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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Des Schicksals Wege

Die restliche Strecke nach Redcliffe verlief Großteils schweigend. Weder ich noch Alistair unterhielten sich groß mit unseren Gefährten. Diese bekamen es nach kurzer Zeit mit und verhielten sich nun ebenfalls still.

Doch Verwirrung und Unsicherheit flackerte immer wieder in ihren Augen auf, womöglich weil sie befürchteten Alistair und ich sind mit den Nerven am Ende.

Was auch durchaus zutrifft.

Das was mir Riordan gestern erzählt hatte, hatte mir praktisch den Boden unter den Füßen weggezogen und mir ein Schlag ins Gesicht verpasst.

Irgendwie hatte ich ja schon immer geahnt, dass es viel mehr bedeutet ein Grauer Wächter zu sein, als einfach nur verderbtes Blut zu trinken und daran fast zu sterben.

Aber nein, nun weiß ich dass ich auf jeden Fall sterben werde. Dem Erzdämon sei Dank!

Beinahe hätte ich geknurrt, bei dem Gedanken an dieses widerwärtige Monster und seinem dazu gehörigen, abartigem Gefolge. Immer dachte ich, dass die Geschichten über die dunkle Brut nur Hirngespinste sind, aber wenn ich die Verderbtheit um mich herum schon fast spüren kann, oder das Gefühl wie es in meinem Innersten für einen kurzen Moment anfängt zu brennen, wenn die dunkle Brut vor mir steht, dann zeigt das nur allzu deutlich, dass es sich um keine Hirngespinste handelt, sondern um die grausame Wahrheit.

Und die Wahrheit ist nun mal, dass ich sterben werde. All meine Bemühungen, all mein Kämpfen und all das was ich erreicht habe, sieht lächerlich wenig aus für den Preis, den ich dafür zu zahlen habe.

Alistair kann ich nicht vorschicken, er wird der künftige König von Ferelden. Die Hoffnung auf eine neue Zukunft in einem eh schon halb verderbten und aufgewühlten Land.

Schließlich bin ich im Vergleich dazu nur eine einfache Elfe aus dem Gesindeviertel, die es mit extrem viel Glück soweit gebracht hat. Mehr oder weniger Glück in manchen Fällen.

Außerdem ist Alistair mein bester Freund, ihn einfach in den Tod zu schicken nur weil ich mir vor Angst ins Hemd mache, ist einfach nicht in Ordnung. Ich kann ihn nicht sterben lassen…nicht mit der Aufgabe, die vor ihm liegt.

Vermutlich ist es ja meine Bestimmung gewesen so weit zu kommen, nur um dann mit dem Erzdämon zu sterben.

Ich verzog das Gesicht.
 

„Was ist los?“

Überrascht schreckte ich aus meinen Gedanken hoch und sah in Zevrans goldene Augen, die mich musternd ansahen. Doch etwas andres las ich noch darin und das ließ mich schnell wieder zu Boden sehen.

Besorgnis.

„Es ist nichts“, wehrte ich hastig ab. Wohl zu hastig, denn Zevran wurde zusehends skeptischer, wie ich an seinen zusammengezogenen Augenbrauen erkennen konnte.

Frustriert fuhr ich durch mein Haar und biss mir auf die Lippen, ehe ich nach kurzem Zögern doch antwortete. „Ich meine… das Ende ist so nah. Mir wird das nur bewusst, das bringt mich durcheinander“

Zev schwieg und schien mit dieser Antwort zufriedengestellt. Zumindest für den Moment.

Ich hatte ihm noch nichts davon gesagt, was Riordan mir erzählt hat und ich will es auch nicht. Ich kann es ja selbst kaum glauben! Aber wenn ich es Zevran sage, wird mich das nur umso mehr daran hindern, dem Erzdämon furchtlos entgegen zu stürmen. Er würde mich zurückhalten…

Was Alistair anging, konnte ich auch nur Vermutungen anstellen, ob er Elissa bereits alles erzählt hatte oder sich doch lieber in Schweigen hielt.

Wir beide hatten seit gestern Nacht ebenfalls kein Wort mehr miteinander gesprochen. Ich brauche Abstand erst mal… am besten von allem und jeden.

Kurz schielte ich zu ihm. Er ging händchenhaltend mit Elissa voraus, doch auch die beiden schwiegen bereits die ganze Zeit. Eine seltsame Anspannung hatte sich über uns alle gelegt – so wie ein Leichentuch.

Frustriert schnaubte ich auf und rieb mir über meinen Nasenrücken.
 

Redcliffe war unmittelbar vor uns. Die alte Brücke hatte sich nicht verändert, als wir vor knapp einem Jahr hier schon alle miteinander standen und uns entschlossen hatten, das Dorf vor den Untoten zu retten.

Ich lauschte dem Plätschern des Baches unter uns, dem kühlen Wind, wie er durch die Äste strich. Doch ansonsten war da nichts weiter zu hören. Keine Dörfler, kein Vieh in der Nähe.

Einfach nichts… außer ein unwohles Kribbeln in mir, das sich stetig weiter in mir ausbreitete.

„Dunkle Brut“, sprach Alistair neben mir leise, als ich meinen Blick über den Marktplatz schweifen ließ. Tatsächlich konnte ich in der Nähe der Kirche versprengte dieser Bestien sehen. Zu meinem Leidwesen zwei Oger, unzählige Hurlocks und Genlocks.

Haben die etwa alle Dorfbewohner gefressen?!

Grimmig zog ich meine Dolche und schnaufte einmal laut. „Diese Monster sind sogar schon in den Dörfern. Das dürfen wir nicht dulden!“

„Ich stimme zu“, sprach Alistair neben mir verärgert.

