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Ich will keine Schokolade...

von

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Ich will keine Schokolade!

Mit bis zum Hals schlagenden Herzen drehte ich mich zu Kairi um und sah ihr in die Augen.

"Hallo Ven", grüßte sie mich. "Lange nicht mehr gesehen. Wie lange ist es jetzt her? Sieben Jahre?"

Ich sah sie finster an. "Was willst du?"

"Ist das nicht klar?", fragte sie mich. "Ich will dich, Ven"

"Vergiss es", mischte sich sofort Vanitas ein und die Rothaarige sah ihn an.

"Du hast da gar nichts zu melden", fauchte sie sofort, doch Vanitas verzog keine Miene, sah sie eiskalt an.

"Ven, gehört mir, klar?", zischte er dann und seine Augen blitzten einmal gefährlich.

"Wer sagt das?", fragte Kairi und sah ihn genauso kalt wie er sie an.

"Ich sage das", unterbrach ich die beiden und sie sahen mich an. "Kairi, darf ich dir meinen festen Freund Vanitas vorstellen? Vanitas, das ist Kairi Rouge"

"Dein... fester Freund?", fragte sie fassungslos.

"Ja", sagte ich einfach. "Ich bin schwul und liebe ihn"

Vanitas grinste nur schadenfroh, als ihr die Züge entgleisten, da sie wirklich nicht glauben konnte, dass IHR Ven auf Kerle stand und dann auch noch auf so ein Arschloch.

"D- Du bist schwul?", stammelte sie fassungslos.

"Ja", sagte ich wieder. "Ohne Wenn und Aber"

"D- Das glaube ich nicht!", rief sie. "Dein Vater meinte-"

"Mein Vater? Ich habe keinen Vater mehr", behauptete ich grimmig.

"Aber-", begann sie wieder.

"John ist Roxas' Vater und Linda ist seine Mutter. Ich selbst habe keine Eltern mehr", sagte ich, als Vanitas es sich erlaubte näher an mich heran zu rutschen.

"Was?", hauchte sie.

"Seid ich schwul bin akzeptiert mich mein Erzeuger nicht mehr, also ist er auch nicht mehr mein Vater", meinte ich und sah Vanitas an, der seine Hände auf meine Oberschenkel gelegt hatte. "Und was soll das hier werden?"

"Na, du gehörst mir", meinte er bloß.

"Idiot", sagte ich leicht kopfschüttelnd und hielt mir meinen Kopf.

Er grinste nur und strich mit seinem Daumen über meinen Oberschenkel.

Ich seufzte darauf nur. "Kannst du damit mal aufhören? Es kann jeder sehen, dass ich vergeben bin. Durch den riesen Knutschfleck auf meiner Schulter"

Er sah mich darauf nur grimmig an, seine Augen blitzten wieder.

"Ich soll damit aufhören?", fragte er und ich wusste, dass er nicht nur diese Gesten meinte.

Wieder seufzte ich auf. "Nein..."

Er grinste darauf nur und hob seine Hände an meine Wangen, die leicht rot geworden waren.

"Also die anderen sind dir wirklich alle egal, was?", fragte ich, als er mir näher kam.

"Dir doch auch, oder?", fragte er zurück, worauf ich meine Lippen zu einem Lächeln verzog, bevor er mich schließlich küsste.

Ich schloss meine Augen und griff in seinen Pulli, bevor ich meinen Mund öffnete und seine Zunge in meinen Mund ließ.

"Ja, mir sind die anderen auch ziemlich egal", hauchte ich gegen seine Lippen und küsste ihn noch mal kurz.

"Sowas hat man nicht alle Tage", meinte er. "Du gefällst mir wirklich"

"Jemanden wie dich hat auch nicht jeder als Freund", erwiderte ich. "Wer verliebt sich denn bitte in ein Arschloch?"

"Na du", meinte er nur noch.

"Hört auf damit!", rief Kairi plötzlich und holte uns so aus unserer kleinen Welt. "Das ist ja widerlich!"

"Wenn's dich anekelt kannst du ja wieder gehen", mischte sich nun Soras grimmige Stimme ein und wir drei sahen uns nach ihm um.

"Sag mal, Ven. Kannst du mir sagen was du mit Vanitas gemacht hast?", fragte er dann und verschränkte seine Arme. "Er ist ja nicht mehr der Selbe"

"Er ist immer noch der Selbe", behauptete ich und sah Sora in die Augen, der meinen Blick ungläubig erwiderte. "Du kennst ihn halt nicht richtig..."

