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Be my drug

and stun me
von

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Impatience

18 Stunden vorher

 

„Dieser verdammte Bastard!“

Die fluchenden Wörter raunten über die Menschenmassen Ikebukuros, ließen die Leute erschrocken von ihren Handys hochschauen. Doch der blonde Mann war so schnell an ihnen vorbei gesaust, dass sie nicht mehr als eine Silhouette wahrnahmen.

„Dieser kleine, dreckige, miese…“

Die fluchende Welle hörte nicht auf. Die Parade an Schimpfwörtern, die ihm zu dem Informanten einfielen, kam blitzschnell aus seinem Munde geschossen. Offen und laut, manche Wörter unter seinen Atem gegrummelt, schimpfte er weiter, während er das Gefühl hatte jede Minute eine Wutader mehr im Gesicht zu haben. Ein innerer Konflikt baute sich auf.

Außen hin wütend und besorgt, so wusste er im Inneren nicht wirklich, ob Izaya nicht doch die Wahrheit gesagt hatte…

 

Shizu-chan…kannst du nicht wenigstens einmal an die 1% glauben?

 

Die Wörter hallten in seinem Kopfe umher, ließen ihn wirklich an der Hinterlistigkeit des Flohs zweifeln. Der Ausdruck, der sich in Izayas Gesicht widergespiegelt hatte, zeugte von Wahrheit, jedoch wusste Shizuo, dass der Bastard ein guter Schauspieler war.

Er war ein Meister des Tricks.

Der List.

Und doch wollte ihn dieses Gefühl nicht loswerden.

Dieses Gefühl, dass der Floh mal nicht gelogen hatte.

Shizuo krampfte die Augen zu und versuchte kopfschüttelnd diesen Gedanken so schnell wie möglich zu verwerfen.

„Als ob er…“

Seine gemurmelten Worte gingen in dem Strom Ikebukuros unter, gingen verloren in dem Lärm. Er wanderte nun schon eine ganze Weile umher, auf der Suche nach seinem Bruder. In seiner Wohnung hatte er ihn nicht angetroffen, was eigentlich schon fast verständlich war. Denn momentan befand er sich immer noch an den Dreharbeiten seines neuen Films, wofür er einige Monate in dem Hotel verweilen musste.

Shizuo überquerte die nächste Straße, achtete nicht einmal auf die fahrenden Autos, sondern sprang teilweise über sie hinweg, als wären sie nichts weiter als ein paar in den Weg gefallene Äste.

Sein Atem rasselte durch seine Lungen, als er endlich durch den Eingang des Hotels ging. Die Sorge wuchs mit jeder Sekunde, und wuchs nur noch stärker, als er die Polizei im Eingangsbereich entdecken konnte. Ohne groß nachzudenken stürmte er auf die Officer zu, wurde überrascht angeblickt, bevor er auch schon begann auf sie einzudreschen.

„Wo ist Kasuka?!“

Die Hoffnung, dass das alles nur ein Scherz war, ein übler Scherz des Flohs, begann zu wachsen – doch erlosch sobald der Polizist ihn mit ernsten Augen anstarrte.

„Sind Sie Heiwajima-san? Shizuo Heiwajima-san?“, fragte der Polizist ruhig und ließ sich nicht von Shizuos unruhiger Stimmung aus der Fassung bringen. Shizuo starrte bloß für einen Moment, bevor er nickte.

Er musste sowieso erst wieder zu Atem kommen, also ließ er den anderen weiter sprechen.

„Wir konnten Sie in ihrer Wohnung nicht auffinden, also haben wir einen Suchtrupp auch nach Ihnen losgeschickt.“ Pah, wie sollten sie ihn auch finden, wenn er keine offizielle Wohnung mehr hatte? Nur dank dem Floh – es widerte ihn an, dass er dem Floh dafür irgendwie dankbar war – hatte er wenigstens ein Dach über seinem Kopf…

„Aber gut, dass Sie hier sind. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“

Shizuo atmete ein letztes Mal tief ein uns aus, bevor sich sein Blick verhärtete.