Die anderen zogen ebenfalls ihre Waffen, ohne dass ich etwas dazu sagen musste. Riordan schritt zu Alistair und mir und besah sich die verderbten Wesen auf dem Marktplatz, dann verzog er das Gesicht. „Es wird ein Test für Euch sein, Kallian“

Kurz musste ich schmunzeln. „Was? Ob ich den Kampf überlebe, oder sterbe?“

Mein Rücken schmerzte, dem Erbauer sei Dank, nicht mehr allzu deutlich wie noch bei unseren Aufbruch Richtung Redcliffe. Sogar gehen konnte ich wieder wie zuvor, nur spannte sich mein Rücken manchmal so unwohl.

Ich atmete hörbar aus und sah schließlich zu Riordan. Er musterte mich mit ruhigem Blick und schien auf meine Reaktion zu warten.

„Dann sage ich, als Kommandantin der Wächter, dass wir dieser Dunklen Brut ordentlich den Arsch aufreißen werden!“

Oghren grölte begeistert auf und schwang drohend seine Axt in die Luft. „Tränken wir den Boden mit verderbtem Blut!“

Amüsiert schielte ich kurz zu dem Zwerg und nickte ihm zu. Eines musste ich Oghren lassen, er war schnell zu motivieren, wenn man wusste wie.

Und u dunkle Brut zu töten war er stets bereit.

Mit lautem Kriegsgebrüll stürmte Oghren hinunter auf den Marktplatz, die Dunkle Brut hörte seinen Schrei und sah zischend auf.

„Eigentlich wollte ich mich ja ran schleichen, Oghren. Aber dann machen wir es eben auf deine Weise“, seufzte ich frustriert. Der Zwerg war aber nicht zu bremsen, wenn er einmal in Fahrt kam!

„Wir sollten ihm helfen, bevor er sich noch wehtut“, bemerkte Leliana. Sie zog Pfeil und Bogen und schoss den ersten angreifenden Hurlock mitten ins Gesicht, woraufhin dieser tot zu Boden fiel.

„Einverstanden“, stimmte ich zu. Augenblicklich rannten wir alle diesem lebensmüdem Zwerg hinterher, der gerade einem Genlock einen Kopf kürzer machte bevor er sich dann mit lautem Lachen einem heranstürmenden Hurlock widmete.

„Lasst noch was übrig für uns, Oghren!“, rief Zevran belustigt, während er seinen Dolch schwungvoll in einem Genlock versenkte.

„Pah! Da müsst Ihr euch schon beeilen, die werden alle auf meine Rechnung gehen!“, schrie Oghren erbost und zerteilte einen am Boden liegenden Genlock.

Das entsetzte Kreischen der Kreatur schallte in meinen Ohren wieder, während ich mich ebenfalls mit Elissa durch eine kleine Gruppe kämpfte.

Mit wütendem Aufschrei knallte sie ihren Schild gegen den Kopf einer dieser Kreaturen, der daraufhin unwohl knackte. Ich gab ihr so gut ich konnte Rückendeckung und schlitzte einem Genlock die Kehle auf, der daraufhin gurgelnd zu Boden ging.

Riordan tötete diese Ungeheuer so zielsicher und schnell, dass ich nicht umhin kam, ihm bei seinem Kampf kurz staunend zu beobachten. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie viele der Dunklen Brut er schon getötet hat. Es müssen über tausend sein und immer noch wandeln sie hier an der Oberfläche herum und in den tiefen Wegen.
 

Ein lautes Brüllen ließ mich zusammen zucken und hektisch herum wirbeln. Der Boden erbebte unter unseren Füßen und mit einem Mal kamen mir schreckliche Erinnerungen hoch.

Das letzte Mal, als ich einen Oger sah, stand ich auf der Brücke in den tiefen Wegen. Und dieser Koloss hat mich mit in die Tiefe hinab gerissen. Das waren fürchterliche Knochenbrüche, wenn Ruck mich damals nicht gefunden hätte, würde ich jetzt hier nicht stehen.

Ein Grund mehr, diesen Monstern den Garaus zumachen.

Zu allem Übel waren es jedoch sogar zwei von der Sorte. Sie brüllten uns zornig an, die Verderbtheit tropfte ihnen regelrecht aus ihrem Maul, hinab über ihr vernarbtes Kinn.

Angespannt blickte ich zwischen den beiden Ungeheuern hin und her. Es muss doch irgendwo eine Schwachstelle geben!

Der erste Oger ließ seine gewaltige Faust schmetternd zu Boden krachen und die Erde dadurch erbeben. Kurz schwankte ich hin und her, doch Sten rannte unbeirrt auf die Monstren los und ließ sein Schwert für sich sprechen.

Er schlug mit dem Schwert gnadenlos und unerbittlich auf den ersten Oger ein, der zornig aufschrie und nach dem Qunari schnappte.

Doch Sten trennte dem Ungeheuer mit einem gezielten Schwerthieb einfach die Hand ab. Der gepeinigte Aufschrei des Ogers ließ mich aus meiner Lethargie erwachen. Schnell rannte ich zu Sten und versuchte ihm zu helfen, die anderen folgten kurz darauf.

Morrigan ließ eine schützende Mauer aus Eis erscheinen, als der Oger mit seiner Faust den heraneilenden Oghren zerquetschen wollte. Anstatt ihn zu treffen, traf der Oger lediglich das Eis, welches in tausende kleine Stücke zersprang. Der Zwerg schlug schreiend seine Axt in den Fuß des Ogers.

Sofort stürzte die Bestie schreiend zu Boden, die anderen schlugen sofort auf ihn ein. Sten und ich währenddessen schlichen um den anderen brüllenden Oger herum. Der war mehr als sauer auf uns, immerhin hatte Sten ihm ja die Hand abgeschlagen.

Erneut schlug er nach Sten, der diesmal jedoch auswich und den Oger erneut von der Flanke aus immer wieder angriff. Diesmal hatte das Ungetüm keine Augen für mich, also nutzte ich meine Gelegenheit die sich mir gerade bot.

