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After Earth

Zeitalter der Tyranths
von

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Schatten der Vergangenheit

Die Nacht und das Gewitter zogen über die Wüste hinweg. Die angenehme Wärme blieb und langsam wurde es immer wärmer.

Bald schon würde die Sonne erneut über ihnen sein und mit ihren unbarmherzigen Strahlen auf sie niederbrennen.

Zero war eingeschlafen. Sein Fieber war deutlich gesunken und sein Atem ging ruhig.

Endlich hatte sein Körper sich etwas von den Wunden der Rypton erholt. Sein Traum war diesmal bilderlos... still... beinahe tot wirkend.

Yue hatte sich auf Zero gelegt und dort zu einem kleinen Bündel aus Fell zusammengerollt.

Es war still und sehr angenehm.

Kaum etwas war draussen zu hören... also wachte Zero auch nicht auf.

Er ahnte nicht, dass die Wüste ihr Gesicht von Grund auf geändert hatte. Nun erstrahlte sie in einem fabelhaften Grün, gespickt mit unzähligen anderen Farben, welche die tausenden von Blüten zeigten.

Die Hitze würde in wenigen Tagen wieder das aus der Wüste machen, was sie vor dem üppigen Regen gewesen war:

Eine Ebene aus Sand, tot wirkend und verlassen.

Erst beim Nächsten Regen würde sich diese Pracht erneut zeigen.
 

Daoryn stand nun wieder auf und machte sich langsam an den Abstieg, vorsichtig, um nicht an den nun glitschigen Felsen abzurutschen.

Als er unten angekommen war, genoss er erst einmal das Gefühl von Pflanzen unter seinem Füßen. Es war einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl, wenn man wusste, dass alles um einen herum grün war und man das auch spüren konnte.

Dann machte er sich an die Arbeit.

In diesen wenigen, grünen Stunden sammelte er immer Pflanzen und Kräuter, die er trocknete und in seiner Höhle lagerte. Es war das perfekte Essen, wenn es sonst nichts gab und die Heilkräuter hatten schon viele Menschenleben gerettet.

Er sammelte und pflückte, ließ alles in sein Hemd gleiten, dass er zu einem kleinen Beutel geformt hatte und vor sich fest hielt.

Bald war er zufrieden mit seiner Ausbeute und machte sich auf den Rückweg, schlug die Kräuter so in das Hemd ein, dass sie nicht herausfallen konnten und er beide Hände zum Klettern hatte.

Zero schlief immer noch, als er oben ankam. Aber der Mann hatte der Schlaf auch wirklich dringend nötig!

Er schlich sich also ganz leise an ihm vorbei und breitete die Kräuter und Pflanzen auf dem Tisch aus. Er sortierte sie und brachte sie in verschiedenen Behältern unter, die teils aus Stein bestanden, teils aus Glasresten, die er auf dem Schrottplatz gefunden hatte.

Während er arbeitete, wachte Yue auf, sprang vom Bett und tapste neugierig zu ihm. Daoryn grinste ihn an und setzte ihn auf seinen Schoß, machte einfach weiter und kraulte den kleinen Wolf zwischendurch liebevoll. So konnte Yue Zero auch nicht aufwecken und der Mann hatte seine Ruhe.
 

Zero schlief weiter.

Draussen kam Leben in die Siedlung. Sie sahen sich suchend um und begannen, wie auch Daoryn, damit, die einzelnen essbaren Sachen aufzusammeln.

Endlich kam die fruchtbare Zeit des Jahres!

Glücklich darüber, endlich etwas essbares zu haben, freuten sich die Leute etwas.

Diesen Abend würde es ein Fest geben, wie jedes Jahr! Ein Fest der Freude und der Ausgelassenheit.

Durch die Stimmen draussen wachte Zero dann doch etwas auf, murmelte leise vor sich hin.

"..."

Doch noch hielt er die Augen weiter geschlossen.

Schlafen war so schön... er wollte nicht aufwachen!

Der kleine Hund schnüffelte etwas und sah zum Höhleneingang.

Doch sehr lange währte die erste Freude nicht, denn nun mussten die Menschen den Tyranths bei den Aufräumarbeiten helfen... oder besser gesagt: selber machen.

Die Tyranths waren sich selber zu fein um solch harte Arbeit zu verrichten, wie wenn man den angetragenen Sand des Sturmes wegschaffen musste.

