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Erinnerungen eines Kadetten

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Erinnerungen eines Kadetten
 

Das erste Mal hatte ich sie gesehen, als wir antreten mussten, damit uns das berühmte Ramrod-Team vorgestellt werden konnte. Damals wusste ich schon, sie oder keine.

Ich war mir sicher, dass sie mich auch gesehen hatte, denn ihr Blick traf direkt in meine Augen. Ich konnte mich nicht von ihrem Anblick losreissen. Nur am Rande bekam ich mit, dass sie für die kommende Woche sie unsere Karatetrainerin sein sollte, meine erste Chance, sie näher kennenzulernen.

Im Training bin ich gegen sie angetreten, als bester des Kurses, nachdem sie die anderen nacheinander auf die Matte befördert hatte. Bei mir schaffte sie es zwar nicht, aber sehr großes Vertrauen in meine Knie hatte ich auch nicht unbedingt, als sie mich mit ihren blauen Augen herausfordernd ansah.

April Eagle, Erbauerin des berühmten Ramrod-Kampfschiffes und Mitglied in dessen Team. Eine Frau unter drei Männern. Das gefiel mir nicht, absolut nicht. Aber wollte so eine Frau wie sie, etwas mit mir, einem Kadetten zu tun haben? Nun ja, ich war der beste meines Jahrgangs, aber würde das reichen, sie zu beeindrucken?
 

Abends konnte ich nicht schlafen, weil ich sie nicht mehr aus meinem Kopf bekam. Meine Mitbewohner zogen mich deshalb auf, anscheinend hatten sie im Unterricht etwas mitbekommen. Diese Idioten!

Selbstverständlich hatte ich ihnen gegenüber nichts zugegeben, aber sie hörten nicht auf, auch dann nicht, als ich mich auf die Seite drehte und ihnen den Rücken zuwandte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das Zimmer zu verlassen; sollten sie sich doch über sich selbst lustig machen!

April würde die komplette Woche unsere Trainerin sein, das Ramrod-Team war hier gelandet, um zwei neue in die Reihen der Star Sheriffs aufzunehmen; das sagten zumindest die Gerüchte. Aber sie waren wahr, wie ich später feststellen musste.
 

Als ich draußen war, sah ich sie. Aber sie war nicht allein, sondern sie ging mit Saber Rider bei Mondenschein spazieren. Für meinen Geschmack gingen sie viel zu vertraulich miteinander um, das versetzte meinem Herzen einen ganz schönen Stich. Ich musste sie einfach haben, ich spürte es am ganzen Körper. Saber Rider war mein Rivale!

Schnell verschwand ich hinter der Hausecke, damit sie mich nicht bemerkten, das hätte mir gerade noch gefehlt. Ich hätte nicht gewusst, was ich zu ihnen sagen sollte. Also beschränkte ich mich aufs Beobachten. Leider konnte ich nicht nah genug an sie herankommen, so dass ich ihre Unterhaltung nicht belauschen konnte. Aber sie schien sehr persönlich zu sein, denn April legte mehrmals ihre Hand auf Saber Riders Unterarm und sah in so glücklich an. Dieses Bild ist mir bis heute in meinem Kopf geblieben.

Ich habe mir fast die ganze Nacht lang den Kopf zerbrochen, wie um alles in der Welt ich meine Traumfrau für mich gewinnen könnte.

Aber mir fiel nichts ein.

Am nächsten Tag im Karateunterricht stand ich ihr wieder gegenüber - und meine Knie zitterten genauso stark wie am Vortag. Ihre Berührungen, wenn sie meine Haltungen korrigierte, machten mich wahnsinnig. Aber ich war nach wie vor der beste. Sie brachte mich wieder nicht auf die Matte. Aber meine Leistungen schienen ihr nicht zu imponieren, auch nicht, als ich mich die nächsten Tage immer mehr anstrengte und jeden aus meinem Kurs besiegte...außer ihr.
 

Mehrmals hatte ich den Versuch gestartet mit ihr zu reden, aber immer wenn ich vor ihr stand, brachte ich keinen Ton heraus. Ich stand da wie der letzte Idiot und meine Kumpanen lachten mich immer mehr aus. Das war auch der Grund, weshalb ich mich mehr oder weniger von ihnen zurückzog.