So schnell ich konnte, sprang ich auf den Arm des Ogers, als dieser seine Faust erneut zu Boden krachen ließ und rannte geschwind hinauf. Sein fauliger Atem stieß er mir entgegen, als ich meine Dolche mit voller Kraft in den Brustkorb des Monsters rammte. Er fiel kreischend nach hinten, riss mich mit, doch ich hielt mich unbeirrt fest. Ich versetzte ihm den Todesstoß, kaum dass er am Boden lag.

Der schwarze Geifer aus dem Mund laufend, starrte mich der tote Oger geradewegs an. Schnell atmend starrte ich ihn ebenso an und betete zum Erbauer, dass das Vieh jetzt hoffentlich das Zeitliche gesegnet hatte.

Rasch wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, als ich bemerkte, wie dieser mir über die Augen zu rannen schien. „Ha! Das war gut zum Aufwärmen, oder?!“, rief Oghren euphorisch und sah dabei grinsend zu mir auf.

Wieder sah ich zu dem toten Oger, er regte sich nicht mehr. Also doch tot, zumindest hoffe ich es. „Ja, was für ein Spaß“, murmelte ich eher zu mir selbst und biss mir auf die Lippen.

Mein Rücken brachte mich halb um, das Brennen war mit unglaublicher Intensität zurückgekehrt. Tz, der Kampf gegen den Erzdämon wird gewiss lustig werden.

Zev hielt mir die Hand hin und strich sich gelassen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dankbar ließ ich mir von dem Monster runter helfen und biss die Zähne zusammen. Besser die anderen bekommen nicht mit, dass ich schon wieder Schmerzen habe.

Der andere Oger lag fein zerhackt vor mir. Angeekelt verzog ich das Gesicht und rümpfte die Nase. „Lasst uns zum Schloss gehen“, sprach ich angewidert, als ich mir das Schlachtfeld besah. In den eh schon dunkel wirkenden Boden sickerte nun auch das schwarze Blut der toten Monster ein.

„Ich bin mir sicher, Arl Eamon erwartet uns bereits“, meinte Fergus kurz darauf und nickte Elissa aufmunternd zu, die jedoch nur leise seufzte. „Ich hoffe nur es ist nicht bereits zu spät“

„Ich bin mir sicher dem Arl geht es gut, er erwartet uns“, mischte sich nun auch Alistair ein, während ich zum Schloss hinauf blickte. Es sah so aus wie immer.

Vielleicht haben sich ja alle in das Schloss retten können, bevor die Dunkle Brut Redcliffe angriff? Zumindest hoffe ich es.

„Dann lasst uns das heraus finden“, sprach ich entschlossen und wies die anderen an, mir zu folgen. Gemeinsam hatten wir es über eine große Brücke endlich bis zum Schloss geschafft und… standen vor geschlossenen Toren!
 

Frustriert schlug ich donnernd dagegen. Bei Andrastes breitem Hintern, ich bin einfach nur erschöpft und müde, lasst uns endlich rein! „Hier spricht Kallian von den Grauen Wächtern, öffnet das Tor!“

Es dauerte ein gutes Stück, dann wurden die schweren Toren endlich geöffnet. Uns kamen angeschlagene Ritter Redcliffes entgegen. „Grauer Wächter! Endlich seid Ihr da!“

Ehe ich jedoch eintreten konnte, vernahm ich eine Stimme, die mir nach kurzem Überlegen vertraut vorkam. „Salrokka, endlich konntest du dich hier her bewegen. Wurde ja auch Zeit!“

Zwischen den Soldaten tauchte plötzlich eine schwarzhaarige Zwergin auf. Auf ihrer Wange trug sie das eingebrannte S-förmige Zeichen der kastenlosen Zwerge Orzammars. Jedoch trug sie statt einfacher Lumpen eine edle Rüstung, die wahrscheinlich von dem besten Schmied Orzammars hergestellt wurden war. Überall waren feine Gravierungen eingearbeitet worden, dazu erkannte ich das Wappen des Hauses Aeducan auf ihrer Brust.

Sie grinste mich aus ihren stahlgrauen Augen breit an und mir fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. „Natia?“, fragte ich perplex. Das ist ohne Zweifel die Zwergin, die wir retteten, als diese in Jarvias Gefängnis hockte. Sie wollte ihrem Kumpel Leske rächen, der von Jarvia ermordet wurde.

Allerdings war sie schon damals ziemlich versessen auf Zevran gewesen, was sich sofort erneut bestätigte.

„Oh, und der schöne blonde Elf! Zevran, komm her du spitzohriges Schlitzohr“, rief sie freudig, als sie diesen hinter mir entdeckte. Der Angesprochene grinste sofort amüsiert und ging etwas in die Knie, um mit Natia auf Augenhöhe zu sein.

„Wer ist das?“, fragte Fergus verwirrt.

„Das Böse“, seufzte ich frustriert, als die Zwergin nah an Zev herantrat und breit grinste. „Ich hätte nicht gedacht, dich wiederzusehen. War der Annahme, du frisst den Staub.“

Zev verzog gespielt beleidigt das Gesicht. „Aber nein, meine Teuerste. Das hätte ich eher von dir denken können. Wie kommst du an diese Rüstung?“

Natia grinste nun tatsächlich über alle Ohren. „Der Lohn dafür, dass meine Schwester Rica Prinz Bhelen sein Balg raus gepresst hat. Ich gehöre nun zur Familie! Als ich hörte, dass die Verderbnis bereits an der Oberfläche ist und noch dringend Zwerge gesucht wurden, die an der Oberfläche kämpfen, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet. Und Bhelen hat mir sogar das Kommando über eine Truppe gegeben. Großartig, was?!“

Mir fiel was anderes als großartig ein, was ganz anderes. DAS war also der Dank dafür, dass ich diesen Kerl auf den Thron gesetzt habe. Eine verrückte Zwergin, die noch dazu Unmengen an Alkohol vernichtet, steht mir zu Seite.

