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Poisonous

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Kapitel 8

Keuchend und mit trockenen Lippen saß ich da, hielt mir den Bauch und atmete rasselnd ein und aus und ein und aus und ein und…

Ich wusste mittlerweile nicht mehr, seit wie vielen Tagen ich bereits hier war, seit wie vielen Tagen das Bluten aufgehört hatte, wann Nagato das letzte Mal hier gewesen war und mir ein bisschen Wasser gebracht hatte. Gegessen hatte ich nicht mehr seitdem ich von ihm hergebracht worden war. Was wohl meine Eltern darüber dachten? Ob sie sich Sorgen machten? Ob sich die Schule langsam fragte, wo ich nur abgeblieben war?

Mein Blick wanderte langsam durch den Raum. Ich sah mein eigenes getrocknetes Blut auf dem Boden, sah Nagatos Fußspuren und den Platz, wo ich ihm den Dreck in die Augen geworfen hatte, den Ort, wo er mich zu Boden gerissen hatte…

Ein und aus und ein und aus…

Ich hatte nie erwartet, dass Atmen einmal so schwer sein würde. Ich fühlte mich, als würde keine Luft, sondern schweres Metall meine Lungen füllen. Ich lag auf den Boden, leicht an die Wand gelehnt und alles schien so schwer, so schwer…

Konnte ich nicht einfach schlafen? Die Kälte hier war unerträglich, meine Glieder fühlten sich mit jeder Sekunde tauber an und meine Lider wurden schwerer und schwerer. Mein Blick verschwamm, ich konnte kaum mehr etwas deutlich erkennen in diesem Raum. Meine Gedanken schwirrten umher, es machte mich langsam verrückt, dass ich an so viele schreckliche Dinge dachte, an meine Vergangenheit, meine Kindheit dachte und mir nichts sehnlicher wünschte, als wieder mit Daisuke im Gang zu stehen und mich mit ihm zu streiten, weil er mich schon wieder schrecklich behandelt hatte. Ich wünschte mir Streit mit Professor Yamato zurück, wollte wieder von ihm angeschrien werden… Alles, nur nicht das hier.

Ich merkte, wie meine Augen langsam zufielen. Wie meine Atmung flacher wurde und immer weniger Luft in meinen Lungen war. Doch es fühlte sich nicht schlecht an. Ich wurde von einer angenehmen Leere erfüllt, die das schreckliche Zittern von meinem Körper nahm, die die schreckliche Angst vor Nagatos Rückkehr von mir nahm. Doch auch ein bedrückendes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich wollte noch nicht in diese Leere abtauchen…

Doch wieso wollte ich nicht? Es gab doch so viele schreckliche Dinge, welche mir durch die Leere alle erspart blieben…

Yahiko…

War er der Grund? War Yahiko der Auslöser, weshalb mein Geist sich noch nicht dem Nichts hingeben wollte?

Meine Gedanken wurden just in diesem Moment unterbrochen, als die Tür plötzlich mit einem lauten Knall aufflog. Mein Blick wanderte langsam in die Richtung, aus der das Geräusch kam, doch ich sah nicht scharf genug, um zu erkennen, was dort war.

„Asuna!“, hörte ich weit entfernt eine Stimme, die ich nicht zuordnen konnte. Ich hörte das Poltern von Schritten, die auf mich zukamen, spürte eine andere Person dicht an mir und dann wurde alles schwarz. Doch das letzte, was ich sah war… orange…
 

Ein und aus und ein und aus…

Ich konnte meinen Atem hören, konnte Wärme spüren. Es war nicht mehr kalt, wie in der Scheune, nein… Das bedeutete, dass ich vielleicht woanders war. Aber wo?

Ich konnte etwas auf meiner Hand spüren, es fühlte sich an wie Haut. Schwer lag diese Sache auf meiner Hand, doch es war eine angenehme Last. Ich wollte meine Augen öffnen und sehen, wer da wohl neben mir war, aber es fiel mir so unsagbar schwer. Ich kämpfte und strengte mich an und schließlich gelang es mir, meine Augen ein wenig zu öffnen.

Das Licht war hell und blendete mich zu Anfang zu sehr, als dass ich etwas hätte erkennen können. Ich ließ meinen Augen die Zeit, sich an die Helligkeit zu gewöhnen und erkannte dann, dass ich mich in einem mir unbekannten Raum befand. Die Wände waren in dunklem grau und schwarz gestrichen, die Möbel waren in dunklem rot. Es war eine sehr schöne Einrichtung…

Ich wandte meinen Kopf und mein Blick wanderte zu der Person, deren Hand auf der meinen lag. Ich erkannte den orangenen Haarschopf sofort. Erleichterung überkam mich, doch gleichzeitig stieg Angst in mir hoch, da ich mich an Nagatos Drohung erinnerte. Was, wenn etwas Schlimmes passieren würde, wenn er das herausfand? Meine Atmung beschleunigte sich und ich wurde unruhig, wusste nicht, was ich nun tun sollte!

