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Eternity III - Sklavenhändler und Drachentöter

Dieser Drache ist unverkäuflich!
von

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Hab ich dich verloren, Kariat?

Hallo! Diese Folge hatte ich noch vorrätig, aber das ist im moment die letzte. Es geht erst im November weiter, sorry. Aber ich hoffe, dass ich bis dann meine Zwischenprüfung bestanden habe.

Ich überlege, ein RPG zu Eternity anzulegen. Es könnte beispielsweise beim nächsten Drachentreffen spielen, so dass auch Shisei schon erwachsen ist (auch wenn sie tatsächlich erst 9 wäre). Dazu möchte ich erstmal gerne wissen, ob generell Interesse besteht. Bitte meldet euch per ENS.

Grüße

PM
 


 

Kapitel 5: Hab ich dich verloren, Kariat?
 

Tronet und Kendra nahmen sich den Arzt vor, als dieser am Nachmittag wieder erschien. Er leugnete, dass Schwarzes Schlangenkraut in der Salbe gewesen sei, aber die Sklaven der Familie konnten es auch riechen.

"Er ist so schuldig, wie man nur sein kann," murmelte Eikyuu, der an der Seite seines vermeintlichen Herrn der Auseinandersetzung beiwohnte. Ein kleines Aufflackern seiner Magie genügte, und die Tasche des Pfuschers gab an sämtlichen Nähten nach, wodurch sich neben medizinischen Substanzen allerhand Betäubungsmittel, die er sicher nicht oft brauchte, auf dem Boden verteilten. Während alle anderen Anwesenden darüber lachten und Tronet triumphierend das Schwarze Schlangenkraut aufhob, fühlte Eikyuu, wie sich Kendras Blick auf ihn richtete. Er sah über das Spektakel hinweg zu ihr auf und erkannte, dass sie ihn durchschaut hatte.

"Hey, was ist?" sprach Valerian ihn an.

Der Magier riss sich von den Augen der Frau los und nahm seinen Kariat beiseite. "Sie hat gemerkt, dass ich das gemacht habe. Jetzt wird sie sich fragen, warum ein Drache Magie einsetzt."

Er hatte Recht. Kendra ließ nichts anbrennen. Sie achtete nicht auf ihren Mann, der gerade den Arzt schimpfend davonjagte, sondern kam auf Valerian und Eikyuu zu, um sich mit in die Hüften gestemmten Armen vor ihnen aufzubauen. "Euer Sklave ist ein Magier, wusstet Ihr das?" fragte sie geradeheraus.

Valerian tat überrascht und runzelte die Stirn. "Ein Magier? Unsinn. Ich meine... er ist schon lange in Familienbesitz, und wir haben Magier in der Familie, vielleicht hat er sich im Laufe der Zeit was abgeguckt, aber das werden höchstens ein paar Tricks sein."

"Ist das so?" hakte die Frau nach. "Das mit der Tasche war ein sehr gezielter Trick, wenn auch nicht jeder das erkennen würde... Aber ein Laie der Magie hätte es nicht so sauber hingekriegt!"

//"Ups! Das hab ich nun von meiner perfekten Kunst!"//

//"Die Sache ist ernst, Kyuu. Lass dir schnell was einfallen!"//

Eikyuu fiel theatralisch auf die Knie. "Verzeiht, mein Gebieter! Eure Großmutter, Barina Z'Unluhrd, war eine ängstliche Frau. Sie hat darauf bestanden, dass ich etwas Magie lerne, damit ich sie besser verteidigen kann, obwohl ich ein schwacher Menschgeborener bin..."

Valerian nahm eine passende, strenge Pose ein. "Warum hast du mir das nie gesagt, Eien?"

"I-ich hatte Angst, dass Ihr..." Der Drache warf einen verängstigten Blick auf Kendra. "...dass Ihr mir meine Magie wieder wegnehmen würdet! Ich hab gehört, dass es... eine sehr schmerzhafte Prozedur ist! Bitte macht das nicht mit mir!" Er krallte sich sehr überzeugend panisch an Valerians Hosenbein und sah flehend zu ihm auf.

"Hör endlich auf damit, Eien!" zischte der Schwarzhaarige ihn an. "Was soll ich bloß mit dir machen? Dauernd bringst du mich in peinliche Situationen! Geh in mein Zimmer und bleib da, bis ich dich rufe!"