Zero ging es besser, das konnte er auch fühlen. Die Kopfschmerzen waren beinahe ganz weg und alles, was noch an das Fieber erinnerte, war sein Geruch nach Schweiss.

Unangenehm... aber nicht sehr stark.

Die Leute draussen machten sich daran den Sand, der sich vor den Aussenmauern der Stadt abgelegt hatte, zu entfernen. Es würde lange gehen, bis alles weg war, doch die Wachen der Tyranths hatten hierbei keinerlei Gnade. Sie würden die Menschen hetzen und ihnen sagen, entweder Arbeit, oder Hungerstod.

Doch in diesen fruchtbaren Tagen würden sie wieder mit der Peitsche drohen... denn nun konnten sich die Menschen selber ernähren und waren so fähig, sich selber zu versorgen.
 

Daoryn hörte ebenfalls, wie sich die anderen Menschen freuten. Er sah kurz zu Zero und stellte erleichtert fest, dass der andere immer noch schlief.

Er lächelte kurz und machte dann weiter.

Er selbst musste eigentlich auch zu den Aufräumarbeiten, aber er konnte Zero ja schlecht hier alleine lassen. Und ihn wecken, um ihm das zu erklären wollte er dann auch nicht.

Ihm war durchaus klar, dass er sich dadurch eine Menge Ärger einhandeln konnte, aber damit würde er wohl leben müssen. Er war sowieso nicht besonders beliebt bei den Wachen. Schon alleine wegen seinem Aussehen...

Er setzte Yue ab und ließ ihn somit zum Eingang laufen. "Fall aber nicht runter!", meinte er leise, rannte dann aber doch lieber hinterher. Er wusste ja nicht, ob dem kleinen Wolf klar war, was ein Abgrund war...

Als er draußen ankam, sah er die zwei Wachen, die auf seine Höhle zukamen. Er seufzte und schob Yue wieder nach drinnen. "Bleib hier und pass auf Zero auf. Ich bin bald zurück!", sagte er zu dem kleinen Hund und zog dann das dunkle Tuch vor den Eingang der Höhle.

Nachher kamen die Thyrants noch auf die Idee, Zero auch dahin zu schleppen, wenn sie ihn sahen.

Er kletterte nach unten und sah die Wachen ernst an. "Bin ja schon da. Ich wollte mich doch nicht drücken."
 

Die Wachen sassen auf zwei grossen Vögeln, die man Kilik nannte. Es waren flugunfähige Rennvögel, welche kurze, dafür sehr muskulöse Beine mit breiten Füssen hatten. Sie waren perfekt dazu geeignet, lange Strecken sehr schnell zurückzulegen und hatten eine ungeheure Ausdauer.

Ihr grosser Schnabel war dafür da, grosse Nüsse zu knacken und das dicke, helle Fellartige Federkleid hielt die Hitze von der empfindlichen Haut ab.

"Ikkk!", machte eines der Tiere, als die umgedreht wurden.

"Dann komm!", meinte einer der Tyranths wütend.

Sie ritten voraus, sehr viel schneller als ein Mensch das konnte.

Die Sandberge waren so verheerend wie noch nie zuvor.

Das würde sehr viel Arbeit geben.

Zero, der nur halb schlafend war, hörte wie sie gingen und schlug die Augen auf.

"..."

Traurig sah er zur Tür und seufzte etwas. Aber wenn Daoryn ihn nicht mitnah, durfte er eben nicht mit.

Die Menschen waren schon an der Arbeit und schufteten.

Immer wieder sah man einen Tyranth auf einem Kilik patrullierten und hin und wieder konnte man den Knall einer Peitsche hören.

Es waren trotz der Fülle an Leben in dieser Zeit, schwere Zeiten. Denn nun hiess es gehorsam sein, sonst wurde man verjagt. Entweder von den Tyranths oder den Menschen selber.
 

Daoryn nickte nur und folgte den Kiliks. Es war unnötig, Streit anzufangen, bei dem er ohnehin den Kürzeren gezogen hätte.

Und ihm machte es schließlich nichts aus, den Tieren zu folgen. Denn auch, wenn sie sehr schnell waren, war er schließlich schneller als ein gewöhnlicher Mensch und er wusste ja auch, wo er hin musste.

