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The Witcher - Des Menschen Reinheit

Die Geralt-Saga
von

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Die Macht der Worte ~Teil 1~

Die Macht der Worte

~Teil 1~
 

„Weißt du, Geralt, die ganze Geschichte in diesem merkwürdigen Dorf hatte doch schon etwas Gutes!“

Geralt saß matt auf dem verschlissenen Sattel seiner Stute, schwankte leicht unter ihrem Gang nach rechts und links und gab nur durch ein leises „Hmm“ zu verstehen, dass er zwar zuhörte, aber nicht weiter darauf eingehen wollte. Er war müde. Sehr müde. Die Kälte, die die frühe Morgenluft verbreitete, schmerzte unangenehm in Gesicht und Hände. Auch seine Schultern und Rücken schrien nach einem warmen Bett.

Erst tief in der Nacht kamen sie am Tag zuvor zur Ruhe. Lange ritten sie in Schritttempo die Feldwege entlang und mieden bewusst die größeren Handelsstraßen.

Auch wenn Geralt es nicht glaubte, so wollte er auf Nummer sicher gehen und Wege einschlagen, auf denen er sich sicher war, keinen Bewohner dieses Dorfes Cosen unter die Augen zu treten.

Rittersporn hielt zwar große Reden darüber, dass er Geralts Vorsicht für übertrieben hielt und der Umweg unnötig viele Stunden brauchte, aber innerlich war er doch froh, dass der Hexer diesen Weg eingeschlagen hatte. Er hatte wahrlich keine Lust auf ein weiteres Treffen mit Mistgabeln und Sensen.

Und nun, an diesen kalten Herbstmorgen, waren sie wieder auf den Weg in die Hafenstadt Gors Velen.

„Magst du denn nicht wissen, was das Gute an der Geschichte war?“ Fragte der Barde und war sichtlich ein wenig enttäuscht, dass sein Freund nicht an seinen Gedanken interessiert war.

„Auch wenn ich nein sage, du würdest es mir trotzdem erzählen.“ Geralt rieb sich mit einer Hand über die müden Augen. „Also, was ist das Gute daran gewesen?“

Rittersporn strahlte ihn an. „Schön, dass du fragst! Das Gute daran ist, dass ich eine Idee für eine neue Ballade im Kopf habe! Wenn wir in Gors Velen angekommen sind, werde ich sie Delia vorführen! Oh, sie wird sehr ergriffen sein!“

„Delia?“ Geralt hob eine Augenbraue und sah Rittersporn an. „Willst du mir damit etwa sagen, dass du wieder zu ihr zurück gehen willst? Was denkst du denn, wird sie dich empfangen? Immerhin hast du dich buchstäblich bei Nacht und Nebel aus den Staub gemacht.“

„Das habe ich bedacht, mein Lieber Freund!“ Der Barde griff in seine Umhängetasche und zückte sein ledernes Buch hervor, in dem er seine Ideen für neue Lieder niederschrieb.

„Ich werde ihr erzählen, dass ich einen Freund helfen musste und dies zur dingenden Eile rief, die mir einen Abschied leider nicht erlaubte.“

„Ach, und ich kann mir schon denken, wer dieser Freund ist, der so dringend deine Hilfe benötigte.“ Der Hexer verdrehte seufzend die Augen.

„Natürlich! Immerhin habe ich dich so gut ich konnte in Cosen unterstützt!“

Geralt schwieg. Das irre Gerede von Venden wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Genauso wie dieses Zeichen der `weißen Lilie´, die für diese Menschen eine besondere Bedeutung zu haben schien.

„Was ist los, Geralt?“ Rittersporn sah von seinem Büchlein auf, nachdem er seine ersten Geistesblitze aufs Papier brachte.

„Erinnerst du dich noch an dieses Zeichen? Diese Lilie?“

„Die dieser Heilige Venden trug? Sicher doch. Die ganze Dorfgemeinde schien wie eine Sekte zu funktionieren. Wir können wirklich nur froh sein, von dort weg gekommen zu sein.“

„Das können wir wahrlich. Aber dennoch habe ich das Gefühl, das Venden nicht die Wurzel dieser Gemeinschaft ist.“

Rittersporn schluckte. „Willst du mir damit sagen, dass der Gründer dieser `weißen Lilie ´nicht Venden ist?“

„Ich kann es nicht beschwören, dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass auch er geleitet wurde. Er zitierte seine Reden, die zwar seiner Überzeugung entsprachen, jedoch nicht seine eigene Wortwahl waren. Irgendetwas stimmt an dieser ganzen Geschichte nicht.“

Der Barde wurde bleich. „Das heißt also, dass wir zu jeder Zeit in ein anderes Dorf gelangen könnten, in denen solche Zustände herrschen?“

Geralt zuckte mit den Schultern. „Ich möchte es nicht hoffen, aber die Möglichkeit besteht. Die Macht der Worte haben manchmal ungeahnte Kräfte, die gerne auch für üble Taten benutzt werden um Menschen zu manipulieren und ihnen ihre eigene Meinung berauben. Wir sollten erst mal auf der Hut sein.“

Der Barde nickte knapp. Zum Glück würden sie bald in der Hafenstadt ankommen. Bei seiner Delia. In ihrem Bett.
 

