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Das alles ändert nichts daran

Ein Wiedersehen nach 10 Jahren.....
von

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Years without you

Years without you
 

"Schick sie mir einfach mit der Post, Tsubasa!" schrie Kumi laut, die langsam von einer Rolltreppe außer Hörweite gebracht wurde. Winkend rief ihr der Fußballer nach: "Mach ich auf jeden Fall. Verlass dich drauf!" Er schreckte auf: "Kuuuumi!" "Waaaas?" Sie war kaum noch zu sehen. "Die Adresse! Wo soll ich die Trikots hinschicken?" eilte er sich. Kumi war jedoch nicht mehr zu sehen. "Mist!" Fane trat näher an ihn heran. "Keine Sorge, ich muss ihre Anschrift in meinen Notizen haben." Tsubasa lächelte. "Jetzt bin ich beruhigt! So sehen wir sie bei unserem nächsten Treffen unverletzt wieder." scherzte er offensichtlich. Tsubasa erinnerte sich an das Gespräch von vor ein paar Stunden. Seine Trikots waren von ihrer Verwandtschaft heiß begehrt. "So! Die Maschine hat sie bekommen..." sprach er ernster und nachdenklicher weiter. Tsubasa hatte Fane's Blick offensichtlich bemerkt. "Äußerst abenteuerlich, wenn ich das anfügen darf!" Fane lief in Richtung Ausgang. "Was willst du denn?" betonte er in einer kindlichen Art. Er hechtete ihr hinterher. Fane ging noch immer zügigen Schrittes voran. "Die ein oder zwei roten Ampeln zähle ich ja schon nicht mit, aber die Oma am Zebrastreifen!" Sie pustete aus und schüttelte verachtend den Kopf. "Aaaaach komm schon." Er hatte sie eingeholt und lief an ihrer rechten Seite weiter. "Die war doch schon gewissermaßen auf der anderen Straßenseite." "Beinahe, beinahe Tsubasa. Fahren denn so die Europäer?" "Nein! So fahre ich." Er lachte. "Wichtig war doch, dass Kumi ihren Flug nicht verpasst hat." Fane lächelte. "Gib mir die Autoschlüssel!" Sie streckte ihm ihre Handinnenfläche entgegen. "Kannst du überhaupt fahren?" "Die Schlüssel, Tsubasa!" betonte sie stärker. Mamuro's Auto war auf der Parkfläche bereits zu sehen.
 

"Entschuldige, ich hatte dich am Flughafen unterbrochen. Was wolltest du noch sagen?" Die bisher still und ruhig verlaufene Rückfahrt zu ihren Freunden unterbrach Fane, die am Steuer saß. Sie richtete bei keiner Silbe den Blick zu ihm hinüber, nach rechts, auf den Beifahrersitz. Tsubasa hatte es sich im Sitz gemütlich gemacht. Die Lehne weiter nach hinter ausgelagert, konnte er endlich die Beine bequem ausstrecken. Die Hände lagen im Schoß. Der warme schwarze Pullover passte perfekt zur blauen Jeans. Sein Schädel lehnte an der Kopfstütze, die Augen aus dem Seitenfenster gerichtet. Auf ihre Frage hin, veränderte nur der Kopf die Position. Er hob ihn an, richtete ihn also auf, und ließ den Blick von ihren langen Beinen über den zierlichen Oberkörper und den ausgestreckten Armen, die das Lenkrad entkrampft in der unteren Hälfte umklammerten, zu ihren bewegungslosen Augen hinauf schweifen. "Was meinst du?" sprach er dunkler und gedämpfter. Das kindliche Wesen von vor einer halben Stunde war verschwunden. Fane fühlte sich jetzt veranlasst, doch einen Blick in seine Richtung zuzulassen. Kurz schaute sie ihn nachdenklich an. Der Fußballer hatte in der Zwischenzeit die Augen wieder einmal geschlossen. Die junge Frau unterließ es zunächst, darauf jetzt einzugehen. Sie ermöglichte ihm die ersehnte Stille und überließ ihn seinen Gedanken. Sie bestärkte ihr Handeln, indem sie das Radio leiser stellte und nach einigen Sekunden gänzlich ausschaltete. Mit einer rasenden Geschwindigkeit rauschte sie über die Landstraße zurück zu ihren Freunden. Ein Blick auf die Uhr ließ sie kurz erschrocken aufatmen. Es war schon später, als sie gedacht hatte. Fane konnte nicht genau wissen, dass Yukari bereits alles für den Grillabend mit den anderen vorbereitete. Insgeheim erhoffte sie es sich jedoch.
 

Als sie merkte, dass Tsubasa begann, sich wieder zu bewegen, schaute sie erneut zu ihm hinüber. Ein kleines Lächeln ließ auch Tsubasa wieder entspannter dreinblicken. "Was hältst du von einer kleinen Pause?" fragte sie. "Wie spät ist es denn bzw. anders gefragt: Wo sind wir?" Er richtete seinen Oberkörper weiter sich umschauend auf. "Ich musste einen kleinen Umweg fahren. Die Baustellen, die wir auf der Hinfahrt gesehen haben, würden uns jetzt doch nur noch mehr Zeit stehlen." "Und deine Abweichung nicht?" fragte er ruhig. "Vertrau mir. Die Strecke hier kenne ich genau." "Du weißt, dass ich das tue!" Fane brachte ihre Beunruhigung über seine plötzlichen Worte, die ihrer alltäglich Floskel wahrscheinlich galten sollten, nicht zum Ausdruck, sondern steuerte die nächste Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken, an. Bereits als sie das Schild einen halben Kilometer zurückliegend gelesen hatte, wollte sie wenigstens die Toilette aufsuchen.
 