Aber noch immer schaffte ich es nicht, ihr zu imponieren oder sie nur annähernd auf mich aufmerksam zu machen.
 

Am Samstag war der große Tag, an dem die Kadetten, die ihre Abschlussprüfung abgelegt hatten, offiziell als Star Sheriff ausgezeichnet wurden. Ich war noch nicht dabei, obwohl meine Leistungen mehr als überzeugend waren. Leider wurde mir verwehrt, die Prüfung vorzuziehen, weil ich noch nicht den angeblich wichtigsten Teil der Star Sheriff-Ausbildung absolviert hatte - den Teil, in dem die eigene Persönlichkeit auf die Probe gestellt und getestet wurde, ob man als Commander geeignet war.

Diese Ignoranz meiner ausgezeichneten Fähigkeiten machte mich wütend, General White Hawk war wirklich unfair zu mir! Er behandelte mich wie ein kleines Kind! Aber meine Diskussionen brachten nichts, er war taub auf dem Ohr.

Deswegen war ich an diesem besonderen Abend auch besonders gut gelaunt. Alle anderen waren unfähig - und ich durfte die Prüfung erst ein Jahr später ablegen. Und dann waren da noch diese beiden Typen, die mit April im Team waren - und GAR KEINE Ausbildung absolviert hatten! Das war wohl echt die Höhe! Wie konnte General White Hawk das nur zulassen?

Aber wenn ich April sah, vergaß ich das alles. Ich bemerkte gar nicht, wie meine Mitbewohner mich wieder aufzogen und selbst wenn, wäre es mir egal gewesen.

Als April sich von Saber entfernte, nutzte ich die Chance und ging ihr hinterher. Sie stand vor einem Spiegel und richtete sich ihr Haar. Ich wusste nicht wirklich, was ich tat, ich wusste nur, dass ich sie haben wollte. Ich bedrängte sie, wolle sie küssen. Sie war erst irritiert und dann ziemlich sauer. Ich war so von ihren zartrosa Lippen fasziniert, dass ich gar nicht bemerkte, wie sie ihren Karategriff anwandte...und die Katastrophe kam. April schmiss mich mit aller Wucht in einen Stapel Bierfässer, die dort standen. Das wäre ja noch nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht meine beiden Zimmergenossen gewesen wären, die mir nachgelaufen waren und angeblich aus Versehen den Schalter für die bewegliche Wand ausgelöst hätten!

Selbstverständlich wurde der ganze Saal auf mich aufmerksam und jeder konnte sich zusammenreimen, was da gerade passiert war. Es war ja wohl auch mehr als offensichtlich. Ich war vor den gesamten Kadetten und Star Sheriffs der 7. Kavallerie blamiert worden! Als mein kommandierender Offizier noch eine Erklärung von mir wollte, gingen die Pferde endgültig mit mir durch - ich kündigte.
 

Ich entschied mich damals, zu gehen. April fing mich ab, kurz bevor ich das Tor des Ausbildungsgeländes verlassen konnte. Sie wollte mich zurückholen, anscheinend tat ich ihr leid. Aber Mitleid war das, was ich in diesem Moment am allerwenigsten ertragen konnte. Sie sagte, dass sie mich bestimmt wieder aufnehmen würden; aber als ich sie fragte, ob sie mich auch aufnehmen würde - in ihre Arme - da machte sie mir klar, dass sie ihre Verpflichtungen gegenüber dem Neuen Grenzland nicht aufgeben könnte. Also ging ich.

Ich tauchte unter, wurde kriminell und schloss mich schließlich den Outridern an - alles, weil April und die Star Sheriffs mich ignoriert und nicht ernst genommen haben. Einmal hätte ich April fast getötet, aber im letzten Augenblick konnte ich Saber erzählen, wo die Bombe war, die ich in Ramrod deponiert hatte. Ich flehte ihn - meinen Rivalen - an, sie zu retten, weil ich sie nicht retten konnte. Das war so nicht geplant gewesen, aber es war meine letzte Handlung als Star Sheriff-Kadett. Danach wurde ich sogar steckbrieflich gesucht.
 

