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Fremde Welten Spezial: Es gibt keine Zufälle (#3 1/2)

oder: "Fremde Welten" kommt auf den Hund!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ich es beim Prolog vergessen habe, hier nochmal der Hinweis: Diese Geschichte spielt im Laufe von Fremde Welten #3 (Unmöglich ist nichts) und berücksichtigt Umstände, die sich darin und in #2 (Das Schloss am Meer) noch ereignen werden.
Ich vermeide Spoiler, deute aber Dinge an. :)
Es gibt eine schöne Charabeschreibungsseite zu dieser Fanfiction und eine extra Beschreibungsseite, bitte beachten, zumindest die Charaseite könnte euch Spaß machen. ^^ Komplett anzeigen

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Telepathische Kommunikation

Yugi Mutou war einiges gewohnt, dennoch war er nicht ganz sicher, was er von der gegenwärtigen Situation halten sollte.

„Wer, sagten Sie, spricht da?“ rief er in sein Handy, denn der Gesprächspartner schien ihn nicht gut zu hören.

„Hier ist Kuro! Ich bin bei einem Stadion, glaube ich…“

„Äh… okay, bleib da… ich komme hin, ja?“

„Ja… gut… wir warten.“

Moment, wir? Naja, ein Unglück kam ja bekanntermaßen niemals allein. „Wie viele seid ihr?“

„Drei Männer und ein Hund!“ antwortete der Mann am anderen Ende der Leitung. Yugi hatte den starken Verdacht, dass er das Telefon falsch hielt.

„Ist jemand verletzt?“ fragte er ahnungsvoll.

„Ich glaube nicht. Soach ist bewusstlos. Yugi, wie lange dauert es, bis du hier bist?“

„Also… ich beeile mich. Aber eine Weile dauert es schon. Ich lege jetzt auf – bleib, wo du bist!“ Yugi legte auf und hoffte, dass Kuro auch wirklich dort blieb.

Yami blickte von seiner Spielezeitschrift auf. „Was war denn das? Hast du nicht gesagt, es wäre Joeys Nummer?“

„Ja, schon… aber Joey war nicht dran. Kuro hat drei Personen erwähnt, von denen jemand namens Soach bewusstlos ist. Und ein Hund ist dabei.“ Yugi starrte nachdenklich auf das Display, auf dem jetzt ein beweglicher Bildschirmschoner zu sehen war. „Sicherlich ist Joey der dritte von denen und konnte aus irgendeinem Grund nicht selber mit mir reden. Ich mache mir Sorgen.“

„Okay, lass uns aufbrechen,“ nickte Yami und faltete die Zeitung zusammen. „Ich fahre und du rufst Seto an.“

Yugi verengte skeptisch die Augen. „Warum fahre ich nicht und du rufst Seto an?“

Yami grinste. „Weil ich die Autoschlüssel habe!“
 

Obwohl Seto ihnen einen Mercedes aus Deutschland importieren wollte, hatten sich Yami und Yugi für einen einheimischen Kleinwagen entschieden – schlicht und einfach aus praktischen Gründen. Großvater hatte keinen Parkplatz für ein großes Auto, und ein kleines kam besser im Stadtverkehr zurecht. Nebenbei war es für einen Fahranfänger auch die bessere Lösung, wie Yugi fand. Yamis Meinung dazu war ein wenig anders, aber er nahm auf Yugis Bedenken Rücksicht.

Der Vorteil daran, dass Yami fuhr, war natürlich, dass sie schneller am Ziel waren. Dieses eine Mal ließ er ihn kommentarlos die Geschwindigkeitsbegrenzung ausreizen und dunkelgelbe Ampeln überfahren. Inzwischen telefonierte er mit Seto, damit dieser ein größeres Auto schickte. In den Suzuki Splash passten nur begrenzt Mitfahrer hinein, und sie wussten gar nicht, ob es vielleicht Gepäckstücke gab.

Das Stadion war normalerweise tagsüber öffentlich zugänglich, etwa für Jugendliche, die ein bisschen Fußball spielen wollten. Es mochte gut sein, dass Joey hier mit jemandem Duel Monsters gespielt hatte, denn er war mit seiner Duel Disk unterwegs, soviel wusste Yugi. Aber genauer hatte sein Freund es ihm nicht gesagt.

