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Erste Lektion: Liebe

Nightmare // Gazette
von

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Beste Freunde sind bescheuerter als Brüder und die will man nicht küssen

„Hey…“ Sakito ging einfach an Hitsugi, der ihm die Tür offen hielt, vorbei auf dem Weg in dessen Zimmer.

„Ich wünsche dir auch einen schönen Abend, Sakito. Komm doch einfach rein! Nein, es ist völlig in Ordnung, dass du mich mitten in der Nacht aus dem Bett klingelst und dann hier einfach so aufkreuzt. Es ist echt okay, du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen! Und fühl dich ruhig wie zu Hause!“, sprach Hitsugi sarkastisch zu einer imaginären Person vor der Haustür, in die Richtung, in der Sakito gestanden war, und verbeugte sich abermals.

„Jetzt hab dich nicht so… Es sind schließlich Ferien und sonst gehst du auch nicht so früh ins Bett.“ Sakito stand mit verschränkten Armen vor der Treppe und wartete darauf, dass sich Hitsugi beruhigte.
 

„Was ist los, dass du so spät noch herkommst?“, fragte Hitsugi, als sie es sich in seinem Zimmer bequem gemacht hatten.

„Ni~ya hat es dir bestimmt schon erzählt.“ Sakito ließ sich rücklings auf das Bett fallen, mit einem Arm über dem Gesicht, während Hitsugi vor ihm im Schneidersitz auf dem Boden saß.

„Was soll mir Ni~ya erzählt haben?“ Hitsugi fuhr sich mit einer Hand den letzten Rest Schlaf, aus dem ihn Sakito vor einigen Augenblicken geholt hatte, aus den Augen und gähnte einmal Herzhaft.

„Na, was passiert ist…“, gab Sakito daraufhin vage als Antwort.

„Wann ist was passiert?“ Langsam aber sicher verlor Hitsugi seine Geduld. Woher sollte er wissen, was passiert ist? Mit ihm redete ja keiner mehr. Weder Sakito noch Ni~ya hatten seit letzter Woche mit ihm geredet, ihm kam es fast so vor, als wären sie sauer auf ihn gewesen, weil er den Filme-Abend mit ihnen sausen hatte lassen. Seit einer Woche verhielten sich beide total komisch, gingen sich und auch ihm aus dem Weg. Natürlich würde er gerne wissen, was an dem Abend vorgefallen war, das beide so aus der Bahn warf. Aber ein guter Freund, wie er es war, fragte nicht nach, sondern wartete bis sie zu ihm kamen.

Er grinste bei diesem Gedanken. Ja, er war ein echt guter Freund…

„Ni~ya hat dir nicht erzählt, was an dem Video-Abend passiert ist?“ Sakito richtete sich im Bett auf, stützte sich auf seinen Ellbogen ab und sah zu Hitsugi runter. Er hätte von Ni~ya erwartet, dass er zuerst zu Hitsugi rannte und ihm alles brühwarm erzählte, sich bei ihm die Seele aus dem Leib heulte. Naja, vielleicht nicht gerade heulte, aber mit ihm darüber redete, so dicke wie die zwei miteinander waren.

„Nein, er ist mir seitdem aus dem Weg gegangen. Was ist denn passiert?“ Hitsugi wurde neugierig. Sakito kam mitten in der Nacht zu ihm nach Hause, musste mit ihm reden und es handelte sich um den Abend, an dem er nicht anwesend war. Das war interessant.

„Also…“ Sakito setzte sich im Bett aufrecht hin, verknotete seine Beine ineinander, bis er in einem Schneidersitz Hitsugi gegenüber saß. „Wir…“ Hitsugi würde sich ins Fäustchen lachen, wenn er es ihm jetzt sagen würde, was ihm Ni~ya noch nicht gesagt hatte. Er kannte Hitsugi genau und er konnte sehen, wie seine Reaktion ausfallen würde; er würde in die Hände klatschen und laut „Ich hab’s doch gewusst!“ schreien. Er wollte ihm diese Genugtuung nicht wirklich geben, aber er musste mit jemandem darüber reden und Hitsugi war nun mal sein bester Freund und Vertrauter, auch wenn dieser jemand schadenfroh und besserwisserisch war, wie kaum ein anderer.

