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Be my drug

and stun me
von

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Sacrifice

Antonios Stimme war eiskalt und unberührt, und irgendwie hörte sie sich unscheinbar laut an. Die ganze Halle war nach dem Ereignis still und Shizuo fühlte die Wut in seinen Adern pochen. Und dann traf es ihn, wie vom Blitz.

Kasuka!

Sein Ruf war eine Mischung aus Wut, Angst und Verzweiflung, als Shizuo wie wild auf Antonio zustürmte. Izayas Versuch ihn am Arm aufzuhalten, scheiterte kläglich. Seine Finger fanden seine für einen Augenblick - nur für den Bruchteil einer Sekunde – bevor sie abrutschten.

„Nicht! Shizu-chan!“, warnte der Informant, doch seine Warnung stieß auf taube Ohren. Shizuo war gefangen in seiner blinden Wut, die dieses Mal auf Antonio gerichtet war.

Izaya zischte und hetzte ihm hinterher.

Wenn, dann blieb ihm nur noch eine Möglichkeit.

Eine einzige Möglichkeit, Schlimmeres zu verhindern.

Izaya sammelte seine Kraft und eilte trotz seiner Schmerzen nach vorne.

Dann hörte er Antonios Stimme.

„Bleiben Sie dort stehen wo Sie sind, Heiwajima-san. Ich warne Sie.“

Izaya wusste, dass er keine Angst vor Shizuo hatte. Wohl eher, wollte er die andere Möglichkeit nicht in Betracht ziehen, die dem Mafia Boss dann bleiben würde. Aber er wusste, dass Antonio nicht zögern würde. Das hatte er gerade nur zu gut unter Beweis gestellt…

Aber Shizuo blieb nicht stehen.

Shizuo war wütend.

Er war mehr als wütend und handelte nicht nach menschlicher Vorsicht.

Dieser verdammte Sturkopf! Konnte er nicht einmal die offensichtliche Lage erkennen? Konnte er nicht einmal die Gefahren wahrnehmen und richtig handeln? Ruhig bleiben? Stehen bleiben? Nur dieses eine Mal?

Er machte es Izaya nicht gerade einfach, nach seinen Vorstellungen zu handeln. Denn das konnte er nun wirklich in die Tonne kloppen.

Heh…

Izaya zog eine Grimasse, als die Zeit begann langsamer zu laufen.

Nun denn, dass er dies jemals für das Monster tun würde, hätte er nicht gedacht. Aber in diesem Chaos was sich über die Tage angebahnt hatte, war inzwischen alles möglich.

Selbst so etwas.

„Heiwajima-san!“

Antonio probierte es ein letztes Mal an Shizuo gewandt, doch es bewirkte nichts. Und Izaya wusste, dass es nur noch Sekunden entfernt war. Das Ereignis.

Innerlich brachte es ihm zum Lachen; innerlich wusste er selbst nicht, warum er dies überhaupt tat. Doch er tat es.

Und dann kam der Knall.

 
 

 

Wut.

Wut.

Wut.

Das einzige was seine Sinne benebelte.

Dieser Antonio war sowas von dran! Er würde ihn umbringen, ihn in Stücke reißen, ihn…

Eine Hand griff nach seiner, doch sein Körper war bereits so unbändig nach vorne gestürmt, dass er sich davon nicht aufhalten ließ.

Antonio blickte ihn dunkel an, bevor ihn nochmals warnte, stehen zu bleiben. Doch selbst die Wörter kamen nicht richtig bei Shizuo an. Er konnte nur erahnen, dass er ihn gewarnt hatte, so wie er sein Gesicht verzog.

Es fehlte nicht mehr viel, bis er ihn am Kragen hatte. Nur noch zwei Schritte und er würde seine Finger um Antonios Kehle schließen. Nur noch einen Schritt, bis er Kasuka rächen würde.

Nur noch ein paar Zentimeter, bis er ihn für alles was er Kasuka angetan hatte, büßen lassen würde.

Nur noch-

Ein weiterer Knall.

Das Geräusch hallte laut durch die eigentlich ruhige Halle und ließ Shizuo in seinem Wahn stehen bleiben. Ein Piepen durchdrang sein Trommelfell. Seine Augen weiteten sich, als er zur Seite blickte.

Da war er. 

Der Floh, der die Arme ausgestreckt hatte - und für eine Sekunde stand er noch, bevor man ein Stöhnen hörte und seine dünne Statur samt Plüschmantel nach vorne kippte. Shizuo stockte das Blut in den Adern, während er seinen Atem anhielt. Mit einem seltsamen Geräusch landete Izaya auf dem Boden, als sich eine große Blutlache um ihn bildete.

Was…

Warum…

Izaya hatte…Kasuka…er…

Seine Augen weiteten sich, als er nach mehreren Sekunden erst realisierte, was geschehen war. Sein Herz klopfte schneller, während er das Gefühl hatte keine Luft zu kriegen. Er hob seinen Arm, streckte die Hand aus. Doch ehe er irgendetwas tun konnte, schien das pure Chaos auszubrechen.

Von mehreren Seiten fielen plötzlich Schüsse, flogen ihm wild um die Ohren, während mehrere Männer in das Gebäude einbrachen. Schwarz gekleidete Menschen drangen ein, umzingelten Mori und Antonio, welche sich gegen die Männer wehrten und Schüsse absetzten.

