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Auf der Suche nach Wahrheit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
!!!WICHTIG!!!
Für Alle die bis hier her gekommen sind... Danke fürs Lesen:)... Ich hoffe euch gefällt, was ihr bis hier hin gelesen habt. Als kleine Anmerkung zu diesem Kapi... Die fett formatierten Stellen sind kleine Passagen aus dem Buch (HP7) (Ich hoffe ich hab alle erwischt)... Ich wollte damit die Nähe zur Handlung im Buch herstellen... Also... Ich hoffe ihr versteht... XD
So ich hör jetzt auf zu labbern...:)
Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Die Flucht aus dem Elternhaus

Es war ein warmer und ruhiger Sommerabend auf dem großen Anwesen der Familie Frances. Ein mächtiges und weitläufiges Gebäude aus weißem Stein ragte in den langsam dunkler werdenden Himmel. Die unzähligen Fenster des Anwesens waren allesamt hell erleuchtet. Ein riesiges Stück Grün, mit vielen Bäumen und einem großen Teich, umgab das Haus.

Lorina, eine Hexe von siebzehn Jahren, hatte es sich im Garten des Hauses gemütlich gemacht. Sie hatte sich auf einer Bank, welche unter einer großen Trauerweide nahe dem Teich stand, nieder gelassen. Ihre schwarzen, glatten Haare wehten im sanften Abendwind. Sie trug eine schwarze Capri-Hose und dazu ein dunkelblaues Polo-Shirt. Sie blätterte in einem Buch.

„Lorina! Komm bitte zum Abendessen!“, rief eine Frauenstimme. Lorina sah auf.

„Ja Mum! Ich komme!”, antwortete Lorina und legte das Buch neben sich auf die Bank. Dann hielt sie inne. Sie hob ihren Blick und sah in den klaren Himmel. In ihren meerblauen Augen war Sorge zusehen.

Wie es George jetzt wohl geht?

Sie machte sich Sorgen um ihn. Er hatte ihr seid über zwei Wochen keinen Brief mehr geschrieben und das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Lorina schlüpfte in ihre schwarzen Flip-Flops und stand auf. Sie schnappe sich ihr Buch und ging zurück ins Haus, wo sie schon erwartet wurde.

„Lori, da bist du ja endlich!“, sagte eine etwas ältere Frau. Sie hatte lockiges, blondes Haar, welches ihr bis zu den Schulterblättern reichte. Sie trug es offen. Ihre Mutter musterte Lorina mit ihren eisblauen Augen.

„Ja.“, sagte Lori und ging an ihrer Mutter vorbei ins Esszimmer.

„Hey Dad!“, grüßte die junge Hexe einen etwas älteren Zauberer. Er hatte kurzes, schwarzes Haar, welches, aufgrund seines Alters, mit weißen Strähnen durchzogen war und ebenfalls eisblaue Augen. Er sah seine Tochter an.

Lorina setzte sich an den Tisch, ihre Mutter tat es ihr gleich. Dann begannen sie stumm zu essen.

Eine halbe Stunde später. Der Hauptgang war beendet und die Hauselfen räumten den Tisch ab.

„Dad. Ich möchte dich etwas fragen.“, begann Lorina. Sie fing an, sich ihre Haare um den Finger zu wickeln. Sie schien nervös zu sein.

„Was möchtest du mich fragen, mein Kind?“

„Ich möchte auf eine Hochzeit eines guten Freundes gehen. Darf ich?“, hoffnungsvoll blickte Lori ihren Vater an.

„Ich wusste gar nicht, dass jemand aus unserem Freundeskreis heiratet.“, antwortete der Zauberer und blickte zu seiner Frau, welche verwirrt den Kopf schüttelte.

„Es ist niemand aus eurem Freundeskreis.“, sagte Lori und die Hoffnung in ihrem Blick verschwand.

„Welcher deiner Freunde ist es denn?“

„Bill Weasley.“, antwortete Lori leise und senkte den Blick.

Wütend stand ihr Vater auf.

„Du willst auf die Hochzeit von Arthur Weasleys Sohn, dem Muggel-Liebhaber?“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch, als seine Tochter leicht nickte.

„Du wirst dich hüten! Du bist meine Tochter und von reinem Blut. Ich verbiete dir den Umgang mit solchem Gesindel. Du wirst hier bleiben und morgen Abend mit deiner Mutter und mir auf das Anwesen der Familie Malfoy gehen.“

Lorina hatte immer noch ihren Blick gesenkt, um so die Tränen, welche in ihren Augen standen, zu verbergen.

„Ja Vater.“, sagte sie nur.

Im nächsten Moment wurde der Nachtisch serviert und ihr Vater setzte sich wieder. Er wurde stumm eingenommen. Als die Hauselfen das Geschirr abräumten, stand Lorina ohne ein Wort auf und verließ das Esszimmer mit eiligen Schritten.

Sie lief den langen Flur entlang und musste erneut mit den Tränen kämpfen, die ihr in die Augen traten.

Sie wollte zu dieser Hochzeit...

Sie wollte George sehen...

Ohne es zu merken hatte Lorina ihr Zimmer im obersten Stockwerk erreicht. Sie schlug die Tür laut knallend zu und warf sich auf ihr Himmelbett. Schluchzend drückte sie ihr Gesicht in den weichen Satin-Bezug ihres Kissens.

Die Stunden vergingen. Der Himmel war mittlerweile schwarz und mit einzelnen Sternen übersät. Die Luft war feucht.

Das Schluchzen hatte nachgelassen und Lorina war in einen tiefen Schlaf gefallen.

Plötzlich klopfte etwas gegen ein Fenster ihres Zimmers und Lorina schreckte auf. Kerzengerade saß sie in ihrem Bett und lauschte. Es klopfte erneut. Langsam stand die junge Hexe auf und schlich zu dem Fenster, von dem das Klopfen kam. Sie blickte in die dunkle Nacht und konnte nicht sofort die Quelle des Geräusches ausmachen. Dann erblickte sie einen schwarzen Steinkauz, welcher sich auf dem Fensterbrett nieder gelassen hatte. Er trug eine rote Schleife.

„Louis?“, fragte Lorina und öffnete schnell das Fenster, um Samanthas Eule herein zulassen. Der Vogel flog durch das geöffnete Fenster und setzte sich auf Lorinas Schreibtisch. Er streckte sein rechtes Bein aus, an dem ein Brief fest gebunden war. Als Lorina dem Kauz den Brief abnehmen wollte, schuhute er vergnügt.

Die Hexe öffnete schnell das Kuvert und zog einen nicht gerade ordentlich zusammengefalteten Brief heraus. Eilig las sie ihn.

Mit jedem Wort, das sie las, weiteten sich ihre Augen ein kleines Stückchen mehr.

„George...“, flüsterte Lori und ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen.

Ihm war etwas zugestoßen...

Sie hatte es gefühlt, aber es nicht geglaubt und jetzt durfte sie noch nicht einmal zu ihm...

Lorina überlegte kurz...

Entschlossen stand sie auf und suchte nach einem Kugelschreiber. Schnell kritzelte sie auf die Rückseite von Samanthas Brief eine kurze Antwort.

Ich komme...
 

Eilig band sie dem Kauz den Brief an das Bein, welches er schon wieder bereitwillig ausgestreckt hatte, und entließ in schließlich in die kühle Nachtluft.

Dann zog Lorina den großen, dunklen Koffer unter ihrem Bett hervor und machte sich daran, ein paar Kleidungsstücke und Sachen, von denen sie dachte, sie zu brauchen, hinein zuwerfen.

Ein paar Minuten später verließ sie ihr Zimmer und ließ ihren Koffer lautlos die Treppe hinunter schweben. An der Haustür zögerte sie jedoch.

Sollte sie wirklich einfach so gehen?

Einfach so?

Ihre Eltern würden sich Gedanken machen. Doch ohne weiter daran zu denken, verließ die junge Hexe ihr Elternhaus und machte sich auf dem Weg zum nahe liegenden Bahnhof. Da sie es hasste zu fliegen und auch nicht erwartete, abgeholt zu werden, musste sie mit dem Zug reisen. Es waren zwei Stunden Fahrt, die sie von dem Haus der Weasleys noch trennten...

Die sie von George trennten...

Bei diesem Gedanken beschleunigte sie ihre Schritte und erreichte in kürzester Zeit den Bahnhof.

Nur wenige Minuten später saß sie im Zug, welcher sich sofort in Bewegung setzte und sie in atemberaubender Geschwindigkeit durch die Landschaft trug.

Während Lorina die vorbei schnellenden Bäume beobachtete, dachte sie nach.

Sie versuchte sich abzulenken, doch immer wieder blieben ihre Gedanken bei George hängen. Lorina hatte große Mühe sich zu beherrschen. Am liebsten wäre sie panisch schreiend durch den Zug gelaufen. Aber die junge Hexe zwang sich zur Ruhe und klopfte mit ihren Händen auf ihre Oberschenkel. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie immer noch die Capri-Hose und das Polo-Shirt vom Nachmittag trug. Selbst die Flip-Flops hatte sie noch an.

Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war zwei Uhr Nachts. In zwei Stunden würde sie endlich da sein. Lorina schloss die Augen und dachte an den Abend, an dem sie und George sich näher gekommen waren...
 

„Hey George! Soll ich den Laden abschließen?“, fragte Lorina und stand vor der Tür, des Ladens, den George zusammen mit seinem Bruder Fred betrieb.

Es waren Sommerferien. Lorina hatte jetzt schon drei Tage zusammen mit George und Fred im Laden verbracht und beim Verkauf geholfen. Morgen würde sie wieder nach Hause fahren. Aber den letzten Abend würde sie genießen...

Immer noch wartete die Hexe auf eine Antwort.

„Ja. Ich denke, heute kommt keiner mehr!“, rief George.

Lorina schloss die Tür von „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ ab, dann ging sie zurück zu George.

„Wo ist eigentlich Fred? Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Langsam kommt es mir so vor, als würden wir den Laden schmeißen.“, sagte Lorina und lehnte sich an den Türrahmen. George stand im Lager und kramte während dessen in einer Kiste.

„Hey und ich dachte immer du hättest ein Auge auf mich geworfen und nicht auf meinen Bruder!“, sagte George und blickte auf. So entging ihm nicht, dass sich ein leichter, roter Schimmer auf Lorinas Wangen legte.

„Blödmann!“, sagte sie und schmunzelte.

George sah sie weiterhin an. Sie hatte ihre langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden. Die junge Hexe trug ein graues Kleid, das ihren schlanken Körper betonte und darunter eine schwarze Leggins und Ballerinas in derselben Farbe. Wie hübsch sie doch war...

„Er ist geschäftlich unterwegs und hat gesagt, dass er erst in ein paar Tagen zurück sein wird. Du weißt doch, wir brauchen immer ein paar neue Sponsoren...“, erklärte George.

Lori nickte nur kurz, dann ging sie in den Laden zurück.

Wenige Minuten später folgte George ihr zurück in den vorderen Teil des Ladens. Er beobachtete Lorina dabei, wie sie die Minimuffe fütterte.

„Lass uns nach oben gehen!“, sagte George schließlich und griff nach Lorinas Hand. Lorina ließ sich von dem Zauberer in die kleine, gemütliche Wohnung im Obergeschoss ziehen, die er zusammen mit seinem Bruder bewohnte. Er schaltete das Licht ein. Nun war es an Lori, George anzusehen.

Seine roten Haare glänzen im Licht der Lampe. Er trug einen brauen Nadelstreifenanzug und darunter ein weißes Hemd. Der Anzug schmeichelte Georges Körper.

Plötzlich riss der Zauberer Lorina aus ihren Gedanken.

„Ich hab eine Überraschung für dich!“, sagte George.

„Ach ja!?“, fragte Lorina und schaute George in die dunklen Augen.

„Ja, aber du musst dich gut an mir festhalten.“, gab George darauf zurück und grinste. Lorina ahnte nichts Schlimmes. Beide standen vor der Couch und Lorina schlang ihre Arme um seine Taille. George drückte sie fest an sich und sog ihren Duft ein...

Dann sagte er: „Achtung!“, und schon hatte es Lorina den Boden unter den Füßen weggerissen.

Einen Moment später hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Es war trockenes Gras. Außerdem konnte sie das Meer rauschen hören. Immer noch hatte sie ihre Arme um Georges Taille geschlungen.

„Wir sind Appariert, oder?“, fragte Lorina vorsichtig. Sie spürte wie George nickte.

„Geht es dir gut?“, fragte George und strich Lorina über das dunkle Haare.

„Ja, alles in Ordnung. Irgendwie habe ich etwas gegen die magischen Transportmittel.“, antwortete Lorina und löste sich widerwillig von George, um sich umzusehen.

„Wo sind w... George... Warst du das?“, fragte Lorina überrascht und blickte auf eine Decke. Sie lag am Rande einer Klippe von der man einen wunderschönen Ausblick auf das Meer hatte. Auf der Decke und ringsherum standen Kerzen, welche sich in sanften Wind des Abends bewegten. Lorina ging auf die Decke zu.

„Wow, George.“, sagte die Hexe und setzte sich. George tat es ihr gleich.

„Das ist wunderschön!“, sagte Lorina und blickte auf das Meer.

„Ich würde sagen: Du bist überrascht!“, George musste bei diesen Worten schmunzeln.

„Ja, das bin ich auch!“, gab Lorina zu. Doch eine Frage brannte der jungen Hexe noch auf den Lippen: „Wieso?“

„Ich wollte dir den letzten Abend so schön wie möglich machen. Da du morgen nicht mehr da bist.“, antwortet George und machte dabei einen betrübten Gesichtsausdruck. Lorina rückte zu ihm und legte ihn eine Hand auf die Wange.

„Spätestens zur Hochzeit von deinem Bruder Bill sehen wir uns wieder.“, tröstete Lorina den Zwilling.

„Ja. Aber das war nicht der einzige Grund, wieso ich dich hierher gebracht habe“, gab George zu und setzte ein verschwörerisches Grinsen auf.

Lorina stutzte.

„Ich habe dich auch hier her gebracht, weil ich einen romantischen Abend mit dir verbringen wollte.“, sagte der Zauberer und blickte Lorina dabei in die meerblauen Augen. Immer noch lag Lorinas Hand auf Georges Wange. Sie waren sich so nahe, dass Lorina jede einzelne seiner Sommersprossen, welche seine Nase umgaben, zählen konnte.

Dann rückte er hinter Lorina und legte seine Arme um ihre Taille. So drückte er sie fest an sich. Seufzend lehnte sich die junge Hexe gegen Georges Brust und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sie neigte ihn leicht in Georges Richtung.

Die Sonne ging unter.

Im Licht des immer tiefer sinkenden Sterns, glänzten Georges Lippen verführerisch und Lorina hatte große Mühe, sich zurück zu halten...

Oder sollte sie das gar nicht...

George blickte während dessen weiter in den Himmel. Er wollte gerade etwas sagen, doch plötzlich traten zwei dunkle Gestalten an die Klippe. Sie trugen lange, schwarze Umhänge. Lorina stockte der Atem.

„Das... Das sind Todesser!“, flüsterte sie geschockt und zog ihren Zauberstab. George hielt sie zurück.

„Nicht! Sie können uns nicht sehen!“, beruhigend legte er seine Hand auf Lorinas, in der sie den Zauberstab hielt. Sie blickte erst George tief in die brauen Augen, dann wandte sie ihren Blick den beiden Todessern zu.

„Sie sollten doch hier sein!“, sagte der eine, größere Todesser und sah sich suchend um. Er hatte kurzes, schwarzes Haar und war deutlich kräftiger als der Andere.

„Hier ist aber keiner, dass siehst du doch!“, sagte der Andere daraufhin genervt. Er kickte einen Stein die Klippe hinab. Seine blonden Haare hatte er streng nach hinten gegelt.

„Du weißt, Mr.. Frances will seine Tochter zurück. Wenn wir ohne sie zurückkommen, können wir auch gleich die Klippe hier runter springen!“, bei diesen Worten beugte sich der Todesser mit den dunklen Haaren über den Klippenrand.

„Crabbe! Sie sind nicht hier! Wir hatten falsche Informationen! Lass uns verschwinden!“, sagte der Blonde und wollte gehen, doch Crabbe sagte: „Vielleicht haben sie einen Schutzzauber errichtet. Wir sollten das nachprüfen, Draco!“

Draco hielt inne und sah Crabbe an.

„Na dann los! Ich hab nicht ewig Zeit!“, Draco verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Crabbe hatte seinen Zauberstab gezogen und hielt ihn hoch.

„Verdammt!“, fluchte George und drückte Lorinas Hand fester. „Wir müssen zurück in die Winkelgasse! Halt dich gut an mir fest!“

Lorina klammerte sich an Georges Arme, da sie immer noch mit dem Rücken zu ihm saß, und plötzlich hatte sie wieder das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Das Meer, die Kerzen und die Todesser verschwammen vor ihren Augen und plötzlich waren sie verschwunden. Lorina wurde, so fühlte es sich an, durch eine enge Röhre gedrückt, dann stand sie wieder in der Wohnung über dem Laden.

„Sie haben mich gesucht?!“, murmelte Lorina und drehte sich zu George um. Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust.

George streichelte ihr sanft über das schwarze Haare und sprach leise: „Sie sind weg. Hier werden sie uns nicht finden.“

Lorina sah zu ihm auf.

„Du hast dich wegen mir in Gefahr begeben... George...“, stotterte die Hexe, da ihr die Worte fehlten. George schüttelte den Kopf.

„Du solltest dich erst einmal beruhigen. Es ist alles in Ordnung. Ich koche uns jetzt einen Tee. Setzt dich.“, mit diesen Worten drückte er Lorina sanft von sich weg und auf die Couch. Dann wandte er sich der Küche zu, doch Lorinas Hand an seinem Handgelenk hielt ihn auf. Er setzte sich neben sie.

„Wenn du mich nicht los lässt, kann ich uns keinen Tee kochen.“, sagte er und schmunzelte. Auch Lorina huschte ein Lächeln über das Gesicht.

Dann sah sie ihn an. Das rote Haar glänzte im Licht der Lampe über ihnen.

Seine Augen...

Sie fesselten sie jedes Mal aufs Neue. Lorina sah hinein und hatte das Gefühl in dem Haselnussbraun seiner Augen zu versinken.

Schließlich glitt ihr Blick weiter abwärts zu seinen glänzenden, zart rosafarbenen Lippen.

Lorina beugte sich leicht vor und schloss ihre Augen.

George nahm ihr Gesicht in seine Hände und zog sie zu sich. Ein unglaubliches Gefühl brach in Lorina aus. Ihre Haut kribbelte unter seinen weichen, warmen Händen...

Ihr Magen schien pausenlos Saltos zu schlagen...

Als nächstes fühlte Lorina, wie Georges Lippen die ihren trafen.

Ich liebe dich!

Bettgeflüster

Lorina stand schwer atmend vor der Tür des Fuchsbaus. Sie war das Stück vom Bahnhof bis hier her gerannt. Trotz Koffer.

Nun wartete sie darauf, dass ihr jemand die Tür öffnete. Plötzlich hörte sie Schritte aus dem Inneren des Hauses und einen Moment später, öffnete Molly Weasley die Tür.

Sie war eine ältere, etwas fülligere Frau. Ihr lockiges, rotes Haare fiel ihr wirr bis zu den Schultern. Sie trug ein langes, braunes Kleid. Ihr Gesicht spiegelte Trauer wieder.

„Guten Morgen... Ich... George...“, brachte Lorina stotternd heraus.

„Ganz ruhig mein Kind!“, sagte Mrs. Weasley und nahm Lorina in den Arm. „Es ist alles in Ordnung.“, fügte sie hinzu und strich über den Rücken der Hexe.

Molly führte Lorina ins Wohnzimmer und sagte ihr, sie solle sich setzten.

Nun saß sie dort auf der Couch und kam langsam wieder zu Luft. Als sich ihr Atem normalisiert hatte, fragte sie: „Wie geht es George?“

Molly setzte sich neben sie auf die Couch.

„Ihm geht es gut. Er... er hat nur etwas verloren.“, erklärte Molly und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr sonst so fröhliches, mütterliches Gesicht sah müde aus: „Ich bringe dich zu ihm. Aber sei leise, er braucht viel Ruhe.“

Lorina nickte nur stumm und ließ sich von Mrs. Weasley in eine der oberen Etagen bringen. Sie blieb vor einer Tür stehen. Molly nickte nur und ging wieder nach unten.

„Danke.“, flüsterte Lorina ihr hinterher und öffnete dann vorsichtig die Tür.

Das kleine Zimmer, welches Lorina nun im halbdunklen betrat, war mit einem großen Schrank und zwei Betten bestückt. Das eine Bett war leer. Es war Freds. Neben dem anderen, Georges Bett, stand ein Stuhl, auf welchem der andere Zwilling saß. Er schien eingeschlafen zu sein, denn sein Kopf fiel leicht nach vorne. Lorina schloss leise die Tür und ging auf Georges Bett zu. Sie musste vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzten, damit sie nicht über eine der unzähligen Kisten fiel.

„George?“, flüsterte sie leise, als sie neben Georges Bett stand.

„Hey!“, antwortete George schläfrig und richtete sich auf. „Schön, dass du da bist!“

Lorina setzte sich zu dem Zauberer auf das Bett und legte eine Hand an seine Wange.

„Was ist passiert? Sam hat mir geschrieben dir... dir sei etwas passiert. Ich bin so schnell wie ich konnte hier her gekommen!“, Lorinas Worte überschlugen sich fast.

„Hey, ganz ruhig!“, er nahm sie in den Arm: „Mir geht’s inzwischen wieder gut. Ich bin nur... etwas löchrig!“, sagte George und Lorina konnte sein Schmunzeln fast hören.

Lorina löste sich aus Georges Umarmung und sah ihn verwirrt an. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihm ein Ohr fehlte.

„Oh mein Gott!“, Lorina schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien: „Wie ist das passiert?“

George erzählte der jungen Hexe mit leiser Stimme, was sich zugetragen hatte. Als er geendet hatte, sah Lorina ihn an.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich hatte schon das Schlimmste gedacht!“, glücklich ließ sich Lorina wieder in Georges Arme fallen. Er ließ seine Hände ihren Rücken auf und ab gleiten.

„Du solltest zu Bett gehen. Du siehst ziemlich müde aus!“, sagte George und schob die junge Hexe sanft von sich weg.

„Ja...“, Lorina stand vorsichtig auf. Ihr Blick fiel auf Fred.

„Willst du ihn nicht wecken? Wenn er so weiter schläft, hat er morgen einen steifen Nacken.“, fragte Lorina. George schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ist doch lustig!“, sagte er und grinste. Lorina lächelte zurück.

„Gute Nacht!“, sagte sie und beugte sich zu George hinab und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

„Schlaf gut!“, rief George ihr hinter her, als sie das Zimmer verließ. Lorina nickte und öffnete leise die Tür. Ebenso leise schloss sie die Tür wieder und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.

Ein Glück...

George ging es gut...
 

Die Nacht war kurz. Schon um neun Uhr früh wurde Lorina geweckt.

„Lorina!“, rief eine Stimme, die der Hexe nur zu bekannt war. Lori schlug die Augen auf und blickte in die grünen Augen ihrer Freundin Samantha.

„Guten Morgen!“, grüßte Lorina ihre Freundin und richtete sich schlaftrunken auf. Sie rieb sich die Augen. Dann sah sie Samantha an. Sie war ebenfalls siebzehn Jahre alt. Ihre langen schwarzen Haare waren denen von Lorina sehr ähnlich. Doch durch Sams Haare zogen sich rote Strähnchen, welche sie seit dem ersten Schuljahr hatte und je nach Anlass anders färbte.

Sie trug ein rotes Tank-Top und dazu eine kurze schwarze Hose. Darüber trug sie eine weiße Schürze. Beim genaueren Hinsehen, sah Lorina, das Sam etwas Mehl im Gesicht hatte.

„Seit wann bist du hier?“, fragte Sam und setzte sich auf das Bett ihrer Freundin.

Lorina überlegte kurz.

„Keine Ahnung... Ich denke so... seid um vier Uhr morgens.“, antwortete Lori und stand auf.

Sie streckte sich ausgiebig und sah aus dem Fenster. Draußen schien bereits die Sonne. Es würde ein wunderschöner Tag werden.

„Hast du George... schon gesehen?“, fragte Sam vorsichtig. Lorina nickte nur.

Als Lori keine weitere Reaktion zeigte, sagte Sam: „Er hat zwar ein Ohr verloren, aber seinen Humor hat er behalten. Kurz nachdem er hier angekommen ist, hat er schon wieder Witze gerissen!“ Sam lächelte ihre Freundin an.

Lorina lächelte zurück, dann wurde sie ernst. Sie setzte sich wieder zu ihrer Freundin auf das Bett.

„Ich muss dir etwas erzählen, aber bitte sei nicht böse, weil ich es dir jetzt erst erzähle.“ Sam sah Lorina neugierig an: „Sag schon!“, drängte sie.

„George und ich... Wir sind seid kurzen zusammen.“

Sam sah ihre Freundin unentwegt an.

„Wie jetzt?“, fragte Sam völlig perplex.

„Du weißt doch, dass ich Fred und George in den Sommerferien besucht habe... Und da... da sind ich und George uns näher gekommen...“, Lorina errötete bei diesen Worten. Sie blickte ihre Freundin an.

Samantha schmunzelte nur... Doch in ihren grünen Augen konnte Lorina noch etwas anderes erkennen... Trauer...

Lorina öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber von Mrs. Weasleys lauter Stimme unterbrochen: „Sam! Komm wieder runter! Lass Lorina noch etwas schlafen!“

Samantha stand auf und ging zur Tür. Am Türrahmen hielt sie inne.

„Ich freue mich für dich... Ehrlich!“, sagte sie und lächelte, dann ging sie wieder hinab in die Küche.

Lorina sah ihrer Freundin verwirrt hinter her.

Dann zog auch sie sich an. Sie schlüpfte in eine weiße Capri-Hose und ein rotes Top. Wenige Minuten später verließ sie das Zimmer, indem sie geschlafen hatte.

In der Küche eilte sofort Molly auf sie zu.

„Guten Morgen meine Liebe. Ich hoffe du hast dich ein wenig ausgeruht?“, Mrs. Weasley sah Lorina durchdringend an. Lorina nickte. „Ich hab so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr!“

„Das freut mich. Wir müssen noch einiges für die Hochzeit vorbereiten. Am besten du hilfst Hermine und Ginny im Garten.“ Noch ehe Lorina etwas erwidern konnte, wurde sie von Molly zur Hintertür hinaus in den Garten geschoben. Lorina konnte noch einen kurzen Blick auf die Küche erhaschen, in der Samantha zusammen mit Harry stand und Geschirr polierte. Dann wandte die junge Hexe ihren Blick ab und gesellte sich zu Hermine und Ginny, welche Gnome jagten.

„Hey Mädels!“, grüßte Lori. Hermine umarmte sie stürmisch.

„Ich hab gehört, dass du mitten in der Nacht angekommen bist. Wie geht es dir?“

„Gut!“, sagte Lorina und umarmte Ginny.

Hermine wollte noch etwas sagen, doch Lorina schüttelte nur den Kopf. Sie hatte jetzt keine Lust zu reden... Wenn dann nur mit Samantha...

Was war bloß los mit ihr?
 

Inzwischen in der Küche. Harry und Sam standen schweigend neben einander und polierten ein Geschirrstück nach dem anderen.

„Puh. Nur noch die Teller, dann haben wir es geschafft!“, sagte Sam und betrachtete den Berg, welchen sie noch vor sich hatten.

„Nur ist gut!“, sagte Harry und musste schmunzeln. Auch Samantha lachte. Dabei sah sie Harry an, welcher sie daraufhin kurz anstarrte.

„Du hast da was.“, sagte er und wischte mit den Fingern seiner rechten Hand vorsichtig über Samanthas Wange. „Hier!“, sagte er und zeigte ihr seine Finger. Sie waren weiß.

„Oh, Danke. Das ist sicher Mehl.“, sagte die Hexe und lachte. „Ich hab vorhin die Mehltüte fallen gelassen!“

Wenige Minuten später, Harry und Sam waren ein super Polier-Team, hatten sie die restlichen Teller geschafft.

„Ich danke euch!“, sagte Molly: „Ihr wart mir eine große Hilfe. Sam, würdest du mir noch einen Gefallen tun? Bitte füttere doch die Hühner und hol die Eier aus dem Stall.“

Sam nickte nur und verließ die Küche. Sie machte sich auf in die Richtung eines kleinen, hölzernen Schuppens. Den Weg zum Hühnerstall kannte sie nur zu gut. Sie erinnerte sich an den letzten Sommer, den sie hier verbracht hatte. Fred und sie hatten die Hühner gefärbt, sehr zum Leidwesen von Molly.

Sie betrat den Stall und stieß prompt mit jemandem zusammen.

„Hey!“, sagte Fred und lächelte die junge Hexe an. Sam blickte in seine braunen Augen und musste an Lorinas Worte denken.

„Wir sind seit kurzem zusammen“

Zwischen Fred und ihr hatte sich nichts geändert. Seid der Halloween-Party in Hogwarts hatten sie sich nicht mehr gesehen. Sie waren sich zwar näher gekommen, aber es gab einen Zwischenfall im Laden und die Zwillinge mussten sofort los.

Seit dem hatten sich Fred und Sam nicht mehr gesehen.

„Hey!“, sagte auch Sam und drängelte sich an Fred, welcher sie gerade umarmen wollte, vorbei. Sie würdigte ihn keines Blickes.

Sie war wütend... Wütend auf Fred... Und vor allem auf sich selbst... Warum musste sie bei diesem Typen auch immer so verdammt schüchtern sein... Das war doch sonst nicht ihre Art...

Fred blickte Sam verwirrt hinterher und beobachtete sie dabei, wie sie das Hühnerfutter aus einem Getreidesack holte. Dann warf sie es den Hühnern etwas zu energisch zu.

Fred stelle sich neben sie: „Bist du... irgendwie sauer?“

Samantha schüttelte nur den Kopf und warf die Getreidekörner auf den Boden. Die Hühner gackerten.

„Wieso sollte ich sauer sein?“, fragte die junge Hexe, als sie die letzten Körner auf dem Boden verstreute. Nun wandte sie sich den Ställen der Hennen zu und begann die Eier heraus zu holen.

„Keine Ahnung. Du kommst mir bloß... etwas gereizt vor.“, sagte Fred und wollte gerade gehen. Doch...

„Au! Du verdammtes Huhn!“, fluchte Sam und hielt sich die Hand. Fred wandte sich von der Tür des Hühnerstalls ab und zu Samantha zurück.

