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Feuermond

Adieneira-Saga I
von

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Auf der Jagd

Titel: Feuermond

Teil: 17/ ~ 45

Autor: Lady Silverwolf

Anime: Beyblade

Warning: OOC

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

„…“ reden

//…// denken
 

~~~~~~~
 

Nach fast einem Monat ein neues Kapitel. TT Dabei wollte ich doch zwei pro Monat hochladen, sonst dauert die ganze Chose so lang. Ach je...

Naja, dafür ist das Kapitel länger als das letzte geworden. ^^

Ich hab jetzt Ferien, deswegen hab ich ein bisschen mehr Zeit zum Schreiben. Ich hoffe, ich bring's auch fertig, das nächste Chap von TTATW endlich fertigzustellen.

Schätze mal, ich werd auch Zeit finden, die Charabeschreibungen zu aktualisieren. Die sind irgendwie schon lange überholt. ^^'''
 

**
 

@ lavanja: He, danke für die Kommis. Naja, die beiden FFs sind sich vom Setting her schon ähnlich. Aber nur, wenn man sich nicht so reinlegt, wie ich. Ich hab ehrlich gesagt keine Probleme damit, beide auseinander zu halten. *schulterzuck* Naja.

Ich hab mir schon überlegt, in welchen Gärten man die eher auffinden kann. Toll, dass dir das aufgefallen ist. Bist die einzige. ^^

Du kannst mir glauben, es ist schwer, die Leute in Schlachten rennen zu lassen! Da passiert so viel auf einmal und du weißt nicht, was reinkann und was nicht. Und du hast noch nicht mal die Möglichkeit, zu sehen wie es in echt ist, weil Schlachen finden doch nicht mehr besonders oft statt.

Ja, Feuerwolf ist ein Suatha. *drop* Ich weiß gar nicht, warum das so schwer ist... *pfeif*

Klar ist Baltheir vernünftig. Ist doch Bryans Vater. XD

Fehler schon verbessert ^^
 

@ Sonnenblume18: Also, um das mal vorneweg zu nehmen, es wird noch mehr kämpfe geben. v.v Ich hoffe mal, ich krieg die besser hin als dieses letzte Chap, das fand ich persönlich doch irgendwie sehr schwach.

Ja, Kai ist nicht dumm, aber vielleicht hat er doch eine eingeschränkte Sichtweise, weil er diverse Deutungen nicht haben will. Aber ich werde demnächst noch mehr lösen.

Tja, Kais Gedanken haben sich im letzten Kapitel verselbstständigt. War eigentlich nicht so gedacht. Sie rennen mir alle davon, erst Ivan, jetzt Kai. Arrrgh!

Ja, Kai wird es bemerken, aber dazu braucht er seine Zeit.

Vielleicht ist es Yuriy. Weiß noch nicht.

Ja, die YuriyKai-Sache kommt demnächst. Das Kapitel hier ist sozusagen die Einleitung. ^^ *sich schon wie wahnsinnig freu* Endlich!
 

@ tsuki-neco: Hehe *verlegen Hinterkopf reib* Schön, dass es dir auch gefallen hat. Du kannst mir glauben, in erster Linie ist es für jemand anderen als für dich verwirrend. Ich bin auch gespannt, was daraus noch wird.

Hast du Feuerwolf gefunden? Ich hab mich gefragt so schwer für alle ist, dabei hab ich's hingeschrieben. -.-

Yuriy war zu der Zeit, in der die ihre Schlacht geschlagen haben, auf der Jagd. Ich verspreche dir, demnächst werden die sich treffen. ^^
 

@ eisokami: Thx ^///^ Tja, 'bald' ist so relativ.
 

@ Diabolo_17: *g* Wenn dir Schlachten gefallen, kommst du auf deine Kosten, denke ich. Nicht nur hier.

Oh man, warum macht euch der Feuerwolf alle so Probleme?

Die treffen sich bald. v.v
 

@ Sesshi-Chan: ^^ Schön, dass du wieder dabei bist.

Ich gebe mein Bestes, aber Schlachten und Kämpfe sind schwer zu beschreiben.

Kais Gedanken haben sich verselbstständigt. *drop* War ehrlich gesagt gar nicht beabsichtigt. Aber ich glaube, das hat ein bisschen das Gleichgewicht wegen der Schlacht.

Am Ende hatten sie noch einen Adrenalin-Überschuss. XDD

Boah, endlich mal jemand, der das weiß! TT
 

@ Mathilda: *nachdenklich Stein in Hand halt* Hm, ach ne, das lassen wir bleiben. Ich les auch oft Geschichten schwarz, also darf ich mich nicht beschweren. ^^

Erst mal danke für den Kommi! ^------^ Freu mich immer, wenn noch jemand dazukommt.

Nyo, bei Kulturen und ihrer Art zu leben geb ich mir immer besonders Mühe, weil das einen Großteil der Story ausmacht. Und was Rhiawen angeht, ich hab echt ein Faible für Beschreibungen.

Für solche Probleme war eigentlich die Charabeschreibung gedacht, weil ich mir schon gedacht hatte, dass es nicht so leicht ist, die Völker auseinander zu halten. Ich gebe mein bestes!

Die Königsschwerter sollten eigentlich nicht so eine große Rolle spielen, aber wenn man bedenkt, was dieses Kapitel da unten für Folgen haben wird - ja, da kommen noch einige Probleme auf Sergej und Co. zu.

Kai kann ja nicht ewig in Rhiawen bleiben, oder? Aber wer sagt, dass Yuriy bleibt? Die treffen sich schon wieder. Demnächst. *freu*

Kai ist schon Raphaels Sohn, ja, aber bevor ich auf die Hiwataris zu sprechen komme, vergeht noch einige Zeit.
 

@ _husky_: Hi! ^^ Noch jemand neues. *rumhüpf* Danke für den Kommi! ^--------^

Was von 'Herr der Ringe'? Hm, ist das gleiche Genre und da Tolkien der Großmeister der Fantasy ist, nehm ich das jetzt mal als Kompliment. =^.^=

Öh, nein, eher nicht. Ich versuche zweimal pro Monat hochzuladen, aber das ist zur Zeit unmöglich. Und einen bestimmten Rhythmus habe ich auch nicht, weil ich einfach nicht weißt, wie und wann ich schreiben kann und mich auch noch um vier andere FFs zu kümmern habe. *schulterzuck* Sorry.
 

**
 

~~~~~~~
 

Auf der Jagd
 

Der sanfte Wind fuhr Yuriy durch das offene Haar wie eine Hand und streifte sein Gesicht. Eine zarte Berührung, fast wie ein Kuss. Er schloss die Augen und sog tief die reine, klare Luft ein. Es war kühl, beinahe klirrend kalt, aber das störte ihn nicht, denn damit konnte er umgehen.

Unter sich fühlte er das harte Sattelleder und die Bewegungen seiner Stute, wann immer sie den Kopf warf oder unruhig auf der Stelle trat. Seine Finger waren um den glatten, mit Leder umwickelten Griff des Bogens geschlossen, den er zur Jagd bei sich trug. Es war ein Kurzbogen, aus hellem, beinahe rotem Holz, dessen Reichweite zwar nicht so groß war, wie die eines Langbogens, der aber ohne Probleme vom Rücken eines Pferdes aus benutzt werden konnte.

Immerhin befanden sie sich hier auf einer Jagd. Was nutzte ein Bogen, der dreihundert Schritt weit schießen konnte, wenn man nicht in der Lage war, ihn zu nutzen?
 

Außerdem sah man hier sowieso nicht so weit, sie befanden sich immerhin in den berühmt-berüchtigten Bergwäldern des Nachtgesangs. Bäume und Felsen versperrten die Sicht, nur selten konnte man weit sehen, wenn man sich mittendrin befand.

Wenn man aber Stellen fand, die sich darüber befanden, so hatte man eine bessere Sicht als irgendwo anders in Thissalia. Dann konnte man hinabsehen, über die Wipfel der Bäume hinweg, über Felsen und Steine, Steilkanten und Anhänge, Lichtungen, Klüfte, Grate. Man sah Tiere, Adler, die dicht unter dem Himmel schwebten, Gemsen und Steinböcke, die über mörderische Pfade sprangen, Ponys und Rehe, die in Herden friedlich auf Lichtungen grasten, Raubkatzen, die durch das Unterholz schlichen, Wolfsrudel, die faul unter Bäumen lagen.

