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Weinende Seele

von

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Abschied

Abschied
 

Der geflügelte Dämon saß auf dem kalten Stein der Terrasse. Sein Blick folgte dem Tanz der fliegenden Blätter. Er liebten den Wind, besonders jener der sich lau auf seine Haut legte. Er erhob sich und ging die grauen marmornen Stufen zum Garten hinunter. Die Blumen zur seiner Seite waren längst welk. Und doch schillerte der Garten in prachtvollen Farben wie rot, gelb und orange. Er lehnte sich an einen der starken Bäume und Blickte in den azurfarbenen Himmel. Die Sonne verschwand allmählich am Horizont.
 

Genüsslich sog er eine Brise des frischen Windes ein. Herbst. Jene Jahreszeit in der alle Schönheit dem kalten Winter weichen muss. Dennoch erstrahlte selbst die Jahreszeit des Sterbens, in der Menschenwelt, in einer Pracht, die ihm beinahe nicht fassbar erschien. Er liebte diesen Ort, auch wenn sein Aufenthalt dort wahrlich nicht gut für seine Gesundheit war. Ein weiterer tiefer Atemzug. Er fühlte wie sich sein Brustkorb hob, sich seine Lungen mit frischer Luft füllten. Ein Gefühl des Schwindels überkam ihn. Er hatte schon zu lange hier verweilt. Zu viel Gift geatmet. Seine Flügel wurden schwerer.
 

Er blickte zu der verfallenen Villa. Ranken von Efeu wucherten an ihren Wänden in die Höhe. Eine Engelsskulptur stand in der kleinen dunklen Nische der Terrasse. Ihr Blick nach unten gerichtet, ihre Hände nach oben zeigend.

Ein bitteres Lächeln legte sich auf die sanften Lippen Teteis. Ja er sollte zurück fliegen. Nach oben, gegen Himmel. Um in der Hölle anzukommen. Oder er würde als lebloser Körper diesen Garten zieren.

Flaumige Federn tanzten zusammen mit verdorrten Blättern durch die abendliche Luft.
 

Ein besorgt aussehender Dämon streifte schon eine ganze Weile lang, die gleiche Route im Zimmer, auf und ab. Zwischendurch schüttelte er wild seine schwarze Mähne, setzte sich hin, den Kopf auf die Hände gestützt, nur um im selben Augenblick wieder aufzuspringen. Mit Sorge blickte er nach draußen. Es war fast Abend. Wo zum Teufel steckst du nur?

Eine kalte Hand der Angst hatte sich schon seit längerer Zeit um sein Herz gelegt. Gierig darauf wartend, im richtigen Moment zugreifen zu können.
 

Was wenn sein Engel nicht zurückkehrt? Schön er hatte seine Sachen gepackt und versichert, dass er Makai verlassen will, doch was hieß das schon?

Was wenn er es sich anders überlegt hat? Vielleicht war er ja jetzt, gerade in diesem Augenblick, bei Laures. In seinen Armen, um Verzeihung bittend, nach Liebe sehnend. Diese verfluchte Warterei machte ihn noch rasend! Geduld war wahrlich nicht seine Stärke. Erst recht nicht wenn es um Tetei ging.

Warum musste ausgerechnet er ihn immer wieder auf die Probe stellen?
 

Zadei reichte es. Er hielt diese verdammte Angst einfach nicht mehr aus. Was wenn Tetei heute Mittag nur ein neues Spielchen mit ihm getrieben hatte? Ha, er und Laures verlassen! Das klang so unglaubwürdig wie die unbefleckte Empfängnis Marias. Nur für tief Gläubige wahrhaft. Und er glaubte, er liebte. Tränen füllten seine bernsteinfarbenen Augen.

Er würde jetzt zu Laures gehen, auch wenn er Tetei dabei in seinen Armen liegen sehen würde. Vielleicht braucht er ja das, um endlich wieder zu Verstand zu kommen, loslassen zu können. Die nackte Wahrheit. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Er wollte gerade losstürmen, als sich ein dunkler Schatten auf die Wand legte. Er erstarrte. Der Umriss von zwei Flügeln hüllten ihn in Enthusiasmus.