An seinem Ziel angekommen gesellte er sich sofort zu den anderen Menschen und half, den Sand wegzuräumen. Er ignorierte die giftigen Blicke gänzlich und ging einfach seiner Arbeit nach. War ja klar, dass die Menschen sauer waren, weil er nicht gleich gekommen war. Aber wenn er ihnen half, dann murrten sie nicht... das war so... typisch.

Sie arbeiteten sehr lange, fast, bis es wieder dunkel wurde. Die Sonne knallte ihnen auf den Kopf und die Thyrants gestatteten keine Pause. Jeder war sehr erschöpft und Daoryn wartete eigentlich nur darauf, dass der erste zusammenbrach.

Auch er selbst war nicht gerade besonders fit, hatte die letzte Nacht eigentlich nicht geschlafen und heute noch nichts gegessen. Aber er biss die Zähne zusammen und machte weiter. Irgendwann würden sie ja hoffentlich fertig sein!

Denn der Sandberg war zwar enorm, jedoch hatte der Regen schon einiges weggespült und der Rest war leichter wegzuschaffen, da der Sand sich mit Wasser vollgesogen hatte und so fast in Stückchen weggetragen werden konnte.

Die Thyrants sahen das zwar nicht gerne, aber schließlich wollten auch sie, dass ihre Stadt so schnell wie möglich wieder frei von Sand war. Der blockierte nämlich die Lüftungsschächte und ließ die Luft unter der Kuppel immer dünner werden.

Als es schon langsam dämmerte, geschah das Unglück und eine junge Frau brach einfach zusammen. Für sie war die große Hitze und der Wassermangel einfach zu viel gewesen.

Daoryn beobachtete sie mitleidig. Einer der Wächter hatte sie schon gesehen und kam auf sie zu, schrie sie ohne Gnade an. Er wollte ihr helfen, wollte zwischen sie und die Wache treten, aber er wusste es inzwischen besser.

Schweigend griff er nach ihrem Bündel, in dem sie den Sand getragen hatte und nahm es zusätzlich zu seinem auf die Schulter. Jetzt konnten die Thyrants sie wenigstens nicht mehr für eine Verzögerung verantwortlich machen. Nicht viel, aber zumindest ein kleiner Trost.

Dummerweise machte ihn die doppelte Last noch viel müder und bald war er überzeugt davon, keinen Schritt mehr tun zu können. Zu seinem Glück verkündeten die Thyrants in diesem Moment das Ende der Arbeit und schickten die Menschen zurück. Er seufzte und machte sich ebenfalls auf den Rückweg, viel langsamer als vorher.

Die Frau, der er geholfen hatte, schenkte ihm ein dankbares Lächeln und ging dann, gestützt von einem der Männer, der ihm einen giftigen Blick zuwarf, fort.

Daoryn schaffte es noch grade so bis zu der Felswand und lehnte sich dann erschöpft gegen diese, ließ sich auf den grünen Pflanzenteppich fallen. Weiter kam er beim besten Willen nicht mehr.
 

Zero blieb alleine.. den ganzen Tag blieb er alleine, bis es dunkel wurde und er es nicht mehr aushielt.

Also stand er auf.

Ja, es ging ihm wirklich besser... viel besser.

Langsam ging er zur Tür und schob das Tuch davor etwas weg...

Und was er sah, raubte ihm beinahe den Atem.

Alles war grün. Unendlich weit und grün!

Und Blumen! Das erste Mal in seinem Leben sah Zero Blumen.

Doch etwas an dem Bild störte ihn... ein leises stöhnen von unten. Zero sah hinunter und erkannte Daoryn.

"Daoryn? Alles in Ordnung?", fragte er leise und stieg zu dem Jungen hinab.

Besorgt sah er ihn an, während Yue oben blieb und hinabsah, während er leicht schnüffelte.

Zero erkannte, dass Daoryn sehr müde sein musste. Nur weshalb?

Er wusste nicht, WAS Daoryn hatte tun müssen den ganzen Tag.

Er setzte sich neben den Jungen und sah ihn besorgt an, von oben bis unten.

"..."

Tief sah er ihm in die Augen. Zero würde es merken, wenn der Junge ihn anlog...
 

Daoryn sah müde hoch, lächelte Zero an.

'Mir geht's gut', wollte er sagen. Aber er wollte nicht, dass Zero dachte, er würde ihn anlügen. Der Mann würde das bestimmt nicht verstehen...

"Ein bisschen müde.", murmelte er deswegen. "Lass mich... einfach ein bisschen hier sitzen und ausruhen.", sagte er, immer noch sehr leise.

