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Sugarcube

von

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through a window

Die großen Regentropfen donnerten gegen die Fensterscheibe. Das Glas war kalt. Taiji berührte es mit seinen Fingerkuppen. Sein Blick schweifte über die trübe graue Welt da draussen. Er fröstelte.

Er war alleine. Alleine im Proberaum. Er wusste, dass für heute keine Probe angesetzt war. Und genau darum war er heute hier. Hier, wo sonst so oft Yoshiki war. Und auch wenn der Boss diesen Raum heute nicht beanspruchte, so fühlte Taiji sich ihm hier im Moment ziemlich nahe....irgendwie.....

Leise seuftzend lies er seine Finger an der Fensterscheibe hinunter sinken. Ebenso seinen Kopf. Der junge Bassist schloss die Augen. Sofort hatte er das Gefühl, die Kälte des Glases würde über seinen, an´s Fenster gelehnten, Kopf in rascher Geschwindigkeit in sein tiefstes Inneres gelangen. Doch dass diese Kälte auch ohne das kühle Glas in ihm wuchs, wusste er. Das wusste er schon lange, denn diese Kälte schien Woche für Woche zu wachsen, mitlerweile schon Tag für Tag. Es war jedes Mal auf´s Neue merkwürdig: Kaum dass er in Yoshikis Nähe war spührte er sowohl ein aufregendes Kribbeln im ganzen Körper, als auch zeitgleich eine tiefe Angst, die manchmal fast schon zur Panik mutierte. Es war völlig absurd! So sehr er auch Yoshikis Nähe genoss, so sehr fürchtete er sie auch. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher, als ihm gegenüber ehrlich zu sein und ihm alles zu gestehen. Doch genau für diesen entscheidenden Schritt fehlte ihm etwas Wichtiges: Mut. Hart schlug Taiji mit der Faust auf die Fensterbank. Was war mit ihm nur los?? Er hatte schon immer eine viel zu große Klappe gehabt, riskierte desöfteren Prügeleien und ging immer seinen eigenen Weg. Warum also diesmal nicht auch....? Warum brachte er ausgerechnet in diesem Fall nicht genügend Mumm auf? Wie oft hatte er schon irgendwelche Groupies und andere Flittchen in´s Bett gelockt? Aber das hier war damit nicht zu vergleichen. Yoshiki war bei weitem nicht mit irgend einem billigem Flittchen zu vergleichen. Auch wenn er sich öfters gerne als Eines verkleidete.

Taiji löste sich von dem kalten, glattem Glas und trat einige Schritte hinüber zu Yoshikis Drumkit. Die Drumsticks lagen dicht nebeneinander auf dem kleinen Hocker. Behutsam, fast schon ehrfürchtig streckte er seine Finger nach den dünnen Holzstöcken aus. Er nahm Beide in die Hand und betrachtete sie abwesend. Würde er Yoshiki mit einem Gegenstand asoziieren, wäre es ohne Zweifel ein Drumstick. Er war genauso dürr wie diese Holzstäbe.... Und er konnte genau so einen Krach machen und so eine Energie hervorbringen, wie es einem mit Drumsticks möglich war. Sanft strichen seine Finger über das Holzstück, Welches für gewöhnlich so viel aushalten musste... Sonst hielt Yoshiki sie immer in seinen Händen, nun war es Taiji, der sie anfasste.

Ein plötzliches Kratzen und Schlagen vom Fenster durchbrach die monotone Klanglage der Regentropfen auf Selbige. Taiji drehte rasch seinen Kopf zum Fenster! Doch als er den Unruhestifter erkannte, athmete er wieder erleichtert aus. Es war ein kahler Zweig des großen Baumes, der nahe des Gebäudes Stand. Der immer stärker werdende Wind drückte den großen, nassen, dunklen Zweig an das Fensterglas. Taiji begab sich erneut zum Fenster und schaute dem Treiben zu. Beinahe wirkte es so, als versuche der Zweig als Einziger von seinen Artgenossen das dicke Fensterglas zu durchstoßen und wenigstens seine Spitzen im warmen und trockenem Inneren des Gebäudes zu heben. Als suche er verzweifelt einen Ausweg aus dem unaufhörlich niederprasselnden Regen... Unbewusst presste er seine Hände und seine Stirn gegen die Scheibe und starrte den Zweig an. Es sah regelrecht so aus, als würde der Bassist versuchen, das Glas unbeschadet zu durchdringen und dem nassen Zweig seine Hand zu reichen. Ihm zeigen, dass Dieser nicht der Einzige war, der einen Ausweg aus seiner derzeitigen Situation suchte. Dass es noch andere Wesen gab, die verzweifelt waren und nicht weiter wussten...

