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Die Diener der Dunkelheit

von

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Freunde und Feinde

Der Mazoku Lord stapfte auf Filia zu, packte sie an der Schulter und riss sie hoch.

„Das war es dann also, kleiner Drache“, sagte sie. „So halten sich meine Diener nur einmal an meine Befehle.“

Filia biss sich auf die Lippen und versuchte mit aller Macht die Panik im Zaum zuhalten, die sie zu übermannen drohte. Von allem was sie fürchtete, war dies hier das schlimmste. Zeras noch einmal ausgeliefert zu sein.

Und sie konnte sich nicht wehren, sie hatte keine Chance. Warum hatte sie Xellos nur nicht zugehört, als er sich so kategorisch dagegen gestellt hatte, Zeras Befehl zu missachten, egal aus welchem Grund. Sie hatten ein Tabu gebrochen und sie hatte es nicht mal gemerkt. Aber warum hatte Xellos…

„Warum“, fauchte Zeras „habt ihr das gemacht?“

Sie stieß Filia von sich und diese landete hart auf dem Felsen.

„Nein, ich korrigiere“, fügte Zeras da hinzu. „Es ist mir absolut egal, warum du das gemacht hast. Du bist sowieso schon eine einzige Katastrophe. Warum hat Xellos das gemacht? Und wo zur Hölle ist er?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Filia mit zitternder Stimme.

„Lüg mich nicht an“ brüllte Zeras. „Alle Mazoku in der Höllenstadt haben mitgekriegt, wie ihr zwei gemeinsam die Residenz verlassen habt. Freiwillig, in vollem Bewusstsein, dass ihr damit meinen Befehl missachtet!“

„Wir wollten längst wieder zurück sein“, sagte Filia und sprach dann sehr schnell. „Wir haben herausgefunden, wer Rahbas ist und woher er kommt. Xellos wollte es euch berichten, aber jetzt ist er verschwunden!“

Noch während sie sprach formte sich ein Energieball in Zeras Hand und Filia schloss fest die Augen, als sie ihn auf sich zurasen sah. Es krachte laut und sie wurde von einer Druckwelle zurückgeschleudert und überschlug sich halb. Als sie mühsam wieder auf die Knie kam und aufsah, erkannte sie, dass der Energieball einen Meter vor ihr explodiert war.

„Verflucht!“ Zeras stapfte mit all ihre angestauten Wut auf dem Felsen unter ihr auf und sofort entstand ein langer Riss im Gestein und das Plateau erzitterte.

„Berichte“, sagte sie dann etwas ruhiger, ließ aber deutlich erkennen, dass sie ihre Wut nur dürftig unterdrückte. „Was ist passiert?“

Zitternd berichtete Filia von den Geschehnissen auf Shabranigdos Festung, von den Dingen, die sie in Ceelias Traumbild gesehen hatten und von Xellos Aufbruch.

Als sie geendet hatte, war Zeras noch genauso wütend wie zuvor.

„Hier ist mein neuer Befehl für dich“, fauchte sie. „Geh zurück zu Shabranigdos Festung und bewache sie. Lass Ceelia auf keinen Fall frei kommen. Wenn Rahbas auftaucht töte ihn, wenn du kannst. Diese Anweisungen gelten auch für Xellos, sollte er sich dazu entschließen, sich wieder blicken zu lassen.“

„Und wenn er…“

„Wenn was ihr herausgefunden habt, wahr ist, habe ich anscheinend einen dringenden Besuch zu machen“, fuhr ihr Zeras ins Wort. „Wir haben weder die Zeit, noch die Möglichkeiten um nach ihm zu suchen, also schlag dir das aus dem Kopf.“

Filia senkte den Blick.

„Ich verstehe, Meister.“

„Und Filia…“

Sie sah sie eindringlich an.