"Ven, er ist mein Bruder", meinte Sora leicht gereizt. "Ich werde doch wohl meinen eigenen Bruder kennen, oder?"

"In diesem Fall muss ich dir widersprechen. Er mag dein Bruder sein, aber du weißt doch so gut wie gar nichts über ihn oder etwa doch?", sagte ich darauf.

Sora schwieg darauf, da er wusste, dass ich recht hatte. Aber es war schon faszinierend wie offen Vanitas sich mir gegenüber zeigte im Gegensatz zu seinem Bruder... Zu diesem war er immer noch das gleiche Arschloch wie am Anfang. In diesem Moment räusperte Kairi sich lautstark und wir sahen sie an.

"Und was willst du noch hier?", fragte Vanitas schlecht gelaunt. "Verpiss dich endlich, Schlampe"

Sie sah ihn darauf nur finster an, als seine Hände um meine Hüften wanderten und mich weiter an ihn zogen. Rein aus Reflex hob ich meine Hände an seine Schultern und hielt mich an ihm fest. Sie biss sich dann nur noch auf die Lippen und zog von dannen.

"Was war das denn für eine?", fragte Sora grimmig, als Vanitas mich nicht losließ.

"Das war Kairi", antwortete ich und sah ihm in die Augen. "Was ist eigentlich los mit dir? Warum bist du ständig so schlecht drauf? Haben wir dir was getan?"

"Nei-", begann Sora schon mit einem Seufzen.

"Ach, dieser Giftzwerg ist nur neidisch", meinte Vanitas leicht gehässig.

"Vanitas!", fauchte ich. "Lass ihn ausreden!"

Er grummelte nur, bevor ich Sora wieder ansah.

"Nein, ihr habt mir nichts getan", sagte dieser dann. "Und neidisch bin ich auch nicht"

"Was ist dann los?", fragte ich. "Wenn du nicht neidisch bist und auch nichts gegen uns hast, was ist dann los?"

"Es ist wegen Roxas", beichtete er dann und seufzte noch mal.

"Wegen Roxas?", fragte ich verwirrt und ließ von Vanitas ab. "Hast du Angst die Freundschaft zu ihm zu verlieren? Ihr hattet ja nicht sehr viel Kontakt miteinander in letzter Zeit"

"Nein", sagte Naminé nun und ich sah sie an, während Riku die Arme verschränkte. "Durch die Trennung der Freunde hat Sora sich vielleicht in deinen Bruder verliebt und ist nun wegen der Gefühle, die er für Roxas und für Riku hegt verwirrt. Er reagiert eifersüchtig auf Axel und ist ständig schlecht drauf, wenn sein bester Freund nicht da ist"

Mir stockte darauf der Atem. Sora sollte sich neben Riku in diese Heulsuse Roxas verliebt haben?

"D- Das ist nicht dein Ernst!", rief ich und sprang auf. "Du sollst dich in meinen kleinen Bruder verliebt haben!? Aber wie und wann?"

Ich starrte den Brünetten vor mir an, der mir nicht ins Gesicht sehen konnte.

"Irgendwann in den Ferien", sagte er. "Wir haben wieder länger Zeit miteinander verbracht und da ist es mir aufgefallen. Aber er hat ja nur diesen Lehrer im Kopf"

"Sora", sagte ich dann und er sah wieder zu mir auf. "Was ist mit Riku? Ich glaube nicht, dass ihm das besonders gefällt"

"Nein", sagte der Silberhaarige darauf. "Das ist das Letzte was ich gewollt habe, wenn überhaupt"

"Ven, ich kann nichts dagegen machen!", rief Sora nun verzweifelt. "Wenn ich ihn ansehe wird mir ganz warm ums Herz und ich werde auch rot und- und wenn er mit Axel zusammen ist dann- dann steigt in mir so eine unbändige Wut, dass ich Axel am liebsten töten will! Was soll ich nur machen?"

Ich sah ihn an, während der Rest mich anstarrte.

"D- Du... bist wirklich in ihn verliebt", hauchte ich geschockt. "A- Aber-"

Ich wusste nicht was ich davon halten, geschweige denn sagen sollte.

In diesem Moment klingelte es wieder zum Unterricht, aber für den hatte ich für den Rest des Tages keine Konzentration mehr.

"Und ich habe gedacht nur wir haben was erlebt", meinte Vanitas, als wir Hand in Hand nach Hause gingen. "Aber das wird ja auch noch spannend hier"

"Bist du wieder unsensibel", seufzte ich und er sah mich aus den Augenwinkeln an. "Er ist in seinen besten Freund verliebt!"

