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Raftel (2)

The Rainbow Prism
von

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38 - Übers Meer

Langsam, fast schlendernd, setzten die beiden Piraten ihren Weg fort. Es ging gemächlich den Berg hinunter ins Tal. Der schmale Trampelpfad über den Bergpass hinweg hatte sich zu einem befestigten Weg verbreitert und geebnet, so dass man gut vorankam und entspannt nebenher laufen konnte. Durch die Dunkelheit, die ihre Umrisse gänzlich verschluckte. Durch das raschelnde Herbstlaub zu ihren Füßen, welches aufflog, sobald sie ihre Schritte durch dieses zogen. Durch die klare Nachtluft, die so reinigend durch sie strömte, als wäre es der letzte Friede auf Erden. Durch den silbernen Sternenglanz, der den Erdboden fast nicht mehr berührte. Durch welke Blätter in der Luft, die im Wind ihren letzten Tanz vollführten. Es war, als würde sich eine altbekannte und vertraute Welt von allem verabschieden. Eine seltsame Stimmung ergriff beide, aber jeden auf seine ganz eigene Art. Die aufkommende Brise umhüllte sie und brachte Melancholie mit sich. Sie sprachen kein Wort miteinander, war doch jeder für sich gedanklich mit sich selbst beschäftigt. Der eine mehr, der andere weniger. Zoro hatte wenig Verständnis dafür, weshalb Usopp vor sich hergrübelte, als gäbe es die letzten Rätsel der Menschheit zu lösen. Da waren noch zu viele Ungereimtheiten, die keinen Sinn ergaben, wenn man die Fakten so aneinanderreihen würde, wie man sie nacheinander durchlebt hatte. Er spürte jedoch, dass er der Lösung schon haarscharf auf der Spur war. Vermutlich lag sie schon direkt vor ihm in greifbarer Nähe, doch es fehlte die nötige Armlänge, um zuzuschnappen. Usopp hingegen konnte nicht verstehen, weshalb Zoro so gelassen blieb, als wären sie auf einem Wochenendtrip mit Picknickpause. Entweder nahm er die ganze Sache nicht ernst oder er hatte den Verstand komplett verloren. Vermutlich beides. Das Hirn der Langnase lief auch Hochtouren. Es hatte eine Flut an neuen Erkenntnissen gegeben, die allesamt nicht in seinen Schädel wollten. Also begann er noch einmal alles von Anfang an zu sortieren. Da waren die ganzen Grünhaarigen, welche wie der Begleiter an seiner Seite dasselbe Schicksal teilten. Allesamt Kalis Kinder, wie man sie so in der Bevölkerung schimpfte. Diese waren, wenn nicht bereits von der Weltregierung vor Jahrzehnten ermordet, durch den Verlust all ihrer Erinnerungen hier auf Rice Island gestrandet. Von hier aus kämen sie auch nie wieder weg, weil sie ja eben ihr Gedächtnis verloren hatten. Bei Zoro war das damals ähnlich verlaufen. Auch er hatte mehr und mehr Lücken in seinen Erinnerungen aufgewiesen. Aber er war dem Ganzen entkommen. Die Giraffe hatte wütend davon gesprochen, er hätte den Kreislauf durchbrochen. Es klang, als wäre etwas schlechtes passiert. Als wäre ein perfider Plan gescheitert. Was meinte sie damit? Wer steckte dahinter?Lag es an Tashigis Buch, was Zoro alles ins Gedächtnis zurückgerufen hatte? Oder lag es an dem roten Prisma, was ihn vor Unheil bewahrte? Je mehr ein Hanyô von seinen Hokuspokus-Kräften Gebrauch machte, desto mehr vergaß er. So oft, wie Zoro in den letzten Jahren durch das Zwielicht gewandelt war, hätte der schon längst auf Rice Island landen müssen. In den letzten Tagen hatte er diese Kraft mehrmals angewandt. Da hätte sein Hirn schon total blank ziehen müssen. Wieso war das eigentlich noch nicht passiert? Und warum fragte Zoro die Giraffe, wer denn die ganzen Gedächtnislosen aufgeweckt hätte? Was wusste der schon wieder, was alle anderen nicht wussten? Fragen über Fragen. Usopp hätte an Ort und Stelle ausrasten können, nur um diesen Druck loszuwerden. Nur einmal die Lungenflügel mit dieser frischen Brise gelüftet und kräftig in die Nacht geschrien. Dabei wäre er wie ein Gummiball in die Höhe gesprungen und hätte alle Viere von sich gestreckt. Es brannte in ihm wie in einem Pulverfass kurz vor der Explosion. Welchen Plan verfolgte Zoro? Es konnte eigentlich nur eine Antwort geben, und die entsetzte Usopp. Abrupt blieb er wie angewurzelt stehen und starrte Zoro fassungslos an, als würde er ihn hier und jetzt zum allerletzten Male sehen. Aber er brauchte Gewissheit, dass seine Fantasie nicht mit ihm durchging und wilde Hirngespinste produzierten, die allesamt total falsch waren.

