Kapitel 45 - Geständnis
Kapitel 45 - Geständnis
Aber auch dieses Mal erscheint bloß dieses Fabelwesen, welches zum Teil aus einem Hirsch und einem Otter zu bestehen scheint.
Ein Otter? Wo soll der denn bitte her kommen?
Kopfschüttelnd und unfassbar erschöpft breche ich meinen Versuch ab.
Dieses Ding kann ich ja nicht losschicken. Ich werde Hermine bitten müssen, eine Nachricht zu schicken.
Gedemütigt gehe ich zurück in die Hütte und bleibe beinahe sprachlos stehen.
Vor dem Kamin steht Hermine, nur mit Slip und BH bekleidet und zaubert ihre Kleider trocken.
Mein Körper reagiert sofort auf ihren Anblick.
Ich wende den Blick ab und lasse mich seufzend auf die Heuballen fallen. Sie dreht sich zu mir um und schenkt mir ein bezauberndes Lächeln, sieht mich jedoch sofort skeptisch an, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkt.
„Alles in Ordnung?“, fragt sie.
Ich schüttle den Kopf.
„Kannst du mir einen Gefallen tun und Minerva einen Patronus schicken, um ihr zu sagen wo wir sind und dass sie sich keine Sorgen machen muss?“
Sie beäugt mich misstrauisch, fragt aber nicht nach, worüber ich unendlich dankbar bin.
Seufzend dreht sie sich um und geht Richtung Tür.
„Warte! Du willst doch nicht halbnackt nach draußen gehen?“, rufe ich ihr hinterher,
Sie zuckt nur mit den Achseln und antwortet, „Ich habe meine Klamotten eben erst getrocknet, das werde ich nicht noch einmal tun. Also sei still“
Freche, kleine Göre!
Ich schleiche mich ans Fenster und sehe ihr zu.
Es ist außerordentlich erotisch, wie sie bloß in Unterwäsche bekleidet im Regen steht. Ihre Haare triefen vor Wasser und kleben an ihrem Kopf. Sie schwingt ihren Zauberstab und ein heller Lichtstrahl kommt zum Vorschein.
Und was ich dann sehe verschlägt mir den Atem. Mir wird heiß und kalt zugleich und meine Gesichtszüge entgleiten mir.
Ihr Patronus ist ein Otter.
*Hermines Sicht*
Ich muss zugeben, dass ich etwas ratlos war, als er mich darum gebeten hat, Minerva die Nachricht zu schicken. Er ist ein begnadeter Zauberer, wieso hat er es also nicht selbst getan?
Doch ich weiß, dass er mir niemals eine Antwort darauf geben wird, deshalb habe ich mir erst gar nicht die Mühe gemacht zu fragen.
Hier draußen ist es unglaublich kalt. Der Regen fühlt sich wie Eis an, das auf meine Haut prasselt. Also führe ich schnell den Zauber aus, damit ich wieder rein kann.
Ich sage meinem Patronus, dass er Minerva ausrichten soll, dass wir in der Hütte festsitzen, weil ein Sturm aufgezogen ist und wir, sobald er sich gelegt hat, zurückkommen.
Halb erfroren gehe ich zurück in die Hütte. Severus hatte Recht. Vielleicht hätte ich mir wirklich was anziehen sollen. Aber diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben.
Also beiße ich die Zähen zusammen, straffe meinen Rücken und trete ein.
Er sitzt auf den Heuballen und sieht mich abschätzend an.
Seine Kleider hat er inzwischen getrocknet, deshalb breitet er seinen Umhang aus und bedeutet mir mich neben ihn zu setzen.
Ich tue wie geheißen und kuschle mich an ihn.
Er wickelt uns beide in seinen Umhang und legt seinen Kopf auf meinen.
Schweigsam sitzen wir Minuten lang nebeneinander.
Der Sturm scheint immer heftiger zu werden.
Nach einer Weile räuspert er sich und greift in eine Tasche seiner Robe.
Er hält mir eine kleine schwarze Schachtel entgegen und murmelt, „Alles Gute zum Geburtstag“
Ich bin sprachlos. Ich dachte mein Geschenk wäre, dass wir einen Trank brauen. Und das war schon mehr, als ich mir von ihm erwartet habe. Eigentlich habe ich mit gar nichts gerechnet. Und das wäre auch in Ordnung gewesen.
Stattdessen hat er mir aber tatsächlich etwas gekauft.
Meine Augen leuchten und ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht.
„Vielen Dank“, flüstere ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Mach es doch erstmal auf. Du weißt ja gar nicht was drin ist, wieso bedankst du dich also schon?“, murmelt er und verdreht die Augen.
„Ich bedanke mich, weil ich niemals mit einem Geschenk gerechnet hätte. Also egal was es ist, ich bin jetzt schon glücklich“
Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf seine Züge.
Ich setze mich auf und öffne die Schachtel.
Darin liegt eine silberne Halskette, die aus unendlich vielen, winzigen Schmetterlingen besteht. Jeder Schmetterling ist mit einem kleinen Smaragd besetzt.
Ich muss schmunzeln. Typisch Slytherin. Aber sie ist wunderschön.
