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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Geschichten und wildes Getier

Perplex sahen wir zu dem weißen Wolf, der auf dem schneebedeckten Hügel musternd zu uns hinunterblickte. Das leuchtende gelb seiner Augen, war beinahe hypnotisierend.

„Hey! Was ist los?“, hörte ich Alistair plötzlich rufen, woraufhin der weiße Wolf flink im nahen Dickicht verschwand.

Ich starrte dem Wolf hinterher und schluckte einmal hart. Dieser Wolf hatte etwas an sich, was definitiv kein normaler Wolf hat. Aber was genau, das wusste ich nicht.

Beim Erbauer, mir schwant übles!

„Was ist denn hier los?“, fragte der ehemalige Templer verwirrt, als er das Schlachtfeld besah, in welchem wir immer noch standen. Weitere Schritte, die sich durch den schweren Schnee kämpften, waren zu vernehmen.

„Oho, eine wilde Orgie und ich war nicht dabei“, sprach Zevran theatralisch, während ich mir das inzwischen geronnene Blut von der Stirn wischte. Die immensen Kopfschmerzen, die mich plagten ließen meine Zähne knirschen. „Es hat richtig gekracht“

Wynne kam zu mir und musterte die Platzwunde auf meiner Stirn, danach begann sie ihre heilende Magie in mich fließen zu lassen, was mich wiederum erleichtert aufseufzen ließ.

Fergus versicherte sich zunächst, ob mit seiner Schwester alles in Ordnung war, danach besah er sich kritisch die toten Banditen. Die meisten von ihnen waren beinahe zweigeteilt, oder die Brustkörbe soweit aufgerissen, das man nahezu hindurchsehen konnte.

Elissa trat neben ihren Bruder und besah sich ebenfalls die toten Männer. „Plötzlich kamen wilde Tiere und haben diese Banditen angegriffen. Einige wurden getötet, der Rest floh zurück in den Wald.“

Die junge Cousland atmete einmal schwer aus, um den Geruch vom frischen Blut aus ihrer Nase zu filtern. „Ich konnte nicht sehen, was es für Tiere gewesen sind“

„Bären!“, sprach Oghren sofort und trat gegen des Kopfes eines zerfleischten Banditen. Skeptisch schielte ich zu ihm und bedankte mich kurz bei Wynne für deren Heilung. Es tat gut, endlich von den Kopfschmerzen befreit zu sein. Eigentlich auch unerhört, das ich ständig eine auf die Fre-

„Das bezweifel ich stark. Bären sind Einzelgänger und eigentlich ziemlich scheu“, wiedersprach Fergus und ging in die Hocke. Nachdenklich besah sich der junge Lord die Verletzungen und strich sich vertieft über seinen Kinnbart. „Und solche Verletzungen fügen Bären auch nicht zu. Ein Schlag mit seinen Pranken…aber diese Männer hier“

Er sah sie voller Abscheu an. „Wurden regelrecht abgeschlachtet. Es geschah schnell und gnadenlos. Bären sind nicht schnell…zumindest nicht so schnell.“

Das ergab Sinn. Außerdem glaube ich auch nicht, dass es Bären waren. Seit wann, sind die im Rudel unterwegs? Und dieser weiße Wolf. Es sah fast so aus, als hätte er dieses Rudel angeführt.

Sten sagte jedoch plötzlich etwas, was mich noch mehr ins Grübeln brachte. „Warum haben Euch diese Tiere verschont?“

Das war eine gute Frage! Warum eigentlich? Diese Banditen wurden regelrecht abgeschlachtet. Uns nebenbei noch zu töten, wäre doch kein Problem gewesen. Das…ist alles verdammt bizarr.

„Vielleicht wollten sie uns unschuldige Mädchen beschützen?“, warf ich frustriert ein, was Zevran wiederum grinsen ließ. „Unschuldig? Da habe ich meine Bedenken, meine Liebe“ Wynne räusperte sich einmal verhalten und trat vor. Es war ihr anzusehen, dass sie diese Diskussion nicht noch weiter ausbauen wollte. „Vermutlich waren die Banditen aber auch einfach nur im Weg. Diese Tier schienen es ziemlich eilig zu haben“

Ich blickte nochmals zum Wald und dann zu den Pfoten Abdrücken im Schnee. „Wölfe…könnten es Wölfe gewesen sein?“, warf ich in die Runde. Immerhin führte sie ja ein weißer Wolf an, dann liegt es doch nahe, dass es Wölfe sein müssen!

Auch…wenn es ziemlich große Wölfe waren. Ach beim Erbauer, ich weiß es nicht! Und vielleicht ist es auch besser, wenn ich es nicht weiß.

Leliana seufzte einmal kurz, während sie sich das Schlachtfeld nochmals besah. Dann sah sie wieder weg, blickte stadtdessen zum Wald. „Wie auch immer. Wir leben, diese Männer nicht mehr. Ich finde, wir sollten unseren Weg fortsetzen…eine Verderbnis naht“

Hach, ich wusste irgendwas war da noch gewesen. Beinahe hatte ich es verdrängt.

Grummelnd schulterte ich wieder meinen Rucksack und stieg über eine der Leichen. „Oh ja. Die Verderbnis naht, wir sollten nicht länger warten und uns endlich ins Verderben stürzen. Danken wir dem Erbauer erneut, dass er uns gnädiger weise das Leben gerettet hat“

Alistair schnaufte einmal schwer, dann grinste er amüsiert. „Weißt du eigentlich, dass du einen damit vollkommen runterziehen kannst? Etwas mehr positive Ausstrahlung schadet dir nicht“

„Wie wäre es denn mit realistischer Ausstrahlung?“, erwiderte ich genervt, biss mir aber schnell auf die Lippen. Alistair verdient meine schlechte Laune auch nicht, sondern nur die dunkle Brut. Die bekommt sie auch bald, sollte sie mir demnächst begegnen.

„Tut mir leid“, sprach ich schnell und richtete mich gerade auf. „Immerhin…freu ich mich auf die Dalish. Ich habe sie noch nie vorher gesehen und bin gespannt, wie sie sich verhalten“, versuchte ich etwas positiver zu klingen.

Dann sah ich grinsend zu Alistair. „Außerdem bin ich gespannt, ob sie uns gleich helfen, oder ob wir uns um noch irgendeine Angelegenheit wieder kümmern müssen. Aber um meine positive Ausstrahlung zu stärken…sage ich jetzt einfach Mal, dass wir eine Dalish Armee in wenigen Stunden haben werden“

Er lächelte mich an und nickte kurz. „Gute Einstellung, jetzt fehlt eigentlich nur noch ein gutes Stück Käse, dann würde mich nichts mehr aufhalten“ Siegessicher ging Alistair voran und brachte mich zum schmunzeln.