Während meiner Zeit bei den Outridern, die meine Befehle beachteten, mich ernst nahmen und die ich erfolgreich gegen die Star Sheriffs habe kämpfen lassen, versuchte ich, April zu vergessen. Aber ich konnte nicht.

Eine Zeitlang hatte ich sogar mal eine Freundin, Trista hieß sie, aber sie war nur Mittel zum Zweck. Einerseits sollte sie mir April aus dem Kopf vertreiben, andererseits brauchte ich sie als Sicherheitsagentin für die neue Outriderbasis auf New Witchita.

Aber Trista brachte April zu mir; April hatte irgendwie Tristas Vertrauen gewonnen, so daß sie sie mit ihn unsere Basis nahm. Aber April flog schnell auf.

Ich stand ihr damals Angesicht zu Angesicht gegenüber, zielte mit meinem Blaster auf sie und gestand ihr wieder einmal meine Liebe. Sie verzog zwar keine Miene, genauso wenig wie ich meine verzogen hatte, als sie plötzlich vor mir stand. Aber meine Knie waren weich wie an dem Tag, als ich zum ersten Mal in der Karatestunde gegen sie antrat.

Ich hätte alles darum gegeben, in diesem Moment Teil ihres Gehirns zu sein, um zu wissen, was sie dachte. Aber ich war es nicht. Und dann kamen auch schon ihre Kollegen - mir blieb wieder nur die Flucht. Aber ich merkte, wie sehr ich sie brauchte, ohne sie hätte ich nie glücklich sein können. Ich hatte es gemerkt, als ich mit Trista zusammen war. Ich hatte sie benutzt, ja, das ist richtig, aber ein Teil von mir sehnte sich nach Wärme und wollte zurück zu den Star Sheriffs. Trista las mir praktisch jeden Wunsch von den Augen ab, aber dennoch schaffte sie es nie, mich auch nur annähernd aufzuheitern oder glücklich zu machen. Das könnte nur eine, und diese Frau war mir so fern wie nie zuvor. Zu allem Übel hatte sie jetzt auch noch mit Fireball angebandelt...und die beiden sahen sich jeden Tag! Das war eine Tatsache, die ich nicht so leicht wegstecken konnte.
 

Das nächste Mal als ich sie traf hatten wir ihren Vater als Geisel. Sie war auf meinen Trick hereingefallen, aber die anderen drei waren ihr gefolgt. Ich konnte sie wieder nicht für mich gewinnen. Immerhin war es mir durch diese Aktion dennoch gelungen, den Keil der Eifersucht zwischen sie und Fireball zu treiben.

Dennoch - so langsam packten mich die Zweifel. War es wirklich richtig, was ich tat? Die Outrider akzeptierten mich und respektierten mich, aber glücklich war ich dennoch nicht.
 

Ich habe lange gebraucht, zu mir zurück zu finden und zu entdecken, was wirklich wichtig für mich war. Schließlich traf ich eine Entscheidung; ich musste mit April reden - ich brauchte einen Vertrauten in den Reihen der Star Sheriffs und sie war wohl die einzige, die mir überhaupt zuhören würde ohne mich gleich festzunehmen. Also machte ich mich auf den Weg nach Yuma, nachdem ich herausgefunden hatte, wo sich Ramrod gerade aufhielt. Sie hatten sich in einem Hotel einquartiert, in vier separaten Zimmern. Ich atmete erleichtert auf als ich das erfuhr, denn ich befürchtete, dass die Sache mit Fireball ernster geworden wäre.

Ich schaffte es, mich als Zimmerservice zu verkleiden und mir Zugang zu Aprils Suite zu verschaffen. Sie kam allerdings erst spät in der Nacht zurück, und ich war fast eingeschlafen, als sie die Tür öffnete. Gerade noch konnte ich mich hinter der Badezimmertür verstecken. April war gut gelaunt, als sie von was-auch-immer zurückkehrte; sie summte eine Melodie vor sich hin.

Ich schlich mich von hinten an sie heran, als sie gerade ihren Pulli ausziehen wollte. Ich hatte keine andere Wahl, um sie am Schreien zu hindern.