„Zeig mal!“, ohne auf eine Antwort zu warten, griff er nach Sams Hand.

Samantha erschrak, welche Gefühle, diese kleine Berührung in ihr auslösten... Vergessen war die Wut... Die Schüchternheit... Sie wollte sich am liebsten in seine Arme werfen und seinem Herzschlag lauschen... Ihm nahe sein...

Doch ein plötzlicher, stechender Schmerz ließ sie inne halten.

Samantha blickte auf ihre Hand, die immer noch in Freds ruhte.

Über den ganzen Handrücken zog sich ein langer, roter Kratzer, aus dem langsam Blut floss. Es tropfte auf den Boden des Stalls.

„Das sollte Mum sich besser ansehen, das sieht ziemlich schlimm aus. Aber erst...“, Fred wandte sich dem Huhn zu, welches laut gackernd in seiner Box saß und die Beiden feindselig anstarrte.

„Böse Huberta“, sagte Fred zu der Henne und hob gebieterisch den Zeigefinger. Dann verließ er zusammen mit Samantha den Hühnerstall. Sie gingen zurück zum Haupthaus.

Dort wurde Samantha erst einmal von Molly verarztet.

„Komisch! Unsere Hühner waren noch nie aggressiv.“, sagte Molly und wickelte einen Verband um Sams Hand.

Fred lachte: „Sie haben es dir bestimmt übel genommen, das du sie gefärbt hast.“

Auch Sam musste lachen.

Molly schnaubte nur, dann verließ sie die Küche.

Fred und Samantha waren wieder allein.

Gerade als Fred etwas sagen wollte, stand Sam auf: „Ich werde mal in den Garten gehen und schauen was die Mädels so machen!“ Sie verließ die Küche mit eiligen Schritten. Fred blieb verdattert zurück.

Verdammt, fluchte Sam in sich hinein und schüttelte nur verständnislos den Kopf.
 

Am Abend wurde es langsam ruhiger im Fuchsbau. Samantha hatte sich bereits kurz nach dem Abendessen in das Zimmer, welches sie sich mit Lorina teilen sollte, zurückgezogen. Später am Abend betrat auch Lorina den Raum.

„Sam? Bist du noch wach?“, fragte Lorina vorsichtig.

Keine Antwort.

Lori schloss daraus, dass Sam schon schlief und zog sich leise um. Sie legte sich in ihr Bett und wollte gerade die Augen schließen.

„Ich bin noch wach. Ich habe nur Musik gehört!“ Etwas klapperte. Sam hatte ihren MP3-Player auf den kleinen Schrank gelegt, der Lorinas und Samanthas Bett voneinander trennte. „Ach so!“, sagte Lori. „Wieso bist du so früh schon ins Bett?“

„Ich wollte nachdenken“, sagte Sam und Lorina hörte, wie ihre Freundin aufstand und sich zu ihr auf das Bett setzte.

„Wie seid ihr eigentlich zusammen gekommen? Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du es mir nicht gleich überglücklich erzählt hast!“, sagte Sam. Lorina konnten den empörten Blick der jungen Hexe auf sich spüren.

Sie erzählte von dem Abend an dem George und sie zusammen gekommen waren.

„Ach, wie romantisch!“, gab Samantha seufzend zu.

„Na ja. Wenn du Todesser romantisch findest!“, Lorina musste lachen.

Auch Sam lachte.

„Was ist eigentlich mit dir und Fred?“, fragte Lorina neugierig und setzte sich auf. Sam hörte auf zu lachen und wurde ernst.

„Nichts ist mit mir und Fred. Wir haben uns vor zwei Tagen, das erste Mal seid Halloween gesehen.“

Sam stand auf und ging zu ihrem Bett zurück.

„Er hat mich nicht einmal besucht!“, sagte Sam betrübt und kuschelte sich in ihre Decke.

„Doch!“, sagte Lorina plötzlich. „George hat mir erzählt, dass Fred sehr oft auf Reisen war, um wichtige Zutaten zu kaufen und neue Sponsoren zu gewinnen. Aber jedes Mal, wenn er aufbrach oder wiederkam, ging er zu deinem Haus. Du warst nie da Niemand war da... Er hat sich schreckliche Sorgen gemacht.“

Als Lorina geendet hatte, wurde es still im Zimmer der Mädchen. Dann konnte Lorina hören, wie Sam sich ruckartig aufsetzte und anfing zu lachen.

„Was... was ist denn jetzt los?“, fragte Lori verwirrt.

„Wie du immer sagst: Ich bin die Chaos-Queen! Ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Ich habe mir eine kleine Wohnung in dem Dorf, das hier hinter den Hügeln liegt, genommen. Ich habe vergessen es Fred zu sagen.“

Nun musste auch Lorina lachen.

Dann wurde sie stutzig: „Aber wieso wohnst du nicht mehr bei deinen Eltern?“

„Ich... Hermine hat mich auf die Idee gebracht. Sie hat sich aus den Köpfen ihrer Eltern gezaubert. Sie sind jetzt in Australien... in Sicherheit. Genau dasselbe habe ich mit meinen Eltern getan. Sie haben andere Namen und nur ein Kind. Außerdem machen sie gerade eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer.“, erklärte Sam mit belegter Stimme.

„Aber wieso?“, fragte Lorina nach einer kurzen Pause.

„Lori, ich bin muggelstämmig. Wenn Du-weißt-schon-wer an die Macht kommt, sind meine Eltern in Gefahr... Nun bin nur noch ich in Gefahr und du kennst mich... Ich habe mich schon oft aus kritischen Situationen befreit“

„Hm, du hast Recht. Aber du solltest Fred morgen sagen, dass du umgezogen bist. Er hat sich wirklich Sorgen gemacht.“

„Ja und ich habe mich auch nicht gerade nett ihm gegenüber verhalten.“, gab Samantha zu und legte sich wieder hin.

Lorina tat es ihr gleich.

„Gute Nacht!“, rief Samantha ihrer Freundin zu. „Schlaf schön!“

„Du auch!“

Die magischen Steine

Endlich war der Tag der Hochzeit von Bill und Fleur gekommen.

Lorina und Samantha hatte sich gleich nach dem Frühstück in ihr Zimmer zurückgezogen und standen vor Samanthas Bett, auf welchen unzählige Kleider in den verschiedensten Farben ausgebreitet waren.

„Ich weiß einfach nicht was ich anziehen soll!“, sagte Sam und raufte sich die Haare. Lorina musste lachen.

Doch plötzlich verschwand ihr Lächeln.

„Verdammt!“, flüsterte sie so leise, dass Sam sie fast nicht verstanden hätte.

„Was ist denn?“, fragte die Hexe Lorina, welche zu ihrem Koffer gestürzt war und nun sämtliche Kleidungsstücke aus ihm heraus zog und quer durch das Zimmer warf.

Sam stellt sich hinter Lorina und bekam prompt ein blaues T-Shirt gegen den Kopf.

„Hey!“, rief Sam. Lori drehte sich um, und als ihr Blick den von Sam traf musste sie lachen.

„Jetzt ist aber gut!“, empörte sich Sam, die sich sichtlich veräppelt vorkam: „Was ist denn? Wieso hast du gerade wie eine Verrückte in deinem Koffer rum gewühlt?“

„Ich... ich habe gerade mit Schrecken festgestellt, dass ich kein Kleid eingepackt habe. Ich bin so überstürzt aufgebrochen... Ich hab es total vergessen!“, Lorina ließ sich auf ihr Bett fallen.

Sam setzte sich neben sie.

„Du kannst eins von mir haben. Ich glaube, ich habe genug Kleider dabei, um eine ganze, weibliche Quidditch-Mannschaft auszustatten.“

Lorina schmunzelte. „Ja, das stimmt!“

Sie legte ihren Kopf an Sams Schulter. „Danke!“, flüsterte sie.

„Ach, kein Problem!“, sagte Sam. „Jetzt müssen wir uns aber beeilen.“, fügte sie hinzu und sprang von ihrem Bett auf. Lorina tat es ihr gleich.
 

Die Stunden vergingen. Lorina und Sam hatten sich nach langem hin und her, endlich für zwei Kleider entschieden. Nun war es Nachmittag und Lorina und Samantha standen vor dem Zelt, welches im Hof aufgebaut worden war und warteten auf die ersten Hochzeitsgäste.

„Hey ihr zwei!“, riefen Fred und George. Sie kamen auf die beiden Mädchen zu geschlendert.

„Hey Jungs!“, riefen nun die zwei Mädchen wie aus einem Mund und mussten lachen.

Fred und George trugen zwei elegante, schwarze Anzüge und unter dem Jackett ein weißes Hemd. Das Outfit rundete George mit einer hellblauen und Fred mit einer roten Krawatte ab.

George ging zu Lorina und küsste sie zärtlich auf den Mund, dann sah er sie an.

„Du siehst einfach zauberhaft aus!“

Lorina trug ein hellblaues Kleid, welches ihr in leichten Wellen bis zu den Knien reichte und mit schwarzen Stickereien versehen war. In ihr langes, schwarzes, sonst glattes Haar, hatte sie Locken hinein gedreht.

Während George mir Lorina beschäftigt war, umarmte Fred Sam. Er drückte sie fest an sich und flüsterte ihr dabei ins Ohr: „Du siehst wunderschön aus.“

Daraufhin legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen.

Samantha trug ein rotes Kleid, welches ihr ebenfalls bis zu den Knien reichte und mit schwarzem Tüll etwas aufgebauscht wurde. Es besaß keine Träger. Dazu trug sie, genau wie Lori, schwarze Stöckelschuhe. Schuhe kauften sie immer im Doppelpack...:) In ihren schwarzen, glatten Haaren trug sie eine rote Blume, die Lorina wenige Augenblicke zuvor gepflückt hatte. Ihre Strähnchen hatte sie, passend zum Kleid, rot gefärbt.

Fred ließ Samantha los und wollte gerade etwas sagen, doch er wurde von Ron unterbrochen: „Hört auf hier rum zu flirten! Bringt lieber die Gäste an ihren Platz!“

Fred und George wandten sich zu ihrem jüngeren Bruder um und funkelten ihn böse an. Er und Harry gesellten sich zu den Vieren. Harry war jedoch nicht Harry, sondern als Cousin Barny getarnt. Zum Frühstück musste er eine große Portion Viel-Saft-Trank zu sich nehmen und hatte nun das Aussehen eines Muggel-Jungen aus dem nahe liegenden Dorf.

„Liebes Brüderchen!“, begann George. „Weißt du das Augen zum Sehen da sind?“, fügte Fred fragend hinzu. Ron sah seine Brüder verwirrt an.

„Natürlich weiß ich das!“, gab er empört zurück.

„Dann solltest du dich umschauen. Es sind keine Gäste da, die wir an ihren Platz bringen könnten!“, sagten nun die Zwillinge im Chor. Als sie geendet hatten, mussten sich die Mädchen und Harry ein Lachen verkneifen.

Ron wollte gerade etwas erwidern, doch Lori unterbrach ihn.

„Schaut mal! Ich glaube sie kommen!“, sagte die Hexe und deutete zu dem äußersten Ende des Hofes. Dort erschienen Gestalten in leuchtenden Farben der Reihe nach wie aus dem Nichts. Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich ein Umzug gebildet, der sich durch den Garten auf das Zelt zu schlängelte.

Auf den Hüten der Hexen flatterten exotische Blumen und verzauberte Vögel, und an den Krawatten vieler Zauberer funkelten wertvolle Edelsteine.

Als die Menge sich dem Zelt näherte, wurde das aufgeregte Summen vieler Stimmen immer lauter und übertönte allmählich das Geräusch der Bienen, welche vor dem Zelt über der Wiese schwebten.

„Wow!“, staunte Samantha.

„Da sind doch bestimmt ein paar Veela-Cousinen dabei!“, sagte George und reckte den Hals, um besser sehen zu können. Lorinas Augenbraue schoss in die Höhe.

„Nicht so hastig, du Löffelloser!“, sagte Fred und wollte gerade los laufen, doch Lorina und Sam waren schneller. Als sie die Veela-Verwandschaft in das Innere des Zeltes führten und somit an Fred und George vorbei gingen, streckten sie ihnen die Zunge heraus.

Die Zwillinge mussten lachen.
 

Als alle Gäste im Zelt untergebracht waren, trafen sich Harry, Ron, Lorina und Sam, vor dem Zelt wieder und warteten auf einige Nachzügler.

Ron wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ein Alptraum, diese Muriel.“, sagte er. Harry dachte an die ältere Hexe, die Ron am Arm gehabt hatte, als sie sich im Zelt getroffen hatten. Sie hatte sich lauthals über Rons Haarlänge beschwert. Mit dem Zinken von einer Nase, den rot geränderten Augen und dem federnbesetzten, rosa Hut sah sie aus wie ein angriffslustiger Flamingo.

„Wer ist Muriel?“, fragte Lorina. Auch Sam warf Ron einen fragenden Blick zu.

„Sie ist unsere Großtante. Früher kam sie jedes Jahr zu Weihnachten. Dann war sie, Gott sei Dank, beleidigt, weil Fred und George beim Abendessen eine Stinkbombe unter ihrem Stuhl hochgehen ließen. Dad sagt immer, dass sie die Beiden enterbt hat.“

Sam lachte: „Als ob die Beiden das stört. Ihr Laden läuft super!“

Lorina stimmt mit einem Nicken zu.

„Wow! Du siehst großartig aus!“, sagte Ron auf einmal. Hermine hatte sich gerade zu ihnen gesellt.

„Immer dieser überraschte Unterton!“, sagte Hermine und lächelte. Sie trug ein luftiges, lilafarbenes Kleid mit dazu passenden Stöckelschuhen. Ihr Haar war glatt und glänzte.

„Deine Großtante findet das allerdings nicht. Ich habe sie gerade getroffen. Sie meinte: „Oje, ist das die Muggelstämmige?“ und dann: „Schlechte Haltung und magere Fesseln.“.“

„Das darfst du nicht persönlich nehmen, sie ist zu allen so unverschämt!“, sagte Ron.

„Redet ihr gerade über Muriel?“, fragte George, der gerade, zusammen mit Fred, aus dem Zelt kam. „Tja, sie hat eben zu mir gesagt, dass meine Ohren nicht zu einander passen. Alte Schreckschraube!“, erzählte George und schmunzelte.

Fred hatte sich währenddessen neben Sam gestellt und lächelte sich an.

„Was sollte das? Mit den Veelas?“, fragte sie und sah ihn ernst an.

„Das war nur ein Scherz. Ich würde keine andere haben wollen, als...“ Fred wurde von Hermine unterbrochen, die anfing zu kreischen.

„Viktor!“

Alle sahen zu Hermine und dann zu einem jungen Mann, der soeben am Eingang aufgetaucht war. Samantha und Lorina sahen zu Ron, der mit knallroten Ohren Krums Einladung entgegen nahm und durchgeschaute.

Lorina beugte sich zu Sam. „Scheint so als wäre Ron kein Fan mehr von Krum!“, flüsterte die Hexe. Sam nickte.

„Ja, aber das war er schon in der vierten Klasse nicht mehr!“, Sam musste bei diesen Worten Lachen.

Während Harry sich dazu bereit erklärte, Viktor Krum zu seinem Platz zu bringen, sah George auf seine Armbanduhr.

„Wir sollten rein gehen, sonst macht Mum uns die Hölle heiß!“, sagte er zu den Mädchen. Dann betraten die Vier das Zelt. Im inneren des Zeltes standen zierliche, goldene Stühle, Reihe um Reihe und säumten einen lilafarbenen Teppich. An den Stützstangen des Zeltes rankten sich weiße und goldene Blumen empor. Fred und George hatten einen riesigen Bund goldener Ballons genau über der Stelle angebracht, wo Bill und Fleur in Kürze Mann und Frau werden würden.

Die Zwillinge und die Mädchen setzten sich auf ihre Plätze in der ersten Reihe. Hinter ihnen nahmen wenige Minuten später Hermine, Ron und Harry platz.

Dann begann die Zeremonie.
 

Langsam wurde es Abend. In dem großen Zelt, welches im Hof der Weasleys stand, herrschte reges Treiben. Die Stühle waren, zusammen mit ein paar Tischen, an den Rand des Zeltes geschoben worden. In der Mitte war nun eine große Tanzfläche, auf welcher sich einige Paare tummelten, darunter auch das Hochzeitspaar.

Lorina und Samantha hatten es sich an einem Tisch gemütlich gemacht und tranken ihren Cocktail. Die Zwillinge hatten sich soeben aufgemacht, um etwas aus dem nahe liegenden Haupthaus zu holen.

„Ich frage mich, was sie wohl vergessen habe?“, sagte Sam und blickte nachdenklich drein.

„Hm, vielleicht... vielleicht redet George Fred gut zu, damit er dir endlich näher kommt. Vor so einer Kulisse.“, Lorina sah sich bei den letzteren Worten im Zelt um. Sie seufzte.

„Ich weiß nicht. Aber Fred kommt mir nicht so... so schüchtern vor, das ihm sein Bruder Mut zu reden muss.“, sagte Sam und sah ihre Freundin an.

„Ja. Aber du bist doch auch schüchtern. Obwohl du es eigentlich nicht bist. Ich kenne dich seit der ersten Klasse. Du bist immer so spontan gewesen und hast Wood so lange genervt, bis er dich endlich in die Quidditch-Mannschaft aufgenommen hat. Aber wenn es um Fred ging...“, Lorina schweig.

Samantha schmunzelte: „Du kennst mich einfach viel zu gut.“

„Hey Mädels. Darf ich mich zu euch setzten?“, fragte ein kräftiger Junge mit rotem, lockigem Haar.

„Aber natürlich H... Barny.“, sagte Samantha freundlich und bot dem getarnten Harry einen Stuhl an. „Danke.“, sagte dieser und setzte sich.

„Wo sind denn Ron und Hermine?“, fragte Lorina.

„Sie tanzen.“, antwortete der Zauberer und deutete zur Tanzfläche. Auch Sam und Lorina blickten dorthin und konnten einen kurzen Blick auf die Beiden erhaschen, die sich im Takt der schnellen Musik bewegten.

„Ach, sind sie nicht ein schönes Paar!“, seufzte Sam.

Die Minuten verstrichen. Lorina und „Barny“ unterhielten sich, doch Samantha ließ ihren Blick verträumt über die Tanzfläche schweifen.

Wie gerne würde sie jetzt dort tanzen.

Mit Fred...

„Barny“ riss sie, mit dem Scharren seines Stuhles auf dem Boden, aus ihren Gedanken. „Wo will Barny denn hin?“, fragte sie an Lorina gewandt.

Die Hexe zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“

„Ich hoffe euch ist nicht langweilig geworden!“, sagte auf einmal eine bekannte Stimme hinter Lorina. Sam und ihre Freundin drehten sich überrascht um.

„George! Da bist du ja!“, sagte Lorina glücklich. Sam blickte sich suchend um.

Er schien allein zu sein...

„Wo ist Fred?“, fragte sie an den Zwilling gewandt. Er schmunzelte.

„Er... hat etwas verlegt... Er kommt sicher bald. Kann ich dir deine Freundin entführen?“, fragte er.

Sam nickte geistesabwesend und ließ ihren Blick erneut über die Tanzfläche schweifen.

„Ich bleibe auch hier... wenn du möchtest.“, bot Lorina an und legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter.

„Ach was. Lass dir von mir nicht den Spaß verderben!“, Samantha versuchte bei diesen Worten zu lächeln. Es schien ihr gelungen zu sein, denn George und Lorina entfernten sich von ihr.
 

„Bist du sicher, dass wir sie einfach so alleine sitzen lassen können?“, fragte Lorina und blickte zu dem Tisch zurück, an welchen sie eben noch mit ihrer Freundin gesessen hatte.

Sam hatte ihren Blick wieder den Tanzenden zugewandt.

„Ja. Fred wird sich sicher bald zu ihr gesellen.“

Das warf die nächste Frage auf, die Lorina dem Zwilling auch sofort stellt: „Was hat er denn „verlegt“?“, fragte sie.

George antwortete nicht. Er und Lorina verließen das große Festzelt und gingen über den Hof in Richtung Garten. Die Nacht war warm.

Es war selten geworden, dass Nächte warm waren, seitdem die Dementoren ihr Unwesen trieben. Sie verbreiteten Kälte und Nebel. Doch aus irgendeinem Grund blieb dieses eisige Gefühl heute fern von der feiernden Gesellschaft.

„George! Antworte.“, Lorina griff auffordernd nach Georges Hand. Doch der Zauberer blieb nicht stehen. Er lief immer weiter durch den Garten, welcher von kleinen Lichtkugeln in sanftes Licht getaucht wurde. Er zog Lorina hinter sich her.

Vor einer kleinen hölzernen Bank machte er halt. „Da wären wir!“

Lorina verschlug es die Sprache.

Die Bank, war nicht nur einfach eine Bank. An den Seiten kletterten Blumen empor, die denen im Festzelt sehr ähnlich sahen. Rings um die Bank herum standen Kerzen, große und kleine, deren kleine Flammen im sanften Wind des Abends flackerten.

„Geor...“, Lorina wollte etwas sagen, doch der Zwilling versiegelte ihre Lippen mit seinem Zeigefinger. „Scht!“

Sie setzten sich auf die Bank. Nach einer Weile ergriff die junge Hexe erneut das Wort: „Was hat Fred nun „verlegt“?“.

George sah sie an und schmunzelte. Ihr Gesicht war in das sanfte Licht einer Kugel gehüllt, welche in ihrer Nähe in der Luft hing. Er konnte erkennen, wie eine ihrer Augenbrauen in die Höhe geschossen war, als er sie ansah, aber immer noch nicht auf ihre Frage geantwortet hatte. Er liebte ihr Gesicht. Als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden hatte, waren ihm sofort ihre meerblauen Augen aufgefallen. Sie hatten ihn gefesselt. Und das taten sie heute noch.

Er berührte sachte mit seiner Hand ihre Wange und strich ihr so eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht. Es duftete nach Vanille.

„Ich wollte dir etwas geben. Bitte, Schatz. Schließe deine Augen.“ Lorina sah ihn fragend an, tat aber das, was er gesagt hatte.

Ihre Lippen...

Sie glänzten so verführerisch. Doch er musste sich zusammen reißen. Er zog eine lange silbern glänzende Kette aus einer Tasche seines Jacketts. An ihr hing ein kleiner, blau schimmernder, herzförmiger Anhänger.

Lorina hatte immer noch die Augen geschlossen. Sie spürte wie George ihr näher kam. Er gab sich Mühe, sie nicht zu berühren und trotzdem spürte sie, dass er ganz nah war. Im nächsten Moment bemerkte sie etwas Kaltes, das sich um ihren Hals legte. Sie öffnete ihre Augen.

George war ihr immer noch sehr nahe. Er bemerkte, dass sie ihre Augen geöffnet hatte und sah ihr nun direkt in die Augen. Ohne den Blick abzuwenden, tastete Lorina nach dem Etwas, das George ihr umgebunden hatte.

„Was ist das?“, fragte die Hexe schließlich. Immer noch war ihr Blick auf George gerichtet.

„Das ist ein Anhänger aus einem seltenen, magischen Stein. Er ist eigentlich farblos, aber ich habe ihm die Farbe deiner Augen gegeben. Er...“, mehr konnte er nicht sagen, denn Lorina verschloss seine Lippen mit den ihren.

Er war überrascht, legte dann aber seine Arme um sie und zog sie zu sich.
 

Samantha saß immer noch allein an einem Tisch. Langsam wurde sie ungeduldig.

Wo war Fred nur die ganze Zeit?

Plötzlich rissen sie zwei Hände, welche sich völlig überraschend über ihre Augen legten, aus ihren Gedanken. Sie wusste wer es war. Sie erkannte ihn an seinem Geruch.

„Da bist du ja endlich.“, sagte Sam. Sie griff mit ihren Händen nach den seinen und zog sie von ihren Augen weg, ließ sie aber nicht los, sondern auf ihren Schoß sinken. Dadurch musste sich der ihr nicht Unbekannte noch etwas herunter beugen. Sie drehte sich um. Vor ihr stand Fred und lächelte. Sein Gesicht war ihren ganz nah.

„Ja. Es tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen.“ Er entzog seine Hände Samanthas Griff und stellte sich vor sie. Er reichte ihr seine Hand: „Darf ich bitten?“

Die junge Hexe schmunzelte. „Natürlich.“, sagte sie und berührte seine Hand. Dann begaben sich die Beiden auf die Tanzfläche.

Lange wirbelten die Beiden lachend über die Tanzfläche... Fred war ein unglaublicher Tänzer und Samantha genoss es, in seinen Armen zu liegen... Seine Nähe zu spüren...

Nach einigen schnellen Liedern wurde die Musik langsamer, und das Tanzpaar passte sich dem Takt an. Der Zwilling schlang seine Arme um Samanthas Taille und zog sie näher zu sich. Die Hexe errötete. Als sie sich wieder gefasst hatte, wollte sie wissen: „Wo warst du die ganze Zeit?“

Vorwurfsvoll blickte sie ihn aus grünen Augen heraus an.

„Ich habe etwas gesucht. Du sagst immer, du seist die Chaos-Queen. An mich würdest du nie heran kommen.“, sagte Fred und lächelte. Dabei sah er ihr in die grünen Augen.

„Ich habe etwas für dich.“, sagte er schließlich und hielt in seiner Bewegung inne. Samantha sah ihn fragend an. „Schließe deine Augen.“

Sie tat was er ihr gesagt hatte. Er betrachtet ihr Gesicht. Im Licht der Lampe, welche an der Decke des Zeltes hing, glänzte ihre Haut. Ihre Lippen bewegten sich zu einem Lächeln.

„Was siehst du mich so an?“, fragte sie. Fred stutzte.

„Hey. Nicht Gucken!”

Sam lachte. „Hab ich auch gar nicht. Ich spüre aber deine Blicke auf mir.“

Fred schien verunsichert, riss sich aber dann zusammen. Er griff in seine Jackettasche und zog eine silberfarbene Kette heraus. An ihr hing ein grüner, herzförmiger Anhänger.

Fred beugte sich vor und legte Samantha die Kette um.

Sie erschrak und öffnete ihre Augen.

„Fred was ist das?“, fragte sie und betastet die Kette um ihren Hals.

„Das ist ein magischer Stein. Er... er soll dich beschützen, wenn ich es mal nicht kann.“

Samantha lächelte. Ihr Blick hob sich und sie sah in seine haselnussbraunen Augen. Dann umarmte sie ihn. „Danke!“

Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Dann bewegten sie sich wieder zum Rhythmus der Musik.

„Danke Fred. Das ist sehr lieb von dir.“, flüsterte sie und sah ihm nun wieder in die Augen. Dann ließ Sam ihre Lider sinken. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und bewegte sich nach vorn. Auch Fred hatte seine Augen geschlossen und beugte sich zu ihr herunter. Ganz langsam. Ihre Lippen berührten sich. Ganz kurz und sacht. Dann brach ein Tumult aus, der Beide aufsehen ließ.

„Was ist den passiert?“, fragte Sam Fred, welcher sich nach der Quelle des Wortschwalls umsah. „Ich weiß es nicht!“

Beide sahen sich auf der Tanzfläche um.

In diesem Moment fiel etwas Großes und Silbernes durch den Baldachin über der Tanzfläche. Graziös und schimmernd landete ein Luchs leichtfüßig inmitten der verblüfften Tänzer. Köpfe wandten sich ihm zu, und die Gäste, die ihm am nächsten waren, erstarrten mitten im Tanz in grotesken Stellungen. Dann öffnete der Patronus weit das Maul.

„Das Ministerium ist gefallen. Scrimgeour ist tot. Sie kommen.“

Unerwartete Komplikationen

Die Nachricht des Luchses löste Panik unter den Gästen der Hochzeit aus.

Fred hatte nach Samanthas Hand gegriffen und bahnte sich nun einen Weg durch die umher laufenden, in Panik geratenen Menschen.

Samantha ließ sich stumm von dem Zwilling durch die Masse zeihen. Sie hatte noch nicht realisieren können, was der Patronus von sich gegeben hatte.

Sie ließ ihren Blick geistesabwesend durch die Menge gleiten.

Sie konnte Hermine und Harry erkennen. Hermine suchte mit panischem Blick nach Ron, der von der anderen Seite her auf sie zukam. Als sie ihn sah, griff sie nach seiner Hand und... sie verschwanden.

„Fred! Was ist passiert?“, fragte Sam und versuchte mit Freds eiligen Schritten mit zuhalten.

„Die Schutzzauber... Sie sind nicht mehr aktiv... Wir müssen hier verschwinden.“, antwortete er.

Plötzlich schrie jemand.

Samantha drehte sich um und konnte in mitten von Hochzeitsgästen Gestalten in langen, schwarzen Kapuzenumhängen erkennen. Sie trugen weiße Masken.

„Fred. Da sind Todesser...“, Angst lag in Sams Stimme.

„Ich weiß!“, unterbrach er sie und zog sie aus dem Festzelt heraus. „Wir müssen in den Wald, da liegt ein Portschlüssel. Dad und Bill haben ihn für einen Notfall geschaffen. Ich glaube sie haben so etwas geahnt.“

„Wo ist Lorina?“, fragte die Hexe und wollte stehen bleiben, doch Fred zog sie weiter mit sich.

„Sie und George sind sicher schon auf dem Weg zum Portschlüssel. Dort werden wir sie treffen.“

Sie liefen über den weiten Hof des Fuchsbaus in Richtung Waldrand, als plötzlich neben Sam ein roter Lichtblitz einschlug. Fred und Sam rannten weiter und warfen keinen Blick auf den Todesser zurück, welcher nun die Verfolgung aufnahm.
 

Währenddessen im Garten der Weasleys. Lorina und George hatten von der ganzen Panik im Festzelt nichts mit bekommen. Sie saßen immer noch auf der Bank, eng umschlungen und in einander vertieft. Die Beiden bemerkten nicht, dass sich eine Gestalt in einem langen, schwarzen Umhang ihnen näherte.

„Lorina!“, rief die Gestalt plötzlich mit einer Stimme, welche Lorina nur zu bekannt vorkam. Sie sprang von der Bank auf.

„Vater?“, fragte sie erschrocken. „Was machst du denn hier?“

„Ich... ich bin enttäuscht!“, sagte ihr Vater, ohne auf Lorinas Frage einzugehen. „Ich habe dir verboten auf die Hochzeit dieser Blutsverräter zu gehen. Du widersetzt dich einfach meinen Regeln und jetzt finde ich dich hier mit diesem...“, er suchte nach dem richtigem Wort, doch es schien ihm nicht einzufallen.