"Hrm", machte er nur und zuckte gleichgültig mit den Achseln. "Mir egal"

"War mir klar", meinte ich, als wir an einem Bäcker vorbei kamen und Vanitas stehen blieb.

"Hm?", ich sah ihn verwirrt an.

Was hatte er? Dann ließ er mich einfach los und ging zu der Außentheke. Ich dagegen blieb total verwirrt da stehen wo ich war, während er zwei Becher heiße Schokolade kaufte.

"Hier", er hielt mir einen hin, den ich ihm verwirrt abnahm.

"Was-", begann ich.

"Dir ist bestimmt kalt", meinte er mit roten Wangen und ohne mir in die Augen zu sehen.

"Danke", bedankte ich mich bei ihm, da ich wusste, dass es auch als Entschuldigung diente.

Dann nippte ich einmal an dem Pappbecher und verbrannte mir fast die Zunge an der Schokolade. "Heiß!"

"Klar ist die heiß", meinte er grimmig und sah mich wieder an. "Die ist ja auch frisch"

"Ja, ja", sagte ich. "Hab schon verstanden, Vani"

"Was!?", fauchte er sofort und ich schreckte zurück, da er mich eigentlich recht selten anfauchte.

"Ich hab's verstanden...?", wiederholte ich meinen Satz vorsichtig.

Darauf sah er mich eine kleine Weile lang an. "Nenn mich nicht noch mal Vani"

"Huh?", gab ich verwirrt von mir, doch er achtete nicht darauf und ging einfach ohne mich weiter nach Hause.

Ich sah ihm noch eine ganze Weile hinter her, ehe ich die heiße Schokolade austrank. Doch dann bemerkte ich etwas oder besser jemanden, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber das war doch- Sie sprach gerade mit einem Mann, der den Kopf schüttelte, bevor sie sich zu mir umdrehte. Es war tatsächlich die Frau aus Vanitas' Medaillon! Sie hatte lange braune Haare, rote Augen, trug das Kleid, das sie auch auf dem Bild im Medaillon trug, hatte einen rosa Federschal um und etwas zu hohe Highheels für meinen Geschmack. Geschmeidig kam sie nun auf mich zu und blieb genau vor mir stehen. Aber als ich in das Gesicht der "Frau" sah stutzte ich. Vor mir stand ohne Zweifel ein Mann in einem Kleid! Das Dumme war nur, dass es ihm auch noch stand!

"Hallo Süßer", sprach er mich an und ich schluckte ein Mal schwer. "Kannst du mir vielleicht weiter helfen? Ich suche jemanden. Nur leider kenne ich mich hier in Canberra so gut wie gar nicht aus und weiß nicht wo ich suchen soll"

"W- Wen suchen Sie denn?", fragte ich heiser.

"Oh, du kannst mich ruhig George nennen", stellte er sich lächelnd vor.

George!? Bei dem Namen horchte ich auf. War das etwa der Freund von Vanitas' Vater gewesen?

"O- Okay", sagte ich schließlich. "Mei- Mein Name ist Ventus, aber Ven geht in Ordnung"

"Okay, Ven", sagte George darauf. "Ich suche meinen Sohn Vanitas. Er müsste in deinem Alter sein, hat schwarze Haare-"

"-und goldene Augen", unterbrach ich ihn. "Ja, ich kenne ihn gut"

"Oh, das freut mich zu hören, wo ist er?", wollte er sofort wissen.

"Was hast du mit ihm vor?", stellte ich eine Gegenfrage.

"Oh", er hielt kurz inne. "Ich will ihn mit mir in die USA nehmen"

"In die USA?", fragte ich erschrocken.

"Ja", meinte George. "Ich habe uns beiden dort ein neues zu Hause gesucht. Er wollte ja schon immer in die USA"

"Ich glaube kaum, dass er mit dir gehen wird", sagte ich und dachte an Vanitas' besitzergreifende Ader zurück.

Er wollte mich bestimmt nicht allein zurück lassen, bei Kairi, Aqua und Zack.

"Woher willst du das wissen, Süßer?", fragte George.

"Er ist mein Freund", sagte ich finster. "Und ich werde ihn garantiert nicht her geben. Guten Tag"

Damit wandte ich mich von ihm ab und folgte Vanitas nach Hause, wo ich den leeren Pappbecher wegwarf. Vanitas fand ich auch wie früher auf dem Sofa im Wohnzimmer vor, wo er wieder Musik hörte und sein aktuelles MAD- Heft las. Ich blieb noch kurz im Flur stehen, bevor ich einmal seufzte und ins Wohnzimmer ging.