Ich wurde in meiner Aufregung unterbrochen, als ich ein leises Murren hörte und dann Bewegung neben mir spürte. Ich sah wieder zu Yahiko und unsere Blicke trafen sich.

„Asuna-chan… du bist wach“, stellte er fest und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ich hatte schon befürchtet, dass du noch einige Tage länger schläfst…“

Blinzelnd sah ich ihn an. „Wie lange… habe ich denn…?“

„Seit du hier bist… etwa zwei Tage…“, er legte eine Hand an meine Wange und plötzlich seine Stirn an meine. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich hielt unwillkürlich den Atem an. „Immerhin ist dein Fieber abgeklungen… Du warst in einem schrecklichen Zustand, als Kisame, Itachi und ich dich gefunden haben… Du hast uns einen solchen Schrecken eingejagt…“

„Yahiko… wie habt ihr mich denn überhaupt gefunden…?“ Nagato würde ihnen wohl kaum gesagt haben, wo ich war, also wie hatten sie es zu mir geschafft?

„Als ich am Morgen, nachdem Nagato dich mitgenommen hatte, abholen wollte, sagte mir deine Mutter, dass du nicht da seist. Um sie nicht zu beunruhigen sagte ich ihr, dass du bei Konan geschlafen hättest und das nur vergessen hatte. Ich bin dann sofort zu Konan gefahren, doch sie war nicht da. Ich hab die Schule geschwänzt und nach dir gesucht, doch konnte ich dich nirgendwo finden… Für den Tag hab ich es gut sein lassen und am nächsten Morgen noch mal bei dir vorbeigeschaut. Doch als mir klar geworden ist, dass du immer noch unauffindbar warst, hab ich für den Abend ein Gangtreffen organisiert und alle dazu aufgerufen, dich zu suchen… Wir sind durch die Gegend gefahren, haben dich in und außerhalb der Stadt gesucht, aber immer noch keine Spur von dir. Mir ist dann dein Anruf wieder eingefallen. Ich hatte mir davor nichts dabei gedacht, bis mir eingefallen ist, dass das immer das Zeichen war, früher, wenn Nagato jemanden…“, er stockte einen Moment und wandte den Blick von mir ab, ehe er weitersprach, „Ich habe am Tag danach noch einmal versucht Konan aufzuspüren und konnte sie abends dann endlich finden. Sie war aufgelöst und hatte geweint. Als ich sie dann gefragt hatte, was denn los war, weinte sie noch einmal los und ich musste sie erst einmal über eine Stunde beruhigen, ehe sie einen Satz zustande brachte… Sie erzählte mir davon, dass Nagato sie gebeten hatte, dich zu fragen, wie oft wir beide uns trafen, was du so unternahmst und alles. Sie versicherte mir, dass sie wirklich nicht geahnt hatte, was Nagato vorhatte… Und dann, an eben diesem Tag, an dem ich mit ihr gesprochen hatte, war er bei ihr gewesen und hatte gesagt, dass er die alten Regeln wieder aufleben lassen wollte und mit dir angefangen hatte. Er wollte auch ihr nicht sagen, wo er dich hingebracht hatte, also waren wir nicht viel weiter gekommen… Dann am folgenden Tag suchten Konan und ich zusammen alle Stellen ab, an denen Nagato früher Leute, mit denen er genauso umgegangen war, wie mit dir, versteckt hat, doch an keinem dieser Orte warst du. Wir haben uns am Abend wieder mit der Gang getroffen und ich habe wieder jeden dazu angehalten nach dir zu suchen und dass die Lage wirklich ernst war, das war allen klar. Dann hat mich auf einmal Nagato angerufen und mir gesagt, dass ich noch lange suchen dürfte, wenn ich nicht langsam nachdachte, doch dass er mir raten würde, dich einfach aufzugeben und dort verrotten zu lassen, wo du warst und dass das aus mir endlich wieder den Mann machen würde, der ich früher einmal war… Ich habe danach lange überlegt und dann, mitten in der Nacht, ist es mir wieder eingefallen. Die Scheune… Kisame und Itachi waren die ersten, die ich erreichen konnte, also sind wir dorthin gefahren und konnten dich schließlich finden. Ich habe dich mit zu mir genommen, Konan ist her gekommen und hat sich um deine Verletzungen gekümmert…“ Er seufzte und sah zu mir, blickte mir tief in die Augen. „Es ist meine Schuld, dass dir das passiert ist… Es tut mir Leid… Ich kann verstehen, wenn du jetzt nicht mehr in der Gang sein willst… Ich will dir nur sagen, dass Nagato einstimmig rausgeworfen wurde. Niemand will ihn mehr dabei haben, seitdem wir wussten, was er dir angetan hat…“

