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Schrei wenn du kannst!

von

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Pfeile für die Seele!

Die Abendsonne senkt sich hernieder. Schon berührt sie den Horizont. Der tiefe Canyon in ihrer Nähe wirft bereits unheimliche Schatten. Kagome steht angebunden am Stamm eines Baumes. Über ihrem Kopf hört sie das fiese Summen von Narakus giftigen Insekten. Ihre Fesseln bestehen aus harten, biegsamen Ranken. Sosehr sie sich auch abmüht, die Ranken geben kein Stück nach. Ja, sie kann sich wirklich kaum rühren. Außerdem bohrt sich ihr schon die ganze Zeit ein kleiner Zweig in den Rücken. Diese ganze Position ist äußerst unbequem. Doch das ist noch ihr geringstes Problem. Viel mehr Sorgen bereitet ihr ihre Wächterin.

"Zwecklos!", die schlanke Dämonin beugt sich zu ihr hinab, "Was diese Winde einmal umklammert hat, lässt sie nicht mehr freiwillig los. Aber keine Bange, du wirst nicht bis in alle Ewigkeit hier hängen, obwohl mir der Gedanke irgendwie gefällt."

Kagome funkelt ihr trotzig entgegen. Ihre Lippen formen einen Fluch. Miwaru kommt näher an sie heran: "Was sagtest du? Ach, ich vergaß, du bist ja noch immer stumm wie ein Fisch. Die Wirkung meines Giftdorns, hält offenbar noch immer an." Wieder formen Kagomes Lippen eine eindeutige Botschaft, während sie Miwaru mit einem vernichtenden Blick bedenkt.

Die Dämonin richtet sich wieder auf. "Erstaunlich, du scheinst tatsächlich eine kleine Kämpfernatur zu sein. Ehrlich gesagt, ich war wirklich überrascht, dass du meinen Angriff überlebt hast. Ich kannte manchen kräftigen Kerl, der von nur einem Dornstich bereits das Zeitliche gesegnet hat. Aber nach dem was ich von dir gesehen und gehört hatte, war ich doch recht zuversichtlich, dass du es schaffen würdest."

Verwundert schaut Kagome sie an. Gesehen und gehört? Hat sie uns etwa beobachtet, ohne dass wir es bemerkt haben? Weiß sie deshalb so viel über uns? Als hätte sie ihre Gedanken erraten fügt Miwaru hinzu: "Schau nicht so ungläubig! Du hast richtig gehört! Ich behalte euch schon eine ganze Weile im Auge. Nicht immer persönlich, aber ich habe genug andere Möglichkeiten um über alles auf dem Laufenden zu bleiben, was ihr macht!

"Ich weiß alles über euch! Eure Stärken, eure Schwächen, eure Sehnsüchte und Ängste!", sie streicht Kagome mit dem Fingerrücken über die Wange, "Ich habe nichts dem Zufall überlassen und mich sehr gründlich auf den heutigen Tag vorbereitet. Und nun habe ich zum letzten Schlag ausgeholt und sobald die Sonne untergeht, wird der entschiedenen Schritt zu meinem entgültigen Triumph seinen Lauf nehmen."

Wütend zerrt Kagome erneut an ihren Fesseln, doch noch immer geben sie kein Bisschen nach. Miwaru ist es nicht entgangen. "Unruhig, kleine Kagome? Bist du dir auch ganz sicher, dass dieser liebeskranke, kleine Welpe hier auftauchen wird? Kann es nicht vielleicht sein, dass er nach unserem kleinen Geplänkel vorhin doch den Mut verloren hat? Vielleicht hat er ja eingesehen, dass er mich unmöglich besiegen kann und lieber beschlossen seine eigene Haut zu retten, was meinst du?" Kagome schüttelt entschieden den Kopf.

Miwaru blickt sie gelassen an: "Nun, ich will es hoffen, für dich! Sollte er nämlich nicht auftauchen, werde ich nicht zögern meine Drohung wahr werden zu lassen. Ob es ihm dann wirklich so leicht fällt dich zu vergessen, wie er vielleicht angenommen hat? Oder wird er sich nicht doch ein Leben lang Vorwürfe machen, dass er seine große Liebe erneut im Stich gelassen hat, weil ihm sein eigenes Leben wichtiger war als deins?