"Da bist du ja, Blondie", sagte er, als er mich bemerkte.

Ich sah ihn stumm an, was ihn stutzen ließ.

"Wenn du Wahl hättest für wen würdest du dich entscheiden?", fragte ich ihn und er setzte sich richtig hin.

"Huh?", fragte er verwirrt und warf sein Heft unbewusst auf den Boden.

"Für wen würdest du dich entscheiden? Für George oder mich?", fragte ich ruhig, als ich mich zu ihm gesetzt hatte.

"George?", fragte er verwirrt.

"Würdest du mit ihm in die USA fliegen oder bei mir bleiben?", fragte ich ihn.

"Wie kommst du denn jetzt auf den Scheiß, Blondie?", fragte er grimmig.

"I- Ich will wissen was du machen würdest, falls George hier auftauchen sollte", antwortete ich und sah ihm ernst in die Augen.

"Was?", er erwiderte meinen Blick ziemlich verdutzt.

Ich schwieg darauf, sah ihn ernst an und wartete auf eine Antwort.

"Ich... Ich wollte eigentlich schon immer mal in die USA", begann er. "Vor gut zwei Monaten hätte ich sofort gesagt ich fliege mit ihm in die USA, aber-"

"Ja?", fragte ich neugierig nach.

"Da habe ich dich noch nicht gekannt, Blondie", sagte er und wurde rot.

"Du würdest also bei mir bleiben?", fragte ich als nächstes.

Er nickte nur, ohne mir in die Augen zu sehen.

"Danke", sagte ich, als mir tatsächlich die Tränen kamen.

"Was heulst du denn jetzt wieder?", fragte er schlecht gelaunt.

"Lass mich doch!", rief ich und ließ die Tränen einfach laufen.

Er verdrehte darauf nur seine Augen, griff dann nach meinem Gesicht und zog mich an sich.

"Wenn George hier auftauchen sollte werde ich ihm sagen, dass ich hier bleibe", hauchte er dann, worauf ich meine Arme hob und an seine Brust legte.

"Würdest du?", hauchte ich.

"Er ist zwar der Mann, der mich aufgezogen hat, aber ich weiß was ich will", meinte er nur.

"Vanitas... Danke", hauchte ich nur noch, ehe er seine Lippen auf meine presste.

Dies war ein langer und intensiver Kuss, wobei er mein Gesicht an seines presste und meine Tränen über seine Hände rannen.

"Und jetzt hör endlich auf zu heulen", meinte er, als er den Kuss gelöst hatte.

"H- hm", machte ich nur leicht kläglich, als er mich losgelassen hatte und wischte mir energisch die Tränen von den Wangen.

"Gut", behauptete er danach und lehnte sich etwas zurück.

"Und jetzt?", fragte ich dann und schniefte, als ich meine Beine aufs Sofa zog.

Er sah mich eine kleine Weile lang grimmig an, bevor er sich wieder richtig hinsetzte.

"Jetzt würde ich gerne wissen wie du auf den Scheiß mit George gekommen bist", sagte er dann.

"Die... Die Frau aus deinem Medaillon", begann ich langsam und er hob eine Augenbraue, als seine Augen blitzten. "Das ist doch George, oder?"

"...Ja", sagte er nach einer ganzen Weile langsam.

"Ich bin ihm vorhin noch in der Stadt begegnet", sprach ich weiter und ihm stockte der Atem. "Und er hat mir erzählt, dass er nach dir sucht, um dich dann mit in die USA nehmen zu können. Er will dich mir wegnehmen!"

"George ist hier... in Canberra?", fragte er fassungslos.

"Ja", antwortete ich bloß.

"Das heißt mein Aufenthalt hier...", er hielt inne, als er an meine Frage zurück dachte. "... ist vorbei..."

"Du hast mir eben aber noch gesagt, dass du hier bleibst!", sagte ich.

"Ich weiß", sagte er und machte eine Pause. "Aber George und ich haben eine Abmachung... Ich bin nur unter einer Bedingung hier her gekommen. Und zwar dass wir zusammen in den USA leben, wenn er genug Geld hat und sich auch gut genug auskennt"

"Bitte? Du willst uns alle hier zurück lassen? Deine Freunde, deine Familie und auch... mich?", fragte ich, worauf mein Herz schrecklich schwer wurde.