Oft strich der Wind durch die Berge, zeitweise scharf, zeitweise sanft, kalt oder warm. Er trug Laub und den Geruch von Wald mit sich, von Tieren und Wasser, von Natur und Wildnis, von Freiheit und Leben.

Vom Himmel strahlte die Sonne, ein gelber Fleck in weitem Blau, durchsetzt von weißen Punkten, Tupfern oder Flächen. Manchmal war der Himmel gänzlich bedeckt von Wolken, oft waren sie dann grau, grau oder gar schwarz, schwer vom Regen, der darin hing und oft hier hinunterfiel.
 

All das, wusste Yuriy, all das sprach mehr von Lebendigkeit und Leben als alles, was er in Rhiawen oder einer der anderen thissalischen Städte finden konnte. Überall, wo man hinsah, konnte man sehen, dass etwas wuchs, etwas gedieh, etwas lebte und etwas starb. Aber nirgends, nirgends fehlte das Leben. Selbst im Tod waren die Überreste miteinbegriffen vom Leben, vom ewigen Rad zwischen Geburt und Tod.

Yuriy konnte verstehen, dass die Suatha von einem solchen Rad sprachen, an die Wiedergeburt glaubten und an die Unsterblichkeit der Seele und des Lebens. Er konnte es verstehen und wann immer er sich im Nachtgesang befand, glaubte er ebenfalls daran, glaubte daran mit einer solchen Inbrunst, dass es ihn erschreckte.

Er war niemand, den man als religiösen Fanatiker ansehen konnte, eher im Gegenteil, er besuchte eher selten einen Tempel oder gar einen Gottesdienst. Die Götter seines Volkes hatten nicht besonders viel für ihn getan. Warum sollte er etwas für sie tun?

Seine Mutter sah es zwar nicht gern und nicht nur die Dienerschaft im Schloss redete abschätzig davon, aber das störte ihn nicht. Glauben und Beten, das waren Dinge, die niemand erzwingen konnte, nicht einmal sein Vater. Natürlich glaubte er an die Götter – wer tat das nicht? – aber er betete nicht zu ihnen. Glauben und beten, das waren zwei Paar Stiefel.
 

Yuriy fühlte sich sehr frei, wann immer er daran dachte, dass er etwas tat, was seinem Vater nicht gefiel und wofür Eskander ihn nicht bestrafen konnte. Vor allem, wenn er sich hier im Nachtgesang befand, wo die Wildheit und Freiheit aus allen Ecken sprang, denn er wusste, er fühlte, dass sie von den Göttern dieses Landes stammten, die überall wohnten. Und er wusste, dass er, wenn er sich hier befand, an sie glaubte und zu ihnen betete.

Er, ein Thissalier, der nichts über suathische Bräuche und Gebete wusste, betete zu ihren Göttern, zu Màn, der gütigen Mutter, zu Morrigàn, der rabenschwarzen Kriegsgöttin, zu Filidh, dem Gott der Musik, zu Morgaine der Seherin, zu Gwallcaru, dem zornigen Meeresgott, der Rotgeflügelten und Cuallaidh, dem Jäger, dessen Attribut der Wolf war. Er wusste, es gab noch mehr, viel mehr, denn alles hatte einen Gott, aber er kannte nur die Bekanntesten, die, die am meisten angerufen wurden. Er hätte gern mehr darüber gewusst.

„Yuriy?“ Bryans Stimme riss ihn aus den Gedanken.

„Hm?”

„Kommst du oder willst du noch lange da runter starren? Ich gebe ja zu, von hier hat man eine wunderbare Aussicht, aber viel kannst du hier nicht jagen, oder? Und dazu sind wird doch da.“
 

Yuriy wandte seinen Blick von der atemberaubenden Landschaft ab, die sich unter ihm erstreckte, und sah zu seinem Freund. Der hockte lässig auf seinem grauen Wallach und blinzelte gemütlich in die schwache Sonne, die vom Himmel herabschien. Quer über den Sattel hatte er seinen Bogen gelegt und rechts war, wie bei Yuriy, ein Köcher befestigt, aus dem die gefiederten Enden von gut zwei Dutzend Pfeilen ragten.

Einige Meter entfernt saßen Sergej auf einem riesigen, scheckigen Pferd und Ivan, das kleine Königsschwert, auf einem langbeinigen Fuchs und blickten sich wachsam um. Ivan war von den Königsschwertern, die er sich ausgesucht hatte, der, dem Yuriy am meisten vertraute. Er wusste nicht warum, aber der kleine Mann hatte eine Art an sich, die dem Prinzen gefiel. Er hoffte nur, dass Ivan dieses Vertrauen auch verdiente. Aber unter den Königsschwertern gab es sicher keine Verräter.

Der Rothaarige schwieg einen Moment, dann drehte er sich wieder um und fragte er: „Bryan, wann warst du das letzte Mal in einem Tempel?“
 

Unter sich konnte er ein grünes, unregelmäßiges Meer von Bäumen sehen. Es wurde durchbrochen von mehren grauen und braunen Kanten von Felsen und dem blauen Band eines breiten Flusses. Wenn er ihn mit den Augen zurückverfolgte, konnte er sehen, wie sich das Wasser hoch von einem Felsen warf und sehr, sehr tief unten weiterfloss. Der Wasserfall war weiß wie Schnee und er konnte das donnernde Geräusch der herabstürzenden Fluten beinahe hören.

Es war ein Tal, eingerahmt von majestätischen Bergen, die sich hoch zum Himmel reckten, gekrönt von Schnee und einigen wenigen Wolken, die sich an den Gipfeln verfangen hatten. Die Felswände der Berge, die nach oben hin immer kahler und grauer wurden und nichts mehr von dem smaragdenen Grün der Täler hatten, erstreckten sich links und rechts des Tales und gaben ihm das Aussehen eines Kessels.

Nur weit unten, dort wo Yuriy jetzt hinblickte, war es offen und gab den Blick frei nach Süden, wo die Berge irgendwann endeten und sanft in die Nachtgesangwälder übergingen. Danach folgte die Ebene von Llathwen und schließlich der Golf von Venera.
 

Die Jagdgesellschaft aus dem Blauen Palast befand sich weit im Norden, sehr weit. Sie musste nur noch wenige Tage nach Norden ziehen, dann würde sie das nördliche Ende des Gebirges erreichen und die Karglande betreten, das Reich der Norag.

Soviel der Prinz wusste, befanden sie sich hier in der Nähe des Sanhati, eines Flusses, der im Gebiet des Nachtsturmklans entsprang und dann in die Silbereissee mündete. Hier an dieser Stelle musste er schon sehr mächtig sein. Vielleicht war es sogar der Fluss, der sich dort unten befand, wer wusste das schon?

Über dem Tal kreiste ein Adler, die mächtigen Schwingen weit ausgestreckt und von einem warmen Aufwind getragen. Was würde Yuriy geben, an seiner Stelle zu sein? So frei, so ungebunden…

Bryan starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden, er konnte den bohrenden Blick im Nacken fühlen. Der Falke verstand die Frage nicht und für ihn mochte es auch so sein, als hätte Yuriy sie aus heiterem Himmel gestellt. Er konnte ja nicht ahnen, worüber der Prinz nachgedacht hatte, bevor er ihn unterbrochen hatte.
 

Yuriy wandte sich wieder ihm zu und lenkte vorsichtig seine Stute herum, so dass sie sich einige Schritt von der gefährlichen Steilkante entfernte, an der sie gestanden hatten. Bryan zuckte die Schultern. Ihm war dieses Thema unangenehm, denn er wusste genau, wie Yuriy es handelte. Außerdem wusste er, dass Yuriy die Antwort kannte.

