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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Geliebte Heimat

Am frühen Morgen brachen wir schließlich auf. Redcliffes Ritter waren von der Suche nach der Asche und der Verteidigung im Bannorn zurückgekehrt und wir marschierten mit einem ganzen Trupp von mindestens dreihundert Mann nach Denerim. Die restlichen Söldner bewachten Redcliffe und das Schloss, da Isolde und Connor dortgeblieben waren.
 

Kein Ritter von Eamons Begleitschutz war zu wenig. Die Verderbnis hatte sich weit ausgebreitet. Der früher so lehmrote Boden von Redcliffes Hügeln war von schwarzen Schlieren durchsetzt. Die Plage der Brut klebte an den Bäumen, den Steinen und dem Boden.

Der Himmel war dunkler als gewöhnlich. Die Übergriffe der Dunklen Brut konnten nur rechtzeitig abgewendet und niedergeschlagen werden, weil Alistair und ich sie früh genug spürten.
 

Nach kaum mehr als einer Woche erreichten wir Denerim. Alle waren erschöpft und müde, jedoch auch angespannt und nervös. Wir alle wussten, dass uns nun der mächtigste Mann in Ferelden gegenüber stehen würde.

Die Frage jedoch war nur, wann.
 

Als wir Denerim betraten und mich ein Gefühl des Heimwehs übermannte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass die Hauptstadt restlos mit Flüchtlingen aus ganz Ferelden überfüllt war!

Waren die Straßen vorher schon mit Bettlern überzogen, so waren sie nun restlos überlaufen. Überall herrschte Gedrängel, Geschrei und schiere Angst.

Sollte die dunkle Brut genug Verstand besitzen, würden sie ohne zögern Denerim überrennen. Die Opferzahlen würden in die Tausende gehen und Ferelden einen schweren Schlag versetzen.

Bei Andrastes Arsch, wie sieht es dann erst im Gesindeviertel aus? Ich sollte dort so schnell wie möglich vorbeischauen.

Die Flüchtlinge wurden beiseite gescheucht, damit Eamons Männer Platz hatten und durch die Straßen marschieren konnten.

Nicht weit entfernt von dem großen Marktplatz wurde auf den Befehl des Arls ein großes Tor heraufgezogen, das uns Einlass in das riesige Anwesen des Arls gewährte.

Ich besah mir das Anwesen und kam nicht umhin, abfällig zu lächeln. Ich war in meinem Leben so oft hier vorbeigekommen, habe auf das Anwesen gestarrt und gehofft, es einmal betreten zu können. Schließlich lagern dort bestimmt Unmengen an Schätzen.

Nun wird mein dummer kindlicher Traum wahr, doch er hat einen verdammt bitteren Beigeschmack. Und das viele Gold wird mich auch nicht mehr retten. Sollte es denn welches geben.
 

Gerade als Eamon den Ablauf des Landthings zu erklären versuchte, kam plötzlich eine aufgeregte Dienerin herbei geeilt. Aufgewühlt erzählte die Frau, dass Loghain vor unseren Toren steht – mit Sippschaft.

Gerade wollte ich in mein Gästezimmer stürmen, um meine Dolche zu holen, da kam er tatsächlich schon uns entgegen.

Etwas perplex sahen wir alle zu dem Regenten, der scheinbar furchtlos auf uns zueilte. Ihm folgten eine Frau, die ich noch von Ostagar kenne und ein mir unbekannter älterer Mann. Mit seiner Hakennase machte er sich aber jetzt schon bei mir unbeliebt. Er sieht aus wie ein gieriger Geier – und vermutlich ist er auch einer.
 

„Loghain, es ist… eine Ehre, dass der Regent Zeit findet, mich persönlich zu begrüßen“, sprach Eamon etwas überrascht, wegen dem plötzlichen Besuch.

„Wie könnte ich nicht einen so wichtigen Mann begrüßen, der jeden Lord aus dem Land aus seinem Anwesen ruft, während eine Verderbnis Ferelden bedroht“, entgegnete Loghain lächelnd, ganz im Gegensatz zu seinen scharfen Worten.

„Die Verderbnis ist der Grund, warum ich hier bin. Jetzt, wo Cailan tot ist, braucht Ferelden einen König, der es gegen die Dunkle Brut führt“, erwiderte Eamon so ruhig wie möglich.

„Ferelden hat bereits eine starke Führung. Seine Königin. Und ich führe ihre Armeen“, zischte Loghain etwas ungehaltener.

Mein Blick glitt zu Loghain, der mich nach wie vor nicht beachtete. Entweder ignoriert er mich vollkommen, oder er weiß nicht mehr, dass er mich damals in Ostagar niedergeschlagen hat. Es wird Zeit mich einzumischen und so für etwas mehr Feuer in diesem öden Gespräch zu sorgen. Sonst wird Eamon noch schlapp machen.

„Angesichts von Ostagar brauchen wir womöglich einen besseren General“, kommentierte ich spitz und erntete nun endlich Loghains uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

„Oh, die Rekrutin der Grauen Wächter.“ Sein Gesichtsausdruck war streng und beherrscht und sah nicht danach aus, als ob er sich freute, mich wiederzusehen.

Aber er erinnert sich doch an mich. Erstaunlich. Ich wusste, ich habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Dachte schon, dass wir uns wiedersehen. Verzeiht mir, dass unser letztes Treffen nicht so erfreulich war.“, entgegnete er wenig versöhnlich.

„Ich nehme keine Entschuldigungen von Deserteuren und Königsmördern entgegen“, meinte ich nun verächtlich.

„Hütet Eure Zunge“, warnte der Regent mich. „Das ist meine Stadt! Kein guter Ort für Worte des Verrats, ganz gleich wer sie äußert.“

Ich musste mich arg zusammen nehmen, um nicht zu lachen. Seine Stadt?

Denerim ist meine Stadt. Hier wurde ich geboren und habe mein ganzes Leben gekämpft und gelebt. Und in Denerim werde ich Logains Kopf abschlagen.
 

Teyrn Loghain wandte sich wieder an Eamon. „Es heißt, Eure Krankheit hätte Euch geschwächt, Eamon. Nicht wenige machen sich Sorgen, ob Ihr Ferelden weiterhin beraten könnt.“

„Krankheit? Warum nennt ihr es nicht Euer Gift?“, erwiderte der Arl und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht jeder auf dem Landthing wird seine Loyalität so schnell aufgeben, wie Ihr und diese Kriecher.“ Der Arl warf dem Mann mit Hakennase einen verachtenden Blick zu.

„Ihr wart lange nicht mehr am Hof, Eamon. Erkennt Ihr nicht Rendon Howe? Arl von Amaranthine und Teyrn von Highever?“, fragte Loghain und wedelte mit seiner Hand in Richtung Howe.

