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Erste Lektion: Liebe

Nightmare // Gazette
von

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Dirty Dancing und Shakespeare In Love waren noch nie eine gute Mischung

Oi.. Hallo... Hier bin ich wieder mit einer verspäteten Fortsetzung. Der Teil ist länger als die anderen. 8 Word Seiten. Gebt euch das mal! °_°
 

Viel Spaß beim Lesen und schaut bitte über kleinere Fehler hinweg. -_-
 

+++
 

Ni~ya sah sich in dem Raum um, in dem er sich gerade befand und merkte, dass sich fast nichts verändert hatte. Ein paar neue Bilder haben sich zu den älteren, vergilbten auf der schweren Eichenkommode, die mit ein paar modernen Platzdeckchen versehen war, gesellt. Und der Grusch, der früher schon so extrem systemlos im Zimmer verteilt war, hatte sich gehäuft wann immer sich die Gelegenheit geboten hatte eine japanische Frau mit unnützen Sachen zu einer Feierlichkeit damit zu überraschen, und stand nun orientierungsloser auf Plätzen, die frei zu sein schienen.
 

Komisch, dachte er sich. Wie gut er sich diese Räumlichkeiten unbewusst eingeprägt hatte, als er noch ein und aus ging wie ein weiteres Kind dieser Familie. Das letzte Mal vor einem Jahr, schoss es ihm durch den Kopf. Vor einem Jahr hatte er Sakito das letzte Mal besucht. Es lag an ihm selbst, dass er sich von Sakito abgewandt hatte und ihn seltener und letztendlich gar nicht mehr belagerte. Als er festgestellt hatte, dass er ihm hinterher lüstete wie ein hungriger Geier einem verrottendem Stück Aas. Als er gemerkt hatte, wie sehr sein Innerstes zu schmerzen begann, als Sakito den Raum betrat und für ihn die Sonne aufging.

Er wollte das nicht. Er wollte das alles nicht. Er wollte nicht leiden, jedes Mal wenn er Sakito sah und so versuchte er sich von der Quelle des Schmerzes loszulösen. Versuchte den Kontakt zu Sakito zu verringern, oder gar abzubrechen, da er gedacht hatte, je seltener er ihn sah, desto weniger würden die Qualen. Doch je seltener er einen Blick auf ihn erhaschte, in der Schule im Pausenhof oder auf der Straße, desto kostbarer wurden für ihn diese Augenblicke, in denen er am liebsten zu ihm gerannt wäre und ihn geküsst hätte. Ihm fiel auf, dass er seine Gefühle für Sakito nicht abstellen konnte, wenn er ihn nicht mehr so oft sah, nicht mehr so viel mit ihm unternahm, sich stattdessen nach seinem bloßen Anblick verzerrte wie ein Verdurstender nach einem Schluck Wasser.

Es änderte gar nichts, dass er sich vor ihm abschottete, es machte alles nur noch schlimmer.
 

Konfrontation ist die beste Verteidigung, hatte er sich gedacht und geschworen, ihm nicht mehr aus dem Weg zu gehen.

Und jetzt war er hier, im Wohnzimmer der Familie Edokawa und starrte auf grinsende Urlaubsfotos vom letzten Ausflug der Familie auf Okinawa. Sakito war so schön auf ihnen, so entspannt, erholt und gebräunt. Richtig glücklich und unbeschwert. Er hätte alles dafür gegeben mit dabei gewesen sein zu dürfen, allein schon die Vorstellung von Sakito in knappen Badeshorts brachte ihn ins Schwitzen.
 

"Huhu?! Erde an Ni~ya!!" winkte Sakito mit einer freien Hand hin und her, legte den Kopf etwas schief und musterte Ni~ya aus großen, verwirrten, braunen Augen. "Ich versuche dich schon seit einigen Minuten zu erreichen, aber anscheinend bist du so vertieft in das Hochzeitfoto meiner Eltern, dass man meinen könnte du seiest Eifersüchtig auf meinen Paps!" kicherte er als er eine große Schüssel Popcorn, die er bislang noch in seiner Hand gehalten hatte, auf den kleinen Tisch vor dem gemütlichen, roten Sofa platzierte.
 

"Ähm... Nein! Ich habe mir eure Urlaubsfotos angeschaut, die habe ich noch nicht gekannt..." stotterte Ni~ya peinlich berührt, als ihm auffiel, dass das Foto der traditionellen Hochzeit direkt hinter dem Bild stand, auf dem Sakito abgebildet war, wie er lachte und sich seine vom Wind zerzauste Frisur bändigte. Er wirkte so glücklich auf diesem Bild, trotzdem stimmte irgendwas nicht damit.
 