„Bevor wir zur Jagd aufgebrochen sind.“, sagte er schließlich. „Weißt du doch. Ich…muss doch für meinen Vater…“ Er verstummte und zuckte die Schultern. „Das weißt du doch, oder?“ Sein Ton war kühl. „Ich bin davor jeden Tag gegangen. Die Nachtgesangebene ist kein Park in Rhiawen. Es ist kein Spaziergang, ein Trupp Soldaten dorthin zu führen, insbesondere wenn die Norag ein Heer nach Süden bringen.“ Bryan zuckte die Schultern. „Ich bete darum, dass er heil zurückkehrt.“

„Glaubst du, es hilft?“

„Schaden tut es auf jeden Fall nicht.“

„Glaubst du, sie erhören dich?“

„Woher soll ich das wissen, bei allen Göttern? Bin ich Priester oder was?“

„Nein, natürlich nicht. Und, glaubst du?“
 

Bryan knurrte etwas und spuckte aus, zuckte dann die Schultern. „Keine Ahnung. Aber wie gesagt… es schadet nicht, wenn ich es tue, oder?“

Yuriy antwortete nicht und schwieg einen Moment. Dann blickte er in das Gesicht seines Freundes und fragte: „Glaubst du,…wenn sie sich denn erhören,…glaubst du, sie könnten etwas tun?“

Der Angesprochene blinzelte. „Wie meinst du das?“

„So, wie ich es gesagt habe. Glaubst du, ihre Macht ist groß genug, dort etwas zu erreichen? Dort oben, in der Ebene des Nachtgesangs, südlich des Karglandes, wo die grausamen Eisgötter der Norag wohnen?“

Bryan schwieg, auf dem Gesicht ein unglaublich unsicherer Ausdruck. Dann zuckte er die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Priester, verdammt noch mal, ich habe nie mit irgendwelchen Göttern gesprochen, weder mit denen zu denen wir Thissalier beten noch mit irgendwelchen nordischen Eisgöttern oder den suathischen, von denen ich kaum die Namen weiß.
 

Ist es das, was du hören willst? Ich habe keine Ahnung davon, in Ordnung? Ich kann nur tun, was die Priester mir sagen, denn es heißt, sie würden sich mit solchen Sachen auskennen, im Gegensatz zu normalen Menschen wie mir. Ich kann nur hoffen, dass es stimmt, was man sich über die Götter sagt, und dass die Anweisungen der Priester die richtigen sind.“

Yuriy sah weg. Plötzlich tat es ihm Leid, dass er Bryan so ausgefragt hatte, obwohl er wusste, dass sein Freund nicht gerne mit ihm über dieses Thema sprach. Aber er hatte nun mal niemand anderen, den er fragen konnte. Salima war nicht da und er bezweifelte sowieso, dass sie nicht einfach abblocken würde. Sergej war zwar nicht weit, aber er als Königsschwert würde nicht viel darüber sagen. Und wen hatte er sonst noch? Aber er hatte noch einige Fragen…

Er musste sie Bryan stellen. „Wenn dir jemand sagen würde, die Götter – unsere Götter – könnten nichts tun, weil sie dieses Land nicht erreichen… würdest du zu anderen Göttern beten?“

Er sah auf, sah einen seltsamen Gesichtsausdruck zwischen Ärger und Angst über Bryans Gesicht huschen. „Zu welchen denn?“, wollte der Falke wissen. „Zu den, wie du sagtest, ‚grausamen Eisgöttern der Norag’? Oder den suathischen, von denen ich nicht weiß, welcher über die Ebene herrscht?“
 

Yuriy zuckte die Schultern und antwortete nicht. Auch Bryan schwieg lange Zeit. Dann sagte er: „Vielleicht. Wenn ich wüsste, dass sie meinem Vater helfen, würde ich auch suathischen Göttern ein Opfer darbieten. Ich habe gehört, sie mögen Blutopfer.“

Yuriy lachte leise. „Nein, nicht alle. Andere bevorzugen Pflanzen oder Handwerksstücke oder…“ Er zuckte die Schultern.

„Auf was willst du hinaus?“, fragte Bryan dann leise und warf einen Blick zu Ivan und Sergej, die sich nicht um die beiden kümmerten. Aber sie mussten trotzdem jedes Wort verstanden haben. Mit gesenkter Stimme sprach Bryan weiter: „Willst du darauf hinaus, dass wir zu irgendwem, nur nicht unseren eigenen Göttern beten sollten?“

Yuriy warf ihm einen scharfen Blick zu. „Sieh dich um, Bry. Glaubst du, unsere Götter herrschen hierüber?“ Seine Handbewegung schloss die gesamte Bergwelt um sie herum ein.

„Nein.“, antwortete der Angesprochene. „Aber weißt du, auch wenn sie nicht über alles herrschen – es sind unsere Götter. Thissalische Götter. Und du bist ein Thissalier. Es sind auch deine Götter, trotz dass du sie gerne ignorierst.“
 

Yuriy schwieg. Musste er jetzt noch weitersprechen? Er wollte nicht… Abrupt wechselte er das Thema: „Wo hast du Salima gelassen?“ Zu Anfang der Jagd – sie waren immerhin vor gut anderthalb Wochen aufgebrochen – hatte sie sich stets an Bryans Seite gehalten. Doch in den letzten Tagen hatte Yuriy sie nur noch im Lager zu Gesicht bekommen.

„Fällt dir aber früh auf, dass sie uns nicht mehr begleitet.“, grinste Bryan, aber dann verzog er das Gesicht als hätte er Schmerzen. „Sie hat sich mit Lady Mao angefreundet und ist mit der unterwegs.“

„Ach so. Schön für sie. Und warum bist du so miesepetrig? Mir scheint Mao jemand zu sein, mit dem man gut auskommen kann.“

„Hab ich was gegen die Lady gesagt? Ich hab nichts gegen die Lady gesagt! Die Lady ist in Ordnung. Hast du gehört, dass ich was gegen die Lady gesagt hab?“, regte Bryan sich auf und zog ein finsteres Gesicht. „Hörst du Salima eigentlich nie zu, wenn sie redet?“

Yuriy blinzelte und dachte an den letzten Abend, an dem sie zu dritt um das Feuer gesessen waren. Salima hatte etwas erzählt… Schön, er war wirklich nicht mit den Gedanken dabei gewesen und er hatte später auch nicht darüber nachgedacht, aber erinnerte sich trotzdem von was sie erzählt hatte. Beziehungsweise, von wem.
 

„Natürlich höre ich zu.“, maulte er zurück. „Sie schien beeindruckt von Maos Bruder zu sein. Aber…“

Bryan schnaubte. Er schien mehr als nur verärgert. „Beeindruckt. Pah!“ Er lenkte sein Pferd herum, so dass Yuriy nur noch sein Profil erkennen konnte.

Einen Moment fragte der Rothaarige sich, was Bryan so maßlos ärgerte, dann fiel es ihm ein, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Er lachte belustigt auf. „Eifersüchtig, dass sie noch andere Männer außer dir sieht?“ Er kicherte. „Komm schon, auch kleine Schwestern werden einmal erwachsen und Salima ist bereits sechzehn. Sie hätte sich schon viel früher für Jungen interessiert, wenn sie nur welche getroffen hätte.“

Der Falke zog ein Gesicht, als wäre er beleidigt. „Du hast gut reden! Sie ist ja nicht deine Schwester.“ Er murmelte noch irgendetwas vor sich hin.

Yuriy lenkte seine Stute neben sein Pferd und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Nicht eifersüchtig sein!“

„Ich bin nicht eifersüchtig!“

„Warum bist du dann so grantig?“

„Ich mache mir nur Sorgen!“

„Warum? Fürst Lai scheint mir ein Ehrenmann zu sein.“

„Ha! So ein Eindruck kann täuschen.“
 

„Bryan, ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Lai ist wirklich kein schlechter Kerl, nur ein bisschen temperamentvoll und jähzornig. Salima, scheint mir, kann selbst urteilen. Sie hat keine allzu schlechte Menschenkenntnis. Und alt genug ist sie auch.“

„Aber…“

„Was?“ Yuriy zog eine Augenbraue hoch.

„Lass das. Ich kann das nicht leiden, wenn du so besserwisserisch bist.”

„Aber ich habe recht.“

Der Grauäugige seufzte und nickte ergeben. „Natürlich. Trotzdem…“

„Hör auf dich zu ärgern, nimm deinen Bogen und ruf die Hunde. Ich habe jetzt Lust auf eine kleine Hatz.“ Yuriy grinste, winkte den beiden Königsschwertern und trieb seine Stute an. Er wusste, dass sie erst einmal ein paar der Hundeführer und Jäger suchen mussten, die sich hier herumtrieben, aber wer sagte, dass sie das im Schritt tun mussten?
 

Es war lebensgefährlich, hier im Nachtgesang, ein Pferd unbeherrscht galoppieren zu lassen, aber manchmal, manchmal konnte er nicht anders. Dann wollte er spüren, wie der Wind durch seine Haare strich, wie der kräftige Körper sich spannte, wie der Wald und die Luft rochen.