Danke, Erbauer… wäre wirklich nicht nötig gewesen. Wirklich nicht!

Die Zwergin ging einen Schritt zur Seite, als sie meine wohl nicht erheiterte Miene sah und offenbarte mir so einen Blick auf etwas, was ich fast vergessen hätte.

Vier große Golems standen auf dem Hof des Schlosses nebeneinander, rührten sich jedoch nicht. Hastig schritt ich hinein, um sie mir aus der Nähe anzuschauen.

Lediglich ein kleiner Kopf in Form eines großen Steines lag zwischen gewaltigen Schultern aus massigem Gestein. Der Rest war eine einzige gewaltige große Steinmacht. Zumindest wirkte es so auf mich.

Zögerlich berührte ich den Golem. Er fühlte sich eiskalt an.

„Grüße von Branka. Sie hofft, ihr könnt die Verderbnis beenden und so. Unglaublich Salrokka, dass du die auch noch gefunden hast. Ich dachte echt, die wären schon längst hinüber“

Oghren hinter mir brummte einmal missmutig. „Wäre vermutlich auch besser gewesen“

Langsam wich ich von den Golems zurück, blickte sie aber immer noch voller Ehrfurcht an. Wenn diese Kolosse uns wirklich im Kampf gegen die Dunkle Brut unterstützen, dann sehe ich immerhin ein kleines Licht am Horizont für uns.

„Danke. Gut, dass die hier sind“, sprach ich und blickte dann wieder zu Natia, die mich kurz kritisch musterte und die Nase rümpfte. „Ja, wem sagst du das. Ich will nicht zwischen die Dunkle Brut und die Golems kommen, das wird eine ziemlich große Sauerrei“

Ein leichtes Schmunzeln entstand auf meinen Lippen. „Oh ja, ich kann es kaum erwarten“

Die Zwergin grinste, diesmal sogar etwas unheimlich, wie ich unwohl feststellte. „Sie hören nur auf dein Kommando. Branka hat es ihnen regelrecht… eingehämmert“

Ein Schauer lief mir eiskalt den Rücken hinab, so dass ich erst einmal schwer schlucken musste. Das Branka nicht unbedingt die freundlichste Zwergin in Orzammar war, konnte ich mir schon bei unserer ersten Begegnung denken. Aber dass sie nun auch noch so brutal mit ihren Golems vorgeht.

Nun gut, ich glaube im Kampf gegen die Verderbnis müssen alle Opfer bringen. Die Zwerge werden zu Golems verwandelt, ich opfere im Kampf gegen den Erzdämon mein Leben und viele andere unschuldige Seelen lassen ebenfalls ihr Leben.

So ist nun mal das Leben, ungerecht und hart.

Ein Seufzer entwich meinen Lippen, als ich Natia beobachtete, wie sie sich erneut an Zevran anschmiegte und offensichtlich über sein Hintern strich.

Diese Zwergin wird mir meine letzten Nerven kosten. Dabei muss ich meine gesamte Kraft doch für den Erzdämon und sein Gefolge aufsparen.

Selbst Leliana blickte empört zu der Zwergin, die Zev weiterhin lasziv angrinste und sich über die Lippen leckte. „Hast du denn nicht Bedenken, das Zevran…?“, fing die Bardin vorsichtig an, doch ich schüttelte leicht den Kopf.

„Er hat keine Geschmacksverirrung, selbst in Kriegszeiten nicht“

Schwungvoll drehte ich mich um und stieg die Treppen zum Anwesen hinauf. Ich fühlte die Müdigkeit in meinen Gliedern, besonders aber in meinen Beinen. Ich war fast die ganze Zeit auf den Rücken dieses Esels gewesen, ehe ich mich dann doch dazu entschied, wieder zu laufen.

Es war die reinste Qual, zudem brennt mein Rücken fürchterlich.

Der Erzdämon wird noch nie ein erbärmlicheren Grauen Wächter vor sich gehabt haben, da bin ich mir sicher.

Ehe ich erneut an das Tor klopfen konnte, wurde es regelrecht aufgerissen. Zu meiner Überraschung erkannte ich einen Teagan, der mich aufgeregt anstarrte, dann aber erleichtert lächelte.

„Kallian, wie schön! Es geht Euch gut!“

Dann schaute er zu Alistair, der nun hinter mir stand und zu seinem Onkel sah. Teagan verbeugte sich sofort, Alistairs einzige Antwort darauf war ein schweres Seufzen. „Bitte hört auf damit“, sagte der Blonde frustriert. Teagan verstand erst nicht, doch ich wies ihn an, uns den Weg zu zeigen.

Meine Gefährten und ich liefen in die Haupthalle, in der uns die Arlessa schon vor einigen Monaten empfangen hatte. Teagan brachte seine Familie zu uns.

Ich blickte Eamon an. Er sah erleichtert aus.

„Kallian, Ihr lebt! Dem Erbauer sei Dank!“, rief er aus und legte seine Arme kurz um mich. Verblüfft sah ich drein.

Freut er sich ernsthaft, dass ich überlebt habe?

Isolde trat vor und nahm für einen Moment meine Hände in ihre.

„Es ist gut Euch unbeschadet hier zu sehen, Kallian. Und Euch auch, Alistair… oder sollte ich Eure Majestät sagen?“

Ich hätte schwören können, dass ich einen kleinen missgünstigen Unterton aus Isoldes Mund gehört habe.

„Äh, nein“, wehrte Alistair ab. „Noch nicht.“

Hastig löste ich mich von Isolde und widerstand dem Zwang, meine Hände hastig an meiner Hose abzuwischen, nur schwer.

