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Magie ist Macht

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Der Raum war dunkel und stickig. Die abgestandene Luft und die Maske erschwerten ihr das Atmen, doch sie nahm es in Kauf. Sie kannte dieses Gefühl nur allzu gut, immerhin schnürten Korsett und Mieder ihr ständig die Rippen zusammen. In einem gewissen Maß hatte sie den anderen in diesem Raum wohl etwas voraus. Sie wusste zwar nicht genau wer sich alles hinter den Masken verbarg, doch sie war sich sicher, dass sie die einzige Frau in diesem Raum war.

Die eigentliche Besprechung war vorbei, doch einige der Zauberer wurden noch zu einem persönlichen Gespräch mit dem Dunklen Lord bestellt. Bellatrix wartete ungeduldig, denn ihre Chance selbst ein solches Gespräch zu erhaschen war gering. Sie war erst seit wenigen Wochen dabei und an diesem Tisch zu sitzen, hatte sie nur ihrer Hochzeit mit Rodolphus Lestrange zu verdanken.

Seitdem war sie öfters in diesem Raum, der ihr mittlerweile so vertraut vorkam, obwohl sie nicht genau wusste wie er aussah. Schwaches Kerzenlicht erhellte lediglich die glatte Oberfläche des Mahagonienholzes, aus welchem der Tisch gefertigt war. Der Rest des Raums hüllte sich in vollkommene Dunkelheit, aus der die Gestalten der Todesser wuchsen.

Bellatrix sah ihnen mit der Maske und dem weiten Umhang zum Verwechseln ähnlich. Doch ihre Mieder zwang sie dazu, viel aufrechter zu sitzen als die anderen. Der Stoff fühlte sich rau an ihrem Ausschnitt an, wenn er diesen streifte, und sie versteckte die viel zu zarten Hände unter den weiten Ärmeln. Sie hatte sich für ein ärmelloses Kleid entschieden um zu vermeiden, dass etwas von ihrer Kleidung die Ärmel des Umhangs seltsam ausbeulte. Vielleicht engte sie der gemusterte Rock auch etwas mehr ein, als die anderen, aber ihr war es gleich. Sie wollte gut aussehen wenn sie gerufen wurde, auch wenn sie diese Chance bisher nicht bekommen hatte.

Ihr Mann hingegen war nun schon zum zweiten Mal in dieser Woche von dem obersten Schwarzmagier zu sich gerufen worden, was sie mit tiefem Neid erfüllte. Sie konnte ihn sehen, am anderen Ende des Raums, wie er neben dem großen Sessel kniete. Wie sehr wünschte sie sich, selbst diese Position einnehmen zu dürfen…

Sie biss sich so stark auf die Unterlippe, dass sie den metallischen Geschmack von Blut auf der Zunge wahrnahm. Dann erhob sich ihr Ehemann und kam langsam zu ihnen gelaufen, während der nächste in der Rangfolge sich erhob. Bellatrix war wieder einmal nicht an der Reihe. Wie üblich sagte sie nichts und war froh dass die Maske ihre Enttäuschung verbarg.

Ihre Kleider raschelten leise als sie sich ebenfalls erhob und ihrem Mann nach draußen folgte, so wie es von ihr verlangt wurde. Sie war eine starke Frau, doch sie ehrte die Traditionen, obgleich sie sich oft hinter ihrem Ehemann einordnete. Auch wenn sie noch immer ihr Gesicht hinter der Maske verbarg und im Halbdunkeln kaum etwas von dem Flur wahrnahm, spürte sie die abwertenden Blicke der Zaubererportraits auf sich.

Rodolphus hatte seit ihrer Hochzeit eine andere Position eingenommen, das hatte er ihr selbst mitgeteilt. Sein Vater war ein alter Schulfreund und damit einer der längsten Gefolgsleute des Dunklen Lords und als sein Sohn und Erbe gebührte Rodolphus ein gewisser Stand. Doch auch Rodolphus selbst war ein guter Duellant und Schwarzmagier, was Bellatrix sich eingestehen musste. Wie die meisten alten Familien verstand es auch die Familie Black hinter dem Rücken der Regierung einige schwarzmagische Artefakte und Aufzeichnungen zu verstecken, doch leider war der jungen Frau bei weitem nicht eine derart gründliche Ausbildung zu Gute gekommen.

Sie lief neben Rodolphus her und anders als üblich bot er ihr nicht den Arm an. Sie war froh darüber, denn sie wollte nicht als schwach gelten. Auf einem Ball war es eine Frage der Optik und oft war sie ganz froh darüber sich an jemandem abstützen zu können, doch es passte nicht zu diesem Ort. Vollkommen bewusst hatte sie niedrige Schuhe gewählt, damit es nicht auffiel, wer sich unter dem Umhang verbarg.

Als sie den Garten betraten, apperierte Rodolphus ohne ein weiteres Wort nach Hause. Einen Augenblick sah Bellatrix auf das Haus zurück, sah die schwach erleuchteten Fenster hinter denen der Tisch stand, an dem sie gesessen hatte und an der ihr Schwiegervater auf eine Besprechung wartete. Eine Besprechung, an der sie wohl nie teilnehmen würde. Mit einem Seufzten apperierte sie zurück.
 

Sie ließ die Maske verschwinden und sah sich um. Der Garten war durch einige Fackeln erleuchtet, die auf magische Art brannten und selbst dem Teich eine gemütliche Atmosphäre gaben. Rodolphus wartete einige Schritte entfernt auf sie, blickte jedoch zu dem Haus, in dem noch Lichter brannten. Um ihren Garten herum waren Muggelhäuser, deren Anblick auf ebenfalls magische Weise retuschiert wurde, ebenso wie der Lärm den sie machten.

Leichtfüßig trat sie zu ihrem Mann und griff nach dessen ausgestrecktem Arm. „Etwas unnötig für den kurzen Weg“, kommentierte sie dennoch und sah auf die Pflastersteine, die vollkommen frei von Moos und Flechten waren.

„Es ist eine Frage der Etikette“, bemerkte Rodolphus, als hätte er diese Worte auswendig gelernt. Dabei führte er sie vorbei an den sorgsam angelegten Beeten. In dem schwachen Schein der Fackeln, konnte Bellatrix nicht einmal mehr sagen was in ihnen wuchs. Immerhin beherbergte der Garten nicht nur Blumen sondern auch ein paar Heilkräuter und immer wieder dazwischen versteckt einige giftige Gewächse.

„Was hat er dir gesagt?“, fragte sie frei heraus und wandte ihren Blick von einer hüfthohen Staude ab. Sie hatte nicht länger an sich halten können und die Wahrscheinlichkeit hier belauscht zu werden war verschwindend gering. Doch sie musste gestehen, dass sie letzteres nur wenig interessierte. Viel zu sehr brannte ihr die Neugier unter den Nägeln.

„Nichts, dass dich interessierten sollte“, erwiderte Rodolphus augenblicklich und mit einem scharfen Zischen. Sie spürte wie sich die Muskeln in seinem Arm anspannten und obwohl es dunkel war, glaubte sie erkennen zu können wie sich seine Gesichtsmuskeln verhärteten.

„Ich bin deine Ehefrau! Ich habe ein Recht darauf es zu erfahren!“, zischte sie zurück. Ärgerlich zog sie die Brauen zusammen und ihre rissigen Lippen begannen zu beben. Sie griff mit der freien Hand nach seinem Arm und blieb stehen, wie ein bockiges Kind. Es war ein Reflex, denn wenn es um Körperkraft ging war ihr Rodolphus um einiges überlegen.

Doch er blieb tatsächlich stehen und drehte sich ihr zu. „Wenn er es dir nicht sagt, dann geht es dich auch nichts an! Glaubst du, dass meine Mutter weiß was wir tun?“, fragte er leise, jedoch mit bedrohlichem Ton. Seine Körperhaltung war steif und stolz, vermutlich würde er damit jede andere Frau einschüchtern, doch Bellatrix sah es eher als Provokation.

„Deine Mutter hat auch kein Dunkles Mal und alles was sie tut ist den ganzen Tag ihren Hintern platt zu drücken“, entgegnete Bellatrix ihm nun wirklich verärgert. Sie hasste es als ein schwächliches Weib behandelt zu werden. Sie hasste es immer wieder zu spüren, dass sie nicht ernst genommen wurde. Und vor allem hasste sie die Tatsache nicht zum engsten Kreis zu gehören.

„Rede nicht so von ihr!“, befahl Rodolphus. Bevor Bellatrix antworten konnte, drehte er sich wieder um und mit schnellen, zornigen Schritten betrat er die Terrasse, ohne sich auch nur einmal zu ihr umzudrehen. Verloren stand sie auf dem Weg, der sich nicht nach Heimat anfühlte. Die Wut kochte weiterhin in ihr, doch sie zwang sich zur Ruhe.
 

Sie hatte kein Problem mit den langen Sitzungen. Immerhin verbrachte sie den ganzen Tag zu Hause, selten traf sie sich mit ihrer jüngeren Schwester oder besuchte ihre Eltern. Rodolphus hingegen hatte eine feste Stelle im Ministerium, ironischerweise als Fluchbrecher. Zwar brachte sein Beruf einige Vorteile mit sich, wie den freien Zugriff auf allerlei verbotene Literatur, aber es bedeutete auch, dass er dort regelmäßig auftauchen musste um keinen Verdacht zu erregen. Ihr Schwiegervater war ebenfalls oft unterwegs und würde es kaum wertschätzen wenn sie die Tür hinter sich zu knallen würde. Von ihrer Schwiegermutter ganz zu schweigen. Wenn man ihren Schönheitsschlaf störte wurde sie regelrecht zum Drachen.

Dementsprechend leise betrat sie das Haus und schlich die Treppe hinauf. Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft tief in ihre zarten Handflächen, doch das störte sie wenig. Ganz im Gegenteil, der Schmerz schien ihre Wut etwas zu lindern.

Im Bad sah Bellatrix Licht brennen und entschied sich daher ins Schlafzimmer zu gehen. Sie hatte keine Lust erneut mit ihrem Mann aneinander zu geraten und hoffte darauf ein zweites Gespräch umgehen zu können. Rasch befreite sie sich von dem zu enggeschnürten Mieder und schlüpfte aus ihrem Kleid. Der kalte Stoff des Nachthemds glitt wie Seide über ihren Körper. Mit einem routinierten Handgriff warf sie ihre langen Locken über die Schulter und griff zur Haarbürste, welche auf einer kleinen Kommode lag.

