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Alice in Magicland

Die Geheimnisse von Taleswood
von

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Rosenrot

Meine Schuld. Das alles hier... war meine Schuld. Hatte ich diese Erkenntnis schon vorher gehabt, oder überkam sie mich in diesem Moment, in dem ich vor meinem Vater saß und nicht einmal sein Gesicht sehen konnte?
 

Jack hob seinen Arm und führte seine verbleibenden Finger über mein Gesicht, strich so schwach, als wäre er nicht mehr als eine Brise im Wind. Seine Bewegungen waren steif und unsicher, als würde er an Strippen gezogen werden und gelegentliches Husten unterbrach den vibrierenden Atem. Wie konnte er nur lächeln? Warum mussten die Menschen, die ich liebte, immer in den schlimmsten Situationen anfangen zu lächeln? Wusste er etwa, dass er all das überleben würde?

Magie war mächtig genug, die meisten Naturgesetze zu beugen und als Medizin heilte sie Verletzungen in wenigen Stunden, für die konventionelle Methoden Wochen brauchten, oder nicht einmal eine Lösung besaßen.

So schrecklich es auch gerade um ihn stand, es gab eine faire Chance, dass Jack in nicht allzu ferner Zukunft wieder größtenteils gesund sein würde. Selbst für den Arm gab es sicherlich Lösungen, wenn man doch weit genug war, um künstliche Menschen zu kreieren.

Und dennoch... wäre ich nicht an jenem Abend mit Coleman gegangen... hätte ich mich nicht in Fleur verliebt... nein, wäre ich in erster Linie niemals in Taleswood aufgetaucht, dann wäre all das niemals passiert. Es ging nicht nur um Jack, sein Zustand war nur die Spitze des Eisbergs. Wie viele Leben waren wohl zerstört worden?

„... Ich habe Samuel Abbott getroffen...“, druckste ich nach einigen Momenten hervor. Vater drehte stöhnend seinen Kopf zur Seite, als könnte er mich durch die Verbände sehen.

„Er... er sagte, dass ihm alles schrecklich leid tut.“

Jack lachte kurz.

„Dieser... alte Vollpfosten... Verkriecht... sich jahrelang... und schickt dann meine eigene Tochter vor?“

„Er kann es dir leider nicht mehr selbst sagen...“

Jack schwieg einen Moment, dann drehte er seinen Kopf zurück.

„Nein... Sam... das... habe ich nicht gewollt...“

Wieder schwiegen wir einige Sekunden. Nun... musste ich ihm auch von Fleur erzählen. Immer wieder schaute ich ihn an und suchte nach den passenden Worten, doch es kam nichts. Ich atmete tief durch.

„Warum... Warum wolltest du nicht, dass ich zurückkomme?“

Nein, verdammt! Was tat ich denn nur?!

„Nicht sicher...“

„Du... bist dir nicht sicher?“

„Nein... hier... ist es nicht sicher... für dich...“

„Nicht nur für mich! Für uns alle, Vater! Sieh dich doch nur an!“

„Du verstehst... nicht...“

Seine Stimme wurde immer leiser und der zittrige Atem gleichmäßiger, ruhiger.

„Was?! Was verstehe ich nicht?!“

Keine Antwort. Seine Hand ließ von meinem Gesicht ab, der Arm legte sich wieder auf die Matratze. Zögerlich packte ich ihn an den Schultern und versuchte ihn zu wecken, traute mich aber kaum, ihn wirklich zu rütteln. Nicht, dass ich ihm noch wehtat, denn er wirkte gerade unfassbar zerbrechlich.

„Vater! Bitte rede doch mit -“

„Weg da!“

Etwas riss mich zur Seite, stieß mich zu Boden. Der Doc kniete sich zu Jack und platzierte einen kleinen Arztkoffer neben sich, schnitt den Verband ein wenig auf und fühlte nach seinem Puls. Ihre Pupillen zitterten, weiteten und verengten sich in rasanten Impulsen und es schien, als hätte sie eine schier unendliche Menge Speichel im Mund, die sie einfach nicht zu schlucken bekam. Dennoch wirkten ihre Bewegungsabläufe erstaunlich koordiniert, wie man es halt von einem Arzt erwartete.

Vorsichtig begann sie den Verband aufzuwickeln, der sich mit einem schmatzenden Geräusch von der zerstörten Haut löste. Ein beißender Geruch trieb mir in die Nase, doch ich wollte meinen Blick nicht abwenden. Ich musste das ganze Ausmaß sehen und trat näher heran, auf das Schlimmste gefasst, doch als sein Gesicht gezeigt wurde, war es... Es sah furchtbar aus, keine Frage. Seine Augen waren mit gelben Brandblasen übersät, die Haut war an keiner Stelle unbeschädigt und an der Schädeldecke klaffte eine hässliche Platzwunde.

Aber es schien, als hätte die Medizin des Docs bereits gute Arbeit geleistet. Zumindest war er nicht komplett entstellt und wenn ich ihn so ansah, dann bekam ich tatsächlich das Gefühl, dass er eines Tages wieder fast normal aussehen würde. Ein Stein fiel mir vom Herzen.