"Ich hätte gern einen Milchkaffee und ein Glas Wasser." Fane klappte die dünne Karte in ihren Händen zusammen und überreichte sie dem Kellner. "Und der Herr?" wollte der ältere Mann wissen. "Einen Früchtetee." antwortete der Fußballer, der immer noch das Geschriebene in seinen Händen hielt und es weiterhin gründlich studierte. Bereits als der Kellner sich entfernt hatte, fragte Fane stutzig nach: "Einen Früchtetee?" "Warum nicht?" "Schon gut, der wird bestimmt auch schmecken. Ich hätte dir nur nicht einen Tee zugedacht." Er grinste. "Sondern?" "Einen Espresso!?" gab sie genauso fragend zurück. "Du bist seit der Fahrt so still? Was ist los?" Fane hatte sich eigentlich vorgenommen, nicht so schnell mit der Axt in den Wald zu gehen und bereute es schon beinahe, als sie seinen Blick erntete. Ohne, dass er darauf verbal reagierte, griff er mit seiner rechten Hand ihre linke von der Tischplatte auf und ließ seine Finger zwischen den ihrigen verweilen. Fane zog ihre Hand nicht weg, den Überraschungsmoment konnte sie innerlich gut überspielen. Die junge Frau wollte gerade etwas sagen, als die Bedienung ihre Bestellung servierte. Sie schloss ihn sogleich wieder und wartete ab, bis sie wieder allein waren.
 

Während Fane ihre Tasse zum Trinken ansetzte, klingelte sein Handy. Genervt, nachdem er sah, wer es war, ging er ran. "Was ist es diesmal?" Fane konnte man das Entsetzen über seinen abwertenden Tonfall im Gesicht ansehen. "Aoi, ich habe dir bereits gesagt, dass ..." Kurz schaute sie zu ihm auf, die Tasse befand sich wieder abgestellt vor ihrem Oberkörper. Tsubasa hörte dem Gesprächspartner für einige Sekunden zu. "... Ich werde die Saison NICHT für einen Urlaub unterbrechen." Wieder folgte ein kurzer Moment des Zuhörens. "... Nein, auch nicht für eine Woche! ... Aoi, lass uns das besprechen, wenn ich wieder zurück bin." Fane konnte hören, wie sich Aoi verabschieden wollte, Tsubasa allerdings würgte sie ab und steckte das Handy in seine Hosentasche zurück. Fane schwieg, so wie er auch. Die ehemalige Betreuerin des FC Nankatsu's zog ihre Hand aus der seinigen, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. Die Flasche wurde ihr ungeöffnet gestellt. Tsubasa stierte die Tischplatte vor sich an und reagierte erst, nachdem sie bereits ihre Hand, die sie ihm gerade entzogen hatte, wieder auf die seine legte. "Sie will unbedingt 7 Tage mit mir ans Meer fahren - mitten in der Saison!" brach er plötzlich los. "Ein ungünstiger Moment?" Fane formulierte vorsichtig. "Natürlich!" polterte er sofort hinterher. "Entschuldige." sprach sie kleinlaut. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!" Tsubasa lehnte sich gestresst nach hinten und fuhr sich durch die Haare. "Haaaaach! Wie soll ich ihr das nur verständlich machen, dass ich nicht einfach alles so stehen und liegen lassen kann." "Ihr ist der Urlaub vielleicht sehr wichtig, sonst würde sie nicht so in die Zeit der Saison drängen." "Jetzt fang du nicht auch noch an, so verständnisvoll zu denken!" "Warum sollte ich das denn nicht? Du kannst doch mit deiner ..." Sie stockte. Zum ersten Mal musste sie wohl das Wort "Freundin" in den Mund nehmen. Fane schluckte und wiederholte: "Du kannst doch mit deiner Freundin in den Urlaub fahren. 7 Tage - der Trainer hätte bestimmt Verständnis, wenn du es rechtzeitig ankündigen würdest." Sie wunderte sich selbst ein bisschen über ihr Verhalten. Tsubasa warf ihr einen strengen Blick zur Seite zu. "Wie stellt ihr euch das eigentlich immer nur vor?" "Euch?" wiederholte Fane fragend. "Ja! Ihr Frauen eben!" Fane kam nicht umhin, ihm kurz einen süffisanten Blick zu schenken. "Schon einmal daran gedacht, dass sie vielleicht gern ein bisschen mehr Zeit mit dir verbringen möchte?" Er schaute auf und ließ den Löffel in das Teeglas gleiten. "Ohne den Fußball!" fügte sie erklärend hinzu. Tsubasa dachte nach und so kam es, dass Fane in der Zwischenzeit ihren Kalender aus der Handtasche zog. Tsubasa schaute zu ihr hinüber. Sie blätterte ihren Organzier - ein dunkelrotes Lederetui - auf und suchte im Adressteil nach Kumi's Anschrift. Am anderen Ende zog sie einen Zettel hervor und schrieb mit einem silbernen und schweren Stift die gefunden Adresse heraus. "Steck die Anschrift bitte ein und vergiss es nicht!" Vor Tsubasa's Nase wedelte sie den kleinen weißen Zettel umher, den sie zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt. Murrend nahm er ihr es ab. Seine Gedanken schweiften wahrscheinlich noch immer um das Telefonat. Fane klappte anschließend ihr Kalendarium zu. "Bin gleich zurück." Sie schlängelte sich zwischen dem Tisch und der Sitzbank hindurch und verschwand in Richtung Toilette. Tsubasa's Blick blieb auf dem Lederetui haften. Bei näherer Betrachtung viel ihm ein schmaler Streifen Papier auf, der aus dem Kalender etwas herauslugte.
 