„Wo ist Kasuka?“, wiederholte er und machte allein durch seine Aura verständlich, dass mit ihm nicht zu scherzen war.

Als die Stimmung begann sich zu ändern, schluckte der Polizist hörbar, doch machte keine Anstalten seine Frage zu beantworten.

Er war sehr wohl bekannt bei der Polizei – immerhin beging er fast täglich Sachbeschädigung, wenn nicht sogar Schlimmeres. Shizuo hatte Glück, dass sein Chef – aber auch insbesondere Tom so tolerant war, und ihn nicht kündigte. Es war ein Wunder.

 Shizuo ließ einen Seufzer verlauten, ehe er sich seinen Weg durch die Menge nach vorne bahnte.

„Hey!“

Jemand schien endlich zu merken, dass der blonde Mann nicht gewillt war zu gehorchen.

Ein paar Sekunden hatte er noch die Freiheit, bevor er kurz beim Fahrstuhl von einem festen Griff an seinem Arm festgehalten wurde.

„Heiwajima-san, bleiben Sie hier. Er ist nicht dort.“

Die Stimme sprach mit Autorität, ruhig und gefasst.

Shizuo drehte den Kopf zur Seite, bedachte den Mann mit einem Blick, der töten konnte.

„Wir haben den Tatort genauestens unter die Lupe genommen und sind dabei die Spuren zu verfolgen. Wir werden ihn finden.“

Der Polizist ließ seinen Arm los, als er merkte, dass der ehemalige Bartender aufhörte sich zu wehren. Immer noch nicht wirklich überzeugt von auch nur irgendeinem Wort, das der Polizist von sich gab, schnaubte er.

„Lassen Sie mich in sein Zimmer.“, kam es ihm von den Lippen, und Shizuo unterdrückte das schlechte Gefühl, dass ihm in der Magengrube lag.

„Nein.“

Die simple Verneinung seiner Anfrage, brachte sein Blut erneut zum Kochen.

Zum Teufel mit denen!

Schon fast Zähne fletschend knurrte er wütend, durchlöcherte den Polizisten weiterhin mit Todesblicken und war kurz davor, ihm an den Kragen zu gehen.

„Zumindest nicht jetzt.“

Shizuo hielt inne.

„Die Spurensuche ist immer noch dabei die letzten Hinweise aufzuspüren, die uns helfen könnten. Und genau Sie sind eine wichtige Figur in diesem Fall.“

Shizuo gefiel nicht wie der Officer über ihn sprach – als ob das Ganze nur irgendein Spiel für ihn war, was er gewinnen musste. Es erinnerte ihn an diese törichte Pest von einem Informanten…

Der Officer räusperte sich, bevor er mit seinem Arm zur Seite fuhr.

„Bitte folgen Sie mir.“

Keiner wagte es ihn zu zwingen – das war nur allseits bekannt, jedoch versuchten sie es mit geschickten Worten. Vor allem weil sie wussten, dass Shizuo Heiwajima ein emotionaler Mensch war. Oder wie einige von ihnen dachten: ein Monster.

Der blonde Mann grummelte unter seinem Atem, traf dann aber nach einigem Zögern die innere Entscheidung, dem Polizisten zu folgen.

Sie betraten einen Raum, der wahrscheinlich ein Warteraum oder eine Lobby darstellen sollte – nicht dass Shizuo wirklich wusste, was es nun wirklich war – und wurden begleitet von zwei weiteren Abgeordneten, die sehr nach Bodyguards aussahen. Zum Schutze des Abfragers, kein Zweifel.

Ein Tisch wurde bereits in die Mitte platziert mit zwei Stühlen. Wahrscheinlich um provisorisch einen Verhörraum nachzuahmen.

Ohne weitere Mätzchen setzte sich der Angeklagte auf den gemütlichen Stuhl mit der beigen Polsterung und starrte direkt in das Gesicht seines Gegenübers.

„Ich werde ihnen keine Hilfe sein.“, begann Shizuo direkt, während er den Blickkontakt behielt und versuchte mit seinen Worten bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Jedoch schien das den anderen nicht wirklich zu überzeugen. Er blinkte kurz, bevor er in seine Jackentasche griff und eine Zigarettenschachtel hervorholte.

