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Last Desire 9.5 Teil 2

Uncertain Desire
von

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Monica Denaux

Nastasja war so perplex, dass sie erst nicht ganz realisierte, was diese Frau gesagt hatte und starrte sie erst verständnislos an. Und da sie ohnehin einen russischen Akzent hatte, ging die Frau davon aus, sie hätte es nicht verstanden. Daraufhin erklärte sie langsam und deutlich „Ich bin Monica Denaux, die Mutter von Ezra Alexis. Das Jugendamt sagte mir, er würde bei Ihnen als Pflegekind wohnen.“ Sogleich schob sich die recht aufgedonnerte Frau an der gebürtigen Russin vorbei, die dieses Verhalten aber mehr als unmöglich fand. „Entschuldigen Sie, aber ich verstehe Sie ganz gut.“ „Dann ist ja alles geklärt. Also wo ist Ezra?“ Nastasja versuchte dieses Verhalten damit zu erklären, dass diese Frau nicht ganz begeistert von der Tatsache war, dass ihr Sohn bei fremden Leuten lebte. Aber dennoch war sie mehr als überrumpelt und hätte nicht gedacht, dass der heutige Tag so verlaufen würde. „Jetzt warten sie doch erst mal. So einfach geht das nicht.“ „Und warum nicht?“ Mit jeder Sekunde wurde diese Frau Nastasja immer unsympathischer und innerlich hegte sie den Wunsch, diese arrogante Person schnellstmöglich vor die Tür zu setzen. Am besten noch mit einem saftigen Tritt in den Allerwertesten. Verdammte Reiche mit ihren Pradaklamotten… als Kind aus einem armen und verwahrlosten Waisenhaus hasste sie diese ganze Bagage und hatte nun deutlich mehr Mühe, höflich zu bleiben. „Wollen Sie nicht solange Platz nehmen, Miss Denaux?“

„Madame Denaux“, betonte sie und machte dabei eine betonende Geste mit ihrer Hand. „Wollen Sie nicht erst einmal Platz nehmen, Madame Denaux? Ezra rechnet nicht mit Ihnen und er hat auch seit seiner Geburt nie von Ihnen gehört. Da werden Sie doch sicherlich Verständnis haben, wenn er ein wenig überrumpelt sein könnte.“ Nastasja überlegte, wie sie diese heikle Situation am besten regeln konnte, ohne den Wunsch zu verspüren, dieser Person den Hut vom Kopf zu reißen, gleich mitsamt der 500$-Sonnenbrille. Sie ging ins Wohnzimmer, wo der Rest der Familie versammelt war. Und sie alle waren verwundert beim Anblick der unbekannten Frau. Sogleich fragte Sheol „Wer is’n das, Mum?“ „Das ist Madame Monica Denaux, Ezras leibliche Mutter.“ Und als das auf dem Tisch war, fielen die Reaktionen der Familie recht unterschiedlich aus. Rumiko funkelte sie argwöhnisch an und spürte offenbar sofort, dass es mit dieser Person noch Ärger geben könnte. L, Beyond, Watari und Jeremiel hielten sich zurück, wirkten aber auch etwas skeptisch, Oliver hob etwas erstaunt die Augenbrauen und auch Andrew war anzusehen, dass er nichts Gutes ahnte. Frederica lächelte freundlich und grüßte sie höflich, Liam behielt seinen etwas kühlen Blick und ihm war rein gar nichts anzumerken, während Jamie wie immer der gutmütige Sonnenschein war, der keinen bösen Gedanken zu fassen vermochte. Mit einem gewissen Widerwillen setzte sich die 40-jährige und sah sich um. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

„Wir sind Freunde und Bekannte von Nastasja“, erklärte L und begann nun damit, sich was von der Torte zu nehmen und er genierte sich auch nicht sonderlich, als er seine übliche Sitzhaltung einnahm. Die anderen waren das ja längst gewohnt, aber als Monica das sah, da war sie ein Stück weit entsetzt. Denn was sie da sah, das war ein ungepflegter Kauz mit schlechten Manieren und der Typ neben ihm mit den roten Augen sah genauso schlimm aus. „Und?“ fragte Rumiko und man merkte ihr an, dass sie bereits eine gewisse Antipathie gegen Ezras Mutter hegte. „Was verschafft uns die Ehre Ihres plötzlichen Besuchs?“ „Was für eine selten dumme Frage“, bemerkte Monica trocken und überkreuzte die Beine. „Ich werde doch wohl meinen eigenen Sohn besuchen dürfen, oder nicht?“

