Abschied vom Lautersdörfle
Teil 17: Abschied vom Lautersdörfle
Endlich war dieser Fall geklärt worden. Am nächsten Morgen zeigte uns der Täter Herrn Orlows beziehungsweise Herrn Sorokins wahres Versteck - ironischerweise war es Hütte Nummer 59, die sich ganz in der Nähe unserer Hütten befand. Wir konnten Herrn Orlows Versteck nicht finden, weil wir es für zu offensichtlich gehalten hatten, dass er sich in einer der Hütten aufhielt. Auf jeden Fall war dieser unheimliche Fall damit beendet. Oder etwa doch nicht?
Wir fuhren punkt 9.00 Uhr mit dem Kleinbus zurück nach Stuttgart, wo wir den Täter bei der Polizei ablieferten. Verblüffenderweise legte er ein sofortiges Gesamtgeständnis ab, ohne irgendetwas zu leugnen. So hatte man es mir zumindest Monate später mitgeteilt.
Frau Kornmann hatte mich am selben Tag gebeten, sie zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu begleiten. Anscheinend wollte sie noch etwas mit mir besprechen. Als wir an dem Ort herumsaßen, an dem die S-Bahnen einfuhren, fragte ich Frau Kornmann: "Wo müssen Sie jetzt hin?"
"Ich? Ich muss jetzt nach Esslingen. Ich werde wahrscheinlich eine ganze Weile keine Lust mehr auf irgendwelche Reisen haben, da ich wegen der Ereignisse der letzten drei Tagen genug davon habe."
"Verstehe. Ich glaube, dass ich auch eine Zeitlang nur noch meine eigenen vier Wände als Erholung betrachten werde."
"Sagen Sie mal! Wo wohnen Sie eigentlich?" Frau Kornmann sah mich erwartungsvoll an.
"Ich wohne in Feuerbach. Sie kennen den Ort wahrscheinlich, oder?"
"Ja, aber könnten Sie mir bitte Ihre Adresse aufschreiben? Ich hätte nämlich Lust Sie ab und zu besuchen zu können." Sie zog einen kleinen Notizblock samt Kugelschreiber aus ihrer Handtasche und drückte mir beides in die Hand.
Ich notierte meine Adresse und reichte ihr den Notizblock und den Kuli wieder. Sie deutete mit dem Kugelschreiber unter meine Adresse: "Und hier schreiben Sie bitte Ihre Telefonnummer hin, damit ich Sie gelegentlich anrufen kann."
Ich schrieb nun auch meine Telefonnummer auf den Zettel. Währenddessen fragte mich Frau Kornmann: "Eines noch: wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, dass Herr Riedling der Verlobter meiner damaligen Freundin war? Sie hatten doch keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die beiden verlobt waren."
"Das war doch eigentlich nicht schwer herauszufinden. Als Sie mir sagten, dass Frau Kahler nur noch einen lebenden Verwandten hatte, wurde ich hellhörig. Und als sich dann auch noch herausstellte, dass es sich bei diesem Verwandten um Herrn Huber handelte, der allerdings nicht als Täter in Frage kam, wurde mir klar, dass es nur noch eine Person gab, die auf Rache aus gewesen sein konnte."
"Und das war der Verlobte. Nicht schlecht kombiniert, Herr Schmittchen. Sie haben Ähnlichkeit mit Hercule Poirot. Und Sie dürfen das nur im positiven Sinne verstehen. Ich bin ein absoluter Fan der Krimis von Agatha Christie, der Queen of Crime ."
"Und deswegen haben Sie sich die ganze Zeit über an mich rangemacht? Weil ich Ihrer Lieblingsromanfigur ähnele?"
"Nein, aber dass Sie es gemerkt haben, wundert mich wirklich. Ich muss Ihnen jetzt ganz ehrlich sagen, dass ich schon bei der Hinfahrt gemerkt habe, dass es sich bei Ihnen um einen interessanten Mann handelt. Da bin ich dann auf die Idee gekommen, Ihnen den Fall meiner Freundin anzuvertrauen. Das war der einzige Grund, warum ich Ihnen meine Koffer vor die Füße geworfen habe und Sie auf diese in ein Gespräch verwickelt habe. Ich weiß zwar nicht, was Sie darüber gedacht haben, aber egal! Jetzt kann ich Ihnen ja sagen, was ich Ihnen sagen wollte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mich während der Ermittlungen..." Frau Kornmann schien ein wenig zu stottern und setzte ihren Satz fort: "...in Sie verlieben würde."
"Ich muss Ihnen gestehen, dass es mir genauso wie Ihnen geht. Ich habe mich ebenfalls in Sie verliebt."
Es herrschte einige Minuten lang vollkommene Stille zwischen uns beiden. Dann fuhr die S-Bahnlinie 1 nach Esslingen ein. Frau Kornmann stand auf und verabschiedete sich mit leicht rötlichen Wangen: "Also, ich muss jetzt gehen. Ich werde Sie dann bei Gelegenheit anrufen."
"Ja, gut machen wir es so."
Frau Kornmann stieg in die S1 ein und winkte mir noch zu, während die S-Bahn die Station verließ. Ich winkte ihr nach und dachte nach über das, was im Lautersdörfle geschehen war.
