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Die Seele der Zeit

Yu-Gi-Oh! Part 6
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
One more down, two more to go ... Komplett anzeigen

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Nach dem Sturm - Teil II

Nach dem Sturm – Teil II
 

Elf Umläufe waren vergangen, seitdem sie Theben hinter sich gelassen hatten.

Es war alles so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatten: Bereits kurze Zeit, nachdem die Nachricht vom Ende des Krieges sich verbreitet hatte, war die Zivilbevölkerung in die Städte zurückgekehrt. Binnen weniger Sonnenaufgänge hatte in Theben wieder reges Treiben in den Straßen geherrscht. Handwerker, Soldaten und viele andere hatten unverzüglich damit begonnen, beim Wiederaufbau der Stadt zu helfen. Nachdem die Statthalter schließlich ihre Anweisungen erhalten hatten und Seto sowie der Pharao sich sicher sein konnten, dass fähige Hände am Werk waren, hatten sie sich zum Aufbruch gerüstet. Seitdem waren sie mit etwa der Hälfte des Heeres auf dem Weg nach Men-nefer. Nicht mehr lange und sie würden die Hauptstadt erreicht haben. Sie rechneten mit noch etwa einem halben Tagesmarsch, ehe sie eintrafen. Für heute jedoch hatten sie ihr Lager an den Ufern des Nils aufgeschlagen. Die Sonne war schon vor Stunden verschwunden. Sie hatten die kühlen Stunden des Tages genutzt, um so zügig wie möglich voran zu kommen, ehe sie beschlossen hatten, zu rasten. Die Nacht würde kurz werden. Sie wollten im Morgengrauen aufbrechen. So würden sie die letzte Distanz zu überwinden, die sie noch vom Ende ihrer Reise trennte, bevor das Himmelsgestirn um die Mittagszeit seine Strahlen mit voller Kraft auf die Wüste hinabsandte.

Es herrschte gute Stimmung im Lager. Yugi und Atemu saßen ein wenig abseits, während sie die Anderen beobachteten. Duke, Tristan und Joey unterhielten sich mit einigen Soldaten an einem Lagerfeuer. Immer wieder klirrten dabei ihre Bierkrüge aneinander. Ryou und Marik hingegen saßen unter einer Palme. Vor ihrer Abreise hatten sie um einige Abschriften aus den Schriftsammlungen in Theben gebeten, die sie nun fasziniert lasen, wann immer sich die Gelegenheit bot. Ab und an sah man auch sie in Gesprächen vertieft, in denen sie versuchten, mehr über dieses Zeitalter herausfinden. Eine direkte Begegnung mit den Menschen der betreffenden Zeit war eben doch etwas anderes, als archäologische Erkenntnisse oder das überlieferte Geheimwissen, das der junge Ägypter besaß. Tea und Mana hingegen hatten es sich auf einem Felsen am Nilufer gemütlich gemacht und ließen die Füße ins Wasser baumeln. Kisara war bis vor kurzem noch bei ihnen gewesen, hatte sich jedoch aufgemacht, um nach Seto zu sehen. Marlic musste sich ebenfalls irgendwo herumtreiben. Atemu wusste nicht, weshalb, doch er hatte sich entschieden, mit seiner Erkenntnisgewinnung über dieses neue Leben in der Hauptstadt anzufangen.

So waren der Pharao und sein Seelenverwandter unter sich, während sie sich erlaubten, ein wenig Wein zu kosten, der aus Theben stammte. Yugi war kein Freund von Alkohol, doch ab und an machte er eine Ausnahme. Für eine ganze Weile saßen sie einfach nur schweigend beisammen und genossen die einträchtige Stille, die lediglich von den Geräuschen des Lagers durchbrochen wurde. Schließlich war es an dem Kleineren, das Wort zu ergreifen. Es gab etwas, das angesprochen werden musste, auch wenn es ihn schmerzte, nur daran zu denken.

„Atemu?“

„Ja?“

„Hör zu …“, setzte Yugi langsam an. „Es gibt da etwas, das uns allen auf der Seele brennt. Etwas, das gleichzeitig keiner von uns aussprechen will. Aber es muss sein.“ Er erhob sich ein Stück, um sich anschließend so niederzulassen, dass er sein Gegenüber ohne Probleme betrachten konnte.

Der Pharao sah ihn besorgt an. „Und was wäre das?“

„Mach dir keine Sorge, es ist an sich nichts … na ja, schlimmes.“ Er seufzte. „Wir alle sind gerne mit dir zusammen. Das alles war ein verdammt wilder Ritt. Aber obgleich so viele schreckliche Dinge geschehen sind, hatten wir auch einen Grund zur Freude, denn wir durften dich noch einmal wiedersehen – etwas, womit keiner von uns je gerechnet hätte. Doch …“ Yugi zögerte, ehe er sich entschied, dass er das Offensichtliche nicht beschönigen konnte. „Atemu, wir gehören nicht hier her.“

Der Pharao verstand auf Anhieb, worauf sein Freund hinaus wollte. Er und die anderen sorgten sich darum, wie sie wieder in ihre Zeit zurückkehren konnten.

„Versteh mich nicht falsch“, sprach der Kleinere auch schon weiter. „Ginge es nur um uns – ich meine, hätten wir keine Familien, keine Freunde, keine Pflichten, die im 21. Jahrhundert auf uns warten, ich glaube, keiner von uns würde zweimal überlegen, ob er gerne hier bleiben würde. Aber so ist es nun einmal nicht.“ Sein Blick schweifte zu Duke und Tristan, die eben mit Joey und einem Soldaten anstießen. „Als sie zu uns gestoßen sind, haben sie erzählt, dass wir in unserer Welt vermisst werden. Serenity, Ishizu, Odeon, Grandpa, unsere Eltern, Geschwister, Freunde, Arbeitskollegen, Schulkameraden – sie alle fragen sich, wo wir abgeblieben sind.“

„Und das bereitet wiederum euch Sorge“, stellte Atemu fest.

„Ja. Weil sie nicht wissen, dass es uns hier gut geht. Ich möchte nicht, dass sie unnötig verzweifeln“, erwiderte der Andere und schüttelte den Kopf.

Der Pharao legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das verstehe ich voll und ganz, Partner. Ich nehme es dir nicht übel, dass es dich nach Hause zieht, aus welchem Grund auch immer.“ Nun war es sein Blick, der in die Ferne schweifte. „Auch, wenn ich mich in eurer Zeit niemals alleine fühlte, so war mir doch immer tief im Inneren bewusst, dass meine Aufgabe woanders liegt. Deshalb habe ich nie aufgegeben und immer weiter nach meinem Ursprung gesucht, bis ich ihn dank eurer Hilfe endlich fand. Nun weiß ich wo mein Platz ist – zumindest dachte ich das bis zu meiner Wiedergeburt.“

Yugi sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Und seitdem ist es anders?“

„Das ist es“, bestätigte sein Gegenüber. „Ich gehöre hier nicht mehr hin. Eigentlich ist mein Platz im Jenseits und doch lebe ich. Eigentlich ist Seto derjenige, der auf dem Thron sitzen sollte und doch spricht jeder mir diesen Platz zu. Und es fühlt sich nicht richtig an.“

„Ich glaube kaum, dass Seto dir den Thron streitig machen würde oder ihn dir auch nur neidet …“

