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Wolkenbruch

Shikamaru x Samui
von

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Doppeltes Spiel

Der graue Himmel drückte sich schwer auf Konoha.

Obwohl es schien als würde das Gewicht der Welt über das Dorf hinter den Blättern walzen, war die Luft aufgeladen.

Das Grün der Pflanzen wirkte im Kontrast zum trostlosen Himmelszelt strahlend.

Eine Böe fegte über den Boden und ließ ein paar Blätter vor den Füßen des Jungen herumwirbeln, welcher regungslos auf einer Bank saß.

Mit den Ellenbogen auf seinen Knien gestützt, blickte Shikamaru auf die Steinplatten.

Tief atmete er die kühle Luft ein.

Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie belebend auf ihn gewirkt, so frisch und geruchsintensiv sie durch das aufkommende Gewitter war.

Doch die Ereignisse der letzten Tage ließen keinerlei Gefühle von Stimulation in ihm aufkommen.

Sein Lieblingsplatz war zu einem Ort der Apathie geworden.

Bevor sich der Vorfall ereignete, der ihn seines Lebensmutes beraubte, war diese Stelle wie ein sicherer Hafen für ihn gewesen.

Der Platz an dem er zum ersten mal mit Choji die Wolken beobachtete.

Für üblich hatte er immer den salzigen Geschmack der Kartoffelchips auf der Zunge, die sie sich damals teilten.

Doch nun spürte er keinerlei positive Gefühle.

Nicht den Geschmack des Snacks.

Nicht die wohlige Verbundenheit einer aufkeimenden Freundschaft.

Nicht die Entspannung beim Beobachten der Wolken.

Die naive Unschuld der Kindheit war endgültig vorbei.

Asuma war tot und nichts würde daran je etwas ändern können.

Ein Seufzer entrann Shikamarus Kehle als der Wind seicht in sein Gesicht blies.
 


 

»Das kommt wirklich sehr unerwartet.«

Tsunade hatte die Hände vor dem Gesicht gefaltet und schaute skeptisch auf die drei Ninja vor ihrem Tisch.

»Aufgrund der frühesten Vorfälle wäre es das Vernünftigste«, kommentierte Samui das Bedenken der Hokage.

Als Jonin und Teamführerin war sie das Sprachrohr der drei Abgesandten aus Kumogakure.

Unter dem blonden, strengen Pony blickten ihre blauen Augen auf Tsunade, welche weiterhin argwöhnisch den Worten Gehör schenkte.

»Dem Raikage ist durchaus bewusst dass ein festes Bündnis mit Konoha überraschend kommt.

Doch bei einem Gegner wie der Akatsuki zählen andere Dinge als Misstrauen«, fügte Samui hinzu.

Tsunade kniff die Augen zusammen und setzte einen drohenden Blick auf.

»Willst du mich etwa belehren?«, fragte sie in scharfem Ton.

»Keineswegs, Hokage«, beschwichtigte Samui das Oberhaupt von Konoha.

Ihre Stimme klang sachlich aber dennoch respektvoll.

»Der Frieden mit Konoha ist seit den damaligen Vorfällen zerbrechlich.

Doch ein Zusammenschluss unserer Kräfte könnte beide Dörfer vor der drohenden Gefahr bewahren.

Der Raikage hat uns geschickt um Euch ein Bündnis vorzuschlagen.«

Die musternden Blicke der Hokage ruhten weiterhin auf Samui.

»Warum ausgerechnet jetzt?«, fragte Tsunade argwöhnisch.

Trocken legte Samui die Argumente ihres Dorfes dar:

»Die Akatsuki tritt zur Zeit vermehrt in Aktion.

Die Entführung des Kazekage lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Organisation.

Wie es scheint haben sie großes Interesse an den Jinchuuriki. Abgesehen vom Kazekage wurde auch ein Mitglied unseres Dorfes entführt.«

»Der Zweischwänzige«, fügte Tsunade nüchtern hinzu.

Ihr Wissen um die beiden Attentäter hielt sie wohlwollend zurück.

Samui wusste dass die Hokage mehr Informationen zu den Tätern hatte, doch brachte es nicht zur Sprache.

Stattdessen führte sie weiter aus: »Ja. Aufgrund dessen dass unsere Dörfer noch jeweils eine Bijuu-Kraft besitzen, ist stark anzunehmen dass beide die nächsten Ziele der Akatsuki sind.«

Bevor die Botin aus Kumogakure ihr Anliegen weiter vortragen konnte, ergänzte Tsunade ihre Ansprache.

»Und deshalb schlägt der Raikage ein festes Bündnis vor.«

Ein Moment der Stille erfüllte den Raum, ehe die Hokage hinzufügte:

»Mit den Akatsuki ist nicht zu spaßen. Kumogakure verfügt über große militärische Stärke und wäre ein mächtiger Verbündeter.«

Abermals wurde der Ort der Verhandlungen in Schweigen gehüllt.

Mit Geduld wartete Samui auf einen Entschluss.

Während sich draußen ein Gewitter anbahnte und sich der Wind an die Fassade presste, war die Stimmung angespannt.

Bis Tsunade sich erhob und den drei Ninja den Rücken zukehrte.

Vor dem Hokage-Anwesen beobachtete sie die Menschen, welche in ihre Häuser eilten um nicht vom kommenden Unwetter erwischt zu werden.

Ihre Aufmerksamkeit galt trotz dessen weiterhin ihren Bittstellern.

»Ich werde das Angebot in Betracht ziehen. Bis auf weiteres seid ihr in Konoha zu Gast. Ich werde euch rufen lassen sobald ich meine Entscheidung gefällt habe.«

Obwohl die Hokage ihnen den Rücken zugewandt hatte, verbeugten sich die Boten und Samui ließ verlauten:

»Wir danken für Eure Anhörung, Hokage«
 

Der Weg vor den drei Kumo-Abgesandten war nahezu menschenleer.

Ein Mutter rief ihrem Sohn zu, dass er lieber langsam ins Haus kehren sollte.

Die wenigen Menschen die ihnen entgegenkamen, musterten sie zweiflerisch.

Nachdem der Rezeptionist ihrer Unterkunft ihnen argwöhnisch ein Zimmer zuteilte, fiel die Anspannung von ihnen.
 

Während der Anhörung der Hokage war Omoi am nervösesten gewesen.

Mit sechzehn Jahren war er der Jüngste des Teams.

Ausmachen ließ sich das vor allem daran, dass er zu jeder Zeit aussprach was er dachte.

Dadurch geriet er des öfteren mit seiner aufbrausenden Teampartnerin Karui aneinander.

Diese setzte sich in diesem Moment auf einen der drei Futons.

»Scheinbar lief alles glatt, oder?«, fragte sie ihre Kollegen.

Während sie eher auf die Antwort von Samui als von Omoi wartete, nahm sie ihr weißes Bandana ab und schüttelte ihr rotes Haar.

Ein aufgeregte Stimme durchschnitt die Stille:

»Wer weiß? Vielleicht misstraut sie uns und plant etwas..«

Bevor die weiteren Theorien des dunkelhäutigen Chunins seine Lippen verließen, unterbrach Karui ihn.

»Geht das schon wieder los?«, fragte sie barsch.

Das Wortgefecht welches zu entbrennen drohte, wurde jedoch von Samui unterbunden indem sie trocken einen Befehl gab:

»Lasst uns die weitere Vorgehensweise planen.«

Mit verschränkten Armen sah sie auf den Boden und wandte sich an die Chunin:

»Wer kommt infrage?«

Mürrisch aber der Anweisung folgend, holte Karui ein kleines Notizbuch hervor.

Sie blätterte zum Anfang des kleinen Blocks um den beiden Blonden die weiteren Informationen zu geben.
 

»Akimichi-Clan«, begann sie.

»Der Clan ist auf die körperliche Stärke spezialisiert.

Sie beherrschen das Jutsu der Entfaltung.

Scheinbar können diese Typen sowohl ihre Gliedmaßen als auch ihren ganzen Körper vergrößern.

Außerdem sollen sie Nahrungspillen herstellen, die für einen gewissen Zeitrahmen immens die Angriffskraft steigern.«

Omoi quittierte das Gehörte mit einem Grinsen.

»Klingt interessant«, kommentierte er und sah seine ernst blickende Teamführerin an.

Diese wiederum schenkte dem keine Beachtung sondern gab weitere Order:

»Für die Jutsus haben wir keine Verwendung. Allerdings könnten die Nahrungspillen von Wert sein. Notieren.«

Karui folgte dem Befehl und setzte ein Häkchen neben das Wappen des Akimichi-Clans.

Daraufhin blätterte sie eine Seite weiter und ließ Informationen zum Inuzuka-Clan verlauten.

»Alle Mitglieder des Clans haben ein ausgeprägtes Gehör und einen besonders starken Geruchssinn.

Außerdem hat jeder von ihnen einen Hund, der ihm auf Schritt und Tritt folgt.

Sie sollen angeblich auch mit den Hunden sprechen können.«

Omoi holte einen Lolli aus seiner Tasche hervor.

»Ich habe mal von einem Typen gehört, der auf einem Hund reiten soll. Ob der auch dazugehört?«, fragte er und entpackte die Süßigkeit.

»Wenn die Tiere auf diesen Clan geprägt sind, ist es unnötig sie in Betracht zu ziehen.

Streichen. Weiter«, kommentierte Samui ohne jegliches Gefühl in der Stimme.

Karui zuckte mit den Schultern und ließ ihre gelben Augen über die nächste Seite schweifen.

»Damit dürfte der Aburame-Clan ebenfalls ausfallen.

Die Mitglieder gehen eine Symbiose mit Insekten ein.«

Beim Lesen verengten sich ihre roten Augenbrauen.

Auch Omoi rang diese Information eine Reaktion ab.

Den Lolli, welchen er im Begriff war in seinem Mund verschwinden zu lassen, stoppte er wenige Zentimeter vor seinen Lippen.

»Igitt«, sprach er daraufhin aus.

Die blonde Teamführerin bestätigte Karuis Annahme mit einem Nicken.

Karui massierte ihre Schläfe mit einer Hand und überflog die verbleibenden Seiten.

»Es bleiben noch Hyuuga-, Nara- und der Yamanaka-Clan.

Von den Uchihas ist keiner mehr übrig.«

Als der Name der erstgenannten Familie fiel, hob Samui ihren Blick und sah die Chunin eindringlich an.

»Keiner nähert sich dem Hyuuga-Clan, verstanden?

Wir müssen annehmen dass wir ohnehin schon beobachtet werden.

Und nach dem Vorfall, vor zwölf Jahren, würde jeder Kontakt mit den Hyuuga sofort verdächtig sein.«

»Verstanden«, gab Karui als Antwort.

Omoi tat es ihr mit einem »Geht klar«, gleich.

Mit müder Stimme führte Karui ihre Auskunft fort.

»Yamanaka- und Nara-Clan. Eine der Familien beherrscht ein Jutsu mit dem sie in den Geist des Feindes gelangen und ihn kontrollieren können. Die andere kann Schatten manipulieren und als Waffe einsetzen«

Während Omoi mit seiner Zuckerkugel beschäftigt war, wurde Samui hellhörig.

»Die Technik der Yamanakas wäre nützlich für Informationsbeschaffungen.

Die Schattenmanipulation sollte ebenfalls von Nutzen sein. Notieren.«
 

Dadurch dass das Team die Zielgruppen ihres Auftrages eingegrenzt hatte, löste sich der Stress ein wenig.

Karui, noch immer auf der Schlafmatte sitzend, bemerkte dass ihre Teamführerin sich zum Gehen wandte.

»Wo geht’s denn hin?«, fragte sie.

Samui beschwichtigte knapp.

»Nur an die Luft«

»Okay, Omoi und ich werden uns ein wenig ausruhen. Pass auf dich auf.«

»Cool«, antwortete Samui mit einem Anflug von einem Lächeln und schloss die Tür hinter sich.
 

Vor den Fenstern verdunkelte sich weiterhin der Himmel während die beiden Chuunin auf ihren Schlafplätzen lagen und die Strapazen der Reise ihren Tribut einforderten.

Omoi, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, brachte seine Bedenken hervor.

»Wer weiß ob das alles gut geht«, setzte er an.

Auf Karuis Schweigen hin führte er seine Gedanken detaillierter aus.

»Die Hokage traut uns nicht. Was ist wenn man uns erwischt?«

Seine Teamkollegin war weiterhin still.

»Oder wenn der Raikage nicht zufrieden mit uns ist?«

Omois Stimme wurde lauter.

»Samui ist in letzter Zeit auch so seltsam.

Vielleicht hat sie vom Raikage den Auftrag uns zu testen.

Haben wir was falsch gemacht?

Karui, hörst du mir zu?«

»Halt endlich die Klappe!«, brachte seine unfreiwillige Zuhörerin ihn zum schweigen.

Mit geschlossenen Augen drehte sie sich zur Wand und seufzte.

Ihre ruhender Zustand wurde abermals unterbrochen als sie erneut von ihrem Kameraden angesprochen wurde.

»Karui?«

Die Stimme ließ sie ihre Augen verdrehen.

»Was?!«

»Willst du 'nen Lolli?«
 

Indessen folgte Samui ziellos den Straßen von Konoha und war in Gedanken versunken.

Die schwere, aufgeladene Luft brachte etwas Leben in ihren ermüdeten Körper.

Es wäre das Vernünftigste gewesen, sich zu erholen.

Doch ihr Auftrag war von höherer Priorität als ihr Verlangen nach Schlaf. So ging sie, mental, noch einmal die infrage kommenden Clans durch und kalkulierte die Umstände, welche die Mission erschweren würden.

In Überlegungen vertieft, bemerkte sie nur peripher dass sie sich von der Hauptstraße entfernte und auf eine kleine Gasse zusteuerte.

Dort fiel ihr eine Treppe ins Auge.

Zwar befand sich niemand auf den Straßen und das Dorf hinter den Blättern wirkte verlassen, aber auf dem Dach konnte sie sicher gehen, dass sie ungestört und abgeschieden sein würde.

Begleitet vom Rascheln der Bäume im Wind, führten sie die Stufen auf das Dach.

Oben angekommen, durchströmte belebender Sauerstoff ihre Lungen als sie einen tiefen Atemzug nahm.

Dadurch wechselte die Aufmerksamkeit, die bisher auf ihre Mission gerichtet war, zu einem eher emotionalen Ton.

Ein Luftzug glitt über ihre Haut und ließ sie kurz frösteln.

Seit längerer Zeit hatte Samui sich nicht mehr auf sich selbst besinnt.

Die konfliktreichen Missionen, die weiten Reisen, Gedanken an ein mögliches Scheitern der Aufträge, die Verantwortung für ihre Teammitglieder, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen, die Gefahr durch Akatsuki.

