Überstrahlt
Enrico fiel für das nächste Match aus. Sein Blade wurde stark beschädigt und musste repariert werden. Es waren keine komplizierten Schäden, aber das Austauschen der kaputten Teile dauerte seine Zeit. Vor allem, da es nur eine Reparaturstelle für alle Teilnehmer gab. Enrico hatte Glück, dass die Vorrunden bereits vorbei waren, weswegen der Andrang stark nachgelassen hatte.
"Kannst du das reparieren, eh?", fragte Enrico besorgt und legte seinen Blade vor der jungen Frau mit dem unordentlichen Dutt auf den Tisch.
Sie rückte ihre Brille zurecht. Auf Enrico wirkte sie chaotisch.
Leise summte sie vor sich hin, während sie Amphilyon begutachtete.
"Nichts Schlimmes", beruhigte sie ihn. "Ich denke in zwei Stunden hab ich ihn wieder flott. Schickes Blade übrigens."
Lächelnd nahm sie ihn vom Tisch.
"Du bist sicher, dass du das hinkriegst, eh?", fragte er noch einmal nach.
"Klar, ich hab seit Anfang dieses Turniers bestimmt hundert Blades reparieren müssen", sagte sie zwinkernd. "Ich schaff das."
Enrico schien beruhigt.
"Danke...?", seufze er erleichtert und sah sie fragend an.
"Hmm...? Oh, mein Name ist Cidney", sagte sie freundlich.
"Enrico", stellte er sich vor.
"Also, danke Cidney", verabschiedete er sich charmant und winkte ihr zum Abschied. "Bis später."
Sie ging in den Nebenraum, in dem die Werkzeuge und Ersatzteile aufbewahrt wurden.
Enrico machte sich deutlich besser gelaunt auf die Suche nach den anderen. Johnny fand er in der Umkleidekabine sitzend.
Seinem Gesicht nach zu urteilen lief es nicht gut.
"Haben wir verloren, eh?", fragte Enrico stirnrunzeln.
"Nein", antwortete Johnny mürrisch. "Wir haben gewonnen. Robert und ich jedenfalls."
Er konnte es nicht lassen, Salz in die Wunde zu streuen. Enrico bedachte ihn mit einem bösen Blick.
"Konnte ja keiner wissen, eh, das einer von denen was drauf hat!", rechtfertigte er sich. "Und wo ist eigentlich Robert? Und Oliver?"
"Robert redet gerade mit Argent. Der kam nach seinem Kampf hier rein und wollte etwas mit ihm besprechen. Wo Oliver ist... keine Ahnung", gab Johnny schulterzuckend zu. Es war ihm ehrlichgesagt auch egal.
Gerade, als Enrico seine Vermutungen in den Raum werfen wollte, öffnete sich die Tür. Robert kam herein.
Sein Blick war ernst.
Ernster als sonst.
"Was ist los, eh?", wollte Enrico wissen.
"Das war's" war alles, was er sagte.
"Was meinst du?", hakte nun auch Johnny nach.
"Nach dem Turnier hat sich das mit dem Team erledigt", informierte er sie. "Dann kann wieder jeder tun und lassen, was er will." Nicht, dass sie das nicht ohnehin taten, fügte Robert in Gedanken hinzu.
"Warum?", wollte Johnny wissen. Er sah beinahe so aus, als widerstrebte ihm dieser Gedanke.
Beinahe.
"Weil wir kein Team sind. Wir sollten Europa als Team repräsentieren. Argent ist aufgefallen, das bei meinem Kampf nicht einmal mehr jemand auf der Bank saß", erklärte Robert. "Und ich hab ihm gesagt, dass wir kein Team sind. Wir sind vier Blader, die unter dem Namen Majestics auftreten - für mehr reicht es scheinbar nicht."
Johnny wurde bei dem Satz nachdenklich, auch wenn er Robert in seinen Ausführungen zustimmen musste.
Das Projekt Majestics war gescheitert.
"Argent hat außerdem erwähnt, dass sie eines der teilnehmenden Teams als neue Repräsentanten favorisieren", sagte Robert. "Shining."
"Können die das so einfach machen, eh?", protestierte Enrico halbherzig.
"Ja", antwortete Robert schlicht, "die können das einfach so. Die haben das Team auch ins Leben gerufen."
Schweigen.
"Ist doch prima", warf Johnny plötzlich ein und durchbrach die entstandene Stille. Er riss die beiden anderen aus ihren Gedanken. "Wir können wieder machen was wir wollen und bekomme trotzdem neue Herausforderungen!"
"Ja, nur dass wir abgesehen von Ligaspielen an keiner davon teilnehmen können", hielt ihm Robert entgegen. "Die meisten der Turniere sind auf Teammatches ausgelegt und die werden kaum Einzelblader als Team zulassen."
"Was bedeutet das, eh?", fragte Enrico stirnrunzelnd.
"Das werden wir bald rausfinden", antwortete Robert vage.
Bei einem war er sich bereits jetzt sicher: sie würden irgendwann nicht mehr die Besten sein.