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Poisonous

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Kapitel 9

„Hey, Asuna-chan! Wieder in der Schule und wohlauf, hn?“, Deidara grinste mich an, als ich mich neben ihn setzte. Es war jetzt etwas weniger als eine Woche her, dass ich bei Pain war und er sich um mich gekümmert hat. Bei dem Gedanken an ihn wurde ich etwas rot. Er hatte sich so liebevoll um mich gekümmert… Ich musste mich irgendwie revanchieren!

„Ja, mehr oder weniger“, ich lächelte verlegen und schob mir ein paar Haarsträhnen hinter mein Ohr. Deidara und die anderen Mitglieder der Gang waren immer noch so freundlich zu mir… Sogar Hidan war zahm geworden und hatte mich sogar nach meinem Befinden gefragt! Itachi hatte mir daraufhin gesagt, dass es wohl daran lag, dass er sich etwas schuldig fühlte. Nicht, weil er Nagato geholfen hätte, alle waren sich sicher, dass er sowas nie getan hätte, sondern, weil er nicht erkannt hatte, was für ein Mensch Nagato wirklich war.

„Dann ist ja gut! Wie geht es deiner Narbe? Verheilt sie einigermaßen?“, Deidara legte den Kopf in die Hand und sah mich an. Er war wirklich einer der Nettesten von Akatsuki.

„Naja, den Umständen entsprechend schon. Konan meint, dass es nicht hätte besser laufen können und dass ich in drei Wochen den Verband weglassen kann“, ich nahm meine Bücher für die jetzige Unterrichtsstunde heraus und legte sie auf meine Bank.

„Das klingt ja klasse! Wir müssen das dann unbedingt feiern, ja, Asuna-chan? Du bist ja dann quasi wie neugeboren! Wäre es nicht super, wenn wir dann ein Festessen im Hauptquartier schmeißen?“, er strahlte mich richtig an und nahm meine Hand. „Ich bin mir sicher, dass dir das gut tun würde! Mal wieder richtig Spaß mit deinen Freunden zu haben!“

Ein unsagbar glückliches Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Deidara wusste ja nicht, wie froh mich seine letzten Worte machten… Meine Freunde… Ich hatte es endlich geschafft. Ich hatte endlich Freunde gefunden und zum ersten Mal sahen meine Freunde es genauso wie ich! „Mmhmh! Ich freue mich schon darauf, Deidara-kun!“

„Asuna-chan! Du hast ja Tränen in den Augen! Ist alles in Ordnung?“, er legte eine Hand an meine Wange und sah mich besorgt an.

„Ja. Ich bin nur glücklich!“, ich wischte meine Tränen fort. Ich konnte es selbst nicht fassen, dass diese wenigen Worte von ihm solche Gefühle in mir auslösten. Vor einem halben Jahr hätte ich darüber gelacht, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich in kurzer Zeit Freunde haben und darüber Freudentränen vergießen würde.

„Dann ist ja gut!“, grinste mich der Blondschopf an, als wir in diesem Moment vom Eintreten des Lehrers unterbrochen wurden.
 

„Du, Yahiko-kun?“, ich nahm den Helm entgegen, den Pain mit hinhielt und kletterte hinter ihn auf das Motorrad. „Konan hat gesagt, dass mein Verband in ungefähr drei Wochen abgemacht werden kann.“

„Das ist schön zu hören“, er sah über die Schulter nach hinten zu mir und lächelte mich leicht an. Sämtliche Themen, die mit mir und meiner Narbe zu tun hatten, schienen ihm alles andere als zu gefallen.

„Ja! Und Deidara-kun hatte die Idee eine Art Fest für mich zu veranstalten, sobald ich den Verband abmachen darf“, ich grinste Yahiko an. Ich freute mich schon auf das Treffen mit der Gang. Pain hielt es momentan noch für besser, wenn ich nicht zu den Treffen kam, bis ich den Verband ablegen könnte. Dass ich deswegen jeden Tag alleine in meinem Zimmer herum saß und mich langweilte, schien ihn dabei nicht zu interessieren…

„Hatte er das…“, murmelte er. „Halt dich fest“, er startete den Motor und fuhr los. Die restliche Fahrt verlief still, doch war es keine angenehme Stille. Ich war mir auch nicht sicher, was ich von Yahikos Anspannung halten sollte, die ich klar spüren konnte.

„Danke fürs mitnehmen“, sagte ich lächelnd, als ich abstieg und Yahiko den Helm zurückgab. „Wann darf ich denn mal wieder zu einem Treffen kommen? Ich langweile mich so sehr den ganzen Tag alleine… Und meinem Bauch geht es schon viel besser!“

„Asuna-chan… Überstürz bitte nichts, ja? Du sollst dich doch ausruhen und ich weiß nicht, ob ein Treffen mit der Gang dazu beitragen, dass du schneller wieder gesund wirst…“, er verstaute den Helm im Fach unter seinem Sitz.

„Ich bin nicht aus Zucker“, winkte ich ab, „So schnell gehe ich nicht kaputt!“

„Wärst du aber fast“, warf Pain ein. Sein Blick war ausdruckslos und starr an mein Gesicht geheftet.

„Ja, bin ich aber nicht, falls es dir aufgefallen ist.“

„Weil Kisame, Itachi und ich dich gefunden haben…!“

„Und weil ich bis dahin die Zähne zusammen gebissen und durchgehalten habe!“

„Weil du nicht schon angeschlagen warst, als er dich mitgenommen hat!“

„Weil ich bis dahin nie in solchen Situationen war!“

„Ja, weil du nicht in unserer Gang warst!“, erwiderte er, ebenso wütend wie ich, woraufhin er einen Moment inne hielt.