„Bilde dir ja nicht ein, dass euer Ungehorsam hiermit aus der Welt geschafft ist. Wir sprechen uns, wenn das hier vorbei ist.“

Mit dieser letzten Warnung wechselte Zeras in die Astral Plane und verließ das Gebirge in schnellem Tempo. Filia blinzelte. War das nicht…? Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Nein, sie hatte keine Zeit für so was, sie musste schnellstmöglich zur Festung zurück.

In der nächsten Sekunde rannte sie durch die Astral Plane den Weg zurückverfolgend, den sie zuvor genommen hatte.

Als sie die Festung endlich wieder erreicht hatte, fand sie zu ihrer Erleichterung alles noch so vor, wie sie es verlassen hatte. Askura und Kesharo lagerten vor den Trümmern der Festung im Schnee und dösten scheinbar vor sich hin, als sie vor ihnen erschien. Da hob Askura den Kopf und reckte sich langsam, während Kesharo aufsprang und mit den Ohren wackelte.

‚Was ist los? Wieso bist du wieder da?’

„Meisterin Zeras hat mich abgefangen und mit neuen Befehlen zurückgeschickt“, erklärte Filia und erzählte dann schnell, was geschehen war.

„Ein Glück, dass hier noch nichts passiert ist“, sagte sie zum Schluss.

‚So würde ich das nicht sagen’, knurrte Askura merklich verstimmt.

„Oh, hör mit diesem elendigen Gewinsel auf“, erklang da eine Stimme, die Filia unwillkürlich zusammenzucken ließ. „Meint ihr etwa, mir macht es Spaß auf diesem Trümmerhaufen festzusitzen?“

‚Bitte nicht schon wieder’, dachte Filia verzweifelt und sah dann über die Köpfe der Wölfe hinweg zur Brüstung der Festung hinauf.

Dort auf den Zinnen stand Sherra und sah kalt auf sie hinab. Ein Lächeln teilte ihre Lippen, als sie Filias Miene studierte.

„Mir scheint du erinnerst dich an mich“, meinte sie so liebenswürdig, dass es Filia eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

‚Halt dich bloß zurück, Generalin.’ Askura knurrte tief. ‚Du bist nicht hier um persönliche Rachegelüste zu befriedigen. Wir haben alle den gleichen Auftrag und du wirst mit uns zusammenarbeiten oder ich werde wissen warum.’

„Mit euch Wölfen vielleicht, aber nicht mit ihr“, erwiderte Sherra abschätzig. „Das erkenne ich nicht an.“

‚Dynast Grausherra hat die Generalin hierher geschickt, nachdem unsere Meisterin mit ihm gesprochen hatte’, erzählte Kesharo Filia. ‚Sie hat Verstärkung für die Bekämpfung von Rahbas gefordert. Deshalb wurde die Generalin hierher geschickt um die Spur Ceelias zu verfolgen, von der ihr abgezogen worden ward.’

‚Sie hat sie aber nicht mehr gefunden’, bemerkte Askura ungerührt.

„Ihr beide habt ja auch nicht mal daran gedacht mir zu helfen“, fauchte Sherra ihn an.

‚Wir bewachen, Ceelia, wir suchen sie nicht’, erwiderte der Wolf.

„Ihr bewacht sie, weil sie es euch gesagt hat“, rief Sherra und deutete auf Filia. „Wie kannst du nur so weit sinken?“

‚Ein Welpe wie du, braucht mir nicht zu erzählen, was ich zu tun und zu lassen habe’, erwiderte Askura gefährlich ruhig.

„Ceelia ist nicht auffindbar, weil wir sie in ihrer Sphäre unter der Festung angekettet haben“, erklärte Filia schnell, denn sie hatte das Gefühl, dass die Situation dringend entschärft werden musste. „So kann sie uns nicht mehr angreifen.“

„Wann habt ihr denn die Zeit gehabt das alles zu machen?“ fragte Sherra misstrauisch.

Filia fand nicht, dass es eine so gute Idee wäre, Sherra zusagen, dass sie sich diese Zeit ohne Erlaubnis genommen hatten. Deswegen hielt sie lieber den Mund.