„Wie viel weißt du noch?“

„Was issen mit dir los?“

Zoro fühlte sich von dem plötzlichen Redeschwall völlig überrumpelt. Eben war es noch so schön ruhig gewesen. Nur der Wind hatte mit ihm gesprochen. Die Laubblätter hatten untermalend gerauscht. Es klang fast schon wie die Meeresbrandung zuhause am Leuchtturm in Loguetown. Zuhause. Das war wahrlich ein erstrebenswerter Ort. Nie hätte er gedacht, dass er einen wildfremden Ort, mit dem er nie zuvor etwas verbunden hatte, ein Zuhause nannte. Tashigi und Taiyoko hatten wirklich gute Arbeit geleistet, ihn so sehr zu vereinnahmen. Der Leuchtturm war so ein bisschen wie die Kerze auf dem Wasser, die einem den Weg nach Hause leuchtete. Dort angekommen, schmiss man die Haustür hinter sich ins Schloss und der Rest der Welt mit all ihren nervigen Problemen blieb draußen vor der Tür. Aber Zuhause war weit weg. Also verabschiedete er sich geistig von seinem Ort der Ruhe und Harmonie und akzeptierte die Realität in Form des plaudernden Freundes. Er drehte sich zu Usopp um und musterte seinen aufgeregten Nakama. Doch die Nachtschwärze verschluckte dessen Mimik. Man konnte nur erahnen, wie es gerade um seinen Gemütszustand bestellt war.

„Beantworte die Fragen! Wann hast du Geburtstag? Wie heißt dein Kind?“

Usopps Stimme überschlug sich beinah vor Aufregung. Irgendetwas Merkwürdiges musste ihn in gefahren sein, wenn er sich so, wie von der Tarantel gestochen, aufführte.

„Am 11. November und meine Tochter heißt Taiyoko“, antwortete Zoro brav, doch Usopp war noch nicht zufrieden.

„Tashigis Augenfarbe?“

„Braun.“

„Was gab es vorvorgestern zum Mittagessen?“

„Reiscurry. Boah, Usopp, die nervst!“

Ruhe und Harmonie, hallte es hinter Zoros Stirn wider. Der eine Weg zur Harmonie lautete der Name seines Lieblingsschwertes. Vielleicht sollte er Usopp mit Wadôichimonji eine Maulschelle verpassen, auf dass dieser wieder Schweigen würde. Schnell schob er diesen garstigen Einfall wieder zurück in die Gedankenkiste voller Schweinereien und Boshaftigkeiten. Er wandte sich wieder zum Gehen. Noch in seiner Drehung fiel allerdings der Groschen, was Usopps Ambitionen gewesen zu sein vermochten. Also drehte er sich wieder zurück und blickte Usopp direkt ins Gesicht.

„Du glaubst, ich würde wieder alles vergessen oder verschwinden, stimmt's?“

Usopp wich dem Blick aus. Obwohl es pechschwarz um sie herum war, spürte er, wie er geradezu von Zoros rechtem Auge durchbohrt wurde. Es war ein äußerst unangenehmes Gefühl, welches es sofort loszuwerden galt. Ein einseitiger, kleiner Streit eskalierte, bei welchem Usopp hitzige Vorwürfe und Fragen seinem Gegenüber an den Kopf pfefferte. Doch dieser schien mit einer unendlichen Geduld jedes Wort und jede Emotion zu absorbieren. Und hätte sie die Nacht nicht nach wie vor gefangen gehalten, Usopp hätte Zoros mitleidigen und entnervten Gesichtsausdruck ernten müssen. Nein, so kamen sie beide kein Stück weiter. Usopps Hartnäckigkeit gegen Zoros Verschlossenheit war noch nie eine Schlacht gewesen, die die Langnase zu Sieger kürte. Erst als der Hanyô seinen Freund bat, ihm noch einmal die Kristallegende zu erzählen, änderte sich die Stimmung. Usopp war durch diese Bitte vollkommen aus dem Konzept geraten und verlor den roten Faden, der ihn durch seinen Argumentationskette führen sollte. Also rief er sich die Legende wieder in Erinnerung und fasste das Nötigste noch einmal für Zoro zusammen. Dabei rügte er ihn, in der Haibara Klinik einfach eingeschlafen zu sein, als es um wichtige Informationen ging. Die Legende erzählte vom Regenbogenkristall. Zwei göttliche Schwestern stritten sich. Die eine verfluchte den Kristall, wodurch die Welt in Dunkelheit versank. Die andere versuchte den Fluch zu brechen, fiel aber immer wieder zwischenzeitlich in den Tiefschlaf. Dadurch entstanden auf der Welt die Jahreszeiten. Eine Wächterin hatte mit der Welt Mitleid, zertrümmerte den Kristall und hinterließ neben unzähligen Splittern drei Hauptsplitter, die sie an drei Beschützer verteilte.