„…haben uns geküsst…“, beendete er das Geständnis leise, den Kopf zur Seite gedreht, damit er Hitsugi nicht in die Augen sehen konnte und mit einem leichten Rotschimmer um die Nase.

„O~kay…“, sagte Hitsugi gedehnt. Sakito und Ni~ya hatten sich also geküsst, vor einer Woche, an dem Abend, als er sich herausgeredet hatte. Seine Ausrede hatte eigentlich nur diesem Zweck gedient und der wurde auch erfüllt. Aber wieso erfuhr er erst jetzt davon?!? Seine zwei besten Freunde, die er zueinander führen wollte, machten hinter seinem Rücken miteinander rum und er erfuhr erst jetzt davon?! Eine ganze Woche war vergangen und weder Ni~ya noch Sakito konnten ihre kleinen Ärsche zu ihm bewegen und ihm davon erzählen?! Er war doch auch nur ein Mensch und Menschen wollten mit Tratsch bei Laune gehalten werden!

„Wie ist es dazu gekommen?“, fragte er nur gespielt beiläufig. Nein… es war völlig in Ordnung, wenn ihm sein bester Freund erst 1, 2, 3…7! Tage später erzählte, was passiert war. Das war so, als würde man Inselbewohner erst sieben Tage nach Ausbruch des Vulkans evakuieren. Vielleicht nicht so extrem, aber immerhin ein Vergleich. Er war ganz schön beleidigt, auch wenn er wusste, wieso Sakito nicht noch am selben Abend zu ihm geeilt war und ihm alles brühwarm erzählte. Er konnte es wirklich verstehen, aber trotzdem war er beleidigt! Als bester Freund hatte man Privilegien und der beste Tratsch gehörte nun einmal dazu!

Scheiße Mann!! Er führte sich gerade so auf wie ein kleines Mädchen, das an Weihnachten die falsche Barbie bekam.

„Kurzfassung oder ausführlich?“ Sakito hatte nicht wirklich Lust, den vergangen Samstag noch einmal im Kopf durchzugehen, sonst müsste er noch einmal über den Kuss nachdenken und über das, was Ni~ya gesagt hatte. Erst mit Hitsugi reden; dann nachdenken.

„Wie gesagt; es sind Ferien. Ich hab Zeit. Erzähl mir alles!“ Jetzt musste er hier auch noch darum betteln alle Einzelheiten zu hören… Und das nannte sich beste Freunde? Toller Freund, Sakito. Seit wann musste man ihm alles aus der Nase ziehen, er war doch sonst nicht so geizig mit Worten…

„Also gut, dann fang ich mal an. Letzten Samstag, das war so: Ni~ya ist um kurz vor sechs gekommen und…“ Sakito lag wieder auf dem Bett, einen Arm unter dem Kopf, der andere lag quer über seinem Gesicht. Er verzog ab und an mal sein Gesicht, machte eine kurze Pause, wenn er schnell die Reihenfolge der Geschehnisse ordnete, was eigentlich völlig sinnlos war, wie er sich auch eingestand, weil ihm noch alles detailliert im Kopf herumschwirrte, so als wäre es gerade eben passiert.

„…Dann hat er mich gefragt ob er mich küssen dürfe und er hat so traurig ausgesehen, da konnte ich nicht nein sagen. Nach dem Kuss hat er ganz leise „Danke.“ geflüstert und ist einfach gegangen. Und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört.“ Sakito fühlte sich beschissen. Am liebsten wollte er heulen. Er mochte Ni~ya und es setzte ihm immens zu, dass der Andere so tat wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Okay, er konnte nicht von Ni~ya erwarten, so zu reagieren als wäre nie etwas vorgefallen, aber wenigstens auf seine Anrufe hätte er antworten können. Aber dann hätte er nicht gewusst was er sagen sollte, über das Wetter hätten sie sicher nicht reden brauchen, deswegen war es letzten Endes besser, dass er die Anrufe nicht entgegen genommen hatte.

Vielleicht war es auch besser, dass ihm Ni~ya ein wenig aus dem Weg ging, so hatte er ein bisschen Zeit über das nachzudenken, was letzte Woche passiert war.

„Diesmal war es aber ein richtiger Kuss?“, war Hitsugis toller Beitrag. Mit dem Kopf über Sakito gebeugt musterte er dessen Gesicht und grinste dabei schelmisch.