Unsanft fuhr sie damit durch ihr langes, lockiges Haar und rupfte sich so viel zu viele Haare aus, was wohl einige andere Frauen zum Weinen bringen würde. Es schürte ihre Wut zusätzlich, doch sie spürte wie das Zentrum ihres Ärgers langsam von Rodophus wegrückte und auf sich auf sie selbst richtete.

Ihr wurde bewusst, wie leichtsinnig sie ihre Chancen auf ein paar Informationen verspielt hatte. Rodolphus war simpel gestrickt und sie hätte sicher einiges aus ihm heraus bekommen, wenn sie sich mehr angestrengt und nicht ihren Gefühlen freien Lauf gelassen hätte. Zwar war ihre Beziehung nicht auf Liebe aufgebaut, dennoch war er ein einfacher Mann, dem es gefiel wenn er bewundert wurde.

Sie legte die Bürste beiseite und betrachtete ihr Spiegelbild, als es klopfte. Sie zuckte zusammen. Ihr Mann klopfte nie und es war absolut nicht üblich, dass jemand um diese Uhrzeit noch etwas von ihr wollte. Rasch fasste sie sich wieder und straffte die Schultern. Dann sagte sie möglichst entspannt: „Herein.“
 

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Schwiegervater sie noch zu so später Stunde aufsuchen würde. Es bedrückte sie etwas. Hatte sich der dunkle Lord bei ihm über ihre Dienste beschwert? Oder hatte sich gar Rodolphus bei ihm ausgeweint? Wieder spürte sie wie der Ärger in ihr aufkeimte.

„Ich hoffe ich störe dich nicht“, sagte Lestrange Senior, als würde er wissen wie angespannt sein Gegenüber war. Andererseits klang es sehr beiläufig, wie eine höffliche Floskel. Sie verneinte daher artig und machte sich auch keine Gedanken darüber, ob es nun angebracht war in einem leichten Nachthemd vor ihm zu sitzen oder nicht.

„Ich hatte das Gefühl, dass… deine Erwartungen nicht erfüllt wurden“, stellte er fest und es klang wie eine Anschuldigung. „Es ist mir wichtig, dass du dich hier wohl fühlst.“

Bellatrix war unschlüssig darüber wie sie mit seinen Worten umgehen sollte. Zum einen wollte sie ihrem Ärger Luft machen, eine bessere Position einfordern, doch zum anderen wusste sie auch, dass ihr Schwiegervater kein gütiger Mann war und es ihm wohl mehr daran lag keinen Streit im Haus zu haben als eine glückliche Bellatrix.

„Ich habe alles was ich brauche“, sagte sie daher lieber. Bellatrix bemerkte dabei, dass sie bei weitem nicht so unterwürfig klang wie sie sollte.

Ein knappes und unverschämt falsches Lächeln umspielte für einen Moment seine Lippen, als hätte sie einen schlechten Witz gemacht. Es wäre unhöflich nicht wenigstens das Lächeln zu erwiedern. „Das freut mich zu hören“, sagte ihr Schwiegervater mit eher gleichgültigem Ton, „gilt das auch für die Ehe?“

Am liebsten hätte sich Bellatrix auf die Zunge gebissen, doch sie versuchte möglichst gelassen zu bleiben. Sie konnte nicht glauben, dass Rodolphus sie wirklich verpetzt hatte, noch dazu so schnell. Sie stritten zwar in letzter Zeit immer häufiger, aber eventuell fragte Lestrange Senior tatsächlich aus reiner Höflichkeit. „Ich denke, jedes Paar hat ab und an unterschiedliche Meinungen“, erklärte sie, „noch dazu wenn man an der… selben Stelle… tätig ist.“

Die Augen des Älteren verengten sich etwas. Sie wusste, dass er nicht sonderlich begeistert davon war wie sie sich auch in ihren Kampf um das reine Blut einbrachte. Viel mehr wünschte er sich sie würde bereits einen Erben unter ihrem Herzen tragen. Doch er hatte ihre Entscheidung akzeptiert und darüber konnte sie mehr als glücklich sein.

„Das versteh ich sehr gut“, log Lestrange Senior. Er war ein Mann, der keine Wiederworte duldete, ausgenommen sie kamen vom dunklen Lord persönlich. „Aber du musst den Konkurrenzkampf vergessen. Der Einzelne ist nicht wichtig, es geht um das große Ganze. Deine Wut macht dich nur unnötig blind.“ Er wusste sicherlich selbst wie verlogen seine Worte waren, denn jeder einzelne Todesser lechzte nach einem höheren Rang, höheren Ehrungen und mehr Macht.

„Du bist keine Black mehr“, fuhr er fort, „du musst deinen Wert nicht mehr beweisen. Wir sind weit oben in der Hierarchie und du mit uns.“ Bellatrix nickte schwach und wagte es nicht noch einen weiteren Konflikt mit ihrem Schwiegervater einzugehen.

Seine Haltung entspannte sich. „Rodolphus meinte du musst noch einiges lernen. Wenn du nicht gut genug bist, stellst du eine Gefahr für die Todesser dar.“ Und eine Schande für ihn, doch das erwähnte er nicht. „Ich rate dir also zu üben.“

Sie reckte ihr Kinn und für einen Moment grinste sie, hoffentlich nicht zu feindselig.

„Natürlich. Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater.“ Denn wenn sie scheitern würde, wäre ihr Traum vorbei. Sie brannte darauf beweisen zu können was in ihr steckte. Allerdings ahnte sie nicht dass sie schon sehr bald Gelegenheit dazu haben würde.

Bellatrix brauchte nicht die Augen zu öffnen um zu wissen dass die Sonne schon hell am Himmel stand. Gähnend zog sie sich die Decke über den Kopf um dem Licht zu entkommen. Eingerollt lag sie einige Augenblicke da, ehe sie begriff dass ihr Verhalten sinnlos, sogar beschämend war. Also streifte sie die Decke wieder nach unten und tastete geblendet vom Sonnenlicht neben sich auf das Bett.

Wie sie es bereits erwartet hatte war der Platz neben ihr leer und sie konnte nicht leugnen dass sie dieser Umstand nicht betrübte. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Licht. Jemand hatte das Fenster geöffnet, so dass die warme Frühsommerluft in den Raum kam und das Gezwitscher der Vögel mit sich brachte.

Rasch griff sie neben sich auf den Schreibtisch. Das kühle Holz ihres Zauberstabs presste sich vertraut an ihre Haut und wie immer wenn sie ihn in der Hand hielt fühlte sie sich stärker, wacher, überlegener. Mit einem stummen Zauber ließ sie das Fenster zuschnappen.

Sie erhob sich aus dem Bett und schlürfte zum Schrank. Ein Morgenmensch war sie noch nie gewesen, eher eine Nachtschwärmerin. Es war auch der eigentliche Grund warum sie nicht arbeitete. Die Arbeit an sich war nicht das Problem, sie war weder scheu noch faul, doch an das frühe Aufstehen hatte sie sich nicht einmal in ihrer Schulzeit gewöhnt.

Gedanken verloren schob sie grob zwei Kleider auseinander und begann damit jedes ihrer Gewänder zu betrachten und anschließend zur Seite zu schieben damit sie das nächste sehen konnte. Die Kleider selbst nahm sie dabei nicht wirklich war, was nicht schlimm war denn sie waren sich alle sehr ähnlich, sondern beschäftigte sich viel mehr mit der Planung des Tages.

Sie würde die Worte ihres Schwiegervaters ernst nehmen. Sie redeten nicht oft mit einander und noch seltener über Dinge die mit den Todessern oder ihren Aktivitäten zusammen hingen. Es war beinahe so als würde ein Schweigezauber, ein Ausspracheverbot, darüber liegen. Seine Worte waren todernst gemeint und so lange sie nicht wusste ob er einen besonderen Grund für das Gespräch gehabt hatte oder sie nur aus reinem Ehrgeiz angesprochen hatte, durfte sie nicht ruhen.

Also griff sie nach dem Kleid das nun vor ihr im Schrank hing, warf es aufs Bett und schloss geräuschvoll die Tür. Die Mieder strich sie einfach beiseite und schlüpfte in den Rest des Kleides. Mit einem routinierten Zauber schloss sie Knöpfe an ihrem Rücken und legte die Mieder an, deren Bänder sich augenblicklich fest schnürten.

Ihr Blick fiel auf die Bürste in der noch immer viel zu viele ihrer dunklen Haare hingen. Die Hauselfe hatte also noch nicht sauber gemacht. Sie schnaubte abfällig und begann nun, wesentlich sanfter als am Abend zuvor, ihren wirren Locken Anstand beizubringen. Auf Make Up verzichtete sie, unterzog ihr Gesicht aber einer gründlichen Wäsche.

Bereit für den Tag betrat sie das Esszimmer in dem Wissen, das ein Platz für sie an der Tafel gerichtet sein würde. Zu ihrer Überraschung war sie nicht allein im Raum. Das kam zwar des Öfteren vor, immer dann wenn Mrs. Lestrange mit dem Essen auf sie wartete, doch die Hausherrin war heute ausgeflogen, wie jeden Mittwoch, zu einem Treffen mit alten Schulfreundinnen.

Stattdessen verbarg sich das Familienoberhaupt hinter der Zeitung, auf deren Titelblatt ein Haus zu sehen war, sowie ein Auror dessen vernarbtes Gesicht Bellatrix mittlerweile viel zu vertraut vorkam. „Guten Morgen“, sagte sie laut aber dennoch betont höfflich.

„Morgen ist wohl das falsche Wort, meine Liebe. Ich überlege schon beinahe den Tee auftragen zu lassen“, entgegnete der Ältere beiläufig, ohne von seiner Zeitung aufzuschauen. „Aber sicherlich hast du deine Gründe.“

„Noch ist es nicht Mittag und der Tag ist noch lange“, entgegnete Bellatrix. Sie ließ sich an ihrem Platz nieder, der unbequem nah bei dem Älteren lag. Die Ordnung an der Tafel war genau geplant und wurde in jedem Haushalt, Generation um Generation so fortgeführt. Am Tischende saß der Hausherr, das Familienoberhaupt, zu seiner rechten sein ältester Sohn daneben seine Frau. Ihr gegenüber würde eines Tages Rabastans Gemahlin sitzen, angenommen er würde eine haben. Zu ihrer rechten am Tischende saß ihre Schwiegermutter.

Sie schwiegen eine Weile, bis Bellatrix die Stille zwischen ihnen nicht mehr ertrug. Sie fühlte sich wie ein Kind, das seine Grenzen überschritten hatte und nun von seinen Eltern mit Verachtung bestraft wurde.