Am liebsten würde er jetzt schlafen, aber das durfte er nicht und das wusste er. Wenn er jetzt hier einschlief, war er allem und jedem schutzlos ausgeliefert. Keine sehr verlockende Vorstellung.

Aber er würde schon nicht so lange brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Nur ein paar Minuten... dann konnte er nach oben klettern und in sein Bett fallen...

"Und, fühlst du dich besser?", fragte er Zero, um ihn ein bisschen abzulenken. "Lass mal die Kratzer sehen!"

Der Mann machte ja schon einen viel besseren Eindruck, schien auch keine Schmerzen mehr zu haben und das Fieber... er legte eine Hand auf Zeros Stirn. Ja, das Fieber war auch weg. Ein gutes Zeichen!

"Hast du dich ausgeruht? Hast du genug geschlafen? Und etwas gegessen?" Das wohl eher nicht... er wusste ja nicht, wo sich das befand, was er essen konnte und was nicht.

Daoryn rutschte ein bisschen hin und her, massierte sich ein bisschen das Genick, das unter der schweren Last des Sandes doch ziemlich gelitten hatte. Oh, wie er sich nach seinem Bett sehnte!
 

Zero nahm Daoryn sanft am Arm und half ihm hoch.

"Komm hoch...", bat er ihn leise.

Er wusste ja, wie kalt es in der Nacht wurde hier...

Doch er konnte es sich nicht lassen... er musste einfach eine der Blumen anfassen.

"..."

Erst stellte er die Frage nicht, doch als er sie pflückte und daran roch, fragte er:

"Was ist das?"

Er hatte grün dabei... die Farbe, die er so sehr hasste. Doch andererseits ein sanftes Gelb. Zero lächelte glücklich über diese neue Farbe in seinem Leben. Auch weiss und rot hatte es...

Alles neu. Und es roch so faszinierend!

Die Menschen ruhten sich etwas aus, machte aber alles dazu bereis um zu festen.

Morgen wäre ein freier Tag, denn dann arbeiten die Wachen der Tyranths nicht. Dies hiess auch für die Menschen hier draussen endlich ruhe.

Sie legten ein kleines Feuer an, mit dem wenigen Holz, dass sie auf der Müllkippe gefunden hatten und setzten sich im kreis darum.

Es wurde immer dunkler, doch sie würden hier draussen bleiben und singen, wie sie es meistens taten.

Als Zero das Singen hörte, sah er in die Richtung und heimlich wünschte er sich, dort hingehen zu können. Er wollte auch dabei sein, mitsingen, auch wenn er nicht wusste, wie man sang.

Ob er das auch konnte?

Doch nun wandte er sich erst einmal wieder Daoryn zu und zeigte hoch.

"Hilfe?"

Er würde Daoryn wenn nötig tragen.
 

Daoryn lächelte müde und sah Zero zu, wie er fasziniert die Blumen betrachtete, eine pflückte und daran roch.

"Das nennt man Blume. Riecht gut, oder?", fragte er müde.

Er ließ sich hoch helfen und lehnte sich dann an die Felswand.

Als er Zeros sehnsüchtigen Blick zur Siedlung der Menschen bemerkte, lächelte er traurig. "Du kannst ruhig zu ihnen gehen. Schließlich bist du einer von ihnen. Sie tun dir bestimmt nichts.", ermutigte er Zero. Er würde ihn sicher nicht davon abhalten, zu den Menschen, zu denen er ja gehörte, zu gehen. Wer war er, dass er ihm diesen Spaß und diese Erfahrung verbieten durfte?

"Pass aber auf. Das Feuer - das warme, helle in der Mitte - ist sehr heiß. Das darfst du nicht anfassen. Und wenn du aber zu weit davon weggehst, dann wird es zu kalt und du erfrierst. Mach einfach das, was die anderen Menschen auch machen. Dann wird es schon gehen.", erklärte er, lächelte diesmal etwas fester.

"Danke, nein, das schaffe ich auch alleine. Jetzt habe ich mich ja ein bisschen ausgeruht."

Er machte sich langsam und vorsichtig daran, nach oben zu klettern. Dabei hing er ziemlich seinen Gedanken nach. Was, wenn es Zero bei den Menschen besser gefiel, als bei ihm? Was, wenn er dann dort blieb? Aber war das nicht vielleicht besser für ihn? Vielleicht war er bei ihnen viel besser aufgehoben...