Shizuo stand immer noch stumm da, die Augen geweitet und rührte sich nicht.

Was zum Teufel war gerade passiert?

Was war hier überhaupt los?

Warum war Izaya dazwischen gesprungen?

Warum lag er nun da und bewegte sich nicht?

War das eine Falle?

War das wieder ein dummes Spiel von ihm?

„Nii-san!“

Kasukas Stimme drang zu ihm durch, was ihn veranlasste den Blick von Izayas Körper zu nehmen. Seine Augen trafen Kasukas und Angst um seinen Bruder verstärkte sich. Alles war so surreal und verschwommen, als er zu Kasuka ging und ihn sorgenvoll anblickte.

„Hey…alles ist in Ordnung. Ich hol dich hier raus, okay?“, versuchte Shizuo Kasuka zu beruhigen, doch seine eigene Stimme zitterte stark und es hörte sich so an, als ob er in eine längst vergangene Zeit schweifte, in die er seinen kleinen Bruder beschützen musste. Kasuka blickte ihn an und schien ihn für einen kurzen Moment zu analysieren, wie es seinem Bruder wirklich ging, doch die derzeitige Situation ließ nicht zu, dass man lange überlegen konnte.

Schüsse landeten knapp neben ihnen im Boden und Kasuka zuckte zusammen.

„Halt dich an meinem Rücken fest.“, sagte Shizuo, der sich vor ihn hinkniete, sodass sein Bruder seinen Nacken erreichen konnte. Und Kasuka tat, was er von ihm wollte.

Gemeinsam schafften sie es, sich in eine aufrechte Position zu hieven. Kasuka konnte ein Zischen nicht unterdrücken, als die Schmerzen in seinen Beinen überhandnahmen. Er war selbst überrascht, dass er vor Schmerzen noch nicht ohnmächtig geworden war.

„Kasuka?“, kam es besorgt von seinem Bruder und Kasuka nickte gegen seinen Rücken.

„Geht schon.“

Der blonde Mann nahm dies als Startzeichen, als er nun aufmerksam um sich blickte. Das Chaos herrschte immer noch in der Halle; überall waren schwarz gekleidete Männer, die mit den Personen der Mafia rangen und kämpften. Regelmäßig fielen Schüsse und jedes Mal wenn einer ertönte, musste Shizuo sich zusammen reißen, nicht hektisch davon zu rennen.

Seine Augen landeten bei dem schwarzen Plüschmantel ein paar Meter entfernt und verweilten dort. Der Blick wurde hart.

Dieser Bastard hatte es nicht anders verdient.

Es sollte so sein.

Wollte er nicht genau das, schon seit Jahren?

Nein.

Wollte er ihn nicht schon immer aus dem Weg haben? Ihn tot sehen?

Nein.

Shizuo kämpfte mit seiner innerlichen Stimme, die anscheinend ganz und gar nicht das meinte, was er dachte. Seine Arme, die er unter Kasukas Beine hatte, spannten sich an, als er nicht wusste, ob er den Bastard dort liegen lassen oder mitnehmen sollte.

Doch bevor er weiter darüber grübeln konnte, nahmen andere Menschen ihm diese Entscheidung ab, als sich plötzlich mehrere von den schwarz gekleideten Männern bei dem Informanten versammelten.

Sie redeten kurz miteinander, bevor sie begannen sich den Informanten zu schultern. Eine Menge Blut lief ihnen dabei auf die Klamotten und es konnte wahrhaftig nicht gut sein, ihn so zu transportieren.

„Oi…“

Shizuo dunkle Stimme ließ sie umdrehen.

„Wo geht ihr mit ihm hin, huh?“

Wer auch immer diese Typen waren, sie konnten auf jeden Fall nicht ihr Feind sein. Immerhin haben sie Antonio und Mori in Schach gehalten. Und taten es immer noch.

Dennoch…

Wer zum Teufel waren diese Gestalten?

„None of your buisness.“, sagte schließlich der Mann, der Izaya auf seiner Schulter hängen hatte.

Shizuos Englisch-Kenntnisse waren zwar dürftig, doch reichten aus, damit er verstehen konnte, was der Mann meinte. Er zog eine Grimasse. Bevor Shizuo weiter protestieren konnte, drehten sich die Männer wieder nach vorne und schlängelten sich durch die Massen von Kämpfen.

Tch.

Erst als er Kasukas schnellen Atem in seinem Nacken wahrnahm erinnerte er sich daran, dass sie dringend ins Krankenhaus mussten.

„Halt durch, Kasuka…“, murmelte Shizuo und damit drehte er sich um und bahnte sich seinen Weg nach draußen in die Freiheit.

Kein einziges Mal drehte er sich um.

 
 

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5 Wochen später

 

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„Für ihre Freundin?“, fragte sie mit ihrer hellen Stimme und war wohl völlig verzückt über die Geste ihres Kunden. Die Rosen wurden sorgfältig auseinander gebracht und wieder an die richtige Stelle gesteckt. Ein warmer, blumiger Duft schwebte um seine Nase und wirkte schon fast beruhigend. Ihre zarten Hände waren mit etlichen Kratzern versehen und waren ein Beweis ihrer ständigen Arbeit mit Pflanzen.