„Und seit Kurzem auch Arl von Denerim, nach Uriens unglücklichem Schicksal in Ostagar. Der Regent ist großzügig zu jedem, der seine Loyalität beweist“, sprach dieser plötzlich kriecherisch.

Howe…

Dieser Wiederling hat also Familie Cousland abgeschlachtet, nur um mehr Macht bekommen. Highever hat ihm anscheinend nicht gereicht, im Gegenteil. Nun besitzt er schon drei Titel!

Was will ein einzelner Mann nur mit so vielen Titeln? Anscheinend noch mehr… wenn die einmal anfangen, bekommen sie niemals den Rachen voll.

„Es scheint sich dieser Tage zu lohnen, ein Stiefellecker zu sein“, sprach ich dennoch amüsiert, als ich es mir bildlich vorstellte, wie Howe Loghain wohl sonst wohin kriecht, nur um noch mehr zu bekommen. Und Loghain gefallen wohl solche Spiele.
 

Cauthrien schritt dazwischen und stieß mich ein Stück zurück.

„Schweigt, Flegel! Höhergestellte unterhalten sich!“, fuhr sie mich an und ihre Hand legte sich um ihren Schwertgriff.

Loghain machte eine Einhalt gebietende Handbewegung. „Genug, Cauthrien. Nicht jetzt und nicht hier.“ Er wandte sich wieder Eamon zu.

„Ich wollte Euch dieses übereilte Vorgehen ausreden, Eamon. Unser Volk ist verängstigt. Unser König ist tot und unser Land wird belagert. Wir müssen uns vereinen, wenn wir diese Krise überstehen wollen. Eure eigene Schwester, Königin Rowan, kämpfte unermüdlich, um Ferelden wieder aufzubauen. Wollt Ihr, dass ihre Arbeit zerstört wird? Ihr teilt Ferelden und schwächt unser Vorgehen gegen die Verderbnis mit Euren eigennützigen Ansprüchen auf den Thron.“

„Welches Vorgehen gegen die Verderbnis? Ihr habt die Grauen Wächter zu Verrätern erklärt“, spie Alistair mit vor Zorn bebender Stimme, während ich dies nickend kommentierte.

Wegen diesem Aas wurden wir immer misstrauisch angeschaut! Dabei trugen wir nicht die geringste Schuld, immerhin hat Loghain kalte Füße bekommen und floh feige.

„Cailan vertraute auf die Stärke der Grauen Wächter gegen die Dunkle Brut, und wir alle wissen, wie weit ihn das gebracht hat. Reden wir lieber von der Wirklichkeit! Geschichten werden uns nicht retten.“, meinte der Regent nun barsch.

„Ich kann Euch nicht vergeben, Loghain“, erwiderte der Arl. „Der Erbauer vielleicht, aber ich nicht. Unser Volk verdient einen König aus der Theirin-Blutlinie. Alistair wird uns zum Sieg gegen die Verderbnis führen.“

Der Gedanke, das Alistair König werden würde brachte mich immer noch zum Schmunzeln. Aber er wäre besser als Cailan. Zumal er schon mehr Schlachten erlebt hat, als sein träumerischer Halbbruder.

„Der Kaiser von Orlais dachte ebenfalls, ich könne ihn nicht zu Fall bringen. Erwartet nicht mehr Gnade, als ich ihm gezeigt habe. Es gibt nichts, was ich nicht für meine Heimat tun würde“, sagte Loghain eiskalt. Mit diesen Worten wandte er sich um und seine beiden Lakaien folgten ihm in gebührlichem Abstand.
 

Gerade als ich schon dachte, es würde erst mal wieder etwas Ruhe einkehren, hörte ich plötzlich ein lautes Poltern und einen wütenden Schrei. „Howe!“

Verwirrt wirbelte ich herum und bemerkte nun die Cousland-Geschwister, die eiligst auf Howe zuliefen, die Gesichter wutentbrannt, das Schwert gezogen und ein mordlustiger Ausdruck blitzte in ihren Augen auf.

Howe erblickte die Geschwister, wirkte verdutzt, aber auf seinem Gesicht erschien augenblicklich ein ekelerregendes Grinsen.

Loghain musterte die beiden Cousland-Geschwister skeptisch. „Wer sind die, Eamon? Ich dachte, Ihr spielt nur für königliche Bastarde das Kindermädchen“.

Alistair schnaubte verächtlich. „Immerhin gebt Ihr es königlich zu“. Elissa trat mit ihrem Bruder vor, beide starrten Hasserfüllt zu Howe, während sie drauf und dran waren, sich auf die Hakennase zu stürzen.

„Fergus und Elissa Cousland! Die Teyrn von Highever“, rief Elissa bebend vor Zorn, starrte aber weiterhin Howe an. Dieser besah sich die beiden amüsiert, ohne die geringste Furcht.

„Die Couslands sind tot, die Howes stellen nun die Teyrn von Highever“, meinte er spöttisch, während ich bereits selber spürte, wie mir die Galle überläuft. Dieser Dreckskerl!

Fergus Cousland zog plötzlich schwungvoll sein Schwert und richtete es wutentbrannt auf Howe, der nach wie vor höhnisch grinste. „Ich verlange Blutrechte! Dieser Mann hat unsere Familie umgebracht!“, schrie der junge Mann zornig.

„Ihr habt keine Rechte, Verräter, eure Familie verlor alle Rechte, als sie sich gegen den König wandte“, meinte Hakennase ungetrübt. Fergus richtete seine Klinge blitzschnell auf die Kehle von Howe, der nun doch überrascht drein sah.

„Ich werde mit Freuden Eure Kehle durchtrennen“, hauchte er so eiskalt, dass ich beinahe zusammenzucken musste. Das war eine Ansage, die der junge Adlige ohne Zweifel wahr machen würde.

Und selbst wenn er scheitern würde, Elissa ist direkt hinter ihm, um das Werk ihres Bruders zu vollenden. Schon allein ihr jetziger Blick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Da ist nichts mehr von dem unsicheren und lieben Mädchen geblieben, da ist nur noch Mordlust.

Ser Cauthrien schritt nun dazwischen. „Ihr müsst sehr dumm sein, eine Morddrohung vor so vielen Zeugen zu verlauten“.

Loghain ging inzwischen einfach weiter. „Das reicht jetzt! Das Landthing wird entscheiden.“ Howe lächelte noch einmal selbstgefällig und ging dann erhobenen Kopfes mit Cauthrien mit. Die beiden folgten Loghain wie treue Köter.
 

Als die drei durch das Tor geschritten waren, ließen sie eine angespannte Stille zurück. Unsicher sah ich zu Elissa und Fergus, die nach wie vor zu dem Tor starrten, durch welches eben noch Howe gegangen war.