Er ist einfach einzigartig, dieser Mensch. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir jetzt einfach so eine Armee bekommen. Das würde zu gut klappen, aber wir haben bis derzeit einfach kein Glück gehabt. Die ganze Zeit nicht, außer dass wir bis jetzt immer mit dem Leben davon gekommen sind.

So gingen wir alle unerschrocken in den tiefen und finsteren Wald, in welcher die Nebelschwaden über den feuchten Waldboden krochen und wir die Geschöpfe der Nacht hören konnten, die ihre Verstecke verließen.

Argwöhnisch sah ich mich um, als ich den Geruch des Waldes einatmete. Es war frisch, belebend und dennoch fremd. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Vorfahren einst im Wald gelebt haben und mit den Bäumen gesprochen haben. Wir müssen so sehr mit der Natur verbunden gewesen sein, dass wir den Schmerz des Waldes spüren konnten. Zumindest habe ich das so gehört.

Und nun? Viele verrotten in der Stadt und sind dem ständigen Gestank der Menschen ausgesetzt, während wieder andere im Wald umherirren auf der verzweifelten Suche nach unserer Vergangenheit.

Die Dalish hassen die Shemlen so abgrundtief, das sie sich ihnen ja niemals freiwillig nähern. Selbst handeln tun sie eher selten. Selbst im Gesindeviertel meinten die meisten, die Dalish wären nur irgendwelche Wilde, während wir Stadtelfen uns als alleinige Elfen unseren Glauben bewahrt haben.

Weder glaube ich an die alten Götter der Dalish, noch an den Erbauer. Nun gut, letzteres vielleicht doch etwas. Immerhin haben wir ja sogar die Asche von Andraste. Wenn die dann noch diesen kranken Arl heilen kann, gehe ich vielleicht mal in die Kirche. Wenn die mich denn rein lassen, manchmal haben die Priesterinnen mich auch raus gejagt.

Kurz schielte ich zu Zev, der sich ebenfalls aufmerksam umsah und anscheinend etwas seinen Gedanken nachging. Es war ihn anzusehen, dass er sich hier nicht unbedingt sicherer fühlte, als in einem Haus. Das brachte mich auf einen Gedanken, also ging ich näher zu ihm und sah neugierig zu ihm.

Er bemerkte meinen Blick und grinste mich charmant an. „Was ist, Amore?“, fragte er.

Leicht fragend legte ich den Kopf schief. Was bedeutet denn dieses Amore? In letzter Zeit sagt er das öfters zu mir, aber ich weiß überhaupt nicht was es bedeutet. Tz, dieses Antivanisch!

Auch egal, ich will ihn ja was gänzlich anders fragen und hoffe er hat eine ehrliche Meinung. Aber die hat Zevran ja immer, immerhin nimmt er nie ein Blatt vor dem Mund.

Kurz räusperte ich mich. „Sag mal…was hälts du eigentlich von den Dalish?“ Ohne zu zögern, antwortete er mir prompt. „Ich weiß so gut wie nichts, über die Dalish. Nur das meine Mutter eine war, oder gewesen sein soll. Sie hatte sich in einen elfischen Holzfäller verliebt, verließ ihren Clan daraufhin endgültig und folgte ihm in die Stadt. Dort starb der Holzfäller an irgendeiner schlimmen Krankheit, und meine Mutter musste sich verkaufen um seine Schulden zu begleichen. Die älteste Geschichte, die es gibt“

Seine Mutter war eine Dalish? Unglaublich, das sich eine Dalish dazu entschied ihren clan zu verlassen. Wäre es denn nicht möglich gewesen, zu ihrem Clan dennoch wieder zurück zukehren? Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und musterte Zevrans Gesicht. Er schien amüsiert.

„Ich erinnere mich, das du mir erzählt hast du wärst im Bordell aufgewachsen. Aber…dieser Holzfäller, war das dein Vater?“, fragte ich vorsichtig. Bis jetzt hat er mir nie von seiner Familie erzählt, du ich bin eigentlich sogar begierig mehr von Zev zu erfahren. Wenn er es mir denn verraten will, versteht sich.

Er verzog kurz das Gesicht, blickte mich aber weiterhin an. „Woher soll ich das wissen? Meine Mutter war eine Dirne, wie du weißt. Keiner der anderen Jungs im Bordell, kannte seinen Vater, das war nicht ungewöhnliches.“

Verdutzt sah ich Zev an, als sein Gesichtsausdruck zusehendes trüber wurde und er kurzzeitig den Blick abwandte. „Ich kannte natürlich meine Mutter auch nicht. Sie starb bei meiner Geburt. Mein erstes Opfer sozusagen.“

Dann jedoch erhellte sich Gemüt wieder etwas und er sprach weiter. „Die Huren haben uns gemeinsam erzogen. Es war kein schlechtes Leben, von gelegentlichen Prügeln abgesehen, bis ich schließlich an die Krähen verkauft wurde. Angeblich habe ich einen guten Preis eingebracht.“

Verstört sah ich zu Boden und dachte über Zevrans Worte nach, während ich mir auf die Lippen biss. Ich kann mir dieses Leben gar nicht vorstellen, ohne Eltern, ohne Familie. Niemand da, der dir abends im Bett eine Geschichte erzählt, mit dir singt und Spaß hat. Natürlich gab es auch mal Schelte, aber eine Familie gibt dir immer Sicherheit, Rückhalt und Geborgenheit. Zumindest ist es für mich so…

Aber bei Huren aufzuwachsen, die ganze Zeit im Bordell mit den vielen Freiern…gelegentliche Prügel. Und zum Schluss kommt er zu den Krähen, die ihm auch keine Geborgenheit vermittelt haben.

Beim Erbauer…langsam verstehe ich, warum Zev so ist. Warum er so geworden ist…

Ohne groß darüber nachzudenken, ergriff ich seine Hand und drückte sie einmal fest, während ich unsicher zu ihm aufsah. Zevran mag kein Mitleid, aber in diesem Fall kann ich einfach nicht anders.

„Es tut mir so leid für dich, Zev“, gestand ich ihm, während ich schon damit rechnete er würde mich gleich abweisen. Doch zu meiner großen Verwunderung lächelte er mich an. Ein ehrliches lächeln!

