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Komm, wir greifen nach den Sternen

von

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Kapitel 44 - Wandern

Kapitel 44
 

*Hermines Sicht*
 

Nach einem kurzen Abstecher in die Küche, stolpere ich hastig die Stufen zu meinem Schlafraum hoch. Was ziehe ich für diese Exkursion am besten an?

Ich denke eine alte Jeans, ein 0T-Shirt und meine Turnschuhe werden es tun. Gerade binde ich meine Haare zusammen, als ein lautes Plopp ertönt und Dobby vor mir steht.

„Missy Hermine, ich habe hier deine Bestellung“, quiekt er erfreut.

„Vielen Dank, Dobby. Stell es doch einfach da auf den Tisch“, antworte ich vergnügt und schüttle ihm zum Abschied die Hand. „Missy ist immer so nett zu uns Elfen“, ruft er freudig aus und mit einem lauten Plopp ist er wieder verschwunden.

Ich bewaffne mich mit einer Jacke und verdrehe dabei lächelnd die Augen.

„Nicht, dass Sie wieder meckern, Professor“, murmle ich und mache mich auf den Weg.
 

Severus erwartet mich bereits an Hagrids Hütte und beäugt mich misstrauisch.

Die Arme sind vor seiner Brust verschränkt und er blickt griesgrämig wie eh und je drein.

„Was ist das?“, fragt er und zeigt mit den Augen auf den Korb in meiner Hand.

„Wegzehrung“, antworte ich, verkleinere den Korb und hüpfe zwinkernd an ihm vorbei.

„Miss Granger, das wird kein Ausflug. Wir sammeln Trankzutaten“, zischt er hinter mir und ich merke, dass seine gute Laune von heute Morgen fast gänzlich weg ist.

Jetzt, wo mir bewusst ist, dass ich ihn liebe, verletzen mich seine fiesen Stimmungen doch. Aber ich wäre nicht Hermine Granger, wenn ich mich jetzt weinend in die Ecke setze.

„Na dann kannst du ja sammeln, während ich zu Mittag esse. Lass uns gehen, wir haben heute noch viel vor“, flöte ich und laufe voraus. Mitten in den Verbotenen Wald.

Er schnaubt hinter mir, doch ich höre, wie auch er sich in Bewegung setzt.
 

Nach einigen Metern hat er zu mir aufgeschlossen und läuft schweigend neben mir her. Seine Miene ist undurchdringlich und er starrt stur gerade aus.

An einigen Abzweigungen biegt er so schnell und unvermittelt ab, dass ich nach einer guten halben Stunde vollkommen aus der Puste bin. Teilweise muss ich ihm nachrennen, um ihn nicht zu verlieren.

Und das alles macht er ohne einen Ton zu sagen.

Ich lehne mich gegen einen Baum und atme tief durch. Die kühle Herbstluft strömt in meine Lungen und füllt sie mit Sauerstoff. Die harte Rinde des Baumes gräbt sich in meinen Rücken und Schweiß rinnt mir die Stirn hinab, bis ich ihn mit dem Ärmel meiner Jacke wegwische.

Ich sehe auf und Severus steht stirnrunzelnd vor mir. Die altbekannte, tiefe Furche zwischen seinen Augenbrauen erscheint, als er mich ansieht.

Widererwartend ist er nicht einmal annähernd so außer Atem wie ich.

„Beim Sex machen Sie eine deutlich schlechtere Figur, was Ihre Kondition angeht“, denke ich, traue mich aber nicht es laut zu sagen. Ich kann seine Stimmung schwer einschätzen.

„Ist auch besser so, Miss Granger“, zischt seine Fantasiestimme in meinem Kopf zurück.
 

Der echte Severus verschränkt die Arme vor der Brust und höhnt, „Und du willst ein Jahr auf der Flucht gewesen sein? Wenn dich sogar ein kleiner Fußmarsch an deine Grenzen bringt?“

Ich stemme meine Hände in die Hüften und schnaube.

„Du rennst ja auch wie so ein Gestörter durch die Gegend! Willst du mir sagen, wieso du plötzlich wieder so mies drauf bist?“, frage ich genervt.

Er rollt mit den Augen, schnaubt ebenfalls und sagt nur, „Minerva“

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und frage verdutzt, „Was ist mit ihr?“

„Sie hat mich gemaßregelt, weil ich dich an deinem Geburtstag dazu verdonnere mit mir Trankzutaten sammeln zu gehen. Ich musste ihr ja Bescheid geben, dass wir unterwegs sein werden. Und da ich ihr schlecht sagen konnte, dass du dir das von mir zum Geburtstag gewünscht hast, habe ich es als eine Strafarbeit verpackt“

Meine Kinnlade fällt herunter und ich lasse die Arme sinken.