„So meinte ich das nicht. Wir sind nur überrascht, dass Sie so plötzlich und unangemeldet kommen, nachdem Ezra uns erzählt hat, er hätte seine Mutter nie kennen gelernt und nie ein Lebenszeichen von ihr erhalten.“

„Das ist doch wohl immer noch meine Angelegenheit, oder nicht?“ Rumiko presste die Lippen zusammen und atmete durch die Nase aus. Dann faltete sie die Hände und warf einen kurzen Blick zu Beyond und was der dachte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben: Was für eine arrogante Ziege. Ezra merkte derweil noch nichts von dem, was da im Wohnzimmer vor sich ging. Er hatte sich auf die Treppe gesetzt und sich die Tränen hastig weggewischt, als auch schon Elion hochkam und sich zu ihm setzte, wobei er einen Arm um seine Schultern legte. „Alles in Ordnung?“ „Blöde Frage“, gab der 16-jährige zurück. „Mit mir ist nichts in Ordnung, verdammt!“

„Was ist denn los?“

„Äh Hallo? Das ist einfach nicht meine Welt, klar? Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Ich war es immer und ich hab damit ganz gut leben können. Und jetzt auf einmal rücken die mir alle auf die Pelle. Ich hab eine Pflegemutter und einen Pflegebruder und ich hab dich, der du auch gleichzeitig mein gottverdammter Pflegevater bist. Das ist alles Scheiße, Mann!“

„Dir fällt es offenbar noch schwer, dich daran zu gewöhnen, dass du jetzt wieder eine Familie hast, oder?“ Ezra sagte nichts und legte seinen Kopf auf seinen Armen ab, die er über die Beine verschränkt hatte. „Das ist alles Scheiße“, wiederholte er und klang irgendwie unglücklich. „Die sind alle so nett und behandeln mich, als wäre ich schon immer ein Teil ihrer Familie gewesen. Aber das bin ich nicht. Ich bin ein Fremder für sie alle und ich hab so eine Familie doch gar nicht verdient.“

„Ach Ezra, wir alle waren mal Fremde in der Familie. Sie sind ja auch nicht alle sofort schon miteinander bekannt gewesen. Jeder kam nach und nach dazu und deshalb haben sie auch kein Problem damit, dich und mich aufzunehmen. Und du solltest aufhören zu denken, du wärst es nicht wert, so eine Familie zu haben. Ich habe doch auch geglaubt, dass ich nicht leben dürfte, weil ich gefährlich bin. Aber du hast mich gerettet und mir gezeigt, dass ich kein Monster bin. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Du bist genauso ein Teil der Familie wie alle anderen und du weißt auch, dass so mancher kein ungeschriebenes Blatt ist. Und auch deine Vergangenheit stellt für uns keinen Grund dar, schlecht über dich zu denken. Oder ist es etwas anderes, das dir Angst macht?“

„Nein“, log Ezra mit niedergeschlagener Stimme. „Es ist nichts.“ Aber der Proxy ahnte schon, was los war. Als er Ezras Hand ergriff (im Haus trug er nie seine Handschuhe), spürte er sofort, was den 16-jährigen bedrückte und was ihm Angst machte. „Verstehe“, sagte er und nickte. „Du hast Angst, du könntest das alles wieder verlieren und erneut vor dem Nichts stehen.“