Der Drache sprang auf und rannte nach oben. //"Halt mir das Weib bloß vom Leib, Val! Sie muss auch eine Magierin sein, dass sie mich so leicht durchschaut! Und du hast ja gehört, dass sie auch jemanden in der Verwandtschaft haben, der Magie ausbrennen kann..."//

//"Höre ich da etwa echte Besorgnis in deiner Stimme, Kyuu? Keine Sorge, ich überzeuge sie schon."// Valerian musste erst einmal tief durchatmen. Es fiel ihm schwer, dieses Spielchen zu spielen, denn Eikyuu war viel zu überzeugend für seinen Geschmack. Den stolzen Allmagier als Sklaven am Boden zu sehen, gefiel ihm gar nicht.

Schließlich sprach er Kendra wieder an. "Ich muss mich für ihn entschuldigen, er benimmt sich unmöglich. Aber wenn meine Großmutter ihm etwas beigebracht hat, muss sie ihre Gründe gehabt haben, das wird mir sicher auch nützen können."

"Er hat gezaubert, ohne Euch zu fragen. Es erklärt auch, wie er aus seiner Zelle kam. Das sollte Euch zu denken geben. Wenn ihr ihm das durchgehen lasst, wird er Euch eines Tages in den Rücken fallen, egal wie lange er Euch schon treu gedient hat. Lasst ihn lieber ausbrennen," riet Kendra ihm. "Meine Schwiegermutter versteht sich bestens darauf. Sie kann schon morgen früh hier sein."

"Er ist sehr sensibel, ein Zweihorn eben. Ich glaube, die Angst davor wird ihn ausreichend gefügig machen," lehnte Valerian höflich ab. "Wenn ich ihm das wirklich antue, wird ihn das ruinieren, fürchte ich. Aber er wurde mir von meinem Vater vererbt, und ich will ihn noch heile an meinen Sohn weitergeben können."

"Drachen mit Magie sind gefährlich!" warnte Kendra ein letztes Mal und begab sich dann in die Küche, wo sie das Abendessen für ihre Familie und die Gäste zubereitete oder zumindest überwachte, wie ihre Sklaven es taten.
 

Oben in Valerians Zimmer ließ sich Eikyuu aufatmend auf das Bett sinken. Er hatte die Slarivester wohl doch unterschätzt. Vielleicht waren sie ein rassistisches Volk, aber sie lebten nicht hinterm Mond. Er musste sich unbedingt angewöhnen, die Gefahren etwas ernster zu nehmen. Am besten reisten sie noch heute ab, aber soweit er informiert war, wäre es unhöflich gewesen, sich gesund pflegen zu lassen und dann gleich zu verschwinden.

Maris, Noctivagus und Shisei waren unterwegs, um erst einmal herauszufinden, wo genau sie waren. Bisher hatten sie sich immer im Haus aufgehalten, um darauf zu achten, dass ihren verletzten Freunden nichts geschah. Wenn sie eine Taverne fanden, konnte der Barde bei der Gelegenheit vielleicht noch etwas Kleingeld verdienen, damit sie der Familie etwas geben konnten, selbst wenn diese es vielleicht nicht annehmen würden.

Die Tür öffnete sich lautlos, doch er spürte die Gegenwart des anderen und wandte sich um. Es war nicht Valerian, sondern der gebeugte, alte Mann. Er grinste zahnlos. Wer war das eigentlich, der Großvater von Kendra oder Tronet? Er hatte sich nicht einmal vorgestellt, jedenfalls ihm nicht.

"Kleiner Drache, bist du wieder gesund? Ha! Er denkt, er könnte mich täuschen, aber in Wahrheit täusche ich ihn!" murmelte der Typ vor sich hin, während er auf den Angesprochenen zukam.

Eikyuu runzelte die Stirn. "Seid Ihr auch ein Sklave?" wagte er zu fragen.

Der Greis lachte. "Nicht doch. Ich diene nur mir selbst. Du solltest besser nach Hause fliegen. Komm nie wieder zurück nach Slarivestos. Sonst wirst du nicht der Einzige sein, der leidet."

"Was soll das heißen?"

"Ha! Hüte deine Zunge, Sklave, oder ich schneide sie dir ab! Du wirst schon sehen, was ich meine! Ich bin in diesem Spiel nämlich besser als er!" Kichernd verließ ihn der seltsame Fremde wieder.

Eikyuu war reichlich verwirrt. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Er konnte den Mann auch kaum lesen, lediglich seine Anwesenheit wahrnehmen. Entweder spielten ihm seine Kräfte einen Streich oder... Ja, was eigentlich? Hatten sie einen unbekannten Feind? Und wen genau hatte der Alte mit *er* gemeint?