„Ah, Mitgefühl und Schönheit in einer Frau, das ist wahrhaftig eine Freude. Doch deine Worte sind unnötig, auch wenn ich sie zu schätzen weiß. Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Du willst gar nicht wissen, was mit den anderen Jungs im Bordell passiert ist, die nicht an die Krähen verkauft wurden.“

Zevran atmete einmal hörbar aus, während ich mir bereits Gedanken machte. Kleine Jungs im Bordell…das kann nur übel ausgehen. „Nein, ich habe es ganz gut getroffen. Deine Vergangenheit war doch sicher auch nicht idyllisch. Leute wie wir entstammen nun mal keinem zufriedenen und glücklichen Leben.“

Sofort nickte ich. Er hat mal wieder Recht, auch wenn es viele schöne Momente in meinen Leben bis jetzt gab. Trotzdem ist und bleibt das Gesindeviertel ein Drecksloch, indem ich am liebsten nie wieder zurückkehren möchte! Außer um meine Familie zu sehen. „Das kannst du laut sagen“, grollte ich.

Der blonde Elf grinste einmal belustigt, dann fuhr er fort. „Es geht darum, dass mich die Dalish Herkunft meiner Mutter immer fasziniert hat. In all den Jahren der Ausbildung bei den Krähen, hatte ich von meiner Mutter nur ein paar Handschuhe von Dalish gefertigt und wunderschön. Ich musste sie verstecken, weil der Besitz solcher Dinge verboten war. Am Ende wurden sie entdeckt und ich habe sie nie wieder gesehen.“

„Hat es in deinem Leben keinerlei Freuden gegeben?“, entfuhr es mir einfach. Sein dunkles Lachen ließ mich wieder kurz zusammenzucken und mich daran erinnern, dass ich immer noch mit Zevran spreche. Und nicht mit einem selbstbemitleidenden Weichei.

„Oh doch, jede Menge sogar. Allerdings nur das gebe ich zu, weil ich nicht mehr erwartet habe. Dennoch dachte sogar ich, es wäre besser sich den berühmten Dalish anzuschließen, als einer ihrer Clans in der Nähe von Antiva lagerte. Die Wirklichkeit unterschied sich jedoch völlig von den Träumen, die als Junge beim Betrachten der Handschuhe hatte. Aber so ist das Leben, lasst uns weitergehen“

Somit ließ er meine Hand los und ich blickte Zevran etwas betölpelt hinterher. Sein Gang war sicher, grazil und ließ nichts davon erahnen, was er schon alles mitgemacht hat. Aber ihm schien das weniger zu belasten, als ich immer vermute. Er nimmt es einfach hin.

Dennoch war ich verwirrt und verstand nicht so recht was er meinte. Wieso war die Wirklichkeit anders als in seinen Träumen, als er bei den Dalish war? Sie müssen ihn doch freudig aufgenommen haben! Immerhin sind die Dalish Elfen und Zevran ist auch einer.

Ein rascheln erregte meine Aufmerksamkeit und ließ meine Gedanken inne halten. Aufmerksam sah ich ins Dickicht, als der kalte Wind heulend durch das Gebüsch blies. Meine Augen wurden zu schlitzen und ich lauschte genau, während ich mir sicher war beobachtet zu werden.

„Stimmt was nicht?“, fragte Elissa unsicher, während sie sich vorsichtig umsah und ihre Hand die ganze Zeit auf ihrem Griff des Schwertes gelegt hatte. Kurz ballte ich meine Hände zu Fäusten und visierte weiterhin das Dickicht an.

„Ich weiß nicht, irgendetwas wird da schon sein. Könnte auch ein Tier sein, fragt sich bloß welches.“ Elissa schluckte hörbar, was mich kurz zum schmunzeln brachte. Diese Menschen haben einfach eine schwache Sinneswahrnehmung.

Plötzlich kamen Gestalten aus dem Dickicht um uns herum und mit einem Mal waren wir völlig eingekreist. Dutzende Pfeile waren auf uns gerichtet, während ich immer noch verblüfft dastand. Vor mir stand ein schwarzhaariger Elf, mit auffälliger Tätowierung im Gesicht und aufmerksamen grünen Augen die mich musterten.

Ein Dalish?? Verblüfft starrte ich ihn an, während Elissa hinter mir nur entsetzt auf keuchte. „Der Erbauer stehe uns bei!“

„Halt, Fremde! Auch wenn Ihr zu meinem Volk gehört, gehört ihr nicht zu den Dalish. Warum seid ihr hier?“, drohte eine weitere Dalish, die nun auf uns zutrat, während die Pfeile weiterhin auf uns gerichtet waren.

Fassungslos sah ich die blonde Elfe an und fühlte mich wie vor dem Kopf gestoßen. Moment! Die spricht so mit mir, obwohl wir zum selben Volk gehören?! Sie sieht mich so an, als wäre ich ein Shem!

„Begrüßt Ihr so Angehörige Eures eigenen Volkes?“, fuhr ich sie verärgert an, doch ihre Augenbrauen zogen sich verstimmt zusammen, als sie mich abfällig musterte. „Flachohren wie Ihr unterscheiden sich kaum von ihren Meistern, den Shemlen. Ich frage Euch noch einmal: Warum seid ihr hier?“

Flachohren? FLACHOHREN?! Wütend stampfte ich zu ihr, während Alistair bereits geschockt nach mir rief. „Beim Erbauer! Kallian mach jetzt nichts Dummes!“

Wütend funkelte ich in die blauen Augen der Dalish und ignorierte die Pfeilspitzen, die bereits gefährlich dicht gegen meine Haut drückten. „Ich muss etwas mit Eurem Anführer besprechen“, knirschte ich mit den Zähnen und konnte nur mit Mühe meine antrainierten Manieren nicht vergessen.

Doch sie sah mich weiterhin geringschätzend an. „Und was, bitte?“, fragte die Dalish verächtlich.

„Das geht Euch nichts an!“, spie ich ihr entgegen, während wir uns weiterhin wütend in die Augen blickten. Dieses verdammte Miststück, lernt mich gleich richtig kennen!

Sie blickte mich etwas überrascht an, doch schnell konnte ich wieder Zorn in den Augen der blonden Elfe aufblitzen sehen. „Doch, das tut es! Ich bin die Torwächterin…wenn ihr in unser Lager betreten und mit dem Hüter sprechen wollt, werdet Ihr mir sagen, warum.“, meinte sie gereizt.