„Wieso hast du ihr nicht einfach die Wahrheit gesagt, anstatt dich anmeckern zu lassen?“

„Das hätte sonst unnötige Fragen aufgeworfen. Außerdem bin ich es gewohnt, dass Minerva mit meinen Praktiken nicht einverstanden ist. Also nichts Neues für mich“, er zuckt mit den Schultern.
 

„Können wir dann jetzt weiter? Wir haben noch einen relativ langen Weg vor uns“

Wie auf Kommando fängt mein Magen an zu knurren und ich zucke entschuldigend mit den Achseln.

„Ich hab aber Hunger. Lass es uns doch hier gemütlich machen und etwas essen“, schlage ich vor.

Er verdreht die Augen und stößt kraftvoll Luft aus seinen Lungen.

„Wir haben für sowas keine Zeit. Ich habe dir gesagt, dass wir keine Pause einlegen werden“

Ich zeige mich aber unbeeindruckt, lasse mich auf die weichen Blätter am Boden sinken und beginne meinen Picknickkorb auszupacken, nachdem ich ihn wieder vergrößert habe.

Dobby hat sich mal wieder selbst übertroffen.

Ein ganzer Laib Brot, Käse und Wurst, Trauben und Erdbeeren, eine Flasche Wein und zwei Gläser.

Ich breite die Decke aus und beginne das Essen darauf zu drapieren, breche das Brot entzwei und schmiere mir begierig Wurst darauf. Der erste Bissen fühlt sich unfassbar gut an. Für einen Moment habe ich vergessen, wo ich bin. Doch ein zorniges Räuspern holt mich aus meiner Trance zurück. Ich sehe Severus in die Augen, die mich wütend anfunkeln.

„Nur weil du Geburtstag hast, heißt es nicht, dass du mich auf die Palme bringen kannst“, flüstert er bedrohlich leise.

Ich zucke nur mit den Schultern und klopfe neben mich auf den Boden, sodass eine kleine Staubwolke aufwirbelt.

Schnaubend lässt er sich neben mich sinken, verschränkt aber die Arme vor der Brust und starrt mich böse an.

Ich muss lachen. Er sieht so hinreißend aus.

„Lachen Sie mich etwa wieder aus, Miss Granger?“, flüstert er.

Seine tiefe Stimme zeigt direkt Wirkung in meinem Unterleib.

„Nein, ich lache dich an“, schmatze ich mit vollem Mund.

Er verzieht sein Gesicht, kann sich aber ein Lächeln nicht verkneifen.

Als ich ihm ein Stück Brot hinhalte nimmt er es widerwillig und beißt herzhaft ab.

Er hat also doch Hunger!
 

Nach unserem Festmahl öffnet er die Flasche Wein und schenkt jedem von uns ein Glas ein. Klirrend lassen wir unsere Gläser gegeneinander sausen.

„Alles Gute, Miss Granger“, lässt er verlauten und trinkt einen Schluck.

Die restliche Flasche verkorkt er wieder und lässt alles zurück in den Korb schweben.

Über uns ertönt ein Grollen und erst jetzt bemerke ich, dass es deutlich dunkler geworden ist, obwohl wir erst gegen Mittag haben müssten.

„Wir müssen dringend weiter. Ein Sturm zieht auf. Wir sollten es zurück schaffen, bevor es los geht“

Ich nicke, erhebe mich und hake mich in seinen Arm ein.

Er lässt das unkommentiert, bedenkt mich aber mit einem skeptischen Blick.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir endlich zu einer kleinen Lichtung, die rundherum mit Eschen gesäumt ist. An deren Wurzeln befinden sich kleine Büsche, die in einem sanften Fliederton blühen.

Schnell pflücken wir so viele Zweige, wie in unseren Korb passen und machen uns auf den Rückweg.

Es wird immer kälter. Ein starker Wind lässt die Wipfel über unseren Köpfen beunruhigend hin und her schwingen. Blätter werden aufgescheucht und alle möglichen Tiere flüchten panisch vor der Witterung an uns vorbei.

Und plötzlich setzt ein starker Regen ein, dessen Tropfen so kalt wie Eis sind. Sie schlagen hart und kräftig auf unsere Köpfe, sodass ich unter meiner Jacke Schutz suchen muss.

Severus sieht mich besorgt an, greift nach meinem Arm und zerrt mich wieder zurück in den Wald.

„Ich dachte wir müssen so schnell wie möglich hier weg!“, brülle ich über den inzwischen tosenden Wind ihm zu.

Er zerrt mich immer weiter, bis wir zu einer kleinen Hütte kommen. Er öffnet die Tür und schubst mich beinahe hinein.
 

Nachdem der erste Schock abgeklungen ist, sehe ich mich in der Hütte um. Sie ist beinahe winzig und beinhaltet nur einen Tisch, einen Stuhl, einen Kamin und ein paar Heuballen, die zu so etwas wie einem Sofa zusammengeschoben sind.