Yami hielt genau vor dem Stadioneingang, was eigentlich verboten war, aber er schaltete den Notblinker ein und schloss das Auto nicht einmal ab. Beide Jungen rannten in das Gebäude.

Schon nach wenigen Schritten kam ihnen der erwähnte Hund entgegen. Er kläffte und sprang aufgeregt an ihnen hoch, japste und jaulte und hechelte in unglaublich schneller Reihenfolge, als hätte er sie ewig nicht gesehen. Nur dass Yugi ihn noch nie gesehen hatte, und Yami zuckte auch nur hilflos mit den Schultern.

Ein unwilliges Seufzen kam von dem Hund, ein frustrierter Laut. Yugi vermutete, dass er ihnen irgendetwas sagen wollte, das sie nicht begriffen, also folgten sie ihm erst einmal, als er sich umdrehte und schwanzwedelnd im Inneren verschwand. Aber nicht zu den Sitzreihen, sondern auf die Rasenfläche.

Kuro, Vater des Schwarzen Magiers, kam ihnen tatsächlich leibhaftig mit energischen Schritten entgegen und schüttelte beiden die Hände. „Yugi! Und Yami – hallo! Ein Glück, dass ich euch erreicht habe... mit diesem Ding...“ Er holte Joeys Handy aus einer Tasche in seiner Robe.

„Woher hast du das?“ fragte Yugi sorgenvoll. Er warf einen Blick auf die anderen Männer. Ein muskulöser, großer, halbnackter Mann, der aussah, als ob... Yugi blinzelte, als der Typ lächelte und dabei ein unmenschliches Gebiss entblößte. Er konnte eine bekannte Berührung in seinem Geist spüren. Während er noch darüber nachdachte, fiel sein Blick auf den im Vergleich zu dem Hünen kleinen Mann, den dieser trug: Sorc.

Yugi runzelte die Stirn. „Sagtest du nicht, jemand Namens Soach sei bewusstlos?“ wandte er sich an Kuro.

„Oh... du weißt es gar nicht.“ Kuro streichelte automatisch den sandblonden Hund, der sich winselnd gegen ihn drängte. „Soach ist Sorcs richtiger Name. Ich dachte, das hättest du mitbekommen. Prinz Soach von den Eisigen Inseln.“

„Prinz?“ Yami verdrehte die Augen. „Irgendwer ist immer adlig, und wenn's nicht der Gute ist, dann eben der Darklord...“

„Einer ist auch immer der Sohn des Bösewichts,“ kicherte Yugi.

„Er hat den Namen Sorc abgelegt, weil seine... naja, aus verschiedenen Gründen,“ sagte Kuro. „Auch, weil man mit Sorc immer den Mann verbindet, der das Schattenreich vernichten wollte. Nennt ihn also nicht mehr so.“

„Von mir aus,“ meinte Yami achselzuckend. „Was ist mit ihm los?“

„Das wissen wir nicht, er war in diesem Zustand, als ich zu mir kam,“ antwortete Kuro. „Dies ist übrigens Gandora.“

Yugi und Yami starrten gleichermaßen den großen Mann an. Yugi wusste nicht, wie es Yami ging, er für seinen Teil war nicht einmal besonders geschockt – eher erstaunt, dass seine Ahnungen bestätigt wurden.

Dann erinnerten sie sich an ihre gute Kinderstube. Und daran, dass es als unklug galt, einen Drachen zu beleidigen. Sie verneigten sich auf japanische Art.

„Sehr erfreut...“ sagte Yami.

„Ich ebenfalls,“ fügte Yugi hinzu.

Gandora neigte würdevoll den Kopf und gurrte tief in seiner Kehle. Es klang glatt freundlich.

Yugi machte sich bereits Gedanken darüber, ob der Drache... Mann... ob der wohl in Setos Wagen passte. Dann fiel ihm ein, dass sie vom eigentlichen Thema abgekommen waren. „Wo ist denn nun eigentlich Joey?“

„Joey?“ Kuro hob verwundert die Augenbrauen.

Der Hund bellte und wedelte heftig mit dem buschigen Schwanz, aber niemand beachtete ihn sonderlich.

„Du hattest sein Handy,“ erinnerte Yugi ihn.