Er konnte sich kaum was Besseres an diesen Abend vorstellen! Als die blonde Delia die Tür öffnete und den Barden hinein ließ, war der Empfang zwar, wie befürchtet, nicht sehr herzlich. Es pfiffen einige Backpfeifen durch die Luft und wüste Beschimpfungen hallten bis über die Straßen. Doch Rittersporn hatte nicht umsonst eine goldene Zunge, sodass letztendlich die junge Frau ihn in den Armen hielt und ihre zierlichen weichen Brüste gegen sein Wams presste.

„Rittersporn!“ Schluchzte sie gespielt an seiner Schulter. „Was hatte ich um dich gebangt! Ich befürchtete, du hättest mich in Stich gelassen! Gerade jetzt, wo ich eine starke Schulter zum anlehnen benötige!“

„Äh…“ Der Barde griff nach Delias Schultern und schob sie mit leichtem Druck von sich weg. Das waren eindeutig nicht die Worte, die er sich gewünscht hatte. „Dich anlehnen?“

Sie wischte sich die Tränen von den geröteten Wangen und sah ihn aus blauen Augen flehend an. „Magst du hören, was geschehen ist? Ich wollte es erst auch nicht glauben… Aber Reegen…“ Abermals schnüffte sie leise, zog aus ihrem freizügigen Dekolleté ein weißes mit Rosen verziertes Taschentuch hervor und tupfte sich die kleine Nase.

„Reegen? Dein Mann?“ Das war nun das Letzte, was Rittersporn hören wollte. Er kam extra vorbei um sie von ihrer Einsamkeit zu retten und sie wollte nun tatsächlich von ihren Mann reden!

„Reegen ist seit einigen Tagen bei der temerischen Armee.“ Kam es nun mit zittriger und hell quietschender Stimme aus der Frau hervor.

„Hm.“ Er zuckte mit den Schultern. Das war wahrlich kein Grund zu heulen. Er wusste, dass ihr Mann Fischer war. Der Einstieg in die Armee war zwar gefährlich, je nachdem wo man stationiert wurde, aber der Sold war nicht zu verachten. Er kannte einige temerischen Soldaten die ihm nach einigen feuchtfröhlichen Abenden mit Bier und hübschen Frauen aus den Nähkästchen erzählten, sodass er Delias Reaktion nicht nachvollziehen konnte.

„Und warum die dicken Tränen, meine Schöne?“ Fragte er nun mit seiner lieblichsten Stimme. Wäre doch gelacht, wenn der Abend im Wohnzimmer enden würde!

„Er hat sich so verändert!“ Schluchze sie mit bebender Stimme, wandte sich vom Barden ab und setzte sich auf ein altes Holzbänkchen.

Rittersporn seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Der Bürgermeister rief Männer zusammen. Darunter auch mein Mann. Sie trafen sich alle im Bürgerhaus. Niemand wusste, warum! Bis ich zufällig Lord Krult die Hauptstraße entlang reiten sah!“

„Lord Krult? Ist das nicht der Cousin des Königs?“ Nun gut, eigentlich wollte er keine länger anhaltenden Gespräche führen. Aber aus irgendeinem Grund war nun seine Neugierde geweckt.

Die blonde Frau nickte, schnäuzte undamenhaft in ihr Tuch und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Lord Krult war auf der Suche nach neuen Soldaten, die er anheuern wollte. Das mich wunderte, denn normaler Weise müssen die Soldaten einen harten und steinigen Weg beschreiten, bevor sie in die Armee des Königs aufgenommen werden.“

„Wahrhaftig!“ Stimmte der Barde ihr zu und setzte sich nun neben sie auf die kleine, hölzerne Bank.

„Er wurde tatsächlich genommen und noch am selben Tag vereidigt. Als er an diesem Tag zu mir nach Hause kam, war er so… verändert! Er sprach von einer Welt mit reinen Menschen. Er war so euphorisch…“

„Eine Welt mit reinen Menschen?“ Das kam den Barden doch bekannt vor. Sein Magen schnürte sich unangenehm zusammen, als Geralts Worte in seinen Ohren nachhallten. `Venden war nicht die Wurzel´.