Hinter sich hörte er, wie Bryan, Sergej und Ivan rasch folgten. Die Hufe der Pferde klangen gedämpft auf dem laubbedeckten Boden, die verrottenden Blätter raschelten, hin und wieder zerbarst laut knackend ein Ast.

Yuriy ließ seine Stute den Weg suchen und lauschte mit schief gelegtem Kopf auf die Laute des Waldes. Das Zwitschern der Vögel und das Wispern der Blätter, durch die der Wind fuhr, waren allgegenwärtig und lagen über allem. Aber da waren noch andere Geräusche. Das Pfeifen des Windes, der um Klüfte und Felsen strich, das Bellen von Hunden, irgendwo weit entfernt heulte ein Rudel Wölfe. Im Unterholz raschelte es, dann huschte ein Hase vor ihm durch das Laub, das Keckern eines Fuchses hallte zwischen den Bäumen hindurch.
 

„Da lang.“, befahl Yuriy und lenkte sein Pferd herum in die Richtung, aus der er glaubte, dass er dort Hundegebell und menschliche Stimmen gehört hatte. Widerspruchslos folgten die drei anderen ihm. Bryan trug seinen Bogen inzwischen nicht mehr in der nachlässigen Haltung, sondern in der Hand, einen Pfeil auf der Sehne. Auch Yuriy machte sich für einen Schuss bereit.

Sergej und Ivan trugen Bögen, doch Yuriy wusste, dass sie nicht für die Jagd bestimmt waren, sondern dafür, ihn zu schützen. An Ivan sah selbst ein Kurzbogen seltsam groß aus, aber der Junge wirkte nicht so, als hätte er Probleme damit, ihn zu halten. Sie beide hatten keine Pfeile in den Händen, aber sie würden innerhalb von Sekunden schießen können.

Vor sich hörte erneut das Bellen von Hunden, allerdings klang es sehr viel weiter weg, als er geglaubt hatte. Die liefen doch nicht vor ihnen weg, oder? Verflucht! Seine Stute bockte plötzlich und wieherte laut. „He, was hast du?“ Yuriy zog am Zügel und klopfte ihr auf den Hals. „Komm schon.” Schnaubend lief sie weiter, wenn auch widerwillig.
 

Der Rothaarige blickte sich um. Bryan und die Königsschwerter hatten ähnliche Probleme wie er. Vielleicht sollten sie einen kleinen Umweg machen? Da vorne schien etwas zu sein… Sein Pferd blieb stehen. Er blickte wieder nach vorn und erkannte, dass es für einen Umweg bereits zu spät war.

Sie befanden sich am Rande eine kleinen Senke. Ein umgestürzter Baumstamm lag darin, sonst wuchsen nur kleine Pflanzen und einige mickrige Büsche. Einer davon war entwurzelt worden. Daneben lagen die Reste eines Hirsches, Fell, Knochen und Blut. Yuriy wusste, welches Wesen das gewesen war, denn es räkelte sich gemütlich am Grunde der Kuhle.

Er schluckte und wagte nicht, den Blick davon abzuwenden. Nur am Rande bekam er mit, wie Bryan neben ihm stehen blieb und die Königsschwerter hinter ihm nach ihren Waffen griffen. Hastig konzentrierte er sich auf das riesige Tier dort unten, das von Sonnenlicht, welches durch die Baumwipfel fiel, beleuchtet wurde.
 

Es war ein Ishiiran, groß wie ein Pferd, mit Tatzen, größer als sein Kopf und gebogenen Klauen so lang wie Dolche. Das Fell war sehr hell, nicht mehr weiß, sondern schon blau, von einem kalten, abweisenden Eisblau. Es schimmerte im Sonnenlicht und Yuriy verstand sofort, warum es so begehrt war in der feinen Gesellschaft.

Aber er verstand auch, warum es so teuer war, denn das Tier dort war ein wahrer Berg aus Muskeln, Zähnen und Klauen. Wer es angriff, freiwillig angriff, musste lebensmüde sein. Der Ishiiran rollte sich lahm herum, als sie am Rande der Senke erschienen, offenbar im vollen Bewusstsein seiner Überlegenheit.

Träge blinzelte er aus riesigen roten Augen zu ihnen hinauf und gähnte dann, wobei er riesige Zähne in dem platten Maul entblößte, die länger waren als Yuriys Hand. In den Augen fing sich ein Sonnenstrahl und es sah aus, als würden sie plötzlich Feuer fangen.

Das Tier schloss sein riesiges Maul wieder und beobachtete sie gemütlich. Der lange, quastenbewehrte Schwanz wutschte durch das Laub und brachte es zum Rascheln. Yuriy kam es so vor, als würde es überlegen, ob sie vier es wert waren, dass es aufstand und sich anstrengte, sie zu töten. Oder ob die Gefahr nicht die Beute lohnte. Außerdem schien es satt zu sein, dem erlegten Hirsch nach zu urteilen.
 

Yuriy hielt den Atem an und auch die anderen drei wagten kaum Luft zu holen, obwohl er den Kopf nicht drehte um sich zu vergewissern. Keiner von ihnen wollte das Tier durch eine unbedachte Bewegung erschrecken oder dazu auffordern, sie als Beute oder Gefahr zu sehen. Yuriy wusste nicht, wie ihre Chancen standen, aber er wollte es auch nicht ausprobieren.

Wenn man den Legenden glauben konnte – und das war durchaus seine Meinung, denn sie waren sehr detailreich, viel zu genau um nur Märchen zu sein – dann musste das Tier nicht nur über natürliche Waffen verfügen, die jedes andere Raubtier und auch manchen menschlichen Kämpfer vor Neid erblassen ließen, sondern auch über eine Art Panzer, den Brustkorb, der wie ein Schild alle lebenswichtigen Organe einschloss.

Yuriy zitterte beinahe vor Anspannung. Es reizte ihn, ein solches Tier zu erlegen, diesen Pelz sein eigen nennen zu können und zu sehen, ob die Augen wirklich Juwelen waren. Rubine, von einer solchen Perfektion und Vollkommenheit wie der violette Edelstein, die der Suatha Gotheir zum Tausch angeboten hatte, ein Kleinod von unglaublichem Wert, härter als Diamant und seltener als die sandfarbenen Steine, die man in der Al Kharmit finden konnte.
 

Aber andererseits wusste er, dass es mehr als nur gefährlich war. Er hatte nicht einmal einen Speer dabei, sondern nur sein Schwert, zwei Dolche und den Kurzbogen, der hier nicht von nutzen war. Die Pfeile würde an den Knochen zersplittern wie dürre Äste.

Außerdem war er nicht der einzige, der daran beteiligt war, sondern er würde auch Bryan, Ivan und Sergej in Gefahr bringen. Vor allem Sergej, denn es war dessen Pflicht, ihn vor allen Gefahren zu schützen. Yuriy zitterte und wusste nicht, was er sich wünschen sollte.

Dann fällte der Ishiiran seine Entscheidung, indem er den dicken, plattnasigen Kopf senkte und die Augen wieder schloss. Offenbar hatte es sich dafür entschieden, sie gehen zu lassen. Fürs erste oder überhaupt?

Yuriy atmete beinahe erleichtert auf und ließ sein Pferd Schritt für Schritt rückwärts gehen. Die anderen drei taten es ihm nach. Sie verspürten alle nicht das Bedürfnis, sich mit dieser riesigen Bestie anzulegen und Pferde und Leben zu verlieren. Wild und Wildschweine – für die sie eigentlich hier in den Nachtgesang gekommen waren – waren eine weitaus leichtere Beute als ein ausgewachsener Ishiiran von einer solchen Größe.
 

Ivan warf unruhige Blicke über die Schulter zurück, als erwarte er, dass das Tier seine Meinung änderte und hinter ihnen hergerannt kam. Nichts dergleichen geschah. Die Spannung fiel erst von ihnen ab, als sie etliche Meter zwischen sich und das riesige, blauschimmernde Tier gebracht hatten.