Mit einem bestimmten Move, den Shizuo nur zu gut kannte, kam die erste Zigarette hoch, die er sich in seinen Mund stopfte.

Mit einem fragenden Blick hielt er die Packung in Shizuos Richtung. Doch der schüttelte mit seinem Kopf.

Als ob er jetzt eine Zigarette rauchen könnte.

„Manchmal hilft es, sich zu beruhigen.“

Shizuo schnaubte nur, und erinnerte sich daran, wie er sich in letzter Zeit beim Rauchen eigentlich kaum beruhigen konnte. Immerhin waren etliche Sachen dazwischen gekommen, die alles ruiniert hatten. Und alle hingen diese Dinge zusammen.

Hingen zusammen mit diesem dreckigen Bastard.

„Nun, ich glaube schon, dass Sie uns eventuell neues Licht in die Sache bringen können.“, setzte der Officer an und ignorierte Shizuos Verweigerung.

„Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Ihrem Bruder?“

Qualm verbreitete sich langsam in dem Raum, stieg in Shizuos Nase, doch löste kein Verlangen in ihm aus. Er überlegte für einen Moment ernsthaft, doch konnte sich nicht wirklich erinnern. Viel zu viele andere Dinge hatten sich dazwischen geschlichen, die ihn von seinem Bruder abgelenkt hatten. Dinge, die mit dem Floh zusammenhingen.

Shizuo knirschte mit den Zähnen.

Aber wenn er nochmal ernsthaft überlegte, konnte er sich nur noch an dieses eine Gespräch erinnern. An das Gespräch, wo Kasuka einfach aufgelegt hatte.

„Vor drei Tagen? Oder vier?“, murmelte Shizuo nachdenklich, während er den Kopf schief legte.

Der Polizist starrte ihn an, bevor er einen Zug von seiner Zigarette nahm.

„Haben Sie ihn persönlich getroffen?“

„Nein, wir haben nur telefoniert.“

Er hob eine Augenbraue.

„Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen während des Gesprächs? Hat er sich anders benommen als sonst?“

Der Officer nahm Papier und Stift in die Hand, so als ob gleich der entscheidende Hinweis aus Shizuos Munde kommen würde, doch der blonde Mann verzog nur das Gesicht.

„Er meinte, ich soll ihn nicht mehr anrufen.“

Man sah wie der Mann die Augen misstrauisch verengte, bevor er den Stift ansetzte und begann etwas zu notieren.

„Hatten Sie Streit?“

„Nein.“

Die Antwort kam viel zu schnell.

Womöglich weil er sich unter Druck gesetzt fühlte. Natürlich wurde auch Shizuo in diesem Fall verdächtigt, doch warum zum Teufel sollte er seinen eigenen Bruder entführen?

„Fällt Ihnen vielleicht jemanden ein, der einen Groll gegen Ihren Bruder hegte? Hatte er Feinde?“

Feinde?

Sicherlich nicht solche Feinde, die einen umbringen wollten - jedoch Leute, die gerne mal neidisch wurden. Als TV-Star und populärer Teenie-Schwarm hatte man schon den ein oder anderen, der den umschwärmten Star am liebsten in die Hölle schicken würde.

Und dann zuckte es vor seine Augen.

Dieses eine Video.

Ganz plötzlich erinnerte er sich daran.

Er dachte zurück an den Tag, wo der Floh den Laptop zu ihm herumgedreht hatte und das Video begann abzuspielen.

Bilder von einer kreischenden Menschenmenge, die allesamt nur auf einen einzigen Menschen warteten. Ein Bündel voll von ungeduldigen Personen und vor allem Mädchen, die ihren Star erwarteten.

Dann erschien er.

Das Kreischen wurde lauter.

Ein zartes Winken an seine Fans, in seinen Mundwinkeln nur ein Hauch eines Lächelns.

Das Kreischen wurde quietschender, bis es sich plötzlich wandelte und in eine Art quietschende Panik verfiel.