Fane kam nach kurzer Zeit zurück und schnappte sich im Vorbeigehen eine Zeitung vom Tresen. Zunächst musste sie sich auf dem Tischchen etwas Platz verschaffen. Als sie ihre Aufzeichnungen, die sich auf der Tischplatte befanden und von Tsubasa noch immer unberührt waren, letzten Endes in der Tasche verstauen wollte, rutschte der besagte kleine Streifen Papier heraus und landete auf dem Boden. Tsubasa bückte sich und hob ihn auf. *Ich liebe dich mein Schatz!* las er im Stillen. Dies waren die ersten Worte, die ihm sofort in die Augen stachen. Erst sekundär konnte er jetzt direkt erkennen, was er vorher, als er allein am Tisch saß, nur erahnt hatte. Fane hatte in ihrem Kalender ein altes Ticket für ein Spiel seiner Mannschaft gegen einen anderen Verein aufgehoben. Erst im Frühjahr dieses Jahres hatten sie dieses Match bestritten. Tsubasa klappte den Zettel mit der Liebesbotschaft, wahrscheinlich von Kaito geschrieben, wie er sich dachte, auf. Die überklebten Daten, die jetzt frei zu lesen waren, bestätigten seinen Verdacht. "Du warst da?" fragte er, während er immer noch die Eintrittskarte mit den Augen verschlang. "Und du hast wundervoll gespielt. Wie im Übrigen auch bei jedem anderen Spiel." Er schaute geschockt auf und sah sie eindringlicher an. "Warum hast du dich nicht gemeldet?" "Sollte ich es etwa mit deinen drängelnden und kreischenden weiblichen Fans aufnehmen?" scherzte Fane, unterdessen sie die Zeitung aufschlug. "Und da haben wir ihn schon ein weiteres Mal." Sie gab ihm die Möglichkeit, selbst zu lesen. "Oh nein, selbst hier sind die Fotos erschienen!" Der Fußballspieler hatte sein Einverständnis für eine Werbeaktion einer brasilianischen Modefirma gegeben. Und genau diese Fotos waren kurz danach in allen Zeitungen erschienen. Tsubasa rutschte auf seiner Sitzfläche gleich ein wenig tiefer, überblickte flugs den Raum und konnte getrost feststellen, dass niemand auf ihn zugerannt kam. "Es ist dir doch nicht etwa peinlich?" Fane beobachte ihn spöttisch. "Immerhin siehst du gut aus." stellte sie fest, während sie sich zum zweiten Mal das Foto ansah, das die gesamte Länge der Seite einnahm. Er antwortete nicht. Fane legte die Zeitung fein säuberlich zusammen und ergriff erneut das Wort: "Geht es dir auch wirklich so gut, wie du hier aussiehst?" Erschrocken schaute er sie direkt an. "Von Stunde zu Stunde gewinne ich einen anderen Eindruck. Was ist bloß los mit dir?" fragte sie kritisch.
 

Tsubasa hatte die Arme auf dem Tisch vor seinem Oberkörper verschränkt und schaute erst auf, als er ihre Hand auf seinem schwarzen Pullover am Oberarm spürte. Die Situation kam ihm bekannt vor. Fane verhielt sich am gestrigen Abend genauso. Sie war indes näher an ihn herangerückt und schaute inständig zu ihm nach oben. "Geht es um Aoi?" flüsterte sie. Tsubasa holte tief Luft und nickte zunächst. "Sie will mehr, als ich ihr geben kann!" begann er. "Es fängt mit dem Urlaub schon an, den sie unbedingt mit mir verbringen möchte. Sie versteht einfach nicht, dass ich in der Saison einem Spiel nicht einfach so fern bleiben kann." "Ich denke schon, dass sie das begreift." unterbrach ihn Fane. Er schaute fragend zu ihr hinüber. "Hast du schon einmal daran gedacht, dass sie dich liebt und einfach mit dir zusammen sein will? Dein Beruf, ja, so kann man das ausdrücken, ist ihr da egal." "Es geht doch nicht nur um den Urlaub. Sobald das Thema "Fußball" nur angeschnitten wird, ist sie wie ausgewechselt und verhält sich völlig hysterisch." Sie nickte kurz. "Ob du es glaubst oder nicht. Ich kann Aoi ein bisschen verstehen." Sofort schnellte sein Kopf in ihre Richtung. "Ähnliche Erfahrungen habe ich mit Kaito machen müssen. Wenn ich nicht selbst eine Pizza um 22 Uhr ins Büro gebracht habe, hätte er nie eine Pause gemacht." erzählte sie in sich gekehrter und nachdenklich. "Abgesehen davon hätte ich ihn wohl mehrere Tage nicht gesehen." "Wie habt ... ihr ... euch kennen gelernt?" wollte er wissen. Fane rückte sich wieder gerade und begann zu erzählen, während sie ihre Tasse Kaffee mit beiden Händen umschlungen festhielt:
 