Er grübelte noch, als Valerian zu ihm stieß. "Stimmt etwas nicht?"

"Oh, Kariat... dieser alte Mann war hier und hat komische Sachen gesagt... das erzähle ich am besten, wenn die anderen wieder da sind..."

"Hm, ja. Wir sollten schnell abreisen, aber die Tradition verlangt, dass wir noch mindestens vier Tage bleiben - also so lange, wie wir krank waren. Wir müssen sozusagen unsere Schulden abarbeiten, indem wir Geschichten erzählen, Kenntnisse austauschen und bei Arbeiten helfen, die hier so anfallen," teilte Valerian ihm mit.

Eikyuu zögerte. "Ich... habe ein bisschen Angst hier, Val. Wenn Kendra nun doch jemanden kommen lässt?"

"Ich hoffe doch, dass ich ihr das ausreden konnte. Heute Abend werde ich dich gebührend bestrafen." Der Prinz grinste. "Sollen sie nur zusehen durch ihre Spionlöcher. Vielleicht sind sie ja dann zufrieden."

Eikyuu hob eine Augenbraue. "Magst du es mit Zuschauern? Na dann..."

"Das Essen wird bald fertig sein, also gedulde dich noch ein bisschen. Ich hoffe, Maris, Noctivagus und Shisei sind bald wieder zurück, es macht mich ganz nervös, mit all den Slarivestern allein zu sein... auch wenn ich selber manchmal wie einer denke..." Valerian erbebte bei der Erinnerung. "Wieso hatte ich ein Leben in diesem Land?"

"Auf jeden Fall scheint es doch seine Vorteile für uns zu haben, weil du jetzt über das Wissen verfügst, das du brauchst," meinte Eikyuu.

Das ließ sich nicht abstreiten. Aber der Prinz war trotzdem nicht glücklich damit. Er nutzte die verbleibende Zeit, um sich auf dem Grundstück umzusehen, während Eikyuu im Zimmer blieb und tat, als würde er sich vor dem Zorn seines Meisters fürchten. Das Haus war ziemlich einsam gelegen, das nächste Gebäude nicht in Sichtweite. Aus irgendeinem Grund wusste Valerian, dass es viele solche Familiensiedlungen in Slarivestos gab, denn die Leute konnten ja auf ihren Drachen bequem überall hinfliegen.

Kendra und Tronet hielten Schafe, die auf den umliegenden Wiesen weideten, wenn das Wetter es zuließ, im Winter kamen sie in einen Stall. Wenigstens nicht in denselben wie die Sklaven. Der große Hund lief tagsüber herum und wirkte ganz harmlos. Und es gab ein paar Pferde. Valerian beobachtete zwei der Sklaven - den Mann und eine Frau - bei der Arbeit. Sie machten den Viehstall sauber, striegelten die Pferde, kümmerten sich um das Sattelzeug und vieles mehr. Heute war auf einer Wiese Heu eingeholt worden, und sie luden es vom Wagen in die Scheune. Die beiden anderen Sklavinnen waren mit Kendra in der Küche. Valerian überlegte, dass zumindest diese beiden Draconer sein mussten, denn kein Slarivester würde einen Volldrachen mit seinem giftigen Blut das Essen kochen lassen.

"Geht es Euch besser, Valerian?" erkundigte sich Tronet, der nun neben ihn trat.

"Oh ja, die frische Luft tut mir gut," versicherte der Prinz schnell. "Offensichtlich machen Eure Sklaven gute Arbeit."

Der Mann lächelte berechnend. "Ja, sie wissen, was gut für sie ist. Den Mann hab ich von meinem Vater übernommen, ein vollblütiger Luftgleiter. Diese Art kann schnell fliegen, deshalb habe ich mich auf sie spezialisiert. Die Frau, die mit ihm arbeitet, habe ich selbst gefangen, vor etwa zwanzig Jahren. In verschiedenen Wäldern und Gebirgen gibt es noch wilde Drachen, wisst Ihr. Die beiden anderen sind Halbblüter, die eine ist ein Blitzer. Hab sie beim Kartenspiel gewonnen."