„Nein, für meinen Bruder.“

Seine Stimme war ruhig und gelassen, als er ihr antwortete.

„Oh?“, gab sie von sich und es war ein nachhakendes Wort. Sie schmückte weiter den Strauß vor sich, während sie kurz zu ihm hochblickte. Er gab ein Seufzen von sich und kratze sich am Hinterkopf.

„Er liegt im Krankenhaus.“

„Oh…“, dieses Mal eine Oktave tiefer und sie machte ein mitleidiges Gesicht.

„Das tut mir leid.“

„Mir auch.“, erwiderte er und blickte zur Seite.

Ihre gute Stimmung war etwas betrübt, als sie kommentarlos den Strauß weiter besteckte. Er ließ den Blick in die Runde schweifen, als er sich umdrehte. Mehrere Pflanzenkübel und schon fertige Bouquets standen adrett auf mehreren Tischen verteilt. Der eine Strauß schöner als der andere.

Im Laden war es warm und gemütlich und es hatte die perfekte Temperatur, damit sich die Pflanzen wohl fühlten.

„Was…ist passiert?“, kam es zögerlich von der Verkäuferin und sie schien die Schuld in seinen Augen lesen zu können.

Das war eine gute Frage.

Immerhin verstand er immer noch nicht so richtig, was überhaupt passiert war. Niemand tat das so wirklich.

„Beinverletzung.“, antwortete Shizuo schließlich, bevor der Moment zu lange andauerte und sie Verdacht schöpfen konnte. Auch wenn „Beinverletzung“ absolut milde ausgedrückt war.

Sie war schlau genug nicht weiter nachzuhaken, sondern begann eine unbekannte Melodie zu summen, während sie die letzten Feinheiten an dem Strauß fertigte.

Shizuo war dankbar dafür.

Die letzten Wochen waren wirklich imposant genug gewesen, als dass er weitere Fragen von fremden Menschen ertragen könnte.

„Ich glaube er wird sich freuen.“, sagte sie dann, als sie zufrieden ihr Werk betrachtete. Das ganze Bouquet war wirklich schön. Mit mehreren, bunten Rosen und Grüngewächs besteckt, unterstrichen die glitzernden Fäden drum herum den glamourösen Strauß. Etwas, das wirklich zu Kasuka als Star passte. Er war nicht überdimensional groß, aber auch nicht mickrig klein.

„Er ist schön geworden.“, sagte Shizuo und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.

Sie grinste zufrieden.

Vielleicht konnte Kasuka auch keine Blumen mehr sehen, so oft wie er schon von anderen Leuten bekommen hatte. Aber ohne irgendetwas in der Hand wollte er ihm auch nicht entgegen treten.

„Dann wünsche ich gute Besserung.“, sagte die Verkäuferin und übergab ihm den Strauß als er im Gegenzug das Geld in ihre Hand legte.

„Danke.“

Shizuo hob im Abschied die Hand, während er sich umdrehte und nach draußen trat. Frischer Wind blies ihm entgegen und er zog den Reißverschluss seiner Jacke höher. Der Herbst war in vollen Zügen da, und brachte kältere Tage mit sich. Zum Glück regnete es nicht, sodass Shizuo keinen Regenschirm aufspannen musste.

Er begab sich in die nächste Straße, lief einige Kilometer, bevor er das Krankenhaus sehen konnte. Er begrüßte die Empfangsdamen und stellte sich vor. Er wurde erst skeptisch von der Seite beäugt, doch als sie seinen Ausweis genauer unter die Lupe nahmen, akzeptierten sie wohl, dass er mit dem Schauspieler verwandt war. Er war schon ein paar Mal hier gewesen, doch Vorsicht war anscheinend besser als Nachsicht.

Trotz alledem wurde er von zwei Männern begleitet, die unmissverständlich Kasukas Bodyguards waren. Doch dieses Mal trugen sie keine schwarzen Klamotten. Das wäre in einem Krankenhaus, wo hauptsächlich weiß getragen wurde, schon sehr auffällig. Stattdessen, trugen sie weiße Hosen mit beigen Sakkos.

Tch.

Sie hatten wahrscheinlich schon vergessen, dass er es war, der Kasuka ins Krankenhaus gebracht hatte. Immerhin gab es ein Riesenspektakel, das von vielen Gaffern spekuliert und aufgesaugt wurde, wie ein Schwamm das Wasser. Einige Menschen hatten den Schauspieler erkannt, und waren natürlich sofort Feuer und Flamme. Doch die Belegschaft von Kasukas Management hatte das Ganze wirklich schnell runter gespielt und die Gaffer bestraft. Bilder die veröffentlicht wurden, konnte man plötzlich nicht mehr auffinden - wie auch immer das funktionierte.

Shizuo hatte keine Ahnung.

Die ganze Entführung wurde so simpel abgestempelt, dass es schon lachhaft war. Offiziell wusste niemand was genau in der Halle vorgefallen war. Die Polizei konnte niemanden wirklich dafür verantwortlich machen, da kein wirklicher Täter übrig geblieben war.

Alle Spuren waren verwischt; entfernt.

Ganz simpel ausradiert worden.

Niemand wusste von der Mafia, noch von Izaya.