"Kaito war auf Geschäftsreise in China. Er wollte dort engere Kontakte mit seinen angehenden Geschäftspartnern knüpfen und ich verbrachte dort meinen ersten Urlaub. Genau wie Kumi habe ich zunächst als Pressereferentin und später dann als Pressesprecherin gearbeitet. Den Urlaub konnte ich nach einem Jahr endlich antreten. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass sich der Juniorchef meiner Firma, für die ich arbeitete, ebenfalls dort aufhielt. Ich war zwar als Pressesprecherin über jeden Auslandsaufenthalt der Geschäftsleitung informiert, aber Kaito hatte man damals nicht so viel Zutrauen bzw. Bedeutung entgegen gebracht. Er war halt "nur" der Sohn des großen Chefs." Fane verstärkte ihr Gesagtes mit diversen Handbewegungen. Sie trank einen Schluck des mittlerweile lauwarmen Kaffees, bevor sie weiter erzählte: "Ich war gerade mit einem gemieteten Auto auf Entdeckungstour, als er mir plötzlich, am Wegesrand stehend, auffiel. Kaito's Wagen hatte eine Panne. Er war ursprünglich auf dem Weg zurück ins Hotel. Tja, und so haben wir uns kennen gelernt. Ich war zwei Jahre danach, fast auf den Monat genau, mit Midori schwanger und 23." Tsubasa hörte auf. "Wir haben lange in der Firma nebenher gearbeitet, ohne das meine Kollegen oder seine Familie etwas von mir wussten. Kaito arbeitet noch immer unter seinem Vater und hat ihm jeden Tag aufs Neue zu beweisen, dass er arrogant und durchgreifend die Firma leiten könnte, wenn man ihn ließe." Ihr Blick blieb an seinen Augen haften. "Ich glaube, wenn er Midori oder mich nicht hätte, würde er irgendwann zu dem werden, was sein Vater über die Jahre geworden ist - grausam vereinsamt und ohne jedes Gefühl in seinem Handeln. Ich versuche, ihn täglich an das Positive zu erinnern. Er zeigt sein wahres Ich nicht jedem und viele schätzen ihn falsch ein." Tsubasa ergriff das Wort: "Du musst schon zugeben, dass er, jedenfalls so wie ich es nach unserer ersten Begegnung einschätzen kann, niemanden etwas anderes übrig lässt. Man muss ihn schon so nehmen, wie er sich gibt. Anscheinend spielt er seine Rolle perfekt." Fane lächelte. "Und genau das ist es, Tsubasa. Ich liebe ihn und kann hinter die Fassade schauen." Beide schauten sich für einen Moment nur an. "Aoi wird es nicht anders ergehen." Fane lenkte das Thema geschickt auf den Kern der Unterhalten zurück. "Du bist ihr Kaito. Nur mit dem Unterschied, dass mein Kaito mich an sich heranlässt. Du sie allerdings wohl nicht." "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich bedingungslos liebt, wie du deinen Verlobten. Sonst würde sie doch akzeptieren, dass ich auch für den Sport etwas empfinde." "Sieh es nicht schwarz oder weiß. Ich denke, sie versucht auch deine Leidenschaft zu billigen. Doch so wie ich dich kenne, wirst du sie mit deiner Euphorie so überrennen, dass sie ganz natürlich eine Abneigung gegen deine Vorliebe aufgebaut hat." Der Fußballer trank ebenfalls einen Schluck. Das Teeglas klierte leicht, als er es auf dem Untersetzer abstellte. "Du hast mich immer so genommen, wie ich bin. Fußball bedeutet mir heute nicht weniger als damals. Es ist das ganz gewisse Gefühl, wenn man auf dem Platz steht. Alle jubeln einem zu. Du bist dir ganz genau bewusst, dass viele, sehr viele Augenpaare auf dich, ganz allein auf dich gerichtet sind. Wenn der Anpfiff ertönt, ist alles wie weggeblasen. Es gibt nur noch meine Mannschaft und mich, um einen Weg zu finden, das Spiel für uns zu entscheiden. Es ist das Eintauchen in eine andere Welt. Ihr das Gefühl näher zu bringen, ihr erklären zu wollen, was das Spielen für mich bedeutet, habe ich mehrfach versucht. Sie kann aber keinen direkten Bezug dazu aufbauen." "Weil du vielleicht nur als Fußballer redest und nicht als Freund, den sie liebt. Sie ist kein Gleichgesinnter oder Gegner. Für sie wird noch ein anderer Tsubasa existieren, genauso wie für mich früher ... damals." Fane stockte zunächst, was er mitbekam. Sie wollte es eigentlich nicht so direkt sagen. "... Lass sie hinter deine Fassade blicken. Was hast du zu verlieren?" Den letzten Satz sprach sie gedämpfter. Er horchte auf. "Ihr liegt bestimmt viel daran, euch eine Chance zugeben. Versuche, den Urlaub mit ihr zu verbringen. Es könnte vielleicht der letzte Beitrag ihrerseits sein, um etwas aufzubauen und das bereits Errichtete zu erhalten." Ihre Hände drückte sie so stark zusammen, dass sich die Fingerknöchel bereits weiß hervortaten. Tsubasa war überrascht, gerade von Fane solche positiven Worte zu hören.
 

"Möchten die Herrschaften noch etwas bestellen?" Der Kellner unterbrach das fühlbare Gespräch der beiden. Verschreckt sahen sie nach oben. "Ich hätte noch gern einen Cappuccino." wünschte sich Fane. "Zwei, bitte!" wies Tsubasa die Bedienung indirekt zum Gehen an. "Hast du eigentlich ein Foto von ihr?" fragte Fane aufgeregt. "Ich habe jetzt die ganze Zeit versucht, ihre Wünsche und Gedanken nachzuvollziehen, da will ich sie doch wenigstens einmal gesehen haben." Fane sah sich das Foto von Tsubasas Freundin lange an. Und er beobachtete sie dabei. Aoi war eine zierliche Person, die viel Freude ausstrahlte. Selbst auf dem Foto konnte man das spüren. Sie stand neben Tsubasa und wirkte durch ihn noch graziler. Sie hat rotblondes, langes Haar und sah ansonsten typisch brasilianisch aus. "Ihr seit ein schönes Paar." versuchte sie die Stille zu durchbrechen. "Wieso ..." fing er leise und konzentriert an. " ... habe ich nicht viel früher verstanden, was und wie du für mich empfindest?" Vor Schreck lies sie das Foto auf den Tisch fallen und schaute ihn mit großen Augen an. Er drehte seinen Kopf und die Blicke trafen sich. Ihre Finger hatten noch immer die Form, als ob sie das kleine Stückchen Papier hielten. Fane wollte etwas daraufhin sagen, doch gelang es ihr nicht. Sie öffnete und schloss den Mund sogleich. Es kam kein Wort über ihre Lippen. Irritiert ließ sie den Blick in die entgegengesetzte Richtung schweifen. Ihr viel auf, dass der Kellner, der die Cappuccino auf einem Tablett balancierte, ihren Tisch ansteuerte. Überlegend griff sie mit den Fingerkuppen an die Stirn und streichelte kurz darüber. Sie wusste, dass es nichts nützen würde, alles abzustreiten. Zu offensichtlich hatte sie ihre Gefühle für ihn nach außen getragen. Doch für ihn wohl dann doch nicht zu offensichtlich genug. "Was bringt es jetzt, an die Vergangenheit anzuknüpfen? Wir beide haben unser Leben gefunden." "Die Frage stellt sich nicht, Fane. Es geht ganz allein darum, ob wir glücklich sind, so wie es jetzt ist." Fane presste die Zähne aufeinander. "Wer als wir selbst kann einschätzen, ob wir glücklich sind oder nicht?" fügte sie tonlos an. "Bist du glücklich?" Jetzt war es an ihm, ihre Frage, die sie vor 20 Minuten an ihn gerichtet hatte, zu stellen. Fane schaute in den Raum, der sich vor ihr auftat und sah, wie der Kellner mit der Dame hinter der Bar zu lachen anfing. "Fane?" Er wollte eine Antwort haben. "Ja!" sprach sie lauter mit anbahnenden Tränen in den Augen. Jetzt sah sie ihn erst an: "Ich habe eine Tochter von drei Jahren und im kommenden Frühjahr einen Ehemann, der mich über alles auf der Welt liebt. Warum sollte gerade ICH damit nicht glücklich sein?" fügte sie mit zitternder Stimme hinzu. "Jetzt lass uns bitte fahren. Die anderen werden schon auf uns warten!" Fane griff im gleichen Atemzug ihre Handtasche und stand übereilt und hastig auf. Auf dem Weg zur Türe wischte sie sich die Tränen aus den Augen, die langsam nicht mehr zu halten waren. Tsubasa bezahlte und folgte ihr dann, als sie schon im Auto wartete. Er hatte gerade die Tür geschlossen, da gab sie schon Vollgas. Tsubasa hatte sie mit ihrer eigenen Frage völlig geschockt und überfordert, wie sie zugeben musste. Auf der gesamten Fahrt sprach Fane kein einziges Wort. Tsubasa hatte auch keine Anstalten gemacht, dies zu ändern. Jeder hing seinen ganz eigenen und komplizierten Gedanken nach.
 