‚Denk daran, dein Befehl lautet uns zu unterstützen, wenn es um Rahbas geht’, knurrte Askura jetzt Sherra wieder an. ‚Das heißt, wenn die große Wölfin will, dass wir diese Festung vor ihm bewachen, dann gilt diese Anweisung auch für dich.’

‚Und das heißt Filia ist jetzt ein Teil deiner direkten Verbündeten’, bellte Kesharo hintendran. ‚Du kannst sie nicht wieder angreifen und damit davonkommen.’

„Hier kann in letzter Zeit jeder mit allem davon kommen“, fauchte Sherra zurück. „Und ich werde verdammt noch mal selbst entscheiden, wer hier zu meinen Verbündeten zählt.“

„Dann wird die Liste aber ziemlich kurz“, murrte Filia, bevor sie ein heftiger Stoß in eine Schneewehe hinter ihr beförderte.

„Du!“ Sherra stand plötzlich direkt über ihr. „Glaub bloß nicht, du kannst jetzt frech werden, weil deine Schoßhündchen hier sind, um auf dich aufzupassen.“ Ein wütendes Knurren hinter ihr ertönte und Filia stellten sich die Nackenhaare auf. Wenn das so weiterging, würden sie noch anfangen sich gegenseitig anzugreifen, während Rahbas jeden Moment hier auftauchen konnte.

„Haltet euch da raus“, fauchte Sherra die Wölfe an, ohne die Augen auch nur einen Moment von Filia zu nehmen. Plötzlich war da wieder dieser Hass in ihren Augen und zog Filia so in ihren Bann, dass sie die beiden Wölfe, die sie schützten, völlig vergaß.

„Wenn mein Meister will, dass ich mich mit Greater Beasts Dienern verbünde von mir aus. Aber das hier ist keine Verbündete von mir. Das ist ein Drache, ein Drache, der sich entschieden hat einem Mazoku zu dienen, nur um sein eigenes erbärmliches Leben zu retten. Sie kennt weder Treue noch Loyalität. Und so jemanden soll ich akzeptieren?“

Sie lachte kalt auf. Finster sah sie auf Filia hinab, bis eine plötzliche Freude ihr Gesicht erhellte.

„Ich freue mich auf den Tag, da Xellos dich fallen lässt, Ryuzoku“, sagte sie glockenhell. „Ich hoffe, du wirst es in seinen Augen sehen, bevor er dich tötet.“

Kälte griff in Filias Herz. Ihre Ohren rasten. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von Sherras entzücktem Gesicht wenden.

Sie wollte ihr ins Gesicht sagen, dass sie sich irrte, dass das nie geschehen würde, aber die Worte kamen nicht. Dafür glaubte sie selbst zu wenig daran.

‚Das reicht jetzt’, zerriss Askuras gebieterische Stimme die Stille. ‚Wenn du jetzt nicht sofort mit diesem Unsinn aufhörst, wirst du es mit mir zu tun bekommen. Wir haben hier einen Auftrag zu erfüllen und den torpedierst du gerade, wenn du sie weiter so einschüchterst. Sie muss schließlich diesen Schutzschild wieder für uns errichten.’

„Was für ein Schutzschild?“ fragte Sherra ihn und ließ von Filia ab.

Askura erzählte ihr von Ceelias Schild, den er und Kesharo gesehen hatten, als sie zu Filia auf die Festung kamen.

‚Er ist sehr wirksam gegen Wesen wie uns. Wir werden das noch brauchen.’

Sherra schnaubte ungläubig, ließ Filia aber gewähren, als diese sich aufrichtete und an ihr vorbei zur Festung stolperte.

„Ich kümmere mich darum“, versicherte Filia ihnen und bemühte sich darum, so ruhig und gleichgültig wie möglich zu wirken.