Er seufzte leise, ließ sich aber seine Traurigkeit nicht anmerken, kletterte brav weiter.
 

Zero verstand nicht so ganz...

"Einer von ihnen? Was sind... sie?", fragte er unwissend und folgte Daoryn. Er würde diesen nie alleine lassen.

Dabei passte er auf, dass dieser nicht fiel.

Immerhin, er könnte ausrutschen oder so...

Hätte er gewusst, wovor Daoryn Angst hatte, dann hätte er ihn einfach in den Arm genommen.

Auch wenn Daoryn das niemals so gesagt hätte und es sicherlich auch nie so sagen wird, so sah sich Zero doch als das Eigentum des Jungen.

Immerhin hatte dieser ihn gefunden und verpflegte ihn. Zeros Magen knurrte leise als er hinter Daoryn die Felswand erklomm.

Noch immer den Gesang im Ohr, doch er war tausend mal lieber hier als dort bei den Fremden. Selbst, wenn sie ihn als einen der Ihren ansehen würden.

Nein... er fühlte sich nur hier wohl, bei Daoryn.

Daran konnte keine Sehnsucht der Welt etwas ändern. Und solange der Junge ihn ertragen würde, würde er hier bleiben. Vielleicht würde Daoryn irgendwann seiner überdrüssig... dann hätte er endgültig ausgedient.

Es wurde kalt in der Nacht, doch wenn man eine Wärmequelle hatte, erfror man nicht. Nur wenn man ganz schutzlos war, dann waren die Wüstennächte ein grosses Problem.

Nicht aber, wenn man in einer Höhle wohnte, denn dort hatte es stets konstante Temperaturen. Der Fels sog sich am Tag mit Wärme voll und war in der kalten Nacht eine natürliche Heizung.
 

Daoryn kletterte nach oben und lehnte sich erst mal gegen die Höhlenwand, lächelte dann erschöpft.

"'Sie' sind Menschen. Wie du. Eigentlich gehörst du ja zu ihnen, nicht zu mir. Ich bin nämlich keiner...", erklärte er, ging dann weiter und suchte im Regal nach etwas mehr Fleisch, reichte Zero reichlich und aß selbst eine kleine Menge, stellte ihnen beiden einen Becher mit Wasser und für Yue ein kleines Schüsselchen hin.

Er selbst aß sehr schnell, zog sich dann Hemd und Hose aus und schmiss beides in die Nähe des Eingangs - beides voller Sand! Widerlich! - und ließ sich aufs Bett fallen, schloss müde die Augen. Er wollte für heute nur noch seine Ruhe!

So langsam tat ihm jeder Muskel weh und er glaubte nicht, dass er in nächster Zeit in der Lage sein würde, auch nur einen Finger zu krümmen. Aber das würde schon irgendwie gehen. Notfalls müsste er Zero eben erklären, was der machen sollte. Und morgen hatten die Wachen frei, das hieß, er konnte sich erholen, damit er übermorgen wieder fit war und weiter arbeiten konnte.

Und dass er nackt hier lag... nun, das war ihm ehrlich gesagt einfach egal! Er hatte noch nie ein besonders großes Schamgefühl gehabt und außerdem war Zero doch auch ein Mann. Nichts also, was er nicht schon einmal gesehen hätte...
 

Zero verstand nicht ganz, was Daoryn meinte damit, dass er kein Mensch sein.

Doch das war nicht der Grund dafür, dass er nun wie erstarrt dastand.

"..."

Er starrte den Jungen an, wie er sich auszog.

Sogleich kamen wieder Bilder in seinen Kopf, wie ein Deja-vû. Bilder, wie sich Männer auszogen, in ihr Bett lagen und einen zweiten Mann zu sich winkten.

Er sah, was er dann zu tun hatte und in seinem Hirn gab es einen Durchschluss...

"..."

Schweigend und mit unheilverkündendem Blick lief er auf Daoryn zu, als dieser sich nackt auf das Bett legte.

Er packte den Mantel, den er sich angezogen hatte und liess ihn fallen, lief so ebenfalls nackt auf den Jungen zu.

'In diesem Falle nähere dich deinem Besitzer sinnlich. Sie ihn leidenschaftlich an und dann lege dich zu ihm.', sagte die Stimme eines Mannes in seinem Kopf und Zero gehorchte sofort. Langsam näherte er sich Daoryn, legte sich leicht neben diesem und küsste dessen Hals.