Das Klappen zweier Türen veranlasste Yukari aus dem Küchenfenster zu sehen. Beide kamen sie nacheinander ins Haus. Fane machte sich sofort auf den Weg nach oben und er hinaus aufs Grün. Yukari wendete sich wieder dem Salat zu, welchen sie für den Grillabend zusammenbastelte. Fane kam nach kurzer Zeit die Treppe wieder hinunter. Sie hatte sich umgezogen und war im Begriff, sich eine Schürze umzubinden. "Habt ihr sie gut am Flughafen verabschiedet?" wollte sie wissen. "Hmmmmm!" sagte Fane tonlos. Yukari schaute irritiert zur Seite, während die Gurkenscheiben in die Schüssel fielen. "Dein Handy hat im Übrigen geklingelt." Fane sprang sofort vom Stuhl auf. "Keine Angst, es war Kaito." "Es funktioniert noch?" fragte sie mehr zu sich selbst als zu Yukari. "Bist du rangegangen?" wollte sie wissen. "Nein, aber ich sah seinen Namen im Display." "Ich werde ihn gleich zurückrufen und dann helfe ich dir!" "Beeil dich nicht! Es ist so gut wie alles fertig." Fane ging mit dem Handy in der Hand auf den Flur. Sie drückte einige Tasten, um anschließend das Gerät an das Ohr zu halten.
 

"Ihr spielt noch?" stellte Tsubasa am Spielfeld angekommen fest. "Hey Tsubasa, komm her und führ uns ein paar deiner neuen Schüsse vor." bettelte Ryo. "Das ist eine glänzende Idee!" begeisterte sich Taki. "Ein anderes Mal, ok?" "Und wann soll dein anderes Mal sein? In 10 Jahren vielleicht? Komm schon!" brachte sich nun auch Mamuro ins Gespräch ein. "Ok, überredet!" Tsubasa zog seine Jacke aus, die sogleich auf dem Rasen landete. "Hat Kumi den Flieger bekommen?" wollte Urabe wissen. Der ehemalige Kapitän der Mannschaft nickte, während er den Ball abwechselnd auf den Oberschenkeln in die Luft springen ließ.
 

Fane schaute den jungen Männern vom Wohnzimmer aus zu, während sie mit Kaito telefonierte. "Wenn es nicht anders geht!" stellte sie traurig fest. Sie hörte Kaito daraufhin wieder kurz zu. "Und Midori holen wir dann am Montag direkt von deinen Eltern?" vergewisserte sie sich. "In Ordnung. Wir sehen uns dann schon morgen Vormittag!" Sie kam nicht umhin, nicht gerade fröhlich auf die Tatsache zu reagieren, dass Kaito ihre Hilfe bei dem Meeting brauchte und sie somit eher als geplant abreisen musste. Fane erwähnte mit Absicht nichts von dem erneuten Drohanruf, der sie erreicht hatte. Er würde sich wahrscheinlich nur noch mehr Sorgen machen und ausrichten hätte er sowie so nichts können. Es lag also nahe, ihm vorerst nichts zu erzählen. Die angehende Ehefrau legte nach einem in das Telefon gehauchten Kuss auf und schaute sich das Handy in ihrer Hand an. Erst Ryo, der sich aus der Küche etwas zu trinken holen wollte, erweckte sie aus ihrer Trance. "Alles ok? War das wieder ein solcher Anruf? Hey Fane?" Ryo klang besorgt. Fane war über seine Fürsorge gerührt. Sie lächelte: "Nein." lachte sie fast. "Ich habe mit meinem Verlobten gesprochen." "Na dann! Kommst du noch ein bisschen mit raus?" Wieder musste Ryo seine Frage noch einmal wiederholen. Fane schaute aus dem Fenster. Ihre Augen manifestierten sich an Tsubasa's Körper. *Die Frage stellt sich nicht, Fane. Es geht ganz allein darum, ob wir glücklich sind, so wie es jetzt ist.* Sie konnte einfach nichts dagegen tun. Seine Worte halten in ihrem Schädel immer und immer wieder nach. Sie waren aus ihren Gedanken nicht mehr zu vertreiben gewesen, seit dem sie das kleine Cafe verließen. Sie dachte darüber nach und musste sich schleppend eingestehen, dass ihr Leben vielleicht anders verlaufen wäre, wenn sie rechtzeitig eingelenkt hätte. Doch wo war der Wink des Schicksals, wann hätte sie merken müssen, dass sich ihr Leben anders entwickelt, als sie es sich einmal erträumt hatte? "Wenn man zurückschaut, ist man immer um ein Vielfaches gescheiter." sprach sie leise. Ryo verstand jetzt überhaupt nichts mehr. Sie schüttelte sacht den Kopf. Dachte sie doch, dass sie damit ihre Gedanken stoppen konnte, die langsam selbständig sich weiterentwickelten. "Informiere bitte die anderen: Der Grill kann langsam aber sicher erhitzt werden." "Mach ich!" sprach Ryo verdutzt. Er musterte sie noch immer misstrauisch. Draußen wieder angekommen, richtete er Fane's Bitte aus. "Sie war mächtig neben der Spur!" "Ist vielleicht etwas vorgefallen? .... Hey Tsubasa!" Kisugi schaute ihm nach, der gerade das Spielfeld verließ, ohne auf seine Frage eingegangen zu sein. "Na!?" vernahm man Taki's Stimme. Etwas Ahnendes schwang darin mit. Er nickte mit seinem Kopf nach oben und schaute dem Fußballer skeptisch hinterher. Mamuro zuckte die Schultern.
 

