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The Witcher - Des Menschen Reinheit

Die Geralt-Saga
von

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Die Macht der Worte ~Teil 2~

Die Macht de Worte

~Teil 2~
 

Geralt hob seinen Krug voll Bier, schüttete das Gebräu die Kehle hinunter und stellte den Humpen wieder auf den zerkratzen alten Holztisch in der hintersten Ecke.

Rittersporn war vor wenigen Minuten zu seiner Delia aufgebrochen, drückte dem Hexer ein paar seiner letzten Münzen in die Hand und teilte ihm mit, dass es womöglich spät werden würde.

Und nun saß er hier, inmitten von betrunkenen Fischern, die den Geruch der Tiere im ganzen Gasthaus verbreiteten. Unter den Fischern mischten sich auch einige Händler, die angeheitert bei den Männern saßen und über das Tagesgeschehen und dem neusten Klatsch plauderten.
 

„Ich war auf dem Weg von Dorian nach Wyzima.“ Teilte ein etwas untersetzter Händler mit dicker roter Knollennase mit, der zusammen mit einem seiner Händlerkollegen und zwei weiteren Fischern den runden Holztisch inmitten des Gasthauses besetzten.

„Oh, die Strecke kenne ich!“ Teilte der andere Händler mit, der sein Silberkettchen um seinen Hals zu Recht zupfte und sich aus der großen, tönernen Bierkaraffe nachschenkte, wobei der weiße Schaum den Rand des Kruges hinunter lief und den Tisch mit einer leichten weißen Schicht bedeckte. „Sehr schöne Gegend. Wenig Wald. Kaum Banditen. Nur goldene Rapsfelder so weit das Auge blicken kann.“

Die beiden Fischer hörten aufmerksam zu. Den größten Teil ihres Lebens verbrachten die Männer auf dem Meer, umso begieriger waren sie nach den Geschichten aus dem Landesinneren.

„So ist es! Goldfarbend wie die Sonne selber sind diese Felder! Aber was Erstaunlicheres ist mir während der Fahrt gen Osten passiert!“ Als ob der Rotnasige die Spannung steigern wollte, leerte er seelenruhig seinen Krug, schenkte sich nach und nahm den nächsten Schluck.

„Nun erzählt schon!“ Hakte schließlich einer der Fischer nach, der die Arme auf dem Tisch verschränkte und sich ein wenig weiter vorbeugte.

„Nun…“ Der Händler wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. „Es war auf ungefähr halber Strecke. Es war ein kalter und feuchter Herbstmorgen. Ungemütlich, wenn ihr versteht.“

„Ja ja! Und was ist dann Ungewöhnliches passiert?!“

Der Händler genoss anscheinend die große Aufmerksamkeit, denn einige Köpfe an den benachbarten Tischen wandten sich zu ihm um.

Er lehnte sich seufzend zurück und erhob ein wenig seine leicht lallende Stimme, damit auch die hinterste Ecke des `silbernen Kranichs´ der Erzählung folgen konnte.

Der Hexer lauschte ebenfalls, auch wenn weniger auffällig. Er kannte diese Strecke zwischen Dorian und Wyzima ebenfalls sehr gut, war er doch schon einige Male dort entlang geritten.

„Ich saß auf meinen Kutschbock. Ich wollte die neusten Austernperlen und Schmuck in der Hauptstadt verkaufen. Sehr selten, kann ich euch sagen! Nun denn, mein Gaul kam langsam voran, der Boden war vom nächtlichen Regen aufgeweicht, deshalb reiste ich in Schritttempo. Bis ich auf einmal jemand durch eines dieser besagten Felder angerannt sah! Direkt auf mich zu! Im ersten Moment wusste ich nicht, ob es ein Mensch war, ich sah nur die sich umbiegenden Halme!“

Im Gasthaus wurde es leiser. Nun hatte sich auch der Letzte der Besucher sich zu dem Händler umgedreht und lauschten gebannt seiner Geschichte.

Dieser grinste zufrieden, nahm abermals ein Schluck Bier und lehnte sich auf dem sperrigen Stuhl zurück, der unter seinem Gewicht zu knarren begann.

„Ich griff nach meinen Säbel, den ich zum Schutz immer neben mir liegen habe! Da ich nicht wusste, was da auf mich zukommt, stand ich auf um einen besseren Blick zu haben. Mein Gaul scheute leicht und scharrte mit den Hufen. Ihr werdet nicht glauben, was da aus dem Feld gesprungen kam!“

„Na was denn?!“ Fragte ein ungeduldiger Gast, der am Tisch hinter dem Händler saß.

