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Die Seele der Zeit

Yu-Gi-Oh! Part 6
von

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Sahara

Prolog: Sahara
 

Schwarz, wie ein Tuch von Samt lag die Nacht über dem Land. Tausende winzige Sonnen leuchteten am Firmament, als trugen sie einen Wettstreit aus. Doch sie alle konnten sich nicht mit der Kraft messen, mit der der Mond sein Licht auf die Welt hinab warf. Leise säuselte der Wind durch die Dünen, deren Höhen und Tiefen er einst geschaffen hatte. Sandkörner trieben vor ihm her, jagten in kleinen Schwaden davon. So war die Wüste auf ewig in Bewegung, veränderte sich von Tag zu Tag. Auch heute sollte hier wieder etwas geschehen. Vielleicht sollte sich gar das Ende einer Ära abzeichnen, in der Ägypten bisher Wohlstand und Frieden beschert worden waren.

Zumindest erweckten die dunklen Reiter, die unter dem wilden Hufgetrampel ihrer Tiere durch die Nacht preschten, den Eindruck, als seien sie zu allem bereit. Schwarze Kutten verhinderten jeden Blick, der ihre Gesichter hätte identifizieren können. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Ihr Weg schien sie zu einem felsigen Kamm zu führen, der sich über nicht endenden Sanddünen erhob. Sobald sie diesen erreicht hatten, zügelten sie ihre Pferde und mäßigten das Tempo. Einer nach dem anderen stiegen sie von den Tieren und schlichen, geschützt von Stein, weiter nach vorne, um einen besseren Blick auf das haben zu können, was sich unter ihnen erstreckte. Dort, am Rand des Nils, war ein Lager errichtet worden. Dutzende Feuer flackerten zwischen den zahllosen Zelten, die man für die Nacht aufgestellt hatte. Bewaffnete Männer patrouillierten umher.

Einer der Männer, die das Lager beobachteten, wandte sich um, als eine verhüllte Gestalt an seine Seite trat.

„Eine wahrlich große Armee, wenn ihr mich fragt“, glitt die leise Stimme einer Frau durch die Nacht.

Der Mann neben ihr nickte.

„Doch schon viele haben versucht, Ägypten zu Fall zu bringen. Auch welche mit einer noch größeren Truppenstärke. Wahrscheinlich wird es auch diesmal nicht gelingen. Und das sage ich nicht, weil ich mir eine weitere Regenschaft des Pharaonen Hauses wünschen würde.“

„Urteilt nicht voreilig, Kipino. Ihr wisst, was mein Vater erzählte. Seine Vision war eindeutig. Diese Schlacht wird anders sein als die vielen, die Ägypten bisher zu schlagen hatte. Aber nicht nur das ist es, was mich heute Nacht mit euch hier her kommen ließ. Meine Frage ist viel mehr, welche Rolle wir in diesem Spiel haben werden.“

Der junge Mann sah sein Gegenüber fragend an.

„Bislang hielten wir uns stets aus den Schlachten heraus, die die Pharaonen zu schlagen hatten. Weshalb sollte es uns diesmal etwas angehen?“

Ruckartig wandte sie ihm das Gesicht zu. Helle, fliederfarbene Augen, die zwar schön, aber zugleich unerbitterlich waren, fixierten ihn.

„Hätte mein Vater eine Vision gehabt, wenn es uns nicht betreffen würde? Irgendetwas wird geschehen. Etwas, das von großem Ausmaß sein wird. Das spüre ich. Jeder tut das. Selbst die Bauern nahe Men-nefer sind unruhig. Selbst sie spüren, dass dieser Kampf anders sein wird, als seine Vorgänger.“

Sie wandte den Blick wieder hinab auf das Heer, das dort unten in der Ferne lagerte.

„Und genau deshalb bin ich hier. Ich werde heraus finden, wer dieser Kerl ist, der die Gewalt über diese Männer hat. Und was er vorhat.“

Kipino fuhr erschrocken herum. Ungläubig starrte er die junge Frau an.

