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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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75. Dinge die waren, Dinge die sind und manche Dinge über die man noch mal reden sollte

"Cuna? Wo kommen denn diese runden, flachen Scheiben hier hin?", fragte Nori und hielt einen ganzen Stapel CD-Rohlinge hoch. "Lass die erst noch mal da im Karton und hilf lieber Bofur und Fili dabei den Kleiderschrank aufzubauen", meinte ich und war gerade selbst dabei an meinem Schreibtisch herum zu werkeln, den mir die Zwerge bereits zerlegt nach Oben gebracht hatten. Eigentlich war es nicht mein Schreibtisch, sondern der Alte meines verstorbenen Mannes.

Meinen Eigenen hatte ich aus Platzgründen bereits kurz nach der Zeltstadt entsorgt. Dieser war auch nicht wirklich ein Schreibtisch gewesen, sondern nur ein einfacher PC-Tisch aus Metall, welcher über die Jahre schon einige Blessuren davon getragen hatte. Mit einem richtigen Schreibtisch war ich besser bedient, wenn ich später einmal in Arbeit kommen sollte. Das setzte allerdings voraus, dass ein gewisser Zwergenkönig mich auch arbeiten ließ.

Besagter Herr sah es nämlich schon zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich gern, wenn ich bei meinem eigenen Umzug mit Hand anlegte. Da war der kleine Unfall beim Kistenschleppen vom Morgen wohl mit schuld dran. Seit dem hatte er mich nichts mehr tragen oder tun lassen, dass in seinen Augen nicht auch seine Männer machen konnten. Eben ganz nach dem Motto, Frauen haben keine schweren Tätigkeiten dieser Art zu erledigen, wenn der eigene Mann im Hause ist. Diese Einstellung wurde im laufe des Tages noch ein klein wenig schlimmer.

Als es aber gerade um die Mittagszeit war, begann er sich erst richtig in seine Befehlslaune hinein zu steigern. Ich durfte ab dann nicht mal mehr auf meinen kleinen Zweitritt steigen, um ein paar Teller in den Küchenschrank zu räumen. Stattdessen sollte ich es vielmehr so machen wie er und seine Leute aus sicherer Entfernung dirigieren und anleiten.

Mir persönlich schmeckte die ganze Sache überhaupt nicht. Ich war immerhin eine Frau, die lieber selbst etwas in die Hand nahm. Dann wurde es aus meiner Sicht auch genau so, wie ich es haben wollte. Aber dank Thorin war ich buchstäblich dazu gezwungen, andere Leute meine Arbeit machen zu lassen. Dabei kam es natürlich dementsprechend immer wieder zu Missverständnissen und Koordinationsfehlern, die unweigerlich damit endeten, dass ein oder mehrere Zwerge über ihre viel zu großen Füße stolperten und zusätzlich noch mit einem dumpfen, aber spürbaren Poltern auf dem dem Boden landeten.

Da half auch kein gutes Zureden und Entschuldigen mehr, nachdem dies zum gefühlt hundertsten Mal passierte und sich Thorin beschämt eine Hand vor die Augen klatschte.

"Das Weibstück ist eindeutig nicht dafür geeignet irgendwem Befehle zu erteilen", formulierte Dwalin es ziemlich grantig, aber durchaus zutreffend, als er nebenher Nori von sich runter geschoben und mich säuerlich angesehen hatte. Und mit dieser Meinung, war er nicht lange allein geblieben. Irgendwann beschwerten sich alle über meine reichlich umständliche Führungsweise. Selbst der Zwergenkönig sah sich bald dazu genötigt mir zu sagen, ich solle mich vielleicht doch lieber auf das gerade aufgebaute Sofa setzen, das unter dem Fenster zum Balkon stand, damit es nicht zu noch mehr Unfällen kam. Ein bisschen schmerzte mich seine Anweisung auf den sogenannten Hundeplatz, aber ich kannte ja den Grund für mein klägliches Versagen in dieser Hinsicht.

Es war dieser eine wunde Punkt in meinem Leben, dem ich schon immer versucht hatte so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Nämlich das Anleiten und Führen von Mitarbeitern. Nicht mal während meiner ganzen Ausbildungszeit war ich dazu im Stande gewesen vernünftige und zielorientierte Anweisungen zu geben. Ich hatte zwar das Theaterstück während der Zeltstadt halbwegs gut mit den kleinen bärtigen Männern auf die Beine stellen können. Aber auch nur mit Unterstützung des Zwergenkönigs, der ja später eingegriffen hatte. Was andere Dinge, wie die Ordnung und Organisation in meinen eigenen vier Wänden und an meinem Arbeitsplatz betraf, war ich ein schier hoffnungsloser Fall. Da ich schlichtweg mit mir selbst nie im Reinen war und auch einfach nicht werden konnte. Darüber hinaus war ich mir stets uneinig darüber, wo ich etwas hin haben wollte und was als Nächstes zu tun war. Außerdem machte es mich zunehmend nervöser, wenn mir jemand mit großem Führungspotential, bei derartig jämmerlichen Versuchen über die Schulter sah. Genau dann passierten mir die meisten Fehler, welche eben zu kleineren Unfällen führen konnten.

Laiendarstellungen waren viel einfacher zu bewältigen. Da existierte immerhin eine Struktur und der Aufbau der Geschichte war bereits vorgegeben. Man musste ihn nur noch so umsetzen, wie er vorhanden war. Bei meinem Umzug musste ich viel improvisieren. Nun gut, sehr viel improvisieren. Was allerdings nicht allein an mir lag, sondern auch an den feinen, aber deutlich hervorgebrachten Ansprüchen meines Zukünftigen, welcher sein riesiges Zwergenego kein bisschen zurück zu schrauben versuchte, wie ich es von ihm in dem kleinen Gespräch verlangt hatte.