„Nun, es war eine junge Magierin! Fast noch ein Kind. Und zwar aus dem Tempel Melite. Ich erkannte ihr Gewand. Sie stand erschrocken wie ein aufgescheuchtes Reh direkt vor meinem Kutschbock!“

Ein Seufzer raunte durch die Menge. „Mann! Was erzählst du denn da? Eine junge Magierin ist doch nichts Ungewöhnliches. Ich dachte erst, es sei ein Ungeheuer gewesen!“ Beschwerte sich einer der Gäste.

Der Tempel der Melite. Geralt war schon sehr oft dort gewesen und ließ sich seine Wunden verarzten. Die Mädchen, die dort im Tempel ausgebildet wurden, erhielten die Weisheiten des Heilzaubers, das mischen von Heiltränken und die Wirkung unterschiedlicher Pflanzen und Pilze. Doch es war ungewöhnlich, dass eine junge Magierin des Tempels im Land herum irrte. Zudem kam noch hinzu, dass es den Mädchen bis Ende der Ausbildung nicht gestattet war, zu reden.

„Ja, wirklich! Nicht sehr spannend!“ Meinte nun auch der Fischer, der beim Händler am Tisch saß. Dieser rümpfte beleidigt die Nase.

„Nun hört! Es geht doch noch weiter!“ Es trat wieder Stille ein. Der Wirt hinter der Schenke stellte das letzte, frisch gesäuberte Glas ab und beugte sich lauschend über die Tresen.

„Dieses junge Mädchen sprach kein Wort! Nichts! Es hantierte mit ihren Armen herum und Tränen rannten über ihr pausbackiges Gesicht. Ich dachte mir, vielleicht ist sie ja stumm und wurde aus dem Tempel geschmissen!“

„Tzz, das würde mich nicht wundern.“ Teilte ein weiterer Händler mit. „Zauberer sind doch alle selbstsüchtig. Wenn man nicht perfekt ist, wird man ausgestoßen! So einfach handhaben die das da!“

„Kann ich nicht beurteilen.“ Unterbrach ihm der Rotnasige. „Wie dem auch sei, ich ließ sie auf meinen Kutschbock steigen und nahm sie ein Stück mit. Das Mädchen schien aber die ganze Zeit nervös zu sein. Immer wieder wandte sie ihr Blick in alle Richtungen. Und tatsächlich, nachdem wir eine Meile hinter uns gebracht haben, hörten wir plötzlich hinter uns einen kleinen Trupp temerischer Soldaten anpreschen!“

„Soldaten? Waren sie etwa auf den Weg in die Hauptstadt?“

„Das war auch mein erster Gedanke. Aber sie kamen in schnellen Galopp auf uns zu. Sie hatten es verdammt eilig! Und das kleine Mädchen fing an zu wimmern. Sie versuchte während der Fahrt vom Kutschbock zuspringen und zurück ins Feld zu flüchten.“

„Ha!“ Der andere Händler schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wusste ich es doch! Magisches Pack! Hat sicherlich gestohlen oder gemordet!“

„Gemordet?“ Mischte sich nun plötzlich der Wirt ein. „Eine Anhängerin der Melite? Das glaube ich nicht. Immerhin sind sie doch zu Heilerinnen ausgebildet!“

„Vielleicht wurde sie ja deswegen verstoßen!“ Warf der Händler ein. „Erzählt weiter, Mann!“

„Öhm… also…“ Er räusperte sich und dachte kurz nach. „Ach ja… also, das Mädchen wollte ins Feld flüchten, doch die Soldaten preschten ihr auf ihren Gäulen hinterher! Und bevor ich mich versah, zerrten sie die Kleine an ihren langen Haaren aus dem Feld. Ich sage euch, was für ein erbärmlicher Anblick. Sie heulte, jammerte! Versuchte, sich aus dem Griff des Reiters zu befreien. Vergeblich. Sie kamen auf die Straße zurück und ich sah noch, wie sie dem Mädchen Fesseln anlegten. Ich bangte um mein Leben! Denn der Kommandant dieses Trupps kam plötzlich auf mich zu und beschuldigte mich zur Beihilfe und Flucht einer Verbrecherin!“

Er wischte sich nervös den Schweiß von der Stirn. „Dabei hatte ich doch keine Ahnung, wer sie war. Ich wollte sie ja nur nach Wyzima mitnehmen. Ich dachte schon, ich würde gleich auch verhaftet. Zum Glück glaubte der Herr mir die Geschichte. Mahnte mich aber, niemals mehr eine Magierin mitzunehmen.“

„Der Kommandant wusste wohl, was richtig ist.“ Mischte sich wieder der andere Händler ein. „Aus Magie entspringt nichts Gutes, sag ich euch! Alles Teufel miteinander!“ Dabei spuckte er auf den Boden und leerte anschließen seinen Krug, wobei kleine Rinnsale des Getränks aus den Mundwinkeln die Wangen hinunter liefen.

