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Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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86. Die Ritter der Königin

Was war nur geschehen? Warum war es so weit gekommen? Wieso ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?

Fragen über Fragen drehten sich in meinem Kopf. Aber keine war wirklich greifbar. Zumindest nicht so greifbar, wie der brennende, pochende Schmerz, der sich von meiner rechten Stirnseite bis runter zu meiner Wange zog. Mir war als wäre die Zeit eingefroren worden. Und doch lief sie irgendwie weiter. Genauso wie die seltsame, warme Flüssigkeit, die mir langsam über die Wange bis zum Kinn lief, wo sie sich kurz sammelte und dann tröpfchenweise auf den hellen PVC-Boden meines Apartments tropfte. Ich hatte den Kopf etwas gesenkt und die Augen halb geschlossen.

Noch konnte ich nicht realisieren, was passiert war. Mir war als würde ich in einen apathischen Trancezustand hinein gezogen werden. Ich war unfähig mich zu bewegen. Die Antworten zu greifen, die eigentlich so nah, aber doch nicht nachvollziehbar waren. Nur schattenhaft nahm ich wahr, dass um mich herum ein reger Aufruhr los brach. Ich hörte die Stimmen der Zwerge. Viele die meinen Namen sagten. Andere die einfach nur in ihrer Muttersprache fluchten. Die beiden Menschen die panisch aufschrien. Dann waren da plötzlich Arme und Hände, die mich ergriffen und behutsam schüttelten. Doch alles fühlte sich so taub an. Taub und leer. Ich versuchte zwar die Lippen zu bewegen, um zu antworten. Aber sie waren so schlaff und klamm. Und meine Stimme befand sich irgendwo in der hintersten Ecke meines Gehirns, wo sie von den vielen Fragen, die ich mir selbst stellte, zurück gehalten wurde.

Doch nicht nur Fragen waren in meinem benebelten Kopf. Nein. Da waren noch andere Dinge. Eigentlich welche, die mich gar nicht hätten beschäftigen sollen. Denn sie waren unheimlich banal und passten gar nicht in diese Situation. Nämlich unter anderem die Entscheidung ob ich die Wand, an der ich lehnte, nun wieder neu streichen und der Sicherungskasten wohl ausgebeult werden musste.

Dabei war es wirklich unnötig gerade zu diesem Zeitpunkt an so etwas zu denken. Denn es hatte so gesehen nur am Rande mit dem zu tun, was vorgefallen war. Aber ich musste es wohl insgeheim. Vielleicht auch um mich selbst nicht direkt mit der Wahrheit zu konfrontieren. Einer Wahrheit, die so unausweichlich war, wie die Tatsache, dass bald mein Verstand wieder aktiver wurde und ich wesentlich mehr um mich herum registrierte.

Jemand hielt mich von Hinten fest. Das musste Kili sein. Denn ich konnte die Stimme des jungen Zwerges recht deutlich an meinem linken Ohr vorbei streichen hören.

"Cuna? Cuna?! Bei Durins Bart! So antworte doch! Cuna, bitte!", flehte er und rüttelte mich weiterhin.

Doch ich schaffte es nicht. Ich fühlte, dass sich meine Lippen etwas bewegten. Aber kein Ton wollte sich aus meiner Kehle hervor winden. Als nächsten nahm ich war, dass sich ein anderer Zwerg vor mich drängte. Ich spürte wie man mir die Haare aus dem Gesicht schob. Dann vernahm ich einen verängstigen, panischen Ausruf. "Mahal! Ein Tuch! Schnell!", hallte es an mir vorbei. Nur unwirklich konnte ich erkennen, dass es Fili war, der mich eingehend musterte. Ich versuchte meine schweren Augenlider ganz auf zu zwingen, um den blonden Jungen anzusehen. Dabei entkam zum ersten Mal seit einigen Minuten ein leises gequältes Stöhnen meiner Kehle. Zumindest kam es mir so lang vor. Denn es dauerte ziemlich lange, bis ich registrierte, dass er mir die Hände behutsam unters Kinn gelegt und meinen Kopf leicht angehoben hatte, um mein Gesicht zu begutachten.

Endlich schaffte ich es unter einem weiteren gequälten Stöhnen meine Augen zu öffnen und mich verwirrt umzusehen. Und mein erster Blick fiel natürlich auf den jungen Zwerg vor mir. Fili sah blass aus. Er hatte die Augen geweitet und in seinem Gesicht stand das pure Entsetzen. Doch als er bemerkte, dass ich ihn ansah, wirkte er zumindest ein bisschen erleichtert. "Cuna. Kannst du mich verstehen?", fragte er ganz bedächtig und strich mir immer wieder die Haare aus dem Gesicht.

Doch bevor ich irgendetwas sagte, hob ich zunächst wie hypnotisiert meine rechte Hand und versuchte die Stelle an meinem Kopf zu berühren, die immer noch leicht brannte und von wo aus, das eigenartig feuchte Gefühl her rührte. Aber noch ehe ich diesen Punkt ganz erreicht hatte, ergriff der blonde Junge mein Handgelenk und zog dieses behutsam wieder nach unten mit den Worten: "Sch. Nicht anfasst, Cuna. Sonst entzündet sich die Wunde noch"

"W-Wunde?", war das erste Wort, was ich mit heiserer brüchiger Stimme über meine leicht zitternden Lippen brachte. Fili nickte nur und wand sich kurz von mir ab. "Wo bleibt das Tuch, verdammt?!", brüllte er nun wesentlich energischer in den Raum hinein. "Ich. Ich komme ja schon!", stammelte eine völlig verschreckte und verschüchterte Stimme im Hintergrund. Dem Tonfall nach zu urteilen, musste es sich dabei um Ori handeln. Wenig später konnte ich Wasser rauschen hören. Allerdings nur für einen winzigen Augenblick. Dann näherten sich uns rasche Schritte und schon schob sich ein Tuch vor meine Augen, dass Fili mit einem knappen Nicken entgegen nahm. Danach wischte er mir damit über die rechte Seites meines Gesichtes und tupfte schließlich ganz behutsam die Stirnseite ab.

Ich ließ die ganze Prozedur stumm über mich ergehen. Auch wenn ich gelegentlich zusammen zuckte und scharf die Luft einzog, wenn er eine bestimmte Stelle berührte. Dabei redete er beruhigend auf mich ein. Auch wenn ich spürte, dass er sich ganz anders fühlte. "Gut so. Halt schön still, Cuna. Alles wird gut", sagte er sehr leise.