„Die Dunkle Brut, die Redcliffe angegriffen hat, waren relativ wenige, fürchte ich. Es wurde vermutet, dass die Horde in diese Richtung marschiert… aber das ist nicht wahr“, begann Riordan sofort mit seinen Erklärungen.

Mir war es gleich seltsam vorgekommen. Schließlich hatte die Verderbnis im Süden begonnen und Redcliffe lag zu weit südlich und wäre wahrscheinlich schon längst zerstört worden, wenn es in Marschrichtung der Horde gelegen hätte.

Arl Eamon ergriff das Wort: „Riordan sagte gerade, dass der Hauptteil der Horde nach Denerim unterwegs ist. Sie sind vielleicht zwei Tage von der Hauptstadt entfernt.“

„WAS?“, stieß ich wütend aus. Wir würden es niemals in zwei Tagen nach Denerim schaffen! Das bedeutet… Denerim ist den Untergang geweiht?

„Können wir da sicher sein?“, wollte Alistair wissen. „Wenn das wahr ist, dann…“

„Ich bin ziemlich sicher“, erwiderte Riordan besorgt.

„Warum sind wir nicht in Denerim geblieben?“, fragte ich zornig. „Wie konnten wir uns darauf verlassen, dass sie hier sind?“

Wir kamen doch gerade eben aus Denerim! Gerade! Und Riordan ließ uns nun auch noch sinnlos durch Ferelden hetzen, anstatt einfach in Denerim zu bleiben!

Riordan versuchte sich sofort zu rechtfertigen. „Die Linie der Dunklen Brut ist breit. Und viele von ihnen kommen weit von der Haupthorde ab. Und bis jetzt wurden die meisten von ihnen hier im Westen gesehen. Wir konnten nicht wissen, was ihr wirkliches Ziel ist.“

„Nicht zu erwähnen, dass wir zu beschäftigt waren uns gegenseitig umzubringen, als unsere Aufmerksamkeit irgendeiner dummen, alten Dunklen Brut Horde zu schenken“, fügte Alistair grimmig hinzu.

Riordans Züge wurden plötzlich resignierend. Er wandte sich von uns ab und blickte in das Feuer hinter ihm im Kamin. „Ich fürchte, es gibt eine weitere Neuigkeit, die von größerer Wichtigkeit ist. Der Erzdämon hat sich gezeigt. Der Drache ist an der Spitze der Horde.“
 

Der Erzdämon. War ja nun doch absehbar, dass wir ihn treffen. Ein Treffen ohne Wiedersehen.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, Alistair neben mir versteifte sich augenblicklich.

„Erbauer, steh uns bei“, wisperte Teagan erschrocken.

„Aber wir können Denerim nicht in zwei Tagen erreichen, oder? Es ist zu weit“, warf Alistair ein.

„Wir müssen sofort einen Gewaltmarsch zur Hauptstadt unternehmen, mit allem was wir haben. Denerim muss verteidigt werden, ganz egal, was es kostet“, entgegnete Eamon.

Dann findet also die große Schlacht in Denerim statt, meiner Heimat. Diese verdammten Monster wollen also alles darauf setzten mich zu ärgern. Oho, ich werde ihnen alle mächtig in den Arsch treten!

Denerim und das Gesindeviertel waren wahrlich nicht das Paradies für mich im Leben, aber es ist meine Heimat. Dort wurde ich geboren, dort habe ich gelebt und dort werde ich sterben!

Aber ohne dass ich meine Heimat vorher zerstören lasse!

„Dann marschieren wir. Und lasst uns hoffen, dass die Armee, die wir hier versammelt haben uns die Chance gibt, die wir brauchen“, sagte Alistair entschlossen. „Arl Eamon, wir lange dauert es, bis die Armee aufbrechen kann?“

„Sie sind bereits hier?“, wollte ich wissen.

„Bei Tagesanbruch. Alle sind eingetroffen“, erwiderte Eamon nur.

„Dann sollten wir sie bereit machen“, forderte Alistair. „Ich werde all diese Leute nicht sterben lassen, ohne ihnen eine Chance gegeben zu haben.“

Leicht überrascht blickte ich zu Alistair, er schien entschlossen. Und das wiederrum machte mir auch etwas Mut.

„Ich werde umgehend die Befehle zum Aufbruch geben und Euch benachrichtigen, wenn wir bereit sind“, schlug Eamon vor.

Alistair nickte Eamon zu.

Damit wurden wir entlassen. Eamon und seine Familie zogen sich zurück und ich bekam mit meinen Gefährten einen Diener zugewiesen, der uns den Weg zu den Gästezimmern zeigen sollte.

Immer noch erschöpft schaute ich mich im Anwesen etwas um, während wir in den Gästetrakt geleitet wurden.

Großzügigerweise bekamen ich und Alistair jeweils ein großes Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Meine anderen Gefährten bekamen ein Zimmer mit Doppelstockbetten zugeteilt. Trotz des Luxus, der mir zuteil wurde, verspürte ich nicht die geringste Lust den restlichen Abend dort zu verbringen.

Also legte ich meinen Rucksack einfach neben mein Bett und ging zurück in die große Haupthalle. Dort hatten sich all meine Gefährten bereits versammelt, es schien sie ebenfalls nicht in ihren Zimmern zu halten.

Wynne hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, Sten hatte sich auf eine alte hölzerne Bank gesetzt und stierte die Wand an, Fergus und Elissa unterhielten sich aufgeregt im Speisesaal, Oghren lachte und kippte unzählige Becher an billigem Fusel weg.

Der Alkoholgestank durchzog bereits die Haupthalle.

Zevran kam kurz darauf auf mich zu, auf seinen Lippen ein charmantes Grinsen. „Ah, du glaubst gar nicht wie schwierig es ist, diese kleine Zwergin endlich loszuwerden.“

Ich konnte lediglich ein dünnes Lächeln erwidern, als ich wieder kurz zu Oghren sah.