Gerade wollte ich ihr an den Kopf donnern, dass hier nirgendwo ein Tor steht, da meldete sich bereits Alistair geschwind zu Wort. „Wir sind Graue Wächter!“

Kurz herrschte schweigen, bis der schwarzhaarige Elf die angeblichen Torwächterin ansprach. „Mithra, wir sollten Sie zum Hüter bringen“ Die angesprochene kämpfte kurz mit sich, dann stimmte sie schließlich zu. „Der Hüter soll entscheiden, was mit euch geschieht“

Kurz blickte ich zu meinen Gefährten, die froh waren der angespannten Situation entkommen zu sein. Zumindest erst einmal. „Dann bringt uns hin!“, wies ich die Dalish an.
 

Als wir das Lager betraten, wehte uns augenblicklich unverblümte Abscheu entgegen und unendliches Misstrauen. Trotzig lächelte ich die Dalish einfach an, während Wynne mich ermahnte es nicht zu übertreiben. Tz, diese eingebildeten…Elfen!

Mithra führte uns zu einem der Landschiffe – so nannten die nicht Dalish die Wagen – vor dem ein kahler hochgewachsener Elf stand. Erst würdigte er uns keines Blickes. Er stand über Mörsern, Tiegeln und diversen anderen Gefäßen gebeugt und murmelte unverständliches Zeug.

„Andaran atish’an, Hüter“, grüßte Mithra respektvoll.

Er richtete sich auf und blickte das Mädchen an, dann flog sein Blick mit gerunzelter Stirn über uns andere. „Was suchen diese Fremden hier, Mithra?“ Seine Stimme war rau und hart, passte irgendwie nicht zu seinem Äußeren.

„Die da -- “ sie zeigte auf mich. „ -- behauptet ein Grauer Wächter zu sein.“

Sein Blick ruhte auf mir. Lange und prüfend. „Sie sagt die Wahrheit, Da’len, und doch scheint Ihr mir sehr jung für ein Ordensmitglied.“

Leicht legte ich den Kopf schief und musterte den Elf vor mir. Er trug ebenfalls eine Tätowierung im Gesicht und konnte anscheinend zaubern, schließlich trug er einen Zauberstab bei sich.

„Ich bin 20…vielleicht auch schon 21, ich weiß nicht genau welchen Tag wir heute haben“, gestand ich dem Hüter, der mich weiterhin musterte, während ich Alistair hinter mir plötzlich nach Luft schnappte.

Ich wollte etwas zu Alistair sagen, doch der Hüter ließ mich mit einer Handbewegung innehalten und fuhr fort: „Ich weiß, warum Ihr hier seid. Ihr wollt unsere Hilfe, weil eine Verderbnis naht. Nur leider muss ich Euch zu meinem Bedauern sagen, dass die Dalish außerstande sind, ihren Schwur zu halten. Wir haben selbst Probleme.“

Fast schon musste ich schmunzeln. Ach, wie ich es mir schon gedacht habe! Glück haben wir wie immer nicht.

„Ihr habt also eigene Probleme, huh?“, wiederholte Oghren und grunzte ungehalten. Das klang eindeutig danach, dass er sich später betrinken will. Ich werde dieses Mal mitmachen, meine Nerven haben für den heutigen Tag zu sehr gelitten.

Er nickte betrübt und gab uns mit einem Wink zu verstehen, ihm zu folgen. Misstrauische Blick folgten uns und ich fragte mich erneut warum ich die Dalish damals so furchtlos und mutig gesehen habe, als ich noch ein Kind war. „Wer hat euch angegriffen?“, fragte ich schnell um mich selbst etwas abzulenken.

„Wilde Bestien“, kam es nur von ihm und er machte dabei eine Handbewegung, als er uns eine Art Lazarett präsentierte.

Elfen wanden sich hier unter Schmerzen, soweit das Auge reichte. Viele von ihnen schwer verletzt und voller Blut. „Was zum...“ Ich war entsetzt und meinen Freunden ging es nicht besser. Das haben die nicht verdient!

„Stündlich müssen wir von einem der unsrigen Abschied nehmen, weil er dieser ... Krankheit erliegt oder wir ihn von seinen Leiden erlösen müssen.“

„Was? Krankheit? Aber, Ihr spracht doch gerade noch von einem Angriff!“

Er lächelte schwach. „Sowohl Angriff als auch Krankheit.“

Diese Worte verwirrten mich noch mal um einiges mehr. Wie ich es hasste, wenn in Rätseln gesprochen wurde! „Ich verstehe kein Wort.“

„Das da-- “, er deutete mit seinem Zauberstab auf die leidenden Elfen. „ --waren Werwölfe. Kurz nachdem wir hier ankamen, überfielen sie uns völlig grundlos. Es war ein Gemetzel, wir waren nicht auf solch einen Angriff vorbereitet.“

Ich runzelte die Stirn. „Werwölfe?? Einfach so?“, fragte ich verwirrt und blickte über das Elend.

Der Hüter lachte hart. „Ja, richtige Werwölfe! Verfluchte! Und wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich einen Großteil meines Clans an dieses elende Gift verlieren! Das wird unser Untergang.“

Ich seufzte innerlich, es war abzusehen was er will. „Ihr wollt, dass ich Euch helfe, nicht wahr, Zathrian?“, stellte ich fest. Warum konnte nicht mal etwas einfach nur glatt laufen?

„Nun, bevor wir den Grauen Wächtern beistehen können, müsst Ihr erst uns beistehen.“

„Es gibt also wirklich einen Weg, Eure Leute zu retten? Erzählt mir davon.“

Der Hüter nickte. „Ihr müsst das Übel nur an der Wurzel packen. Vernichtet den Ursprung. Tötet Schattenreißer!“

„Schattenreißer?“, wiederholte ich verwirrt.

„Er hat diese Brut hervorgebracht. Bringt mir sein Herz und alles wird gut.“

„Tief im Herzen des Waldes. Ihr solltet den weißen Wölfen folgen.“

Einem weißen Wolf? Das kommt mir bekannt vor, aber ich sage es lieber nicht diesem Hüter. Sonst sorgt das nur für weitere Spannungen, das kann ich fühlen.

„Gut. Gleich morgen werden wir uns auf den Weg machen. Irgendwelche Einwände?“ Ich sah in die Runde. Keiner sagte etwas.

Ich nickte verstehend, neigte leicht den Kopf in Zathrians Richtung und drehte mich zum Gehen um.
 