„Er schläft nur. Der Körper regeneriert sich besser, wenn der Patient viel Ruhe findet. Ich werde ihn neu einkremen und den Verband erneuern, also geh mir aus dem Licht. Du kannst sowieso gerade nichts für ihn tun.“

Sie sah mich nicht an, doch die fest zusammengekniffenen Brauen und die verzogenen Mundwinkel, zeigten deutlich genug, was sie von mir hielt. Für sie war ich nach wie vor ein Störenfried, daran änderte auch die Erkenntnis nichts, dass ich Jacks Tochter war. Ich verurteilte sie nicht, immerhin wusste ich, warum sie so drauf war. Ja, ein Stück weit tat sie mir Leid, auch wenn ich sie nicht gut kannte.
 

Schweigend stand ich auf und ging. Sie würde sich anständig um Vater kümmern, daran bestand kein Zweifel. Als ich mich umdrehte, sah ich den Reverend in der Tür stehen, mir einen entschuldigenden Blick zuwerfend, als fühlte er sich für den Doc verantwortlich, wie eine überforderte Mutter für ihr vorlautes Kind.

Ich wollte ihm zulächeln, kurz die Hand heben, irgendein Zeichen geben, dass alles in Ordnung sei, doch eigentlich war mir nur noch schlechter zumute. Niemals würde ich Vaters Zustand bessern können und niemals könnte ich all das Chaos in Taleswood wieder gut machen, geschweige denn Fleur wieder ins Leben holen. Machtlos, nutzlos, wertlos... Ich fühlte mich wie eine kleine, unbedeutende Figur in einem Puppenspiel, das außer Kontrolle geraten war. Nur wann? Welcher Stein war es gewesen, der die Lawine ins Rollen gebracht hatte?

„Tut mir leid, Alice... Ich wollte sie noch festhalten, aber als sie dich gehört hatte, war sie schon aufgesprungen und ins Zimmer gelaufen, so schnell hätte niemand reagieren können.“

Die Hand des Geistlichen drückte nur einmal kurz meine Schulter, als ich an ihm vorbeiging. Doch das allein, in Kombination mit seinem warmen Lächeln, reichte schon, um mir ein wenig meines verlorenen Mutes zurückzugeben.

„Diese Frau ist obessiv“, bemerkte Coleman verächtlich und wollte sich schon eine Zigarette anstecken, doch Miller riss sie ihm wütend aus der Hand.

„Wir kriegen hier so schon nicht viel Luft, da müssen Sie nicht auch noch die restliche mit Tabak verpesten. Außerdem wäre Jack wohl schon längst tot, wenn sie sich nicht so 'obsessiv' um ihn kümmern würde. Ihnen würde im Übrigen ein wenig Dankbarkeit auch nicht schaden, oder haben Sie schon vergessen, wer das Schrot aus ihrem Körper geholt hat?“

Der Kater schnaubte missmutig aus, überlegte einen Moment, ob er mit Miller einen Streit anfangen wollte, beließ es dann jedoch dabei. Ein kurzes Seufzen entwich ihm,dann schaute er zu mir.

„Es ist ja eigentlich auch egal. Deine Anwesenheit wird unsere Situation auch nicht mehr verschlimmern. Taleswood geht vor die Hunde und wir können rein gar nichts dagegen unternehmen, als uns hier zu verkriechen. Vielleicht wäre es angenehmer für mich gewesen, in der Villa zu sterben.“

„Als ich mich umdrehte, sah ich, wie ein Schuss dich zerfetzte. Ich dachte wirklich, das wäre es für dich gewesen. Warum bist du überhaupt in erster Linie nicht mit uns gekommen?“

„Alice, wenn ich Taleswood einfach so verlassen könnte, dann hätte ich das wohl schon vor Jahren getan.“

Vom Gespräch - und augenscheinlich auch der Anwesenheit des Pastors - genervt, stapfte der Kater an mir vorbei in das andere Zimmer, murmelte etwas davon, dass er sich etwas ausruhen wollte. Der Reverend wollte ihn am Ärmel packen, doch reflexartig hielt ich ihn zurück. Coleman konnte schnell... kratzbürstig werden, das hatte ich bereits gemerkt und die erzwungene Tabak-Abstinenz tat seinem Gemüt auch nicht gerade gut. Aber noch etwas anderes schien ihn zu frustrieren. Ob dies mit dem Deal zwischen ihn und meinem Vater zusammenhing?
 

Thomas hatte sich auf ein halb vermodertes Eichenfass gesetzt und sah reichlich mitgenommen aus, wobei ich mir nicht einmal sicher war, ob das nun eher an der sprechenden Katze, am schwarzen Pastor, oder der allgemeinen Situation lag. Seine Miene zeigte Unsicherheit, Müdigkeit, aber vor allem Sorge und ein Stück weit auch Furcht und die beklemmende Atmosphäre in diesem engen, halbdunklen Kellergang trug ihren Teil dazu bei.