Diesmal musste sie den in seiner Form nun schon vorhandenen Schild nur noch wieder heraufbeschwören und das dauerte nicht lange. Sie setzte sich auf eine der untersten Stufen der Tribüne in der Arena und die Wölfe legten sich neben sie, während sich Sherra demonstrativ ein gutes Stück von ihnen entfernt in den Schnee mitten in der Arena fallen ließ. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt starrte sie in den wolkenlosen Himmel empor. Filia fing genauso demonstrativ damit an Kesharo im Nacken zu kraulen, woraufhin dieser sich so entspannt wie nur möglich über ihre Knie drapierte.

Sherra warf ihr einen giftigen Blick zu und Filia starrte säuerlich zurück, bevor sie sich beide wieder darauf besannen sich zu ignorieren.

Filia seufzte innerlich. Wenn das so weiter ging, konnte es noch ein langer Tag werden.

Aber kurz darauf hätte sie sich nichts lieber gewünscht, als nur den ganzen Tag damit zuzubringen, sich mit Sherra allein herumzuschlagen. Denn das, was jetzt auf sie zukam, war noch wesentlich schlimmer.

Sherra war die erste, die etwas bemerkte. Sie setzte sich plötzlich im Schnee auf und lauschte angestrengt auf der Astral Side.

Filia sah neugierig zu ihr hin und begann dann selbst ihre Sinne auszuweiten. Zuerst konnte sie nichts Ungewöhnliches in ihrer Umgebung feststellen, während sie gleichzeitig dabei zusah, wie Sherra aufsprang und im Schnee hin und her zu stapfen begann.

Auch die Wölfe hatten sich inzwischen aufgesetzt und blähten ihre Nüstern.

‚Was ist mit ihm los?’ fragte Kesharo und drehte aufgeregt seine Ohren hin und her.

„Ist er es denn?“ fragte Sherra verwirrt nach.

‚Kein Zweifel möglich’, erwiderte Askura ‚Aber etwas scheint nicht in Ordnung zu sein.’

Filia wollte gerade fragen, was denn nur los war, als sie selbst eine Aura am Rande ihres Wahrnehmungsfeldes wahrnahm. Es war eine Aura, die sie inzwischen wie keine zweite kannte.

„Xellos.“

Filia sprang aufgeregt auf und rannte die Treppen der Tribüne hoch und an den Rand der Brüstung. Sie spähte über den Talkessel unter dem Bergrand hinweg in die Richtung, aus der sie Xellos näher kommen spürte.

„Das wurde aber auch Zeit, du Idiot“, rief sie ihm entgegen, als er über dem Talkessel und auf Höhe der Festungszinnen in der physischen Welt materialisierte.

„Wir haben einen Haufen Ärger am Hals“, rief Filia Xellos zu. „Und das haben wir natürlich nur dir zu verdanken.“

Sie sah wie er in ihre Richtung blickte und dann auf sie zuzufliegen begann. Filia machte sich bereit eine Lücke im Schild für ihn zu öffnen, als jemand ihr Handgelenk packte und fest daran zog.

„Nicht“, sagte Sherra, die plötzlich neben ihr stand, scharf. „Irgendwas ist da nicht in Ordnung.“

„Was soll das heißen nicht in Ordnung?“ fragte Filia verwirrt. „Das ist doch eindeutig Xellos.“

‚Ja, aber etwas an seiner Aura ist seltsam’, mischte sich da Askura ein und trat an ihre andere Seite. ‚Es kommt mir so vor, als müsse ich wissen, was es ist, aber es will mir einfach nicht einfallen.’

„Vergesslichkeit kommt mit dem Alter“, kommentierte Sherra bissig.

Xellos war inzwischen heran und für einen Moment fürchtete Filia, er würde direkt in ihren Schutzschild hineinrasen, aber dann stoppte er abrupt nur wenige Zentimeter von diesem entfernt und starrte sie an.

Gerade als Filia ihre Sinne noch einmal nach ihm ausstrecken wollte, entstand abrupt ein Energieball an der Spitze seines Priesterstabes und er schleuderte ihn direkt in ihren Schild hinein. Die darauf folgende Explosion war so heftig, dass sie den ganzen Schild auf der Astral Side ins schwingen brachte. Die Erschütterung setzte sich geradewegs in Filias Kopf fort und sie taumelte.

