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Wo dein Herz schlägt

Star Trek: Classic
von
Koautor:  CaptainCalvinCat

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Mit dem Rücken zur Wand

Als James T. Kirk zehn Minuten später wieder auf der Brücke des klingonischen Bird-of-Prey auftauchte, wirkte das Szenario sehr vertraut.

Sulu saß immer noch an der Flugkontrolle und steuerte das – in seinen Augen unästhetische - Raumschiff nach Vulkan. Chekov saß nur unweit von ihm entfernt an der taktischen Konsole. Zumindest nahm Kirk an, dass es sich um die Taktik handelte.

Auch Saavik war anwesend. Sie saß mit kerzengeradem Rücken an einer Konsole, die entweder für die Kommunikation oder die Wissenschaft vorgesehen war. Aber irgendwie glaubte Kirk nicht daran, dass es auf einem klingonischen Schlachtkreuzer tatsächlich eine wissenschaftliche Abteilung gab.

"Machen Sie sich mit der Kommunikation vertraut, Lieutenant?", fragte Kirk und schritt zur vulkanisch-romulanischen Frau herüber.

Sie hatte viel verloren, in den letzten Tagen und Wochen - erst ihren Mentor, dann David, von dem Kirk wusste, dass er mit Saavik so etwas wie eine Beziehung gehabt hatte, schließlich hatte er die beiden gesehen, als sie in ihr Quartier verschwunden waren.

Aber eigentlich war sie von dieser Crew diejenige, die noch eine Perspektive hatte. Seine Karriere - die seiner Crew - war zu Ende. Ihre hatte gerade erst begonnen.

"Ich versuche es, Admiral", erwiderte Saavik ohne Kirk anzusehen. "Ich bin mit diesem Dialekt nicht besonders gut vertraut, deswegen kann ich nicht sagen, ob meine Übersetzungen stimmen."

"Nun, um unser aller Willen hoffe ich, dass Sie nicht jeden Captain im Umkreis von drei Lichtjahren auffordern, uns - Sie kennen das Götz von Berlechingen-Zitat?", fragte Kirk und schenkte ihr eines seiner aufmunternden Lächeln, in der Hoffnung, dass es genau dies tat.

Die Vulkanierin wandte sich zu Kirk um und sah ihn fragend an. "Nein, Sir. Dieses Zitat ist mir nicht vertraut. Ich nehme an, es handelt sich um ein irdisches Zitat?"

Kurzzeitig war Stille auf der Brücke, dann hörte man, wie Kirk, der sich auf den Kommandosessel des klingonischen Bird-of-Preys gesetzt hatte, den Stuhl in die andere Richtung drehte und sich einen Lachanfall verkneifen musste.

Mit Tränen in den Augen drehte er sich nach handgestoppten vierunddreißig Sekunden zu Saavik um. "Ja, Lieutenant", sagte er und in seiner Stimme klang immer noch leichtes Amüsement nach. "Es bedeutet, dass uns die Captains mal am Abend besuchen können."

Saavik runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. Mit einem kurzen Seitenblick stellte sie fest, dass sich Sulu und Chekov grinsend ansahen. Und auch Kirk sah sehr amüsiert aus.

Sie beobachtete die Mimik des Admirals und versuchte herauszufinden, was so furchtbar komisch war. Sie ahnte, dass es sich dabei um menschlichen Humor handelte, aber die Logik dahinter erschloss sich ihr nicht.

"Sir, ich kann Ihnen nicht folgen. Was bedeutet dieser Ausspruch?"

Erneut musste Kirk sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen.

Es handelte sich bei Saavik um eine Repräsentantin einer anderen Kultur, sie kannte menschliche Sprichwörter nicht. Spock war da anders gestrickt.

In dem Moment, in dem ihn diese Erkenntnis traf, verrutschten seine Gesichtszüge und er starrte sie aus tieftraurigen Augen an. Wenn er doch nur wüsste, ob Spock wieder der Alte werden würde.

Kurz räusperte er sich und sah zu Saavik. "Er bedeutet lediglich, dass derjenige, der diesen Ausspruch tätigt, sagen will, dass er beispielsweise demjenigen, zu dem er es sagt, überlegen ist."

"Sie wollen damit also ausdrücken, dass Sie der Meinung sind, dass Sie allen Raumschiff-Kommandanten der Föderation überlegen sind?"