„Ist Euch etwas an diesen Soldaten aufgefallen?“ Fragte plötzlich Geralt, der den Kopf anhob und den rotnasigen Händler aus gelben Augen ansah. Dieser erstarrte kurz bei diesem Anblick, schluckte hart und öffnete nervös den Mund. „W…wie meinen, Herr?“

„Ist Euch was Ungewöhnliches aufgefallen? Vielleicht an ihrer Kleidung?“

„Nein, nein, gar nichts. Sie trugen alle dieselbe Rüstung der temerischen Armee. Ach! Wartet! Da war was! Der Umhang des Kommandanten… er hatte dort eine Brosche, die den Saum zusammen hielt. Eine weiße Brosche.“

„War es vielleicht eine Lilie?“

„Ja! Richtig! Eine weiße Lilie! Hat es eine besondere Bedeutung? Wisst Ihr was darüber?“

Geralt schüttelte kurz den Kopf. „Nein, keine Ahnung, was das bedeutet.“
 

Die Tür zum Wirtshaus wurde aufgerissen, und ein völlig außer Atmen und nach Luft schnappender Rittersporn stand im Eingang. „G…Geralt!“ Eilig ging er auf den Hexer zu, setzte sich neben ihn und griff gierig nach dessen Bierkrug, der hastig geleert wurde.

„War es mit Delia heute so anstrengend?“ Grinste ihn der Weißhaarige an, während der Angesprochene mit einem lauten „Aaah!“ den Krug absetzte und sich mit der Hand über die Lippen wischte.

„Geralt! Ich habe was heraus gefunden!“ Der Barde blitze den Hexer nervös an.

„Jetzt beruhige dich erst Mal. Sonst kippst du mir noch vom Stuhl.“

„Ich kann mich nicht beruhigen! Nicht, was ich soeben von Delia gehört habe!“

„Was hast du denn erfahren? Das sie neben dir noch eine weitere Liaison hat?“

„Mach keine Scherze!“ Fauchte der Mann zurück und senkte seine Stimme.

Das übliche Geschwätz wurde im Gasthaus wieder aufgenommen, doch Rittersporn brauchte nun wirklich keine unnötigen Zuhörer.

„Also, ich war bei Delia.“ Begann er flüsternd zu berichten. „Stell dir vor! Ihr Mann Reegen hat den Fischerreiberuf aufgegeben und ist der temerischen Armee beigetreten!“

Geralt sah ihn ernst an. Er ahnte schon, worauf die Geschichte hinaus laufen würde.

„Mal abgesehen davon, dass eine so schnelle Rekrutierung zu Friedenszeiten unnötig und darüber hinaus selten ist. Halt dich fest, Geralt! Reegen ist in einer Einheit, die das Zeichen der `weißen Lilie´ trägt!“

Der Hexer seufzte und senkte den Blick. „Dachte ich es mir… Ich habe eben auch eine seltsame Geschichte über temerische Soldaten gehört, die auch dieses Zeichen trugen. Und eine Novizin der Melite verhafteten.“

„Was?“ Rittersporn riss die Augen auf. „Der Melite? Wie sollte ein Mädchen aus dem Bunde der Melite ein Verbrechen vergehen? Davon abgesehen, dass der Tempel weit weg ist und die Mädchen nie den Ort verlassen!“

„Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Vielleicht wurde sie verschleppt, als man sie zum Kräuter suchen schickte. Ich habe auch keine Erklärung dafür. Aber sprich weiter. Was konntest du noch erfahren?“

„Oh ja! Also, Delias Mann hat sich seit der Rekrutierung sehr gewandelt. Er sei brutal geworden, fast Lebensverachtend.“

„Lass mich raten, gegen Magierinnen und Zauberer?“

„So ist es! Und sie berichtete, dass Reegens Trupp in ein paar Tagen in eine Stadt einmarschieren will. Angeblich sind dort Magier, die ebenfalls ein Verbrechen verübt haben!“

„Wie heißt die Stadt?“

Der Barde schüttelte seufzend den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie konnte es mir nicht sagen. Ich bat sie aber, Reegen unauffällig zu befragen. Wenn wir Glück haben, werden wir es bald wissen.“

„Und dann? Willst du etwa in diese besagte Stadt gehen und gegen die Soldaten in den Kampf ziehen?“

„Iwoh! Aber warnen! Mir ist nichts ans Ohr gedrungen, dass irgendeine Bande von Magier eine Gegend unsicher macht! Du etwa?“

Geralt schüttelte den Kopf.