Elissa zitterte am ganzen Leib, während Fergus mit den Zähnen knirschte und sein Schwert sinken ließ. „Howe hat unsere Familie getötet. Ich darf ihn nicht davon kommen lassen!“, schrie er plötzlich und wollte gerade Hakennase hinterher rennen, da hielt Eamon ihm bestimmt an der Schulter fest und sah ihn eindringlich an.

„Das verlange ich auch nicht. Aber vergesst nicht, dass er durch Loghains Macht geschützt wird. Ich hätte nie gedacht, das Loghain Howe vertraut.“, ermahnte der Arl eindringlich.

Fergus wollte erst etwas erwidern, riss sich dann aber gereizt los und stapfte fluchend in sein Zimmer zurück. Elissa folgte ihrem Bruder kurz darauf. Im Gegensatz zu ihm blieb sie jedoch stumm.

Und das bereitete mir fast noch mehr Sorgen. Fergus lässt seinen Frust wenigstens raus, Elissa wird ihn in sich hineinfressen. Das ist nicht gut, sie wird daran noch zu Grunde gehen.

Kurz stieß ich Alistair gegen den Arm und deutete mit einem Kopfnicken an, er solle Elissa folgen. Zuerst stand er auf dem Schlauch – wie so öfters. „Alistair, Bewegung und tröste Elissa!“, zischte ich ihm leise zu. Schneller als gedacht war Alistair ihr tatsächlich nachgerannt.
 

Wynne blickte unsicher zu Eamon, der selbst nachdenklich den Blick abgewandt hatte. Er schien sehr besorgt. „Warum kam Loghain nur hier her?“, fragte die alte Magierin.

Eamon seufzte einmal schwer und sah nun zu mir und meinen Freunden. „Das weiß nur der Erbauer. Vielleicht ist er wahnsinnig. Ich dachte, eher fliegen Schweine, bevor sich Loghain Mac Tir gegen unseren König stellt“

Loghain Mac Tir fiel vielleicht ein fliegendes Schwein auf den Kopf, verlor dabei seinen Verstand und ist deshalb vollkommen wahnsinnig. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er Cailan einfach nur nicht mochte und Ferelden als sein Kind sieht, welches er ständig beschützen muss. Nur er allein. Und dabei ist er blind für das, was die wahre Bedrohung ist.
 

„Loghain ist also mächtig… was ist mit Howe?“, fragte ich an Eamon gerichtet. Dieser überlegte und strich sich dabei sorgenvoll durch seinen Bart. „Skrupellos, ohne Zweifel. Immerhin ließ er Familie Cousland beinahe vollständig auslöschen. Auch bezweifele ich, dass Arl Urien einfach so auf dem Schlachtfeld gestorben ist. Dieser Howe ist gefährlich, allerdings gerissener als Loghain vielleicht glauben mag. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen.“

Das würde ich nicht, aber ich werde ihm einen Spitznamen geben. Dann wirkt er doch nicht gleich so gefährlich, wie der Arl es mir Glauben machen will. „Hakennase“ passt ausgezeichnet zu ihm, sozusagen sein markantestes Merkmal.

Schmunzelnd drehte ich mich um und ging bereits die Stufen zu meinem Zimmer hinauf. „Ich werde mich in Denerim einmal umhören. Loghain behauptet es sei seine Stadt, aber da irrt er sich gewaltig“.

Leliana schien verwirrt. „Kallian, was hast du denn vor?“

Ich grinste amüsiert, als ich um die Ecke bog. „Mich unters Volk mischen.“
 

Unterdessen hatte ich mir ein einfaches bürgerliches Kleid angezogen und meine Dolche sicher in den Stiefeln verstaut. Schnell zerzauste ich noch leicht mein Haar und schmierte mir etwas Asche auf die Wangen.

Zufrieden sah ich in den goldverzierten Spiegel und musste grinsen. Ich sehe wieder aus wie früher! Nichts erinnert daran, dass ich ein Grauer Wächter bin. Ein einfaches Elfenmädchen, das durch die Straßen Denerims irrt, in der Hoffnung, jemand würde ihr etwas zu essen geben.

Bis ich demjenigen dann heimlich seinen Geldbeutel stehle. Eigentlich war das doch keine schlechte Zeit gewesen.
 

„Ich muss sagen, diese Aufmachung hat durchaus ihren Reiz“, sprach plötzlich Zevran amüsiert, als er hinter mir stand und mich musterte. Wie immer hatte ich gar nicht bemerkt, dass er sich in mein Zimmer geschlichen hatte.

„Ohh, in dieser Aufmachung war ich auch immer gereizt, das versichere ich dir“, meinte ich belustigt und zupfte nochmals das schlichte Kleid zurecht. Ich spürte bereits Zev warmen Atem auf meinem Hals, als ich ihn lachen hörte. „Das hat den größten Reiz überhaupt, meine Liebe.“

Kopfschüttelnd drehte ich mich zu ihm um und schmunzelte. „Warum überrascht mich das jetzt eigentlich nicht? Du hast ja ständig versucht, mich auf die Palme zu bringen.“

Sein Grinsen bekam bereits wieder einen unanständigen Ausdruck, als er seine Augenbraue hochzog. „Ah, ich habe lediglich versucht, dich aus der Reserve zu locken. Und das geht nur, wenn ich die kleine aggressive Wildkatze in dir wecke.“

„Ja, das hast du ja meisterlich geschafft. Es ist aber nicht leicht, mich zur Weißglut zu treiben“, lobte ich ihn und musterte ihn kurz ausgiebig. Irgendwie kommt mir da gerade eine Idee…

„Hm, treiben ist ein gutes Stichwort, nicht wahr?“, hauchte er plötzlich in mein Ohr und ließ mich überrascht aufsehen. Dass er immer gleich alles so wörtlich nehmen muss!

Ich drehte mich wieder zu ihm um und sah ihn siegessicher an. „Pass mal auf, ich werde jetzt losgehen und du kommst mit!“

Zevran sah gespielt geschockt drein. „Was? Du bestimmst einfach über meinen Kopf hinweg, ohne dass ich dagegen etwas sagen kann?“ Schulterzuckend machte ich daran, seine Lederrüstung auszuziehen. „Wenn du eine Beschwerde einreichen willst, dann schreib einen Brief. Ich beschäftige mich dann später damit“, meinte ich amüsiert.

Er lachte dunkel auf und ergriff meine Hand, die gerade dabei war, störende Schnallen zu lösen. Skeptisch schielte ich zu ihm, als seine andere Hand auf meinen Hintern ruhte.

„Ich will nur, das du dich umziehst.“, stellte ich schnell klar und zog kurz eine Augenbraue hoch. War ja auch mal wieder eindeutig zweideutig gewesen.

„So? Was soll ich denn anziehen? Hautenges Leder?“

Schnell warf ich ihm eine einfache bürgerliche Kleidung ins Gesicht und fing an zu kichern. „Apropos Leder. Das lässt du alles schön hier. Wir werden praktisch in der Menge verschwinden, je weniger auffälliges an uns ist, desto besser. Hier tragen Elfen keine Lederstiefel aus Antiva.“

Zev betrachte mit großer Missgunst die mufflige Kleidung und verzog angewidert das Gesicht. Die schiere Freude war ihm durchaus anzusehen.