„Euer Majestät! Nein, das kann ich nicht zu lassen!“

„Du wirst es wohl zulassen müssen, mein Freund. Etwas anderes wird dir gar nicht übrig bleiben. Es sei denn, du legst mich in Ketten und selbst das würde doch nichts bringen.“

„Weiß euer Vater davon?“

„Sollte er?“

„Aber Majestät, etwas derartiges ohne Zustimmung eures Vaters zu tun, verletzt die Regeln der...“

„Es verletzt Regeln, an deren Schöpfung ich zum Teil beteiligt war. Wem stünde es also mehr zu, sie zu übertreten, als mir?“, kam die Antwort mit einem Grinsen, das zwischen diabolisch und schlicht frech schwankte.

„Ihr könnt hier auf mich warten oder gehen. Das ist die einzige Entscheidung, die euch zusteht. Denn meine habe ich bereits getroffen.“

Der schwarze Umhang, in den sie gehüllt war, bauschte sich kurz in der nächtlichen Brise, als sie einem Schatten gleich von dem Vorsprung herunter glitt. Kipino schluckte schwer, als er ihre Gestalt verfolgte, die kaum sichtbar über den Sand hinweg auf das Lager zueilte.

„Mögt ihr wohlbehalten zu uns zurückkehren, Prinzessin...“
 

Schon lange vor den Fluten des Nil wandelte sich die Wüste urplötzlich. Üppiges Grün schoss aus dem Boden hervor- perfekt, um sich ungesehen an die fremden Krieger heran zu pirschen. Keinen Laut von sich gebend schlich sie durch die Dunkelheit, sah sich bereits frühzeitig nach den Feuern des Lagers um, um ihrem Schein zu entgehen. Und tatsächlich gelang es ihr, bis dorthin vorzudringen, wo die Zelte am dichtesten standen, in das Herzstück dieser Armee. Sie beobachtete zwei Wachen, die unweit vor einer der sporadischen Behausungen standen. Offenbar nahmen sie ihren Dienst nicht allzu ernst, denn sie wirkten eindeutig betrunken. Gerade das waren die gefährlichsten. Zwar mochten sie in ihrem Zustand weniger mitbekommen, als ihre nüchternen Kollegen, doch wenn sie dann auf etwas aufmerksam wurden, reagierten sie ganz anders als diese. Ein pflichtbewusster Wächter würde sich zunächst vergewissern, auch wirklich etwas gesehen zu haben. Ein betrunkener hingegen begann, wild drauf los zu schreien und brachte das ganze Lager in Aufruhr- ein Umstand, den sie um jeden Preis vermeiden wollte. Auch wenn ihr bisheriger Eindruck von dem Heer nicht gerade positiv war. Die meisten von diesen Kerlen schienen das Wort Intelligenz höchstens aus Legenden zu kennen, andere wieder wirkten alt und gebrechlich. Dann waren da noch jede, die sich auf der bisherigen Reise wohl Krankheiten zugezogen hatten. Und mit solch einer Armee glaubte ihr Führer wahrlich, er könne sich dem Hause der Pharaonen stellen? Hier musste mehr im Spiel sein. Kein Mensch, der noch annähernd bei Verstand war, käme auf eine solch aberwitzige Idee.

Als die beiden Wachen vor dem Zelt plötzlich begannen, sich anzuschreien und aussahen, als seien sie im Begriff sich zu prügeln, nutzte sie ihre Gelegenheit und huschte weiter. Inzwischen hatte sie ein Zelt ausmachen können, das die anderen bei weitem überragte. Wenn sie wissen wollte, wem diese Heerscharen gehörten, dann würde sie ihn gewiss dort finden. Denn noch etwas anderes kam ihr seltsam vor. Nirgendwo in diesem verfluchten Lager gab es auch nur ein einziges Wappen, das über die Herkunft der Krieger Auskunft gegeben hätte. Wenn hier nichts faul war, dann würde sie freiwillig dem Drängen ihres Vaters nachgeben und sich endlich verheiraten lassen. Diesen Gedanken konnte sie sich erlauben, denn sie war sich sicher, dass hier etwas nicht stimmte.