"Das wollte ich, ja", sagte er ausdruckslos. "Ganz am Anfang"

Ich sah nur bedrückt zu Boden. Er wollte wirklich gehen?

"Ven, Vanitas?", unterbrach uns dann Marlies und wir sahen zur Wohnzimmertür. "Kommt ihr bitte essen?"

"Ja, wir sind schon auf dem Weg", meinte ich und lief in die Küche, wobei mir Vanitas' Augen folgten.

Nach dem Essen verdrückte ich mich gleich auf mein Zimmer, während Vanitas wirklich im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen blieb und sein Heft las. Sora war nach dem Essen zu Riku gegangen und Marlies und James waren ins Kino gegangen, sodass Vanitas und ich allein waren. Im Zimmer setzte ich mich dann auf sein Bett und sah aus dem Fenster, wo es draußen eine halbe Stunde später anfing zu schneien. Es war Winter geworden... Dann sah ich auf den Kalender neben der Zimmertür und sah, dass es viel zu früh für Schnee war. Es war erst Mitte- Ende November. Würde es dann weiße Weihnachten geben? Bei dem Gedanken lachte ich leicht auf.

"Ich hab vielleicht Probleme", murmelte ich und legte mich einfach auf das Bett, wo ich sofort wieder aufsprang, da ich mich auf etwas drauf gelegt hatte.

Schnell schob ich Decke und Kissen beiseite und fand eine kleine Kiste, die nicht mal abgeschlossen war. Vorsichtig öffnete ich sie, bevor mir der Atem stockte. In dieser kleinen Kiste waren eine kleine Sofort- Bild- Kamera, eine Menge Fotos, ein kaputtes Medaillon, eine Kette, an der ein Ring hing und... ein Schlüsselanhänger? Dann bemerkte ich, dass das nicht nur irgendwelche Fotos waren. Auf den Fotos war eindeutig ich drauf... und sie waren gar nicht mal so alt. Vorsichtig nahm ich sie heraus und sah sie mir alle an. Auf den Fotos war wirklich immer nur ich drauf. Aber wann hatte er sie gemacht? Dann sah ich auch, dass sie alle gemacht worden waren, als wir in Albury gewesen waren. Bis auf zwei. Auf einem lag ich hier in meinem Bett und schien wohl mit der Wand kuscheln zu wollen und bei dem letzten hielt ich inne. Das war ich aus der Grundschule! Aber wo hatte er das her? Dann legte ich sie beiseite und nahm mir das Medaillon und die Kette heraus. In dem Ring an der Kette war auch etwas eingraviert worden, wo ich ein Auge zukneifen musste, um es richtig lesen zu können. >Vanitas<. Da stand sein Name drin... Aber wozu? Ich legte den Ring zu den Fotos und öffnete das Medaillon, das jedoch leer war. Dann sah ich zu dem Schlüsselanhänger, der mir schon etwas bekannt vorkam, aber noch nie bei Vanitas gesehen hatte. Es war ein kleiner Teddy, der schon etwas abgefranzt war und ein Herz in den Pfoten hielt. Auf dem Herzen stand auch etwas drauf, was wohl nachträglich drauf genäht worden war. >Ventus<. Mir stockte der Atem. Da stand mein Name drauf! Was hatte das zu bedeuten? Ich verstand das nicht. Ganz und gar nicht! Dann räumte ich die Sachen wieder in die Kiste und packte sie wieder dahin wo ich sie her hatte. Von dem Ring allerdings machte ich noch ein Foto und versteckte dieses erst mal in meinem Nachttisch. Dann legte ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke, bis Vanitas ins Zimmer kam.

"Ich dachte du schläfst", sagte er nur.

"Seh ich so aus?!", fragte ich leicht schlecht gelaunt.

Er sagte nichts darauf, sah mich nur grimmig an, bevor auch er sich auf sein Bett setzte und dort sein Heft weiter las.