„Ist etwas Interessantes geschehen?“, fragte sie daher höflich. Gegen ihre Erwartungen senkte ihr Schwiegervater die Zeitung und schaute sie forschend über seine Lesebrille an. Sie gab ihm ein seltsam weises Aussehen, als kenne er die Antwort auf alle Fragen die sie beschäftigten.

„Das kommt darauf an“, begann er langsam „wofür du dich interessierst. Es gibt einen Bericht über einige Morde an Muggeln in den letzten Tagen, die Täter sind unbekannt. Es gibt Vertuschungsvorwürfe gegen die Vergissmichs und eine ausführliche Debatte darüber ob man die Liste der verbotenen Gifte erweitert werden sollen.“ Er machte eine Pause als würde er nachdenken, während er umblätterte. „Und…“ Ein höhnisches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Die Neuheiten in der Abendmode sind auf dem Markt.“

„Was wird über die Morde gesagt?“, fragte Bellatrix kalt. Sie wusste das einige Andere in der Gruppe jedes Mal halb in Panik verfielen wenn es einen Bericht gab, doch Bellatrix ließ das kalt. Natürlich schrieb man darüber, aber wer würde vermuten dass so viele alte, wohlhabende und auch angesehene Familien dahinter steckten? Einige aber denen schenkte Keiner gehör.

Bellatrix drehte ich von dem Älteren ab. Neben ihr stand bereits eine Hauselfe die ihr eine große Platte hinstelle welche gefüllt waren mit gebratenem Ei und Steck. Auf dem Tisch waren bereits warme Toastscheiben auf einem Teller gestapelt.

Für einen Moment rümpfte sie die Nase. Das fettige Essen missfiel ihr. Ihre Mutter hatte immer streng darauf geachtet, was ihre Töchter zu sich nahmen. Leider musste sie schon sehr schnell feststellen das Mrs. Lestrange –nun senior- diesbezüglich wesentlich nachlässiger war.

Sie nahm sich dennoch Ei und auch etwas Speck. Für einen Moment sah sie zu ihrem Schwiegervater der sie ernst anschaute. „Einfach gar nichts zu essen ist nicht der richtige Weg.“, erklärte er dann. „Wenn du im Kampf einfach umfällst bist du eine Gefahr für alle.“

Sie verkniff sich ein genervtes Seufzten und entgegnete: „Aber ich glaube auch nicht das es in deinem Interesse ist dass ich fett werde.“ Er schwieg für einen Moment, offensichtlich überrascht über ihre Aussage. Vielleicht sah er es auch als eine Anspielung auf seinen jüngeren Sohn welcher tatsächlich einige Kilos zu viel auf den Rippen trug.

Wortlos legte er die Zeitung ab und schob sie ihr ein Stück entgegen. Die Unterhaltung war beendet. Bellatrix betrachtete das gelbliche Papier auf dessen Vorderseite der Bericht über die Quidditchmeisterschaft von bedeutsameren Meldungen übertüncht wurde. Die Artikel handelten von erneuten Übergriffen und versprachen auf der folgenden Seite eine Übersicht über die Vorkommnisse in der letzten Zeit. Eine andere Meldung beschreibt die Vorwürfe die nun dem Ministerium gemacht werden. Der letzte Artikel befasste sich damit dass man versuchte die schwarze Magie weiter einzuschränken.

Mit dem Gefühl von brennender Erwartung blätterte sie die Zeitung um. Auf der 2. Seite war der große Beitrag über die Muggel. Unter der Überschrift „Übergriffe auf Muggel nehmen immer weiter zu“ werden zahlreiche Fälle aufgezählt. Sie überflog die Absetze und Zeitdaten. Bei einigen blieb sie hängen und las sich genauer durch um was es ging. Sie wusste von vielen Taten. Dinge die auf der Besprechung erwähnt worden waren. Der Tod eines aufsässigen Journalisten den ihr Schwiegervater selbst verursacht hatte.

Sie war schon beinahe am Ende des Artikels angelangt als sie eines ihrer eigenen Werke sehen konnten. Zwei Muggel, in einer Straße die nach dem Dalai Lama benannt worden war. Sie konnte sich erinnern dass sie sich leise mit ihrem Mann gestritten hatte, welchen Weg sie nehmen mussten um zu dem Haus zu gelangen. Die Muggel waren ahnungslos gewesen, sie wussten nicht das ihre Nachbarn die zur der Zeit verreist waren, Zauberer gewesen waren. Zauberer die sich einmal zu oft gegen den Dunklen Lord ausgesprochen hatten. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Auch auf der 3. Seite ging es weiter, diesmal mit einer Ausführung zu einer Pressemitteilung des Ministeriums. Sie überflog die Zeiten und konnte nur einen Satz erkennen der auf die Todesser Aktivitäten anspielte.

„Man geht von einer Gruppe aus mehreren Zauberern aus.“

Desinteressiert blätterte sie weiter. Es folgten viele Artikel die sie nicht interessierten, weshalb sie einfach weiter blätterte bis sie auf den empörend kleinen Beitrag zu der Diskussion über die Gifte kam.

Der Artikel gab nicht besonders viel her, die Namen der Gifte rührten an ihrem Gedächtnis doch zu kaum einem hatte sie einen Bezug. Sie wusste das es einige Hausfrauen gab die sich ausführlich mit diesen Themen beschäftigten, denn immerhin hatten sie den ganzen Tag Zeit, doch diesem Thema konnte sie einfach nichts abgewinnen.

Sie schloss die Zeitung und reichte sie mit einem Dank an ihren Schwiegervater. Dieser griff mit dem üblichen überheblichen Lächeln nach dem Papier. Er faltete die Zeitung ordentlich zusammen und legte sie zur Seite. Dann lehnte er sich zu seinen Sessel zurück und faltete die Hände zusammen.

„Du beschäftigst dich also doch etwas mit der Welt um dich herum“, sagte er leise. „Hast du eine Vorstellung wie die Sache im Moment für uns steht?“

„Gut“, erwiderte Bellatrix und rührte in ihrem Tee der bereits einen leicht bitteren Geschmack entwickelt haben musste. „Die haben doch keine Ahnung wer dahinter steckt. Keiner verdächtigt uns. Eine Gruppe aus mehreren Zauberern... Das ist doch der Witz des Tages.“

„Nein“, entgegnete der ältere Zauberer schlicht und legte den Kopf zur Seite. „Du unterschätzt die Lage vollkommen.“

Verärgert kniff sie die Lippen zusammen. Sie hasste es wenn er so tat als wüsste sie nichts. Er machte es oft, alle machten es oft. Sie wurde nicht ernst genommen, behandelt als wäre sie noch ein kleines Mädchen und keine erwachsene Frau.

„Sie wissen sehr wohl wer dahinter steckt, oder sie glauben es zumindest. Das macht es umso gefährlicher denn dann schießen sie wild um sich mit Vermutungen und es ist nicht so leicht zu kontrollieren wen sie jagen und wen nicht. Wir sind das perfekte Ziel für sie: Reinblüter, eine alte Familie und noch dazu ist bekannt welche Literatur in meinem Regal steht.“, erklärte er und zog die Brille ab.

Langsam und bedächtig faltete er die Bügel zusammen und legte sie lautlos auf die Zeitung, welche noch immer auf dem Tisch darauf wartete von der Hauselfe weggetragen zu werden. Bellatrix wusste das Muck nicht oft erschien wenn die Familie noch im Raum war.

„Mit anderen Worten“, sagte er dann lauter. „Du solltest dich an die Arbeit machen, solange du noch die Gelegenheit dazu hast. Ich habe keine Lust es mir mit dem Ministerium zu vermiesen. Dafür habe ich viel zu viel Kraft und Zeit in die Arbeit gesteckt und auf einen schönen Lebensabend hingearbeitet.“
 

Langsam schritt sie an den Regalen vorbei und studierte die Titel die auf den teilweise schon verblichenen Einbänden standen. Nach dem zweiten Regal ging sie gebückt und studierte die Titel der unteren Reihen. Alle Bücher drehten sich um die Dunklen Künste oder Gifte. Sie hatte zwar auch ein paar alte Märchen- und Schulbücher ausmachen können doch der größte Anteil war schwarze Magie.

Sie hatte viele von ihnen bereits gesehen, jedoch nur wenige tatsächlich gelesen aber in den Meisten bereits in geblättert und sich den Inhalt angeschaut. Zu Hause aber auch in Hogwarts. Der Schulleiter und sicherlich auch einige der Professoren hießen es nicht gut, aber als Slytherin war es unverschämt einfach an eine Zulassung für die verbotene Abteilung zu bekommen.

Doch sie wusste genau das in diesem Haushalt noch einige Schätze warteten die ihre Familie nicht besaß oder die vor ihr geheim gehalten wurden. Keiner der Blacks wurde davon abgehalten die schwarze Magie zu praktizieren, jedoch gab es einige Dinge die wohl nur den Männern gestattet waren.

Sie blieb stehen. Vor ihr im Regal stand ein Buch dessen Rücken unbeschrieben war. Es war zufällig, beinahe achtlos zwischen ein Schulbuch und keine Kindergeschichte gestellt worden. Zu zufällige. Sie streckte die Finger aus und strich über das alte dunkle Leder. Dann zog sie das Buch hervor und drehte es in den Händen.

Einen Titel konnte sie nirgends entdecken, aber dafür hatte es ein Schloss. Dies war ein sicheres Indiz dafür dass kein Kind an den Inhalt herankommen sollte, also handelte es sich entweder um ein Kamasutra oder –und das war viel wahrscheinlicher- um schwarze Magie der verbotenen Art. Beinahe liebevoll strich Bellatrix über den Verschluss der sich augenblicklich mit einem leisen Knacken öffnete. Das Papier knisterte verheißungsvoll als sie es aufschlug.

Die Seiten waren bereits tief Ocker gefärbt, die Schrift an einigen Stellen verblasst an anderen verwischt. Sie blätterte ehrfürchtig durch das Buch. Las lediglich die Überschriften und betrachtete die kleinen Bilder in denen Gifte Totenköpfe qualmten und einige mopsgesichtige (wohl muggelstämmige) Menschen unter Schmerzen litten oder vollkommen Verwirrt wurden.

Vor sich hatte sie einen Sammelband darüber wie man sich an seinen unliebsamen Nachbarn rächen konnte. Oder besser gesagt sie ausschalten konnte. Derartige Werke waren im 18. Jahrhundert sehr beliebt gewesen, als die Gesetze bei weitem nicht so streng und die Politik weit aus bestechlicher gewesen war. Das perfekte Buch für einen Todesser. Sie schlug es zu und hörte wie das Scharnier sich mit einem Klicken. Für einen Moment sah sie zu dem Bücherregal entschied sich dann aber nur ein Buch mitzunehmen.