Diese Umstände verdrängten jeden Gedanken an ein Privatleben.

Dieser eine tiefe Atemzug jedoch, ließ sie ihre Konzentration vernachlässigen und nostalgisch werden.

Mit nunmehr emotionalem Geist, erspähte sie die ersten Regentropfen, die auf den Boden prasselten.

Von einem Moment auf den anderen entlud sich die Spannung des Wetters.

Wenige Meter neben der Treppe entdeckte Samui eine überdachte Bank.

Das Grollen des Donners setzte ein als sie sich auf den Unterschlupf zubewegte.
 

Erst jetzt bemerkte die kühl wirkende Blondine den Jungen, der auf der Bank saß und scheinbar geistesabwesend vor sich hinträumte.
 

Shikamaru seufzte still als er die Schritte wahrnahm.

Mit Choji hätte er gerechnet. Sein bester Freund sorgte sich um ihn, seitdem Shikamaru sich von seinen Mitmenschen isolierte.

Doch die Schritte waren zu leise und leicht als dass sie zum Akimichi-Jungen gehören könnten.

Demnach näherte sich eine Person auf die Shikamaru noch weniger Lust hatte.

Scheinbar würde er selbst hier, an seinem Lieblingsplatz, keine Ruhe finden.

Doch statt sich über die ankommende Gesellschaft zu ärgern, ignorierte er sie einfach.

Seit Asumas Tod nahm er die Welt ohnehin nur noch durch einen Dunstschleier wahr.

Als ginge ihn die Welt nichts mehr an, schwelgte er nur noch in Träumen, Gedanken und Gefühlen.

Diese trüben Konstrukte wurden oftmals intensiviert wenn die Realität ihm weiteres Futter für seine Erinnerungen gab. So wie in diesem Augenblick.

Regentropfen auf Steinplatten. Seichte Windböen.

Ein aufziehender Schauer.
 

Vor seinem inneren Auge sah er seinen sterbenden Mentor.

Blutend, das Leben aus ihm weichend.

Zwischen den tristen Farben des Wetters das rote Glühen einer Zigarette, dessen Qualm die Frische des Wolkenbruchs störte.
 

Shikamaru zog eine Schachtel von Asumas Lieblingsmarke hervor, steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel und sah auf das Feuerzeug.

Er trug es zu jeder Sekunde bei sich.

Der Regen intensivierte sich.

Erste Blitze erhellten den dunklen Mantel der sich über das Dorf gelegt hatte.

Zwischen dem Grollen des Donners, war das Zischen des Feuerzeuges zu hören als Shikamaru seine Zigarette anzündete.

Als der Rauch sich mit dem Sauerstoff vermengte und dicke Tropfen das Weiß des Bodens in ein dunkles, schimmerndes Grau verwandelten, wurde der Gedankenverlorene von einer Stimme in das Hier und Jetzt geholt.

»Hast du Eine für mich, Kleiner?«

Die Frage kam von einer weiblichen Person.

Die Stimme klang beherrschter, ruhiger und tiefer als die seiner Altersgenossen.

Ein weiteres Indiz darauf dass sie eine Erwachsene war, war ihre Ansprache.

“Kleiner“.

Shikamarus Reaktion war spärlicher Natur.

Seine einzige Handlung bestand darin, der Frau die Schachtel hinzuhalten.

Abgesehen davon war sein Blick weiterhin auf den Boden gerichtet.

Nur aus seinem peripheren Blickwinkel sah er die schlanken Finger, die nach einer der Tabakstangen griffen.
 

Samui bemerkte den regungslosen Gesichtsausdruck ihres Gönners.

Er schien keinerlei Bedarf an Kommunikation zu haben.

Für einen Moment kam ihr der Gedanke, Informationen zu sammeln.

Wenn sie es geschickt anstellte, würde sie mehr über die Clans erfahren können ohne das der Junge bemerken würde was er damit anrichtet.

Doch zum Einen verriet sie ihre Kleidung als Kumo-Nin und zum Anderen war der junge Raucher einem Gespräch abgeneigt.

Samuis Schultern senkten sich und ihr Körper schien sich zu entspannen.

Die Umstände, die gegen eine Informationsbeschaffung standen, kamen ihrer aufgekommenen Nostalgie zugute.

Für wenige Minuten würde sie einfach leben und existieren können, bevor sie wieder in das Quartier zurückkehren und die Gedanken auf die Mission richten musste.
 

Das Gewitter wurde mit jeder anbrechenden Minute stärker.

Pfeifend wehte der Wind in Shikamarus Gesicht.

Der Geräuschpegel steigerte sich durch das Rascheln der Bäume und das Aufeinandertreffen von Wasser auf Stein.

Trotz dessen war ein Geräusch zu vermissen.

Die charakteristische Zischen eines betätigten Feuerzeuges.

Bevor ihn die Frau abermals ansprechen und seine Gedanken unterbrechen würde, reichte Shikamaru ihr das Feuerzeug, weiterhin ohne sie anzusehen.

Doch er fühlte wie das Gewicht des metallenen Gegenstandes weiter auf seinen ausgestreckten Hand lastete.

Mit einem genervten Blick wollte er den Störenfried darauf aufmerksam machen.

Als er seinen Kopf nach rechts drehte, wurden seine Augen wacher.

Ein Kumo-Nin?

Er erkannte ihre Herkunft an der Kleidung.

Mit ihren Landsmännern teilte sie sich die häufig vorkommende hellblonde Haarfarbe, hatte aber im Gegensatz zu den meisten eine blasse Haut.

Ihr strenger Pony wehte im Sturm, so wie auch das schulterlange Haar das ihr Gesicht umrahmte.

Die Überraschung eines Ninjas aus einem anderen Dorf währte nur kurz.

Und zumindest schien sie nicht allzu nervig zu sein.

Ihr Blick schweifte weiterhin in die Ferne als sie Shikamaru das angebotene Feuerzeug aus der Hand nahm.

»Cool«, hörte er sie sagen bevor die Zigarette entzündet wurde.
 

Schweigend saßen die Shinobi nebeneinander.

Die Zigaretten waren bereits aufgeraucht als der Wolkenbruch nachließ.

Von der Überdachung perlten die Tropfen auf den Boden hinab.

Die Sonne ließ sich weiterhin nicht blicken.

Samui erhob sich um sich wieder ihren Pflichten zu widmen.

Sie wollte sich bei dem Jungen bedanken aber dieser schien weiterhin in seiner Gedankenwelt verloren zu sein.

Allerdings zahlte sich der flüchtige Blick in anderer Form aus.

Während Samui auf die Treppe zuging, hatte sie das beruhigende Gewissen dass sie der Erfüllung ihrer Mission einen Schritt näher gekommen war.

Das Wappen auf seinem Shirt, das sie beim letzten Blick auf ihn entdeckte, war der Grund dafür.
 

»Nara-Clan«, flüsterte sie zu sich selbst.

»Hab' ich dich.«

Die defensive Offensive

»Er schien recht freundlich zu sein.«

Die Mittagssonne schien, durch das Fenster, auf Karuis roten Haarschopf.

Sie war am frühen Morgen aufgestanden nachdem sie keinen Schlaf mehr fand.

Bei ihrer Rückkehr in die Unterkunft erzählte sie von ihrem Erlebnis und erläuterte die Gelegenheit, welche sich dadurch ergab:

»Wir kommen einem Ziel näher ohne uns dabei verdächtig zu machen.«

Omoi, sitzend auf seinem Futon, blickte zu seiner Teamkollegin hoch.

»Mag sein. Aber was ist mit den Risiken?«, fragte er skeptisch.

Mit einem leichtem Seufzen wandte Karui sich ihm zu und reagierte mit Sarkasmus:

»Was hast du denn bisher Großartiges unternommen was zur Mission beiträgt? Dein Rumhängen und Süßkram-lutschen hat uns ja wirklich weitergebracht.«

Mit einem »Er hat recht«, pflichtete Samui ihrem männlichen Kameraden bei.

»Erzähl' uns noch einmal alle Einzelheiten.«

Stöhnend stemmte Karui eine Hand in die Hüfte. In der anderen vergrub sie ihre Stirn ehe sie das Geschehene rekonstruierte.

»Okay, noch einmal«, setzte sie mürrisch an.
 

»Ihr habt noch geschlafen also wollte ich einfach nur eine Runde spazieren und mir ein eigenes Bild vom Dorf machen.

Beim Herumlaufen kam ich auf einen Markt und dachte dass ich uns etwas zu Essen mitbringe. Dabei hat er mich eben angesprochen und...«

Bevor sie ihr Erlebnis weiter ausführen konnte, fiel Omoi ihr ins Wort.

»Wenn wir davon ausgehen dass die Hokage uns beschatten lässt, ist das alles ein wenig zu gut gelaufen.

Ausgerechnet eine unserer Zielpersonen nimmt Kontakt zu dir auf?«

Die Besorgnis in seiner Stimme steigerte sich und gipfelte in weiteren Fragen:

»Wie hat er dich angesprochen?

Was genau hat er gesagt?

Wie ist er überhaupt auf dich aufmerksam geworden?

Und wie konntest du ohne unser Wissen zusagen?

Und was..«

Dieses mal war Karui diejenige die den Redefluss unterbrach:

»Jetzt halt mal die Luft an, du Spinner!«, erhob sie aggressiv ihre Stimme.

Zornig schaute sie auf ihn herab und verteidigte sich.

»Ich wollte euch einfach was Gutes tun, nach dem Stress der letzten Tage. Und wenn es dir nicht gefällt, dass ich ganz nebenbei einen Vorteil für unsere Mission rausschlage, dann ...«

Ihre Worte verklangen ohne dass sie ihren Satz beendete.

Die Staubflocken, welche durch die Sonnenstrahlen tanzten, unterstrichen die darauf folgende Stille.

Für ein paar Sekunden schien die Zeit still zu stehen und die schwere Luft drückte sich auf das Zimmer.

Samui schaltete sich nicht dazwischen, sondern wartete bis die Chunin ihren Disput untereinander klärten.

Dies trat ein, indem Omoi einen entschuldigenden Ausdruck auf dem Gesicht hatte.

»Tut mir leid, ich wollte nicht..«

Auch ohne dass er es aussprach nahm Karui seine Intention wahr.

Während das Licht den beiden auf die dunkle Haut schien, stand Samui weiterhin still im Schatten und erblickte wie Karui in einer ihrer Taschen wühlte.

»Ja, ja«, ließ diese verlauten und warf dem Jungen einen Lolli in den Schoß.

Daraufhin schlich sich ein ehrliches Lächeln auf sein Gesicht.
 

Die Teamführerin indessen wollte weitere Informationen.

»Weiter«, forderte sie.

Karui kam der Anforderung nach und gab sich Mühe das Geschehen so detailliert wie möglich zu schildern.

»An dem Stand an dem ich Omois Süßkram kaufte, sprach mich jedenfalls dieser Typ an. Er hat mich einfach nur gefragt ob ich Hilfe beim Auswählen brauchte, weil ich nicht von hier bin. Ich hielt es für das Vernünftigste wenn ich einfach darauf eingehe. Jedenfalls hat er mir ein paar Geschmackssorten empfohlen und bot mir dann an, mich ein wenig durch das Dorf zu führen...«

Eine Frage von Samui brachte noch eine unfreiwillige Pause in Karuis Bericht.

»Was wollte er an dem Stand?«

Die Rothaarige stockte kurz aber gab dann eine Antwort:

»Er sagte irgendwas davon, dass er einen Freund aufheitern und nicht mit leeren Magen bei ihm auftauchen will.«
 

»Weiter«, wiederholte Samui um mehr zu erfahren.

Mit dem Blick auf ihre Anführerin gerichtet, fuhr Karui fort:

»Jedenfalls lehnte ich ab mich rumführen zu lassen und wollte gehen. Ich hab' dabei aber gehört dass die Verkäuferin vor sich hinfaselte dass die Akimichi viel zu viel essen, als sie ihm ein paar Tüten Chips reichte. Er gehört also definitiv zum Akimichi-Clan.«

Samui massierte mit einer Hand ihren Nacken und schlussfolgerte:

»Anschließend bist du auf sein Angebot zurückgekommen, ihr habt euch für heute Abend verabredet, wir sind dabei und kommen dichter an den Clan.«

Die Zusammenfassung quittierte Karui mit einem Nicken.

»Geschmack hat er auf jeden Fall«, warf Omoi in den Raum.

Er hielt seinen Lolli in das Sonnenlicht und verlor sich im Anblick der roten Zuckerkugel.

»Schmeckt nach Himbeeren. Aber irgendwie nicht so penetrant. Mit einem Schuss Minze.«

Er stützte sein Kinn auf den Daumen und wirkte konzentriert.
 

Die einzige Jonin des Dreiergespanns fügte den Neuigkeiten ihre eigene hinzu.

»Mir ist gestern eine der anderen Zielpersonen begegnet.«

Während sie dies verkündete, ging sie in Richtung von einem der Fenster.

Mit verschränkten Armen lehnte sie sich an die Wand daneben und schaute auf die Straße.

Ihre blauen Augen leuchteten im Schein der Sonne, während sie weitersprach.

»Wenn wir uns nach so kurzer Zeit parallel mit verschiedenen Shinobi des Dorfes treffen, würden wir uns viel zu verdächtig machen. Fassen wir fürs erste den Akimichi-Jungen ins Auge. Dadurch dass er den Kontakt initiiert hat, wird man uns keine Absichten unterstellen.«
 

Omoi erhob sich um sich zu strecken. Dabei zog er scharf die Luft durch die Nase und erfragte weitere Einzelheiten.

»Wann und wo geht’s los?«
 


 

Das Restaurant war gut besucht.

Würziger Duft von gegrilltem Fleisch erfüllte das Lokal und ließ Omois Magen knurren.

»Sonderlich pünktlich ist er ja nicht«, merkte er an, wobei er an der dunklen Holzwand hinter ihm lehnte und auf den leeren Tisch vor ihm sah.

Das gedämmte Licht hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn und ließ ihn umso mehr spüren dass er Hunger hatte.

Auf Samuis Vorschlag hin hatten sich die drei Kumo-Nins auf den Platz in der hintersten Ecke gesetzt.

Zwar würde das eventuell einen dubiosen Eindruck machen, insofern sie wirklich beschattet wurden, aber die Teamchefin war dem Trubel einer pulsierenden Menschenmenge zu abgeneigt.

Von den dreien war sie auch die einzige, welche schon eine Bestellung aufgegeben hatte.

Somit stand nun ein Zedernholzbecher gefüllt mit Sake vor ihr.

Als sie einen Schluck des Getränkes nahm und der Alkohol ihren Körper wärmte, nahm sie Schritte wahr.
 