„Was... Was wollen diese Leute alle von Alice? Was hat sie ihnen denn getan?“

Das wüsste ich auch gern. Scheinbar war mein einziger Fehler, überhaupt geboren worden zu sein und kurz darauf nicht als Lamm auf dem Altar geopfert zu werden. Reverend Miller zögerte, kaute auf seiner Oberlippe, doch er hatte die Antworten parat, so viel war sicher. Sie versteckten sich hier unten nicht vor Luftschlössern. Wer war die Gestalt, die uns scheinbar selbst durch Colemans Barriere sehen konnte?

„Ich bezweifle, dass Alice dieses Leid verdient hat... Aber wir wissen leider auch nur bruchstückhaft, was passiert ist. Jack ist der einzige Zeuge und aktuell nur wenig gesprächsbereit.“

„Wie haben Sie ihn gefunden?“

„Die Explosion setzte Unmengen an magischer Energie in der Umgebung frei; eigenartige Schwingungen, die seltsam ruhig waren, für das, was ihnen voraus ging. Ruhig und... trist... So als würde jemand einen Verlust betrauern. Mir wurde mulmig und in mir entfachte der Drang sich zu verkriechen, aber... mit der Zeit bekommt man einfach ein Gefühl dafür, wenn ein Freund Hilfe braucht.“

„Sie haben sich schon gedacht, dass Jack in Gefahr war?“

„Ich bin halt eine neugierige Nervensäge.“ Die Bemerkung entlockte ihm ein schwaches Lächeln, doch in seiner Mimik konnte er nicht verstecken, dass er sich gewünscht hätte, sich geirrt zu haben.

„Habe ich mich schon bei der Suche gefragt, warum die Straßen so leer waren, oder fiel mir dies erst im Nachhinein auf? Man hätte denken können, dass so etwas die Leute aus den Häusern treiben würde, aber nichts dergleichen. Nicht einmal diejenigen, die direkt am Kirchplatz wohnen. Vielleicht war es eben dieses Gefühl der Beklommenheit, das auch mich übernommen hatte. Vielleicht waren sie aber auch schon tot...“

Er machte eine kurze Pause und rieb sich am Hinterkopf. Ich erwischte mich dabei, einmal zu Thomas zu schielen, doch konnte nicht erkennen, was er dachte. Doch es schien, als wäre er nur noch tiefer zusammengesackt, auf seinem Fass. Miller führte weiter aus:

„Jack lag als einziger inmitten der Trümmer... Mit dem Gesicht zu Boden gerichtet, die Kleider zerfetzt und eingebrannt in die dampfende Haut... Wäre seine Aura nicht gewesen, ich hätte ihn wohl kaum wiedererkannt... oder für tot erklärt.

Keine Ahnung was mich antrieb, ihn zu Gretchen zu bringen, es erschien mir einfach am vernünftigsten. Sie war schon, bevor sie Jack erkannte, seltsam anders als sonst. Geistesgegenwärtiger – für ihre Verhältnisse. Die Schwingungen müssen auch auf sie einen Effekt gehabt haben. Ein paar Stunden später klopfte auch Coleman an die Tür zur Praxis mit einer riesigen Schusswunde an der Seite. Aber die Geschichte kennst du ja.“

„Wann haben Sie erfahren, dass die Polizei uns sucht?“

„Am nächsten Morgen. Sie hatten das gesamte Gebäude auf den Kopf gestellt, aber zu dem Zeitpunkt waren Coleman und Jack bereits im Keller versteckt und der ist nur durch die Tür betretbar. Sie könnten das gesamte Haus abreißen und dennoch wäre der Keller unauffindbar.“

„S-so was geht?“, fragte Tom erstaunt und gesellte sich doch wieder zu uns. Von einem auf den anderen Moment war er hellauf, aber das lag wohl in erster Linie daran, dass Millers Worte seine Neugierde weckten. Es gab etwas Neues zu lernen.

„Ja, so was geht. Türen sind immer Portale in andere Räumlichkeiten und auch wenn die meisten das auf rein physische Art tun, gibt es auch solche wie dieses Exemplar, die eine Stufe weitergehen.“

„Inwiefern weitergehen? Befinden wir uns überhaupt noch in Taleswood?“

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Es stellt sich die Frage, wo Taleswood beginnt und wo es aufhört. Wie die Frage, ob das Jenseits oder das Paradies eigenständige Orte sind. Tatsache ist, dass durch physische Gewalt dieser Keller unmöglich zu erreichen ist.“

„Das heißt aber nicht, dass wir hier für immer sicher sind, nicht wahr?“

Ich musste Tom's Befürchtung leider teilen. Wenn Magie im Spiel war, bedeutete dies, dass Magier sie spüren konnten. Und da die Tür einen beinahe freien Willen besaß, konnte sie uns auch hintergehen, ganz gleich ob aus Angst oder Gier – wahrscheinlich eher ersteres, denn womit konnte man eine Tür schon bestechen?
 

Reverend Miller machte eine kurze Pause, zögerte mit der Antwort und wir wussten sowieso, dass wir Recht behielten. Wir konnten nicht hier bleiben, aber das bedeutete noch lange nicht, dass wir auch von hier wegkamen, oder es irgendwo sonst sicher war. Außerdem ging es nicht nur um uns. Taleswood war ein Wohnort tausender Personen und sie alle hatten ein friedliches Leben verdient. Ich steckte sowieso zu tief in der Sache, um nun zu fliehen. Mein Magen verkrampfte sich und meine Lippen zitterten, als wollten sie meine Worte so zurückhalten.

