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Life sounds like Booyakasha!

Einer für alle und alle auf einen!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mikey 4 Jahre
Raph 6 Jahre
Donnie 8 Jahre
Leo 9 Jahre
Splinter 33 Jahre Komplett anzeigen

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Splinters charge

Drei Jahre später…
 

Es ist ein schöner und angenehmer Sommertag. Nicht zu heiß, ein laues Lüftchen weht und die Motivation steht den vier Jungs sichtlich ins Gesicht geschrieben. Sie haben sich in den vergangenen Jahren gut gemacht und sind schon ziemlich geschickt geworden. Leonardo hat ein gutes Gespür für jede Situation entwickelt und grübelt ständig über einen geeigneten Plan nach, um einen Erfolg zu erzielen. Donatellos Intelligenz schlägt nahezu alles, sodass er schon jetzt eine Klassenstufe übersprungen hat und mit Leo die Schulbank teilt. Sein Einfallsreichtum scheint keine Grenzen zu kennen und so schafft er es, aus dem unbedeutendsten Müll etwas Tolles zu machen. Raphael legt eine beachtliche Kraft an den Tag, doch sein Temperament steht ihm oft im Weg und lässt ihn kopflos die Situation unterschätzen. Michelangelo tut sich mit alldem noch etwas schwer. Sein Training hat erst vor ein paar Wochen angefangen und es scheint ihn oftmals ziemlich zu überfordern. Ihm fehlt die Konzentration und alles was man ihm sagt, scheint unerreichbar in einer Schublade weit hinten in seinem Kopf zu verschwinden. Das Lernen fällt ihm sehr schwer, dennoch hat er im Training ein Durchhaltevermögen, das seines Gleichen sucht.
 

Splinter will diesen schönen Tag ausnutzen, um das Training seiner Söhne auf ein neues Niveau zu heben. So hat er sich dazu entschlossen, Leonardo und Donatello heute zum ersten Mal die Waffen zu überreichen, von denen er denkt, dass sie besonders gut zu ihnen passen. Bis zum Äußersten gespannt stehen die Jungs auf der Wiese hinter dem Haus und warten ungeduldig auf ihren Sensei. Es dauert auch nicht lange, da betritt Yoshi die Grünfläche. Mit sich führt er ein paar Gegenstände, die die Augen der Jungen zum Leuchten bringen. Ungeduldig setzen sie sich auf Splinters Befehl hin, auf den Rasen. „Ich denke, es ist langsam an der Zeit, euch mit euren Waffen vertraut zu machen. Wenn wir unsere Trainingseinheit für heute beendet haben, zeige ich euch die ersten Übungen, damit ihr euch mit ihnen vertraut machen könnt.“ Das Jubeln der vier kleinen Ninjas erfüllt die Luft für einen Augenblick, ehe sie wieder aufmerksam zuhören. Langsam erhebt sich Yoshi und zieht ein langes, schlankes, leicht gebogenes Schwert aus seinem Gürtel. Voller Begeisterung mustern die jungen Schüler den blanken Stahl von oben bis unten.
 

„Das ist ein Katana, ein japanisches Langschwert, das in einem ganz bestimmten Winkel gebogen ist. Es wird hauptsächlich als Hieb- oder Stichwaffe verwendet und kann dabei mit beiden oder auch nur einer Hand geführt werden. Wichtig bei der Handhabung ist es, darauf zu achten, dass das Schwert sein Ziel nie senkrecht trifft, sondern in einer fließenden, ziehend-schneidenden Bewegung. So erreicht man durch den Hieb eine enorme Wucht, die durch das Schneiden zu einem schweren und präzisen Treffer anwächst.“ Während Splinter die Benutzung des Schwertes erläutert, vollführt er dabei gekonnt einen Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner. Als er das Katana ins Gras legt und sich vor seinen Schülern verbeugt, um das Ende der Vorführung anzudeuten, applaudieren sie ihm voller Inbrunst. Als sie sich wieder beruhigt haben, deutet Yoshi Leonardo an, zu ihm zu kommen. Der Junge erhebt sich und verneigt sich vor seinem Meister.
 