"Wann war das?" fragte er weiter nach, drehte sich von den Bildern weg und in Richtung Sakito, der gerade dabei war, alles für einen gemütlichen Videoabend vorzubereiten. Es war Hitsugis Idee gewesen und Sakito war voller Enthusiasmus darauf eingegangen. Wie immer, wenn ihm eine Idee in irgendeiner Weise gefiel. Alle drei zusammen, hatte es geheißen, wie in alten Zeiten. Viel Spaß, viel Gelächter und viel Popcorn und Chips, bedeutete es für Sakito. Für Ni~ya war das nur ein weiterer Abend, an dem er sich zurückhalten musste und versuchen würde, so wenig wie möglich zu Sakito zu schielen.
 

"Das war letztes Jahr im August. Meine Eltern wollten diesmal eine andere Ecke auf Okinawa besichtigen, nicht immer nur Naha. War ganz interessant dort." Gab Sakito nur knapp zurück und arrangierte weiter, Gläser, Chips und Cola. Normalerweise erstattete Sakito, egal um was man ihn befragte einen ausführlichen Bericht, nach dem man sich so fühlte dabei gewesen zu sein und soeben frisch gebräunt und erholt aus dem Urlaub zurückgekommen wäre.
 

Ni~ya fiel es wie Schuppen von den Augen. Letztes Jahr August. Klar, da hatte er angefangen sich von ihm abzuwenden. Hatte manchmal sogar so getan, als würde er ihn nicht kennen, auch wenn er gesehen hatte, wie sehr es den Jüngeren verletzte. Alles was er damals gewollt hatte war eine Antwort auf sein komisches Verhalten, die er ihm bis jetzt nicht gegeben hatte.
 

Sein Blick wanderte wieder in Richtung des Bildes, das er bis eben noch angestarrt hatte. Es war die Traurigkeit, die Sakito damals nicht zuließ vollkommen unbeschwert und glücklich zu sein. Das breite Lächeln wirkte mit einem Mal so falsch und aufgesetzt, routiniert, damit er den dummen Fragen anderer entkam.
 

"...später." Riss ihn Sakito erneut aus seiner Starre. Verwirrt blinzelte er die letzten Überreste des Urlaubsfotos aus seinen Gedanken und fragte mehr als nur dümmlich: "Huh?"
 

"Ich sagte," setzte Sakito an, langsam, als ob er gerade einem Erstklässler eine mathematische Formel erklären wollte. "Hitsugi kommt ein bisschen später." Er hatte schon aufgegeben sich über Ni~ya zu wundern, der egal unter welchen Umständen nicht ansprechbar zu sein schien.
 

Geräuschvoll ließ sich Sakito in das weiche Sofa plumpsen und begutachtete die ausgeliehenen DVDs, die Hitsugis Wunschliste entsprachen. Anspruchslose Splatter- und Metzgerfilme (Metzger- im Zusammenhang von zerstümmeln...- To), wie er gern zu sagen pflegte.
 

"Wollen wir schon mal anfangen oder warten wir, bis Hitsugi kommt?" fragte er Ni~ya, der sich in eine Ecke des Sofas setzte, immer darauf bedacht, nicht in die Nähe von Sakito zu kommen.
 

"Mir egal..." antwortete er wahrheitsgemäß. Er war sowieso nicht daran interessiert irgendwelche blutigen Leichenteile durch die Luft schwirren zu sehen, wenn er was Interessanteres beobachten konnte. Der eigentliche Grund wieso er hier war, war sowieso Sakito, bei dem er sich, nach dem Kuss und Hitsugis beflügelnden Worten, Hoffnung einredete. Eigentlich total schwachsinnig, und doch konnte er dieses aufkeimende Feuer nicht löschen.
 

Seine Gedankengänge und die unangenehme Stille wurden von einem wild, in allen Farben aufleuchtendem Handy, das gerade ansetzte den Refrain von Papa Roachs ,Last Resort' zu dudeln, unterbrochen.
 

,Hitsugi ruft an' blinkte eine schwarze Schrift auf blau leuchtendem Display von Sakitos Handy.
 

"Hey, was gibt's?" nahm Sakito ab.

Eine Weile herrschte Stille am diesigen Ende der Leitung und Ni~ya konnte beobachten, wie Sakito gespannt zuhörte, hier und da mal die Stirn runzelte oder ungläubig die Augen verdrehte.
 

"Sollen wir jetzt diese scheußlichen Filme wohl alleine gucken, oder was?" entgegnete er seinem unsichtbaren Gesprächspartner.