„Puh!“, meinte Bryan erleichtert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich war so einem Vieh noch nie so nah.“

Yuriy warf ihm einen Blick zu und lenkte seine Stute wieder herum. „Hast du denn schon einmal eines gesehen?“

„Jah… Aber nur von etwa zweihundert Schritt Entfernung. Und es war viel kleiner als das da hinten. Außerdem hat es mich nicht bemerkt.“

„Ach?“ Für Yuriy selbst war es das erste Mal, dass er einen Ishiiran gesehen hatte, allerdings war er schon einmal über einen Schädel gestolpert. Es hatte ihn lang hingehauen. Sergej und Ivan wirkten nicht so, als hätten sie eine solche Begegnung schon einmal gehabt, vor allem Ivan nicht, der sich noch immer unruhig umblickte.
 

„Kommt. Lasst uns die anderen Suchen. Und sie warnen. Ich schätze, das Monster da ist im Moment zwar satt, aber irgendwann bekommt es doch wieder Hunger und dann sind gewisse Leute eine leichte Beute.“ Yuriy lenkte sein Pferd herum.

„Hmhm.“, machte Bryan gemütlich und folgte ihm. Manchmal, manchmal war der Kerl einfach nicht aus der Ruhe zu bringen. Und dann konnte ein ausgewachsener Drache vor ihm entlang marschieren und Jungfrauen fressen und es juckte ihn nicht. Yuriy lächelte über seinen Freund, der seine Unerschütterlichkeit nur Meter weiter wieder unter Beweiß stellte. Er spähte zwischen einigen Zweigen hindurch und winkte ihm.

Die Stimme zu einem leisen Flüstern gesenkt sagte er: „Lass uns erst mal jagen. Schau dir dieses Vieh an!“ Durch die Blätter der Äste konnte Yuriy auf eine große, sonnenbeschienene Lichtung sehen. Beinahe ehrfürchtig deutete der Falke auf einen großen Hirsch mit einem Geweih, dessen zahlreiche Verästelungen kaum zu zählen waren. Um das mächtige Tier herum äste seine Herde.

„Hm.“, machte Yuriy, dann nickte er und griff nach seinem Bogen. Auf der Wiese richtete der Hirsch sich auf und blickte sich aufmerksam um. Hatte er etwas bemerkt? Die langen Ohren spielten über seinem Kopf und nahmen jedes Geräusch auf. Vorsichtig setzte Yuriy seinen Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen.
 

Neben ihm tat Bryan es ihm gleich. Jemand nieste vernehmlich. Die Herde stob sofort davon. Sie wandte sich von den Jägern ab, sprang über Büsche und man hörte nur noch das Prasseln von Hufen auf dem Boden und das Brechen von Ästen. Yuriy fluchte und trieb seine Stute an, die sofort folgte und durch Gebüsch brach, die Lichtung überquerte und der Herde folgte.

Hinter sich konnte er Bryans Wallach keuchend atmen hören, weiter hinten noch die Hufe von Sergejs und Ivans Pferden. Die beiden würden hinter ihnen bleiben, es sei denn, für Yuriy bestand eine Gefahr. Das war jetzt jedoch nicht zu erkennen, denn welcher Meuchelmörder zielte auf jemanden, der auf einem Pferd saß, das sich im vollem Galopp befand?

Vor Yuriy kam das Rotwild in Sicht und er konnte den Hirsch erkennen, der als letzter lief. Mit einem lauten Ruf feuerte er seine Stute an, ihr Tempo zu erhöhen. Sie tat, was sie konnte, aber Yuriy wusste, dass sie ein Schlachtross war, kein Pferd, mit dem man auf die Jagd ritt.

Trotzdem blieb er an dem Hirsch dran, bemerkte kaum, wie Bäume und Sträucher an ihm vorbeizogen, dann Steine und Felsen. Seine Stute schnaubte erregt. Sie hatte sichtlich Gefallen an dem Wettlauf gefunden und kam immer näher.
 

Schließlich hob er den Bogen. Ob er den Schuss schaffen würde? Es war nicht leicht, ein Bogen war keine sichere Waffe und auch noch auf dem Rücken eines Pferdes… Er ließ die Sehne los und der zersplitterte Pfeil zischte davon, zuckte von der Sehne wie der Blitz vom Himmel. Der Hirsch stolperte und überschlug sich. Yuriy hörte das Bersten eines Knochens, dann blieb das Tier reglos liegen. Der Hals war unnatürlich verdreht, der Pfeil steckte in seinem Hinterlauf.

Yuriys Stute stürmte in vollem Lauf an dem Kadaver vorbei, eher es sie zügeln konnte. Schnaubend und aufgedreht wie sie war, blieb sie doch gehorsam stehen. Sie stampfte nur mit den Hufen und warf den Kopf herum. Zufrieden ließ der Prinz sich aus dem Sattel gleiten und sah sich um.

Nur wenige Meter von ihm entfernt fiel der Boden senkrecht ab. Er befand sich nicht mehr im Wald, sondern auf einer von Felsbrocken übersäten Wiese. Die letzten Herbstblumen wagten es, ihre matt gefärbten Blütenkelche der Sonne entgegen zu strecken.

Von Bryan, Sergej und Ivan war nichts zu sehen. Aber sie würden sicher gleich auftauchen, insbesondere Sergej. Das Königsschwert war nicht von ihm zu trennen und er wusste immer, wo sein Herr zu finden war.
 

Yuriy befestigte seinen Bogen am Sattel und trat zu dem Hirschkadaver herüber. Sauberer Tod, schnell und beinahe schmerzlos. Er drehte das Tier herum, so dass die Beine nicht mehr seltsam verkeilt unter dem schweren Leib lagen. Jetzt musste er nur noch überlegen, wie er das Tier zum Lager bekam, aber das war mit der Hilfe von Sergej, Ivan und Bryan sicher keine schwere Sache. Außerdem…

Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Er taumelte und fasste sich an die Brust. Es war, als würde man ihn und sein Herz mit einem Schwert durchbohren. Keuchend brach er in die Knie. Doch bevor er irgendetwas tun konnte, war es auch wieder vorbei. „Was…?“

Nichts von dem Schmerz war geblieben. Aber das hatte er sich doch nicht einfach eingebildet? Ob es gefährlich war? Ein Geräusch im Gebüsch hinter ihm ließ ihn sich umdrehen. „Sergej?“

Blinzelnd und etwa verwirrt starrte er die hochgewachsene Gestalt an, die da aus dem Unterholz trat. Dann weiteten sich seine Augen. Innerhalb von Sekunden hatte er sie erkannt und begriffen, warum sie hier war.
 


 


 

Ivan sah sich besorgt um. Sie hatten den Prinzen aus den Augen verloren. Eben noch war er vor ihnen gewesen, Pfeil und Bogen in der Hand und hinter dem prächtigen Hirsch, dann waren sie zwischen den Büschen verschwunden. Und nicht mehr aufzufinden.

Hastig blickte er sich erneut um, aber außer Blättern, Zweigen und Stämmen konnte er nichts sehen. Ein braunes Pferd schob seinen edlen Kopf zwischen zwei Ästen hervor, dann kam der Reiter in Sicht, es war Lord Bryan. Er hatte den Pfeil, den er vorhin in der Hand gehalten hatte, wieder in den Köcher geschoben und hielt seinen Bogen gesenkt. Sein Gesicht war ärgerlich verzogen, anscheinend hatte er den Hirsch und den Rest der Herde verloren.

Er blinzelte, als er Ivan bemerkte, dann sah er sich um. „Wo sind Yuriy und Sergej?“ Ivan zuckte hilflos und besorgt die Schultern. Er war so stolz gewesen, als der Prinz gerade ihn ausgewählt hatte, von all den Königsschwertern, die sie begleitet hatten. Gerade ihn und Michaels verärgertes, zorniges Gesicht hatte das seine getan, um ihn in Hochstimmung zu versetzen. Aber jetzt hatte er ihn verloren! Verdammt! Ob Prinz Yuriy ihn zum nächsten Ausflug wieder mitnehmen würde?
 

„Sergej? Mylord Yuriy?“, rief er laut. Sein Pferd stampfte und schnaubte laut, dann brach ein weiteres Tier durch das Unterholz. Es war der gigantische Schecke von Sergej. Der blonde Riese wirkte etwas beunruhigt, aber nicht sonderlich. Anscheinend wusste er genau, wo sich der Prinz aufhielt. Das musste ihre Verbindung sein, die ihn das spüren ließ. Sergejs Schecke trabte neben Ivans fuchsrotes Pferd und der Riese nickte erst Lord Bryan, dann dem kleinen Königsschwert zu.