Schließlich erreichte sie das größte aller Zelte. Um dieses herum standen weitere provisorische Behausungen, dicht gedrängt, sodass die Wachen lediglich am Eingang an der Vorderseite der Planen Platz gefunden hatten. Sie schlich sich von hinten heran. Als sie eine Stelle gefunden hatte, an der der Stoff einen kleinen Riss hatte, hielt sie inne und hockte sich nieder, sodass auch wirklich niemand sie sehen konnte. Gebannt lauschte sie, während sie versuchte, etwas im Inneren zu erkennen. Sie konnte drei männliche Stimmen ausmachen.

„... nicht mehr lange dauern. Dann wird Ägypten nicht mehr auf uns herab blicken!“

„Zu wünschen wäre es euch, mein Gebieter. Doch bitte versteht meine Bedenken. Eure Truppen erwecken nicht den Anschein, als könnten sie es mit den Bestien der Ägypter aufnehmen...“

„Schweigt auf der Stelle! Wollte ihr euch wahrlich anmaßen, die Führungsqualitäten des großen Caesian in Frage zu stellen?“

Caesian also? Dieser Name war ihr durchaus ein Begriff, wenn auch nicht einer, den sie mit Ruhm oder großen Legenden verbunden hätte. Im Gegenteil. Caesian war der Herrscher eines Landes im Westen, das unter der größten Armut des gesamten Kontinents litt. Zudem waren die Gesetze dort mehr Zierde als ernst gemeinte Regeln. Niemand, der die Wahl hatte, setzte freiwillig einen Fuß in das Königreich dieses Mannes.

„Lasst ihn ruhig zweifeln. Umso größer wird sein Erstaunen sein, wenn er sieht, wozu ich fähig bin.“

Plötzlich war das Klirren von Metall zu hören. Sie versuchte zu sehen, worum es sich handelte. Zunächst konnte sie nur die Gestalten der Männer erkennen. Doch dann fiel ihr Blick auf etwas, das einer von ihnen in den Händen hielt. Was auch immer das für ein Gegenstand war, er glänzte golden im Fackelschein. Vorsichtig ergriff sie die beiden Seiten des Lochs, durch das sie spähte, und zog sie weiter auseinander. Da erstarrte sie plötzlich. Das goldene Ding, dass dieser Mann in den Händen hielt, war über und über verziert mit ägyptischen Schriftzeichen. Aus Gold geschaffene Federn baumelten unterhalb der prachtvollen Spitze, die am oberen Ende des Zepters saß. Und zwischen Federn und Spitze saß ein Auge, das ihr nur zu vertraut war.

„Bei allen Göttern Ägyptens... Das ist doch...“

Leise kroch sie ein Stück von dem Zelt zurück, ehe sie sich erhob. Dann huschte sie durch die Zeltreihen davon, so schnell sie eben konnte, ohne entdeckt zu werden. Kaum war auch die letzte Gruppe von Kriegern außerhalb ihrer Reichweite richtete sie sich auf und rannte, so schnell sie ihre Beine tragen konnten, zurück zu der Klippe, auf deren Kamm Kipino zweifellos auf sie warten würde. Ihre Gedanken schossen dabei wild durcheinander. Wo hatte dieser Caesian das Zepter her? Wenn er auch noch wusste, wie er es einzusetzen hatte, dann spielte es überhaupt keine Rolle mehr, ob seine Armee geradezu kläglich war. Denn in eben jenem Artefakt lagen Kräfte verborgen, die außerhalb der Vorstellungskraft vieler Menschen lagen. Und war das Zepter überhaupt das einzige, das er hatte?

Als sie Kipino erreichte, der ihr helfend eine Hand entgegen streckte, um sie auf die Felsen hinauf zu ziehen, stürmte sie direkt an ihm vorbei zu ihrem Pferd.