Er drehte sich um, bereit seinen Liebsten in die Arme zu schließen.

"Tetei, wo warst du so lange?" Zitternd legten sich seine starken Arme um die schlanke Taille Teteis. Dieser zitterte jedoch weitaus mehr. Seine Augen waren glasig, der Mund trocken. Ohne Umschweife legte Zadei seinen Liebsten auf das Bett. "Was ist passiert?"

Ein leichtes Lächeln. "Nichts, ich weilte nur zu lange im Garten Eden."

"Das ist nicht komisch! Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht!"

Tetei sog schwer die Luft ein. Nein, jene in der Menschenwelt atmete er wahrlich lieber, auch wenn sie Gift für ihn bedeutete. "Fäulnis."

"Was?" "Die Luft hier, sie schmeckt nach Fäulnis. Nach was auch sonst. Bleibt uns die Schönheit der Welt doch verschlossen."

Verwirrt blickte Zadei in Teteis Gesicht. Er war also im Reich der Menschen gewesen, aber warum? "Tetei, sicher das es dir gut geht?"

"Etwas schwach vielleicht, aber ja." Er richtet sich auf, um etwas Wasser einzuschenken. Schwankte jedoch und fiel zurück in die Kissen.

"Warum sagst du nicht einfach was du möchtest?" Leicht verärgert schenkte Zadei ein Becher Wasser ein und reichte ihm sein Gegenüber. "Kannst du mir vielleicht erklären, weshalb du hier hoch geflogen bist, wenn du kaum noch imstande bist zu stehen? Die Palastwache hätte dich sicherlich nach oben begleitet."

"Damit ich Herrn Laures begegne? Nein, danke. Ich will mein eigener Herr sein, Zadei. Frei von Laures Bann und unabhängig von deiner Stärke."

"Das heißt dann ja wohl, dass du dich immer noch zu ihm hingezogen fühlst. Ich wusste es! Wie konnte ich nur so naiv sein, zu glauben du könntest Makai, Laures, verlassen, um mit mir ein neues Leben zu beginnen. Du warst bei ihm stimmts? Aber alle Achtung, euch in der Menschenwelt zu treffen, da hätte ich ja lange suchen können! Wirklich clever."

Verletzt blickte Tetei auf die Decke. "Hast du mir nicht zugehört Zadei? Das einzig was ich in der Menschenwelt getan habe ist nachzudenken. Alleine. Auf dem Rückweg wollte ich Laures nicht begegnen. Du hast recht damit, dass ich mich noch zu ihm hingezogen fühle. Wie sollte ich diese Gefühle für ihn auch so schnell weg sperren. Für lange Zeit war Fürst Laures mein Leben, begreifst du? Jeder Atemzug, jede Bewegung, jedes Wort einzig für ihn. Aber das ist vorbei, hörst du? Ich will es Beenden, hier und jetzt."

Zaghaft und leise fügte er hinzu "Mit deiner Hilfe würde es mir leichter fallen."
 

Wie erstarrt blickte Zadei in die tief grünen Augen.

"Dann willst du wirklich, dass ich mitkomme? Mit dir?"

"Hast du daran gezweifelt?" Scham stieg in den Shougun hoch. Ja, sein Vertrauen war nicht besonders groß gewesen. Hatte er je welches?

"Um ehrlich zu sein, ja. Genaugenommen habe ich in den letzten Stunden nichts anderes getan, als gezweifelt."

Ein Lächeln zierte jetzt Teteis ebenes Gesicht. "Die letzten Stunden? Und dennoch steht das Schloss noch? Das ist doch schon mal ein Anfang, findest du nicht?"
 