Feixend vergrub ich meine Hände in seinem Haar und sah ihn an. „Deine Frisur müssen wir auch ändern.“ Ich wuschelte durch sein seidiges Haar und zerzauste es vollkommen. Ehe ich jedoch wieder meine Hände zurückziehen konnte, packte er mich an den Handgelenken und drückte mich blitzartig gegen die Wand hinter mir.

Etwas überrumpelt sah ich Zevran an, als er nah vor meinem Gesicht war und mich kritisch beäugte. „Du hast etwas vergessen, meine Liebe. So sehr wie du mich nun verunstaltet hast… so sehr wirst du mich dann auch wieder herstellen. Verstanden?“, schnurrte er in mein Ohr und wickelte eine meiner Haarsträhne um seinen Finger.

Das klang eher nach einer Anordnung, anstatt einer Bitte. Verstimmt zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Was meinst du? Soll ich dir etwa wieder die Haare frisieren und dich wieder umziehen?“

Er grinste erneut schadenfroh. „Genau das“, hauchte er gegen meine Lippen. „Und ich erwarte eine Glanzleistung.“

Kurz rollte ich mit den Augen, musste dabei aber grinsen. „Meinetwegen, wenn du denn dann endlich mitkommst.“ Er war einfach unverbesserlich, aber so war es eigentlich auch immer lustig mit ihm gewesen.
 

Nachdem wir beide uns endlich umgezogen hatten und ich Zevran erneut versprach, dass ich ihn dann umziehen werde und sonst noch für Dinge mit anstellen werde, waren wir endlich bereit, ins Gesindeviertel aufzubrechen.

Kichernd besah ich mir Zev, als wir die Stufen hinab zum Tor stiegen. Er sah tatsächlich aus wie ein Elf aus dem Gesindeviertel, lediglich seine Tätowierung im Gesicht offenbarte, das dieser Elf anders ist. Gut, dass er langes Haar hat, damit lässt sich das Zeichen wenigstens gut verstecken.

„Du findest es also ziemlich belustigend, mich so zu entstellen. Dafür sollte ich dir eigentlich –“ fing Zevran plötzlich lauernd an, wurde aber je unterbrochen, als ein älter Mann auf uns zueilte. „Hey! Elfen! Bringt mir sofort mein Essen auf mein Zimmer!“, sprach er barsch und stieß uns grob dabei zur Seite, als er in sein Zimmer eilte.

Verdutzt sah ich ihm hinter her, bis mir bewusst wurde was dieser Shemlen gerade befohlen hat! Wut kochte in mir hoch und ich war drauf und dran, diesem Idiot hinterher zu rennen und ihm ordentlich den Marsch zu blasen. Was fällt dem eigentlich ein?!

Ich tat bereits einen Schritt in die richtige Richtung, da hielt mich Zev am Handgelenk fest und sah mich gelassen an. „Du siehst wieder wie eine kleine aggressive Wildkatze aus. Willst du deine Energien wirklich für so etwas verschwenden?“

Perplex sah ich drein. Stört es Zevran denn überhaupt nicht, was sich dieser elende Mensch da erlaubt hat? Nur weil wir gerade etwas verschmutzt sind, ist das noch lange kein Grund, uns wie Dreck zu behandeln!

Gerade als ich ihm genau das sagen wollte, verschwand Zev einfach Richtung Küche. Mit offenem Mund starrte ich zu dem blonden Elfen, als dieser mit einem gut gefüllten Teller wieder auf mich zutrat.

Er grinste mich amüsiert an und schien sich daran zu ergötzen, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Dann holte er plötzlich ein kleines Fläschchen aus seiner Seitentasche heraus, welches mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war.

„Rohe Gewalt ist durchaus amüsant, Kallian. Aber es gibt Schlimmeres als schmerzende Wunden“, sprach Zevran rätselhaft, während ich ihn dabei beobachtete, wie er ein paar Tropfen der Flüssigkeit auf das Essen verteilte.

Dann ging er grazil wie eh und je in das Zimmer dieses widerlichen alten Shems. Immer noch stand ich starr da und war nicht in der Lage, mich zu bewegen.

Beim Erbauer, was genau hat er da eigentlich vor?!
 

Mit einem breitem Grinsen im Gesicht kam er wieder auf mich zu. „Nun fängt der Spaß erst richtig an“, sprach er amüsiert und zog mich mit in die Zimmer der Diener. Immer noch verwirrt folgte ich ihm und starrte auf seinen Hinterkopf. „Sag mal, was genau hast du vor?“, fragte ich unsicher.

Wir blieben vor einem jungen brünetten Dienstmädchen stehen, das gerade dabei war, das Besteck zu putzen. Kurz musterte sie uns skeptisch, dann schien sie mich doch zu erkennen. „Grauer Wächter! Was für eine Ehre, dass Ihr uns hier unten besucht“, sprach sie aufgeregt und lächelte uns zögerlich an.

Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande, denn ich überlegte fieberhaft, was für ein verrücktes Spiel Zev schon wieder spielt. Und was er damit bezwecken will.

„Ihr müsst umgehend sämtliche Nachttöpfe im Anwesen reinigen und sie für circa zwei Stunden in einem Kräuterbad lassen… denn sie sind alle mit der Verderbnis verseucht, ist es nicht so, Wächter?“, fragte Zev mich erschüttert, sodass ich nun aus meiner Starre erwachte.

Kurz sah ich ihn zweifelnd an, nickte der Dienerin aber schließlich zu. „Umgehend. Ich kann die Plage genau dort spüren! Aber wenn Ihr schnell alles bereinigt, wird niemand an der Verderbnis sterben.“

Die junge Frau sah mich zu Tode erschrocken an. „Beim Atem des Erbauers! Das ist ja schrecklich, ich werde sofort dafür sorgen, dass die Verderbnis sich nicht ausbreiten wird, Wächter“

Ich sah sie ernst an. „Das Überleben des Arl hängt davon ab“, meinte ich besorgt. Sofort eilte das arme Ding wie von der Tachantel gestochen hinaus, um ihr Werk zu tun.
 

Es dauerte nicht lange und Zevran brach in schallendes Gelächter aus. Mehr als skeptisch schielte ich nun zu ihm und verschränkte die Arme vor Brust. „Ich weiß ja, dass Nachttöpfe schon mal verseucht sein können… aber dass sie mit der Verderbnis verunreinigt sind, ist das Verrückteste, was ich je gehört habe“

Zevran grinste erheitert zu mir und strich sich geschmeidig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Meine Liebe, hast du es immer noch nicht verstanden?“, fragte er süffisant.