Nun ja, was hätte ich auch von ihm erwarten können? Vielleicht wäre es ratsamer gewesen ihm zu sagen, dass er mit einem Bein auf einem großen Gummiball stehend, Kettensägen über seinem Kopf jonglieren sollte. Das hätte er wahrscheinlich besser hin bekommen, als über seinen Schatten zu springen und die Vorstellung in meinem Kopf zu dieser Sache war darüber hinaus auch ziemlich erheiternd.

Aber von Jetzt auf Gleich konnte sich ja niemand wirklich ändern. Das brauchte sicherlich einige Zeit und unheimlich viel Geduld meinerseits, die ich selbst nur im geringem Maße besaß. Aber Zwerge hatten ja im Gegensatz zu mir doch etwas mehr Lebenszeit zur Verfügung. Und diese hier ganz besonders. Doch ich verschob kurz den Gedanken an solche Ereignisse, wie mein frühes Ableben auf später und beobachtete stattdessen seufzend und schweigend, wie die Männer sich mit dem Rest meiner Kisten in das Apartment hoch quälten.

Zu meinem und auch zum Glück einer Hand voll seiner Männer, pfiff der Zwergenkönig alle kurz nach zwei Uhr zusammen und verkündete, dass es langsam Zeit wurde die Habseligkeiten für die Feier am Abend herbei zu schaffen. Weshalb er mit der Hälfte seiner Leute für ein paar Stunden verschwand und mich mit dem Rest weiter Kartons auspacken und Möbelstücke aufbauen ließ. Wobei ich natürlich zum Zuschauen verdonnert werden sollte. Ich nickte seine Anweisung einfach mal ab und dachte mir nur meinen Teil dazu. Dass der feine Herr Eichenschild wirklich glaubte, ich würde mich weiterhin wie ein faules Stück auf dem Sofa herum lümmeln, während die übrigen Männer schufteten, war wirklich ein bisschen naiv. Dennoch ahnte ich schon, dass er wusste, ich würde mich nicht an das halten, was er mir aufgetragen hatte. Zumindest deutete das sein leicht schräger Blick auf mich an, als er nach meinem Nicken skeptisch eine Augenbraue in die Stirn gehoben hatte, bevor er sich von mir und der Hälfte seiner Leute bis auf Weiteres verabschiedete.

Wenigstens war der erträgliche Teil der Herren da geblieben. Dazu gehörten eigentlich die üblichen Verdächtigen, Nori, Bofur, Ori, der alte Balin, als Aufseher, und natürlich meine beiden Überraschungsmitbewohner, und selbsternannten, großen Brüder, Kili und Fili.

Balin nahm seinen Job als Aufseher über die Arbeiten im neuen Königreich Wohnibor, dem einsamen Apartment auf der Ecke des Plattenbaus, in diesem Fall sehr genau. Allerdings konnte ich ihn doch dazu überreden, trotz Thorins mahnender Worte ihm gegenüber, mich auch endlich wieder das tun zu lassen, was ich eigentlich als Besitzerin der ganzen Klamotten wollte. Selbst mit anpacken. Natürlich hatte das Argument, dass nun weitaus weniger Hände da waren, die die ganze Arbeit verrichten konnten, sehr überzeugt und ich versprach zusätzlich mich nur auf ganz leichte Tätigkeiten beschränken zu wollen.

Das hatte er mit einem leisen Seufzen abgenickt, unter der Voraussetzung, dass der Zwergenkönig von keinem der Anwesenden ein Wort darüber erfuhr. Doch wie ich mir bereits dachte, hatte sich in der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild eine kleine Gruppe mutiger Männer oder vielmehr Zwerge, bestehend aus jenen treuen Fünf zusammen getan, die sich auf die Seite ihrer Königin stellten und ein wenig den Befehlen ihres Königs trotzten. Natürlich nur, wenn sie mitbekamen, dass diese ein bisschen ungerecht von besagtem Herrn behandelt wurde.

Allen voran natürlich seine Neffen, die Thorins Eigenarten, über Alles und Jeden verfügen zu wollen, nur zu genüge kannten. Hatte dieser sie ja immerhin mit großgezogen. Was die anderen anging, so waren diese natürlich ihrem König weiterhin sehr ergebene Gefolgsleute, doch schien er ihnen die ganze Zeit in der Welt der Götter damit in den Ohren gelegen zu haben, dass sie mich fortan, als sein treues Frauchen, mit 'Meine Königin' anzusprechen hatten. Was sie dementsprechend irgendwann wohl sehr genervt hatte.

Das war auch so ein unmöglicher Gedanke, mit dem ich mich noch anfreunden musste. Ja, tatsächlich musste ich das früher oder später. So schwer es mir auch fiel. Es ging nicht mehr darum, ob ich wollte oder nicht. Ich musste schlichtweg. Auch wegen des lieben Hausfriedens willen. Ein ständig grantiger, kleiner, dunkelhaariger Zwergenmann, war wohl auf Dauer eine ziemliche Belastung für ein ruhiges Zusammenleben. Vor allem auf so eingeschränktem Raum. Das hatten sogar die beiden Jungs mehr als deutlich angemerkt, nachdem ihr Onkel zur Tür hinaus spaziert war.

Gut, zuvor hatte ich mehrere Jahre mit einem ständig grantigen, großen, kupferblonden Menschenmann zusammen gelebt und es auch recht gut ausgehalten. Doch war die Situation nun eine weitaus andere. Denn wir waren nie darauf angewiesen, unsere Wohnungen mit zwei weiteren Leuten teilen zu müssen. Und es schmeckte mir genauso wenig, wie Thorins Herumkommandiererei den halben Tag.

"Du musst es mal so sehen, Cuna. Du bekommst damit eine einmalige Gelegenheit. Nicht jede Frau wird sich rühmen dürfen, an der Seite eines echten Königs zu leben. Und Thorin ist ein ehrenhafter Zwerg, der nichts auf die kommen lässt, die er liebt. Deshalb kommt es dir vielleicht so vor, dass er ein wenig herrschsüchtig ist. Aber er tut dies rein aus Sorge um dein Wohlergehen", meinte Fili, der gerade eine Außenwand des Schranks fest hielt.