Auch wenn es Saavik schwer fiel, es zuzugeben: Sie fühlte sich gerade sehr unwohl auf der Brücke - zwischen Kirk, Sulu und Chekov. Wenn Spock hier gewesen wäre, hätte er ihr sicher erklären können, was der Admiral genau meinte. So aber musste sie versuchen, alleine darauf zu kommen.

Und sie hatte das ungute Gefühl, dass sie wieder ein Fettnäpfchen erwischt hatte.

"Nein, das ... das meinte ich nicht", sagte Kirk und es regte sich ehrliche Anteilnahme in ihm.

Es war auch nicht gerade ein feiner Zug, einer Frau, die aus einer komplett anderen kulturellen Ecke kam, menschliche Sprichwörter um die spitzen Ohren zu werfen.

"Ich meinte nur, dass Sie das nicht senden sollen", erklärte er und schaute sie an. "Ich wollte einen Witz machen."

"Einen Witz?", echote Saavik und hob eine Augenbraue.

"Ja, einen Witz, eine Geschichte mit einem humoristischen Höhepunkt", erklärte Kirk und sah sie an. "Eigentlich wollte ich nur fragen, wie es im Funkverkehr zurzeit aussieht?"

Saavik musterte Kirk einen kurzen Moment, ehe sie einen kurzen Blick auf die Anzeigen der Konsole warf und dem Admiral antwortete. "Momentan wahren wir Funkstille, Sir. Aber von Starfleet-Command gehen sehr viele Funksprüche zu den anderen Sternenflotten-Raumschiffen in den umliegenden Sektoren."

"Und was sagen diese Funksprüche?", fragte Kirk und legte seine Stirn in Falten.

Es würde ihn wundern, wenn schon irgendetwas über ihn bekannt war. Er war sich sicher, dass einige Offiziere jetzt schon die Vermutung äußerten, dass dies das Werk von 'James T. Kirk, dem alten Draufgänger' war.

"Es handelt sich um allgemeine Anweisungen. Es heißt unter anderem, dass sich uns niemand in den Weg stellen soll und uns ungehindert bis Vulkan passieren lassen soll. Aber gleichzeitig sagt das Oberkommando auch, dass uns einige Raumschiffe folgen sollen, für den Fall, dass es sich um eine Taktik der Klingonen handelt."

"Wir haben wirklich freie Bahn bis Vulkan?", fragte Chekov mit misstrauischem Unterton in der Stimme und sah erst zu Kirk und dann zu Saavik.

"Offenbar", flüsterte Sulu dem Russen zu. "Aber ich muss zugeben, ich bin ebenfalls stark verwundert."

"Ich auch", gab Kirk zu. "Ich hatte eigentlich befürchtet, dass man uns aus dem All pusten könnte." Damit wandte er sich zu Saavik. "Und haben Sie irgendwelche Registriernummern und Namen von Schiffen, die uns zu folgen abgestellt wurden?"

"Eines der Schiffe soll die Excelsior sein", erwiderte die Vulkanierin und warf Sulu einen kurzen Blick zu. "Sie soll uns von der Erde bis nach Vulkan eskortieren."

Kirk sah zu Sulu, der ihn ebenfalls anschaute und ihm dann einfach nur zunickte.

'Ich habe Ihnen doch vergeben, Admiral. Außerdem tun wir es für eine gute Sache', schoss es dem Asiaten durch den Kopf und er wandte sich wieder der Navigationskonsole zu.

"Wir erreichen Vulkan in knapp drei Stunden", sagte er laut und tat so, als habe er Saaviks Bemerkung überhört.

"Gut, Mister Sulu", antwortete Kirk und drückte auf den Kommunikationsknopf in der Konsole neben dem Sessel des Kommandanten. "Kirk an Krankenstation?"

Für einige Sekunden konnte man nur Statik aus den Lautsprechern hören. Dann knackte es kurz und die Stimme von Leonard McCoy tönte aus den Lautsprechern.

»Krankenstation hier. Was ist denn jetzt schon wieder los?«

"Ich wollte nur fragen, wie der Zustand Captain Spocks ist", sagte Kirk und sah den Lautsprecher ein wenig verdattert an.

'Was ist denn mit Pille los?'

»Spock?«, wiederholte McCoy. »Sein Zustand ist unverändert, aber ich werde hier unten gleich wahnsinnig, wenn ich diese vulkanische Flachulme ist bald aus meinem Kopf raus bekomme!«

Für einen kurzen Moment war Ruhe im Interkom, ehe sich McCoy räusperte.