In einem gemütlichen Ohrensessel ließ sich Bellatrix nieder und strich erneut über den magischen Verschluss der wie schon zuvor mit einem klicken aufsprang. Sie blätterte durch die Seiten und suchte nach einem Zauber der sie interessierte, doch sie merkte schnell dass die Auswahl zu groß war um sich spontan auf einen Spruch zu konzentrieren. Nach dem sie etwa ein Viertel des Buches durchgeblättert hatte, sprang sie wieder an den Anfang.

Die ersten beiden Einträge waren Gifte um sich an der Schwiegermutter zu rächen. Bellatrix war verwundert, denn sie hatte nicht gedacht dass zur damaligen Zeit die Frauen schon so selbstständig gewesen waren. Oder auch nur die Chance auf eine solche Bildung bekommen hatten. Andererseits hatten auch Ehemänner meist eine Schwiegermutter.

Sie blätterte weiter, denn zum einen war ihr Interesse an Zaubertränken überschaubar und zum anderen hatte sie kein Problem mit ihrer eigenen Schwiegermutter. Ganz im Gegenteil, sie schien eine der wenigen Menschen in diesem Haushalt zu sein mit denen sie sich wirklich verstand.

Danach folgte der erste Zauber, er sorgte für ein heftiges Jucken am ganzen Körper, gefolgt von einigen roten Stellen und eventuell auch Hautausschlag. Zwar klang es wie ein Streich von Pubertierenden, aber Bellatrix las sich die Seite trotzdem durch. Man konnte schließlich nie zu viel wissen.

Sie versank immer weiter in das Buch und nahm die Welt um sich herum nicht mehr wahr. Das Mittagessen verpasste sie, was unter anderem aber auch daran lag das Mr. Lestrange Senior ihr nicht Bescheid sagte. Erst als sie von einem aufdringlichen Klopfen wieder in die reale Welt zurückkehrte, höhte sie wie ihr Magen knurrte.

Verwundert sah sie sich um und bemerkte schnell den Übeltäter. Es handelte sich um eine mittelgroße Eule mit hellbrauner Brust und dunklen Flügeln. Zwei abstehende Federbüschel zeichneten sie eindeutig als Waldohreule aus. Eine typische Schuleule. Mit einem stummen Zauberspruch ließ sie das Fenster aufschnappen. Kaum war die Barriere weit genug geöffnet flatterte die Eule los, ließ einen Brief auf Bellatrix fallen und flog eilig wieder davon.

Das Papier knisterte leise als sie den Brief in die Hand nahm und ihm umdrehte. Es gab nicht viele Leute die ihr schrieben. Die Schrift auf dem gelblichen Pergament war ordentlich, zierlich und überaus elegant geschwungen, in violetter Tinte gehalten. Unverkennbar die Schrift eines Mädchen. Ihrer jüngsten Schwester, ihrer einzigen Schwester.

An

Mrs. Bellatrix Lestrange

Sladebrook Road 44

London

Sie schrieben sich nur selten, teilten einander fast nur Belanglosigkeiten mit. Die Gespräche drehten sich meist um gemeinsame Bekannte –von denen es genug gab- und von Narcissas Plänen für die Ferien. Es war wohl wieder einmal soweit dass die jüngste der Blackschwestern nachhause zurückkehrte. Zum ersten Mal allein.

Bellatrix öffnete den Umschlag, welcher wie üblich nur lose verschlossen war. Sie machten sich selten die Mühe die Briefe korrekt zu verschließen oder gar ein Siegel anzubringen, denn es war einfach solche Hindernisse zu umgehen wenn man das nötige Wissen hatte. Sie zog den Brief hervor, welcher sauber gefaltet im Inneren lag. Eine Zickzackfaltung gliederte ihn in drei beinahe gleichgroße Teile. Sie kannte niemanden außer ihrer Schwester der seine Briefe derart faltete, interessanterweise abgesehen von ihrem Schwiegervater.

Sie klappte den Brief vollkommen auf und betrachtete das innere welches voller geradliniger violetter, elegant geschwungener Worte war.

Liebe Schwester,

Weiter kam sie nicht denn ein warmer Schmerz kroch durch ihren rechten Arm und der Wunsch, unverzüglich an den Treffpunkt der Todesser zu reisen, übermannte sie beinahe vollkommen. Sie stand auf und warf den Brief achtlos auf den Sessel. Mit wenigen Handgriffen warf sie sich einen dunklen Umhang über und folgte dem Ruf ihres Meisters.

Es herrschte eine finstere Stimmung, welche Bellatrix einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Obwohl es gerade einmal Nachmittag war, war es bereits dunkel. Die Wolken hatten sich zusammen gezogen und hingen drohend über dem vernachlässigten Grundstück auf dem sie sich trafen. Das zerfallene Haus und die wild wuchernde Hecke unterstrichen die finstere Stimmung zusätzlich. Lediglich der Rasen, welcher wohl nicht vor allzu langer Zeit gestutzt worden war, passte nicht so recht ins Bild.

Die Todesser trafen sich immer an anderen Orten, meistens waren es abgelegene und unbewohnte Grundstücke, Lichtungen und Ruinen. Einige, so hatte sie erfahren, wurde häufig benutzt, andere nur einmal. Sie konnte sich nicht erinnern schon einmal an diesem Ort gewesen zu sein, doch das Dunkle Mal hatte die erstaunliche Fähigkeit den Ruf ihres Meisters in ein Bild in ihrem Kopf zu verwandeln.

Es würde wie üblich nicht der dunkle Lord sein der sie erwartete, sondern ein anderer Todesser. Es gab zu viele Todesser, so dass er sich nur mit den Ranghöchsten –welche auch wesentlich bedeutendere Aufgaben bekamen- persönlich traf. Auf sie jedoch würde nur ein Vermittler warten, welcher ihr und ihren Mitstreitern erklären würde, was sie zu tun hatten.

Auch die Gruppen variierten, je nach Rang und Ansehen. Bisher war Rodolphus immer an ihrer Seite gewesen, doch er würde seinen Arbeitsplatz nicht einfach verlassen können. Abgesehen von ihrem Mann traf sie auch immer wieder auf alte Bekannte, doch sie wusste nur von Wenigen die sich ebenfalls dem Dunklen Lord angeschlossen hatten. Die Mitglieder verbargen sich vor einander, eine Vorsichtsmaßnahme da so auch unter dem Einfluss von Veritaserum nicht genau sagen zu können wer Teil der Gemeinschaft war und wer nicht.

Kaum war sie um eine Ecke gebogen, erkannte die junge Frau zwei Gestalten. Die eine war recht klein dafür aber ziemlich breit, die andere wohl so groß wie sie selbst mit breiten Schultern. Beide trugen lange dunkle Mäntel. Als sie näher kam, konnte sie einige Details der Masken ausmachen und so etwas genauere Schlussfolgerungen ziehen.

Der Mittelsmann kam ihr bekannt vor, vermutlich waren sie sich schon einmal begegnet. Sie konnte jedoch nicht sagen um wen es sich handelte oder ob sie ihn überhaupt kannte. Mit dem Anderen war sie bereits schon einmal in einer Gruppe gewesen, kannte jedoch seinen Namen nicht. Sie hatten auch noch nicht direkt zusammengearbeitet und Bellatrix missfiel der Gedanke, sich auf einen anderen Todesser einstellen zu müssen.

Schweigend blieb sie neben den beiden anderen stehen und wartete auf eine Reaktion. Doch der Mollige schwieg, ebenso wie der Ranghöchste in der Runde. Daher machte auch die einzige Dame der kleinen Gruppe keinen Anstalten die Anderen zu grüßen. Sie standen nicht lange schweigend da, denn ein Dritter kam herbei. Er machte große, energische Schritte, welche Bellatrix keinem ihr bekannten Zauberer zuordnen konnte.

„Schön das ihr es her geschafft habt“, sagte der Mittelsmann mit seltsam metallener Stimme, kaum dass der Vierte sie erreicht hatte. Die Haltung der Todesser veränderte sich augenblicklich, denn nun war bekannt dass sie vollzählig waren. Eine ungerade Zahl war ungewöhnlich.

„Es gibt wieder eine Aufgabe für euch.“

„Sonst wären wir wohl kaum erschienen“, murrte der Mollige, worauf hin er einen vernichtenden Blick von Bellatrix erntete. Sie brannte darauf loszuziehen und jede unnötige Bemerkung bedeutete eine Verzögerung.

„Das nehme ich an“, antworte der Ranghöchste und verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. Viele Zauberer taten dies wenn sie in einem Gespräch verärgert wurden. Es war wie eine stumme Geste der Missachtung, doch der Mollige schien das nicht zu wissen.

„Nun sag schon, was los ist“, brummte der kleine Mann. Bellatrix wusste das sie ihn für immer hassen würde.

„Nur die Ruhe. Eure Beute läuft nicht weg.“, entgegnete die metallene Stimme ihres Vermittlers. „Eure Aufgabe soll sein, einen Mann namens Gareth Bayle zu zeigen, dass man sich besser nicht über den Dunklen Lord lustig macht. Er ist scheinbar ein große Freund der Muggel, denn seine Interviews haben… ungewollt komödiantischen Hauch. Oder wiederspricht einer von euch, dass Aussagen wie ‚Die Muggel sind uns ebenbürtig‘ mehr sein können als ein schlechter Witz?“

Die Anwesenden antworteten nicht, doch Bellatrix hörte das einer der beiden die Fingerknöchel knacken ließ. Sie konnte sich vorstellen wer es war, daher blieb ihr Blick auf dem Mann vor ihr ruhen. Nach etwa 2 Sekunden Pause, konnte sich die Zauberin nicht mehr zurückhalten.

„Sollen wir ihn töten?“

Ihre Stimme war ruhig und kalt, das überraschte sie, denn in ihrem Inneren versprühte die Erwartung eine Hitze, welche ihre Muskeln anzuspannen schien. Die anderen Anwesenden schienen ihren Tatendrang ebenfalls zu spüren, denn der hochgewachsene Zauberer nickte zustimmend.

„Ich denke wir sollten es nicht übereilen. Keine Toten, bitte… Vor erst!“ In der Stimme des Ranghöchsten schwang eine gewisse Freude mit. Offenbar amüsierte ihn ihre Aussage.

