Zum Inhalt der Seite

Arcanum Leonis

Das Geheimnis des Löwen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

In vino veritas - Im Wein ist Wahrheit

"Und das ist mein letztes Wort, Bill Weasley!"

Die junge Frau starrte ihren Mann wütend an, aus ihren Augen schienen Funken zu sprühen und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihren Mann allein mit ihrem Blick an der Wand festgenagelt.

Bill Weasley jedoch schüttelte wortlos den Kopf, zog sich den Umhang über die Schultern und verließ das Haus.

Ein Klirren und das Geräusch von Scherben ließ ihn zusammenzucken. Offenbar hatte eben die Kaffeetasse seiner Frau Bekanntschaft mit der Tür gemacht.

"Hoffentlich lässt sie das gute Geschirr ganz", murmelte er bei sich.

Er stapfte den Kiesweg hinunter, öffnete die Gartenpforte, gab ihr einen Stoß, so dass sie quietschend ins Schloss fiel.

'Ich muss sie dringend ölen, wenn ich zurückkomme!', dachte er.

Ein düsterer Schatten glitt über sein Gesicht.

‚Falls ich zurückkomme!', korrigierte er sich in Gedanken, als er auf die Anhöhe hinaufstieg, auf der ein alter Hut lag.

Bill griff danach und setzte ihn sich auf.

Um ihn herum begann sich die Welt zu drehen, er fühlte sich, als würde er in die Länge gezogen, ehe ihn der Strudel mit sich fortriss.
 

Fleur starrte immer noch auf die geschlossene Haustür, durch die der Mann, den sie liebte, verschwunden war. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Er war tatsächlich gegangen, jetzt, mitten im Krieg, kam er auf die absurde Idee, aus seinem sicheren Zuhause zu verschwinden.

Sie spürte, wie ihr Herz schlug, als wollte es durch die Rippen entfliehen. Angst kroch ihr den Rücken hoch, packte sie mit eiskaltem Griff und ließ sie erschauern.

Doch ihr Zorn war noch zu heiß, um sich von der Angst so rasch abkühlen zu lassen.

Was dachte sich Bill? Nur weil er von Fenrir Greyback gebissen worden war, musste das noch lange nicht heißen, dass er eine Gefahr für alle darstellte. Schließlich hatte Remus Lupin auch gelernt, damit zu leben. Aber Bill hatte auf ihre Argumente nur mit Ablehnung reagiert, hatte entschieden abgewehrt, bei ihr zu bleiben, solange er so unberechenbar war.
 

Fleur spürte, wie Tränen ihren Zorn überschwemmten, sich aus ihren Augen stahlen. Sie biss sich auf die Lippen, um das Schluchzen zu ersticken, das ihr in der Kehle brannte.

Bill hatte sie allein gelassen. Aber nicht nur sie.

Ihre Hand legte sich auf ihren Bauch. Noch sah man nichts, aber in einigen Monaten würde es nicht mehr zu verbergen sein.

Sie strich sich eine blonde Strähne aus dem erhitzten Gesicht und versuchte, das Zittern, das sie schüttelte, zu ignorieren. Wenn Bill etwas zustieß, würde er niemals erfahren, dass er Vater wurde. Sie hatte es erst vor einigen Tagen erfahren und noch keine Gelegenheit gefunden, es ihm zu sagen. Und jetzt war er fort. Vielleicht sah sie ihn nie wieder.

Das Zittern durchzuckte ihren Körper, sie schwankte, hielt sich an einem Holzbalken fest, um nicht zu stürzen. Ihre Hände umklammerten das Holz, als wäre es Bills Hand, ihre tränennasse Wange schmiegte sich daran, als wäre es die Haut ihres Mannes. Sie konnte es nicht mehr zurückhalten, ein lautes Schluchzen brach aus ihrer Kehle und ihr Blick, der immer noch auf die Tür gerichtet war, verschwamm in neu aufsteigenden Tränen.
 

***
 

"Harry! Ron! Seid ihr etwa eingeschlafen? Ich glaub's ja nicht. Ich dachte, ihr arbeitet und dann pennt ihr hier einfach weg?"

Die zwei Angesprochenen schreckten aus ihrem Dämmerschlaf hoch und boten der eben eintretenden Hermine ein Bild des Schuldbewusstseins. Harry rieb sich verschlafen die Augen und rückte seine Brille zurecht, die ihm schief auf der Nase saß. Ron gähnte verhalten und schaute Hermine an, die mit einem Arm voller Bücher und Pergamente hereingekommen war.

"Oh, entschuldige, Hermine. Ich... wir...", setzte Ron an, doch Hermine schnitt ihm das Wort ab: "Ich racker' mich hier ab und quäl mich durch Tausende von Büchern und die Herren halten hier ihren Schönheitsschlaf? Nichts da, ihr beide macht euch jetzt auf den Weg und findet heraus, wo das Bild von Rovena Ravenclaw abgeblieben ist!"