„Was wäre... wenn ich mich stellen würde?“

Die beiden sahen mich ungläubig an und ich verübelte es ihnen nicht, denn es klang lachhaft und nicht zuletzt auch unfassbar gefährlich.

„Die Explosion ist meine Verantwortung, ich habe die schwebende Uhr aktiviert, ohne die Konsequenzen zu beachten. Ich muss es in Ordnung bring – au!“

Jemand schlug mir mit einem festen Gegenstand auf den Kopf. Die Stelle pochte unangenehm nach und dröhnte in meinem Schädel.

„Törichtes Mädchen. Ich dachte immer, in Kinderheimen würde man den Blagen noch Verstand einprügeln.“

„Wollten Sie sich nicht hinlegen, Coleman?“, bemerkte der Reverend missbilligend. „Sie können nicht einfach kommen und gehen, wie es Ihnen gefällt.“

„Und genau da liegen Sie falsch, mein Lieber. Sie würden die Kleine doch nicht von so einer Selbstmordmission abhalten, oder gar einen besseren Plan haben, nicht wahr?“

Der Reverend knirschte mit den Zähnen, ließ den Kater jedoch aussprechen.

„Ich verstehe nicht, was daran so falsch ist.“

„Frag dich lieber, was daran nicht falsch ist, Mädchen.“

„Du hast selbst gesagt, dass du nicht weißt, was sie mir antun könnten!“

„Das heißt aber nicht, dass du vom Besten ausgehen solltest. Du willst wirklich helfen? Ich wüsste, was wir tun könnten.“

Coleman machte eine kurze Pause, um mit beleckter Pfote sein Gesicht zu putzen.

„Wir... gehen zu La Belle.“

„Sie ist tot, schon vergessen?“

„Ich meine, wir gehen zu ihr nach Hause. Wenn irgendjemand noch Unterlagen von jenem Vorfall vor 17 Jahren besitzt, dann sie.“

„Woher weißt du das so genau?“

„Ich habe für sie gearbeitet, schon vergessen?“

„Und wie soll uns das weiterhelfen?“, mischte sich Miller wieder ein, sichtlich genervt von Colemans Gelassenheit. Es war kaum zu übersehen, wie wenig sie von einander hielten. Doch dieses Mal zögerte auch der Kater mit seiner Antwort.
 

„...Weil sie Mycrafts Geliebte war und ich seit der Explosion wieder seine Aura spüre.“

„Du... meinst die unheimliche Gestalt in der Gasse, die mit Commisioner Floyd gesprochen hatte?“

Er nickte zögerlich. Ein verächtliches Prusten kam aus dem Mund des Pastors, der daraufhin nur den Kopf schüttelte.

„Mycraft ist tot. Claire hat ihn getötet, das hat Jack selbst gesehen.“

„Dafür klingen Sie aber reichlich unsicher. Zugegeben, das bin ich auch, aber ich habe in den letzten paar Tagen genügend Scheiße miterlebt, um besser wirklich alles in Erwägung zu ziehen. Ich bin Mycraft einmal in meinem Leben über den Weg gelaufen und diese Aura hat sich auf ewig in mein Gedächtnis gebrannt.“

„... Eine Anomalie?“

„... Höchstwahrscheinlich.“

Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. Ein Toter, der durch die Straße wandelte, durch Magie in Gestalt gepresst? Das klang in dieser Stadt leider viel zu möglich, um erfunden zu sein. Und wenn das stimmte... War es dann auch Mycraft der mich an meinem ersten Tag in der Stadt heimgesucht hatte?

„Wann brechen wir auf?“, fragte ich so entschlossen es ging, doch mir wurde mulmig, wenn ich an jenes Hexenhaus zurückdachte. Aber gerade klang alles besser, als nichts zu tun.
 

Thomas hatte darauf bestanden, mitzukommen. Wäre Coleman in einer besseren Verfassung gewesen, hätte ich abgelehnt, da der Kater mich wieder hätte tragen können, doch gerade war daran nicht zu denken. Es ging mir aber auch darum, ihn nicht unnötig in Gefahr zu bringen, aber ich verstand auch, dass es ihm wohl lieber war, als in einem Keller zu hocken. Immerhin ging es mir nicht anders. Und es war unfair ihn jetzt vor den Kopf zu stoßen.

„Ich will nur nicht, dass du andauernd dein Leben für mich riskierst“, flüsterte ich ihm zu.

„Ist schon okay...“

„Nicht nachdem, was ich dir angetan habe. Jeder hätte Verständnis dafür, wenn du nicht mitgehst.“

„Am Ende bleibt es aber meine Entscheidung. Außerdem... ach, ist nicht so wichtig.“

„Tom?“

Seine Augen hatten etwas Melancholisches an sich, während er mich ansah und langsam seine Hände zu meinem Gesicht hob, dann jedoch abrupt inne hielt und sie stattdessen auf meine Schultern legte.