Valerian wurde schlecht, als er den Mann über Drachen reden hörte, als wären sie Pferde oder Kühe. Immerhin wusste er, dass sie so gut wie menschlich sein konnten. "Eien ist von meinem Vater an mich weitergegeben worden, das sagte ich ja schon," trug nun auch er seinen Teil zu der Unterhaltung bei. "Aber er handelt mit allen Arten, züchten tut er sie nicht. Dafür bringt er oft welche von seinen Reisen mit... Ihr versteht..."

Tronet grinste verschwörerisch. Und ob er verstand. Nicht alle Sklaven waren in Slarivestos gefangen worden... "Dieses kleine Kind, das eurem Freund gehört, würde mich interessieren," deutete er an.

"Oh, er verkauft sie nicht," wehrte Valerian sofort ab. "Er ist neugierig, welcher Art sie angehört, und außerdem meint er, dass sie besonders fügsam wird, wenn sie bei ihm aufwächst und von klein auf gedrillt wird."

"Ja, da ist was dran," bestätigte der Slarivester. "Kommt doch wieder mit rein, ich werde einen Wein für uns aufmachen. Ich war übrigens sehr beeindruckt davon, wie Ihr euren Sklaven gezüchtigt habt. Viele gehen zu lasch mit ihnen um."

"Oh, ich bin noch nicht fertig mit ihm. Heute Nacht kriegt er noch einmal sein Fett weg," entgegnete Valerian mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Er erwischte sich bei dem Gedanken, welches Vergnügen es sein würde, sich den Drachen zu unterwerfen und gefügig zu machen, ihn zu nehmen, bis er wusste, wo sein Platz war... Schnell verdrängte er diese Idee. Was war nur los mit ihm? Hatte er es nicht immer verabscheut, Eikyuu wehzutun, bis dieser ihm endlich beigebracht hatte, dass er das mochte? Wieso verspürte er auf einmal verstärkt das Bedürfnis, ihn zu beherrschen?

Eikyuu wartete die ganze Zeit in Valerians Zimmer auf die Rückkehr seines angeblichen Meisters. Die Sklaven des Hauses nahmen ihn zwischendurch in die Küche mit und gaben ihm zu essen, ihm versichernd, dass der Meister noch mit ihrem Herrn und der Herrin am Tisch saß. Sie gaben ihm wohlriechende Öle für die Nacht mit - und eine Salbe für danach. Eikyuu war es ein bisschen unangenehm, dass sie so genau wussten, was ihn erwartete. Aber die Regeln der Bestrafung waren vermutlich im ganzen Land bestens bekannt.

Valerian aß und trank mit dem Slarivesterpärchen. Eikyuu erwartete ihn mit nichts als einem dünnen Morgenmantel bekleidet. Er fragte sich, wie lange Maris wohl noch mit Noctivagus und Shisei wegbleiben würde. Nächte in Kneipen konnten für einen Barden sehr lang werden, vielleicht nahm er sich ja ein Zimmer. Shisei brauchte schließlich ihren Schlaf.

Als schließlich sein "Herr" die Treppe hinauf kam, erkannte Eikyuu ihn fast nicht wieder. Der Kerl, der da mit einem berechnenden Grinsen im Türrahmen lehnte, war ziemlich betrunken und blockte ab, als er versuchte, ihn telepatisch anzusprechen. Es war wie am Morgen, als Valerian ihn geschlagen hatte. Er war ein anderer, hatte die Identität eines Slarivesters angenommen. Aber im Gegensatz zum letzten Mal schien er nicht wieder zu sich zu kommen.

Eikyuu fühlte sich wie mit kaltem Wasser übergossen. Und er saß in der Falle. Er konnte nicht versuchen, den wahren Valerian, Shitais Wiedergeburt, zurückzuholen, ohne dass die Hausbesitzer Wind davon bekamen, dass sie ihnen etwas vorgespielt hatten. Er konnte erwartungsvolle Augenpaare spüren, die ihn aus dem Verborgenen beobachteten. Konnte er seine Magie benutzen? Aber seine drei Freunde waren nicht zu Hause. Wenn etwas passierte, während sie fort waren, er vielleicht sogar fliehen musste, brachte er sie womöglich auch in Gefahr. Also blieb ihm nur zu erdulden, was immer mit ihm geschehen sollte.

Valerian trat weiter in den Raum. "Ausziehen und hinlegen, Eien."