Irgendwann hörte er auf zu tupfen und drückte mir das Tuch fest, aber doch sanft gegen meine Wunde. Ich musste kurz schlucken, als mir das Ganze langsam ins Bewusstsein sickerte. Ich hatte eine Wunde am Kopf. Und offenbar eine, die ziemlich stark blutete. Denn ich hatte bei seiner Reinigungsaktion deutlich sehen können, dass sich das Tuch von einem leichten Beige Ton in ein zunehmend dunkleres Rot verfärbte.

Ein plötzlicher Schwall von Schwindel und Übelkeit überkam mich. Doch versuchte ich meinen Magen irgendwie zur Ruhe zu zwingen, der sich zusätzlich zu meinem Kopf schmerzhaft verkrampfte. Das konnte doch nicht sein. Wie war das nur alles passiert? Ich fühlte mich wie kurz nach einem Black out. Alles was davor geschehen war, kam mir vor wie ein böser Traum. Der schlimmste Traum, den ich in meinem ganzen Leben jemals gehabt hatte.

Doch. Es war so real. Der Schmerz war real. Die Tatsache, dass ich halb an die Wand meiner Wohnung gelehnt, am Boden saß war Real. Und als ich einen flüchtigen Blick an Filis blondem Haarschopf vorbei warf, schlug mir endgültig die Realität mitten ins Gesicht. Denn hinter diesem stand, mit einigem Abstand, schwer atmend und von Entsetzen geprägten Gesichtszügen, genau der Mann, der für meinen Zustand verantwortlich war.

Thorin.

Thorin Eichenschild. Der König der Zwerge.

Der Mann, den ich eigentlich von ganzem Herzen liebte. Der, der mich mehr verzaubert und in eine Welt geführt hatte, die so weit fern von meiner war, obwohl ich sie nie selbst betreten durfte. Er, der mir geschworen hatte mich vor allem Leid und Schmerz zu schützen.

Doch nun hatte er selbst seinen tiefen und innigen Schwur mir gegenüber gebrochen. Mit einer einzigen Tat. Einem Akt der Gewalt und Grausamkeit, wie ich sie ausgerechnet von diesem ehrenhaften, stolzen und so treuen Mann niemals erwartet hätte. Aber es war geschehen. Er hatte seine Beherrschung verloren. Und das auch noch mir gegenüber. Mir, der Frau, die er liebte.

Hatte er das eigentlich jemals gesagt? Hatte er je einmal zu mir gesagt, ich liebe dich? Ich versuchte mich zu erinnern, als ich ihn von Oben bis Unten über Filis Kopf hinweg musterte. Er hatte viel gesagt. Dass er mir zugetan war. Er hatte mich Liebste genannt. Amrâlimê. Âzyungâl. Zwei Worte die in seiner Sprache, meine Geliebte und meine große Liebe bedeuteten, wie ich inzwischen wusste. Aber war es wirklich das Selbe wie, ich liebe dich?

Wieder durchfluteten so viele Fragen meinen Kopf und das Schwindelgefühl nahm erneut beinah überhand. Dann trafen sich plötzlich unsere Blicke. Als ich ihm tief in seine wunderschönen blauen Augen sah, erkannte ich, dass die Wut, der Zorn und der Wahnsinn, welche darin gewütet hatten, wie ein unheilvoller Gewittersturm, völlig verraucht waren. Und nur eine Spur von Leere zurück gelassen hatten. Nachdem er allerdings bemerkte, dass ich ihn direkt ansah, zuckte er unwillkürlich zusammen und ihm klappte mit einem erschrockenen Keuchen der Mund auf.

Auch Thorin schien in diesem Augenblick zu begreifen, dass etwas unglaublich schreckliches geschehen war. Etwas, dass er zu verschulden hatte. Langsam schüttelte er den Kopf und sah weiterhin hinunter auf die Szene, die sich gerade vor seinen Augen abspielte. Inzwischen hatten sich nicht nur Kili und Fili zu mir gehockt, sondern auch Ori, der mir das Tuch gebracht hatte und Bofur, dessen Stimme deutlich flatterte, als er mit dem Ältesten der Beiden sprach. "Wie. Wie sieht es aus? Ist. Ist es ernst?", fragte er mit weit höherer Stimme als normal.

Fili nahm daraufhin wieder etwas den Druck von dem Tuch und offenbarte nun die klaffende Wunde, von der ich spürte, dass sie sich wohl einmal quer über meine komplette rechte Gesichtshälfte zog. Als er das große Geheimnis für alle sichtbar gelüftet hatte, ging ein schweres Keuchen durch die Runde der Versammelten. "Mahal", japste Ori, der sich beide Hände auf dem Mund presste, als ich ihm einen flüchtigen Blick zu warf. "Ich denke, das müsste genäht werden", brummte Fili so sachlich es in diesem Moment ging und drückte mir wieder das Tuch an den Kopf. "Das gibt vermutlich eine ganz unschöne Narbe", kam es fast Tonlos von Bofur, dem wohl nur rein aus Schock diese nebensächlichen Worte aus dem Mund gerutscht waren. Doch was sie sagten, interessierte mich vorerst nicht.

All meine Gedanken, Gefühle und auch Aufmerksamkeit, die ich noch ebenso aufbieten konnte, waren auf den Zwergenkönig gerichtet, der einen Schritt zurück gewichen war und nun noch heftiger den Kopf schüttelte als zuvor. Das was er gerade gesehen hatte, machte ihm wohl noch deutlicher bewusst, dass er endgültig zu weit gegangen war. Und zunächst sah es noch aus, als würde er aus lauter Demut den Kopf senken. Doch dann erkannte ich, dass er lediglich etwas betrachtete, was er in seiner rechten Faust fest umschlossen hielt. Zwischen seinen Fingern glitzerte etwas Weißes und Silbernes hervor.

Ich ahnte was es war.

Die Haarspange, die er mir noch vor ein paar Stunden geschenkt und mit der er meinen Zopf geschmückt hatte. Das musste vermutlich der Grund gewesen sein. Deshalb hatte er mir so forsch an den Hinterkopf gegriffen und daran herum gezerrt, sodass ich gegen meinen Sicherungskasten geschlagen war. Doch fragte ich mich, woher diese eigenartige Wunde kam. Wäre ich nur einfach so gegen das Blech geknallt, hätte ich mir vermutlich nicht so einen tiefen, langen Riss zugezogen, der einfach nicht aufhören wollte zu bluten.