»Tut mir leid, wir haben uns etwas verspätet.«
 

Seine Stimme klang durchaus freundlich und entspannt. Unterstrichen wurde dies durch sein Lächeln. Die Worte waren an die Gruppe gerichtet, das Lächeln jedoch galt Karui.

Diese erwiderte die Geste und begrüßte den Akimichi mit einer einladenden Geste.

Erst als der Junge seinen etwas korpulenten Körper auf einem Stuhl niederließ, erblickte Samui seine Begleitung.

Für eine Sekunde zog sich ihr Magen zusammen.

Der gelangweilte, abweisende Blick.

Schwarzes, langes Haar. Zu einem strengen Zopf frisiert.

Hängende Schultern.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben.
 

Der Raucher des Nara-Clans erkannte sie ebenfalls wieder.

Im Gegensatz zu Samui jedoch blieb seine Reaktion teilnahmslos.

Noch während er auf den Tisch zuging, ging die Jonin alle Risiken durch.
 

Verdammt. Diesen Zug hatte sie nicht mit einbezogen.

Omois Gedanke schien sich zu bewahrheiten.

Es konnte kein Zufall sein dass der Akimichi Karui angesprochen hatte.

Das war gar nicht mal so blöd.

Die Konoha-Nins gingen somit in die Offensive und konnten die Gäste aus Kumogakure gleich einschätzen ohne dass sie es auf eine Konfrontation anlegten.

Hätte Samui sich gegen ein Treffen entschieden, hätte ihr Team als unzugänglich gegolten.

Und im Anbetracht dessen dass sie einen Pakt mit Konoha vorschlugen, war Unzugänglichkeit gleichzusetzen mit verdächtigem Verhalten.

Es war also die klügere Entscheidung die Einladung anzunehmen.

Aber dass dieser Nara-Bengel mit dabei war, verkomplizierte die Angelegenheit.

Es war ein klares Indiz darauf, dass Konoha etwas ahnte.

Zwei Zielpersonen an einem belebten Ort. Zu viele Zeugen.

Würden die Kumos hier einen Kampf anzetteln, wäre die Mission augenblicklich gescheitert.

Ein weiterer Nachteil war der, dass Samui sich nicht einmal mit ihrem Team beratschlagen konnte.

Diese verdammte Hokage.

In den Sekundenbruchteilen musste die Teamführerin sich eine Strategie zurechtlegen.

Sie musste ebenfalls das Verhalten ihrer Kameraden mit einbeziehen.

Würden sie das Spiel durchschauen? Würden sie richtig reagieren?

Omoi war clever genug um diese Finte zu bemerken. Aber sein paranoides Wesen könnte ihn falsch handeln lassen. Karui hingegen war zu cholerisch und würde zu aggressiv sein.

Samui saß in der Klemme.

Wie nervig

»Ich hoffe es stört euch nicht, dass ich meinen Freund mitgebracht habe«, sprach der langhaarige Akimichi mit freundlichem Ton.

Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Ich habe heute morgen ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin Choji und das ist Shikamaru.«

Während der Korpulente mit den langen braunen Haaren Karui ansah, saß seine Begleitung teilnahmslos neben ihm und schien geistig abwesend zu sein.

Samui übte sich in Schweigen und hoffte dass ihre Kameraden die Situation nicht verschlimmern würden.

Der weitere Verlauf ihrer Mission hing nun von ihren Reaktionen ab.

Nach außen hin wirkte die Teamführerin gewohnt beherrscht aber sie selbst spürte wie sich Unbehagen in ihr aufbäumte.

Als Karui »Kein Problem. Je mehr desto besser«, aussprach, fühlte Samui etwas Erleichterung.

Entweder hatte die Chunin das Wappen des Nara-Clans auf dem Shirt dieses Shikamaru nicht entdeckt oder sie ging unerwartet souverän mit der Lage um.

Jetzt stellte sich nur noch die Frage wie es um Omois Verhalten bestellt war.

Samuis angespannte Stimmung wurde durch die gedämpften Unterhaltungen der anderen Gäste, dem gedimmten Licht und die sauerstoffarme Luft im Lokal unterstrichen.

Omois Stimme jedoch nahm ihr etwas von der Last des Stresses.

»Ihr Konoha-Leute habt jedenfalls einen guten Geschmack was Süßigkeiten angeht«, sprach er aus.

Innerlich atmete Samui erleichtert aus aber ihre Körpersprache bewahrte weiterhin Fassung.

Choji nahm das Kompliment von Omoi erfreut an.

»Nicht wahr? Dann war meine Empfehlung wohl die richtige.«

Noch beim Sprechen wanderte sein Blick, lächelnd, zu Karui.
 

Nach dem üblichen Small Talk nahm die Bedienung die Bestellungen der fünfköpfigen Gruppe auf.

Einzig der Nara-Junge enthielt sich dabei.

Bisher hatte er kein einziges Wort gesprochen. Das machte ihn für Samui nur verdächtiger.

Doch ein Detail seiner Wortkargheit entlastete ihn.

Er schien das Team nicht zu analysieren. Viel mehr wirkte er vollkommen unaufmerksam.

Die Augen halb verschlossen, das Kinn auf eine Handfläche gestützt, die Schultern herabhängend.

Sein Blick schweifte ins Leere.
 

Der Duft von frisch zubereitetem Essen entfaltete sich als die Bedienung die Bestellungen servierte.

Omoi ließ ein anerkennendes Pfeifen ertönen und griff zu seinen Esstäbchen.

Als Karui es ihm gleichtat, war der Akimichi schon dabei sein Fleisch zu verzehren.

Seine Essgewohnheiten entlockten Karui eine Reaktion:

»Das nenne ich mal einen guten Hunger.«

Choji schaute sie an und prüfte ihre Mimik.

Als er das freundliche Schmunzeln vernahm, wechselte sein kurzes Bedenken zu einem sympathischen Gesichtsausdruck.

Auch wenn sein prüfender Blick nur wenige Sekunden anhielt, konnte Samui sich einen Reim auf dieses Verhalten machen

Wahrscheinlich war der Junge sensibel was das Thema Oberflächlichkeit anging. Sie konnte sich vorstellen dass er aufgrund seiner Figur oft das Ziel von Spott gewesen war.

Ein Anflug von einem traurigen Lächeln bahnte sich auf Samuis Gesicht.

Auch wenn er ihren Plan zunichte machen könnte, empfand sie keine bösartigen Gefühle für diesen Choji. Eher freute sie sich schon fast für ihn, dass er einen Freund in dem Raucher gefunden hat.

Bei diesem Gedanken fiel ihr auf wie unterschiedlich die zwei Shinobi auf sie wirkten.

Denn Shikamaru saß noch immer teilnahmslos auf seinen Platz und schien sich mental ganz woanders aufzuhalten.
 

Der kurze Anflug von Sympathie verflog augenblicklich als Choji eine Frage an Karui richtete.

»Was führt euch eigentlich nach Konoha?«

Bevor Samui die Situation entschärfen konnte, kam Karui ihr zuvor.

»Sagen wir's mal so: Wenn alles glatt geht, könnten wir uns in Zukunft vielleicht öfter über den Weg laufen.«

Für eine Sekunde war die Teamführerin erschrocken, doch ein Gedanke beruhigte sie sogleich wieder.

Der beleibte Ninja schien sehr auf Karui fixiert zu sein. Diese Erkenntnis könnte sich noch als nützlich erweisen.

Wenn Karui es geschickt anstellte, könnte sie ihn manipulieren.

Aber sobald Samui den Gedanken zu Ende führte, bemerkte sie ein weiteres Problem.

Sie kannte die Rothaarige gut genug um ihr Verhalten deuten zu können.

Ihre Stimmlage, der Gesichtsausdruck und ihre Körpersprache verrieten sie.

Verdammt, Karui.

Sie hatte gar nicht vor den Akimichi zu manipulieren.

Was sie von sich gab war zu authentisch.

Nun kam der Jonin eine Tatsache in den Sinn, die sie häufig verdrängte.

Bei ihren Kameraden handelte es sich noch immer um Teenager.

Sie mochten von klein auf Disziplin gelernt haben und auf den Kampf gedrillt worden sein, aber das änderte nichts an der Tatsache dass sie das Verlangen nach Unbeschwertheit in sich fühlten.

Samui konnte nur hoffen dass ihnen dieses Verlangen nicht zum Verhängnis wurde.

Und zwischen all den Gedanken an die Umstände, den Risiken und der Loyalität zu ihrem Dorf, spielte sich etwas hinter ihrer versteinerten Miene ab.

Keine Analyse oder trockene Theorie.

Sie dachte daran, dass auch sie sich einmal so gefühlt hatte.
 

»Ich bin mal kurz weg.«

Dieser Satz von Shikamaru unterbrach die sorglose Stimmung.

Er erhob sich lustlos von seinem Platz und entfernte sich vom Tisch.

Choji schaute ihm wehmütig hinterher und ließ das Lächeln von seinem Gesicht verschwinden.

Auch Samuis Blicke verfolgten ihn als er sich durch die anderen Gäste schlängelte um zum Ausgang zu gelangen.

Sie konnte ihn schwer einschätzen.

Woher sollte sie wissen ob er die Lage nicht doch begutachtete?

Es war zu riskant weiter im Dunkeln zu tappen.

Sicher wäre es verdächtig ihm zu folgen aber zumindest würde sie mehr über den Stand der Dinge in Erfahrung bringen.

Gerade als Omoi ein »Dein Freund scheint ja nicht so gut drauf zu sein« verlauten ließ, stand Samui auf um Shikamaru zu folgen.

Ihr Vorhaben beantworteten die restlichen Drei mit fragenden Ausdrücken in den Gesichtern.

»Frische Luft«, erwiderte die Älteste auf die stumme Frage.
 

Leuchtreklamen tauchten den Abend in bunte Lichter.

Das Raunen der sich unterhaltenden Passanten betonte die Regsamkeit auf den Straßen.

Die Kälte, welche der sternenklare Himmel ausstrahlte, stand im Kontrast zur warmen, etwas stickigen Luft vor dem Restaurant.

Mit den Händen in den Hosentaschen, galt Shikamarus Aufmerksamkeit jedoch eher dem Boden der Tatsachen als dem Treiben des pulsierenden Lebens um ihn herum.

Choji war die treuste Seele, die er sich vorstellen konnte.

Er würde sich immer um ihn sorgen, egal wie sehr er in letzter Zeit auf Abstand zu seinem Kameraden ging.

Warum musste nur immer alles so kompliziert sein?

Selbst nachdem das Team 10 seine Rache an Akatsuki nahm, empfand Shikamaru keine Erleichterung.

Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.

Aber trotz dessen dass dieser masochistische Mörder bis in alle Ewigkeit unter den Trümmern begraben war, fühlte Konohas Meisterstratege die Schuld auf sich lasten.

Die Verantwortung dafür dass sein Sensei sein Leben ließ. Und die schreckliche Gewissheit dass ein Kind aufwachsen würde ohne dass es jemals mit seinem Vater eine unbeschwerte Kindheit erleben würde.

Shikamaru schloss die Augen und spannte seinen Körper an.

Während ein ehrbarer Mann sein Leben verlor und seine Liebe um ihn trauerte, verbrachte er den Abend mit irgendwelchen Leuten und hörte ihre nichtssagenden Gespräche.

Als wäre nie etwas geschehen.

War das das Leben eines Shinobi?

Alles zu riskieren um das Dorf zu schützen, dem Hokage ergeben zu dienen und als Dank vergessen zu werden?

Nach Asumas Beerdigung kam er sich vor als wäre er, neben Kurenai, der Einzige welcher noch immer trauerte.
 

Im Strudel der Gedanken bemerkte er nicht dass er Gesellschaft bekam.

Erst als sie direkt neben ihm stand wurde er aus seiner mentalen Abwärtsspirale entrissen.

Schon wieder diese Kumo-Nin.

Was war so unverständlich daran, dass er sich von der Gruppe entfernte?

Sein Beisein war nur ein Gefallen für Choji.

Nun musste er die penetrante Anwesenheit dieser Typen aus einem anderem Dorf ertragen.

Und er wusste worauf das Ganze hinauslief.

Mit einem tonlosen Seufzer zog er seine Zigarettenschachtel aus der Tasche und steckte sich einen Glimmstengel in den Mund.

Um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen, hielt er der Frau die Schachtel hin.
 

Zu einer anderen Zeit wäre sie ihm vielleicht sogar sympathisch gewesen.

Sie war anders als die Frauen von denen er sonst umgeben war.

Still, zurückhaltend und auf eine seltsame Weise elegant.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, stellte er einen Vergleich an.

Vor seinem Auge sah er Temari.

Mit ihrem breiten Grinsen und ihren manchmal ziemlich vulgären Sprachgewohnheiten.

Mehr aus einem Reflex als aus wirklicher Aufmerksamkeit heraus, schaut er nach rechts und betrachtete die Fremde.

Am vorigen Tag hatte er nur einen flüchtigen Blick auf sie geworfen und war mehr überrascht als interessiert.

Nun fielen ihm mehr Details ins Auge.
 

Sie war ein gutes Stück größer als er.

Ihr schlanker Körper ließ erahnen, dass sie in einem Gefecht auf Wendigkeit und Schnelligkeit setzen würde.

Doch vor allem fiel ihm ihre Mimik auf.

Sie kam ihm vertraut vor, erinnerte ihn an jemanden.

Dieser entspannte aber doch etwas abweisende Gesichtsausdruck.

Auch ihr Verhalten fiel ihm auf.

Zwar hatte sie die Zigarette schon im Mundwinkel, doch hielt sie sich mit der Bitte um das Feuerzeug zurück.

Bei diesem Gedankengang bemerkte Shikamaru, dass er sie regelrecht beobachtete.

Was tat er hier eigentlich?

Bevor die Situation unangenehm wurde, reichte er ihr das Feuer.

Mit einer weichen Bewegung entnahm sie ihm den Gegenstand und entzündete die spendierte Zigarette.

Shikamaru hatte die Aufmerksamkeit wieder seinen Gedanken widmen wollen als er auf den Boden sah.

Doch eine Geste ihrerseits unterband dies.
 

Für diesen kleinen Moment stand die Zeit still.

Die Geräusche um ihn herum waren wie erloschen.

Verschwunden waren die Lichter der Leuchtreklamen.

Kein Windhauch spürte er auf seiner Haut.

Nur die kleine Flamme vor seinem Gesicht schien real zu sein.

Sie loderte aus Asumas Feuerzeug, welches ihm von einem Paar schlanker Hände entgegengehalten wurde.

Doch es war nicht der Geruch von Benzin der ihm dabei in die Nase stieg.

Viel mehr war es der Duft von ihr.

Dieser Person die ihm auf die Nerven ging.

Diese Frau die ihn anschnorrte.

Diese Shinobi die diesen schönen Duft hatte.

Diese Kumo-Nin welche mit ihm den Regen beobachtet hatte.