'Streichle deinen Besitzer an Hals, Schulter und Brust. Finde heraus, was er am liebsten hat.'

Zero drehte sich etwas und legte sich regelrecht auf den völlig perplexen Jungen.

Seine Lippen küssten diesen sinnlich überall an Schulter und Hals.

Er sah nur noch Bilder vor sich... Bilder und Stimmen. Stimmen die ihm jeden Schritt erläuterten, ihm klar sagten, was er wie tun musste.

Und obschon Daoryn ihm sagte, er solle aufhören, machte Zero sanft aber fordernd weiter. Küsste, streichelte den ganzen Oberkörper...

Bis die Bilder abrissen und er wie erstarrt über Daoryn war und diesen anstarrte.

Daoryn hatte ihm eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hatte und diese hatte Zero wieder aus seinem programmierten Tun aufgeweckt.

Erschrocken starrte er Daoryn an.

"...i...ich..."

Er zitterte etwas und zog sich sofort zurück. Er stand neben dem Bett und wich vor diesem zurück.

"E...es..t-tut mir Leid!", sagte er dann völlig aufgelöst.

Wie? Wie hatte er das nur tun können?
 

Daoryn saß auf dem Bett, gegen die Wand gelehnt, und starrte abwechselnd seine Hand und Zero an.

Er hatte seit vielen Jahren niemanden geschlagen. Nein, er hatte überhaupt nur ein einziges Mal in seinem ganzen Leben die Hand gegen jemanden erhoben! Und jetzt das...

Aber was hätte er denn tun sollen? Zero hatte ihn gar nicht mehr gehört, hatte diesen glasigen Blick gehabt und wenn er ihn nicht geschlagen hätte... er wollte sich gar nicht vorstellen, was dann passiert wäre...

Er sah langsam von seiner Hand zu Zero. Der stand inzwischen nackt an die gegenüberliegende Wand gelehnt und sah ihn ungläubig, entsetzt an. Daoryn selbst blickte wahrscheinlich auch nicht viel anders zurück. Langsam sickerten die Ereignisse in sein Hirn und er begann zu realisieren, was fast passiert wäre.

Seine Augen weiteten sich und er wurde blass. Dann sprang er auf, zog sich seine Hose wieder an und flüchtete nach draußen, lehnte sich dort erschöpft gegen die Felswand.

Er war so dumm! Er hätte sich doch denken können, das so etwas passieren würde! Wie konnte er nur so dumm sein?

Aber für einen Moment hatte er richtig Panik gehabt! Zero war viel stärker als er selbst und er hatte überhaupt nicht reagiert! Nicht auf seine Worte, nicht auf das Rufen und auch nicht auf die drängende Bitte, aufzuhören.

Er begann zu zittern und zog seine Beine an, legte die Arme darum. In seinen Augen spürte er dieses verräterische Brennen, das immer Tränen ankündigte. Nur sehr mühsam konnte er um seine Beherrschung kämpfen, sich einigermaßen aufrecht halten. Ihm war in diesem Moment einfach alles zu viel!
 

Zero sackte langsam an der Wand herab, dass er sich dabei die Wunden auf dem Rücken wieder aufschürfte, bemerkte er nicht...

"..."

Wie hatte er das nur tun können?! Wie damals... genau wie damals bei dem Jungen... auch dieser hatte gefleht und ihn gebeten aufzuhören, doch er hatte es nicht getan.

Anders als Daoryn konnte sich Zero nicht zurückhalten. Unwissend, dass dies eine Schwäche bei Männern war, weinte er leise.

Nicht des Schlages wegen... mehr wegen der Tatsache, dass Daoryn ihn nun sicherlich hasste.

Yue winselte leise und tapste zu Zero, doch als dieser ihn keines Blickes würdigte, versuchte das Welpen sein Glück bei Daoryn.

Nackt an der Wand kauernd blieb er zurück und schniefte leise. Er hatte es wieder getan! Genau das, was er sich geschworen hatte nie mit Daoryn zu tun.

Doch er hatte diesen beinahe... vergewaltigt. Auch wenn es sehr viel liebevoller gewesen war, als bei dem Jungen... so hatte er es gegen den Willen seines Herren getan... und das war Vergewaltigung.

Oh Gott!

Was... was wenn Daoryn nun wütend war? Ihn rauswerfen würde? Sollte er gehen? Gleich jetzt?