„Aber“, fügte er dann eilig hinzu. „Du darfst ihm gerne wehtun Sehr weh, sogar.“

Sie nickte steif, was ihm wohl genügte. Denn er fuhr ruhig fort: „Sein Haus ist leicht zu erkennen. Es gibt viele Muggel in dem Dorf. Es ist ein recht altes Haus, auf welchem der Familienname prägt. Mit den Muggeln und eventuell anderen anwesenden dürft ihr machen was ihr wollt… Aber keine Toten diesmal!“

„Wieso nicht?“, fragte der Kleinste der Runde. Offenbar war er ebenso erzürnt darüber, wie Bellatrix.

„Der Dunkle Lord wünscht es so“, antworte der Angesprochene. „Ich hinterfrage seine Anweisungen nicht. Und ihr solltet das auch nicht.“

„Das tun wir nicht“, entgegnete der Hüne beschwichtigend. Seine Stimme rührte an ihrem Gedächtnis. Zwar war auch sie stark verzerrt, jedoch nicht so sehr wie die der Anderen. Es war eine plumpe, dunkle Stimme und die Art wie er jedes Wort hervor zudrücken schien kam ihr bekannt vor.

Obwohl sie sehr genau wusste, dass es besser war wenn sie keinen der Anwesenden erkannte, war das Raten zu einem Spiel geworden. Sie fragte sich, ob es den Anderen genauso erging doch bisher hatte sie es nicht einmal gewagt Rodolphus danach zu fragen.

„Ausgezeichnet, dann sind wir uns ja einig“, flüsterte der Vermittler. „Dann wünsche ich euch eine erfolgreiche Jagd.“
 

Mit einem nur allzu bekannten Plopp war er verschwunden, kaum dass die Anwesenden mit einem Nicken zugestimmt hatten. Einen Moment schwiegen sie noch, ehe der kleine rundliche Mann versuchte die Führung zu übernehmen. „Ihr hat es gehört wir sollten in die Stadt apperieren!“

„Das ist zu auffällig“, warf Bellatrix ein. Zwar war auch in ihr eine leise Stimme, welche sie dazu aufforderte auf dem schnellsten Weg an ihr Ziel zu gelangen. Doch sie zwang sich zur Vernunft. „Vielleicht rechnen die schon damit dass wir in die Stadt kommen und haben Vorkehrungen getroffen.“

„Wir sollen doch gesehen werden, Dummkopf!“, keifte augenblicklich der Kleinere.

„Das Dunkle Mal soll gesehen werden“, verbesserte Bellatrix mit gleichmütigem Ton. Am liebsten würde sie ihm augenblicklich einen Fluch auf den Hals jagen, doch ihr war bewusst dass die Konsequenzen zu fatal sein würden.

„Spar dir die Luft, deine Meinung interessiert keinen“, zischte der Mann zurück. „Was machst du überhaupt hier, ganz ohne deinen Mann?“

„Ich wüsste nicht was mein Mann damit zu tun hat“, entgegnete Bellatrix und zwang sich zur Ruhe. „Glaub mir ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen. Aber vermutlich hast du einfach nicht so viel Erfahrung mit Frauen.“

„Du kleine…“

„Klein?“, unterbrach ihn Bellatrix augenblicklich. Sie hatte nicht sonderlich viel Lust sich mit diesem Kerl herumzuschlagen, doch es wiederstand ihrem Ehrgefühl sich einfach Beleidigen zu lassen. Zumal sie gut einen Kopf größer als ihr Gegenüber war.

„Lass ihr doch, ihren Spaß“, mischte sich nun der große Todesser ein, welcher bisher geschwiegen hatte. „Konzentrier dich lieber auf deine Aufgabe. Immerhin werden wir nicht jeden Tag gerufen.“

Die Todesserin verkniff sich ein Kommentar und betrachtete stattdessen ihre Umgebung. Rasch bemerkte sie einen Trampelpfad welcher den Hang hinab zu einem schmalen Weg führte. Wortlos deutete sie auf ihre Entdeckung und als sich der größere der beiden anderen Todesser in Bewegung setzte, wertete sie dies als Zustimmung.

„Wir sollten lieber einen unauffälligeren Weg nehmen“, brach der Große wieder das Schweigen. Sie hatten den Weg erreicht, welcher zwar nur geschottert war aber offenbar dennoch häufig benutzt wurde. „Wenn wir bemerkt werden, ist es aus.“

„Mach dir mal nicht ins Hemd. Wir schicken einfach das Mädchen vor, die kann eh niemand ernst nehmen.“, erklärte der kleinere Todesser.

„Noch ein Wort und ich vergesse mich“, zischte Bellatrix.

„Wenn du ein Duell willst, kannst du das haben!“, antworte der Kleinere und zog seinen Zauberstab hervor. Bellatrix tat es ihm gleich und zog rasch ihren Zauberstab. Augenblicklich standen sie sich Gegenüber, bereit den nächsten Angriff abzuwehren.

„Nun, hört doch auf“, mischte sich der Größte der kleinen Gruppe ein, sprang aber vorsichtshalber zur Seite. „Hebt euch eure Energie für die Aufgabe auf.“

Es dauerte einige Zeit ehe der kleine Mann langsam nachgab und Bellatrix als Siegerin aus dem tatenlosen Kampf hervor ging. Nun war die Sache für sie erledigt und da sich der Riese zwischen sie stellte, konnten sie in Ruhe hinab wandern.
 

„Ich finde immer noch wir hätten apperieren sollen“, zischte der kleine Mann und warf der Todesserin einen bösen Blick zu. Diese verschränkte lediglich die Arme und entschied sich, ihren Mann doch einmal auf die Identität einiger Mitstreiter anzusprechen.

„Weniger Maulen, mehr suchen“, kommentierte der Hüne und deutete auf die ersten Häuser die sie erreichten. Er brauchte nichts zu sagen damit sie verstanden. Es waren kleine Unterschiede, welche die schwach gesicherten Zaubererhäuser von denen der Muggel trennten.

Die Wohnhäuser vor ihnen waren eindeutig älter als die anderen, sie lagen etwas außerhalb und alle boten Eulen eine perfekte Heimat, mit einer ungewöhnlich großen Vogeltränke sowie einer Einflugschneise. Typisch für die ländliche Gegend.

Die Motivation der drei stieg stark als sie den Namen auf dem ersten Haus erkannten. Bayle. Augenblicklich hatte Bellatrix ihren Zauberstab in der Hand und schaute erwartungsvoll zur Eingangstür. Sie würde den anderen schon zeigen das sie Rodolphus nicht brauchte um… Sie hielt inne.

„Kann einer von euch aufspüren, ob es eine Sicherung gibt?“, fragte sie in die Runde und als keiner Antworte, fluchte sie leise. Wieso war Rodolphus nie da, wenn man ihn brauchte? Weil er ein Mann ist, flüsterte ihr eine kleine Stimme zu.

Plötzlich feuerte einer der anderen beiden einen Fluch auf die Tränke, welche Augenblicklich in mehrere Teile zerbrach. Erschrocken machte Bellatrix einen Schritt zurück.

„Da hast dus, Mrs. Ich-brauche-meinen-Mann-nicht, keine Sicherung“, spottete der Kleinere. Da er seinen Zauberstab nicht erhoben hatte stammte der Fluch wohl nicht von ihm, dass hinderte sie aber dennoch nicht, mit ihrem eigenen auf den Mann zu zielen.

„Das war die dümmste Aktion die ich seit langem gesehen habe“, zischte sie und schaute schnell wieder nervös zum Haus. „Jetzt weiß jeder dass wir da sind!“

„Macht die Sache doch nur interessant“, entgegnete der Hüne belustigt und schritt mit erhobenem Zauberstab auf die Tür zu.

„Aber wenn du Angst hast, Liebes“, vernahm sie nun wieder die ätzende Stimme, des kleineren Mannes. „Dann kannst du gerne Heim gehen.“

Wütend stapfte sie an ihm vorbei und überholte auch den Hünen, als dieser die Tür sprengte. Mit ihrem Ärmel schützte sie Augen und Atemwege vor dem Staub. Das Holz knackte laut unter ihren Schritten. Aufmerksam sah sie sich um.

Es war still, diese auffallende Stille nach dem etwas gesprengt wurde. Sie spürte dass jemand hier war. Mit erhobenem Zauberstab betrat sie die Küche. Alles war sauber, doch der Geruch von Essen hing in der Luft. Vorsichtig trat sie weiter in den Raum und versuchte mögliche verstecke auszumachen.

„Wenigstens kennst du deinen Platz…“

Ohne nachzudenken drehte sie sich um und feuerte einen Fluch ab. Es war kein schlimmer gewesen, doch das war auch irrelevant den er traf lediglich einen Spiegel an der Wand. Es krachte kurz, als sich Risse darauf bildeten.

Bevor sie reagieren konnte, traf sie ein Zauber am Arm. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei, konnte ein lautes Stöhnen aber nicht verhindern. Rasch zwang sie sich wieder zur Vorsicht, gerade noch rechtzeitig um einen zweiten Zauber abzuwehren.

Ein Schrei hallte durch das Haus und Bellatrix spontane Reaktion war es, einen Silencio aus zusprechen. Dann sah sie ihren Widersacher an und die beiden einigten sich stumm darauf, ihren Streit vorerst zu begraben.
 


 

Ihr Arm schmerzte noch immer als sie wieder vor ihrem zuhause stand. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, als sie eintrat und ihre Schwiegermutter begrüßte. Diese sah nur kurz von einer ihrer Lektüren, vermutlich eine schnulzige Liebesgeschichte, auf um ihr mitzuteilen dass ihr Brief auf dem Esstisch lag.

Bellatrix’s Laune besserte sich nicht sonderlich, als sie ihn aufgefaltet vorfand. Offenbar hielt man hier nicht so viel vom Briefgeheimnis. Zwar hatte Narcissa mit Sicherheit nur Belanglosigkeiten verfasst, aber es ging ums Prinzip.

Sie hob das Blatt auf und setzte sich um ihn zu lesen. Doch kaum hatten ihre Augen die ersten Worte der geschwungenen Schrift erfasst, vernahm sie erneut die Haustür. Genervt legte sie das Blatt wieder beiseite und sah zur Tür.

„Hattest du einen schönen Tag, Mutter?“, vernahm sie die Stimme ihres Gatten und hörte ebenfalls dass er einfach weiterlief, ohne auf eine Antwort zu warten. Offenbar hatten ihm seine Eltern zwar beigebracht höfliche Fragen zu stellen, aber versäumt ihm zu sagen, dass er auch auf eine Erwiderung warten sollte.