"Hm... kann man nichts machen. Hoffe du findest sie bald. Mata." Enttäuscht seufzte er in den Hörer und klappte sein Handy wieder zu.
 

"Wie's aussieht wird das heute ein Hitsugi-freier Abend - eine seiner Katzen ist abgehauen und er muss sie jetzt suchen. Und er kommt nicht ehe er seine Katze gefunden hat, falls er überhaupt kommt..." beleidigt zog Sakito eine herzzerreißende Schnute, "Und ich habe keine Lust mir diese billigen Filme anzusehen..."
 

War das jetzt eine Anspielung darauf, dass der Abend ohne Hitsugi im Arsch sei und er getrost verschwinden konnte? Fragte sich Ni~ya. Klar, er war in letzter Zeit kein wirklich guter Freund gewesen, aber hieß es dann auch gleich, man könne mit ihm alleine keinen Spaß mehr haben? "Soll ich dann gehen?" richtete er seine betrübte Frage an Sakito.
 

"Nein! Du bleibst schön wo du bist!" zu lange hatte er versucht einen Abend nur mit ihnen dreien zu arrangieren, jetzt wo seine Eltern weg waren, sie das ganze Haus für sich alleine hatten und Ni~ya einmal nicht auf seine kleine Schwester aufpassen musste, wie er sich sonst immer rausgeredet hatte, würde er ihn nicht einfach so davon laufen lassen. "Ich habe nur gesagt, dass ich diese billigen Filme nicht sehen will, was aber noch lange nicht heißt, dass ich gar keine Filme sehen will!" ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf seinen femininen Zügen ab und Ni~ya dachte, er würde die Kurve nicht mehr kratzen und hier und jetzt anfangen zu hyperventilieren.
 

"Ich habe sicherheitshalber noch andere Filme ausgeliehen, für den Fall der Fälle, wie er jetzt eingetroffen ist!" schnell ließ er ,Ichi - the Killer' und die anderen Zerstümmelungsfilme vom Tisch verschwinden und ersetzte sie durch ,Dirty Dancing', ,Honey' und ,Save the last dance'.
 

"WOW!" geschockt durch die jetzt bevorstehende Zeit der unerträglichen Qualen stöhnte Ni~ya laut auf. Er wusste ja, welchen Filmgeschmack sein Angebeteter hatte, aber mussten es Filme sein, die sich ausschließlich um schlechte Musik und noch schlechter inszenierte Lovestorys handelten? Bei aller Liebe, da hätte er sich jetzt lieber die grottenschlechten Metzgerfilme nach Hitsugis Wahl angesehen. "Ich glaub, es ist echt besser, wenn ich verschwinde!"
 

"Nix da! Du wirst jetzt gefoltert und gepeinigt! Solange bis du anfängst zu weinen!!" aus dem diabolischen Grinsen wurde eine sadistische Fratze. Sakito wusste, dass sein Geschmack was Filme anbelangte, sich in keinster Weise mit dem von Hitsugi oder Ni~ya identifizierte. Und er hasste es, sich Filme alleine ansehen zu müssen und diesmal müsste Ni~ya dran glauben.
 

"A-aber das kannst du mir nicht antun!!" wimmerte und schluchzte Ni~ya als Sakito gerade dabei war den ersten der drei Filme in den DVD-Player zu legen. Desinteressiert setzte sich Sakito wieder auf seinen Platz, verhakte seine Beine in einen Schneidersitz und grinste Ni~ya fies an. "Doch, und wie ich das kann!"
 

Oh... Und wie durch ein Wunder lernte das hässliche unscheinbare und verdammt untalentierte Entlein, mit dem einfallsreichen Namen ,Baby', durch den großen, machohaften Tanzlehrer ,Johnny' das Tanzen und alle waren glücklich und zufrieden....
 

Ungläubig, mit hochgezogenen Augenbrauen, saß Ni~ya auf der rechten Seite der Couch und stützte seinen Kopf mit Hilfe der Armlehne auf seiner Hand ab. Wasn toller Film. Dachte er sich ironisch und fragte sich zum wievielten Male, warum er sich das antat. A) Weil Sakito in dazu zwang, B) weil er sich Hoffnungen machte, der andere würde doch auf ihn stehen und, wie Hitsugi schon gesagt hatte, es nur noch nicht wusste, und C) weil er sowieso die meiste Zeit dazu nutzte unauffällig zu Sakito zu schielen, der gerade eben traurig oder glücklich lächelnd in ein Taschentuch schniefte.
 

Und der sagt von sich selbst, er sei nicht weibisch. Alles klar, und seine Oma schiss Gold.
 