„Ach ja, das Ding...“ Kuro holte es hervor und warf einen Blick darauf. „Dieses magische Artefakt ist wirklich faszinierend! Aber Joey... das ist dein blonder Freund, nicht wahr? Der war nicht da. Das Artefakt lag da drüben bei den anderen Sachen.“ Er deutete auf die Sitzreihen, wo die Duel Disk auf einem der Plätze lag.

Yami und Yugi gingen dorthin und fanden auf dem Boden verteilt Joeys grüne Jacke, die Jeans und die restlichen Sachen inklusive Schuhe.

„Das ist Joeys Duel Disk,“ stellte Yami fest, der die Karten herausgenommen und durchgesehen hatte. Außerdem war ein Namensaufkleber an der Unterseite des Geräts angebracht. „Der Akku ist leer.“

Der Hund führte sich inzwischen auf wie ein Verrückter. Er sprang auf die Sitze, bellte in einer Tour und stieß die Jungs an, als würde er sie seit ewigen Zeiten kennen. Obwohl er kein Halsband trug, musste er den Umgang mit Menschen gewohnt sein. Vielleicht hatte er Hunger?

„Der Hund hat mir dieses Artefakt gezeigt,“ berichtete Kuro, der ihnen gefolgt war. „Gandora konnte ein bisschen verstehen, was er von mir wollte, und schließlich habe ich es geschafft, die Funktion zu aktivieren!“

„Gandora versteht den Hund?“ staunte Yugi.

„Hm... vielleicht ist das Joey,“ meinte Kuro und rieb sich den Zweitagebart.

Der Hund kläffte wild, die Ohren steil in seine Richtung gerichtet. Der Schwanz bewegte sich so schnell, dass man nur noch Schlieren von ihm sah.

„Das würde erklären, warum er bei diesen Sachen war und wusste, was in den Taschen ist,“ setzte der Magier seine Überlegungen fort, ohne sich an dem Umstand zu stören, dass ein Mensch auf einmal ein Hund sein sollte.

Andererseits, wenn jemand aus dem Reich der Schatten kam und mit einem Drachen in Menschengestalt unterwegs war... nicht zu vergessen, mit einem Chaosmagier... Vermutlich wunderte denjenigen dann nichts mehr.

„Seht mal!“ Yami hielt eine Karte aus Joeys Deck hoch. Es war eine Effektmonsterkarte, der Chaoshexer. „Ich wusste gar nicht, dass er den benutzt!“

„Er hatte die Karte in einem Päckchen, das er vor zwei Wochen bei Großvater gekauft hat,“ klärte Yugi seinen Partner auf. „Wir haben uns darüber amüsiert und gescherzt, was Sorc... Soach wohl sagen würde, wenn er ihn spielt.“

„Hat er die denn gespielt?“ hakte Kuro nach. Sein Gesicht hatte einen seltsamen Ausdruck angenommen.

„Sie war mitten im Deck, keine Karten im Friedhof und keine auf der Disk. Joey scheint sie nicht benutzt zu haben. Was auch logisch ist, wenn der Akku alle ist,“ analysierte Yami.

„Aber das ist seltsam, ich bin sicher, dass er die Disk erst gestern aufgeladen hat,“ wunderte Yugi sich. „Wir haben noch eine Cola getrunken und ich habe Joey mein Ladekabel geliehen, weil die rote Kontrollleuchte an gewesen ist. Außerdem funktioniert die Disk auch mit Solarenergie, wenn man draußen ist.“

„Dann muss sie kaputt sein, sie geht nicht an,“ beharrte Yami.

„Du benötigst nicht unbedingt eine Duel Disk, um dich zu duellieren,“ bemerkte Kuro.

Der Hund bellte wie zur Bestätigung.

Yugi fragte sich, was das für eine Rasse war... vielleicht ein Golden Retriever für die Farbe und der dann mit irgendetwas gemischt... etwas, das kurzes Fell und stehende Ohren hatte. Ein Dingo? Er kannte sich mit Hunden nicht besonders aus. „Mir scheint jedenfalls, das ist wirklich Joey... Hey, Joey! Bist du es? Gib uns ein Zeichen!“

Der Hund setzte sich flach auf die Hinterläufe und machte Männchen, wobei er beide Vorderpfoten hoch in die Luft hielt und leise bellte.