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und versuchte angestrengt, Zevrans verwirrendes Spielchen zu durchschauen. Der Elf musterte mich „Du bist doch ein kluges Mädchen, also überlege.“

Also… er hat diesem blöden Shemlen irgendetwas ins Essen gegeben und nun beauftragt, die Nachttöpfe für eine gewisse Zeit unter Verschluss zu halten.

Könnte bedeuten, dass ihm das Essen nicht bekommt und er sich schnell entleeren muss. Allerdings schlecht, wenn kein Töpfchen dafür vorhanden ist.

Augenblicklich bildete sich ein Grinsen auf meinen Lippen, als ich begriff, was Zevran Schönes zustande gebracht hat. „Beim Erbauer Zevran, du bist lächerlich genial“, hauchte ich beinahe ehrfurchtsvoll.

Dieser elende Shemlen wird bestimmt leiden, mehr sogar, als wenn ich ihm dafür einen Tritt in die Weichteile gegeben hätte.

„Natürlich, hast du je etwas anderes erwartet?“, fragte er und zog mich plötzlich dicht an sich heran. Ich grinste vergnügt. „Nein, könnte ich niemals“, antworte ich wahrheitsgemäß und küsste ihn einfach.

Diese Idee wäre mir nie gekommen. Nun verstehe ich auch endlich, was Zev gemeint hatte. Vermutlich wird dieser elende Adlige am Ende selbst noch besch-
 

„Was habt ihr beiden denn da an?“, flötete Leliana kichernd, worauf ich mich erschrocken von Zev löste. Dass diese Bardin auch immer dann auftauchen muss, wenn man überhaupt nicht mit ihr rechnet!

„Die typische Kleidung eines Elfen.“, sprach ich frustriert und blickte Leliana dabei giftig an. Die Rothaarige schien sich daran nicht zu stören und musterte Zevran. „Wisst Ihr Zevran, Ihr könnt einfach alles tragen.“

Zev lachte belustigt auf. „Und Ihr, meine liebreizende Leliana, tragt am besten gar nichts.“ Leliana kicherte, während ich grummelnd zu Zevran schielte. Dieser grinste mich entwaffnend an. „Eine klare Feststellung.“

Ich schüttelte nur den Kopf. „Wie dem auch sei, wir machen uns jetzt auf den Weg. Sagt den anderen, wir werden erst morgen wieder im Anwesen sein.“

Damit drehte ich mich um und ging Richtung Tor. Zev folgte mir kurz darauf, während ich Leliana noch fröhlich „Viel Spaß!“ rufen hörte.
 

Der Weg zum Gesindeviertel war alles andere als einfach, ständig musste ich aufpassen, nicht über irgendwelche Flüchtlinge zu fallen, die am Wegesrand vor sich hin vegetieren. Ob sich im Gesindeviertel welche aufhalten, bezweifele ich. Die würden dort nämlich wirklich ihr letztes Hab und Gut verlieren.

Ich ging mit Zev über die Brücke, die das Gesindeviertel vom Rest Denerims trennte und verdrängte wie so oft den Gedanken an Mutters toten Körper im Regen. Alles nur wegen diesen Shems!

„Sieh an, das Heimweh plagt dich, nicht wahr?“, fragte Zevran amüsiert, als er mein wohl trübsinniges Gesicht betrachtete. Sofort sah ich zu ihm und leckte mir kurz über meine trockenen Lippen.

„Schon. Das Gesindeviertel vermisse ich nicht, aber meine Familie. Sie sind… fast… das Einzige, was mir überhaupt etwas bedeutet.“, antworte ich und betrachtete mit Ekel den totgeschlagenen Hund, der am Wegesrand lag. Geliebtes Zuhause.

„Außerdem werden wir hier Informationen über Howe bekommen. Wenn er der neue Arl von Denerim ist, dann musste er dafür über Leichen gehen. Oder er geht immer noch“, sprach ich weiter und ein mir bekannter Geruch umwehte die Nase. Gülle und vermodertes Holz.

Ich war endlich wieder daheim.

„Sag, warum sollte ich eigentlich mitkommen?“, fragte mich Zevran nach kurzem Schweigen.

„Na, du bist mein Leibwächter. Hier lauern überall böse Buben“, meinte ich amüsiert, doch Zevran lachte dunkel auf, woraufhin ich mich wieder innerlich ohrfeigte. Ich vergaß… er ist der böseste Bube von allen.
 

Als ich vor meinem Elternhaus stand, biss ich mir nervös auf die Lippen und spielte nachdenklich mit meinen Fingern. Zwar hüpfte mein Herz vor Freude, dennoch verspürte ich etwas Angst.

Solange habe ich sie nicht gesehen und dennoch könnte alles mit ihnen passiert sein. Auch wenn ich hoffe, dass es nicht so ist…

„Was ist? Worauf wartest du? Ich sehe dir regelrecht an, dass du am liebsten rein rennen würdest“, meinte Zev belustigt und öffnete nun einfach die Tür, ohne vorher anzuklopfen.

Fast schon entsetzt sah ich zu ihm, konnte aber nichts weiter sagen, da mir bereits eine zu vertraute Stimme entgegen rief. „Verschwindet! Wir kaufen nichts!“

Shiannis liebliche Stimme, ohne Zweifel. Ehe ich selber darüber nachdenken konnte, stürmte ich in die alte Hütte. „Shianni?“, rief ich aufgeregt und sah mich ruhelos um.

„Base!“, sie kam geradewegs um die Ecke gestürmt und warf sich mir freudestrahlend entgegen. Schnell drückte ich sie an mich und spürte bereits, wie mir die Tränen aufstiegen. Es tat einfach so gut, sie endlich wieder an mich drücken zu können.

Ich strich über ihre Wange und sie sah mich lächelnd an, während eine kleine Träne über ihre Wange kullerte. „Wie geht es dir?“, fragte ich besorgt und musterte sie genau. Sie schien gesund und keine äußerlichen Verletzungen zu haben.

„Es geht uns allen gut, mein kleines Mädchen“, hörte ich Vaters Stimme. Überrascht sah ich auf und entdeckte ihn neben den Kamin stehend. Er lächelte mich warm an und zeigte keine Anzeichen von Krankheit, wie bei meinem letzten Besuch.

Shianni ließ mich los und grinste mich vergnügt an. „Du kommst uns besuchen, das müssen wir feiern. Ich habe hier noch irgendwo eine Flasche Wein rumstehen.“

Schnell eilte ich zu Vater und sah ihn mit großen Augen an, dann umarmte ich ihn herzlich und musste nun doch kurz schniefen, als er mir beruhigend über den Rücken strich. Lächelnd genoss ich das Gefühl, ihn endlich wieder um mich zu haben.

„Und wer bist du? Irgendwo habe ich dich schon mal gesehen“, fragte Shianni plötzlich misstrauisch und ich ahnte dunkel, wen sie gerade ansprach.

