Warmes Blut auf kaltem Stein
Sein herz raste wild, als er durch die dreckigen Gassen Midgards rannte. Lauf! Lauf weg von hier! Waren Vincents einzigen Gedanken und er beschleunigte noch einmal. Sein Mantel wehte im Wind, und einige Male sah er sich gehetzt um. Lauf! Sagte sein Herz. Die Sonne verschwand schon langsam am Horizont, doch dieses mal beruhigte Vincent das nicht im geringsten. Die Passanten wichen ihm erschrocken aus, als er an ihnen verbeilief. Er ist tot! Davoren...ist doch tot! Rief sein Verstand. Doch seine roten Augen hatten es gesehen. Hatten ihn gesehen. Und nun flüchtete er vor einem Mann, den er eigentlich vor mehr als 33 Jahren erschossen hatte. Davoren schien die kleine Hetzjagd zu gefallen, denn er grinste breit. "Ja, lauf ruhig! Ich will dich jagen!" Hatte er zu Vincent gesagt, und Vincent lief. Was sich auf den belebten Straßen allerdings als schwierig erwies. Vincent keuchte und lud im laufen seine kleine Automatik, die er immer bei sich trug. Und Davoren holte auf. Mein Gott, ist er schnell! Dachte er erschrocken und sah sich um. Langsam wurde Vincent klar, dass diese Hetzjagd zu Davorens Gunsten ausgehen würde, und er verlangsamte seine Schritte. Davoren wurde ebenfalls langsamer und ging ruhig auf ihn zu. Vincent sah sich um. Keine Chance zu entkommen. Sackgasse, so eine Sch....! "Schöner Ort zum sterben." Sagte die ach so bekannte Stimme Davorens. Vincent sah ihn so kühl wie immer an. "War es nicht hier?" fuhr Davoren fort. "Hast du mich nicht hier...hingerichtet?" Vincent nickte zögernt. "Was für ein Monster muss man eigentlich sein, einen jungen gefesselten Mann, auf Knien...zu erschießen?" Seine Stimme bebte nicht. Sie war ruhig. Genauso wie Vincent. "Kaltblütig in den Kopf geschossen..." Davoren hob seine Waffe und zielte auf Vincent Magen. "Hätte mich Hojo nicht gefunden..." Davoren schüttelte den Kopf und entsicherte die Waffe. Vincent ließ seine Automatik fallen. Stumm sah er Vincent an, und dieser wusste, dass er recht hatte. Vincent war ein Mörder. Nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht der beste, der kälteste. Davoren strich sich ein paar graue Haarsträhnen nach hinten und schoss. Vincent sah erst auf Davoren, und dann auf die blutende Wunde in seinem Bauch. Verzweifelt drückte er seine Hände darauf, doch die Blutung war zu stark. Warmes Blut floss durch seine Finger und tropfte auf dein kalten Stein. Alle Kraft aus seinem Körper wich und er fiel auf die Knie. Die Welt um ihn herum drehte sich, und er fühlte eine Kälte in sich hochkommen, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. "Du spürst den Tod, alter Freund." Sagte Davoren ruhig und drehte sich um. Er ging, und ein dumpfer Aufprall ließ ihn wissen, dass Vincent tot war.