„Das reicht mir als Beweis nicht,“ sagte Yami. „Komm Joey, wo ist der Rotaugendrache?“

Der Hund sprang zu ihm hin und schnüffelte eifrig an dem Kartenstapel, den Yami nach wie vor in der Hand hielt.

Yugi seufzte. „Fein, dann ist das wohl geklärt... wir haben als nächstes Problem drei Duel Monster, darunter jemanden, der aus unerklärlichen Gründen bewusstlos ist...“

„Vielleicht hilft es, wenn ich ihm die Karte gebe.“ Yami machte eine Kopfbewegung in Gandoras und Soachs Richtung.

Yugi nickte und fing an, Joeys Sachen einzusammeln. „Ja, das könnte sein. Bei Blacky war es auch so, als er zum ersten Mal hier war. Allerdings konnte er lediglich in dieser Welt nicht zaubern, und wir nehmen nur an, dass die Karte was gebracht hat. Vielleicht war das auch nur Zufall.“

„Einen Versuch ist es immerhin wert...“ Yami stieg die Sitzreihen hinunter und ging zu Gandora zurück. Der Drachenmann zischte ihn warnend an und verstärkte demonstrativ seinen Griff an Soach, daher näherte er sich etwas vorsichtiger. Als er die Karte einfach nur auf den Körper des Bewusstlosen legte, passierte nichts. Auch nicht auf der Stirn oder als er die Karte in die schlaffe Hand drückte.

Inzwischen hatten Yugi, Kuro und Joey sich zu ihm gesellt.

„Gandora sagt, er könne gar nichts von Soach spüren... normalerweise empfängt er irgendwelche Gedankengänge im Hintergrund, selbst wenn er nicht bewusst mit ihm kommuniziert,“ übersetzte Kuro ihnen.

Joey legte den Kopf schräg und quiekte fragend.

„Hm, wenn der Geist von Menschen ins Reich der Schatten verbannt wird, sind sie auch in so einem Zustand,“ überlegte Yugi. „Das ergibt aber bei ihm keinen Sinn, oder?“

„Also vielleicht liegt es an seiner...“ setzte Kuro zu einer Erklärung an.

Seto Kaiba wählte diesen Moment, um in die Szene zu platzen. „Da bin ich. Erklärt mir jetzt einer, was los ist? Warum steht der Suzuki draußen offen herum? Was hat das... oh.“ Er blieb stehen und ließ die Szene auf sich wirken.

Der Hund knurrte ihn an und sträubte dabei das Fell.

Seto scheute mit einem mörderischen Blick auf ihn herab, scheinbar voller instinktiver Abneigung. „Wem gehört der Flohteppich?“

Yugi seufzte. „Das ist Joey. Er wurde aus unbekannten Gründen in einen Hund verwandelt.“

Seto verdrehte die Augen. „Yugi, bitte... ich bin im Stress und müsste eigentlich in der Firma sein. Für solche Witze habe ich keine Zeit. Also?“

„Das meine ich ernst! Die drei dort kamen aus dem Reich der Schatten, es hat irgendetwas damit zu tun!“ versicherte Yugi ihm. „Kuro kennst du doch...“

Der Braunhaarige blickte den Magier an und nickte grüßend. „Ja... flüchtig.“ Sein Blick wanderte zu Joey. „Das soll ich wirklich glauben, ja?“ Plötzlich warf er den Kopf zurück und lachte schallend. „Dann hat Wheeler jetzt also endlich die Gestalt, die ihm zusteht! Eine, die seinem Intelligenzquotienten entspricht! Ich werde persönlich eine Hundemarke anfordern!“

„Seto, sei nicht so fies zu Joey,“ verlangte Yugi in einem so ernsten Tonfall, dass Seto sich ein wenig beruhigte. Zum Glück war Yugi nicht mehr so klein wie früher, so dass er seinen Standpunkt besser deutlich machen konnte.

Sein Liebhaber verschränkte die Arme vor der Brust und rümpfte die Nase. „Aber ist doch wahr! So dumm kann auch nur Wheeler sein, welches intelligente Wesen lässt sich schon von irgendeinem fehlgeleiteten Zaubertrick erwischen und...“

Weiter kam er nicht, denn Gandora war mit zwei großen Schritten neben ihm und knurrte ihn bedrohlich an. Yugi hatte den Eindruck, dass nur die Tatsache, dass Soachs Sicherheit ihm wichtiger war, Seto vor Schaden durch die gefährlichen Klauen bewahrte.