„Kommt. Er ist…“ Sergejs Stimme ging in einem seltsamen, gurgelnden Laut unter und er griff sich ans Herz, als hätte er plötzlich riesige Schmerzen. Beinahe wäre er vorm Pferd gekippt, einfach umgefallen wie ein Sack Mehl. Ivan packte im letzten Moment zu und hielt ihn fest, so dass der große Mann schwer gegen den Jungen kippte. Dieser keuchte, Sergej war noch schwerer, als er aussah. „Sergej? Was…“

Yuriys Königsschwert antwortete nicht, sondern keuchte laut und rasselnd. Schweiß trat auf seine Stirn und er gab noch einige Geräusche von sich, als hätte er große Schmerzen. Ivan keuchte unter dem Gewicht des Mannes, dann war plötzlich Lord Bryan da und half ihm. Gemeinsam gelang es ihnen, Sergej vom Pferd zu holen, ohne dass er einfach hinunterfiel.
 

„Was ist los mit ihm?“, fragte Ivan verwirrt, aber der Lord zuckte nur die Schultern. „Keine Ahnung.“

Hilflos sahen sie den großen Blonden an, wie er sich auf dem Boden krümmte, die Hände auf die Brust gepresst. „Ob…Yuriy!“ Bryan war sofort wieder bei seinem Wallach und schwang sich in den Sattel. Keinen Augenblick später waren Pferd und Reiter im Gebüsch verschwunden, noch ehe Ivan begriffen hatte, was der Lord hatte sagen wollen. Dann hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Natürlich, es musste so sein! Irgendetwas war mit Yuriy und Sergej… Sergej war nicht dort, wo er sein sollte, bei seinem Herrn.

Zögernd blickte Ivan von dem großen Königsschwert zu seinem Pferd und wieder zurück. Auch er musste Yuriy suchen. Es war seine Pflicht, er war ein Hüter, er war dazu ausgewählt worden, den Prinzen zu beschützen und er durfte nicht versagen, selbst wenn er dabei sterben würde. Aber er konnte doch Sergej nicht einfach hier liegen lassen!

Der Blonde sah sehr ungesund aus, sein Gesicht war totenbleich, seine Kiefern so aufeinandergepresst, dass Ivan Angst hatte, er könnte seine Zähne zerbeißen. Außerdem wusste er nicht einmal, wo Yuriy sich befand. Wie konnte er ihn finden? Sollte er Bryan folgen? In welche Richtung sollte er reiten? Der einzige, der wusste, wo Yuriy sich befand – zumindest annähernd – war Sergej.
 

Hastig trat er zu dem anderen Königsschwert und packte ihn an den Schultern. „Sergej! Herr! Sergej! Ihr müsst…“ Der andere keuchte und gab einige seltsame Geräusche von sich, dann beugte er sich nach vorn und erbrach sich. Hastig sprang Ivan zurück. „Sergej, was ist geschehen?! Was ist…?“

Der Angesprochene blickte auf, etwas hing ihm noch am Kinn und in seinen Augen stand der pure Wahnsinn. Sie waren weit aufgerissen und Ivan konnte fast nur das Weiße sehen. Die blaue Iris war so weit zusammen gezogen, dass sie kaum erkennbar war. „Ich…“ Seine Stimme verstummte.

„Ivan! Er ist weg!“ Der plötzliche Ausbruch ließ den kleinen Krieger erschrocken in die Luft hüpfen. „Er ist einfach weg! Weg…“ Wieder verklang Sergejs Stimme und mit ihr die Panik darin. Ivan fragte sich, von wem er sprach? Lord Bryan? Ja, der war eben weg geritten, aber den konnte Sergej doch nicht meinen? Das würde ihn nicht so aufregen. Yuriy? Sergej hatte das doch gewusst, oder? Oder…meinte er das auf ganz…andere Weise? Die nächsten Sätze, die der Hüne sprach, bekräftigten Ivans Vermutung.
 

„Er ist weg. Ich kann ihn nicht mehr fühlen… Es ist, als hätte man mir das Herz herausgerissen…“ Er murmelte noch mehr vor sich hin, auf einem schmalen Grad zwischen hellem Verstand und dunklem Wahnsinn. Ivan bemerkte, wie die Verrücktheit an Sergej nagte, sie sprang ihm aus den Augen. Es war jetzt seine Aufgabe, den anderen davon abzuhalten, vollkommen verrückt zu werden.

Einen Moment zögerte er, dann schlug er Sergej zwei-, dreimal kräftig ins Gesicht. Den vierten Schlag fing Sergej ab. Jetzt hatten seine Augen einen zwar seltsamen Ausdruck, aber das Blau war klar und deutlich zu erkennen. „Lass das.“

„Wo ist der Prinz?“, fragte Ivan beschwörend.

„Ich weiß nicht. Ich kann ihn nicht mehr fühlen.“ Sergejs Stimme klang dumpf und sein Gesicht war vollkommen emotionslos.

„Wir müssen ihn suchen!“, drängte Ivan. „Lord Bryan ist schon…“
 

Sergej ließ ihn abrupt los und erhob sich. „Worauf wartest du noch?“ Mit einem Satz saß er im Sattel seines riesigen Pferdes. „Komm schon. Das letzte Mal, als ich ihn gespürt habe, war er in dieser Richtung.“ Sergej deutete nach rechts.

Ivan rannte zu seinem Pferd und kletterte auf dessen Rücken. „Was ist geschehen? Warum könnt Ihr nicht mehr…“

„Ich weiß nicht. Aber wenn ich ihn gefunden habe, ich schwöre, ich werde es rückgängig machen und den Verursacher dafür büßen lassen!“ Sergejs Stimme glich einem Zischen, aber noch immer schwang dieser seltsame erstickte Ton dabei mit.

Ivan jagte sein Tonfall einen Schauer über den Rücken. Sergej sprach, was er meinte, und dem kleinen Königsschwert wurde auf einmal bewusst, dass Königsschwert sein mehr bedeutete, als er geglaubt hatte. Viel mehr.
 


 


 

Mao wusste nicht, was sie vorantrieb, als sie ihr Pferd vom Weg und den anderen weglenkte. Aber sie wehrte sich nicht dagegen, denn das wäre noch schlimmer, als dieser Kraft zu folgen, die ihr immer half.

Sie blickte kurz über ihre Schulter zurück. Rei und Olivier unterhielten sich gerade, sie befanden sich am anderen Ende der Lichtung, auf der sie kurz Pause gemacht hatten. Eine kleine Gruppe von sheyaianischen Adligen stand zwischen ihnen und ihr und palaverte miteinander. Lai befand sich nicht weit entfernt, aber seine gesamte Aufmerksamkeit wurde von Salima eingefordert.

Mao hatte sich kurz nach Beginn der Jagd mit dem fröhlichen Mädchen angefreundet. Sie war burschikos, genau wie Mao selbst, dabei aber sehr viel ungehobelter, ging mit dem Bogen um, als wäre sie damit geboren, und ritt wie eine Amazone. Mao wusste, dass sie diese Art daher hatte, ständig mit zwei Jungen – Bryan und Yuriy – unterwegs gewesen zu sein und ihre Mutter nicht so sehr auf ihre Ausbildung zu einer Lady geachtet hatte wie Maos.
 

Aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hatte die Neko-jin sie auf Anhieb gemocht. Außerdem hatte sie das ansteckendste Lachen, das Mao je gehört hatte, laut, herzlich und echt. Und Salima mochte Lai.

Mao hatte es sofort gesehen, denn in den Augen von manchen Leuten konnte man lesen wie in einem offenen Buch. Salima gehörte dazu, aber sie machte auch gar keine Versuche, das irgendwie zu verbergen, sie sprach aus, was sie dachte und fühlte. Offenbar schien das für Lai, der nur die zurückhaltenden, geheimniskrämerischen Sheyaifrauen kannte, neu und anziehend zu sein. Auch er schien Salima zu mögen.

Mao grinste, wann immer sie daran dachte. Sie persönlich hätte nichts dagegen einzuwenden. Es war besser als ein Mädchen wie…nun, wie Mingming. Aber man musste erst einmal abwarten. Noch war es bei beiden nichts als eine kleine Schwärmerei. Ob es irgendwann tiefer ging?

Mao riss ihre Gedanken von Lai und Salima los, wandte den Blick ab, als sie erkannte, dass niemand zu ihr sah, und trieb ihr Pferd weiter. Rasch nahm es an Geschwindigkeit aus und Mao wurde kräftig durchgeschüttelt. Sie ignorierte es und konzentrierte sich auf ihren Weg. Jetzt durfte sie sich von nichts ablenken lassen.
 