Dieser zieht ein Katana aus Holz hervor und überreicht es ihm. Mit stiller Begeisterung nimmt der Schwarzhaarige es entgegen und verneigt sich ein weiteres Mal vor ihm. „Um ein Gefühl für das Katana zu bekommen, trainierst du erst einmal mit diesem Holzschwert. Es ist viel leichter, aber auch wesentlich weniger gefährlich, als das Echte. Wenn du die Grundlagen beherrscht, bekommst du ein ungeschliffenes Schwert und zum Schluss die echten Klingen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, mein Sohn.“ „Vielen Dank, Sensei!“ Yoshi legt dem Jungen eine Hand auf die Schulter und blickt ihm tief in die Augen. Er hat keinen Zweifel daran, dass Leo seine Arbeit gut machen wird. Ein letztes Mal verbeugt sich der Junge vor seinem Meister, ehe er sich wieder zu seinen Brüdern setzt und der Sensei seine Vorführung fortsetzt.
 

Als nächstes nimmt Yoshi einen etwa zwei Meter langen Holzstab zur Hand und beginnt damit ihn elegant in seinen Händen kreisen zu lassen, während er die Stimme erhebt. „Das ist ein Bo-Stab. Menschen, die nicht zum Kriegeradel der Samurai gehörten, war es früher verboten Waffen zu tragen. Allerdings wurden sie auf ihren Reisen oft überfallen und haben aus ihrer Not heraus, diese unauffällige Waffe entwickelt. Sie dienste ihnen als Wanderstab und in brenzligen Situationen hatten sie ihre Waffe immer zur Hand. Der Bo ist äußerst biegsam und lässt sich ohne Hilfsmittel nur schwer zerbrechen. Im Kampf versetzt man den Stab in Rotation, um den Gegner auf Abstand zu halten oder trifft, mit der gespeicherten Energie am Stabende, empfindliche Körperstellen, wie den Kopf oder den Nacken. Man kann ihn aber auch als Hebel verwenden, um den Gegner zu entwaffnen. Durch seine große Reichweite hat er viele Vorteile gegenüber kurzen Nahkampfwaffen, wie dem Katana.“
 

Splinter zeigt auch hier wieder die verschiedenen Techniken, die er eben beschrieben hat. Plötzlich richtet er den Bo aber auf Mikey, der scheinbar wieder seine Konzentration verloren hat und in die Wolken starrt. Der Stab berührt den Jungen nicht. Das Ende schwebt mit einigem Abstand über seinem Gesicht, sodass der Junge das Ende aber nicht sehen kann. „Der Bo kann aber auch eine tödliche Waffe sein, die man nicht unterschätzen sollte, denn manch ein Reisender pflegte ihn mit einem kleinen Extra auszustatten!“ Kaum hat Yoshi den Satz beendet, springt eine scharfe Metallklinge aus dem Ende des Stabes hervor und zerschneidet die Luft keine zwei Zentimeter über Mikey´s Nase. Erschrocken schreit der 4-jährige auf und fällt nach hinten ins Gras. Mit großen Augen betrachtet er die Klinge, die ihn nur knapp verfehlt hat. Dann senkt der Sensei den Stab und die Klinge verschwindet wieder.
 

Langsam löst sich die Starre, die auch Leo und Donnie in diesem Moment gefangen hält, ehrfürchtig blicken sie zu ihrem Sensei auf. Nur Raphael scheint es ziemlich lustig zu finden, dass sich Mikey vor Schreck fast in die Hose gemacht hat. Grinsend sitzt er da, während sein kleiner Bruder sich langsam wieder aufsetzt. „Konzentrier dich, Michelangelo! Unachtsamkeit ist der Tod eines jeden Ninja!“, tadelt Splinter seinen Schüler, der daraufhin traurig nickt. Darüber kann Raphael nur wieder lachen, zumindest bis der Sensei ihm mit dem Stab gegen die Stirn pufft. Schmollend blickt der Rothaarige in die strengen Augen des Mannes vor sich. „Raphael, man lacht nicht über das Unglück anderer, schon gar nicht, wenn man auch nicht viel besser ist!“, mahnt er auch ihn. Beleidigt verschränkt der Angesprochene die Arme und wendet bockig den Blick ab. Leise seufzt Yoshi, ehe er Donatello zu sich winkt und ihm den Bo-Stab überreicht. Allerdings hat er vorher eine Schutzkappe auf das Ende gesteckt, damit sich keiner von ihnen ausversehen an der Klinge verletzt.
 