Es war schon spät am Abend, als Fane in der einen und Tsubasa in der anderen Ecke sich aber dennoch gegenüber saßen. Abwechselnd schaute einmal er und dann wieder sie zu ihm. Zwischen ihnen - körperlich gesehen - waren alle am lachen, erzählen, trinken und Würstchen in sich hineinstopfen. Schon eine lange Weile hingen sie alle über einem Album, das die drei Betreuerinnen damals angelegt hatten. In ihm befand sich fast lückenlos all das, was sie alle in der Vergangenheit mit einander verbunden hatte. "Fane!" fing Yukari an. "Was ist das hier eigentlich?" Fane konnte nicht sehen, was Yukari meinte. Also stand sie auf und stützte sich bei ihr angekommen an ihrer Rückenlehne ab. Fane griff um Yukari's Schulter und zog die Seite glatt. "Zeig mal her?" Sie hob das Album aus den Händen ihrer Freundin und über ihren Kopf hinweg. Mit ihren Fingern strich sie gedankenverloren darüber hinweg. "Das sind Stücke Leder von den Fußbällen, die unsere Herren Hyjuga und Ohzora an der Latte den Gar bei der dritten Juniorenmeisterschaft ausgemacht hatten. Siehst du?" Fane legte das Album Yukari zurück in den Schoß. Mit ihrem Zeigefinger deutete sie zunächst auf das obere, dann auf das untere fein säuberlich ausgeschnittene Segment Leder. "So etwas habt ihr alles aufgehoben?" wunderte sich Urabe. "Wenn wir Kumi damals nicht abgehalten hätten, würdest du jetzt hier auch noch das verschwitzte Trikot unseres Genies da hinten finden." Yukari schwenkte den Kopf in Tsubasa's Richtung und lachte auf. "Ebenfalls von der dritten Meisterschaft." ergänzte Fane. "Sie war damals felsenfest davon überzeugt, dass das hier unbedingt hineingehört." lachte Yukari. Skeptisch schauten sie alle auf die zwei Frauen. "Aber das hat doch Hyjuga nach dem Spiel bekommen!" wusste Taki. Fane grinste. "Richtig, darum ging es ja!" "Stimmt! ..." sprach Yukari weiter. "... Sie hatte wirklich alles, aber auch alles unternehmen wollen, um Kojiro das Ding zu mopsen." Fane stellte ihr rechtes Bein auf den Zehenspitzen ab und massierte den Nacken von Yukari. "Herrlich!" schwärmte sie. Mamuro stieß zu der Gruppe zurück. Er hatte für etwas mehr Licht gesorgt. Die Musik dudelte leise weiterhin vor sich hin. "Und hier! ..." begeisterte sich Yukari. "... Ist Yayoi mit Jun!" "Etwas weiter hinten ist auch ein sehr schönes Foto von Yoshiko mit Matsuyama!" wusste Fane. Während Ryo mit Kisugi ins diskutieren kam, wie genau die 3. Juniorenmeisterschaft sich abgespielt hatte, sprach Yukari mit Fane. "Hast du eigentlich von Yayoi mal wieder etwas gehört?" Tsubasa stellte sein leeres Glas auf dem Tisch ab. "Sie ist mit Jun verheiratet." wusste er. "Wer?" wollte Ryo wissen, der wegen Kisugi's Erklärungsversuchen das Gesagte nicht mitbekam. "Jun mit Yayoi." wiederholte Urabe. "Ich habe ihn einmal wiedergesehen, bevor ich zur ersten Weltmeisterschaft nach Brasilien und Spanien zurückgekehrt bin." Fane beobachtete ihn. Er sprach lässig und ruhig. Er musste sich nicht in dem Gewirr von Erinnerungen, die laut ausgesprochen worden, behaupten. Er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit. "Komisch! Warum hat er denn niemanden zu seiner Hochzeit eingeladen?" Ryo war etwas sauer. Jetzt sprach Fane. "Sie haben nur mit dem engsten Familienkreis gefeiert. Bei der Trauung waren nur die Trauzeugen und Eltern anwesend." Yukari schaute fragend zu ihrer Freundin auf, die noch immer hinter ihr stand. "Du hast von der Heirat gewusst?" "Natürlich. Yayoi hatte mich im Vorfeld angerufen und wollte unter anderem auch wissen, wie Jun dich ..." sie sah Tsubasa an "... erreichen konnte." Fane sah anschließend konzentriert zu Boden: "Leider ... konnte ich ihr nicht weiterhelfen." Tsubasa starrte sie überrascht an, während er wiederum von Taki und Mamuro gemustert wurde.
 

Betretene Stille herrschte, bevor Yukari sie als erste durchbrach. Sie schleifte Fane mit in die Küche. Dort angekommen: "Was ist mit dir?" fragte Yukari, die etwas Baguette mit einem Messer zerteilte. Fane stand an der Spüle und wusch sich die Hände. Der Hahn quietschte leicht, als sie ihn zudrehte. "Ich weiß es selbst nicht so genau. Plötzlich finde ich mich wieder 10 Jahre in meine Vergangenheit zurückversetzt." Yukari schaute auf, legte das Messer zur Seite und stellte sich neben ihre Freundin. "Was hat er gesagt?" herrschte sie regelrecht. Fane sah irritiert zur anderen Seite. Als sie nicht reagierte, sprach Yukari mit ermahnendem Tonfall weiter: "Denk an Kaito und Midori. Beide sind nämlich in deiner realen Gegenwart!" Anschließend schnappte sie sich den Korb mit dem Baguette und verließ offensichtlich erbost die Küche. Fane konnte ihr nur hinterher sehen. Yukari klang ziemlich böse, soviel war Fane jedenfalls aufgefallen. Ihren Blick hielt sie auch weiterhin gesenkt und umklammerte den Rand des Spülbeckens fester, die Arme ausgestreckt. Wieder drehte sie den Hahn auf, nahm ihr Haar zur Seite und trank das Wasser direkt aus dem laufenden Hahn.
 