„Ich? Nur ein Freund mit gewissen Vorzügen“, sprach Zev ehrlich, doch das Grinsen konnte ich bereits sehen, ohne ihn anschauen zu müssen.

Sofort drehte ich mich um und sah ihn mahnend an, er jedoch grinste mich diebisch wie immer an. Es schien ihm zu gefallen, das Shianni nicht so recht verstehen wollte, was er meinte. Das war auch gut so, niemand soll es wissen.

Vater… wird aus allen Wolken fallen. Und der Rest vermutlich auch.

„Mit gewissen Vorzügen? Soll das heißen du polierst ihre Dolche oder so etwas?“, fragte meine kleine Base skeptisch, während ich spürte wie Vater durch mein Haar strich.

Unsicher sah ich zu ihm auf, doch er lächelte mich warm an. „Dein Haar ist länger geworden… nun siehst du wirklich aus wie deine Mutter“.

Verlegen sah ich zu Boden und wäre im nächsten Augenblick am Liebsten darin versunken.

„Das bedeutet, ich bin Ihr Geliebter. Das ist alles.“ Es folgte Schweigen und ich spürte augenblicklich, wie Vater zu einer Statue erstarrte.

Ich schwöre, ich werde diesem verdammtem Meuchelmörder persönlich den Arsch versohlen. Argh, vermutlich gefällt ihm das ja sogar.
 

„Zevran? Was macht Ihr denn hier?“, fragte plötzlich Sorris und ich sah überrascht drein, als er draußen mit Alarith stand und den blonden Elfen musterte.

„Nur für etwas Unterhaltung sorgen“, antworte Zevran unschuldig, während die beiden die kleine Hütte betraten und mich dann überrascht ansahen.

„Kallian! Du bist wieder hier“, rief Sorris begeistert und umarmte mich stürmisch. Beinahe blieb mir dabei die Luft weg, doch erwiderte seine Umarmung ebenso. Ein Glück, dass ich alle noch einmal wiedersehen kann.

„Nun, du kommst also wieder rechtzeitig zum Essen vorbei.“, stellte Alarith fest und legte einen Korb auf den alten knarrenden Tisch ab. Dieser war gefüllt mit allerlei Essen, vermutlich aus seinem kleinen Laden.

Kurz grinste ich schief und nickte. „Immer da, wenn es etwas zu Futtern gibt. Das wird sich nie ändern.“

Er musterte mich, dann erwiderte er mein Grinsen ebenso.

„Moment! Moment!“, rief Shianni mit roten Kopf dazwischen und sah mich an.

„Der…“, sie zeigte demonstrativ auf Zevran, „…ist dein Geliebter?“, fragte sie nochmals unsicher nach. Anscheinend konnte sie es sich nicht so recht vorstellen, dass es ein Mann mit mir aushielt. Manchmal kann ich es ja auch nicht so recht glauben.

„Klingt komisch, ist aber so“, gab ich schließ zu und blickte in Shiannis entsetztes Gesicht. Zuerst sagte sie nichts, dann stürmte sie einfach auf Alariths Korb zu und holte eine große Weinflasche hervor.

Beim Erbauer, das kann nur nach hinten losgehen. Vermutlich will Shianni aber nichts anderes, der Schock scheint zu groß zu sein.

Sorris sah überrascht drein. „Dein Geliebter… heißt das…, eh…“

Ich seufzte leise und sah zu Shianni. „Stell jedem einen Krug hin, heute trinken wir alle.“

Dabei wird auch Sorris auffällig rot, ihm scheint das Thema recht peinlich zu sein. Pah, mir war das niemals peinlich, ich war steht’s die Ruhe selbst… oder auch nicht.

Nein, ich habe mich ja noch schlimmer angestellt als die beiden zusammen. Ein Wunder, dass Zev es dennoch mit mir durchgezogen hat, er muss auch etliche Nerven verloren haben.
 

Der blonde Elf kam nun doch grinsend ins Haus und stellte sich neben mich. „Deine Familie scheint ein klein wenig geschockt“, flüsterte er mir durchaus zufrieden zu. Grimmig blickte ich zu ihm auf. War ja klar, dass er es lustig findet.

„Hättest du es nicht irgendwie umschreiben können?“, fragte ich verstimmt, doch er zuckte nur die Schultern. „Etwa, dass ich dich zur Frau gemacht habe? Vermutlich wäre das noch besser angekommen… ich sollte das auch erwähnen.“

„Bitte nicht!“, schrie ich fast erschrocken und erntete nun alle Blicke. Zevran sah unschuldig zu mir und grinste höchstwahrscheinlich in sich hinein.

Bei Andrastes wirrem Haar, ich brauche Alkohol! Kommentarlos begann ich damit, den Tisch zu decken, um mich irgendwie abzulenken und nicht in die Gesichter der anderen blicken zu müssen.

Warum habe ich Zevran noch einmal mitgenommen?!
 

Schließlich war der Tisch gedeckt, Alarith versuchte die ganze Zeit, mir Fragen über Zevran zu stellen, doch ich blockte schnell ab. Es wäre besser, wenn sie nicht alles wissen… zum Beispiel, das er mich erst umbringen wollte.
 

Während wir alle aßen, herrschte Schweigen am Tisch und ich sah stur auf den Teller. Immerhin schmeckt Alariths Wurst gut. Sie schmeckte auch schon mal nach Ratte, diesmal scheint wirklich ein Schwein dafür gestorben zu sein.

„Also, wann ist dann die Hochzeit?“, knallte Alarith plötzlich einfach raus, sodass ich mich beinahe am Wein verschluckt hatte. Ist der noch bei Sinnen?!

„Das würde ich auch gerne wissen“, stellte Shianni klar und sah mich forschend an, während ich endlich wieder zu Luft gekommen war.

„Jetzt dreht sich mein einziges Anliegen um die Verderbnis, dafür habe ich keine Zeit“, meinte ich gereizt.

Vater sah mich nun besorgt an und legte sein Besteck nieder. „Die Verderbnis hat sich schnell ausgebreitet, überall sind Flüchtlinge. Ich mache mir jeden Tag große Sorgen um dich, diese Monster sind gnadenlos.“

Erst wollte ich etwas erwidern, da mischte sich auf einmal Zevran einfach ein. „Oh, keine Sorgen. Ich kümmere mich schon darum, dass ihr nichts passiert. Schließlich bringt sie sich oft genug selbst in Gefahr“, sprach Zev diesmal, allerdings war da weniger Spott herauszuhören als sonst.

„Danke, nett von dir“, meinte ich trocken und trank sämtlichen Wein leer. Als ob ich mich selbst in Gefahr bringen würde! Meine Gegner bringen sich eher selbst in Gefahr, wenn ich sie dann erst mal richtig vermöbele.