Er blickte nur beiläufig in das Zimmer, blieb dann aber stehen. „Du warst unterwegs?“

Sie erhob sich und deutete nach oben, wo ihr Schlafzimmer lag. Er grinste anzüglich und hob eine Augenbraue. „Wir reden oben?“ Sie nickte knapp.

Kaum hatte sie die Türe hinter sich geschlossen, schien sich Rodolphus zu verwandeln. Sein Lächeln verschwand und er schaute sie ernst und voller Unverständnis an. Es dauerte keine Sekunde, bis er die Worte formte, welche im schon eine Weile auf der Zunge gelegen haben mussten. „Was habt ihr euch dabei gedacht?“

Unbeeindruckt verschränkte Bellatrix die Arme vor der Brust und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Zwar war sie alles andere als eine kleine Frau, aber dennoch überragte Rodolphus sie ein Stück, was es ihm nur noch etwas mehr erleichterte sie von oben herab anzusehen. „Du weißt also schon was passiert ist?“

„Mehr oder weniger“, antwortete er. „Und ich bin nicht sonderlich erfreut darüber. Der Dunkle Lord wird es im Übrigen auch nicht sein. Ihr hattet Glück, dass keiner von euch ist gefasst worden. Aber sag schon, was ist genau passiert?“

„Er hatte mich provoziert“, entgegnete Bellatrix knapp und hob streng das Kinn an. Die junge Frau konnte spüren, wie die Wut wieder aufkochte, sich diesmal aber gegen ihren Mann richtete. Es war ihr durch aus bewusst, dass er keine Schuld trug, doch die Verständnislosigkeit in seinen Augen erzürnte sie.

„Ich hatte wirklich gehofft, dass du diesmal nicht beteiligt bist“, kam auch schon seine spitze Antwort. Er verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Bellatrix schaute für einen kurzen Moment auf seine Finger, die sich fest an den dicken Stoff drückten. Er war wirklich sauer.

Sie schaute wieder zu ihm auf und kniff die Augen leicht zusammen und zischte: „Wieso diesmal? Ich habe mich bisher immer gut benommen, du bist die Person die sich ständig irgendwelche Gefechte liefert.“

Er antwortete nicht sofort, sondern schnaubte wütend. Er antwortet nicht, dachte sie, weil er weiß dass ich Recht habe. Bisher war Bellatrix nie negativ aufgefallen, hatte die anderen Todesser gemieden – sie mied auch ihren Stiefvater, was sich als immer schwieriger erwies- und auf jeder öffentlichen Veranstaltung mimte sie die Lady des Hauses. Rodolphus hingegen war nur allzu bekannt dafür sich ein Duell mit seinen –nun ehemaligen- Schulkameraden zu liefern. Daher wunderte es sie auch nicht als er, ihre Vorwürfe mit einem etwas abfälligen „Das ist etwas anderes“ abtat.

„Wieso?“, entgegnete sie daher selbstbewusst. „Ich war nicht auf Streit aus, aber er hat nicht nachgegeben. Unser Mitstreiter kann das bezeugen.“

„Er wird gar nichts bezeugen“, wiedersprach ihr Gatte. „Er wird hoffen nicht selbst dafür verantwortlich gemacht zu werden. Er wird sich nicht mit einem anderen Todesser anlegen wollen. Etwas was dir auch gut täte. Was hast du dir dabei gedacht? Hast du gedacht?“

„Tu nicht so als wäre es meine Schuld“, schrie sie ihn an. Offenbar hatte er nicht mit einer der Art heftigen Gegenreaktion gerechnet. Noch nicht. Aber schon nach einigen Sekunden war seine Sprachlosigkeit verschwunden und er wappnete sich zum Gegenangriff. Doch bevor er seine Antwort aussprechen konnte, vernahm sie eine tiefe Stimme deren Worte sie nicht verstehen konnte.

Die Stimme war ihr nur allzu vertraut, denn die meisten Zaubererfamilien schworen auf diesen –wenn sie sich recht erinnerte, nicht ganz legalen- Zauber welcher sie vor meist ungebetenen Gästen warnte. Sie brauchte die Stimme, welche vermutlich die Namen der Besucher genannt hatte, nicht zu verstehen um zu wissen wer dort um Einlass bat. Zwar war ihre kleine Auseinandersetzung sicherlich nicht leise gewesen, doch sie hatte nicht erwartet dass man sie entlarvt hatte.

Augenblicklich veränderte sich auch Rodolphus‘ Haltung. Er löste seine Arme aus der Verschränkung, griff nach seinem Zauberstab und warf ihr einen durchdringenden Blick zu. „Hat einer deinen Namen genannt?“ Seine Worte waren kalt und bestimmend, frei von der Wut die davor in seiner Stimme geherrscht hatte.

„Nein“, antwortete Bellatrix eilig. Sie spürte wie sich eine unangenehme Wärme in ihr ausbreitete. Das Gefühl von Schuld schlich sich ein und sie konnte ein schweres Schlucken nicht vermeiden. Rodolphus antwortete nicht sondern ging einfach an ihr vorbei. Sie folgte ihm schweigend aus der Tür in den Gang.

Ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt und sie spürte wie ihr Herz schneller schlug. Er würde hinunter gehen und mit den Besuchern reden und Bellatrix war sich nicht sicher ob sie dasselbe tun sollte. Andererseits konnten die Fremden auch gekommen sein um sie festzunehmen und sie sollte die verbleibende Zeit nutzen um zu fliehen. Doch wohin sollte sie gehen?

Rodolphus blieb in der Mitte der Treppe stehen und drehte sich zu ihr um. Für einen Moment sah er sie fragend an, ehe er mit einem Kopfrucken dazu aufforderte ihm zu folgen. Bellatrix entschied sich dazu ihrem Gatten zu vertrauen und machte sich auf den Weg nach unten.

Schon nach wenigen Schritten vernahm sie die Stimme ihres Schwiegervaters, welcher mit gespieltem Entzücken den abendlichen Besuch empfing. Dies befeuerte nur noch weiter ihre Unsicherheit. Normalerweise nahm sie keine Befehle entgegen, normalerweise sagte er auch nicht was sie zu tun oder lassen hatte, aber die Situation war nicht normal. Daher wiedersprach sie nicht, als er ihr mit einem hastigen, beinahe beiläufigem Winken gebot in die Wohnstube zu treten.

Im inneren stand bereits ihre Schwiegermutter und sah sie nervös, vielleicht sogar etwas ängstlich an. Die langen Finger spielten unbeholfen mit einer Brosche welche am Kragen ihrer Bluse saß. Bellatrix spürte den fragenden Blick auf sich und zuckte nur mit den Achseln.

Sie hörte die Schritte hinter sich und rang sich ein Lächeln ab, als sie sich zu ihren Besuchern umdrehte. Sie kannte die beiden Männer nicht, nicht persönlich. Der eine war ein älterer Mann mit einem leicht runden, gebräunten Gesicht. Er versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, was ihm jedoch nicht allzu gut gelang. Er hatte einige Narben, deren Herkunft Bellatrix jedoch nicht erahnen konnte. Seine Kleidung war ordentlich, jedoch sehr praktisch. Seinen Umhang oder Mantel hatte er ausgezogen und trug ihn über dem rechten Arm. Offenbar fürchtete er nicht angegriffen zu werden. Als er ihre Hand zur Begrüßung schüttelte, fragte sie sich ob sie einander schon einmal begegnet waren, konnte sich jedoch nicht daran erinnern.

Der zweite war noch sehr jung, wohl in ihrem Alter. Er hatte kurze braune Haare und ein noch sehr kindliches Gesicht, welches nicht zu dem ernsten Blick passte. Anders als sein Begleiter, unternahm er nicht einmal den Versuch höfflich und beschwichtigend zu wirken. Seinen Mantel hatte er angelassen und seine linke Hand ruhte in seiner Tasche, umklammerte wohl den Zauberstab. Dies änderte sich auch nicht als er ihre Hand unschicklich stark drückte, während er forschend in ihr Gesicht sah.

Bellatrix entschied das zu tun was jede Lady in dieser Situation tat: Empört zu ihrem Gemahl zu schauen. Auch Rodolphus schien alles andere als erfreut über diesen Besuch zu sein und erwiderte ihren Blick. Offenbar schien er dennoch nicht interessiert daran zu sein, die beiden Herren dem Haus zu verweisen. Vermutlich kannte er die Beiden sogar, allerdings machte er auch keine Anstalten sie einander vorzustellen.

„Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte Mrs. Lestrange dann jedoch und hoffte wohl damit die Situation etwas aufzulockern. Der ältere der Beiden, lächelte ihr zu: „Bitte machen Sie sich keine Umstände! Wir haben nicht vor Sie allzu lange zu behelligen.“ Doch noch bevor Mrs. Lestrange etwas antworten konnte, wurde sie von dem Jüngeren unterbrochen: „Wir sind geschäftlich hier.“

„Wir haben selbstverständlich auch Wasser und Saft anzubieten“, mischte sich nun Bellatrix ein. „Oder befürchten Sie vergiftet zu werden?“

„Das ist nicht der richtige Moment für Scherze, Bella“, kam es augenblicklich von Rodolphus, welcher offensichtlich sehr froh darüber war nicht den ersten Schritt machen zu müssen. Rasch trat er neben sie. Sein Blick richtete sich auf den älteren Auror. „Also was verschafft uns die Ehre dieses Besuchs?“

„Es gab heute einen Vorfall“, begann der Ältere vorsichtig und drehte sich zu seinem Begleiter. Dieser betrachtete die Anwesenden eindringlich, machte aber keine Anstalten etwas hinzuzufügen. Daher drehte er sich wieder um und sah zu Rodolphus, als erwarte er eine Antwort.

„Ich habe davon gehört“, sagte dieser langsam und recht unbeeindruckt.

„Woher?“, fragte der Jüngere schlagartig. Bellatrix bemerkte wie sich die Haltung seines Arms leicht veränderte und schlussfolgerte, dass er seinen Zauberstab noch fester umklammerte. Sie war sich nicht sicher ob Rodolphus dies ebenfalls bemerkte, jedenfalls antwortete er: „Oh, scheint so als hätte ich es nicht erfahren dürfen. Vielleicht solltet ihr dann überlegen welchen Fluchbrecher ihr für geeignet haltet, bevor ihr einen zu euch ruft.“

„Das sollte keine Anschuldigung sein“, lenkte der Ältere augenblicklich ein. „Das ist auch der Grund wieso wir hier sind. Wir dachten es wäre gut auch eine andere Sichtweise zu hören.“ Er schaute von Rodolphus zu seinem Vater. Letzterer warf den beiden Damen einen kurzen, jedoch viel sagenden Blick zu.