Einerseits war er froh über Hitsugis Abwesenheit, dessen Ausrede so was von Fadenscheinig war, dass ein indischer Teppichknüpfer lachend zusammengebrochen wäre, andererseits verfluchte er ihn, weil er so den Strapazen von dummen Filmen mit noch dümmeren Inhalten ausgeliefert war. Es war ihm schwer gefallen und er musste sich auf die Zunge beißen, keinen dummen Randkommentar abzulassen, jedoch ließ sich das ein oder andere verächtliche Schnauben nicht ganz unterdrücken.
 

Der Abspann des Films ließ Sakito freudig aufseufzen und veranlasste ihn dazu aufzustehen und den nächsten einzulegen, hätte ihn nicht eine Hand, die sich um seinen Unterarm gewickelt hatte, davon abgehalten. Verdutzt sah er auf den Besitzer dieser Hand, der ihn gerade flehend und bittend von unten herauf ansah.
 

"Bitte! Oh großer Sakito-sama, beweiset mir eure Gnade und verschonet mich! Vergebet mir all meine Sünden und Missetaten, die ich je in meinem kurzen Leben vollbracht habe!!!" winselte er theatralisch, an Sakitos Herz appellierend.
 

"Um dir deine Sünden zu vergeben, vermag es mehr als diese drei schundhaften Werke der unbekannten Welt!" gab Sakito gespielt, aber mit halbem Ernst, zurück.
 

"Ich bitte! Ich flehe! Ich bettle um Gnade! Lasset mich euer Diener sein, nur schüttet nicht mein karges Hirn mit diesem Dunste zu!" spielte Ni~ya weiter, sank vor dem stehenden Sakito auf die Knie und verschränkte die Hände wie zum Gebet in seine Richtung.
 

"Diener?" Sakito schien hellhörig geworden zu sein. "Ein Diener vollbringt die von ihm verlangten Taten, er beantwortet alle Fragen, seid ihr euch dieser Dienste bewusst? Nur ein Narr ließe sich auf dieses Bündnis ein!" Wie ein Prinz schritt Sakito zu der schweren Kommode, an der Ni~ya am früheren Abend gestanden hatte, vollkommen versunken in dieses mittelalterliche Rollenspiel.
 

"So bin ich ein törichter Narr, ein närrischer Verräter, vernarrt in euer Antlitz, in eure Anmut und Gnade! So habt erbarmen mit einem Narr und nehmet ihn als euren Leibeigenen!" schauspielerte er mit einer Hand auf seiner Brust, immer noch kniend.
 

"Nun gut! So sei es denn! Werdet mein Diener, beantwortet mir alle Fragen, erweiset mir jeden Dienst und danket mit eurer Treue?" Erhobenen Hauptes blickte er nach unten in Ni~yas grinsendes Gesicht.
 

"Mit meiner Treue danke ich euch, mit meinem Herz und meiner Seele! Mein Leben sei wertlos, sei es nicht für euch!" Ni~ya streckte seine Hand nach Sakito aus.
 

"Jede Frage!" ernst schaute er wieder auf Ni~ya hinunter.
 

"Eine Antwort möchte ich euch auf all eure Fragen geben, auf all eure Fragen möchte ich eine Antwort wissen! So stellt mir nun eure Fragen! Traget mir eure Dienste auf! Ich möchte euch dienen wie ein törichtes Kind!" Ni~ya ging vollkommen in seiner Rolle auf, was würde er dafür geben Sakito jeden Wunsch zu erfüllen, sei es nur für einen Abend und nur für dieses Schauspiel. Er wollte ihm nur einmal zeigen, was er alles für ihn tun würde, damit dieser sähe was er ihm bedeutete.
 

"Warum hast du dich damals von mir abgewendet?" traurig und auf eine Erklärung gespannt stützte sich Sakito immer noch an der Kommode ab.
 

Völlig aus der Fassung gerissen, starrte Ni~ya Sakito an. Es war nicht mehr das lustige Rollenspiel von gerade eben, das war wieder die Realität. Schneller als ihm lieb war, wurde er wieder zurückgeholt, mit einem Hammer erwartet.
 

"Sakito..." stotternd ließ er sich wieder zurück in das Sofa sinken, verfluchte es sogleich, als er feststellte, dass es keine Ausweichmöglichkeit daraus gab und er immer tiefer in dessen weiche Kissen sank. "Wir haben doch schon darüber geredet..." versuchte er ihn erneut von sich zu distanzieren, mit einer billigen Notlüge abzuspeisen.
 