„Majestät? Was ist geschehen?“

Sie saß auf dem Tier auf.

„Ich habe doch gesagt, irgendetwas stimmt hier nicht. Los, folge mir, wir müssen sofort zurück zu meinem Vater. Ich erkläre dir alles auf dem Weg.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  AmaterasuNyx
2012-01-02T22:47:27+00:00 02.01.2012 23:47
OH WOW *_* ich bin begeister du schreibst sehr gut! ich werd die FanFic gleich Faven!! Ich less jetz die ander Kapi's und freue mich was noch alles passieren wird! Bitte vielleicht kannst du mir einen ENS schicken wenn nicht ist das auch in Ordnung!

Bye^^
Von:  Tebian
2011-08-22T12:16:20+00:00 22.08.2011 14:16
Hallo :)

also ich muss sagen, du hast einen sehr fesselnden Schreibstil. Ich frag mich wer die Prinzessin ist, die die Truppen da ausspioniert hat? Ich weiß zwar nicht um welche Paare es sich handeln wird, aber das ist bei einer guten Geschichte auch nicht wirklich von belang - zumindest bisher. Aber nachdem ich in deine Fanfic-Favoriten geschaut habe, sage ich dir fairerweise gleich, dass, wenn dies eine Azureshipping Geschichte wird, ich wahrscheinlich auch nicht weiter lesen werde.
Im Moment aber sieht nichts danach aus, folglich lese ich gern weiter. Ich finde deine umfassende Beschreibung einfach klasse. Generell bevorzuge ich alt-Ägyptische Geschichte, ebenso wie Zeitreise-Geschichten und es sieht so aus als würden Yugi und seine Freunde hier noch eine Zeitreise machen. :)
Ich bin gespannt wie es weiter geht.

LG,
Tebi
Von:  KindDerMeere
2011-07-24T19:55:30+00:00 24.07.2011 21:55
Ich bin echt platt o.O
ich habe ja schon so einiges gelesen, auch ziemlich gutes, aber das was du auf den Bildschrim bringst ist einfach nur genial *-*
Mir gefällt dein Schreibstil sehr :) er fesselt ein richtig und gibt einem das gefühl mitten drin zu sein :)
Behalte deinen stil bloß, der ist einfach nur Hammer ;)
Fehler sind mir auch keine aufgefallen..aber ich bin nicht der Typ der so auf Fehler achtet :)
glg Fini

Von: abgemeldet
2011-07-03T09:28:07+00:00 03.07.2011 11:28
Meine liebe Sechmet!

Ich als dein Betaleser-chan sollte hier mal mit guten Beispiel voran gehen und ein erstes Review schreiben ^^

Wie ich dir bereits gesagt habe finde ich deine Beschreibung der ägyptischen Umgebung wirklich hervorragend. Selbst jemand wie ich, der noch nie in Ägypten gewesen war, kann sich das Land bzw die Orte die du beschrieben hast genau vorstellen. Solche Beschreibungen finde ich als Prolog immer sehr gut.
Auch das Gespräch zwischen der Prinzessin und ihrem Begleiter hast du sprachlich super umgesetzt. Vorallem hast du es (zumindest für mich) geschafft, eine bedrohlich- und leicht gefährliche Atmosphäre zu erzeugen, als die Prinzessin in der Oase die Gegner ihres Vaters ausspioniert hat.
Zu bemängeln habe ich nichts, bei deinem Talent war mir das aber auch klar ^^
Weder Grammatik- noch Rechtschreib- oder Logikfehler habe ich gefunden. (Wieso brauchst du mich überhaupt zum Betalesen?! xD)

Du hast es geschafft, den Leser zu fesseln, nicht zu langweilen - da muss man bei Fanfictions immer sehr aufpassen! Auch ohne "Kawaii Pairing!" *hust hust* ist deine Geschichte mehr als lesenswert, vorallem wenn man Wert auf Authentizität und schriftstellerisches Können legt!


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