Eikyuu gehorchte stoisch. Er hatte sich ein hübsches Theater ausgemalt, hatte Gegenwehr vortäuschen wollen, wie er es schon oft spielerisch getan hatte. So etwas machte ihn an, aber nicht in diesem Fall. In dieser Situation war ihm klar, dass Valerian ihn tatsächlich vergewaltigen würde, wenn er sich sträubte. Das durfte nicht geschehen, oder es würde ewig zwischen ihnen stehen. Also legte er sich nackt aufs Bett, die Beine leicht gespreizt, und wartete auf das Unvermeidliche. Es war das erste Mal, dass er sich vor Valerian fürchtete. Wo war sein Kariat hinter dem Slarivester, zu dem der Prinz mutiert war?

Valerian trat neben das Bett und strich mit kalten Fingern über seinen Arm, dass sein Drache fröstelnd erbebte. "Na, du wehrst dich ja gar nicht," grinste er.

"Ich bin... bereit für meine Strafe, Meister," zwang Eikyuu sich zu sagen. "Bitte seid nicht zu grob..." Und lass es schnell vorbei sein, fügte er in Gedanken hinzu.

Valerian zog sich lässig und in aller Ruhe aus. Dabei beobachtete er den entblößten Körper, der wie eine Opfergabe auf ihn wartete. Eikyuu spürte, wie es den Schwarzhaarigen erregte, sich die Furcht des anderen auszumalen. Er versuchte noch einmal, telepatisch mit ihm zu sprechen, stieß jedoch auf taube Ohren, im übertragenden Sinne. Viele Slarivester beherrschten die Kunst nicht, so mit ihren Drachen zu sprechen, andere ignorierten die Möglichkeit oder die Drachen versuchten es gar nicht. Die meisten aber hielten es für eine Legende, dass so etwas überhaupt möglich war. Für einen Moment dachte er daran, es mit seiner Seelenlesergabe zu versuchen, entschied sich aber dagegen. Wenn Valerian im Moment nicht wusste, was er tat, wie würde er dann reagieren, wenn er etwas merkte? Und das würde er sicher. Es war besser, wenn niemand erfuhr, was ein *Zweihorn* tun konnte.

Leider konnte er zwar seine Kräfte vor anderen verbergen, aber nicht vor sich selbst. Er war liebevolle Behandlung und Respekt von Valerian gewohnt, und nun sah der Prinz ihn nur noch als einen Besitz. Wie konnte er sich nur in so kurzer Zeit so sehr verändert haben? Ihm stiegen die Tränen in die Augen. Er griff mit den Händen an die Stangen des Bettgestells, um sich davon abzuhalten, seinen eigenen Kariat von sich zu stoßen. Dieser weidete sich noch immer an seinem Anblick, berührte ihn, um sich in Stimmung zu bringen. Das dauerte nicht lange, sicher war er schon mit lüsternen Gedanken hier hinauf gekommen. Eikyuu dagegen konnte der Situation nichts abgewinnen. Er gab sich Mühe, sich nicht zu verkrampfen. Zu seiner Überraschung bemerkte Valerian das Öl und benutzte es, aber vermutlich nicht zum Wohl seines *Sklaven*.

Valerian beugte sich über ihn, bereit, in ihn einzudringen. Auf einmal konnte Eikyuu den bloßen Gedanken nicht mehr ertragen, und seine Seelenlesergabe machte sich selbstständig. Sie schoss in Valerians Gehirn und direkt zu dem Teil, der die Libido kontrollierte. Doch selbst in seinem jetzigen Zustand erkannte sein Geliebter den Vorgang.

"Lass das!" zischte Valerian und schlug den Drachen brutal ins Gesicht.

Eikyuus Kopf wurde dadurch zur Seite gestoßen. Fassungslos starrte er an die Wand, wo der Schrank stand. Wie durch einen dichten Nebel registrierte er, dass die Ornamente an den Holztüren Drachen mit Reitern zeigten. Aufwändiges Zaumzeug machte deutlich, dass die Drachen etwa den gleichen Stellenwert hatten wie Pferde. Doch sein Blick verschwamm, als sein Herz endlich den Verlust bemerkte. Würde Valerian nun für immer so bleiben oder irgendwann wieder zu sich kommen?

Eikyuu schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Sein Körper erschlaffte, als wäre er bewusstlos geworden, nur seine Hände umklammerten noch das Bettgestell. Er hätte sich wehren können, aber es gab so viel zu bedenken in seiner momentanen Lage... das Risiko war zu groß. Er vergewaltigt mich nicht. Ich lasse es zu, also vergewaltigt er mich nicht, sagte Eikyuu sich selbst.