„Das würde er niemals tun, da stimme ich dir zu“, unterbrach Atemu ihn sachte. „Aber … dennoch erscheint es mir nicht richtig. Um ehrlich zu sein … spiele ich schon mit dem Gedanken, den Thron an ihn abzugeben, seitdem wir Theben verlassen haben.“

Zu seiner Verwunderung wirkte Yugi nicht sonderlich überrascht. Er nickte lediglich, während er am Wein nippte und zu überlegen schien. „Aber was ist es, das du danach tun willst? Ich meine … du wirst nicht …?“

Atemu verstand die unausgesprochene Frage. „Nein. Mir ist bewusst, was für ein kostbares Geschenk mir die Götter gaben, auch wenn sie es aus einem Selbstzweck heraus taten. Nein, das nicht, Yugi. Ich dachte vielmehr daran, das Land zu bereisen. Vielleicht auch über seine Grenzen hinaus zu gehen.“ Er nahm ebenfalls einen Schluck vom Alkohol. „Ich war noch jung, als ich starb. Auch heute bin ich es noch. Ich habe Schlachten geschlagen, regiert … und habe doch fast nichts von dem Land gesehen, über das ich herrschte. Ganz zu schweigen von dem, was jenseits seiner Grenzen liegt.“

Der Kleinere nickte. „Das verstehe ich gut.“

Atemu lächelte. „Ich weiß, dass es noch eine Weile dauern wird, bis ich das tun kann. Aktuell kann ich das Land nicht verlassen. Ich werde gebraucht. Doch es kommt der Tag, da kann Seto auf mich verzichten. Und dann werde ich reisen, diese Welt sehen, in Frieden leben.“

„Das klingt gut. Lass uns darauf anstoßen“, schlug Yugi vor und hob seinen Pokal.

Klirrend stießen die Behältnisse gegeneinander, ehe sie tranken.

„Zuerst aber“, ergriff der Pharao anschließend abermals das Wort, „werden wir einen Weg finden, euch nach Hause zu bringen. Das verspreche ich dir, Yugi.“
 

Die Sonne erreichte gerade ihren Zenit, als die Umriss Men-nefers am Horizont auftauchten. Beim Anblick ihres Ziels wurden Freudenrufe im Tross laut. Es dauerte jedoch noch eine Weile, bis sie nahe genug an die Stadt heran kamen, um Details ausmachen zu können. Was Atemu zuerst auffiel, war, dass Caesian die Mauern hatte instand setzen lassen. Sie waren in einem weitaus schlechteren Zustand gewesen, als er die Stadt zuletzt gesehen hatte. Auf den Wehrgängen machte er auch bald Soldaten aus, die in aufgeregtes Rufen verfielen, als sie bemerkten, wer sich da Men-nefer näherte. Scheinbar mussten sie sich bereits aus anderen Gegenden hier eingefunden haben, sobald sich die Nachricht vom Sieg verbreitet hatte.

Als sie die Hauptstadt schließlich erreicht hatten, wurde sogleich das Tor für sie geöffnet. Unter Freudenschreien und Jubel zogen Atemu und sein Tross in die Stadt ein. Waffen wurden gereckt, Blumen geworfen, die Götter gepriesen, Lieder angestimmt. Atemu zeigte der heimgekehrten Bevölkerung durch gelegentliches Winken und beständiges Nicken, dass er ihre Lobpreisungen schätzte. Er würde bald zu ihnen sprechen müssen. Es war offensichtlich, dass sie nach einer Rede verlangten, die ihnen verdeutlichte, welcher Schrecken überwunden worden war und zugleich erklärte, wie es nun weitergehen würde. Noch auf dem Weg zum Palast vereinbarte er mit Seto, dass so bald wie möglich verkündet werden sollte, dass er am nächsten Morgen zu seinem Volk sprechen würde. Die Sache duldete keinen Aufschub. Die Menschen brauchten Orientierung in diesen chaotischen Zeiten und er würde versuchen, sie ihnen zu geben. Sie hatten sie nach allem, was sie durchgemacht hatten, ebenso verdient wie den Frieden, der ihnen hoffentlich bevorstand.

Ja näher der Tross dem Palast kam, desto mehr Soldaten setzten sich von ihrem Zug ab. Nur ein Teil der Krieger würde mit in das Herz des Reiches einziehen. Der Rest wurde anderweitig gebraucht und hatte Anweisung, sich nach einer knappen Erholungspause direkt wieder in den Dienst zu begeben. Aber auch die Zivilisten wurden weniger, je näher sie der Königsresidenz kamen. Es war als spürten sie, dass ihr Herrscher noch einige Augenblicke der Besinnung brauchte, ehe er auf sie zugehen konnte. Zunächst begnügten sie sich damit, ihren Pharao gesund und wohlbehalten wieder in ihrer Mitte zu wissen. Auch Marlic verschwand bald und setzte sich in die Stadt ab. Atemu vermutete, dass er eine Kneipe oder dergleichen aufsuchen würde.

Schließlich erreichten sie das Tor zur Palastanlage. Hindurch ritten nur noch etwa vier Dutzend Soldaten und der harte Kern ihrer Truppe einschließlich der Schattentänzer. Anschließend fielen die Torflügel krachen hinter ihnen zu und verschluckten den Lärm der Stadt. Erschöpft und glücklich stiegen sie von ihren Pferden, die von einer Hand voll Bediensteter in Empfang genommen wurden. Andächtig stand Atemu vor dem Portal, das in das Innere seines Herrschaftssitzes führte.

„Du bist zurück“, riss Yugis Stimme ihn schließlich aus den Gedanken. „Du hast es geschafft. Von nun an wird wieder der Richtige auf dem Thron sitzen – wer immer das auch sein mag“, fügte er leiser hinzu und zwinkerte.

Der Pharao lächelte ihn an, ehe er sich zu ihrer Gruppe umwandte. „Wir haben es geschafft. Wir sind zurück“, begann er. „Auch, wenn ich es wohl noch des Öfteren tun werde, möchte ich euch jetzt, wo wir wieder hier stehen, noch einmal meinen Dank aussprechen – euch allen.“ Er ließ den Blick über jeden Einzelnen von ihnen schweifen. „Ohne euch wäre Ägypten vielleicht nicht gerettet worden – nein, ich bin mir sogar sicher, dass wir es ohne eure Hilfe niemals geschafft hätten. Ich stehe tief in eurer Schuld und denke nicht, dass ich mich jemals entsprechend werde bedanken können.“

„Der Krieg ist vorbei, Atemu“, erklang Manas Stimme. „Wir sind am Leben und das Land wird sich erholen. Ein größeres Geschenk kann es nicht geben.“ Allgemeine Zustimmung erklang, ehe sich die Hofmagierin ihrerseits an die Gruppe wandte. „Folgt mir. Ich zeige euch eure Unterkünfte.“

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Die Reise durch die Wüste war anstrengend gewesen, obgleich sie meistens bei Nacht geritten waren. Atemu ließ seine Freunde vorausgehen. Als er sich jedoch daran machte, ihnen zu folgen, hielt Seto sowohl ihn als auch Riell zurück.

„Seht“, meinte er und nickte in Richtung des Säulenganges, der links des Haupteingangs abging. In den Schatten konnten sie eine Gestalt ausmachen, die sie zu beobachten schien. Atemu erkannte sie sofort und ging auf sie zu.