Eher aus Neugier, als aus dem Wunsch heraus die Stelle zu begutachten, gegen die ich geknallt war, hob ich schwerfällig, aber eigenständig etwas den Kopf und drehte diesen so, dass ich den Punkt selbst unter die Lupe nehmen konnte. Vorher fiel mein Blick allerdings auf die noch am vorgestrigen Tag gestrichene weiße Fläche, wo sich nun ein sehr breiter, unschöner, roter Fleck befand. Ich blinzelte kurz und verwarf den erneut aufkommenden Gedanken, dass ich nun wieder streichen durfte.

Nachdem ich mit meinen Augen den Sicherungskasten erreicht hatte, war dieser wie zu erwarten leicht verbeult und eingedrückt.

Doch ich erkannte zumindest, was mich aufgeschlitzt haben musste. Es war der Griff mit dem man den Kasten für gewöhnlich öffnete. Dieser hatte zuvor nur ein wenig abgestanden. Aber nun ragte er gut sichtbar in den Raum hinein und an seiner scharfen Kante schimmerte es leicht rot. Volltreffer, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf und ich zuckte etwas zusammen, als die Wunde nun anfing wesentlich intensiver zu brennen und zu ziepen. Mein Körper schien den Schock beinah verdaut zu haben, doch mein Verstand wollte immer noch nicht wirklich wahr haben, was eben vorgefallen war.

Daher fiel meine Wortwahl auch dementsprechend dürftig und nüchtern aus, als ich Fili ansah und dieser mich besorgt fragte: "Wie fühlst du dich?"

"Ich hab Kopfschmerzen", sagte ich sehr beiläufig, wobei ja das nicht das Einzige war. Was mir wirklich weh tat, war mein Herz, das sich bei jedem dieser Worte ein bisschen zusammen zog. Doch Fili schien die Antwort zunächst auszureichen und er nickte mir knapp zu. "Ja. Das ist verständlich. Du hast ganz schön was abbekommen", meinte er und seufzte dabei leise. Auf seinen Kommentar hin, kam allerdings von Ori ein verächtliches Schnauben. "Ganz schön was abbekommen ist ja wohl untertrieben, Fili. Thorin hat ihr das halbe Gesicht aufgeschlitzt!", raunte er zähneknirschend. Ich drehte leicht den Kopf, sah den jungen, dunkelblonden Zwerg ruhig an und hob irritiert die Augenbrauen. "Das war der Griff vom Sicherungskasten", meinte ich noch völlig verpeilt. Der Junge erwiderte meinen Blick und verzog dementsprechend verärgert und trotzig den Mund. "Nein, Cuna. Das war Thorin. Er hat dich dagegen gestoßen. Ich habe dir ja gleich gesagt, du hast einen besseren Mann an deiner Seite verdient. Aber du wolltest nicht hören. Jetzt bist du schwer verletzt", erwiderte er, doch schon fuhr ihm Kili dazwischen, der meine Schultern dabei energisch, aber eher schützend drückte.

"Hör auf ihr deswegen Vorwürfe zu machen. Sie trägt keine Schuld daran", knurrte er dem dunkelblonden Jungen entgegen. Doch dieser ließ sich nicht von Kili bremsen und fluchte weiter vor sich hin. "Nicht ich mache ihr Vorwürfe. Die sollte sie sich selbst machen. Verdammt. Wie könnt ihr alle nur so Blind sein? Euer Onkel ist übergeschnappt und ein tyrannischer, niederträchtiger, feiger....", grollte er und wurde von Mal zu Mal lauter, bis sich schließlich Balin einschalten musste. "Es reicht! Hört auf zu streiten! Sofort!", rief er aus und war mit zwei Schritten bei uns.

Ori verstummte jäh und sah zu dem alten Zwerg auf, allerdings nicht ohne weiterhin vor sich hin zu knurren. Nachdem zumindest etwas Ruhe eingekehrt war, atmete dieser einmal tief durch und versuchte so geordnet wie möglich selbst das Ruder in die Hand zu nehmen. "Ich weiß, dass das hier eine schlimme Angelegenheit ist. Aber es bringt uns nichts noch mehr den Kopf zu verlieren. Was geschehen ist, ist nun mal geschehen. Und das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Wir können nur versuchen so weit wie möglich den Schaden zu begrenzen", meinte Balin und sah sich dann in der Gruppe um.

"Und wie sollen wir das machen, Bruder? Was schlägst du vor?", kam es in ruhigem, forschenden Ton von Dwalin, der sich mit wie üblich verschränkten Armen an die Wand neben meiner Badezimmertüre gelehnt und dabei seinen König nicht eine Sekunde mehr aus den Augen gelassen hatte. Wohl aus guten Grund, wie ich vermutete. Als ich wieder einen flüchtigen Blick über Filis Kopf hinweg warf, stand dieser immer noch mit gesenktem Haupt in der Diele herum und starrte wie betäubt auf den Haarschmuck. Dabei bewegten sich unaufhörlich seine Lippen, doch was er gerade in seinen kurzen dunklen Bart murmelte, konnte weder ich noch einer der anderen klar und deutlich verstehen.

Er musste wohl irgendwo weit weg sein. Völlig unter Schock von seiner Tat. Wieder zog sich mein Herz in meiner Brust zusammen. Eigentlich hätte ich wütend auf ihn sein müssen. Ich hätte ihn für das, was er mir angetan hatte hassen müssen. Doch stattdessen machte sich ein anderes Gefühl in mir breit. Eines, das eine Frau für gewöhnlich in so einer Situation gar nicht empfinden dürfte. Es war Mitleid und auch eine Spur Besorgnis. Mitleid empfand ich, weil ich meinte verstehen zu können, was gerade in ihm vor gehen mochte. Denn mich selbst übermannte beinah eine hoffnungslose Ohnmacht, angesichts all dieser Umstände. Und die Besorgnis kam aus dem Grund, da ich nicht wusste, wie es fortan mit uns beiden weiter gehen sollte.