"Wenn er kneift, muss er mit dieser Schuld ein Leben lang weiterleben. Ein Gedanke, der mir nicht unangenehm ist. Wenn er auftaucht muss er sich nach meinen Spielregeln richten. Dann werde ich mein anderes Versprechen einlösen. Ich werde ihn quälen, bis er um Gnade winselt und damit erreiche ich genau das was ich bezweckt habe. Also, wie auch immer er sich entscheidet, ich kann nur gewinnen!"

Selbstgefällig steht sie vor der angebundenen Kagome in deren Gesicht sich jetzt Wut mit ernster Besorgnis mischt. Sie weiß wirklich nicht, welche von beiden Möglichkeiten sie sich lieber wünschen soll. Oh Inu Yasha, ich hoffe du hast noch einen dritten Weg gefunden!

"Eigentlich hatte er bereits in dem Moment verloren, als er aus seinem fünfzigjährigen Schlaf erwacht ist", fährt Miwaru nun fort, "Mir ist übrigens durchaus bekannt, dass du dafür verantwortlich bist, kleine Kagome. Du magst ihn doch, nicht wahr? Ich weiß, dass du es tust! Ob du ihn auch befreit hättest, wenn du gewusst hättest, welches Leid du damit über ihn bringen würdest? Solange er dort hing, hatte er nichts von mir zu befürchten, aber nun wo er wieder lebt, werde ich nicht ruhen, ehe ich ihn vollkommen zerbrochen habe", mit hartem Griff packt sie Kagomes Kiefer, "Niemand zieht meinen Zorn auf sich und kommt ungeschoren davon! Niemand, verstehst du?"

Kagome schwitzt. In ihr tobt ein Wirbelsturm der Gefühle. Oh, wie sehr sie sich jetzt ihre Stimme zurückwünscht! Dieser aufgeblasenen Ziege würde sie etwas erzählen! Oh ja, der würde sie was erzählen! Ihr selbstgefälliger Ton und ihre so kalt berechnende Art reizen sie bis zum Äußersten. Wie kann diese Frau nur so selbstgefällig mit Inu Yashas Leben spielen? Wie kann sie nur so boshafte Pläne schmieden gegen ihn? Wie kann sie nur so fanatisch hassen?

Wenn es doch nur irgendetwas gäbe um sie aufzuhalten! Natürlich möchte sie nicht sterben, aber ebenso wenig möchte sie, dass Inu Yasha vor ihren Augen gequält wird. Sie presst die Lippen aufeinander und versucht die Wuttränen zurückzuhalten die in ihr aufsteigen. Nein, sie wird ihr nicht die Genugtuung geben, sie zum Weinen gebracht zu haben!

Von der Sonne ist nicht mehr viel zu sehen. Die letzten Lichtstrahlen fallen über den Horizont. Miwaru nähert sich Kagome. "Es scheint, dass er sich wohl doch nicht blicken lässt!", meint sie bedauernd, "Nun ja, das war es dann für dich, kleine Kagome! Ich denke ich werde dich vermissen, du warst solch ein guter Gesprächspartner!" Schon hebt sie eine Hand, die Klauen sind gefährlich gestreckt. Kagome schließt die Augen.

"Miwaru, lass sie auf der Stelle in Ruhe!", ertönt es plötzlich laut hinter ihnen. Die Dämonin fährt herum. Vor ihr steht, vor unterdrücktem Zorn bebend, Inu Yasha. Hinter ihm treten jetzt auch Miroku, Sango und Shippo auf die Lichtung.

Überrascht hebt Miwaru die Brauen: "Na so was! Du bist ja tatsächlich gekommen, wer hätte denn das für möglich gehalten? Du bist ja noch dümmer als ich dachte!" Doch Inu Yasha lässt sich diesmal nicht so leicht provozieren. "Du wolltest, dass ich komme, nun hier bin ich! Also lass Kagome schon frei!" Miwaru schüttelt tadelnd den Kopf: "Na na, nicht so hastig, kleiner Welpe! Die Angelegenheit zwischen uns ist doch noch gar nicht geklärt. Das wäre doch etwas vorschnell, sie jetzt schon freizulassen, meinst du nicht auch?" "Nein, meine ich nicht!", Inu Yasha ist nicht zu Scherzen aufgelegt. "Immer mit der Ruhe!", meint Miwaru sanft, "Ich werde sie zu gegebener Zeit losschneiden. Nur keine Sorge, du bekommst deine kleine Freundin schon wieder!"