Ihre Gefühle wiesen ihr die Richtung und sie lenkte das Pferd an Bäumen und Felsen vorbei, bis sie an den Rand einer tief abfallenden Schlucht gelangte. Unter sich konnte sie einen Fluss sehen, der weiß schäumend an den Felsen entlang rauschte. Gischt spritzte hoch über die Felsen, färbte den Stein bis zwei, drei Meter über der Wasseroberfläche dunkel.

„Ja.“, meinte sie langsam und ihre Stimme klang hoch und schrill in der Stille. Sie blickte sich um. Warum hörte sie keine Vögel mehr? Wo waren die Rufe der Wölfe, des Adlers geblieben? „Ja.“, versuchte sie es noch einmal, aber es blieb still wie zuvor.

„Jetzt hier lang.“, sagte sie zu ihrem Pferd und fühlte, wie eiskalte Schauer über ihren Rücken rannen. Es geschah etwas. Es geschah etwas schreckliches. Sie lenkte ihr Reittier nach links und brachte es rasch brachte in einen ruckenden Trab und achtete darauf, dem Abgrund so fern wie möglich zu bleiben. Was, wenn das Pferd ausrutschte? Sie hatte zwar keine Höhenangst, aber sie bezweifelte, dass jemand den Sturz überleben konnte, auch wenn dort unten Wasser war. Aber dieser Fluss würde verschlingen, was immer er auch zu fassen bekam.
 

Doch das Pferd hatte einen sicheren Schritt und trabte zuversichtlich nach vorn, ließ keinen Zweifel offen, dass der Weg nicht gefährlich war. Dann erreichte sie die Stelle, an der der Wald aufhörte und sie auf eine schmale Wiese gelangte. Felsbrocken lagen herum, als seien sie von oben herabgefallen.

Eine beinahe sanft ansteigende Felswand erstreckte sich links von ihr, während sich der Abhang noch immer rechts befand. Weit vorn machte der Abhang eine sanfte Biegung. Einige Blumen wuchsen und sorgten für matte Farbtupfer in dem Grün des Grases, dem Grau der Felsen und dem Braun der Erde.

Vor sich hörte sie Geräusche, das laute Wiehern eines Pferdes, Metall, das auf Metall traf. Ein Kampf – es waren Klingen auf Klingen. Wer auch immer dort kämpfe, er befand sich hinter der Biegung.

Sie ließ ihr Pferd weiterlaufen, rascher diesmal, so dass sie beinahe im vollen Galopp in das Blickfeld der Kämpfenden kam. Ihr Pferd stoppte so abrupt, dass sie nach vorne fiel, den Halt verlor und hart am Boden landete. Steine bohrten sich ihr schmerzhaft in den Körper, von vorn hörte sie einen Schmerzensschrei.
 

Hastig blickte sie auf und erkannte den Prinzen mit einer weiteren Gestalt, die sie zu kennen glaubte. Hoch gewachsen, dunkles Haar, jung. Gekleidet in braun und grün, so dass Wald und Blätter ihn perfekt verbergen konnten. Er hatte zwei Dolche in der Hand, einer davon war blutverschmiert.

Die Wunde war eine klaffende Schramme, die sich quer über den Oberschenkel des Prinzen zog. Yuriy taumelte zurück. Sie schrie. Der Rothaarige knickte ein, kurz bevor der Dolch des Angreifers nach vorne zuckte. Yuriy gab ein seltsames Geräusch von sich, etwas zwischen einem Schrei und einem Keuchen, als die Klinge sich durch sein Hemd in seinen Bauch grub, dann warf er sich nach vorn.

Sein schwerer Körper krachte gegen den des anderen, der taumelte, aber nicht stürzte. Einen Moment rangen sie miteinander und Mao wusste, dass sie eingreifen musste. Sie sprang auf, sah, wie etwas ins Gras fiel, zog ihre Waffe und rannte los. Aber sie wusste im selben Moment, dass es zu spät gewesen war. Sie war zu langsam.
 

Blut färbte das grüne Gras rot, ein leuchtender, rasch wachsender Fleck zwischen all den matten Farben. Der Angreifer gab dem Prinzen einen Stoß. Dieser stolperte wieder zurück, aber diesmal hatte er nicht mehr die Kraft etwas anderes zu tun. Dann trat sein Fuß in die Leere und Mao war es, als würde er wie in Zeitlupe nach hinten stürzten, fallen und dann aus ihrem Blickfeld verschwinden.

Sie hörte nicht auf zu rennen, auch nicht, als der Angreifer sich ihr zuwandte. Sie blickte in sein Gesicht, es war ein gutgeschnittenes, attraktives, junges Gesicht, wenn es auch einen sehr düsteren Ausdruck hatte und in seinen Augen die Dunkelheit lauerte. Sie wusste, sie hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen.

Sie schrie, als der Junge auf sie zutrat, und blieb stehen, dann barsten plötzlich die Büsche hinter ihm und ein riesiges Ungetüm sprang aus dem Wald. Sie kreischte auf und warf sich zurück, ehe sie ein Pferd und einen Reiter erkannte, dann das Gesicht sah. Es war Bryan, in der Hand ein Schwert, das Gesicht zu einer wutverzerrten Grimasse verzogen.
 

Er trieb sein Pferd auf den Mörder zu, der vor ihr stand. Das Pferd bockte und drehte sich zur Seite. Anscheinend hatte es im Gegensatz zu seinem Reiter den Abgrund gesehen. Der Mörder warf Bryan einen Blick zu, der erschreckend schnell die Kontrolle über sein Pferd zurückerlangte, dann einen auf Mao und wieder zurück.

Rasch blickten sie alle drei zu den Büschen, als weitere Pferde mit lautem Getöse hindurchbrachen und der Mörder musterte kurz die beiden Königsschwerter, die Yuriy jederzeit begleiteten. Dann wieder Bryan und das Mädchen. Er wusste, dass er keine Chance hatte.

Ein trauriges Lächeln huschte kurz über sein Gesicht, dann drehte er sich um und folgte seinem Opfer über den Abhang. Kein Geräusch war von ihm zu hören, keine Schritte und kein Schrei, als er fiel. Er verschwand einfach, wie ein Geist, der kam und ging.

Mao schluckte und ließ sich in das Gras plumpsen. Sie hörte weit entfernt die Stimmen der drei Männer, aber darum kümmerte sie sich nicht. Etwas anderes war jetzt wichtig. Sie kroch im Gras herum und ihre Finger fuhren durch Halme und Pflanzen, ehe sie auf ein kleines, metallenes Teil stießen. Sie klaubte es auf und schloss die Faust darum, doch ehe sie es ansehen konnte, war plötzlich Bryan bei ihr und zerrte sie hoch.
 

Er war grob und sein Griff schmerzhaft, aber sie konnte es ihm nicht verübeln. Der Falke öffnete den Mund um etwas zu sagen und seine Augen blickten stechend und scharf drein wie die des Tieres, dem er seinen Beinamen zu verdanken hatte. Ja, dieser hier war wirklich passend gewählt.

Bevor er etwas sagen konnte, erklärte sie leise: „Er ist tot.“ Sie wusste, dass er sie nach dem Prinzen hatte fragen wollten. Sie zeigte auf den Abgrund. „Er ist gestürzt; verwundet und gestürzt.“

„Was?“ Bryans Stimme war nur ein Hauch, ungläubig und zweifelnd. „Aber…” Sein Griff wurde noch einmal stärker, dann fuhr plötzlich die wütende Stimme Reis dazwischen. „Was soll das? Lasst sie sofort los!“ Mao hörte, wie er rasch näher kam, gefolgt von jemand anderen.

„Bryan, was ist denn passiert?“, fragte Salima. Der Ritter ließ die kleine Neko-jin so schnell los, als hätte er sich verbrannt, und sie fiel nach hinten und wäre erneut gestürzt, hätte Rei sie nicht aufgefangen.
 

Salima trat zu ihrem Bruder, ihr Gesicht verzogen von Sorge. „Was ist passiert?“, wiederholte sie, doch niemand achtete auf sie.