Wenn man eins von Seto sagen konnte, dann dass er einen Drachen erkannte, wenn er einen vor sich hatte. Seine Augen weiteten sich. „Meine Güte! Was haben sie dir angetan?“ rief er aus, wobei er und die Hände ausstreckte, doch Gandora wich vor ihm zurück und zischte abweisend.

„Er meint, dass du gar nicht von Intelligenz zu reden brauchst, wenn du nichtmal verstehst, was er zu dir sagt,“ erklärte Kuro. Er rieb sich die Stirn und presste die Zähne zusammen.

Seto verengte die Augen – Yugi erkannte den leicht genervten Ausdruck – und verschränkte erneut die Arme. „Verzeihung, aber er sagt nichts Verständliches, oder soll ich in den Zischlauten Worte verstehen? Ich verstehe Drohgebärden oder sowas, aber...“

„Er lässt fragen, ob er damit nicht auf gleicher Stufe mit dem Hund ist, den du ja als dumm einschätzt, eben weil er ein Hund ist.“

Yugi bekam mit, dass Gandora Seto ganz genau beobachtete, und zwar mit glühenden Augen, so als lauere er auf einen Fehler von ihm.

Seto begriff dann aber wohl, in welcher Gefahr er schwebte und seufzte nachgebend. „Verzeihung. Ich wollte die Hunde dieser Welt nicht beleidigen, indem ich ihren Intelligenzquotienten mit dem von Wheeler vergleiche. Und natürlich haben sie gar nichts mit einem Drachen gemein, die bekanntlich die edelsten Geschöpfe überhaupt sind.“

Joey hechelte und bellte. Hoffentlich war das keine Zustimmung, Yugi jedenfalls schlug sich mit der Hand vor den Kopf und enthielt sich lieber eines Kommentars, damit es endlich weitergehen konnte. „Lasst uns zu den Autos gehen und heimfahren,“ drängte er. Ihm kam der Gedanke, dass sie vielleicht Hundefutter kaufen mussten, aber womöglich mochte Joey das nicht.
 

***
 

Zum Glück hatte Dark ihm viel von dieser Welt erzählt, sonst hätte Kuro sich vermutlich noch mehr blamiert, als es ohnehin der Fall war. Natürlich trug die Tatsache, dass Gandora nur sehr widerwillig und misstrauisch in den so genannten Autos fuhr, zu keiner Besserung bei. Kuro hielt es für besser, bei ihm zu bleiben, daher rückte er in die Mitte und half dabei, Soach auf den Platz am Rand zu bugsieren, bevor Gandora auf der anderen Seite herein krabbelte. Er war zu groß und musste deshalb in einer ziemlich unbequemen Haltung dasitzen. Seto setzte sich auf den vorderen Platz. Er hatte einen Mann dabei, der das Auto in Gang bringen konnte, also musste er ziemlich einflussreich sein, denn Yami und Yugi machten das selbst und ihr Auto war auch viel kleiner. Sie nahmen nur den Hund Joey mit.

Die Reise in diesem Ding war irgendetwas zwischen beängstigend und faszinierend. Kuro war alt genug, um sich gelassen zu geben, schließlich war diese Art der Fortbewegung offensichtlich völlig normal hier. Sie tat aber seinem Kopf nicht gut, in dem auch noch die ganze Zeit Gandoras Gemurmel erklang. Aber es war zu unsicher, die Gedanken des Drachen auszuschließen. Hoffentlich bekamen sie Soach wach, dann konnte er sich damit befassen.

Sie reisten zu dem Haus, in dem Yugi und Yami wohnten, denn Seto wollte bei sich zu Hause Aufsehen vermeiden. Das Haus war eher klein, und auch alle anderen darum herum. Aber das hatte Dark ihm schon erzählt.

Joey sprang aus dem Auto und auf den alten Herrn zu, der aus dem Haus trat, als sie ankamen. Das musste dann Yugis Großvater sein... Sukoroku. Kuro war froh über sein gutes Gedächtnis, aber er vermisste Onyxenias Informationsbereitschaft.

„Na, na, ja wer bist du denn? Hehehe...“ Der untersetzte Mann tätschelte den Hund freundlich lachend, während dieser ihn mit der Nase am Kinn anstieß und aufgeregt bellend um ihn herum hüpfte.