Dieser potentielle Feind der ihm für wenige Sekunden die Last der Schuld nahm.
 

Doch das warme Gefühl wurde von einer lauten, lallenden Stimme gestört.

Shikamaru wurde wieder hart in die Realität befördert als er den betrunkenen Passanten wahr nahm, der auf die Jonin starrte und sie anfuhr.

»Verzieh' dich hier! Geh dahin zurück wo du hergekommen bist!«
 

Wie nervig...

Geisterjunge

Mit der Zigarette im Mundwinkel und einer gehobenen Augenbraue, war Samuis Reaktion auf den Betrunkenen von Gleichgültigkeit und einer Nuance Abwertung geprägt.

Trotz dessen war sie sich bewusst dass die Aufmerksamkeit der Menschen, welche durch ihn auf sie gelenkt war, einen weiteren Problemfaktor darstellte.

Er ging einen Schritt auf sie zu und ihre Miene verdunkelte sich bei jedem weiteren schwindenden Zentimeter, der zwischen ihnen lag.

Jedoch wäre jedwede weitere Handlung nur verfänglicher.

Wenn der lallende Störenfried auf eine Konfrontation aus war, müsste sich Samui aus der Affäre ziehen ohne dass ihre Maskerade zu bröckeln beginnen würde. Denn ein Akt der Gewalt hätte zur Folge dass die friedlichen Absichten, die sie der Hokage vortäuschte, zu hinterfragen wären.
 

Zu ihrem Glück übernahm jedoch eine andere Person diese Angelegenheit für sie.

»Lass gut sein, die anderen warten sicher schon.«

Der Mann der Samui eine Auseinandersetzung ersparte, hatte seine Hand auf die Schulter seines polemischen Trinkkumpanen gelegt.

Letzterer ließ sich nur widerwillig beschwichtigen.

Mit anklagenden Blick entfernte er sich von der großen Blondine, indem er von seinem Freund mitgezogen wurde.

Bevor er in der Menschenmenge verschwand, ließ er noch »Wir wollen dich hier nicht!«, ertönen.

Und die größtenteils missfälligen Blicke der Dorfbewohner auf Samui gaben ihm recht.
 

»Ihr seid hier wirklich nicht grad' beliebt«, kommentierte Shikamaru den Zwischenfall.

Seine Stimme war von Ruhe und Gleichgültigkeit gezeichnet.

Verflogen war das warme Gefühl, das er noch vor wenigen Sekunden verspürt hatte.

Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem staubigen Boden, während er einen tiefen Zug des Tabaks inhalierte.

Die angefeindete Jonin äußerte trocken:

»Ich bin nicht hier um Sympathien zu sammeln. Das Dasein als Shinobi ist kein Beliebtheitswettbewerb.«

Ihr Kommentar entlockte Shikamaru ein leicht schnaufendes Lächeln.

Geprägt war es jedoch von Sarkasmus, was seine leblosen Augen verrieten.

»Wir haben einen wirklich undankbaren Job, Kleiner..«,setzte Samui ein weiteres mal an.

»..aber das ist nur ein geringer Preis wenn man seine Heimat beschützen kann.«

Shikamaru wandte sich nun wieder seiner Gesprächspartnerin zu.

Doch im Gegensatz zu dem magischen Moment von vorher, war kein Anzeichen von einer Emotion auf seinem Gesicht auszumachen.

»Das habt ihr Kumo-Nins euch selbst zuzuschreiben.«

In der Stimme des Nara-Jungen war Verbitterung zu hören.

Samui entging der Tonfall nicht, was einen leicht abschätzigen Blick ihrerseits zur Folge hatte.

Der Raucher mit dem Ananaszopf führte seine Bemerkung weiter aus:

»Nach den Aktionen, die euer Dorf in der Vergangenheit gebracht hat, kann von einen Beliebtheitswettbewerb keine Rede sein.«

Auf diesen anklagenden Satz hin, verengten sich Samuis Augen.

»Du bist ziemlich gut informiert für dein Alter«, merkte sie an.

Das Kompliment, welches eher Feststellung als Wertschätzung war, tat Shikamaru mit seiner Auffassung von Gefechten ab:

»Information, Analyse, Vorbereitung, Strategie. Wenn man auf alles vorbereitet ist, dann...«

Er brach mitten im Satz ab und Melancholie legte sich wie ein Schatten über sein Gesicht.

Auf das Zögern reagierte Samui mit einem weiteren Statement.

»Du scheinst ein ziemlich kluger Junge zu sein....«
 

Vor den Füßen der beiden Ninja trieb der Abendwind eine Getränkedose die Straße hinab.

Shikamaru legte seinen Kopf in den Nacken und blickte abwesend in die Sterne.

Das Dunkelblau des Firmaments wirkte kalt.

Zwischen den gedämpften Geräuschen von euphorischen Menschen und künstlichen Lichtkegeln

die die Straße erhellten, stand ein Junge, beraubt von Träumen und Hoffnung.

»Ich bin alles andere als klug....«, ließ er resigniert verlauten.

Die ruhigen Worte waren geschwängert von Reue und Trauer.

Gerichtet waren sie an das Nichts.

An die Leere, die Shikamaru ausfüllte.

Doch vielleicht auch nicht mal an diese.
 

Mit geschlossenen Augen ließ der Chunin seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden.

Ohne ein Wort des Abschieds verlauten zu lassen, dreht er sich um und entfernte sich langsam von Samui, die ihm nachdenklich hinterhersah.

Sie beobachtete ihn, wie er langsam durch die Menschenmenge schritt.

In diesem Augenblick schien er gar nicht real zu sein.

Ein roter Lichtstrahl, welcher von einer Werbetafel ausging, fiel leuchtend auf seine linke Körperhälfte und ließ ihn aussehen als würde er verdunsten.

Wie ein Geist, der mehr schwebte als den festen Boden unter sich zu berühren, verschwand er.

Auf Wiedersehen, Geisterjunge.
 

Als Samui sich ebenfalls von der belebten Straße abwandte und sich wieder in das Lokal begab, zeichnete sich hinter ihrer kalten Erscheinung ein Gefühl der Nostalgie ab.

Sie spürte die misstrauischen Blicke der Einwohner Konohas im Rücken, doch war ihr vorrangiger Gedanke dieses mal nicht auf die Mission gerichtet.

Im Gegensatz zu den unterschwellig argwöhnischen Reaktionen der restlichen Gäste auf sie, wurde Samui an ihrem Tisch von drei lächelnden Ninja begrüßt.
 

»Wo ist Shikamaru?«

Nachdem Choji das Fernbleiben seines Freundes bemerkte, schwand seine Heiterkeit.

Die Aufmerksamkeit, die er bis zu diesem Moment Karui gewidmet hatte, war nun auf die wieder eingekehrte Samui gerichtet.

Selbige setzte sich an ihren Platz und griff nach ihrem, mit Sake gefüllten, Becher.

»Er ist gegangen«, antwortete sie dem besorgt dreinschauenden Akimichi-Jungen und nahm einen großen Schluck.

Bevor Choji sich weiter erkunden konnte, kam Omoi ihm zuvor.

»Wieso das?«

Die befragte Jonin, auf die drei Augenpaare gerichtet waren, antwortete mit einem Schulterzucken.
 

»Entschuldigt dass ich die Stimmung drücke«, sprach Choji, nachdem die ausgelassene Atmosphäre am Tisch von bedrückender Stille verzehrt wurde.

Omoi wollte gerade seine Stimme erheben. Doch seine Teamkameradin Karui streckte mahnend ihre Hand in seine Richtung.

Der dunkelhäutige Chunin schluckte seine Frage herunter.

Chojis Blick richtete sich indessen an die Teamführerin der Kumo-Nins.

»Er ist im Moment etwas neben der Spur...«

Bevor er seine Ansprache fortsetzte, sah er zu Karui, die ihm von den drei Gästen am meisten zusagte.

»Er hatte es in der letzten Zeit nicht leicht.«

Die Rothaarige auf der sein Blick ruhte, fragte vorsichtig nach.

»Was ist ihm denn passiert?«

Bevor der beste Freund Shikamarus eine Antwort gab, holte er tief Luft.

»Ich sollte nicht so offen darüber reden. Es gab nur …..Schwierigkeiten während einigen Missionen.«

Die schwermütig gewordene Stimmung ließ abermals Stille anbrechen.
 

Samui hörte aufmerksam zu.

Sie wusste wovon dieser Choji sprach.

Wie viele Missionen, an denen sie beteiligt war, waren schon gescheitert?

Abgesehen von den Selbstzweifeln, gebar Versagen auch den Verlust von Respekt und Kameraden.

Mit einem weiteren Schluck betäubte Samui ihre Gedanken.

Dabei spürte sie dass sie mit jedem Schluck des Alkohols weiter in eine emotionale Spirale rutschte.

Der Sake in ihrer Kehle brannte wie die Einsicht in ihrem lange nicht mehr beachteten Herzen

Sie hatte nicht nur Kameraden und Respekt verloren, sondern auch sich selbst.

Nicht mehr Teil dieser Welt

»Und diese hier..?«

Omoi kniete vor einem Strauß Blumen mit violett-rötlichen, gewölbten Blüten.

»Das sind Dahlien«, antwortete eine weibliche Stimme. »Sie stehen für guten Geschmack.«

Die junge Yamanaka stützte ihr Kinn auf die gefalteten Hände und beobachtete ihn vom Tresen aus.

Die Luft im Blumenladen war erfüllt von süßlichem Duft.

Fraglich war nur ob seine Teamkameradinnen ebenso süßlich reagieren würden wenn er mit Blumen auftauchen würde, deren Bedeutung „Guter Geschmack“ war.

Karui würde sicher davon ausgehen dass er damit andeuten wolle, dass selbiger nicht bei ihr vorhanden ist.

Und die Chefin?

Die würde es nicht interessieren, oder?

Aber wenn es sie doch interessierte und es missverstand?

Frauen waren wirklich seltsame Wesen.

Ein orangener Strauß erregte Omois Aufmerksamkeit.

»Der sieht gut aus. Wie steht's damit?«

Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht der jungen Verkäuferin als sie die Frage vernahm.

»Wenn du dich nicht unbeliebt machen willst, dann würde ich an deiner Stelle die Finger davon lassen«, sprach sie amüsiert.

»Die orangenen Lilien bedeuten Rache und Hass.«

Der Ninja aus Kumogakure legte eine Hand in den Nacken und seufzte.

Rache und Hass würde er wohl selbst zu spüren bekommen, wenn er mit dem Gewächs bei seinen Kolleginnen auftauchte.

Bevor er sich das schlimme Szenario ausmalen konnte, bekam er Hilfestellung von dieser Yamanaka.

»Für wen sollen sie denn sein? Und was ist der Anlass?«

Sie kam, freundlich lächelnd, auf ihn zu.

Dabei ahnte sie nicht, dass sie nicht nur für die Auswahl nützlich war, sondern vorrangig für Omois Mission.

Leichter hätte es ihm kaum gemacht werden können, als er in der Straße das große Schild mit der Aufschrift “Yamanaka Blumenladen“ erblickt hatte.

»Also, es ist für meine Chefin«, ließ er unsicher als Antwort verlauten.

Erst nachdem er es ausgesprochen hatte, bemerkte er wie ungewöhnlich es war Blumen für seine Vorgesetzte zu kaufen.

Bevor dieses Mädchen sein Anliegen falsch verstehen würde, setzte er seinen Satz fort.

»...ich glaube ihr geht es nicht so gut und da wollte ich sie aufheitern«, er pausierte für einige Sekunden und setzte einen ernüchterten Blick auf, »..außerdem raucht sie seit kurzem wieder und ich mag den Zigarettengestank nicht.«

Aufgrund der letzten Information musste sich das Zielobjekt seines Auftrags das Lachen verkneifen.

Ihre Finger wiesen auf einen Strauß in der hinteren Ecke des Ladens.

»Das sind Schwertlilien. Sie stehen für gute Neuigkeiten und Loyalität.«

Gute Neuigkeiten?

Die könnten die drei Shinobi gebrauchen.

Und in der Tat hatte Omoi welche zu verkünden, immerhin hatte er ein weiteres Zielobjekt ausgemacht.

Der Loyalität konnte Samui sich auch gewiss sein.

Auch wenn die drei Charaktere kaum unterschiedlicher sein konnten, so hatten sie doch immenses Vertrauen zueinander.

Und bisher hatte Omoi auch noch nicht an seiner Teamchefin gezweifelt.

»Okay, die nehm' ich.«
 

Das Licht schien ihm blendend ins Gesicht als er aus dem schattigen Blumenladen trat.

Bei den warmen Temperaturen trieb es die Leute auf die Straße.

Viele der spielenden Kinder schauten dem Fremden mit den Lilien hinterher.

Im Gegensatz zu den Erwachsenen jedoch, waren ihre Blicke eher von Neugier geprägt.

Wahrscheinlich hatten nur die wenigsten von ihnen schon jemanden mit dunkler Hautfarbe gesehen.

Ob Karui gerade das selbe widerfuhr?
 

Sie war mit einem Bewohner von Konoha unterwegs.

Dieser Choji war ein echt netter Typ.

Unter anderen Umständen hätte Omoi gerne mehr Zeit mit ihm verbracht.

Aber vorrangig war nun einmal die Mission.

Und zu diesem zählte auch seiner Teamführerin Bericht zu erstatten.

Nämlich davon dass er jemanden vom Yamanaka-Clan ausgemacht hatte.

Nur gab es das Problem dass Samui schon früh die Unterkunft verlassen hatte.

Wahrscheinlich wollte sie weitere Personen ausfindig machen.

Aber dass sie Karui und ihn einfach so zurückließ ohne irgendwelche Order zu geben, war gar nicht ihre Art.

Hoffentlich würde seine Geste sie wieder auf Kurs bringen.
 


 

In einer anderen Ecke des Dorfes unter derselben Mittagssonne, betrat Shikamaru die Treppen um zu seinem Lieblingsplatz zu gelangen.

Die Hitze ließ die Luft schwer wirken.

Auch glänzten die Steinplatten unter dem Schein des strahlenden Himmelskörpers, der für die Temperaturen verantwortlich war.

Der endlose, blaue Himmel wurde von vereinzelten weißen Wolken geschmückt und hätte entspannend auf Shikamaru gewirkt, wäre da nicht die letzte Nacht.

Nach dem kurzen Gespräch mit der Ninja aus Kumogakure hatte sich seine Stimmung noch verschlechtert.

Viel Schlaf hatte er nicht gefunden, denn seine Gedanken hatten weiterhin um sein früheres Versagen gekreist.

Nun begleitete ihn das Zirpen der Zikaden auf dem Weg zur überdachten Bank.