Wir ließen uns an einem Lagerfeuer nieder, die Augen der Dalish ruhten weiterhin misstrauisch auf uns. Was mich wiederrum innerlich zur Weißglut trieb.

Sind das wirklich DIE Dalish, von dem Alarith mir zu Kinderzeiten immer erzählt hat? Die mutigen, furchtlosen und starken Dalish, die Alarith damals aufgenommen hatten, als er aus Tevinter geflohen war?

Musternd blickte ich zu den Dalish, die sich Großteils um ein großes Lagerfeuer in der Mitte ihres Lagers getroffen haben. Ihre Augen zeigten so viel Ablehnung und misstrauen, dass es beinahe schon beängstigend war. Denn das sah ich ebenfalls in ihren Augen: Angst.

Frustriert wandte ich den Blick ab und starrte stattdessen ins Feuer, während ich meine zitternden Hände an die Wärmequelle hielt. Dieser elend lange Winter, zerrt an meinen Nerven. Was würde ich jetzt nicht für ein paar warme Sonnenstrahlen auf meiner kalten Haut tun?

Nachdenklich sah ich zu dem Himmel hinauf, an denen bereits die unzähligen Sterne zusehen waren. Und das rief eine Erinnerung in mir wach, was Vater einst zu mir gesagt hatte.

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

„Alles in Ordnung?“, fragte Leliana, als sie sich neben mir hinsetzte und mich besorgt musterte. Langsam sah ich zu meiner Freundin und seufzte leise auf. „Ich weiß es nicht…“, gestand ich.

„Ihr wirkt so…enttäuscht“, meinte die Bardin vorsichtig, worauf ich kurz schmunzeln musste. Das stimmte in der Tat. „Weißt du Leliana…von klein auf habe ich Geschichten von den Dalish gehört. Sie waren sozusagen die Helden meiner Kindheit…aber wenn ich sie jetzt so sehe, dann sieht die Wirklichkeit ganz anders aus“

Abrupt hielt ich inne und dachte an Zevrans Worte zurück. Hatte er nicht auch so etwas Ähnliches gesagt gehabt? Frustriert biss ich mir auf die Lippen und starrte ins Feuer.

„Ihr habt zu Zathrian gesagt, ihr wärt schon 21“, fing Alistair plötzlich an. Skeptisch schielte ich zu ihm und zog meine Augenbraue nach oben. „Und?“, fragte ich lauernd nach. Auf was will er denn jetzt hinaus?

Der ehemalige Templer musterte mich nochmals aufmerksam, und atmete nochmal hörbar aus. „Wenn ich ehrlich bin, siehst du eher wie 15 aus und nicht wie 21“, stammelte er, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah.

„Elfen sehen doch immer jünger aus, als sie wirklich sind“, mischte sich Leliana ein, woraufhin Alistair verwirrt zu ihr sah, dann zu Zevran und den Dalish. „Aber…Zevran, wie alt seid Ihr? 22 Jahre?“

Besagter Elf sah amüsiert zu Alistair, während er scheinbar lässig gegen einen der großen Bäume lehnte und hin und wieder die Elfenfrauen musterte. „Mein geschätzter Wächter, ich bin bereits 28 Jahre. Ein weiteres Geheimnis meinerseits wurde gelüftet“, säuselte er theatralisch.

Die Dalish fingen auf einmal an zu singen. Der Gesang schwoll an und wieder ab; berührte Herzen. Die gesungenen Worte erfüllten die Nacht und ließen alles andere verstummen. Fasziniert sahen viele meine Begleiter zu den Dalish, doch ich erhob mich einfach und ging los.

Es war mir egal, nur erst mal weg. Weit weg. Meine Gedanken überschlugen sich, während der Gesang der Dalish die Nacht erfüllte. Diese Elfen…sind nicht wie wir Stadtelfen. Nein, in deren Augen sind wir sogar wie die Shemlen.

Ich blieb auf einem kleinen Hügel stehen und blickte auf den großen zugefrorenen See hinab, der nahe am Lager der Dalish lag. Dichte Nebelschwaben lagen über dem See, während ich erneut anfing zu frösteln.

Diese Dalish…ich hatte immer gedacht, sie sehen in uns Stadtelfen Brüder und Schwestern. Aber das ganze Gegenteil ist der Fall. Und das wiederrum, ließ mich traurig die Augen schließen.

Wie oft habe ich davon geträumt zu den Dalish zu fliehen, mit ihnen Abenteuer zu erleben und so vieles mehr. Doch nun wird mir klar, dass es wahrscheinlich nie soweit gekommen wäre.

Verdammte Realität.

Hinter mir waren plötzlich Schritte zuhören, worauf hin ich mich leicht umdrehte und einen Elf erkannte, der auf mich zulief. Allerdings handelte es sich nicht um Zevran, das konnte ich bereits an dem schwarzen Haar erkennen. Er war groß, für einen Elfen. Er trug sein Haar sehr lang, nur das Deckhaar hatte er aus dem Gesicht gebunden. Sein Gesicht war unglaublich schön geschnitten.

Etwas misstrauisch sah ich zu dem Dalish, der mich aufmerksam musterte und schließlich neben mir stehen blieb. Erst jetzt fiel mir auf, dass es genau derjenige war, den wir schon begegnet waren, als ich mit Mithra aneinander geraten bin.

Grimmig sah ich wieder auf den See und ignorierte ihn, während ich im Hintergrund noch deutlich den Gesang der Dalish vernahm, der durch die Baumkronen wehte.

„Ich heiße Theron Mahriel“, sprach er mit klarer Stimme, während ich nur leise schnaubte. Was soll das denn werden? Will er etwas mit mir ein Gespräch anfangen??

„Kallian Tabris“, sprach ich knapp und schielte skeptisch zu ihm, während er mich weiterhin mit seinen leuchtend grünen Augen ansah. Seine Tätowierung im Gesicht war weitaus ausgeprägter, als bei Zevran.

Zev hat ja lediglich drei Wellenartige Striche, während sie sich bei den Dalish wirklich über das ganze Gesicht erstrecken und dabei fast ein kunstvolles Bild hinterließen.

„Ihr seid also ein Grauer Wächter, der zusammen mit dieser bunten Gruppe die Verderbnis aufhalten will“, stellte er fest, während sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen legte.

Grimmig sah ich den Dalish an und stemmte meine Hände in die Hüfte. Will der mich etwa aufziehen? Mich reizen? Beim Erbauer, ich bin bereits reizüberflutet und wenn er nicht ganz schnell verschwindet bekommt er es mit mir zu tun!