Das Ereignis klaffe so tief zwischen uns, wie die Wunde auf meinem Gesicht, welche Fili noch einmal kurz von dem Tuch befreite um sie zu mustern. Wenn Bofur recht behalten sollte, dann würde diese wirklich eine sehr unschöne Narbe hinterlassen. Eine, die sich nicht verbergen ließe. Und sie würde nicht nur mich, sondern auch Thorin an diesen Tag erinnern. An den Tag, wo er rein aus gekränktem Stolz und Eitelkeit, die einzige Frau, die ihn so sehr liebte, angegriffen und verletzt hatte.

"Ich schlage vor, wir sorgen zunächst einmal dafür, dass Cunas Wunde versorgt wird. Und danach kümmern wir uns um diese Götterboten. Dann können wir versuchen hier noch etwas Ordnung zu schaffen", meinte der alte Zwerg schlicht und riss mich umgehend aus meiner Gedankenwelt heraus. Sein Vorschlag wurde von allseitig zustimmendem Gemurmel angenommen. Auch beim Zwergenkönig blieb dieser nicht ungehört. Er zuckte danach kurz zusammen und hob endlich den Kopf. "Ja. Das. Das sollten wir tun, Balin", kam es so überraschend ruhig aus seinem Mund, dass sich plötzlich alle Aufmerksamkeit auf ihn fixierte. Langsam aber stetig ließ er die Hand mit dem Schmuckstück sinken und drehte sich bedächtig zu uns herum. Was er allerdings dann tat, sorgte nicht nur bei mir für reichlich Verwirrung.

Denn er lenkte ganz behutsam seine Schritte genau in meine Richtung und wollte schon die andere Hand nach mir ausstrecken um mich wohl zu berühren und mir auf die Beine zu helfen. Doch da hatte weder er noch einer der Anderen mit der Reaktion seines jüngsten Neffen gerechnet. Kili war hinter mir auf die Füße gesprungen und fauchte seinen Onkel unverhohlen grantig an: "Was denkst du eigentlich, was du da tust?!"

Der Zwergenkönig zuckte einen Moment lang mit der Hand weg und sah den dunkelhaarigen Jungen verständnislos an. "Ich will ihr helfen", entgegnete er fast Tonlos und zuckte mit den Schultern. "Helfen? Helfen?! Ich glaube, du hast ihr bereits genug geholfen, ONKEL!", knurrte der Bursche und trat hinter meinem Rücken hervor, genau auf Thorin zu. Ein wenig verschreckt und ungläubig klappte diesem der Mund auf. "Wie. Wie redest du mit mir, Kili?", hakte er nach und schüttelte kurz verwirrt seine lange Haarmähne. "So wie du es im Augenblick nicht anders verdient hast. Was du hier getan hast, lässt sich nicht einfach wieder damit bereinigen, indem du so tust, als wäre nie etwas gewesen. Dieses Mal nicht. Das werden weder ich noch Fili zulassen", knurrte der Junge, der daraufhin die Hände an seinen Seites zu Fäusten ballte. Erneut schüttelte Thorin den Kopf und sah seinen Neffen ratlos an. "Hör zu. Das habe ich alles nicht gewollt. Ich. Ich wollte nur...", setzte er in einem versucht ruhigen Ton anzusetzen, doch schon fuhr ihm der Junge wieder mitten ins Wort. "Du wolltest nur wieder über alles und jeden herrschen und die alleinige Macht haben. So wie du es immer getan hast. Nicht nur über uns. Nein. Jetzt auch über Cuna. Aber das nehme ich nicht mehr hin. Hörst du?! Ich werde es nicht zulassen, dass du ihr noch einmal so weh tust. Du wirst die Finger von ihr lassen", raunte er und noch ehe der Zwergenkönig dem etwas entgegen setzen konnte, hatte sich Kili auf dem Absatz umgedreht und kam direkt auf mich zu, wobei er sich wieder hinter mich hockte. Dann ergriff er unversehens meine Schultern und fragte in versucht beherrschtem Ton: "Meinst du, dass du aufstehen kannst?"

Ich schluckte nur kurz, als ich ihm in seine rehbraunen Augen schaute, in denen eine ungewöhnliche Spur von unterdrückter Wut lag. "Ich. Ich weiß nicht, ob...", stammelte ich leise vor mich hin und biss mir verlegen auf die Unterlippe. Ja, ich wusste wirklich nicht, ob ich aufstehen konnte und ob das, was der Junge wohl mit mir vor hatte, auch gut war. Doch er wartete meine Antwort nicht lange ab und wand sich stattdessen an seinen Bruder, Bofur und Ori, die fragend die Augenbrauen hoben. "Helft mir, sie auf die Beine zu bringen", meinte er und schlug damit zum aller ersten Mal einen leichten Befehlston an, der seinem Onkel tatsächlich ein wenig Konkurrenz machen konnte.

Die Drei folgten zwar verwirrt, aber dennoch stumm nickend seiner Aufforderung und schafften es, mich ganz behutsam auf meine zittrigen Beine zu bringen. Als ich stand schlang sich Kili direkt meinen linken Arm um die Schultern und deutete seinem Bruder an, es ihm auf der anderen Seite gleich zu tun, während dieser immer noch meine Wunde abdrückte. Bofur hatte indessen den vorherigen Platz mit Kili getauscht und stand nun hinter mir. Ori hielt mich mit besorgter Miene von Vorne fest, als ich ein wenig ins Wanken geriet, nachdem ich versuchte einen Schritt zu gehen. Doch wo ich noch dachte, dass sie mich zurück zum Sofa bringen wollten, hatte ich mal wieder falsch gedacht. Denn Kili ruckte auffordernd mit dem Kopf in Richtung der offenen Wohnungstür, wo immer noch ein sehr verstört wirkender Nori stand.

Langsam aber zielstrebig setzte sich der kleine Reigen aus Zwergen um mich herum in Bewegung und zog mich zwangläufig mit. Ich tat mich allerdings noch ein wenig schwer einen Fuß vor den Anderen zu setzen. Auch weil ich nicht wusste, wo sie denn auf einmal mit mir hin wollten. Das fragten sich dementsprechend auch die anderen Zwerge, weshalb sich Dori kurz nachhakte: "Was habt ihr vier denn vor? Wo wollt ihr sie hin bringen?"

