Zum Inhalt der Seite

Last Desire 9.5 Teil 2

Uncertain Desire
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Familienfeier

Am Morgen, nachdem sie sich wieder ein wenig schlafen gelegt hatten, begannen Nastasja und Elion damit, alles vorzubereiten, da die ganze Familie vorbeikommen wollte. Ezra wollte zuerst mithelfen, aber der kleine Welpe, den er Akira genannt hatte, erforderte dann doch seine gesamte Aufmerksamkeit und da Sheol sowieso mit von der Partie war, kam Frederica vorbei, um zu helfen. Seit sie in ihrem neuen Körper aufgewacht war, sah man ihr auch an, wie glücklich sie war und es gab seitdem kaum einen Tag, wo sie nicht von ganzem Herzen strahlte. Äußerlich war sie aber inzwischen um einiges gealtert, sodass sie nicht mehr wie ein 14-jähriges Mädchen wirkte, sondern war um einiges gewachsen, ihre Haare waren nur noch schulterlang und äußerlich schien sie nun eher zwischen 19 und 20 Jahre alt zu sein. Aber obwohl sie sich verändert hatte, so war ihr Haar immer noch so schneeweiß wie ihre Haut und ihre Augen leuchteten rot, wobei auch der goldene Ring in ihrer linken Iris deutlich hervorstach. Sie hatte auch Rumiko dabei, die ebenfalls mithelfen wollte. Ihr Mann Jamie würde später mit den Zwillingen nachkommen. Sie und Nastasja standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnis zueinander und waren schon fast wie Schwestern. Und natürlich war die Russin ganz verrückt nach Rumikos Nachwuchs, da sie Kinder über alles liebte. Sogleich fragten die beiden nach Ezra und überreichten auch ihm neben Glückwünschen ein Geschenk. Und das war ein Smartphone mit hochwertigen Kopfhörern. Natürlich hatte Rumiko einen Schritt weitergedacht und auch bereits sämtliche Songs von „Get Scared“ den „Scorpions“ und einigen anderen Bands gespeichert. Zuvor hatte Ezra ein ziemlich kaputtes Handy gehabt, welches er sich in einem Pfandhaus gekauft hatte. Es war uralt gewesen und im Zeitalter der Smartphones musste man natürlich auf dem neuesten Stand der Technik sein. Zuerst weigerte sich der 16-jährige, so ein Geschenk anzunehmen, aber Rumiko erklärte da nur „Du brauchst keine Gewissensbisse zu haben. Geld ist etwas, worüber ich mir keine Sorgen machen muss.“ Das verstand er nicht so ganz, denn sie war ja eigentlich nur Musiklehrerin an einer Grundschule und ihr Mann Jamie arbeitete in einer Behindertenwerkstatt. Da konnten sie eigentlich nicht viel verdienen. Aber dann erzählte sie ihm, dass sie die letzte Angehörige einer steinreichen japanischen Geschäftsfamilie war und kurz nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben worden und so in Beyonds Familie untergekommen war. „Wirklich alle in unserer zusammengewürfelten Familie sind Waisen oder zumindest Halbwaisen. Und alle haben ihre Geschichte.“