Gerade als ihm eine Brise den süßen Duft von blühenden Sommerblumen entgegenwehte, sah er dass sein Platz besetzt war.
 

Man, hatte man denn nirgendwo mehr seine Ruhe?

Und natürlich war es ausgerechnet diese Frau, der er eine schlaflose Nacht verdankte.

Ihr und ihren Worten.

Ihr, ihren Worten und ihre Ausstrahlung, die so beruhigend auf ihn wirkte.

Lag es an ihrer Herkunft, dem Dorf versteckt unter den Wolken, dass sie dieselbe Wirkung auf Shikamaru hatte, wie der Namensgeber ihrer Heimat?

Während er diese Frage schnell verdrängte, beobachtete er wie ein Windstoß über ihren Nacken glitt und Shikamaru wie am Vorabend, ihren Duft wahrnahm.

Mit den Händen in den Hosentaschen, war er im Begriff sich abzuwenden und den Rückweg anzutreten.

Gerade als er sich umdrehte, nahm er eine Bewegung in seinem peripheren Blickwinkel wahr.

Eine Schachtel von Asumas Lieblingsmarke hielt die Frau über ihrer Schulter.

Ohne sich zu ihm zu drehen, sprach sie ihn an.

»Du hast noch was gut bei mir, Kleiner.«
 

Mit der unangezündeten Zigarette im Mundwinkel, lag Shikamaru auf den harten Steinplatten und schaute in den Sommerhimmel.

Wen interessierte es ob sie ihn beobachtete oder der Boden ungemütlich war?

In dieser Position konnte er sich am besten, mental, in den Wolken verlieren.

Er nahm einen tiefen Atemzug und ließ den Sauerstoff durch seine Lungen strömen.

Nur ein zarter Windhauch war wahrzunehmen.

Er brachte die Blätter der umliegenden Bäume zum Rascheln und ließ die warme Luft über Shikamarus Körper fahren.

Eine der Wolken fiel ihm besonders auf.

In ihrer länglichen Form glitt sie langsam am Firmament entlang.

»Sieht aus wie eine Makrele,« hörte er die Stimme, welche aus der Richtung der Bank kam.
 

Mit leisen Schritten kam die Shinobi auf ihn zu und setzte sich, neben ihn, auf den Boden.

Die Gedanken von Shikamaru waren kurzzeitig nicht auf Tod, Versagen und Verderb gerichtet.

Eher auf etwas ganz Profanes.

Eine Makrele.

Wie konnte man in so einer Form einen Fisch erkennen?

Shikamaru kniff die Augen zusammen.

Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen und konzentriertem Gesichtsausdruck, starrte er auf die abstrakte weiße Form.

Und er konnte sie noch immer nicht als den genannten Meeresbewohner deuten.

»Wo soll das denn 'ne Makrele sein?«, fragte er in einem leicht amüsierten Ton.

Diese abwegige Deutung der Wolkenform seitens der Frau, ließ ihn für diesen Moment die Vergangenheit vergessen.

»Da ist die Schwanzflosse«, bekam er als Antwort zu hören und schaute in die Richtung, die ihre Finger vorgaben.

Jetzt konnte er es ebenfalls erkennen und musste lächeln.

Einerseits weil Makrelen sein Leibgericht waren, andererseits weil er mit seiner Vorliebe für das Wolken-beobachten scheinbar nicht alleine war.
 

Samui bewahrte vorerst Schweigen als sie zur Kenntnis nahm, dass sie den Schattenspieler scheinbar aus seiner Apathie geholt hatte.

Die ersten Schritte waren getan.

Nun galt es das Vertrauen des Jungen zu gewinnen.

Das funktionierte am besten durch das Hervorheben von Gemeinsamkeiten.

Dabei ließ sie ihren Blick weiter über den Himmel schweifen und spürte den seichten Wind auf ihrer Haut.

Sie war sich bewusst, dass das zukünftige Opfer ihrer Pläne, sie beobachtete.

Als er sie ansprach, hatte sie das gute Gewissen dass sie ihrem Ziel näher kam.

»Von Wolken kannst du mir wahrscheinlich viel erzählen, mh?«, begann er ein Gespräch.

Samui wandte ihren Blick vom Firmament ab und lenkte es auf den Nara-Jungen.

Im Sonnenlicht und mit einem ungewohnt interessierten Blick, wirkte er ganz anders als Samui ihn bis dahin eingeschätzt hatte.

Seine Anspielung auf ihre Heimat, nahm sie als eine weitere Chance auf eine erfolgreiche Mission wahr.

»Manchmal verliere ich mich in ihnen..«, setzte Samui an.

»Wir sind ihnen näher als ihr in Konoha. Aber du scheinst fasziniert von ihnen zu sein, was?«

Mit der abschließenden Frage konnte sie das Gespräch am laufen halten.
 

Auf ihre Antwort hin, wurde seine Mimik wieder etwas trüber.

»Faszination würde ich es nicht nennen. Es entspannt mich einfach. Mir geht hier niemand auf die Nerven und all der Stress scheint mir dann so fern.«

Er öffnete sich ein bisschen mehr.

Wenn Samui ihn weiter aus der Reserve locken konnte, würde sie ihn bald da haben wo sie ihn wollte.

Um das Thema zu vertiefen, ging sie auf seine Vorlage ein.

»Geht mir auch so. An manchen Tagen würde ich am liebsten gar nicht mehr Teil dieser Welt sein, Shikamaru...«

Als sie seinen Namen mit ihrer sanften und nachdenklich wirkenden Stimme aussprach, weiteten sich seine Augen.

Sein Körper verharrte in derselben Position aber er wandte ihr etwas zögernd sein Gesicht zu.

Ihre Blicke trafen sich.

Sekunden verstrichen.

Shikamaru begann leise ihre Worte zu rezitieren.

»...nicht mehr Teil dieser Welt sein..«

Dabei ließ er den Blick nicht von ihr.

Er wirkte zerbrechlich.
 

Sein Verhalten löste etwas in Samui aus.

Die nachdenkliche, ruhige Stimme.

Seine weichen Atemzüge.

Verzweifelte Augen unter diesem schönen Sommerhimmel.
 

Ohne es zu bemerken hatte er ihr die kalte Berechnung genommen.

Übrig blieb das Gefühl von Vertrautheit.
 

»...meinetwegen ist jemand nicht mehr Teil dieser Welt..«
 

Diese Worte ließen Samui noch weiter in sich gehen.

Sprach er von der gescheiterten Mission, die Choji erwähnte?
 

Was ist passiert, dass ein Junge, der gerne unbeschwert die Wolken beobachtete, so zerbrechlich wirkte?
 

Was ist geschehen dass er sich die Schuld am Tod von jemandem gab?
 

Was für eine Welt war es, in der unschuldigen Kindern so eine Last auferlegt wurde?
 

Und vor allem:

Was war aus ihr selbst geworden, dass sie das für sich ausnutzte?

Chaotisches Mosaik

»Das klären wir später.«

Karui vernahm die Worte ihrer Anführerin.

Die Mimik der Rothaarigen verfinsterte sich.

Samui, verantwortlich für die Stimmung, schaute trüben Blickes aus dem Fenster.

Die trockene Antwort auf Omois zuvor gestellte Frage hatte den Beigeschmack von Resignation.

Mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen, sprach er seine Teamführerin erneut an.

»Was soll das? Wir sind doch so nah dran«, ließ er frustriert verlauten.

Auf die Stille welche daraufhin folgte, begannen sich Karuis Muskeln anzuspannen und zu verkrampfen.

Das Blut in ihren Adern brannte wie Batteriesäure.

»Tut was ich euch sage und haltet euch einfach bereit«, erwiderte die Anführerin nüchtern und verharrte in ihrer Position.

Karui ballte die Fäuste.

Die Wut brachte die Mauern des Respekts vor ihrer Chefin zum einstürzen.

»Das ist doch total bescheuert!«

Mit zusammengebissenen Zähnen wandte sie sich ruckartig ab und stürmte aus dem Zimmer.
 

Die Sonne brannte noch immer.

Doch sie war nicht der Verursacher für den Schweiß, der sich den Weg über die dunkle Haut der Chunin bahnte.

Mit angespannten Kiefer starrte Karui auf den Boden vor ihr.

Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Ihre Gefühlswelt glich einem chaotischen Mosaik.

Zorn und Unverständnis zersplittert zwischen Loyalität und Gehorsam.

Gerade als sie ihr Bandana abnahm und sich ihre wütenden, gelben Augen im metallenen Stirnschutz spiegelten, bemerkte sie dass sie Gesellschaft bekam.
 

Minuten vergingen ehe Karui ihren Kameraden ansprach.

»Warum tut sie das?«

Der Frust in ihrer Stimme war geradezu greifbar.

Noch immer war ihr Blick auf das Zeichen ihrer Heimat gewidmet, welches auf dem Stirnschutz eingraviert war.

Omoi, nachdenklich dreinschauend, konnte nur spekulieren.

»Seit gestern..«, begann er laut zu denken. »Seit gestern ist sie echt seltsam.«

Karui wandte sich Omoi mit angespanntem Gesichtsausdruck zu.

»Seltsam?«, wiederholte sie seine Worte mit aufgebrachter Stimme.

»Die Mission abzubrechen obwohl wir so nah am Ziel sind?!

Das ist nicht seltsam, das ist absolute Scheiße!«

Sie kniff Augen und Zähne zusammen.

Eine pochende Ader trat an ihrer linken Schläfe hervor.

Unruhig atmend erwartete sie eine Reaktion ihres Kollegen.

In der Hoffnung dass er eine Lösung parat hätte.

Zumindest eine Erklärung.

»Ich weiß es nicht, Karui«, setzte er an.

»Ich habe keine Ahnung was in ihr vorgeht. Wir haben noch nie eine Mission abgebrochen. Es gibt nicht mal einen triftigen Grund.

Und was das bedeutet, wissen wir beide..«

Für einen kurzen Moment verschwand der Zorn aus Karuis Augen und machte Platz für eine fragende Mimik.

Omois monotone Stimme und seine Finger, die seine Schläfe massierten, ließen erkennen dass er es als belastend empfand seine Worte zu verdeutlichen.
 

»Verrat«, begann er.

»Samui bricht die Mission ab, ohne irgendeinen Grund.

Was meinst du wie das beim Raikage ankommt?

Das hier ist eine S-Mission. Absolute Priorität.

Wenn wir hier grundlos das Handtuch schmeißen, wird man uns als Verräter betrachten.

Die Lage in Kumogakure ist mehr als angespannt.

Wir haben diese Akatsuki-Typen am Hals, der Zweischwänzige ist fort, die Entführung des Kazekage..

Hast du nie darüber nachgedacht worauf das alles hindeutet?

Das riecht nach Krieg.«

Omoi starrte nachdenklich auf den Boden.

Die Emotionen in Karuis Gesicht wechselten sich weiterhin ab.

Aus Wut wurde Unverständnis, aus Unverständnis wurde Argwohn.

»Krieg?«, fragte sie etwas fassungslos.

Ihr Teamgenosse setzte seine Mutmaßungen fort.

»Ich hab' keine Ahnung was diese Akatsuki-Idioten vorhaben und damit bin ich nicht alleine.

Diese Typen sind Söldner, soweit ich es gehört habe.

Also muss es einen Auftraggeber gegeben haben, der den Kazekage ausschalten wollte.

Und wer käme dafür besser infrage als ein Kage der anderen Dörfer?

Zwischen den Dörfern herrscht berechtigtes Misstrauen.

Zwar haben wir Bee und große militärische Stärke aber sollten die anderen Dörfer sich zusammenschließen, war's das für uns.

Was meinst du warum wir Konoha infiltrieren und diese Clans mit ihren Techniken abgrasen?

Kein Clan aus Kumo hat ein Kekkei-Genkai. Wenn wir diese Schwäche nicht ausmerzen, sind wir noch schlechter dran.

Und als Zugabe«, Omoi pausierte für einige Sekunden, »bläst unsere Teamführerin alles ab und wir stehen im Dorf als Verräter da.«

Er wandte seinen Blick an Karui.

»Was glaubst du was der Raikage in so einer angespannten Situation mit uns anstellt?«
 

Karuis Reaktion auf seine Theorie war spärlicher Natur.

Doch dies resultierte aus Fassungslosigkeit und Schock.

Mit Zeigefinger und Daumen massierte sie ihre geschlossenen Augen und versuchte die Worte zu verarbeiten.

»Kekkei-Genkai, Akatsuki, Bijuu, Jinchuuriki, Verrat...Krieg.«

Die roten Haare fielen ihr ins Gesicht als sie ihren Kopf senkte und Omoi eine Frage stellte, ohne ihn anzusehen.

»Glaubst du wirklich dass wir gegen Konoha in den Krieg ziehen?«

Ihr Stimme war tonlos.

Omoi stockte kurz bevor er eine Antwort gab und blickte skeptisch drein.

»Ich rede hier von einem Weltkrieg. Wieso fragst du da ausgerechnet nach Konoha?«

Es dauerte nur Sekunden bis er sich selbst eine Antwort auf seine Frage geben konnte.

Seine Augen weiteten sich.

»Karui..«, er wartete bevor er es aussprach, »du denkst dabei doch nicht an diesen dicken..«

Bevor er seine Frage beenden konnte, sprang Karui auf, kniff die Augen zusammen und wandte sich mit geballten Fäusten ab.

»Halt die Fresse! Halt einfach die Fresse!«

Ohne sich umzusehen, entfernte die Dunkelhäutige sich hektisch von ihrem Kameraden.

In ihrem Gesicht vereinten sich Schweiß und die ersten Tränen.
 

Omoi blieb alleine zurück.

Die Sonnenstrahlen umspielten sein weißblondes Haar.

Seufzend atmete er aus.

Er blickte, über seine Schultern, hinauf zum Fenster an dem seine Chefin gestanden hatte.

Doch sie war nicht zu erblicken.

Allein der Strauß Lilien erwiderte seinen Blick durch die Glasscheiben.

Ob Samui sich über die Blumen gefreut hatte?

Die stille Anführerin verlor kein Wort des Dankes.

Stattdessen gab sie einfach nur die Order.

Konoha verlassen.

Die Zielobjekte laufen lassen.

Mit leeren Händen zurückkehren.

Grundlos.

Das Dorf verraten.

...Scheiße, Samui!

Was sollte das alles bedeuten?

Omoi wusste nicht was die Jonin im Sinn hatte.

Ausgerechnet sie, die stolze Jonin aus Kumogakure, sabotierte diese immens wichtige Mission.

Wenn sich seine Befürchtungen als wahr herausstellen würden, dann würde das Blut zukünftiger Kriegsopfer an ihren Händen kleben.
 


 


 

Das Zimmer war in kühlendem Schatten getaucht.

Samui lehnte, sitzend mit dem Rücken an der Wand, vor sich die Beine überschlagen.

