😍
Warte schon sehnsüchtigst aufs nächste Kapitel 🥰😆
Antwort von:  Kayurinya
21.03.2022 20:25
Hallöchen :)
Danke für dein Kommi <3
Freut mich, dass es dir gefällt!
Nächstes Kapitel ist schon in Mache ;)
Liebe Grüße,
Kayu
Von:  Shirayukiii
2022-03-21T07:49:40+00:00 21.03.2022 08:49
Ich freu mich so das es weiter geht ^.^
Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben aber ich habe mich geirrt.
Vielen Dank das du weiter schreibst und ich werde aufjeden fall weiter lesen ich bin schon gespannt wie es weiter geht zwischen den beiden.
Liebe Grüße
Shira
PS. Ich glaube es freut viele das du weiter schreibst auch nach der Zeit man sollte die Leser nicht unterschätzen viele sind bestimmt noch treu.

Antwort von:  Kayurinya
21.03.2022 20:23
Hallu,

danke für deine lieben Worte <3 Ich bin richtig gerührt!
Ich gebe mir sehr viel Mühe, dass ich euch treuen Leser nicht enttäusche!
Liebe Grüße zurück!
Kayu
Von: abgemeldet
2021-01-08T19:35:36+00:00 08.01.2021 20:35
Wow, echt super geschrieben! Ich bin wirklich begeistert von der Handlung und hoffe das du bald weiter schreibst. Bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte!
Echt spannend!
😍😍😍😍😍
LG Hayaku_chan 😘 😶 😍
Von:  Kawaiigirl94
2020-07-26T14:48:11+00:00 26.07.2020 16:48
Eine mega Story ♡^▽^♡ wann geht es weiter ?
(〃ω〃)
Von:  piranja11
2017-10-31T13:03:47+00:00 31.10.2017 14:03
Hallo,
echt ein schönes Kapitel.
Bin froh das Sasuke wieder aufgewacht ist.
Ich hoffe du schreibst schnell weiter und lädst bald ein neues Kapitel hoch.

lg


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