„Ist das denn nicht auch verständlich?“ rief Ezra und sah wütend aus, aber wahrscheinlich war er bloß wütend auf sich selbst. „Fünf Familien haben es mit mir versucht und mich aufgegeben, selbst meine eigene Mutter wollte mich nie haben! Als ich mich mit Nastasja so gestritten habe, weil ich trotz Verbot geraucht habe, da hatte ich echt Schiss, dass sie die Schnauze voll von mir hat und mich nicht mehr haben will.“ Verständnisvoll nickte der Proxy und dachte nach, wie er Ezra diese Angst nehmen konnte. Dass er sie hatte, war verständlich nach allem, was er durchgemacht hatte. Aus dem Grund hatte er sich auch so dagegen gesträubt, zu anderen Menschen eine Bindung aufzubauen. „Wie wäre es, wenn du offen und ehrlich mit ihr darüber sprichst? Glaub mir, sie wird das auch nicht persönlich nehmen und dann hast du auch Klarheit für dich selbst und musst dich nicht mit dieser Angst quälen. Und wenn du willst, bin ich auch dabei.“ Und damit hob der Proxy Ezras Kinn, sah in seine vor Tränen glänzenden kastanienbraunen Augen und küsste ihn. „Ich mag es nicht, wenn du traurig bist… auch wenn du dabei irgendwie süß aussehen kannst.“ Und sofort fing er sich einen Schlag in den Oberarm ein. „Sag das noch mal und du bist tot.“ Doch Elion lächelte nur gutmütig darüber. „Es ist schon merkwürdig. Bei anderen Leuten bist du doch deutlich selbstbewusster. Erinnerst du dich noch an diese Umweltaktivisten, die uns die ganze Zeit bedrängt haben und was du ihnen dann gesagt hattest? Du sagtest denen einfach „Ich würde Greenpeace ja gerne unterstützen, aber wenn dann die Öltürme alle verschwinden und die Tankstellen dicht sind, wo soll ich dann mein Bier noch spät nachts kaufen gehen?“ Du bist doch eigentlich recht schlagfertig, wenn es darauf ankommt. Aber wenn es um solche Sachen geht, da bist du so verletzlich und unsicher. Schon komisch, nicht wahr?“ „Ach halt doch die Klappe.“ Schließlich hörten sie Schritte die Treppe hinaufkommen und dann tauchte auch schon Nastasja auf. „Hey, alles in Ordnung bei euch?“ „Ja Mum. Ezra hatte nur ein wenig mit seinen Gefühlen zu kämpfen. Es fällt ihm immer noch schwer, sich an all das hier zu gewöhnen.“ Die 30-jährige nickte und sah ihren Schützling mit einem mitfühlenden Blick an und sogleich strich sie ihm sanft über den Kopf. „Brauchst du etwas Ruhe?“ Doch Ezra schüttelte den Kopf und erhob sich. „Nein, es geht schon wieder.“ Damit wollte er wieder nach unten gehen, da hielt die Russin ihn aber zurück und legte ihm ihre Hände auf die Schultern. „Ezra, da unten ist Besuch für dich gekommen.“ Besuch? Sogleich war alles in dem 16-jährigen auf Alarmbereitschaft, denn er konnte sich niemanden vorstellen, der ihn besuchen wollte. Außer vielleicht das Jugendamt, ein ehemaliger Freier oder vielleicht auch jemand aus seinen letzten Pflegefamilien. Oder war es vielleicht noch einer von Nastasjas Freunden und Verwandten? Nein, dann würde sie ganz sicher nicht so ernst aussehen. „Wer… wer ist denn noch gekommen?“ Die Russin atmete kurz durch und erklärte „Deine Mutter ist unten.“ Ezra verfiel in eine Schockstarre und konnte nicht glauben, was er da hörte. Seine Mutter Monica war hier? Aber wieso denn? Was suchte sie hier und wieso kam sie ausgerechnet jetzt? 16 Jahre lang hatte sie sich nicht gemeldet, hatte ihm nie geschrieben, ihn niemals besucht oder ihn auch nur ein einziges Mal angerufen. „Wieso ist sie hier?“ „Sie will dich besuchen. Alles andere musst du sie schon selbst fragen. Meinst du, du schaffst das oder soll ich ihr sagen, sie soll ein anderes Mal wiederkommen?“ Doch da ging Ezra an ihr vorbei und rannte die Stufen hinunter. Er eilte ins Wohnzimmer und da sah er auch schon diese Frau mit den teuren Klamotten, der riesigen Sonnenbrille und dem Sonnenhut. Als sie ihn bemerkte, nahm sie die Brille und den Hut ab und man sah sogleich, dass vom Gesicht her tatsächlich Ähnlichkeiten mit Ezra zu erkennen waren. Dieselben kastanienbraunen Augen, das gleiche fein geschnittene Gesicht. Zuerst blieb sie stehen, dann aber ging sie direkt mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht auf ihn zu. „Ezra, oh mon dieur bist du groß geworden! Gut siehst du aus.“ Sie umarmte ihn stürmisch, doch Ezra selbst erwiderte die Umarmung nicht. Er konnte das einfach nicht begreifen, was hier gerade geschah. Zu viele Fragen schossen ihm durch den Kopf, das Gefühlschaos war einfach zu groß. Und diese Frau, die angeblich seine Mutter war, war eine völlig Fremde für ihn. Aber dann stieß er sie von sich und ging einen Schritt zurück. „Was soll das?“ rief er und ballte seine Hände zu Fäusten. „Du tauchst einfach so auf, obwohl du mich und Dad zurückgelassen hast. Du bist abgehauen und hast dir ein schönes Leben gemacht, während mich dieser Bastard jahrelang verdroschen und missbraucht hat. Du warst nie für mich da, als ich dich gebraucht hätte und in all den Jahren, wo ich in der Hölle gelebt habe, da hast du nie von dir hören lassen. Wir waren dir vollkommen egal und du hast dich einen Scheißdreck für mich interessiert. Nie habe ich einen Brief von dir gesehen, nie hast du mich angerufen oder mich besucht. Stattdessen bist du einfach nach meiner Geburt abgehauen.“ Ezra war wütend und aufgebracht. Er war immer lauter geworden und man hätte wirklich meinen können, er wolle seiner Mutter gleich eine reinhauen, doch er konnte sich beherrschen und sah sie wütend und zugleich unendlich verletzt an. „Du hast mich einfach aus deinem Leben gestrichen und mich vergessen. Und jetzt stehst du hier und verlangst von mir, dass alles besser wird. Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was ich all die Jahre lang durchgemacht habe? Warum bist du einfach abgehauen? Wieso hast du dich nie gemeldet und warum tauchst du erst jetzt nach 16 Jahren auf?“ Schuldbewusst senkte die 40-jährige den Blick und nickte. „Ich weiß, dass ich damals einen großen Fehler gemacht habe. Ich habe meine Träume über meine Familie gestellt und ich hätte für dich da sein sollen. Aber damals habe ich gedacht, ich könnte das nicht und ich konnte mich beim besten Willen auch nicht als Mutter vorstellen. Ich hatte Angst davor, dass mein Leben komplett vorbei sein würde, wenn ich nicht meine Träume verfolge. Von Declans Tod habe ich auch erst letztes Jahr erfahren und war geschockt als ich hörte, dass du bei Pflegefamilien untergekommen bist. Es tut mir alles so Leid. Aber jetzt bin ich ja hier und ich möchte wieder gut machen, was ich versäumt habe. Ich bitte dich nur um eine einzige Chance.“ Damit nahm sie seine Hände und sah ihn mit einem traurigen Blick an. „Ich verspreche dir, dass ich von jetzt an immer für dich da sein werde, Ezra. Wir… wir können die verlorene Zeit nachholen und uns näher kennen lernen. Natürlich nur wenn du möchtest. Ich will dich jetzt auch nicht bedrängen. Wenn du willst, dann… dann kannst dich bei mir melden. Ich wohne zurzeit im Ritz-Carlton-Hotel. Du kannst mich jederzeit besuchen oder anrufen.“ Damit schrieb sie ihre Telefonnummer und die Adresse des Hotels sowie ihre Zimmernummer auf. Dann schließlich umarmte sie ihn und drückte ihm noch einen roten Umschlag mit einer Geschenkschleife in die Hand und wünschte ihm noch alles Gutes zum Geburtstag, bevor sie ging. Da Ezra völlig überfordert mit der ganzen Situation war, zog er sich erst einmal zurück und Elion begleitete ihn. Nastasja musste erst einmal was trinken und bot auch den anderen was an. Rumiko, Liam, Oliver und Andrew nahmen gerne an, die anderen tranken keinen Alkohol. Schließlich setzte sich die Russin, fand aber keine Worte um zu beschreiben, was ihr durch den Kopf ging. Stattdessen atmete sie laut aus und murmelte etwas auf Russisch. Schließlich aber war Rumiko die Erste, die das Schweigen brach. „Das war also Ezras Mutter“, stellte sie etwas nüchtern fest und sie wirkte auch nicht sonderlich begeistert. „Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich fand diese Person mehr als unsympathisch.“ „Also ich fand sie sehr hübsch“, meldete sich Jamie, der natürlich nichts Negatives über irgendjemanden sagen konnte. Als Nastasja ihr Glas Wodka heruntergestürzt hatte, knallte sie das Glas auf den Tisch und verzog kurz das Gesicht, als der Alkohol ihr augenblicklich zu Kopf stieg. Rumiko stellte es etwas geräuschloser ab und fügte hinzu „Solche Leute kenne ich wirklich zu genüge. Meine leiblichen Eltern waren haargenau so. Viel Prestige und Glamour, aber das war es auch schon. Die geben das Geld mit vollen Händen aus und schauen auf andere herab. Solche Leute achten nur auf die Äußerlichkeiten und sind entsetzlich oberflächlich. Ich habe diese Bagage schon immer verabscheut…“