„Inwiefern?“

„Nun, Jamies Mutter ist früh verstorben und sein Vater hat ihn wegen seiner Behinderung oft geschlagen, auch Beyond und ich haben ähnliches durchgemacht. Oliver verlor seinen Vater und seinen Bruder durch einen Serienkiller, Andrews Familie wurde ermordet und was es mit Jeremiel und L auf sich hat, weißt du ja schon. Frederica hatte nie eine Familie und deine Pflegemutter Nastasja auch nicht. Soweit ich erfahren habe, ist sie im Waisenhaus aufgewachsen. Deshalb verstehen wir alle deine Situation und gehen damit ganz anders um als vielleicht andere Menschen, die diese Erfahrungen nicht gemacht haben.“ Ezra war sprachlos als er hörte, dass alle aus der Familie schwere Lasten zu tragen hatten und hatte auch irgendwie nicht damit gerechnet, dass sie alle so eine schwere Vergangenheit hatten. Dazu wirkten sie alle irgendwie so… so unbeschwert. Rumiko und Jamie waren glücklich verheiratet, Oliver nahm das Leben recht locker und Andrew in seiner Gegenwart fast genauso, Beyond machte seine Späße mit L und Jeremiel war auch glücklich mit seinem Leben. Und dass Nastasja nie Eltern gehabt hatte, das hatte Ezra nicht erwartet. Aber wahrscheinlich erklärte das auch, warum sie auf der einen Seite streng, aber auf der anderen Seite so liebevoll und fürsorglich war. Sie wollte wenigstens ihrer jetzigen Familie eine gute Mutter sein. „Deshalb ist sie so…“, murmelte er und dachte nach. „Ja, aber es hat noch einen weiteren Grund: sie ist durch einen angeborenen Gendefekt nicht fähig, lebende Kinder zur Welt zu bringen. Wäre Frederica nicht gewesen, wären L und Jeremiel niemals geboren worden. Natürlich kann sie auch jetzt keine Kinder zur Welt bringen, aber sie sieht es einfach als ein Geschenk Gottes, dass sie jetzt dich, Sheol und Elion hat, um die sie sich jetzt kümmern kann. Und eines kann ich dir schon mal sagen: sie hat dich sehr ins Herz geschlossen, genauso wie der Rest von uns.“ Damit wuschelte sie durch Ezras Haar und grinste. „Wir alle freuen uns sehr, dass du jetzt ein Teil unserer Familie bist. Und egal was auch ist, auf uns kannst du immer zählen. So, jetzt gehe ich besser mal zurück zu den anderen. Die brauchen sicherlich noch Unterstützung.“ Damit verabschiedete sich Rumiko vorerst von Ezra und ließ ihn zusammen mit Sheol und seinem neuesten Haustier allein. Während er mit Akira spielte, war Sheol dabei, dem Beo Sammy ein paar Schimpfwörter beizubringen. Und tatsächlich konnte dieser bereits ein paar der Wörter aussprechen, was aber Nastasja jedes Mal ziemlich sauer stimmte, weil sie solch eine vulgäre Sprache nicht im Haus haben wollte. Dabei wusste doch jeder, dass sie in ihrer Landsprache fluchen konnte wie ein Bierkutscher. Und das tat sie auch, wenn es nicht so lief, wie sie wollte. Sie fluchte nie auf Englisch und Elion, Sheol, Jeremiel und Liam waren die Einzigen, die verstehen konnten, was sie da jedes Mal von sich gab. Und jedes Mal blieb ihnen der Mund offen stehen, da auch Nastasja ein äußerst buntes Vokabular haben konnte, wenn ihr italienisches Temperament zum Vorschein kam. Erst letztens hatte sie die Mitarbeiterin des Jugendamtes „Suka“ genannt, weil diese wieder offenbar ziemlich abfällig über Ezra gesprochen hatte. Nun, die russische Sprache war an sich schon sehr komplex und wortgewaltig, aber im Fluchen verstand sich kaum ein Land besser als die Russen und eben weil es so viele Wörter gab, die sich kaum übersetzen ließen, fluchte Nastasja mit donnernder Stimme auf Russisch, dass man wirklich Angst vor ihr bekommen konnte, wenn sie in Rage war. Und das konnte passieren, wenn man sie genau da traf, wo sie empfindlich war. Und das war nun mal ihre Familie. Schließlich wandte sich Sheol Ezra zu und kam mit einer Idee. „Hey, wie wäre es, wenn wir heute Abend mal einen Ausflug zu dieser alten Fabrik machen, die seit Ewigkeiten stillgelegt ist? Das wird sicher total cool.“

„Ist die nicht abgeriegelt, weil sie seit dem Feuer nicht mehr sicher ist und bald abgerissen wird?“

„Klar, aber vorher können wir ja noch mal da rein und uns umsehen.“

„Ich weiß nicht. Ich bin schon vorbestraft und wenn die mich erwischen, gibt das sicher Knast. Und außerdem ist der Laden doch einsturzgefährdet. Ist das nicht gefährlich?“