„Bakura“, grüßte er den Anderen knapp, als er ihn erreicht hatte.

Der Grabräuber erwiderte ein knappes Nicken, während Seto und Riell zu ihnen traten. „Pharao.“

Atemu entgingen die Blessuren an seinem Gegenüber nicht. „Eine Schattentänzerin hat uns bereits in Kenntnis davon gesetzt, dass es dir gelang, den Speer der Sachmet in deinen Besitz zu bringen – scheinbar jedoch nicht ohne Widerstand, wie ich sehe?“

„Zutreffend“, erwiderte Bakura knapp, dann griff er hinter die Säule, an der er lehnte, und förderte das Relikt zutage. Sogleich lösten sich seine Finger wieder davon, sodass es in Richtung des Pharao kippte und schließlich in dessen Händen lag. „Sieh bloß zu, dass die Dinger dort weggesperrt werden, wo niemand sie jemals wieder findet. Die Milleniumsgegenstände waren putzig verglichen mit diesen Monstrositäten.“

„Niemand wird jemals wieder Gebrauch davon machen“, versicherte Atemu. „So etwas, wie es in diesem Krieg geschehen ist, darf sich niemals wiederholen.“

„Gut.“ Bakura war bereits dabei, sich abzuwenden, da hielt ihn der Regent noch einmal zurück.

„Warte – was ist nun geschehen? Waren es Caesians Männer, die dir auflauerten?“

Der Grabräuber verdrehte die Augen. „Die Bedrohung ist eliminiert. Was zählt es also noch?“

„Viel“, mischte sich Seto ein. „Niemand wusste von dem Versteck dieses Relikts, außer uns. Sein Standort war in der Seele der Zeit verborgen. Wenn Caesians Leute davon erfahren haben, würde das heißen, wir hätten eine undichte Stelle.“

„Das ist nicht der Fall, sei versichert.“

Atemu gefielen die kryptischen Angaben nicht. Er erinnerte sich daran, dass Katira berichtet hatte, ihr Ka hätte neben dem Grabräuber auch Risha angetroffen.

Vielleicht eine Auseinandersetzung zwischen ihnen …

Für den Moment schob er die Bedenken beiseite. Er kannte den Anderen inzwischen gut genug, um zu wissen, wann er ihn nicht weiter drängen sollte, wenn er an Informationen gelangen wollte. „Für den Moment genügt uns das, denke ich“, sagte er deshalb, ehe Seto nachlegen konnte. Dann wandte er sich wieder an Bakura. „Eine Frage bleibt aber noch: Hast du seit deiner Rückkehr nach Men-nefer etwas von Keiro gehört oder gesehen?“

Atemu entging nicht, wie sich die Züge des Anderen für den Bruchteil eines Augenblicks veränderten.

„Wieso interessiert dich das? Es kann dir doch einerlei sein, was meinesgleichen treibt, oder nicht?“

Er versuchte es zu überspielen, doch dem Pharao war klar, dass da mehr war, als sein Gegenüber zugeben wollte.

„Als wir Caesian in Theben gegenüber getreten sind, hatte er ein weiteres Relikt dabei – das Amulett der Bastet. Zuletzt befand es sich in Keiros Händen. Da er nie zu uns zurückgekehrt ist, befürchte ich, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte“, erwiderte er und tat so, als habe er nichts bemerkt.

Er konnte sehen, dass es in Bakuras Kopf arbeitete.

„Keiro ist hier“, entgegnete er schließlich, nicht minder kryptisch als zuvor.

Für Atemu war das dennoch vorerst ein Grund, aufzuatmen. Er hatte befürchtet, er würde Neuigkeiten bringen, die das Gemüt des Grabräubers erhitzen konnten. „Das ist …“

„Wenigstens das, was noch von ihm übrig ist.“

Abrupt legte sich Stille über das Quartett. Der Pharao suchte in den Zügen Bakuras nach einer Regung, die ihn die Aussage einordnen lassen würde. Alles, was er jedoch fand, war eine perfekt sitzende, emotionslose Fassade. „Wovon sprichst du?“, hakte er deshalb nach.

„Keiro ist tot.“

„Was? Wie …?“

„Aus dem wirren Kram, den er von sich gab, habe ich entnommen, dass er scheinbar mit einer dieser schwarzen Kugeln, die in der Wüste aufgetaucht sind, in Berührung kam. Meiner Meinung nach hat sich dadurch ein Teil der Finsternis, die die Götter in den Gegenständen versiegelt haben, in ihm manifestiert. Deshalb kam er auch auf die glorreiche Idee, das Amulett an Caesian abzudrücken“, berichtete Bakura ohne irgendeine Regung in der Stimme. Die Maskerade saß perfekt. Wenn irgendwelche Gefühle in ihm vor sich gingen, zeigte er nichts davon. „Jedenfalls habe ich ihn in Kul Elna angetroffen, als er dabei war Risha hinzurichten. Er hat sie wohl einige Zeit zuvor überwältigt und verschleppt. Schließlich hat er sich auch gegen mich gewendet. Am Ende habe ich ihn getötet.“

Die Verletzungen stammen also von Keiro, schoss es Atemu durch den Kopf.

Er suchte gerade nach Worten, die er an sein Gegenüber richten konnte, da redete der Andere bereits weiter. „Ich habe seinen Leichnam zum nächstgelegenen Tempel gebracht. Veranlass seine Balsamierung – das bist Du mir schuldig. Um sein Begräbnis kümmere ich mich selbst.“

Damit wandte er sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen – als Riell plötzlich vorsprang und ihn zurückhielt. „Warte! Was ist mit Risha? Ist sie …?“

„Sie lebt. Und sie weiß, dass du vor hast, sie als Anführerin des Clans abzusetzen – oder ahnt es zumindest.“ Damit wandte er sich endgültig ab und verschwand in den Schatten des Säulenganges.
 

Risha befand sich in einem eigenartigen Zustand. Zum einen hätte sie tagelang schlafen können. Sie fühlte sich erschöpft, antriebslos und verbraucht. Zum anderen fand sie keine Ruhe. Wann immer sie die Augen schloss, sah sie Dinge, die sie nicht sehen wollte. Sie wälzte sich umher, unfähig, ruhig zu bleiben. Immer wieder überkamen sie nervöse Schübe. Ihr Kopf fühlte sich seit Sonnenläufen an, als würde er platzen.

Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es ihr nicht gut ging. Im Gegenteil. Sie war am Ende. Doch manche Dinge sind fest in den Menschen verankert. Und bei ihr war es der Stolz. Man mochte ihr auf mehrere Schritt Entfernung ansehen, dass sie durch den Wind war, zittrig und unruhig, noch überall mit verkrusteten Wunden übersät – doch sie würde niemals zugeben, wie dreckig sie sich fühlte, gleich wie offensichtlich es war.

Dennoch gab es Menschen, die nachbohren würden. Und das war der Grund, warum sie die weitläufige Palastanlage bislang vor allem dazu genutzt hatte, um Riell, Sam und sonstigen Schattentänzern aus dem Weg zu gehen. Sie wollte sie nicht sehen. Eigentlich wollte sie niemanden sehen. Aber bei den genannten Personen hatte es zudem den Grund, dass sie nicht wissen wollte, was sie sagen würden. Wobei wissen es nicht traf. Sie wusste genau, welche Worte fallen würden. Sie wollte sie nicht hören. Der Clan war ihr halbes Leben. Sie war stets bereit gewesen, sich für ihn aufzuopfern. Um ihn zu schützen, hatte sie den Pharao angegriffen. Und dadurch offenbar alles verloren.