Inu Yasha wird ungeduldig: "Also was willst du von mir? Sag schon!" Miwaru reckt den Hals: "Wie ich sehe, hast du deine anderen Menschenfreunde auch mitgebracht. Glaubst du wirklich, dass diese jämmerliche Unterstützung dir irgendetwas bringen wird?" "Hör auf abzulenken!", platzt Inu Yasha heraus, "Sag einfach was du von mir willst! Ich habe keine Zeit für deine Spielchen!" "Du wirst dir Zeit nehmen müssen!", kommt die ernste Antwort.

Inu Yasha grinst: "Deine kleinen Psychotricks haben keine Wirkung mehr auf mich. Ich gebe ja gern zu, dass du mich vorhin überrumpelt hast. Dein Gerede über meine Mutter und Kikyo haben mich tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt. Aber jetzt kenne ich deine Strategie und noch einmal wird es dir nicht gelingen mich zu verunsichern!"

"So, wirklich nicht?", meint Miwaru verwundert. "Ganz recht!", bestätigt Inu Yasha, "Ich weiß, dass ich eine Menge Fehler gemacht habe in der Vergangenheit, aber das ist alles längst vorbei! Diese Wunden verheilen ebenso schnell wie die an meinem Körper. Glaub also nicht, dass du mich durch weitere Geschichtchen irgendwie einschüchtern kannst!" In seinen Augen funkelt es entschlossen.

Einen Augenblick sagt Miwaru gar nichts, sondern blickt ihn nur überrascht an. Dann plötzlich beginnt sie leicht in die Hände zu klatschen. "Tapferer, kleiner Welpe! Wirklich gut gesprochen! Nur leider glaube ich dir kein einziges Wort!" "Dein Problem!", meint Inu Yasha hämisch. Belustigt wendet sich Miwaru an Kagome: "Schau in dir an, kleine Kagome! Wie verwegen er dasteht! Er glaubt wirklich, er könnte sich mit dieser Einstellung noch retten! Beachtlich, er ist noch immer bereit zu kämpfen! Doch ich fürchte diese Hoffnung muss ich ihm nehmen."

"Lass das dumme Gelaber!", meint Inu Yasha gereizt, "Es beeindruckt mich kein Stück!" Miwaru lächelt. "Wenn es dich stört, dann zieh doch dein Schwert und versuch mich zum Schweigen zu bringen!" "Pah, das hättest du wohl gerne, dass ich mich auf einen Kampf mit dir einlasse! Aber ich sage es dir noch mal: Ich spiele dein Spiel nicht länger mit! Du wirst mich nicht provozieren können! Darauf legst du es doch bloß an. Ich soll mit dir kämpfen, damit du es rechtfertigen kannst mich zu töten, doch was machst du wenn ich mich nicht darauf einlasse? Bereitet dir mein Tod noch immer soviel Genugtuung, wenn ich mich nicht wehre?"

Seine Freunde werfen ihm beeindruckte Blicke zu. Inu Yasha scheint diesmal tatsächlich seinen Kopf zu benutzen. Ob es die Tatsache ist, dass Kagomes Leben in Gefahr ist, oder nur sein fester Entschluss seine Gegnerin zu besiegen, aber diesmal versucht er wirklich das Beste was ihm möglich ist, aus der Situation zu machen.

Miwaru blickt ihn sprachlos an. Doch dann lacht sie anerkennend: "Das war gut! Wer hätte das gedacht? Wirklich sehr schlau eingefädelt, du denkst ja tatsächlich mit! Das kam selbst für mich unerwartet! Das passiert nicht oft!" Dann wird ihr Blick wieder ernst: "Doch das wird dir alles nichts nützen! Du kannst mir nicht mehr entkommen!"