„Sicherheit wird doch eh überbewertet.“ Doch Ezra hatte da so seine Zweifel. Manchmal war Sheol schon ein Kindskopf mit seinen bescheuerten Ideen. Der benahm sich echt unreif. Wie ein typischer Teenager eben. In solchen Momenten fragte sich Ezra schon, ob Sheol vielleicht zu unreif, oder er selbst zu reif für sein Alter war. Zugegeben, er konnte sich schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass er jetzt kein Erwachsener war wie zuvor, sondern ein Jugendlicher, der noch erwachsen wurde. Die meisten in seinem Alter hatten nur Spaß im Sinn. Sie wollten über die Stränge schlagen, sich mit den Mädchen vergnügen und hatten hauptsächlich Party im Sinn. Für Ezra nicht vorstellbar, da er noch nie der Partymensch gewesen war, eben weil er weder Freunde noch eine richtige Familie gehabt hatte. Es fiel ihm schwer, einen Gang zurückzuschalten und einfach damit zu warten, erwachsen zu sein. Nastasja hatte ihm auch schon vorgeschlagen gehabt, dass er vielleicht zu einem Psychologen gehen konnte, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Er hatte auch schon zwei erste Gespräche gehabt und ging auch einmal die Woche hin.
 

Ezra wandte sich wieder Akira zu, der absolut verspielt und ein richtiges Energiebündel war. Schließlich aber hatte er doch eine Frage an Sheol. „Wieso habt ihr ausgerechnet einen Akita ausgesucht?“ „Weil Mum meinte, dass er gut zu dir passt. Akitas sind ruhige Tiere, sehr loyal und haben einen starken Charakter. Und man muss ihnen zeigen, wer der Boss ist. Außerdem hat Mum die ganze Zeit heulen müssen, als sie diesen Film mit Richard Gere geguckt hat. Da ging es auch um einen Hund, der selbst nach zehn Jahren, nachdem sein Herrchen gestorben ist, am Bahnhof auf ihn gewartet hat. Soll angeblich mal wirklich passiert sein.“

„Ach du meinst Hachiko.“

„Genau. Sie hat dann den Entschluss gefasst, dass es ein Akita werden soll.“ Ezra musste sich Nastasja vorstellen, wie sie bei dem Film geflennt hatte und konnte dann einfach nicht anders als zu schmunzeln. Sie war wirklich eine emotionsgeladene Frau. Entweder war sie die Fürsorglichkeit in Person, dann fluchte sie wie ein Russe nun mal fluchte und dann wiederum konnte sie extrem nah am Wasser gebaut sein. „Irgendwie scheinen alle hier ein bisschen schräg zu sein“, bemerkte er. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Bei uns ist nichts normal. Der einzig Normale hier ist Watari und ich sehe es auch so: normale Menschen sind doch eh langweilig.“ Auch wieder wahr. So hatte jeder eben seine Charakterstärken, aber auch seine Schwächen. Und das bekam Ezra auch gleich schon zu spüren, als ein lauter Schrei das Haus erfüllte und es sich auch anhörte, als würde gleich jemand sterben. Es war Nastasja, die wie am Spieß kreischte und das ganze Haus zusammenschrie. Und wahrscheinlich war der Grund nur eine harmlose kleine Spinne, die nicht größer war als eine Cent-Münze. Das war eines der Dinge, die den 16-jährigen schon mal nervte. „Wie zum Teufel kann jemand nur so dermaßen Panik schieben, wenn er ein Insekt sieht? Ernsthaft, wenn die sich wegen einer kleinen Assel oder einer Schabe so dermaßen aufregt, will ich nicht wissen, wie sie bei Ratten und Mäusen reagiert.“