„Vater!“, sagte Lorina besänftigend. George war währenddessen aufgestanden und an ihre Seite getreten. Er legte einen Arm um sie.

„Was fällt dir ein?“, fragte Lorinas Vater außer sich und schwang seinen Zauberstab. Ein roter Lichtblitz schoss aus der Spitze genau auf George zu. Er musste mit einem gekonnten Sprung nach hinten ausweichen.

„Leg noch einmal Hand an meine Tochter, du dreckiger Abschaum!“

Lorina wandte sich George zu. Sie sah ihn entschuldigend an.

„Bitte George geh. Du bist...“

Noch ein Lichtstrahl flog auf George zu. Er wich zurück.

„Nein. Lorina ich gehe nicht ohne dich.“, sagte George und wollte wieder einen Schritt auf sie zu gehen, doch diese Mal schlug einen grüner Lichtblitz vor seinen Füßen ein.

„Lorina.“, sagte er, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Wenn du nicht gehst, wird mein Vater dich töten. Bitte tu mir das nicht an.“, flehend sah sie George an.

Wieder ein grüner Lichtblitz. „Stirb, du Verräter!“, rief Lorinas Vater.

„Bitte!“, flehte Lorina.

George war hin und her gerissen. Er wollte nicht gehen, nicht von Lorina getrennt sein...

Nicht schon wieder...

Doch wenn er jetzt bleiben würde war die Wahrscheinlichkeit groß, mehr als nur ein Ohr zu verlieren.

„Lorina... Ich liebe dich... ich werde auf dich warten...“, sagte er, dann rannte er in Richtung Wald davon.

Lorina sah George nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war. Dann wandte sie sich ihrem Vater zu.

„Was hast du hier zu suchen?“, fragte sie erneut und ging auf ihn zu.

„Der Dunkle Lord hat das Ministerium übernommen. Sein oberstes Ziel ist es nun, Muggelstämmige und Blutsverräter wie diese Bande hier zu töten. Ich hatte dir verboten auf diese Hochzeit zu gehen. Du hast dich meinen Regeln widersetzt und dich auf einen Blutsverräter eingelassen. Das wird eine harte Strafe nach sich ziehen“

Er packte seine Tochter am Arm und zog sie durch den Garten zurück zum Festzelt.

Vor dem Zelt blieb er stehen.

„Du wirst jetzt nach Hause gehen. Ohne Widerrede. Ich möchte nicht das meine Tochter auf der Hochzeit von solchen Blutverrätern gesehen wird.“, befahl er in gebieterischem Ton. Lorina nickte nur stumm.

Ihr Vater verschwand ins Zelt hinein und ließ Lorina allein vor dem Eingang zurück.

Sie könnte fliehen...

Sie könnte sich einfach seinen Befehlen widersetzten und George in den Wald folgen...

Aber er gehörte genau zu derselben Familie wie sie...

Sie konnte nicht einfach so gehen.

Widerwillig und mit den Gedanken bei George konzentrierte sie sich auf ihr zu Hause und verschwand.
 

Zur selben Zeit rannten Samantha und Fred durch den immer dunkler werdenden Wald.

„Wie weit ist es denn noch?“, fragte Sam völlig außer Atem. Fred warf einen Blick auf sie zurück. Ihr Gesicht war vor Erschöpfung verzerrt und von Ästen zerkratzt.

„Es ist nicht mehr weit. Aber wir müssen diesen Todesser abhängen!“, erklärte Fred und wie zur Bestätigung schlug ein roter Lichtblitz in einen Baum neben ihnen ein.

Samantha und Fred rannten weiter.

Da war er endlich. Der Portschlüssel. Ein alter, verrosteter Eimer, lag in der Mitte einer Lichtung auf einem Baumstumpf. Um ihn herum standen die anderen Weasleys. Molly, Arthur, Bill, Fleur, Charlie und Ginny. Auch George war da.

Doch von Lorina war keine Spur…

„Wo… wo… ist Lorina?“, fragte Sam laut. Panik lag in ihrer Stimme.

George hatte die Frage gehört und rief über die Lichtung: „Ihr Vater hat sie abgeholt.“ In seiner Stimme lag etwas Trauriges.

Die Hexe erschrak. Sie wusste das Lorinas Vater ein Todesser war.

Fred und Sam rannten immer noch über die Lichtung, der Portschlüssel war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt.

Er war fast zum Greifen nah. Die Anderen standen griffbereit da und warteten nur noch auf Fred und Sam.

Dann ging alles ganz schnell.

Fred war nur noch wenige Zentimeter mit seinen Fingern von dem Portschlüssel entfernt. Auch Sam war ganz nah. Doch auf einmal konnte sie sich nicht mehr bewegen. Ihre Arme und Beine wurden steif und sie erstarrte in ihrer Bewegung.

Fred bemerkte dies, aber es war zu spät.

Seine Finger hatten den Portschlüssel bereits berührt und mit ihm auch die anderen Weasleys. Sie verschwanden.

Samanthas Gesicht verschwamm vor Freds Augen, bis es ganz verschwand. Er bemerkte nicht wie ihm die Luft aus dem Körper gepresst wurde. Er konnte an nichts denken.

Plötzlich hatte er wieder Boden unter den Füßen.
 

Sam stand immer noch erstarrt auf der Lichtung. Der Todesser, welcher den Fluch auf sie abgegeben hatte, kam langsam auf sie zu. Sam konnte ihn aus den Augenwinkeln heraus sehen.

„Hab ich dich doch noch erwischt!“, sprach der Todesser und fing an zu lachen. Er stand nun vor Samantha und begutachtete seinen Fang. Eine weiße Maske verbarg sein Gesicht.

„Hey Travers! Hast du was erwischt?“, rief eine weitere Stimme aus dem Wald.

„Ja, Wilkes! Schau sie dir an!“, rief er dem anderen Mann zu, der gerade am Rand der Lichtung aufgetaucht war.

Wenige Augenblicke standen die beiden Männer vor Sam und sahen sie an.

„Du musst sie festhalten, damit ich den Fluch von ihr nehmen kann und sie nach ihrem Namen fragen kann.“, sagte Travers. Der Mann namens Wilkes nickte nur und griff nach Samanthas Armen.

Plötzlich wurden ihre Arme und Beine wieder frei. Hätte sie der Todesser nicht festgehalten, wäre sie bäuchlings auf den Boden gefallen. Nicht das sie ihm dankbar war.

„Lass mich los!“, sagte Sam und versuchte sich aus dem Griff des großen, muskelbepackten Mannes zu befreien. Ohne Erfolg.

„Wie ist dein Name, Mädchen?“, fragte Travers. Die Hexe antwortete nicht.

„Muss ich dich erst foltern, damit du mir deinen verdammten Namen ausspuckst?“, fragte Travers und hob erneut seinen Zauberstab.

„Sie ist bestimmt ein Schlammblut.“, schlussfolgerte Wilkes aus Samanthas schweigen.

Ihre Augen weiteten sich. Sie hätte sich für diese Reaktion erschlagen können. Schnell versuchte Samantha ihre Augenpartie wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch der Todesser bemerkte ihren Blick.

„Ich glaube du hast ins Schwarze getroffen.“, sagte Travers und lachte Sam ins Gesicht.

Angst breitete sich in Samanthas Körper aus.

Würde sie jetzt sterben…?

„Aber wir brauchen ihren Namen. Wir können sie nicht einfach so töten.“

„Hmm, du hast Recht, Wilkes. Irgendwie müssen wir ihren Namen aus ihr herausquetschen.“, gab Travers zu. Er beugte sich zu seiner Gefangenen herunter: „Na, wie heißt du Kleines?“

Als Antwort spuckte Samantha ihm ins Gesicht.

„Arghh, du Miststück!“, rief der Mann und schlug Sam. Ein stechender Schmerz fuhr durch den gesamten Körper der jungen Hexe und machte sie benommen. Sie wollte zu Boden fallen, doch der Todesser namens Wilkes ließ sie nicht los.

„Jetzt reicht es mir. Hier wird sowieso niemand ihre Leiche finden.“, sagte Travers und richtete seinen Zauberstab auf Samantha: „Ich habe keine Lust mehr mich noch länger mit dir herum zu ärgern.“

Sam durchfuhr erneut blanke Angst.

Warum in aller Welt musste sie diesen Typen auch anspucken??? In Gedanken verfluchte sich Samantha für ihre Reaktion auf die Frage nach ihrem Namen. Jetzt würde alles vorbei sein.

Sie schloss die Augen und dachte an den Abend, der eigentlich perfekt war. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Todesser aufgetaucht waren. Fred und sie waren sich näher gekommen. Hatten sich geküsst. Aber es war ein verdammt kurzer Kuss gewesen.

Ein Lachen huschte über Sams Gesicht.

Sie musste an die Halloween-Party in der sechsten Klasse denken.

„Avada K…“, begann der Todesser Travers, doch eine gebieterische Stimme hielt ihn aus.

„Was soll das Travers? Was machst du da?“, fragte ein weiterer Mann, der neben die beiden Todesser trat. Samantha erkannte sein Gesicht unter der schwarzen Kapuze. Er trug keine Maske.

„Wir wollten diese Schlammblut töten, Mr.. Frances.“, sagte Wilkes, weil Travers nicht antwortete und wutentbrannt auf den Boden starrte.

Wie gern hätte er dieses Ungeziefer zertrampelt…

„Wie ist ihr Name?“, fragte Lorinas Vater und sah Travers weiter an. Er zwang sich zu einer Antwort.

„Wir… wir wissen ihn nicht. Sie wollte uns ihren Namen nicht verraten.“, erklärte Travers und erntete einen Blick voller Verachtung.

„Ihr könnt sie nicht einfach umbringen, ohne dass ihr ihren Namen wisst. Was ist wenn sie reines Blut besitzt?“, fragte Mr.. Frances und schüttelte mit dem Kopf.

Samantha stutzt.

Wieso verriet er nicht ihren Namen? Er kannte sie. Er kannte ihren Namen und auch ihren Blutstatus. Aber er verriet nichts.

Wieso…

Ein Moment der Stille trat ein, in der man nur die Geräusche des Waldes in der Nacht hören konnte.

„Nun…“, begann Mr.. Frances: „… Ich denke es wäre besser sie erst einmal zu den Malfoys zu bringen. Vielleicht kennt der kleine Draco ihren Namen. Sie scheinen im gleichen Alter zu sein.“

Travers und Wilkes nickten.

Dann packte Wilkes Samanthas Arm und die kleine Gruppe begab sich zurück zum Haus der Weasleys.
 

Lorina war wieder zuhause und hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen.

„Komm bitte raus!“, sagte eine weibliche Stimme von der anderen Seite der verschlossenen Tür: „Du musst etwas essen!“ Die Stimme klang besorgt.

„Nein, Mum.“, sagte Lorina knapp.

Sie saß auf ihren Stuhl vor dem Schreibtisch und schrieb mit schneller Feder etwas auf ein Stück Pergament. Sie musste sich beeilen. Sobald ihr Vater zuhause war, hatte sie keine Chance mehr einen Brief an George zu schicken.

Er würde es merken und sie sofort daran hinten mit diesem „Abschaum“ Kontakt aufzunehmen.

Als sie den Brief fertig geschrieben hatte öffnete sie eilig das Fenster. Davor hatte Louis gesessen und gewartete. Als ob er gewusst hätte, hier in kurzer Zeit gebraucht zu werden.

Sie band ihm den Brief um einen Fuß.

„Flieg Louis.“, sagte Lorina als sie den kleinen Steinkauz in die Nacht entließ.

Sie sah dem Kauz noch lange nach. Dann erregte eine kleine Bewegung im Garten ihre Aufmerksamkeit. Sie kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können.

Eine Gestalt schritt eilig über den Kiesweg in Richtung Haus. Dann verschwand der Fremde aus Lorinas Blickfeld. Einen kurzen Moment später klingelte es. Lori konnte ihre Mutter hören, wie diese eilig die Treppe hinunter ging. Dann hörte sie nichts mehr.

Die Hexe schloss ihr Fenster und wollte sich auf ihr Bett setzten, doch plötzlich rief ihr Vater nach ihr.

„Lorina. Wir müssen etwas bereden. Komm bitte runter.“

In der Höhle der Schlange

Es war eine kalte Nacht …

Eine kalte und neblige Nacht …

Samantha wurde von ihren Begleitern unsanft über einen weißen Kiesweg geschoben. Sie war noch etwas benommen, da sie und ihre Begleiter gerade disappariert waren. Sie hatte diese Transportmöglichkeit noch nie gut vertragen.

Ihre Arme schmerzten. Bevor sie hier gelandet waren, hatte einer der Todesser, ihre Hände brutal auf den Rücken gelegt und gefesselt.

Die junge Hexe sah sich um und versuchte, zu erkennen, wo sie sich gerade befand. Doch dies fiel ihr schwerer als gedacht.

Der Weg, auf welchem sie sich gerade befand, war von zwei großen, hohen Hecken gesäumt, welche das Geräusch ihrer Schritte dämpften.

Sam kniff die Augen zusammen. In der Ferne konnte sie Licht ausmachen. Licht das aus mehreren Fenstern heraus strahlte und die Umgebung in einen sanften Ton tauchte.

Da näherte sich ihnen ein Schatten.

„Dein Ende naht.“, sagte Travers, welcher sich soeben zu seiner Gefangenen vorgebeugt hatte.

Der Schatten kam immer näher und blieb letztendlich vor der kleinen Gruppe stehen.

„Was führt euch zu uns?“, fragte eine männliche, eiskalte Stimme. Samantha erkannte die Stimme und wusste, trotz der Dunkelheit, das Lucius Malfoy vor ihnen stand. Da das Licht ihn von hinten anstrahlte, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen.

„Wir haben eine Gefangene. Wir wissen ihren Namen nicht, aber sie scheint, in dem Alter deines Sohnes zu sein. Vielleicht kennt er sie ja.“, erklärte Wilkes und schob Samantha nach vorn, damit Lucius ihr Gesicht betrachten konnte.

„Das stimmt. Kommt rein.“

Die Todesser folgten Lucius bereitwillig ins Haus. Doch Samantha begann, sich zu wehren.

„Lass mich los, du Fleischklops!“, sagte sie zu Travers und versuchte, ihn gegen sein Knie zu treten. Sie verfehlte ihren Entführer. Dieser hielt sie daraufhin auf Abstand. „Lass das, Miststück.“, sagte er nur.

Samantha konnte ihn nun nicht mehr erreichen. Ihre Beine waren zu kurz.

„Verdammt!“, fluchte sie leise. Sie musste sich doch irgendwie aus dieser misslichen Lage befreien können. Doch wie wusste sie noch nicht.

Die Todesser und Samantha erreichten eine Steintreppe, welche Sam unsanft hinauf befördert wurde. Dann betraten sie eine große Eingangshalle.

„Wartet hier. Ich werde meinen Sohn rufen. Wir sollten erst sicher gehen, welchen Blutstatus sie besitzt. Wenn sie ein Schlammblut ist, sollten wir den Dunklen Lord nicht damit belästigen. Dann kann der Werwolf sie haben.“, sagte Lucius und stieg die Treppe ins Obergeschoss hinauf.

Samantha hatte es den Atem verschlagen.

Das konnte nicht sein …

Er konnte nicht hier sein …

Das war unmöglich …

Blanke Angst durchfuhr Samanthas Körper. Sie hatte keine Chance mehr. Sie würde sterben. Entweder durch die Hand eines Werwolfes …

Oder …

Durch Voldemort selbst …

Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte Fred nie gesagt, was für Gefühle sie für ihn hegte. Jetzt hasste sie sich dafür. Sie würde nie wieder die Gelegenheit dazu haben.

„Lasst mich gehen …!“, schrie Samantha auf einmal und begann wie wild zu zappeln. „Lass mich verdammt noch mal los, du Arschloch!“

Travers war so sehr von Samanthas Aktion überrascht, dass er nicht so schnell reagieren konnte und Sam los ließ.

Die Hexe war selber überrascht und musste erst realisieren, dass sie sich soeben befreit hatte. Jetzt musste sie schnell handeln.

Sie rannte so schnell ihre Beine sie trugen durch die Eingangshalle.

„Verdammt, sie haut ab! Stupor!“, rief Wilkes, der seinen Zauberstab auf Samanthas Rücken gerichtete hatte. Ein roter Lichtblitz schoss durch den Raum. Sam spürte wie der Fluch sie traf, doch ihre Glieder blieben beweglich.

Wie konnte das sein …?

Doch die Hexe hatte keine Zeit zum Nachdenken. Sie rannte auf die große, hölzerne Flügeltür zu, durch welche sie dieses Haus betreten hatte. Doch genau in dem Moment, indem sie sich mit ihrem Körper gegen die Tür lehnte, um diese aufzustemmen, wurde sie von außen geöffnet.

Samantha verlor das Gleichgewicht und fiel in die Arme einer Hexe mit schwarzen, lockigen Haaren und wildem Gesichtsausdruck.

„Was ist denn hier los?“, empörte sie sich lautstark.

Verdammt …

Das war ihre letzte Chance gewesen …

Jetzt war alles aus …

„Oh. Gut das sie da sind, Mrs. Lestrange.“, sagte Travers, welcher mit großen Schritten auf sie zugeeilt kam. Er packte Sam und zog sie unsanft zu sich.

Bellatrix Lestrange musterte zuerst Travers und dann Wilkes, der sich soeben neben Travers gestellt hatte. Dann fiel ihr Blick auf Samantha. Sie fixierte die Hexe mit ihren dunklen Augen.

Samantha starrte zurück.

„Stopft diesem Gör hier gefälligst den Mund. Ihr wollt doch den Dunklen Lord nicht stören!“, Bellatrix funkelte die Todesser böse an. Dann wandte sie sich einer großen, massiven Flügeltür zu, öffnete sie und verschwand in einem dunklen Raum, welcher sich hinter dem dunklen Holz der Tür verbarg.

Sam, Travers und Wilkes blieben allein in dem großen Vorsaal zurück.

„Komm Draco. Nur ein kurzer Blick. Du musst uns nur sagen, ob du sie kennst.“, konnte man eine Stimme aus dem oberen Stockwerk flehen hören. Lucius redete auf seinen Sohn ein. Er solle einen Blick auf die Beute werfen, welche die Todesser gemacht hatten …

Auf sie …

Plötzlich wurde Sam ruckartig in die Höhe gehoben und somit aus ihren Gedanken gerissen,

„Du kleines Biest“, knurrte Wilkes. Er hatte Sam am Hals gepackt und hob sie hoch. Die Hexe verlor den Boden unter den Füßen.

„Du sagst mir jetzt sofort, wie du meinen Fluch abgewehrt hast!“, fuhr der Todesser fort.

Samantha antwortete nicht gleich. Wilkes drückte zu.

„Sag es!“, befahl er. Sein Griff verengte sich weiter.

„Ich … Ich weiß es nicht!“, keuchte Sam.

Wilkes funkelte sie böse an.

Auf einmal waren Schritte aus der oberen Etage zu hören.

Der Todesser, welcher Sam in die Höhe hielt, warf ihr noch einmal einen angewiderten Blick zu, dann ließ er sie zu Boden fallen, wo sie erst einmal hustend nach Luft rang.

Die Schritte wurden lauter.

Als sich wieder genug Sauerstoff in der Lunge der Hexe befand, sah sie auf.

Am oberen Ende der Treppe tauchten zwei dunkle Gestalten auf. Lucius schritt voran. Sein Sohn, Draco Malfoy, folgte ihm stumm. Seine blass-blonden Haare waren strähnig, sein Gesicht fahl und grau. Unter seinen eisblauen Augen zeichneten sich tiefe Augenringe ab.

Vor der kleinen Gruppe kamen Vater und Sohn zum Stehen.

Sam blickte in das Gesicht des jungen Malfoys.

Dracos Blick war starr auf die vor ihm kniende Hexe gerichtet.

Sein Gesicht zeigte keine Regung.

Keine Emotion.

Lucius blickte gespannt zwischen seinem Sohn und Samantha hin und her.

Plötzlich wandte sich der Zauberer von Sam ab und ging davon. Im Gehen sprach er: „Nein … Ich kenne sie nicht …“

Das laute Knallen einer Tür ließ Draco inne halten.

Die Tür zum Salon war geöffnet und im Türrahmen stand Bellatrix. Ein finsteres Lächeln schmückte ihr Gesicht.

„Der Dunkle Lord möchte unseren Gast sehen.“, bei diesen Worten warf sie Sam einen Blick zu.

Die Hexe erstarrte …

Jetzt war alles vorbei …
 

Lorina stieg langsam die Treppe, welche den Vorsaal mit der oberen Etage verband, herab. Am Fuße der Verbindung stand ihr Vater und funkelte sie wütend an. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt.

Ihre Mutter dagegen hielt sich im Hintergrund. Sie hatte sich ein Stück Abseits an die Wand gelehnt und schien, in Gedanken versunken zu sein.

Lorina hatte nun die Treppe verlassen und stand nun ihrem zähneknirschenden Vater gegenüber. Zornesröte stieg in sein Gesicht.

„Was fällt dir eigentlich ein? Du widersetzt dich einfach meinen Vorschriften. Das werde ich nicht länger in meinem Haus dulden!“, schrie ihr Vater.

Die aufgequollene Ader an seiner Schläfe pulsierte.

Nun konnte auch die sonst so ruhige Lorina nicht mehr an sich halten. Sie ging einen Schritt auf ihren Vater zu.

„Ich weiß ja nicht, was du dir einbildest. Ich bin alt und erwachsen genug, um für mich selbst zu entscheiden. Die Hochzeit …“, begann Lori, doch ihr Vater unterbrach sie mit einem lautem Schnauben.

„Ich hatte dir verboten, auf diese Hochzeit zu gehen. Auf diese Ansammlung von Verrätern und Schlammblütern. Außerdem werde ich es, als dein Vater, nicht zulassen, dass du dich mit diesem Weasley einlässt.“

Lorina schüttelte den Kopf.

„Es ist meine Entscheidung …“, flüsterte die Hexe und hatte den Blick gesenkt.

Dann sah sie auf, fest entschlossen sich ihrem Vater entgegenzustellen.

Die Zeiten des braven Mädchens waren vorbei …

Endgültig …

„Es ist meine Entscheidung, auf wen ich mich, wie du es nennst, „einlasse“. Du hast mir nicht vorzuschreiben, wen ich lieben soll und wen nicht.“, schrie Lori nun ihren Vater entgegen.

Dieser sah sie entsetzt an.

So hatte er seine Tochter noch nie erlebt.

Dann fand er seine Stimme wieder: „Du bist meine Tochter und du bist reinblütig. Du wirst dich nicht mit diesem Abschaum … paaren.“

Lorinas Augenbraue schoss in die Höhe.

„Vielleicht … vielleicht habe ich es ja schon getan.“, konterte Lorina und sah ihren Vater herausfordernd an. Demonstrativ legte sie ihre rechte Hand auf ihrem Bauch.

„Das hast du nicht getan!“, entgegnete ihr Vater und holte aus. Er hatte seine Hand hoch erhoben und wollte zuschlagen.

Eine sanfte, weibliche Stimme ließ seine Hand wieder sinken.

„Wir sollten es ihr sagen!“, sagte Lorinas Mutter.

Sie hatte ihren Platz an der Wand verlassen und kam nun langsam auf Vater und Tochter zu. Sie sah ihre Tochter entschuldigend an. In ihrem Blick lag so viel Wärme.

Lorina sah sie fragend an.

„Was solltet ihr mir sagen???“, fragte sie verwirrt.

Sie blickte von ihrer Mutter zurück zu ihrem Vater. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Mit einem Mal war die ganze Wut, der ganze Zorn aus seinem Blick gewichen. Nun lag Trauer darin.

Er schüttelte nur mit dem Kopf.

„Nein … nein … das geht nicht … nicht jetzt … die Zeit dafür … sie ist noch nicht gekommen.“, sagte er und wandte sich von seiner Tochter ab.

Lorina verstand die Welt nicht mehr.

„Was könnt ihr mir nicht sagen? Ich dachte immer, wir hätten keine Geheimnisse voreinander? Ich dachte, wir wären eine Familie?“, Loris Worte überschlugen sich fast. Sie ließ ihren Blick zwischen ihren Eltern hin und her schweifen. Sie wartete auf eine Antwort.

Doch dann, ohne ein weiteres Wort, verließ Lorinas Vater die Empfangshalle. Ihre Mutter folgte ihm. Völlig verwirrt blieb die Hexe allein zurück.

Was für ein Geheimnis hatten ihre Eltern zu verbergen …

Völlig in Gedanken stieg Lorina wieder die Treppe empor und zog sich in ihr Zimmer zurück.

Sie musste nachdenken …
 

Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle …

Ihr ganzer Körper zitterte ununterbrochen, als sie langsam durch den dunklen Raum geschoben wurde. Alles war in das sanfte Licht des Kamins getaucht. Man konnte nur schwach die Umrisse des Mobiliars erkennen. Außerdem warf das Feuer einen langen, unheilvollen Schatten in den Raum …

Dieser Schatten ging von einer großen, schlanken Gestalt aus.

„Lauf endlich, du kleines Biest!“, befahl Bellatrix im gebieterischen Ton.

Doch Samantha konnte und wollte ihr nicht gehorchen. Immer wieder stemmte sich die junge Frau mit ihrem ganzen Gewicht gegen die treu ergebene Hexe.

Ohne Erfolg ….

„Lass mich los, du Hexe!!“, schrie Samantha und versuchte zu flüchten, doch Bellatrix hatte sie fest in ihrem Griff.

„Du bleibst schön hier, meine Liebe!“, flüsterte Bellatrix mit honigsüßer Stimme in Sams Ohr. Ein Schauer lief der Siebzehnjährigen über den Rücken.

Sie wollte nicht hier sein …

Nicht in diesem dunklen Zimmer …

Plötzlich blieb Bellatrix stehen und ließ Samantha los. Sie verneigte sich. Sam blieb gerade stehen und beobachtete das Geschehen.

„Mein Lord!“, flüsterte Bellatrix ehrfürchtig und hob den Blick.

Die Gestalt vor dem Feuer hob eine Hand und winkte Bellatrix zu sich.

Samantha blieb allein zurück. Jetzt …

Jetzt hätte sie die Gelegenheit zur Flucht.

Doch plötzlich spürte die junge Hexe eine kurze, flüchtige Berührung an ihrem Knöchel. Erschrocken blickte sie zu Boden, um die Ursache dieser Berührung aus zumachen. Sie konnte nur kurz einen Blick auf ein langes, schwarzes Etwas werfen, was sich schnell durch den dunklen Raum schlängelte. Direkt auf die dunkle Gestalt zu.

„Oh! Nagini!“, sprach eine kalte, männliche Stimme, welche Sam das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Schlange zischte ihrem Herrn etwas zu.

Dann wandte der Dunkle Lord seinen Blick Samantha zu.

„Ah, unserer Gast!“, sagte er, stand auf und kam langsam auf Sam zu. Bellatrix folgte ihm.

„Mein Lord, sie scheint, ein Schlammblut zu sein. Wir wollten euch eigentlich nicht mit diesem Abschaum …“

„Schweig, Bellatrix!“, sagte Voldemort und brachte so seine Untergebene zum Schweigen. Die Hexe zuckte zusammen und zog sich hinter Voldemort zurück.

Nun musterte der Dunkle Lord Samantha von oben bis unten.

„Nagini … Sie hat recht ... Mit dir stimmt irgendetwas nicht …“, fuhr Voldemort fort und kam noch ein paar Schritte auf Sam zu. Nur noch wenige Zentimeter trennten die Beiden. Sie konnte seinen kalten Atem auf ihrer Haut spüren …

Sie blickte ihm direkt in die geröteten Augen, die nur Schlitze als Pupillen besaßen.

„Hmmm… Du bist ein Schlammblut …“, begann er, aber er führte den Satz nicht fort, sondern ließ seine dünnen, weißen Finger über ihre Wange gleiten: „Aber deine Augen …“

Samantha erschauderte.

Sollte es etwa jetzt enden …

Er hatte ihren Blutstatus offenbart. Nun würde sie dem Werwolf zum Fraß vorgeworfen werden. Nun war alles vorbei. Im Hintergrund konnte Sam ein leises Lachen vernehmen.

Ihr Blick war immer noch von dem Voldemorts gefesselt.

„Du bist ein Schlammblut … Aber eigentlich bist du es … nicht.“

„Was?“, fragte Samantha verwirrt. Alle Angst war mit einem Schlag aus ihrem Körper gewichen. „Aber das kann doch nicht sein?“

Verwirrt schüttelte sie den Kopf und entzog sich so Voldemorts Hand.

Dann begann der Dunkle Lord, zu lachen. Selbst Bellatrix zuckte erschrocken zusammen.

„Ich verstehe! Im Kopf …“, Voldemort zeigte mit seinem knochigen Finger auf Samanthas Stirn, „… bist du ein Schlammblut. Von Muggeln wurdest du vergiftet, dein reines Blut verschmutzt. Du bist eine von uns. Du bist eine Reinblüterin. Deine Mutter sowie dein Vater … Beide waren von reinem Blut.“

Samanthas Verwirrtheit wurde immer größer.

„Nur zu Schade, dass du nicht die gleiche Überzeugung mit uns teilst.“, Voldemort zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Samanthas Brust ...

„Was für eine Verschwendung!“, sprach Voldemort mit enttäuschtem Ton.

Sam verschlug es den Atem …

Nur ganz weit entfernt konnte sie das Knallen einer Tür vernehmen. Zwei Gestalten waren eingetreten. Aber das war jetzt auch egal.

Sie schloss ihre Augen …

Alles wurde still. Nun würde es Enden. Ihr Leben war vorbei … Es konnte keine Rettung mehr geben …

Ihre letzten Gedanken galten ihren Freunden …

George … Lorina … Fred …

„Avada Kedavra!“, ein grüner Lichtblitz erhellte kurz den Raum …

Dann wurde alles schwarz …

Das Geheimnis

Leise rieselten die dicken Flocken von einem weißen, wolkenverhangenen Himmel und deckten die Landschaft mit einer weißen Decke zu. Der Winter war dem Sommer auf dem Fuß gefolgt.

Das große Anwesen der Familie Frances war unter der weißen Pracht begraben. Nur über einen kleinen, dünnen Pfad war das Haus noch zu erreichen. Auf diesem Weg befand sich eine Gestalt, in einen dunklen Mantel gehüllt, welche sich dem Gebäude mit schnellen Schritten näherte. Weiße Flocken glitzerten in den langen, blassblonden Haaren.

Im Haus selbst war alles ruhig. Man ahnte noch nichts von der nahenden Ankunft des Fremden.