Brav bedankt sich der Braunhaarige bei seinem Meister und setzt sich wieder. Nun, so denkt sich Raphael, müsste er ja dran sein, so eine tolle Waffe zu bekommen. Doch Splinter scheint für heute damit durch zu sein und so fordert er seine Schüler stattdessen auf, sich hinzustellen, damit sie die Übungen von gestern wiederholen können. Wütend knurrt der Rothaarige. Doch Yoshi lässt sich nicht beeindrucken und erklärt ihm, dass er noch nicht bereit für seine Waffe sei und sie daher später erhalten wird. Das findet Raph mehr als nur unfair, ändern kann er es aber auch nicht. Mehr oder weniger gibt er sich geschlagen und das Training beginnt. Nacheinander treten sie gegen ihren Meister an und versuchen die gelernten Bewegungsabläufe so schnell und präzise wie möglich wiederzugeben. Das ist alles andere als einfach. Besonders für Mikey.
 

Er trainiert ja noch nicht so lange wie seine Brüder und ist dementsprechend viel schwächer und seine fehlende Konzentration lässt ihn häufiger einen Treffer einstecken. Doch er ist zäh und steht schnell wieder auf. Was allerdings keiner von ihnen bemerkt, sind die drei Männer, die durch das Tor kommen und die Geräusche aus dem Garten für ziemlich beunruhigend halten. Zwei von ihnen sind Polizisten, der Dritte ist Splinter nur allzu gut als der Mann vom Jungendamt bekannt, der regelmäßig unangekündigt vorbeischaut und dem Ninjameister damit den letzten Nerv raubt. Der Kerl ist so was von aufdringlich und scheint immer fast schon verzweifelt nach einem Grund zu suchen, um ihm die Jungs wieder wegzunehmen. Und jedes Mal taucht er gleich mit den Polizei auf, als würde ihm das irgendetwas nützen. Doch das Training mit seinen Jungs nimmt den Schwarzhaarigen so sehr ein, dass er die Ankunft dieser unerwünschten Personen auch noch nicht mitbekommt.
 

So lässt er sich nicht beirren, Michelangelo weiterhin zur Konzentration zu zwingen. Aber der blonde Junge steckt wieder einen Treffer ein und geht zu Boden. Eine Träne kuller an seiner Wange hinab, doch er reißt sich zusammen, um nicht zu weinen. Schwer schluckt er den Schmerz hinunter, der seinen Körper zittern lässt. Raphael kann das nicht mit ansehen. Wie kann es dieser Kerl nur wagen, seinen kleinen Bruder zu schlagen? *Er kann das heiße Blut in Wangen und Stirn pochen fühlen. Er versucht einen Vorwärtsgang in seinem Gehirn einzulegen, der ihm ermöglicht, diese sinnlose, ohnmächtige Wut hinter sich zu lassen, aber er schafft es nicht. Langsam richtet sich Mikey wieder auf. Doch schon kurz darauf wird er erneut von einem Treffer zu Boden geworfen. Raphael entkommt ein lautes Knurren. Wütend ballt er die Hände zu Fäusten. „Niemand außer mir haut Mikey!“, kommt es in einem tiefen Flüstern von ihm.
 

Wissend was gleich folgen wird, blicken sich Leo und Donnie an, bevor sie Raph noch rechtzeitig an den Armen zu fassen kriegen, um zu verhindern, dass ihr Bruder auf Splinter losgeht. Mit wütendem Gebaren versucht sich der Rothaarige zu befreien, was ihm auch gelingen würde, wenn seine Brüder ihn nicht zu Boden drücken würden. „Lasst mich los, verdammt noch mal! Niemand außer mir darf Mikey hauen!“, wirft er ihnen entgegen. Ungeachtet macht Splinter aber mit seinem Training weiter. „Steh auf, Michelangelo!“, kommt es streng von dem Meister. Gequält blickt Mikey zu seinen Brüdern, die mit Mühe Raph versuchen, vor einer Dummheit zu bewahren. Denselben Blick wirft er seinem Meister zu, der allerdings kein Verständnis zeigt. Mühevoll erhebt sich der kleine Junge wieder und bringt sich in Position. Doch dann zerreißt eine Stimme die Szene. „Sofort aufhören, im Namen der Stadt New York!“
 