Gandora kam gut alleine damit zurecht, Soach aus dem Auto zu holen. Kuro war etwas unsicher, wie er Sugoroku begrüßen sollte, aber Yugi tauchte an seiner Seite auf und stellte ihn seinem Großvater vor. Als er dem Älteren die Hand schüttelte, fühlte Kuro sich in seine Jugend zurückversetzt und es kam ihm vor, als würde die Last der Verantwortung von ihm genommen, da eine erfahrenere Person aufgetaucht war. Jemand, der ihm sagen konnte, was zu tun war.

Sugoroku ging von neugierig und erfreut zu ernst und fürsorglich über, als er die Situation erfasste. Zunächst einmal lotste er alle nach drinnen und zeigte Gandora das Sofa im Wohnzimmer, wo er Soach ablegen konnte.

Kuro bekam kurz Yami zu fassen. „Verzeihung... gibt es hier wohl einen Heiltrank für meinen schmerzenden Kopf?“

„Bestimmt. Ich hole etwas.“ Yami verschwand in einen anderen Raum, und der Finsternismagier konnte sich endlich beruhigt in einen Sessel sinken lassen, den Yugi ihm anbot.

Sugoroku nahm den anderen Sessel und wartete, bis die übrigen ein paar Stühle geholt hatten, allerdings war Gandora damit zufrieden, sich hinter das Sofa zu stellen und über seinen menschlichen Freund zu wachen. Die Zimmerdecke reichte noch ganz gut für ihn aus, aber viel größer hätte er nicht sein dürfen.

Yami brachte Kuro ein Glas mit einer sprudelnden Flüssigkeit darin. Von solchen Getränken hatte Blacky ganz begeistert erzählt. „Hier, trink aber erst, wenn die Tablette sich ganz aufgelöst hat.“

Ach so... da war etwas drin, das sich auflöste und dabei das Sprudeln verursachte. Es wurde rasch kleiner, eine weiße Scheibe, die erst unten im Glas war und mit zunehmender Leichtigkeit aufstieg, um irgendwann ganz zu verschwinden. Das Getränk war dann still und leicht trüb. Es verströmte einen seltsamen Geruch und schmeckte auch anders als alles, was Kuro je probiert hatte. Er leerte das Glas schnell.

Während Yami an alle Anwesenden reguläre Getränke verteilte – offenbar handelte es sich um gelben Fruchtsaft –, berichtete Yugi seinem Großvater von dem, was er erlebt hatte. Kuro war bemüht, sich auf den Bericht zu konzentrieren, falls Fragen an ihn gerichtet wurden.

Tatsächlich ließen die Fragen nicht lange auf sich warten, denn einen wichtigen Aspekt hatten sie noch nicht geklärt. „Wie seid ihr denn nun eigentlich in unsere Welt gekommen?“ wollte Yami von ihm wissen.

Kuro dachte kurz nach, wo er anfangen sollte. „Also... ich erinnere mich, dass wir einen ruhigen Flug hatten...“ Gleich nachdem Soach sich mit Gandora ausgetobt hatte. „Dann... hatte ich das Gefühl, dass Gandora von etwas getroffen wurde oder so... Ich saß hinter Soach und konnte es nicht deutlich sehen. Wir stürzten, und ich versuchte, einen Schildzauber herzustellen, der den Aufprall dämpfen sollte. Soach beschwor auch irgendetwas, aber ich bezweifle, dass er Erfolg hatte. Ich spürte eine Veränderung, das war vermutlich, als wir in diese Welt übergingen. Soach hatte die Idee, es mit einem Schwebezauber zu versuchen, aber irgendwie klappte nichts richtig, und als nächstes fand ich mich auf dem Rasen in dem Stadion wieder. Vielleicht war ich eine Weile bewusstlos. Als ich zu mir kam, war der Hund da.“

„Wenn ich das richtig verstehe, konntet ihr noch kurz zaubern, nachdem ihr die Welten gewechselt hattet,“ stellte Yugi fest.

„Das kann sein... Restenergie, oder weil das Tor noch offen war,“ stimmte Kuro zu. Eigentlich hatte er keine Ahnung, was eigentlich wirklich passiert war, und hoffte deshalb noch mehr, dass Soach bald zu sich kam und es ihnen sagen konnte. Er hielt eine Hand vor sich und erschuf eine kleine Kugel aus finsterer Magie. „Oh... klappt ohne Probleme.“

Die Gruppe staunte. „Wow! Da wundert es mich doch, dass ausgerechnet Blacky damit Probleme hatte!“ rief Yugi überrascht aus.