»Sind wir bald da? Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen.«

"In drei Stunden werden wir Vulkan erreicht haben", sagte Sulu und sah dabei Kirk an. "Entspannen Sie sich Doktor, wir sind bald da."

Als Saavik dies hörte, verstand sie zum ersten Mal wirklich, warum die Männer der Enterprise das taten, was sie getan hatten.

Kameradschaft war ihr nicht neu, aber dieses Gefühl der Freundschaft, das auf der Brücke spürbar war, war eine vollkommen neue Erfahrung.

Sie räusperte sich kurz.

"Doktor McCoy, schließen Sie für ein paar Minuten Ihre Augen und wiederholen Sie folgendes vulkanische Mantra: Logik, Struktur, Funktion, Kontrolle - eine Struktur kann nicht ohne ein Fundament stehen. Logik ist das Fundament der Funktion."

Wieder war Stille im Interkom und Kirk konnte sich gerade lebhaft vorstellen, wie McCoys verdutztes Gesicht aussah.

»Ich soll ... was?«, fragte der Arzt und man konnte seiner Stimme deutlich die Skepsis anhören.

"Probieren Sie es wenigstens, Sir. Es wird Ihnen helfen", erwiderte Saavik und bezweifelte, dass McCoy wirklich auf Ihren Ratschlag hören würde.

Nach ein paar Sekunden hörte man dennoch aus dem Lautsprecher McCoys Murmeln. »Logik, Struktur, Funktion, Kontrolle - eine Struktur kann nicht ohne ein Fundament stehen. Logik ist das Fundament der Funktion.«

Nach einer kurzen Pause kam ein resigniertes Seufzen aus den Lautsprechern. »Es funktioniert nicht ...«

Saavik seufzte lautlos. "Sie müssen an diese Worte glauben. Glauben Sie daran, dass dieses Mantra Ihnen hilft. Denken Sie an nichts anderes und konzentrieren Sie sich auf Ihren Geist. Sie müssen das Mantra auch nicht laut aufsagen. Es reicht, wenn Sie die Worte denken."

»WAS?!«, ertönte McCoys Stimme aus dem Lautsprecher und sie klang fassungslos. »Ich soll was? An diese Worte glauben? Ja, haben Sie denn sonst noch Wünsche?«

Die Vulkanierin schüttelte andeutungsweise den Kopf.

Warum sollte auch ein Mensch verstehen, wie komplex die vulkanischen Geisteswissenschaften waren. Sein undisziplinierter Geist war nicht in der Lage, die Logik hinter dem Mantra zu verstehen. Es war, als würde man einem Kind versuchen zu erklären, wie der Warpantrieb funktionierte.

Saavik stockte in ihren Überlegungen.

Diese Situation kam ihr bekannt vor. Viel zu bekannt. Allerdings war sie damals auf der anderen Seite gewesen und Spock hatte ihr versucht die vulkanische Kultur näher zu bringen.

Als sie an diese Zeit dachte, legte sich die Melancholie auf den Brustkorb und erschwerte ihr das Atmen.

Sie hatte sich geschworen, nicht daran zu denken.

"Vielleicht sollten Sie runter in die Krankenstation gehen und McCoy ein bisschen zur Hand gehen", riss Kirk die Vulkanierin aus ihren Gedanken.

Sie sah den Admiral kurz an und nickte dann knapp.
 

=A=
 

In der Krankenstation war Leonard Horatio McCoy gerade dabei, wahnsinnig zu werden.

Sein Kopf drohte zu explodieren - zwar nicht vor Schmerzen, aber vor Empfindungen, die derart widersprüchlich waren, dass es für ihn schwer war, zu verstehen, worin der Widerspruch bestand.

Er sank in die Knie, hielt sich den Kopf und murmelte: "Logik, Struktur, Funktion, Kontrolle ... Eine Struk ... Eine Struktur kann nicht ... kann ..." Er brach ab, sah kopfschüttelnd zu Spock und seufzte. "Womit hab ich das verdient, du grünblütiger Waldschrat?!"

Spock antwortete nicht auf diese Frage. Aber damit hatte McCoy auch nicht gerechnet. Der Vulkanier war augenblicklich nur ein Schatten seiner selbst.

Der Arzt versuchte sich zusammen zu reißen. Er war ein Offizier der Sternenflotte. Und da saß man nicht auf dem Fußboden eines klingonischen Raubvogels und jammerte, wie schlecht das Universum doch war.