"Erst einmal raus hier. Dann könnt ihr euch in Ruhe um die anderen beiden Menschen kümmern", meinte der dunkelhaarige Bursche knapp und versetzte mir mit seinem Arm einen sanften, aber bestimmten Druck an der Hüfte, damit ich weiter ging. Mir kam die ganze Sache immer noch so unwirklich vor. Doch ich merkte, dass ich wohl keine andere Wahl hatte, als mich den stummen Bitten und Betteln anzuschließen. So wollte ich versuchen selbst einige festere Schritte in Richtung Ausgang zu machen.

Aber ehe ich mich versah, versperrte uns der Zwergenkönig mit ernster Miene hartnäckig den Weg und schien auch nicht weichen zu wollen. "Ihr geht mit Cuna nirgendwo hin", blaffte er seinen jüngsten Neffen an. "Und ob wir das werden. Geh uns aus dem Weg, Onkel", kam es diesmal sehr energisch von Fili. Nun war der Zwergenkönig doch etwas perplex. Bisher war nämlich immer nur Kili derjenige, der sich von Zeit zu Zeit seinen Anweisungen widersetzte. Dass nun aber auch der Älteste sich offenkundig gegen ihn stellte und aufbegehrte, machte ihn deutlich fassungslos.

"Seit wann stellt ihr beide euch gehen eure Familie?", fragte er dementsprechend ratlos und sah immer wieder zwischen ihnen hin und her. "Cuna ist auch Teil unserer Familie. Falls du es vergessen haben solltest. Sie ist unsere kleine Schwester. Und wir werden es DIR nicht mehr erlauben, ihr noch mal weh zu tun. Jetzt geh uns aus dem Weg oder du wirst es bereuen, Thorin", fuhr ihn der blonde Zwerg barsch an, wobei er ihn scharf ins Auge fasste. "Du. Du drohst mir...? Nach allem was ich für euch getan habe, drohst du mir?", knurrte er und ballte die Hände die Fäusten.

"Nein. Das ist keine Drohung. Das ist ein Versprechen. Denn du selbst hast uns aufgetragen Cuna vor jedwedem Leid zu beschützen und das wenn es sein muss mit allen Mitteln. Und daran halten wir uns jetzt. Nun tritt beiseite", entgegnete Fili barsch und setzte erneut einen Schritt nach Vorne. Doch Thorin wollte und wollte nicht weichen. Stattdessen streckte er seine freie Hand nach seinem ältesten Neffen aus. Aber bevor er sich diesen packen konnte, griff ein weiterer Zwerg ein und schob sich halb vor uns. Dwalin.

"Thorin es reicht. Lass die Jungs mit dem Weibstück ziehen. Wir haben hier andere Dinge zu erledigen", raunte er und schob ihn dabei tatsächlich unversehens zur Seite. "Aber. Aber sie schafft es doch noch nicht einmal allein bis nach draußen. Sie ist viel zu schwach dafür", entgegnete dieser und versuchte sich beharrlich aus den Fängen seines Freundes zu befreien. "Wenn es sein muss, dann werden wir sie auch tragen", kam es diesmal von Ori, der sich zu ihm umdrehte und ihm entschlossen ins Gesicht sah. "Sie. Sie will doch gar nicht gehen. Seht ihr das denn nicht?", erwiderte Thorin und sah mich zum ersten Mal seit ich aufgestanden war wieder direkt an.

Als seine Augen die meinen trafen und mich erwartungsvoll wie eindringlich musterten, bildete sich ein dicker Kloß in meiner Kehle. Irgendwo stimmte das, was er sagte. Ich wollte tatsächlich nicht gehen. Aber andererseits bereitete mir seinen Gegenwart in diesem Augenblick nur große Schmerzen, die nichts mit meiner Kopfwunde zu tun hatten. Nein. Ich spürte ganz deutlich, dass mir fast das Herz zerbrach, als ich ihn so verzweifelt und immer noch nicht ganz bei Sinnen vor mir stehen sah. Wie er von Dwalin fast an die Wand gedrängt und festgehalten wurde. Sodass er mich auf keinen Fall mehr erreichen konnte.

In dem Moment tat ich wohl das einzig Richtige, was ich für uns beide tun konnte. Ich wusste einfach, dass wir vorerst nicht gemeinsam an diesem Ort bleiben konnten. Nicht unter diesen Voraussetzungen.

Ich atmete einmal ganz tief durch, ohne den Blick von ihm abzuwenden und hob entschlossen die Stimme. "Thorin. Lass mich gehen. Bitte", sagte ich. Was daraufhin folgte, war ein fast erstickendes Keuchen des Zwergenkönigs, der mich erschrocken ansah und ungläubig den Kopf schüttelte.

"Cuna... Cuna, du....", stammelte er, doch zu mehr war er nicht mehr im Stande. Er ließ den ausgestreckten Arm sinken und machte nun freiwillig Platz. Schon schob sich unsere kleine Kolonne hinter Dwalins Rücken vorbei und verwehrte mir damit weiteren Blickkontakt zu ihm. So ging es hinaus auf den Außenbalkon und auch an Nori vorbei, der uns ratlos hinterher blickte.

Langsam aber stetig ging es zur weitläufigen Treppe des Plattenbaus, die wir behutsam hinunter stiegen. Es war ein kleiner, wenn auch eher tragischer Erfolg, dass wir es überhaupt bis dahin schafften, ohne erneut aufgehalten zu werden. Und doch war es einer. Zumindest für die Jungs. Sie hatten sich mutig und tollkühn über jeden Zwang und jeden Befehl des Zwergenkönigs hinweg gesetzt und das getan, was sie in diesem Augenblick für richtig erachteten. Auch wenn das hieß, früher oder später wohl einen kleinen Einlauf dafür zu kassieren. Sofern es denn zu so etwas kommen würde. Denn ich wagte zu bezweifeln, dass Thorin sich im Augenblick im Stande sah überhaupt entscheiden zu können, was gerecht war und was nicht. Aber vielleicht würde ihm ja Dwalin einmal ordentlich den Kopf darüber waschen.