„... an drei Beschützer verteilte.“, wiederholt Zoro langsam diesen letzten Satz und gab Usopp einen Denkanstoß, ob da seine Mühlen im Kopf nicht schnell genug mahlen würden. Die nötige Fantasie für Verschwörungstheorien unterstellte er ihm ausnahmslos.

Oh ja, Usopp war nun wieder in seinem Element und ordnete seinen Fragenkatalog neu. Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Dass er da nicht schon selber darauf gekommen wäre. Die Splitter des Regenbogenkristalls könnten ein Synonym für die drei Prismen sein. Das würde ja auch Sinn machen, nach allem, was sie schon in Erfahrung bringen konnten. Allerdings taten sich im gleichen Atemzug neue Fragen auf. Mit all diesen wirren Dingen im Verstand näherten sie sich unaufhörlich der Sunny und dem, was Usopp erst einmal erwarten würde.
 

Es wurde sogar noch schlimmer, als Usopp es prophezeit hatte. Nami waren sichtlich genervt von der Unfähigkeit der beiden Mitstreiter, die Crew mit ausreichend Proviant einzudecken. Ihre Gardinenpredigt leierte endlos laut und schrill über beide Häupter hernieder. Während Usopp in den verbalen Gegenangriff startete, saß Zoro unbeteiligt da, verschränkte die Arme gewohnt lässig vor der Brust und wartete den keifenden Monolog der Navigatorin ab. Es erweckte fast den Anschein, als würde er die ganze Situation augenblicklich im Tiefschlaf an sich vorüberziehen lassen. Als er sich aber plötzlich und unerwartet erhob, wäre es vielleicht noch nichts Außergewöhnliches gewesen, denn jedes Crewmitglied konnte gehen, wie es ihm beliebte. Aber die Aussage danach ließ alle Augenpaare auf Zoro schnellen und alle Stimmen verstummen.

„Können wir endlich weiterfahren?“

„Weiterfahren? Hast du nicht alle Latten am Zaun? Keine der drei Logportnadeln ist aufgeladen“, meckerte es umgehend von Nami, die sich innerlich an den Kopf fasste. Sie hatte sich noch nicht wieder so ganz fassen können nach ihrem Rügenmarathon. Und Zoro setzte mit seiner Frage noch dem Ganzen die Krone auf. Herrschaftszeiten, wie lange schipperte sie denn mit diesen Menschen, die sie Crew nannte, schon über die Meere? Da müsste man doch mal irgendetwas mitbekommen haben, wie es um die Navigation eines Schiffes bestellt war.

Es kam kein Kommentar seitens Zoro zurück. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. So verschwand er durch die Tür und der Rest stürzte hinterher. Man war erst sehr verwundert, wo der Freund den abgeblieben sein müsste. Da er nur wenige Sekunden vor ihnen hinaus getreten war, hätte er doch irgendwo auf dem Deck zu sehen sein müssen. Suchend blickte man sich um. Luffy sprang auf die Reling, balancierte auf ihr um die Hälfte der Sunny herum und verharrte plötzlich. Dann stand er da und starrte ungläubig aufs Meer.

„Ich hab ihn gefunden!“, kam es so ruhig wie man es selten aus Luffys Mund hört.

Die Mannschaft versammelte sich beim ihrem Captain und folgte seiner Blickrichtung. Und dort weit draußen auf dem Meer, welches so ruhig und glatt war, wie sie es noch nie gesehen hatten, stand ihr Nakama. Seelenruhig und wartend. Umgebend von einer grünlichen Aura. Einem floralen Bannkreis zu den Füßen. Mitten auf dem Wasser. So, als wäre es das Natürlichste der Welt, übers Wasser zu laufen.