Valerian trieb sich in ihn, ohne in irgendeiner Form Rücksicht zu nehmen. Ganz im Gegenteil, er wusste, dass er Zuschauer hatte, und hätte ihnen gerne eine nette Vorstellung geliefert. Aber sein Drache schwieg, so fest er auch zustieß. Es war, als würde er es mit einem Toten treiben.

Ein Teil von Eikyuu war tatsächlich gestorben. Die körperlichen Schmerzen waren nebensächlich. Sein Herz hoffte noch immer, dass Valerian noch irgendwo hinter dieser anderen Persönlichkeit existierte, aber es blutete unter Qualen.

Er vergewaltigt mich nicht. Er vergewaltigt mich nicht...
 

***
 

Eikyuu konnte nur hoffen, dass Valerian wieder er selbst war, wenn er ausgeschlafen hatte. Nach dem Akt hatte sein "Meister" ihn aus dem Bett gescheucht und war eingeschlafen. Der Drache ging auf den Hof, um sich am Brunnen zu waschen. Er tat es, als wäre er in eine Jauchegrube gefallen. Danach brach er zusammen und schluchzte lange leise vor sich hin.

Später schlief er in dem Gewand, das er auch am Tage trug, auf dem Teppich neben Valerians Bett. Aber lange dauerte dieser Zustand nicht an, denn das nächste Unheil war über die Gruppe aus Athrya hereingebrochen.

Valerian und Eikyuu wurden von Kendra geweckt. "Kommt schnell, Euer Freund ist schwer verletzt!"

Der Prinz sprang aus dem Bett, zog sich eilig eine Robe über. Der vermeintliche Sklave folgte ihm in gebührendem Abstand zu Maris' Zimmer. Beide sahen schockiert, was geschehen war: Der Barde lag wimmernd auf seinem Bett, denn sein ganzer Körper war voller großflächiger Brandwunden. Eine Menge fremder Leute standen um ihn herum, anscheinend Helfer, die ihn hergebracht hatten. Aus den Gesprächen wurde deutlich, dass in der Kneipe, in der Maris gesungen hatte, der Flammentänzer eines Schmieds durchgedreht hatte. Noctivagus hatte ihn besiegen können, aber zu diesem Zeitpunkt hatte schon das Gebäude in Flammen gestanden. Der Draconer konnte sich nicht erklären, wieso Maris so schwer verletzt worden war, es hätte ein leichtes für ihn sein müssen zu entkommen.

Kendra war mit dem seltsamen kleinen Mann in ihrem Labor verschwunden, wo sie sich sogleich an die Herstellung von geeigneter Medizin machte. Eikyuu indessen hielt Noctivagus zurück, als dieser sich an Valerian wenden wollte. In gedanklichen Bildern schilderte er ihm kurz, was sich zwischen ihnen zugetragen hatte, denn die passenden Worte konnte er im Moment nicht finden. Sein Freund starrte ihn ungläubig an, doch Eikyuu hielt den Blick auf den Boden gesenkt.

Auf einmal zupfte Shisei an Eikyuus Kleidung. "Muss Maris jetzt sterben?"

Den Gedanken hatten sie alle verdrängt. "Ich hoffe, dass Kendra ihm helfen kann. Aber sie ist eine Drachenheilerin, wahrscheinlich muss erst ein Arzt kommen. Und das könnte zu lange dauern..."

Shisei fing an zu weinen. Eikyuu nahm sie auf den Arm und wiegte sie hin und her, damit sie nicht zu laut wurde. Tatsache war, dass bestimmt die Hälfte von Maris' Haut verbrannt war, vor allem seine Arme , Teile des Gesichts und der Oberkörper, als hätte ihn dort ein Angriff getroffen. Auch sein Rücken war betroffen, und dass er auf den Wunden liegen musste, war nicht gerade ideal. Der Seelenleser konnte seine Schmerzen teilweise spüren, und selbst er hätte Schwierigkeiten gehabt, sie zu ertragen. Tronet gab Maris einen lindernden Trank, den er immer vorrätig hatte, doch viel brachte das nicht. Eikyuu versuchte es mit seiner Gabe, doch der Mann ließ ihn nicht in seine Gedanken, obwohl diese von Schmerzen beherrscht wurden.

Bald kehrte Kendra zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren alle nicht zum Haushalt gehörenden Personen wieder gegangen. Sie stellte einen dampfenden Kessel ab, in dem sie rührte, damit der Inhalt schneller abkühlte.