Lorina saß in der oberen Etage in ihrem Zimmer am Fenster und blickte über die verschneite, ebene Landschaft.

Sie war in Gedanken vertieft.

Schon lange hatte sie keinen Brief mehr erhalten.

Weder von den Zwillingen … Noch von ihrer besten Freundin Sam …

Samantha wurde entführt und nun wusste niemand, wie es ihr ging, geschweige denn, ob sie überhaupt noch am Leben war.

Lorina schluckte …

Sie durfte solche Gedanken nicht haben …

Die Hexe wandte ihren Blick vom Fenster ab und blickte nun auf ein beige-farbenes Stück Pergament. Es war der letzte Brief, welchen sie von George erhalten hatte. Er war schon mehrere Monate alt. Sie hatte ihn schon so oft gelesen, dass sie ihn nun fast auswendig konnte.
 

Liebe Lori,

dies wird vorerst der letzte Brief sein, den ich dir schreibe. Wir müssen für eine Weile untertauchen. Wenn sich die Lage wieder etwas beruhigt, lass ich dich wissen, wo wir sind.

Wir hoffen, dass Sam wieder heil aus der ganzen Sache herauskommt. Leider wissen wir nichts Genaueres. Fred ist schon ganz wahnsinnig vor Sorge.

Hoffe, wir sehen uns bald wieder.

Ich liebe dich, mein Engel.

George.
 

Traurig ließ Lori ihren Blick wieder durch das Fenster über die verschneite Landschaft gleiten.

Plötzlich erregte eine dunkle Gestalt, welche sich auf dem Weg zu ihrem Haus befand, ihre Aufmerksamkeit. Lori stand auf und reckte sich. Sie konnte die Gestalt nur noch hinter der Hausecke verschwinden sehen.

Dann ertönte die Türklingel.

Schnell schlich die Hexe zur Tür und öffnete sie leise.

Sie konnte ihren Vater reden hören: „Oh, Lucius. Was verschafft uns die Ehre deines Besuches? Bitte, komm doch herein!“

Nach dem Knallen der zufallenden Tür, schlich Lorina leise die Treppe ins Erdgeschoss herab und konnte gerade noch sehen, wie ihr Vater und Lucius Malfoy im Salon verschwanden.

Die Tür blieb einen Spalt geöffnet.

Lorina erkannte ihre Chance und stellte sich vorsichtig hinter die Tür und lauschte. Vielleicht würde sie nun endlich erfahren, welches Geheimnis ihre Eltern vor ihr verbargen.

Der Salon war ein kleiner Raum, welcher mit einem niedrigen Tisch und zwei schwarzen Ledersesseln ausgestattet war. Er wurde von einem Deckenleuchter in sanftes, gelbliches Licht getaucht. Ein kleines Feuer knisterte im Kamin.

Lucius setzte sich und wartete, bis Lorinas Vater ihm gegenüber Platz genommen hatte. Als dieser sich gesetzt hatte, schwiegen beide für einen Moment, dann erhob Loris Vater die Stimme.

„Also, Lucius. Was führt dich zu uns? Es muss schon etwas Wichtiges sein, sonst würdest du nicht kurz vor Weihnachten vor unserer Tür stehen.“

Lucius nickte leicht.

„Ich muss mit dir reden, mein Freund. Der Grund ist allerdings kein erfreulicher. Es geht um deine Tochter. Um genauer zu sein, um deine Adoptivtochter.“

Lucius Worte trafen Lorina wie ein elektrischer Schlag: unerwartet und hart.

Lorinas Vater sagte etwas, doch Lorina war zu sehr damit beschäftigt, ein Keuchen zu unterdrücken, als ihn zu verstehen. Sie musste sich zusammenreißen, damit sie den Worten des Malfoys weiter folgen konnte.

„Der Dunkle Lord hat dieses andere Mädchen, Samantha Burns, glaube ich, war ihr Name, erkannt. Unser Geheimnis … Er hat es gelüftet.“, erklärte Lucius und sah sein Gegenüber durchdringend an.

„Er hat sie erkannt? Wie kommt es, dass er sie überhaupt zu Gesicht bekommen hat?“, fragte Lorinas Vater. Es kostete ihn Mühe, ruhig zu bleiben.

„Du weißt doch ... Diese zwei Todesser, Wilkes und Travers, haben sie zu uns gebracht. Ich wollte sie so schnell wie möglich wieder loswerden, doch der Lord, … er wollte sie sehen … Ich konnte nichts tun. Ihre Augen, die Augen ihres Vaters, das hat sie verraten … Er hat unseren Plan durchschaut … Er hat sie getötet und mir gesagt, ich solle die Zwillingsschwester erledigen … Deine Tochter …“

Lorinas Vater atmete scharf ein.

Lorina selbst rang nach Luft. Sie wusste nicht, wie ihr geschah …

Erst wurde ihr offenbart, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater war …

Und nun …

Sam … Ihre beste Freundin … sollte ihre Zwillingsschwester sein …

Lorina schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Als sie noch einmal genauer über die Worte von Lucius Malfoy nachdachte, traf sie es erneut.

Samantha war tot …

Sie versuchte, ruhig zu atmen und ging wieder näher an die Tür heran. Lucius hatte wieder das Wort ergriffen.

„Aber … Dann stellten wir fest, dass dieses Mädchen gar nicht tot war. Der Todesfluch … Er hatte seine Wirkung verfehlt. Der Dunkle Lord konnte sich das nicht erklären … Er hat uns befohlen, niemandem davon zu erzählen … Ich …“

„Du brichst seine Regeln, Lucius.“, sprach Lorinas Vater und stand auf.

Lucius sah ihn an.

„Ja, aber nur, weil du mein Freund bist und ich dich warnen will. Ich habe so lange damit gewartet.“, bei diesen Worten stand auch Lucius auf. „Du musst es ihr sagen … Deine Tochter, sie ist hier nicht mehr in Sicherheit … Wenn du sie wirklich liebst, dann schick sie fort …“

„Nein …“, flüsterte Lorinas Vater nur.

Lorina hatte ihn kaum verstanden und ging noch einen Schritt näher an die Tür, was ihr zum Verhängnis werden sollte.

Sie lehnte sich etwas zu sehr gegen die hölzerne Tür. Diese gab plötzlich nach und Lorina stolperte in den Salon.

Beide Männer sahen sie entgeistert an.

„Was hat sie hier zu suchen?!“, empörte sich Lucius lautstark und deutete zitternd mit einem Finger auf die Hexe. Loris Vater kam auf Lucius zu.

„Du solltest jetzt besser gehen, mein Freund!“, sprach Lorinas Vater und hatte Lucius eine Hand auf die Schulter gelegt. Der Blonde sah ihn fragend an, ließ sich aber dann von dem Zauberer zur Tür bringen.

Lorina blieb allein im Salon zurück.

Nun würde sie endlich das Geheimnis erfahren …
 

Alles war dunkel …

Alles war schwarz …

Nur ein einzelner, dünner Lichtstrahl durchdrang die Dunkelheit des kleinen, steinernen Raumes. Der Strahl kam durch ein kleines Fenster, welches mit eisernen Gitterstäben versehen war.

Plötzlich durchschnitt ein Geräusch die Stille ...

Schritte hallten von den kahlen Wänden wieder …

Eine dunkle Gestalt mit langen Haaren ging langsam auf das Fenster zu. Die Person trug nur ein zerschlissenes Kleid, welches ihr in Fetzen bis zu den Knien hing.

„Sam … Du solltest vom Fenster weggehen. In deinem Kleid holst du dir noch was weg. Du solltest besser wieder herkommen!“, sagte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit.

„Ja, Luna. Ich wollte nur sehen, wie es draußen ist!“, sagte Samantha und sah zwischen den Gitterstäben hindurch.

„Es schneit …“, flüsterte Sam und blickte traurig in die verschneite Landschaft.

Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in diesem Keller eingesperrt war. Sie konnte sich nur noch an den Sommerabend erinnern, an dem sie hierher gebracht worden war und Lord Voldemort sie getötet hatte …

Oder es zumindest versucht hatte …

Doch irgendwas war bei dem Fluch, welchen er auf sie abgegeben hatte, schief gegangen …

Nur was, wusste sie nicht …

„Es schneit!“, sagte Samantha nun etwas lauter und wandte sich Luna Lovegood zu. Sie war ein Mädchen in ihrem Alter. Ihr langes, blondes Haare war zerzaust und hing in Strähnen herab. Ihre blauen Augen blickten Samantha müde an.

„Ach, Sam. Ich würde zu gern wissen, wie es meinem Vater geht.“, sprach Luna und ließ ihren Körper an der Wand herab gleiten. Nun saß sie auf einer dreckigen Matratze, auf welcher noch ein anderer, zusammengekrümmter Körper lag. Er rührte sich kaum.

Sam setzte sich neben sie.

„Ja, ich würde auch gern wissen, wie es meinen Freunden geht.“, gab sie traurig zu. Langsam ließ sie ihren Blick zum Fenster schweifen.

„Vielleicht … Vielleicht kommen wir hier bald raus … Vielleicht rettet uns jemand … Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Luna!“, redete Sam Luna gut zu. Sie legte der jungen Hexe einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich.

Die Zeit, welche die Beiden hier unten im Keller zusammen verbracht hatten, hatte sie zusammenwachsen lassen. Sam versuchte Luna aufzumuntern, doch im Inneren …

Im Inneren hatte Sam selbst schon die Hoffnung aufgegeben …
 

Lorina saß alleine im Salon und wartete …

Sie wartete darauf, endlich die Wahrheit zu erfahren.

Ungeduldig rutschte sie in dem großen, schwarzen Sessel hin und her, in welchem sie sich nieder gelassen hatte.

Die Zeit zog sich wie Gummi, bis ihr Vater wieder in den Salon trat und den großen, hölzernen Flügel der Tür ins Schloss fallen ließ.

Schweigend lief er um den Sessel herum, in welchem Lorina saß und setzte sich ihr gegenüber. Er schien, nicht so recht zu wissen, wo er anfangen sollte.

„Lorina … Bevor ich dir die Wahrheit sage, sollst du wissen … ich habe dich immer geliebt … Wie meine eigene Tochter, mein eigen Fleisch und Blut … Daran wird sich, auch nachdem du die Wahrheit kennst, nichts ändern.“, begann ihr Vater und sah seine Tochter unentwegt an. Lorina nickte nur kurz.

Sie wollte endlich das Geheimnis ihrer Eltern kennen …

Ein Geheimnis, das ihr Leben für immer verändern würde.
 

Es war eine schwarze und kalte Nacht.

Kein einziger Stern erhellte den nächtlichen Himmel. Selbst der Mond war nicht zu sehen. Es schien, als hätte er den Blick abgewandt, um nicht zu sehen, welche schrecklichen Taten auf der Erde begangen wurden.

Zwei Gestalten, in schwarze Umhänge gehüllt, liefen mit schnellen Schritten einen gepflasterten Weg entlang. Ihre Gesichter waren von weißen, totenkopfähnlichen Masken verdeckt.

Es waren Todesser, die treusten und gleichzeitig die grausamsten Gefolgsleute von Lord Voldemort.

Diese zwei hatten, einen Auftrag zu erfüllen …

Einen tödlichen Auftrag …

Sie folgten dem Weg zu einem einfachen, großen Einfamilienhaus. Man konnte im Dunkeln kaum die Umrisse des Hauses ausmachen, nur durch einige Fenster in der oberen Etage, drang Licht nach draußen und wies den zwei Gestalten den Weg …

Den Weg zu ihren Opfern …

Die Gestalten wurden langsamer und kamen vor der Haustür zum Stehen.

„Lucius, öffne die Tür.“, sprach eine feste, männliche Stimme.

Der Todesser namens Lucius Malfoy zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die verschlossene Tür. Ohne ein Wort zu sagen, sprang die Tür lautlos auf und gab den Blick auf einen aufgeräumten Flur frei. Die Todesser traten ein.

Lucius ging voran und stieg langsam die Treppe hinauf, immer der Quelle des Lichts entgegen. Der zweite Todesser hielt eine Weile im Eingangsbereich inne und sah sich um.

In einer Ecke stand ein Kinderwagen …

Ein Kinderwagen für Zwillinge …

Der Todesser schluckte. Er musste die Anweisungen vom Dunklen Lord erfüllen, auch wenn es ihm das Herz brach.

Auch wenn das, das Haus seiner besten Freundin war … Seiner ersten, großen, unerreichbaren Liebe …

„Simon, komm. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen!“, flüsterte Lucius, der bereits am oberen Ende der Treppe stand. Simon Frances nickte nur stumm und folgte Lucius leise die Treppe hinauf.

Die Zeit war gekommen …

Oben angelangt, zog nun auch Simon seinen Zauberstab. Er warf noch einmal Lucius einen Blick zu, dann richtete er seinen Zauberstab auf eine nahe stehende Vase und lies diese lautstark zerbersten.

Ein Baby begann, zu schreien …

„Was war das?“, konnten die Zauberer eine Frauenstimme vernehmen.

Die beiden Todesser folgten dem Geräusch des schreienden Kindes bis zu einer Tür. Diese wurde langsam geöffnet und ein junger Mann, mit kurzem, schwarzem Haar und einem Baby auf dem Arm erschien in der Tür.

„Was …“, dem Mann verschlug es die Sprache, als er die beiden Gestalten erblickte. Seine grünen Augen weiteten sich vor Entsetzten.

„Susann! Schatz, Du musst verschwinden!“, mit diesen Worten schlug er die Tür zu. Ein Klacken verriet den Todessern, dass er die Tür verriegelt hatte.

„Und du denkst, das hält uns auf?“, fragte Simon laut und richtete seinen Zauberstab auf die verriegelte Tür.

Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog die Tür im hohen Bogen durch den dahinter liegenden Raum.

„Ihr könnt euch nicht vor uns verstecken!“, sprach Lucius und betrat den Raum. Simon folgte ihm.

Der Zauberer blieb neben Malfoy stehen und blickte auf das Bild, welches sich ihm bot.

Die Todesser und die junge Familie standen in einem großen Zimmer, wahrscheinlich das Schlafzimmer, und sahen sich gegenseitig an.

Der junge Mann hatte sich schützend vor seine Frau gestellt. Diese hatte ihm und den Feinden, den Rücken zugewandt und flüsterte etwas.

„Ihr Verräter!“, sagte Lucius und richtete nun seinen Zauberstab auf den jungen Mann. Doch plötzlich kreuzte ein anderer Stab den Seinen.

„Lasst Mike in Ruhe!“, sagte Susann. Entschlossenheit blitzte in ihren Augen. Nun war sie es, welche sich schützend vor ihren Mann stellte. Damit gab sie den Blick auf ein großes, rosafarbenes Kinderbettchen frei.

„Susann, du solltest dich zurückhalten.“, mischte sich nun auch Simon ein. Er trat einen Schritt auf die Frau zu und versuchte, ihr den Zauberstab zu entreißen.

Doch die Hexe war zu schnell für ihn. Susann wich zurück, holte schnell aus und versuchte, Simon zu schlagen. Dies gelang ihr nicht. Sie erwischte nur die Maske des Todessers und riss sie ihm vom Gesicht.

„Simon … Das ist doch nicht möglich …“, stotterte Mike. Susann starrte ihn nur entgeistert an. Ihre blauen Augen waren vor Schreck geweitet.

„Doch, es ist möglich. Ihr habt euch vom Dunklen Lord abgewandt und dem Orden angeschlossen. Ein solches Verhalten … kann nicht ungestraft bleiben …“, sprach Simon. Dann ging alles ganz schnell.

Der Zauberer zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Mike. Noch bevor Susann etwas tun konnte, hatte Simon den Todesfluch gesprochen.

Ein grüner Lichtblitz erhellte den Raum …

„NEIN … Nein … Warum … Warum hast du das getan?“, fragte Susann völlig außer sich. Sie hatte ihren Mann, welcher leblos in sich zusammen gefallen war, aufgefangen und sank nun mit ihm auf die Knie. Sie warf Simon einen vernichtenden Blick zu, doch in ihren blauen Augen standen Tränen: „Wir waren doch Freunde?“

Simon schüttelte nur mit dem Kopf.

„Lucius, du kannst gehen. Ich werde das hier allein beenden.“, sagte der Todesser und sah seinen Gefährten durchdringend an.

Der Malfoy nickte nur kurz und wandte sich zum Gehen um. Er verließ das Zimmer.

„Mike war mir immer im Weg … Du solltest meine Frau werden … Doch du hast dich für diesen Schwachkopf entschieden … Und nun … hast du auch noch Kinder von ihm bekommen …“, begann Simon und kniete sich vor Susann.

Diese sah ihn wütend an.

„Mein Mann ist kein Schwachkopf. Außerdem, was will ich mit dir? Du mordendes Monster!“

Diese Worte aus dem Mund seiner Geliebten verletzten ihn. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Stirn von Susann.

Sowie die Wut als auch die Angst waren völlig aus dem Gesicht der Hexe gewichen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Du kannst mich töten, aber unser Erbe wird weiterleben … Du Verräter … Wir haben dir vertraut … Du …“, weiter kam sie nicht.

Ein grüner Lichtstrahl beendete ihr Leben, bevor sie den Satz beenden konnte.

Sie sank in sich zusammen.

„Es hätte so viel einfacher für dich sein können …“, flüsterte Simon und sah zu Susann, welche nun auf ihren Mann fiel und sich nicht mehr rührte.

Simon stieg über die beiden leblosen Körper und näherte sich nun dem Kinderbettchen. Er blickte über den Rand.

Zwei kleine Babys … Vielleicht ein halbes Jahr alt … blickten ihn an.

Das eine hatte blaue, das andere grüne Augen. Bis auf diesen kleinen Unterschied glichen sich die beiden Kinder … Mädchen …

Sie waren Zwillinge …

Simon hob den Zauberstab … Er musste es tun … Das wusste er … Aber er wusste nicht, ob er es wirklich konnte.

„Simon? Was dauert das so lange?“, fragte Lucius, als er den Raum betrat.

„Ich weiß nicht … Ich weiß nicht, ob ich es tun kann … Es … es sind noch Kinder …“, Simon verzagte die Stimme.

„Du musste es tun, der Lord hat es befohlen. Du kannst die Kinder doch nicht …“

Simon sah Lucius an.

„… mitnehmen.“, beendete der Zauberer den Satz von Lucius.
 

Lorina war entsetzt aufgesprungen.

„Das kann nicht sein … Du … Du hast meine Eltern getötet … Meine leiblichen Eltern …“

„Ich musste es tun!“, rechtfertigte sich Lorinas Vater.

Er war aufgestanden, zum Fenster gegangen und starrte hinaus in die Finsternis. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort. Dann wandte er sich plötzlich um: „Aber ich habe dir und deiner Schwester das Leben geschenkt … Ich …“

„Du bist ein grauenvoller Mensch. Du hast Menschen getötet … Wieso … wieso hast du vor zwei Kindern Halt gemacht?“, fragte Lorina.

„Ich musste an deine Mutt… Sue denken. Sie wollte schon immer Kinder haben, doch es blieb uns leider verwehrt. Da sah ich unsere Chance … Unsere Chance, eine glückliche Familie zu werden … Doch es war zu auffällig, dich und deine Schwester aufzunehmen, also mussten wir uns für eine von euch entscheiden … Deine Schwester haben wir vor die nächste Haustür einer Muggelfamilie gelegt … Es sollte unser Geheimnis, das von Lucius und mir, bleiben, doch deine Schwester, diese Samantha, tauchte in der Villa der Malfoys auf … Ihre Augen … Voldemort erkannte sie …“

„Das heißt … Sam … Sie ist meine Zwillingsschwester?“, völlig entgeistert ließ sich Lorina wieder in den schwarzen Sessel fallen.

„Ja … Der dunkle Lord wollte sie töten, doch etwas … etwas ist schief gelaufen …“, sprach Lorinas Vater weiter.

Lorina war entsetzt.

„Du redest so, als täte es dir leid, dass Sam noch lebt … Das Voldemort sie nicht getötet hat. Was bedeutete dir überhaupt ein Menschenleben? Du bist verantwortlich für den Tod meiner Eltern und ich will nicht wissen, wie viele Menschen noch durch deine Hand gestorben sind. Wie kannst du nur mit all diesen Taten leben … Noch dazu … wie kannst du mir noch in die Augen sehen … Wie kannst du mich noch als deine Tochter bezeichnen …“

Die Hexe atmete schwer …

Sie konnte es einfach nicht glauben …

Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater so eine grauenvolle Seite an sich hatte …

Lorinas Vater wandte sich von dem Fenster ab und ging nun auf Lori zu. Diese wich angewidert zurück.

„Lorina, versteh mich doch …“, bat Simon.

Lori schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ich kann es einfach nicht fassen …“

„Ich wusste, dass du so reagieren würdest … Ich wusste, dass es für dich unmöglich sein wird, mir zu verzeihen … Ich habe dir die Wahl gelassen … Aber für mich …“, Simon legte seine rechte Hand auf seine linke Brust: „… wirst du immer meine Tochter sein …“

Lorina schüttelte immer noch ihren Kopf.

Sie rang sichtlich um Fassung.

„Ich bin nicht deine Tochter … Ich werde dir nie verzeihen können, was du meiner Sch… Schwester und mir angetan hast …“

Lorina wandte sich von ihrem Vater ab und ging zur Tür des Salons. Sie öffnete einen Flügel der großen Tür.

„Ich werde gehen …“

Bei diesen Worten liefen der jungen Hexe Tränen über das Gesicht.

Sie schluckte, um ihrer Stimme einen ruhigen und festen Klang zu Verleihen.

Es gelang ihr.

„Ich kann nicht in einem Haus mit dem Mörder meiner Eltern … meiner richtigen Eltern leben.“

Mit diesen Worten verließ Lorina den Salon und ließ ihren Vater allein zurück.

Trauer legte sich über sein Gesicht …

Er hatte das Wichtigste in seinem Leben verloren …

Seine Tochter …

Lorina…

Schwere Entscheidung

Völlig aufgelöst, stürmte Lorina die Treppe in die obere Etage hinauf. Nur verschwommen konnte sie die Umrisse der Tür ihres Zimmers erkennen, durch welche sie gerade eben kopflos gestürzt war. Lautstark schlug sie die Tür ins Schloss.

Ohne genauer auf ihre Umgebung zu achten warf sich die Hexe auf ihr großes Himmelbett und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen.

Dann begann sie hemmungslos zu weinen.

Immer noch kreisten ihre Gedanken wie wild durch ihren Kopf…

Alles war so verwirrend…

Und beängstigend…

Ihr Vater… War nicht ihr Vater…Aber er hatte ihren wirklichen Vater… Ihren leiblichen Vater auf dem Gewissen…

Plötzlich riss ein leises Scharren, Lorina aus ihren Gedanken.

Sie blickte auf, konnte jedoch nichts erkennen, da die Tränen ihr die Sicht nahmen. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen und konnte wieder ihr Zimmer erkennen.

Nun versuchte sie die Quelle des Scharrens aus zu machen.

Langsam stand die junge Hexe auf und schlich durch ihr Zimmer, bis sie zum Fenster blickte…

„Louis…“, rief Lorina überrascht und öffnete schnell das Fenster und ließ den kleinen, schwarzen Steinkauz herein. In seinem Gefieder glitzerten Schneeflocken. Er zog eine kleine Runde durch Lorinas Zimmer bis er sich auf ihrem Schreibtisch nieder ließ. Er schuhute fröhlich und streckte der Hexe ein Bein entgegen. An diesem war ein Stück Pergament befestigt.

Lori nahm es ihm ab. Dabei kraulte sie sein Gefieder. „Wo ist denn deine rote Schleife?“, fragte Lorina den Kauz, der wieder nur schuhute. Lorina lächelte den kleinen Vogel sanft an: „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!“

Nun wandte sich die Hexe dem Stück Pergament zu, das sie nervös mit zittrigen Händen auseinander faltete. Sie erkannte Georges Handschrift.

Endlich...
 

Liebe Lorina,

es ist viel Zeit vergangen, als Ich Dir das letzte Mal geschrieben habe. Seit dem hat sich viel geändert. Außer meine Gefühle für dich...

Meiner Familie geht es gut. Wir sind untergetaucht. Wo, das kann Ich dir auf diesem Weg leider nicht mitteilen. Der Eulenverkehr wird durch das Ministerium überwacht... Warum das so ist, muss Ich Dir sicher nicht sagen...

Fred ist nicht mehr derselbe, seit dem Sam verschwunden ist... Er vermisst sie... Ich sehe immer, wie er jeden Abend in ihren Sachen, die wir noch aus dem Haus retten konnten, herum sucht... Ich glaube er hat langsam aber sicher keine Hoffnung mehr, das... Ich hoffe ihr geht es gut...

Lori, Ich bin froh, das Ich weiß, dass es Dir gut geht... Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen...

Ich liebe dich

George
 

P.S.: Man sollte immer genügend Kleingeld bei sich haben
 

Völlig verdattert starrte Lorina die letzte Zeile des Briefes geschlagene fünf Minuten an. Was meinte er nur damit?

Es war doch sonst nicht seine Art, so geheimnisvoll zu tun...

Na ja...

Sonst war auch nicht das Ministerium unter der Kontrolle von Lord Voldemort... Und seine Familie auch nicht in Gefahr...

Trotzdem...

Was meinte er mit diesem, völlig aus dem Zusammenhang gerissenen, Kommentar. Ratlos und immer noch das Stück Pergament in den Händen haltend, ging Lorina zu ihrem Bett und setzte sich. Sie musste nachdenken... Völlig in Gedanken, ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen und blieb Letzt endlich an dem kleinen Kauz hängen, der immer noch auf ihrem Tisch saß.

Louis legte seinen Kopf schief und sah sie aus großen, runden, dunklen Augen an... Als ob er sie fragen wollte, was los sei.

„Was meint George damit? „Man sollte immer genügend Kleingeld bei sich haben“? Weißt du es vielleicht?“, fragte die Hexe und sah den kleinen Kauz immer noch an. Dieser legte seinen Kopf nun auf die andere Seite und schuhute fröhlich.

Lori lächelte traurig. „Das hilf mir leider auch nicht weiter.“

Louis schuhute weiter.

Kleingeld... Kleingeld... Ihr fiel einfach nichts ein...

Immer noch in Gedanken versunken, stand Lorina auf und lief durch ihr Zimmer. Hin und her... Hin und her...

Dann fiel ihr Blick auf ihr Portmonee. Es lag auf ihrem Schreibtisch. Der kleine Kauz hatte soeben damit begonnen, darauf herum zu hacken. Nur dadurch war Lorina darauf aufmerksam geworden... Vielleicht sollte sie mal einen Blick hinein werfen...

Mal schauen wie viel Kleingeld sie dabei hatte...

Die Hexe verscheuchte Louis von ihrer Geldbörse, welcher sie daraufhin böse an funkelte. Ein kleines Knurren entfuhr seiner Kehle, das eher süß als bedrohlich klang, dann flog er auf den Schrank. Von dort aus beobachtete er die Hexe und wartete auf seine nächste Gelegenheit, sich seine Beute zurück zu erobern.

Lorina allerdings achtete nicht weiter auf den kleinen Kauz und ließ sich auf ihr Bett fallen. Dann öffnete sie ihre Geldbörse und entleerte den Inhalt auf ihre Bettdecke. Viele unterschiedliche Münzen kullerten heraus und landeten auf dem weichen Stoff. Ein paar kupferne Knuts waren da...

Ebenso die silbern glänzenden Sickel... In rauen Mengen...

Allerdings hatte sie nur eine Galleone... Nur eine. Lorina nahm sie in die Hand und ließ sie durch ihre Finger gleiten. Der goldene Schimmer hatte nicht nachgelassen... Es war eine besondere Münze... Mit dieser Galleone hatte Hermine ihnen immer mitgeteilt...

Plötzlich sprang Lorina laut lachend auf.

Selbst Louis, der lauernd auf dem Schrank gesessen hatte, erschrak und flatterte nun wie wild durch das Zimmer.

Lori konnte es immer noch nicht fassen... Wieso war sie nicht auf die alte DA-Münze gekommen...

Kleingeld... Jetzt verstand sie Georges Gedankengang...

Sie ließ das kleine, goldene Münzstück zwischen ihren Fingern hindurch gleiten, dann sah sie genauer hin... Auf dem Rand der Galleone waren kleine Buchstaben zu sehen... Es wurden immer mehr, die sich langsam zu ganzen Wörtern zusammen fügten...

Lorina lächelte überglücklich.

„Hermine, ich liebe dich!“, sagte sie nur.

Doch dann wurde ihr Blick traurig... Ihr wurde bewusst, dass sie sich entscheiden musste... Zwischen George und ihrem Vater...

Aber sie musste sich eingestehen, dass ihr diese Entscheidung nicht wirklich schwer fiel... Obwohl sie es eigentlich sollte... Immerhin musste sie ihr Elternhaus verlassen...

Die Hexe, steckte die Galleone in ihre Hosentaschen und sah sich noch einmal in ihrem Zimmer um...

Dann begann sie zu packen...
 

Dunkelheit legte sich über die mit Schnee bedeckte Landschaft und ließ sie in einem unheimlichen Glanz erscheinen. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Wolken hatten sich verzogen und gaben den Blick auf einen klaren, mit Sternen übersäten Himmel frei. Der Mond strahlte.

Das große Anwesen der Familie Malfoy lag inmitten dieser Schneelandschaft. Alles war dunkel. Nur aus einzelnen Fenstern drang Licht nach draußen. Alles war still.

„Was ist heute für ein Tag?“, fragte Sam. Ihre Stimme hallte von den steinernen Wänden des Raumes wieder. Immer noch saß sie in diesem verdammten Keller der Familie Malfoy fest. Aber es hätte schlimmer sein können...

Sie könnte tot sein...

Sie hatte immer noch nicht so richtig begriffen, wieso sie den Todesfluch von Voldemort überlebt hatte... Irgendwas war da schief gelaufen... Aber was...

„Heute ist der 22. Dezember... Übermorgen ist Weihnachten...“, sagte eine nachdenkliche, männliche Stimme, die Samantha aus ihren Gedanken riss. Sie blickte ihr Gegenüber an. Seine blassblonden Haare waren kurz und standen in alle Richtungen ab. Seine müden, eisblauen Augen suchten ihren Blick. Doch als sich ihre Blicke trafen, blickte er nur schuldbewusst zu Boden...

„Was? Es ist schon Weihnachten, Draco?“, fragte die Hexe geschockt und sah den jungen Malfoy durch Gitterstäbe hindurch an. „Das sitz ich ja schon ein halbes Jahr hier fest!“, stellte sie nüchtern fest.