„Wir sollten nicht vorschnell urteilen“, erklärte die Russin und schüttete sich gleich noch ein Glas nach. Sie konnte das Zeug ohnehin wie Wasser trinken, ohne betrunken zu werden. „Dass sie nicht gerade begeistert reagiert, dass ihr Kind bei fremden Leuten wohnt, ist doch mehr als verständlich. Nun gut, mir gefiel ihre Art ja auch nicht, aber gegenüber Ezra scheint sie ja ganz anders zu sein. Wir wollten uns mit unserem Urteil lieber zurückhalten, bevor wir ihr die Augen auskratzen.“ Nachdem sie auch ihr zweites Glas geleert hatte, schenkte sie noch Liam ein, die anderen verzichteten. Sheol verschränkte die Arme nachdenklich hinter dem Kopf und meinte „Also ich fand sie ziemlich hochnäsig und arrogant. Habt ihr überhaupt bemerkt, wie die uns angeguckt hat?“ Klar hatten sie das alle mitgekriegt und natürlich war es nicht gerade förderlich gewesen, dass Monica sie alle mit einem herabwürdigenden Blick gestraft und auch nicht gerade höflich behandelt hatte. Liam, Jeremiel und L hatte das vollkommen kalt gelassen, aber die anderen waren weniger begeistert. Schließlich aber erklärte Oliver „Also ich finde, Nastasja hat Recht. Mag sein, dass sie von uns nicht viel hält, aber das spielt doch eh keine Rolle. Hauptsache ist doch, dass sich Ezra gut mit ihr versteht, immerhin ist er ihr Sohn!“