McCoy richtete sich langsam wieder auf. Eine Hand tastete nach Spocks Puls, der immer noch zu langsam und zu unregelmäßig war.

Er seufzte erneut. Er würde Spock gerne helfen, aber er hatte momentan nicht den blassesten Schimmer, wie er das anstellen sollte.

Als die Tür aufging, hatte der Doktor schnell die Hand von der Halsschlagader seines Freundes genommen und sich zur Geräuschquelle umgedreht.

Die junge, attraktive Frau in der Tür erkannte er sofort - schließlich war sie die Einzige, die momentan an Bord war.

"Kann ich Ihnen helfen, Doktor?", fragte sie und ihre samtweiche, melodische Stimme jagte ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken.

"Lieutenant?", fragte er und blinzelte sie an.

"Sie schienen Konzentrationsprobleme zu haben und Admiral Kirk hielt es für besser, wenn ich nach Ihnen sehe und Ihnen meine Hilfe anbiete."

McCoy sah sie an und lächelte dankbar.

Aus dieser Anwesenheit ließe sich medizinisches Kapital schlagen. So konnte er ihr zumindest nachweisen, dass genau das passiert war, dass er befürchtete, das passiert war.

Er räusperte sich. "Nun, vielleicht - vielleicht können Sie mir tatsächlich helfen."

"Wie kann ich Ihnen helfen?"

"Ich habe immer gemerkt, dass mich Arbeit ablenkt. Ich möchte Sie gerne erneut untersuchen, wenn Sie nichts dagegen haben", meinte McCoy und sah sie erwartungsvoll an.

Saavik hob eine Augenbraue und musterte den Arzt.

"Sie haben mich bereits medizinisch untersucht. Es gibt keinen Grund, die Untersuchung zu wiederholen."

"Aber es würde mich von meinem Kopfschmerzen ablenken", beharrte McCoy und griff bereits nach dem medizinischen Tricorder. "Tun Sie mir den Gefallen", fügte er noch hinzu und sah die Vulkanierin bittend an.

Saavik sah den älteren Mann an und überlegte, ob sie seiner Bitte nachkommen sollte. Sie wusste, dass er das Katra ihres Mentors in sich trug.

War es möglich, dass diese Bitte vielleicht von Spock kam?

Sie wusste es nicht mit Sicherheit, konnte diese Möglichkeit aber auch nicht gänzlich ausschließen.

Es kam nur äußerst selten vor, dass das Katra eines Vulkaniers auf einen Menschen übertragen wurde. Die Konsequenzen dieses Ereignisses waren unvorhersehbar.

Es konnte deshalb auch niemand sagen, ob und wie McCoy und Spock die Rückübertragung des Katra überstehen würden. Und ob es überhaupt möglich war ...

Während dieser Überlegungen musterte sie McCoys blaue Augen und kam schließlich zu dem Schluss, dass es nicht schaden konnte, wenn sich der Arzt mit Arbeit ablenkte.

Durch ihren mehrjährigen Aufenthalt auf der Erde und ihre Ausbildung in der Sternenflotten-Akademie wusste sie, dass viele Menschen diese Art der Stressbewältigung bevorzugten. Gänzlich erschloss sich ihr der Sinn dahinter nicht.

Ihr Blick schweifte kurz zum leblosen Körper von Spock. Er hätte ihr sicherlich erklären können, warum Menschen sich von ihren Problemen ablenken, anstatt sie zu analysieren und zu beheben.

In den Sekunden, die Saavik für diese Gedanken benötigte, spürte sie McCoys Blick auf sich ruhen. Als sie sich von Spock los riss und wieder den Arzt ansah, nickte sie knapp.

"In Ordnung, Sie dürfen mich medizinisch untersuchen."

Sofort stahl sich ein Lächeln in McCoys Gesicht und er machte eine einladende Handbewegung zu einem Biobett. "Wenn Sie sich bitte dahin setzen würden?"

Saavik kam auch dieser Bitte nach.

McCoy brauchte nicht lange, um sie mit dem medizinischen Tricorder einmal gründlich scannen. Kaum, dass er mit dem Scan fertig war, studierte er gründlich die Anzeigen.

"Ich nehme an, dass sich das Ergebnis nicht geändert hat?"

Saavik rechnete nicht mit einer Antwort auf diese rhetorische Frage, doch zu ihrem Erstaunen tat McCoy genau das.