„Ja, sie ist hartnäckig“

Der Zwerg rülpste laut und warf scheppernd den Becher zu Boden, als er daraufhin laut grunzte und sich zufrieden auf den Boden plumpste.

Vielleicht sollte ich mich auch betrinken, das würde mich von der kommenden Schlacht zumindest etwas ablenken. Dass ich diese Nacht überhaupt zu Schlaf komme, bezweifle ich stark. In meinem Kopf summte es eh die ganze Zeit unwohl. Und es wird von Tag zu Tag stärker.

Das Ende ist nah.

„Redest du noch mit mir? Du weißt, wie sehr ich es hasse ignoriert zu werden“, hauchte mir Zev ins Ohr und ließ mich so aus meinen Gedanken hochschrecken.

Überrumpelt sah ich in sein Gesicht. Er musterte mich kritisch, während ich ihn wohl wie ein verschrecktes Kaninchen anstarrte.

„Du bist die letzten Tage so still gewesen und abweisend. Was ist los?“

Hastig wand ich den Blick ab und ballte meine Hände zu Fäusten, um nicht erneut in Zevrans Augen blickeen zu müssen. „Das hatte ich dir doch bereits gesagt“, murmelte ich unwohl.

Der Elf seufzte gespielt auf. „Natürlich, natürlich. Aber wir wissen beide, dass da mehr dahinter steckt. Dafür kenne ich dich mittlerweile zu gut. Du warst vor keiner Schlacht so still und abweisend zu mir“

Unsicher biss ich mir auf die Lippen, starrte wieder zu Oghren und hoffte inständig, dass dieser betrunkene Zwerg noch etwas Fusel auf Lager hat.

„Es… es ist ja auch eine große Schlacht, die größte überhaupt. Ich fühl mich etwas…unwohl“, sprach ich leise.

Zevrans ergriff meinen Arm und brachte mich dazu innezuhalten, denn ich wollte gerade auf Oghren zugehen um diesen Verhör endlich entgehen zu können.

Natürlich konnte ich meine Flucht mal wieder vergessen und den dazugehörigen Alkohol wohl auch, der meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt hätte.

„Kallian“, sprach Zevran ernst, ich starrte weiterhin stur zu Boden.

Ihm direkt ins Gesicht zu sehen, mit dem Wissen, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Nie wieder. Es zerreißt mein Herz. Endlich habe ich mich verliebt, endlich liebt mich auch jemand.

Doch kaum habe ich es gewonnen, werde ich es auch wieder verlieren. Und Zevran zu allem Übel auch noch das Herz brechen.

Meines zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und raubte mir kurzzeitig den Atem. Schnell riss ich mich von Zevran los, versuchte krampfartig meine Tränen zurückzuhalten.

„Bitte, ich bin müde Zevran! Ich brauche etwas Ruhe!“, schrie ich ihn in meiner Panik halb an und rannte fort.

Ich spürte den Blick, den er mir nachwarf in meinem Nacken, doch ich konnte nicht zurück sehen. Nicht jetzt!

Eilig lief ich auf den Hofgarten raus, ließ meinen Tränen freien Lauf und atmete hektisch die kalte Luft ein.

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle, während ich mit tränenverschleierten Augen hinauf in die dunkle Nacht starrte.

Ich werde sterben.

Ich will nicht sterben! Nicht jetzt, nicht so! Als alte Frau, in Zevrans Armen vielleicht. Oder wenigstens im Kampf, wenn ich aber wenigstens ein paar Jahre mehr auf dem Buckel habe.

Aber nicht jetzt, mein Leben hat gerade erst begonnen und nun soll es mir wieder genommen werden? Für eine Welt, in der ich großteils sowieso wie Dreck behandelt wurde.

Und für die soll ich mein Leben geben?!

Damit das Leben genauso weiter geht, wie zuvor. Elfen im Dreck, die Menschen, die über den Elfen stehen und sie wie Spielfiguren wegwerfen, wenn ihnen danach ist.

Wütend wischte ich meine Tränen hinfort, ließ mir mein Haar kurz hochwirbeln, als mich eine kalte Briese erfasste.

Plötzlich entdeckte ich eine Bewegung aus dem Schatten eines großen Eichenbaumes. Schnell zog ich meine Waffen und ging in Angriffs Stellung. „Zeig dich!“, rief ich aufgebracht.

Wer wagt es, mich in einem Moment meines Selbstmitleides zu stören?!

Ein schwarzhaariger Elf trat ins Mondlicht und musterte mich vorsichtig. Augenblicklich ließ ich meine Waffen leicht senken, als ich ihn wiedererkannte.

„Theron“, flüsterte ich und steckte meine Dolche wieder an meinen Gürtel, als ein leichtes Lächeln um seine Lippen entstand. „Es freut mich auch dich wiederzusehen, Kallian“

Sein Blick fiel auf meine Dolche, die ich gerade eben noch in den Händen gehalten hatte. „Obwohl ich mir einen freundlicheren Empfang gewünscht hätte“

Hinter ihm, etwas weiter entfernt auf der großen Wiese, konnte ich nun noch mehr Dalish entdecken, die sich im größtmöglichen Abstand zum Anwesen aufhielten.

Ich ging nicht weiter auf die Bemerkung des Dalish ein. „Im Anwesen haben wir gewiss noch genügend Platz für die Dalish“, fing ich langsam an, doch Theron schüttelte nur sachte lächelnd den Kopf.

„Wir können nur unter freiem Himmel schlafen, wir haben Angst die Decke fällt uns auf den Kopf“

Kurz musste ich lachen, sah Theron nun in seine grünen Augen die mich aufmerksam musterten. Ich wusste nicht, ob er meine Geheule gesehen hatte. Doch ich vermutete es stark, ich war bestimmt nicht zu überhören.