Und mit Sicherheit hatten diese Leute ihre Wege sich geschickt aus den Dingen heraus zu schlängeln. Wie Schlangen, die wieder in ihr Erdloch verschwanden…

Shizuo wurde langsamer, als er die Tür sehen konnte, die ihn Kasukas Krankenzimmer führte.

Er klopfte an der Tür.

Es kam keine Antwort, doch Shizuo wusste, dass er eintreten konnte.

Kasuka war mitunter einer der einzigen Patienten, der einen derartig großen Raum für sich bekommen hatte. Sie waren schon in einer eher privat gesetzten Klinik, doch den leichten Luxus konnte man trotzdem nicht übersehen.

Shizuo öffnete die Tür, blickte hinein und entdeckte seinen Bruder. Er lag mit dem Rücken angelehnt im Krankenbett und starrte ihn mit neutraler Miene an. Seine Beine waren unter der Bettdecke versteckt, doch Shizuo wusste, dass er sogar wieder etwas gehen durfte.

„Hey Kasuka.“, sagte der ehemalige Bartender leise, den Blumenstrauß hinter seinem Rücken versteckt. Der Schauspieler nickte ihm zu und bedachte damit gleichzeitig, dass seine Leibgarde verschwinden konnte. Für Shizuo fühlte es sich an wie ein Déjà-vu, als die beiden Männer die Tür hinter sich verschlossen, aber Shizuo mit warnenden Augen anstierten.

Pah, als ob er seinen Bruder verletzen würde…

„Wie geht es dir?“, fragte Shizuo immer noch mit leiser Stimme und die Schuldgefühle drückten sich in seinem Ton aus. Er trat näher an das Bett heran und Kasuka blickte zu ihm auf.

„Noch vier Tage, dann werde ich entlassen.“, antwortete er und seine Miene wirkte so desinteressiert, dass Außenstehende sich vermutlich wundern würden.

Der Blondschopf nickte.

Sein Augenmerk fiel auf Kasukas überdimensional, großen „Nachtschrank“, der wahrscheinlich so riesig war, damit seine ganzen Aufmunterungsgeschenke und Blumenvasen drauf passten. Es standen dort so viele Blumen und Bestecke, dass seines da keinen großen Unterschied machen würde. Eines der Bestecke fiel ihm besonders auf, da es etwas größer und mit pinken Blumen bestückt war. Ein kleines Schildchen prangte an einem Stiel hervor und man konnte die Worte „Gute Besserung, Ruri“ lesen. Kasukas Freundin besuchte ihn regelmäßig; wenn nicht sogar jeden Tag. Auch wenn sie selbst durch ihre Arbeit oft aufgehalten wurde, fand sie immer etwas Zeit für Kasuka. Shizuo mochte ihre Art. Sie liebte Kasuka aus reinem Herzen.

„Sind das Blumen?“

Shizuo zuckte kurz zusammen, bevor er sich am Hinterkopf kratzte.

„Ja…für dich.“, gab er zu, bevor er den Strauß aus seinem lächerlichen Versteck hervor zauberte und die Blumen Kasuka in die Hand drückte. Es war klar, dass Kasuka ihn durchschauen würde.

„Es ist n-nichts Besonderes. Ich dachte nur…dass du vielleicht-“

„Danke.“, sagte Kasuka mit einem ehrlichen Lächeln und unterbrach das Gestammel seines Bruders, während er an den Rosen schnupperte. Der ehemalige Bartender seufzte kurz, während er den Stuhl heran zog und sich setzte.

Die Operation war nahtlos vergangen und zum Glück war Shizuo rechtzeitig mit seinem Bruder angetanzt. Sonst wäre alles wahrscheinlich in eine ganz andere Richtung verlaufen…

„Nii-san…“

Kasukas Ton war vorsichtig und besorgt. Der blonde Mann verzog das Gesicht. Er wusste was kommen würde und er wollte es nicht hören.

„Hm?“

Er blickte von seinen Händen hoch, als kein weiterer Satz kam, nur der fragende Blick seines Bruders brannte sich in seine Augen. Der Blick war fordernd und Shizuo wusste nicht mehr, wie oft sie schon darüber gesprochen hatten. Vielleicht waren es nur zwei Mal in den fünf Wochen – jedoch haben diese zwei Mal schon völlig gereicht. Er wandte den Blick zur Seite.

„Nichts.“, sagte er leise grummelnd.

Sie hatten keine Ahnung was mit ihm geschehen war. Sie hatten keine Ahnung wo er steckte, oder was er tat. Oder ob er überhaupt noch lebte

„Er hat mir geholfen.“

„Ich weiß…“

Shizuo konnte es sowieso nicht vermeiden. Die letzten Wochen hatte er kaum geschlafen, hatte nur an diesen Vorfall gedacht. Hatte sich erinnert, wie Izaya vor Kasuka gesprungen war. Wie er von einer Kugel durchbohrt worden war…

Es schmerzte alleine der Gedanke daran und es plagte ihn seit Tagen. Er konnte sich dieses Gefühl nicht erklären. Wo er doch froh sein sollte, dass der miese Bastard von der Bildfläche verschwunden war – trat eher das Gegenteil ein. Nach und nach…

„Ich weiß, du willst nicht darüber reden. Aber ich glaube, er hat versucht mich vor der Entführung zu schützen.“ Shizuo grinste bitter. Vor der Entführung schützen?