„Ich... Ich bleibe einfach bei dir, alles klar?“

„Okay...“ Meine Wangen glühten und es fühlte sich an, als zöge sich mein Herz zusammen. Obwohl seine Hände angenehm warm waren, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, als sie mich berührten. Ich sagte es bereits: Ich hätte besser damit umgehen können, wenn er mich abgrundtief gehasst hätte.

Es waren einige Stunden vergangen, seitdem wir den Beschluss gefasst hatten, zu La Belles alter Wohnung aufzubrechen. Noch immer ließ Doktor Engels niemanden in Jacks Nähe, doch der Reverend versprach, gut auf sie aufzupassen und so verabschiedeten wir uns mit einem flauen Gefühl im Magen.
 

Was wollten wir eigentlich bei La Belle finden? Bücher? Briefe? Notizen? Vielleicht aber auch andere Hinweise, zumindest irgendetwas, das uns weiterhalf. Doch nun galt es erst, die Stadt sicher zu verlassen.

Wie lange hockten wir dort, die Tür einen Spalt weit geöffnet und in die Dunkelheit lauschend? Wahrscheinlich nur wenige Minuten, doch mir kam jede Sekunde wie eine Unendlichkeit vor. Angstschweiß machte meine Hände rutschig und in meinem Ohr hallte nur mein eigener Puls wider.

„Hörst du etwas Coleman?“

Der Kater spitzte seine Ohren noch stärker, doch zuckte dann mit den Schultern.

„Nichts. Ich sehe auch niemanden. Scheint so, als wäre zumindest im direkten Umfeld niemand von Floyds Männern.“

Schnell stemmten wir die Tür auf, huschten aus der Arztpraxis und gingen an einer Ecke kurz in die Hocke. Die Nacht schien ruhig und friedlich zu sein, doch auch der Mond trug einen leichten roten Schleier um sich, wie der gesamte Himmel am Tage. Und diese gespenstische Stille war auch alles andere als beruhigend. Eine Stadt schlief nie gänzlich und selbst, wenn man aus den Häusern nichts mehr hörte, so sollte man doch zumindest die Rufe von Eulen oder ähnlichem vernehmen können.

„Wir sollten uns beeilen“, flüsterte Coleman, huschte um die Ecke und überquerte mit wenigen Sätzen die Hauptstraße – natürlich ohne einen Laut von sich zu geben, wie es sich für eine Katze gehörte. Wir beeilten uns hinterher zu kommen, doch als ich auf der Hälfte der Straße war, hörte ich ein kurzes Scheppern hinter mir.

„Verd... tut mir leid!“ Thomas hatte eine Mülltonne angerempelt. Wahrscheinlich war der Knall deutlich leiser, aber in meinen Ohren klang es wie das lauteste Geräusch auf Erden. Ich rannte zu ihm, packte ihn an der Hand und zerrte ihn mit. Wir achteten nicht darauf, wie wir liefen, folgten einfach nur dem Kater, links, rechts, dann wieder links, rannten immer weiter bis wir beinahe am westlichen Stadtrand angekommen waren.

In meinem Hals sammelte sich der Speichel, den ich nur krampfhaft hinunterschlucken konnte. Wieder lauschten wir in die Stille... Nichts. Wir konnten verschnaufen.
 

Autsch! Ein weiteres Mal landete Colemans Stock auf meinem Kopf und auch Tom blieb nicht verschont.

„Verdammt, warum denn auch ich?“, zeterte ich den Kater an, jedoch darauf bedacht, nicht laut zu werden.

„Stimmt, er mag der größere Trottel gewesen sein, aber du bist auch nicht viel besser. Wie ist man wohl am besten unauffällig? Ganz sicher nicht, indem man beim kleinsten Fehler Panik bekommt und einen halben Marathon hinlegt.“

„Tut mir leid...“, gab Thomas kleinlaut zu Wort. „Ich... war zu sehr auf alles andere konzentriert, da hatte ich nicht auf das geachtet, was vor meinen Füßen war.“

„Kann passieren, Kleiner. Ich glaube nicht, dass uns jemand entdeckt hat und immerhin sind wir so schnell voran gekommen.“

„M-Mister Coleman? Ich habe mich gefragt, warum wir nicht ihren Barriere-Zaubertrick von vorhin benutzt haben.“

„Aus zwei Gründen. Erstens kostet er mich viel zu viel Kraft, um ihn dauerhaft für drei Personen aufrecht zu erhalten und zweitens hinterlässt er noch immer eine Spur von Magie. Und jede Spur kann man auch zurückverfolgen, wenn man die richtigen Leute fragt. Ich möchte sie besser nur im Notfall einsetzen. Und jetzt kommt, wir müssen weiter.“
 

Vorsichtig schlichen wir uns an der Fassade des Hauses entlang, achteten auf alles um uns und auch vor unseren Füßen. Ich konnte es spüren, wir waren nicht mehr weit weg vom Ausgang und zu unserem Glück grenzte Taleswood im Westen direkt an einen Wald.