Zero hob den Kopf und sah draussen Daoryn sitzen. Leise schniefte er und wollte aufstehen... doch nun spürte er den neuen Schmerz am Rücken und blieb daher einfach sitzen.

"....es tut mir Leid.... es tut mir Leid...", flüsterte er immer wieder leise und wiegte sich leicht vor und zurück.

Auch er schlang die Arme um die Knie und immer wieder schniefte er leise.

Er wollte das nicht... er wünschte sich, das wäre nie geschehen...

"Ich... ich bin ein Monster... ich bin ein Monster...", sagte er dann zitternd.

Er hasste sich für das, was er Daoryn beinahe angetan hätte. Seine Wange war leicht rot und pochte warm, doch ihm war es egal.
 

Daoryn saß auf dem Felsvorsprung, die Augen geschlossen und verzweifelt bemüht, seine Fassung wiederzubekommen.

Als dann Yue winselnd neben ihm stand und ihm tröstend über die Hand schleckte, waren alle Versuche dahin.

Er nahm den Welpen auf den Arm, vergrub sein Gesicht in seinem Fell und begann, herzzerreißend zu schluchzen. Oh Gott, das war so erbärmlich! Er hatte nicht mehr geweint, seit... er konnte sich gar nicht mehr erinnern. Aber er hatte nicht einmal geweint, als sein Vater ihm ins Gesicht gesagt hatte, dass er ihn nicht wollte und dass er eine Abnormalität sei und doch am besten verrecken sollte. Selbst dann hatte er ihn nur böse angestarrt und war gegangen.

Und jetzt? Jetzt saß er hier und heulte wie ein Schoßhund. Begleitet von Yues leisem Jaulen. Der kleine Welpe verstand zwar nicht, was Daoryn da tat, aber es klang wie Gejaule und so jaulte er einfach mal mit, leckte dem Jungen immer wieder über die feuchten, salzigen Wangen.

Daoryn zitterte leicht und wurde mit jedem Schluchzer wieder durchgeschüttelt.

Als er endlich nicht mehr weinen konnte, stand er zittrig auf, wischte sich über die Augen und ging dann auf wackelnden Beinen wieder in die Höhle, ließ sich dort erschöpft auf das Bett fallen, legte sich jedoch nicht hin.

"Zero...", sprach er den anderen mit brüchiger Stimme an. "Du bist kein Monster! Es war ja keine Absicht..."
 

Zero sah hoch...

Doch die Tränen des Jungen sagten das Gegenteil.

"..."

Er stand auf, nahm sich den Mantel und ging dann einfach raus.

Doch anders als Daoryn setzte sich Zero nicht hin... nein...

Er kletterte runter und lief einfach los. Doch, er war ein Monster... er wusste nicht, was er war, noch WER er war. Was, wenn er irgendwann weiter gehen würde?!

Das konnte er nicht verantworten...

Also lief er los, einfach immer weiter ohne zu wissen, wohin. Die Sonne war untergegangen und es wurde immer dunkler. Und mit der Dunkelheit kam die Kälte....

Die Tränen in seinen Augen wurde kalt und sein Schniefen klang zittrig. Er... er hatte Daoryn zum weinen gebracht... er...

Plötzlich keuchte Zero auf, als er einen Schmerz im Fuss verspürte. Er blieb rasch stehen und sah an sich herab. Etwas durchsichtiges, aber deutlich sehbares... eine Glasscherbe. Blut tränkte den sandigen Boden, als Zero mit der Scherbe weiter lief, hinkte, taumelte und schliesslich an einen Stein gelehnt sich niederliess und wartete...

Zitternd legte er sich den Mantel fester um.

Weiter weg hörte man das Singen der Menschen, doch er würde sich nicht zu diesen gesellen... er war eine Gefahr. Eine Gefahr für jeden.

"..."

Langsam sah er hoch und sah sich die Sterne an. Es glänzte und leuchtete nur so.

"...schön...", murmelte er zitternd und schniefte erneut. Bald würde die Temperatur unter 0 sinken und nur in diesem Mantel würde Zero das nicht sehr lange überleben.

Sein Rücken tat ihm weh, und sein Fuss pochte schmerzhaft.
 

Daoryn sah dem Mann geschockt nach. Was... was hatte der denn vor? Er sah wie gelähmt, wie Zero nach unten kletterte und dann einfach verschwand.