Ich war im ersten Moment sprachlos. Ich hatte Yahiko noch nie so viel reden gehört, doch die Trauer in seiner Stimme, während er mir all das erzählte, ließ meine Eingeweide sich zusammen ziehen. „Yahiko, ich… Ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin Mitglied sein darf… Auch wenn ich erst einmal gerne eine kleine Auszeit hätte, um mich zu schonen…“

„Natürlich. Du kannst dir so viel Zeit nehmen, wie du möchtest!“, Yahikos Blick war nicht mehr ganz so niedergeschlagen, wie davor, wenn er auch immer noch sehr trauervoll war.

„Was ist eigentlich mit meinem…“, ich schob die Decke beiseite und das Hemd nach oben, das ich trug. Mein Blick fiel auf den dicken Verband um meinen Bauch und um meine Brust. „Wie… wie sieht es darunter aus…?“, stammelte ich. Ich traute mich kaum die Frage zu stellen, zu groß war meine Angst vor dem, was Yahiko sagen könnte.

„Die Wunde ist zu und gereinigt, Konan hat sich gut um dich gekümmert, aber…“, einen Moment blieb er stumm, „Es waren schon zu viele Tage vergangen und die Wunde zu alt, um sie zu nähen… Es wird eine große Narbe bleiben… Es tut mir Leid, dass wir dich nicht eher gefunden und verarztet haben…“

„Deswegen musst du dich nicht entschuldigen… Ich bin froh, dass ich überhaupt von euch gefunden wurde, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben…“, ich seufzte und blickte dann wieder zu den Verbänden, „Und du kannst ja nichts für die Narbe… Das ist Nagatos Schuld… Und meine eigene, dass ich mit ihm mitgefahren bin…“

„Du hast an nichts Schuld. Wie solltest du das denn wissen…?“, er streichelte mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken. Seine Hände waren so groß und warm, ich fühlte mich durch sie etwas mehr geborgen. Mit seiner freien Hand deckte er mich wieder halbwegs ordentlich zu. „Ruh dich noch ein wenig aus. Du hast eine Menge hinter dir… Lass mich wissen, wenn du irgendetwas brauchst, ja?“ Er stand auf und wollte seine Hand von meiner lösen, doch ich hielt ihn fest. Ich wollte nicht, dass er ging.

„Bitte lass mich nicht allein…“, flüsterte ich. Ich konnte ihn nicht ansehen… Ich fühlte mich so elendig schwach und hilflos dabei, dass ich mich schon ein wenig schämte.

„Bist du dir sicher?“, fragte er und setzte sich auf mein Nicken hin. „Dann bleibe ich auch heute Nacht noch bei dir. Ich habe deinen Eltern gesagt, dass du bei Konan übernachtest, um dich auf ein Gruppenprojekt vorzubereiten. Sie haben sich gefreut, dass du was mit Freunden unternimmst.“

Ich lächelte leicht. Ja, so waren meine Eltern… Stellten keine großen Fragen, wenn man ihnen nur sagte, dass es um Unternehmungen mit Freunden ging. „Du bist doch sicher müde, oder?“, fragte ich Yahiko, als ich seine Augenringe sah. „Leg dich doch zu mir. Das Bett ist breit genug.“

Pain sah mich leicht ungläubig an. „Ich… Soll mich zu dir…? Ist dir das nicht unangenehm…?“

„Ich glaube, ich schlafe hier in deinem Bett, oder? Also hast du das Recht darauf. Und nein, es ist mir nicht unangenehm…“, murmelte ich und warf ihm ein paar Blicke aus dem Augenwinkel zu. Es war mir zu peinlich so etwas zu sagen und ihn dabei direkt anzusehen.

„Also… in Ordnung… wenn du darauf bestehst…“, er stand auf und kletterte gekonnt über mich hinweg, sodass er nun neben mir lag. „Besser, wenn ich dich nicht nach innen rücke, ich weiß nicht, wie genau es deinen Verletzungen geht…“

Ich nickte leicht und kuschelte mich in die Kissen. „Kannst du ganz nah bei mir sein…? Ich will mich nicht so alleine fühlen…“, flüsterte ich und schloss die Augen.

„In Ordnung“, hörte ich Yahiko noch sagen, ehe das Licht erlosch und ich die Wärme seines Körpers dicht an meinem spürte. So konnte ich wieder in das Land der Träume gleiten und ruhig schlafen, die erste Nacht seit langem.



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