"Nein, haben wir nicht!" Er hatte das Gefühl, dass es dieses mal nicht klappen würde. Verbissen steuerte Sakito Ni~yas Tabuthema an, von dem er nicht wusste, was ihn erwartete. "Wir haben nie darüber geredet. Hitsugi und ich haben darüber gerätselt. Ich hab mich gefragt, woran es liegen mag, dass du dich von uns oder besser gesagt von mir distanziert hast. Woran hat es gelegen? Sag es mir!" Jetzt war es an Sakito zu flehen. Er forderte den Grund, wollte eine Bestätigung haben, dass nicht er es war, warum sich Ni~ya immer weiter von ihm entfremdet hatte und es immer noch tat. Sie standen sich momentan gegenüber wie zwei völlig Fremde, die sich vor langer Zeit einmal gekannt haben.
 

"Es ist viel zu kompliziert, als dass ich es erklären könnte. Du würdest es nicht verstehen..." Ni~ya rieb sich die Schläfen, fuhr mit seinen Fingern anschließend durch sein schwarzes Haar, wo sie einen Moment lang verharrten. Oh, Gott. Was hatte er sich da nur wieder eingebrockt. Nervös wippte er mit seinen Knien auf und ab.
 

"Hältst du mich für blöd oder für engstirnig, dass du annimmst du bräuchtest es mir nicht zu erklären? Eigentlich müsstest du mich besser kennen, schließlich waren wir mal Freunde!" aufgebracht schnaufte Sakito die Luft laut aus.
 

"Sind wir denn keine mehr?" verletzt sah ihm Ni~ya in die Augen. Waren sie das denn nicht mehr? Freunde? Wenn ihm in diesem Jahr eines klar geworden ist, dann war es, dass ihm die Freundschaft zu Sakito mehr bedeutete als dieses dumme Gefühl in seinem Bauch.
 

"Nicht mehr so wie früher..." setzte Sakito traurig fort. "Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, haben uns alles erzählt und über Probleme geredet. MAN! Wir waren schlimmer als eine Horde Weiber!" Was er damit meinte waren der Zusammenhalt und die enge Bindung zwischen ihnen, so wie sie es meistens nur in Mädchenfreundschaften entstand.
 

Ja, das waren sie. Man konnte sie nicht trennen, sie waren wie Drillinge, die alles miteinander teilten, den Kummer, den Schmerz, das Glück. Jeder wusste über den anderen bescheid und einer konnte fühlen, wann es dem Anderen schlecht ging. Es war schon fast unheimlich wie gut sie sich gekannt haben.

Aber das alles hatte Ni~ya scheinbar zerstört.

"Was war es? War es der Ruf, den ich als Tunte weghatte? Hast du dich geschämt, mit mir befreundet gewesen zu sein, weil ich als Schwuchtel beschimpft wurde, dass du dich so von mir abgeschottet hast und allen Kontakt vermeiden wolltest? Hat es dich so sehr angewidert in meiner Nähe gesehen zu werden? WAS?!" schrie Sakito völlig aus der Fassung. Seine Augen glitzerten verräterisch, gaben nur einen Bruchteil von dem Preis, wie er sich damals gefühlt hatte und es jetzt noch tat.
 

"Hast du eigentlich eine Ahnung was für Vorwürfe ich mir gemacht habe? Ich hab mich gefragt, was ich falsch gemacht habe, was ich besser hätte machen können?! Du hast nicht den blassesten Schimmer was du mir angetan hast!" Einzelne Tränen rannen ihm jetzt triumphierend übers Gesicht. Verloren klammerte er sich an das schwere Stück Holz, an einen Zeugen der Vergangenheit und der Gegenwart. "Und jetzt hältst du mich auch noch zu dumm um dich zu verstehen..."
 

"Sakito, nein!" sprachlos starrte er auf seinen Freund, unwissend, wie er jetzt darauf reagieren sollte. Er fasste das alles falsch auf und interpretierte zuviel hinein. Müde rieb er sich über die Augen. "Ich halte dich nicht für dumm! Ich weiß nur nicht, wie ich dir das alles erklären oder wo ich anfangen soll..." gab er kleinlaut von sich.
 

"Fang am Besten am Anfang an." Beruhigte sich Sakito wieder, wich nicht einen Schritt von der Kommode, die ihm sicheren Halt und Beistand gab.
 

"Okay..." Ni~ya sammelte sich oder besser gesagt seine Worte. Er wusste nicht, welche die richtigen waren, welche die falschen. Gab es überhaupt noch ein Richtig oder Falsch, für das was er sagen musste?

Er holte noch einmal tief Luft und atmete laut aus, als er zu reden begann.