Das war doch einfach nicht wahr, oder? Er war weg! Einfach gegangen. Ohne ein einziges Wort...

Er schwankte ein bisschen und rieb sich über die Augen, als plötzlich alles vor ihm verschwamm. Er brauchte ganz dringend Schlaf! Sonst hatte er wirklich ein Problem!

Aber er konnte sich doch jetzt nicht hinlegen! Zero war da draußen und er würde das sicher nicht lange überleben! Es wurde kalt. ZU kalt!

Daoryn seufzte, zog sich schwankend hoch und warf sich das Hemd über, machte sich dann an den Abstieg. Ganz vorsichtig, Schritt für Schritt, da er seinem Körper nicht zu viel zumuten wollte.

Als dann plötzlich alles vor seinen Augen verschwamm und er den Halt verlor, weil seine Muskeln einfach aufgaben, fühlte er sich mehr erleichtert als alles andere.

Ihm war durchaus bewusst, dass er noch sehr weit oben war und ziemlich tief fallen würde, aber das bekam er gar nicht mehr mit, weil sich noch im Fallen sein Körper endlich den Schlaf nahm, den er so dringend brauchte. Er schlug auf dem Boden auf und blieb einfach liegen. Unbemerkt und im dunkeln blieb er einfach liegen.

Nur das leise Jaulen von Yue hallte durch die Stille.
 

Zero zitterte, doch als er Yue weiter weg jaulen hörte, horchte er auf.

Irgendetwas... klang falsch.

Yue klang besorgt, ängstlich... es war etwas geschehen.

Zero Stand auf, hinkte mit sehr viel Mühe bis zum Eingang der Höhle.

Sein Atem wurde schon zu Wölkchen und seine Glieder wurden schwer...

Doch als er jemanden unter dem Vorsprung liegen sah, wusste er, was geschehen war. Obwohl es ihm schrecklich weh tat, lief er mit der Scherbe im Fuss weiter und als er Daoryn erreichte, zögerte er.

Ob er...?

Na ja... es war einskalt und bald würde es noch kälter werden...

Zero sah sich etwas um, dann hoch.

"..."

Mit dem Fuss würde er unmöglich dort hochkommen... und schon gar nicht mit Daoryn.

Also fasste Zero einen Entschluss...

Er kniete sich neben Daoryn und begann zu graben. Er wusste nicht, ob das funktionierte aber... doch! Der Sand unter der Oberfläche war noch warm, nicht zu sagen heiss!

Rasch grub Zero ein Loch. Durch die harten, vom Wasser verhärteten, Sandteile gab es eine schöne Grube!

Sanft nahm Zero Daoryn und legte diesen hinein. Sich selber auch. Drinnen, geschützt vom Wind, war es gleich viel wärmer und erträgliche 2°...

Daoryn zitterte, darum zog sich Zero ohne nachzudenken den Mantel aus und bettete den Schlafenden darin gut ein. Dann legte er Daoryn an die wärmste Stelle gegen den warmen Felsen. Dieser würde dies auch noch die ganze Nacht lang bleiben.

Dort, wo es aber nicht immer kalt war, legte sich nun Zero hin.

Er wusste nicht, ob er die Nacht so überleben konnte... doch das lag auch gar nicht in seiner Absicht. Jemand, der so gefährlich war, der sollte besser einfach verschwinden.

Zero kuschelte sich ganz nahe an Daoryn, wärmte ihn so ein bisschen mehr.

Doch selber zitterte er heftig und bleib durch die eisige Kälte wach.

Die 2° blieben konstant durch die Nacht hindurch...

Yue hatte sich an den Eingang der Höhle gelegt und wartete geduldig...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  FynnFluff
2005-11-10T04:41:56+00:00 10.11.2005 05:41
Ich kann nun endlich auch das zweite Kapitel lesen und habe das komplette Fanfic, soweit es bis jetzt besteht, heute Nacht durchgelesen! Ich konnte einfach nicht aufhören.
Bitte schreib' schnell weiter!
Ich finde diese Geschichte einfach nur faszinierend und bin schon ganz gespannt, wie sie sich weiterentwickelt. ^-^
Von:  Assija
2005-08-26T21:58:44+00:00 26.08.2005 23:58
ich finde die geschichte richtig fazinierend... tu mir den gefallen und schreib schnell weiter
*smile*

birtte ich will wissen wie es sich mit den beiden weiterentwickelt^^
*kicher*

ASSIJA


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