Irritiert wenden sich alle der Stimme zu. Beim Anblick des Herren vom Jungendamt und seiner scheinbar persönlichen Leibgarde, läuft es Splinter eiskalt den Rücken hinunter. Auch die Jungs wissen, dass dieser Mann nur Ärger macht und so kauern sie sich alle zusammen und mustern ihn ernst. „Mister Hamato, was denken sie sich eigentlich? Dachten sie wirklich, sie würden damit durchkommen? Ich hab schon immer gewusst, dass bei ihnen etwas faul ist und jetzt hab ich endlich den Beweis!“ „Wovon reden sie eigentlich?“ Splinter ist sich keiner Schuld bewusst, doch irgendwie kann er sich denken, was dieser äußerst nette Herr meint, da es vorher noch nie vorgekommen ist, dass er sie beim Training gesehen hat. „Ich denke, sie wissen ganz genau, wovon ich spreche! Diese wehrlosen Kinder müssen mit ansehen, wie sie sie einen nach dem anderen verprügeln, ohne auch nur die geringste Reue zu empfinden!“, kommt es scharf von dem Mann im Anzug.
 

Yoshi traut seinen Ohren nicht, soviel Dämlichkeit auf einem Haufen hat er selten erlebt. „Ich verprügle hier niemanden! Ich versuche Kämpfer aus ihnen zu machen…“ „Verschonen sie mich mit ihren Ausreden!“, unterbricht er den Sensei. „Sie sind vorläufig festgenommen! Die Anklage steht auf Kindesmisshandlung! Die Jungs werden dem Jungendamt übergeben und sie verbringen die Nacht in einer ganz reizenden Zelle!“ Das miese Grinsen in seinem Gesicht ist so abstoßend, dass Splinter allein deswegen schon die Worte fehlen. Doch noch mehr schockiert ihn diese Anschuldigung. Aber noch ehe er ein Wort sagen kann, ergreifen ihn die beiden Polizisten und zerren ihn zu ihrem Wagen. Yoshi weiß, dass es keinen Sinn hat, sich dagegen zu wehren, dennoch muss er sehr mit sich ringen, um die Beamten nicht einfach k.o. zu schlagen und sich mit seinen Jungs im Haus zu verbarrikadieren.
 

Fassungslos sehen die vier kleinen Ninja das alles mit an. Sie verstehen nicht wirklich, was die ganze Aufregung zu bedeuten hat. Nur eins steht fest: sie müssen Splinters Unschuld beweisen! Als die beiden Beamten den Sensei in ihren Streifenwagen gesperrt haben, kommen sie zurück in den Garten und helfen dem netten Herrn vom Jungendamt die äußerst wehrhaften Kinder einzusammeln. Sie schlagen und treten um sich, doch es hat alles keinen Sinn. Am Ende landen sie in dem Auto des Jungendamtes und werden fortgebracht. Ebenso ergeht es Splinter, der keine halbe Stunde später in einer kleinen, feuchten Zelle sitzt und darauf wartet, dem Richter vorgeführt zu werden. Man sollte meinen, dass es den Vieren besser gehen würde, doch sie fühlen sich, als würden sie ebenfalls im Knast sitzen. Nachdem sie sich mehr als nur lautstark und mit aller Macht gegen die freundlichen Männer und Frauen, die sich um sie kümmern wollten, gewehrt haben, hat man sie in einen kleinen, leeren Raum gesperrt.
 

Verzweifelt, hilflos, missverstanden und von tiefer Trauer, wegen des Verlustes ihres geliebten Sensei und Vaters, erschüttert, haben sich die Jungs in einer Ecke zusammengekauert. Fest halten sie einander im Arm, während ihre Tränen stumm zu Boden fallen. Trotz alledem liegt eine tiefsitzende Wut auf die Gesellschaft in ihren Augen, die selbst den so fröhlichen Mikey befallen hat. Doch sie können nur abwarten. Alle Versuche, von hier abzuhauen, sind fehlgeschlagen. Die Hoffnung stirbt aber zu Letzt, wie es so schön heißt und darum zählen sie die Stunden bis zur Verhandlung. Indes sitzt Splinter ebenso verzweifelt und wütend in seiner Zelle. Zusammengekauert auf seiner Pritsche, die Arme um die angezogenen Beine gelegt und das Gesicht auf den Knie, lauscht er in die Stille seiner Gedanken und versucht über ein unsichtbares Band, das ihn mental mit seinen Schülern verbindet, herauszufinden, wie es ihnen geht. Doch es gelingt ihm nicht. Zu wirr sind die aufgebrachten Gedanken seiner Söhne, von seinen eigenen ganz zu schweigen. So bricht die Nacht mit tiefer Ungewissheit über sie alle hinein…
 

