Zum Inhalt der Seite

Liebe führt, wie zu erwarten... nach Amerika?

Liebe führt Teil 3
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ankunft

Allgemeine Sicht

 

"... Flughafen... lfjhlkh...fJlfhü...fpfj... vielen dank"

Die typische Flughafendurchsage, die niemand verstehen konnte, außer jenen, die hier praktisch wohnten, schallte durch die riesige Halle. Kai und Yuriy waren gerade durch die Passkontrolle und auf dem Weg zum Taxi. Yuriy schien auffallend nervös, was aber normal war. Trotz, dass er einige Turniere bestritten hatte und somit auch außerhalb des Internats unterwegs gewesen war, hatte er nach wie vor Probleme mit großen Menschenmengen. Es war allerdings schon etwas besser geworden.

"Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" Ungewohnte Unsicherheit sprach aus dem Russen, doch Kai schüttelte daraufhin nur missbilligend den Kopf.

"Du musst etwas von der Welt sehen, also reiß dich zusammen."

Genauso wie Yuriy es in den letzten zwei Jahren kaum hinbekommen hatte, sich seinem Unwohlsein (Angst würde der das natürlich niemals nennen) gegenüber Menschenmassen zu stellen, hatte es Kai nicht wirklich geschafft in irgendeiner Weise einfühlsamer zu werden. Das juckte Yuriy allerdings wenig. Schließlich brauchte er niemanden, der ihn vorsichtig behandelte.

 

Nachdem Kai das Heim übernommen hatte, wurde Volkov verhaftet, was die Medien natürlich mitbekommen hatten. Schnell wurde auch die Verbindung zur Familie Hiwatari hergestellt, was dazu geführt hatte, dass Souichiro Hiwatari ebenfalls in Untersuchungshaft genommen worden war. Kai war sich sicher, dass sich der alte Mann locker aus der Affäre kaufen können würde, aber für den Moment war es ihm nur recht, dass sein Großvater erst einmal aus dem Weg geräumt war. So konnte er in Ruhe sein eigenes Imperium aufbauen. Und er musste sich erst einmal nicht der Wut seines letzten, verbliebenen Familienmitglieds stellen, weil er ihn betrogen hatte.

 

"Das meine ich nicht und das weißt du!", zischte Yuriy von der Seite, bekam aber keinerlei Antwort. Stattdessen traten die beiden zusammen aus der Flughafenhalle heraus und gingen zielstrebig auf den Taxistand zu. Erst in dem Wagen ergriff Yuriy abermals das Wort.

"Ich hoffe, dass dir schon klar ist, dass das nicht einfach wird, oder? Ich meine, das entspricht nicht wirklich deinem Naturell."

Es blieb wieder für eine Weile still, bis Yuriy ein Schnauben von sich gab und fortfuhr: "Du könntest ja schon mal anfangen zu üben und dir angewöhnen zu antworten, wenn man mit dir spricht! Denn so was tut man eben, wenn man versuchen will, sich zu öffnen."

Doch Yuriy bekam wieder nur Schweigen als Antwort.

Er würde es niemals zugeben, aber es machte ihn schier wahnsinnig, wenn jemand bei ihm war und nicht geredet wurde. Es gab ihm immer das Gefühl, dass erwartet wurde, dass er etwas sagte oder etwas tat. Wenn er mit anderen Personen in einem Raum gewesen war, wurde immer geredet oder es wurde etwas getan, weil niemand Nähe gesucht hatte nur um der Nähe Willen. So hatte sein Leben die letzten Jahre ausgesehen und es war schwer, sich das abzugewöhnen.

Ansonsten gab es nicht besonders viele Überbleibsel die Yuriy noch aus der Zeit von Volkovs Regime mitgenommen hatte. Die die übrig waren, waren allerdings äußerst lästig. An manchen Tagen hatte er sogar das Gefühl, dass er nicht lebensfähig war. Es war ein beklemmendes Gefühl, deutlich da, aber er tat alles, um sich davon nicht in seinem Weg abbringen zu lassen. Glücklicherweise konnte er sich die Disziplin nicht abtrainieren, selbst wenn er gewollt hätte. So kam aufgeben niemals für ihn in Frage. Er würde an sich arbeiten, komme was da wolle.

 

Ein Schmunzeln bildete sich auf Yuriys Lippen. Er war eindeutig nicht sauer, weil sein Gesprächspartner ihn scheinbar ignorierte. Nein, es amüsierte ihn.

"Das wird sicherlich noch äußerst witzig."

Yuriy würde mit Freuden dabei zusehen, wie Kai sich im übertragenen Sinn auf die Fresse legen würde. Das geschah dem Hiwatari Sprössling nur recht, der seit 2 Jahren so tat, als könne er alles und als wäre er perfekt. Es würde interessant werden zu sehen, was geschah, wenn der sonst so perfektionistische Kai bemerkte, dass er etwas definitiv nicht konnte. Ob er irgendwann einfach aufgeben würde?