Es vergingen noch ein paar Minuten, bis sich Fane bereit fühlte, zu den anderen zurückzukehren. Tsubasa hatte seinen Platz am Rande der Terrasse jetzt jedoch auf ihrem Stuhl wieder eingenommen. Sein rechtes Bein, das vom Knöchel gestützt wurde, weilte auf dem linken Oberschenkel. Er saß ziemlich schief in dem Stuhl, den er dennoch gut ausfüllte. Sein Ellenbogen fand auf der Lehne Ruhe, die Finger jedoch am Kinn schienen gerade dort verweilen zu wollen. Er war in Gedanken versunken, bis allerdings sie in der Tür auftauchte. Er schaute auf. Sie hatte ihn direkt beobachtetet und atmete tief durch, als sie ihn auf sich zukommen sah. Er streckte ihr seine Hand entgegen. Fane sah einige Sekunden lang von seinem Arm aus in sein Gesicht. Es hatte entspannte Züge angenommen. Letztlich griff sie ein, ohne den Blickkontakt zu beenden. Er führte sie etwas weiter hinaus auf die hell erleuchtete Terrasse. Kurz vor ihm, die Nasen berührten sich fast, kam sie zum Stehen. Er umgriff ihre Hüfte und mit der linken nahm er ihre Hand auf. Während die anderen sich unterhielten und in Erinnerungen schwelgten, nahm er sie bestimmter an sich heran. Ein kleiner Abstand blieb immerhin bestehen. Ihre linke Hand hatte sie auf sein Schulterblatt gelegt. Beide begannen sie sich im Takt der Musik zu bewegen. Immer wieder sahen sie sich verstohlen und vorsichtig bedacht an, wissend, dass sie nicht alleine waren. Urabe schaute kurz auf das tanzende Paar, lachte dann aber wieder in Yukari's Richtung. Tiefer und tiefer, so kam es Fane vor, drang er in ihre Augen ein. Langsam begann auch sie, nicht mehr auf ihre Umwelt zu achten. Tsubasa's Finger strichen in kurzen Auf- und Abbewegungen über ihren unteren Teil des Rückens, den seine Handfläche einnahm. Kaum merklich für die gelegentlich Zuschauenden. Ihren Blick senkte sie für einen kurzen Augenblick. Als sie den Augenlider wieder hob, stellte sie fest, dass Tsubasa sie weiterhin eindringlich fixierte. Ihre andere Hand lag zierlich in seiner männlichen. Langsam begannen ihre Finger, sich mit den seinigen zu verkringeln. Streichelnd berührten sie sich, änderten zärtlich ihre Positionen. Er nahm wenig später ihre Hand ganz in die seine, drückte sie unmerklich fester, bis ihre Fingerknöchel leicht zum Vorschein kamen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während sie sich noch immer anschauten und im Takt der Musik leicht von einem Fuß auf den anderen wippten. Schließlich führte er ihre Hand auf seinen Oberkörper, während er sie immer noch schützend bedeckt hielt und in ihre Handfläche hakend eingriff. Die Hand auf ihrem Rücken hob er leicht an und griff umfassender um ihre schmale Taille, um auch noch die letzte Distanz zwischen ihnen aufzuheben. Ihr Körper wurde näher an seinen gefestigten herangedrückt. Die Gürtelschnallen klagten leicht, als sie ihren Oberkörper näher an ihn bewegte. Sie berührten sich nun auch Wange an Wange. Fane schloss die Augen, während er führte. Ihr linker Arm, dessen Finger bisweilen auf seinem Schulterblatt ruhten, nahm ihn tiefer in ihre Umarmung auf. Bauch an Bauch bewegten sich die zwei Körper, die wahrlich nicht viel Platz auf der Terrasse zum Tanzen einnahmen. Ihr Bein ersuchte sich den freien Raum zwischen den seinigen, die Unterleibe drückten näher an einander. Ihre Finger krallten sich wiederkehrend in seine Schulter, während er immer wieder einen kleinen Teil des Rückens tastend und streichelnd erkundete. Mittlerweile hatte sie die Stirn auf seiner Schulter abgelegt. Er hob seinen Kopf für ein paar Millimeter an, ohne die Berührung seiner Wange in ihrem Haar zu unterbinden. Sein Blick schweifte auf seine Freunde, die jetzt angefangen hatten, Karten zu spielen. Lediglich Taki hatte über sein Brillengestell immer mal wieder flüchtig zu den beiden aufgeschaut. Jedoch möglichst immer so, dass die Aufmerksamkeit seiner umsitzenden Kameraden nicht geweckt wurde. Tsubasa schloss beruhigt die Augen, um sie sicherheitshalber gleich wieder zu öffnen. Fane drückte ihr Gesicht immer stärker gegen seine Schulter, atmete seinen Geruch ein und krallte sich wiederum in seinen Pullover fest. Erschreckend, als ob sie aus einer anderen Welt aufwachten, stellten beide betrübt fest, dass die letzten Klänge des Liedes auch langsam verhallten. Jeweils das Gesicht des anderen berührend, zogen sie sich auseinander, ließen Raum zwischen den Körpern entstehen. Die Hände versuchten sich lange festzuhalten, doch letztlich mussten sie sich von einander lösen, da Fane zum Tisch zurückkehrte und neben Yukari einen Platz fand. Sie stützte sich am Tisch mit dem Arm ab und schielte zu ihm hinüber. Tsubasa verschwand still im Haus. Sie wollte ihm hinterhergehen, doch hielt sie Yukari am Ärmel zurück. Fane schaute zu ihr nach unten, worauf sie den Griff lockerte und dann gänzlich von ihr abließ. Fane ging ihm nach.
 

Sie fand ihm in seinem Zimmer vor dem Fenster stehend wieder. Die Arme hatte er vor dem Oberkörper verschränkt. Durch den Lichtstrahl veranlasst, den Fane unweigerlich mit dem Öffnen der Tür hineinließ, drehte er sich um und rührte sich nicht vom Platz. Fane ging auf ihn zu. Er öffnete die Arme und nahm sie auf.
 