Am nächsten Tag…
 

Heftiger Regen klatscht gegen das vergitterte Fenster von Yoshis Zelle und reißt ihn aus einem Schlaf, den er nie geschlafen hat. Ausgezehrt richtet sich sein Blick durch die nasse Scheibe nach draußen. Die Welt um ihn ist grau, kalt und dunkel, genauso wie er sich fühlt. Die fröhlichen Sonnenstrahlen des gestrigen Tages scheinen so weit entfernt zu sein, als hätte es sie niemals gegeben. Wieder versucht er seine Söhne zu erreichen, in ihren Geist zu blicken, um sich Gewissheit zu verschaffen. Diesmal sind ihre Gedanken vollkommen gelöst und von Unschuld durchzogen – sie haben das geschafft, was ihr Meister die ganze Nacht versucht hat – sie schlafen. Die Erschöpfung muss sie mit sich gerissen haben und in Splinters Augen ist das schon mal ein gutes Zeichen. Sie brauchen ihren Schlaf, nicht um dies alles zu verstehen, aber wenigstens um es unbeschadet zu überstehen. Ein kleines Lächeln legt sich auf seine Lippen. Doch es verweilt nur kurz, dann spürt er einen Stich im Herzen, gefolgt von schrecklichen Schuldgefühlen. Nein, er darf seine Kinder nicht verlieren, nicht nach allem was er durchgemacht hat!
 

Feste Entschlossenheit durchströmt ihn. Kurz darauf öffnet sich die Tür seiner Zelle und ein Wärter führt ihn nach draußen. Jetzt heißt es alles oder nichts! Etwa zur selben Zeit öffnet Michelangelo seine Augen und muss voller Verzweiflung feststellen, dass er nicht in seinem Zimmer ist. Die Erinnerungen an den gestrigen Tag sickern nur langsam in seinen verzweifelten Geist durch, doch schließlich treffen sie ihn wie ein Faustschlag. Keine Sekunde später bricht er in Tränen aus und weckt so seine Brüder. Ihre Orientierungslosigkeit wehrt nur kurz, dann gilt ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem kleinen Bruder, wobei es ihnen selbst schwer fällt, nicht zu weinen. Sie schließen die Arme fest um einander und nehmen ihren kleinen Bruder schützend in die Mitte. Als die Tränen fast versiegt sind, öffnet sich die Tür und zwei Männer nehmen sie mit. Allerdings setzten sich die verängstigten Kinder erneut heftig zur Wehr, was ihnen am Ende aber nichts nützt. Schließlich erklärt man ihnen, dass sie ihren ‚Vater‘ jetzt im Gerichtssaal sehen können.
 

Und tatsächlich ist es dann auch so. Als man die vier Jungs in den großen Saal führt, können sie ihre Freude kaum zügeln, als sie ihn erblicken. Das die vielen anwesenden Leute sie argwöhnisch dabei beobachten, wie sie ihrem Vater in die Arme fallen, merken sie gar nicht. Auch Splinter lässt sich von seiner Erleichterung übermannen und drückt seine Söhne fest an sich. Doch schließlich reicht es dem Richter und er schlägt mit dem Hammer auf sein Pult. Erschrocken fahren die Jungen zusammen und blicken hilfesuchend zu ihrem Sensi auf. „Ruhe im Gerichtssaal! Alle auf ihre Plätze!“, ertönt die strenge Stimme des Richters. Die Jungs werden daraufhin vom Wachpersonal auf ihre Plätze gebracht. Für Yoshi ist es nicht zu übersehen, wie sehr dies seinen Söhnen wiederstrebt, dennoch vermeiden sie jeglichen Unfug und setzen sich friedlich.
 