 

Rei

 

Es war der letzte Tag, bevor das neue Semester beginnen würde. Rei schleppte gerade Einkaufstüten durch die Flure des Studentenwohnheims, auf der Suche nach seiner Zimmernummer.

"Oh, Rei! Lass mich dir helfen." Oliver, ein Junge mit französischem Akzent und typisch französischer Baskenmütze auf dem Kopf, kam an seine Seite und nahm Rei eine der Taschen ab.

"Danke, Oliver." Rei schenkte ihm ein dankbares Lächeln und setzte mit ihm zusammen den Weg fort.

 

Die Studentenwohnheime in Amerika konnten riesig sein. Auf diesem Campus war es sogar über mehrere Gebäude verteilt und jedes Haus schien eine eigene Gemeinschaft zu sein. Rei lebte zusammen mit ungefähr 150 anderen Studenten in Gebäude H. Es gab vier Stockwerke, wobei nur im letzten Stock WG Zimmer vorhanden waren. Alle anderen Zimmer waren auf eine Person ausgelegt.

 

311... 313... nur noch ein bisschen.

"Himmel, Rei. Was hast du gekauft, Backsteine?"

Angesprochener lachte nur munter und winkte mit seiner jetzt freien Hand ab. "Du weißt doch, ich kaufe gerne auf Vorrat."

Nachdenklich nickte Oliver und schwieg kurz.

"Ich habe heute auch frisch eingekauft. Und heute ist der letzte Tag, an dem wir noch viel Zeit haben. Wie wäre es, wenn wir eine Flurparty veranstalten?"

'Flurparty' klang sehr wild, laut und mit viel Alkohol verbunden, aber dem war nicht so. In diesem Stockwerk lebten hauptsächlich ruhige Menschen, so wie Rei und Oliver selbst. 'Flurparty' bedeutete bei ihnen, dass sie sämtliche Türen öffnen und einige Tische in den Flur stellen würden. Dazu kamen dann noch selbstgemachte Speisen, die beigesteuert wurden.

"Wunderbare Idee!", antwortete Rei lächelnd und stoppte vor seiner Zimmertür.

"Ab wann?"

Oliver sah kurz auf seine Uhr und überlegte: "17 Uhr? Dann wird es nicht so spät, wir sollten morgen fit sein."

Rei nickte, schloss seine Tür auf und nahm dann wieder die zweite Tasche mit seinen Einkäufen entgegen.

"Dann 17 Uhr. Sagst du den anderen Bescheid?"

"Sicher, ich freue mich schon!"

Damit wirbelte Oliver davon, noch bevor sich Rei für das Helfen bedanken konnte. Er lächelte sanft. Der kleine Franzose war ein wahrer Sonnenschein. Er erinnerte ihn ein klein wenig an Takao, nur in viel zurückhaltender.

 

Als Rei die Tür hinter sich geschlossen und die Einkäufe verstaut hatte, erlaubte er sich kurz aufzuatmen. Es war immer noch merkwürdig für ihn, ganz normale Freunde zu haben, so wie jeder andere normale Mensch auch. Es war auf eine bizarre Art und Weise wirklich anstrengend. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Rei wirklich etwas zu verlieren. Es war wundervoll und schön, aber je näher er seinen Freunden kam, desto mehr hatte er Angst davor, sie eines Tages wieder zu verlieren. Er war es so sehr gewohnt gewesen alleine zu sein und alle anderen auf Abstand zu halten, dass es ihm manchmal wirklich schwer viel, sich zu öffnen. Das stand ihm oft im Weg.

Er hatte sich nie wirklich Gedanken darum machen müssen, was andere von ihm dachten, denn er war sich immer sicher gewesen, dass er jene, die ihn nicht leiden konnten, nie wieder sehen würde. Es war egal gewesen, wer ihn gemocht hatte und wer nicht. Spätestens nach einem Jahr hatte er immer wieder von vorne anfangen können.

Diesen Vorteil hatte er jetzt nicht mehr und obwohl er schon seit einem Jahr diese Universität besuchte, hatte er sich noch immer nicht daran gewöhnt. Oliver kannte er sogar schon länger. Er hatte ihn schon auf der Schule kennengelernt, auf der er seinen Abschluss gemacht hatte.

Sie beide hatten sich dort bereits angefreundet, doch bis heute hatte Rei sich ihm gegenüber kaum geöffnet. Rei hatte Angst. Wirkliche Angst. Was würde passieren, wenn er irgendwem von seiner Vergangenheit in Russland erzählen würde? Oder seiner Vergangenheit mit Kai? Was würde passieren, wenn seine Freunde herausfanden, dass er bisexuell war? Würde es überhaupt irgendeinen Unterschied machen?

Er hatte Angst, dass es das würde. Eigentlich vertraute er all seinen Freunden, aber die Furcht sie zu verlieren, hielt ihn davon ab tiefere Verbindungen aufzubauen. Er redete viel mit ihnen, aber er sagte nur wenig. Er war sich sicher, dass es einigen auffiel, aber sie fragten nicht. Dafür war Rei ihnen sehr dankbar.