Er erinnerte sich daran, wie Izaya ihm die Geräusche von der Aufnahmekamera vorgespielt hatte. Und das wohl eher einfach aus dem Anreiz ihn zu ärgern, und nicht um irgendjemandem zu helfen.

Izaya wollte ihn zu dem wilden Biest zu machen, dass er innerlich nun mal war.

Mehr nicht.

„Natürlich. Und als nächstes verschenkt er Bündel Geld an alte Bettler oder was?“, spottete Shizuo und schnaubte.

„Vielleicht.“, erwiderte Kasuka mit ernster Miene und Shizuo schüttelte daraufhin kommentarlos den Kopf.

„Versprich mir nur eines, Nii-san.“

Shizuo blickte auf und suchte in Kasukas Augen nach einer Antwort; einer Antwort für dieses ganze Chaos. Sein Bruder blickte ernst zurück und Shizuo sah selten so einen Ausdruck in seinem Gesicht.

„Falls er jemals wieder auftaucht, rede mit ihm.“

Shizuo wollte schon protestieren, doch Kasuka legte hinterher.

„Und bedanke dich für mich.“

Sein Mund fiel zu, während er wütend das Gesicht verzog.

Mit ihm reden? Sich bei ihm bedanken?

Letzteres war etwas, das er mit Sicherheit nie in seinem Leben machen würde.

Bedanken

Das Wort allein klang in Verbindung mit Izayas Namen nicht richtig. Völlig falsch.

Kasuka blickte ihn immer noch fordernd an und erwartete wohl eine Antwort von ihm. Shizuo seufzte und wusste, dass er Kasuka nichts abschlagen konnte.

„Okay…“

Kasukas ernster Blick blieb und er funkelte ihn immer noch an.

„Ja, ist ja gut. Ich werde mit ihm reden!“

Halbherzige Antworten akzeptierte sein Bruder nicht und irgendwie schien er zu wissen, dass Shizuo sich in seiner Sache ziemlich unsicher war. Doch Bedanken würde er sich nicht. Nicht bei dem Floh…

„Warst du dort?“

Unwissentlich zuckte er etwas zusammen auf die nächste Frage und wusste sofort wovon Kasuka sprach.

„Nein…“, antwortete er leise und ballte die Fäuste.

„Warum nicht?“

Beide wussten warum - bloß keiner sprach es aus. Kasuka konnte ihn lesen wie ein Buch und es brachte nicht viel, etwas vor ihm zu verstecken. Irgendwann kam es sowieso ans Tageslicht.

Shizuo hatte seinem Bruder schließlich die groben Umstände erzählt. Wieso und seit wann er in dem Appartement unter Izaya wohnte. Aus welchen Gründen er das überhaupt solange mitgemacht hatte. Kasuka war sehr zurückhaltend gewesen - hatte nicht viele Fragen gestellt; hatte ihn ausreden lassen.

Über die letzten Wochen hatte er keinen einzigen Fuß dorthin gesetzt. Er kehrte dort nicht ein. Warum sollte er auch? Schlechte Erinnerungen würden nur wieder hochkommen, die ihn immer wieder von Zeit zu Zeit plagten. Er würde sich bald eine eigene Wohnung suchen, wenn er wieder etwas Geld angespart hatte.

„Und deine Möbel und Klamotten?“

Kasuka fragte weiter, als Shizuo ihm nicht antwortete.

„Hol ich mir, wenn ich eine andere Wohnung finde.“

Er hörte Kasuka seufzen, bevor er seinen Arm in Richtung Shizuo ausstreckte und ihn bei der Hand berührte. Seine wärmende Hand spendete Trost und doch wusste er nicht, wieso er nicht aufhören konnte an diesen miesen Bastard zu denken. Kasuka war in Sicherheit. Das war das einzige was zählte. Niemand hatte sich ihnen im Nachhinein in die Quere gestellt. Die Mafia war von der Bildfläche verschwunden, genauso wie Mr. Kirima.

Das Leben ging weiter.

Einfach so.

Medienberichte gab es natürlich über den Vorfall, doch das einzige was die Öffentlichkeit wusste, war der Begriff „Massenschlägerei“ und dass ein blonder Mann in einem Bartender Outfit beteiligt war. Zumindest sind das Gerüchte die gemunkelt wurden. Geschichten, die von den Klatschzeitschriften erfunden und zusammen gepuzzelt wurden. Denn die Polizei hatte sich zu dem ganzen Entführungsfall zur Öffentlichkeit nicht geäußert.

Das Kasuka einer kleinen „Rehabilitation“ unterzogen wurde, war auch das einzige, was seine Fans wissen durften. Doch alles andere wurde unter den Teppich gekehrt und nie angesprochen. Und irgendwie war es auch wohl gut so. Es war sowieso Chaos genug gewesen…

„Du kannst nicht ewig davor wegrennen, Nii-san…“, sagte Kasuka schließlich und Shizuo wusste, dass er Recht hatte. Aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, dorthin zu gehen.

In Izayas Apartment…

Momentan blieb er in Kasukas Hotelzimmer, dass sein Bruder ihm nach langem Überreden angedreht hatte. Er wollte nicht zurück in das Apartment.