"Es hat angefangen, als ich gemerkt hatte, dass ich mich verliebt habe. Es war keine Schwärmerei mehr, die man irgendwie noch abschalten konnte, sondern richtig krass schwer...verliebt. Ich wusste nicht, mit wem ich darüber reden sollte, ich konnte damit nicht zu dir oder zu Hitsugi, das stand außer Frage, also habe ich darüber nachgedacht. Ich wollte dieses Problem selbst auf die Reihe kriegen, so dass keiner von euch etwas mitbekommt, wollte versuchen dem Grund aus dem Weg zu gehen und habe mich dann immer weiter vor euch verschlossen. Ich hatte angenommen es würde helfen, wenn ich ihn nicht mehr so oft sehe, wenn ich nicht mehr damit konfrontiert wäre ständig über ihn nachzudenken, dachte dieses Gefühl würde mit der Zeit vergehen. Aber das hat alles nichts geholfen. Je seltener ich ihn gesehen habe, desto kostbarer wurde für mich der Augenblick, in dem ich ihn erhaschte. Und es hat genauso wehgetan, wenn nicht noch mehr.

Ich hatte den Kontakt mit euch gebrochen, weil ich nicht wollte, dass ihr davon erfahrt. Es war weder irgendein bescheuertes Gerücht, noch habe ich mich vor irgendwem geekelt." Er sah Sakito verständnislos an, dass er es auch nur als Erklärung in Erwägung für sein Verhalten gezogen hatte.
 

Betreten sah dieser zu Boden. Die Tränen, die er vorher noch aus Wut und Verzweiflung vergossen hatte, waren getrocknet und nichts weiter als ein salziger Film auf seiner Haut.

"Nur weil du dich in einen Kerl verliebt hast, hast du uns ignoriert? Alles nur wegen einem Kerl? Warum bist du damit nicht zu uns gekommen, wir hätten dich verstanden! Oder wenigstens zu einem von uns? Warum bist du nicht zu mir gekommen?!" Fassungslosigkeit stand in Sakitos Gesicht geschrieben. Wegen einem Kerl so eine große Dummheit zu begehen, seine Freunde zu verlieren! Wie verzweifelt, wie bescheuert musste Ni~ya gewesen sein, anzunehmen, seine besten Freunde würden ihn nicht verstehen.
 

Ein bitteres Lächeln umspielte Ni~yas Züge als er Sakito in die Augen sah.

"Würdest du zu dem gehen, der der Auslöser für das ganze ist?" Jetzt war es raus, das wovor er sich seit der Erkenntnis gefürchtet hatte. Nun fehlte nur noch Sakitos Reaktion.
 

Dessen Augen weiteten sich ungläubig und fragend. Er verstand nicht. Er der Auslöser für das ganze? War das eine Beschuldigung? "Wie bitte?"
 

"Du hast mich schon verstanden. Würdest du zu demjenigen gehen, in den du verliebt bist?" wiederholte er noch einmal, mit dem selben traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
 

Sakitos Herz setzte aus oder machte einen Salto, er fühlte es momentan nicht genau. Er fühlte eigentlich gar nichts, nur dass ihm heiß und kalt auf einmal wurde. Er war wie gelähmt, hatte seinen Körper, sein Hirn und alles was dazu gehörte nicht mehr unter Kontrolle. "Warum ich?" hauchte er in den nur vom Fernseher beleuchteten Raum hinein.
 

"Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet du. Es ist einfach passiert. Dein Körper, deine Stimme, deine Art, einfach alles an dir fasziniert mich. Ich kann es nicht ändern, ich hab's probiert." Nach außen hin gespielt locker zuckte er mit den Schultern, während in seinem Inneren ein Chaos rumorte. Bitte lass es schnell vorbei sein, flehte er gen Himmel. Er hätte alles ertragen können, einen Wutausbruch, einen Freudenschrei, aber nicht diese Stille und Benommenheit.
 

"Ich geh besser..." Langsam erhob er sich aus seinem ungemütlichem Sitzplatz und schlurfte zwischen dem Sofa und der Kommode, an der Sakito immer noch wie angewurzelt stand, vorbei Richtung Tür.
 

"Warum... hast du es mir nicht schon vorher gesagt? Warum hast du mich erst so verletzen müssen?" kam es leise von dem Benebelten, der sich langsam aber sicher aus seiner Statuen ähnlichen Position löste.
 

"Ich hatte Angst vor deiner Reaktion..." murmelte Ni~ya, den Kopf gesenkt, seine Füße fixierend.
 

"Ich...hätte dich schon nicht umgebracht und werde es auch jetzt nicht tun..." lächelte Sakito nervös.
 