Die violetten Lilien wurden, durch das Glas, von der Sonne umarmt.

Wieder tanzte der Staub schwerelos im Raum während er von den Lichtstrahlen sichtbar wurde.

Sobald diese Strahlen verschwanden und die Nacht anbrach, würde Samui mit ihren Chunin verschwinden.

Die Konsequenzen hatte sie mehrmals durchdacht und die Entscheidung war gefallen.

Sie würde die volle Verantwortung übernehmen.

Verantwortung für die abgebrochene Mission, die Illoyalität, die Enttäuschung ihrer Kameraden, den Zorn des Raikage.

Würde es das wert sein?

Die Erinnerung und das Gefühl an den gestrigen Abend bestätigten ihre Entscheidung noch einmal.

Vielleicht war es auch das warme Gefühl in ihrem Herzen.

Das Gefühl das sie beim Betrachten des Grabes hatte, als sie den Worten des Nara-Jungen gelauscht hatte..

Tabak und Stein

Durch geschlossene Augen sah sie noch immer die Abendröte.

Durch die Stille hörte sie wieder seine melancholische Stimme.

Durch die muffige Luft sehnte sie sich nach dem gestrigen Nachtwind.

Warmes Gefühl, ein Hauch Nostalgie.

Schwermut mit einer Nuance inneren Friedens.

Der vorangegangene Abend ließ sie nicht los.

Ihre Teamkollegen hatten vor gut einer Stunde das Zimmer verlassen und Samuis einzig verbliebener Begleiter war ihre Gefühlswelt.
 

Gewissen gefunden, Berechnung verloren.

Herz reanimiert, Operation fehlgeschlagen.

Moral gewonnen, Mission gescheitert.
 

Nur die Toten kennen das Ende des Krieges.

Und Samui befand sich in ihrem ganz persönlichen.

Als Heranwachsende innerlich gestorben, mit 29 noch immer nicht begraben.

Erde.

Grabmal.

Ende.

Schwarz.

Vielleicht würde der Regen der Einzige sein, der an ihrem Grab weint.

Wie wohl die Beerdigung dieses Asumas vonstatten gegangen war...

Als was würde man sich an ihn erinnern..?

Er hatte etwas hinterlassen...

Wie hatte der Nara-Junge sein Vermächtnis noch gleich genannt?
 


 

»......König.«

Shikamaru hatte seine Augen halb geschlossen als er dieses Wort aussprach.

Die Zigarette glühte auf dem Grab vor sich hin.

Brennender Tabak auf Stein.

Es war zu einem Ritual geworden.

Während der Rauch vom Wind davongetragen wurde, stand er mit der Fremden vor Asumas letzter Ruhestätte.

Die Sonne, welche seinen Körper noch vor ein paar Stunden gewärmt hatte, verschwand langsam am Firmament.

Als Abschied tauchte sie das Himmelszelt in ein beruhigendes, sanftes Rot.

Die Jonin aus Kumo hatte ihn begleitet.
 

Nachdem sie Shikamaru mit der Makrelen-Wolke ein Lächeln abgerungen hatte, waren sie ins Gespräch gekommen.

Dabei war der kurze Moment der Sorglosigkeit so schnell verschwunden wie er gekommen war.

Was gab es in diesen Zeiten auch für Gründe um zu lächeln?

Wieder hatte sich das schlechte Gewissen in Shikamaru aufgebäumt.

Doch war er nicht allein.

Die Wolkenfrau war bei ihm.

Und obwohl sie ihn mit ihren Worten an Asuma erinnert hatte, verspürte er ihr gegenüber keine Ablehnung.

Etwas an ihr kam ihm vertraut vor.

Und dieses Etwas hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn.

Möglicherweise war es ihm deshalb auch egal, dass sie ihn begleitete als er sich auf den Weg zum Friedhof machte.

Zumindest war es im ersten Moment egal..
 

Der Weg wurde vom Schweigen begleitet.

Die skeptischen Blicke von Konohas Einwohnern beeinträchtigten Shikamarus Stimmung nicht.

Ohne klare Gedanken überquerte er Kreuzungen, Straßen und Pfade.

Die Schritte hinter ihm waren kaum zu hören.

Vielleicht nervte sie ihn deswegen nicht.

Weil sie still war.

Vielleicht nahm er ihre Anwesenheit deswegen hin.

Weil sie ihm zugehört hatte.

Vielleicht war es deswegen okay, dass sie von Asuma erfuhr.

Weil sie ihn nicht belehren wollte.

Vielleicht erzählte er ihr deswegen vom König.

Weil sie ihn zum lächeln gebracht hatte.
 

»......König.«

Seine Begleiterin bewahrte Stille.

Und doch nahm Shikamaru wahr, dass sie Interesse zeigte.

Ohne den Blick von der Ruhestätte seines Mentors zu nehmen, führte er seine Gedanken weiter aus.

»Er hat einen König hinterlassen...«

Der Abendwind wehte über das Gras.
 

Die nachdenklichen Worte des Jungen waren kein Monolog.

Er schien mit dem Toten, dem Dorf und mit dem Leben selbst zu reden.

Samui kommentierte nicht.

Sie dachte nicht drüber nach, sie interpretierte nicht.

Sie ließ es wirken.

Beide sahen auf das Grab.

Ihre Stimme war nur leise zu hören.

».........was ist passiert?«
 

Er wollte seine Worte mit Bedacht wählen.

Aber er tat es nicht.

Ihre Frage war zu direkt.

»Ich hab's versaut.«

Durch seine eigenen Worte wachte Shikamaru auf.

Weg war die Nachdenklichkeit.

»Ich hab's versaut und er hat den Preis dafür gezahlt.«

Seine Stimme wurde klarer.

»Es ist meine Schuld. Und das war nicht das erste mal..«

Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen zogen sich zusammen.

»Die Leute halten mich für ein Genie, einen Meisterstrategen..

Aber ein Genie würde nicht zulassen dass ein Kamerad zum Nuke-Nin wird.

Ein Genie würde nicht zulassen dass sein bester Freund dem Tod so nahe kommt.

Ein Genie würde nicht bei seiner Mission scheitern, seine Kameraden schwer verletzen lassen und dann auch noch von einem Mädchen gerettet werden...«

Unterdrückte Wut war in seinen Worten zu hören.

Ohne die Kumo-Nin anzusehen stellte er eine Frage.

Eine Frage, eher an sich selbst gerichtet.

»Aber weißt du was ein Genie als allerletztes tun würde?!«

Auch die Antwort kannte er und gab sie sich selbst.

»...ein Genie würde nicht unüberlegt handeln und seinen Meister sterben lassen..«

Als der Satz ausklang, war seine Stimme wieder ruhig.

Da war sie wieder. Die Nachdenklichkeit, die Resignation, die Trauer.

Der Wind wehte durch seinen Zopf als er den Kopf senkte und die Augen schloss.

»Asuma war mehr als mein Sensei«, begann er seine Gefühle in Worte zu kleiden.

»Asuma war wie ein Vater, ..wie ein Freund und Beschützer...und ich habe es versaut..

Sein Kind wird nie einen Vater haben..«

Tränen bahnten sich an. Doch Shikamaru ließ sie nicht zum Vorschein kommen.

»Ich habe seinen Mörder in Stücke gesprengt....und doch macht es das nicht wieder gut.

Es wird nie wieder etwas gut..«
 

Sie lauschte der Rede des Jungen.

Als er seiner Trauer Ausdruck verlieh und daraufhin schwieg.

Während sie seine Worte verinnerlichte, schauten ihre Augen ins Leere.

Nur eine Handlung ihrerseits unterstrich die Empathie zu ihm.

Sie zündete sich ein Zigarette an.
 

Shikamaru drehte ihr sein Gesicht zu.

Die Augen glasig, die Körperhaltung angespannt.

»Was tust du?«

Ihre Antwort drückte sie nicht durch Worte aus.

Es war eine Tat.

Der Trauernde sah er wie sich die fremde Shinobi langsam hinhockte.

Ihre Lider schwer, die Bewegungen elegant.

Mit ihren schlanken Fingern legte sie die qualmende Zigarette neben die von Shikamaru.

Sein Herz begann schnell zu schlagen.

Sie stand auf.

Er ließ die Schultern hängen.

Sie wandte sich ab.

Er neigte den Kopf.

Sie entfernte sich.

Er spürte wie sich seine Kehle verengte.

Sie verließ den Friedhof.

Er fiel auf die Knie.

Dann ließ Shikamaru los.
 

Die Tränen liefen ihm über die erröteten Wangen.

Er schniefte, sein Hals brannte wie Feuer.

Sein kraftloser Körper vor dem massiven Grabstein.

»Scheiße...«

Seine Stimme so zitternd wie sein Körper.

»Scheiße, das nervt...«, wimmerte er.
 


 

Als Samui die Unterkunft betrat, hatte sich schon die Nacht über Konoha gelegt.

Omoi und Karui schliefen bereits.

Leise schritt sie durch das Zimmer.

Ihre sentimentalen Gedanken verschwanden für eine Sekunde als sie etwas auf dem Fensterbrett erblickte.

Das Objekt nahm ihr die Intensität der Emotion nur um sie noch weiter zu steigern, als sie erkannte was es war.

Mit der Hand umfasste Samui sanft eine Blüte der Lilien.

Der Duft schwebte ihr entgegen.
 

Samui fasste augenblicklich einen Entschluss.

Mission abbrechen.

Akzeptanz

Auf Karuis Stirnschutz spiegelte sich das Mondlicht.

Versteckt in einer Baumkrone, war ihr Gesicht dem Nachthimmel zugewandt.

Das Rascheln der Blätter übertönte das gedämpfte Gespräch welches sie mit ihrem Kameraden führte.

Normalerweise musste ihr Temperament gezügelt werden.

Doch aufgrund des vorigen Tages war ihre charakteristische Impulsivität durch Resignation ersetzt.

»Wieso weiht sie uns nicht einfach in ihr Vorhaben ein?«
 

Omoi ließ sich Zeit bevor er eine Antwort gab.

Mit verschränkten Armen zählte er die Sterne.

»Vielleicht gibt es gar kein Vorhaben«, setzte er an.

»Sie bricht die Mission ab aber verschleiert es nicht einmal.«

Karui blickte mit ihren gelben Augen weiter in der Himmel.

Aber trotz dessen galt ihre volle Aufmerksamkeit den Theorien ihres Partners.

Für üblich kritisierte sie seine paranoiden Gedankengänge lautstark.

In dieser Nacht jedoch kamen ihr seine Thesen plausibel vor.

»Verschleiern?«, wiederholte sie um mehr zu erfahren.

Mit ruhiger Stimme präzisierte ihr Kamerad:

»Die Hokage hat uns angehalten im Dorf zu bleiben bis sie eine Entscheidung getroffen hat.

Wenn wir uns jetzt einfach aus dem Staub machen, dann wird sie nur Eins und Eins zusammenzählen müssen.«

Seine Worte verklangen in der Nacht.

Je mehr Zeit verstrich, desto mehr brannten sie sich in Karuis Gedanken.

Omois These bot vielerlei Ansätze für Spekulationen.

Aber keine davon ergab einen Sinn für die Rothaarige.

Aus diesem Grund brauchte sie weitere Details.

»Wenn der Abbruch also keine Strategie ist und wir wirklich abziehen ohne etwas zu verbergen....,

dann ist Konohas Vertrauen in uns endgültig dahin. Damit haben wir jede Chance verspielt. Und der Raikage..«, sie pausierte »...wird uns als Verräter betrachten.«
 

»Was macht dich so sicher, dass sie keine Verräterin ist?«

Als er diese Frage stellte, verdunkelte sich seine Mimik.

Die Reaktion seiner Teamgenossin bildete einen scharfen Kontrast dazu.

Mit aufgerissenen Augen, wandte sie ihm ihr geschocktes Gesicht zu.

»Omoi, das geht zu weit!«

Der Zorn und die Entrüstung war zu sehen und zu hören.

Doch der Auslöser ihrer Wut untermauerte seinen Verdacht in aller Ruhe.

»Warum sollte sie in Kauf nehmen, dass sich die Anspannung zwischen Konoha und Kumo weiter zuspitzt?

Warum bricht sie überhaupt die Mission ab, obwohl wir so nah am Ziel sind?

Warum schickt sie uns hier hin um auf sie zu warten, statt einfach mit uns zu kommen?

Warum ist sie noch allein in Konoha?

Mach die Augen auf, Karui..«
 

Die Angesprochene biss die Zähne zusammen.

Ruckartig stand sie auf und packte ihren Kollegen am Kragen.

Unsanft zog sie ihn zu sich heran und schaute ihm zornig in die Augen.

Ihre Bewegungen waren unbändig aber ihre Stimme beherrscht.

»Sie würde uns nie verraten«, flüsterte sie scharf.

»Wie oft stand sie für uns ein? Wie viele Kämpfe hat sie für unsere Heimat durchgestanden?«

Karuis Miene verdunkelte sich mit jedem ihrer Worte.

Als sie ihren Kameraden los ließ, wanderte ihr Blick ins Leere und Melancholie mischte sich in ihre Stimme.

»...sie hat angefangen zu rauchen«, sprach sie nachdenklich.

»Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass hinter einem Teamführer auch ein Mensch steckt?«

Omoi setzte ein zynisches Lächeln auf.

»Wir sind Ninja. Die Missionen sind unsere einzige Priorität...«

Der Schatten von Frustration legte sich über das Gesicht seiner Gefährtin.

»Was ist nur los mit dir? Wir sind ein Team! Und ein Team sollte sich vertrauen..

Auch in Krisensituationen!

...wenn ich uns gerade mit Choji und seinem Freund vergleiche, dann..«

Karui wurde augenblicklich unterbrochen als Omoi ihr, aus seiner sitzenden Position aus, ins Wort fiel.

»Choji, mh?«

Es vergingen ein paar Sekunden bis Karui ihren Körper anspannte und Omoi aus aggressiven Augen anfunkelte.

»...untersteh' dich..«, drohte sie scharf.

Der blonde Junge grinste nur provozierend.

»Keine weiteren Fragen..«
 


 

Das selbe Mondlicht erleuchte den Ort der ersten Begegnung zweier Shinobi.

Doch in dieser Nacht war es ein Platz des Abschieds.

Ein Abschied bei dem jedoch nur eine der Personen anwesend war.

Ihr blondes Haar wehte im sanften Wind.

Über das Geländer wanderten ihr Blick über das Dorf hinter den Blättern.

Die halb geschlossenen Augen wirkten mehr desolat als müde.

Auch wenn die Jahre und die letzten Tage der Zerrissenheit an ihr zerrten, fühlte Samui ein wenig Harmonie.

Die Harmonie, die sie so lange außer Acht gelassen hatte und die ihr vor langer Zeit abhanden gekommen war.