Die S6 Richtung Weil der Stadt fuhr ein. Ich nehme die Bahn gewöhnlich immer, weil sie am Feuerbacher Bahnhof auch hält. Ich stieg ein, womit dieser Fall endgültig beendet war.
Weit gefehlt:
Ein paar Tage später, an einem Donnerstag, entdeckte ich in meinem Briefkasten den Brief einer mir bekannten Person. Ich nahm den Brief mit in meine Wohnung, setzte mich an meinen Schreibtisch und öffnete den Brief.
Ich faltete den doppelt gefalteten Brief auseinander und fing zu lesen an:
Sehr geehrter Herr Schmittchen,
Ich war sehr erstaunt darüber, dass es Ihnen gelungen ist, den wahren Mörder meines ehemaligen Mandanten, Herrn Esserle, zu fassen. Sie haben meinen vollen Respekt, auch wenn Sie mich des Öfteren mit Ihren vielen Fragen belästigt haben. Da Sie letztendlich doch auf eine plausible Lösung gekommen sind, wollte ich Sie fragen, ob Sie mir ab und zu auch bei einigen komplizierten Fällen zur Seite stehen könnten. Außerdem wollte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich mit dem Verbrauch des Warmwassers verursacht habe.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Gezeichnet: Frank Gessmann
Kaum zu glauben, dass Herr Gessmann sich bei mir entschuldigte und mich sogar bat, ihm bei einigen Fällen zur Seite zu stehen. Vielleicht wäre das gar keine so schlechte Idee gewesen...
Als ich schmunzelnd seinen Brief las, klingelte das Telefon. Ich hob den Hörer ab: "Ja, Schmittchen hier."
Am anderen Ende der Leitung konnte ich eine mir bekannte Frauenstimme hören: "Guten Tag, ich bin's, Frau Kornmann. Sie haben mir doch im Lautersdörfle erzählt, dass Sie schon früher einmal einen Kriminalfall gelöst haben. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir von dem Fall zu erzählen?"
"Nein, selbstverständlich nicht. Wie sollen wir das einrichten? Ich habe nämlich noch Ferien, da habe ich also eine Menge Zeit."
"Was hielten Sie davon, wenn ich übermorgen um 14.00 Uhr bei Ihnen vorbeischaue?"
"Samstag um 14.00 Uhr? Ja, das ginge. Da können Sie ruhig vorbeikommen."
"Gut, dann wäre das ja geklärt. Ich freue mich schon darauf. Bis dann!"
"Bis dann!"
Daraufhin legte Frau Kornmann auf. Ich hoffte, dass ich mich noch gut an den Fall von damals erinnern konnte, schließlich musste ich ihn ein weiteres Mal von ihm erzählen.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt. Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen auch gerne öfters von meinen Kriminalfällen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag. Der Frühling ist es wert, ihn zu genießen, wenn man sich nicht gerade im vollkommen zugeschneiten Lautersdörfle befindet.
Bis bald,
Ihr Hans-Dieter Schmittchen
Ende
Nachwort
Das war mein erstes Buch. Mit diesem Nachwort möchte ich daher allen danken, die mich beim Schreiben dieses Buches unterstützt haben.
Zunächst danke ich meiner Mutter dafür, dass sie mir einen neuen Computer gekauft hat, weil der alte andauernd abgestürzt ist und ohne den neuen diese Geschichte gar nicht entstehen konnte.
Auch danke ich meinen Freunden Vincent, Paul, Julia und Anne-Olga dafür, dass sie mich immer beim Schreiben unterstützt haben und mich zum Weiterschreiben motivierten.
Ein besonders großer Dank geht auch an Anna, die es mir durch das Erstellen meiner Website www.kogoroakechi.de.vu ermöglichte, meine Krimis ins Netz zu stellen.
Außerdem bedanke ich mich auch bei meinem Protagonisten Hans-Dieter Schmittchen dafür, dass er mir im Laufe der Geschichte treu geblieben ist.
Auch danke ich sowohl Sarah B. als auch Isabel und meiner Lieblingsphilologin Frau Dr. Balzert fürs Lesen und Kommentieren dieser Geschichte.
Sarah E. war mir eine große Hilfe bei der Lovestory. Auch wenn sie mir vor zwei Monaten einen Korb gegeben hat, habe ich sie letztendlich als "Ingeborg Griebert" in dieser Geschichte verewigt.
Ein großer Dank geht auch an meine "AG Kreatives Schreiben", die mir Tipps und Tricks fürs Schreiben gegeben haben.
Ich danke außerdem ALDI für die Herstellung des Sprudels, den ich nächtlich an meinem Schreibtisch stehen hatte.
Genauso danke ich auch IKEA, weil ich da meine inspirierende Schreibtischbeleuchtung, die Hologrammlampe "Alleby", gekauft habe.
Grüße gehen auch nach Amerika an Bill Gates, der es mit seinem "meisterhaften" Microsoft Works geschafft hat, mich täglich zu unterhalten.
Vielen Dank, ohne euch wäre diese Geschichte nicht entstanden,
Euer Carsten
So, jetzt dürft ihr über mich herziehen XD