Nach einer Weile drehte ich mich zu ihm um und starrte ihn eine Weile lang an. Dabei dachte ich an die Zeit ohne ihn zurück und wie ich mich in der Zeit den anderen gegenüber verhalten hatte... Dadurch, dass ich ihn kennengelernt hatte, hatte ich mich verändert. Ich hatte mich in einen Jungen verliebt. Ich! Der, der jahrelang Pech in der Liebe gehabt hatte verliebt sich durch ein Unglück endlich mal. Durch Vanitas hatte sich mein Leben komplett verändert. Ich wohnte nicht mehr bei den Menschen, die meine Eltern sein sollten und hatte nach jahrelanger Zurückhaltung meine Frustration an meinem Bruder ausgelassen... Ich hatte mir von selbst Freunde gemacht. Durch dieses Arschloch war mein Leben eigentlich nur besser geworden. Ich war nicht mehr in dem Gefängnis meiner Eltern gefangen und hatte einen Ort, den ich >zu Hause< nennen konnte, wenn ich mit der Schule fertig war. Ich würde zwar Sora und die anderen aufgeben müssen, aber in Albury, bei Grandma fühlte ich mich so viel wohler, als hier in Canberra. Doch... Wenn Vanitas nicht dabei wäre, wenn er wirklich mit dieser Tunte in die USA fliegen würde, wäre es nicht das Selbe. Es würde ein Teil fehlen, das wusste ich.

"Hab ich was im Gesicht oder warum starrst du mich so an, Blondie?", durchbrach Vanitas' schlecht gelaunte Stimme meine Gedanken und ich schreckte hoch.

"N- Nein, alles in Ordnung", behauptete ich. "Ich hab nur geträumt"

"Mit offenen Augen?", fragte er skeptisch.

"Ja und? Darf ich nicht?", erwiderte ich und drehte mich zur Wand.

"Brauchst doch nicht gleich eingeschnappt zu sein, Blondie", meinte er grimmig und ich hörte, dass er von seinem Bett aufstand.

"Einen Schritt weiter und du bekommst eine Woche lang keinen Kuss von mir", sagte ich gleich und er hielt wirklich inne. "Ich will jetzt erst mal meine Ruhe"

Danach zog ich mir meine Decke bis zum Kopf und war sofort eingeschlafen. Ein paar Stunden später wachte ich schweißgebadet und mit einem Brennen im Hals wieder auf.

"Ein Albtraum...", keuchte ich, wobei ich die Worte kaum über die Lippen brachte.

Dann sah ich auf die Uhr und sah, dass es 01:30 Uhr morgens war. Erschöpft ließ ich mich wieder in die Kissen sinken und legte eine Hand auf meine Stirn. Mein Herz schlug auch noch wie verrückt, dass ich kaum Luft bekam und diese merkwürdigen Halsschmerzen machten das ganze auch nicht viel besser. Doch... was hatte ich noch mal geträumt? Ich hatte es vergessen.

"Scheiße!", fluchte ich noch, bevor meine Stimme weg war und dann nur noch die Schmerzen da waren. *Was zum-*

Ich richtete mich auf und hielt mir meine Kehle. Ich hatte meine Stimme verloren! Aber- Aber... wie? Gestern gings mir doch noch gut! Schnell sprang ich auf und lief leicht panisch ins Bad, wo ich in den Spiegel starrte und fast erstarrte. Was mir da entgegen sah war nicht ich. Das Wesen vor mir sah fast aus wie Frankensteins Monster Junior... Mit blonden Haaren. Total blass, mit rot angeschwollenen Augen und einem dicken Hals. Was war nur passiert? In diesem Moment ging auch noch die Tür auf und ein total verschlafener Sora kam ins Bad geschlurft. Er blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen, als er mich sah.

"V- Ven, b- bist du da- das?", stammelte er dann nur.

Ich nickte nur und deutete auf meine dicke Kehle.

"Hast du deine Stimme verloren?", fragte er und kam auf mich zu, als ich nickte. "Ach du Scheiße!"

Darauf musterte er mich eine kleine Weile.

"Ist es vielleicht eine allergische Reaktion? Bist du gegen irgendwas allergisch?", fragte er dann, worauf ich nur ahnungslos mit den Achseln zuckte.

Ich hatte keine Ahnung, ob ich gegen irgendwas allergisch war oder nicht, da wir nie einen Allergietest oder ähnliches gemacht hatten.

"Dann sollten wir nachher mal zum Arzt gehen, der kann dir bestimmt weiter helfen", meinte Sora, worauf ich ihm nickend zustimmte.

Stunden später saß ich mit Marlies, Vanitas und Sora im Wartezimmer eines Arztes und hatte die Kapuze meines grünen Lieblings- Sweatshirts auf.

"Ventus Dawn!", wurde ich schließlich aufgerufen und wir gingen ins Sprechzimmer.

"Einen Moment bitte", hielt uns noch die Sprechstundenhilfe auf. "Es darf nur der Patient zur Ärztin"

"Aber der Junge kann nicht mehr sprechen", wandte Marlies ein. "Seid heute Morgen bekommt er nicht einen Ton über die Lippen"

"Na gut", sagte sie dann nur noch, da sie wohl auch Angst vor Vanitas' bösen Blicken hatte.