„Das ist erstaunlich, dass jemand aus unserem Volk dem Orden beigetreten ist und gegen die Verderbnis kämpft. Ihr seid gerade mal zu zweit, richtig?“, fragte er nach.

Verblüfft sah ich ihn an. Er will mich gar nicht weiter ärgern? „Ich…wir sind nur zu zweit. Ich bin die Anführerin, dieser Gruppe“, gestand ich und sah zu meinen Freunden, die allesamt in Gespräche verwickelt waren, während andere wiederum Zelte aufbauten.

Kurz folgte er meinem Blick, während er sich ganz genau die Menschen besah und besonders abschätzend zu Alistair sah.

„Wie ist es, mit Menschen zu reisen? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, es muss ziemlich anstrengend sein“, stellte er trocken fest, was mir dagegen ein kurzes Grinsen entlockte.

„Alistair ist manchmal etwas wehleidig, Morrigan meckert viel und Wynne ermahnt mich ständig, ich solle an meine Pflichten denken. Sonst sind aber alle in Ordnung…auch wenn ich mir das nie vorgestellt hätte“, meinte ich.

Theron sah wieder aufmerksam zu mir und nickte leicht. „Verstehe. Erstaunlich das sie alle auf eine Elfe hören. Ich möchte es nicht herablassen klingen lassen, wie Mithra es getan hat. Es ist einfach nur sonderbar, schließlich werden Flachohren nicht besonders geschätzt bei den Shemlen.“

„Shems schätzen generell keine Elfen, außer sie haben gerade Lust auf-„, murrend brach ich ab und blickte wieder auf dem See hinab. „Aber nicht alle Shems sind so, einige behandeln mich so, wie sie auch einen Mensch behandeln würden.“

Es herrschte schweigen, während ich meinen Gedanken nachging und kurz an mein Zuhause dachte. Ich müsste unbedingt noch einmal nach Vater sehen, bevor ich mich in den Kampf gegen den Erzdämon stürze. Es sind bestimmt schon sechs Monate her, als ich ihn zuletzt gesehen habe.

„Ich würde Euch gern das Lager zeigen, hier gibt es viele Dinge die ihr noch nicht gesehen habt. Dafür könntet Ihr mir von den Städten berichten. Ich kann mir diese enge nicht vorstellen…“, fing Theron plötzlich an.

„Oh, Ihr habt den Gestank vergessen“, fügte ich hinzu, woraufhin er kurz grinste. „Das muss ich leider übergangen haben, bitte verzeiht. Also was haltet ihr von dem Angebot?“

Kurz dachte ich darüber nach, willigte aber schließlich ein. Bockig auf den See zu gucken, hilft mir auch nicht und meine Neugier für die Dalish war ja nach wie vor vorhanden. Auch wenn ich immer noch etwas erschüttert bin, das diese stolzen Jäger nicht ganz so sind, wie in meinen Träumen.

Theron zeigte mir das Lager und erzählte mir von dem Fall der Dales, eine Geschichte der ich gespannt lauschte. Auch erläuterte er mir was ein Borkner ist und zeigte mir Vallaslin.

Neugierig betrachtete ich die kleinen Fläschchen, in denen sich diese sogenannte Blutschrift befindet. „Wann hast du diese Zeichen bekommen? Schon als Kind?“, fragte ich und sah zu ihm auf.

Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf, als er eines der Fläschchen in die Hand nahm und es betrachtete. „Wenn die Kinder unseres Volkes erwachsen werden, erwerben sie das Privileg, das Vallaslin zu tragen, die Blutschrift. Sie unterscheidet uns von den Shemlen und auch von den Elfen, die an deren Seite leben. Sie erinnert uns daran, dass wir unsere Traditionen und unseren Glauben nie mehr aufgeben werden.“

Aufmerksam besah ich mir sein Gesicht, als er das Fläschchen zurück an seinen Platz stellte und dabei recht nachdenklich wirkte. „Was ist bei den Stadtelfen Tradition?“

Grüblerisch sah ich drein und überlegte. Ich wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht was genau für Traditionen wir haben, bis auf die Hochzeit. Oh, und dann haben wir ja noch unseren Hahren, der sozusagen unser Hüter ist. Valendrian würde mich schelten.

„Wir haben einen Hahren, ein Elf welcher uns Ratschläge gibt und uns führt. Dann steht in jedem größeren Gesindeviertel der Vhenadahl“, fing ich an, doch Theron unterbrach mich. „Der Baum des Volkes. Es ist ein elfisches Wort. Ein großer, kräftiger Baum mit tiefen Wurzeln.“

Ich nickte leicht. „Dann haben wir viele Feste. Sommerfeste und Hochzeiten auf denen wir viel singen und tanzen“, sprach ich weiter, dann fiel sein Blick plötzlich auf den Ring den ich um meinen Hals trug.

Ohne Vorwarnung griff er nach dem Ring und betrachtende ihn eingehend. „Ist das ein Ehering?“, fragte er interessiert.

Beim Erbauer, er ist ziemlich neugierig! Das hätte ich nie von einem Dalish gedacht, aber bis heute hätte ich ja so einiges nie von den Dalish gedacht. Theron aber scheint anders zu sein, zudem ist er nett und will wirklich mehr über meine Kultur lernen. Und ich bin gern bereit ihm Auskunft zu geben.

„Ja, ich war fast verheiratet. Aber das ist lange her“, gestand ich. Theron musterte mich nochmals, dann sah er kurz zu meiner Gruppe und musste leicht schmunzeln. Fragend folgte ich seinem Blick. „Was ist denn?“

„Dieser Elf dort, war das dein Mann? Er schaut häufig hierher.“, meinte er grinsend, bis ich Zevran entdeckte. Allerdings unterhielt er sich gerade mit Leliana.

Ich musste laut loslachen, was mir einen fragenden Blick von Theron bescherte. Als ich mich wieder beruhigt hatte, sah ich amüsiert zu dem großen Elfen auf. „Beim Erbauer, nein. Zevran ist nicht der Typ, der heiratet. Er ist…ehm…“

Theron sah abwartend zu mir, doch mir fiel nichts ein. Zevran ist nun mal Zevran. Und ich bin gerne bei ihm, aber mehr kann ich mir nicht erhoffen. Das hat er mir damals erklärt und das glaube ich ihm auch. Aber ich…mag ihn. Sehr sogar. Aber Zev…

Zevran ist nun mal Zevran.