Er hatte Recht. Mir war nie wirklich etwas schlimmes passiert, abgesehen von dem bisschen verprügelt werden in der Schule, was aber nicht mit dem zu vergleichen war, was Nagato getan hatte. Ich hatte nie solche Angst haben müssen, wie damals in der Scheune, bis ich zur Gang gekommen war.

„Heißt das“, murmelte ich auf einmal ganz leise, „Dass du nicht willst, dass ich weiterhin in der Gang bleibe…?“ Ich senkte den Blick, wagte nicht Yahiko anzusehen. Wollte er etwa wirklich, dass ich meine neu gewonnen Freunde aufgab, jetzt, da ich mich endlich mit allen so gut verstand?

„Asuna-chan… Ich möchte doch nicht… Es ist nur…“, stammelte er. Yahiko schien mir derart unsicher, das passte gar nicht zu ihm. „Es wäre sicher besser für dich, wenn du aus der Gang aussteigen würdest. Du bist zu zerbrechlich für solche Dinge.“ Auf einmal klang seine Stimme eisig kalt, sodass es mir Schauer über den ganzen Rücken jagte.

„Du willst mich also loswerden…?“, flüsterte ich. Ich konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. „Du möchtest, dass ich aus einer Sache aussteige, in die ich hinein gedrängt wurde? Von dir! Ich habe nie darum gebettelt, Mitglied in eurer Gang sein zu dürfen! Ich habe nie danach gefragt! Du hast mir keine Wahl gelassen! Und was dann? Kaum verstehe ich mich mit den anderen, kaum habe ich Freunde gefunden…“, ich wurde immer lauter und ärgerlicher, ehe sie zusammenbrach und ich nur noch mit zitternder Stimme sagen konnte, „Und dann nimmst du mir alles weg…“ Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging zur Tür und schloss sie auf.

„Asuna-chan…!“, ich hörte, wie Yahiko sein Motorrad abstellte und auf mich zukam.

Die Tür ging auf und ich trat ins Haus, die Klinke fest in der Hand. Ich wandte mich schnell um, um die Tür zu schließen. Das letzte, was ich sah, ehe ich die Tür zuschlug, war Yahikos Gesicht, das einen Ausdruck zeigte, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Ich hörte ihn noch „Asuna-chan!“ rufen, ehe die Tür knallte und es um mich herum still wurde.

Noch nie hatte ich mein leeres zu Hause so erdrückend und einsam empfunden, wie jetzt. Meine Eltern waren in der Arbeit und ich war hier, wie so viele Male zuvor. Doch diesmal war ich nicht allein… Ich war einsam.

Tränen stiegen in mir auf, als ich noch das Klopfen an der Tür hören konnte, das wohl Yahiko verursachte, doch ich konnte nicht öffnen. Ich sank in mir zusammen, kauerte auf dem Boden, Tränen flossen über meine Wangen und ich lauschte noch einige Minuten Yahikos Klopfen an der Tür. Hin und wieder konnte ich ihn meinen Namen rufen hören, doch ich war zu versteinert, um mich zu erheben und zu öffnen.

Ein Stechen ging durch meine Brust und so sehr ich auch meine Faust gegen meinen Brustkorb presste, es wollte nicht weggehen. Ich fühlte mich, als würde meine Lunge zusammen geschnürt werden, als würde jemand einen Pfeil durch mein Herz stoßen.

„Was ist dieses schreckliche Gefühl?“, keuchte ich, während ich immer weiter weinte. Ich konnte meine Tränen nicht stoppen, auch konnte ich die Schmerzen in meiner Brust nicht lindern. Fühlte es sich etwa so an, wenn man von seinen Freunden enttäuscht wurde?

„Ich will so nicht mehr fühlen…“, hauchte ich und rollte mich auf dem Boden zusammen. Wieso hatte Yahiko mir das angetan? Wir hatten uns doch gerade erst so gut verstanden! Ich hatte angefangen ihn zu mögen, er war zu einem Freund geworden… Und dann sagte er so etwas zu mir? Dass ich die Gang verlassen sollte?

„Mach, dass es aufhört… Es tut so weh…“, ich biss mir auf die Lippe und drückte weiter meine Hände gegen meinen Brustkorb, in der Hoffnung, dass es vielleicht doch besser werden würde, doch ich hoffte vergebens. Irgendwann konnte ich mich aufrappeln und mich in mein Zimmer schleppen, wenn auch langsam. Ich verschloss die Zimmertür hinter mir, ging zu meinem Bett und ließ mich darauf sinken.

„Womit habe ich das verdient…“, murmelte ich, als ich mein Handy aus meiner Hosentasche zog. Nach dem Vorfall mit Nagato hatte ich mir ein neues Handy kaufen und meinen Eltern eine Lüge erzählen müssen, was mit meinem alten geschehen war. Ich sah kurz auf den Display, der mir drei Anrufe in Abwesenheit von Yahiko anzeigte. Ich legte mein Handy mit dem Display nach unten auf meinen Tisch und ließ es dort. Es war noch lautlos wegen der Schule und ich hatte auch nicht vor, es heute noch laut zu stellen. Ich wollte nicht wissen, wann Yahiko mich anrief…

Ich wollte gar nichts mehr wissen…

Ich wollte nur noch vergessen…

Diesen Schmerz und Yahiko… einfach vergessen…



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