"Nein, das Ergebnis ist immer noch dasselbe", erwiderte der Arzt und sah Saavik prüfend an. "Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Lieutenant. Ich glaube nicht, dass Ihre Verletzungen wirklich ausschließlich von Genesis stammen."

Für einen kurzen Moment sah Saavik ihn ungläubig an. Sie fasste sich schnell wieder und straffte die Schultern. "Wollen Sie damit andeuten, dass ich gelogen habe?"

McCoy hob abwehrend eine Hand. "Nein, dass nicht, aber ..."

Er ließ den Satz so im Raum stehen. Er wusste, dass Vulkanier nicht logen – oder zumindest nur dann, wenn es für sie logisch war. Aber er wusste auch, dass Saavik nur zur Hälfte Vulkanierin war. Die andere Hälfte war Romulanisch.

Und auch wenn sie sich für die vulkanische Seite entschieden hatte, konnte sie nicht leugnen, dass der romulanische Teil von ihr sehr wohl imstande war, zu lügen.

"Verstehen Sie mich nicht falsch, Lieutenant. Ich denke nur, dass mit Ihnen auf Genesis etwas passiert ist, über dass Sie nicht reden wollen. Aber egal was es auch ist, Sie können es mir sagen. Nichts, was Sie mir anvertrauen, wird diesen Raum verlassen. Ich stehe unter ärztlicher Schweigepflicht."

McCoy sah Saavik prüfend an. Er wusste, dass er seine nächsten Worte sorgfältig wählen musste. Ansonsten würde sie die Krankenstation höchstwahrscheinlich fluchtartig verlassen.

"Auf Grund der Charakteristika Ihrer Verletzungen bin ich mir sicher, dass sie nicht nur von einem Sturz bei einem Erdbeben herrühren. Alles deutet bislang darauf hin, dass Ihnen auf Genesis körperliche Gewalt angetan wurde."

Während McCoy sprach, starrte Saavik wortlos ihre ineinander gefalteten Hände an. Sie wusste, dass der Arzt Recht hatte.

Unter normalen Umständen würde sie ihm erzählen, was passiert war. Aber für sie als Vulkanierin wäre es eine Schande, über solche Dinge zu sprechen. Es gehörte sich nicht. Niemand in der vulkanischen Kultur sprach darüber. Schon gar nicht mit Außenstehenden.

Ihr Schweigen wertete McCoy als stumme Bestätigung seiner Vermutungen. Er legte den medizinischen Tricorder neben der sitzenden Saavik auf das Biobett und sah die Vulkanierin mitfühlend an.

"Wer war es, Lieutenant? Wer hat Ihnen das auf Genesis angetan?", fragte McCoy leise und sah Saavik auffordernd an.

Er wusste, dass Vulkanier niemals in der Öffentlichkeit über ihre Sexualität sprachen. Am allerwenigsten mit Personen außerhalb ihrer eigenen Spezies.

McCoy hoffte, dass Saavik genug Vertrauen in ihn hatte, um mit ihm über ihre Erlebnisse auf Genesis zu sprechen. Es tat ihm in der Seele weh, die junge Frau so verletzlich zu sehen.

Etwas in ihm wollte, dass er Saavik tröstend in den Arm nahm und ihr sagte, dass sie hier in Sicherheit war.

McCoy hatte gerade eine Hand angehoben, um sie Saavik beruhigend auf die Schulter zu legen, als die Vulkanierin plötzlich vom Biobett sprang und zur Tür eilte.

"Es ist nichts auf Genesis passiert, Doktor", sagte sie und sah McCoy fest in die Augen. "Ihre Vermutungen sind falsch."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ die Krankenstation.

McCoy starrte die geschlossene Tür stumm an. Er war sich hundertprozentig sicher, dass Saavik ihn gerade angelogen hatte. Diese leichte Vibration in ihrer Stimme ließ ihn darauf schließen, dass es ihr sehr peinlich war, was auch immer auf Genesis geschehen war.

Er musste unbedingt einen Weg finden, damit sie sich im anvertraute. Denn nur dann konnte er ihr helfen. Und momentan wünschte er sich nichts sehnlicher, als Saavik wieder glücklich zu sehen.
 

© Choga Ramirez & Calvin Cat



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-06-15T08:45:19+00:00 15.06.2010 10:45
Das vierte Kapitel ist genauso super wie die Kapitel davor. Es macht Spaß die Geschichte zu verfolgen und man will unbedingt wissen wie's weiter geht :)


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