 

Als es an seiner Tür klopfte straffte er seine Haltung wieder und öffnete. Als er Brooklyn sah, formte sich ein aufrichtiges Lächeln auf seinen Lippen.

Brooklyn gähnte, was Rei zum kichern brachte. Er trat beiseite und ließ seinen besten Freund eintreten.

"Ich dachte nicht, dass ich dich heute noch sehe."

"Oliver hat mich geweckt.", antwortete der Gast und gähnte erneut. "Da dachte ich, ich schaue mal bei dir vorbei."

Brooklyn war über die gesamten Ferien bei seinen Eltern in England gewesen und erst heute Nacht wieder gekommen. Die müden Augen verrieten Rei, dass er seinen Jetlag wohl noch nicht überwunden hatte.

"Das nächste Mal solltest du früher wieder kommen."

Doch Brooklyn zuckte nur mit den Schultern: "Du weißt doch, ich kann meinen Eltern keinen Wunsch abschlagen. Wie waren deine Ferien?"

Rei schloss abermals die Tür und seufzte. Brooklyn war der einzige Mensch, mit dem er offen umgehen konnte. Er wusste nicht genau wieso es ausgerechnet der ruhige Engländer war, der ihn dazu gebracht hatte zu reden, aber irgendetwas an seiner Art gab ihm so viel Sicherheit, dass er ihm an einem sehr düsteren Tag alles erzählt hatte.

Ohne ihn wäre Rei längst verrückt geworden. Jeder brauchte eben jemanden, mit dem er offen sein konnte.

"Ganz gut, denke ich."

Dass das nicht gerade überzeugend klang, war selbst Rei bewusst. Es war eigentlich auch gar nichts schlimmes passiert. Alles war gut gewesen. Wirklich. Nur... eigentlich hatte er sich vorgenommen sich Oliver gegenüber etwas mehr zu öffnen.

"Hast du mit ihm geredet?" Rei schüttelte den Kopf, was ihm ein mitleidiges Lächeln einbrachte.

 

Brooklyn war schon ein Semester länger an der Uni und studierte Psychologie. Vielleicht war das der Grund, warum sich Rei bei ihm so sicher fühlte, auch wenn er nicht wirklich daran glaubte. Sein bester Freund hatte einfach eine Art an sich, die andere beruhigte. Wo er war, verschwand jedwede Aggressivität. Es war beeindruckend.

"Ich bin mir sicher, dass du ihm vertrauen kannst, Rei. Ziemlich offensichtlich ist er selbst homosexuell. Also solltest du dich vor ihm ohne Probleme outen können."

Rei antwortete nicht. Er wusste das alles. Er wusste es und trotzdem fand er keinen passenden Moment um den Mund aufzumachen.

Zusammen hatten er und Brooklyn einen Plan aufgestellt um mit Reis Sozialphobie fertig zu werden. Kleine Schritte in die richtige Richtung und der erste sollte sein, dass er sich vor Oliver outete. Bisher stand dieser Punkt noch immer auf der Liste.

 

"Was kochst du denn schönes für heute Abend?"

Sein Gast wusste genau, wann er aufhören musste zu bohren und wechselte deshalb das Thema, mit einer Leichtigkeit, als hätten sie gerade über das Wetter geredet. Lächelnd wandte sich Rei zu den bereitgestellten Sachen um und erklärte, was er vor hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, es geht weiter und das schneller als gedacht. Nachdem ich dann endlich angefangen hatte, schrieb sich das alles doch besser als gedacht.
Wer hätte gedacht, dass Rei Probleme damit hat, sich anderen zu öffnen? Ich, bis zu dem Zeitpunkt, als ich es geschrieben habe, nicht. Es hat mich selbst überrascht.
Und was hat Kai vor, dass er sich anscheinend verändern will? Was macht er mit Yuriy in Amerika?

Finden wir es zusammen raus ;)

An der Stelle vielen Dank für die vielen Rückmeldungen zum Finale von Teil 2. Das hat mir wirklich geholfen das hier zu schreiben. Sonst hättet ihr wahrscheinlich noch ne halbe Ewigkeit warten müssen.

Ich versuche wie immer wöchentlich zu schreiben, kann aber nichts versprechen.
Lasst uns zusammen so viel Spaß mit der Geschichte haben, wie die letzten beiden Male ;) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sei512
2016-08-22T19:05:51+00:00 22.08.2016 21:05
es geht weiter 😀 Huhuhuhu

Ich bin gespannt wie sich Kai und Rei begegnen werden, ich glaube ja nicht das er sich in eine Uni setzt. Wobei es bestimmt lustig werden würde ;) und wenn sich Rei outet Ohhh man und vielleicht sogar eine Beziehung eingeht was Kai wohl dazu sagt ... Fragen über fragen ich bin gespannt :) lass uns nicht so lange warten

Von:  DasHasi
2016-08-21T16:27:34+00:00 21.08.2016 18:27
Yeay,es geht weiter *_*
Freue mich schon auf die nächsten kapitel ^.^


Zurück