Doch plötzlich vernahmen wir eine Reihe gleichmäßiger Schritte von der nächsten Straße. Sie gehörten mindestens vier verschiedenen Personen. Fest pressten wir uns gegen die Wand, um komplett im Schatten zu liegen. Über Coleman hinweg spähte ich zum Ausgang der Gosse und wie aufs Stichwort kam gleich ein ganzer Trupp Wachmänner auf uns zu. Wie weit waren sie entfernt? Vielleicht 20 Yards, wenn es hochkam.

Mein Puls ging schneller.

„Coleman, vielleicht solltest du jetzt doch deine Barriere benutzen?“

„Warte noch.“

Die Männer blieben stehen und unterhielten sich über etwas, das ich nicht verstehen konnte. Im schwachen Schein der etwas weiter entfernten Laterne waren sie nur schwer zu zählen, doch sie waren zweifellos in der Überzahl und bewaffnet. Drehte sich einer zu uns? Die Silhouette gabnicht eindeutig zu erkennen, ob sein Gesicht zu uns hin- oder von uns abgewandt war. Doch er schien definitiv etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

„Coleman...“, flehte ich ihn an.

„Noch sieht er uns nicht wirklich, beruhige dich.“

„Ja noch nicht, aber gleich. Tu doch was.“

„Wenn du mir weiterhin auf den Sack gehst, erwischt er uns auf jeden Fall. Halt die Klappe und beweg' dich nicht.“

Er kam auf uns zu. Sein Schatten wurde größer.

„Hey Simon, hast du was entdeckt?“

„Sekunde... Ich bin mir noch nicht sicher.“
 

„Coleman!“ Ich rüttelte an seiner Schulter, aber achtete für eine Sekunde nicht auf meinen Halt. Wie in Zeitlupe rutschte ich nach vorne, wurde von Tom gerade noch aufgehalten, den ich beinahe mit umriss. Vor meinen Augen bildete sich binnen Sekunden wieder diese durchsichtige, verwaschene Fassade. Bitte... Du hast mich nicht bemerkt...

„Also... ich hätte schwören können... nein, da ist nichts... Falscher Alarm, Jungs! Was auch sonst...“

Simon zögerte noch einen Moment, dann schritt er wieder zurück auf die Straße und der Trupp ging den Weg zurück, den er gekommen war. Mit angehaltenem Atem warteten wir, bis die Schritte verstummten.

„Was soll der Scheiß, Alice?!“, zischte mich der Kater an. „Ich dachte, du hättest Erfahrung mit Diebstählen!“

„Und warum hast du so lang gewartet?! Das hier ist keine verdammte Mutprobe!“

„Was hab ich denn gerade zum Einsatz von Barrieren gesagt, du dumme Kuh?“

„Ach, und stattdessen versucht du irgendeinen Ich-versteck-mich-in-den-Schatten-Nonsens?“

„E-entschuldigt die Störung Leute, aber...“, mischte sich Thomas ein. „Wir sollten besser weiter, bevor der Trupp zurückkommt.“

Sofort beendeten wir unseren kleinen Disput, rafften uns auf und verließen die Stadt, lösten aber die Barriere erst nachdem wir den halben Weg zwischen Stadtgrenze und La Belles Haus zurückgelegt hatten.
 

„Hey, Kleiner. Bist du Véronique La Belle schonmal begegnet?“

„Er war dabei, als sie uns angegriffen hatte“, antwortete ich für Thomas. Coleman musste nicht wissen, wie sehr er am eigenen Leib ihre Grausamkeit gespürt hatte. Oder wollte ich nur nicht, dass er von meiner Machtlosigkeit ihr gegenüber erfuhr?

„Hatten Sie nicht erwähnt, dass Sie noch bis vor kurzem für sie 'gearbeitet' haben?“, wollte Thomas wissen. Coleman blieb stehen, setzte die Melone kurz ab und fuhr sich durch das Fell.

„Das stimmt schon... Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, wie jemand für so ein Monster arbeiten kann, hm? Die Sache ist... Ich bin verflucht. Als ich vor 17 Jahren versucht hatte, ein Buch aus Mycrafts Sammlung zu klauen, wurde ich erwischt und eingebuchtet. Der alte Mycraft hatte wohl gewusst,dass ich sicherlich nicht in der Zelle auf meine Hinrichtung warten würde und hatte mich mit einem Fluch belegt. Seitdem kann ich Taleswood nicht mehr verlassen. Meine handvoll magischer Fähigkeiten sind allerdings ein positiver Nebeneffekt aus der ganzen Sache, wie ich schnell herausfand. Letzten Endes... hatte ich einfach gehofft, dass sie mich nach all den Jahren davon befreien könnte. Und Jack wird mir in seinem jetzigen Zustand auch nicht helfen können.“

„Aber für einen Diebstahl wird man doch nicht gleich gehängt.“

„Kleiner, ich habe versucht den mächtigsten Magier Taleswoods zu beklauen. Glaub mir, an der Justiz zu drehen, wäre ein Leichtes für ihn gewesen. Warst du ihm ein Dorn im Auge, dann warst du auch schon so gut wie tot. Stimmt's, Alice?“

Ich antwortete nicht und wich dem besorgten Blick Toms aus. Coleman sollte ihm nicht zu viel Angst einjagen. Außerdem waren wir schon am Hexenhaus mit den Rosensträuchern angekommen, wie ich erkannte, als ich aufsah. Noch immer lag es ruhig und still da, als wäre nie etwas passiert. Doch obwohl ich wusste, dass die Hausherrin nicht da war, bekam ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Ich konnte es nicht erklären, doch etwas wirkte... falsch.