„Ah…nun, dann komm mit“, bot mir der schwarzhaarige Elf auf einmal an und zog mich mit. Verblüfft sah ich zu ihm und war nun doch etwas überfordert. „Aber…?“

Es dauerte nicht lange und wir standen vor einem der unzähligen Landschiffe, dass anscheinend Theron gehörte, denn er führte mich geradewegs hinein. „Komm, ich zeige dir was“

Neugierig folgte ich ihm…wie es wohl in einem dieser Landschiffe aussieht?
 

Zev~

Kallian erhob sich, als die Dalish plötzlich anfingen zu singen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Enttäuschung wieder, vermischt mit etwas Wut. Was für eine Mischung, das kam mir nur zu bekannt vor.

Mit den Augen folgte ich ihr, bis sie schließlich auf dem kleinen Hügel stehenblieb und hinabsah. Ihr rotes Haar wehte leicht im Wind. Schmunzelnd wandte ich mich ab und versuchte das Zelt aufzubauen.

Anscheinend hat sie nun endlich ihre Lektion gelernt, eine Lektion die ich vor Jahren einst gelernt hatte, als ich damals dieses Lager der Dalish betreten hatte.

Tz, es gab für mich nur den Weg zurück. Und es war auch besser so. Ein Leben als Nomade, kam für mich nicht in Frage. Oh, nein ich brauche ein weiches Bett, zwei Dirnen und vielleicht noch etwas Fischsuppe. Ach, was würde ich für eine Fischsuppe alles geben! Diesen Geschmack, nur einmal noch auf meiner Zunge…

„Beim Donnerkiesel! Macht euren Scheiß doch allein!“, fluchte der Zwerg lautstark, als sein Zelt wieder in sich zusammenfiel. Ich hörte Leliana kurz kichern, was mich wiederum zum grinsen brachte.

Dieser Zwerg war für allerlei Unterhaltung gut, aber wenn er nicht bald sein Zelt aufbaut und das sogar Fluchfrei, könnten wir für noch mehr schlechte Stimmung bei den Dalish sorgen. Und die sind so schnell gereizt, ich kann diese Spannungen ja praktisch fühlen. Mit ihrem gesinge wollen sie sich lediglich selbst beruhigen, bevor sie noch zu den Waffen greifen und uns abschlachten.

Hu, wie ich doch solche elektrisierenden Spannungen liebe. Man weiß nie genau, wann der große Knall kommt. Bis es dann zu spät ist…wie bedauerlich.

Zufrieden betrachtete ich mein aufgebautes Zelt, bis mein Blick zu einem Dalishelfen fiel der elegant an unserem kleinen Lager vorbeischritt. Er besah sich jeden von uns kritisch, bis er mich betrachtete. Ich konnte keine direkte Abscheu erkennen, sondern vielmehr…Mitleid.

Allerdings sah er ziemlich gut aus. Groß, langes schwarzes Haar und Augen die durch einen hin durchzuleuchten scheinen. Außerdem muskulös gebaut, ich würde gerne wissen was sich unter seiner Hautengen Lederrüstung befindet.

Gelassen sah ich in seine Augen und ließ mir meine aufkeimende Wut nicht anmerken. Ich hasse es, wenn ich bemitleidet werde. Besonders von irgendwelchen außenstehenden, die gar nicht wissen wie es wirklich ist. Was der wirkliche Hintergrund ist.

Skeptisch besah ich mir den Elfen weiterhin, als er nun neben Kallian stehen blieb und tatsächlich ein Gespräch mit ihr anfing.

Zuerst wirkte sie, sehr zu meiner Freude, abweisend. Doch als sie beide in unser Lager blickten und weiter sprachen, wirkte sie freundlicher. Lächelte sogar etwas.

Verstimmt setzte ich mich an das Feuer und würdigte die beiden keinen weiteren Blickes. Leliana lauschte gespannt den Gesang der Dalish, während ich stattdessen meine Dolche hervorholte und sie eingehend betrachtete.

Es klebt etliches altes Blut an den Klingen. Entspannt reinigte ich diese nun und ließ mir nebenbei den Gesang der Dalish zuführen. Dieses Lied erfüllte die kalte Winternacht und ließ alle anderen Geräusche um uns herum verstummen.

Lediglich Morrigan hat sich in ihr Zelt zurück gezogen, während alle anderen zu den Dalish starren, offensichtlich gebannt von dem Schauspiel was sich ihnen bot.

Aufmerksam betrachtete ich den Baum mir gegenüber und strich sachte über die geschärfte Klinge. Sie fühlte sich herrlich kalt an. Mit einer schnellen Bewegung schleuderte ich den Dolch zielsicher in die alte Rinde, wo sich die Klinge tief genug eingrub um stecken zu bleiben.

„Nicht schlecht, Zevran“, sprach Leliana erstaunt. Ich blickte auf die Schneide meines anderen Dolches, in welchem ich mein Spiegelbild erblickte und lächelte nur abfällig. „Ihr könnt dies gewiss auch, Leliana“

Leicht drehte ich die Schneide um darauf nun Kallian zu erblicken, die sich ausgiebig mit dem Dalish unterhielt während er ihr allerhand Dinge aus dem Dalishlager zeigte. Dabei wirkte sie ziemlich vergnügt.

Verächtlich warf ich nun diesen Dolch ebenfalls in die alte Rinde und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht, während der alte Baum beinahe leidend auf ächzte.

Ich bemerkte wie die Bardin mich forschend ansah, doch ich lehnte mich einfach zurück und schloss die Augen. Die Dalish hatten endlich mit ihrem elenden Lärm aufgehört…

„Alles in Ordnung? Du wirkst so verstimmt, Zevran.“, fing Leliana langsam an, doch ich verschränkte nur gelassen meine Arme hinter dem Kopf und zuckte mit den Schultern.

„Das muss eine Täuschung sein, werte Leliana.“, meinte ich gelangweilt. Alistair kratzte sich einmal an seinem Kinnbart. „Diese Dalish sind total anders, als die Elfen aus der Stadt. Irgendwie wirken sie stolzer und mutiger“, fing der Bastardprinz an, woraufhin ich ihn innerlich zustimmen musste. Dalishelfen sind anders, halten sich jedoch meist auch für etwas besseres, als die Stadtelfen

Kallians lautes plötzliches Lachen ließ uns alle beinahe zusammenzucken. Gereizt sah ich zu dem Dalish, der sie amüsiert anblickte und ihr sogar ein weiteres Lachen entlockte. Dann begegneten sich unsere Blicke unerwartet und ich konnte in seinen Augen sogar Belustigung aufblitzen sehen.