Nicht zurück nach Shinjuku.

Shinjuku.

„Störe ich etwa gerade?“

Eine fremde Stimme drängte sich in den großen Raum und riss Shizuo aus seinen Gedanken. Er hatte nicht einmal gehört wie die Tür aufgegangen war, geschweige denn ob derjenige überhaupt geklopft hatte. Wahrscheinlich nicht, denn auch Kasuka sah etwas unzufrieden aus – auch wenn für fremde Menschen sich kaum etwas in seinem Pokerface geändert hatte.

Shizuo drehte sich weiter um, sodass er die Person hinter sich erkennen konnte.

Grauer Anzug und schwarze Schuhe, während kurze Haare das kantige Gesicht zierten.

Shizuo verengte die Augen, als er in seinem Gehirn nach einem Namen suchte.

„Falsches Timing?“, fragte der Mann schließlich, als weder von Kasuka noch etwas von Shizuo kam, und hob die Hände schützend nach oben.

„Ist schon in Ordnung, Hayato-san.“, seufzte Kasuka und deutete ihm an, näher zu treten.

Hayato-san…?

Hayato…

Shizuo kannte den Mann, aber wusste nicht mehr, was er mit Kasuka zu tun hatte.

„Wer sind Sie?“, kam es dann stumpf aus seinem Munde und er blickte den scheinbar fremden Mann misstrauisch an. Dieser begann zu lachen, bevor er sich in einer gespielten Verbeugung vorstellte.

„Hayato Kurushima.“

Und als ob plötzlich alle Glocken bei ihm klingeln sollten, wartete der Mann darauf, dass Shizuo etwas sagte. Doch der Blondschopf legte nur fragend den Kopf schief.

Kurushima schüttelte lachend den Kopf.

„Dabei haben wir uns doch schon ein paar Mal gesehen. Das ist nicht sehr erfreulich, Heiwajima-san.“

Der Mann trat näher zu Kasuka, während er ihn nicht aus den Augen ließ.

„Ich bin Kasukas Manager.“

Und erst dann, als die Worte seinen Mund verließen, realisierte er.

„Oh…“, kam es von ihm, bevor er sich beschämt hinter den Kopf kratzte.

Kurushima lachte nur wieder, dennoch sagte ihm sein Gefühl, dass irgendwas faul an der ganzen Sache war. Seine Instinkte deuten plötzlich Gefahr und immer noch angespannt, beobachtete er wie der Mann sich bewegte.

„Ist das nicht schön? Bald können wir wieder ans Set, Kasuka-san!“

Der Ton klang total gespielt, aber anscheinend war Kasuka nichts anderes gewohnt. Sein Bruder gab ein zustimmendes Gemurmel von sich, während sein Pokerface konstant blieb.

Als niemand wirklich weitere Konversation mit ihm einging, seufzte er kurz, bevor er wieder das Wort ergriff.

„Sind die Ereignisse etwa noch so präsent, dass ihr nicht mit mir reden möchtet?“, fragte er mit trauriger Tonlage und verzog dabei sein Gesicht.

Kasuka reagierte nicht.

„Wo waren Sie, als Kasuka entführt wurde?“, platzte es aus Shizuo heraus und er hatte guten Grund ihm zu misstrauen. Die Polizei sagte zwar, er hätte ein Alibi, doch ob das nicht auch gefakte Informationen waren, wagte er zu bezweifeln.

Kasuka hatte der Polizei und auch Shizuo erzählt, dass er sich nicht wirklich an die Ereignisse in seinem Raum erinnern konnte. Der ganze Tag war verschwommen in seinem Gedächtnis. Das einzige was er noch wusste, waren Ruris Kekse und eine Tasse Tee. Aber selbst das, konnte er nicht mit Sicherheit bestätigen. Nur die Hinweise am Tatort hatten seine Aussage belegen können.

Also niemand wusste genau, wie es zu der Entführung gekommen war. Kameras hatten natürlich zu dem Zeitpunkt einen technischen Defekt, weshalb auch dort keine Hinweise aufgenommen werden konnten.

Natürlich.

Es war schon fast lachhaft zufällig.

Es war mit Sicherheit geplant gewesen, die Kameras auszuschalten.

Das konnte selbst er inzwischen erahnen, so oft wie er schon durch Izaya mit solchen-

Shizuo stoppte genervt, als plötzlich der Name des Flohs seine Gedanken bedeckte.

Tch.

„Ich war mit einer Kollegin am Drehort des jetzigen Filmprojektes. ‚Das zweitseitige Schwert‘, das wird ein gigantischer Titel, das kann ich spüren!“

Den letzten Teil sprach der Manager schon fast euphorisch aus und blickte verzückt aus der Wäsche. Shizuo verzog automatisch das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn Leute nicht sie selbst waren.

Und diese Aussage konnte alles bedeuten.

Die Kollegin dürfte dann wahrscheinlich belegt haben, dass Hayato Kurushima am Drehort war. Aber warum zum Teufel machte er sich überhaupt solche Gedanken um Kasukas Manager?

Er hatte seinen Bruder sogar einmal heldenhaft vor einem Typen mit Messer gerettet; diesen Typen sogar umgelegt.

Das Video war noch genau in Shizuos Kopf.

Also warum sollte er?