"Ja, ich weiß, Fili. Aber sei doch mal ehrlich. Euch geht er auch tierisch auf die Nerven, wenn er so ist wie grade eben, oder?", hakte ich nach und sah zum Jüngeren der beiden auf, der mir am Schreibtisch behilflich war. "Also, ein wenig schon. Aber er war schon immer so. Er hat schon sehr früh viel Verantwortung für alles tragen müssen. Aber die Familie kam für ihn stets an erster Stelle. Außer damals, als...", meinte Kili und stoppte einfach nachdenklich mitten in seinem Satz.

"Damals, als er den Arkenstein gesucht hat und der Drachenkrankheit verfallen war", ergänzte ich schlicht und erhob mich langsam, nachdem der dunkelhaarige Junge mit leicht betretener Miene nickte. "Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es wohl für euch war, als er so abgedreht ist. Gut, ich meine. Ich hab es in einer der Bildergeschichten gesehen, die es hier von euch gibt. Aber ich denke es ist doch wieder ein anderes Empfinden, wenn man direkt Live dabei ist", ergänzte ich und klopfte dem dunkelhaarigen Jungen tröstend auf die Schulter, da er diese in Gedanken ein wenig hängen ließ.

"Macht Euch darüber nicht so viele Gedanken. Das ist inzwischen Vergangenheit. Thorin war stark genug, um die Drachenkrankheit zu bezwingen, die sein Herz umklammert hielt. Und inzwischen ist er sogar über die Besessenheit des Steins hinweg, die damit einher ging. Ich habe die wage Vermutung, dass es vielleicht sogar an dieser Welt hier liegen könnte", warf Balin mit einem süffisanten Lächeln ein und strich sich dabei andächtig durch den langen, weißen Bart.

"Wie kommst du darauf, dass es an meiner Welt liegt, Balin?", fragte ich und zog einen neuen Karton heran, in dem einige Sachen von meinem PC verstaut waren.

"Nun ja. Ihr müsst Euch das so vorstellen, meine Liebe. In Mittelerde hat alles und ich meine damit auch alles, einen gewissen Klang. Jeder Baum, jeder Stein, ja jeder noch so kleine Lufthauch ist erfüllt von einer eigenen Melodie. Man kann sie nicht nur hören, wenn man gute Ohren hat, so wie die Elben. Nein, man kann sie sogar riechen, fühlen und schmecken. Natürlich sofern man dazu irgendwie im Stande ist, aber das ist bei uns fast jedes Lebewesen. Und die Melodie Mittelerdes singt nicht nur in solchen gewöhnlichen Dingen, sondern auch in uns selbst. Manchmal ist es eine besonders schöne, liebliche und verführerische Stimme. Aber dann kann sie auch wiederum grausam, blutrünstig oder besitzergreifend sein. Und jene besitzergreifende Melodie, singt unter anderem auch im Gold, welches wir Zwerge manches mal höher schätzen, als unser eigenes Leben und derer, die wir lieben sollten. Und je mehr wir davon horten, umso grausamer singt das Gold seine Melodie, bis sie sogar gewaltige Drachen anlockt. Aber ich denke, dass könnt Ihr Euch bereits denken", meinte der alte Zwerg und setzte eine leichte Trauermiene auf, die mich erahnen ließ, welche schwere Bürde die Sucht nach Gold für dieses unglaublich starke und stolze Volk war.

Wobei ich wiederum unterbewusst gewisse Parallelen zu den raffgierigen Menschen meiner Welt ziehen konnte. Besonders jene, die wie ich zur westlichen Gesellschaft gehörten und es sich sogar hier und da gönnten, mit Blattgold überzogenen Gänsebraten in sich hinein zu stopfen. Es drängte sich mir dabei der Gedanke auf, dass diese Sorte Mensch vielleicht sogar noch weit schlimmer an Goldsucht leiden konnte, wie es die Zwerge Mittelerdes taten. Oder eben genauso schlimm. Aber dazu fehlten mir schlichtweg die persönlichen Erfahrungen mit solchen Dingen. Erst recht über die Tatsache ob Zwerge, wenn sie der Sucht verfallen waren, tatsächlich ihr Gold genauso verspeisten. Darüber gaben die wenigen schriftlich festgehaltenen Informationen des Professor Tolkien, die ich besaß gar keine Auskunft. Vermutlich hatte sich dieser Mann nicht einmal selbst die Frage gestellt, ob diese kleinen Männer auf so eine unnütze Idee kämen.

Aber ich war davon überzeugt, dass sie so etwas niemals tun würden, geschweige denn wollten. Da bekäme sicherlich der Ausdruck "Geldscheißer" einen völlig neuen Blickwinkel, über den ich bei näherer Betrachtung nur mit dem Kopf schüttelte und mich wieder Balin zu wand. Dieser starrte mich leicht irritiert an, da er wohl nicht ganz verstand, was in meinem kranken Hirn so vor sich ging. Darauf wollte ich auch nicht wirklich näher eingehen.

Stattdessen versuchte ich den alten Zwerg etwas vom Thema abzubringen indem ich ihn fragte: "Wie ist es denn hier mit den Klängen? Also ich meine, könnt ihr die hier auch hören, sehen oder was weiß ich?"

Da lächelte Balin wieder ein klein wenig und neigte freundlich sein weißes Haupt. "Selbstverständlich. Auch hier gibt es Klänge. Und für meine Begriffe erstaunlich viele. Wobei diese uns bei weitem nicht ganz so zusagen, wie sie es in Mittelerde tun. Hier sind sie anders. Irgendwie. Dumpf und auch ein wenig kühl", meinte er und schielte dabei wie zufällig in Richtung meines Radioweckers, aus dem inzwischen nicht mehr Jan Waynes Technomusik drang, sondern die Stimme einer ganz besonderen Nervtröte namens Miley Syrus, die mal wieder mit ihrer Abrissbirne in irgendwelche Häuser rein rauschte. Denn ich hatte irgendwann auf allseitiges Bitten der kleinen Herren, die von Gloin so schön betitelte 'Bumsmusik', abgeschaltet und stattdessen einen schlichten Radiosender angemacht. Auch da ich keine Lust hatte in all dem Chaos, was noch vorherrschte, meine ganzen CDs heraus zu suchen.