Noctivagus erkannte den Geruch, doch er war zum Schweigen verdammt. Dafür sprach Valerian, der ebenfalls wusste, um was es sich handelte: "Ist das nicht ein Mittel für schwere Brandwunden, das nur bei Drachen hilft?"

Ehe die Frau antworten konnte, ergriff der noch immer namenlose, gebeugte Mann das Wort, der mal wieder auf mysteriöse Weise erschienen war, ohne dass man ihn bewusst bemerkt hatte. "Es wird schon wirken, keine Sorge, verlasst euch auf mich!" Und er kicherte schadenfroh.

Eikyuu und Noctivagus tauschten besorgte Blicke aus. //"Was soll das bringen, außer dass es ihn quält?"// fragte der Seelenleser telepatisch.

//"Wissen wir denn mit Sicherheit, dass er ein Mensch ist?"// hakte der Flammentänzer nach. //"Wenn nicht, sollten wir uns schon mal eine gute Ausrede einfallen lassen. Und am besten gleich einen Fluchtplan."//

//"Val wird uns nicht helfen, solange er diese andere Persönlichkeit hat!"// befürchtete Eikyuu. //"Aber ich kann ihn nicht zurücklassen."//

//"Ich fürchte... es wird wirken,"// vernahmen beide die schwache Stimme des Barden in ihren Gedanken. //"Und... ich fürchte... ich bin recht wehleidig..."// Aber zu weiteren Erklärungen fehlte ihm die Kraft, und er kam auch nicht mehr dazu, denn Kendra befand, dass ihr Gebräu genug abgekühlt war.

"Ihr müsst ihn festhalten," ordnete sie an. "Das Mittel ist stark desinfizierend und brennt zusätzlich zu den vorhandenen Schmerzen in den Wunden."

Valerian und Tronet packten je ein Bein von Maris und drückten es nach unten. Eikyuu setzte Shisei ab und nahm einen Arm, Noctivagus den anderen. Sie mussten darauf achten, nicht die verbrannten Stellen zu berühren. Der männliche Sklave wurde gerufen, damit er den Kopf festhielt. Kendra gab dem Barden ein Stück Stoff, auf das er beißen sollte. Maris wehrte sich nicht, aber er hatte panische Angst, wie Eikyuu nicht entging. Schmerzen schien er nicht gerade gewohnt zu sein.

Kendra vergewisserte sich, dass die Brandwunden inzwischen gut gereinigt worden waren, dann nahm sie eine Portion ihres zähen Mittels auf die Fingerspitzen und trug es großzügig auf den verbrannten Flächen auf. Maris biss fest auf den Stoff, doch aus seiner Kehle kam immer noch ein unterdrückter Schrei. Er bäumte sich unbewusst auf, und es war gut, dass sie ihn festhielten. Die Heilerin tat unbeirrt ihr Werk, bis sie auch die Wunden im Gesicht behandelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie Maris auf ein jammerndes Häufchen Elend reduziert. Und den Rücken musste sie sich noch für später aufheben...

Der kleine Mann lachte leise vor sich hin. Eikyuu fand ihn unsympathisch.
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  jyorie
2013-11-28T23:42:08+00:00 29.11.2013 00:42
Hallo 。◕‿◕。

Es ist schwer zu verstehen, wieso Val immer diese anderen Identitäten annehmen kann. Ob das daher kommt, das er mit einem Seelenleser zusammen ist und zwar nicht so spürt was um ihn herum ist, aber es dann irgendwie stärker Einfluss auf ihn nimmt? Ich fand es schlimm, das er sich so verändert hat, das selbst sein Drache nicht mehr zu ihm durch kommt. Und das sich Eikyuu so schmutzig fühlt, das er sich waschen muss, hoffentlich bleibt das nicht.

Sonst kann man um Eikyuu noch mehr angst haben, so sehr wie Kendra darauf besteht, das sie Kyuu die Magie ausbrennen will.

Aber dass die Gruppe so bald wieder weg kommt ist ja jetzt auch erst mal auf Eis gelegt. Dieser Alte mann, der da überall auftaucht ist seltsam – ob er mehr über den Barden weiß – wenn er sagt, das das Drachenmittel bei ihm anschlägt – ist er vielleicht auch ein Drache oder Drakoner, wenn er die alten Seelen so stark spüren kann.

Bin neugierig auf das nächste Kapitel. Und ob man noch mehr über den Flammentänzer-Unfall in dem Wirtshaus erfährt.