Delia erhob sich nun, ging ins Schlafzimmer und gebot Rittersporn, ihr zu folgen.

`Was für eine wankelmütige Frau! ´ Schoss es ihm durch den Kopf, erhob sich ebenfalls mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und folgte ihr ins Schlafgemach.

Doch auch hier kam es anders als er es sich gewünscht hatte.

Delia deutete mit gesenktem Kopf auf ein kleines hölzernes Wappen an der Wand am Kopfende des Bettes.

„Das ist ja…“ Rittersporn trat näher. Inmitten des einfach geschnitzten Holzwappens war eine weiße Lilie befestigt.

„Reegen ist im Bund der sogenannten `weißen Lilie´ beigetreten.“ Bestätigte sie Rittersporns Vermutung. „Noch am selben Tag seiner Vereidigung. Es macht mir Angst, Rittersporn! Er redet über das Töten von Magiern in einer Stadt östlich von hier! Er will in einigen Tagen dort mit seinem neuen Trupp hin reiten! Mein Mann! Ein Mörder! Ich will es nicht glauben!“

„Magier? Wieso? Haben sie eine Straftat begangen?“

Delia schüttelte ihre blonden Locken. „Ich weiß es nicht. Er hat mir nichts weiter erzählt. Rittersporn! Was soll ich nur tun? Er ist seit den letzten Tagen wie ein Bluthund, der auf Menschen angesetzt wurde! Er lechzt nach Blut und Kampf! Er war doch immer nur ein Fischer! Er ist mir so fremd geworden! Wie konnte er sich nur so wandeln?“

Rittersporn schwieg, schluckte hart und blickte auf das Wappen. `Sogar in Gors Velen hat sich dieser Glaube ausgebreitet. Und zudem noch in der königlichen Armee. Wie ist das nur möglich? ´

„Delia!“ Er wandte sich zu der Frau um, ergriff ihre Schultern und sah sie ernst in die Augen. „Delia, mein süßer Engel. Ich bitte dich um einen Gefallen. Bitte frag deinen Mann nach diesem Zeichen. Was genau dieser Bund der `weißen Lilie´ bedeutet und wer hinter dieser ganzen Sache steckt!“

„Und wie soll das meinen Gatten helfen?“ Wollte sie mit zittriger Stimme wissen.

Rittersporn seufzte. Ja, wie sollte das helfen? Wenn er eines von dem Hexer gelernt hatte, dann das, das meine seine Feinde genau kennen musste. Nur so fand man dessen Schwachstelle.

„Delia, ich bitte dich, bitte frage ihn danach! Heuchle ihn meinet wegen Interesse an dem Bund vor! Aber mach es! Ich werde dich die nächsten Stunden wieder aufsuchen und nach Ergebnissen fragen. Vielleicht finden wir etwas, womit wir deinen Gatten helfen können.“

„M…mein Gatte!“ Ruckartig riss sich die Frau aus Rittersporns Griff los. „Er wird sicher bald hier sein! Du musst jetzt gehen, mein liebster Rittersporn! Bitte! Beeil dich! Sonst wird er sein Schwert auch in deinen Körper rammen!“
 

„Was für ein beschissener Abend!“ Rittersporn fluchte leise vor sich hin, als er aus dem Hause seiner Liebsten geworfen wurde und in die nächste Seitengasse verschwand. Und wie er zu seinem Glück feststellen musste, keine Sekunde zu spät. Denn der besagte Gatte stand just in diesem Moment vor dem Haus, öffnete die Tür und wurde mit überschwänglicher Freude von seiner Frau Delia begrüßt.

`Eine gute Schauspielerin. ´ Schoss es ihm durch den Kopf, während er tief durchatmete, seine Kleider richtete und durch die dunklen Straßen in Richtung des Wirtshauses ging, in dem sich Geralt ein paar Bier genehmigen wollte. Er musste dringend mit dem Hexer reden.
 

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Endlich geht es weiter! Entschuldigt bitte, dass das neue Kapitel so lange auf sich hat warten lassen. v_v Hoffentlich gefällts euch! Freue mich wie immer über Kommies! O___O

P.S. Euch allen ein frohes neues Jahr!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-02-01T19:43:53+00:00 01.02.2012 20:43
jaaaaaaa klasse neues Kapi. ich war ja sooo gespannt daruf. und jetzt wird es erst richtig interessant. ich finde es immer wieder erstaunlich wie du es schaffst so nach dem original zuklingen, das ist einfach fantastisch!


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