„Er ist tot!“, wiederholte Mao, lauter diesmal, so als könne sie selbst es nicht fassen. „ER IST TOT!“

„Wer, Mao, wer?“ Reis Stimme klang drängend, doch sie achtete nicht auf ihn. Sie deutete auf Yuriys schwarzes Pferd, das unweit von ihnen stand und unruhig schnaubte. „Er ist tot.“, sagte sie klagend und blickte endlich in ihre Hand.

Darin lagen eine Kette und ein Anhänger, der klein und dreieckig war und auf dem ein roter, von Dornen umrankter Dolch zu sehen war.
 

~~~~~~~
 

So, mal sehen, wann das nächste Kapitel kommt. *Händereib* Wird schon ein bisschen klärend sein, glaube ich.
 

Also, lasst mir ein paar Kommis da, bevor ihr geht. ^^

Silberwölfin



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von: abgemeldet
2007-12-30T17:33:17+00:00 30.12.2007 18:33
ohje...yuriyyyy T.T; ...man man man ich bin gespannt wien flitzebogen...ich hab so meine dunklen vorahnungen was jetzt passiert, aber bevor ich mich dblamiere wenn sie sich im endeffekt falsch erweisen schweig ich lieber still und harre bis zum nächsten kapitel...*pfeif*
Von:  Sesshi-Chan
2006-06-07T09:33:35+00:00 07.06.2006 11:33
Hi! *wink*
Also...ich bin verwirrt!! >.<
Ein Dolch mit irgendwelchen Ranken?! O.o
Von wem soll der sein?! Argh, ich weiß es nicht!
Aber vielleicht einer von der Dämmergilde? ...Kane? XD
Ich werde es ja sehen...aber eins sit sicher: Yuriy ist nicht tot. Oder nur vorübergehend...irgendwie...=)

Tja, anasonsten hat mir das Kappie nach so langer Zeit sehr gefallen und es hat Spaß gemacht, es zu lesen!^^
Der Anfang mit den gazen Beschreibungen war prima!
Hast die Täler und Berge schön beschrieben, das hat mir gafellen! *dich lob*

Und natürlich das Gespräch zwischen Bryan und Yuriy, und Yuriys Gedanken über die Götterwelt ...das war richtig gut erzählt! *freu*

Nyo, dann die Begegnung mit dem Ishiiran...also, ich wär da auch wieda gegangen! XD *drop*

Und auch wenn ich dich für das Ende ein bisschen hasse...(wehe es dauert wieder soooo lange! >.<")
Fand ich, es war ein sehr gelungegenes Kapitel, nur warum is Mao da aufeinmal weggeritten? *nich versteht*
Intuition? *gg*

So, ich freu mich auf's nächste Chapter!^^
Bye,
Sesshi-Chan
Von:  mathilda
2006-06-03T09:22:49+00:00 03.06.2006 11:22
Aber...Talalein ist jetzt doch nicht wirklich tot, oder? (ich weiß du benutzt die originalnamen...ist ja auch eigentlich besser...aber ich msag diesen namen auch sehr.)
nee, kann er ja garnich, soll doch soweit ich weiß ne TaKa werden...
naja ich hab bis kurz vor cschulss drauf gewartet, dass kai aus dem gebüsch kommt...is ja eider nicht passiert...wäre ja auch zu einfach gewsen, ne?

du machst es sooo spannnend, hoffentlich kommt das nächste chap schneller!(auch noch ansprüche stelle)

bye thildchen
Von:  Diabolo_17
2006-06-02T11:22:05+00:00 02.06.2006 13:22
Yuriy kann doch gar nicht tot sein, er muss ja noch auf Kai treffen... xD
Aber der, der ihn angeblich umgebracht hatte, war das derselbe, der ihn schon einmal angegriffen hatte, als Yuriy bei Bryan war? Denn der Dolch mit den Dornen kommt mir so bekannt vor…

Genial war auch die Begegnung mit dem Ishiiran (<--- Schreibt man das Teil so? *drop*). So wie du das Tier beschreibst, bin ich ganz froh, dass es keine Richtigen gibt, ich würde wahrscheinlich sterben vor Angst, wenn ich einem begegnen würde.

Ganz interessante Fragen hat Yuriy ja, darauf würde ich auch mal ganz gerne eine Antwort hören...

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Lg. Diabolo_17
Von: abgemeldet
2006-06-01T19:28:33+00:00 01.06.2006 21:28
das war genial
irgendwie schade das yuriy tot ist, wobei ich hoffe das dass nicht so ist. du hast wieder einmal echt super geschrieben. mach bitte schnell weiter, und wenns geht so das yuriy nicht tot ist, das würde ich nicht verkraften.
ist aber deine ff und deswegen hab ich dir nicht drein zu reden.
also machs gut

eisokami
Von:  tsuki-neco
2006-05-31T12:40:10+00:00 31.05.2006 14:40
was soll ich großes sagen? es ist einfach super.

yuriy ist also tot?! glaub ich zwar nicht ganz, aber naja. ich weiß ja noch nicht wie es weiter geht ^^ ich hoffe mal das wir das aber bald erfahren werden.

wer war eigentlich der mann der yuriy angegriffen hat? ist der schon einmal vorgekommen?

schade das kai nicht vorgekommen ist. aber ich vermute jetzt einfach einmal und sage das er im nächsten kap vorkommen wird

ich freu mich jetzt schon darauf

die co-chan
Von: abgemeldet
2006-05-30T18:46:22+00:00 30.05.2006 20:46
Hi,

jaja, das mit dem Feuerwolf *zurückpfeif* - das ist zu schwer für mich, ich warte auf die Auflösung *drop*, sonst häng ich eh daneben.

Hmm, die Wälder samt Berge kann man wieder richtig vor sich sehen und auch wie wild/naturbelassen sie doch noch sind - sehr schön!!

Auch diese "Katze" oder katzenähnlich - passt irgendwie in die Umgebung dieser schönen und doch gefährlichen Landschaft.

Das Gespräch über die Götter bring ich nicht mehr ganz auf die Reihe, aber Bryans Sicht ist doch interessant in der Richtung/Meinung "was soll man sonst tun, zu fremden beten", sowie Yuriys Meinung, dass die Götter der Shuata eher zum Land passen (oder so ähnlich).

Kann auch nicht glauben, dass Yuriy schon tot ist, sonst wäre fast die Geschichte zu Ende oder zumindest zum Teil. Das tust du uns nicht an ... oder?

Auch wieder ein interessantes Rätsel - dass die Verbindung zu Spencer so tief ist, dass dieser die "Trennung" derselben und wohl auch Yuriys Schmerzen so exakt nachvollziehen, bzw. erfahren konnte, ist schon sehr mysteriös. Da bin ich mal gespannt, ob und was da dahinter steckt. Genau wie die Tatsache, dass diese Verbindung durch die fremde Person (ich habe keine Ahnung, wer das war, auch wenn du die vielleicht mal erwähnt hast *drop*) gebrochen werden konnte. Wie?

So, bis zum nächsten Teil
lavanja
Von: abgemeldet
2006-05-30T16:09:26+00:00 30.05.2006 18:09
Hey,
hab jetzt grad nicht viel Zeit zu schreiben, aber ich fand das Kapitel war sehr sehr gut
Yuriy wird natürlich nicht tot sein, logisch.
Bryan hat mir in diesem Kapitel sehr gut gefallen, Talas Fragen haben ihn ja ziemlich bedrängt.
Ich finde es gut, das Tala an suathische Götter glaubt, das bringt ihn näher zu Kai ;p
Wer war dieser Meuchelmörder und was wird im nächsten Kapitel passieren, das hoffentlich bald erscheint?
nya,
cu
Dari (ehemals Sonni^^)
Von: abgemeldet
2006-05-30T16:04:25+00:00 30.05.2006 18:04
ja, das mit herr der ringe kannst du als kompliment sehen XD
ich find auch das kapitel wieder toll und behaupte jetzt mal ganz dreist das die beiden sich im nächsten begegnen...*rofl*
mach weiter so ^^
bai
Von:  Smilie
2006-05-30T11:31:28+00:00 30.05.2006 13:31
Hey ho!
Ich find deine ff echt super!^^
Warte immer sehnsüchtig auf ein neues Kap!
Muss dich echt loben, hab bis jetzt nur
selten so eine ff gelesen, die so gut
geschrieben ist und man (frau) sich so mitreißen lässt!
Und das über die Götter, dass regt richtig zum nachdenken an!!
Also schreib büdde ganz schnell weiter...
bin schon gespannt, wie nen flitzebogen *g*
LG, Smilie


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