Ich setzte derweil ein sehr mildes Lächeln auf und nickte dem alten Zwerg nur ruhig zu. "Ja. Manche Klänge meiner Welt sind nicht gerade die Allerbesten. Aber auf die Musik wollte ich eigentlich nicht hinaus", meinte ich und sah wie Balin nickte. "Es ist mir durchaus bewusst, was Ihr sagen wolltet. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist es hier so gesehen viel zu ruhig. In allem was ich bisher hier gesehen habe, steckt einfach nicht genug Leben, um auch nur einen schönen Klang von sich zu geben. Mit Euch war es im übrigen das Selbe", sagte er und wollte dabei eher beiläufig klingen. Ich hob leicht irritiert die Augenbrauen und legte den Kopf schief. "Mit mir war es das Selbe? Was meinst du?", hakte ich kurz nach und stellte dabei meine Tastatur und die Maus auf den Schreibtisch.

"In der Tat. Als wir auf Euch trafen, war Eure innere Melodie beinah verstummt. Aber ich denke, dazu sollte Thorin Euch lieber eine Antwort geben, sobald er wieder da ist", meinte der alte Zwerg und kümmerte sich dann ungewöhnlich schnell wieder um seine Pflicht. Sprich, er beaufsichtigte den Schrankaufbau.

"Seltsam, diese Zwerge", murmelte ich nachdenklich und seufzte daraufhin kurz, bevor ich mich wieder daran machte meinen PC weiter aufzubauen.

Der Nachmittag verlief so gesehen weitgehend ruhiger, als der Vormittag und die Mittagszeit. Auch wenn sich hier und da bei mir etwas die Müdigkeit breit machte. Was wohl daran lag, dass ich über Balins Worte vor mich hin philosophierte und auf keinen wirklichen Nenner kam. Ich erinnerte mich an diverse Gespräche mit dem Zwergenkönig, die ich gerade zu Anfang mit ihm geführt hatte, wo ich ihn noch gar nicht gekannt und für einen durchgeknallten Spinner gehalten hatte. Aber da waren nur irgendwo in meinem Hinterkopf ein paar Wortfetzen von übrig geblieben, die ich nicht ganz zuordnen konnte und mich noch mehr verwirrten als ohnehin schon. Auch mein permanentes Gähnen regte mich zusehends auf. Die ganze Müdigkeit schwand allerdings wenig später sehr schnell, durch eine ziemlich peinliche und unangenehme Entdeckung, welche nicht ich machte, sondern die kleinen Männer. Nun ja, eigentlich ein ganz bestimmter kleiner Mann.

"Was in Durins Namen ist das denn?!", kam plötzlich ein etwas empört klingender Ausruf von Bofur, der es endlich mit Hilfe von Fili und Nori geschafft hatte, den Schrank fertig aufzubauen und sich nun daran machen wollte, die Kisten mit der Aufschrift 'Kleidung' hinein zu räumen. Dabei schien er auf etwas gestoßen zu sein, was sowohl seine Neugier, als auch sein Unbehagen geweckt hatte. Ich hatte mich in der Zwischenzeit im Bad befunden, um meine Waschmaschine und den Trockner unter einem sehr anerkennenden Nicken von Balin anzuschließen, ehe ich davon aufgeschreckt mit dem alten Zwerg zurück in den Großraum des Apartments trat, wo die Anderen sich neugierig nach dem Zwerg mit der Mütze umsahen.

"Was schreist du denn so, Bofur?", sagte Kili, der mit etwas Geschirr an der Küchenzeile herum hantiert hatte und schließlich mit ein paar Schritten bei Bofur war. Diesem sah er kurz interessiert und erheitert über dessen Schulter, worauf hin ihm aber dann beim Anblick des Objektes, auf das sie gestoßen waren, etwas die Gesichtszüge entgleisten und ein kurzes "Oh." über seine Lippen huschte.

Auch die Anderen unterbrachen einfach ihre Arbeit, um nach dem Ausschau zu halten, was Bofur so sehr verstört haben musste. Nacheinander fielen ihnen vor Erstaunen und leicht verwirrtem Abscheu die Kinnlage runter, als sie einen Halbkreis um die Kiste bildeten. Ich trat mit ratloser und irritierter Miene näher und wusste zunächst einmal gar nicht, was die kleinen Männer für ein Problem hatten. Doch ich brauchte mich nicht wie sie über den Karton zu beugen, um das, was sie so sehr in Aufruhr versetzte, mit eigenen Augen zu sehen.

Denn schon hatte Bofur in die Kiste gegriffen und mit sehr andächtiger Miene ein etwa zwanzig Zentimeter langes, schwarzes Ding heraus geholt. Es war in der gesamten Länge abgerundet, zu einer Seite spitz, aber nicht scharf zulaufend und auf der anderen mit kleinen glitzernden Plastiksteinchen besetzt.

Mir klappte vor Entsetzen der Mund auf. Oh scheiße, bitte nicht DAS, schoss es mir durch den Kopf.

Alles in mir fuhr zusammen und verkrampfte panisch. Diese fatale Entdeckung sorgte zunächst dafür, dass ich stocksteif auf der Stelle stehen blieb und der ganzen Sache wie versteinert seinen Lauf ließ. Denn eigentlich hätten sie gerade DAS niemals zu Gesicht bekommen dürfen. Aber nun war es eindeutig zu spät und ich geriet nicht nur wegen der aufgezogenen Nachmittagshitze sehr ins Schwitzen.

Als Bofur das sonderbare Teil nämlich über den Kopf hielt erkannte ich genau, was das für ein Gegenstand war. Und eigentlich hätte ich es ihm sofort aus den Zwergenhänden reißen müssen. Aber irgendwie versagten mir meine Beine den Dienst, weshalb ich nur sprachlos zusehen konnte, wie die Männer das Ding genauer unter die Lupe nahmen.