„Ist das alles was dich interessiert, du alter Perversling?! Ich versuche hier mein inneres Chaos etwas zu ordnen und du fragst mich ernsthaft ob es diesmal ein richtiger Kuss war?!?“ Sakito wurde langsam wütend. Hitsugi hatte ihn definitiv am falschen Ende erwischt und wenn er versuchen sollte ihn mit nervtötendem Geschwafel von wegen ‚echter Kuss’ zu ärgern, dann war der Zug bald abgefahren und Sakito müsste sich jemanden anderes zum Reden suchen, wenn er denn noch eimal die Kraft dazu fand.

„Und ich versuche dir dabei zu helfen… Ist das denn so schlimm?... Also was war’n das jetzt für’n Kuss?“ Hitsugi grinste immer noch breit. Dem sollte er glauben, dass er helfen wollte? Wenn er ihm dann damit auf den Sack gehen sollte, würde er ihm eine reinhauen. Er war heute nicht mehr geduldig. Seine Geduld hatte er mit Ruki schon verloren.

„Warum ist das so wichtig?“ Irgendwie traute er Hitsugi heute nicht ganz über den Weg. Wahrscheinlich hatte sich Rukis Paranoia auf ihn übertragen.

„Na, war es nur ein freundschaftlicher, unschuldiger Kuss oder einer mit Zunge, ein heißer und leidenschaftlicher?“ Hitsugi wollte es wissen. Dann könnte er ihm sagen, was sich vielleicht in Sakitos Kopf momentan abspielte und ihn auch ein bisschen ärgern. Wenn man denn sonst keinen Spaß hatte…

„Das letztere…“, gab Sakito nur beschämt von sich und sofort färbten sich seine Wangen in einen gesunden Rot-Ton.

„Und… wie war er?“, fragte Hitsugi in einem neckenden Ton.

„Was soll das?! Ich dachte du willst mir helfen!!!“ Sakito verlor jetzt endgültig das letzte bisschen seiner kaum noch vorhanden Geduld. Er setzte sich im Bett auf und sah Hitsugi mit einem verächtlichen Blick an.

„Oh, das will ich und das tu ich. Du musst mir nur ein bisschen entgegenkommen.“ Hitsugi saß in einer Psychotherapeuten-Pose vor ihm auf seinem Bett und blickte Sakito aus unschuldigen Augen an.

„Ach und das tust du, indem du mich fragst wie der Kuss war?“ Sakito war kurz vorm Durchdrehen. Dass sich Hitsugi auch nicht einmal auf den Ernst der Sache konzentrieren konnte!

„Ganz genau. Wenn ich weiß, was du bei dem Kuss gefühlt und gedacht hast, dann wird dir bestimmt einiges klarer…“ Es fehlten nur noch die Brille und der Notizblock, dachte sich Sakito. Wieso fing er nicht an, alles über seine Kindheit zu analysieren. Ja genau, er war jetzt bestimmt so ratlos, weil irgendetwas in seiner Kindheit nicht gestimmt hatte. Wahrscheinlich saß das Trauma über den Verlust seines Meerschweinchens Bruno so tief in seiner Seele, dass er fortan keine anderen Beziehungen auf sozialer Ebene knüpfen konnte. Er hatte doch noch nicht mal ein Meerschwein gehabt!

„Hat dir der Kuss denn wenigstens gefallen?“, hakte Hitsugi weiter nach.

„Ja…“ Sakito vergrub sein Gesicht in den Händen. Ja, der Kuss hatte ihm gefallen. Mehr als das, genau deswegen war er doch so durcheinander.

„Und… würdest du ihn gern noch mal küssen?“

„Ja…“, kam es von Sakito geflüstert. Und wie gern er ihn noch einmal küssen wollte. Das wollte er schon nach dem ersten Mal, als Ni~ya ohnmächtig war. Er würde am liebsten den ganzen Tag nichts Anderes machen, aber das ging nicht. Ni~ya war nur ein Freund.

„Was hast du gefühlt, während ihr euch geküsst habt?“ Hitsugi der Analytiker. Dass er nicht lachte.