Darauf betraten wir vier das Sprechzimmer und Dr. Sunshine sah auf.

"Oh, gleich so viele?", fragte sie, doch ich konnte nur verschmitzt lächeln.

"Ja", sagte Sora für mich. "Ven hat seine Stimme verloren. Deshalb sind wir mit ihm gekommen"

"Ah, ich verstehe", meinte Dr. Sunshine. "Und wer ist der Junge mit diesem grimmigen Blick?"

"Das ist Vanitas. Er weiß vielleicht mehr, da er öfter mit Ven zusammen ist", meinte Marlies darauf.

"Gut", meinte Dr. Sunshine dann. "Dann zeig mir mal dein Gesicht, Ventus"

Vorsichtig nahm ich die Kapuze ab und zeigte ihr mein Gesicht.

"Oh", sagte sie darauf und untersuchte mich eine Weile eingehend.

"Und? Was hat er?", fragte Marlies dann.

"Nichts schlimmes", antwortete Dr. Sunshine. "Es ist nichts weiter als eine allergische Reaktion. Sind dir deine Allergien bekannt, Ventus?"

Ich schüttelte darauf nur meinen Kopf.

"Gut", sagte sie darauf nur und sah mir noch mal in den Hals. "Hast du ein Brennen im Hals, wie Halsschmerzen oder gar schlimmer?"

Woher wusste sie das?! Ich nickte eifrig, worauf sie eine Weile nachdachte.

"Okay... Gut", meinte sie schließlich. "Es ist höchst wahrscheinlich eine Allergie gegen Kakao, Ventus"

Kakao?

"Kakao?", fragten Sora und Marlies darauf. "Warum denn eine Allergie gegen Kakao?"

Dr. Sunshine drehte sich darauf zu den dreien um. "Weil Schokolade aus Kakao hergestellt wird. Alles was aus Kakao hergestellt wird verträgt Ventus nicht"

Marlies und Sora sahen sich verwirrt an.

"Soll heißen?", fragte Vanitas nun.

"Ventus ist grob gesagt gegen Schokolade allergisch", antwortete Dr. Sunshine schroff.

"Gegen Schokolade?", fragte Sora.

Dr. Sunshine nickte. "Hat er in letzter Zeit Schokolade in irgendwelcher Form zu sich genommen?"

Ich sah darauf zu Vanitas, der sich auf die Lippen biss, während Marlies und Sora die Köpfe schüttelten.

"Vanitas?", fragte Dr. Sunshine darauf, da sie ihn beobachtet hatte und wir sahen ihn alle an.

"Ja", sagte er schließlich. "Gestern Nachmittag hab ich ihm 'ne heiße Schokolade ausgegeben"

"Das wird es sein", meinte Dr. Sunshine.

"Wann wird Ven wieder er selbst sein?", fragte Marlies dann.

"Ich denke morgen Nachmittag wird er wieder sprechen können und schon heute Abend nicht mehr so monströs aussehen", antwortete Dr. Sunshine, worauf ich einmal schwer schluckte.

Morgen Nachmittag erst würde ich wieder sprechen können!?

"So. Dann werde ich dich noch für heute und morgen krank schreiben und denk daran, Ventus: Es ist eine Allergie. Das heißt keine Schokolade mehr oder Kakaohaltiges, verstanden?", wandte sie sich dann noch mal an mich, doch ich nickte nur. "Gut, dann könnt ihr gehen und gute Besserung, Ventus!"

Wieder nickte ich nur und nahm Vanitas' Hand, bevor wir die Praxis mit Krankschreibung verließen.

"Etwas Gutes hat es ja", behauptete Vanitas dann und ich sah ihn nur skeptisch an.

Etwas Gutes? Was soll daran bitte gut sein?

"Brauch ich mir am 14.02. keine Gedanken machen was ich dir schenke", sagte er dann und wir sahen ihn alle verdutzt an.

Er glaubte an den Brauch des Valentinstages? Das hätte ich jetzt wirklich nicht von ihm gedacht. Vanitas und Valentinstag? Schlecht vorstellbar. Dennoch wurde ich rot und schlug ihm sogar eine runter.

"Hey, was soll das!?", fauchte er und ich hatte meinen ewig schlecht gelaunten Vanitas zurück.