"Was für ein eigenwilliges Ding", meinte Fili und hob grübelnd die Augenbrauen. "Was mag das nur sein?", fragte Ori murmelnd und tippte kurz dagegen. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung", meinte Balin und strich sich nachdenklich durch den Bart. "Es wirkt wie aus Metall und ist schwarz angemalt, aber was sollen bitte diese falschen Edelsteine an dem einen Ende", murmelte Bofur und drehte dieses dann mit einer Hand. Doch damit war die Katastrophe perfekt. Denn es sorgte dafür, dass er es schaffte es anzuschalten und kurz drauf erschrocken los zu lassen, da es unwillkürlich anfing brummend zu vibrieren. Das stürzte die Herren in noch größere, geistige Verwirrung wenn nicht sogar panik, als es unter diesen Umständen über den nicht mehr ganz so sauberen PVC-Boden hoppelte.

"Es lebt!", rief Ori aus und versteckte sich hinter seinem Bruder, der mit ihm etwas zurück wich. Kili und Fili schienen stattdessen neugierig interessiert an dem Gerät zu sein und Bofur kicherte über das Ding, das sich so munter über den Boden fortbewegte. Balin schüttelte nur den Kopf und hob die Augenbrauen weit in die Stirn.

Mir schoss derweil sämtliches Blut in den Kopf und ich erwachte schließlich aus meiner kleinen Schockstarre. Ich stürzte hastig auf die Männer zu und riss dem Zwerg mit der Mütze das Ding aus der Hand, welches er immer noch munter lachend wieder vom Boden aufgehoben hatte. Ein wenig verblüfft über meine Reaktion, hörte dieser auf zu lachen und legte leicht fragend den behuteten Kopf schief. "Hey? Warum nimmst du es mir weg?", fragte er doch ignorierte ich die Frage und drehte an dem mit Plastiksteinchen besetzten Ende, damit es aufhörte zu vibrieren. Danach ging ich zunächst Wortlos zu meinem Schlafsofa und verstaute es unter mehreren Lagen Bücher im Wäschekasten. Dabei beobachteten mich die Männer sehr argwöhnisch. Schließlich war es Nori, der als Erster wieder das Wort ergriff, nachdem ich mich weiterhin in Schweigen über diese peinliche Sache hüllte.

"Cuna? Was ist los? Was war das für ein Ding?", fragte er, nachdem ich den Wäschekasten mit einem kleinen Knall zu gemacht hatte.

"Das geht euch nichts an. Das ist Privat", entgegnete ich entrüstet und ziemlich barsch, was sie alle fragende Blicke austauschen ließ. Eigentlich wusste ich, dass meine ganze Aktion in dem Moment nicht wirklich etwas gebracht hatte, da sie es ja eh gesehen hatte. Trotzdem wollte ich gewisse Grenzen und Prioritäten setzen. Und so eine intime Sache, war wirklich nicht für Zwergenohren gedacht.

"Was hast du denn auf einmal?", hakte Fili ein wenig belustigt, aber auch leicht besorgt nach, da er mich bisher noch nie derartig aufgebracht gesehen hatte. Von meinem unfreundlichen Tonfall einmal abgesehen, den ich für gewöhnlich gar nicht gerne anschlug. Dabei waren die Herren nicht mal schuld an dieser Begegnung der vibrierenden Art. Sondern ich, weil ich nicht aufgepasst hatte, was sie auspackten. So gesehen war ich dann doch eher wütend auf mich selbst, als ich Fili Antwort gab.

"Nichts. Gar nichts. Tut mir leid. Aber das ist eine Sache, über die kann und will ich nicht mit euch reden. Sie ist einfach viel zu. Verstörend für euch, okay?", schnaufte ich bedröppelt und schlurfe sehr betreten zurück ins Bad, wo ich die Werkzeuge einsammeln wollte, die ich für den Anschluss der Waschmaschine gebraucht hatte. Mein Kopf fühlte sich auch wieder so an, als wäre er vor Scham knall rot, wie eine Alarmleuchte. Innerlich ohrfeigte ich mich schon dafür, als ich die Zangen und Schraubenschlüssel in den alten Werkzeugkasten meines Verblichenen legte. Ich bereute es zum Einen so ausrastete zu sein und zum Anderen nicht darauf geachtet zu haben, was die Zwerge in ihre Hände nahmen.

Nun hatten sie ausgerechnet mein aller privatestes Privateigentum entdeckt und würden mit Sicherheit nicht eher Ruhe geben, bis sie heraus gefunden hatten, was man mit dem zwanzig Zentimeter langen, schwarzen, brummenden und vibrierenden Gerät anstellte, das hoffentlich weiterhin im Wäschekasten des Schlafsofas lag. Die Sache war wirklich verzwickt. Genauso wie mich mein dummes Gewissen, welches mich wegen meinem kleinen Ausraster zwickte.

Aber wie um alles in der Welt sollte ich ausgerechnet diesen sehr konservativen Kerlchen die Funktion eines modernen Sexspielzeuges erklären? Gut, irgendwann würde ich sicher dazu genötigt sein Kili und Fili über die Liebespraktiken meiner Welt aufklären zu müssen, wenn sie irgendwann mal des Nachts, ab einer gewissen Uhrzeit durch die Sender im Fernseher schalteten und dabei die allseits beliebten Nummernshows in der Werbung entdeckten, wo sich die lüsternen Schwestern oder die einsame Jungfrau ab fünfzig herum trieben.

Doch wollte ich das nicht zu diesem Zeitpunkt tun. Schon gar nicht unter diesen stressgeplagten Umständen. Sie würden mich gewiss allesamt mit einer Mischung aus Entrüstung und mitleidigem Lächeln ansehen. Das war das Letzte, was ich zu dieser Zeit brauchte.