„Gegen die hat sie nichts. Sie überlegt sogar, sich eine Hausratte zuzulegen. Aber sie hat eine gewaltige Phobie vor Ungeziefer, das ist ihr größtes Problem. Jeder hat eben seine Ängste. Ich zum Beispiel hab totalen Schiss vor überfüllten Orten mit extrem lauten Geräuschkulissen, da krieg ich Platzangst. Mum sagt, dass das mit meinem alten Leben zu tun hat, weil ich zuvor stark schizophren war.“ Ezra sagte nichts und spielte weiter mit Akira. Nach einer Weile aber murmelte er dann „Wirklich schon ein verrückter Haufen diese Familie. Zwei Proxys, eine Zeitreisende, ein komisches Albinomädchen mit Superkräften, eine Milliardärin die auf Musiklehrerin macht, ein Behinderter, ein Detektiv und ein Serienkiller, ein Hacker, ein hochrangiger Mafiaboss und so weiter. Normal scheint hier nicht sonderlich groß geschrieben zu werden…“ „Normalität wird eh überbewertet!“ erklärte Sheol und wandte sich wieder seiner eigentlichen Tätigkeit zu, nämlich der, dem Beo Sammy noch ein paar Schimpfwörter beizubringen. Am Nachmittag traf schließlich der Rest der Truppe ein. L, Beyond, Watari, Jamie mit den Kindern, Oliver und auch Andrew. Es wurde eine ziemlich lebhafte Runde und etwas verspätet kamen schließlich auch Jeremiel und Liam. Zugegeben, Ezra war erst ziemlich nervös und auch sehr skeptisch gewesen, als er diesen Riesen von einem Mafiaboss vor sich sah und er wusste auch, wie gefährlich dieser war. Immerhin war der die Nummer zwei in der Bostoner Unterwelt und man kannte ihn als kompromisslosen und grausamen Menschen, der niemals Gnade walten ließ mit seinen Feinden. Dementsprechend stufte Ezra ihn auch so vom Charakter her ein, aber so wie sich herausstellte, verstand sich Liam recht gut mit den anderen. Nur mit L war er wohl nicht ganz grün, da dieser nicht sonderlich begeistert war, dass sein Zwillingsbruder mit einem Mafioso zusammen war. Nastasja sah das etwas entspannter, weil sie Liam von früher schon kannte und als sie zusammen saßen und sich angeregt unterhielten, da erzählte sie auch die Geschichte, wie sie sich kennen gelernt hatten. „Das war kurz nachdem ich die Weltmeisterschaft in Mixed Martial Arts für Frauen gewonnen habe. Ich hatte mich beschwert, dass Frauen und Männer nicht gegeneinander angetreten waren. Und sogleich hatte ich den Champion herausgefordert, um mir das Recht auf Gleichberechtigung einzufordern. Tja und der Champion war damals Liam.“ Der Mafiaboss musste schmunzeln, als er an damals zurückdachte. „Das war wirklich ein verbissener Kampf zwischen uns beiden. Wir waren fast eine halbe Stunde damit beschäftigt, den anderen auf die Matte zu schicken.“

„Du hast mir das Schlüsselbein und den Arm gebrochen und wegen dir hatte ich zusätzlich ein Schädel-Hirn-Trauma. Dafür hab ich dir die Nase, den Kiefer und ein Bein gebrochen und ich fürchte, ich hab dir zwei Rippen gebrochen.“ L und die anderen starrten die beiden an und versuchten sich vorzustellen, wie das wohl ausgesehen haben musste. Beide schwer verletzt und dennoch hatten sie weitergekämpft. Sofort wollten sie wissen, wer von ihnen gewonnen hatte. „Unentschieden“, erklärten die beiden. „Wir konnten beide nicht mehr stehen und so hat jeder von uns die Wette verloren.“