Es wurde hektisch an Bord der Sunny. Der Anker wurde gelichtet, die Segel gesetzt. Die Turbinen zur Unterstützung in Gang gesetzt, sollte der Wind sie im Stich lassen. Doch kaum waren die Segel gesetzt, füllte die Brise das Segeltuch prall aus und schob die Sunny so schnell aufs Meer hinaus, dass Franky Mühe hatte, die Taue von der Pier zu lösen und noch an Bord zu kommen. Luffy rettenden Gummiarme zogen den Cyborg an Bord. Die Aufholjagd hatte begonnen.
 

Zoro hatte sich entschieden. Während seines letzten Schlafes war der Entschluss quasi im Traum gefasst worden. Kaum hatte er die Augen geschlossen, nahm das Schicksal seinen Lauf und es stand eine Gestalt vor ihm, die er schon fast vergessen hätte, weil er sie seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen hatte. Und es lag schlichtweg daran, dass dieser Gestalt schon ein gutes Dutzend Mal ihren Todestag hätte gedacht werden können, hätte sich irgendjemand an sie erinnert. Zoro seufzte genervt, rieb sich in seinem Traum die Augen und warf einen mürrischen Blick auf das kleine, fledermausköpfige Wesen in blauer Robe vor sich. Nein, das Wesen verschwand nicht. Es war wirklich da. Und der Traum hörte auch nicht auf, obgleich in Zoro sofort ein mulmiges Gefühl aufstieg, dass an der Begegnung etwas faul sein könnte. Bei allem, was er seit seinem zweckgemeinschaftlichen Bündnis mit Luffy erleben musste, war diese nächtliche Eingebung nur noch das Ende einer langen Reihe an Irrungen, Wirrungen und Verkettungen unglücklicher Umstände. Es konnte gar nicht bizarrer, verrückter oder mystischer mehr werden, als es die ganze Reise eh schon war. Daher blieb Zoro sichtlich gelassen und hatte schon fast einen Hang zur Egalität entwickelt.

In dieser Phase des Schlafes setzte er sich müde in den Schneidersitz auf und war nun auf Augenhöhe mit Kivi, der über einen gefühlten Meter an Körpergröße nie hinausgewachsen war. Wache Augen beobachteten sein Gähnen, wie er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr und sich kurz einmal kräftig streckte.

„Was machst du in meinem Kopf? Bist du nicht schon lange tot?“, fragte er trocken.

Kivi senkte sein Haupt beschämt zu Boden und suchte nach einem Anfang, sein Anliegen zu erklären. Der einst blaue Prismenträger schien sprachlos verstummt zu sein, wo er doch durch das blaue Prisma auf eine allwissende Stufe erhoben worden war. Doch bei dem, was Kivi sagen wollte, war kein analytisches Denken oder nüchterner Sachverstand gefragt. Hier ging es um das Abwägen der richtigen emotionalen Worte. Eine Fähigkeit, die Kivi in allen Zeiten, wo er über das blaue Prisma wachte, verlernt hatte. Gefühle. Das war etwas für einen Beschützer des roten Prismas. Und das hatte Kivi nie besessen. Er gab sich einen Ruck und wählte die absolute Direktheit.

„Wir haben dich alle belogen...“, nuschelte es aus ihm heraus.

„Das weiß ich. Und darum versaust du mir jetzt meine REM-Phase?“

„Du bist ja richtig schlau!“, stellte Kivi fest und wollte es auflockernd meinen, setzte aber den falschen Ton an und wurde gründlich missverstanden, wie Zoro blitzschnell die Fledermaus am Kragen packte und drohend deren Luftzufuhr verringerte. Zoro war nicht nach Scherzen zumute, zumal er für seine These, dass die ganze Geschichte über die Prismen zum Himmel stank und generell eine riesengroße Lüge sein musste, nun auch noch Gewissheit bekam.