War es ein Fehler gewesen? Sie wusste es nicht. Es war ihr auch egal. Es war geschehen. Ändern konnte sie nichts mehr. Natürlich, sie könnte sich entschuldigen. Aber zu welchem Zweck? Würde es helfen, ihren Status innerhalb des Clans zu bewahren? Nein. Im besten Fall wäre sie einmal gedemütigt – durch ihre Entschuldigung – im schlimmsten Fall zweimal – sollte Riell sie trotzdem absetzen. Dies war also ein Weg, den sie nicht gehen wollte. Blieb nur noch ein anderer – und der führte in die Wüste, in die Einsamkeit. Sie passte nicht in eine Stadt.

Und genau das war es, was ihr solche Angst machte. Die wenigsten Menschen hätten ihr diese Aussage geglaubt. Die meisten nahmen an, sie fühle sich am wohlsten, wenn sie alleine war. Und damit hatten sie nicht unrecht. Doch Risha schätzte die Einsamkeit in Wahrheit nur so sehr, weil sie bislang jederzeit in der Lage gewesen war, sie zu beenden. Sie brauchte nur zu ihrem Clan zurückkehren, wenn es zu viel wurde. Doch wenn sie nun ging, wäre diese Entscheidung endgültig. Und sie wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde, diese Form der Einsamkeit zu ertragen.

Aber es blieb die einzige Möglichkeit, zumindest in ihren Augen. Es stellte sich nur noch die Frage nach dem Wann und dem Wie. Würde sie Riell ein letztes Mal gegenübertreten und seine Entscheidung annehmen? Oder würde sie klangheimlich verschwinden?

Und dann war da noch die Sache mit Keiro. All das Geschehene wollte nicht in ihren Kopf. Sie verstand es nicht. Jedes Mal, wenn dieses Gedankenkarussell von vorne begann, versuchte sie, es zu verdrängen. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie wollte ihn vergessen. Vergessen, dass er jemals existiert hatte. Dass sie noch einmal dorthin zurückgekommen war, wo alles angefangen hatte. Das Gleiche mit Bakura. Auch er würde am Ende nur wieder verschwinden, auf die eine oder andere Weise. Selbst, wenn er bliebe, würde sich dadurch nichts ändern. Sie waren zu kaputt. Keiner vermochte, dem anderen zu helfen. Und selbst, wenn er es gekonnt hätte – was scherte er sich um sie? Sie kannten einander kaum, waren sich völlig fremd. Warum er Keiro davon abgehalten hatte, sie zu töten, verstand sie ebenso wenig wie alles andere.

In einem Anflug von zielloser Wut riss sie sich den Anhänger vom Hals, der die Göttin Sachmet zeigte, und feuerte ihn in die Dunkelheit. Von dem Dach aus, auf dem sie saß, hörte sie ihn irgendwo jenseits der Palastmauern aufschlagen. Er bestand aus Metall. Dennoch hoffte sie, dass er zersprungen war. Die Götter mochten es geben. Risha war niemand, der ihre Existenz je geleugnet hätte. Doch fortan würde sie aufhören, ihre Gedanken an sie zu verschwenden. Sie glaubte nicht mehr an Gnade, an Vergebung. Sie kannte zahllose Schattentänzer, deren einziges Ziel im Leben war, beides zu erhalten, ehe sie in die nächste Welt übergingen. Genau genommen arbeiteten die meisten Ägypter daraufhin, sich ihr jenseitiges Leben im diesseitigen Dasein zu verdienen. Niemand wollte auf alle Ewigkeit leiden müssen. Risha schüttelte unterbewusst den Kopf. Alle hatten Angst vor dem, was sie im Jenseits erwartete, wenn sie in dieser Sphäre kein anständiges Leben geführt hatten. Doch wie schlimm konnte die Unterwelt verglichen mit dieser Welt schon sein?
 

Nachdem sie Men-nefer erreicht hatten, war der Tag für Atemu noch nicht vorbei gewesen. Zunächst hatte er mit Seto einen Rundgang durch die Stadt unternommen, Schäden begutachtet und Anweisungen verfasst, welche Reparaturen Priorität hätten. Danach hatte er stundenlang mit seinem Hohepriester und Riell zusammengesessen. Zunächst hatten sie gemeinsam überlegt, wo die Relikte der Götter verwahrt werden sollten. Vorerst würden sie im Palast verbleiben. Auf lange Sicht hatten Seto und Riell dafür plädiert, die Relikte im Meer zu versenken. Atemu hatte dem jedoch nicht zugestimmt. Er wusste, welche Methoden es in der Zukunft geben würde und wusste, dass der Meeresboden auf Dauer nicht unbedingt sicher war. Nachdem sie hier vorerst zu keinem Ergebnis gekommen waren, hatten sie die Entscheidung vertagt. Anschließend war es um die Zukunft der Schattentänzer gegangen. Riell hatte abermals seinen Willen zur Zusammenarbeit mit dem Königshaus beteuert. Ebenso hatte er, wenn auch deutlich zögerlicher, bestätigt, dass er an dem Entschluss, Risha die Clanführung abzuerkennen, festhalten wollte. Zwar hatte sich herausgestellt, dass sie den Auseinandersetzungen nicht willentlich ferngeblieben war, doch es änderte nichts daran, dass sie auf Atemu losgegangen war. Riell wollte damit ein klares Zeichen für die Einigkeit setzen. Zuletzt hatte Seto das Thema angesprochen, wie es mit Marlic und Bakura weitergehen sollte. Der Pharao entschied schließlich nach kurzem Überlegen, bei dem Grabräuber ebenso zu verfahren, wie mit Marlic: auch er bekam seine zweite Chance. Was er daraus machen würde, darüber wollte sich Atemu vorerst nicht den Kopf zerbrechen. Er hatte dringlichere Sorgen. Und sollte sich herausstellen, dass diese Entscheidung die falsche war, würde er dementsprechend handeln, wenn die Zeit gekommen war.

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit seinen Freunden hatten sie alle beschlossen, zeitig zu Bett zu gehen. Sie waren erschöpft von der langen Reise in die Hauptstadt. Außerdem wollten sie sich morgen bei Zeiten der Frage widmen, wie Yugi und die Anderen in ihre Zeit zurückgelangen konnten.

Atemu freute sich auf diese Nacht. Zum einen waren die Annehmlichkeiten des Palastes kaum zu vergleichen mit dem harten Lager, auf dem er während ihres Marsches geschlafen hatte. Zum anderen konnte er nun, da er wusste, dass in Theben und Men-nefer alles in geregelten Bahnen verlief, endlich wieder ohne Sorgen einschlafen. Gewiss, es gab noch viel zu tun, doch nichts davon bedrohte die Existenz des Landes.