Was hatte er denn gefühlt, als Ni~ya ihn geküsst hatte? Es war ein unbeschreibliches Gefühl gewesen… er war sich so schwach und gleichzeitig beschützt vorgekommen, es war ein wunderschönes Gefühl gewesen…Und danach hatten seine Knie die Konsistenz von Pudding angenommen.

„Ich weiß nicht… Aber es war ein schönes Gefühl. Ich hab mich sicher gefühlt und nicht mehr allein…“ Sakito war ganz versunken in seinen Gedanken, genoss noch einmal den Kuss. Seinen ersten richtigen Kuss.

„Was gibt es da denn noch zu überlegen? Ihr habt euch geküsst, es hat dir gefallen und du willst ihn öfter küssen, dann ist doch alles klar: du bist in ihn verliebt! Du musst es ihm nur noch sagen!!“ Für Hitsugi war von vornherein schon alles klar gewesen. Er kannte seine Freunde und wenn etwas nicht mit ihm stimmte, merkte er das sofort. Nur, dass es so lange dauerte, bis es auch Sakito endlich merkte, hätte er nicht erwartet.

„So einfach ist es nicht. Ich…natürlich liebe ich Ni~ya!... Als Freund und wie einen Bruder und dieser Kuss hat da einfach nicht reingepasst… verstehst du?“ Sakito sah Hitsugi mit großen fragenden Augen an.

Hitsugi seufzte einmal ganz tief. Sakito würde die Liebe noch nicht einmal erkennen wenn sie ihn in den Arsch beißen würde. Freund, Bruder… Das war doch alles Bullshit! Klar passte der Kuss da nicht rein! Wer wollte denn schon seinen Bruder küssen?

„Und was bin ich für dich?“

Sakito sah Hitsugi verwundert an. Was sollte denn diese Leier? „Naja.. Du bist mein bester Freund und auch wie ein Bruder. Ihr beide habt den gleichen Platz in meinem Herzen."

„Willst du mich dann also auch küssen?“, fragte Hitsugi trocken. Er wusste was kommen würde.

„Bist du verrückt?!? Wieso sollte ich dich küssen wollen?“ Sakito glaubte sich verhört zu haben. Hatte Hitsugi nicht mehr alle Tassen im Schrank? Sie wussten beide genau, dass er an so etwas auch nicht im Entferntesten dachte.

„Bei Ni~ya willst du es doch auch. Und da wir beide gleich gestellt sind, hab ich mir gedacht, ein bisschen Inzest könnte nicht schaden…“ Er grinste frech. Sakito war manchmal wirklich wie ein kleines Kind, dem man alles von Grund auf erklären musste, wie das mit den Bienen und Blumen. Der Junge war ein verdammtes Genie wenn es um Schule oder die Probleme seiner Freunde ging, aber kaum stand er im Mittelpunkt, war in seinem Hirn tote Hose.

„Nein! Bei Ni~ya ist es was Anderes… Ja… vielleicht fühle ich mich ein bisschen hingezogen zu ihm… und ehrlich gesagt, ist auch das, was mir am meisten Angst macht… ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll…“ Sakito fuhr sich mit den Händen durch die Haare, vergrub sie darin, verhakte seine Finger in ein paar Strähnen und zog fest an ihnen. Seine Kopfhaut gab nicht nach, was ihm ein klein wenig Sicherheit gab. Ein kleines Stöhnen entfuhr ihm, als er noch schnell hinzufügte: „Gott! Vor einer Woche habe ich noch nicht mal im Traum daran gedacht, was mit Jungs zu haben!“

„Und jetzt tust du es?“ Hitsugi hatte Mitleid mit seinem besten Freund. Er konnte es zwar nicht nachvollziehen, wie er sich gerade fühlte, aber verdammt gut vorstellen. Es war für ihn bestimmt nicht leicht mit der ersten Liebe und dann auch noch mit der Zuneigung zu einem anderen männlichen Wesen konfrontiert zu werden.