"Nicht erschrecken, April, ich tu dir nichts" sagte ich ruhig, als ich sie von hinten packte und an mich heranzog und ihr den Mund zuhielt. Ich bemerkte, wie sie sich verkrampfte und nach ihrem Blaster greifen wollte. Aber ich hielt sie fest, sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Den Blaster nahm ich schnell an mich und entlud ihn vor ihren Augen, um meine Worte zu unterstreichen. Sie entspannte sich und ich ließ sie zögernd los; den Blaster steckte ich jedoch ein.

"Was soll das, Jesse?" fragte sie mich mit blitzenden Augen, aber sie schrie nicht. Der erste Teil meines Plans war geglückt.

"Bitte, April, hör mir zu. Ich brauche deine Hilfe."

"Warum sollte ich dir helfen? Du hast meinen Vater entführt, schon vergessen, Jesse?" Oh, sie war so sauer. Sie versuchte zur Tür zu gelangen, unauffällig, aber für mich doch leicht durchschaubar. Ich stellte mich ihr ebenso unauffällig in den Weg, um ihr den Fluchtweg abzuschneiden.

"April" begann ich erneut, "Können wir beide einen Waffenstillstand schließen? Für eine Stunde? Ich bitte dich um nichts weiter, als mir zuzuhören, dir wird nichts geschehen und du hast nichts zu verlieren. Ich bitte dich."

April war irritiert, ich konnte es an ihren Augen erkennen und an der Stirnfalte, die sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet hatte. Wahrscheinlich hatte ich sie damit ganz schön aus der Bahn geworfen. Bitte - das hatte ich wahrscheinlich noch nie zu jemandem gesagt; zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern.

Geduldig wartete ich auf ihre Antwort. Ich erachtete es als gutes Zeichen, dass sie wenigstens über meine Worte nachdachte.

"Also gut." willigte sie schließlich, wenn auch zögernd, ein. "Aber ich möchte meinen Blaster wieder haben, geladen versteht sich, als Zeichen, dass du es ernst meinst."

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber ich musste ihn ihr geben und ihr vertrauen.

"Setzen wir uns" sagte sie, nachdem sie ihre Waffe wieder geladen hatte. Sie hatte sie nicht gesichert und steckte sie auch nicht weg. Na ja, ich konnte es ihr nicht übel nehmen. Ich ging voraus zu der kleinen Sitzgruppe neben dem Fenster und ließ mich in einen der beiden Sessel fallen. April setzte sich auf den anderen und hielt ihren Blaster weiterhin auf mich gerichtet.

"Also, weshalb bist du hier, Jesse Blue?"

"Ich möchte eine zweite Chance - bei den Star Sheriffs...und bei dir." begann ich. Sie lehnte sich entspannt zurück als hörte sie einen guten Witz und hatte anfangs ein selbstgefälliges Lächeln aufgesetzt. Aber je mehr und je länger ich erzählte, um so ernster wurde sie und die Falte auf ihrer Stirn vertiefte sich. Schließlich ließ sie sogar den Blaster sinken.

"Bitte glaube mir, ich meine es ernst."

"Jesse, das kommt alles so plötzlich." antwortete sie ehrlich, aber ihre Stimme klang sanfter als vorher; daran merkte ich, dass sie zumindest den Gedanken erwog, dass ich die Wahrheit gesprochen hatte. Selbstverständlich machte ich mir keine Illusionen darüber, dass sie mir sofort glauben würde, dafür war in der Vergangenheit zu viel vorgefallen.

"Wenn ich euch helfe, die Outrider zu besiegen, vertraust du mir dann?"

"Ich denke schon." antwortete sie zögernd.

"Damit kann ich leben. Ich werde dich nicht enttäuschen, April." Ich stand auf und ging zur Tür, April folgte mir.

"Ob das allerdings mit uns jemals was wird, das kann ich dir nicht versprechen, Jesse."

Ein Stich schoss durch mein Herz. Ich hatte nicht mit ihren Worten gerechnet. Aber ihre Stimme klang traurig, oder bildete ich mir das nur ein? Aber wo sie schon einmal mit dem Thema angefangen hatte, musste ich mir Klarheit verschaffen, auch wenn es mich noch so schwer treffen würde.