Das hatte der Zwerg mit der Glatze ja schon mal getan, wie ich mich kurz erinnerte. Als er nämlich der Drachenkrankheit verfallen und sich nicht im Stande sah zu Handeln, um seinem Vetter Dain in der Schlacht der fünf Heere zur Seite zu stehen. Da hatte es auch gefruchtet. Ob es diesmal allerdings helfen würde, war noch fraglich. Denn hier ging es um etwas völlig anderes. Und doch klammerte ich mich insgeheim an die verzweifelte Hoffnung, dass es Thorin vielleicht helfen konnte, wenn ihm sein treuster Freund ins Gewissen redete. Aber bis dahin musste ich mir zunächst um andere Dinge Gedanken machen. Nämlich darum, wie es nun weiter gehen und was ich mit meinen vier kleinen, tapferen Rittern anfangen sollte.

Bis wir den dritten Stock erreicht hatten, sagte nämlich keiner der Jungs auch nur ein Wort. Ori ging stur vorne Weg und Bofur deckte uns mit einem gelegentlichen tiefen Seufzen den Rücken. "Wo wollen wir jetzt hin?", fragte ich sie deshalb, als wir einen Moment stehen blieben um zu verschnaufen.

"Ich. Weiß es nicht. Gibt es hier vielleicht einen ruhigen Ort in der Nähe, wo wir hin gehen könnten?", fragte Kili und gab einen tiefen Seufzer von sich. "Nun ja. Den gibt es. Hier in der Siedlung gibt es einen winzigen Park mit einem Kinderspielplatz. Da dürfte um diese Zeit nicht viel los sein", meinte ich.

"Schafft du denn den Weg bis dahin?", fragte Fili ein wenig besorgt. "Ja. Ich denke schon. Es ist nicht weit. Wenn wir unten zum Hauptportal raus gehen und uns dann rechts halten, sind es nur ungefähr zweihundert Meter", erklärte ich ihnen ruhig. "Gut. Dann sollten wir da hin gehen. Dann kannst du dich ausruhen. Kommt", sagte Fili entschlossen und schon setzten wir uns wieder in Bewegung. Wir gingen die restlichen Stockwerke halbwegs zügig und entschlossen hinunter, und traten dann aus der Doppeltür hinaus. Dort hielten wir erst gar nicht an, sondern schlugen uns sofort nach rechts durch.

Tatsächlich war es bis dahin nicht weit. Obwohl es sich doch irgendwie für mich wie ein kleiner Gewaltmarsch anfühlte. Noch immer konnte ich einfach nicht realisieren, was eben in meiner Wohnung vorgefallen war. Obwohl mein Verstand es mir immer wieder weiß machen wollte. Und ich wusste nicht, ob dem eigentlich Glauben schenken sollte. Ich sträubte mich mit jeder Faser meines Körpers dagegen. Es war nie seine Absicht gewesen mich zu verletzen. Nie im Leben. Davon war ich unterbewusst felsenfest überzeugt. Zumindest sagte mein Herz mir das. Auf der anderen Seite kam ich mir, was das anging, auch wieder sehr dumm vor.

Warum hing ich nur weiterhin an ihm fest? Wieso erging es mir gerade wie duzend anderer Frauen, die von ihrem Mann geschlagen worden waren? Weshalb konnte ich ihn einfach nicht für seine Tat hassen, obwohl er es verdient hatte? Fragen über Fragen flogen mir durch meinen pochenden Schädel, während ich mit den Zwergen über den leeren Kinderspielplatz ging.

Wir steuerten direkt auf eine Gruppe von Bäumen zu unter denen sich einige ziemlich ramponierte und verschandelte Holzbänke befanden.

Es wunderte mich gar nicht, dass sich hier niemand aufhielt. Der Ort war vermüllt, verdreckt und hier und da konnte man in den Sandkästen vereinzelt Glasscherben von zerbrochenen Bierflaschen in der Sonne aufblitzen sehen. Es war wirklich kein schöner Platz, an dem es sich lohnte, Kinder spielen zu lassen. Eine Spur von Wehmut überkam mich, als mich die Jungs ganz behutsam auf einer der Bänke absetzten. Fili blieb weiterhin an meiner rechten Seite, um mir das inzwischen völlig von Blut durchzogene Tuch an die Stirn zu pressen. Kili löste sich indessen von mir, um vor uns auf und ab zu gehen. Damit machte er Bofur Platz, der sich zu meiner linken nieder ließ und bedrück seine Mütze vom Kopf nahm, die er daraufhin in seinen Händen drehte. Ori stellte sich neben ihn und musterte mich besorgt und aufmerksam.

Im Licht der Morgensonne musste ich wohl noch bescheidener aussehen als ohnehin schon. Und so fühlte ich mich auch. Da konnte mir niemand einen Vorwurf drum machen. Die Stimmung war so tief, dass sie fast den Erdkern erreichte. Zum Einen war sie immer noch angeheizt und zum Anderen machte sich allgemeine Frustration breit. Wir schwiegen uns eine ganze Zeit lang an. Bis ich mich dann doch dazu hinreißen ließ, meiner inneren Unruhe etwas Luft zu machen.

"Sagt mal, ihr habt das doch eben nicht ernst gemeint, oder?", hakte ich ganz vorsichtig nach, woraufhin die Jungs kurz zusammen zuckten. "Was meinst du?", fragte Fili ruhig und streichelte mir etwas die Schultern. Ich schluckte kurz und starrte betreten auf die Pflastersteine zwischen meinen Füßen. "Das. Nun ja. Dass Thorin. Es bereuen wird, wenn er mich noch einmal anfasst. Und so", meinte ich, woraufhin Kili ein markerschütterndes, reumütiges Seufzen von sich gab. "Nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließe, Cuna", erklärte er kurz angebunden. "Aber. Kili. Er ist euer Onkel", sagte ich und wieder bildete sich in dicker Kloß in meinem Hals.

"Ja. Das ist er. Glaub mir. Wir lieben ihn. Und bisher haben wir keine seiner Entscheidungen jemals in Frage gestellt. Aber diesmal ist er einfach zu weit gegangen. Verstehst du? Er muss endlich einmal einsehen, dass er im Unrecht ist", kam es von Fili, dessen Stimme sich plötzlich ziemlich belegt und bitter anhörte. Ich seufzte kurz und nickte einmal matt. "Ja. Das verstehe ich. Es ist nur so. Ich. Ich glaube einfach nicht, dass er mir das wirklich antun wollte", meinte ich, woraufhin Ori ein spöttisches, verärgertes Schnauben von sich gab. "Du verteidigst ihn und sein Handeln immer noch? Nachdem was passiert ist, nimmst du ihn weiterhin in Schutz? Hast du den Verstand verloren?", knurrte er und stapfte energisch direkt vor mich. "Um ehrlich zu sein. Ich denke auch nicht, dass er das mit Absicht getan hat", warf Bofur plötzlich ein, der nun auch seine Stimme wieder fand. "Wie kannst du nur so etwas sagen, Bofur? Du warst dabei. Du hast es gesehen", raunte Ori empört.