„Stimmt.“, gab der Zauberer zu. „Tut mir leid!“

„Du kannst am allerwenigsten dafür. Wenn du nicht gewesen wärst, wären wir schon lange verhungert oder erfroren!“, sie lächelte Draco dankbar an. Er lächelte zurück, doch sein Lächeln wirkte müde und erschöpft. Ihm schien die ganze Situation auch sehr zuzusetzen. Immerhin wohnte das Böse höchst persönlich in seinem zuhause.

Sam kuschelte sich in die Decke, die sie von Draco bekommen hatte und ließ ihren Blick durch den Keller schweifen. Luna und Mr. Ollivander, ebenfalls in dicke Decken gehüllt, schliefen tief und fest auf einer kleinen, verschlissenen Matratze... Besser als auf dem kalten steinernen Boden... Wie zur Zustimmung schnarchte der Zauberstabmacher einmal laut auf...

Sam schmunzelte...

„Es ist schön jemanden zum Reden zu haben.“, sagte Draco schließlich und riss Samantha erneut aus ihren Gedanken.

„Aber du hast doch deine Eltern. Mit ihnen kannst du wohl nicht reden?“, frage Sam, die nicht ganz verstand.

„Das ist nicht dasselbe, wie wenn ich mit dir rede... Ich weiß nicht... Wenn ich bei dir bin, dann fühlt sich das richtig an... Ich komme nun schon seit zwei Wochen jede Nacht hier runter... Ich fühl mich besser... Irgendwie hilft es mir, besser mit diesem ganzen Mist klar zukommen.“ Draco sah Sam eine Weile an. Als ihm nach und nach klar wurde was er gerade gesagt hatte, lief er rot an.

Sam schmunzelte. „Ich bin auch froh, dass du hier bist. Ich glaube, wenn du nicht gewesen wärst... Ich hätte schon lange aufgegeben...“, als Samantha geendet hatte, blickten sich die Beiden tief in die Augen.

Ganz langsam hob Draco seine Hand, ließ sie durch die Gitterstäbe der Tür gleiten und legte sie sanft auf Samanthas Wange. Sein Daumen streichelte über ihre Haut.

„Sam, ich...“, weiter kam der junge Malfoy nicht.

Ein lauter Tumult brach in der oberen Etage des Anwesens aus. Draco sah erschrocken auf.

„Los... Du musst hier weg!“, flüsterte Sam. „Bevor...“

„Draco! Wo bist du mein kleiner Liebling!“, rief eine kreischende Stimme, die nur Bellatrix gehören konnte.

„Bevor sie dich suchen...“, beendete die Hexe ihren Satz und sah Draco an. Dieser hatte immer noch seine Hand auf ihrer Wange liegen. Noch eine flüchtige Berührung... Ein letzter Blick…

Dann ging er den Treppenaufgang empor...

Und verschwand im Licht...

Ohne weiter darüber nachzudenken, war Samantha aufgestanden und lief mit eiligen Schritten zu Luna und Ollivander, die immer noch selig schlummerten.

„Hey! Hey... wir müssen die Decken verstecken...!“, flüsterte die Hexe und erntete einen verständnislosen Blick von Luna, welche sie schlaftrunken ansah.

„Wieso?“, fragte die Blondine und setzte sich auf. Ollivander schlief immer noch tief und fest. Samantha antwortete nicht gleich. Doch das brauchte sie auch nicht. Luna lauscht.

„Was ist den passiert?“, fragte sie, stand auf und begann, zusammen mit Sam die Decken in einer der hintersten Ecken des Kellers zu tragen.

„Ich weiß es nicht… Es war alles still, bis auf einmal dieser Tumult ausbrach… Los die Decke von Ollivander muss auch noch verschwinden!“, eilig lief die Hexe zu dem Zauberstabmacher und zog ihm langsam die Decke weg. Doch er wehrte sich.

„Nein…“, grummelte er.

„Mr. Ollivander… Wenn sie mir nicht sofort die Decke geben, dann könnte es passieren, dass sie morgen wieder frieren müssen!“, sagte Sam energisch und zog weiter an dem wollenen Stück Stoff.

„Ist ja gut!“, sagte der Mann beleidigt und ließ die Decke los. Mit eiligen Schritten lief Sam quer durch den Raum und versteckte die Decke bei den Anderen. Dann ließ sie sich neben Luna auf die Matratze fallen.

„Was ist da oben nur los?“, fragte Ollivander, als auch er die lauten Stimmen bemerkte.

„Ich weiß es nicht… Es ging auf einmal los.“, erklärte Sam.

Hoffentlich hatten sie Draco nicht erwischt… Wie er sich nun schon jede Nacht hier herunter geschlichen hatte um bei ihr zu sein… Sie würde es vermissen…

Was waren das für Gedanken?

Über sich selbst erschrocken, schlug Sam sich die Hand vor den Mund… Erst jetzt hatte die Hexe Zeit… Zeit über das nachzudenken, was Draco vor ein paar Minuten zu ihr gesagt hatte…

Ein lautes kreischendes Lachen riss Samantha aus ihren Gedanken. Wie Luna und Ollivander sah sie zur Tür und blickte in die verrückten Augen von Bellatrix Lestrange.

„Der Dunkle Lord… hat eine kleine Bitte an euch! Los Wurmschwanz… Hol die beiden Mädchen raus… Den alten Sack kannst du hier unten lassen.“, befahl die Frau mit schwarzem, lockigem Haar einem kleinen, untersetzten Mann mit Glatze, der sich sofort daran machte, mit zittrigen Fingern, die Kellertür auf zusperren.

„Geht das nicht schneller!“, erboste sich Bellatrix.

In diesem Moment ertönte ein Klicken und die Tür schwang auf. Wurmschwanz lief direkt auf Luna zu und packte sie unsanft an den Handgelenken.

„Hey du Ratte, lass sie…“, weiter kam Samantha nicht, den Bellatrix war ebenfalls in den Keller getreten und packte ihren Hals. Sie drückte zu.

„Du kleines Miststück… Du wirst schön deinen Mund halten und mit nach oben kommen… Der Dunkle Lord hat noch ein paar wunderschöne Pläne mit dir…“, ein finsteres Lachen huschte über das Gesicht der Hexe, bevor sie sich von Sam abwandte und sie mit nach oben zerrte. Wurmschwanz und Luna folgten ihr…

Verdammt…

Sam war den Tränen nahe…

Und sie hatte gedacht sie würde hier lebend heraus kommen…

Verdammt…
 

Völlig regungslos stand Lorina da…

Sie stand in einem leeren, dunklen Raum… Einem Raum, der ihr viele Jahre lang ein zuhause war… Doch jetzt… Jetzt musste sie gehen…

Traurig blickte Lori durch das leere Zimmer. Dann wollte sie sich umdrehen. Umdrehen und dieses Zimmer verlassen…

Dieses Haus verlassen…

Doch ihre Beine gehorchten ihr nicht…

Eine stille Träne stahl sich über die Wange der Hexe.

Selbst jetzt, da sie all diese schrecklichen Dinge über ihren Vater wusste, konnte sie nicht gehen… Nicht einfach so, ohne einen Abschied… Nicht ohne Trauer…

„Los geht’s!“, sagte Lorina laut in den Raum. Ihre Stimme hallte von den leeren Wänden des Zimmers wieder. So wollte sich Lorina Mut machen… Mut um endlich dieses Haus zu verlassen und alles hinter sich zu lassen.

Lorina zog ihren Zauberstab. Diesen richtete sie auf einen kleinen Stapel unzähliger Koffer, Rucksäcke und Taschen, der augenblicklich in sich zusammen schrumpfte. Als die Gepäckstücke ihre Reisegröße erreicht hatten, hob die Hexe sie auf und packte sie in eine schwarze Handtasche, die sie bei sich trug.

Dann ging sie zur Tür. Sie öffnete die Tür, doch bevor sie den Raum verließ, warf sie noch einmal einen Blick zurück. Sie musste sich eine zweite Träne aus dem Augenwinkel wischen.

Mit langsamen Schritten stieg Lorina die Treppe in die große Eingangshalle hinab. Dort stand ihre Mutter und wartete auf sie. Mit geröteten Augen blickte sie die Hexe an: „Lorina, mein Schatz!“, brachte sie unter schluchzen heraus. Als Lori die Treppe hinter sich gelassen hatte, kam ihre Mutter auf sie zu und schloss sie in ihre Arme.

„Bitte… bitte… auch wenn du… du… ni… nicht meine Tochter bist… Bitte… pass auf dich auf…“, nachdem Lorinas Mutter geendet hatte, löste sich die Hexe aus der Umarmung und nickte kurz.

Dann ging sie zur Kommode. Dort warf sie sich ihren schwarzen Trench Coat über und zog sich ihre hoch schließenden, gefütterten Winterstiefel an. Nun wandte sie sich erneut zu ihrer Mutter um.

Ohne das Lorina es bemerkt hatte, war ihr Vater neben ihre Mutter getreten und hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt, die von heftigen Schluchzen geschüttelt wurde.

Lorina schluckte. Sie sah ihren Vater nicht direkt an… Sie konnte einfach nicht… Sie würde ihm nie wieder in die Augen sehen können… Nicht nachdem sie wusste, dass er ihre richtigen Eltern auf dem Gewissen hatte…

Schnell wandte sich die Hexe ab und ging zur Tür.

„Bitte bleib doch hier!“, rief ihre Mutter auf einmal.

„Das geht nicht! Ich muss gehen… Es tut mir leid!“, sagte Lori, mehr zu sich selbst, als zu ihrer Mutter. Sie legte eine Hand auf die Türklinke und drückte diese herunter. Die kalte Luft der Nacht schlug ihr ins Gesicht.

„Lebt wohl…“

Schnell trat sie ins Freie und ließ die Tür hinter sich laut knallend ins Schloss fallen. Mit eiligen Schritten verließ Lorina das Grundstück der Familie Frances… Einer Familie zu welcher sie nun nicht mehr gehört…

Sie stapfte durch den metertiefen Schnee, bis sie endlich das große, schmiedeeiserne Tor hinter sich gelassen hatte. Wenige Meter hinter dem Tor hielt sie kurz inne. Sie war den Tränen nahe. Sie hob den Blick und sah in einen sternenklaren Nachthimmel. Sie versuchte die Tränen weg zu blinzeln, doch es gelang ihr nicht…

Wie, um Halt zu suchen, glitt eine ihrer Hände in ihre Hosentasche. Dort umfassten ihre Finger ein kleines, flaches Metallstück…

Sie hatte einen Entschluss gefasst…

Und an diesem Entschluss musste sie festhalten…

Mit diesem Gedanken schloss Lorina ihre blauen Augen und konzentrierte sich. Sie konzentrierte sich auf den Ort, wo er war… George…

Als sie die Augen wieder auf machte, fand sie sich in einem verschneiten Laubwald wieder… Alles war dunkel…

Überraschungen

Alles war dunkel…

Alles war still…

Der mit Schnee bedeckte Waldboden schimmerte im Glanz des Mondlichtes, das sich seinen Weg durch das kahle Geäst der Bäume suchte.

Lorina sah sich verwirrt um. Ihre blauen Augen suchten den Wald nach einem Zeichen ab… Einem Zeichen von George… Doch es war nichts zu sehen.

Merkwürdig… Das war doch der Ort, den der Zwilling ihr über die Galleone mitgeteilt hatte… Wieso war hier niemand…

Panik überkam die Hexe.

Doch dieses Gefühl verschwand so schnell, wie es gekommen war und wich einer unbeschreiblichen Wärme. Lorina fühlte sich plötzlich so leicht und unbeschwert, das sie wusste, dass es nur an einem Menschen liegen konnte.

Er war hier…

George…

Sie konnte spüren, dass er ganz nah war… Auf eine unerklärliche und verrückte Art und Weise fühlte sie, dass er hier war… Doch sie konnte niemanden entdecken.

„Hallo?“, rief Lori leise und sah sich weiter um.

Plötzlich konnte die Hexe ein leises Geräusch hinter sich vernehmen, doch bevor sie sich umdrehen konnte, wurde sie gepackt und gegen einen nahe stehenden Baum gedrückt. Spitze Fingernägel bohrten sich in ihren Oberarm. Die leuchtende Spitze eines Zauberstabs wurde in ihr Gesicht gehalten. Um sie herum war alles dunkel. Gemurmel wurde laut.

„Na, was haben wir denn da?“, fragte eine tiefe, heiser klingende, männliche Stimme. Lorina blinzelte gegen das Licht des Zauberstabs, konnte allerdings nicht viel erkennen. Die Helligkeit blendete sie.

„Lass mich los!“, forderte sie und versuchte sich gegen den festen Griff des Mannes zu wehren, doch ohne Erfolg. Das Licht kam näher.

„Du siehst aus, als müsstest du noch zur Schule gehen… Außerdem… Du kommst mir irgendwie bekannt vor…“, mit diesen Worten trat der Mann einen Schritt näher an sie heran. Sein fauliger Atem, mit dem Geruch von Blut, Dreck und Schweiß vermischt, wehte Lorina um die Nase. Als er näher an sie heran trat, konnte sie sein Gesicht im Licht des Zauberstabs erkennen. Seine grauen Haare waren verfilzt und hingen in dicken Strähnen herab. Ein fieses Grinsen enthüllte seine spitzen Zähne, die an einen Wolf erinnerten.

Lorina stockte der Atem: „Fenrir Greyback… Der Werwolf…“

„Oh! Ich scheine ja eine richtige Berühmtheit zu sein… Aber wer du bist, weiß ich immer noch nicht… Ich weiß nur eins… Du riechst unglaublich lecker“, der Werwolf beugte sich weiter zu ihr herab. Er leckte sich über die Lippen…

„Greyback… Lass sie gefälligst in Ruhe. Das ist die Tochter von Simon Frances…“, sagte plötzlich eine weitere, männliche Stimme aus dem Hintergrund.

Fenrir stutzte und zog sich zurück. Er ließ den Zauberstab sinken und wandte sich den Personen zu, die hinter ihm standen. Lorina konnte erkennen, dass es sich um zwei Zauberer in langen, schwarzen Umhängen handelte. Sie standen etwas abseits und sahen sich immer wieder nervös um. Als ob sie jemanden suchen…

Der Griff des Werwolfs, um ihren Oberarm, lockerte sich. Er sagte etwas, doch Lorina hörte ihm gar nicht zu. Irgendwie musste sie sich aus dieser Situation befreien. Irgendwie…

„Stupor!“, schrie eine Stimme. Ein roter Lichtstrahl schoss zwischen den Bäumen hindurch und traf den Werwolf. Sein Griff lockerte sich nun vollends und der massige Körper des Mannes ging zu Boden.

Die Hexe reagierte schnell. Auch sie zog nun ihren Zauberstab und richtete ihn auf einen der Männer, die sich nun panisch umsahen, um die Quelle des Schockzaubers aus zumachen.

„Stupor!“, rief Lorina im Chor mit der männlichen Stimme, die den ersten Zauber abgegeben hatte. Die zwei Männer wurden getroffen und ihre Körper sanken langsam zu Boden. Die drei Todesser waren außer Gefecht, doch Lorina ließ ihren Zauberstab nicht sinken.

Irgendjemand war noch hier…

Sie zielte zwischen die Bäume.

„Wer ist da?“, fragte sie in die Dunkelheit des Waldes.

„Lorina?“, fragte eine, ihr allzu vertraute Stimme. Die Hexe konnte es nicht fassen.

„George? Wo bist du?“, fragte Lori, ließ ihren Zauberstab sinken und sah sich suchend um.

Dann sah sie ihn. Er trat zwischen zwei kahlen Birken hervor, in deren Schatten er sich verborgen hatte. Er hatte seinen Zauberstab erhoben, dessen Spitze nun schwach leuchtete. Der Zauberer trug eine schwarze, dicke Daunenjacke und eine dunkle Hose, deren Enden in dicken Winterstiefeln verschwanden. Auf seinem roten Haar trug er eine graue Bommelmütze. Seine haselnussbraunen Augen waren geweitet.

Voller Übermut rannte Lorina auf ihn zu und warf ihre Arme um seinen Hals. Sie spürte, wie seine Arme sich um ihren Körper schlossen und sie ganz fest an seinen drückten. Er küsste ihren Scheitel.

„Lori… Du… Ich…“, begann George, doch weiter kam er nicht, den Lorina verschloss seine Lippen mit den ihren.

Doch ihre traute und lang ersehnte Zweisamkeit wurde gestört.

„Man… Man wollt ihr jetzt vor den Todessern rumknutschen?!“, sagte eine Stimme, die George und Lorina aus einander gehen ließ. Die Hexe sah sich suchend um.

„Lee?“, fragte Lorina ungläubig und sah zwischen George und der dunklen Gestalt die nun zwischen den Bäumen aufgetaucht war, hin und her.

„Ja. Das Schreckens-Trio von Hogwarts ist wieder vereint.“, meinte George. Lorina lachte, doch ein unheimlicher Laut des Werwolf-Todessers ließ sie verstummen.

Ohne ein weiteres Wort legte George einen Arm um Lorinas Schulter und zog sie mit sich. „Wir sollten gehen!“

Das Trio stapfte durch den verschneiten Wald, doch…

„Wo gehen wir überhaupt hin? Hier ist doch nichts!“, stellte Lorina fest, als sie sich in dem winterlichen Hain umsah.

„In diesen verrückten Zeiten überlebt man nicht ohne Schutzzauber. Hier…“, Lee deutete zwischen zwei Bäumen hindurch. Lorina zögerte erst, doch George, welcher hinter ihr lief, legte seine Hand auf ihren Rücken und schob sie sanft vor sich her.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, durch einen Schutzzauber zu laufen…

Wie als würde man durch unzählige Spinnenweben gehen…

Mit einer Handbewegung versuchte Lorina die imaginären Gebilde weg zu wischen, doch, wie nicht anders erwartete, ohne Erfolg…

Plötzlich verschwand dieses Gefühl und vor der Hexe baute sich ein kleines, weißes Zelt auf. Licht drang aus dem Inneren.

Ohne ein weiteres Zögern betrat Lorina das kleine Zelt und fand sich in einem großen, geräumigen Zimmer wieder. Sie sah sich um. Alles war vollgestellt. Mit Möbeln, die überhaupt nicht zusammen passten. In einer der hintersten Ecken konnte Lorina einigen Technik-Kram ausmachen, doch sie suchte etwas anderes…

Dann sah sie ihn… Fred… Der Hexe stockte der Atem…

Noch nie hatte man die Zwillinge, die sich sonst zum Verwechseln ähnlich sahen, so unterscheiden können.

Der Weasley-Zwilling hatte es sich auf der großen Couch, die mitten im Raum stand, bequem gemacht. Er trug einen dunkelroten Pullover, der mit einem „F“ bestickt war und eine dunkle Jeans. Sein rotes Haar leuchtete im Licht der Lampe über ihnen. Doch sein Gesicht…

Die sonst immer fröhlichen, lachenden Augen blickten betrübt drein. Dunkle Ringe ließen sie müde wirken. Es schien, als wäre er um Jahre gealtert.

„Hi!“, sagte Lorina, doch Fred schien sie gar nicht zu bemerken. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er Kopfhörer trug. Sie verfolgte das Kabel und erkannte Samanthas verzauberten MP3-Player am anderen Ende. Lori schluckte.

George, der seinen Mantel abgelegt hatte, trat neben sie. Er drückte sie an sich. Lorina lächelte ihn an. Es tat gut… Endlich war sie wieder bei ihm… Konnte seine Nähe spüren… Seine Wärme…

Zusammen mit Lee, setzten sich die Beiden zu Fred auf die Couch. Dieser sah verwirrt auf und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren.

„Lorina?... Du… Hier?“, fragte er ungläubig und umarmte sie kurz.

Die Hexe nickte.

„Ich habe unglaubliche Neuigkeiten!“
 

„Wie bitte? Du-weißt-schon-wer will Weihnachten feiern?“, fragte Ollivander ungläubig in die Stille des dunklen, steinernen Kellers, die entstanden war, nachdem Samantha und Luna alles erzählt hatten, was sich soeben im Salon der Malfoys zugetragen hatte.

Luna nickte. Sie hatte dieses Treffen mit dem Dunklen Lord nicht gut verkraftete... Ihre Haut erinnerte Sam an Pergament... Die dunklen Ringe unter den Augen ließen sie noch blasser wirken. Außerdem zitterte sie am ganzen Körper.

„Na ja... Er hat nicht direkt gesagt, dass er Weihnachten feiern will... Er hat nur gesagt, das dieser ohnehin schon besondere Tag, ein Zeichen setzen soll... Ein Zeichen seiner Macht...“, erklärte Sam, während sie Luna einen Arm um die Schultern legte und sie an sich drückte. Die Blondine legte dankbar ihren Kopf auf Samanthas Schulter und entspannte sich langsam.

„Aber... Aber was habt ihr damit zu tun?“, fragte der Zauberstabmacher weiter und blickte die Hexen ratlos an.

Wieder war es Sam, die antwortete: „Wir sollen die Vorbereitungen treffen...“

Ollivander sah sie verwirrt ab.

Was Samantha als nächstes sagte, sprach sie mehr zu sich selbst, als zu Ollivander oder Luna: „Außerdem hat er gesagt, er... er will beenden, was er angefangen hat...“

„Was hat er nur damit gemeint?“, mischte sich Luna ein.

„Ich weiß es nicht!“, log Sam. Sie wusste genau, was Lord Voldemort damit gemeint hatte... Er wollte das beenden, was letztes Mal schief gegangen war... Er wollte sie töten...

Plötzlich riss sie der Zauberstabmacher aus ihren Gedanken. „Ihr sollte euch noch etwas hinlegen... Nicht, dass vermeidbare Unaufmerksamkeit euer Todesurteil wird. Ich werde aufpassen...“

„Danke, Mr. Ollivander!“, sagte Luna und war die erste, die sich auf die kleine Matratze nieder ließ. Sam holte die versteckten Decken aus der hintersten Ecke des Kellers. Sie legte sich zu Luna. Anschließend warf sie eine Decke über sich und die Blondine.

Doch Ruhe fand die schwarzhaarige Hexe nicht. Adrenalin schoss durch ihren ganzen Körper. Das Wissen über ihren baldigen Tod machte sie wahnsinnig... Aber das schlimmste war... Das schlimmste war, das sie nun nie wieder eine Gelegenheit haben würde, Fred ihre wahren Gefühle zu gestehen... Nie wieder...

Plötzlich kam ihr Dracos Worte wieder in den Sinn...

Er hatte Gefühle für sie...

Aber... aber sie konnte sie nicht erwidern... Sie wollte Fred... Mehr als alles andere... Die Hexe schloss ihre grünen Augen, die unruhig durch den dunklen Keller geblickt hatten und versuchte sich zu entspannen.

Sie musste schlafen... Sonst würde ein kleiner Fehler bereits ihr unausweichliches Todesurteil sein...
 

Inzwischen im Zelt der Weasleys. Die Lichter waren gelöscht und jeder hatte sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen. Lorina lag allein in einem Bett, das ihr viel zu groß vorkam.

Sie drehte sich von einer Seite auf die andere...

In ihren Kopf ließ sie den Abend noch einmal Revue passieren...

Sie hatte alles erzählt. Dass es Samantha gut ging, das sie lebte, sich allerdings in der Gefangenschaft der Familie Malfoy befand. Fred war sofort aufgesprungen und hatte den wahnwitzigen Vorschlag gebracht, in das Anwesen einzufallen und Sam zu retten, doch als Lorina erwähnt hatte, das Du-weißt-schon-wer den Landsitz zu seinem Hauptquartier gemacht hatte, war der Zwilling betrübt zurück in die Sofakissen gesunken...

Außerdem hatte sie davon berichtet, das Samantha und sie... Geschwister... Zwillinge... waren. Es musste so sein. Sie waren im gleichen Alter und hatten am gleichen Tag Geburtstag. Die Nachricht überrasche die Jungs nicht weniger als die, dass Lorinas Ex-Vater, nicht ihr Vater war und ihre leiblichen Eltern auf dem Gewissen hatte. George hatte sie tröstend in den Arm genommen und sie ganz fest an sich gedrückt.

Diese Wärme...

Lorinas Körper kribbelte auf einmal überall...

Um auf andere Gedanken zu kommen, ließ Lori ihre Gedanken schnell wieder zurück gleiten...

Die Zwillinge und Lee hatte etwas von einem Radiosender erzählt... PotterWatch... Mit diesem wollten sie Harry, der seit der Hochzeit verschwunden war, unterstützen... Durch ihn wurden Todesfälle bekannt gegeben und sonstige Neuigkeiten, die Du-weißt-schon-wen oder die Todesser betrafen.

Lorina musste schmunzeln...

Jedes Mal, wenn wieder eine Sendung zu Ende ging, spielten sie ein Lied von Samanthas MP3-Player... Wie romantisch...Wenn Sam das nur...

Das Knarren der Tür, die ihren Raum vom Hauptraum des Zeltes trennte, riss sie aus ihren Gedanken. Lorina setzte sich auf und sah in die Dunkelheit des Raumes. Ein Schatten bewegte sich.

„George?“, fragte die Hexe in die Dunkelheit.

„Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte der Zauberer und setzte sich zu ihr auf das Bett. Lorina merkte, wie die Matratze leicht nachgab, als er sich niederließ.

„Wer sollte es sonst sein?“

„Vielleicht einer deiner Greifer-Freunde, Lori-Schatz!“, George lachte.

„Ach komm sei still... Was willst du eigentlich hier? Solltest du nicht ein Zimmer weiter in deinem Bettchen liegen und selig schlummern?“, fragte Lorina und ließ sich zurück in ihre Kissen sinken.

George tat es ihr gleich. „Ich schlafwandle und hab mich in der Tür geirrt.“

Lorina kicherte.

Als George sich neben sie legte, hatten sich ihre Körper berührt... Nur kurz und vorsichtig, doch diese Berührung machte die Hexe ganz nervös...Sie lag hier zusammen mit ihm... In einem Bett... Oje...

George schien es ähnlich zu gehen. Er war ganz ruhig. Er gab kein noch so leises Geräusch von sich.

„George... Ich... ich bin froh, dass wir endlich wieder zusammen sind.“, mit diesen Worten drehte sich Lorina zu dem Zauberer und bettete ihren Kopf auf seiner Brust, die mit dem dünnen Stoff seines T-Shirts bedeckt war. Sie schmiegte sich an seinen Körper. Warme Haut spannte sich über seinen muskulösen Oberkörper.

„Ja... ich bin auch sehr froh!“, stimmte der Zwilling zu und, um seinen Worten Glaubhaftigkeit zu verleihen, legte er seinen Arm um Lorinas Körper und drückte sie an sich.

„Ich liebe dich...“

„Ich liebe dich, George Weasley!“, Lorina stützte sich auf ihren Ellenbogen um in Georges Gesicht zu sehen... Um ihn zu küssen...

Langsam beugte sie sich zu ihm herunter...

Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss.

Liebe... Weihnachten Teil I

24. Dezember...

Weihnachten...

Heute war Weihnachten...

Lorina lag in ihrem Bett und starrte nachdenklich aus dem kleinen Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Kleine Flocken rieselten an der Öffnung vorbei und legten sich auf die bereits verschneite Landschaft. Alles war weiß...

Weiße Weihnachten...

Langsam wurde es hell draußen. Die Hexe setzte sich auf und blickte sich in ihrem Zimmer um. Schlaftrunken rieb sie sich die Augen. Es war sicher schon spät...

Ihre blauen Augen wanderten auf die andere Seite des Bettes...

Niemand da...

Nur noch dunkel konnte sich Lorina an den gestrigen Abend erinnern. Sie hatte George, der nachts vor ihrer Tür stand, weg geschickt...

Sie konnte einfach nicht...

Immer wenn er bei ihr war, musste sie an Sam denken... An ihre Schwester...

Sie saß in einem Keller fest. Weit weg von hier. Weit weg von Wärme, Geborgenheit und... Liebe...

Die Hexe schüttelte den Kopf und warf wie wild ihre Haare hin und her. Sie versuchte diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben und an das zu denken, was sie heute vor hatte...

Eine Botschaft für Samantha...

Schnell stand Lorina auf, schnappte sich ihre Kleidung und machte sich auf dem Weg zum Bad des Zeltes.
 

Wenige Stunden später saßen alle zusammen in der Küche. Während Lorina und George gemeinsam das Mittagessen zubereiteten, saßen Fred und Lee am Tisch und unterhielten sich über den Nachmittag.

„Wir müssen uns beeilen. Nach dem Essen bleibt uns nicht mehr viel Zeit.“, sagte Fred und drehte nachdenklich sein Besteck zwischen den Finger.

„Ja... Mum hat uns zu ihrem alljährlichen Weihnachtsessen eingeladen!“, sprach George, der neben Lorina an der Küche stand und Schinken in kleine, feine Würfel schnitt.

„Ein Weihnachtsessen?“, fragte Lori und hielt in ihrer Bewegung inne.

„Ja... Du kannst gern mitkommen... Jetzt, da du nirgendwo hin kannst!“, sagte George und blickte ihr tief in die meerblauen Augen.

„Pass lieber auf was du machst. Sonst schneidest du dir noch einen Finger ab!“, sagte die Hexe und lenkte seinen Blick wieder auf die Fleischware.

Bevor sich auch Lorina wieder dem Essen zu wandte, blieb ihr Blick an Lee hängen. Der junge Mann mit dunkler Hautfarbe und Dread-Locks blickte traurig drein.

„Hey Lee...“, sagte Fred, der Lees traurigen Blick ebenfalls bemerkt hatte. „Lass den Kopf nicht hängen. Wir leben in schlimmen Zeiten... Irgendwann wird alles wieder besser...“

Lorina konnte nur zustimmend nicken.

„Ja ich weiß... Ich werde schon mal alles für nachher vorbereiten.“, mit diesen Worten verließ Lee Jordan die Küche.

„Wir haben es alle schwer...“, sagte Fred leise und ließ das Besteck laut klirrend auf den Tisch fallen. Lorina und George, der aufgehört hatte, den Schinken zu schneiden, blickten betreten zu Boden.

„Hey Brüderchen...“, begann George, doch Fred schüttelte nur den Kopf.

„Ist schon ok... Ich bin einfach etwas schlecht drauf. Die ganze Sache setzt mir eben mehr zu, als ich zugeben möchte. Vielleicht sollten wir das mit der Weihnachtssondersendung lassen... Es ist sowie so fraglich ob sie dort, wo sie ist ein Radio hat...“, der Zwilling hatte, während er sprach, wieder damit begonnen, sein Besteck zwischen den Fingern zu drehen. Seine Augen blickten leer und betrübt durch die Küche.