Diesmal war es Unsicherheit die Zadei einfing. "Meinst du das jetzt ernst oder nicht?" Ein Blick in Teteis Gesicht genügte. "Scheiß drauf, ich würde dich überall hin begleiten. Ob in ein neues Leben oder in den Tod. Selbst wenn ich nur eine neue Arena von deinen Intrigen betrete, würde mich mein Verstand ja doch nicht daran hindern, sonder sich dir mit Freude unterwerfen. Aber bist du dir sicher, dass du das willst? Mich an deiner Seite haben?"

Zärtlich legte Tetei seine rechte Hand auf die Wange Zadeis.

"Ohne mich würdest du doch zu Grunde gehen."

Eine bronzene Hand schloss sich um die zarte Teteis. "Ist das der einzige Grund? Du weißt, dass ich für dich immer eine Gefahr sein werde. Und oftmals können dich deine weißen Flügel vielleicht nicht schnell genug von mir fort tragen." Tetei legte seinen Kopf auf die starke Brust Zadeis.

Mit einer leicht ironischen Stimme antwortet die Engelsgestalt "Weißt du nicht, dass ich das Unglück liebe Zadei?"

Der Herzschlag des Shouguns beschleunigte sich. Fest schloss er seine Arme um die sanfte Gestalt.
 

Sachte löste sich Tetei aus der Umklammerung und blickte fest in die Augen seines Gegenübers. "Ich werde lernen müssen, deinem Körper vertrauen zu schenken. Du hingegen musst lernen, meinem Herzen zu vertrauen."

Ein zärtlicher Kuss besiegelte die Worte.

"Ich werde mich also in Beherrschtheit üben und du dich in Ehrlichkeit?" Überrascht weiteten sich kurz die Augen Teteis. "Einverstanden."

"Und? Ich habe den Palast stehen lassen. Mein erster Schritt ist getan. Wann gehst du den deinen?"

Tetei verstand sofort, auf was Zadei hinaus wollte. "Gib mir Zeit. Im Moment kann ich dir nur mein Vertrauen schenken."

Zadei schloss seine Arme fest um den Körper seines Engels.

"Was ich begehre ist dein Herz. Deine Liebe. Nicht nur deine Ehrlichkeit und dein Vertrauen. Ist es den so schwer mir das zu geben, wonach ich mich so sehr sehne?" Neckisch drückte sich Tetei näher an Zadei. "Sicher, dass du Worte von mir begehrst und nicht meinen Körper?"

Ein breites Grinsen von Zadei. Noch etwas das er lernen musste. Raffinesse.

Er bettete sich mit seinem Engel im Arm in die seidigen Kissen.

"Im Morgengrauen?" "Ja." "Zweifel?" "Nein."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Flokati
2005-08-11T16:30:41+00:00 11.08.2005 18:30
Also, erstmal schließe ich mich in allen Punkten Psychose an, und dann nochmal ein gaaaaaaanz dickes Lob für die Gestaltung der kritischen, wichtigen Szenen!!! Das Gespräch von Zadei mit Laures war allererste Sahne! >.< *dops* Also, hoppeldihopp, schnell weiter!
Flokki
Von: abgemeldet
2005-08-09T14:54:34+00:00 09.08.2005 16:54
Juhuuu! Ein neues Kappi*freu freu*
Titi und Zadei machen sich also aus dem Staub und der Störfaktor Laures wird wohl in nächster nicht mehr auftauchen...heißt das, das Ende naht? Mit happy End für Zadei und Titi? Ich will noch kein Ende *nach Seimaden Fics süchtig ist* Aber falls doch bald Sense ist, muss Titi vorher unbedingt beweisen, dass er Zadeis Körper vertraut, gell? ^O^
Schreib schnell weiter. Bin schon gespannt wie's mit den beiden weiter geht.
Bai bai ^_____^v
PS: Wie wär's mit dramatischer Action? Laures von Sehnsucht zerfressen folgt den beiden, haut den Zadei KO und holt sich sein geflügeltes Sahneschnittchen wieder...*dumdidum* ^_________________________-


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