Dominierend lag er mit seinem gesamten Körper auf dem Bett über ihr, sein Kopf nicht wirklich weit von dem ihrigen entfernt. Leicht stoßartig presste er seinen warmen Atem in ihr Gesicht, während er bodenlos in ihren braunen Augen versank. Seine große Hand strich aus ihrem Haar die zarte Wange entlang. Der Daumen seiner rechten Hand verweilte auf ihren Lippen, um mit den restlichen Fingern anschließend den Hals zu entdecken. Seine Nasenspitze berührte ihre, drehte sich sogleich leicht nach links und seine Lippen - leicht geöffnet - berührten ihre. Der Kuss gewann an Intensität und Sorgfalt, bis sie sich ihm entzog. "Warum stehst du nicht zu deinen Gefühlen?" fragte er tief, während er den Augenkontakt herstellen wollte. "Ich kann nicht!" flüsterte sie den Tränen nahe, den Kopf zur Seite gedreht. Tsubasa erhob sich von ihr und stand anschließend auf. Fane blieb immer noch handlungsunfähig auf dem Bett liegen, die Füße berührten den Boden. "Vergiss mich nicht!" sagte sie. Er schaute über seiner Schulter zu ihr hinüber und sah, dass sie sich aufgerichtet hatte. Die Haare strich sie sich von den Schultern. "Wer?" fragte er verdutzt nach. "Meine Tochter!" Er atmete betont aus und drehte sich dem Schrank wieder zu. Das war allerdings ein Grund! "Wenn ich in deiner Nähe bin, tue ich aber genau das! Du stellst mit einem Satz meine ganze Welt auf den Kopf." Hecktisch und übereilt stand sie auf und verließ das Zimmer. Tsubasa kam nicht umhin, der geschlossenen Tür ein trauriges Lächeln zu schenken. Er nahm an diesem Abend wahr, dass auch sie die gewisse körperliche Anziehung spürte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2008-02-07T11:53:47+00:00 07.02.2008 12:53
wow kann ich nur sagen,
du hast den Tanz von den beiden so toll beschrieben
oh man...
mir ist richtig warm ums herz...
Von:  Steffi-chan
2006-02-03T23:21:28+00:00 04.02.2006 00:21
soo nun bin ich da zu gekommen das 4. Kapitel zu lesen! Und ich muss sagen mal wieder hammer...langsam weiß ich schon gar net mehr was ich schreiben soll zu dein geschichten, weil sie jedesmal einfach nur geil sind ^_^
würdest du mir dann bitte gleich auch den 5 Teil schicken??
will natürlich wissen wie es weiter geht! :)
bye steffi
Von: abgemeldet
2006-01-28T17:36:23+00:00 28.01.2006 18:36
schreib schnell weiter., die story ist einfach super geil
Von: abgemeldet
2006-01-28T00:06:30+00:00 28.01.2006 01:06
Du kannst doch an dieser Stelle nicht einfach aufhören, wie gemein.......

Wie fesselnd, da ist Sanae aber wirklich in einer zwickmühle, sie tut mir leid, aber ich hoffe das sie sich richtig entscheiden wird, noch ist es nicht zu spät, schließlich ist sie ja noch nicht verheiratete, auch wenn sie eine Tochter hat!!! Und was Tsubasa angeht, endlich hat er es begriffen, was veilleicht für ihn verloren ist... schreib nur schnell weiter!!!!!^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2006-01-26T15:46:20+00:00 26.01.2006 16:46
Hey
finde das kap ist dir toll gelungen, das war voll spannend!!
will aber unbedingt wissen wie es weitergeht au mit tsubi und seiner freundin usw..
bitte schreib schnell wéiter ok??
Lg
Von: abgemeldet
2006-01-19T10:14:59+00:00 19.01.2006 11:14
Uiuiui, also das Ende war ja jetzt ... hm...aber gut, dass Sanae sich entschieden hat zu gehen, dass sie ihr Töchterchen nicht vergessen hat.
Nach wie vor finde ich Sanaes freche Art (s. Auto *g*) gut! Und ich bin mal gespannt, wie du es weiter ausbaust!!!
Schreib schnell weiter.
Dein Schreibstil ist wie immer makellos!!!
Von: abgemeldet
2006-01-17T23:43:41+00:00 18.01.2006 00:43
jetzt hab ich endlich die zeit gefunden das kapi zu lesen und es war großartig!!!so toll das ich gleich mehr lesen möchte ^^
Von: abgemeldet
2006-01-11T20:37:57+00:00 11.01.2006 21:37
hi tolle ffffffffffffffff...................... richtgi schön...ach man das ist so schade das die beiden andere partner haben aber es ist auch schön das sich was entwickelt...

schrieb schnell weite rund sag mir dann bescheid.

*kuss*
babylone
Von:  Kathryn24
2006-01-11T12:43:57+00:00 11.01.2006 13:43
Hi!
Da man sich ja nie über ein so langes kapitel beschweren soll, wenn man eins zu lesen bekommt, geht meine beschwerde an meine Hochschule, die die Mittagspausen so kurz macht, dass ich 3 (!!!) tage brauchte, um das Kapitel lesen zu können.
Ich muss schon sagen: du übertriffst dich selbst. Das ganze wird immer verworrener und interessanter. Schreib schnell weiter, LG Kath
Von:  lene_aka_Edward
2006-01-10T15:00:07+00:00 10.01.2006 16:00
au sorry, ich hab dir ja schon in der ens gesagt, warum mein kommi so spät kommt ^^""

tjaaaa, mei pech, jetzt haben mir die anderen schon alles vorweg genommen, was ich eigentlich sagen wollte *seufz*

natürlich ist es wie immer wunderschön geworden.
du hast ne tolle art, situationen zu beschreiben, man kann sich in alles so gut hineinversetzen, da gehst du wirklich immer genau ins detail.
tjaaa...und sosnt, natürlich, freut mich, dass sanae endlich ihren gefühlen stück für stück nachgibt *g*
und das mit der tochter, das bringt noch so ne zusätzliche dramatik rein, super.
wie sollte man auch anderes von dir erwarten *g*

bin echt gespannt, was uns noch so alles erwarten wird.

also, bis dann!
*knuff* lene ^-^


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