Kaum, dass sich Atemu in die bequemen Kissen seines Bettes hatte fallen lassen, versank er auch schon in tiefem Schlaf. Bald begann er zu träumen. Er schlenderte am Nil entlang. Die Luft war angenehm warm. Eine leichte Brise streichelte seine Haut. Er fühlte sich wohl, entspannt. Selbst, als die Schatten plötzlich länger wurden und ein Nebel über den Fluten aufstieg, änderte sich dies nicht. Der bleiche Dunst breitete sich aus, waberte voran, umspielte zunächst seine Füße und schloss ihn schließlich komplett ein. Verwunderung machte sich in ihm breit. Plötzlich fühlte sich das alles gar nicht mehr an wie ein Traum.

Dann wurde alles um ihn herum schwarz.

Atemu fand sich in einer dunklen Leere wieder. Kein Geräusch drang an seine Ohren, während er sich nach allen Seiten umsah. Er spürte keine Furcht, doch er fragte sich, was hier wohl gerade vor sich ging. Warum kam ihm all das hier so real vor? Eben war er sich noch sicher gewesen, sich in einem Traum zu befinden.

Er sollte die Antwort schneller bekommen, als er dachte. Aus den Schatten zu seiner Rechten löste sich langsam eine Gestalt. Die raubtierhaften Umrisse ließen ihn bald erahnen, in wessen Gegenwart er sich befand. Bedächtig sank er auf ein Knie und beugte das Haupt.

„Ah, ich sehe, du hast Manieren gelernt“, drang die amüsierte Stimme Sachmets an sein Ohr.

„Ich grüße Euch“, erwiderte Atemu und erhob sich, während sich die schwarze Löwin in einiger Distanz hinsetzte. „Ich nehme an, es hat einen Grund, weshalb Ihr mich aufsucht?“

„Allerdings“, bestätigte sie mit einem Nicken. „Zunächst einmal, Pharao, will ich dir zu deinem Sieg gratulieren.“

„Danke. Doch es war nicht mein alleiniger Verdienst.“

„Oh, das ist mir bewusst. Aber ich kann nun mal nicht jedem im Traum erscheinen. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir Götter für jeden dahergelaufenen Soldaten von unserer Sphäre herabsteigen würden? Ich sage es dir: wir wären so beschäftigt, dass Ra und Apophis gar nicht mehr in der Lage wären, sich jede Nacht ihren üblichen Kleinkrieg zu liefern.“ Sie umrundete ihn, während ihre Raubtieraugen auf ihm ruhten. „Aber das ist natürlich nicht der einzige Grund, weshalb ich dich heimsuche, Menschenkind. Wir haben Dinge zu klären, Pharao. Viele Dinge.“

„Nun gut. Worüber sollen wir sprechen?“, hakte Atemu nach.

„Zunächst“, fing Sachmet an und ließ sich vor ihm nieder. „Die Relikte. Sie können nicht auf Erden bleiben.“

Der Pharao legte die Stirn in Falten. „Ein guter Punkt. Wir haben lange darüber gesprochen, wie mit ihnen zu verfahren sei, doch wir sind bislang zu keinem Ergebnis gekommen. Zumal es viele Dinge zu bedenken gibt. Die Menschheit wird dazu lernen und so gut wie jeden Winkel dieses Planeten erkunden.“

„Richtig. Und genau deshalb haben wir Götter entschlossen, die Gegenstände wieder an uns zu nehmen.“

Atemu war ob dieser Antwort ehrlich überrascht. „Seid Ihr Euch dessen sicher? Hattet ihr die Relikte nicht auf Erden verbannt, um euch endgültig eurer dunklen Seiten zu entledigen?“

„Damit hast du natürlich Recht. Doch auch wir Götter sind nicht unfehlbar. Die Artefakte in die Sphäre der Menschen zu schicken war rückblickend der gröbste Fehler, den wir haben begehen können. Es wird Zeit, dass wir uns unserer Bürde annehmen und lernen, mit ihr umzugehen.“ Ihr Blick schweifte ab, ganz so, als könne sie in dem Dunkel, das sie umgab, etwas sehen, das dem Pharao verborgen blieb. „Wir verlangen von den Menschen, dass sie ein Leben frei von Tadel führen. Es wird Zeit, dass wir uns ebenfalls beweisen und uns unseren Dämonen stellen.“

„Und Ihr denkt, dass Ihr und die anderen Götter dazu bereit seid?“, traute sich Atemu zu fragen.

Sachmets Mine verfinsterte sich augenblicklich. „Lass das nur unsere Sorge sein, Menschlein. Auch bevor wir diese Seiten unserer Existenz abspalteten, haben wir es geschafft, die Welt nicht untergehen zu lassen. Es war schwerer, ja – doch es ist uns dennoch gelungen, das Gleichgewicht zu halten. Wir haben in der Zwischenzeit dazu gelernt.“ Sie fletschte die Zähne. „Auf jeden Fall darf es nie wieder passieren, dass Menschen wie Caesian die Gelegenheit bekommen, sich unsere Macht anzueignen. Das haben wir erkannt. Zu einem unvorstellbar hohen Preis. Sokars Ableben kann nicht rückgängig gemacht werden. Er wird ein klaffendes Loch in dieser Sphäre hinterlassen … Was mich zum nächsten Punkt bringt.“ Sachmet begann wieder, auf und ab zu gehen. „Diese Sphäre ist geschwächt von all den Dingen, die vorgefallen sind, Pharao. Es droht ihr aktuell keine direkte Gefahr, doch es wird dauern, bis sich die Wunden, die geschlagen wurden, schließen. Um dies zu beschleunigen, müssen einige Dinge zurechtgerückt werden. Zum Beispiel …“, setzte sie an und blickte Atemu direkt in die Augen, „… müssen gewisse Personen zurück an ihren Platz.“

Der Pharao schluckte unwillkürlich. „Ihr meint meine Freunde“, stellte er fest. „Aber das ist nicht, alles, was Ihr sagen wollt, habe ich Recht? Ihr wollt sagen, dass ich in die Unterwelt zurückkehren muss, um zur Heilung der Welt beizutragen.“

Sachmet musterte ihn eindringlich, ehe sie nickte. „Das wäre eine Lösung, Menschenkind. Allerdings ist auch uns als strafenden Göttern die Bedeutung des Wortes Dankbarkeit nicht fremd. Und dich einfach so wieder ins Jenseits zu schicken wäre doch irgendwie … unangebracht, findest Du nicht?“ Sie kam direkt vor ihm zum Stehen, setzte sich aufrecht hin und fixierte ihn scharf. „Hör mir nun genau zu. Zunächst zu deinen Freunden: ihre Situation ist einfach. Ich hatte da unter Umständen meine Finger im Spiel, als sie hier gelandet sind. Diesen kleinen Eingriff in das Gefüge von Zeit und Raum kann ich ganz leicht korrigieren, indem ich sie wieder zurückschicke.“