Ein weiteres Mal seufzte er leise auf und lies diesmal das Glas vor seinem Gesicht dadurch beschlagen. Erst durch den nebligen Beschlag wurde ihm mit einem Mal bewusst, wie dicht er der Scheibe war. Er löste sich von ihr und setzte sich mit angewinkelten Beinen auf die Fensterbank. Die Drumsticks noch immer in der Hand, bettete er gedankenverlohren auf seinen Knien. Den Blick von der Aussenwelt wendete er nicht ab. Diesen Wunsch, den er schon so lange hatte und der immer stärker wurde, Yoshiki einfach ganz nahe zu sein, seinen warmen Körper zu spühren, dieser Wunsch war zwischenzeitlich ein Mal real geworden. Ein Mal war er Yoshiki so nahe, wie er jetzt seinen Drumsticks war.....
 

Die Straßen waren dunkel und kalt. Ein leichter Windhauch wehte ihm durch die Haare. Ein leises Gemurmel trug sich durch die normalerweise sehr ruhige Seitenstraße. Seine Augen suchten Die seines Gegenübers. Dieser war Yoshiki und er nickte ihm knapp zu. Gottverflucht, diese Augen...als könnte er in Ihnen eintauchen... Taiji zwang sich zur Aufmerksamkeit. Er griff zielsicher nach Yoshikis Hand, als wollte er ihn zum mitkommen bewegen. Doch Yoshiki zog seine Finger sofort wieder aus Taijis Griff, blieb stur stehen und dachte offensichtlich nicht im Traum daran, ihm zu folgen. Taiji blickte ihn fragend an. Wollte, dass er ihm folgte. Gerade als er seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, drehte er sich plötzlich halb um und wurde in der nächsten Sekunde von einem Schuss getroffen, der wie aus dem Nichts gekommen zu sein schien. Mit zusammengebissenen Zähnen sackte er in den Beinen sofort ein, fand nirgends Halt und sank ohne Umwege zu Boden. Sein Hut konnte sich nicht mehr auf seinem Kopf halten. Sein lascher Körper kam auf dem harten Boden auf und blieb dort regungslos liegen.

"CUT!!!"

Sofort setzte wieder hörbares Gerede am Set ein. Überall wuselten die Kameramänner, Tonassistenten und was noch alles für Helferchen herrum. Doch die ganze Lebhaftigkeit des Teams kümmerte ihn nicht. Er blieb regungslos auf dem harten Boden liegen, athmete nur sehr flach. Man hätte es kaum wahrnehmen dürfen, dass er überhaupt noch athmete. Plötzlich vernahm er Yoshikis Stimme. Er forderte ihn zum Aufstehen auf, die Szene, die sie soeben gedreht hatten, wäre im Kasten.

Aber Taiji blieb liegen. Wenige Momente darauf spührte er, wie Yoshiki sich zu ihm hinunterbeugte, ihn vorsichtig mit den Fingern bestupste. Die Berührungen waren so sanft... Er konnte an Yoshikis zitternder Stimme vernehmen, dass Dieser zunehmends panischer wurde. Und auf einmal zog er ihn in seine Arme. In diesen Momenten hätte Taiji am liebsten seine Arme fest um den Körper des Drummers geschlungen und ihn leidenschaftlich geküsst. Am liebsten..... Doch er tat es nicht. Er konnte sich ausrechnen, dass er sich durch so eine Reaktion von Yoshiki allerhöchstens eine kräftige Backpfeife einfangen würde. Er wollte zwar von ihm berührt werden, aber wenn möglich liebevoller. Und genau so empfand der jüngere Bassist diese Situation gerade: Wie Yoshiki ihn in seinen Armen hielt, das fühlte sich sehr liebevoll an..... Es war wie im Traum, es war wunderschön. Und er fühlte sich unsagbar geborgen.

Er stellte sich tot und Yoshiki machte sich ernsthafte Sorgen um ihn. Er war ihm also nicht völlig egal, wie er manchmal das Gefühl hatte. Er hörte die Angst, die in Yoshikis Stimme lag, jedes Mal wenn Dieser seinen Namen aussprach. Wie der Leader ihn berührte, als wolle er ihn schützen... Und dieser Duft..... Taiji genoss Yoshikis Geruch. Wie gerne hätte er sich in diesen Momenten an ihn gekuschelt? Es kostete ihn größte Überwindung, genau Dies nicht zu machen.