„Hey, reiß dich zusammen“, sagte Sherra neben ihr alarmiert und hielt sie fest. Ihre eindringliche Stimme ließ Filia die Zähne zusammenbeißen und aufsehen. Ungläubig starrte sie in Xellos ausdrucksloses Gesicht, der sie gerade angegriffen hatte. Bevor sie noch irgendetwas daran hindern konnte, streckte sie ihre Sinne nach ihm aus in der verzweifelten Hoffnung es mit einer Täuschung, irgendjemand anderem als Xellos zu tun zu haben. Er konnte sie doch nicht angreifen…

Als sie in seiner Aura las, war ihr mit einem Mal alles klar. Sherra und Kesharo hatten das, was sie vor sich sahen, noch nie vorher gesehen und Askura hatte es nicht bewusst erlebt, denn er war selbst ein Opfer gewesen. Aber sie wusste nun verzweifelt genau, was für ein Spiel hier gespielt wurde.

„Rahbas“, rief Filia. „Komm her und zeig dich. Ich weiß, dass du es warst, der das mit Xellos gemacht hat.“

„Wie Schade“, hörte sie da eine bedauernde Stimme von direkt über ihr und sie sprang vor Schreck auf. Sie legte den Kopf in den Nacken und dann sah sie tatsächlich Rahbas weit über ihnen allen und ihrem Schutzschild in der Luft schweben.

Er sah feixend zu ihr hinab.

„Da habe ich so viel Zeit gebraucht, bis ich ihn endlich dazu bringen konnte, dass zu tun, was ich will, nachdem er mir auf meinem Weg hierher in die Arme gelaufen ist, und dann ist es noch nicht mal eine richtige Überraschung für euch.“ Er schüttelte betrübt den Kopf „das nimmt der Sache wirklich jeglichen Reiz.“

„Er hat Xellos unter seine Kontrolle gebracht“, erklärte Filia den anderen schnell. „So wie er auch Askura unter seiner Kontrolle hatte.“

Erst als sie es aussprach, traf sie die ganze Tragweite dieser Tatsache. Xellos war nicht mehr Herr seiner Sinne. Xellos, der so mächtig war. Dass Rahbas ihm seinen Willen aufzwingen konnte, dass er ihn überwältigt haben musste, machte ihn zu einem Furcht erregenden Gegner für Filia.

Und Xellos… wie sollten sie ihn nur wieder aus dieser Sache herausholen?

„Du hast ja einen schönen Weg gefunden, um die Macht meiner lieben Ceelia zu missbrauchen“, sagte Rahbas ihr gerade. „Aber das wird dir nichts nützen. Ceelia ist viel zu mächtig für dich. Wenn wir mit diesem Schild fertig sind, wirst du ihn nicht mehr kontrollieren können.“

Und dann ließ er selbst einen Energieball in seiner Hand entstehen und schleuderte ihn direkt auf sie zu. Noch im Flug verband er sich mit einem zweiten Geschoss, das von Xellos stammen musste und beide schlugen mit voller Wucht in Filias Schutzschild ein.

Der Schild schwang wie eine Glocke und hallte in Filias Kopf nach. Verbissen versuchte sie sich ins Bewusstsein zu rufen, dass es nicht ihre Kraft war, die da angeschlagen wurde, sondern die Macht von Ceelia. Sie musste sie nur zusammen halten, dann würde niemanden etwas geschehen. Aber dieses Wissen änderte nichts daran, dass sich alles um sie zu drehen begonnen hatte.

Ein weiteres Krachen ertönte und ihre Augen begannen zu tränen.