"Das werden wir ja sehen!", erwidert Inu Yasha, "Du glaubst mich genau zu kennen, aber du weißt nichts über mich!" Die Dämonin richtet sich hoch auf. "Und du glaubst meine Strategie zu kennen, doch du weißt absolut nichts darüber! Aber da ich dich ja nicht dumm sterben lassen will, werde ich dir ein bisschen davon erzählen!"

Sie macht ein paar Schritte auf Inu Yasha und die anderen zu. Sofort nehmen sie eine Verteidigungshaltung ein, doch Miwaru ignoriert es. "Weißt du, mein erster Gedanke, als ich von dir und Kikyo erfahren habe war, wie ich die Sache zu meinem Vorteil nutzen konnte. Ich habe es wirklich bedauert, dass sie bereits tot war. Ich habe mich gefragt, was wohl geschehen würde, wenn ihr beide euch jemals wiederbegegnet wärt. Wäre eure Liebe neu entflammt, oder wäre die Begegnung nur weiteres Salz in der Wunde?

"Hätte Kikyo dir verziehen, dass du sie umgebracht hast, wie sie glaubte? Hättest du ihr verziehen, dass sie dich gebannt hat so völlig ohne Grund; sie die du so geliebt hast, dass du bereit warst alle Vorzüge eines Dämonendaseins für sie aufzugeben? Wäre es möglich, dass ihre Seele, die im Hass auf dich von ihr ging, jemals wieder lieben könnte? Glaubst du, du hättest ihren verzehrenden Hass auf dich besänftigen können? Und wenn nicht, hättest du weiterleben können, in dem Wissen, dass sie dich von ganzem Herzen verachtet und sich deinen Tod wünscht?"

Inu Yasha starrt sie nur sprachlos an. Doch dann schüttelt er sich, als wolle er einen unliebsamen Gedanken loswerden. "Lass es bleiben! Das funktioniert nicht mehr bei mir!" Nun kommt Miwaru noch einen Schritt näher: "Sag mir, was hast du empfunden, als sie dir nach all der langen Zeit wieder gegenüberstand; sie die du für tot gehalten hast?" Inu Yashas Augen weiten sich: "Du... weißt davon?"

Miwaru lacht auf: "Aber selbstverständlich weiß ich davon! Ich weiß alles was ihr bisher gemacht habt und besonders dieses Ereignis ist mir in besonders schöner Erinnerung geblieben. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als dir klar wurde wen die Hexe Urasue da wiederbelebt hatte!" Sie schaut ihn prüfend an. "Ja, genau so wie jetzt hast du damals geguckt! Also hör auf mir zu erzählen, diese Geschichte würde dich völlig kalt lassen!"

Ärger steigt in Inu Yasha hoch. "Wie willst du davon wissen? Du warst nicht dabei!" "Doch, das war ich!", stellt Miwaru klar, "Es gibt mehr als eine Möglichkeit von unliebsamen Augen gänzlich unbemerkt zu bleiben. Und diesen schicksalhaften Moment wollte ich doch um nichts in der Welt verpassen!"

"Aber wie konntest du überhaupt davon wissen?", mischt sich nun Miroku ein, "Selbst Kagome und Inu Yasha sind nur durch Zufall darauf gestoßen." Verächtlich schaut Miwaru zu ihm hinüber: "Ach ihr Ahnungslosen! Ja, was glaubt ihr denn, wer diese machtgierige Hexe auf die Idee gebracht hat, sich eine mächtige Priesterin als Dienerin zu erschaffen?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yamina-chan
2006-08-21T11:36:35+00:00 21.08.2006 13:36
Bitte?? Das ist nicht ihr ernst!!! Miwaru macht mich langsam wirklich wütend!!
Das Kapitel ist gut geschrieben, der Cliffhanger kommt diesmal aber wirklich unerwartet.
Von:  Lizard
2006-01-30T08:42:21+00:00 30.01.2006 09:42
Die Idee, dass Kikyos Wiederweckung sozusagen auf Miwarus Plan zurückging, fand ich ziemlich gut. Ein origineller Einfall, der die dramatische Stimmung intensiviert und dem Kapitelabschluss einen spannenden, überraschenden Cliffhanger verpasst. Für Kagome und Inu Yasha sieht es echt übel aus...


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