„Welche Wette?“ fragten nun alle und wollten natürlich alles genau wissen. Und natürlich konnte die Russin auch das nicht mehr zurückhalten. „Wenn er gewonnen hätte, dann hätte ich meinen ersten Sohn nach dem ersten Buchstaben seines Namens benennen müssen. Also wurde aus dem Namen Colin nichts und so nannte ich meinen Sohn eben L.“ Beyond prustete vor Lachen und auch Sheol amüsierte sich über diese Geschichte. Der Meisterdetektiv selbst war nicht sonderlich begeistert, dass sein Name von einer verlorenen Wette stammte. Und er hatte ja noch angenommen, seine Eltern wären unkreativ gewesen oder standen auf außergewöhnliche Namen. „Und was musste er tun?“ „Das ist ein Geheimnis“, erklärte Nastasja und schwieg weiter darüber. Und niemand bekam aus ihr oder Liam heraus, welche Wettschuld er bezahlen musste. Aber dafür entschädigte die Russin die Gruppe mit anderen Geschichten. Die meisten handelten davon, wie L als kleines Kind war und was er alles angestellt hatte, sehr zum Leidwesen des Betroffenen. Es war eine sehr ausgelassene Runde und insbesondere Oliver und Andrew konnten von ihrer Weltreise viel erzählen. Sie boten Ezra auch sogleich an, ihn mal in den Ferien mitzunehmen, was er unter der Bedingung annahm, dass wenigstens Elion ihn begleiten würde. Dagegen hatte nun niemand etwas einzuwenden. Schließlich aber hatten sie noch eine kleine Überraschung für Ezra. Und hier übernahm Oliver das Reden. „Da wir erfahren haben, dass du schon immer gerne Gitarre spielen wolltest, bekommst du nicht nur deine eigene Gitarre und ein Zimmer, wo du in voller Lautstärke spielen kannst, sondern auch Unterricht von unserer hübschen Musiklehrerin Rumiko.“ Und damit hatte sich auch das Geheimnis aufgeklärt, wieso Nastasja stets und ständig die Räume im Haus gewechselt hatte. Sie hatte nachgeprüft, welches Zimmer sich am besten schalldicht machen ließ und welches auch genug Platz bot. Dem 16-jährigen fehlten dafür die Worte und sogleich sprang er von seinem Stuhl auf und suchte das Weite. Die anderen waren erst ein wenig verwundert von der Reaktion, aber dann stand Elion auf und erklärte „Er hasst es nur, vor anderen Gefühle zu zeigen. Wahrscheinlich sind ihm schon wieder die Tränen gekommen. Ich geh kurz nach ihm sehen.“ Damit lief er Ezra nach und Nastasja, die sich kurz erhoben hatte, setzte sich wieder und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und wie geht es deinem Schützling?“ fragte L, um dieses Schweigen zu beenden. Die Russin lächelte zuversichtlich und erklärte „Es geht ihm deutlich besser. Zwar braucht er wohl noch eine ganze Weile, um sich an diese neue Situation zu gewöhnen, aber er wird das schon schaffen. Und dank der Therapie kann er auch seine Vergangenheit aufarbeiten. Dass er so emotional wird, ist eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass er so langsam seine Gefühle zulässt. Insbesondere an Elion klammert er sich sehr, was ich aber gar nicht mal so schlecht finde. Das ist immerhin der erste Schritt in die richtige Richtung und er öffnet sich auch langsam aber sicher.“

„Das klingt ja schon mal gut. Wollen wir mal hoffen, dass er dieses unangenehme Kapitel auch für sich selbst beendet bekommt und einen Neuanfang machen kann.“ Da stimmten sie L zu und sogleich musste Rumiko bemerken „Er benimmt sich sehr reif für sein Alter. Hast du manchmal Schwierigkeiten mit ihm?“ „Nur kleine. Erst letztens hatten wir eine ziemliche Diskussion, weil ich ihm das Trinken und Rauchen verboten habe. Vorgestern hatte ich ihn heimlich beim Rauchen erwischt und dann gab es erst mal Hausarrest. Problem ist leider, dass er sich nicht gerne was sagen lässt und da haben wir beiden manchmal so unsere Differenzen. Aber ansonsten ist er sehr hilfsbereit und zuverlässig. Er erledigt seine Aufgaben sofort und hilft auch im Haushalt, wenn ich arbeiten bin. Elion ist ja ohnehin schon sehr fleißig, weil er ja noch erst genug über die Welt lernen will, bevor er dann sein Studium in Sozialwissenschaft macht. Clever ist er ja.“

„Was will er denn später werden?“

„Streetworker. Er will sich um Kinder kümmern, die auf der Straße leben.“

„Und hat Ezra schon Pläne für die Zukunft?“ Darüber konnte Nastasja leider noch nichts sagen, denn ihr Pflegesohn hatte da genauso wenig Ideen. Da es mit seinem Selbstwertgefühl eh nicht zum Besten stand, wusste er auch selbst nicht, wo seine Stärken lagen. Erst mal war es ja wichtig, dass er die Schule beendete und einen guten Abschluss machte. Und danach kam ja noch das College. „Der Junge soll sich erst mal auf die Schule konzentrieren und er hat ja noch bis zum College Zeit.“