„Ich bin mir sicher, dass sie deine Botschaft hören wird. Irgendwie... irgendwie hab ich das im Gefühl.“, redete Lorina dem Weasley gut zu. Sie hatte ihre Arbeit beiseite gelegt und stand nun neben Fred. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Vielleicht hast du Recht...“, stimmte Fred zu und blickte ihr hoffnungsvoll in die meerblauen Augen.

„Ich weiß, dass ich Recht habe!“, sagte Lori voller Überzeugung und wandte sich wieder dem Essen zu. George tat es ihr gleich.

Fred beobachtete die beiden. Wie vertraut sie doch mit einander umgingen... Und das obwohl sie sich ein halbes Jahr lang nicht gesehen hatten... Sie getrennt waren... Es schien, als hätte diese Trennung sie noch enger zusammen wachsen lassen...

Betrübt wandte der Weasley seinen Blick ab...

Wie es Sam wohl gerade ging?

Er vermisste sie...

In Gedanken war er so oft bei ihr... Außerdem hatte er sich immer wieder gewünscht, dass vieles anderes verlaufen wäre... Das er ihr gesagt hätte, was er für sie empfand... Dann hätte sie wenigstens um seine Gefühle gewusst, wenn sie... Fred schüttelte energisch den Kopf. Solche Gedanken durfte er nicht haben...

Sie lebte... Davon war er fest überzeugt... Zumindest glaubte er das...

„Essen ist fertig!“, rief Lorina auf einmal und riss den Zwilling aus seinen Gedanken. Er blickte auf und bemerkte, dass sogar schon der Tisch gedeckt war. Wie lange hatte er hier gesessen und seinen Gedanken nach gehangen?

George und Lorina hatten auf der anderen Seite des Tisches Platz genommen. Lee, der gerade durch die Tür gekommen war, ließ sich neben Fred auf einen gepolsterten Stuhl fallen.

„Schon wieder Spaghetti Bolognese?“, fragte der dunkelhäutige, junge Mann und blickte auf seinen Teller, den Lorina gerade mit langen, dünnen Eierteigwaren füllte.

„Nein...“, begann George und kippte eine weiße, cremige Flüssigkeit über Lees Pasta. Kleine rosa Würfel schimmerten durch die Oberfläche der sahnigen Soße: „... Heute gibt es Spaghetti Carbonara!“

Fred grinste.

„Das ist doch das selbe!“, entgegnete Lee, musste sich allerdings auch ein breites Grinsen verkneifen. „Sieht aber echt lecker aus. Auch wenn es wieder mal nur Nudel sind!“

„Hey nichts gegen Nudeln, Lee!“, drohte Lorina.

Alle mussten herzhaft lachen...
 

Es wurde langsam dunkel. Die Abenddämmerung legte sich über den verschneiten Hain, indem Lorina, die Weasley-Zwillinge und Lee das Zelt abbauten.

„Wir sollten uns beeilen. Mum ist sicher schon ganz ungeduldig...“, sagte George und lachte. Er und Lee machten sich gerade daran, das Zelt in einem der Rucksäcke zu verstauen. Lorina schmunzelte über den Kampf, den die beiden offenbar mit der Übernachtungsmöglichkeit und dem Rucksack führten, ließ ihren Blick allerdings dann durch den Wald wandern.

Sie blieb an Fred hängen. Er stand etwas abseits und schien in Gedanken versunken zu sein. Die Hexe stapfte durch den Schnee und gesellte sich zu ihm.

„Ein lustigen Anblick, was?“, fragte sie lächelnd und deutete dabei auf George und Lee, die immer noch mit dem Zelt rangen, das nicht so recht in den Rucksack passen wollte.

Fred nickte nur stumm.

„Du machst dir Sorgen... Um sie?“, fragte Lorina schließlich weiter, als sie Freds traurigen Blick bemerkte. Seid ihre Schwester - ihr fiel es immer noch schwer dieses Wort überhaupt zu denken - verschwunden war, war der sonst immer zu Scherzen aufgelegte Zwilling nicht mehr er selbst. Nur selten war ein Lachen in sein betrübtes Gesicht zu zaubern.

„Wie verrückt!“, gab er zu. „Ich hab zwar heute das erste Mal darüber gesprochen... Über das, was sie mir bedeutet, aber... Ich weiß nicht... Vielleicht hat sie es gar nicht gehört... Unter welchen Umständen sollte sie auch an ein Radio kommen?“

Lorina zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht warum, aber ich bin mir ganz sicher. Sie hat gehört, was du ihr sagen wolltest. Vielleicht hat Du-weißt-schon-wer ihr ein Radio zu Weihnachten geschenkt!“, schlug die Hexe vor.

Fred musste schmunzeln. „Ja sicher. Von ihm persönlich verpackt und mit rosa Schleife.“, spann der Zwilling den Gedanken von Lori weiter und beide mussten lauthals Lachen, als ein Voldemort mit Geschenkpapier und rosa Schleife durch ihre Gedanken geisterte.

„Hey so witzig ist das hier auch nicht. Helft uns lieber!“, entrüstete sich Lee, der zusammen mit George immer noch mit dem Zelt zu kämpfen hatte.

Lorina, welche immer noch kicherte, kam zu den beiden gestapft. Ein Handgriff von ihr und das Zelt war sicher im Rucksack verstaut.

„Man... Hättest du uns nicht schon früher helfen können?“, fragte Lee gespielt wütend und schulterte den Rucksack auf. Er schnappte sich einen zweiten und ging zu Fred hinüber, um ihn diesen zu übergeben.

George und Lorina blieben allein zurück.

„Danke!“, sagte der Zwilling auf einmal.

Lori sah ihn verwirrt an. „Für was?“

„Dafür das du da bist!“, mit diesen Worten legte er einen Arm um ihre Hüfte und drückte sie fest an sich. Er drückte einen sanften Kuss auf ihren Scheitel.

„Lasst uns aufbrechen!“, rief Lee zu George und Lorina herüber. Der Zauberer griff nach ihrer Hand und ging zurück zu seinem Bruder und seinem besten Freund, Lorina folgte ihm.

„Es kann los gehen!“, sagte George. Dann wandte er sich der Hexe zu: „Halte dich gut an mir fest!“

Nun war es an Lori ihre Arme um seine Hüfte zu schlingen und sich fest an ihn zu schmiegen. Als nächstes spürte sie, wie ihr die Luft auf dem Körper gedrückt wurde. Im nächsten Augenblick hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen und atmete dankbar ein... Der salzige Duft des Ozeans wehte ihr um die Nase...

„Wo sind wir hier?“, fragte Lorina und blickte sich argwöhnisch um. Sie waren an einem Strand gelandet, an welchen sich sanft die Wellen des Meeres brachen. Der salzige Geruch des Meeres lag in der Luft. Auf einem nahe liegenden Hügel konnte die Hexe ein Licht in der Dunkelheit ausmachen. Es näherte sich ihnen.

„Wir sind in Shell Cottage... Bill und Fleur leben hier... Außerdem ist es das vorübergehende Geheimquartier des Ordens... Ein sicherer Ort für ein halbwegs normales Weihnachtsessen...“, erklärte George.

Die Zwillinge, Lee und Lorina warteten, bis das Licht sich auf wenige Meter genähert hatte. Plötzlich hielt es still.

„Wer ist da?“, fragte Molly Weasleys ängstliche klingende Stimme. Sie hielt das Licht, das aus einer kleinen Laterne strahlte, empor, um besser sehen zu können.

„Wir sind es Mum. Fred und George! Und wir haben noch zwei Gäste mitgebracht.“, riefen die Zwillinge wie aus einem Mund.

„Lorina und Samantha?“, fragte Mrs. Weasley hoffnungsvoll.

Lori bemerkte im Augenwinkel, wie Fred bei Sams Namen kaum merklich zusammen zuckte.

„Lorina ist bei uns... Und Lee Jordan!“, rief George, als er merkte, dass sein Zwillingsbruder nicht antwortet. Er warf ihm durch die Dunkelheit einen mitleidigen Blick zu.

„Oh... Kommt doch bitte rein...!“, sprach Molly weiter und leuchtete der kleinen Gruppe den Weg zu einen kleinen, hübschen Strandhaus, dessen Umrisse Lorina nur unscharf in der Dunkelheit erkennen konnte. Sanftes Licht schien aus kleinen, ungleichmäßigen Fenster auf die umliegenden Sanddünen. Eine Holztür wurde geöffnet und sie betraten einen hell erleuchteten Raum.

Lorinas Augen mussten sich, so wie die der Anderen, an die Helligkeit gewöhnen. So konnte sie nicht genau erkennen, was um sie herum geschah. Doch einen Moment später spürte sie, wie sie von einer starken Hand am Hals gepackt und gegen eine Wand gedrückt wurde.

„Remus! Lass Lorina los! Sofort!“, konnte sie George sagen hören. Er klang wütend.

„Nein... Sie gehört zu unseren Feinden!“, knurrte eine tiefe männliche Stimme.

Lorinas Blick klärte sich langsam.

Sie befand sich in einem kleinen Flur... Neben ihr war eine Treppe, die in das obere Stockwerk des Hauses führte. Alles war hell erleuchtet. Neben Fred, George, Lee und Remus, waren noch andere Personen in diesem Raum, der viel zu klein für sie alle und aus seinen Nähten zu platzen schien.

Da waren noch Ginny... Bill... Arthur... Molly... Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet und einige vor Schreck geweitet... Keiner sprach ein Wort... Alles war still...

Der Griff des Mannes, der sie gepackt hatte und gegen die Wand drückte, wurde stärker. Ihr blieb der Atem weg.

„Remus!“, flüsterte Lori und blickte in die dunklen Augen ihres ehemaligen Lehrers. Sein markantes Gesicht war von langen, dünnen Narben durchzogen und von schütterem, braunem Haar umgeben. Er hatte seinen Zauberstab bedrohlich auf sie gerichtet.

„Was willst du hier?“, fragte er.

„Ich...“, begann die Hexe, doch ihr fehlte der Atem, um weiter zu sprechen.

„Remus! Lass meine Freundin los!“, sprach George wieder und kam auf die Beiden zu, doch Lupin ließ seinen Zauberstab nicht sinken. Nun erhob auch George seinen Zauberstab. „Lass sie los!“

„Sie gehört einer Familie grauenvoller Todesser an, die vielen Menschen das Leben genommen haben. Ich...“

„Lass ihr doch wenigstens Luft, um auf deine Frage zu antwortet!“, warf Fred ein, der unterstützend hinter seinem Bruder stand. Auch er hatte die Finger um seinen Zauberstab geschlossen.

Lupins Griff lockerte sich, verschwand aber nicht, und Lorina atmete dankbar ein. Als sich wieder genug Sauerstoff in ihren Lungen befand und sie sich gesammelt hatte, blickte sie dem Zauberer ihr gegenüber fest in die Augen.

„Ich weiß was Simon Frances getan hat... Er ist nicht mein Vater... Ich weiß, es klingt unglaublich, aber... Er hat meine leiblichen Eltern auf dem Gewissen... Nur vor Samantha und mir hat er halt gemacht...“

Lupin ließ nun endgültig von der Hexe ab und ging ein paar Schritte zurück.

„Das tut mir Leid... Ich... Da sind wohl meine Emotionen etwas mit mir durch gegangen...“, flüsterte der Zauberer und blickte betreten zu Boden.

„Schon ok!“, sagte Lorina und rieb sich ihren Hals. George, der sich schnell an Remus vorbei geschoben hatte, drückte sie fest an sich.

„Alles in Ordnung?“, flüsterte er.

„Ja... Ich hatte nicht erwartet, hier genauso begrüßt zu werden, wie von Fenrir Greyback... Muss wohl an dem Werwolf-Gen liegen...“, antwortete die Hexe und lächelte Remus an. Dieser nickte nur knapp und verließ den Flur.

„Jetzt kommt doch bitte rein. Das Essen ist schon fertig!“, durchbrach Molly mit schriller Stimme die Stille, die soeben entstanden war. Man konnte ihr die Anspannung ansehen, die an ihr zerrte. Ihr Lächeln schien nur halb so herzlich, wie es sonst immer war. Die kleine, rundliche Frau verschwand durch eine Tür, die wahrscheinlich ins Esszimmer führte. Nachdem die Zwillinge, Lee Jordan und Lorina ihre Mäntel abgelegt hatten, folgten sie ihr und betraten einen geschmackvoll eingerichteten, großen Raum.

„Wow...!“, staunte Lorina leise, als sie sich um blickte.

Das Zimmer war riesig und weihnachtlich dekoriert. Verschieden farbige Lichterketten hingen an den weißen Wänden und erhellten den Raum. Sie ließen alles in einer undefinierbaren Farbe erstrahlen. Überall standen Kerzen, in unterschiedlichen Farben und Formen, und spendeten zusätzlich Licht. Die kleinen Flammen flackerten.

Ein großer, mit bunten, gläsernen Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum perfektionierte das Bild.

In der Mitte des dekorierten Raumes stand ein großer langer Esstisch, der von unzähligen verschiedenen Stühlen umsäumt war. Einige Personen, darunter überwiegend Rotschöpfe, hatten bereits Platz genommen.

Lorina trat näher an den Tisch heran und nickte allen zu, die sie kannte. Dann begann das Weihnachtsessen.
 

„Das war ein sehr schöner Abend.“, sagte Lorina und ließ sich erschöpft auf das nahe stehende Bett fallen. Es war schon spät. Lorina und George waren mit die letzten gewesen, die von der weihnachtlichen Gemeinschaft noch übrig geblieben waren. Sie hatten Molly und Fleur noch beim Aufräumen der Küche geholfen. Dann hatten auch sie sich verabschiedet und waren Fred, der sich schon lange vorher in sein Zimmer zurückgezogen hatte, gefolgt...

Nun befanden sich die Beiden in einem kleinen, aber gemütlichen Zimmer in der oberen Etage. Die Einrichtung war schlicht und einfach und bestand nur aus einem großen, hölzernen Kleiderschrank und einem Bett. Eine kleine Lampe tauchte den Raum in ein angenehmes, warmes Licht.

George, der auf der anderen Seite des Bettes stand, nickte zustimmend. Nachdenklich blickte er die Hexe an, die sich, als er nicht antwortete, ihm zuwandte.

„Was ist?“

„Ich weiß nicht... Wir müssen uns heute ein Zimmer teilen... Aber... aber ich weiß, dass du das nicht willst... Wegen deiner Schwester. Ich versteh das auch. Aber heute geht es nicht anders.“, erklärte der Zwilling und ließ sich nun ebenfalls auf das Bett fallen.

„Ich weiß...“, stimmte Lorina zu. Ihr Blick sank zu Boden und wurde traurig. Sie konnte es einfach nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, hier mit George in einem Bett zu schlafen und seine Nähe zu spüren, während Samantha wer weiß was widerfuhr... Das war einfach unfair...

Plötzlich rissen sie zwei Hände, die sich um ihre Hüfte schlossen, aus ihren Gedanken. Die Hexe wurde hoch gehoben und dann urplötzlich wieder zurück in die Kissen geworfen. Völlig verdattert blickte sie George an, der nun vor ihr auf dem Bett stand.

„Was sollte das?“, fragte sie vorwurfsvoll.

„Heute ist Weihnachten. Heute wird keine Trauer geschoben. Du wirst heute mit mir in einem Bett schlafen müssen. Entweder du lebst damit oder ich muss dich so lange kitzeln, bis du damit klar kommst.“, drohte der Zauberer.

„Aber...!“, bevor die Hexe sich erklären konnte, hatte sich George zu ihr auf das Bett geworfen und begann, sie zu kitzeln.

„Nichts „Aber“!“, sagte er scherzhaft und lachte.

Die Hexe wurde von einem Lachkrampf nach dem anderen geschüttelt. Die Umgebung um sie herum verschwamm. Vor Lachen traten ihr Tränen in die Augen, die langsam über ihre Wangen liefen. Nach einer Weile ließen sich Lorina und George erschöpft in die Kissen sinken. Beide lagen auf dem Rücken und versuchten wieder ruhig zu atmen.

„Und?... Wirst du damit klar kommen...?“, fragte der Zauberer außer Puste.

Mit diesen Worten drehte er sich auf die Seite. Mit einem Ellenbogen stützte er sich ab und blickte Lorina in die meerblauen Augen. Auch sie hatte sich auf die Seite gedreht. Sie beugte sich langsam vor.

„Ich denke, dass ich gerade so damit klar kommen könnte...“

Die Hexe beugte sich weiter vor. Kurz bevor sich die Lippen des Paares trafen, wurde die Tür ihres Zimmer weit auf gerissen. Erschrocken wandten sich beiden dem Türrahmen zu. In diesem stand Fred.

Sein Gesicht war aschfahl, die Augen gerötet und weit aufgerissen. Stumme Tränen liefen über sein Gesicht.

„Was ist los?“, fragte Lorina geschockte. Sie und George waren beide aufgestanden und zu Fred gegangen. Während George seinem Bruder beruhigend einen Arm um die Schultern legte und ihn zum Bett führte, schloss Lorina die Tür, die Fred gerade weit aufgerissen hatte. Dann setzte sie sich neben die Zwillinge auf das Bett.

Fred schwieg immer noch.

„Was ist?“, fragte nun George.

Was Fred sagte, ließ Lorina das Blut in den Adern gefrieren...

„Sam... Sie... sie ist tot...“

... und Schmerz Weihnachten Teil II

24. Dezember...

Weihnachten...

Heute war Weihnachten...

Langsam ließ Sam ihren Blick durch den großen Raum gleiten.

Sie befand sich in der Küche der Familie Malfoy. Sie wurde, unter lauten Protest ihrerseits, von Bellatrix hier herein gezerrt. Ihr wurde befohlen, hier die Vorbereitungen für das Fest... Voldemorts Fest zu treffen.

Trotzig hatte sich die Hexe auf einen Stuhl fallen lassen, auf dem sie nun immer noch saß. Sie dachte nicht im Traum daran, für diesen Massenmörder auch nur einen Finger zu rühren. Da sie heute sowieso sterben würde...

Gedankenverloren ließ Samantha ihren traurigen Blick zum Fenster schweifen und blickte in die weiße Landschaft hinaus.

Es schneite...

Dicke Flocken rieselten aus einem weißen Himmel herab und ließen sich auf der bereits dicken Schneedecke nieder, die das Anwesen der Familie Malfoy bedeckte.

Was Fred wohl gerade tat?

Er würde mit aller größter Wahrscheinlichkeit zuhause sein... Bei seiner Familie... und mit ihnen gemeinsam Weihnachten feiern... Bei einem leckeren, von seiner Mutter zubereiteten Essen... Das nicht von irgendwelchen eingesperrten Menschen gekocht wurde.

Ob er an sie dachte?

Sie vermisste ihn... Es verging nicht ein Tag, an dem sie nicht an ihn dachte... Schmerzlich wurde Samantha bewusst, dass sie nie wieder seine Stimme hören würde... Nie wieder in seinen Armen liegen würde... Nie wieder mit ihm tanzen würde... Und ihn nie küssen konnte.

Die Hexe seufzte...

Vielleicht... Vielleicht gab es noch einen Ausweg... Vielleicht sollte sie wirklich dieses Fest vorbereiten und alles tun was man ihr sagte... Vielleicht gab es dann noch Hoffnung... Immerhin gab es hier auch Menschen, die nicht durch und durch von dunkler Magie zerfressen waren.

Sam wandte ihren Blick von dem großen Fenster ab und ließ ihn an ihren Körper herunter gleiten. Sie hatte ihr rotes, zerschlissenes Kleid, das sie zur Hochzeit von Bill Weasley getragen hatte, abgelegt. Stattdessen trug sie nun eine elegante schwarze Hose und dazu einen Pullover in derselben Farbe. An den Füßen trug sie schlichte Turnschuhe. Dracos Mutter hatte ihr diese Sachen in die Küche gebracht, kurz nachdem Bellatrix eben diese laut kreischend verlassen hatte.

Sie hatte die junge Hexe entschuldigend angelächelt und die Küche mit eiligen Schritten wieder verlassen. Sam hatte ihr verwirrt nachgeblickt, die Sachen allerdings dankend angenommen.

Was sollte sie tun? Sam war hin und her gerissen. Sollte sie diesen Leuten ihr Festessen bereiten und vielleicht noch ein kleines Fünkchen Hoffnung auf Rettung für sich bewahren... Oder sollte sie alles aufgeben und sterben... Sich töten lassen?

Eigentlich war die Antwort klar...

Samantha war noch nie der Typ gewesen, der einfach alles hin schmiss... Sie würde dieses verfluchte Fest vorbereiten... Nur damit sie wusste, sie hatte alles getan um am Leben zu bleiben... Um hier raus zu kommen und ihm, Fred, endlich zu sagen, was sie für ihn empfand.

Voller neu gewonnener Energie sprang Samantha von ihrem Stuhl auf und wollte sich der hochmodernen Küche zuwenden. Doch just in diesem Moment wurde die Tür, welche sie Küche vom angrenzenden Raum trennte, aufgesperrt und weit aufgerissen. Bellatrix Lestrange betrat das Zimmer und blickte die junge Hexe aus wilden, dunklen Augen heraus wütend an.

„Was tust du hier!?“, ging Bellatrix Sam an und kam direkt auf die junge Hexe zu. Sam wich zurück: „Nichts... Ich hab gar nichts getan!“

„Genau das ist der Punkt!“, schrie die schwarzhaarige Hexe und kam immer näher. Samantha wich weiter zurück und spürte bald die steinerne, kalte Wand im Rücken. Die Todesserin packte ihren Hals und drückte sie dagegen.

Sam schnappte nach Luft.

„Du wirst jetzt mit den Vorbereitungen anfangen, sonst muss ich wohl oder übel deine kleine Freundin dazu holen, der es doch so schlecht geht!“, Ironie schwang in Bellatrix Stimme mit.

Voller Schrecken dachte Samantha an Luna, die sie aus der ganzen Sache eigentlich heraus halten wollte, weil sie doch mit alledem überhaupt nichts zu tun hatte. Nur mit Mühe hatte sie die Blondine davon überzeugen können, sich kränklich und schwach zu zeigen, damit sie im Keller bei Ollivander bleiben konnte... Damit sie weiter auf Rettung hoffen konnte...

„Ich... ich mache alles... alles was sie wollen... Aber lassen sie Luna in Ruhe!“, brachte die Hexe unter Luftmangel heraus. Spitze Fingernägel bohrten sich in ihre Haut.

„Na schön... Dann fang endlich an!“, befahl Bellatrix mit gebieterischer Stimme und ließ von Samanthas Hals ab. Schwer atmend brachte die junge Hexe schnell ein paar Schritte zwischen sich und die Todesserin. Sie rieb sich ihren Hals, wo sich gerade noch Bellatrix Finger in ihre Haut gebohrt und rote Striemen hinterlassen hatten.

„Wenn ich das nächste Mal komme...!“, drohte die Todesserin und verließ den Raum ohne ihren Satz zu beenden.

Sam hielt sich immer noch den Hals...

Sie musste durchhalten...
 

Voller Erschöpfung ließ sich Samantha auf einen nahe stehenden Stuhl fallen.

Ihre Beine schmerzten...

Ihre Augenlider waren schwer und drohten jeden Moment zu zufallen...

Langsam ließ die Hexe ihren Kopf auf die polierte Tischplatte des Esstisches sinken und genoss die angenehme Kühle, die sie spendete.

Sie war völlig am Ende. Sie hatte schon den ganzen Tag in dieser verdammten Küche gestanden und dieses verdammte Essen gekocht... Allein... Und es war noch so viel zu tun...

Sie musste eine kurze Pause einlegen...

Nur ganz kurz...

Sam schloss ihre Augen... Nur ganz kurz... Doch im nächsten Moment sprang sie erschrocken auf... Sie durfte nicht schlafen... Sie musste wach bleiben und dieses Essen vorbereiten... Sie musste um ihr Leben kämpfen...

Rastlos lief die Hexe hin und her. Sie wollte in Bewegung bleiben. Sie musste wach bleiben, sonst würde sie bald für immer schlafen. Doch weiter hin und her laufen, konnte sie nicht. Sie hatte doch noch so viel zu tun. Sie musste sich wach halten... Aber wie?

Nachdenklich blickte sich Sam in der hochmodernen Kochstube um. Da fiel ihr Blick auf etwas ganz und gar nicht hochmodernes, das überhaupt nicht zu der Küche passen wollte. Ein kleines, altes Kofferradio, welches fast auseinander fiel...

Wieso war es ihr nicht schon eher aufgefallen?

Vorsichtig schaltete Sam das Radio ein und lauschte.

Rauschen...

Ganz langsam und mit ruhigen Fingern drehte sie an den Rädchen des Apparats.

Rauschen...

Sie drehte die Rädchen geschlagene 10 Minuten lang hin und her.

Rauschen...

Langsam verlor die Hexe die Geduld. Dieses Ding musste doch funktionieren. Warum sollte man ein Radio, das überhaupt nicht funktioniert, aufheben. Sam versuchte es weiter.

Rauschen...

„Arrgh! Bei Merlins dreimal verknotetem Bart! Machst du das mit Absicht?“, fragte sie das Radio wütend und drehte energisch an allen Rädchen die sie finden konnte. Rauschen...

Samantha wandte sich seufzend von dem kleinen Apparat ab. Dann musste sie eben mit diesem Rauschen versuchen, sich wach zu halten. Sam seufzte erneut. Das Rauschen nahm sie jetzt schon kaum noch war.

Sie hatte sich gerade dazu entschlossen, das kleine Kofferradio wieder aus zustellen, als eine Stimme sie innehalten ließ. Eine Stimme von der sie gedachte hatte, sie nie wieder zu hören...

„...So kann man sich am besten gegen Ungeziefer wie zum Beispiel Todesser verteidigen. Hast du dem noch etwas hinzuzufügen, Mausi?“

George... Das war eindeutig George... Aber wie konnte das sein?

Sam lauschte weiter...

„Nein Beißer. Du hast unseren Zuhörern die besten Tipps gegeben, wie sie sich effektiv gegen Dunkle Magie und deren Anhänger verteidigen können.“

Lorina... Ihr ging es also gut... Sam atmete erleichtert aus... Ihrer Freundin ging es gut und sie war bei den Zwillingen... Hoffentlich hatte sie mehr Glück gehabt, als sie selbst...

Samantha musste sich ein Lachen verkneifen... Mausi... Einen besseren Namen für Lorina konnte es nicht geben...

„So und damit wären wir auch schon wieder am Ende unserer heutigen Sondersendung von PotterWatch. Doch bevor wir uns heute Abend verabschieden, haben wir noch eine Botschaft für einen ganz besonderen Menschen da draußen. Nager?“

Lee Jordan... Er war also auch da...

„Ja...“

Samanthas Herz schlug schneller... Fred... Es war ein unglaubliches Gefühl, seine Stimme zu hören...

„Ja... Ich möchte heute, an diesem Weihnachtsvorabend etwas loswerden... Etwas, das ich schon viel zu lange mit mir herum trage...

Das ist eine Nachricht für Hörnchen...“

Die Hexe musste schmunzeln... Sehr einfallsreich... Fred wusste, dass sie ein Animagus war und sich in ein kleines, rotes Eichhörnchen verwandeln konnte. Er hatte sie gesehen, als sie in ihrem vierten Jahr in Snapes Büro eingebrochen war um Lorina zu helfen. Damit sie flüchten konnte, musste sie sich verwandeln.

„Mein Hörnchen... Es gibt einiges was ich dir zu sagen habe... Und ich habe Angst, dass ich nie wieder die Gelegenheit haben werde, es dir persönlich zu sagen und dir dabei in deine wunderschönen, grünen Augen zu schauen. Es gab viele Chancen... Chancen, die ich leider nie genutzt habe und im Moment könnte ich mich dafür erschlagen... Denn nun muss ich es über diesen Weg machen...

Hörnchen... Ich... Ich liebe dich...

Ich finde einfach keine Worte dafür, um dir zu sagen, wie ich mich fühle, wenn du bei mir bist... Und wie ich mich jetzt fühle... Jetzt, wo ich weiß, in was für einer Gefahr du dich befindest...

Ich hoffe du hörst diese Botschaft... Und ich hoffe, dass ich dir diese Worte irgendwann noch einmal persönlich in dein hübsches Gesicht sagen kann...

Überlebe... Mein Hörnchen...“

Die nachfolgende Verabschiedung hörte Samantha kaum noch. Nur ganz weit weg nahm sie wahr, wie die Melodie ihres Lieblingsliedes an ihr Ohr drang. Die ganze Zeit konnte sie nur an die drei Worte denken, die Fred gerade gesagt hatte...

Ich liebe dich...

Ihr Herz raste... Ihr Atem hatte sich, ohne dass es Sam gemerkt hatte, beschleunigt... Tränen des Glücks stahlen sich aus ihren leuchtenden, grünen Augen und rannen über ihre Wange.

Die Hexe schaltete das Radio aus, nachdem nur noch Rauschen aus den Lautsprechern drang und wollte sich nun wieder den Vorbereitungen zuwenden. Ihre Müdigkeit war verschwunden. Sie wollte nur noch eins... Überleben...
 

Der Himmel hatte sich verfinstert. Schwarze Nacht lag über dem Anwesen der Malfoys und hüllte die Landschaft in Dunkelheit, die jedes Geräusch erstickte. Nur der Schnee leuchtete.

Samantha saß in der Küche und wartete... Auf ein Zeichen ob sie Leben oder Sterben würde...

Das Fest des dunklen Lords hatte begonnen. Nur weit entfernt hatte Sam das häufige Zuschlagen der Tür wahrgenommen... Wie viele Massenmörder sich wohl nun in diesem Haus befanden? Die Hexe erschauderte...

Sie hatte sich wieder auf einen Stuhl am Esstisch fallen lassen und hing ihren Gedanken hinter her. Das Essen war fertig... Alles war vorbereitet und fertig... Doch man hatte sie nicht geholt und zurück in den Keller gesperrt … Zu Luna und Ollivander. Vielleicht hatten die Todesser noch Pläne... Pläne, die Samantha nicht kennen lernen wollte...

Sie durfte nicht daran denken. Sie musste einfach lebend aus dieser ganzen Sache heraus kommen. Bei diesem Gedanken erinnerte sich Sam an den einen Sommerabend, als sie sich ein Zimmer mit Lorina bei den Weasleys geteilt hatte...

Als die Welt noch in Ordnung war...

Nun bin nur noch ich in Gefahr und du kennst mich... Ich habe mich schon oft aus kritischen Situationen befreit...

Genau das waren ihre Worte gewesen...

Ein Knarren riss die Hexe aus ihren Erinnerungen und ließ sie auf sehen. Die Tür, welche die Küche vom angrenzenden Raum trennte, wurde geöffnete und ein blonder Kopf schaute herein.