Zevran grinste leicht. „Immer wieder gerne, meine Liebe.“

Ich erwiderte darauf nichts, sondern schenkte mir einfach nach. „Wie dem auch sei… ich habe gehört, Howe hat jetzt das Sagen in Denerim?“

Musternd sah ich zu meinem Vater, immerhin ist er einer der Schlossdiener. Er wird bestimmt schon das eine oder andere über Howe gehört haben. Und alles müssen wir gegen ihn verwenden. Aber erst einmal brauche ich mehr Informationen.

Er blickte mich nochmals besorgt an. „Du gehst nicht dort rein. Es ist viel zu gefährlich dafür!“ Sofort verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah bockig zu meinem Vater. „Verdammt, ich habe schon gegen Oger gekämpft. Da werde ich ja locker mit einem Shemlen fertig werden. Außerdem gehe ich ja nicht allein. Zev kommt mit und viele andere.“

Vater schüttelte den Kopf und schob seinen leeren Teller zur Seite. „Das ganze Schloss ist voller Wachen, Howe hat sie alle neu eingestellt. Niemand kommt da einfach so rein. Oder wieder raus.“

Schmunzelnd strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als ich meinen Vater ansah. Wie immer meint er es gut, aber das wird uns nicht vor der Verderbnis retten.

„Außerdem foltert er die Leute, die zu viele Fragen stellen oder ihm in Weg stehen. Ich habe bereits Schreie von dort unten aus den Kerkern gehört, die hättet Ihr Euch nicht vorstellen können.“, sprach Vater aufgeregt und ergriff nun meine Hand.

Er foltert die Leute? Anscheinend hat sich viel Frust bei ihm angestaut, die er nun in dieser gnädigen Beschäftigung nachkommt. Pah, mit der Hakennase wäre mir auch nach Schreien zu Mute!

„Wie gesagt, ich muss dort hin. Weiß eigentlich jemand, was mit diesem Widerling Vaughn passiert ist?“, fragte ich in die Runde, doch alles was ich bekam, war Kopfschütteln.

„Seit du damals gegangen bist, haben wir ihn nicht mehr gesehen. Auch nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht hat Howe ihn auch getötet. Wünschen würde ich es auf jeden Fall!“, meinte Shianni nun wütend.

Stimmt, das wäre das einzig Gute, was ich Howe noch abgewinnen könnte. Ein perverser Adliger weniger, dafür kam ein Anderer. Beim Erbauer, die sterben wohl nie aus!
 

Vater sah mich besorgt an und strich mit seiner Hand über meinem Handrücken. Er schien gemerkt zu haben, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Ich würde so oder so zu Howe gehen. Seine Zustimmung musste ich mir dafür nicht holen.

„Howe bezahlt die Gehälter nicht, meinen übrigens auch nicht. Deswegen stehen jeden Tag unzählige Leute vor seinen Toren und wollten endlich ihr Geld. Diesen Tumult könntet ihr ausnutzen, um unbemerkt ins Schloss zu gelangen.“, sprach er und ließ mich neugierig aufblicken.

Er bezahlt nichts? Und Vater bekommt auch nichts? Nun, dann wird es wahrlich Zeit, ihm einen kleinen Besuch abzustatten. Als Pfändung nehme ich seinen Kopf.

„Danke, Vater“, meinte ich lächelnd, doch er sah nach wie vor besorgt aus. Bestimmt bereut er, dass er es mir gesagt hat.

Genau so war es auch, doch ich schenkte mir wieder Wein nach. Solange, bis ich mal wieder betrunken halb unter dem Tisch lag. Zevran war so großzügig und brachte mich in mein altes Bett.

„Kommst du auch mit rein?“, fragte ich gähnend und beschwipst, doch er grinste erneut süffisant. „Und dein Erzeuger? Was soll er davon denken, hm?“

Ich seufzte nur frustriert. „Mir doch wurscht, er weiß mittlerweile, dass es mit mir nicht leicht ist. Wird er schon verkraften.“

Zevran lachte amüsiert und stieg schließlich zu mir ins Bett.

Zufrieden schmiegte ich mich an ihm und lauschte dem Schlag seines Herzens. Immer noch umgab ihn dieser Duft nach Leder, obwohl er keinen trug. Typisch Zev.

Ich war bereits schon leicht weggedämmert, als mir etwas einfiel. „Du... Zevran“, murmelte ich verschlafen. „Was denn?“, meinte er auch schon ein klein wenig dösig.

„Wenn das hier alles vorbei ist, dann… würde ich gerne mit dir nach Antiva gehen.“

Ehe er jedoch darauf antworten konnte, war ich bereits tief und fest eingeschlafen. Verdammter Alkohol!
 

Ich erwachte am nächsten Morgen als Erstes. Mein Schädel schmerzte etwas, vermutlich wegen diesem billigen Fusel, den sie hier als Wein bezeichnen.

Grummelnd erhob ich mich aus dem alten staubigen Bett und blickte nochmal kurz zu Kallian. Sie schlief nach wie vor wie ein Stein. Was kein Wunder ist, bei der Menge, die sie getrunken hat. Vermutlich wird sie heute von selbst zur aggressiven Wildkatze werden, die Kopfschmerzen werden sie wahnsinnig machen.

Gerade als ich meine Kleidung wieder halbwegs richtete und ich meine Haare wenigstens mit den Händen kämmen wollte, hörte ich plötzlich Schritte.

Ich blickte auf und sah Kallians Vater, der ruhig auf seine schlafende Tochter blickte und dann schließlich zu mir.

Ach, da bahnt sich schon wieder etwas an, wofür ich jetzt nicht die geringste Energie habe. „Ist das wahr, was Ihr gestern erzählt habt?“, fragte er nach.

„Natürlich, warum sollte ich lügen?“, antworte ich skeptisch.

Cyrion musterte mich skeptisch, dann sah er wieder zu seiner Tochter. Und just in diesem Moment, blitze etwas in seinen Augen auf, was ich noch nie zuvor gesehen habe.

Ist das etwa die berüchtigte Liebe? Nun, immerhin ist sie sein Kind. Da kann das durchaus mal vorkommen.

„Sie hat ihren eigenen Kopf, so war sie schon immer“, fing der Grauhaarige plötzlich an und ließ mich aus meinen Gedanken zurück zur Realität finden.

„In der Tat“, meinte ich amüsiert und lehnte mich locker gegen die Wand. Sie hat mehr als einmal bewiesen, dass ihr Dickkopf zum Wände einreißen gedacht ist. Cyrion schritt nun weiter auf mich zu und ließ mich dabei nicht aus den Augen.

Gelassen sah ich ihn an und musste feststellen, dass seine Augen die von Kallian waren. Dasselbe leuchtgrün wie ihre. Durchaus amüsant.
 