Ein Mann, der fuchtelnd durch die Massen rannte – sich seinen Weg nach vorne bahnte. Das Messer spitz in seiner rechten Hand, gerichtet auf Kasuka, der wie immer sein Pokerface aufgesetzt hatte.

Bevor aber der Angreifer wirklich weiter nach vorne kam, fuhr der Manager dazwischen.

Gekonnt schlug er dem Mann das Messer aus der Hand, überwältigte der Täter innerhalb von Sekunden und drückte ihn gewaltsam zu Boden.

„Heiwajima-san?“

Shizuo blinzelte und blickte auf.

Der Polizist blickte ihn eindringlich an, durchlöcherte ihn mit seinem wissenden Blick.

„Haben Sie sich an etwas erinnert?“

Überfordert von der plötzlichen Frage, wusste er nicht, was er ihm antworten sollte. Es könnte ein Hinweis sein. Jedoch wusste er selber nicht, wer dieser Mann genau war. Selbst der Floh hatte ihm nichts verraten. Und wenn dieser Bastard nicht einmal wusste, wer dieser Mann war, dann wusste es die Polizei mit Sicherheit nicht.

„Kasuka hat zwar Beneider, aber ich glaube nicht, dass jemand unter ihnen zu sowas fähig ist.“, sagte Shizuo schließlich und hoffte inständig, dass die Fragerei ein Ende hatte und er in Kasukas Zimmer durfte. Aber das schien fürs erste nicht der Fall zu sein.

„Sagen Sie uns alles was Ihnen einfällt. Selbst der kleinste Hinweis könnte entscheidend sein.“, erklärte der Polizist und man merkte am Druck der Stimme, dass er wusste, dass der ehemalige Bartender etwas verheimlichte. Ihre Augen trafen sich für einen Moment und Shizuo konnte die Herausforderung in ihnen blinken sehen.

„Tut mir Leid.“, antwortete Shizuo, „Wie ich am Anfang gesagt habe, werde ich Ihnen keine Hilfe sein.“

Der Officer seufzte tief und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Augen schweiften zu den Bodyguards am Eingang des Raumes und mit einem kurzen Nicken erhob er sich.

Shizuo tat es ihm gleich.

„Nun gut, es ist nicht zu ändern.“

Die Zigarette wurde in dem Aschenbecher zermürbt und ausgedrückt, bevor der Polizist mit seinem rechten Arm das Zeichen gab, ihm zu folgen.

Sie gingen in einem ruhigen Tempo voran.

Ungeduld mischte sich in Shizuos Körper, ließ ihn ab und zu leicht zittern, denn der Mann vor ihm ging ganz gemächlich in Richtung Fahrstuhl, als ob sie alle Zeit der Welt hatten.

Es verärgerte ihn.

Er musste sich zusammen reißen, nicht den Polizisten am Arm zu schnappen und ihn gegen die nächstbeste Wand zu donnern.

„Wir haben die meisten Leute bereits befragt, die uns in diesem Fall helfen könnten.“, begann der Officer wieder, als sie zusammen mit den Bodyguards den Fahrstuhl betraten.

„Die Eltern, seine Freundin Ruri Hijiribe, den Manager Hayato Kurushima, und alle anderen Angestellten, die mit ihm den neuen Film gedreht hatten.“

Es wurde die Taste fürs Stockwerk gedrückt und der Lift begann zu arbeiten.

„Glauben Sie mir, irgendetwas stimmt dabei nicht.“

Sein scharfer Blick bohrte sich in Shizuos Augen.

Shizuo starrte zurück.

„Wie meinen Sie das?“

„Die Entführung verlief so reibungslos wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Die Tat musste schon sehr lange im Voraus geplant worden sein, um so gut umgesetzt werden zu können.“

Der Fahrstuhl gab ein Piepen von sich und verkündete, dass das ausgewählte Stockwerk erreicht worden war.

Shizuo verengte die Augen.

Schon sehr lange geplant?

Zusammen stiegen sie aus und der Polizist ging voran. Shizuo folgte, aber nun ungeduldiger denn je.