Tief atmete sie die kühle Luft ein und schloss die Augen.

Ein letztes mal noch wollte sie es in sich aufnehmen.

Aufnehmen, verschließen und es nie mehr abhanden kommen lassen.

Das Gefühl dass ihr niemand mehr nehmen können würde.

Welche Gefahren sie auch erwarten mochten.

Was auch immer sie in ihrer Heimat erwarten würde..
 

Der erste Tag im Regen.

Zigaretten unter einem Wolkenbruch.

Sanft brennender Sake in der Kehle.

Eine Makrele am Himmel.

Grabsteine im Sonnenuntergang.

Und ein trauriger Junge..

Immer wieder ein trauriger Junge.
 

Mit geneigtem Kopf ließ sie sich von der Nacht umarmen.

Belebender Sauerstoff, welcher ihr Herz schwer sein ließ.

Helles Mondlicht auf dunklem Gemüt.

'Auf Wiedersehen, Kleiner...'
 

Zwischen ihren Gefühlen, gab das Hirn Befehle an ihren Körper.

An den Torso. Drehen.

An ihr rechtes Bein. Einen Schritt nach hinten.

An ihre Halsmuskulatur. Nach rechts wenden.
 

Doch nichts davon trat ein.

Samuis Herz begann schneller zu schlagen.

Sie konnte keinen Muskel rühren.
 

Es dauerte einige Sekunden bis sie es realisierte.

Und noch bevor die Stimme, hinter ihr, die Stille durchschnitt, wurden Blätter zwischen den Ninja über das Dach geweht.
 

»Hast du wirklich geglaubt, dass es so einfach wird?«

Seine Stimme war ruhig aber präzise.

Eine Nuance von Selbstsicherheit war zu hören.

»Kage Mane no Jutsu. Du wolltest es. Hier hast du es...«
 

Ein tonloser Seufzer entrann Samuis Kehle.

»Seit wann?«, fragte sie ruhig.

In der Frage schwang weniger Überraschung als Akzeptanz mit.
 

Der Schattenspieler ging nicht auf die Frage ein.

Stattdessen sprach der Analysator in ihm.

»Kumo-Nins in Konoha.

Vor zwölf Jahren die Entführung von Hinata Hyuuga um an das Byakugan zu kommen..«

Samui lauschte seinen Worten und schwieg.

»Jetzt taucht ihr wieder hier auf, habt Kontakt zu Mitgliedern von Clans, die für ihre speziellen Fähigkeiten bekannt sind.«

Die Jonin kämpfte nicht gegen den Schattenbesitz an.

»Eure Techniken beruhen auf Raiton.

Das Kage Mane no Jutsu braucht eine Lichtquelle um zu funktionieren.«

Die Gefesselte konnte seine Zuversicht geradezu spüren.

»Passt das nicht wunderbar zusammen?«
 

Ein Lächeln legte sich auf Samuis Gesicht.

»Und da sagst du dass du kein Genie wärst..«

In Shikamarus Antwort schwang sowohl Verbitterung als auch Selbstsicherheit mit.

»Ich mag ein schlechter Beschützer sein ..vielleicht auch ein Verlierer..aber..«

Samui bewahrte weiterhin Stille.

»Ich bin kein Dummkopf...«, er pausierte bevor seine Worte durch anschwellende Intensität mehr Gewicht bekamen.

»Und vor allem bin ich niemand, der sein Dorf im Stich lässt!«

Ein Windstoß fuhr über den Ort ihres ersten Treffens.

»....nie wieder..«
 

Samuis Brustkorb erhob sich als sie einen tiefen Atemzug nahm.

Auch wenn sich wieder Emotionslosigkeit auf ihrem Gesicht abzeichnete, spürte sie wie traurige Gewissheit in ihr aufstieg.

Trotz dessen stellte sie ihm eine Frage.
 

»..bist du sicher, dass du das hier tun willst, Kleiner?«

Ihre Haut zog sich unter der kalten Luft zusammen.
 

Seine Antwort ließ die schmerzvolle Fügung in ihr wachsen..
 

»Ich war mir noch nie so sicher...«

Feuer frei

Das Kage Mane no Jutsu tat sein Werk.

Es blieben noch fünf Minuten um die Sache zu beenden.

Länger konnte er seine Technik nicht aufrecht erhalten.

Würde dieses Limit überschritten werden, hätte Shikamaru schlechte Karten.

Der Feind würde die Gelegenheit sofort für einen Gegenangriff nutzen.

Selbst wenn er sie noch einmal mit dem Schattenbesitz erwischen würde, wäre die Technik deutlich schwächer.

Ganz abgesehen davon, dass die multiple Nutzung des Jutsus massiven Chakra-Verbrauch mit sich zog.

Aber das größte Risiko war, dass er seine Feindin noch nicht im Gefecht erlebt hatte.

Schon die Tatsache dass sie eine Jonin war, machte es zu einem Wagnis.

Doch nicht nur ihr Rang war entscheidend, sondern auch ihr Alter.

Er schätzte sie auf Mitte Zwanzig.

Somit hatte sie beinahe zehn Jahre mehr Erfahrung als er.

Über ihre Schnelligkeit konnte er spekulieren.

Kumonins bauten zumeist auf Geschwindigkeit und Raiton.

Letzteres würde ihm sogar einen Vorteil verschaffen, insofern so eine Attacke ihn nicht direkt erwischen würde.

Doch wie war es um ihre körperliche Kraft bestellt?

Mit genügend physischen Widerstand könnte sie sich gegen den Schattenbesitz wehren.

Über ihre Fähigkeiten im Tai- und Genjutsu wusste Shikamaru rein gar nichts.

Auch das Tanto, mit dem sie bewaffnet war, könnte für böse Überraschungen sorgen.
 

Wäre ihm doch mehr Zeit gegeben gewesen um sich auf den Kampf vorzubereiten.

Nun hatte er den zusätzlichen Nachteil, dass es mitten in der Nacht war.

Das Mondlicht war deutlich weniger intensiv als das der Sonne.

Und somit konnte er nicht das volle Potenzial des Kage Mane no Jutsu nutzen.

Problematisch war ebenfalls, dass er nicht auf Verstärkung hoffen konnte.

Die Gefühle hatten ihm die Sinne vernebelt.

Dabei war es doch die ganze Zeit so offensichtlich.

Seit Asumas Tod hatte Shikamaru sich geschworen, nie wieder unüberlegt zu handeln.

Doch ihm war nichts anderes übrig geblieben als sie zu stellen.

Diese Infiltratoren hatten höchstwahrscheinlich auch Choji ins Auge gefasst.

Nachdem Shikamaru den Kumo-Nins auf die Schliche kam, hatte er sich im Eiltempo zum Haus seines besten Freundes aufgemacht.

Als er diesen nicht vorfand, war er auf dem Weg zu Tsunade.

Aber während er den Sprint seines Lebens hingelegt hatte, war ihm die menschliche Silhouette auf dem Dach ins Auge gefallen.

Shikamaru war sich sicher, dass es sich nur um eine Person handeln konnte.

Vielleicht war es sogar schon zu spät.

Die Sorge um Choji hatte ihm keine andere Wahl gelassen als sofort zu handeln.

Und auch hierbei gab es Probleme.

Sie war allein.

Doch diese eigentliche Begünstigung hatte eine mächtige Kehrseite.

Nämlich die, dass sich ihre Kameraden, vielleicht in genau diesem Moment, um seinen besten Freund kümmern könnten.

Shikamaru musste diesen Kampf schnell hinter sich bringen.

Warum traf er nur ausgerechnet auf die Anführerin?

'Halte durch, Choji.'
 

Die einzigen Vorteile die er hatte waren ihr Blitz-Jutsus, die sie höchstwahrscheinlich einsetzen würde, und dass er den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.

Dadurch dass er sie präventiv gefesselt hatte, blieben ihm nun mehr Möglichkeiten um sie zu überführen.
 

5 Minuten.
 

»Dieser Kampf ist unnötig..«

Ihre Stimme war ruhig, schon fast ausgeglichen.

Kein gutes Zeichen.

Wieso machte sie keine Anstalten seinem Jutsu zu entkommen?

Und was sollte diese bescheuerte Aussage?

War sie sich so siegessicher?

Abscheu spiegelte sich in Shikamarus Gesicht.

»Deine Überheblichkeit geht mir echt auf den Geist, weißt du das?«

Er hörte ein kurzes Schnaufen und obwohl er sie nur von hinten sah, wusste er das es einem Lächeln entsprang.

Diese Erkenntnis steigerte die Feindseligkeit nur noch mehr.

Doch diese Feindseligkeit beruhte nicht nur auf Wut, der Erfüllung seiner Pflichten, der Aversion gegenüber ihrer scheinbaren Arroganz und der Sorge um Choji.

Ein Fragment seiner Antipathie war ihm gar nicht bewusst.

Nämlich Enttäuschung.
 

4 Minuten.
 

Ihm brannten die Fragen auf der Zunge.

'Wo ist Choji? Wo ist der Rest ihres Teams?'

Doch er durfte keine Zeit verschwenden.

Bevor er an Informationen kam, musste er sie kampfunfähig machen.
 

Shikamaru ging einen Schritt nach vorne.

Die Feindin tat es ihm gleich.
 

Nur ein paar Meter bis zum Rand des Daches.

Aufgrund seines Jutsus würde sie dem direkten Aufprall nicht entgehen können.

Jonin oder nicht, bei der Höhe wären gebrochene Knochen unvermeidbar.
 

Ein weiterer Schritt seinerseits, ein weiterer ihrerseits.

Wieso wehrte sie sich nicht?
 

Wieder bewegten sich beide simultan.

Waren ihre Kameraden in der Nähe und warteten nur auf den Moment um anzugreifen?
 

Bald erreichte sie den Abgrund.

Hatte er nur einen Doppelgänger unter seiner Kontrolle?
 

Nur einen halben Meter weiter und sie würde vom Dach stürzen.

Befand er sich in einem Genjutsu?

Irgendwas war faul.
 

Der letzte Schritt.
 

Vor seinen Augen fiel die Kumonin in den Abgrund.

Die Frau die ihm zugehört hatte, verschwand aus seinem Blickfeld.

Sie, die ihm in der schwersten Zeit seines Lebens zum lächeln gebracht hatte, stürzte in die Tiefe.

Eine Feindin seines Dorfes hatte Asuma Respekt gezollt und war nur noch wenige Meter von massiven Verletzungen entfernt.

In wenigen Sekunden würde das schöne Gesicht der Blondine auf den Boden krachen.
 

Die einzige Bewegung die Shikamarus Augen wahrnahmen waren wiegende Äste eines Baumes, der über das Dach ragte.

Bis auf den seicht pfeifenden Wind, vernahm er kein Geräusch.

Wieso war kein Aufprall zu hören?
 

Überraschung zeichnete sich auf Shikamarus Gesicht ab als der Schatten über die Kante des Abgrunds zu ihm zurückschnellte.

Was ging hier vor sich?
 

Nach der anfänglichen Fassungslosigkeit, fing er sich wieder und rannte zum Rand des Daches.

Der Blick nach unten offenbarte ihm die Gewissheit, dass sein Plan fehlgeschlagen war.

Seine Feindin war nirgends zu sehen.

Wie hatte sie das angestellt?
 

Sein manipulierter Schatten hatte seine Wirkung verfehlt.

Doch nun sah er einen weiteren.

Und dieser bewegte sich mit irrer Geschwindigkeit weg von ihm, sprang von Dach zu Dach und entfernte sich immer weiter.

'Wie nervig.'
 

Shikamaru ging in die Hocke um daraufhin mit einem Satz über die Straße unter ihm zu springen.

Er nahm die Verfolgung auf und hoffte dass er schnell genug war um mitzuhalten.

Mit jedem Sprung leuchteten ihm die Straßenlaternen von unten entgegen.

Wieso musste er sie ausgerechnet im Inneren des Dorfes stellen?

Mit ein paar Kunais hätte er ihr vielleicht den Weg abschneiden können.

Er hätte Explosionsnoten an ihnen befestigt.

Wenn er die Wurfmesser in ihre unmittelbare Umgebung warf, wäre sie gezwungen den Detonationen auszuweichen.

Somit würde er ihr zumindest die Geschwindigkeit nehmen und die Richtung ihrer Flucht bestimmen können.

'Hätte, wäre, könnte..'

Das nächtliche Konoha war nahezu menschenleer.

Aber die Explosionen würden eine Gefahr für sämtliche Zivilisten darstellen.

'Mist..'
 

Der Schattenmanipulator strengte sich an mit ihr mitzuhalten.

Er durfte dabei nicht unvorsichtig werden.

Wenn sie ihn in eine Falle lockte, würde es das gewesen sein.

Sie alleine war schon mehr als gefährlich.

Würde sie ihn direkt zu ihrem Team führen, hätte er absolut keine Aussichten auf einen Sieg.

Diese Befürchtung intensivierte sich als sie den Kurs wechselte und auf ein kleines Waldstück, abseits der Straßen, zusprang.

Es sah alles andere als gut aus.

Aber die Verfolgung abzubrechen kam nicht infrage.
 

Die Distanz zwischen den Shinobi nahm immer weiter zu.

Als sie zwischen den Bäumen verschwand, biss Shikamaru die Zähne zusammen.

Der Gegenwind wurde aufgrund seiner Geschwindigkeit stärker.

Als er auf den ersten Ast sprang, der eine Möglichkeit zum Landen brachte, wurde es immer dunkler um ihn herum.

Aufgrund fehlender Lichtquellen im Wald hatte er nun auch Probleme mit der Orientierung.

Zwar hätte er nun die Gelegenheit seinen Plan mit den Detonationen umzusetzen, da die Wahrscheinlichkeit hier Zivilisten in Mitleidenschaft zu ziehen geringer war, aber es war nicht auszuschließen.

Abgesehen davon sah er die Ninja vor sich kaum noch.
 

Äste peitschten Shikamaru in der Dunkelheit entgegen.

Bei diesem Hindernis kam ihm ein weiterer Gedanke.

Wieso griff sie nicht an?

Weder warf sie Shuriken, noch Kunai.

Sie war seit Beginn des Kampfes nur in Defensivhaltung.

Nicht einmal das.

Keine Anstrengung dem Kage Mane no Jutsu zu entgehen.

Die Flucht über die Dächer.

Nicht die kleinste Aktion ihn durch Waffen abzuschütteln.

Nun diese Route, die beide in den Wald führte.

Shikamaru spannte seinen Kiefer an.

Während er sie verfolgte, hielt er so gut es ging Ausschau nach einem Hinterhalt.
 

Mit jedem Satz, von einem Ast zum anderen, wehte sein Ananaszopf im Wind.

In einiger Entfernung erblickte er eine schwache Lichtquelle.