Liebe Grüße, Jyorie

Von: abgemeldet
2007-01-15T18:14:20+00:00 15.01.2007 19:14
*schnief*
*schluchz*........wann gehts denn endlich weidaaa????
ich bin doch schon soooo gespannt *hibbel*......also büdde büdde quäl uns nic mehr sooo lange *fiebs*

ich find deinen schreibstil echt geill...so vielseitig und überhaupt nich langweilig *strahl* hab einma angefangen und konnt gar nich mehr aufhörn *drop*
obwohl ich eigentlich für ne prüfung lernen müsst *seufz*

*knuff*
allsoo ich hofe bis ganz bal *hops* und sagst du mir büddeeeeeeee *fleh* bescheid wenns weida geht??
*lieb schau*
*große kulleraugen macht*

*weg-taps*
tora-chan
Von:  Netari
2007-01-10T19:44:43+00:00 10.01.2007 20:44
ich bin grad erst bei teil 2, aber schau grad hier mal rein. bitte schnell weiterschreiben!! *den 3. teil nämlich leider erst lesen werd wenn er fertig ist, weil ichs sonst immer nicht mehr erwarten kann, dass es weitergeht und ganz verzweifelt bin, wenn das kapitel nicht soo gut ausgeht*

wie du vielleicht schon rausliest, gefällts mir sehr gut :)
gibts von dir außerhalb von animexx noch mehr? *bettel-blick*

und... *zu den anderen kommis hier schiel* ...sei nett zu ihnen, ja? oder bring sie zumindest (am ende des teils) nicht auseinander ;.; *die beiden ins herz geschlossen hab (und alle anderen auch, die ich bisher (siehe oben, erst teil 2) schon kenne)*

also, schnell weiterschreiben, ne? (wenn du zeit hast; ich les oben was von zwischenprüfung, die is natürlich wichtiger *keinesfalls böse gemeint is, es ja bloß kaum erwarten kann*)
Von: abgemeldet
2007-01-03T17:37:58+00:00 03.01.2007 18:37
Ich würde mich riesig freuen, wenn du die Fanfic fortführen würdest.
Ich liebe sie! >///<
*in Favoliste setzt*
Von:  windhauch
2006-03-09T20:01:43+00:00 09.03.2006 21:01
arg...ich liebe dise story !!!
schreib blos schnel weiter !!!
UND BITTE BENARICHTIGE MICH WENN ES WEITER GEHT !!!!!!!!
>.<

Gruß
~hauch~
Von:  Lampow
2005-12-02T17:49:57+00:00 02.12.2005 18:49
Diese Persönlichkeit von Val ist nicht gut für Eikyuu. Ich hoffe, er wird wieder normal und er bereut auch hoffentlich alles, was er macht. Aber trotzdem würde ich mich über ein weiteres kapi freuen. Cu, Saturn - chan
Von:  Nurija
2005-10-25T14:33:14+00:00 25.10.2005 16:33
Moa, kann mich nur ramirez666 anschließen. *schnief* Armer Eikyuu *heul*...Wie konnte Val nur?? V___V Und vor allem, wie kann er sich von einer seiner vergangenen Existenz6en beeiflussen lassen, wenn er doch auch Seelenleser abwehren kann? oO
Und dann Maris *tztz*...Kaum sind die Anderen halbwegs auf den Beinen, muss sich der nächste was tun >__>" Hoffe, dass er wieder gesund wird...
Nja, ich freue mich natürlich ach auf das nächste Kapitel (und hoffe, dass Val wieder so wird wir früher *seufz*)... Dann wünsch ich dir auch noch viel Erfolg bei deiner Prüfung *ganz fest daumen drück*...

ba ba
nurija
Von:  ramirez666
2005-10-16T08:51:21+00:00 16.10.2005 10:51
der arme arme kyuu!!! er hat mir so leid getan. ich hoffe das val bald wieder normal wird, das is ja schlimm was er mit kyuu macht. er hat mir so leid getan.da muss sich val ganz schön anstrengen um das wieder gut zu machen
hoffentlich geht es maris bald wieder besser.
weiß gar nicht was ich noch sagen soll. ich hoffe im rpg ist val dann wieder er selbst^^ so gemein könnte ich nämlich nicht sein
freu mich wie immer schon aufs nächste kapi, aber erst mal viel glück bei deiner zwischenprüfung^^
Von:  Northwind
2005-10-14T15:58:55+00:00 14.10.2005 17:58
ähhmm bitte bitte net so grausam schreiben oder willst du das mein pc schwimmt *val is ja gemein *heul**


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