Energisch knallte sie die Bücher vor Harry auf den Tisch, der zusammenzuckte, ehe er sich erhob.

"Ach ja, und kannst du uns vielleicht sagen, wo wir anfangen sollen zu suchen?" Ron ließ sich von Hermines saurer Mine nicht einschüchtern und schob den Stuhl zurück.

Hermine strich sich eine Locke aus dem Gesicht, während sie einen Absatz überflog. Nun hob sie den Kopf und wandte den Blick zu Ron.

"Habt ihr schon mal daran gedacht, die Schloßgeister zu befragen? Schließlich leben die schon 'ne Weile hier!"

"Ob man das ‚leben‘ nennen kann, ist allerdings fraglich", witzelte Ron, doch Hermines wütender Blick ließ ihn verstummen. Er trat den Rückzug an.

"Komm, Harry, lassen wir die Dame alleine, bevor sie uns noch nach übermorgen hext!"

"Wenn ich mir ihren Blick so ansehe, dann hext sie dich gleich in die nächste Woche, wenn du nicht aufpasst, was du sagst!", antwortete Harry grinsend und duckte sich, als ein Buch haarscharf an seinem rechten Ohr vorbei flog. "Ist ja gut, wir gehen ja schon!" Damit verschwanden die Jungs durch das Portraitloch.

Mit einem Seufzer ließ sich Hermine in den Ohrensessel fallen und griff nach einem neuen Buch.
 

"Toll. Und was machen wir jetzt?"

Ron fluchte ärgerlich und starrte auf den hellen Fleck, wo einst das prächtige Bild der Gründerin von Ravenclaw gehangen hatte.

Harry seufzte und lehnte sich gegen die Wand.

Sie standen im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Blaue Banner hingen an den Wänden, die hohen Fenster gewährten einen tollen Ausblick auf den See, der im Mondlicht dalag wie ein großer schwarzer Spiegel.

"Weder Nick, noch der Fette Mönch oder der Blutige Baron konnten uns helfen, nicht mal die Graue Dame und gerade die müsste es ja wissen!", murmelte er nachdenklich, während er gedankenverloren aus dem Fenster schaute.

"Was für eine Pleite!" Ron ließ sich an der Wand zu Boden gleiten und zog die Beine an.

"Was sucht ihr, sucht ihr, wenn ihr nur rumstarrt wie starrte Stiere?", kicherte es hinter ihnen.

Harry wirbelte herum. Auf dem Kaminsims thronte Peeves, der Poltergeist und grinste sie frech an.

"Verschwinde, Peeves, geh' jemand anderen nerven!" Ron blickte auf und machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Ah ja, ah ja ah ja", gackerte Peeves und stützte den Kopf auf den Ellbogen, während er seine Augen fortlaufend auf sie richtete. "Soll verschwinden? Soll verschwinden, wie das Bild da, wie?"

Harry horchte auf.

"Was weißt du über dieses Bild, Peeves?", er biss sich auf die Zunge, denn der Poltergeist scherte sich einen Dreck darum, an ihn gerichtete Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.

Der Poltergeist kicherte und ließ sich auf dem Kaminsims nieder. Ron rappelte sich an der Wand hoch und musterte den gackernden Peeves mit kritischem Blick.

"Peeves, ich bitte dich. Es ist sehr wichtig für uns, dass wir wissen, wo dieses Bild ist. Es war immer hier, aber nun..."

"...nun ist es weg, weg, weg!", lachte Peeves höhnisch, "und der junge Potter und Rotznase Rothaar suchen und suchen und suchen, suhuhuhuchen", er mühte sich, krächzend die Tonleiter hinaufzukrabbeln, brachte aber nur Misstöne und Gekreische zustande.

"Komm, Harry. Lass uns gehen! Aus diesem Geist würde nicht mal der Blutige Baron etwas Sinnvolles herausbekommen!", Ron erhob sich, klopfte sich den Staub von der Hose und wandte sich ab. Harry warf einen traurigen Blick auf den hellen Fleck an der Wand und folgte Ron.

"Wartet, wartet, ihr Winzlinge, wartet. Wie soll euch Peeves denn sonst weiterhelfen?", der Geist stützte die durchsichtige Wange auf seine durchsichtige Hand und blickte den beiden an der Tür mit einem spöttischen Gesichtsausdruck entgegen.

Peeves schien an seinen Alliterationen großen Spaß zu finden, er hob eine Hand und winkte ihnen zu.

"Du willst uns doch nur wieder hinhalten, Peeves!", Harry schüttelte den Kopf und griff nach der Türklinke.

"Oh Potty, es gibt Möglichkeiten, mich milde zu stimmen.", über Peeves' Züge glitt ein breites Grinsen.

"Wein, zum Beispiel!"