Daraufhin erspähte er, dass die Shinobi auf selbige zusteuerte.

Augenblicklich verspürte er ein flaues Gefühl im Magen.

Je näher auf die erhellte Stelle zusprang, desto mehr wuchs das Bewusstsein der Risiken in ihm.

Aber es blieb ihm keine Wahl.

Er würde aufs Ganze gehen.

Komme was wolle.
 

Der letzte Sprung beförderte ihn aus dem Wald.

Als er durch die letzten Blätter glitt, sah er sie schon.

Alleine auf offenem Feld.

Weit und breit nichts als eine Wiese umringt von Bäumen.
 

Ein paar Gräser wurden aus dem Boden gerissen als Shikamaru mit den Füßen den Grund berührte und, durch die Geschwindigkeit, über den Boden schlitterte.

Sofort nahm er seine Kampfhaltung ein.

Er musste die Feindin im Auge behalten, deswegen blieb ihm keine Möglichkeit die Umgebung weiter zu observieren.

Ob ihr Team tatsächlich hier wartete, konnte er nicht beurteilen.

Und wieder einmal ergab sich ein weiteres Problem.

Da sich die beiden auf offenem Feld befanden, würde er keine Möglichkeiten haben die Reichweite seiner Schattenjutsus durch Objekte zu vergrößern.

Ein fataler Umstand, vor allem weil die Reichweite seiner Technik nun ohnehin eingeschränkt war, da er sie schon einmal benutzt hatte.

'Übel. ...das wird richtig übel..'
 

Die große Kumonin hatte ihm noch immer den Rücken zugewandt.

Es vergingen stille Sekunden.

Sie hob ihren Kopf in Richtung des klaren Himmels und atmete die frische Nachtluft ein.

»Schön hier, findest du nicht?«
 

Shikamaru hob skeptisch eine Augenbraue und zückte ein Kunai.

Waren ihre Worte ein Hinweis auf den Standort des folgenden Kampfes?

Was hatte sie vor?

Mit angespanntem Körper observierte er jede ihrer Bewegungen.

Doch abgesehen davon dass sie den Himmel betrachtete, ging keine Regung von ihr aus.

Ohne sie aus den Augen zu lassen, befestigte er eine Explosivnotiz an seiner Wurfwaffe.

Ein direkter Angriff wäre das Dümmste was er in dieser Situation tun könnte.
 

Shikamaru zielte auf eine Stelle zu ihrer linken.

Wenn sie zur Seite sprang, müsste er nur in die Nähe der Detonation sprinten.

Mit ausreichend Abstand würde er keinen Schaden nehmen.

Die Helligkeit der Explosion würde seiner Schattentechnik zumindest etwas mehr Kraft geben.

In der Luft würde die Feindin keine Möglichkeit haben um auszuweichen.

Er würde den Schatten so zu ihrem Landeplatz navigieren.

Der Plan war ein Wagnis und schien eine verzweifelte Tat zu sein.

Aber was blieb ihm übrig?

Es war die effektivste Methode um sie festzusetzen.

Auch wenn sie schon einmal seinem Jutsu entkommen war, musste er es riskieren.

Und dieses mal würde er mit eigenen Augen sehen wie sie sich dem Schatten entledigte.

Irgendwann musste sie einen Fehler begehen.

Und Shikamaru war bereit dafür.
 

Feuer frei.

Stahlregen

»Lass es...«

Der Klang ihrer Stimmer hatte sich verändert.

Er war tiefer, eindringlicher als zuvor.

Shikamaru, noch immer in Kampfhaltung, versuchte sich auf alles vorzubereiten.

Sein Vorhaben, eine Explosion auszulösen, würde einen weiteren Effekt haben.

Der Knall würde das halbe Dorf wecken.

Damit würde er sich der Unterstützung mehrerer Konoha-Nin sicher sein.

Aber was hatten die Worte der Flüchtigen zu bedeuten?

Sollte das eine Drohung sein?

Irgendwas hatte sie in der Hinterhand.

Niemand wäre in einer Situation wie dieser, so ausgeglichen.

Es sei denn sie wäre wirklich so fähig..

War es nur ein Bluff um ihn zu verwirren?

Überschätzte sie sich?

Der Stratege konnte kein weiteres Risiko eingehen.

Er musste sich absichern.

Mir dieser Absicht wanderte seine linke Hand zu der Tasche, welche er an seiner Hüfte trug.

Mit der rechten hielt er noch immer das Explosivkunai.
 

Die Sterne funkelten am dunklen Himmelszelt.

Doch gleich würde der Schauplatz des Kampfes um einiges mehr erhellt werden, als es Sterne und Mond zu tun vermochten.

'Den Gegner im Auge behalten.'

Shikamaru holte aus.

'Zum Sprint bereit machen.'

Er lockerte seinen Griff um die Wurfwaffe aus seiner Hand gleiten zu lassen wenn Richtung, Winkel und Schwung perfekt harmonieren würden.

Aber bevor er sein Vorhaben ausführte, stockte er in seiner Bewegung.

'Was..was ist das denn?'

Um die Kumo-Nin hatte sich eine leuchtend blaue Aura gebildet.

Der Schattenspieler wusste nicht was vor sich ging.

Schnell reagierte seine linke Hand, welche sich noch immer in seiner Waffentasche befand.
 

Samui winkelte ihre Beine an und ging leicht in die Hocke.

Um ihren Körper herum tanzten Funken und grelle Blitze.

Mit Sicherheit war es unnötig diese Technik anzuwenden aber mit ihr würde der Kampf innerhalb von Sekunden beendet sein.

Sie würde nicht allzu viel Kraft einsetzen.

Alles was sie wollte, war den Jungen loszuwerden denn ansonsten würde er sie die ganze Nacht lang verfolgen.

Ein letzter Gedanke bevor sich ihre Muskeln spannten.

'Tut mir leid, Kleiner.'
 

Die Augen von Shikamaru waren aufgerissen.

Mit einem Satz preschte die Jonin nach vorne.

Haute sie jetzt schon wieder einfach ab?

Sie hatte sich nicht einmal zu ihm gedreht.

Staub und Gräser wirbelten durch ihre pure Geschwindigkeit die Luft.

'Was soll das?'

Die kurze Fassungslosigkeit ließ ihn die Deckung vernachlässigen.

Doch als sie sich plötzlich, für den Bruchteil einer Sekunde, nicht mehr vorwärts bewegte, war ihm schlagartig klar was sie tat.

Sie haute nicht ab. Sie holte Schwung.
 

Dem Verfolger den Rücken zugewandt, raste Samui auf ihn zu.

Kein Teil des Körpers berührte den Boden.

Um ihr Ziel an der richtigen Stelle zu treffen, blickte sie über ihre Schulter.

Der Druck der Geschwindigkeit presste sich auf ihre Wirbelsäule, den Hinterkopf und ihre linke Gesichtshälfte.

Ihre Haare wehten in die entgegengesetzte Richtung in die sie halsbrecherisch fegte.

Die Umgebung um sie herum verschwamm.

Nur der Ninja, den sie fixierte, war deutlich zu erkennen.

Warum war sein linker Arm in die Luft gestreckt?

Was auch immer er vorhatte, es war zu spät.

Samui hatte ihren Ellenbogen in Position gebracht.
 

Es dauerte keine Sekunde.

Shikamaru konnte nicht mehr in Deckung gehen.

Etwas Hartes rammte sich in seinen Magen.

Der Schmerz setzte augenblicklich ein.

Noch während er durch den Aufprall von Knochen und Bauchmuskulatur einige Zentimeter in die Luft befördert wurde, wurden seine Eingeweide nach innen gedrückt.

Für einen kurzen Moment streiften seine Beine ihre Hüfte, als sich beide über dem Gras befanden.

Dann landete Konohas Stratege hart auf dem Rücken.

Noch einmal wurden seine Innereien in Mitleidenschaft gezogen als sein Rückgrat mit dem Untergrund kollidierte.

Auch sein Hinterkopf knallte auf den Boden und es fühlte sich an als würde sein Schädel zersplittern.

Jedoch war es sein Hirn das durchgeschüttelt wurde.

Shikamaru schlitterte über den Boden und hinterließ Abdrücke im Gras, während er einige male um die eigene Achse gewirbelt wurde.

Als sein Körper auf dem Boden zum Stillstand kam waren die Schmerzen schon beinahe unerträglich.

Mit einem Schlag hatte die Jonin mehrere Punkte seines Körpers lädiert.

Sein Gesicht war verzerrt.
 

Stille kehrte ein.

Selbst sie Luft schien still zu stehen.

Samui verharrte einen kurzen Moment lang in ihrer Position.

Das rechte Bein angewinkelt, das linke von sich gestreckt.

Ihr Ellenbogen, welcher den Jungen auf die Bretter geschickte hatte, ragte neben ihrem Brustkorb hervor.

Hinter ihr war keine Bewegung zu vernehmen.

Als sie die angehaltene Luft ausatmete, begab sie sich wieder in eine aufrechte Position.

Ihr Blick wirkte beinahe traurig als sie sich umdrehte um auf das Opfer ihres Nintai-Jutus zu schauen.

Doch nachdem sie sich in Richtung des Jungen gewandt hatte, fiel ihre Aufmerksamkeit zunächst

auf den Boden neben ihr.

Dort lag ein Kunai mit Explosivnotiz.

Es war nicht aktiviert und stellte somit keine Gefahr dar.

Der Anflug eines Lächelns umspielte Samuis Gesicht als sie sich einen Reim darauf machte, was scheinbar der Plan des Jungen war.

'Die Detonation als Verstärkung für den Schatten nutzen und dabei die Aufmerksamkeit des Dorfes auf uns ziehen. Das hätte sogar funktionieren können.'

Entspannt wanderte Samuis Blick nun über das Kampffeld zu dem Jungen.

Er lag ein paar Meter vor ihr auf dem Rücken.

Seit er sie gestellt hatte, sah sie ihn das erste mal an.

Die Farbe seiner Konoha-Kampfweste glich in etwa dem Untergrund auf dem er aufgeprallt war.

Das blasse Tannengrün der Kleidung war jedoch, in tiefster Nacht, kaum auszumachen.

Plötzlich überstrahlte Überraschung Samuis Gedankengänge.

Der Chunin beugte sich auf.

Zitternd und mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Er wirkte schwach und nicht ganz bei Sinnen aber es war überraschend, dass er überhaupt noch bei Bewusstsein war.

Sein rechtes Auge war geschlossen als würde er seine Konzentration nur auf das Geöffnete legen, während er bemüht war seinen Kopf über dem Brustkorb zu halten.

Aber das größte Unverständnis für Samui war seine Mimik.

Warum lächelte er?
 

Schlagartig setzte stechender Schmerz ein.

Samui riss die Augen auf.

Ihr Magen zog sich zusammen.

Sie konnte sich nur dank des Reflexes aufrecht halten, indem sie einen Ausfallschritt machte.

Was war passiert?
 

Als Quelle des Schmerzes lokalisierte sie ihre rechte Schulter.

Ihre erschrockenen Augen sahen das Kunai.

In einem Neunzig-Grad-Winkel steckte es in ihrer Haut und hatte sich durch das Schulterblatt gebohrt.

Blut bahnte sich den Weg.

Vorbei am kalten Stahl über ihre blasse Haut, ihre Kleidung tränkend.

'Was..?'

Dann ein zweites.

Es rammte sich in ihren rechten Oberarm als es scharf vom Himmel niedersauste.

Ihre Nerven leiteten den Schmerz durch den Körper und ließen die Kumonin einen gedämpften Laut ausstoßen.

Um sie herum stießen Klingen in den Boden.

Geräusche von fallendem Metall wischten durch die Nacht.

Die Sterne schickten ihr einen Stahlregen.

Schock hatte Samui ihrer klaren Gedanken beraubt und so waren es abermals ihre Reflexe, die ihr beistanden.

Mit einem Satz sprang sie nach rechts.

Während sie über den Boden hechtete, schnitt sich ein Shuriken, rotierend, durch das Fleisch ihres

linken Unterschenkels.

Unsanft landete die Jonin auf dem Boden, hinter ihr noch die Einschläge von Metall auf Erde vernehmend.
 

Shikamaru beobachtete wie seine Planung ihre Wirkung erzielte.

Drei Treffer.

Das würde sie zumindest ausbremsen.

Seine Feindin lag auf der Seite, im nächtlich feuchten Gras.

Neben ihr ein Feld aus Klingen.

Damit waren zwar seine Reserven an Kunai und Shuriken aufgebraucht aber er hatte ihr gut Schaden zugefügt.

Ihre Überheblichkeit hatte sie direkt ins Messer laufen lassen.

Shikamarus Lächeln verschwand als er versuchte auf die Beine zu kommen.

Er beugte sich auf und verspürte Brechreiz.

Auch wenn seine Bauchmuskulatur den Aufprall ihres Ellenbogens abgemildert hatte, war ihr Angriff zu hart und schnell gewesen.

Mit den Händen stützte sich Shikamaru vom Boden ab und war im Begriff aufzustehen.

Doch landete er sogleich auf seinen Knien.

Erschöpft rang er, mit stoßenden Atemzügen, nach Luft.

Schweiß lief ihm über die Stirn.

Sein schmerzendes Rückgrat ließ ihn nach vorne fallen aber seine Hände konnten ihn stabilisieren.

Auf allen Vieren keuchte er und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Zeitgleich erblickte er wie sich die Jonin, ebenfalls ungelenk, erhob.

'Scheiße..'



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  BLACKKING
2015-07-21T21:48:13+00:00 21.07.2015 23:48
Also ich muss sagen , wunderschön geschrieben und ich freue mich auf die Fortsetzung ^-^

Mfg Black
Von:  fahnm
2015-07-20T00:02:31+00:00 20.07.2015 02:02
Hammer Kapitel
Von:  fahnm
2015-07-09T22:05:31+00:00 10.07.2015 00:05
Hammer Kapitel
Von:  fahnm
2015-07-03T21:08:12+00:00 03.07.2015 23:08
Spitzen Kapitel
Von:  fahnm
2015-06-19T22:29:06+00:00 20.06.2015 00:29
Spitzen Kapitel
Von:  fahnm
2015-06-13T22:21:09+00:00 14.06.2015 00:21
Spitzen Kapitel
Von:  fahnm
2015-05-22T22:11:20+00:00 23.05.2015 00:11
Spitzen Kapitel
Von:  fahnm
2015-05-18T20:48:04+00:00 18.05.2015 22:48
Klasse Kapitel
Von:  fahnm
2015-05-14T20:38:22+00:00 14.05.2015 22:38
Super Kapitel
Von:  fahnm
2015-05-12T21:35:11+00:00 12.05.2015 23:35
Spitzen Kapitel
Antwort von:  Lemuria
13.05.2015 00:37
Vielen Dank. :)


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