Yami lachte. „Stimmt... ein Chaosmagier dürfte eigentlich noch am ehesten über solche Probleme erhaben sein. Und wo wir gerade davon reden...“

Aller Blicke richteten sich auf den bewusstlosen Soach, so dass sich Gandora gemüßigt fühlte, in die Runde zu knurren.

„Ich versuche es nochmal mit der Karte,“ beschloss Yami. „Vielleicht hilft eine Duel Disk.“

Joey sprang hinzu und hielt ihn mit dem Maul an der Jacke fest.

„Was ist denn?“ fragte Yami ihn und streichelte ihn automatisch am Kopf.

Der Hund ließ ihn los und schaute zu Gandora. Er und der Drache sahen einander eine Weile an, dann konnte Kuro Gandoras Kommentar vernehmen. Er sprach diesen laut aus für die anderen: „Seine Duel Disk ging kaputt, als er sie einschaltete, dann fehlen ihm einige Erinnerungen und danach war er ein Hund.“

„Untersteh dich, die Karten von dem Köter auf deine Duel Disk zu legen!“ rief Seto sofort. „Gib mir seine Disk mal...“

Das tat Yami, und Seto begab sich zum Esstisch, wo er konzentriert an der Duel Disk herum zu fummeln begann. Er holte dafür kleine Werkzeuge aus seinen Manteltaschen und öffnete eine Klappe. „Aha... da drin ist alles hinüber, seht euch das an!“

Er gab das Gerät herum, und als Kuro an der Reihe war, sah er im Inneren einige zusammengeschmolzene Drähte und Ruß am Gehäuse. Er wusste nur ungefähr, wie so etwas normalerweise auszusehen hatte, da er einige wenige Male in der Maschinenstadt gewesen war, aber einen funktionstüchtigen Eindruck machte es nicht.

„Sowas kann natürlich nur Wheeler schaffen,“ fing Seto erneut zu schimpfen an. „Mit wem hat er sich duelliert?“

Das wusste niemand, daher holte Seto ein Artefakt aus seiner Tasche, das dem ähnelte, das Kuro noch in seinem Besitz hatte. Der Magier bekam Gelegenheit, die Benutzung aus nächster Nähe beobachten zu können.

„Hallo, Mokuba,“ sagte Seto. „Prüf etwas für mich nach, die Daten von Duellen, die heute im Stadion stattgefunden haben. Stell fest, ob Joey Wheeler dabei war und mit wem.“ Der Braunhaarige lauschte eine Weile nur und nickte hin und wieder, wobei er kurze, zustimmende Laute machte. „Ja, danke. Nein, das war alles. Ja, du kannst die Seriennummer streichen, die Disk ist im Eimer. Hmmm... Nein, glaube ich nicht. Das ist Totalschaden. Ach... es hat vielleicht nichts zu bedeuten, aber überprüf die Daten von Chaoshexer, Gandora, Drache der Zerstörung und Erfahrener Dunkler Magier. Ja. Das kann hier noch dauern, bis später.“

Das war für Kuros Augen zu schnell gegangen, oder er hatte einfach nicht die richtige Perspektive gehabt. „Dein Kommunikationsartefakt sieht ganz anders aus...“

Seto zeigte es ihm. „Das ist ein supermodernes Smartphone. Wheeler hat ein Uralthandy. Ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.“

Joey jaulte kehlig und schaute auf seine Füße, als wäre ihm das peinlich.

Kuro bekam von Gandora eine Antwort des Hundes übermittelt, gab sie aber lieber nicht an Seto weiter, denn sie fiel nicht freundlich aus.

„Ich habe erfahren, dass Mai Valentine die Gegnerin war,“ verkündete Seto. „Allerdings gibt es keine Daten des Duells außer, dass beide Dueldisks aktiviert wurden und Wheelers dann wohl ausfiel.“

„Ist das eigentlich noch mit den Datenschutzrichtlinien vereinbar?“ erkundigte Yugi sich.