Ein trauriges Seufzen entkommt dem Ninjameister, ehe auch er sich setzt und die Verhandlung beginnt. Der Staatsanwalt stellt Splinter seine Fragen und bohrt dabei ziemlich tief, doch der Sensei lässt sich wenig davon beeindrucken, auch wenn es schmerzt. Sachlich antwortet er auf die Anschuldigungen und versucht sie zu wiederlegen. Anschließend wird der Mitarbeiter des Jungendamtes befragt. Seine Schilderungen scheinen maßlos übertrieben und einige Dinge hat er sich auf jeden Fall nur ausgedacht, um Yoshi eins reinzuwürgen. Dennoch versucht der Schwarzhaarige all diese Lügen zu ertragen, ohne vor Zorn aufzuspringen, um sich lautstark zu rechtfertigen. Er sieht dem Richter genau an, dass dieser nur auf so einen Fehltritt wartet. Die Geschworenen hingegen geben sich vollkommen neutral und lassen keine Regungen erkennen, die für oder gegen ihn sprechen, was irgendwie genauso beunruhigend ist. Zu seinem Leidwesen sind seine Söhne allerdings nicht so beherrscht. Wütend über diese Lügengeschichten springen sie auf und machen ihrem Zorn lautstark Luft. Allen voran doch tatsächlich Raphael, der sonst immer so abweisend Splinter gegenüber zu sein scheint, zeigt jetzt, wie sehr er an ihm hängt.
 

Die Anderen folgen seinem Beispiel. Mikey klettert sogar auf den Tisch vor ihnen, damit der Richter ihn auch ja nicht übersieht. Dieser zeigt sich davon allerdings nicht sonderlich beeindruckt und ruft sie streng zur Ordnung. „Wenn ihr die Verhandlung noch einmal unterbrecht, dann könnt ihr auf dem Flur warten, bis wir fertig sind! Ist das jetzt endlich klar?“ Hilfesuchend blicken sich die Jungen nach Splinter um. Dieser schenkt ihnen nur ein trauriges, aber dennoch verständnisvollen Lächeln und deutet ihnen an, den Worten des Richters zu folgen. Wiederwillig setzen sich die Jungs wieder hin und schweigen. Nachdem nun also wieder Ruhe eingekehrt ist, werden die beiden Polizisten befragt, die jeden Besuch des Kontrolleurs begleitet haben. Ihre Erzählungen decken sich nur ziemlich bedingt mit denen des Kontrolleurs, was Splinter doch ziemlich erleichtert.
 

Sie scheinen einen guten Sinn für Gerechtigkeit zu haben und stehen nicht so tief im Dienst des Kontrolleurs, dass sie einem unschuldigen Mann solche Lügen andichten. Wie sich herausstellt, ist einer der Polizisten selbst Vater von zwei Söhnen und scheint daher einen ganz anderen Blickwinkel für diese Thematik zu haben. Zumal die Zwei als Polizisten schon wirklich schlimme Fälle von Kindesmisshandlung gesehen haben und die Reaktionen der Kinder auch überhaupt nicht zu diesen Anschuldigungen passen. Warum sollten die Jungs auch lügen? Kindern sieht man viel schneller an, ob sie sich unwohl fühlen und so wie es aussieht, hängen sie sehr an ihrem Vater. Der Kontrolleur ist nicht besonders begeistert davon, dass ihm die zwei Polizisten so vorführen. Aber dies ist nicht der erste Prozess, dem er beiwohnt und er hat schon Einige hinter Gitter gebracht, die dort vielleicht gar nicht hingehören…
 

Das gewaltige Temperament der vier Jungs hat er aber nicht im Auge gehabt. Er hat sich vorgestellt, dass sie viel verängstigter nach dieser isolierten Nacht sind. Und seine Befürchtung bestätigt sich nur allzu sehr, als nun die Söhne einer nach dem anderen befragt werden. Energisch treten sie für ihren Sensei ein und schildern dem Richter nur allzu gern, wie viel Liebe und Geborgenheit sie von Yoshi erhalten. Die Worte seiner Söhne, so frei und ungezwungen, zu hören, rührt Splinter wahrlich zu Tränen. Das unsichtbare Band zwischen ihnen scheint noch viel stärker zu sein, als er es sich erhofft hat und dies erfüllt den Vater mit unendlicher Freunde und Stolz. Schließlich hat der Richter genug gehört und schickt die Geschworenen zur Beratung nach nebenan.
 

Die Zeit scheint unendlich lang zu sein. Unruhig rutschen die Jungs auf ihren Stühlen hin und her und versuchen nicht daran zu denken, dass ihr Meister zum Greifen nahe ist, sie aber nicht zu ihm dürfen. Yoshi geht es da nicht anders, dennoch sieht er sich ruhig im Gerichtssaal um und versucht irgendetwas an den Gesichtern der Anwesenden zu erkennen, das für ihn spricht. Die einzige Zustimmung scheint er aber nur bei seinen Söhnen zu finden, was ihn sehr entmutigt. Dann endlich betreten die Geschworenen wieder den Saal und alle Anwesenden erheben sich für den Urteilsspruch. Splinter schluckt schwer und kaut nervös auf seiner Unterlippe herum, während er aus dem Augenwinkel beobachtet, wie sich seine Söhne bangend in die Arme schließen.
 