Shizuo schüttelte den Kopf.

Nein, er konnte ni-

„Warum so misstrauisch, Heiwajima-san?“, fragte Kurushima mit traurigem Gesicht und ging zur Seite, um sich ein wenig im Zimmer umzusehen. Ruhig betrachtete er die Gegenstände, bevor er bei den Präsenten und Bestecken an Kasukas Nachtschrank angekommen war.

„Tut mir Leid…ich…“, murmelte Shizuo schließlich, als ihm klar wurde, dass er höchstwahrscheinlich jemanden Unschuldiges beschuldigte und als Entführer darstellte, obwohl derjenige Kasukas Leben gerettet hatte. Es brachte nichts ihn weiter zu befragen, auch wenn sein Gefühl in der Magengrube immer noch nicht gut war.

„Schon in Ordnung. Ich kann gut nachvollziehen, was Sie durchmachen.“, erwiderte der Manager, während er das Besteck von Ruri in Augenschein nahm und sogar die pinken Blüten mit seinen weißen Handschuhen berührte.

Er sprach wirklich so, als ob er Ähnliches durchlebt hatte.

Der gefakte Ton war zumindest nicht präsent.

Aber was bezweckte er mit dieser Aussage?

Mitgefühl?

Wo war er als Kasuka entführt wurde?

Hatte er ihn je auf dem Polizeirevier gesehen?

Wurde er überhaupt befragt?

Shizuo konnte sich nicht erinnern, ihn dort gesehen zu haben. Selbst andere Kollegen aus dem Filmteam hatte er gesprochen, aber nicht Kasukas Manager.

Shizuo packte sich an den Kopf.

Warum fragte er sich solche unscheinbaren Dinge?

Er war ja schon fast wie Izaya, so wie er-

Tch.

„Wie laufen die Vorbereitungen?“, kam es schließlich von Kasuka, der schlussendlich – und Gott sei Dank – ein anderes Thema anschnitt.

„Um ehrlich zu sein…nicht so prickelnd. Wir konnten einige Nebenszenen drehen, aber das war’s auch schon. Uns fehlt halt der Hauptdarsteller!“

Der Mann lachte kurz und hob theatralisch die Arme in die Luft. Shizuo meinte schon, einen Hauch von Ärgernis auf Kasukas Gesicht feststellen zu können. Er musste wohl keine unbedingt gute Beziehung zu ihm haben. Auch wenn sie sich manchmal ohne große Worte verständigen konnten.

„Bald können wir weiterdrehen.“, sagte Kasuka nur und nickte ihm zu.

Der Manager lächelte.

„Aber nicht, dass sich unser Superheld übernimmt und zurück ins Krankenhaus muss!“

Kasuka gab schon fast sowas wie ein halbherziges Schnauben von sich, bevor er leicht grinste.

„Ich übernehme mich nie.“

„Das ist glasklar eine Lüge!“, rief der Manager euphorisch und zeigte empört den Finger auf seinen Bruder, der jedoch weiterhin sein Pokerface präsentierte.

Shizuo begann sich zu erheben und schob dabei den Stuhl nach hinten weg.

„Ich gehe dann mal. Tom-san erwartet mich.“, sagte der Blondschopf, während er Kasuka zunickte. Dieser lächelte.

„Danke, Shizuo.“

Der Blondschopf drehte sich um und ging auf den Ausgang zu.

„Moment! Warten Sie! Ich wollte Sie nicht verscheuchen!“, rief der Manager plötzlich aus und in seinem Ton klang es zutiefst entschuldigend. Kurushimas behandschuhte Hand landete auf seiner Schulter und stoppte ihn kurz vor der Türklinke.

„Nein ist schon in Ordnung. Ich muss sowieso weiter.“

Eine kleine Lüge schadete niemanden.

Und Kasuka wusste dies wahrscheinlich auch.

Doch plötzlich spürte Shizuo, wie sich Kurushima näher zu seinem linken Ohr lehnte und zu flüstern begann.

 

„Viele Grüße an Izaya Orihara. Hoffen wir das Beste für ihn.“

 

Der weiße Handschuh auf seiner Schulter ließ langsam von ihm, während der Manager sich zurücklehnte.

Shizuo stockte der Atem.

Seine Muskeln zuckten, unsicher, wie er reagieren sollte.

Er…

Er wusste davon.

Er wusste, was passiert war.

Er…!

Shizuo drehte sich wild um, seine Augen funkelten wütend, während er wieder einen Schritt auf Kurushima zutrat.

Der Manager stand mit dem Rücken zu seinem Bruder und hatte ein derartiges verzogenes Grinsen auf dem Gesicht, dass es schon nicht mehr normal war. Seine dunklen Augen funkelten nur so vor schierem Amüsement über Shizuos Reaktion.

„Woher wissen sie von ihm?“, zischte Shizuo etwas leiser, doch ihm war bewusst, dass Kasuka ihn trotzdem hören konnte.

„Ich weiß nicht wovon Sie sprechen, Heiwajima-san.“

Der Manager schloss die Augen und zuckte mit den Schultern. Die typischste Aussage, die man in so einem Moment sagen konnte. Und leider auch die falsche.

Shizuos Gesicht verdunkelte sich noch mehr – wenn das überhaupt möglich war.