„Es gibt kaum Hinweise die irgendwie zurückzuverfolgen sind. Leider auch keine Fingerabdrücke.“, fuhr der Mann fort und blieb vor der Zimmertür stehen.

„Hören Sie zu. Es wird nichts angefasst, klar?“, forderte der Mann und besah den Blondschopf mit einem drohenden Blick. Anscheinend war er einer der einzigen Männer aus dem Personal, der sich nicht vor dem Monster Ikebukuros scheute.

„Verstanden.“, bestätigte Shizuo, der es nicht mehr abwarten konnte, das Zimmer zu sehen.

Mit einem Nicken zu den Bodyguards öffnete der Officer die Tür und gemeinsam betraten die das Hotelzimmer des nicht anwesenden Superstars.

Normalität blickte ihnen entgegen und für einen Moment hatte Shizuo das Gefühl, dass es nicht sein Zimmer war. Wäre nicht seine Jacke auf der Couch und die selbstgebackenen Kekse von Ruri auf dem Tisch, hätte es auch jedes andere Zimmer sein können.

Einige Personen aus dem Labor arbeiteten noch auf dem Boden und untersuchten bestimmte Objekte nach Hinweisen. Jedoch sah man ihnen bereits im Gesicht an, dass es nicht sehr gut aussah.

Shizuo trat vorsichtig nach vorne, besah sich den Tisch mit den Keksen, wo einer halb angebissen war.

„Scheinbar war Kasuka Heiwajima gerade am Essen gewesen, als er entführt wurde. Die Kekse haben wir auch bereits untersuchen lassen, aber damit war alles in Ordnung. Wir hatten eventuell die Vermutung, dass der Täter sie mit einem bestimmten Mittel verseucht haben könnte.“

Shizuo knirschte mit den Zähnen.

Als ob Ruri…!

Sie machte diese Kekse schon seit Jahren und schenkte sie Kasuka meistens nur, wenn sie sich wegen der Arbeit für längere Zeit nicht sehen konnten. Selbst Shizuo hatte die Ehre gehabt, ihre leckeren Backspezialitäten auszuprobieren, als er sie einmal zu Weihnachten geschenkt bekam.

Es war nicht gerecht, dass wirklich jeder hier aufs Übelste verdächtigt wurde. Was sie wohl der armen Ruri Löcher in den Bauch gefragt hatten?

Allein der Gedanke, ließ Shizuos Blut kochen.

Sie machte sich immerhin fürchterliche Sorgen und war bestimmt nicht der Täter, den sie suchten.

„Was ist mit der Jacke?“, fragte Shizuo plötzlich, als er sie in Augenschein nahm.

„Keine besonderen Hinweise. Fingerabdrücke von dem Opfer und dem Manager. Von Ruri Hijiribe sind auch einige gefunden worden, jedoch sehr schwach. Aber das bringt uns nicht viel weiter.“

Shizuo nickte kurz, bevor er den Raum nochmals überblickte.

So gerne er auch seinen Bruder finden und dem Täter die Faust ins Gesicht rammen wollte, so musste er doch ruhig bleiben. Ruhig und gefasst.

Als er daran dachte, gingen seine Gedanken automatisch zum Floh.

Izaya war so gut wie immer gefasst.

Ihn konnte man nicht so schnell aus der Ruhe bringen, es sei denn man wusste welche Knöpfe man drücken musste. Kein Wunder, dass er so gut im Analysieren war.

Wenn man einen kühlen Kopf bewahrte und wusste was man tat, kam man schneller ans Ziel, als wenn man Hals über Kopf hineinstürzte.

„Tch.“

Der blonde Mann zischte laut aus, bevor er ein paar Schritte durch das Zimmer tappte. Alles sah normal aus, es war kaum etwas Ungewöhnliches zu entdecken.

Außer den Tisch mit den Keks-

Shizuo stoppte urplötzlich.

Wild ging er ein paar Schritte in Richtung Tisch.

Die Bodyguards fühlten sich davon bedroht und wollten schon einschreiten, jedoch hielt die Hand des Officers sie auf.