Aber genauso wenig konnte er Yoshiki weiter Panik schieben lassen. So entschied er sich, das kleine Spiel zu beenden. Ruckartig schlug er seine Augen auf, grinste ihm frech mitten in´s Gesicht. Yoshikis erschrockenen und erstaunten Gesichtsausdruck, mit Dem er seinen Bassisten in dem Moment anstarrte, würde er nie vergessen. Genausowenig wie die Tränen, die er schon deutlich in den braunen Tiefen erkennen konnte. Yoshiki hatte versucht sie schnellstmöglich wegzublinzeln, bevor er damit begann, ihn lauthals und vor der ganzen Crew auszuschimpfen für seinen dummen Scherz. Doch Taiji hatte sie dennoch sehr deutlich erkennen können. Es waren Tränen in Yoshikis Augen gewesen.....
 

Vereinzelte grünbraune Blätter wurden gegen das Fenster geschleudert. Der Wind hatte erneut deutlich zugenommen. Der hilflose Ast, der zuvor noch an das Glas gekratzt hatte, wurde mitlerweile in alle Richtungen gebogen. Mal schlug er noch gegen das Fenster, bevor er im nächsten Moment auch schon wieder in die entgegengesetzte Richtung gerissen wurde. Es hatte sich da draussen regelrecht ein kleiner Sturm zurechtgemausert. Taiji lief ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken, nachher wieder hinaus in dieses tosende, nasskalte Wetter zu müssen, wollte er nach Hause gelangen. Und den Weg durfte er auch noch alleine bestreiten...... Da war er wieder, der unbändige Wunsch nach Geborgenheit. Er kam einfach nicht gegenan. Aber vieleicht war diese Sehnsucht ganz einfach menschlich.........

Urplötzlich ertönte ein leises Knarren.

Taiji riss den Kopf in Richtung Tür.

Selbige öffnete sich im gleichen Moment und Schritte setzten ein die ankündigten, dass jemand den Proberaum betrat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2006-05-04T18:12:33+00:00 04.05.2006 20:12
Wow, so viel Text auf der zweiten Seite!
Hm, das Kapitel mag ich irgendwie sehr. Vermutlich liegt es daran dass es tiefer in Taijis Welt geht. Irgendwie liegt Yoshikis Gefühlswelt immer so offen, oder hab ich nur den Eindruck? Aber Taiji ist doch wieder ein Mysterium, obwohl ich seine Gedankengänge die du beschreibst immer schlüssig finde.
Von:  Maverick
2005-11-29T22:22:08+00:00 29.11.2005 23:22
O.O;;; wie? Kapitel zu ende???
DAS IST NICHT FAIIIR!!!! ;O;
Das hast du doch absichtlich gemacht, dass da zwei Seiten angezeigt werden und nur eine Seite Text ist!!!
Das Kapitel hat eine extrem melancholische Stimmung. Ich find gut, dass man die Week End-Szene noch mal aus Taijis Sicht lesen kann. Und Yoshiki mit einem Drumstick zu vergleichen ist einfach genial! (der olle Fellverdrescher xDDD)
Jetzt musst du aber auch weiter schreiben! Ö___Ö *lieb guckt*
Von:  sindaze
2005-11-29T17:35:25+00:00 29.11.2005 18:35
O.O;;; ARG!
>O<;;; DAS MIT NDER ZWEITEN SEITE MACHST DU DOCH AUS PURER ABSICHT!!!
ó.ò Menno... ich dachte jetzt, ich erfahre sofort, wer da reingetapst kommt! >.<;;; Du musst es aber auch immer so spannend machen, was?
o.o;;; *hibbel* Schreib weiter! Will wissen, ob mein versautes Köpfchen Recht mit seiner Annahme hat... e.e' *Spinni tätschel*
[ö.ö Ich will auch was sagen! *o* Das machst du super! Weiter so! *-*b]
Von: abgemeldet
2005-11-29T16:14:38+00:00 29.11.2005 17:14
ERSTE *-*
Boa, mir is jetzt richtig kalt >< ... doofes Wetter xD
Tolles KApitel, aber so kurz v.v


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