„Hey“, sagte Sherra alarmiert. „Lass diesen Schild bloß nicht einstürzen. Xellos ist viel stärker als wir. Wenn er an uns herankommt, bringt er uns alle um.“

‚Wir müssen ihn dazu bringen, wieder normal zu werden’, sagte Askura eindringlich. ‚Nur mit ihm zusammen können wir es gegen Rahbas aufnehmen.’

‚Und Filia kann das nicht ewig durchhalten’, fügte Kesharo hinzu. ‚Das wird zu viel für sie.’

„Schön“, fauchte Sherra. „Dann versucht doch ihn dazu zu bringen, sich an euch zu erinnern. Man muss doch eine Erinnerung wecken, um den Vorgang rückgängig zu machen, der ihn so durchdrehen lässt, oder? Da haben wir alle schlechte Karten bei ihm.“

‚Filia muss es versuchen’, erwiderte Kesharo. ‚Sie hat die besten Chancen.’

‚Der Welpe hat Recht’, stimmte Askura zu. ‚Sie muss es versuchen.’

Sherra starrte die beiden Wölfe noch ungläubiger an, als Filia. „Ihr seid doch verrückt.“

Dann ging eine neue Welle von Explosionen auf sie nieder und Filia schloss die Augen und kauerte sich auf den Boden nieder.

„Wir müssen auf Verstärkung warten“, hörte sie Sherra sich über ihr streiten.

‚Dafür haben wir keine Zeit’, knurrte Askura zurück. ‚Und wir erwarten auch keine.’

„Dann muss einer von euch Verstärkung anfordern gehen“, fauchte Sherra ihn an. „Wofür seid ihr denn so schnelle Läufer, wenn nicht für so was?“

Die Streiterei und die Explosionen begannen Filias Nerven in Sekundenschnelle aufzuzerren. Alles begann um sie im Chaos zu versinken. Und wessen Schuld war das mal wieder?

„Du Namagomi!“

Mit einem Mal sprang Filia auf und ignorierte mit aller Gewalt, die Erschütterungen, die auf sie einprasselten.

„Mir reicht es jetzt wirklich!“ brüllte sie Xellos an.

Die Explosionen hörten auf, wahrscheinlich weil sie Rahbas zu sehr verwirrt hatte, um weiter zu machen und Xellos… er stutzte. Er starrte sie an.

Plötzlich glaubte Filia, eine Chance zu sehen.

‚Ich muss an ihn herankommen’, dachte sie und packte dann fest ihr fein gewebtes Schildnetz mit ihren Sinnen, während sie sich breitbeinig auf den Festungszinnen aufstellte.

„Idiot. Komm doch, wenn du dich traust“, fauchte sie Xellos herausfordernd an.

Das schien ihn aus seiner Erstarrung zu lösen, denn mit einem Mal beugte er sich vor und sauste wieder auf sie zu.

Gerade als Xellos der Barriere wieder nahe kam und zu stoppen beginnen wollte, ließ Filia den gesamten Schutzschild in das Gemäuer der Festung zurücksinken und sah ihn herausfordernd an. Er erstarrte für einen Moment, dann fing er sich und raste ohne Umschweife auf sie zu.

„Bist du verrückt?“ schrie Sherra sie an. „Zieh sofort diesen blöden Schild wieder hoch. Wir können nicht ohne ihn gegen Xellos kämpfen“

„Ganz meine Meinung“, sagte Filia und dann plötzlich war der Schild wieder da, bevor Rahbas ihn erreicht hatte, aber es war zu spät, Xellos befand sich schon in seinem Inneren und raste auf Filia zu.

Als Xellos schon fast bei ihr angelangt war, sprach sie ein heiliges Wort und alle Macht, die sie im Schild konzentriert hatte, krachte mit einem Mal über der Stelle zusammen, an der Xellos sich befand und fing ihn ein, wie in einem Netz. In ihm gefangen stürzte er zu Boden, während sich Ceelias Magie unnachgiebig an ihm festzog, wie sie es zuvor schon bei ihrem ersten Besuch auf der Festung getan hatte.