„Fass' dich kurz!“ zischte er Kivi an, fixierte ihn mit seinem Auge, welches im übelsten Höllenrot leuchtete und löste seine Hand wieder von der Robe. Wenn ihm überhaupt irgendetwas klar geworden war in der Vergangenheit, dann war es die Tatsache, dass der ganze Spuk bitte einfach nur noch aufhören sollte. Und zwar sofort. Oder noch besser bereits gestern. Dann könnte man weiterhin nur so zum Spaß und aus reiner Abenteuerlust heraus kreuz und quer über die Grandline segeln und immer wieder mal zwischendurch nach Hause fahren. Dass man gegen seine Gene nicht sonderlich viel ausrichten konnte, ließe sich akzeptieren, aber die ganzen Hobbyintriganten und Freizeitverschwörungstheoretiker sollten dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst, und ihn nicht weiter für deren Ambitionen missbrauchen. Obgleich er selbst in seinem Traum hundemüde war, schnaubte er einmal energisch und wartete ungeduldig auf das, was da nun kommen möge. Noch immer durchbohrten Kivis Augen den Fußboden, als könnte sich dieser dadurch zu einem Spalt öffnen und Kivi selbst darin verschwinden.

„Die Legende stimmt. Die Prismen sind nichts anderes als die Splitter des Regenbogenkristalls. Sie suchen sich ihre Träger nicht aus, sondern wurden von der göttlichen Wächterin versteckt bei Menschen, denen sie vertraute. Sie liegen in den Blutlinien und werden immer weitervererbt. Von Generation zu Generation. Alles andere ist dazugedichtet und gelogen.“

Kivis Fußspitze rührte nervös Kreise auf dem Boden, während er weiter nachdachte.

„Wir haben die Splitter damals nur wieder zusammengesetzt, aber im Endeffekt bleiben sie praktisch immer in ihren Linien. Es sei denn, die Linie gibt es nicht mehr. Dann sucht ein Wächter eine neue Linie.“

„Und wieso hatte Yurenda dann das rote Prisma?“, fragte Zoro und war überrascht von sich selbst, wie gleichgültig und gefasst er der Situation begegnete. Man hätte auch gepflegt ausrasten können, aber das lag dann wiederum nicht in seiner Natur.

„Sie hatte Teufelskräfte, die in den genetischen Code eingreifen konnten. Daher hatte sie jahrelang deine Vorfahren unter Kontrolle. Aber bei dir hat das ja dann alles nicht mehr funktioniert, weil du ja ein Hanyô bist und die Teufelskräfte aufheben kannst.“

Das klang alles ganz einfach und ganz schlüssig, erklärte aber keineswegs, weshalb nun dort draußen in der der Welt so ein Chaos herrschte.

Die Fragerunde hatte nicht einmal begonnen, da endete sie schon wieder. Im Traum verspürte man keine Schmerzen. Daher fiel es Zoro zuerst gar nicht auf, dass er aus dem Schneidersitz heraus auf die harten Dielenbretter knallte, wo dann alles um ihn herum wieder schwarz wurde. Der Traum löste sich auf. Kivi verschwand endgültig und für immer.

Das war alles vor nur wenigen Stunden im Schlaf geschehen. Als er aufwachte, schien alles so klar. Und nun stand er hier mitten auf dem Wasser und war entschlossen, die ganze Geschichte enden zu lassen. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Die ersten Schritte waren unsicher, so als ob er es selbst kaum glauben könnte, vom salzigen Nass getragen zu werden. Aber dort, wo er hintrat, war die Wasseroberfläche hart wie Stein. Man bewegte sich auch nicht in der Geschwindigkeit, wie man sie vom Gehen auf der Erde her gewohnt war. Mit jedem Schritt flogen die gekräuselten Wellenkämme unter im hinweg, und je bedächtiger er voranschritt, desto schneller erschien es ihm. Noch einmal blieb er wieder stehen, warf einen Blick über seine Schulter zurück, ob seine Freunde und die Sunny ihm auch tatsächlich folgen würden. Dann setzte er seinen Weg fort. Schurgerade aus, wohin ihn sein innerer Kompass trieb. Übers Meer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schaschii
2016-10-17T15:57:51+00:00 17.10.2016 17:57
Jeah weiter geht's!
Langsam wirds spannend. Zorro hat eine Entscheidung getroffen und es läuft alles zusammen. Ich bin so aufs finale gespannt :)
Ansonsten ist es immer wieder wunderbar die Kapitel zu lesen, ich finde deinen schreibstil einfach unglaublich gelungen. Du schaffst es mich immer wieder in den Bann zu ziehen und mehr zu wollen! Mir können die Kapitel eigentlich nicht lang genug sein! :)
Antwort von:  sakemaki
17.10.2016 18:47
Hach, dat geht doch mal runter wie ÖL ... :-)) Danke schön!


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