„Die großen furchtlosen Dalish“, sinnierte ich kopfschüttelnd und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.

„Jeder hat eine Schwäche“, sprach er leise, schien die Wörter bewusst gewählt zu haben, doch ich blickte ihn schmunzelnd an. „In der Tat. Morgen ist es soweit, bist du auch schon aufgeregt?“

Theron wandte den Blick ab, sah zu den vielen Clans die sich um ihre Lagerfeuer gesammelt hatten und anscheint Lieder sangen, oder sich gerade Geschichten erzählten. „Ja, bin ich. Die Verderbtheit muss gestoppt werden, sie bedroht uns alle“

Ich besah mir das lange schwarze Haar des Dalish, das um einiges länger war als das von Zevran.

Leise seufzte ich und sah wieder in den Himmel. Ich hätte nicht so gemein zu Zevran sein sollen, immerhin sollte ich die Zeit die ich noch mit ihm verbringe, so gut es geht nutzen.

„Ich denke, ich gehe jetzt schlafen“, fing ich leise an, das Zittern meiner Stimme nahm ich kaum wahr.

„Ich auch, die kommende Schlacht wird vieles von uns verlangen“, erwiderte Theron ruhig und nickte mir zu. „Ich werde dich beschützen, das verspreche ich“

Hastig drehte ich mich um und rannte zum Schloss zurück. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust und ließ das Blut durch meine Adern rasen.

Ob ich wirklich schlafen kann, bezweifle ich doch stark! Ich werde die ganze Nacht über wach sein.

Als ich wieder in meiner Haupthalle war, schaute ich mich aufmerksam um. Nirgends konnte ich Zevran, oder meine anderen Gefährten erkennen. Entweder sind alle zu einem kleinen Spaziergang im Schloss unterwegs, oder sie schlafen bereits friedlich.

Das sollte ich auch schleunigst tun, also beschleunigte ich meine Schritte und steuerte geradezu auf meine Zimmer zu.

Ich wunderte mich, als ich die Tür zu meinem Zimmer offen stehen sah. Vorsichtig spähte ich herein. Morrigan stand am Kamin, den sie anscheinend extra für mich angezündet hatte.

„Keine Sorge, ich bin es nur“, begrüßte sie mich ungewohnt freundlich. Meine Nackenhärchen stellten sich auf. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Vorsichtig trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Ich hatte mit Morrigan nie das freundschaftliche Verhältnis gehabt, die meiste Zeit waren wir sowieso aneinander geraten. Ich hielt sie immer für ein machthungriges und gemeines Biest. Und das sie hier nun in meinem Zimmer steht und anscheint mit mir reden will, lässt mich Böses erahnen.

„Was wollt Ihr, Morrigan?“, fragte ich misstrauisch und kam näher.

„Warum so argwöhnisch? Ihr seid es, die in Gefahr ist“, erwiderte sie ruhig. Sie wandte sich zu mir um und sah mich mit ihren glühenden gelben Hexenaugen an.

„Ich habe einen Plan, wisst Ihr? Einen Ausweg. Ein Schlupfloch. Ich weiß, was passiert, wenn der Erzdämon stirbt. Ein Grauer Wächter muss geopfert werden und dieses Opfer könntet Ihr sein. Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass dies nicht sein muss.“

Ungläubig starrte ich sie an. Woher bei Andrastes breitem Hintern wusste sie davon?! Hat sie doch das Gespräch von Riordan belauscht?

„Woher wisst Ihr davon?“, fragte ich sie deswegen skeptisch. Kritisch besah ich mir die Hexe weiterhin, mir war das Ganze immer noch nicht geheuer. Im Gegenteil, es schien geradezu unheimlich zu werden.

„Ich weiß eine ganze Menge. Woher ich es weiß ist noch lange nicht so wichtig, wie das, was ich Euch anzubieten habe. Ich biete Euch einen Ausweg. Einen Ausweg für alle Grauen Wächter. Es muss kein Opfer geben. Ein Ritual… durchgeführt am Vorabend der Schlacht, im Dunkel der Nacht.“, erklärte Morrigan geheimnisvoll, während sie sich nun auf mein Bett setzte.

„Was für ein Ritual ist das?“, wollte ich wissen. Es gibt einen Haken, es muss einen geben!

„Es ist alte Magie, aus einer Zeit bevor der Zirkel der Magi entstand. Manche mögen es Blutmagie nennen, aber das ist bloß ein Name. Es gibt weit mehr in dieser Welt zu fürchten, als Namen.“

Blutmagie. Was auch sonst! Was hätte ich auch anderes von dieser Hexe erwarten sollen. Alles an ihr schreit ja geradezu nach Blutmagie. Dennoch machte sie mich mit diesem Ritual neugierig. Blutmagie hin oder her. Wenn es einen Weg geben sollte, dem Tod zu entgehen, will ich ihn wenigstens einmal vorher hören.

„Woher habt Ihr dieses Ritual?“, fragte ich sie deswegen nach wie vor lauernd.

„Von Flemeth natürlich. Ich wusste schon eine ganze Weile davon.“, entgegnete Morrigan wie selbstverständlich.

„Ihr wusstet also schon davon, bevor es Riordan uns gesagt hatte?“, fragte ich sie ungläubig. Hat sie es wirklich von Anfang an gewusst?!

Sie nickte. „Hättet Ihr mir geglaubt, wenn ich es Euch gesagt hätte? Ich habe da meine Zweifel.“

Ich zögerte für einen Moment. Dieses Miststück wusste es von Anfang an. Und Flemeth dann vermutlich auch. Vielleicht kommt jetzt auch raus, warum sie Alistair und mich damals gerettet hatte.