„Schaut nur wie fröhlich Kallian ist“, sprach Leliana freudig, was mich wiederum kritisch zu der Bardin schielen ließ. „Tatsächlich“, bemerkte ich frostig.

Die rothaarige musterte mich erneut aufmerksam, dann lächelte sie plötzlich wissend. Mit kühlem Blick beobachte ich Kallian und diesem Dalish dabei, wie er sie mit in sein Landschiff zog.

„Du bist eifersüchtig“, stellte Leliana amüsiert fest, doch ich lächelte daraufhin nur spöttisch. Diese Mutmaßung ist ja selten dämlich, wozu sollte ich eifersüchtig sein? Und vor allem…auf was?

Ich erhob mich und streckte mich erst mal ausgiebig. Dann sah ich amüsiert zu den Elfenfrauen, die wahrhaftig nur darauf warteten, einen Elfen aus der Stadt kennenzulernen. und den werden sie auch kennen lernen….

Mit einem charmanten Lächeln schritt ich grazil zu den Dalish, woraufhin bereits die erste Elfe mich neugierig musterte.
 

Gebannt sah ich mich in Therons Landschiff um. Von außen wirkte es kleiner, als es wirklich war. Doch innen war alles geordnet und sogar wunderschön dekoriert. Hier und da hingen Schwerter an der Wand, natürlich fein gesäubert.

Auf dem Boden lag ein Bärenfell, über den ich vorsichtig strich. Das muss ein verdammt großer Bär gewesen sein, ob ihn Theron ganz allein erlegt hat?

Mein Blick glitt weiter und blieb plötzlich an einen Paar Handschuhen hängen. Fasziniert betrachtete ich diese. Die Handschuhe sind aus geschmeidigem Leder gefertigt und mit weichem Kaninchenfell gefüttert.

„Gefallen sie dir?“, sprach Theron dicht hinter mir und ließ mich kurz zusammen zucken. Schnell legte ich sie zurück und nickte hastig. „Ja, sehr sogar.“

Verdammt, nochmal! Vater hat immer mit mir geschimpft, wenn ich irgendwelche Dinge angefasst habe, die mir nicht gehören. Ich lerne es wohl nie…

Der Dalish hinter mir lachte kurz auf, nahm die Handschuhe und legte sie in meine Hände. „Du darfst sie gerne nehmen, sieh es als Dankeschön an. Schließlich wirst du uns ja alle retten“

Etwas peinlich berührt starrte ich auf die Handschuhe und strich vorsichtig über das weiche Leder. Ich wollte schon immer etwas von den Dalish haben, eine Erinnerung.

Aber diese Handschuhe sind nicht für mich…

„Sag…was ist eigentlich mit deinem Mann geschehen? Hat er dich verlassen?“, fragte Theron plötzlich und ließ mich mit einem Schlag wieder zurück in die Realität finden.

Ehe ich ihm jedoch antworten konnte, war ein durchdringendes Jaulen zu hören, was mir sofort die Nackenhaare aufstellen ließ. Angespannt starrten wir uns an. Bis plötzlich weiteres jaulen zu hören war, ebenso ein durchdringendes Knurren.

Nah, verdammt Nah.

Erstickte Schreie folgten, gepaart mit diesen animalischen Lauten.

Scheiße!

Sofort zog ich meine Dolche und stürmte nach draußen, was sich mir dort bot verschlug mir glatt den Atem. Unzählige Elfen lagen auf den Waldboden und krümmten sich vor Schmerzen, während sich unter ihnen bereits eine Blutalge bildete.

Gelbe Augen stierten mich auf einmal an, kurz darauf sprang mir tatsächlich ein zähnefletschender Werwolf entgegen. Etwas größer als ein Mensch, braunes Fell mit einem Wolfskopf…und mit riesigen Zähnen!

Mit brachialer Gewalt schleuderte mich das Ungetüm zu Boden und knurrte mich unheilverbringend an. Laut keuchte ich auf, als sich die Krallen tief in die Schultern gruben und ich bereits mein Blut warm an mir herunterlaufen fühlte.

Fest umklammerte ich meinen Dolch und rammte es mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, in den Hals des elenden Werwolfs, der daraufhin laut aufjaulte und mich vorerst losließ. Doch ehe er zum Gegenschlag ausholen konnte, bohrte sich ein Pfeil in seine Schädeldecke und ließ ihn einfach umkippen.

Dankbar nickte ich Theron zu, der bereits seinen nächsten Pfeil zog. Hektisch sah ich mich um und stellte fest, dass das gesamte Lager von diesen Monstern überrannt wurde. Sofort sah ich nach meinen Freunden, die ich jedoch in dem ganzen Durcheinander nicht auswendig machen konnte.

Theron spannte gerade seinen Bogen, als hinter ihm unbemerkt, ein großer Werwolf auf ihn zustürmte. Erschrocken schrie ich auf und wollte ihn warnen, doch der Werwolf biss ihm in den Hals und wälzte den Dalish dabei zu Boden.

Ohne zu zögern stürmte ich zu Theron, zückte meine beiden Dolche und rammte sie in den Rücken des Werwolfes. Das Blut spritzte mir entgegen und ein gequältes Jaulen erklang aus der Kehle des Tieres.

Sofort bäumte es sich auf, warf mich dabei jedoch zu Boden. Die Dolche steckten immer noch im Rücken dieses Wollknäuels, was mich wiederum schlecht dastehen lässt.

Hurtig wich ich zurück, während ich mir wütendes knurren anhören musste. Tz, jetzt habe ich ein Problem!

Ehe er mich jedoch anspringen konnte, wurde sein Unterleib von Zevran blitzschnell aufgeschlitzt. Überrascht starrte ich ihn an, während der Wolf elendig verendete. Kurz musterte er mich abschätzend, bis plötzlich ein helles Licht erstrahlte und uns alle erschrocken die Augen zukneifen ließ.

Als ich sie wieder öffnete erblickte ich mitten auf dem Feld den weißen Wolf. Seine gelben Augen fixierten unheimlich Zathrian, der seinen Zauberstab wieder sinken ließ und den Wolf wütend anstarrte.

Es lag eine unglaubliche Spannung in der Luft, die jedoch kurz darauf verschwand, als auch der weiße Wolf verschwand. Mitsamt den Werwölfen.

Fassungslos sah ich mich um, als ich das Schlachtfeld erblickte, welches die Bestien hinterlassen haben.

„Was geht hier nur vor sich?“, fragte ich erschüttert.



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