„Wo ist die Tasse?“

„Tasse?“, wiederholte der Polizist überrascht, starrte mit geweiteten Augen auf Shizuos Gestalt.

„Kasuka trinkt immer Tee, wenn er Kekse isst!“, erklärte Shizuo mit hektischer Stimme und wurde aufgeregt, als er merkte, dass es wohl ein entscheidender Hinweis sein könnte.

„M-Moment mal, Heiwajima-san. Erklären Sie das mal genauer.“, verlangte der Polizist und stellte sich ihm in den Weg, als Shizuo mit der Hand nach den Keksen greifen wollte.

„Was gibt es da groß zu erklären?“, zischte Shizuo, seine Stimme wütend und sein Gesichtsausdruck grimmig. „Kasuka trinkt immer eine Tasse Tee zu seinen Keksen. Das ist eine Angewohnheit von ihm, seit er klein war, weil er sich früher ganz oft beim Kekse essen verschluckt hat!“

Shizuo wandte den Blick nach unten, so als ob er sich an was erinnerte.

„Als unsere Oma noch gelebt hat, hat sie Kasuka immer ein Tasse Tee dazu gemacht und gesagt, dass er immer genug trinken solle.“

Der Polizist sah ihn irritiert an, unterbrach ihn jedoch nicht.

„Und um Omas Worte am Leben zu erhalten, trinkt er beim Kekse essen immer eine Tasse Tee dazu.“

Shizuo endete seine kleine Erzählung und eine erdenkliche Stille breitete sich aus.

Der Officer räusperte sich.

„Sie wollen mir damit also sagen, dass hier eine Tasse Tee hätte stehen müssen?“

So konnte man es auch sagen, aber um ihn nicht weiter zu verwirren, nickte Shizuo folgsam.

„Satsuki!“, rief er plötzlich in den hinteren Teil des Raumes und es dauerte nicht lange, bis einer von den Laboranten den Kopf hob. Er gab ihr mit dem Kopf das Zeichen herzukommen und sie beeilte sich, während sie dabei fast über ihre eigenen Füße stolperte.

Als sie Shizuo ansah, weiteten sich ihre Augen. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben, jedoch beugte sie kurz den Kopf und nickte ihm tapfer zu.

Shizuo lächelte kurz und kam nicht ohnehin zu denken, dass sie von Äußeren her schon, wie ein Tollpatsch wirkte.

„Stand hier eine Tasse Tee von der ich nichts weiß?“, fragte der Polizist scharf und sah dabei aus, als ob er die junge Frau dafür bestrafen wollte, einen Hinweis weggeschafft zu haben, der womöglich schon lange fort war.

„N-Nein, Sir.“, stammelte sie und schüttelte dabei mit dem Kopf.

Der Mann verengte mit einem Schnauben die Augen, bevor er den Tisch mit einem grimmigen Blick durchlöcherte.

„Untersucht den Tisch noch einmal. Nach Spurenreste von Tee oder Ähnlichem. Und dieses Mal will ich Ergebnisse sehen. Verstanden?“

Die strenge Stimme zischte durch den Raum und auch wenn er nur zu Satsuki gesprochen hatte, antworteten alle Leute im Raum mit einem einstimmigen „Jawohl!“.

Es wurde hektischer im Raum und Shizuo fühlte sich an dieser Stelle nicht unbrauchbar.

„Ich werde weiter nach ihm suchen.“, verkündete er und drehte sich Richtung Zimmertür. Er musste ihn finden. Wer weiß, was die Entführer ihm antaten, während sie hier tatenlos verweilten.

„Moment mal, Heiwajima-san.“

Die kräftige Hand war erneut an seinem Arm und Shizuo wurde gezwungen anzuhalten. Braune Augen bohrten sich in blaue und Shizuos Arm begann zu zittern, als er die Instinkt unterdrücken musste, sich nicht loszureißen.

„Was ist?“, fragte er ungeduldig.

„Wir müssen Sie bis heute Abend hierbehalten.“

Ein Knurren kam unmittelbar aus seiner Kehle, welches die Bodyguards erneut alarmierte.