Nein. Die würden von mir keinerlei Erklärung dazu erhalten. Auch der Zwergenkönig nicht, sollte er von seinen beiden Neffen erfahren, dass ich da so ein sonderbares Ding besaß, welches vor sich hin brummte und über das ich kein Wort verlieren wollte.

Das würde sowieso noch für einigen Gesprächsstoff sorgen, sobald die Feier am Abend im vollen Gange war und vermutlich auch zusammen mit der Laune, der Alkoholpegel wieder deutlich ansteigen würde. Selbst wenn ich Thorin zunächst gesagt hatte, dass ich mich sehr auf die Zwergenparty freute, so war dies doch in meinem Hinterkopf mit leichtem Unbehagen über meine Lippen gekommen. Und nach dieser beschämenden Situation erst recht.

"Cuna?", hörte ich plötzlich die leicht zögerliche Stimme von Ori zu mir ins Bad dringen, weshalb ich erschrocken den Kopf hob und mir umgehend mit einem dumpfen 'Klonk' den Kopf unter dem Waschbecken stieß. Ich stöhnte kurz vor Schmerz auf und schüttelte mich ein wenig. "Oh. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte der junge Zwerg hastig und beugte sich sofort zu mir runter, um mir behutsam eine Hand auf die Schulter zu legen. "Autsch. Ah. Verdammt. Das Bad ist definitiv zu klein", grollte ich vor mich hin und blieb noch etwas auf den Knien sitzen, bis der pochende Schmerz ein wenig nachließ. Dabei rieb ich mir den Hinterkopf und blinzelte die Tränen weg, die sich davon in meinem Augenwinkel gesammelt hatten.

"Es tut mir wirklich unglaublich leid, Cuna. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken", meinte Ori ein wenig betreten und versuchte doch irgendwie sanft zu klingen, als er mir zur Beruhigung die Schulter streichelte.

"Ach. Ist. Ist schon okay. So was passiert mir eigentlich dauernd. Was möchtest du denn?", hakte ich zähneknirschend nach und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. "Also. Äh.... Nun ja", stammelte der dunkelblonde Bursche und ich sah, wie sich hinter seinem Bart die Wangen rosa färbten. "Ja?", fragte ich noch einmal eindringlich und versuchte ihn aufmunternd anzulächeln.

Er räusperte sich kurz und setzte sich dann zu mir auf den Boden, damit wir zumindest ein wenig auf Augenhöhe waren, ehe er mir sein Anliegen vor trug. "Also. Also es geht mich ja eigentlich nichts an. Und. Ich weiß, es steht mir nicht zu. Aber. Ich mache mir ein wenig Sorgen um dich und. Dein Wohlergehen", sagte er dann und wurde mit jedem Wort ein bisschen leiser. Ich hob leicht verwirrt die Augenbrauen und legte den Kopf schief. "Du sorgst dich um mein Wohlergehen? Warum? Wegen dem Vorfall gerade?", erkundigte ich mich bei ihm, doch er zuckte nur unschlüssig mit den Schultern.

"Das auch. Nein. Es ist nur. Ich. Naja ich weiß, dass du deine Entscheidung getroffen hast und dass du Thorin über alles liebst. Aber. Aber ich bin der Meinung, dass... dass er...", stammelte er auf einmal leicht verdrießlich und ein Hauch von Ärger lag auf seinen unschuldig anmutenden Gesichtszügen, was mir trotz meiner neu aufkommenden Kopfschmerzen nicht entging. Natürlich wusste ich, dass der kleine Kerl wohl immer noch gewisse Gefühle für mich hegte, deshalb war es auch unschwer für mich zu erkennen, was er mir eigentlich sagen wollte, sich aber nicht traute.

"Du denkst, er ist nicht gut genug für mich", meinte ich dann und sah, wie ihm leicht empört und ertappt der Mund auf klappte, da ich offenbar mitten ins Schwarze getroffen hatte. "Ich. Also. Ich. Ja. Ja, das denke ich. Und. Und ich finde, du. Du hast einfach etwas besseres verdient", platzte es dann einfach aus ihm heraus und drückte seine Hand an meiner Schulter etwas fester.

"Was meinst du bitte mit besser? Gibt es da irgendwas, was du mir sagen willst", entgegnete ich und hatte das ungute Gefühl, dass sich da irgendetwas im Kopf des Jungen zusammen braute, das weder gut für ihn, noch für mich werden würde. Vorausgesetzt, wenn es sich denn um das handelte, was ich vermutete.

Ori zögerte nach meinen Fragen wieder und biss sich verlegen auf die Unterlippe, doch dann wagte er schließlich einen enorm weiten Schritt nach vorne, der mein Unbehagen tatsächlich bestätigte. "Hör zu. Ich. Ich mag dich immer noch viel zu sehr. Und ich will nicht, dass Thorin dir das Herz bricht. Er ist mein König und ich bin ihm stets loyal ergeben und in allen Belangen behilflich. Aber er tut dir einfach nicht gut. Er bevormundet dich die ganze Zeit über. Außerdem fängst du auch langsam an dich so aufzuführen wie er. Und das nur wegen so einen komischen Ding. Das war damals mit dem Arkenstein genauso. Du hättest einen Mann an deiner Seite verdient, der sich nicht nur liebevoll um dich sorgt, sondern dir auch deine Freiheiten lässt die du brauchst. Und der dich vor derlei bösen Dingen bewahrt, die dich offenbar auch besessen machen", raunte er mir dann wütend entgegen und sprang energisch auf seine kurzen Beinchen, damit er eine kämpferische Pose einnehmen konnte.

Ich riss die Augen weit auf und musste erst einmal genau in meinem pochenden Schädel realisieren, was er gerade meinte. Als ich dann endlich den passenden Faden gefunden hatte, ging mir ein Licht auf und ich konnte gar nicht anders als lauthals los zu lachen. Nein, ich lachte ihn gewiss nicht aus, für die lieben Worte, die er mir geschenkt hatte. Es war einfach nur urkomisch, was sich der arme, kleine Bursche in seinem dunkelblonden Kopf versucht hatte zusammen zu reimen. Und das nur wegen einem lächerlichen Vibrator.