Langsam gingen wir den kurzen Weg durch den Vorgarten, zögerten einen Moment, als wir vor der Haustür standen, doch nun gab es kein Zurück mehr.

Coleman kniete sich davor, bereit sie aufzubrechen, hielt dann jedoch verdutzt inne, drehte den Knauf und die Tür schwang auf. Sie hatte nicht abgeschlossen? Oder war etwa schon vorher jemand hier gewesen? Uns kam ein seltsamer Geruch entgegen, eine Mischung aus Eisen, Schwefel und verschieden anderen Substanzen, die ich jedoch nicht entziffern konnte. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte im dunklen Korridor etwas zu erkennen, doch da war nichts, nur seltsam verworrene Schatten.

„Wir bräuchten Licht“, schlug Thomas vor, wandte sich nach hinten und nahm sich einen stabilen Ast von einem kleinen Busch.

„Magier können doch bestimmt auch Feuer zaubern, oder?“

Ich schnipste kurz mit den Fingern und kam mit der kleinen Flamme seinem Ast näher, doch gerade, als ich ihn entzündet hätte, drängte mich Colemans Pfote zurück.

„Nein, tut das nicht“, sagte er mit hauchender Stimme.

„Was? Warum denn nicht?“

„Weil... glaubt mir, das wollt ihr nicht sehen.“

„Uns bleibt leider keine andere Wahl, mein Lieber. Ohne Licht geht’s nicht.“

Ich schob ihn beiseite und entzündete den Ast. Er brannte erstaunlich gut und gab zumindest genug Licht, bis wir eine Kerze finden würden. Doch als ich mich umdrehte, verstand ich, warum Coleman uns aufhalten wollte.

Ein unterdrückter Schrei entwich mir und Thomas ließ die Fackel sinken und fing an, Würgelaute von sich zu geben. Es war nur ein kurzer Blick, doch der hatte gereicht.

Der Korridor war in purpur getränkt. Sie waren auf dem Boden, an den Wänden, ja selbst von der Decke hingen sie, zerquetscht, erhängt und durchbohrt von unzähligen Dornenranken, die sich aus ihnen schlängelten, als wären sie normale Erde. Ich hatte mich schon gefragt, was aus den Hommunkuli geworden war, die La Belle erschaffen hatte.

Nun war klar: Sie hatten all ihren Zorn zu spüren bekommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Phinxie
2017-04-12T14:34:13+00:00 12.04.2017 16:34
So, jetzt bin ich auch durch mit diesem Kapitel hier :)
Hat länger gedauert, als es mir lieb war, aber geschafft ist geschafft :3

Das typische BlaBla kennst du ja: Wenige bis gar keine Schreibfehler (zumindest ist mir jetzt nichts Gravierendes aufgefallen), Schreibstil ist klasse, so wie immer und so weiter und so fort. Das muss ich nun ja nicht wirklich jedes Mal erwähnen, richtig?
Richtig :D

Kommen wir zu dem wichtigen Teil, dem Inhalt:

Also, wie ich dir schon mal gesagt habe, ich finde deine Vergleiche echt super, wie der beim ersten oder zweiten Absatz. Zudem gefällt mir die Stimmung, die du gerade verbreitest, unheimlich gut. Ich mag deine Ideen - die Tür, die zu einem anderen Raum, vielleicht einer anderen Welt führt etc. Das sind Ideen, die man zwar irgendwo schon mal gelesen hat, aber die dennoch nicht langweilig werden, weil du sie anders - gefährlicher - verpackst und beschreibst.

Die Gespräche waren dieses Mal sehr lebendig! Du wirst immer besser darin, Dialoge zu beschreiben, nimmst dir die Zeit dazu, sie auszuformulieren und rennst nicht mehr dadurch, als würdest du einen Film schnell vorspulen wollen - Klasse, großes Lob an dieser Stelle an dich :)