Sie meinten das doch nicht ernst…!

Kasuka war irgendwo da draußen, womöglich verletzt, verängstigt. Und er sollte hierbleiben und Däumchen drehen?

„Aus welchem Grund?“ Shizuos Stimme glich einer unausgesprochenen Drohung, die selbst einige Laboranten hochblicken ließen. Aber der Officer, der seinen Arm immer noch fest im Griff hatte, zuckte nicht einmal mit der Wimper.

„Wir möchten die Ergebnisse der Untersuchung abwarten. Und zu unserer und Ihrer eigenen Sicherheit bitte ich Sie darum, hier zu verweilen.“, erklärte der Polizist so neutral es ging, was für Shizuo eigentlich kein wirklicher Grund war, da es absolut nicht überzeugend klang.

Der Blondschopf zischte und wollte sich losreißen, aber  eine weibliche Stimme ließ ihn innehalten.

„Bitte Heiwajima-san. Wir tun unser Bestes, um Ihren Bruder zu finden.“

Shizuo drehte sich um und blickte zu Satsuki, die ihn mit hoffnungsvollen Augen anblickte. Irgendetwas in ihrem Blick brachte ihn dazu, seine Meinung zu ändern.

Vielleicht war es ihr Gesichtsausdruck?

Vielleicht waren es ihre Augen, die so viel Hoffnung und Verständnis ausstrahlten. Oder vielleicht war es ihre Art, dass sie so tollpatschig und hilflos aussah, dass Shizuo schwach wurde.

Er seufzte tief.

„Wie lange?“

„Bis wir Ergebnisse haben. Das könnte einige Stunden dauern.“, antwortete der Polizist und schien ausnahmsweise mal froh zu sein, dass sich Satsuki als nützlich erwiesen hatte, denn er blickte sie mit einem zufriedenen Ausdruck an.

„Okay.“

 

Auf und ab.

Hoch und runter.

Tap, Tap, Tap.

Sein Fuß zitterte voller Ungeduld, klapperte auf den Fliesen herum.

Er hielt es nicht mehr länger aus.

Noch weitere fünf Minuten und er würde durchdrehen.

Wie lange war er nun schon hier?

8 Stunden?

Die Uhr an der Wand, schien lauter zu ticken, je mehr er sich darauf konzentrierte. Er war von einem Raum in den nächsten gewandert. Von der Lobby zu dem Fitnessraum, bis hinunter zu dem „Spielecenter“ für Kinder, wo er einigen kleinen Rackern beim Toben beobachtet hatte.

Derweil hatte er Tom informiert, der verständnisvoll akzeptierte, dass Shizuo wahrscheinlich morgen auch nicht bei der Arbeit erscheinen würde.

Das ganze Spielchen dauerte anscheinend länger, als angenommen.

Der Officer, Owata Kobayashi (der übrigens nach ein paar Stunden seinen Namen preisgab, als Shizuo versucht hatte, ihn anzusprechen), informierte ihn ab und zu über die Lage, jedoch kam nichts Gescheites dabei rum.

Und wenn er noch weiter hier warten sollte, würden Köpfe rollen. So viel war sicher.

Im nächsten Moment piepte plötzlich sein Handy.

Genervt machte er sich nicht einmal die Mühe das Gerät hervorzuholen. Wer oder was auch immer es war – interessierte ihn nicht. Doch kaum später – es waren vielleicht gerade mal 45 Sekunden – piepte es erneut. Als ob Shizuo nicht bereits genug angepisst war, mussten sie ihm auch noch damit auf die Nerven gehen. Er kramte schlussendlich das nervige Objekt hervor, klappte es auf und stierte mit einem grimmigen Blick hinab.

Zwei neue Nachrichten.

Neue Hoffnung keimte plötzlich in ihm auf, als er hoffte, dass es vielleicht sein Bruder sein könnte. Vielleicht konnte er seinen Entführern entkommen. Vielleicht hatte er eine noch schnell eine SMS abschicken können. Irgendwas!

Doch als er den Namen las, verschwand der Funke.

Der Funke an Hoffnung

 

Dreckiger Bastard.