Allerdings merkte ich dann doch, dass mein Lachen ihn sehr irritierte und ein wenig verstörte. Wenn nicht sogar beleidigte. Denn er hatte die Worte durchaus ernst gemeint. Allein diese Tatsache, ließ mich nach meinem kleinen Lachanfall kurz durchatmen und betreten mit dem Kopf schütteln. Vielleicht sollte ich ihm das Geheimnis des brummenden Dingsbums als Erstem erzählen, dachte ich. Nur damit er beruhigt war und sich nicht noch mehr Sorgen um mein Wohlergehen machte. Immerhin wusste ich, dass er noch sehr viel für mich fühlte. Vielleicht sogar zu viel, was ich zu seinem Bedauern einfach nicht erwidern konnte. Ich war eine treue Seele und ich liebte nun einmal den Zwergenkönig. Da war nichts dran zu rütteln. Auch wenn er es mir sehr schwer machte, mit seinen manchmal nervigen Eigenarten. Aber ich hatte ja schon eine andere Seite von ihm kennen gelernt. Eine die wohl seine Männer in dieser Form nicht kannten. Und vermutlich nie kennen lernen würden. Für sie war er wohl immer nur der strenge, beherzte, energische Anführer und König. Das würde er für sie immer bleiben. Nur für mich würde er von Zeit zu Zeit diese Maske ablegen.

Aber nun ging es zunächst einmal nicht darum sich über Thorin, der sicher in einigen Stunden oder Minuten wieder auftauchen würde, Gedanken zu machen. Sondern die Zweifel des sehr jungen Zwerges zu zerstreuen, der mich immer noch verwirrt und inzwischen sogar leicht verletzt ansah.

"Oh. Mann. Ori..", erwiderte ich seufzend und drückte mich langsam auf die Beine. Behutsam drehte ich mich zu dem kleinen Kerl um und schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln, ehe ich fort fuhr. "Hör zu. Es tut mir leid, dass ich gerade so gelacht habe. Aber glaub mir, deine Sorgen, was das Ding angeht sind vollkommen unbegründet. Du denkst sicher, dass es eine ähnliche Macht besitzt, wie der Arkenstein. Aber da täuscht du dich. Ich habe nur so. Naja. Aufbrausend reagiert, weil. Weil dieser Gegenstand etwas sehr, sehr, sehr Persönliches ist. Etwas, dass keiner von euch hätte sehen dürfen", erklärte ich ihm einigermaßen ruhig und sah wie sich langsam eine Augenbraue unter sein fein säuberlich geschnittenes Pony schob. "Aber. Warum? Ist es denn irgendwie gefährlich? Kann es einen blenden, wenn man es zu lange ansieht", hakte er ein wenig beschwichtigt, aber immer noch ziemlich besorgt nach.

"Nur wenn man es jemandem direkt ins Augen rammen würde. Aber dafür ist es nicht gedacht. Es hat eigentlich eine ganz andere Funktion", meinte ich und legte peinlich berührt eine Hand auf meinen pochenden Hinterkopf. "Welche denn?", fragte er nun deutlich interessiert und lächelte mich etwas aufmunternd an.

"Weißt du.... also. Das Ding ist. Für... einsame Stunden gedacht. Also für sehr, seeeehr einsame Stunden", erwiderte ich und zog das Unausweichliche noch ein wenig in die Länge, schenkte dem Burschen aber einen vielsagenden Blick und hoffte, dass er diesen verstand. Doch leider stellte ich aufgrund seines weiterhin fragenden und neugierigen Gesichtsausdruckes fest, dass er überhaupt nichts begriffen hatte.

Schließlich erbarmte ich mich, holte einmal ganz tief Luft und beugte mich bis zu seinem rechten Ohr hinunter, um ihm die ganze Sache zu erklären. "M-m-m-m-m-Mahal", stotterte er nur kurz drauf. Ich hätte beinahe schwören können, dass über seinem Kopf eine kleine Dunstwolke erschienen war, da er plötzlich so erhitzt von den Einzelheiten wirkte, wie ein vergessener alter Teekessel auf dem Herd. Auch meinte ich dabei ein kurzes Pfeifen zu hören. Doch hielt ich es lediglich für Einbildung. Ich atmete seufzend aus und schüttelte beschämt den Kopf. "Tut mir leid, dass ich dich so schocken musste, Ori. Aber zumindest, weißt du jetzt, dass du dir keine Sorgen mehr machen musst", erklärte ich feierlich und klopfte ihm behutsam auf die Schultern. Der kleine Bursche schüttelte energisch mit dem Kopf und meinte: "Ist. Ist nicht so schlimm, wie du denkst. Du. Du brauchst dich dafür nicht entschuldigen. Aber jetzt. Kann ich zumindest verstehen, warum du nichts sagen wolltest. Das. Das hätte ich an deiner Stelle auch niemandem sagen wollen."

"Würdest du mir dann auch den Gefallen tun, es zumindest fürs Erste keinem der anderen zu erzählen? Du weißt ja jetzt, warum es so persönlich ist", bat ich ihn mit einem freundlichen Lächeln, woraufhin er kurz schluckte. "Ja. Ja, natürlich. Mach ich doch gerne. Ich gebe dir mein Wort als Zwerg und Ehrenmann, dass keine Worte dazu aus meinem Mund kommen werden. Wenn doch reiße ich mir eigenhändig die Barhaare aus", sagte er dann und versuchte sehr entschlossen zu klingen, wobei ich kurz kichern musste. "Den Bart kannst du ruhig dran lassen. Ich will ja nicht dafür verantwortlich sein, wenn du plötzlich bei den Zwergendamen unansehnlich wirst. Sofern du noch mal welchen begegnest", erwiderte ich ihm belustigt.