„Ach ja das College“, seufzte Rumiko und schwelgte in Erinnerungen. „Das waren noch Zeiten. Ich war damals die Jüngste gewesen.“

„Ich auch“, sagte Nastasja, klang dabei aber weniger schwärmerisch. „Das war ne Plackerei gewesen.“

„Was hattest du studiert?“

„Nicht studiert. Ich hab damals schon mit 13 Jahren unterrichtet, nachdem ich meinen Doktortitel in der Tasche hatte.“ Und wieder wanderten erstaunte Blicke zu ihr. Denn keiner von ihnen hatte schon so jung unterrichtet. In dem Alter hatte Rumiko gerade ihr Studium an der Harvard Universität begonnen und Andrew und Oliver hatten noch im Waisenhaus gelebt, genauso wie Beyond. „Russische Unis sind der Horror, dagegen sind diese amerikanischen Möchtegern-Studentenverbindungen ein Witz. Wenn man nicht von Anfang an konsequent hart bleibt, fressen sie dich wie die Raubtiere. Glaubt mir, es gibt nichts Schlimmeres als Studenten mit ihren bescheuerten Verbindungen. Die hab ich gefressen. Bei Elion mach ich mir da überhaupt keine Sorgen, was ich ja von Sheol nicht behaupten kann.“

„Hey!“ rief der Rothaarige, als er das hörte und sah seine Adoptivmutter beleidigt mit seinen goldgelben Augen an. „Das habe ich gehört!“ Aber den Schuh musste er sich anziehen. Bei seinem Verhalten war ja klar, dass er noch für Ärger sorgen würde. Schließlich aber meinte Nastasja „Ich könnte es mir jedenfalls gut vorstellen, dass er vielleicht irgendetwas mit Tieren machen wird. Mit Tieren kann er ja offenbar sehr gut umgehen und er ist auch sehr tierlieb. Jedenfalls hab ich schon überlegt, ob wir…“ Doch bevor sie weitersprechen konnte, klingelte es auch schon an der Tür und verwundert sahen sie einander an. „Erwartest du noch Besuch?“ fragten die Lawliet-Zwillinge, doch auch Nastasja war überfragt. „Eigentlich nicht. Vielleicht ist es ein Nachbar oder so.“

„Kann vielleicht sein, dass Delta oder Johnny auf der Matte stehen“, vermutete Liam. Aber um Klarheit zu haben, ging Nastasja hin um nachzusehen, wer da war. Als sie die Tür öffnete, sah sie eine Frau um die 40 Jahre da stehen. Sie hatte schwarzes Haar, das sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte und sie trug eine teure Sonnenbrille und hochwertige Markenkleidung. Auch trug sie hohe Absatzschuhe und einen Sonnenhut. Ungläubig sah die Russin sie an und konnte auch nicht wirklich erkennen, wer diese Frau war und was sie wollte. „Ja bitte, was kann ich für Sie tun?“ „Bonjour, ich bin Monica Denaux. Sie sind sicherlich Miss Lawliet, oder?“

„Ja die bin ich. Und was wollen Sie?“

„Mein Sohn wohnt doch hier, oder etwa nicht?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pri_fairy
2014-12-13T22:47:02+00:00 13.12.2014 23:47
Super Kapitel !:)
oh man... jetzt hat er endlich eine neue Familie und jetzt taucht seine Mutter auf.
bin gespannt wie das wohl endet :)
Von: abgemeldet
2014-12-13T18:24:21+00:00 13.12.2014 19:24
Das war ein echt super Kapitel^^
Endlich geht es weiter *-* Yahhh^*freu*
Ich freue mich so sehr für Ezra, dass er nun eine Familie gefunden hat. Aber nun ist ja seine Mum aufgetaucht. Hoffentlich heißt das was Gutes. *hoffen*

Ich freue mich schon auf das nächste Kapi^^

LG^^Alien^^


Zurück