"Das war einfach nie seine Art. Gut, ich kenne ihn noch nicht ganz so lange wie Kili und Fili, aber ich meine doch zu wissen, dass das alles nur ein gewaltiges Missverständnis war", erwiderte der Zwerg mit der Mütze und versuchte dabei selbstsicher zu klingen.

"Das würde ich wohl kaum als Missverständnis bezeichnen", schnaubte der dunkelblonde Junge und scharrte dabei ungehalten mit seinen Stiefel über die Pflastersteine.

"Vielleicht. Vielleicht war es das doch...", kam es plötzlich in nachdenklichem Ton von Kili, der endlich mit seinem hin und her Gelaufe aufhörte und vor uns zum Stehen kam. Irritiert hob ich den Kopf und warf dem jungen Zwerg einen fragenden Blick zu. "Wie meinst du das?", hakte ich nach. Langsam und bedächtig drehte er sich zu uns und musterte mich eingehend. "Ich will damit sagen, dass… Nun ja, dass Thorin sicherlich nicht so gehandelt hätte, wenn...", setzte er an, aber denn schüttelte er den Kopf und machte nur eine wegwerfende Handbewegung. Nun hatte er mich allerdings neugierig gemacht.

Ich setzte mich etwas aufrechter hin und betrachtete ihn ernsthaft interessiert. "Kili. Du weißt irgendetwas. Sag schon. Was ist es?", bohrte ich nach, doch er schüttelte nur erneut den Kopf, ehe er mir antwortete. "Ach, nein. Es. Es ist nichts. Es ist nicht wichtig, Cuna", meinte er und versuchte so das Thema einfach beiseite zu schieben. Aber nicht nur ich, sondern auch die anderen Drei waren hellhörig geworden. Der Zwerg wusste etwas. Ein wichtiges Detail, das er uns verschweigen wollte. Daher hob nun sein Bruder die Stimme um ihn dazu zu bewegen, doch endlich mit der Sprache raus zu Rücken.

"Kili. Bruder, wenn du etwas weißt, dass uns helfen könnte zu verstehen, warum das alles passiert ist, dann sag es uns. Bitte. Es geht hier um sehr viel. Sag uns einfach was los ist", drängte der blonde Junge. Der Angesprochene seufzte einmal mehr sehr tief und ließ betreten die Schultern hängen. "Ich. Ich kann nicht. Weil ich es selbst nicht ganz verstehe", meinte er und strich sich kurz einige Haarsträhnen aus dem sehr zerknirscht wirkenden Gesicht.

"Erzähl es uns einfach. Vielleicht verstehen wir es ja", sagte ich versöhnlich und wohlwollend. Ich sah ihn ruhig und auffordernd an, in der Hoffnung, dass es ihn vielleicht umstimmen konnte. Als er meinen Blick auffing, biss er sich betreten auf die Unterlippe und schnaufte kurz, ehe er sich dann doch dazu hinreißen ließ von dem zu erzählen, was er bisher tief in seinem Innern verborgen gehalten hatte.
 

Was wir daraufhin von ihm erfuhren, war die wohl unglaublichste Geschichte, die man mir je erzählt hatte.
 

- 86. Die Ritter der Königin / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine lieben Leserinnen und Leser.

So Kili hat also eine kleinigkeit erfahren, weswegen es zu diesem tragischen Zwischenfall gekommen ist. Was das wohl sein mag? Und ob Cuna und Thorin wieder zusammen finden werden?
Ich denke, das werden wir in den kommenden Kapitel zusammen herausfinden.
Bis dahin wünsche ich euch schon mal ein schönes Wochenende und für diejenigen, die sie haben, eine schöne Ferienzeit.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2016-08-10T18:30:23+00:00 10.08.2016 20:30
Hey,
auweia, eine tiefe wunde von der Stirn bis zur Wange. Thorin der nun realisiert hat was genau er getan hat und damit nicht richtig umzugehen weiß. Kili der Thorin in seine Schranken weißt und zum ersten mal seinen Onkel anfaucht. Nun meldet sich auch Ori wieder zu Wort und sagt ihr wieder das Thorin nicht der richtige Partner für sie ist.
Ja ich glaub auch das sie erstmal Abstand brauchen alle beide. Sie damit man sich um ihre Wunde kümmern kann und er damit er richtig wieder zu sich kommen kann. Aber wie wollen die vier Jungs sich um Cunas Wunde sorgen? Haben sie Verbandszeug dabei?

LG Pellenor

Antwort von:  Virdra-sama
10.08.2016 20:33
Hallöchen,

ja da hat er ordentlich Mist gebaut. Und nun hat er seine eigenen Neffen gegen sich. Natürlich auch einen Teil seiner Männer.
Das war kein schöner Anblick für alle Beteiligten. Nun wurden sie erstmal getrennt. Gut das Verbandszeug hat ein zwerg dabei, der aber noch nicht mitgegangen ist. Der kommt später nach. Und dieser hat auch eine interessante Geschichte zu erzählen.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-05-15T21:17:04+00:00 15.05.2016 23:17
Hi~~

Okay~ ich geb´s zu...
auch wenn es sich vielleicht dämlich anhört, Thorin tut mir genau so leid wie Cuna.
Der Beste bräuchte ne Therapie, Gewaltbewältugung oder so.
Ich meine ja nur... Soldaten die aus einem Krieg zurückkehren drehen mit Pech auch durch.
Und wenn Thorin eines erlebt hat dann doch wohl Mord und Totschlag am laufenden Band.
Denn das gerade der Thorin Cuna verletzen wollte glaube ich einfach nicht.

Das Cuna unter Schock stand war klar.
Bei sowas reagiert der Körper plötzlich total verrückt.
Ich hoffe es geht Cuna bald besser... obwohl wäre sie nicht in einem Krankenhaus besser aufgehoben als auf einem
Kinderspielplatz?