Mrs. Lestrade verabschiedete sich mit einem Lächeln, Bellatrix wollte den Raum nicht verlassen. Daher verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah den jungen Mann vor sich herausfordernd an. „Bella“, vernahm sie auch schon von Mr. Lestrange. Er schien alles andere als begeistert von dieser Geste zu sein. Nach dem sein Aufruf ungehört verklingen war, drehte er sich zu seinem Sohn.

Dieser jedoch schenkte ihm keine Beachtung, sondern sah die beiden Gäste an. „Für gewöhnlich habe ich keine Geheimnisse vor meiner Frau“, sagte er dann. „Aber ich denke, Bellatrix, du verstehst das es hier um Ministeriums interne Angelegenheiten geht.“

„Wieso werden diese dann in unserem Wohnzimmer besprochen?“, fragte sie aufmüpfig.

„Eine exzellente Frage, meine Liebe“, bemerkte er. „Vielleicht können dir unsere verehrten Gäste dies etwas näher erläutern.“

„Ich kann Ihren Ärger gut verstehen“, begann der Ältere und schaute zu Boden. „Sicherlich hatten sie gehofft sich einen schönen Abend machen zu können. Und auch du, Rodolphus, hast deine Arbeit eigentlich bereits erledigt. Aber die Situation ist wirklich ernst. Vielleicht geht es hier sogar um Menschen leben.“

„Ich wüsste zwar nicht wie ich ihnen weiterhelfen könnte, mit meinen bescheidenen Mitteln allerdings…“

„Sie wissen wer es war, nicht wahr?“, warf der Jüngere ein. Er sah dabei kurz zu Bellatrix, welche für einen Moment ihren Schrecken nicht verstecken konnte. Sie unterdrückte instinktiv den Impuls an ihren Arm zu fassen und das dunkle Mal unter ihren Fingern zu spüren.

„Wollen Sie meinen Sohn bezichtigen ein Todesser zu sein?“, fragte Mr. Lestrange mit kaltem, wütendem Unterton. „Haben Sie überhaupt Beweise für solch einen Verdacht?“

Der Ältere machte einen Schritt nach hinten und postierte sich damit hinter dem Jüngeren. Er blickte nun ernst in die Runde, schien aber nichts hinzufügen zu wollen. Stattdessen blickte er –etwas vorwurfsvoll- zu seinem Begleiter.

„Ich habe ihn nicht bezichtigt. Noch nicht.“, antwortete der Namenlosen ruhig, „Aber wir haben ein paar Todesser gefasst. Ich wollte nur sicher gehen dass Sie Gelegenheit bekommen etwas sagen zu können. Es könnte Ihnen später noch angerechnet werden.“

Rodolphus runzelte die Stirn. Bellatrix konnte nicht sagen was er gerade dachte. Sie waren schon seit ihrer Kindheit an befreundet und in der Regel konnte sie ihn dadurch auch sehr gut lesen. Sie selbst spürte wie sie nervös wurde. Im Gegensatz zu ihrem Mann, war sie sehr einfach zu identifizieren für die anderen.

„Ich kenne keinen Todesser. Oder vermutlich besser ausgedruckt: Ich weiß nicht wer ein Todesser ist und wer nicht.“, antwortete Rodolphus ruhig. „Darf ich fragen, wieso gerade ich so sehr in den Fokus geraten bin?“

„Sie passen einfach sehr gut in das Profil“, antwortete der Jüngere. Sein Begleiter im Hintergrund verlagerte das Gewicht auf sein anderes Bein und räusperte sich kurz. Offensichtlich wollte er seinen Kollegen daran hindern etwas zu viel preis zugeben.

„Tu ich das?“, fragte Rodolphus und drehte sich zu Bellatrix. „Aber wissen Sie was mich auch interessiert. Was sagen Sie dazu Mr. O’Hagan?“

Der Ältere schien nicht damit gerechnet zu haben, nun direkt angesprochen zu werden. Er schaute Rodolphus verdutzt an und für einen kurzen Moment schaute er auch zu Bellatrix. Dann schien er sich für eine Antwort entschieden zu haben: „Ich finde man sollte nichts ausschließen.“

„Also verdächtigen Sie auch mich?“, fragte nun Mr. Lestrange mit einem belustigten Unterton. „Und natürlich meine Frau.“ Er warf einen kurzen umso belustigteren Blick auf Bellatrix. „Meine Schwiegertochter. Meine gesamte Familie.“

Mr. O’Hagan schwieg und schaute stattdessen auf den Stammbaum an der Wand. Er schien einen festen Punkt darin fixiert zu haben, doch die Menschen auf der von ihm erwählten Höhe waren schon seit mehreren hundert Jahren Tod. Sein Begleiter schien dieses Kommentar weder lustig noch anregend zu finden.

„Sie sollten mehr auf ihre Wortwahl achten, Lestrange. Ich weiß dass Sie mehr wissen, als sie vorgeben. Warten Sie nur ab bis Crouch Minister geworden ist, dann haben Sie nichts mehr zu grinsen.“, sagte der junge Mann ruhig. Sein Blick fiel auf Bellatrix, welche sich wohl weislich aus den Unterhaltung zurück gehalten hatte.

„Einen schönen Abend wünsche ich“, verabschiedete der Narbige, nach dem alle eine Weile geschwiegen hatten. Er wand sich zu gehen um und bedeutete seinem Begleiter ihm zu folgen. Dieser drehte sich wortlos um und folgte dem Älteren.

Nachdem sich Rodolphus nicht bewegte und auch Mr. Lestrange senior keine Anstalten machte, die Besucher zu Tür zu geleiten, folgte auch Bellatrix ihnen nicht. Stattdessen blickte sie abwechselnd zwischen ihnen hin und her. Sie verspürte das dringende Bedürfnis mit ihnen zu reden.

Schließlich war es ihr Schwiegervater der das Wort ergriff. „Bellatrix, ich hoffe du hattest einen schönen Nachmittag mit deinen Freunden.“ Sie konnte in seinen Augen sehen, dass er bereits ahnte was vorgefallen war. Rodolphus drehte sich ihr ebenfalls zu. Nachdenklich strich er über seinen Bart.

„Ich denke, Bellatrix ist ganz versessen darauf uns zu erzählen was sie so erlebt hat.“, sagte er dann etwas gehässig. „Bei einer schönen warmen Tasse Tee.“ Sie hörten Mrs. Lestrange welche die beiden Besucher nun verabschiedete und die Tür hinter ihnen schloss.

„Wie du siehst, habe ich Recht“, begann der Älteste der Runde und sah zu seiner Schwiegertochter. „Das Ministerium ist verzweifelt und verzweifelte Männer, die um ihre Ehre und ihre Macht bangen sind wie ausgehungerte Greifen. Ihr Fokus springt willkürlich zu allem, dass auch nur einen Hauch von Plausibilität hat.“

„Ist es nicht das was der Dunkle Lord sich wünscht?“, fragte Bellatrix. Sie unterbrach das monotone Rühren ihres Tees, welcher sein herbes Aroma im Raum verteilte. Ihr Blick heftete sich an Rodolphus. Dieser fuhr sich Gedanken verloren durch den Bart und sah auf seine eigene Tasse. Betont ruhig nahm er einen Schluck.

„Wir wissen nicht sicher, was sie wissen und was nicht. Der Dunkle Lord wünscht sich den gebührenden Respekt aber nicht dass ein Teil seiner Anhänger auf der Jagd, niedergestreckt werden.“, bekam sie als Antwort. „Selbstverständlich wird es einige geben die geschnappt werden oder sterben. Auf die ein oder andere Weise. Aber ich habe nicht vor dass es einer von uns ist.“

Bellatrix spürte wie ihr Mundwinkel zuckte, als sie ihre Kieferknochen anspannte. „Ich hatte nicht vorgehabt uns in Gefahr zu bringen. Ich habe nur unsere Familienehre verteidigt. Das war doch hoffentlich nicht gegen deinen Willen oder?“

„Lobenswert, Bellatrix. Aber nächstes Mal solltest du einen günstigeren Ort und einen besseren Zeitpunkt wählen.“, mischte sich nun wieder ihr Schwiegervater ein und sah sie streng an. „Wir machen das in der Regel etwas subjektiver.“

„Kennst du seinen Namen?“, brachte es Rodolphus auf den Punkt.

„Nein“, antwortete Bellatrix und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er hat sich mir leider nicht standesgemäß vorgestellt, bevor es zum Duell gekommen ist. Was hast du vor?“

„Nächste Woche hat Serafina Rookwood Geburtstag, es wird eine große Feier geben. Alles was Rang und Namen hat, wird dort sein. Wir sollten deinen Freund also mit hoher Wahrscheinlichkeit finden können“, bemerkte Rodolphus mit einem zufriedenen Lächeln.

„Und dann?“, fragte Bellatrix. „Willst du ihm unsere Identität preisgeben? Willst du auf der Feier ein Duell beginnen?“

„Du hast noch viel zu lernen“, entgegnete Rodolphus.

„Was ist, wenn er nicht dort ist?“, mischte sich nun sein Vater ein. „Du weißt dass es auch Anhänger ohne Rang und Namen gibt. Und dass er sich mit Bellatrix angelegt hat, zeigt doch dass er nicht sonderlich viel Ahnung hat. Sonst hätte er damit rechnen müssen, dass wir es nicht auf uns sitzen lassen.“

„Er meinte, ich sei nicht stark genug, weil ich eine Frau bin“, erklärte Bellatrix. „Ich bin mir nicht sicher ob du wusste wer ich bin.“

„Ich bin mir sehr sicher, er wusste wer du bist.“, antwortete Rodolphus. „Aber das ist jetzt nicht relevant. Viel entscheidender ist der Ausgang des Duells. Du wurdest verletzt, wenn auch nur minimal. Ich vermute aber du konntest dich nicht angemessen revanchieren?“

Nach einer kleinen Weile, in der Bellatrix die erwartungsvollen Blicke auf sich spüren konnte, rechtfertigte sie sich: „Es blieb keine Zeit für ein richtiges Duell. Die Auroren waren unerwartet schnell da.“

Für einen Moment herrschte Schweigen und das einzige Geräusch dass die Stille erfüllte war das Klappern der Tasse, als Lestrange Senior sie zurückstellte. Er sah zwischen den beiden hin und her, ehe er sich räusperte. „Ich finde, Bellatrix hat nicht was es braucht um ein Todesser zu sein. Das Talent mag irgendwo sein, allerdings reicht das allein nicht aus.“

„Sie braucht etwas Übung, einen Lehrer, mehr nicht…“, antwortete Rodolphus. „Kein Grund voreilig zu sein, Vater. Bellatrix hat die richtige Veranlagungen, wir müssen nur noch etwas an der Ausführung arbeiten. Hast du dich schon entschieden was du mit den Büchern machst? Einige der Werke sollten nicht in die Hände von normalen Zauberern kommen. Die meisten werden Bella zwar nicht verdächtigen, aber bei einer richtigen Untersuchung werden sie sie mehr beachten.“

„Ich denke, im Moment bleiben sie noch an ihrem Ort.“ Er sah zu Bellatrix und für einen Moment glaubte sie, er würde noch etwas anmerken, doch er beließ es bei der stummen Ermahnung. Als Zeichen das sein Anliegen beendet war, griff er erneut zu seiner Tasse.