Verblüffter hätten die beiden Jungs vermutlich nur geschaut, wenn ihnen Draco Malfoy eröffnet hätte, dass er von nun an Quidditch für Gryffindor spielen wolle.

"Wein?", brachte Harry heraus, der als Erster seine Sprache wiederfand.

"Wie...wie trinken Geister denn Wein?", würgte Ron zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Peeves kicherte und wedelte ungeduldig mit den Händen.

"Ist egal, ist egal. Bringt mir Wein! Bringt mir Wein und vielleicht bringe ich euch...was ihr braucht!"

Ron musterte den umherschwebenden Poltergeist und warf Harry einen Blick zu.

"Also der hat doch Eulenmist im Hirn!"

"Und wenn schon, Ron. Vielleicht ist das unsere einzige Chance, an Informationen über dieses Bild ranzukommen!", erwiderte Harry im Flüsterton.

"Meinst du denn, dass das Bild ein Horkrux ist?", fragte Ron halblaut.

"Shhh," zischte Harry, "nicht das Bild. Etwas, was darin ist, vielleicht!"

Beide starrten immer noch auf den, sich nunmehr um sich selber drehenden Peeves, der "Wein, Wein, Wein" vor sich hersang.

"Okay. Und woher nehmen wir die Flasche Wein, Harry?"

Harry grinste.

"Direkt aus der Küche!"

Er warf sich den Tarnumhang über und Ron konnte nur noch sehen, wie die Tür ins Schloss fiel. Er blickte sich unsicher um. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Doch er brauchte nicht lange zu warten, bis sich die Tür wieder öffnete und wenig später Harry sich den Umhang vom Kopf zog.

"Und? Hast du sie?"

"Was denkst du denn?"

Triumphierend hielt der Gryffindor eine Weinflasche hoch.

Sie war leer.

"Ähm, Harry, ich will ja nichts sagen, aber...", Ron wurde unterbrochen, als Peeves die Flasche bemerkte und wie ein Irrer anfing zu kichern: "Weiiiin. Oh, ihr habt Peeves Wein mitgebracht. Gib, gib sie mir. Gib mir die Flasche!"

Er riss sie Harry fast aus der Hand, setzte sie an seine Kehle und stürzte den nicht vorhandenen Inhalt hinunter.

"Ahhh, guuut. Guter Jahrgang. Genau aus meinem Geburtsjahr!", der Geist wischte sich den Mund an seinem durchsichtigen Hemdsärmel ab und nahm noch einen Schluck aus der leeren Flasche.

"Aber...die Flasche ist doch leer!", protestierte Ron, aber Peeves lachte nur:" Die Erinnerung an den Geschmack ist das, was zählt, kleiner Rotkopf!", er nahm einen weiteren Schluck und machte eine herrische Geste. "Mmm, mehr. Gebt mir mehr!"

Seine Hände krallten sich um die Flasche und er trank erneut.

"Super, Geister mit Alkoholproblemen, was setzen sie uns als nächstes vor?", murrte Ron leise und musste einen Schmerzlaut unterdrücken, weil Harry ihm auf den Fuß getreten war.
 

"Schmeckt er dir, Peeves?", fragte Harry mit zuckersüßer Stimme zum Kaminsims hinauf, wo der Poltergeist mittlerweile wie auf einem Divan ausgestreckt lag, die Weinflasche in beiden Händen, immer und immer wieder große Schlucke davon trinkend.

"Mhmmmjaaa. Guter Wein. Peves hat...hicks...hat lange nich mehr so gutn Weiin getrunken.", die Wangen des Geistes begannen, sich sanft zu röten, je mehr er trank.

"Ich habe mich an meinen Teil der Abmachung gehalten, Peeves. Ich habe dir Wein besorgt. Nun ist es an dir, deinen Teil zu erfüllen!"

Harry fixierte den mittlerweile sehr angetrunkenen Poltergeist, der sich kaum auf dem Sims halten konnte.

"Rrrrrischtisch, der junge Po-...hicks...Potty wollte jja das.... hicks...Bild von der Grünnerin von Ra-...hicks... Ravenclaw sehen..."

"Genau, das wollten wir", mischte sich Ron ein, doch Peeves beachtete ihn kaum, "aberr ihr müssst...hicks...müsst nocheine Prüfung... hicks a-absolvieren!"

"Eine Prüfung?", Harry hob den Kopf und hörte Peeves aufmerksam zu, "was für eine Prüfung?"

Der Poltergeist ließ ein weiteres irres Kichern hören und glitt vom Sims, durch Harry hindurch, was diesen frösteln ließ und zur Tür.

"F-folgt mirrr....", wisperte er, dann verschwand er kichernd durch die geschlossene Tür.

Harry griff nach dem Tarnumhang: "Komm Ron. Tun wir, was er will!"

"Ich hasse es, wenn du das sagst, Harry!", murrte Ron und folgte seinem Freund.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück