1.
Sie blickte wieder auf die schimmernde Oberfläche des Teiches.
Ihre Finger glitten durch das kühle Nass und die kristallenen Tropfen perlten von den Fingerspitzen, als ob sie an Glas entlang rinnen würden.
Mit verschleiertem Blick starrte sie auf den Grund des Gewässers, als ob sich dort das finden würde, was man ihr genommen hat, wonach sie sich so sehnte.
Die Augen des Mädchens weiteten sich kaum merklich, als sie sich erinnerte, an die Vergangenheit. An ihr früheres Leben.
Bevor alles so kam, wie man es sich niemals hätte vorstellen können.
So schnell, so schmerzlos, so plötzlich. So grausam wurde sie aus ihrem Alltag gerissen.
Und sie begann die Welt von einem andern Blickwinkel aus zu betrachten. Ob ihr dieser gefällt, darauf findet sie keine Antwort.
Kein Wort kriegt sie über die Lippen, die Erinnerung, die Bilder, die Vergangenheit.
All das schnürte ihr die Kehle zu, bis kaum noch Luft ihren Körper durchflutete.
Dadurch ist ihr Kopf vernebelt und nur noch trübe Gedanken schießen ihr durchs Hirn, und doch immer wieder diese Bilder.
Diese vergangenen Momente, die sie einfach nicht ablegen konnte.
Eingebrannt und dafür bestimmt, nicht mehr loszulassen.
Niemals konnte die dieses Gesicht vergessen, alles war so klar und deutlich wie eh und je.
Doch es war kein fröhliches Gesicht. Es sah so aus, als hätte es nie gelernt Glück auszustrahlen.
Und doch war es nicht ausdruckslos, aus ihm spiegelte sich Trauer wieder, die so bebte, dass das Gesicht fast zersprang.
Als ob es flüchten wollte, sich lösen will von all den anderen Gliedern.
Nur weg, weg von diesem Platz der Trauer, Trauer, die einen fast zerdrückte.
Dieser Platz, der die Wiederkehr eines jeden Geschöpfes unweigerlich vereitelte und mit Allem abschloss, was früher einmal war.
Früher.
Nun sah sie es wieder.
Ein Mädchen mit langen Silberhaar und violetten Augen.
Und es schienen sich stumme Tränen über ihre blassen Wangen einen Weg zu bahnen.
Der hölzerne schwarze Sarg, der sie umgab, ließ sie klein wirken und doch konnte man nicht abstreiten, dass er ungemein sorgfältig und kunstvoll gefertigt wurde.
Doch nur ein paar Augenblicke lang, kann er sie betrachten, um sich ihr Antlitz einzuprägen.
Dann Sekunden später ergriffen zwei Männer die, als goldene Rosen geformten Griffe des schwarzen Sarges und lassen den oberen Teil vorsichtig auf das Gegenstück gleiten.
Wie in einem Kinofilm, so schien es, lief alles in ihrem Kopf ab.
Die Augen, währenddessen geschlossen, rissen beim Schließen des Sarges
augenblicklich auseinander.
Sie atmete schwer und ließ ihre Fingerspitzen wieder in das eiskalte Wasser gleiten.
♥ ~~~Fortsetzung folgt~~~ ♥