„Seid der Geschichte mit Verden traue ich diesen Mitgliedern der Lilie alles zu! Bestimmt ein Komplott!“

„Aber wozu?“ Fragte ihn Geralt, der sich mit einer Hand über das Kinn strich.

„Was weiß ich? Aber wenn es wirklich so ist, und die Soldaten Unschuldige verhaften oder sogar töten wollen, müssen wir das verhindern, Geralt!“

Der Hexer seufzte. „Uns einmischen? In die Angelegenheiten des Königs? Rittersporn, am Ende sind wir diejenigen, die am Ende eines Strickes baumeln werden.“

„Es sind Unschuldige!“ Widerholte der Barde aufgebracht. „Lass uns wenigstens dort hinreiten! Was und ob wir was unternehmen, können wir dort immer noch entscheiden, meinst du nicht auch?“

„Hmm.“ Geralt überlegte kurz. Wahrhaftig, an der ganzen Geschichte schien was gewaltig faul zu sein. „Nun schön, Rittersporn. Sofern du herausfinden kannst, um welches Städtchen es sich handelt, reiten wir hin. Aber ich warne dich, handle nicht unbedacht! Ein kleinster Fehler, und wir grüßen die Maden und Würmer unter der Erde!“

„Schon gut! Ich werde mich zu benehmen wissen!“
 

Das Stroh, auf dem Rittersporn sich sein Lager eingerichtet hatte, war kratzig und kniff ihn in die unmöglichsten Stellen. Dennoch war es warm. Der kleine Stall nur wenige Meter außerhalb von der Hafenstadt war gut gegen Wind und Wetter gerüstet.

„Du brauchst dringend wieder eine Arbeit, Geralt.“ Mahnte ihn der Barde, während er seine letzten Orens zählte und sie seufzend zurück in den Geldbeutel steckte.

„Ich?“ Der Hexer wandte sein Gesicht zu Rittersporn. „Wieso spielst du nicht einige deiner Liedchen und sorgst dich ebenfalls um das nötige Kleingeld?“

„Denkst du etwa, von meinem Beruf wird man reich? Zudem ist Kunst unbezahlbar!“

„Jaja…“ Der Hexer seufzte und blickte wieder zur Decke. Aber er hatte recht. Sie brauchten dringend Geld. Zum Glück war der Milchbauer, der diese Scheune gehörte, ein gutherziger alter Mann, der sich obendrein noch an Geralts Hilfe gegen die untoten Ertrunkenen erinnern konnte und sie mit etwas zu Essen und diesem Schlafplatz aushalf.

„Vielleicht finden wir auf den Weg in diese Stadt, von der deine Delia gesprochen hat, eine Arbeit.“

„Meinst du nicht, wir sollten so schnell wie möglich dort hin und uns nicht mit anderen Sachen beschäftigen?“

„Rittersporn! Überlege, was du willst. Soll ich jetzt arbeiten und Geld verdienen oder mit dir in diese Stadt reisen?“

„Hast ja recht.“ Rittersporn nahm die braune Pferdedecke und zog sie sich bis unter die Nase hoch. „Morgen versuche ich erst mal an Delia ran zu kommen. Vielleicht konnte sie schon was heraus finden.“
 

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Und schon wieder ist ein Kapitel fertig. ^^ Bin gerade so in Schreiblaune, zudem muss ich morgen wieder arbeiten und die freie Zeit will genutzt werden. XD

Wie immer, danke für´s Lesen! Freue mich über Kommies! ^///^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-02-02T06:23:25+00:00 02.02.2012 07:23
und noch ein tolles kapi... das leidige thema geld tja weder die Kunst noch die kammerjägerei wird eben groß geschötzt die arbein beiden müssen sie kuscheln zum warmbleiben *lol* Aber sag mal du redest doh wohl nicht bei dem Tempelmädchen von der kleinen die Hellsichtig war... mir fällt grade der Name nicht mehr ein...
Oh und übrigens bei solchen sachen denk ich immer an die Weisen worte der Hexer misch dich nie bei den Menschen ein... tja geralt hat es wohl noch nie gekonnt *lach* Weiter? mehr? Gespannt bin!


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