„Mich würde viel mehr interessieren, wie das mit Mai ausgegangen ist,“ wandte Yami ein. „Joey, habt ihr ohne Duel Disk...“

Doch Joey verkroch sich mit angelegten Ohren und eingezogenem Schwanz hinter Sugorokus Sessel.

„Anscheinend hat sein Weibchen ihn nicht erwählt,“ übersetzte Kuro. Oh Mann... Weibchen? Gandoras Vokabular färbte auf ihn ab. „Können wir bitte endlich was wegen Soach unternehmen?“

„Ich hole meine Duel Disk und probiere nochmal, die Karte draufzulegen,“ nahm Yami sein Vorhaben von vorhin wieder auf. „Schließlich sind die drei doch jetzt hier... die Situation ist anders.“ Er würde sich nicht aufhalten lassen, also versuchten sie es erst gar nicht.

Kuro blickte dem Jungen nach, als er die Treppe zum Obergeschoss ansteuerte. Und er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-08-27T09:57:04+00:00 27.08.2013 11:57
Hallo (>_ô)

hi hi .. ich hab beim letzten Kapitel schon über deinen “extra-Chara” schmunzeln müssen, das du dort dem Autochen einen Teil gewidmet hast, und bei Yamis Fahrstiel musste ich an einige FFs denken in denen Bakura Auto fährt. Das scheint wohl ein „Yami“-Typisches Verhalten zu sein, das sich die Beifahrer nicht unbedingt sicher fühlen^^

Joels Beschreibung als Hund war auch super und lustig, wie er sich versucht hat bemerkbar zu machen und es keiner Kapiert und er einen frustrierten Laut von sich gibt. Auch fand ist es witzig, das seine Rute so schnell wedelt das man nur noch schlieren erkennt und die Findung seiner Rasse^^

Das „aufeinanderprallen“ von Gandora und Seto hat mir gefallen – wer? wenn nicht Seto müsste einen Drachen erkennen?! Und beinahe hätte er es sich mit ihm verscherzt – und Joey hat die Beleidung nicht kapiert *patta*

Jetzt kommt die Kleinarbeit – wie ist es dazu gekommen, und was war mit dem Duell – ist vielleicht Mai im RdS?

Ich mag das Vokabular von Kuro, wenn er sich über das Artefakt von Seto und Joey wundert und Rückschlüsse zur Maschinenstadt zieht, was er dort schon an Technik kennt. Ich bin gespannt, was wohl passiert, wenn Yami mit der Duell-Disk kommt – ob Kuros Bedenken berechtigt sind?!

Ein schönes Kapitel! Macht mir Spaß!!!

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
27.08.2013 21:17
Höhö...
... mein Mann und ich haben uns in letzter Zeit ziemlich viel über Autos in Fanfics unterhalten, weil wir eine haben mit jemandem, der einen ganzen Fuhrpark hat. Dies hat mich wohl geschädigt. Naja und jetzt wisst ihr, wie das Ding aussieht.
Ich bin diesmal recht stolz auf meine Charaseite, weil es da auch noch Infos gibt, die nicht in der Story vorkommen. ;)
*lach* Ich weiß zwar, dass der Hundeschwanz Rute heißt, aber da endet mein Fachwissen auch schon, also habe ich darauf verzichtet, das Wort zu benutzen.^^° Zum Glück kenne ich einige Hunde und weiß so ungefähr, wie die sich verhalten... manche wedeln so, dass alles mögliche umfällt.
Ja, das Vokabular von Kuro... das muss so sein, wenn wir in seinem POV sind, weil er die richtigen Namen nicht weiß. Manchmal gar nicht so einfach.^^
Ich hab hier auch voll Spaß, weil sich das alles quasi von allein produziert. hoffentlich hält das an.^^
LG

Antwort von:  jyorie
27.08.2013 21:25
*schmunzelt* ne Freundin hat in ner FF Joey in ein Pet-Play-Kostüm gesteckt und ihm mit einem Plug etwas Buschiges angesteckt - eigentlich hab ich mich mit der Rute nur an ihre FF erinnert. Sie meinte (ungefähr) bei einem Shöne-Ai hört sich das leichter verfänglich an, wenn man getippt hätte er wackelt mit dem Schwanz .. okay in dem Fall ist Joey ja ein Hund^^ ... aber beim Kommi-Schreiben hat es mich halt an das Gespräch mit ihr erinnert^^°


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