„Ich weiß es nicht! Ich weiß gar nichts mehr!! Vielleicht bin ich verliebt, vielleicht ist es aber auch bloß die Verwirrung… Ich kann dir nicht sagen, woran es gelegen hat, dass meine Knie nach dem Kuss gezittert haben oder weshalb ich mir immer und immer wieder einen Kuss mit ihm vorstelle… Und ich weiß nicht ob diese Gefühle stark genug sind, um eine Beziehung anzufangen… I-Ich weiß, dass er mich liebt und ich will ihm keine Hoffnungen machen, bevor ich mir nicht sicher bin, was es ist, das ich fühle…“

Okay, er war wirklich verwirrt, fast schon verzweifelt. Und gerade eben war er dabei zu plappern, er wusste es, aber konnte nicht aufhören. Es tat gut, sich einfach alles von der Seele zu reden, auch wenn es für Außenstehende noch chaotischer wirkte; für ihn war es befreiend. Wenn er erst einmal alles ausgeplaudert, die ganzen Puzzelstücke um sich herum verteilt hatte, fiel es ihm leichter sie zu ordnen.

„Vielleicht solltest du mit ihm darüber reden, nicht mit mir…“ Hitsugi sah ihm ernst ins Gesicht, versuchte ein bisschen von seinem Verständnis auf Sakito zu übertragen, indem er seine Augen fixierte.

„Würde ich ja gern, aber erst möchte ich selber wissen, was hier drinnen los ist…“ Er tippte mit einem Finger auf seine Brust. „Und außerdem, benimmt er sich momentan wieder so, als gäbe es mich nicht….“ Sakito drehte seinen Kopf weg, wand den Blick von Hitsugi ab, wollte ihm nicht zeigen wie traurig er wirklich war. Ni~ya fing wieder an, sich von ihm zu distanzieren, ignorierte ihn fast schon. Er müsste lügen, wenn er sagte, es mache ihm nichts aus.

„Du weißt, es ist seine Art mit dem Schmerz umzugehen.“ Wenn Ni~ya etwas bedrückte, vergrub er sich in seiner Welt. Er redete nicht mit ihnen darüber, sondern versteckte sich vor ihnen, vor allem, was ihm Probleme und Kummer bereitete.

„Ja, aber muss er mich damit verletzen? Ob er es will oder nicht, er tut es.“, antwortete Sakito gereizt.

„Ach Satty…“ Hitsugi legte mitfühlend einen Arm um den nun wieder sitzenden Sakito und zog ihn ein wenig zu sich. „Komm mal her…“ Er ließ Sakito seinen Kopf auf die Schulter legen, strich ihm zärtlich darüber. Sakito genoss das Vertrauen und die Geborgenheit zwischen ihnen. Endlich konnte er sich fallen lassen, einfach nur schwach sein und ein bisschen im Selbstmitleid versinken.

„Für dich ist doch alles schon ganz klar. Und du weißt es.“, fuhr er ruhig fort, hörte nicht auf ihm immerwährend über das weiche Haar zu streichen. „Warum hast du nur so eine Angst es dir selber einzugestehen?!“ Hitsugi hob seine Schulter und Sakitos Kopf gleich mit, sah ihm dann mahnend in die traurigen Augen.

„Ich habe keine Angst!“ Sakito zog seinen Kopf hoch, wollte aufspringen und davonfliegen wie eine aufgeschreckter Spatz. Wild gestikulierend versuchte er sich zu verteidigen, seinen Standpunkt zu festigen, indem er mit „Es ist nur…“, ansetzte, es aber sogleich wieder sein ließ, nachdem ihm aufgefallen war, dass er gar nicht wusste, wie er das weiterführen sollte. Ertappt und geschlagen legte er seine Hände, die nur Sekunden vorher in die Luft gegriffen hatten, als hinge dort die Lösung an unsichtbaren Seilen, auf die Oberschenkel, kratzte mit den Fingernägeln leicht über das Textil der Hose. „Doch...", sagte er. "Ich hab eine Scheiß-Angst…“, fügte er kleinlaut hinzu.

„Wovor?!?“ Hitsugi drehte sich abrupt in seiner Sitzposition um, so dass er Sakito jetzt mit vor Unverständnis geweiteten Augen ungläubig anstarrte. „Hast du Angst, jeder würde sich gegen dich stellen, wenn du dir auch nur einmal erlaubst glücklich zu sein? Hast du Angst davor einen Mann zu lieben? Wovor?!?“

„Nein… Es ist…“ Sakito biss sich auf die Unterlippe und ließ seinen Kopf verloren umherwandern. Wenn er es doch nur selber wüsste, was es war, dass ihm Angst machte, dann säße er jetzt nicht mehr hier und müsste sich bei Hitsugi ausheulen. Er war schließlich genau deswegen hier, um herauszufinden woran es lag, dass er bei Hitsugi war und nicht schon bei jemand anderem.