"Was ist mit dir und Fireball?" Ich hielt den Türknauf in der Hand, drehte mich aber nicht zu ihr um. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen.

"Bitte geh jetzt, Jesse" antwortete sie ausweichend. "Das Gespräch bleibt unter uns, ich werde niemandem etwas sagen." Damit schob sie mich aus ihrem Zimmer raus, und ich blieb ohne eine Antwort im Hotelflur zurück. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass ihre gute Laune, die sie vorhin noch hatte, jetzt verschwunden war und einem melancholischen Gefühl Platz gemacht hatte.

Gedankenverloren ging ich zur Personalumkleide. Als ich meine geliehenen Klamotten auszog, entdeckte ich ein goldenes Haar auf meinem Jackett. Ich behielt es als Erinnerung an mein Versprechen und kehrte zurück in die Phantomzone.
 

Der erste Teil meines Versprechens bestand darin, Commander Eagle entkommen zu lassen.

Selbstverständlich musste ich es den Outridern anders verkaufen, sonst wären sie mir auf die Schliche gekommen. Dieser Plan funktionierte ausgezeichnet.

Im Anschluß daran hätte es fast sogar Frieden zwischen den Menschen und den Outridern gegeben. Ich wurde sogar als Botschafter für die Outrider eingesetzt. Als es darum ging, den Friedensvertrag zu unterzeichnen, sah ich sie wieder. Leider konnten wir nicht sprechen, weil ihre drei Kollegen ebenfalls anwesend waren, also spielten wir unsere Rollen weiter und gaben uns nicht zu erkennen, auch nicht, als ich im Auftrag der Outrider Ramrods Triebwerke einschmolz. Ich konnte April nicht in die Augen schauen, als ich das tat.
 

Der Friedensvertrag war unterzeichnet, alle dachten, dass der Krieg nun endlich vorbei war. Ich wollte aber kein Risiko eingehen und leitete den nächsten Schritt ein. Ich musste Nemesis ausschalten und als neuer Anführer die Macht über die Phantomwesen übernehmen; sie vertrauten mir und würden mich als neuen Boss akzeptieren. Nie hätte ich jedoch damit gerechnet, dass Nemesis kein Cyborg war, sondern die Tritonmaterie selbst! Mein Plan flog auf und er steuerte den Phantomplaneten auf Yuma zu. Ich musste die Tritonmaterie vernichten und die Star Sheriffs warnen. Sie waren auf dem Weg, um das letzte aller Gefechte zu schlagen. Es würde nie Frieden zwischen den Menschen und den Outridern geben, nur ein Volk würde überleben.

Bevor ich mich selbst in den Kampf stürzte, informierte ich April. Wir konnten uns jetzt nicht länger geheimhalten, wir zogen an einem Strang. Nemesis musste vernichtet werden.
 

Die Star Sheriffs schafften es, die Tritonmaterie zu zerstören. Das war das letzte, an das ich mich erinnern konnte.

Ich erwachte erst wieder, als sich sanfte Hände auf meine Stirn legten und meine Hand drückten.

Sie beugte sich über mich - April. Mir fielen zuerst ihre Augen auf - mit einem besorgten Ausdruck darin. Ich wollte mich aufrichten, aber irgend etwas hinderte mich daran. Ein Blick zu meinen Handgelenken verriet mir, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt war. Verwirrt blickte ich wieder zu April.

"Jesse" flüsterte sie, während ihre blonden Haare meine Arme berührten. "Ich bin so froh, dass du wieder aufgewacht bist." Ihre Stimme wurde brüchig und ich war überrascht, dass sie wegen mir weinte. Ihre Tränen landeten lautlos auf dem Bettzeug und auf meinem Gesicht.

"Es tut mir leid, ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich wollte nicht..."

"April" Ich wollte ihr so gerne die Tränen wegwischen, aber die Handschellen hinderten mich daran. "Es ist alles gut." versuchte ich, sie zu beruhigen. "Die Outrider sind weg, es wird keinen Krieg mehr geben, verstehst du."

"Jesse, ich..." sie blickte mich mit ihren wasserblauen Augen an, und ich versank sofort in ihrem Blick, "ich stehe in deiner Schuld. Wenn du nicht gewesen wärest, hätten wir es nie geschafft."