 

Der Name flimmerte auf dem verpixelten Bildschirm und sein Gesicht wandelte sich innerhalb von Sekunden zu einer grimmigen Maske. Seine Finger begannen zu zittern, das Plastik des Handys knackte gefährlich.

Was wollte dieser miese Floh?

Shizuo war kurz davor, das Handy wieder wegzustecken, doch im letzten Moment entschied er sich doch dagegen.

 

Komm so schnell wie möglich.

 

Unter dem simplen Text stand eine Adresse, die Shizuo keiner wirklichen Gegend zuordnen konnte. Sie musste irgendwo im Industriegebiet liegen, vielleicht am anderen Ende der Stadt.

Als ob er jetzt Zeit hatte, sich um die Belangnisse des Flohs zu kümmern!

Er schloss die erste Nachricht, bloß um zu merken, dass eine zweite Message des Flohs in seinem Posteingang zu sehen war.

 

Shizu-chan, es geht um Kasuka.

 

Fast als ob Izaya gewusst hätte, dass Shizuo die erste SMS nicht ernst nahm. Mit einem wütenden Knurren stand er plötzlich auf den Füßen. Dieser dreckige, kleine…

Was hatte er vor?

Was war mit seinem Bruder? Hatte er was herausgefunden?

Er glaubte immer noch, dass Izaya etwas damit zu tun hatte. Mit Sicherheit war er kein unschuldiges Lämmchen. Doch jedes Mal wenn er daran dachte, kam ihm diese eine Szene in den Kopf.

 

Shizu-chan…kannst du nicht wenigstens einmal an die 1% glauben?

 

Er schüttelte wütend mit dem Kopf.

Sein Körper richtete sich auf, als er den Entschluss fasste.

Etwas schneller, als wohl normal, trat er auf den Ausgang zu, scherte sich nicht auf die Rufe seines Namens, die er nicht einmal wirklich registrierte.

„Heiwajima-san!“

Eine Hand packte seinen Arm, hielt ihn hartnäckig zurück.

Shizuo stoppte, drehte den Kopf so langsam wie eine Schlange zurück.

„Lassen Sie mich los…“

Die Worte waren einzeln und so dunkel ausgesprochen, dass der Officer erschrocken zurück wich.

Shizuo zischte unter seinem Atem, als er sich wieder umdrehte und seinen Weg fortsetzte. Die automatische Schiebetür öffnete sich und er trat hinaus an die frische Luft.

„Wir hatten doch eine Abmachung, Heiwajima-san.“, kam dann die Stimme von Owata, der schließlich hinzukam. Mehrere Polizisten hatten sich hinter ihm versammelt, die Shizuo nicht sehen konnte. Doch Owata wurde stumpf ignoriert, als der blonde Mann weiter geradeaus ging.

„Das wird Folgen haben, Heiwajima-san.“

Es kam keine Antwort.

Der Polizist schien nichts Besseres auf Lager zu haben, als zu drohen. Wer würde sich auch schon freiwillig mit einem Monster in seinem derzeitigen Zustand anlegen? Sie konnten von Glück sprechen, dass er in den paar Stunden, die er hier verweilt hatte, nichts beschädigt hatte…

Perplex starrten die Polizisten dem Mann hinterher, wie er nach und nach schneller wurde, schließlich ins Rennen verfiel und hinter der nächsten Ecke verschwand.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Etwas spät, aber besser als nie (✌ ・▿・)

Ich war ja letztes Mal auch ziemlich fies und so.
Jap.

Bin gerade wieder im Gintama Fieber und merke, wie all die tollen Charaktere vermisst habe. (∗∕ ∕•̥̥̥̥∕ω∕•̥̥̥̥∕)
Rewatchen tut wahrlich gut ( •̀ᄇ• ́)ﻭ✧

Habe momentan wieder mehr Stress und ich versuche das durch Gintama wieder etwas abzubauen. Mal schauen, wann das nächste Chapter zustande kommt.

Vielen Dank für eure Geduld und viel Spaß beim Lesen! ♡ Komplett anzeigen

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