Bevor ich es vergesse, ein Hoch auf Cunas "Brüder" und ihre bärtigen Freunde.
Oder wie du es so schön ausgedrück hast... die Ritter der Königin...

Bin gespannt, wie es weiter geht.
Ob der Geschichte von Kili,
wer Cuna verartztet,
gibt es noch ein Donnerwetter für die vier Ritter,
und vor allem... wie geht es jetzt weiter?
Zweisamkeit oder Einsamkeit?

Ach was nicht grübeln, einfach weiter lesen. ^^
Das war wieder ein klasse Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
15.05.2016 23:27
Hallöchen,

nun unter normalen Umständen hättest du recht. Thorin bräuchte in diesem Fall eine Gewalt Therapie. Allerdings, wenn du Kilis Geschichte zu der Sache gehört /gelesen hast, wirst du denke ich etwas besser verstehen, was in dem kleinen Mann mit dem Schwarzen Bart so vorgegangen ist.
Das hat bei weitem nichts mit einem Kriegstrauma zu tun. Es ist wesentlich einfacher. Und doch irgendwie kompliziert.

Auf die Ritter wird in jedem Fall keine Strafe zu kommen. Die haben sich selbst aus Zwergensicht korrekt verhalten. Man muss die Schwester / Gute Freundin / Königin beschützen. Auch wenn es der eigene König / Onkel / gute Freund ist. (So viele Schrägstriche heute. Naja die Storry ist ja bereits sehr schräg :D)

Sicher sie wäre in einem Krankenhaus besser aufgehoben, aber dann würdest du noch eine weitere spannende Geschichte verpassen, die nach Kilis Story kommen wird. ^^

Aber um dich zu beruhigen. Es stand nie in Thorins Absicht seine Liebste zu verletzten. Das ist /war / wird immer ein Unfall bleiben. Wenn auch mit Folgen.

So genug gestrichelt. wünsche dir noch einen schönen Start in die neue Woche.

LG Virdra-sama
Von:  CC16
2015-07-11T07:03:24+00:00 11.07.2015 09:03
Hi, es wird Zeit einen neuen Begriff für Cliffhänger zu finden. Das toppt es echt. Ich kann mich da nur meinem "Vorkommentator" anschließen und versuchen meine Fingernägel in Sicherheit bringen....ich hoffe, du fährst jetzt nicht in den Urlaub und machst erst in zwei Wochen weiter. Bitte sag, dass das nicht der Fall ist. Gestern nach der Geschichte habe ich Hobbit Teil 1 angeschaut, weil ich unbedingt mal einen Thorin sehen musste, der ( noch) bei Verstand ist. Nur so zur Beruhigung. Ich freue mich auf die Fortsetzung VG CC16
Antwort von:  Virdra-sama
11.07.2015 11:25
huhu,

nur keine Sorge. In den Urlaub fahren kann ich mir nicht leisten. Ich versuche noch dieses Wochenende weiter zu schreiben. Und das mit dem Begriff neu erfinden. Naja ich kenne teilweise schlimmere Enden von Kapiteln. Da willste unbedingt weiterlesen und dann hört es auch mitten drin auf. Und im nächsten Kapitel geht das mit was neuem weiter.
Da denk ich mir immer WTF?! ^^
Zum Glück mach ich sowas nicht. Das liegt mir fern. Also es wird bald weiter gehen und der Zwergenkönig wird sich auch irgendwann beruhigt haben und wieder bei verstand sein. Ich denke dafür wird Dwalin schon sorgen.

LG Virdra-sama
Von:  bra08
2015-07-10T16:00:10+00:00 10.07.2015 18:00
Einen schönen Freitag Nachmittag ,
Na du bist aber fleißig . Ich hab mir gerade noch Gedanken über das letzte Kapitel gemacht und ZACK ist schon das nächste da. ^^
DANKE DANKE DANKE
Nun zum Inhalt . Oh Man ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Arme Cuna . Zum Glück sind ja ihre Brüder sofort zur Stelle und kümmern sich um sie. Und Ori ist wieder auf 180 , na hoffentlich macht er nicht später doch noch Dummheiten und legt sich mit unserem König an. Schließlich hat er ja Gefühle für Cuna. Da können einem schon mal die Ponyś durchgehen Oo. Kili und Fili haben mich allerdings am meisten beeindruckt. Das sie sich jemals gegen ihren Onkel stellen , ich glaube damit hat Thorin in tausend Jahren nicht gerechnet. Irgendwie tat er einen dann doch leid. Doch ich kann Cuna schon verstehen das sie erstmal Abstand braucht, Obwohl die Wunde doch erstmal hätte versorgt werden müssen. Na da wird Oin wohl wieder eine Menge zu tun haben. Aber eines muss ich dir jetzt noch sagen. * tief Luft hol
Das Ende des Kapitels ist der schlimmste Cliffhanger aller Zeiten !!! Ich fang doch noch an mir die Fingernägel abzukauen . ich halte es vor lauter Spannung nicht mehr aus . ARRGH!! Ich hab keinen Schimmer was Kili wohl den anderen erzählen könnte . Kannst du nicht einen klitzekleinen Hinweis geben ? *lieb guck
Wieder einmal ein spitzen Kapitel deinerseits. und wenn ich dabei drauf gehe ich warte auf die nächste Folge und bin gespannt wie ein Flitzebogen was wohl als nächstes passiert.

LG bra08
Antwort von:  Virdra-sama
11.07.2015 02:10
Hallöchen,

ja ich weiß meine Cliffhänger sind sehr fies.^^
Aber ohne diese wird eine Geschichte eben irgendwann langweilig. Leider kann ich dir keinen netten Hinweis über das geben, was Kili zu erzählen hat. Aber es wurde sich schon lange von mir gewünscht, dass ich ihn mal zu Wort kommen lasse und es hat definitiv was mit Thorins verhalten zu tun. Mehr Info geht nicht. Sorry. Schriftsteller Geheimnis. ^^
Und was Oin angeht. Der hat wohl gegenwärtig doch mehr mit dem Zustand seines Königs zu tun. Aber es gibt einen anderen Zwerg in der Gruppe, dessen ungeahnte Fähigkeiten ich einen winzigen Moment hervor heben möchte. Wer das ist und warum er das kann, werde ich natürlich erst dann verraten.
Zunächst ist erst mal Kili dran, dann kümmere ich mich um den Rest.

LG Virdra-sama


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