Atemu nickte. „Gut, das ist ohnehin ihr Wunsch. Wie soll das vonstatten gehen?“

„Langsam, Menschenkind. Ich bin noch nicht fertig.“ Nach einer Kunstpause fuhr sie fort: „Mit dir verhält es sich anders. Anubis hat sich erbarmt und Ägypten seinen größten Helden in der Stunde schwerster Not zurückgegeben. Einen Helden der eigentlich tot sein und tot bleiben sollte. Hinzu kommt, dass er, um diese Welt nicht in den Abgrund zu stoßen, eine Bedingung an deine Wiedergeburt knüpfen musste – den Stachelkopf und den Grabräuber. Allerdings gehören auch sie streng genommen nicht hier hin. Damit stehen wir also einem kleinen Dilemma. Ich habe bereits gesagt, dass ich es doch für reiflich undankbar hielte, würde Anubis dich einfach wieder ins Jenseits schicken – da landest du ohnehin früh genug, mit deiner kümmerlichen, menschlichen Lebensspanne. Aber was mache ich mit den beiden? In paradoxer Weise seid ihr nämlich durch eure gemeinsame Wiedergeburt aneinander gebunden. Anubis hat mir davon abgeraten, sie in die Unterwelt zu holen und dich gehen zu lassen. Er macht das nicht oft, Menschen zurück ins Diesseits schicken, weißt du? Daher wissen wir nicht, welche Konsequenzen es nach sich ziehen würde, wenn wir so verfahren. Deshalb müssen wir für sie eine ähnlich gelagerte Lösung finden wie für dich.“

„Und wie soll diese aussehen?“, hakte Atemu nach. „Wenn ihr mich nicht in das Jenseits holen möchtet, ich aber auch nicht hier bleiben kann – was dann?“

„Ganz einfach, Menschlein. Du und die beiden anderen, ihr begleitet deine Freunde.“

Dem Pharao blieb regelrecht die Luft weg. „Ins … ins 21. Jahrhundert?“

„Ganz genau.“

„Aber … inwiefern ist das zu rechtfertigen? Wie kann ich dort existieren, ohne, dass es Einfluss auf das Gefüge der dortigen Sphäre hätte?“

Sachmet seufzte. „Das ist kompliziert. Aber gut, ich werde versuchen, es dir zu erklären. Du lässt ja ohnehin nicht locker. Zunächst einmal ist diese Zeitebene deutlich stabiler als die hiesige. Ja, deine Freunde wurden zwar aus ihrem Platz im Gefüge gerissen, doch sobald wir sie wieder dort platzieren, wo sie hingehören, sollte das kein Problem mehr darstellen. Dann zu euch: per se könnt ihr in dieser Sphäre existieren, da ihr dort alle schon einmal existiert habt. Ihr habt ihr alle unweigerlich euren Stempel aufgedrückt. Ihr seid jedoch nie verstorben, wenn man so will, da ihr stets nicht mehr als Schatten in dieser Welt ward. Das macht es einfacher. Dann kommt noch hinzu, dass es eventuell sogar Lücken schließen könnte, euch dorthin zu schicken.“

„Inwiefern das?“

„Beginnen wir mit Marlic. Du hast ihn damals vernichtet und den Jungen Marik befreit. Das mag ja edel sein, Pharao, doch es hat das Grundproblem nicht gelöst. Marik war nie gezwungen, sich direkt und alleine mit seiner dunklen Seite auseinander zu setzen. Das bedeutet, dass er nun die Chance dazu bekommen könnte. Wäre also einer abgehakt. Was Bakura angeht, so sind einige Dinge in seinem Leben nicht ganz so verlaufen, wie sie hätten verlaufen sollen. Auch hier sind Dinge aus dem Gleichgewicht geraten, die sich einrenken lassen, indem er diese Sphäre verlässt – gänzlich, also scheidet auch das Jenseits aus. Und was dich betrifft: eine kleine Erschütterung kann die dortige Sphäre schon vertragen. Wir werden den Schaden allerdings begrenzen. Hier, in deinem Königreich, magst du göttlicher Abstammung sein, Menschenkind. Doch dort,wirst du nichts weiter als ein gewöhnlicher Sterblicher sein – ebenso wie wir Götter nichts mehr weiter sind, als Abbildungen auf Felsbrocken, die sich die Menschen ansehen und dann gleich wieder vergessen, sobald die Frage aufkommt, was es zu Mittag gibt. Keine Göttermonster, nichts.“

Atemu ließ sich die Gedanken durch den Kopf gehen. Schließlich nickte er. „Gut. Einverstanden. Ich bitte Euch lediglich um etwas Zeit, um die Regierung an Seto zurückzugeben. Und um mich von meinen Freunden in der hiesigen Sphäre zu verabschieden.“

Ein raubtierhaftes Grinsen huschte über Sachmets Züge. „Die kleine Hofmagierin, nehme ich an? Wie dem aus sei, viel Zeit vermag ich dir nicht zu geben. In drei Umläufen bei Sonnenaufgang werden du und jene, die dich begleiten, sich auf der höchsten Düne östlich von Men-nefer einfinden. Dort wird das Zeichen des Lebens auf euch warten. Berührt es und ihr werdet in das Zeitalter deiner Freunde zurückkehren. Ich erwarte in dieser Angelegenheit absolute Folgsamkeit, Pharao. Ich will von keiner der beteiligten Personen Klagen hören. Sollte sich jemand weigern, so wird er gezwungen.“ Sie blickte kurz in die Ferne, als sähe sie in dem undurchdringlichen Dunst, der sie umgab, abermals etwas. „Nun denn, Pharao. Dies wird das letzte Mal sein, dass wir uns begegnen. Daher gehabe dich wohl.“ Damit wandte sie sich zum Gehen.

Doch noch war Atemu nicht mit ihr fertig.

„Sachmet! Ich denke, es gibt da noch etwas, das der Klärung bedarf.“

Die Raubkatze hielt inne und sah ihn argwöhnisch an. „Das da wäre?“

„Ich lasse mich nicht mit kryptischen Erklärungen, die nichts aussagen, abspeisen. Das solltet Ihr doch eigentlich wissen“, meinte er, während er auf sie zuging. „Bei unserem letzten Treffen hatte ich Euch eine Frage gestellt. Die Antwort seid Ihr mir nach wie vor schuldig.“

Eine Weile lang sahen sie sich nur an. Ein stummes Kräftemessen. Schließlich legte die Göttin den Kopf schief. „Was genau interessiert dich das Schicksal des Grabräubers?“

„Das muss Euch nicht kümmern.“

Einen Moment lang schwieg sie. Dann wandte sie sich ihm wieder zu. „Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass ich gelegentlich dazu neige, dem Schicksal etwas auf die Sprünge zu helfen. Und wie gehabt sind wir Götter Ägyptens keine, die Unfehlbarkeit für sich beanspruchen. Ich habe Fehler gemacht. So auch in Kul Elna.“

Atemu legte beim Namen des untergegangenen Dorfes die Stirn in Falten. „Was soll das heißen?“

Sachmet begann, unruhig auf und ab zu gehen. „Simpel: Es hätte niemals zu der Auseinandersetzung zwischen Bakura und dir kommen sollen.“

Der Pharao brauchte einen Moment, um die Worte zu verarbeiten. Doch er wurde nicht schlau daraus. „Ich verstehe nicht. Was meint ihr damit, es hätte niemals dazu kommen sollen?“