„Wo ist er?“

Er wusste Bescheid, er musste an der ganzen Aktion beteiligt gewesen sein. Wie sonst wusste er von Izaya? Und vor allem, dass es ihm nicht gut ging?

Niemand, außer die Leute in der verlassenen Lagerhalle hätten dieses Ereignis – diesen Schuss – mitkriegen können. Niemand sonst.

„Wo ist wer?“, fragte Kurushima dümmlich und drehte sich gespielt hilfesuchend nach Kasuka um, der die ganze Situation wachsam beobachtete und still blieb.

Shizuo knurrte schon fast.

Izaya Orihara!“

Der Manager verengte die Augen, während er den Blondschopf etwas ernster anstarrte. Ihm gefiel es wohl nicht, dass er nun offen vor Kasuka darüber sprechen wollte.

„Wer ist das? Ein Freund von Ihnen? Woher sollte ich wissen, wo er steckt?“, erwiderte der Mann kopfschüttelnd, während er etwas näher zu ihm trat.

„Ich weiß, dass Sie da mit drin stecken. Was genau ihre Rolle war, weiß ich nicht, aber das ist auch völlig egal. Sie wissen, wo er ist. Izaya Orihara.“

Und aus irgendeinem perfiden Grund fing der Manager plötzlich an zu lachen und drehte sich wieder zu Kasuka um.

„Wirklich witzig Ihr Bruder! Denkt er wirklich, ich würde in einem der Filme mitspielen? Das wäre ja auch so schön eine Rolle zu bekommen! Das war schon immer mein Traum! Am liebsten als Assistenten des Helden!“

Kurushima rief euphorisch durch den Raum, drehte sich zum Schluss im Kreis, bevor er wieder Shizuo anstarrte und mit dem Rücken zu seinem Bruder war.

Ein selbstbewusstes Lächeln zierte sein Gesicht, das ihm klar zeigte, dass er diesen Kampf verloren hatte. Shizuo konnte ihn nicht überführen.

Nicht ohne Beweise.

Und definitiv nicht vor dem Opfer selbst.

Kurushima zeigte ihm nur zu deutlich wo ihre Positionen waren und was er sich erlauben konnte und was nicht. Wäre er noch wie früher, wäre Shizuo vermutlich komplett an die Decke gegangen, hätte den Manager angefallen und womöglich sogar verletzt.

Aber er war nicht wie früher.

Er hatte sich verändert.

Irgendwie.

Natürlich hatte er eine gewaltsame Wut in sich, die er nur zu gerne an diesem verlogenen Mann auslassen wollte, doch er konnte es zurück stecken.

Zum ersten Mal in seinem Leben, hatte er so etwas wie Kontrolle über seine Gefühle. Zumindest etwas. Er konnte die Situation einschätzen, sie analysieren und verstehen, dass er wohl oder übel dieses Spiel verloren hatte. Von Anfang an.

Er war selbst so überrascht über seine Erkenntnis, dass er stumm im Raum stehen blieb und den Manager lediglich mit einem bitteren Ausdruck anstarrte.

„Nii-san?“

Kasuka blickte nun besorgt, als nichts mehr von ihm kam. Shizuos braune Augen schweiften für einen Moment zu seinem Bruder, bevor er sie wieder auf dem Manager hatte.

Er musste ihn überführen, ihn bloßstellen.

Dieser Mann war durchaus clever.

Hatte ein sicheres Alibi und doch hing er tief in dem Fall mit drin.

Es war mit Sicherheit nicht einfach, aber irgendwie musste er es schaffen.

Er musste ihn aufhalten.

Ihn bestrafen.

Shizuos Blick verdunkelte sich innerhalb von Sekunden, bevor er mit gefährlicher Stimme sprach.

„Wir werden Sie finden und vernichten.“

Kurushima blinzelte.

Noch nie hatte er eine derartige Todesdrohung bekommen, die auf der einen Seite lachhaft, aber auf der anderen Seite auch ernst zunehmen war. Es klang schon fast wie eine Phrase aus einem Fantasy-Game, das viele junge Leute heutzutage spielten.

Es war ein finaler Satz, bevor der blonde Mann sich plötzlich umdrehte und stumpf den Raum verließ. Kein Wort wurde an seinen Bruder gerichtet. Keine Worte des Abschiedes. Und dann war er weg.

Dieser Mann war verrückt.

Und irgendwie interessant.

Kurushima müsste sich in Acht nehmen – was auch immer dieser Mann vorhatte.

„Hat Ihr Bruder einen Drang zu Fantasy-Games?“, fragte er an den Schauspieler gewandt, doch dieser hatte die Augen geschlossen und den Kopf zur Seite gedreht. Ignoranz wurde ihm geschenkt, was er aber auch schon gewohnt war.

„Schon gut, Kasuka-san. Ruh dich noch ein bisschen aus…“

Ein gefährliches Lächeln drang sich auf sein Gesicht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin wirklich done.

HunterxHunter zerstört gerade meine Gefühle ins Nichts und ich weiß nicht mehr, wohin mit mir...

Schreibe gerade am finalem Kapitel dieser Story und glaube nicht, dass ich so schnell damit fertig werde.
Nur, dass meine treuen Leser gewarnt sind.

Vielen Dank für's Lesen und bis bald. Komplett anzeigen

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