Ein wenig verlegen begann er zu nicken, pfriemelte sich dabei an seinem alten Wollpulli herum und grinste sacht mit geröteten Wangen. Da hatte ich den armen Knirps wohl dezent verbal Entjungfert. Schöner Mist. Ich hoffte sehr, dass das nicht Dori zu hören bekam. Der würde mir sicherlich ordentlich die Meinung geigen, was die Aufklärung seines jüngsten Bruders anging, der sich immer noch wie ein überhitzter Teekessel verhielt.

Wieder meinte ich ein Pfeifen zu hören, doch diesmal etwas deutlicher. Ich schüttelte irritiert den Kopf. "Hast du das auch grade gehört?", fragte ich ihn und er hob wieder fragend den Blick. "Was meinst du?", hakte er nach, als im selben Moment ein dritter Pfiff ertönte und ihn nun aufhorchen ließ. "Das kam von draußen", meinte er schlicht, machte auf dem Absatz kehrt und ging schnurstracks zur Wohnungstür, welche er öffnete und auf den Außenbalkon stiefelte.

Ich kam ihm langsam hinterher, als ein vierter Pfiff zu hören war und nun auch den Rest der Bande aus dem Apartment lockte. Nachdem ich zu Ori hinaus getreten war, schaute ich nach unten vor den Plattenbau. Thorin, der offensichtlich die ganze Zeit über gepfiffen hatte, war mit dem anderen Teil seiner Gruppe zurück gekehrt und sie hatten einiges mit im Gepäck.

Da waren Fässer, Säcke und Körbe voll mit Speisen und Getränken, wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Nun konnte die Party also steigen. Und dem ganzen Sammelsurium nach, würde es ein verdammt feuchtfröhlicher Abend werden.
 

Soviel war sicher.
 

-75. Dinge die waren, Dinge die sind und manche Dinge über die man noch mal reden sollte / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leserinnen und Leser.

Puh. Da hab ich mich mal wieder ganz schön verausgabt bei dem Kapitel. Aber wann bekommt man schon mal die Gelegenheit jungen Zwergen so ein paar leicht sdchmutzige Erklärungen in den Kopf zu zimmern?
Nunja, was an einem kleinen Erwachsenen Spielzeug eben alles schmutzig sein kann.... (Dazu äußere ich mich besser nicht xD)

Ich hoffe euch hat es mal wieder gefallen und freut euch schon darauf, wenn die große Wohnungsfete steigt.

Ich freu mich auf alle fälle, wenn ihr mit feiert!

Liebe Grüße Eure Virdra-sama^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-08-08T15:13:27+00:00 08.08.2016 17:13
Hey,
ach du liebesbischen, ja wie soll Frau denn sooo was erklären? Klar das Cuna knall rot geworden ist, wer wäre es nicht?
Nun das Bild mit dem Dampf und dem Pfeifen aus den Ohren von Ori, ja das hab ich jetzt im Kopf.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
08.08.2016 17:16
Hallöchen,

tja was die moderne Frau von heute alles so im schrank hat. Da schleckern den Männern aus dem Mittelalter derbe die Ohren. XD
Der Arme Ori. Naja es gibt ja bald ablenkung in form von Essen. Das muss aber noch zubereitet werden und das kann auch abenteuerlich werden.^^

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-05-22T18:26:43+00:00 22.05.2016 20:26
Huhu,
als ob ich es geahnt hätte, Thorin hat sein Ego überhaupt nicht runtergeschraubt, im Gegenteil. Oh ich kann Cuna verstehen, ich hab auch so meine Probleme mit der Führung. Ach du schreck, ein Vibrator, das die Zwerge neugierig sind zu erfahren was es damit auf sich hat glaube ich gern. Die Herren kennen so etwas spezielles ja nicht. Ich hätte da auch meine Schwierigkeiten das zu erklären, zu mal ich aussehen würde wie eine überreife Tomate.
Jetzt sind die anderen auch wieder zurück na mal sehen wie es da jetzt weiter geht.

War ein Prima Kapitel

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
22.05.2016 20:45
Hallöchen,

glaub mir, jetzt wird es erst richtig interessant. Und Thorin kriegt sein Ego noch nicht in den griff. Um das zu bewerkstelligen, muss erst etwas passieren, was ihm aufzeigt, dass er definitiv zu weit gegangen ist. War ja damals im Erebor auch so.
Ich warne aber an dieser Stelle schonmal kurz vor. Könnte sein, dass dir dieser Moment nicht ganz so gut gefallen könnte. Es gab viele denen das übel aufgestoßen ist. Aber bis dahin dauert es noch ein paar Kapitel. Erstmal wird die Party vorbereitet.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-04-22T19:44:34+00:00 22.04.2016 21:44
Hi~~

Wenn ich glaub da kommt nix mehr... kommt da ein Dildo daher. *lach*
Jaaaa das ist Cunas Schaaaaatzzzz!
Über den sie natürlich nicht reden will. *prust*
War der kleine Ori denn schon aufgeklärt? Nach seiner Reaktion zu urteilen nicht wirklich. ^///^

Alleine dieser Spruch ist Gold wert.
"Im neuen Königreich Wohnibor, dem einsamen Apartment auf der Ecke des Plattenbaus."
Da muss man erst mal drauf kommen. ^^

Na das wird ein Gelage. Und Prost.
Schönes Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
22.04.2016 22:04
Hallöchen,

na auf das Gelage kannst du dich freuen. Es wird gefeiert, gesungen, gegessen und auch getrunken. Die Frage ist nur, ob Cuna das so einfach wegsteckt. Ich sage mal, die Nahrungsmittel als Mittelerde sind etwas besonders. :D

Und... nunja.... Ich glaube "Aufgeklärt" ist keiner der Zwerge wenn es um die Sexspielzeuge der Modernen Zivilisation geht. XD

Was den Spruch angeht, der war ein Spontaneinfall von mir. Eigtentlich dachte ich der wäre nach dem Sandybor schon irgendwie ausgelutscht. Da lag ich wohl falsch.

Schön wenn er dir gefallen hat. Und jetzt gehts erstmal in Richtung Party.

LG Virdra-sama


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