Sachmet seufzte und hielt inne. Ihre goldenen Augen richteten sich wieder auf den Regenten. „Das Schicksal ist ein kompliziertes Ding, Pharao. Auch wir Götter sind immer nur in der Lage, Bruchstücke eines menschlichen Lebens zu sehen, ehe der betreffende Lebensabschnitt erreicht wurde. Auch wir wissen erst dann, in welchen Gesamtzusammenhang sich die einzelnen Teile einfügen, wenn die Zeit soweit ist. Auch bei Bakura und seinem Schlag war es nicht anders. Wir alle wussten, dass diesen Jungen ein besonderes Schicksal erwarten würde. Und die Bruchstücke, die wir davon erahnen konnten, ergaben für uns das folgende Bild: Der Plan des Schicksals sah vor, dass Bakura und Keiro bei dem Massaker in Kul Elna hätten überleben sollen, während die Schattentänzerin sterben sollte. Die Brüder sollten anschließend noch enger als zuvor zueinander stehen, ehe Keiro einige Jahre später schwer erkranken sollte. Es sah danach aus, als würde er Bakura auf dem Sterbebett das Versprechen abnehmen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich nicht den Rachegedanken hinzugeben. Auf diese Weise wäre verhindert worden, dass er Zorc zur Wiederauferstehung verhilft.“ Sie machte eine kurze Pause, als müsse sie ihre Gedanken sammeln. „Dieses Bild glaubten wir vor uns zu sehen. Und es überzeugte mich nicht im Geringsten. Ich war der Ansicht, dass Keiros Bitte alleine nicht ausreichen würde, um Bakura von dem Weg abzubringen, der unweigerlich ins Dunkel führte. Dieser Überzeugung bin ich selbst heute noch. Denn selbst wenn Keiro ihm das besagte Versprechen abgerungen hätte, konnte niemand garantieren, dass er sich später daran halten würde.“ Ihr Blick ruhte ununterbrochen auf ihm, bohrte sich in ihn hinein, je weiter sie erzählte. „Und hier machte ich einen Fehler: ich wollte jemanden erschaffen, der dafür sorgen konnte, dass das Versprechen gewahrt blieb. Ich veränderte das Schicksal. Ich rettete Risha. Anstatt zu sterben, kam sie lediglich mit einer hässlichen Verletzung am Bein davon. Ich war der Ansicht, dass damit ein guter Ausgang für Bakuras Lebensstrang garantiert war. Ich war überzeugt, dass Risha darüber wachen würde, dass er sein Versprechen hielt. Doch es kam alles anders …“ Sie gab ein Knurren von sich. „Ich war so fixiert auf den möglichen Ausgang von Bakuras Leben, dass ich Rishas Lebensfaden kaum Beachtung schenkte. Und selbst, wenn ich darauf geachtet hätte, wäre das, was ich von beiden Schicksalen gesehen hatte, bei weitem nicht genug gewesen. Doch ich erkannte zu spät, dass die Bruchstücke trügerisch gewesen waren. Ich konnte nicht erahnen, welche Abgründe ich erschaffen hatte, bis ich sie vor mir sah: anstatt Bakura zur Heilung zu verhelfen, verfiel Keiro aufgrund des Zwists mit Risha selbst dem Hass. Und die Schattentänzerin selbst entwickelte sich nicht besser. Anstelle von einer Toten und zwei Brüdern, die ihren Frieden mit der Vergangenheit geschlossen hatten, sah drei Seelen vor mir, die langsam aber stetig vom Hass zerfressen wurden. Doch damit nicht genug … das Schicksal geriet dadurch dermaßen aus den Bahnen, dass Keiro für eine Zeit Ägypten verließ – und Bakura niemals traf.“

Als sie geendet hatte herrschte eine ganze Weile lang Schweigen. Atemu spielte die beiden Szenarien gegeneinander im Kopf durch, um zu begreifen, was geschehen war.

„Das heißt … Risha sollte eigentlich tot sein? Keiro hätte früher sterben sollen? Und Bakura hätte Zorc niemals erweckt?“

„Zumindest, was die ersten beiden Aussagen anbelangt, hast du Recht. Was Bakuras Zukunft angeht … es ist nicht sicher, ob Keiros Bitte alleine ausgereicht hätte, um ihn davon abzubringen, Zorc wiederzuerwecken. Was allerdings feststeht, ist, dass wir durch mein Eingreifen zwei Ungerade in dieser Sphäre hatten. Keiro, der deutlich früher von uns gehen sollte, auf der einen Seite. Diese Problematik hat sich inzwischen selbst erledigt“, erklärte sie und kam damit wieder auf die Stabilität der Sphäre zu sprechen. „Auf der anderen Seite bleibt jedoch noch Risha. Bislang hat ihre Existenz dieser Welt nicht einmal eine Kerbe beschert. Jetzt, wo Caesian diese Sphäre jedoch derartig ramponiert hat, müssen wir auch an Gegebenheiten Korrekturen vornehmen, die weiter zurückliegen. Ich würde jedoch abermals in das Schicksal eingreifen, würde ich sie tot umfallen lassen. Außerdem wäre das wieder so undankbar, immerhin hat auch sie ihre Rolle in diesem Krieg gespielt. Daher lösen wir das Problem, indem Bakura diese Sphäre verlässt, da er hier ohnehin nicht bleiben kann. Im Gegenzug kann Risha überleben, da dann, wie ursprünglich vorgesehen, nur noch eine Person aus dieser Blutlinie in dieser Sphäre weilt.“

Atemu ließ sich das Gehörte eine Weile durch den Kopf gehen. Sachmet interpretierte dieses Schweigen. „Du verachtest mich, nicht wahr, Menschenkind?“

Der Pharao sah ihr in die goldenen Augen und hielt ihrem bohrenden Blick stand. Dann schüttelte er, sehr zur Überraschung der Göttin, den Kopf. „Nein. Ja, Ihr könntet Recht haben. Isis, Mahad, Shadi … und so viele andere … sie alle könnten noch am Leben sein, wenn Ihr nicht eingegriffen hättet.“ Er warf einen Blick auf die Schatten, die sie umgaben. „Oder sie könnten ebenso tot sein, wie sie es jetzt sind. Ihr sagtet selbst, dass nicht klar ist, was aus Bakura geworden wäre, wenn Keiro verstorben wäre und ihm dieses Versprechen abgenommen hätte. Vielleicht wäre es trotzdem soweit gekommen. Aber all diese Überlegungen nützen nichts. Wenn noch nicht einmal Götter in der Lage sind, den Weg des Schicksals vorherzusagen, so werde ich mir nicht anmaßen, es besser zu wissen. Aber ich kann mir vorstellen, dass ein einziges Leben auf tausend verschiedene Arten verlaufen kann, ganz abhängig davon, wem wir begegnen, welche Erfahrungen wir machen, welche Entscheidungen wir treffen müssen. Und die Möglichkeit, dass Bakura nicht den Weg der Dunkelheit einschlägt, bestand gewiss. Er hat diesen Weg jedoch nie gefunden. Weshalb, werden wir wohl nie erfahren.“

Erneut machte sich Schweigen breit, ehe Sachmet ein amüsiertes Lachen, das mehr nach einem Knurren klang, von sich gab. „Manchmal überrascht ihr Menschen mich, dass muss ich zugeben. Du zum Beispiel zeichnest dich durch eine Weisheit aus, die man jemandem in deinem Alter nicht zutraut, Pharao. Das macht dich wahrlich besonders. Diese Worte hätten auch aus dem Munde eines Gottes kommen können.“ Sie musterte ihn noch einen Moment, dann wandte sie sich ab. „Doch nun genug geredet. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, bis ich dich dorthin zurückschicke, wo du schon einmal gewesen bist, Menschenkind. Verabschiede dich von denen, die dir am Herzen liegen. Denn wenn du in drei Umläufen in einer anderen Zeit aufwachst, sind sie seit Jahrtausenden tot.“

Ehe Atemu etwas erwidern konnte, griff der schwarze Nebel um sich und die Silhouette der Göttin verschwand mehr und mehr.