„Danke“, hauche ich und sehe ihm tief in die Augen.
Sie glitzern im Schein des Feuers, seine Mundwinkel sind zu einem Lächeln verzogen und seine nassen Haare fallen ihm in sein Gesicht.
„Ich liebe dich, Severus“
Ohne nachzudenken ist es mir einfach heraus gerutscht. Ich konnte es nicht aufhalten.
Meine Schmetterlinge fliegen gefährliche Manöver in meinem Bauch und mein Herz hämmert gegen meine Brust.
Die Sekunden ziehen sich dahin und mit jeder steigt meine Sorge, meine Angst, meine Zweifel.
Wie wird er reagieren?
Seine Kiefer spannen sich an und er sieht weg.
Traurigkeit macht sich in mir breit. Ich weiß nicht, mit was ich gerechnet habe, aber trotzdem verletzt es mich.
„Sag so etwas nicht“, knurrt er leise.
Ich zucke zusammen und sage, „Aber es stimmt. Ich liebe dich!“
Sein Körper erstarrt und er schließt die Augen.
Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn.
„Du weißt ja nicht, was du da sagst“, flüstert er und ich höre die Bitterkeit in seiner Stimme. Er erhebt sich und lässt mich frierend zurück.
„Ich kann nicht lieben. Und ich kann auch nicht geliebt werden. Meine einzige Liebe war, ist und wird immer Lily sein. Also verrenn dich nicht in irgendeinem surrealen Traum“
Mir ist immer bewusst gewesen, dass Lily die Liebe seines Lebens ist. Doch es jetzt von ihm zu hören, nachdem ich ihm gestanden habe, dass ich ihn liebe, tut unendlich weh.
Heiße Tränen brennen in meinen Augen und rinnen mir die Wangen hinab.
„Ich weiß Severus. Ich verlange auch nicht von dir, dass du es verstehst oder mir zurückgibst, aber es ist nun mal so und da kann ich nichts dafür. Also schluck deinen verdammten Selbsthass runter und akzeptiere, dass du es wert bist geliebt zu werden!“, brülle ich haltlos.
Wilde Wut keimt in mir auf. Wie kann er nur immer noch so von sich denken?
„Ich liebe dich und das wird sich auch nicht ändern. Also leb damit und komm damit klar oder lass es. Mir egal. Ich dachte nur, es wäre gut, dass du es weißt!“
Ich nehme mir meine Kleider vom Stuhl und ziehe mich an.
Er sieht mir in die Augen und auf einmal um Jahre gealtert aus. Seine Miene ist traurig und seine Augen haben einen verzweifelnden Ausdruck.
„Du hast etwas Besseres verdient. Jemand, der in der Lage ist, dich zurück zu lieben. Jemand, der dir in die Augen sehen kann und dir das sagen kann, was du hören willst“
„Es ist mir gleich Severus. Ich will niemand anderen. Ich will dich. Ob mit dem ganzen Liebesgeschwafel oder ohne“
Er schüttelt den Kopf und lässt sich seufzend auf die Heuballen fallen.
„Ich bin nicht der Richtige für dich“, stöhnt er verzweifelt und fährt sich durch die Haare.
„Stimmt. Du bist perfekt für mich. Mein Herz sagt mir das, also halte jetzt endlich die Klappe und nimm es einfach hin“, knurre ich und lasse mich neben ihn sinken.
Er holt die angebrochene Flasche Wein aus seinem Umhang hervor, vergrößert und entkorkt sie.
Kurzerhand beschwört er zwei frische Gläser herauf und schenkt uns ein.
„Du hast immer noch Geburtstag. Auf dich, du kleine, törichte Göre“, sagt er kopfschüttelnd während wir anstoßen.
Ich muss schmunzeln.
„Du bist so ein Idiot, Severus Snape“, murmle ich bevor ich mein Glas ansetze.
Er lacht kurz auf und lässt es auf sich beruhen.
Nach einigen Stunden hat sich das Unwetter gelegt und wir können unseren Marsch zurück zum Schloss antreten.
Gerade schlagen wir uns durch das letzte Dickicht, als auch schon Minerva vor uns steht.
Ihre Augen sprühen Funken, wenn sie Severus ansehen.
„Da seid ihr ja wieder! Hermine es tut mir so leid, dass du das an deinem Geburtstag erdulden musstest. Ich hoffe du hast wenigstens heute noch einen schönen Abend“, sagt sie mit einem großmütterlichen Ton zu mir.
„Severus, du kommst bitte sofort in mein Büro!“, zischt sie ihn an.
Er verdreht die Augen und ich bemerke, wie er seinen Zauberstab leicht erhebt.
„Geh du schon mal vor in mein Labor. Dort treffen wir uns gleich. Das Passwort ist ‚Alraune‘“, ertönt seine Stimme per Imaginoris in meinem Kopf.
Ich nicke, verabschiede mich von beiden und gehe Richtung Schloss.
Als ich mir sicher bin, dass mich keiner beobachtet, laufe ich schnurstracks in die Kerker und öffne mit Hilfe des richtigen Passwortes die Tür zu Severus Labor.