„Das schon, aber ich kenne solche Leute sehr gut“, erklärte Rumiko und blieb bei ihrem Urteil, wobei sie die Arme verschränkte und die Beine überkreuzte. „Solche Menschen sind egozentrisch, rechthaberisch und sie kümmern sich einen feuchten Kehricht um andere, weil sie nur sich selbst sehen und sich für etwas Besseres halten. Ich hab es selbst miterlebt. Immerhin war ich doch für meine Familie nur ein Ersatzteillager für meine kranke Schwester. Glaubt mir, die Frau wird noch Ärger machen, das verspreche ich euch.“ Es sah Rumiko überhaupt nicht ähnlich, dass sie ein solch hartes Urteil fällte. Normalerweise war sie viel aufgeschlossener und gab Menschen eine Chance. So hatte sie im Nachhinein auch Oliver sehr lieb gewonnen, nachdem sie erst so sauer war, weil er sie auf eine ziemlich schlechte Art und Weise angebaggert hatte. Aber bei Monica Denaux schien sie wohl bei ihrem Urteil bleiben zu wollen. „Vielleicht bist du auch ein bisschen zu voreingenommen, Schwesterherz“, sagte Beyond schließlich, doch auch er konnte die Halbjapanerin nicht umstimmen. Sie blieb dabei und so sagte Nastasja „Warten wir doch erst ab, was mit Ezra ist. Es ist allein seine Entscheidung, ob er den Kontakt zu seiner Mutter will oder nicht. Er hat ein Recht darauf und da sollten wir ihm auch nicht im Weg stehen. Vielleicht haben wir Monica auf dem falschen Fuß erwischt und sie ist eigentlich nicht so schlimm. Aber wenn sich Rumikos Verdacht bestätigt, dann werde ich auf jeden Fall da sein, um Ezra zu schützen.“