Schließlich schlug er die Augen auf.
 

Am nächsten Morgen rief Atemu all jene, die an seiner Seite gekämpft hatten, zu einem Frühstück zusammen. Er hatte Glück gehabt, dass Marlic die Nachricht noch rechtzeitig erreicht hatte – er hatte sich bereits auf seine Abreise aus Men-nefer vorbereitet. Als schließlich alle beisammen waren, erhob er sich.

„Nun gut. Ich habe euch hier zusammen kommen lassen, weil ich euch etwas mitzuteilen habe“, hob er an.

„Du tust uns allen den Gefallen und dankst ab?“, fuhr Bakura dazwischen. Es hatte ihm ganz offensichtlich nicht gepasst, herbei zitiert zu werden.

Atemu begegnete dem anklagenden Blick mit einem Nicken. „Das ist korrekt.“

Wäre Bakura nicht Bakura gewesen, ihm wäre die Kinnlade heruntergefallen. So machte sich auf seinen Zügen nur ein Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit breit.

„Bitte was?“, rief Mana aus. „Aber Atemu! Ägypten …“

„Ägypten braucht mich nicht, Mana“, entgegnete der Pharao Kopf schüttelnd. „Das Land hat bereits einen amtierenden Regenten gehabt, ehe ich zurückkehrte. Einen, der das Amt zuverlässig bekleidete und das Reich gut regiert hat“, fuhr er mit Blick auf Seto fort. „Bevor ihr nun aber weitere Fragen stellt, so lasst mich erklären.“

Er erzählte davon, wie Sachmet ihm erschienen war und was sie gesagt hatte. Lediglich den Teil, in dem sie von Bakuras vermeintlichem Schicksal gesprochen hatte, ließ er aus. Als er geendet und sich gesetzt hatte, drang zunächst ein Freudenschrei an sein Ohr, der von niemand anderem stammte als Marlic.

„Moderne Welt, ich komme! Keine Weiber, die man heiraten muss, um mit ihnen rumzumachen, Pay-TV, Junkfood, Mikrowellen, Cocktails, anständige Musik, geile Karren …“

Atemu schenkte ihm jedoch nur einen flüchtigen Blick, ehe seine Augen über die Runde wanderten. Auf den Gesichtern seiner Freunde konnte er ungläubige Freude erkennen. Setos Gesichtsausdruck war stoisch wie immer. Was ihm eher Sorgen bereitete, waren hingegen Manas enttäuschte Mine und Bakuras Gesichtsausdruck, der verriet, dass ihm das alles gar nicht passte.

„Und hat sich dieses überdimensionale Katzenvieh auch gefragt, ob wir damit einverstanden sind? Ich bin es nämlich nicht. Ich gehöre nach Ägypten und nicht in dieses überkommene, dekadente Zeitalter“, erklärte er in eisigem Tonfall.

„Sachmet war eindeutig“, entgegnete Atemu. „Es ist absolut notwendig, um die Balance in dieser Sphäre wiederherzustellen.“

„Und das kümmert mich was genau?“

„Lass es mich anders formulieren: wenn wir uns ihrem Willen nicht beugen, gibt es genau zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass sie nachhilft und uns gegebenenfalls gegen unseren Willen dorthin schickt. Die andere Lösung wäre eine Rückkehr ins Jenseits.“

Atemu ging bewusst nicht näher auf die Umstände ein, die Sachmet zu ihrer Entscheidung, sie fortzuschicken, verleitet hatten. Ebenso wenig erwähnte er, dass der Tod keine wirkliche Möglichkeit darstellte. Er hoffte einfach darauf, dass der Grabräuber den angenehmeren von beiden Vorschlägen annehmen würde.

„Sei kein Narr, Bakura!“, mischte sich Marlic ein. „Sterben werden wir ohnehin früh genug. Jetzt genieß das Ganze doch mal! Wir könnten doch ´ne WG gründen! Das wäre sicher lustig!“

„Nur über meine Leiche!“, gab der Grabräuber zurück und stand ruckartig auf. „Ich habe es definitiv satt, ständig herumkommandiert zu werden – sei es von ach so göttlichen Pharaonen oder zu groß geratenen Haustieren. Sag Sachmet das, wenn du sie das nächste Mal sprichst. Ich bin raus aus der Nummer.“ Er wandte sich bereits um und machte Anstalten, aus dem Raum zu verschwinden.

„Bakura!“, hielt Atemu ihn noch einmal zurück. „Ich glaube, die verstehst nicht. Sachmet wird dir keine Wahl lassen, außer dich zwischen …“

„Ich habe es mit göttlichen Relikten aufgenommen. Ich schrecke auch vor einem Gott nicht zurück“, war die patzige Antwort, dann war er verschwunden.

Der Pharao seufzte tief. „Damit habe ich nicht gerechnet.“

„Na ja, man kann es ihm nicht wirklich verübeln, oder?“, warf Ryou überraschender Weise ein. „Er konnte mit unserer Welt nie viel anfangen und hat immer nur darauf gewartet, hierher zurück zu kommen. Und jetzt wird er praktisch verbannt.“

„Tja, da bleibt wohl nur eines“, meinte Joey.

„Und das wäre?“, halte Marik mit hochgezogener Augenbraue nach.

„Fesselnd, knebeln, mitnehmen“, erwiderte der Blonde. „Auch wenn wir dazu vielleicht die Hilfe eines Göttermonsters brauchen“, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu.

„So ein Unsinn“, mischte sich Ryou wieder ein. „Wir alle wissen, dass das ins Auge geht. Macht euch keine Sorgen und überlasst das mir.“

„Du?“, hakte Tristan überrascht nach.

Der Weißhaarige nickte eifrig. „Er war jahrelang in meinem Kopf. Wenn ihn irgendjemand hier versteht, dann bin ich das. Ich spreche mit ihm“, erklärte er. Ryous Gesichtsausdruck war eindeutig. Er hatte sich diese Sache in den Kopf gesetzt und würde sie durchziehen.

„Also gut. Danke, Ryou“, fuhr Atemu schließlich fort. „Aufgrund der bevorstehenden Ereignisse wäre es mir ein Anliegen, mich als nächstes mit Mana, Seto und Riell zusammenzusetzen und noch einmal über die Zukunft des Reiches und die Übergabe der Regentschaft zu sprechen, damit diese Themen vom Tisch sind. Die folgenden drei Umläufe werden schneller vergehen, als wir jetzt noch denken. Bis dahin will ich bereit sein, meinen Freunden in ihr Zeitalter zu folgen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, da bin ich mal wieder. Hat diesmal auch lange genug gedauert. Immerhin hatte ich diesmal gute Gründe, zumindest meiner Ansicht nach (Umzug; Hochzeit; neuer Job, bei dem mein Vertrag schließlich nicht verlängert wurde, da "zu kostenintensiv" und "Einsparmaßnahmen notwendig", daher schon wieder Jobsuche; Promotion [die letzten beiden fressen mein Privatleben auf wie Termiten]; Isländisch-Kurs ...). Aber jetzt ist es ja da.
Danke an Seelendieb für den Kommentar zum letzten Kapitel! Komplett anzeigen

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