Filia teleportierte direkt vor den nun wehrlosen und sich verzweifelt windenden Xellos und packte ihn direkt durch den Schild hindurch an den Schultern.

Sie spürte, wie sich Energie um sie zusammenzog. Er würde jeden Moment wieder versuchen sich frei zu sprengen.

„Du Blödmann“, schrie Filia Xellos an. „Erinnere dich gefälligst an mich. Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn, wir haben einen verdammten Auftrag zu erfüllen, also hör damit auf mich anzugreifen.“

„Gib das besser auf“, sagte da Sherra neben ihr. „Und halt ihn da fest. Mit diesem Rahbas nehme ich es dann schon alleine auf.“

‚Wir brauchen Xellos Hilfe’, bellte Kesharo. ‚Filia muss ihn zurückholen. Bei Askura hat es auch funktioniert.’

„So weit ich weiß, ist Askura von Greater Beast selbst zurückgeholt worden“, erwiderte Sherra abschätzig. „und sie ist nicht hier.“

„Wenn ich mit diesem Idioten fertig bin, wird er sich an mich erinnern“, fauchte Filia sie an.

Diese wollte gerade wütend antworten, als sie unterbrochen wurden.

„Danke, sehr liebenswürdig“, sagte Xellos mühsam. „Aber ich kann auf mehr wirklich verzichten.“

„Xellos“, rief Filia und wandte sich zu ihm um. „Du erinnerst dich.“

Er grinste sie an. „Natürlich. Wer könnte schon dieses Gezeter vergessen?“

Mit einem Knall ließ Filia den Schutzschild um ihn zusammenfallen und fiel ihm um den Hals.

„Lass nie wieder so etwas Dummes mit dir geschehen“, murmelte sie dabei.

Xellos packte Filia um die Taille und hob sie mit sich hoch, als er aufstand.

„Seid wann befinde ich mich denn wieder auf Shabranigdos Festung?“ fragte er milde verwirrt.

Sherra stöhnte auf.

„Und Sherra“, fuhr Xellos grinsend fort. „Was für eine freudige Überraschung dich wieder einmal am Ort des Verbrechens anzutreffen. Und Filia ist noch völlig aufgetaut. Wie überaus ungewöhnlich.“

„Mach dir keine Hoffnungen“, sagte Filia düster. „Wir haben im Moment einfach dringendere Probleme.“

In diesem Moment lief ein Zittern durch den Boden unter ihr und schwoll weiter an, bis es zu einem Dröhnen wurde, dass die ganze Festung erzittern ließ. Filia riss den Kopf herum und starrte auf die Mitte der Arena, in welcher Rahbas stand und lachte.

Der Schutzschild war weg, war in sich zusammengefallen, um Xellos zu fangen, und nun konnte er ungehindert genau an dem Ort stehen, den er die ganze Zeit gesucht hatte.

Und bevor Filia oder Xellos oder irgendwer noch etwas tun konnten, hatte Rahbas seine Sinne weit unter die Feste hinab gleiten lassen und nach dem Wesen ausgestreckt, das dort auf ihn wartete.

Sie ergriff seine Hand und ihr Käfig brach und dann stand Ceelia mit einem Mal vor Rahbas in der Mitte der Arena. Sie wirkte so fest und wirklich, wie Filia sie nie zuvor gesehen hatte, denn sie war ungebunden und völlig frei. Genau wie Rahbas, dessen Hand sie noch hielt.

Für einen Moment sahen die beiden einander nur an, dann drehten sie sich wie auf ein unsichtbares Zeichen zu dem Drachen, den Wölfen und den zwei feindlichen Mazoku um, die sie entsetzt anstarrten.

Sie lächelten.

„Jetzt“, sagte Rahbas genüsslich „kann der Spaß endlich beginnen.“
 


 


 

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Sherra zu schreiben macht Spaß. Egal auf wen sie trifft, sie fängt immer Streit an. Tja, ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreiben werde aber: Auf in die Endrunde! Die letzten Kapitel folgen bald ;)



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