"Ich weiß.." erwiderte Ni~ya angespannt.
 

"Wieso also dann so lange?" Was war es, dass Sakito wissen wollte? Wollte er alles wissen, ihn ausbluten lassen wie ein gepeinigtes Tier? Wollte er ihn analysieren und studieren? Wozu?
 

"Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben." Gestand er sich ein. Wieso fiel es ihm dann jetzt so schwer?
 

Wieder siegte das Schweigen, in der keiner wusste was er sagen, wie er sich verhalten oder bewegen sollte. So eine unangenehme scheiß Stille.
 

Ni~ya kratzte sich das letzte bisschen Mut zusammen, von dem er nie gedacht hätte sie zu besitzen. Es war sowieso schon alles vorbei, wieso sollte er nicht den Wunsch, den einzigen, den er noch hatte, äußern?

"Kann ich dich um einen gefallen bitten?" Er drehte sich wieder um, sah Sakito schüchtern an.
 

"Welchen?" kam es neugierig von Sakito. Solange er ihn nicht darum bat, seine Liebe zu erwidern, war alles machbar oder zumindest einer Überlegung wert.
 

"Darf...darf ich dich küssen?" Traurig, so furchtbar traurig wirkte er auf Sakito, dass es ihm schwer fiel ,Nein' zu sagen.
 

"Vergiss es, das war ein dummer Gedanke! Ich geh wirklich besser!" verlegen schüttelte Ni~ya den Kopf, war schon dabei sich umzudrehen und aus dem Raum zu eilen, als ihn ein leise gekrächztes "O-Okay." innehielten ließ.
 

Okay? Okay?! Hieß das jetzt er dürfte ihn küssen? Ihn richtig küssen? Den ersten und wahrscheinlich letzten Kuss mit Sakito? Dem Teufel gehörte seine Seele und er den Verdammten, für diesen einen Kuss.
 

Schritt für Schritt ging er zurück in das dunkle Zimmer, sein Augenmerk auf Sakito gerichtet, dessen Herz unwillkürlich anfing schneller zu schlagen.
 

Er spürte sein eigenes Herz gar nicht mehr, so schnell pochte es gegen seine Rippen, als er bei Sakito ankam, eine Hand auf dessen Wange legte und sie in seinen Nacken wandern ließ. Mit der anderen umschlang er zitternd seine Taille, drückte ihn näher an sich.
 

Zögernd legte Sakito eine Hand auf Ni~yas Arm, dessen Hand auf seiner Hüfte ruhte, die andere platzierte er auf seiner Schulter, fühlte die angespannten Muskel, die unter dem Textil des Shirts lagen.
 

Wie oft und wie lange hatte er schon davon geträumt und jetzt wurde sein Traum war, es fehlten nur noch ein paar Zentimeter, bis sich ihre Lippen berührten, die zwei für einen kurzen Moment eins werden ließen. Vorsichtig, als wäre der andere aus Glas, liebkoste Ni~ya die köstlichen Lippen, saugte etwas mutiger geworden an ihnen.
 

Er fuhr mit seiner Zunge sanft die Unterlippe Sakitos nach, prägte sich ein, wie sie sich anfühlte, genoss, was er sich schon tausende Male vorgestellt hatte. Ein Blitz durchzog seinen Körper als sich der Mund des anderen ein wenig öffnete, dessen Zunge ein kleines Stück vortrat, seine mit einer sanften Berührung begrüßte und sie auf ein zärtliches Spiel einlud. Millionen Sterne prasselten auf ihn nieder, benebelten seinen Geist, ließen ihn alles um ihn herum vergessen, seinen Namen, wer er war; verschmolz mit dem Anderen in dem Moment. Seine Hände, seine Beine, er konnte nichts mehr voneinander unterscheiden, alles war zu einer großen Masse mutiert und nur noch mit dem Mund konnte er fühlen.
 

Schwer atmend lösten sie sich voneinander, keuchend in den Armen des anderen.

Ni~ya wagte es nicht Sakito in die Augen zu sehen, wollte nicht preisgeben, was sich in ihnen widerspiegelte.
 

"Danke." Hauchte er ihm zu, als er mit zitternden Gliedern den Weg ging, den er vorher schon gehen wollte, einen perplexen, mit geöffnetem Mund dastehenden Sakito zurücklassend.
 

+++
 

tbc...
 