„Wir werden alle da sein“, ergänzte L und nahm sich noch ein Stück Torte, nachdem er das andere verputzt hatte. „Wir sind alle eine Familie und Ezra gehört auch dazu. Das Beste wird sein, wenn wir alles erst einmal beobachten und sehen, wie sich das entwickelt. Und sollte Monica Denaux unlautere Absichten verfolgen, werden wir das herausfinden. Wir haben genug Möglichkeiten, um sie vollständig zu durchleuchten und irgendwo einen schwarzen Fleck auf der weißen Weste zu finden.“

„Also ich weiß nicht, ob das wirklich der richtige Weg ist“, mischte sich Frederica ein, die nicht sonderlich begeistert von dieser Aktion war. „Haben wir wirklich das Recht, einfach so in dem Leben anderer Leute herumzuschnüffeln, nur weil sie uns nicht sympathisch sind?“

„Das Recht vielleicht nicht, aber die Möglichkeiten“, konterte Oliver geschickt und schien wohl schon seine innere To-Do-Liste zu schreiben. „Ich finde das trotzdem nicht richtig. Wollen wir jetzt jeden ausspionieren, wenn er in unser Leben tritt? Das kann es doch auch nicht sein.“ Die Meinungen gingen deutlich auseinander. Watari enthielt sich seiner Meinung genauso wie Jamie, während Oliver, Beyond, L, Rumiko und Liam dafür waren, Monica zu überprüfen. Jeremiel schlug sich auf Fredericas Seite, da er ihre Argumentation durchaus nachvollziehen konnte und Andrew war noch unschlüssig. Sheol schlug sich schließlich auf die Pro-Seite, aber hauptsächlich nur deswegen, weil er neugierig war, was diese Frau für schmutzige Geheimnisse hatte. Nastasja überlegte noch eine ganze Weile und sagte dann schließlich „Ich kann beide Seiten verstehen. Auf der einen Seite will ich ja auch wissen, was Ezras Mutter für eine Person ist und ob sie auch der richtige Umgang für ihn ist. Er braucht ein gefestigtes Umfeld und da kann ich auch eure Sorge verstehen, was ihr Verhalten betrifft. Ich mach mir ja auch Gedanken, für mich ist Ezra genauso wie ein eigenes Kind wie Jeremiel und L. Aber auf der anderen Seite hat auch Frederica Recht: wir dürfen nicht jeden Menschen einfach so ausspionieren, nur weil wir die Möglichkeit haben. Wir sind doch nicht der KGB!“

„KGB?“ fragte Sheol verwirrt, der damit nichts anfangen konnte. Seine Adoptivmutter erklärte es ihm. „Das Komitee für Staatssicherheit. War damals während der Sowjetunion. Die haben uns allesamt ausspioniert und überwacht. Und wer in ihren Augen verdächtig war, wurde weggesperrt und viele wurden nie wieder gesehen.“

„Also so was wie die NSA…“

„Ja, so ungefähr denke ich. Jedenfalls sollten wir uns etwas zurückhalten und erst anfangen herumzuschnüffeln, wenn der Verdacht begründet ist, dass Monica Denaux Ezra in irgendeiner Art und Weise schaden will oder einen schlechten Einfluss ausüben könnte. Bis dahin will ich keine Spionageaktion haben, okay?“ Damit sah sie eindringlich jeden im Raum an und alle gaben ihr Einverständnis. Das war zumindest ein guter Kompromiss fürs Erste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-12-13T22:57:33+00:00 13.12.2014 23:57
tolles Kapitel :)
der arme Ezra... welche Hintergedanken die Mutter wohl hat... ich hoffe natürlich nur gute ...
Von: abgemeldet
2014-12-13T21:26:02+00:00 13.12.2014 22:26
Das Kapitel war super. Ezra tut mir ja so leid. Hoffe es passiert nicht schlimmes.

LG^^Alien^^


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