„… Es ist nur…“, versuchte Sakito weiter zu erläutern. Er legte eine kurze Pause ein, um seinen Gefühlen eine Gestalt in Form von Worten zu verleihen. „… Ich kenne ihn schon seit meiner Kindheit! Ich will nichts kaputt machen, was schon so lange währt!“ Er machte wieder eine kurze Denkpause, zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. Hitsugi folgte aufmerksam seinem Geständnis. „Vielleicht habe ich mich ein wenig in ihn verliebt, das streite ich auch nicht ab, aber es wird vorbeigehen. Ich will die Freundschaft mit Ni~ya nicht aufs Spiel setzten, nur um zu erfahren was aus dem „Was wäre, wenn…“ geworden wäre. Er ist mir als Freund viel wichtiger, als es mir ein Beziehungsversuch mit ihm je Wert wäre.“

Hitsugi schnaubte nach diesem Satz laut auf, schüttelte seinen Kopf und stand müde vom Bett auf, um zu seinem Schrank zu traben. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall…“

Nachdem Hitsugi kurz in einer Schublade rumgewühlt hatte und auch gleich fündig geworden war, schmiss er Sakito mit einem „Und damit wir uns gleich verstehen: Du schläfst heute Nacht hier!“ ein weites T-Shirt an den Kopf.
 

Als sich Hitsugi und Sakito nach zehn Minuten umziehen (nur in Sakitos Fall) und Bad endlich ins Bett gelegt hatten, konnte keiner von ihnen einschlafen. Wach lagen sie nebeneinander und hingen eine Weile ihren Gedanken nach, bis Hitsugi mit einem „Sakito?“ wieder das Wort ergriff.

„Hm?“, kam es zwar nicht schläfrig, jedoch recht unaufmerksam von diesem.

„Du weißt, dass du nur Müll gelabert hast…“ Hitsugi drehte seinen Kopf ein wenig in die Richtung, in der er Sakito vermutete.

„Hm…“ Sakito verzog sein Gesicht ein wenig, als er sich das eingestand.

„Freundschaft ist eine gute Basis für eine Beziehung…“

„Hmmm…“, überlegend stimmte ihm Sakito dabei zu.

„Und ihr seid seit längerer Zeit keine richtigen Freunde mehr…“ Hitsugi machte ein bemitleidenswertes Gesicht, als er die Tatsachen klarstellte.

„Hm.“ Hitsugi hatte Recht. Hitsugi hatte den ganzen verdammten Abend schon Recht.

„Es ist also nichts Schlimmes dabei, sich seine Gefühle einzugestehen…“ Hitsugi lächelte mitfühlend in die Dunkelheit hinein. Auch wenn Sakito es nicht sehen konnte, so wusste dieser, dass er es tat.

„Hast ja Recht…“ Sakito seufzte resigniert auf. Natürlich hatte er Recht.

„Wirst du mit ihm reden?“, hakte Hitsugi weiter nach. Jetzt wo er Sakito fast so weit hatte sich seiner Gefühle sicher zu sein, wollte er ihn davon abbringen.

„Weiß nich… Morgen vielleicht… wenn er mich an sich ranlässt…“, gab Sakito nachdenklich zurück.

„Oh… ich bin mir ganz sicher, dass er dich an sich ranlässt!!! Wahrscheinlich liegt er in seinem Bett und stellt sich gerade nichts Anderes vor!!!“ Hitsugi grinste unverwechselbar schmutzig. Es war keine Spur mehr von Ernst oder Einfühlsamkeit mehr zu entdecken, stattdessen war der alte, neckende Hitsugi wie man ihn kannte wieder zurückgekehrt.