Der Sprecher der Geschworenen tritt vor und erhebt die Stimme. „Die Geschworenen befinden den Angeklagten in diesem Prozess für nicht schuldig!“ Es dauert einen Moment bis sowohl Splinter als auch die Jungs diese Worte begreifen, doch dann gibt es kein Halten mehr. Die Vier springen auf, dass ihre Stühle polternd umfallen und stürzen sich ihrem Vater in die Arme. Überglücklich empfängt der Ninjameister sie und drückt sie an sich. Dann ertönt noch einmal die Stimme des Richters und lässt die Familie aufhorchen. „Hamato Yoshi, Kraft des mir von der Stadt New York verliehenen Amtes erkläre ich sie hiermit zu einem freien Mann! Sie dürfen jetzt gehen und ihre Söhne mitnehmen!“ Zum ersten Mal seit Beginn der Verhandlung sieht Splinter ein sanftes Lächeln auf den Zügen des Richters und alle Last fällt von ihm ab.
 

Er verneigt sich ehrfürchtig vor dem Richter, bevor er seine Söhne aus dem Saal führt. Als sie das Gebäude verlassen, reißt die dicke Wolkendecke plötzlich auf und gleisendes Sonnenlicht erhellt den Tag, fast so, als würde der Himmel sich mit ihnen freuen. Freudestrahlend machen sich die kleinen Ninja mit ihrem Meister auf den Weg nach Hause und hoffen, dass sie so schnell keinen Besuch mehr vom Jungendamt bekommen!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitat: *Er kann das heiße Blut in Wangen und Stirn pochen fühlen. Er versucht einen Vorwärtsgang in seinem Gehirn einzulegen, der ihm ermöglicht, diese sinnlose, ohnmächtige Wut hinter sich zu lassen, aber er schafft es nicht.
Stephen King – Schlaflos 1993 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  eien_no_Alucard
2017-06-20T14:42:52+00:00 20.06.2017 16:42
Na klar, der Typ mit den Schwertern, bekommt seine Waffe als erstes ^^

Wie bekommt man Mikey am besten aus seinen tagträumen gerissen? Ganz einfach, mit einem Bo und seiner versteckten Klinge * ggg *

Wie immer kommen Beamte immer zur richtigen Zeit. Oh her je, es sieht natürlich schlecht aus, aber mal abwarten was noch so kommt.

Armer Meister und dann auch noch die kleinen * schnief * das sowas von Grausam für die kleinen.

Kindermund tut Wahrheit kund. Das muss sich extrem gut für Splinter angefühlt haben, die jungs verstehen, warum er so streng ist und das er eigentlich verdammt Lieb ist.

Selbst das Wetter stimmt ihnen zu und bessert sich * - *
Von:  Mad-Dental-Nurse
2014-05-27T08:49:48+00:00 27.05.2014 10:49
So habe nun auch das dritte Kapitel durchgelesen und es gefällt mir genauso gut, wie die anderen.
Typisch Jugendamt. schaut immer dann rein, wenn es nicht passt udn hält die Eltern, die eigntlich ganz lieb zu ihren Kindern sind, für vermeintlich gefährliche Kinderschänder, nur weil sie, in Hamatos Fall, ihnen etwas über das Kämpfen beibringen und sich von den wahren Verbrechen an der Nase herumführen lassen.
Ich mag es vorallem, wie du es machst, dass man sich gut in die jeweilige person hineinversetzen kann...mach weiter so und freue mich auf das nächste Kapitel...
Von: abgemeldet
2014-03-27T18:58:20+00:00 27.03.2014 19:58
Ich finde deinen Fanfic super! *-* Die Idee ist super, genau wie dein Schreibstil ^^ Die Charakterzüge und Handlungen der einzelnen Personen gefallen mir am besten! *__* Du hast die so klasse beschrieben, dass man sich total gut in die Situation hineinversetzen kann c: Vorallem die Beziehung zwischen Raph und Mikey gefällt mir ^^ Btw verrätst du mir deine Pairings? :)
Mach bitte weiter! ♥♥



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