„Draco!“, rief Sam überglücklich und sprang von ihrer Sitzgelegenheit auf. Sie lief mit eiligen Schritten auf den Zauberer zu, der den Raum nun vollends betreten hatte und die Tür leise hinter sich schloss.

Die Hexe blieb vor dem jungen Malfoy stehen, der sie traurig anblickte. Seine eisblauen Augen trafen die ihren.

„Was ist los?“, fragte Samantha beunruhigt und wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.

Draco antwortet nicht gleich. Immer noch starrte er schweigend in ihre Augen. Er rührte sich kaum, bis er auf einmal den noch vorhandenen Abstand zwischen sich und der Hexe mit einem einzigen Schritt überbrückte und sie in seine Arme schloss.

Samantha wurde ganz anders...

Sie wusste was diese Umarmung zu bedeuten hatte...

Tränen stiegen ihr in die Augen und nahmen ihr die Sicht...

Lord Voldemort würde sie töten... Und nichts und niemand konnte ihn aufhalten...

„Sam... Ich... Ich muss dir etwas sagen.“, brachte der Zauberer auf einmal heraus. Seine Stimme brach. Auch er wusste, was passieren würde. Er entließ die Hexe aus seiner Umarmung, ließ seine Hände allerdings auf ihren Schultern ruhen und blickte ihr fest in die grünen Augen.

„Ich liebe dich...“

Sam blinzelte. „Was?“

„Ich liebe dich... Schon seit unserer gemeinsamen Zeit auf Hogwarts... Doch es konnte keine Zukunft für uns geben, das wusste ich... Du bist muggelstämmig und ich reinblütig... Ich wusste, dass meine Eltern das nie zugelassen hätten... Also versuchte ich dich zu vergessen... Als ich dir allerdings im 5. Jahr Nachhilfe geben sollte... Da... da waren alle Gefühle für dich wieder da...

Aber ich wusste, dass es in deinem Leben jemand anderen gibt, den du liebst und ich nicht dieser jemand bin... Ich wollte nur, dass du es weißt... Bevor...“, Die Stimme des jungen Malfoy versagte erneut.

„Draco... ich danke dir... Für alles, was du für mich getan hat!“, sprach Samantha mit tränen erstickter Stimme und schlang ihre Arme um Dracos Hals. Sie spürte wie er seine Arme um ihren Körper legte und die Umarmung erwiderte. Er hielt sie fest...

Er gab ihr in diesem aussichtslosen Moment Halt.

„Du kommst, um mich zu holen, nicht wahr?“, flüsterte Sam in sein Ohr und spürte wie er kaum merklich nickte.

„Es tut mir leid, dass ich dich nicht retten konnte.“, flüsterte nun Draco und schob die Hexe langsam von sich weg, doch bevor er sie vollends losließ drückte er ihr noch einen langen Kuss auf die Stirn. „Aber ich verspreche dir, ich werde dich so gut wie es geht vor dem zu beschützen, was auf dich zukommt. Du wirst nicht sterben!“

„Draco...“, Sam konnte den jungen Zauberer nur ansehen. Sie konnte nichts gegen diesen Optimismus sagen und nickte nur stumm. Dann verließen beiden die Küche...

Sie stiegen eine lange, schwarze Treppe aus Ebenholz herab.

Samantha war wie in Trance. Sie würde sterben... In ein paar Minuten war ihr Leben zu Ende...

Vor einer großen, hölzernen Flügeltür blieben sie stehen. Sam stockte der Atem. Sie war schon einmal durch diese Tür gegangen und gestorben. Doch der Todesfluch hatte seine Wirkung verfehlt. Ein zweites Mal würde dies sicherlich nicht geschehen. Es gab zu viele Zeugen. Es musste dem Dunklen Lord einfach gelingen, sie zu töten. Vielleicht würde er es auch nicht selber tun. Vielleicht würde er einen seine Handlanger vor schicken.

Sam atmete tief ein. Sie durfte nicht die Nerven verlieren... Leichter gesagt als getan. Ihr Herz raste und schien die Schallmauer durchbrochen zu haben. Sie blickte zu Draco, der neben ihr stand und sie musterte. Ob er ihren Herzschlag war nahm?

Während er sie weiter ansah, griff seine Hand nach ihrer und drückte sie fest,

„Ich beschütze dich!“, flüsterte er. „Irgendwie.“

Sam nickte.

Ein letzter Blick... Dann stieß Draco die Flügeltür auf.

Der große Raum, war dunkel und wurde nur in das sanfte Licht des Kamins gehüllt. Lautes Gelächter, das eben noch durch das dunkle Eichenholz der Tür gedrungen war, verstummte. Sam ließ ihren Blick langsam durch das große Zimmer wandern, konnte allerdings aufgrund des mangelhaften Lichtes nicht viel erkennen.

An der langen Tafel, die von einer Seite des Raumes zur anderen reichte, hatten unzählige Gestalten mit langen, schwarzen Umhängen Platz genommen.

Alles war still...

Alle Blicke hatten sich nun Sam und Draco zu gewandt, Langsam liefen sie durch den dunklen Raum. Die Hexe ließ ihren Blick langsam durch die Reihen der dunklen Zauberer gleiten und traf zwei dunkle Augen, die sie durchdringend ansahen.

Professor Snape...

Er war also auch da...

„Ahh... Da ist ja unser Gast!“, säuselte eine Stimme, die Samantha das Blut in den Adern gefrieren ließ. Unbewusst hatte die Hexe die Hand des jungen Malfoy, der immer noch neben ihr lief und nicht von ihrer Seite wich, ergriffen und fest gedrückt. Er führte sie durch den großen, düsteren Raum, der grauenvollen Stimme entgegen, die ihr Ende bedeuten sollte...

„Meine treuen Gefährten... Darf ich euch dieses reizende Mädchen vorstellen? Einige von euch hatten bereits die Gelegenheit sie kennen zu lernen... Samantha Burns... Verzeihung... Ich meinte natürlich Samantha Hale...“, als der Dunkle Lord geendet hatte, ließ er seinen Blick langsam durch die Schar seiner Untertanen wandern, bis er letztlich bei zwei seiner Untergebenen inne hielt...

Ein finsteres Grinsen huschte über sein schlangenartiges Gesicht.

„Wie bitte? Hale?“, fragte Sam laut. Noch während ihr die Worte über die Lippen kamen, fragte sie sich im Stillen, wieso sie diesen Gedanken laut aussprechen musste. Gemurmel wurde laut.

„Du kennst das Geheimnis deiner Vergangenheit immer noch nicht, kleines Mädchen?“, fragte Voldemort und kam langsam auf sie zu. „Vielleicht möchte Lucius uns erklären, wieso dein wirklicher Name Hale lautete und du von reinem Blut bist. Lucius?“, noch während er sprach, wandte sich der Dunkle Lord einem seiner Todesser zu. Seine langen, blass blonden Haare hingen in dicken Strähnen herab. Sie eisblauen Augen starrten auf die hölzerne Tischplatte vor ihm. Er schien zu zittern.

„Hm... Lucius möchte uns anscheinend nicht mit einer kleinen Geschichte erheitern. Vielleicht du, Simon?“, nun wandte sich Lord Voldemort einem anderen Mann zu, den Samantha ebenfalls kannte: Lorinas Vater.

Er machte einen sicheren Eindruck und schien gefasster zu sein, als Lucius Malfoy und dennoch sprach auch er kein Wort. Er presste die Lippen fest zusammen.

Samantha verstand die Welt nicht mehr. Wieso sollte sie Hale heißen. Ihr Name war Burns. Sie hatte Eltern und einen jüngeren Bruder... Sie hatte eine Familie, die sie über alles liebte... Geliebt hatte, wurde der Hexe schmerzlich bewusst. Aber wieso auf einmal Hale... Und was hatten Dracos und Lorinas Vater damit zu tun...

„Was geht hier vor?“, fragte sie laut und schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. Wieso hatte sie sich in solchen Situationen nicht unter Kontrolle.

Lord Voldemort trat zu ihr. Er legte ihr seine knochigen Finger auf die Schulter. Sam erschauderte.

„Wie ich bereits erwähnte. Du bist von reinem Blut... Eine von uns... Und ich, der Dunkle Lord, werde mich heute, zu dieser besinnlichen Zeit, gnädig zeigen und dich zu einer von uns machen.“ Als Voldemort geendet hatte, wurde wieder Gemurmel in den Reihen seiner Untertanen laut.

Sam blickte fassungslos in die Augen des Lords.

„Wirst du dich mir ergeben?“, fragte der dunkle Zauberer.

Die Hexe schlug angewidert die Hand des Dunklen Lords von ihrer Schulter und wich widerstrebend zurück. „Niemals!“

Das war offenbar nicht die Antwort die weder Lord Voldemort noch seine Untertanen hören wollten.

Die roten Augen des Lords verengten sich zu Schlitzen.

Doch all das bekam Samantha nicht mit. Sie spürte einen stechenden Schmerz der ihren ganzen Körper durchfuhr und lähmte. Ihre Beine gaben nach und die junge Frau fiel auf den polierten, hölzernen Parkettboden.

Die Hexe schrie vor Schmerzen.

„Bellatrix... Zügel dich!“, befahl der dunkle Lord.

Die Hexe mit wilden, schwarzen Haaren, ließ ihren Zauberstab, der auf Sam gerichtet war, sinken. Ihr fieses Grinsen war verschwunden und wich einem Schmollmund.

Sam atmete tief ein. Ihr Körper schmerzte. Doch wo war diese plötzliche Schmerzattacke her gekommen? Wie konnte das sein? Ganz dunkel erinnerte sich die Hexe an ihr viertes Jahr auf Hogwarts. Mad Eye Moody hatte ihnen die drei Unverzeihlichen Flüche gezeigt... Avada Kedavra... Imperio... Crucio...

Unter dem letzten hatte sie gerade gestanden...

Plötzlich konnte Samantha leise Schritte vernehmen, die neben ihren Kopf verstummten. Langsam hob sie den Blick und blickte in die roten Augen von Lord Voldemort. Er kniete sich neben sie und flüsterte: „Du wagst es mein großzügiges Angebot auszuschlagen? Ich gebe dir die einmalige Chance dein kümmerliches Leben zu retten... Damit du deiner großen Liebe noch einmal in die Augen sehen kannst...“

Sams Augen weiteten sich: „Was?“ Woher wusste er davon?

Voldemort erhob sich und begann lauthals zu lachen. Einige Todesser lachten ebenfalls. Andere warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu und wussten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten.

Der Dunkle Lord verstummte urplötzlich. Er ließ seinen Blick durch die Reihen seiner Todesser wandern. Dann sprach er: „Severus... Ich möchte das du in den Geist dieses Mädchen siehst und mir zeigst, wen sie liebt.“ Voldemort spuckte das letzte Wort förmlich aus.

Samantha wurde ganz anders. Das was in ihrem Geist vorging, ging niemanden etwas an... Nicht einmal Lord Voldemort... Erst recht nicht Lord Voldemort...

„Nein...!“, flüsterte die Hexe und versuchte sich auf zurichten. Doch der Cruciatus-Fluch hatte sie ihrer Kraft beraubt. Mit zittrigen Armen stemmte sie ihren Oberkörper auf und erkannte, das sich eine große, schlanke Gestalt mit schwarzen Umhang auf sie zu bewegte. Die schulterlangen, schwarzen Haare lagen in Strähnen um das Gesicht des Todessers, in dessen Mitte sich eine auffällige große Nase befand... Severus Snape...

Der Zauberer kniete sich neben die Hexe auf den Boden. Seine schwarzen Augen bohrten sich in Samanthas grüne...

„Bitte... Nein...“, flüsterte Sam, kaum hörbar und ohne das sich ihre Lippen bewegten...

Snape erwiderte nichts. Sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen. Seine Augen blieben kalt und starrten Samantha unentwegt an.

„Auch ohne Legilimentik kann ich euch sagen, wem dieses Mädchen verfallen ist. Es war mehr als offensichtlich...Alle wussten davon... Außer sie selbst...“, Hohn schwang in der Stimme ihres ehemaligen Professors mit.

„Fantastisch!“, jubilierte Voldemort und wandte sich dem Zauberer zu, der sich nun wieder erhoben hatte und dem Dunklen Lord direkt in die Augen sah.

„Nenn mir seinen Namen!“, befahl der Lord.

Severus zögerte nicht lang: „Fred Weasley.“

„Oh wie entzückend... Ein Blutsverräter...“, nun wandte sich Voldemort wieder Samantha zu, die sich langsam wieder gefasst hatte. Er sprach nun direkt zu ihr. „Wie wäre es, wenn wir deinem Freund ein paar schmerzvolle Erkenntnisse verschaffen? “, fragte der Zauberer und flüsterte fast.

Sam sah ihn geschockt an.

„Lassen sie Fred in Ruhe! Er hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun!“, schrie Sam und sprang auf. Plötzlich war alle Kraft, die aus ihren Gliedern gewichen war, wieder da. Sie wollte den Dunklen Lord aufhalten... Er durfte Fred nicht wehtun...

Doch bevor die Hexe den Dunklen Lord erreichen konnte, spürte sie wieder diesen unbeschreiblichen Schmerz, der sich quälend auf sie legte. Ihre Beine gaben erneut nach und wieder landete sie bäuchlings auf dem Parkettboden. Sie wand sich unter dem Cruciatus-Fluch den Bellatrix auf sie abgegeben hatte. Die Hexe mit der dunklen Mähne ließ ein animalisches Lachen ihrer Kehle entweichen.

Der Schmerz ließ so schnell nach, wie er gekommen war.

Voldemort hatte sich wieder neben Sam gekniet und lächelte sie verständnislos an. „Du sagst, er hat nichts mit der ganzen Sache zu tun...? Da irrst du dich... Er ist ein Blutsverräter... Er hat Schande über die Reinblüter gebracht... Dafür wird er jetzt bezahlen...“

Sam, die immer noch am Boden lag, wurde ganz anders. Es war, als wäre etwas in ihrem Kopf... Etwas, das nicht dahin gehörte. Plötzlich tauchten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf... Bilder, die sie zeigten...

Sie lag in einem dunklen Raum... Das Feuer im Kamin ließ den hölzernen Parkettboden, auf welchem sie lag, glänzen... Doch sie war nicht allein... Unzählige Schatten tauchten am Rand des Lichtkegels des Feuers auf... Sie trugen lange, schwarze Umhänge... Lord Voldemort trat an die Spitze der Gruppe und richtete seinen Zauberstab auf die am Boden liegende Hexe, die flehend zu ihm auf blickte... Die Zauberer hinter dem Lord erhoben ebenfalls ihre Stäbe und gaben Flüche auf die Hexe ab, die sich am Boden wand...

Diese Schmerzen... Sam wusste nicht, ob diese Bilder real waren oder sich nur in ihrem Kopf abspielten... Der Schmerz war echt...

Samantha schrie...

Nach einer Weile, Sam kam es ewig vor, ließen die Schmerzen nach... Die dunklen Schatten hatten sich aus dem Licht zurückgezogen... Nur Lord Voldemort war noch da... Sein Zauberstab zeigte immer noch auf die Hexe... Ein finsteres Lächeln huschte über sein schlangenartiges Gesicht.

„Avada Kedavra!“

Die Rettung naht...

„Sie ist nicht tot! Da bin ich mir zu 100% sicher. Ach was rede ich... 1000%!“, sagte Lori wütend und blickte Fred und George, die ihr trübselig gegenüber saßen, vorwurfsvoll an.

Sie, die Zwillinge und Lee Jordan waren wieder mit dem Zelt unterwegs und hatten nun an einem kleinen See, der von dichten Laubbäumen umgeben war, Halt gemacht. Die kleinen, frisch gewachsenen Blätter an den Bäumen leuchteten grün und bewegten sich in einer sanften Frühlingsbrise.

Es war Februar...

Der Schnee war geschmolzen...

Frühlingsblumen sprossen aus dem Boden...

Alles erstrahlte in neuem Glanz...

Und trotzdem schien die Welt wieder etwas dunkler geworden zu sein.

Zumindest kam es Lorina so vor...

Über einen Monat war es her und trotzdem erinnerte sie sich noch daran als wäre es erst gestern gewesen... Wie Fred in der Zimmertür gestanden hatte, seine Augen gerötet, sein Gesicht aschfahl... Er hatte gesagt, Sam sei tot...

Er hatte es gesehen... Er hatte gesehen, wie sie vom Du-weißt-schon-wen und seinem Gefolge gefoltert und anschließend durch den Dunklen Lord selbst getötet wurde... Aber... Das konnte nicht sein...

„Ich glaube nicht, dass sie tot ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass Du-weißt-schon-wer wollte, dass du das siehst und glaubst, sie sei tot... Keine Ahnung warum er das wollte... Aber ich bin mir sicher... Sam lebt!“, die letzten Worte schrie Lorina fast. Es ärgerte sie, dass Fred und George die Hoffnung aufgegeben hatten... Dass sie nicht daran glaubten, ihre Freundin lebendig wieder zu sehen...

Wütend stand Lori auf. Wutschnaubend verließ sie die Küche, in der sie gerade eben noch vergnügt mit den Jungs Mittag gegessen hatte. Sie stürmte durch das Wohnzimmer, vorbei an Lee Jordan, der ihr einen verwirrten Blick hinter her warf.

Die Hexe stapfte durch den Zelteingang und trat in die kühle Frühlingsluft.

Sie lief noch ein paar Schritte durch das Gras, dann hielt sie inne. Sie durfte sich nicht so weit von dem Zelt entfernen... Sonst würde sie die Schutzzauber verlassen und für alle sichtbar sein...

Enttäuscht ließ sich die Hexe am Ufer des Sees nieder. Langsam ließ sie ihren Blick über die spiegelglatte Fläche des Sees wandern und bemerkte, dass jemand hinter ihr stand.

„Was ist, George?“, fragte sie sauer.

Der Zauberer ließ sich, ohne zu antworten, neben sie nieder. Er sah sie an, doch Lori starrte immer noch auf die Oberfläche des Sees.

„Es tut mir Leid... Aber...“

„Nichts aber... Sam lebt... Nur weil Fred diese Vision hatte, heißt das noch lange nicht dass das, was er da gesehen hat, wirklich passiert ist... Sie lebt... Sie muss leben...!“ Ohne das Lorina es gemerkt hatte, liefen ihr Tränen über das Gesicht.

Tränen der Trauer...

Sie konnte es einfach nicht glauben, dass ihre beste Freundin... Ihre Zwillingsschwester tot sein sollte... Sie hatte noch einen Fünkchen Hoffnung... Und an diesen klammerte sie sich...

George sah sie mitleidig an. Langsam legte er seinen Arm um ihren Körper und zog sie zu sich. Er strich mit seiner Hand langsam über ihren Rücken. Ihr ganzer Körper zitterte und wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt.

„Lorina... Es tut mir Leid... Aber vielleicht... Vielleicht solltest du endlich los lassen...“
 

Samantha hing ihren Gedanken hinter her...

Schon seit Wochen beschäftigte sie nur noch eine Frage... Wieso lebte sie noch? Der Dunkle Lord wollte sie töten... Er wollte es zu Weihnachten beenden... Doch er hat es nicht getan... Sie saß immer noch in dem dunklen Keller und atmete...

Wieso?

Wenn die dem, was Draco erzählte hatte, Glauben schenken durfte, war es Snape gewesen, der sie gerettet hatte. Er hatte, nachdem sie selbst bewusstlos am Boden gelegen hatte, die Idee gehabt, sie zu Voldemorts kleinem Spielzeug zu machen...

Na ja... Eher zu seinem Wutball...

Nun wurde sie jedes Mal, wenn Du-weißt-schon-wer schlechte Laune hatte, geholt und von ihm gefoltert... Und in letzter Zeit hatte er oft schlechte Laune... Der Grund dafür war wahrscheinlich, so vermutete Sam, der flüchtige Harry Potter...

Doch jedes Mal, wenn der Schmerz des Cruciatus-Fluchs ihren Körper durchfuhr, wusste Samantha, das sie noch lebte...

Sie war nicht tot... Das, was sie gesehen hatte, war alles nur eine Illusion gewesen... Eine Illusion, die Fred wahrscheinlich auch gesehen hatte...

Sam seufzte... Er dachte sicherlich, dass sie tot sei... Das sie nie wieder zu ihm zurückkehren würde. Sam seufzte erneut... Wie gern würde sie diesen modrigen, kalten Keller der Malfoys in dem sie schon eine gefühlte Ewigkeit festsaß, verlassen und endlich wieder bei ihm sein... Bei Fred... Sie würde ihm alles erklären... Sie war nicht tot... Hoffentlich dachte er genauso...

Samantha wurde ganz starr.

Was war, wenn er sie bereits vergessen hatte... Wenn er sie hinter sich gelassen hatte, und nun eine Andere in seinen Armen hielt... Sam schüttelte ihren Kopf... Das durfte einfach nicht sein...

Plötzlich riss sie eine verträumte Stimme aus ihren Gedanken gerissen.

„Sam! Sam da oben... Irgendwas ist da passiert!“, flüsterte Luna und blickte zu der schweren, eisernen Tür. Samantha, die neben Ollivander auf der Matratze gesessen hatte, stand langsam auf und stellte sich neben die Hexe. Dann lauschten sie beide.

Aus der oberen Etage waren undefinierbare Laute zu vernehmen. Gemurmel wurde laut, das in einem lauten Schrei endete. Dann war alles still.

„Was ist da nur los?“, fragte sich die Schwarzhaarige laut.

Plötzlich wurde die Stille von einem lauten Poltern unterbrochen. Jemand kam die Treppe herunter.

„Luna... Da kommt jemand... Komm her!“, rief Sam und zerrte die Blondine hinter sich. Es war vollkommen ausreichend, wenn sie die Launen des Dunklen Lords ertragen musste. Luna musste diese Erfahrung nicht unbedingt machen.

Die Hexen, im Schutz der Dunkelheit des Kellers, starrten immer noch wie gebannt auf die eiserne Tür. Plötzlich drang ein leises Klopfen durch die Stille des Raumes und hallte von den steinernen Wänden wieder. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen und ein undefinierbares Bündel in den dunklen Raum geworfen. So schnell, wie der Zugang geöffnet wurde, wurde er auch wieder verschlossen. Das Echo der zugeschlagenen Kellertür war noch nicht ganz verklungen, als auch schon direkt über ihnen ein schrecklicher, lang gezogener Schrei ertönte.

„HERMINE!“, konnte Sam jemanden schreien hören. Diese Stimme. Sie kam ihr so bekannt vor. Wer stand ihr da in der Dunkelheit gegenüber?

„HERMINE!“, schrie die Stimme erneut.

„Sei leise! Sei still, Ron, wir müssen überlegen, wie...“

„HERMINE! HERMINE!“, schrie es erneut.

Sam war ganz starr. Die zweite Stimme... Das konnte nur... Nein... Das konnte nicht sein...

„Harry?“, entfuhr es Luna. Ohne, dass Sam es gemerkt hatte, war sie neben sie getreten und ging langsam auf das Bündel zu. „Ron? Seid ihr das?“

Die Hexe ging weiter auf die Gestalten zu.

Sam hielt sich zurück... Das konnte nicht sein... Das dufte nicht sein... Harry durfte nicht gefangen genommen werden... Das würde das Ende bedeuten...

„Harry? Ron?“, fragte Luna erneut.

Samantha rührte sich nicht.

„Luna?“, fragte Harry. Er klang überrascht.

„Ja, ich bin's! Oh nein, ich wollte nicht, dass ihr gefasst werdet!“, sagte die Blondine und trat nun zu Harry und Ron. In ihrer sonst verträumt klingenden Stimme schwang Enttäuschung mit.

„Luna! Kannst du uns helfen, diese Fesseln aufzukriegen?“, fragte Harry.

„O ja, ich denke schon...“, sagte Luna.

Sam beobachtete alles aus dem Hintergrund. Sie bemerkte wie Luna den rostigen Nagel, welcher neben dem Wasserkrug lag, den ihnen Draco gebracht hatte, holte und versuchte, die Fesseln von Harry und Ron zu lösen.

Die schwarzhaarige Hexe konnte es immer noch nicht fassen, das Harry, ihr bester Freund, hier war... Vielleicht... Vielleicht war er ihre Rettung...

Ein erneuter, grauenvoller Schrei ließ Samantha zusammen zucken.

„Autsch!“, vernahm sie Harrys gequälte Stimme.

„Ron, bitte, halt still!“, flüsterte Luna. „Ich kann nicht sehen, was ich mache...“

„Meine Tasche!“, fuhr der Zauberer die Blondine an. Ihm schien das mit Hermine sehr nahe zu gehen. „In meiner Tasche ist ein Deluminator und der ist voller Licht!“

„Deluminator? Was ist das?“, fragte Sam in die entstandene Stille.

Wenige Sekunden später war ein Klicken zu hören und kleine, leuchtende Kugeln flogen in den Keller, der sofort erhellt wurde. Wie winzige Sonnen blieben sie in der Luft hängen und tauchten den unterirdischen Raum in Licht.

Da, bei der schweren Kellertür standen sie... Harry und Ron... Beide, zusammen mit Dean Thomas und einem Kobold, Rücken an Rücken, mit einem dicken Strick gefesselt, den Luna gerade bearbeitete.

„Oh, das macht es viel einfacher, danke, Ron!“, bedankte sich Luna.

Während Ron immer noch seinen Blick auf die Decke des Kellers gerichtete hatte und wie verrückt gegen den Strick, der ihn hielt, ankämpfte, sah Harry durch den Raum, bis sein Blick den von Sam traf. Seine Augen weiteten sich.

Auch Samantha konnte ihren Augen nicht trauen. Harrys Gesicht war aufgequollen und gerötete... Er sah überhaupt nicht so aus wie sonst... Aber dennoch erkannte sie ihren besten Freund.

„Sam...“, flüsterte Harry.

Bellatrix Stimme riss die Hexe aus ihrer Starre.

„Du lügst, dreckiges Schlammblut, und ich weiß es! Ihr wart in meinem Verlies in Gringotts! Sag die Wahrheit! Sag die Wahrheit!“

Ein weiterer, schrecklicher Schrei.

„Was habt ihr außerdem gestohlen? Was habt ihr sonst noch? Sag mir die Wahrheit, oder, ich schwöre dir, du wirst dieses Messer zu spüren bekommen!“

„Geschafft!“, sagte Luna und im nächsten Moment fielen die Fesseln von Ron und Harry zu Boden.

Samantha konnte sich nicht mehr halten. Mit schnellen Schritten ging sie auf Harry zu und schlang ihre Arme um seinen Körper. Sie war so froh darüber, dass wenigstens einer ihrer engsten Freunde hier war. Harry drückte sie fest an sich, dann schob er sie sanft weg.

Ron, der die gesamte Kellerdecke nach einer Falltür abgesucht hatte, versuchte nun ohne Zauberstab zu disapparieren.

„Es gibt keine Möglichkeit hier heraus zu kommen, Ron.“, sagte Luna, die ihn bei seinen erfolglosen Bemühungen beobachtet hatte.

„Der Keller ist vollkommen ausbruchssicher. Ich habe es zu Anfang auch probiert... Mr. Ollivander ist schon lange Zeit hier, er hat alles versucht!“, erklärte Sam und blickte Harry hoffnungsvoll an.

Ein erneuter Schrei von Hermine ließ alle aufblicken.

„Was habt ihr noch mitgenommen? Was noch? ANTWORTE MIR!!! CRUCIO!“

Sam konnte aus dem Augenwinkel heraus erkennen, wie Ron begonnen hatte, gegen die steinernen Mauern zu hämmern und auf einen Ausweg hoffte. Ihr Blick allerdings ruhte auf Harry, der in einem kleinen Beutel kramte und merkwürdige Dinge daraus hervor zog.

Einen alten, matt glänzenden Schnatz...

Einen zerbrochenen Zauberstab...

Eine Spiegelscherbe, die blitzend zu Boden fiel... Ein blaues Auge starrte kurz heraus...

„Helfen sie uns!“, flehte Harry. Er nahm die Scherbe auf und wiegte sie in seiner Hand hin und her, doch das Auge war verschwunden.

Hermine schrie erneut... Ihr Schrei jagte Samantha einen Schauer über den Rücken. Nun begann auch Ron zu brüllen: „HERMINE! HERMINE!“

„Wie seid ihr in mein Verlies gekommen?“, kreischte Bellatrix. „Hat euch dieser Kobold unten im Keller geholfen?“

Hermine wimmerte. „Wir haben ihn erst heute Abend getroffen. Wir waren nie in ihrem Verlies... es ist nicht das echte Schwert! Es ist eine Kopie, nur eine Kopie!“

„Eine Kopie? Oh, und das soll ich glauben?“, schrie die wahnsinnige Hexe.

„Aber wir können das ganz leicht feststellen!“, ertönte Lucius' Stimme. „Draco, hol den Kobold, er kann uns sagen, ob das Schwert echt ist oder nicht.“

Harry bewegte sich so schnell, das Samantha erschrak. Er stürzte zu dem Kobold, der zusammengesunken auf dem Boden saß und flüsterte ihm etwas zu, das die Hexe allerdings nicht verstehen konnte.

Ron ließ den Deluminator klicken und der Keller lag wieder im Dunkeln.

Dann waren Schritte auf der Kellertreppe zu vernehmen. Jemand kam sie herunter. Einen Moment später vernahm sie Dracos zittrige Stimme vor der Tür. „Zurücktreten! Stellt euch in einer Reihe an der Wand auf! Keine krummen Sachen, oder ich bring euch um!“, drohte er.

Sie taten, wie ihnen geheißen.

Die Tür flog auf. Draco kam herein, den Zauberstab vor sich ausgestreckt, blass und entschlossen. Er packte den kleinen Kobold am Arm und ging rückwärts wieder hinaus wobei er den kleinen Mann mit sich schleifte. Er warf Sam noch einen kurzen Blick zu, dann fiel die Tür laut knallend ins Schloss.

Ron ließ wieder den Deluminator klicken.

Der Raum erhellte sich augenblicklich und gab den Blick auf einen kleinen Hauselfen mit tennisballgroßen Augen und Fledermausohren frei. Er zitterte am ganzen Körper.

„DOB...!“, begann Ron, wurde allerdings von Harrys Faust auf seinem Arm zum Schweigen gebracht. Der Rotschopf, bestürzt über seinen Fehler, ließ seinen Blick zur Kellerdecke wandern. Schritte waren zu hören. Draco führte den Kobold zu Bellatrix.

„Harry Potter!“, quiekte Dobby mit leiser, bebender Stimme.