Jetzt kommt der einzige negative Punkt:
Coleman wurde... verflucht? xD
Also... du hast mich ja schon vorgewarnt, dass es was absolut Banales ist, aber SO banal hätte ich jetzt nicht gedacht xD Des weiteren fand ich es ein wenig... wie soll ich sagen... unpassend, dass der Kater jetzt doch so 'schnell' am Ende mit der Sprache rausgerückt ist, weswegen er Taleswood nicht verlassen kann. Zuerst - und das hat mir verdammt gut gefallen! - war er so zögerlich, hat herumgedruckst und wollte partout nicht darüber reden. Ich fand, das hat Coleman verdammt viel Charakter in dem Moment gegeben, denn es ist eine Sache, mit der er augenscheinlich zu kämpfen hat, die ihm sehr missfällt (gut, wer will schon gerne verflucht sein xD)
Aber dann kam es mir ein wenig arg plötzlich: Ohne Zögern, ohne Herumdruckserei sprudelt die Wahrheit mit einem Mal aus ihrem heraus, obwohl er vorher alles getan hat, um zu verhindern, es Alice sagen zu müssen. Das ist meine persönliche Wahrnehmung. Ich fand es cool, herausgefunden zu haben, warum Coleman Taleswood nicht verlassen kann (und warum Coleman versucht hat, ein Buch zu klauen, vor allem, WAS für ein Buch es gewesen ist) und gut, ein Fluch ist halt eine Sache (was ich mich jetzt frage: Wenn Mycraf wirklich tot ist (was ich momentan stark bezweifle), würde der Fluch Colemans eigentlich nichtig werden? Gibt ja solche Sache, stirbt der Träger, stirbt der Fluch etc? Nur mal so aus reiner Neugierde^^)
Aber wie gesagt: Es ging mir plötzlich zu schnell. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn du noch mindestens bis zum nächsten Kapitel damit gewartet hättest, bzw, wenn Coleman noch ein wenig mehr gezögert hätte, es zu verraten.
Aber nun gut.

Genug Negatives gesagt (wenn das jetzt wirklich negativ war, ich meine... Der Punkt ist jetzt nicht schlimm oder so, sondern nur etwas, was mir aufgefallen ist xD)

Kommen wir zurück zum weiteren Inhalt:
Das Ende war dann doch eine recht überraschende Wendung. Dass La Belles Person zwar tot ist, sie aber in irgendeiner Weise noch wichtig ist, war ja schon klar, aber dass sie ihre komplette Homunkuli getötet hat... D:
Ich habe dank Fleur ja eh eine gewissen Vorliebe für Homunkuli innerhalb deiner Geschichte entwickelt und als ich mir das Bild vorgestellt habe... Brrr, das war unschön D:
Aber das ist jetzt ein Lob an dich: Du hast die Grausamkeit beschrieben, aber doch wenig genug, damit sich der Leser selbst vorstellen muss, wie das ausschaut (wie war das? Gute Autoren lassen manchmal Sachen weg, um die Fantasie des Lesers anzustrengen? ;) )
Auch unterstreicht deine kurze, aber doch aussagekräftige und gleichzeitig schockierende Beschreibung den kurzen Moment, den Alice den Blick auf das Geschehen hatte, ehe sie zurückgetaumelt ist. Die Szene ist demnach perfekt von dir beschrieben worden, wobei ich mir schon fast ziemlich sicher bin, dass du darauf im nächsten Kapitel noch ein wenig mehr zu sprechen kommst...
Immerhin ist das keine Sache, wo man sagt: "Nja, gut, die sind da tot, kann mir ja egal sein, lasst uns die Notizen suchen!" XD

Gibt es noch irgendetwas...?
Nein, ansonsten nichts ^^
Ich habe alles geschrieben, was ich schreiben wollte (und habe wie immer darauf geachtet, dir ein ordentliches und ausführliches Feedback zu geben :3 ) und erwarte nun das nächste Kapitel voller Sehnsucht ^^
Antwort von:  Lazoo
12.04.2017 18:17
Vielen Dank für die negative Anmerkung, denn du hast völlig Recht:
Es klang am Anfang viel zu sehr danach, als würde Coleman tatsächlich ein Geheimnis draus machen, was er jetzt nicht unbedingt macht, er bindet's nur nicht jedem auf. Er war in dem Moment auch eigentlich eher genervt und ein Stück weit auch frustriert. Dementsprechend habe ich das abgeändert, auch wenn ihm das jetzt vielleicht etwas "Charakter" nimmt, aber so ergibt es deutlich mehr Sinn.

Des Weiteren:
Freut mich, dass dir das Ende gefallen hat, mit sowas bin ich mir immer etwas unsicher. Wie weit ist jetzt grausam genug beschrieben, oder darf man noch einen draufsetzen, etc. Horror, Action und Sex sind nach wie vor die am schwersten zu schreibenden Szenen - aber dafür auch die spaßigsten ;)

Ich hoffe aber, es ist klar, dass Véronique die Homunkuli vor ihrer Abreise getötet hat. Das war kein Angriff aus dem Jenseits ;)

Vielen Dank für die ausführliche Kritik, das motiviert wie immer weiterzumachen :)
Antwort von:  Phinxie
12.04.2017 18:27
Also, es geht immer mehr: Gewalt, Sex, Horror... Man kann immer einen drauf setzen ;)
Du könntest jetzt z.B die Grausamkeit Veroniqués (und ja, es war klar, dass sie es gewesen ist^^)
am Anfang des nächsten Kapitels noch mehr beschreiben, detaillierter. Natürlich ist das kein Muss, aber im Großen und Ganzen kommt die Grausamkeit eher durch meine lebhafte, detaillierte zu beschreiben.
So etwas ist schwer, das gebe ich zu (ich lerne in dieser Hinsicht selbst noch sehr viel^^ ), aber einen Versuch ist es wert :)
Ich persönlich habe es ganz gerne, wenn so etwas beschrieben wird... ^^


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