Sie nur einen Augenblick in meinen Armen zu halten, es gab nichts, was ich mir sehnlicher wünschte. Aber wünschte sie es sich auch? Diese Ungewissheit zerrte an meinen Nerven, aber ich wusste, ich musste geduldig sein. Aber vielleicht würde ich sie auch nie für mich gewinnen.

Immer noch war sie über mich gebeugt und mir kam es so vor, als zögerte sie.

"Jesse" sagte sie wieder. Ich war wie hypnotisiert, hörte mein Blut in meinen Ohren rauschen und sah nur noch sie, ihre wundervollen Augen. Die Zeit schien sich zu verlangsamen.

"April, du stehst nicht in meiner Schuld..." begann ich, aber ich wußte nicht, wie ich den Satz fortsetzen sollte. Sie raubte mir den letzten Rest meines Verstandes. Ihre Hand fuhr erneut über meine Stirn, dann über meine Wange und blieb dort liegen. Ihr Blick hatte sich verändert, die Tränen liefen weiter über ihr Gesicht und tropften auf meines.

"Ich bin so froh, dass du lebst" flüsterte sie so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte. Tatsächlich dachte ich, meine Sinne hätten mir einen Streich gespielt. Langsam beugte sie sich tiefer zu mir herunter und küßte mich vorsichtig. Es war nur eine ganz sachte Berührung unserer Lippen, aber ich konnte sie so deutlich spüren und dachte doch gleichzeitig, dass es nur ein Traum war. Aber die Wärme, die sich in meinem Körper ausbreitete und das leichte Kribbeln, das auf meinen Lippen zurückgeblieben war und sich anfühlte, als ob dort eine einzelne kleine Schneeflocke geschmolzen wäre, belehrte mich eines besseren. Trotzdem, war das alles wirklich wahr? Ich starrte April ungläubig und erstaunt an, wußte nicht wie mir geschah. Ihre Hand lag immer noch auf meiner Wange, warm und real, ebenso wie ihre Tränen, die mein Gesicht nässten.

"Jesse, ich...liebe dich." Ich konnte keine Spur von Lüge oder Unwahrheit in ihren Augen erkennen und dennoch traute ich meinen Ohren nicht. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte und lag nur da und starrte sie an.

"Ich vermutete es schon länger" fuhr sie fort, "aber ich weiß es mit Sicherheit, seitdem wir dich schwer verletzt geborgen haben. Noch nie habe ich so eine Angst um jemanden gehabt."

"April..." brachte ich heraus, aber meine Stimme versagte. Sollte mein größter Traum doch endlich wahr geworden sein?

"Glaub es ruhig, Jesse. Ich gehöre jetzt zu dir...vorausgesetzt, du willst mich überhaupt noch."

"Und ob ich das will" flüsterte ich zurück. "Mehr als alles andere."

"Jesse" sagte sie wieder. Sie weinte jetzt noch mehr als vorher, aber diesmal vor Freude. Und auch ich musste gestehen, dass meine Augen feucht wurden, als sie in meine Arme fiel.
 

***
 

Die Zeit nach dem Krieg war hart für uns, wir hatten es nicht einfach. Leute, die einmal unsere Freunde waren, wurden erbittertste Feinde. Selbst ihre eigene Familie wandte sich von April ab. Aber diese Zeiten haben uns zusammengeschweißt.

Ich bin glücklich mit ihr, wenn ich jeden Morgen neben ihr in unserem Ehebett aufwache und ihre über ihre Wangen streichle. Sie sieht so friedlich aus wenn sie schläft.

Wir sind beide alt geworden, alt, aber wir gehören zusammen bis an unser Ende. Unsere Kinder sind erwachsen und in unsere Fußstapfen als Star Sheriffs getreten. Es gibt nichts, was wir uns jetzt noch wünschen könnten, außer, dass der Frieden für alle Bewohner des Neuen Grenzlandes auf ewig anhält.
 


 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bluey
2005-10-24T14:11:05+00:00 24.10.2005 16:11
Ich liebe diese FF!
Jesses Erinnerungen von ihm selbst wiedergegeben. Ich finde, du hast ihn prima getroffen und stellst seine Denkweise realistisch dar.


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