Sam konnte sich noch an den kleinen Hauselfen erinnern. Draco hatte ihr im zweiten Schuljahr von ihm erzählt. Er war der Elf der Familie Malfoy gewesen, bis Harry ihn befreit hatte. Dracos Vater war darüber alles andere als glücklich gewesen.

Der Hauself sprach weiter: „Dobby ist gekommen, um Sie zu retten!“

Sam konnte es nicht glauben... Sollte sie wirklich diesen dunklen Raum endlich hinter sich lassen... Sollten sie wirklich endlich gerettet werden.

„Aber wie bist du...“, ein weiter Schrei Hermines ließ Harry kurz verstummen. Dann fuhr er fort: „Kannst du aus diesem Keller disapparieren?“

Der Elf nickte.

„Und kannst du Menschen mitnehmen?“

Dobby nickte erneut.

„Gut. Dobby, ich möchte das du dir Sam, Luna, Dean und Mr. Ollivander schnappst und sie zu... sie zu...“

„...Bill und Fleur bringst. Shell Cottage. In der Nähe von Tinworth.“, ergänzte Ron seinen Freund.

Der Elf nickte ein drittes Mal.

„Und dann kommst du zurück. Kannst du das tun?“, fragte Harry wieder.

„Natürlich, Harry Potter.“, bestätigte Dobby und lief eilig durch den kleinen Keller direkt zu Ollivander hinüber, der fast ohnmächtig schien. Er nahm die Hand des Zauberstabmachers in seine und hielt die andere Luna, Dean und Sam entgegen.

Keiner der Drei rührte sich.

„Harry, wir wollen dir helfen!“, flüsterte Luna.

„Wir können dich nicht hier lassen!“, sagte Dean.

„Wir bleiben!“, stimmte Sam zu.

Harry schüttelte den Kopf. Dabei kniff er seine Augen fest zusammen. Er schien schmerzen zu haben. „Geht. Wir sehen uns bei Bill und Fleur!“

Der Zauberer schwieg einen kurzen Moment. Seine Hand wanderte zu seiner Stirn und strich darüber. Seine Narbe schmerzte. Das sah Samantha an seinen Augen.

„Geht!“, bat Harry inständig. „Geht! Wir kommen nach! Geht nur!“

Luna und Dean traten zu Dobby und ergriffen seine ausgestreckten Finger. Sam rührte sich nicht. Sie wollte helfen...

Der schwarzhaarige Zauberer trat zu ihr. Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Seine Lippen streiften ihr Ohr und flüsterten: „Sam... Bitte geh... Ich weiß da draußen wartet jemand auf dich...“ Er ließ von ihr ab und schob sie sanft in Dobbys Richtung. Widerstrebend griff sie nach seinem Finger. Dann wandte sie sich noch einmal zu ihrem Freund um. „Bitte komm nach, ja?“

Harry nickte nur.

Ein lauter Knall ertönte und Sam und ihre Mitreisenden wurden durch einen Wirbel von Farben gepresst. Dann spürte sie plötzlich weichen Boden unter ihren Füßen. Eine salzige Brise schlug ihr ins Gesicht.

Sie war frei...

Dann wurde alles Schwarz...
 

Es war mitten in der Nacht.

Der Mond ließ den Laubwald in seinem gespenstischen Licht erstrahlen und spiegelte sich in der glatten Oberfläche des Sees wieder. Eine leichte Brise bewegte die kleinen Blätter an den Bäumen.

Am Ufer stand das Zelt der Zwillinge, das sie sich noch immer mit Lorina und Lee teilten.

Es stand still da. Kein Laut drang aus dem Inneren. Jeder lag in seinem Bett und schlief.

Nur Lorina konnte keine Ruhe finden...

Sie hatte ein Gefühl...

Ein Gefühl, das sie seit dem Abendessen nicht mehr los gelassen hatte... Etwas war passiert... Irgendetwas...

Die Hexe wälzte sich von der einen Seite des Bettes auf die Andere.

Was war nur geschehen...

Hatte es etwa...

Lorina konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Ein lauter Knall und das anschließende Wackeln der Zeltwand riss sie aus ihren Gedanken.

Dann war alles still.

Die Hexe saß augenblicklich in ihrem Bett und lauschte.

„Was war das?“, fragte sie sich leise, griff nach ihrem Zauberstab, der, verteidigungsbereit auf ihrem Nachtisch lag und kletterte langsam aus ihrem Bett. Sie schlich sich barfuß und nur mit einer dünnen, dunkelblauen Pyjama-Hose, die mit kleinen, flauschigen Schäfchen verziert war, und einem schwarzen Top in das große, angrenzende Zimmer.

„Hey Lori!“, flüsterte eine männliche Stimme direkt hinter ihr. Die Hexe drehte sich um.

„Fred... Hast du das auch gehört?“, fragte sie.

„Ja... Es kam von draußen...“, sagte Fred und ging langsam auf den Ausgang des Zeltes zu. Lori ging hinter her.

„Nein... Fred... Was machst du, wenn das da draußen Todesser sind... Die töten dich, wenn sie dich sehen.“ Sie packte den Weasley am Ärmel seines T-Shirts und wollte ihn zurück halten. Sie wusste was in ihm vorging... Er hatte die Hoffnung aufgegeben... Er wollte nicht mehr... Ihm war alles egal...

„Wollen wir uns jetzt hier verkriechen?!“, fuhr er die Hexe an, die pikiert zurück wich.

Fred warf ihr noch einen kurzen, ungeduldigen Blick zu, dann ging er weiter in Richtung Ausgang davon und verschwand aus Lorinas Blickfeld.

Die Schwarzhaarige machte auf dem Absatz kehrt und ging langsam in Richtung Georges Zimmer davon. Sie allein konnte gegen die Todesser, die da draußen vermutlich lauerten, nichts ausrichten. Außerdem sollte George versuchen seinen Bruder wieder zur Vernunft zu bringen.

Schon stand sie vor der Tür des anderen Zwillings und, ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür.

„Hallo?“, hörte sie George verschlafen fragen.

„George... Du musst...“, weiter kam die Hexe nicht. Ein lauter Schrei von draußen ließ sie verstummen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte Lorina los. Das durfte nicht sein... Wenn Fred starb und Sam noch lebte... Irgendwo da draußen... Dann würde sie ihr das nie verzeihen... Mist.

Die Hexe lief so schnell es die Dunkelheit ihr erlaubte, durch den großen Raum in der Mitte des Zeltes. Sie hatte fast den Ausgang erreicht. Auf einmal wurde alles hell und Lorina sah nichts mehr. Doch sie lief weiter. Im nächsten Moment spürte sie, wie sie mit ihrem rechten Bein gegen etwas Weiches stieß. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.

„Verdammt!“, fluchte sie laut.

„Hey Lori. Was suchst du denn auf dem Boden?“, fragte eine glücklich klingende Stimme. Die Hexe blinzelte. Ihre Augen mussten sich erst an die Helligkeit der Lampe über ihr gewöhnen. Als die Konturen des Raumes langsam scharf wurden, stand sie auf und blickte sich um. Sie konnte ihren Augen nicht trauen.

Fred stand im Eingang des Zeltes. Seine Augen leuchteten... Sie leuchteten, wie sie es schon ein halbes Jahr nicht mehr getan hatte. Ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt. In der rechten Hand hielt er ein Stück Pergament.

„Was ist das?“, fragte George, bevor Lorina etwas sagen konnte.

Fred grinste nur.

„Jetzt sag schon!“, sagte Lori. Sie stapfte auf den Zwilling zu, der immer noch im Eingang des Zeltes stand. Als ob er sofort wieder raus rennen wollte...

Als Fred immer noch nicht antwortet und selig grinste, riss die Hexe ihm das Blatt Pergament aus den Fingern und warf einen Blick darauf. Sie erkannte Fleurs verschnörkelte Handschrift in einem kurzen Satz.
 

Sam lebt. Sie konnte aus der Gefangenschaft fliehen und ist jetzt bei uns.

Sie lebt...

Wiedervereint

Fred konnte es einfach nicht glauben...

Aufgeregt lief er hin und her... Er konnte es immer noch nicht fassen. Diese kleinen Worte, die Fleur eilig auf ein Stück Pergament geschrieben hatte, hatten sein Leben wieder in Ordnung gebracht.

Sie lebt...

Er schien wie aus einem Alptraum erwacht...

Sam lebte... Und nun wollte er zu ihr... Er wollte ihr so viel sagen... Er musste so schnell wie nur irgendwie möglich nach Shell Cottage...Er wollte zu diesem Mädchen... Nein... Er wollte zu dieser Frau, die er liebte... Er wollte zu Sam...

„Geht das nicht schneller?!“, rief der Zauberer, der stehen geblieben war und nun ungeduldig mit dem Fuß wippte. Er blickte zu seinem Bruder, der gerade zusammen mit Lori und Lee das Zelt zusammen packte.

„Wenn du uns helfen würdest, wären wir schneller!“, antwortete sein Zwillingsbruder und grinste.

„Los Fred! Hilf uns gefälligst!“, rief nun Lorina und lächelte. Auch sie konnte es immer noch nicht fassen. Samantha... Ihre Zwillingsschwester... Sie lebte... Die Hexe hatte ihr so viel zu erzählen... Es war schön, zu wissen, dass sie nun wieder die Gelegenheit dazu haben würde... Auch wenn sie sich noch gedulden musste...

„So das wär's!“, rief Lee auf einmal: „Wir können los!“

„Wurde ja auch Zeit!“, sagte Fred mitgespielt genervter Stimme, die ihm sowieso keiner abnahm. Das typische Weasley- Grinsen ging über sein ganzes Gesicht.

„Lasst uns gehen!“, mischte sich George ein, der seinen Rucksack geschultert hatte. Er streckte seine Hand zwischen die Freunde, die nacheinander danach griffen.

Fred war so aufgeregt... Er war so darauf gespannt, was ihn bei Bill und Fleur erwartet, das er sein Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen verlagerte... Er wippte hin und her, bis er plötzlich den Waldboden unter den Füßen verlor. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen und wurde zu einem bunten Strudel. Sein Körper wurde durch eine enge Röhre gedrückt, die in allen nur erdenklichen Farben schillerte.

Einen Lidschlag später spürte Fred weichen, sandigen Boden unter seinen Füßen. Sie waren disappariert und auf einer großen Düne hinter dem Haus von Bill und seiner Frau gelandet.

Der Horizont über dem Meer erhellte sich. Es wurde langsam Tag.

Doch für dieses Naturschauspiel hatte Fred keine Augen. Mit eiligen Schritten stapfte er über den Sand in Richtung Eingang. Fleur stand bereits in der Tür.

„Allo Fred. Sie ist oben. Erste Tür links. Isch...“, begann die hübsche Blondine, doch der Weasley-Zwilling hörte ihr nicht mehr zu. Er stürmte die Treppe hinauf und lief mit schnellen Schritten auf die Tür zu, die Fleur ihm beschrieben hatte. Ohne zu klopfen... Ohne einen weiteren Moment zu verschwenden... Stieß er sie auf … Und fand sich in einem leeren Zimmer wieder. Fred sah sich verwirrt um. War er hier richtig?

Er verließ das Zimmer wieder und blickte sich auf dem Gang um... Das war die erste Tür links. Es war das richtige Zimmer. Der Zwilling betrat den Raum wieder und sah sich um...

Es war genau das Zimmer in dem er zum Weihnachtsessen seiner Mutter geschlafen hatte... Das Zimmer in dem er diesen grauenvollen Traum gehabt hatte, der sich, zur Freude aller, als falsch herausgestellt hatte.

Sein Blick fiel auf das Bett. Die Decke war zurück geworfen... Das Kissen zerknittert und das Lacken unordentlich. Es hatte jemand in dem Bett gelegen, aber nun war dieser jemand, vermutlich Sam, nicht mehr da. Wo war sie nur?

Der Zauberer ließ seine Augen weiter durch das Zimmer wandern und blieb an einer Tasche hängen. Es war die Tasche, in der er Sams Sachen aufgehoben hatte... Er hatte sie nach Weihnachten hier zurück gelassen... Ebenso ein paar seiner Kleidungsstücke, die ihn zu sehr an die Hexe erinnert hätten... Er hatte gedacht sie sei tot und die Erinnerung an sie hatte zu sehr geschmerzt...

Fred stutzte... Ein paar seiner Sachen fehlten...

Sie war hier gewesen... Aber wo war sie jetzt?

Langsam verließ er das Zimmer und stieg die Treppen herab. Unten angekommen wurde er bereits erwartet.

„Das ging aber schnell!“, stellte George fest und grinste seinen Bruder schelmisch an. Lorina schüttelte nur den Kopf.

„Sie ist nicht da.“, sagte Fred kurz.

„Was?!“, fragte Fleur geschockt: „Aber isch war doch gerade noch bei ir. Sie kann nischt weg sein.“ Nun war es an Bills Ehefrau nach oben zu gehen. „Sie at sich sicherlisch versteckt!“

„Sie liegt nicht in ihrem Bett?“, fragte Bill seinen jüngeren Bruder. Der Zwilling nickte. „Wir müssen sie suchen... Als sie hier ankam, war sie sehr schwach!“ Ohne weiter zu zuhören hatte Fred das Haus bereits wieder verlassen. Er musste Sam finden... Und er hatte auch schon eine Idee, wo er sie suchen musste...

Während ihrer gemeinsamen Zeit auf Hogwarts, war sie immer, wenn sie nachdenken musste, zum Großen See gegangen. Sie hatte sich an seinen Ufern nieder gelassen und auf das Wasser geblickt...

Ohne weiter darüber nachzudenken lief er in Richtung Strand. Er konnte das leise Rauschen der Wellen hören... Ein salziger Duft lag in der Luft. Der Himmel des östlichen Horizontes war nun in ein leichtes orange getaucht... Die Sonne erhob sich aus den Fluten und warf einen langen, dunklen Schatten auf den Sand...

Das stand sie...
 

Es war ein unglaubliches Gefühl...

Samantha glaubte, nach dieser langen Zeit in Gefangenschaft, alles stärker zu empfinden als früher...

Der Wind, der ihr sanft durch das frisch gewaschene Haar fuhr und es sanft anhob...

Die kühle Luft, die ihren Körper erzittern ließ…

Der Sand unter ihren nackten Füßen...

Die ersten Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages, die ihre Haut kitzelten...

Sie stand am Strand von Shell Cottage, ganz in der Nähe des Hauses von Bill und Fleur. Vor ihr lag der weite Ozean, welcher die aufgehende Sonne wieder spiegelte.

Alles war perfekt...

Fast perfekt... Nur eine Kleinigkeit fehlte noch... Sam seufzte leise vor sich hin.

Völlig in Gedanken versunken, blickte die Hexe an sich herunter. Sie trug ein ihr viel zu großes, schwarz gestreiftes Hemd in einem dunklen Weinrot und dazu eine schwarze Shorts... Es waren Freds Sachen, dachte Sam traurig bei sich.

Dieses Hemd... Fred hatte es zu der Silvester-Party in ihrem fünften Jahr getragen... Genauso wie diese Shorts. Samantha erinnerte sich noch ganz genau an diesen Abend...

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen der jungen Frau.

Doch plötzlich wurde ihr schmerzlich bewusst, wieso sie diese Sachen tragen konnte. Fred hatte sie hier, in Shell Cottage, zurück gelassen...

Seine Sachen und somit auch die Erinnerung an sie...

Bills Frau hatte ihr erzählt, dass der Weasley sie kurz nach Weihnachten hier zurück gelassen hatte. Fleur hatte Samanthas Blick bemerkt, der verwirrt an der Tasche des Zwillings hängen geblieben war. Er hatte also die Hoffnung aufgegeben… Er hatte sie aufgegeben.

Traurig ließ die junge Hexe ihren Blick zu Boden sinken.

Der Sand zu ihren Füßen glitzerte in der aufgehenden Sonne.

Sie konnte es ihm allerdings auch nicht verdenken. Die Vision, die Du-weißt-schon-wer ihm gezeigt hatte, war eindeutig gewesen. Die Hexe konnte sich glücklich schätzen, dass sich diese Vision nicht erfüllt hatte. Sie lebte… Das war das einzige was jetzt zählte…

Gedankenverloren schob die Hexe mit ihren Füßen den kühlen Sand von Shell Cottage hin und her… Bis ein leises Knirschen sie inne halten ließ.

Sie war nicht allein…

Ganz langsam drehte sich die schwarzhaarige Hexe um. Ihre grünen Augen suchten nach der Ursache des unnatürlichen Geräuschs… Und blickten in zwei braune Augen.

Ohne weiter darüber nach zudenken, rannte die Hexe los. Sie lief so schnell wie es der weiche Sand erlaubte. Sie wollte zum ihm…

Sie wollte zu Fred…

Nur noch wenige Schritte trennten die Beiden. Doch Sam stolperte über ihre eigenen Füße, die es eiliger hatten, als der Rest ihres Körpers. Die Hexe fiel die letzten Zentimeter, die noch zwischen ihnen lagen und landete in Freds Armen. Doch die Hexe hatte so viel Schwung das sie den Weasley mit zu Boden riss. Beide landeten im weichen Sand von Shell Cottage.

Doch anstatt wieder aufzustehen, schloss der Zwilling seine Arme um Samanthas Körper und drückte sie fest an sich. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren blumigen Duft ein…

Lavendel ()…

„Sam… Ich…“, begann er, doch ihm fehlten die Worte.

Fred war so glücklich sie endlich wieder in seiner Nähe zu haben…

Sie in seinen Armen zu halten…

Nach einer Weile setzte er sich langsam auf und schob Sam dabei sanft von sich weg, um sie anzusehen. Seine Hände ruhten weiterhin auf ihren Schultern. Der Zauberer richtete seinen Blick auf ihr Gesicht. Ihre grünen Augen leuchteten. Tränen des Glücks suchten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Sein Blick glitt weiter abwärts und blieb unbewusst an Samanthas Kette hängen…

Er stutzte… Irgendetwas fehlte…

Plötzlich wurde er ernst. „Sam… Was ist passiert? Dein Anhänger… Er ist… zerbrochen!“

Die Hand der jungen Hexe glitt zu dem silbernen, dünnen Faden und versuchte den grünen Anhänger, den Fred ihr zur Hochzeit von Bill und Fleur geschenkt hatte, zu ertasten. Doch da war nichts.

„Ich… Ich weiß nicht. Er ist weg.“, antworte sie betrüb.

„Vielleicht… Was ist dir passiert? Du musst mir alles ganz genau erzählen. Welche Zauber haste du ab bekommen?“, fragte Fred. Sein Griff um Samanthas Schultern wurde fester.

„Ich versteh nicht. Wieso willst du das wissen?“, stellte Sam eine Gegenfrage. Sie war verwirrt.

„Der Anhänger… Das war ein Anhänger aus magischem Gestein. Es ist ein sehr wertvolles und seltenes Material. Es kann nach Belieben verformt werden, doch nachdem man es versiegelt, wird es unzerstörbar. Dein Anhänger kann also nicht einfach so zerbrochen sein. Außerdem kann man den Stein auf einen Namen prägen.“

Samantha sah ihn immer noch fragend an.

„Sam… Ich habe den grünen Anhänger auf deinen Namen geprägt. Das bedeutet du warst gegen ein gewisses Maß an Magie immun. Dieser Anhänger würde dich sogar einmal vor einen Unverzeihlichen Fluch schützen. Vorausgesetzt der Zauber, der dich trifft, beginnt mit einem Buchstaben deines Namens.“

Der Blick der jungen Hexe klärte sich.

„Jetzt verstehe ich… Einer der Todesser hat einen Schockzauber, Stupor, auf mich abgegeben, doch… Er hat nicht gewirkt… Genauso wie…“, Sams Augen weiteten sich: „Oh mein Gott.“

Sam dachte an den Sommerabend… Den Abend an dem sie von Todessern auf Bills Hochzeit geschnappt wurde und dem dunklen Lord begegnete… Er hatte einen Todesfluch auf sie abgegeben… Avada Kedavra… A…

„Sam… Was ist mit dir?“, fragte Fred besorgt, als sich die Hexe nicht mehr rührte und starr vor sich hin blickte. Samantha reagierte nicht gleich.

„Fred… Du… Du hast mir das Leben gerettet…“, brachte Sam heraus und blickte Fred in die haselnussbraunen Augen.

Er hatte ihr das Leben gerettet…

Als die Hexe diesen Gedanken realisiert hatte, konnte sie nicht mehr an sich halten. In einer stürmischen Bewegung beugte sie sich nach vorn. Fred, überrumpelt wie er war, kippte nach hinten in den Sand und Samantha mit ihm.

Ganz langsam näherten sich ihre Lippen den seinen…

Kurz bevor sie sich berührten, zögerte sie.

„Fred… Ich…“

„Ich liebe dich…“, beendete der Zauberer den Satz von Sam und zog sie zu sich… Ihre Lippen verschmolzen zu einem Kuss. Erst Schüchtern und zögerlich, dann intensiver… Leidenschaftlicher…

Seine Lippen waren so weich… Sein Atem, auf ihrer Haut, jagte ihr einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Es war ein unglaubliches Gefühl…

Jetzt…

Jetzt war alles perfekt…
 

Langsam wurde es Abend. Kalte Dunkelheit legte sich über den Strand von Shell Cottage. Die Sonne war bereits am westlichen Horizont versunken und der Mond hüllte die Landschaft in sein gespenstisches Licht.

Hinter dem Haus von Bill und Fleur hatten sich Lorina, Sam, Fred und George in den Dünen niedergelassen. Ein kleines, romantisches Feuer knisterte in einem Metallkorb und tauchte die nähere Umgebung in sein warmes Licht.

Die Hexen und Zauberer hatten sich um das Feuer herum paarweise niedergelassen. George und Lorina, in dicke Decken gehüllt, saßen auf zwei bequemen Stühlen. Sie saßen dicht beieinander und der Zwilling hielt Loris Hand in seiner. Langsam streichelte er über ihren Handrücken…

Samantha und Fred dagegen hatten es sich in einem Strandkorb gemütlich gemacht. Die Hexe lag in seinen Armen und schmiegte sich an seine durchtrainierte Brust. Der Zauberer strich ihr sanft durch das Haar…

„Das glaub ich einfach nicht…“, sagte Sam nach einer Weile des Schweigens. Die Hexe hatte gerade eben erfahren, dass ihre Eltern nicht ihre richtigen Eltern waren. Ihre leiblichen Eltern wurden von Lorinas Vater, der eigentlich gar nicht ihr Vater war, umgebracht. Dieser hatte Lori, anschließend an seine grauenvolle Tat, einfach mitgenommen. Doch sie selbst hatte er bei der nächsten Muggelfamilie abgegeben. So war sie bei ihren jetzigen Eltern unter gekommen…

Die Hexe konnte immer noch nicht begreifen…

Lorina sollte ihre Zwillingsschwester sein…

Gut… Sie hatte es schon immer seltsam gefunden, das sie sich so unglaublich ähnlich sahen… Das sie am gleichen Tag Geburtstag hatten… Doch nie hätte sie vermutete, dass sie Zwillinge wären…

„Das ist so…!“, Samantha verstummte und lehnte sich zurück. Sie bettet ihren Kopf an Freds Brust und schloss genießend die Augen. Er duftete so herrlich…

„Na ja… So viel wird sich zwischen euch sicherlich nicht ändern.“, sagte George auf einmal. Beide Hexen sahen ihn fragend an.

„Na… Ihr wart doch schon immer so etwas wie Schwestern. Ihr habt es nur anders genannt: Freundschaft.“, erklärte der Zauberer.

„Wow George… So etwas aus deinem Mund?“, fragte Fred ungläubig und grinste seinen Bruder schelmisch an.

„Ja stell dir vor.“, gab George zurück und die Zwillinge mussten lachen.

Während die beiden Zauberer sich weiter über weise Weisheiten unterhielten, blickten sich die beiden Hexen, soweit es das flackernde Licht des Feuers erlaubte, tief in die Augen.

George hatte recht…

Es würde sich nichts ändern…

Sie hatten schon immer ein enges Verhältnis zueinander gehabt… Sam kannte Lori und Lori kannte Sam… Es war schon immer so gewesen… Doch weiter wollten die beiden Hexen darüber nicht nachdenken… Nicht heute Abend…

Lorina versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihr allerdings missglückte. George sah sie grinsend an: „Komm. Lass uns schlafen gehen. Morgen ist auch noch ein Tag!“ Die Hexe nickte. Beide standen auf. Als sie an dem Strandkorb vorbei liefen, blieb Lorina kurz stehen und blickte ihre Schwester an: „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht… Bitte… Verschwinde nicht wieder!“

„Ich gebe mir Mühe!“, sagte Sam, griff nach Lorinas Hand und drückte diese sanft. Mit einem Lächeln im Gesicht verschwand die Hexe, zusammen mit George, in der Dunkelheit der Nacht.

„Wir sollten auch rein gehen… Es wird langsam ganz schön kalt hier draußen!“, gab Sam nach einer Weile des Schweigens zu und konnte ein leichtes Zittern nicht unterdrücken. Fred schloss sie enger in seine Umarmung. „Sam ich…“

Fred verstummte, denn die Hexe hatte ihren Zeigefinger auf seine Lippen gelegt. Sie schüttelte den Kopf.

„Wir haben noch so viel Zeit…“, mit diesen Worten beugte sie sich langsam nach vorn und ihre Lippen verschmolzen mit den seinen zu einem langen, romantischen Kuss…

Niemand konnte ahnen, dass ihr gemeinsames Glück nur vor kurzer Dauer sein sollte… Dass Harry Potter sie zu einer großen Schlacht rufen würde…

Einer Schlacht auf Leben und Tod…



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Tigermaus97
2017-11-20T13:19:16+00:00 20.11.2017 14:19
Also ich finde es - wie immer - sehr schön. ^^
Ich sollte mir mal neue Formulierungen ausdenken. Aber es ist nun mal so.
Weiter so! =)
Von:  Tigermaus97
2017-01-10T21:35:35+00:00 10.01.2017 22:35
Das wird ja immer spannender! Was heckt denn Voldemort nun schon wieder aus?
Also ich muss sagen, ich finde Louis als Retter in der Not spitze! Auch wenn es ein gewisser Gegenstand wohl nicht überleben wird. ^^
Ich will mehr! =)
Von:  Tigermaus97
2016-10-24T19:58:50+00:00 24.10.2016 21:58
Jetzt hast du uns ja doch ein halbes Jahr warten lassen! Naja, so blieb wenigstens die Spannung laaange erhalten. ^^

Endlich gibt es ein paar Antworten. Und was für welche! Wer hätte damit gerechnet?
Trotzdem bleiben noch ein paar Fragen ungeklärt. Man darf also weiterhin gespannt sein ...
Ich finde es - wie immer - toll. Mach weiter so.

Ich streu erst mal Asche auf mein Haupt. Hab noch ein paar kleine Fehlerchen gefunden, aber ich werde dir diese Woche noch eine Korrektur zukommen lassen. ;o)


Antwort von:  Kungfurobbe
30.10.2016 21:06
Korrektür erledigt...

Danke für den netten Kommentar. Ich hoffe das nächste Kapi kommt schneller. :-*

Von:  Tigermaus97
2016-03-16T22:03:27+00:00 16.03.2016 23:03
Endlich! Nach fast zwei Jahren erfahren wir, wie es mit Sam und Lori weitergeht!
Obwohl dieses Kapi mehr als eine Frage aufwirft ... Es bleibt also spannend und das ist gut so. Ich liebe es!

Mir gefällt besonders die Stelle, bei der Lori rebellisch wird. Die Aktion, die Hand auf den Bauch zu legen, und die Reaktion ihres Vaters ist genial. (Leider sind an der Stelle noch ein paar Rechtschreibfehler drin. Die Korrektur muss wohl Schnupfen gehabt haben ... Auf Seite 4 müsstest du bitte noch folgendes korrigieren:

- aus "einen lautem Schnauben" wird "einem

- und ein paar Zeilen weiter unten aus "Verräter" "Verrätern"

Ich finde auch Voldemort sehr gut getroffen. Respekt!

Ich bin gespannt wie es weitergeht und hoffe, nicht zu lange darauf warten zu müssen!
Antwort von:  Kungfurobbe
17.03.2016 20:38
Danke :-*
Wird demnächst geändert
Antwort von:  Kungfurobbe
17.03.2016 20:41
Habs geändert :-)
Von:  Tigermaus97
2013-05-20T14:38:09+00:00 20.05.2013 16:38
Das Kapitel ist mal wieder toll. Richtig spannend geschrieben.
Nur zwei kleine Anmerkungen habe ich:
1. Du hast Mr. Frances immer mit zwei Punkten geschrieben ("Mr..")
2. Das gilt auch für die vorherigen Kapitel, falls ich es noch nicht erwähnt habe, du vertauschst in manchen Wörtern gern die Buchstaben (z.B. "zeihen " statt "ziehen"). Vielleicht liest du dir das nochmal genau durch.
Ansonsten ist alles supi. ^^
Von:  Tigermaus97
2013-05-20T14:25:11+00:00 20.05.2013 16:25
So, ich habe hier ja noch etwas aufzuarbeiten.
Also ich finde es schööön. Das ist so romantisch, dass es schon fast kitschig ist, aber schön.
Schön ist auch, dass Stellen mit drin sind, die ich noch gar nicht kenne. Das ist überraschend.
Weiter machen!
Von:  Tigermaus97
2013-04-14T18:15:55+00:00 14.04.2013 20:15
So, ich habe hier ja noch eine Pflicht zu erfüllen. Aber eine, die ich gerne mache und nach all der Zeit bin ich trotzdem die Erste. Jipppie! =))

Warum musst du alles umschreiben? Ich hatte schon Angst, du hättest die Stelle an der Fred mit Huberta schimpft gestrichen. Das ist eine meiner Lieblingsstellen in der Geschichte! Huberta ist so ein toller Hühnername. Klingt richtig hühnisch. XD

Auf jeden Fall wieder einmal ein tolles Kapitel! Ich will mehr!
Von:  ThaliaFrostgrove
2013-02-15T17:48:20+00:00 15.02.2013 18:48
Wuhu!!! Der langersehnte Kuss ist endlich da :D Vielen dank ^^
Ein tolles Kapitel ich hoffe es geht bald weiter!
Von:  Tigermaus97
2013-02-04T18:55:28+00:00 04.02.2013 19:55
Also als erstes habe ich hier einen Kritikpunkt: Wo ist der Rest??? Das Kapitel war mal länger *schmoll*
Aber ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen.
Einfach toll! *schwärm*
Vor allem der Schluss. Den hast du gut umgeschrieben. =)
Das gibt eine 1***
Mach weiter so! =)


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