"Du bist total unsensibel", meinte Sora. "Denkst wieder nur an dich"

"Na und? Ich hasse solche Tage wie den Valentinstag, da es da nur dieses eklig ranzige Schokoladenzeug regnet, auf das alle so scharf sind", fauchte er und meine Vermutung von eben war Müll.

Er hasste Schokolade und ich vertrug sie nicht. Also waren wir wie füreinander geschaffen... oder?

"Du bist wirklich unromantisch", meinte Sora dann. "Ein Arschloch durch und durch"

"Lieber ein Arschloch, als so ein kleiner, ekliger Gartengnom", meinte der Schwarzhaarige abfällig.

"Sora, Vanitas!", unterbrach Marlies die beiden.

"Aber Mum! Er hat mich als Gartengnom bezeichnet", widersprach Sora, worauf Vanitas gehässig grinste.

"Ja, aber ihr sollt euch doch nicht streiten", meinte Marlies.

"Nicht streiten? Pah! Ich bin nicht freiwillig hier", sagte Vanitas dann abfällig. "Wenn ich mir vorstelle, dass dieser Giftzwerg da mein Bruder sein soll wird mir schlecht"

Marlies stockte darauf der Atem. "D- Du weißt, dass ihr Geschwister seid?"

"Ja, Dad hat es mir gesagt, als ich das erste Mal herkam", meinte Vanitas schlecht gelaunt.

"Ven und ich wissen es auch", sagte Sora dann. "Warum hast du uns gesagt wir seien Cousins? Ich hätte gerne meinen richtigen Dad kennengelernt"

"Genau das wollte ich verhindern, Schatz. Dein, nein euer Vater war alles andere, als der Vater für meine Kinder", behauptete Marlies, worauf Vanitas verächtlich auflachte.

"Er war der beste Dad, den man haben konnte!", rief er. "Er war zwar schwul, aber kein Verbrecher"

"Kein Verbrecher?", fragte Marlies kalt. "Wovon habt ihr dann gelebt, Junge?"

"Er hat gearbeitet", sagte Vanitas mit einer Selbstverständlichkeit, die beinahe erschreckend war. "Er hat für George und mich gearbeitet"

"Hmpf", machte Marlies nur, da sie wohl nicht sehr viel von ihrem verstorbenem Mann und George hielt.

Aber wenn ich ehrlich war, war mir George auch nicht gerade sympathisch und das nicht nur, weil ich tagelang eifersüchtig auf diese Tunte gewesen war. Er war derjenige, der Vanitas und mich trennen wollte. Ob er das wusste, wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. Ich wusste nur, dass ich es irgendwie verhindern musste. Ich wusste nur noch nicht wie.

Als wir schließlich zu Hause ankamen trafen wir dort auf George, der an Vanitas' Motorrad lehnte und wohl auf ihn wartete. Ich griff sofort nach Vanitas' Hand, der diese sofort weg zog, als George aufsah. Doch dann griff er selbst nach meiner Hand und drückte sie fest, sodass George überrascht zwischen uns hin und her sah, bevor er auf uns zu kam.

"Hallo Vani!", rief er und mir stockte der Atem, während er die Augen verengte. "Wir haben uns ja lange nicht gesehen, mein Schatz!"

Merkwürdig... Irgendwie war er anders... Oder kam es mir nur so vor?

"Was willst du hier?", fragte Vanitas seinen Vormund grimmig.

"Vanitas, ist das etwa die Begrüßung, die ich nach so langer Zeit verdient habe?", fragte die Tunte und stemmte seine Hände in die Hüften.

"Ja", antwortete der Schwarzhaarige nüchtern.

"Vanitas! Wir haben uns ein paar Monate lang nicht gesehen!", rief der andere.

"Das ist mir scheißegal!", fauchte Vanitas, wobei seine Augen einmal aufblitzten. "Du bist nicht meine Mutter"

"Nein, aber neben Edward dein gesetzlicher Vormund", sagte George. "Außerdem ist es reine Höflichkeit"

Ich sah darauf zu Vanitas, der George nur grimmig beäugte. Also mit Höflichkeit hatte er es nicht so wirklich... Ich fragte mich, ob er überhaupt wusste was Höflichkeit war.

"Pah!", machte Vanitas schließlich und zog an meiner Hand, sodass ich mitgerissen wurde.

"Wo willst du hin, junger Mann?", fragte George und schien sowohl Marlies als auch Sora total zu ignorieren.

"Das geht dich gar nichts an!", fauchte Vanitas wieder und zog mich weiter von George fort.



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