Und Kommis. Ihr wisst ja.... ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (23)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Donald
2008-07-07T17:36:38+00:00 07.07.2008 19:36
Waaaa~h!!!
Super beschrieben xD
Und das mit den Filmen war auch herrlich. Ich hätte wohl genauso gefühlt wie Ni~ya xD
Scheiß Romanzen und scheiß Kitsch x3
Aber die Kitsch-Knutsch-Szene war schon wieder so kitschig-knutschig, dass sie toll war <3
Ich hoffe das wrid was mit den beiden.
mal gucken wer nun wen ignoriert xD
Von:  teufelchen_netty
2006-08-06T18:17:27+00:00 06.08.2006 20:17
wah erst mit den filmen foltern wollen und dann das *_*
es war so schön. der letzte teil war super toll
Von:  Shunima
2006-03-07T21:28:34+00:00 07.03.2006 22:28
wie kannst du uns nur so lange warten lassen?
Und das bei so nem bösen ende!
Gebs zu, du hast schon viel mehr geschrieben und willst es nur nicht hochladen!!
>.<
Von: abgemeldet
2006-03-07T08:31:16+00:00 07.03.2006 09:31
Kami-sama is die geschichte schööööööT^T
ich hab sogar heulen müssen;____;
das ist einfach wai><
die pairings sind genial^^
ich mag sogar das aoixkai pairing...am anfang war es etwas komisch, aber mit der zeit und wie du die charas darstellst, macht sie alle so sympathisch*-*
du schreibst echt schön
es geht richtig unter de haut.___.
ich musste oft lachen-vor allem bei den telefongesprächen><
und hatte auch dieses wai-gefühl und habe auch geheult-wie schon gesagt^^;
wie alle unterschiedlich über die liebe reden ist eine so schöne idee=3
so'n langen kommi hab ich noch nie geschrieben=___=
ich musste alles los werdenXD
also: hoffe du schreibst schnell weiter^^
ich freu mich scho
chu~ nenia^^
Von:  Keyjahn
2006-02-23T03:23:10+00:00 23.02.2006 04:23
böööööööööööööser cliffhanger!
mau
was denkt den satty?
wie geht es weiter?
mau
meeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr!
^^
Von: abgemeldet
2006-02-14T20:10:55+00:00 14.02.2006 21:10
kawaii....
*im Kreis hüpf*
ist die FF niedlich...
will mehr lesen....
ich find die Wortspielereien und deinen Stil einfach nur toll/irre, da kann man nix anderes zu sagen....
schreib schnell weiter, ja?
Nerya
Von:  toto-Ro
2006-02-08T20:58:35+00:00 08.02.2006 21:58
Waiii >,<

ist das niedlich! Weiter, weiter!
XDD
*weiterlesen will*
*rofl*
Du schreibst sehr lustig *nicku* und gut gleichzeitig. Eine gute kombination, muss man schon sagen
*nicku*
XDDD
mach schnell weiter, hai?
Ich werde auf jedenfall weiterlesen
^^
Von:  Yoshina
2006-01-25T22:13:02+00:00 25.01.2006 23:13
die ff is ja soo waiii... o.o
im ganzn natürlich schreiend unrealistisch, aber sooo... okay, du weißt es schon, ne?^^''
ich hab sie jetzt ganz am stück gelesen, und sie hat sich zwischendrin irgendwie schon verändert... ganz einfach: ernsta gewordn^^'')
ich finde es schade, dass die kapitel immer so kurz sind... und ich fand es jetzt etwas schwierigvon einem kapitel zum nächsten über ein ganz anderes pairing zu lesen...
XD ich glaub mein favo is uru-chan... so richitch schön unglücklich - nein, das dann auch nicht, ich hoffe das wird bald was...^^
ruka & yomi hab ich auch gern... *knuffl*
das mit saki/niya un aoi/kai is mia im moment etwas zu kitschig...
njaaa, ich lass es jetz, is echd waii, nix gegen baldmöglichste fortsetzung, enseidenn du schreibst was zu strawberry fields... schreibst du an denen alle parallel? es dauert imma so lang miten chappis-____-
Von:  Azamir
2006-01-22T14:59:18+00:00 22.01.2006 15:59
yay!
Ich bin vor einiger zeit irgendwie auf die geschichte gekommmen... hab ich überhaupt schon mal nen kommentar gegeben? kA.

Hoffentlich kommen sie jetzt zusammen^^ *dos so toll fände*

Danke für die story, Aza^^
Von:  -mogi-
2006-01-19T13:14:52+00:00 19.01.2006 14:14
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es is raus!!... oh gott!!...
O___O
alda.. der schluss is total klasse geschrieben.. *_*
*ey wegschmelz*
ich bin soooooooooooo gespannt, wie es weiter geht!
wird es gut? wird es schlecht???
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ich hasse diese spannung XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD


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