„Ich habe nur eine Bitte an Euch, Zevran.“, fing Cyrion ernst an und sah mich unverdrossen an. „Passt bitte gut auf mein kleines Mädchen auf. Sie tut so stark…aber sie ist immer noch ein halbes Kind und sehr verletzlich.“

Tz, als ob ich das nicht selbst wüsste. Ich sehe es ihr oft genug an, auch wenn sie es verzweifelt zu verbergen versucht. Kallian braucht Schutz… meinen Schutz. Und ich gab ihr damals schließlich meinen Schwur. Den werde ich auch halten, auch wenn sie mich längst davon entbunden hat.

„Nun, ich werde dieser Bitte nachkommen“, versprach ich schließlich, woraufhin Cyrion erleichtert lächelte. „Habt vielen Dank, Zevran. Ihr seid hier jederzeit willkommen.“

Nun, diese Bruchbude werde ich jedenfalls nicht freiwillig betreten. An den Geruch werde ich mich niemals gewöhnen und an die kleinen widerwärtigen Mitbewohner auch nicht. An gar nichts hier, wenn ich es recht bedenke. Ach, ich vermisse Antiva.

Ich werde wohl erst mal ein Bad benötigen, das steht jedenfalls fest.
 

Plötzlich gähnte Kallian laut und streckte sich. „Scheiße, mir brummt der Schädel!“, maulte sie ungehalten und drückte sich das Kissen auf ihr Gesicht.

Grinsend beobachte ich sie dabei, wie sie leise vor sich her fluchte. Eindeutig zu viel Alkohol.
 

Später verabschiedete sich Kallian schweren Herzens von ihrer Familie, versicherte aber, nochmal vorbei zu schauen. Während ich sie dabei beobachtete, musste ich kurz an meine Mutter denken.

Wenn sie nicht bei meiner Geburt gestorben wäre, wo wäre sie dann wohl? Und wo wäre ich? Vermutlich würde ich hier nicht stehen, sondern irgendwelche Dienste in Freudenhäusern anbieten.

„Lass uns gehen“, meinte Kallian frustriert und massierte ihre Schläfe, als wir wieder über die Brücke zurück auf den Marktplatz gingen. Amüsiert musterte ich sie, als sie grimmig drein sah.

„Warum guckst du so?“, fragte der Rotschopf schnippisch und ich grinste erneut. „Alkohol verträgst du nie besonders gut.“

Sie murrte wieder und sah stur geradeaus. „Und warum hast du mich dann nicht davon abgehalten, die ganze Flasche auszutrinken?“

„Weil der Morgen danach immer göttlich ist. Zumindest für mich“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Schön, dass wenigstens einer seinen Spaß hat“, meckerte das Elfenmädchen vor sich her und brachte mich zum grinsen. In der Tat, sehr schön.

Gerade als wir den Marktplatz betraten und versuchten uns durch die Flüchtlinge zu drängeln, beschlich mich plötzlich ein Gefühl. Als würde ich beobachtet werden.

Schnell sah ich mich unauffällig um und entdeckte unter einer Plane stehend einen Mann. Er hatte dieselbe gebräunte Haut wie ich und trug einen Drei-Tage-Bart. Obwohl er einen Mantel trug und sich zu verbergen versuchte, erkannte ich ihn sofort wieder.

Talisien. Mein alter Waffenbruder… und einiges mehr. Und eine verdammte Krähe!
 

Er sah sich so aufmerksam in der Menge um, dass er nach irgendetwas zu suchen schien. Ehe ich meinen Blick jedoch abwenden konnte, hatte er mich bereits entdeckt.

Sein Grinsen wurde breit als er mich entdeckte und geradewegs auf mich zulief.

Kallians Verkleidungsidee hat nichts gebracht, das war abzusehen. Alles was ich mithabe, ist der kleine Dolch in meinem Stiefel.

Würde reichen Talisien die Kehle durchzuschneiden, aber…

Schnell blickte ich mich nochmals auf den Marktplatz um. Hier wimmelte es geradezu vor Krähen, die einen besser verkleidet als die anderen. Dennoch konnte ich sie genau erkennen… nach all den Jahren der Ausbildung.
 

Tz, Braska! Sie haben irgendetwas Großes vor. Vermutlich ihren Auftrag zu Ende führen.

Mein Blick fiel auf Kallian, die fluchend über einen alten Mann fiel und nun ihre schlechte Laune an ihm ausließ. Sie hatte nichts von der Gefahr bemerkt.

Würde sie vermutlich auch nicht, bis es zu spät ist. Dafür sind die Krähen berühmt.

Tz, ich muss sie schnell in das Anwesen zurück bringen, dort ist sie schließlich erst einmal sicher.

Wenn Taliesin jedoch sieht, dass ich mitgehe…

Mein Blick fiel auf ihn, er hat sich fast zu mir durchgekämpft. Dann wird er Kallian töten, mich hat er schließlich auch erkannt. Und Kallian verhält sich gerade sowieso auffällig wie immer!

Angst durchflutete mich plötzlich, obwohl es hier immerhin nicht um mein Leben ging. Vielleicht auch, aber das kümmerte mich gerade nicht so sehr wie ihres.

Er tötet sie... ohne Spielereien vorher. Talisien macht sich keinen Spaß daraus wie ich.
 

Ich packte den Rotschopf plötzlich am Handgelenk und hielt sie gut fest. Überrascht sah sie zu mir auf, doch ich wartete nicht lange.

„Ich werde nun gehen. Dieses Ferelden ödet mich hier und den Erzdämon wirst du ohne mich erschlagen. Schließlich werfe ich doch nicht einfach so mein Leben weg“, meinte ich eiskalt, woraufhin sich bei ihr erschrocken die Augen weiteten.

„Das… du machst Witze? Was soll das plötzlich?“, fragte sie verwirrt und lächelte unsicher.

Tz, Kallian…

Ich stieß sie grob weg, sodass sie zu Boden fiel. Erschrocken sah sie zu mir auf, doch ich drehte mich bereits um, damit Talisien sie nicht sehen konnte

„Verschwinde, du langweilst mich. Mehr als dich ein paar Mal ins Bett zu bekommen reicht. Aber nun hatte ich meinen Spaß und ich habe keine Lust, mich länger mit dir abzugeben, schließlich gehst du mir gewaltig auf die Nerven.“

Vollkommen fassungslos starrte sie mich an, ich sah es aus den Augenwinkeln… und irgendwie schmerzte es mir, ihr das zu sagen.

„Ich will dich nie wieder sehen.“

Es dauerte nicht lange und ich hörte wie sie plötzlich hektisch aufsprang und losrannte. Die Flüchtlinge über die sie rannte, schimpften noch.
 

Gerade noch rechtzeitig, denn Talisien stand nun grinsend vor mir. „Der große Zevran. Ich wusste du lebst“, sprach dieser beinahe höhnisch.

Ich grinste ihn süffisant an und leckte kurz über meine trockenen Lippen.

„Hast du etwas anders erwartet?“



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