Severus wischt sich das Regenwasser aus dem Gesicht und funkelt mich böse an, “Ich habe dir ja gesagt, dass wir keine Zeit haben, um es uns gemütlich zu machen und zu essen“

„Es tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass das Wetter hier draußen so schnell umschlagen kann“

„Der Verbotene Wald hat seine eigenen Gesetze. Das Wetter macht was es will und Stürme mitten im Wald können lebensgefährlich sein. Deshalb hat Hagrid auch diese Hütte hier gebaut. Als Unterschlupf und Schutz vor dem Wetter. Er überlässt sie mir, wenn ich Zutaten sammle und in Schwierigkeiten gerate“

Wow. Hagrid hat diese Hütte also gebaut.

Draußen tobt der Wind und kleine Zweige und Steinchen prallen gegen die Fenster. Blätter werden aufgewirbelt. Man kann durch den Regen nicht mal zwanzig Meter weit schauen.

Ich gehe zum Kamin und entfache ein Feuer. Mir ist kalt und meine Klamotten sind durchtränkt.

„Ich muss Minerva eine Nachricht schicken, dass wir hier gefangen sind, bis der Sturm sich gelegt hat. Nicht, dass sie noch einen Suchtrupp losschickt. Sie wird sicherlich schon genug Sorgen haben, dass ihre Lieblingslöwin mit mir alleine im Wald ist“, murmelt er, verdreht die Augen und tritt aus der Tür hinaus in den Wald.
 

Mein erster Impuls ist es, ihn zurückzuhalten. Draußen ist es gefährlich und ich mache mir Sorgen. Aber ich weiß, dass er sich von mir niemals bevormunden lassen würde.

Also setze ich mich auf die Heuballen und hänge meinen Gedanken nach. Ich habe bis jetzt noch keine Zeit gehabt, mich mit meinen neugefunden Gefühlen für ihn auseinanderzusetzen.

Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass ich mich tatsächlich in ihn verliebt habe. Immerhin habe ich ihn seit Beginn meiner Schulzeit für seine Intelligenz bewundert. Außerdem habe ich ihn nie so sehr gehasst, wie Harry und Ron es getan haben. Er war für mich immer ein böser Mensch. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe ihm vertraut, weil ich Dumbledores Urteilsvermögen vertraut habe.

In meinem letzten Schuljahr in Hogwarts habe ich sogar ein wenig Interesse an ihm aufgebaut. Er wirkte immer so faszinierend auf mich, mit seinen langen, schwarzen Roben, seinem unnahbaren Sein, seiner tiefen Stimme und seinem immensen Wissen.

Dann verfolgt mich seit Anfang des Jahres seine Stimme in meinem Kopf, sodass es mir vorkommt, als würden wir schon seit Monaten so etwas wie eine Beziehung führen.

Alles in allem gibt es genügend logische Gründe, wieso ich mich zu ihm hingezogen fühle.

Ich bemerke, dass draußen immer wieder ein helles Licht aufflackert und wieder erlischt.

Severus wird wissen, was er tut, also ziehe ich meine Klamotten aus und trockne sie mit einem Zauber.
 

*Severus Sicht*
 

Der Wind peitscht mir Regen und Pflanzenteile ins Gesicht, sodass es mir beinahe Tränen in die Augen treibt. Er ist so schneidend und fühlt sich eiskalt an.

Meine nassen Kleider kleben an meinem Körper. Also beschließe ich mich, es schnell hinter mich zu bringen, damit ich mich drinnen so schnell wie möglich aufwärmen kann.

„Expecto Patronum“, murmle ich und ein heller, weißer Lichtstrahl bricht aus meinem Zauberstab hervor.

Der Regen scheint mir die Sicht zu nehmen, deshalb blinzle ich ein paar Mal, doch die Form meines Patronus scheint sich nicht zu ändern.

Vor mir steht nicht meine Hirschkuh, sondern ein undefinierbares Etwas.

Ich versuche es erneut. „Expecto Patronum“

Doch wieder erscheint nur dieses verkümmerte Ding vor mir.

Ich habe noch nie Probleme damit gehabt, einen Zauber durchzuführen.

Wut keimt in mir auf. Wieso will dieses blöde Ding nicht funktionieren?! Meine Zauberstabhand zittert vor Wut und dieses Mal brülle ich förmlich.

„EXPECTO PATRONUM!!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2015-03-15T09:18:57+00:00 15.03.2015 10:18
Ein super Kapitel.
Ich habe mich schon gewundert, wie seine Stimmung so in den Keller sinken konnte, aber auf Minerva wäre ich nie gekommen.
Warum muss er auch sagen, dass er Hermine an ihrem Geburtstag eine Strafe auf gebrummt hat. Er hätte ja sagen können, dass Hermine mit kommen wollte.
Bin schon gespannt, warum sein Patronus nicht funktioniert.

Lg
Omama63


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