Anschließend saßen sie eine Weile schweigend im Raum, ehe sich Rodolphus erhob.

„Ich habe nichts mehr zu sagen und morgen einen arbeitsreichen Tag vor mir, daher werde ich nun ins Bett gehen.“

Rodolphus erhob sich, weshalb sein Vater rasch anmerkte: „Also willst du mir das überlassen?“

„Ich habe vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten. Mir würde kein besserer Lehrmeister in den Sinn kommen!“ Bellatrix meinte einen Hauch von Sarkasmus in den Worten zu hören.
 

Es war zu einer stummen Übereinkunft gekommen, dass Bellatix ab dem nächsten Tag ein richtiges Training bekommen sollte. Sie sah dem ganzen eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar war Rodolphus ein guter Zauberer und selbst sein jüngerer Bruder besaß beachtliche Fähigkeiten –wenn wohl auch weitaus weniger Talent. Sie wollte jedoch nicht unbedingt herausfinden, wie genau das Wissen an die beiden weiter gegeben worden war, denn sie hatte bereits eine gewisse Vorstellung davon wie es wohl abgelaufen war.

Daher drehte Bellatrix mit einem unwohlen Bauchgefühl ihren Zauberstab zwischen den Fingern, während sie zu ihrem Schwiegervater blickte. Er hatte sich vor den Kamin gestellt, den Zauberstab in der Hand und mit einem vorwurfsvollen Blick. Drohend bewegte sie ihren Kiefer und legte den Kopf etwas zur Seite.

„Ich überlasse dir den Vortritt“, sagte er gönnerhaft und neigte seinen Oberkörper leicht nach vorn. Die Gestik und das selbstsichere Auftreten beeindruckten sie zwar nicht außerordentlich, aber dennoch entschied sie sich seine Fähigkeiten erst einmal auszutesten. Immerhin hatte sie ihn noch nie in einem Kampf, weder gespielt noch real erlebt, und wusste dem entsprechend nicht was auf sie zu kommen konnte.

Die Todesserin nickte, umfasste ihren Zauberstab und schleuderte halbherzig einen Klammerfluch auf ihr Gegenüber. Mühelos wehrte er den Angriff ab und schleuderte ihn achtlos zur Seite, wo er eine Vase zersprengte.

„Wenn du wirklich ein richtiger Todesser werden willst, der sich Respekt und Anerkennung verschafft, dann solltest du deine Versuche nicht verschwenden, sondern sie richtig einsetzen!“ zischte er und richtete seinen Zauberstab auf sie. Die dunklen Augen funkelten vor Zorn und Enttäuschung, während seine Züge gewohnt kalt blieben. Für einen Moment sah sie pures Vergnügen darin, als seine Lippen die magischen Worte formten. „Crucio!“

Der Schmerz durchzuckte sie und es schien als würde ein Feuer in ihren Adern brennen. Sie schrie, doch ihre Stimme schien aus einer weiten Ferne zu kommen. Ihr Geist war von schmerzerfüllt, so dass ihr einziger Gedanke der Flucht vor dem brennenden Gefühl galt. Sie wandt und krümmte sich, ehe sie langsam spürte wie der Schmerz nachließ.

Schwer atmend blieb sie liegen und sah zu ihm auf. Ihr Blick war verschleiert von Tränen. Sie hatte nicht gemerkt dass sie gestürzt war, doch nun spürte sie den kühlen Marmor auf der brennenden Haut. „Ich nehme an, dass war deine erste Begegnung mit einem Cruciatus? Wahrlich er ist nicht gebührlich um eine Dame zu bestrafen. Er gehört nur zu einem Todesser.“ Sie hörte wie seine Schritte näher kamen. Dann kam er näher und ließ sich neben ihr nieder. „Es ist deine Entscheidung: Möchtest du wirklich ein Todesser sein?“

Er half ihr, sich aufzusetzen und strich über ihre Wange. Die Schwarzhaarige fühlte sich wie ein Kind, dass gestürzt war und nun von einem der unzähligen Onkel getröstet wurde. Ironischweise hatte sie selbst damals nie den Schmerz wegen der netten Worte vergessen, sondern viel mehr wegen dem Bemühen sich zu erinnern zu welchem Teil der Familie er gehörte.

Sie griff nach seiner Hand und schob sie bestimmend zur Seite. „Ich habe mich schon entschieden. Ich trage das dunkle Mal.“

Ihr Gegenüber erhob sich und blickte auf sie herab. „Also gut, dann steh auf.“

„Bring mir den Zauber bei!“, forderte Bellatrix und richtete sich mühsam auf. Ihre Glieder zitterten noch immer stark und erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihren Stab losgelassen hatte. Sie stützte sich an dem Sessel neben sich ab und atmete schwer aus.

„Nein“, kam die knappe Antwort. „Und du solltest dir darüber bewusst sein, dass du viel zu lange gebraucht hast um aufzustehen. Ich hätte dich töten können. Oder festnehmen.“

„Ich glaube kaum, dass ein Auror mich mit einem Unverzeilichen Fluch foltert, bevor ich festgenommen werde.“, antwortete sie schnippisch und rief ihren Zauberstab auf. Ihre Finger zitterten noch immer und für einen Moment, hatte sie Angst dass sie den Zauberstab, versehentlich wieder loslassen würde.

„Das ist im Moment vermutlich richtig“, antwortete der Ältere. „Menschen werden allerdings schwer berechenbar wenn sie Angst haben. Oder wütend sind. Es gehört schon eine gewisse Grausamkeit dazu Auror zu werden.“

Bellatrix antwortete nicht, sondern versuchte die Situation auszunutzen. Ohne Vorwarnung zielte sie mit einem Klammerfluch auf ihr Gegenüber. Dieser hatte diesmal deutlich mehr Probleme, den Angriff abzuwehren schaffte dies jedoch.

„Du hast einen guten Zeitpunkt gewählt, aber du holst zu weit aus. Das warnt deinen Gegner vor.“

Verärgert zog sie die Augenbrauen zusammen und versuchte dieses Mal schneller zu sein. Rasch feuerte sie einige Zauber auf ihn, ohne genau darüber nachzudenken welche sie auswählte. Jedoch erzielte sie wieder keine nennenswerte Wirkung, was ihren Ärger nur noch mehr steigerte.

„Wenn du in einem Duell allein bist, solltest du dich mehr auf einen Zauber konzentrieren. Du musst dein Ziel lesen und es lenken, das zu tun was du möchtest. Deine Wut macht dich blind, du brauchst aber einen kühlen Kopf.“

Noch bevor das letzte Wort den Mund des Älteren verlassen hatte, hob sie schnell den Zauberstab an und entwaffnete ihr gegenüber. Sie konnte die Verwunderung in seinem Blick erkennen, als das charakteristische Klappernd von Holz auf Gestein erklang.

„Ein schwacher Zauber“, sagte er, kaum dass er sich wieder gefasst hatte und seinen Zauberstab wieder in seiner Hand wusste.

„Du hattest selbst gesagt, dass es in dieser Lektion nicht um den Zauber sondern um die Strategie geht. Ein Lob wäre also angebracht.“, antwortete sie schnippisch.

Es folgte einer kurze Pause, ehe Mr. Lestrange senior auf sie zu trat. „Gestern Abend, als du mit Rodolphus ins Bett gegangen bist, wurde ich von dem Dunklen Lord höchstpersönlich zu sich gerufen. Er wollte meinen Bericht zu dem Vorfall, immerhin bin ich für dich verantwortlich.“, begann er mit seiner Ausführung. „Du hast mehr Glück, als Verstand denn normalerweise lässt er einem seiner Gefolgsleute einen solchen dummen Fehler nicht so einfach durchgehen. Aber da eure Mission erfolgreich beendet wurde und keiner gefasst oder getötet wurde, war er gnädig.“

Er blieb vor ihr stehen und seine kalten Augen sahen tief in ihre eigenen. Für einen Moment glaubte sie er wolle Legilimentik einsetzten und begann bereits ihre Gedanken und den Ärger beiseite zu schieben, als er zu sprechen begann.

„Du hast mir eine Menge Ärger eingehandelt, Bellatrix. Daher finde ich nicht, dass du es dir in der nächsten Zeit erlauben kannst, ein Lob von mir einzufordern.“ Es folgte eine kleine Pause, ehe er sich umdrehte und mit einem geübten Schwenk des Zauberstabs, die Scherben auf dem Boden entfernte. „Wir sollten für heute aufhören.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Sanguisdeci
2017-05-08T18:30:25+00:00 08.05.2017 20:30
Ein interessantes Kapitel, dass mich sehr gespannt zurück lässt. Mach weiter so! Dein Schreibstil ist wunderbar flüssig. DIes macht das Lesen sehr angenehm.
Antwort von:  Mondfalter
08.05.2017 20:53
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt! :)
Ich muss mal schauen wann ich es schaffe weiter zu machen. Im Moment hab ich eine Convorbereitung an der Backe und sollte langsam mein Buch druckfertig machen...
Von:  Sanguisdeci
2016-08-21T07:23:49+00:00 21.08.2016 09:23
Du hast einen sehr flüssigen Schreibstil, es liest sich wie in einem Buch *.* Sehr gutgelungen =D Und erneut endet es mit einer gewissen Spannung *.*
Antwort von:  Mondfalter
21.08.2016 11:51
Vielen Dank für das große Lob. :) Ich versuche so schnell es geht weiter zu machen, aber leider hab ich im Moment viel zu tun. v.v
Von:  Sanguisdeci
2016-06-28T20:20:35+00:00 28.06.2016 22:20
Ein interessanter Beginn, Ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird =)
Antwort von:  Mondfalter
29.06.2016 17:49
Freut mich das es dir gefällt :)


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