„Gute Nacht!“ Sakito drehte sich daraufhin genervt im Bett um und beendete somit ihre nächtliche Unterhaltung. Er konnte ja nicht wissen, dass Ni~ya just im Moment wirklich das tat, was Hitsugi gesagt hatte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Von:  Donald
2008-07-08T18:46:39+00:00 08.07.2008 20:46
Hitsugi der Seelenklepmner xD
Find ich toll, zumal er einfach nie seinen Humor verliert.
Ich liebe ihn in dieser FF *___*
Genauso wie Ruka xD
Von:  Nessera_Noire
2007-02-23T14:19:47+00:00 23.02.2007 15:19
wow...das war echt klasse ^_^b
du kannst wirklich dialoge schreiben (im gegensatz zu mir *hust*), da sollte ich mir mal ne scheibe von abschneiden ^^'''
das ganze gespräch ist jedenfalls logisch und nachvollziehbar. und das verhalten der beiden und ihre art zu sprechen passt 100%ig zu dem charakter, den sie in dieser ff haben ^^

immerhin ein fortschritt jedenfalls, dass sakito mal merkt, dass er in ni~ya verliebt ist XD aba ich hoffe, dass heißt nicht, dass die ff sich dem ende zuneigt .__.
Von: abgemeldet
2007-02-21T22:55:59+00:00 21.02.2007 23:55
YAY! geniaaaaaaaaaaaaal*___*~
hitsugi is soo lustig xD
es IST liebe°O°~ glaub mir wenn ich sage dass das meine lieblingsff ist^^~
das gespräch zwischen saki und hitsu ging mir richtig unter die haut xD und meine gesichtsmuskeln tun mir vom ständigen grinsen weh |D
Von: abgemeldet
2007-02-21T17:51:51+00:00 21.02.2007 18:51
Yuuuuuuuuuuuuuuuuu ,satty is ja so niedlichXDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD,freu mich schon aufs nächste chap*keks dalass*
Von:  aloha
2007-02-21T09:31:25+00:00 21.02.2007 10:31
endlich *auch mal mitbekomm*
*chu*
sie ist toll~ und saki weiß es.. udn tanzt drum herum wie die maus um den speck *mau*
aber versteh ich~ man hat'S nicht leicht~~~~
da bin ich wahnsinnig gespannt wie es mit den beiden weiter geht aber auch was uruha und rei betrifft.. ~
lass uns bitte nicht noch mal gaaaaaaaaaaaaaanz so lang warten~~ *bettelnd anguck* *unmöglich desu*
Von: abgemeldet
2007-02-20T18:44:40+00:00 20.02.2007 19:44
*seufz*
Ein hoffnungsloser Fall, aber süß. ^^
Du bringst das ganze Chaos in Sakito und seine Verwirrtheit mit einer wahnsinnigen Feinfühligkeit rüber. Ich bin wirklich begeistert! Ich glaube, hätte ich die Szene schreiben müssen, ich wäre kläglich gescheitert...
Also: Respekt von mir. Du hast hier ein super Kapitel abgeliefert. ^^
Mach weiter so!
Von: abgemeldet
2007-02-20T01:21:59+00:00 20.02.2007 02:21
ah~
ich hab so lange auf eine fortsetzung gewartet *_*

und ich verstehe sakito soosososo~ gut.
-,-v wir haben das gleiche schicksal, freude! ._.

is gut geschrieben ^^ wie immer
und interessant und auf seine weise lustig.
das kannst du echt gut.
Von:  MikaChan88
2007-02-19T21:03:58+00:00 19.02.2007 22:03
endlich gehts weiter!!! ^^
is echt total super worden!!! hitsu is total super. ^^
schreib bitte ganz schnell weiter, bin schon total gespannt wie es weiter geht!!!! ^-^

cu,
MikaChan
Von:  teufelchen_netty
2007-02-19T18:43:16+00:00 19.02.2007 19:43
hitsu is so geil. ich find ihn so geil.
^^
bina uch neugierig, was noch als nächstes kommt
Von: abgemeldet
2007-02-19T18:22:56+00:00 19.02.2007 19:22
Ahh~! *kreisch*
Es geht weiter!
Willkommen zurück! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich mich gefreut hab, als ich das Update hier gesehen hab. *glücklich seufz*
Und dann auch noch gleich so ein tolles Kapitel... Schön, dass Sakito sich endlich eingestanden hat, dass er doch was von Ni~ya will. Und Hitsugi mag ich in dieser FF wirklich. *nod*
Naja, jedenfalls freue ich mich wie ein Kullerkeks und hoffe du lässt dir bis zum nächsten Chap nicht ganz so viel Zeit.
*wink*


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