„Erzählt mir mehr“, forderte ich schließlich. Sie verschränkte die Arme und atmete einmal tief durch. Morrigan wirkte mit einem Mal angespannt.

„Was ich Euch vorschlage, ist dies: Überredet Alistair, die Nachtstatt mit mir zu teilen. Hier, heute Nacht. Und durch dieses Ritual werde ich ein Kind empfangen. Das Kind wird die Verderbnis in sich tragen und wenn der Erzdämon erschlagen wird, dann wird seine Essenz das Kind wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit suchen. In diesem frühen Stadium wird das Kind die Essenz absorbieren und nicht daran zugrunde gehen. Der Erzdämon wird trotzdem vernichtet und kein Grauer Wächter muss dadurch sterben.“

Ich sah sie entgeistert an. Ist das ein Witz?

Morrigan blickte mich musternd an, verzog jedoch keine Miene. Selbst als ich leise anfing hysterisch zu kichern und dabei nur den Kopf schüttelte.

Das kann nicht wahr sein, Morrigan kann das nicht ernst meinen!

Doch die Hexe nahm keine ihrer Worte zurück, oder fing an zu lachen. Nun erstarb auch mein leises hysterisches Lachen und ich verstummte, Morrigan dabei kritisch anstarrend

Sie meint es ernst.

Todernst.

Ich blickte erschöpft in das Kaminfeuer, versuchte das Brennen meines Rückens auszublenden und biss die Zähne zusammen.

Kopfschüttelnd ließ ich mich auf einen nahestehenden Holzstuhl nieder und schloss müde die Augen.

Ich muss… meine Gedanken ordnen. Unbedingt. Sonst werde ich gleich verrückt.

„Ihr wollt…“ – ich seufzte laut auf – „… mit Alistair… ein Kind?“

„Es würde Euch und ihm das Leben retten“, erwiderte Morrigan sofort.

Ein kühles Grinsen entstand auf meinen Lippen, als ich sie weiterhin ansah. Diese egoistische, machtgierige und kaltherzige Schlampe. Sie erwartet doch nicht ernsthaft, dass ich sofort zu Alistair renne und ihn dazu überrede, mit Morrigan ein Kind zu zeugen. Nur weil ich Panik habe zu sterben, die habe nach wie vor, aber ich werde aus dieser Panik doch nicht so etwas Verrücktem zustimmen!

Ich weiß nicht was Morrigan mit dem Kind vorhat. Ob sie es in einen Suppentopf kocht und auffrisst, so wie ihre Mutter und dann dadurch die Kraft des alten Gottes erlangt. Oder ob sie dem Kind die dunkelste Magie in ganz Thedas lehrt, nur um dann die Weltherrschaft an sich zu reißen. Immerhin trägt dieses Balg ja dann die Kraft eines alten Gottes in sich. Eines alten, verderbten Gottes!

Hält mich diese Hexe eigentlich für total bescheuert?!

Zornig sah ich sie an. „Wie könnt Ihr auch nur im Entferntesten glauben, dass ich dem zustimmen könnte?“, keifte ich sie an und spuckte zu Boden.

Sofort war ich auf den Beinen und wollte zur Tür hinaus stürmen, doch Morrigan stellte sich mir in den Weg.

„Kallian, bedenkt die Alternative! Alistair wird die Frau, mit er schon so viele Schlachten geschlagen hat, ganz egal, ob er der König ist, nicht einfach so sterben lassen. Wenn Ihr ihn sterben lasst, dann schuldet Ihr dem Land einen guten König. Wollt Ihr diese Verantwortung tatsächlich auf Euch nehmen?“

Nun musste ich spöttisch auflachen und stemmte die Hände in die Hüfte.

Oho, schlechtes Gewissen also noch dafür, das ich verhindere, dass ein vermutlich bald größenwahnsinniges Monster geboren wird?

Ich funkelte sie voller Abscheu an. „Ich wusste von Anfang an, dass ihr ein verdammtes Biest seid. Ach was, Ihr seid eine durchtriebene, hinterhältige Hexe! Ihr wusstet davon, das Alistair und ich sterben werden, wenn wir uns dem Erzdämon entgegenstellen. Ihr habt uns ins Verderben rennen lassen, habt gewartet bis es praktisch keinen Ausweg mehr gab, außer dieses abscheuliche Ritual! Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich dem zustimme, dass ihr ein Kind in die Welt setzt, welches vermutlich noch schlimmer und grausamer wird als die ganze Verderbnis zusammen! Lieber sterbe ich, als das zuzulassen!“

Ich riss mich mit Gewalt aus ihrem Griff und wäre beinahe aus dem Zimmer gestürmt, da sprach Morrigan mich hektisch erneut an.

„Das Kind wird nicht zu Dunkler Brut. Ganz im Gegenteil. Es wird die Seele eines alten Gottes haben. Aber ja, ich will dieses Kind“, gab Morrigan schließlich zu. „Aber Ihr und Alistair wärt gerettet! Ihr beiden könntet das Leben führen, von dem ihr immer geträumt hat. Ist das denn nicht viel besser, als in einem Kampf einfach so sein Leben wegzuwerfen?“

Ich blieb stehen und starrte die Wand gegenüber an. Mein Innerstes war bis zum Bersten gespannt.

Dann drehte ich mich langsam um, starrte Morrigan mit all meinem Hass und Wut an, die sich auf meiner Reise angesammelt hatte.

„Geht mir aus meinen Augen und aus meinem Sinn!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2015-07-24T10:38:29+00:00 24.07.2015 12:38
Hammer Kapitel
Mach weiter so^^
Von:  OswaldBaskerville
2015-07-23T11:00:26+00:00 23.07.2015 13:00
buhuu Q______Q
beides wird mir das herz brechen
alistair oder kallian... oh gott Q_________Q
ich ahne aber das kallian stirbt.. weil alistair.. könig.. TT_______TT


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